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Shuichi Akai - Agent auf Abwegen

von

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Tiefste Verletzung

Am folgenden Tag hatte die Schwellung an Akais Arm längst nachgelassen. Dafür hatte sich der Arm jedoch blau gefärbt, erkannte Gin, als er Akais Zustand überprüfen wollte. Gerade war er dabei, dessen Arm abzutasten. Dies tat er langsam von oben nach unten. Das Erste, was Gin mit einem Hauch von Erleichterung feststellte, dass Akais Arm schon mal nicht gebrochen war.

Der junge Mann auf dem Bett verzog währenddessen wieder vor Schmerzen sein Gesicht, aber zumindest schien er nicht mehr so ermüdet wie am gestrigen Tag - Gin empfand es so auch als angenehmer, ihn anzusehen.

"Spürst du noch Schmerzen?", erkundigte der Silberhaarige sich.

Akai versuchte zu bestätigen, brachte aber fast keinen Ton aus sich. Gin hätte ihm die Antwort auch genauso an dessen Schmerz verzogenen Gesichtsausdruck ablesen können.

"Hier auch?" Gin drückte vorsichtig seine Finger auf Akais Handfläche. Ein Nicken erfolgte. Gin war in dem Fall froh, dass er damals in den Diensten der Organisation oft auf sich allein gestellt war. Daher wusste er auch, wie man solche einfachen Verletzungen oder derartiges selbst verarztete.

Ein tiefes Ausatmen von Akai lenkte Gins Aufmerksamkeit wieder auf ihn.

"Was ist?", fragte er, da er die Unzufriedenheit bemerkte, die der Agent damit deuten wollte.

"Gar nichts. Das erinnert mich irgendwie nur gerade an meinem Aufenthalt im Krankenhaus." Bei diesen Worten konnte Gin nicht anders als Lächeln, wenn auch überwiegend innerlich.

"Scheinst Krankenhäuser wohl nicht sonderlich zu mögen, was?", sprach Gin, mit einem Hauch Belustigung in seiner Stimme.

Akai versuchte den Schmerz überwiegend zu ignorieren und antwortete: "Krankenhäuser treffen eben nicht meinen Geschmack."

Das wunderte Gin nicht, immerhin konnte er sich selbst nicht vorstellen, tagelang in so einer langweiligen Einrichtung zu verweilen.

"Dann solltest du wohl besser dafür sorgen, dass du dort nicht mehr landest.", erwiderte Gin schließlich. Er ahnte nicht, was er mit dieser, in seinen Augen normalen Antwort, angerichtet und bei Akai ausgelöst hatte.

"Wie sollte ich? Wenn, dann stehe ich doch sowieso zurzeit unter deinen Behandlungen." Der Agent starrte nach diesem Satz auf seinen Arm. Jedoch nicht so lange, dass Gin Zeit hatte, zu reagieren.

"Doch mir ist es so lieber, wenn du dich um meine Verletzungen kümmerst. Verletzungen, die du meist immer selbst verursacht haben würdest." Der letzte Satz war kaum hörbar, dennoch verstand Gin es, wegen der hohen Aufmerksamkeit, die er dem Agenten gerade widmete. Da er sich jedoch plötzlich schlecht zu fühlen schien, wünschte er sich den letzten Satz überhört zu haben.

"Aber das wäre mir dann auch egal." Akai sprach weiter, auch wenn er zwischenzeitlich pausierte. Er sagte einfach, was er dachte, mit der Annahme es gäbe nichts zu verlieren.

"Gegen meiner tiefsten Verletzung könntest du ohnehin nichts unternehmen." Daraufhin senkte Akai den Kopf und schwieg. Was er Gin damit eigentlich vermitteln wollte, nämlich seine verletzten Gefühle für ihn, begriff der Silberhaarige nicht.

Eher konnte er plötzlichen Schuldgefühlen nicht mehr ausweichen, die bei Akais Worten von ihm Besitz ergriffen hatten. Er fühlte sich zu irgendeiner Antwort gezwungen, doch alles was seinem Mund letztlich entwich, war ein stockender, leerer Wortlaut, der nichts außer Ahnungslosigkeit aussagte.

Als Akai seinen Blick wieder zu Gin richten wollte, war dieser längst dabei den Raum zu verlassen.

"Wo willst du hin?"

Gin hielt inne. Seine Hand war auf der Türklinke gelegt, während Akai seine verwirrte Frage gestellt hatte.

"Kurz weg." Mit einer kurzen, uninformativen Antwort drückte Gin die Klinke runter und trat aus dem Zimmer. Die Tür knallte er hinter sich zu.
 

"Was zur Hölle sollte das gerade...?" Gin stand draußen vor der Tür. Während er durch den Flur gestreift war, hatte er sich noch eine Zigarettenschachtel und Feuerzeug aus der kleinen Kommode mitgehen lassen.

Da die Wohnung keinen Balkon besaß, hatte Gin beschlossen vor dem Haus zu rauchen. Eigentlich war er ein Mensch, dem das Rauchen in Räumlichkeiten egal war, doch jetzt brauchte er wirklich erst mal einen kühlen Kopf.

Damals hatte er sich mit Wodka diese Wohnung gemeinsam ausgesucht. Beide empfanden sie als passend, da sie sowohl abgelegen als auch unauffällig war. Doch nun würde er dort allein leben, wenn Akai nicht bei ihm wäre. Denn Wodka war tot...

"Wie komme ich jetzt auf den?!" Gin war eindeutig von seinen Gedanken abgekommen und zertrat seine Zigarette auf dem Boden. Es gab viel wichtigere Dinge, als sich jetzt noch Gedanken um seinen alten Partner machen zu müssen. Die Zeiten waren vorbei.

"Okay, wo war ich..." Gin versuchte sich eher wieder auf sich selbst zu konzentrieren, dabei zündete er sich eine neue Zigarette an. Er fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde seine Erinnerungslücken zu füllen und wann sein Gedächtnis wieder vollständig wiederhergestellt sei. Die Auslöser für zurückkommende Erinnerungen waren zweifellos Ereignisse, die er bereits zu den damaligen Zeitpunkt so ähnlich erlebt hatte. Das ist ihm schon beim Gewitter und dem Kuss mit Akai klar geworden. Wieder unterbrach Gin seine Gedanken. Ein Pärchen auf der anderen Straßenseite weckte aus irgendeinem Grund seine Aufmerksamkeit. Kaum zu glauben, dass solch junge Leute in so einer abgelegenen Gegend unterwegs sein würden.

Kurz hielt die Frau an, um ihren Partner einen Kuss zu geben. Davor hatten sie über irgendwas geredet und zwischenzeitlich gelacht.

Gin nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. Er sah auf dem Fußboden und merkte nicht mehr, wie sich das Paar längst entfernte. Der Silberhaarige strich sich mit dem Finger über die Lippen. Er rief sich den Kuss mit Akai zurück ins Gedächtnis.

"Es hat alles gepasst, bis..." Gin fragte sich, ob er wohl noch weiter gegangen wäre, wenn dieser raue Pullover anstatt der nackten Brust von Akai, ihn nicht stutzig gemacht und sein Handeln gestoppt hätte.

Gin stellte sich vor, was er fühlen könnte, wenn er die Ereignisse aus jener Nacht fortsetzen würde.

"Er hat meinen Körper erkundet, sich langsam vor getastet und schnell die richtigen Stellen gefunden...", erinnerte er sich an Akais Worte von letztens. Es war erst ein paar Tage her, seit der Agent es ihm erklärt hatte.

"Ich habe seinen..." Gin begann die Worte für sich umzuformulieren, bereute es aber unmittelbar danach, als sich etwas in seiner Hose regte. Bei dieser schamhaften Erkenntnis lehnte sich Gin gegen die Tür und ließ seine Zigarette fallen.

"Genug jetzt.", ermahnte ihn seine innere Stimme. Draußen war nicht der richtige Ort für solche Gedanken.



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