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Shuichi Akai - Agent auf Abwegen

von

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Ich glaube dir

Das Erste, was Gin wahrnahm als er anfing aufzuwachen, war eine angenehme Wärme und das ruhige Pochen eines Herzschlages unter ihm, das ihm angenehm vertraut war und Sicherheit vermittelte. Er fühlte sich einfach wohl und wollte sich am Liebsten noch enger an die Person unter sich kuscheln, doch da setzte sein Verstand wieder ein.

"Wieso liege ich hier?" Mit geschlossenen Augen rief er sich die letzten Ereignisse in den Kopf. Es hatte gewittert. Ein Stromausfall... und Kopfschmerzen. "Hat das Gewitter etwas ausgelöst?"

Die Frage beantwortete sich, als er feststellen musste, dass er sich jetzt tatsächlich daran erinnern konnte, wie Akai mit ihm zu einem anderen Haus gefahren war.

"Da sind wir auch in einem Gewitter angekommen…"

"Guten Morgen.", erklang eine raue, müde klingende Stimme über Gin und vibrierte in dem Brustkorb unter ihm. Aus seinen Überlegungen gerissen, öffnete Gin die Augen und drehte den Kopf, um Akai anzusehen.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er seine Arme um den Agenten geschlungen hatte und sie sich noch immer im Flur befanden. Genau genommen auf dem Boden im Flur....

Ruckartig richtete sich Gin auf und stützte die Hände dafür neben Akais Körper ab.

"Was machst du hier?!", schrie er den Schwarzhaarigen an.
 

Akai verzog vor Schmerzen leicht sein Gesicht. Seine Erschöpfung hatte irgendwann dafür gesorgt, dass er in einen leichten Schlaf gefallen war. Doch die Schmerzen und die ungünstige Position hatten verhindert, dass sein Schlaf tief, geschweige denn erholsam werden konnte. So wurde er durch die kleinen Bewegungen von Gin geweckt, als dieser erwachte.

Die ruckartigen Bewegungen seines Koibitos sandten Wellen des Schmerzes durch seinen Körper und er musste sich zusammenreißen seinen Schmerz nicht herauszuschreien.

Erst nach ein paar Minuten wurde ihm bewusst, dass sich Gins Körper über ihm immer mehr anspannte und als er sein Auge öffnete, sah er in das kalte Gesicht eines wütenden Mörders. Er hatte nicht mitbekommen, dass dieser ihn etwas gefragt hatte, beantwortete Gins Frage aber dennoch, indem er die Sätze aussprach, an denen er die halbe Nacht gefeilt hatte. Die andere Hälfte hatte er an gemeinsame Momente mit Gin denken müssen.

"Ich habe dich schreien gehört und konnte dich nicht einfach so allein lassen. Ich habe dir bereits versprochen, dass ich dir helfe und das werde ich auch bis zum Schluss tun."

"Du hast dein Versprechen gebrochen, warum sollte ich dir also dabei glauben?", fragte Gin unbeeindruckt.

Bevor der Agent die Frage beantworten konnte, fügte der Silberhaarige noch hinzu: "Woher weiß ich, dass du dir das nicht als Ausrede ausgedacht hast, da ich dich abgefangen habe, bevor du zur Tür gelangen konntest?"

Akai wich dem eiskalten, bohrenden Blick über sich nicht aus.

"Weil ich so nie durch die Tür hätte gehen können." Nach diesem Satz drehte Akai seinen Körper etwas, damit Gin die Handschellen hinter seinem Rücken sehen konnte. Dabei achtete er bewusst darauf, dass sein Gesichtsausdruck gleich blieb und nichts von den Schmerzen zeigte, die diese Bewegung verursachte.
 

Verwirrt runzelte Gin die Stirn.

"Wieso? .... Warum sollte er sich selbst fesseln? Ist das ein Trick von ihm?" Er betrachtete den Schwarzhaarigen genau. Der Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert und er konnte an den Augenlidern Akais Müdigkeit erkennen.

"Es stimmt. Wäre er so nach draußen gegangen, wäre das bestimmt jemandem aufgefallen. Das wäre ihm zwar zu Gunsten gekommen, hätte er mich ausliefern wollen, aber das hätte alles Zeit gekostet und warum den Aufwand auf sich nehmen. Um mich auszuliefern hätte er sich nicht selbst fesseln müssen. Ohne die Handschellen hätte er direkt das FBI kontaktieren können..." Egal wie Gin es betrachtete, er fand keinen logischen Grund aus dem sich der Agent selbst fesseln würde. Noch dazu mit den Händen hinter dem Rücken, was seine Handlungsfähigkeit gewaltig einschränkte. Wären seine Hände vorne, wäre es leichter zu glauben, dass er ihn nur täuschen wollte, doch so…

Gin kam ein Gedanke.

"Wo ist der Schlüssel?" fragte er seinen Gefangenen. "Ich weiß, dass ich ihn direkt neben den Handschellen liegen gelassen habe, hat er ihn also mitgenommen um...."

Gins Gedankengänge wurde von Akais Antwort erneut total aus der Bahn geworfen.

"Noch auf dem Nachtschrank. Ich habe ihn nicht angerührt." Darauf wusste der Silberhaarige nichts zu sagen. Mit finsterem Gesichtsausdruck, da er seinem Gefangenen noch immer nicht ganz glaubte, richtete er sich mit einem "Hmpf!" auf.
 

Erleichtert atmete Akai tief durch. Offenbar hatte er den ersten Test bestanden, dass es nicht nur bei dem Einen bleiben würde, stand natürlich außer Frage.

"Den Rest schaffe ich auch. Am schwersten ist immer der Anfang.", dachte Akai.

"Worauf wartest du?", wurde der Schwarzhaarige von dem Mörder angefahren. "Willst du den ganzen Tag da liegen bleiben?"

Akai lächelte schwach. "Kannst du mir bitte helfen? Meine Arme und das Bein auf dem du gelegen hast sind leider eingeschlafen."

Gins Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr. Dennoch ergriff er Akais rechten Arm und zog ihn damit grob auf die Füße.

Akais Beine zitterten etwas und er war froh, dass Gin seinen Arm nicht losließ, bis sie wieder in dem Schlafzimmer waren, in dem er die letzten Tage verbracht hatte. Ohne die Unterstützung des festen Griffes wäre er vermutlich gleich wieder zusammengebrochen.

Gin zerrte Akai bis zum Bett. Dort angekommen gab er dem Agenten einen groben Stoß, wodurch dieser stolperte und mit dem Gesicht voran in der Matratze landete.

"Bleib da!", befahl der Mörder grob und ging zum Nachttisch, auf dem der Schlüssel der Handschellen lag. Als er sich dem Agenten wieder zuwandte, lag dieser noch genau so auf dem Bett wie er gelandet war, nur den Kopf hatte er zum Atmen etwas gedreht.

Gin kniete sich neben Akai auf das Bett. Er legte seinem Gefangenen eine Hand zwischen die Schulterblätter und drückte ihn fest in die Matratze. Langsam beugte er sich soweit herab, dass Akai seinen Atem am Ohr spürte.

"Ich vertraue dir nicht.", flüsterte Gin ihm ins Ohr und ließ dem Agenten einen Schauer über den Rücken laufen. Es gab nichts, was Akai tun konnte.

"Ich hab es versucht.", dachte er resigniert. Doch Gins nächste Aktion überraschte ihn. Er öffnete die Handschellen.

"Aber ich glaube dir diesmal." Mit den Worten stand Gin mit den Handschellen in der Hand vom Bett auf.
 

Als Akai dann die Befürchtung bekam, Gin würde den Raum wieder verlassen wollen, versuchte er ihn davon abzuhalten.

"Warte.", meinte er leise, während er versuchte sich auf das Bett zu setzen. Erst nach einigen Bemühungen schaffte er es, eine Sitzposition einzunehmen.

"Hm?", kam es von Gin scheinbar unbeeindruckt, der einfach wartete, bis Akai sich einigermaßen aufgerichtet hatte.

Der Agent klopfte zweimal leicht mit seiner rechten Hand auf die Bettdecke, mit der Andeutung Gin sollte sich zu ihm gesellen. Nachdem dieser misstrauisch eine Augenbraue nach oben gezogen hatte, nahm er neben Akai Platz.

"Was soll schon passieren...", dachte er, dass er dabei seine Achtsamkeit ignorierte, überraschte ihn im Nachhinein selbst. Danach wusste er nicht, ob er dies jetzt bereuen sollte.

Akai hob seine zitternde, rechte Hand und führte sie zu Gins Stirn. Als er diese berührte, fühlte er jedoch nichts. Die noch andauernde Taubheit in seiner Hand ließ die Wärme von Gins Stirn nicht zu ihm durchdringen. Doch trotzdem strich Akai weiter unter den Pony des Silberhaarigen entlang, welcher diese Geste unerwartet aber doch als beruhigend empfand.

"Geht es dir jetzt wieder besser?", erkundigte sich Akai nach dem Zustand seines Koibitos, während er dessen Haare nach oben schob, so dass er Gins Stirn sehen konnte. Die Augenbrauen von Gin waren ebenso silber wie seine langen Haare. Fast wäre Akai diesem schönen Anblick verfallen, wenn Gin nicht seine Frage beantwortet hätte.

"Tut es.", sagte er knapp.

"Wieso ist er immer so fürsorglich wenn es ihm selbst viel schlechter als mir ergeht?!", fragte er sich, aber gedanklich und versuchte das Verhalten des Agenten irgendwie nachvollziehen zu können, als er dessen müdes Antlitz musterte. Er bemerkte eindeutig, wie Akais Hand auf seinem Kopf immer noch zitterte und diese wohl kaum noch Kraft besaß.

"War das alles, was du wissen wolltest?", fügte Gin hinzu, da ihm seine Antwort zu kurz schien und unzufrieden stellte.

Er griff um Akais Hand und ließ sie wieder zum Bett sinken.

"Nein...", brachte der Agent hervor, "Hast du dich gestern an etwas erinnert?"

"Habe ich." Gins Antwort erfolgte schnell.

"Magst du es mir erzählen?", wollte sein Nebenmann daraufhin erfahren. Gin erinnerte sich kurz zurück.

"Wir sind zu einem Haus gefahren, welches ich nicht kenne." Er schloss seine Augen und versuchte das Szenario noch einmal hervorzurufen.

"Dann war ich allein. Es war dunkel und wie gestern Abend hatte es gewittert. Ich habe Schreie gehört, bis sie von deiner Stimme unterbrochen wurden." Wie Gin sich dabei gefühlt hatte, erwähnte er nicht. Diese Angst, die er dabei hatte, verschwieg er Akai einfach, da er es als unangenehm empfand. Doch die darauffolgende Antwort von Akai ließen Gins Atem für einen kurzen Moment stocken.

"Ich hatte damals Angst...", begann der Agent und senkte seinen Kopf, "...um dich."

Erst verstand Gin diese Aussage nicht, doch als Akai weiter fortsetzte, verschwand diese Unverständnis allmählich.

"Du hattest solche Anfälle öfters. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und habe mich so hilflos gefühlt." Akai sprach stets ruhig und behielt seine leise Tonlage bei.
 

Gin blieb, ohne es zu merken, der Mund offen stehen. Es verwunderte ihn, wie dieser Mann einfach so offen ihm seine Gefühle preisgab. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte und ob er auf die Wärme, welche seinen Körper plötzlich erfüllte, eingehen sollte.

"Es freut mich, dass dein Gedächtnis Fortschritte macht." Akai beachtete Gins Schweigen nicht und sprach schließlich weiter.

"Was ist das...für ein Gefühl..." Der Silberhaarige krallte in seinen Pullover, an der Stelle seines Herzens, "...wenn ich diese liebevollen Worte höre..."

Er drehte sich von Shuichi weg. Er wollte ihm sein Gesicht jetzt nicht zeigen, welches eindeutig ausdrückte, wie durcheinander er war.

"Stimmt etwas nicht?" Gins seltsame Reaktion entging dem Agenten selbstverständlich nicht.

"Du solltest dich ausruhen und etwas schlafen. Sicher bist du müde." Gin wich der Frage einfach aus und versuchte wieder klare Gedanken zu fassen. Zwar entsprach das der Wahrheit, doch Akai wollte eigentlich nicht so einfach aufgeben. Gerade wollte er Gin erneut ansprechen, als dieser jedoch plötzlich aufstand. Als sich der Silberhaarige ihm wieder zudrehte, war er wieder ganz das gefasste, unnahbare Mitglied der Organisation.

"Wir können natürlich auch gern weiter reden, dann aber nach meinen Bedingungen.", sagte der Mörder kalt.

Akai sah ihn nur erschöpft an. Nach ein paar Sekunden des Schweigens senkte der Agent schließlich den Kopf.

"Also gut, du hast gewonnen."

Ein leichtes Lächeln zuckte in Gins Mundwinkel, doch er unterdrückte es schnell.

"Leg dich hin!", befahl er seinem Gegenüber stattdessen kalt.

Erstaunt tat Akai, was Gin ihm befahl. Er hatte erwartet, sein Koibito würde einfach den Raum verlassen.

"Will er sich etwa davon überzeugen, dass ich wirklich schlafe?", fragte sich Akai im Stillen. Während er jedoch versuchte es sich auf dem Bett bequem zu machen, musste er feststellen, dass ihm sein linker Arm nun gar nicht mehr gehorchte. Zwar konnte er verhindern, dass sich die Schmerzen in seinem Gesicht zeigten, als er versehentlich etwas Gewicht darauf verlagerte, aber anhand der umständlichen Bewegungen erkannte Gin seinen Zustand schnell.
 

Sobald Akai lag, beugte sich Gin über den schwer atmenden Agenten.

Dieser hatte sein Auge kurz geschlossen, um Luft zu holen und war vollkommen überrascht, das Gesicht des Silberhaarigen plötzlich so nah vor sich zu sehen. Viel Zeit dessen Schönheit zu bewundern blieb ihm jedoch nicht, denn gleich darauf schrie er vor Schmerz und schloss sein Auge instinktiv wieder.
 

Gin hatte dem Agenten nicht ohne Grund befohlen sich hinzulegen. Bereits als er ihm die Handschellen abnahm, war ihm aufgefallen, dass der linke Arm des Schwarzhaarigen dicker war. Selbst die Finger erschienen ihm etwas zu rot und leicht geschwollen.

Sobald Akai also auf dem Bett lag, beugte sich Gin zu ihm herab und schob den Ärmel des Pullovers nach oben. Das war es, was Akai vor Schmerz schreien ließ. Der Ärmel des Pullovers war nicht mehr ganz so weit und die Schmerzempfindlichkeit durch die lange Nacht in sehr ungünstiger Lage deutlich erhöht. Akai hatte sein Auge instinktiv geschlossen, wodurch ihm der kurze, besorgte und fast schon schuldbewusst wirkende Ausdruck auf Gins Gesicht entging.

Als der Agent sein Auge wieder öffnete, hatte sich der Mörder bereits wieder im Griff. Unter Akais Blick, der nun nichts weiter als Erschöpfung ausdrückte, richtete sich Gin auf und verließ das Zimmer.

Als er zurückkam hatte er ein Messer in der Hand. Kurz erweiterte sich Akais Pupille.

"Was hat er vor?" Der Agent konnte das schnelle Schlagen seines Herzschlages nicht verhindern, als ihm der Mörder immer näher kam.
 

Gin setzte sich ohne Worte auf den Bettrand neben Akais Arm und schnitt den Ärmel des Pullovers auf.

Überrascht zuckte Akai zusammen, als sein Arm plötzlich von etwas kaltem berührt wurde. Etwas nass-kaltem.

Er drehte den Kopf und erkannte erst jetzt, dass Gin das Messer zur Seite gelegt hatte. Der Silberhaarige wickelte mit festem Griff eine nasse Binde um den geschwollenen Arm.

Als er damit fertig war, stand er wieder auf und warf nochmals einen Blick auf den Agenten.

"Danke.", meinte dieser ruhig, während er seinen schweigenden Koibito ebenso musterte.

"Schlaf gut.", erwiderte Gin nach einem kurzen Nicken. Seine Tonlage wirkte dabei kalt und doch emotionslos. Scheinbar war ihm das zu viel Nettigkeit auf einmal, welche auch ungewohnt war. Gin musste sich eigentlich noch nie um jemand anderen kümmern geschweige denn pflegen, außer natürlich sich selbst. Aber irgendwie bemerkte er, dass es auch ein schönes Gefühl sein konnte, jemandem zu helfen. Akais zufriedenes Lächeln voller Dankbarkeit bewirkte, dass Gin sich jetzt auch besser fühlte.

Als der Agent sein Auge schließlich schloss und versuchte zu schlafen, verließ Gin leise das Zimmer.



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