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Shuichi Akai - Agent auf Abwegen

von

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Rote Rosen

Langsam wachte Gin auf. Er fühlte sich seltsam entspannt und zufrieden und irgendwie gut gelaunt. Ohne die Augen zu öffnen, genoss er dieses Gefühl. Nach und nach tauchten Bilder der letzten Nacht vor seinem inneren Auge auf und obwohl er der Meinung war, dass ihn das aufregen und wütend machen sollte – sowohl auf den Agent, als auch auf sich selbst – stahl sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen und seine Gute Laune nahm sogar noch zu.

„Es war einfach nur schön...“, dachte Gin.

Er erinnerte sich an ein paar Szenen der letzten Nacht, die ihm eine leichte Röte ins Gesicht steigen ließ. Um sie mit seiner Hand zu verbergen und zugleich auch den letzten Rest seiner Müdigkeit zu vertreiben, hob Gin seine Hand und wollte damit gerade über sein Gesicht streichen, als er verdutzt inne hielt. Neben ihm lag niemand.
 

Sofort hellwach riss der Silberhaarige die Augen auf und setzte sich ruckartig im Bett auf. Um sich zu vergewissern, betrachtete er die leere Bettseite neben sich, bevor er angespannt anfing zu lauschen. Doch egal wie sehr er sich anstrengte, konnte er keine Geräusche in dem angrenzenden Bad oder der nicht sonderlich weit entfernten Küche hören.

Ein schreckliches Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus und auf einen Schlag war seine gute Laune hinüber. Den Mörder beschlich eine böse Vorahnung und er erinnerte sich an seine letzte Frage an Shuichi, bevor er eingeschlafen war. Ob er verschwinden würde, wenn er es ihm gestatten würde rauszugehen.

“Er wird doch nicht…“ Gin sprang eilig aus dem Bett und griff sich auf dem Weg zum Bad ein paar seiner Klamotten, die ordentlich zusammengelegt auf dem Stuhl lagen. Doch wie erwartet war das Bad leer.

Aufgebracht zog Gin sich in aller Eile auch die restlichen Kleidungsstücke an, bevor er in die Küche stürmte. Halb erwartete er den Agenten dort gutgelaunt am Küchentisch sitzen zu sehen, doch auch diese Hoffnung wurde Enttäuschung. Mit schwindender Hoffnung öffnete Gin noch die Türen der anderen Räume und mit jedem weiteren leeren Raum sank seine Stimmung mehr, während sein Gesichtsausdruck immer mehr zu dem des kaltblütigen Mörders zurückkehrte und seine Wut stieg.

Als auch der letzte Raum eindeutig leer war, griff Gin auf dem Weg zur Tür nach seinem Mantel und warf ihn sich über.

“Wenn ich den erwische kann er was erleben! Ich werde ihm nie wieder etwas glauben!“, schwor sich der Silberhaarige.
 

Gerade als er mit hastigen Schritten an der Tür angelangt war und seine Hand schon beinahe die Klinke berührte, geschah auf einmal etwas Unerwartetes. Die Türklingel läutete.

Gin hielt inne. Er fragte sich, wer das sein könnte, während ein unwohles Gefühl sich in ihm breit machte.

“Wer weiß, wie weit dieser Kerl schon gekommen ist…“, ging es Gin durch den Kopf und er bekam irgendwie den Verdacht, Akai könnte längst eine Gelegenheit gefunden haben, um seine FBI Kollegen zu informieren.
 

Plötzlich klingelte es ein weiteres Mal und somit wurde der Silberhaarige aus seinen Gedanken gerissen. Als seine Augen sich wieder nach vorn richteten, bemerkte er seine zitternde Hand über der Türklinke.

„Reiß dich zusammen…“, befahl er sich flüsternd. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er schließlich doch die Tür öffnete.

Gin wusste nicht, ob der darauffolgende Anblick ihn eher erleichtern oder wütend machen sollte.

Er starrte den schwarzhaarigen Agenten vor ihm sowohl fassungslos als auch verärgert an. Akais Blick konnte er dabei nicht deuten, und das wollte er momentan auch überhaupt nicht.

„Ich…“, begann sein Gegenüber vorsichtig, doch weiter kam er auch nicht mehr zu Wort, denn letztlich dominierte die Wut von Gin. Er zog Akai mit einer schnellen Bewegung zurück ins Haus und knallte daraufhin umgehend die Tür zu.

Als der Agent sich dem Silberhaarigen wieder zuwandte, um sich zu erklären, holte dieser zu einem Schlag aus. Die starke Faust traf den Agenten direkt in seine rechte Gesichtshälfte. Es war klar wie viel Erbitterung sich hinter dieser Geste schon gesammelt haben musste, da sie veranlasste, dass Akai dabei halb gegen die Wand neben sich prallte. Er konnte den Aufprall gerade so noch etwas mit seiner Hand dämpfen.
 

Gin interessierte es nicht wie viel Schmerzen der Schwarzhaarige in diesem Moment wohl erlitten hat, er war völlig außer sich. Dutzend Fragen schossen ihm durch den Kopf, gemischt mit Gefühlen von Hass. Er fühlte sich hintergangen. Doch als er Akai eigentlich anschreien wollte, blieb er stattdessen stumm. Er konnte es nicht. Stattdessen beobachtete er ihn nur, wie er sich an die Wange fasste und wieder versuchte einen festen Stand zu bekommen. Sein Blick schien währenddessen emotionslos, als hätte ihm der Schlag eben nichts ausgemacht und er hätte ihn genauso gut auch ignorieren können, wenn es ihn nicht gegen die Wand gehauen hätte.
 

„Versteh das bitte nicht falsch.“, begann Akai und unterbrach den kurzen Moment des Schweigens. Gin beschloss fürs Erste seinen Gegenüber Gehör zu schenken.

„Du weißt doch noch wie ich dir gestern gesagt habe, dass ich es hier drinnen nicht mehr aushalte… Und als ich heute Morgen meine Jacke entdeckt habe kam mir die spontane Idee vor dem Haus eine Zigarette zu rauchen.“ Der Agent setzte ein leichtes Lächeln auf, auch wenn er von Gin nebenbei gefährlich ernst angesehen wurde. Er ließ sich nicht einschüchtern.

„Nur zu blöd, dass ich vergessen hatte, dass ich keinen Hausschlüssel besitze. Da ist mir dummerweise die Tür zu gefallen.“, erklärte Akai sich weiter.

Den Silberhaarigen ließ das offensichtlich unbeeindruckt und dass er kein einziges Wort von dem glaubte, hätte man ihm auch an sein Gesicht ablesen können.

„Ein dummes Missgeschick, nicht wahr?“ Akai kratzte sich an den Hinterkopf.

„Und du denkst ernsthaft die Ausrede zieht?“, erwiderte Gin daraufhin kalt.

Der Agent hatte irgendwie schon mit so einer Reaktion gerechnet und hoffte zumindest doch etwas vorgesorgt zu haben. „Glaub mir.“, meinte er knapp und seufzte einen kurzen Augenblick später. „Ich habe schon vermutet, dass du wahrscheinlich sauer sein wirst... Also habe ich bei der Gelegenheit die hier gekauft.“

Immer noch lächelnd hielt er Gin plötzlich einen Strauß roter Rosen hin.

„Für dich.“, sagte er dann. Die Idee war ihm spontan gekommen, da er vermutete der Silberhaarige würde so oder so sauer sein und ihm wohl kaum glauben.
 

Gins Augen begannen sich zu weiten, als er die Rosen erblickte. Er hatte sie bis jetzt nicht einmal selbst wahrgenommen und es wirkte für ihn so, als wäre der Strauß gerade mitten aus dem Nichts aufgetaucht. Vielleicht hatte er ihn vor lauter Wut nicht bemerkt, zumindest versuchte er es sich so zu erklären.

„Es tut mir leid.“, fügte Akai noch hinzu, als würde er Gins Sprachlosigkeit nicht akzeptieren.

„Das entschuldigt nichts.“, erwiderte dieser nur kalt und drehte sich weg. Da krallte sich eine Hand in seinen Mantel.

„Aber-", setzte Akai an, doch anderweitige Versuche sich rauszureden waren wohl nicht geduldet.

„Was, wenn dich jemand gesehen hat?!“ Selbst wenn der Agent die Wahrheit sagte, so zog Gin ebenso diese Möglichkeit in Betracht, welche Probleme bereiten könnte.

„Unsinn.“, antwortete Akai ihm jedoch ruhig.

„Warum bist du dir da so sicher?“

„Ich habe schon darauf geachtet, dass mich niemand sieht.“

Gin zog unglaubwürdig eine Augenbraue nach oben. Hingegen war sein Gegenüber sich ziemlich sicher. Auch weil der Blumenladen, von welchem er die Rosen gekauft hatte, sich nur um die Ecke befand. In einem abgelegenen Stadtviertel bei dem kurzen Weg jemanden über den Weg zu laufen, den man kennt, hielt Akai für sehr unwahrscheinlich.

„Natürlich hast du das. Gerade weil du mit deinem übrigen Auge auch deine Umgebung so genau im Blick haben kannst!“, prahlte Gin ironisch. Dabei erinnerte er sich daran, wie leicht es war seinen Erzfeind damals zu entführen.
 

Aus irgendeinem Grund durchfuhr Akai ein Stich, als dieser Satz seine Ohren erreichte. Eigentlich war er sämtliche Kommentare und Wege von Gin verletzt zu werden bereits gewöhnt, doch diesmal war es anders. So eine ‘Beleidigung‘ hätte er nicht von Gin erwartet, gerade weil dieser nun längst die ganze Wahrheit kannte. Am liebsten hätte er es gesagt, dass er nur noch wegen ihm ein Auge besaß – dass er damals nur für ihn alles riskiert hatte und sogar bereit gewesen wäre zu sterben.

Doch alles was Akai entwich war ein stumpfes „Aha.“ und zurück blieb ein enttäuschendes, schmerzhaftes Gefühl. Er ließ die Rosen fallen. Mit gesenktem Kopf ging er einfach wortlos an Gin vorbei und suchte den Weg zu seinem alt gewohnten Schlafzimmer auf.
 

Gin sah den irgendwie wütend wirkenden Gesichtsausdruck von Akai nur flüchtig, und es verschaffte ihm ein mulmiges Gefühl.

“Was hat er denn jetzt…?“, fragte er sich. Kurz darauf hörte er, wie eine Tür recht unsanft geschlossen wurde.

Im Nachhinein überlegte der Silberhaarige doch, ob seine Wortwahl zuvor nicht vielleicht doch etwas unsanft ausgedrückt war. Bis jetzt war es ihm egal gewesen, was sein Mitbewohner zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, doch nun würde er schon gern wissen was in Akai vorging.

“Ist er vielleicht angepisst, weil ich ihm nicht glaube?“ Je mehr Gin darüber nachdachte, so verstand er den Agenten schon ein wenig. Immerhin stimmte es, dass er dieses Haus seit ungefähr zwei Monaten nicht mehr verlassen hatte und wenn er vorgehabt hätte ihn zu verraten, wäre längst etwas passiert.

“Oder nicht?“ Letzten Endes hing es doch an ihm, ob er Akai dieses Vertrauen schenkte oder nicht.

Gin senkte den Kopf, womit auch die Rosen am Boden in sein Blickfeld gerieten. Etwas zögernd hob er sie auf.

“Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt...“, dachte er, während er sie mit niedergeschlagener Miene betrachtete. Er drückte sie fester an sich, schloss die Augen und atmete laut aus. Er hielt es erst mal für das Beste, sich irgendwie wieder zu beruhigen.



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