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Blurred

von

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Kapitel 5

Taika klopfte schon in aller herrgottsfrüh an meine Tür und trat ohne Erlaubnis ein.

Sie grüßte ziemlich verhalten und brummig, zog die pechschwarzen Gardinen bei Seite und verschwand dann wieder.

Ich brummte eine böse Beleidigung und rollte mich anschließend auf die andere Seite mit dem Ziel die Augen noch einmal zu schließen. Nur leider machte mir da der nächste ungebetene Besucher einen Strich durch die Rechnung. Und der hatte lange schwarze Haare, war klein wie ein Zwerg und turnte durch mein Zimmer wie ein Zirkusartist.

»Aufstehen Schlafmütze, dass Frühstück ist fertig!«, brüllte Mokuba wie ein Irrer durch den ganzen Raum und landete plötzlich unsanft auf mir.

Erschrocken schrie ich schmerzerfüllt auf und schubste den Zwerg auf die andere Seite der Matratze. Ich sollte einen Baseballschläger unter meinem Kopfkissen verstecken, damit ich ihn in Zukunft K.O. hauen konnte, sobald er mein Bett auch nur berührte.

Für heute würde ich ihn allerdings nicht mehr so schnell loswerden, also setzte ich mich auf und rieb mir die Augen, während ich herzhaft gähnte.

Mokuba ließ mir natürlich keine Zeit richtig wach zu werden. Kaum sah er, dass ich die Augen aufgeschlagen hatte, packte er mich auch schon am Arm und zog mich aus dem Bett. Während er den Absprung gerade noch schaffte und sicher auf den Füßen landet, machte ich unsanft Bekanntschaft mit den harten Fliesen, die Dank meines Vaters doppelt so wehtaten. Ich fragte mich, ob nach diesem Sturz nun auch der letzte Quadratzentimeter meiner Haut blau und grün werden würde. Dann würde ich wohl endgültig entweder als Schlumpf oder als Marsmännchen durchgehen. Könnte sehr lustig werden, wenn ich mich das nächste Mal mit meinen Freunden treffen würde. Am Ende dankten sie Seto und Mokuba noch für diese völlig irre Idee mich aus den Klauen meines Vaters zu befreien!

»Steh auf Joey, wir müssen runter! Taika wird sonst fürchterlich böse!«

Ich stöhnte nur genervt und versuchte mich irgendwie aufzusetzen. Nur leider wollte das nicht funktionieren, also blieb ich einfach liegen und starrte die schneeweiße Decke an.

Mokubas Gesicht tauchte über meinem auf und er sah mich besorgt an.

»Ist alles in Ordnung? Soll ich Seto holen?«

»Nein bloß nicht!«, sagte ich panisch und versuchte erneut mich aufzusetzen.

Dieses Mal schaffte ich es tatsächlich mich etwas aufzusetzen. Ich versuchte mich in dieser Position zu halten und grinste Mokuba an.

»Geh schon mal vor«, sagte ich und verkniff mir mit aller Macht ein schmerzerfülltes Stöhnen. »Ich zieh mir nur schnell etwas über und dann komme ich nach!«

Der Terrorbolzen sah im ersten Moment nicht besonders überzeugt aus, lächelte dann aber sein kindliches Lächeln und verschwand strahlend aus dem Zimmer.

Kaum war er draußen ließ ich mich wieder auf den Boden fallen und schrie beinahe vor Schmerzen auf.

Ich wünschte mein Vater würde im Suff nicht doppelt so hart zuschlagen wie im nüchternen Zustand. Dann könnte ich mich jetzt wenigstens noch bewegen wie ein normaler Mensch!

Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass mein Fehlen beim Frühstück unbemerkt blieb und schon könnte ich den ganzen Tag hier liegen bleiben und warten bis die Schmerzen abklingen.

Doch schon wenige Sekunden später hallten schwere Schritte durch den Flur und mir war sofort klar wer jetzt meine Ruhepause stören würde!

Denn so viel Wut konnte nur ein Mensch in seine Schritte legen: Seto Kaiba höchstpersönlich!

Wenige Sekunden später flog auch schon die Tür auf und der reiche Pinkel stand im Zimmer.

Ich machte mir gar nicht erst die Mühe ihn anzusehen. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich mir bildlich vorstellen. Die eisblauen Augen, die alles in seiner Umgebung einfrieren taten.

»Was um Himmels Willen machst du da?«

»Ich relaxe, nach was siehts denn aus? Dein Boden ist bequemer als er aussieht!«

Ich sehe aus dem Augenwinkel wie er eine von seinen fein geschwungenen Augenbrauen hochzieht und würde ihm für diese arrogante Geste am liebsten eine herunterhauen. Wenn er sich dafür nur ganz kurz zu mir hinab bücken würde - Und eventuell auch die Steuerung meines Arms übernehmen würde...

»Das Frühstück ist fertig! Dein Körbchen kannst du später aufsuchen Köter!«

Da ist er wieder! Der reiche Pinkel ist wieder vollkommen geheilt und benimmt sich wieder komplett normal - zu mindestens für seine Verhältnisse!

»Ich hab's beinahe schon vermisst«, knurrte ich ungehalten.

Danach legte ich meine Hand an meine Seite und drückte auf einer Stelle herum, die mein Vater gestern sehr schlimm erwischt hatte. Die damit verbundenen Schmerzen waren wohl auch der einzige Grund dafür, dass ich immer noch auf dem Boden herumlungerte, statt mich auf das Frühstücksbüffet der Kaiba Villa zu stürzen.

Beim antatschen tat die Stelle tatsächlich nicht mehr so weh, wie eigentlich erwartet, weswegen ich einen erneuten Versuch startete vom Boden aufzustehen. Endete nur leider in genauso peinlich wie all die anderen Versuche auch.

Aus dem Augenwinkel sah ich den schwerreichen arroganten Sack eine Augenbraue hochziehen, weswegen ich den Blick peinlich berührt abwandte und lieber aus dem Fenster sah.

»Schönes Wetter, ich denke ich werde mit Mokuba nachher noch einen Spaziergang durch den Park hinter eurem Haus machen!«

»Das ist der Garten und Mokuba kennt diesen bereits in und auswendig!«

Was hatte ich eigentlich anderes erwartet? Natürlich hatte DER einen Garten, der dreimal so groß war, wie unser Schulhof.

»Sorry ist leicht zu verwechseln! Dann spiele ich eben mit ihm eine Runde Duell Monsters! Ist dir bestimmt lieber als wenn du dich um seine Bespaßung kümmern musst oder?«

»Er hat zwei Kindermädchen, er hat Beschäftigung genug!«

Irgendwie hatte ich keine Ahnung auf was dieses Gespräch hinauslaufen sollte, also hielt ich einfach den Mund. Viel mir ziemlich schwer!

»Da wir das nun geklärt hätten, bei Fuß in Richtung Esszimmer Hund!«

Ich sagte gar nichts dazu, weil ich hoffte er würde sich einfach wieder verziehen und mich alleine lassen.

Nur leider hatte ich da die Rechnung ohne Seto Kaiba gemacht, der ja für bekanntlich immer seinen Willen bekam - es sei denn er spielte Duell Monsters, da wirkte seine einehmende Aura irgendwie nicht so wirklich.

»Was ist?«

Okay Joey Wheeler, länger kannst du es nicht mehr verschweigen. Na gut, sagte ich mir selbst und machte mich innerlich schon auf ein Donnerwetter gefasst.

»Ich kann mich im Moment nicht wirklich schmerzfrei bewegen, wenn du also nicht auf dein Frühstück verzichten möchtest solltest du hinuntergehen!«, sagte ich ruhig und starrte dabei die Decke an.

Irgendwie hatte ich Angst, er würde mich mit seinem eisigen Blick einfrieren, wenn ich ihm zu lange in die Augen sah.

Ich erwartete von ihm ein genervtes Schnauben oder eine blödes Kommentar, doch nichts davon geschah.

Stattdessen gruben sich zwei Arme unter meinen Oberkörper und meine Beine und hoben mich hoch.

Nun war ich doch wieder gezwungen ihm in die Augen zu sehen, weil ich einfach nicht fassen konnte was er da gerade tat.

Der große Seto Kaiba, Arsch vom Dienst, bückte sich und machte sich die Mühen mich, den räudigen Köter, vom Boden hochzuheben.

»Wer bist du und was hast du mit Seto Kaiba gemacht?« - Das Kommentar konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen.

Diese Worte verließen meinen Mund von ganz alleine.

Kaiba schienen sie - wie zu erwarten - nicht zu gefallen. Doch er verkniff sich unpassende Wiederworte, schnaubte nur herablassend und schlang die Arme fester um mich, damit ich ihm auch ja nicht wegrutschten konnte.

Die Wärme seines Körpers drang durch mein dünnes T-Shirt und ich fühlte mich zunehmend wohler in seinen Armen. Es war unglaublich wohltuend, mal so von jemandem gehalten zu werden. Es fühlte sich so gut an, dass ich kurz davor war gleich wieder einzuschlafen.

Ich stellte es mir unglaublich erholsam vor so die ganze Nacht von ihm gehalten zu werden. Die Person, der dieses Privileg vorbehalten war, konnte sich verdammt glücklich schätzen - auch wenn er im großen und ganzen nichts weiter als ein ungehobelter Eisklotz ist.

Kaiba legte mich wieder ins Bett, was dafür sorgte das ein Stechen durch all meine Glieder fuhr.

Das schmerzerfüllte Stöhnen konnte ich mir nicht verkneifen und Kaiba sah mich daraufhin zweifelnd an.

»Sind die Schmerzen schlimmer geworden?«

»Bis vorhin waren sie auszuhalten und dann kam dein Bruder und war der Meinung mich als Trampolin nutzen zu müssen!«

Kaiba verzog so minimal das Gesicht, dass es mir beinahe gar nicht aufgefallen wäre.

»Ich werde den Arzt nachher noch mal kommen lassen. Wenn die Schmerzen morgen immer noch nicht besser sind, werde ich dich ins Krankenhaus bringen lassen!«

Ich stöhnte genervt und verdrehte die Augen. »Das muss echt nicht sein! Morgen wird's mir schon wieder besser gehen, halt bloß Mokuba von meinem Bett fern!«

Dieses Mal verzog Kaiba das Gesicht etwas länger und sah dabei nachdenklich aus dem Fenster.

Es schien, als würde er mit sich selbst ringen und überlegen ob er meinen Vorschlag annehmen sollte.

Aber wir redeten hier immerhin von Seto Kaiba und der würde nicht so heißen, wenn er nicht immer seinen Kopf durchsetzen musste.

»Keine Diskussion! Ich werde jemand mit deinem Frühstück hochschicken!«

Und ehe ich etwas dazu sagen konnte, verschwand er schon wieder aus dem Zimmer.
 

Wenig später kam eine seiner Bediensteten mit einem Tablett in der Hand.

Ich hätte echt nicht gedacht das außer Taika, Roland und dem Dienstmädchen von gestern Abend noch jemand für ihn arbeiten würde, aber anscheinend hatte er neben einer Köchin und einem Chauffeur auch noch Dienerin die ihm alles hinterhertrugen.

Ob er sie auch zu seiner persönlichen Bespaßung angestellt hatte?

Das Mädchen war kaum ein Stück größer als Mokuba und wirkte verloren zwischen dem breiten, hohen Türrahmen.

»Ihr Frühstück Mister Wheeler. Soll ich es hier vorne auf dem Tisch abstellen oder soll ich es ihnen ans Bett bringen?«, fragte sie schüchtern.

Sie hatte eine ähnlich zurückhaltende Art, wie Makoto aus der Kaiba Corporation.

Ich begann breit zu grinsen, in der Hoffnung ich könnte ihr so die Angst nehmen.

»Bitte nenn mich Joey, sonst komm ich mir so alt vor!«

Sie nickte nur und wiederholte ihre Frage mit korrigierter Anrede.

Ich bat sie, mir das Tablett direkt zu geben und kaum hatte sie das getan, verschwand sie auch schon wieder.

Ich seufzte. Wenn das Leben in dieser Villa immer so schrecklich langweilig und formell sein würde, dann wollte ich lieber wieder zurück zu meinem, um sich schlagenden Vater. Da erlebte man immerhin was, wenn auch nicht unbedingt schöne Dinge.

Und hier haben wir sie wieder: Joey Wheelers masochistische fünf Minuten!
 

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Bis zum frühen Nachmittag verbrachte ich meinen Tag im Bett, sortierte meine Duell Monsters Karten und starrte aus dem Fenster, wenn ich nicht wusste welche Karten alle in mein neues Deck sollten.

Und dann stand plötzlich Mister Zaino im Raum und verkündete großspurig, dass er hier war um sich meine Verletzungen noch einmal genauer anzusehen.

Am liebsten hätte ich die Augen verdreht.

Der Typ behandelte mich wie ein kleines Kind und schien noch dazu seinen Job nicht wirklich ernst zu nehmen. Und das sagte ich bestimmt nicht nur, weil er sich meine blauen Flecken nur einmal halbherzig ansah und danach mit dem Kopf schüttelte.

»Tut mir Leid Mister Wheeler, aber außer ein paar Prellungen kann ich leider nichts anderes feststellen !«

Mehr hatte ich von einem Arzt der Reichen und Schönen auch nicht erwartet. Der Typ war doch nur scharf auf seine Moneten, eine ernste Diagnose konnte man von dem nicht erwarten!

»Wenn sie Schmerzen haben sollten, lasse ich Ihnen ein paar Tabletten hier. Mit denen können Sie das lindern. In ein paar Tagen sollte es Ihnen aber wieder besser gehen!«

Nun verdrehte ich wirklich die Augen.

Die blöden Tabletten konnte er behalten - die halfen mir eh nicht mehr. In den letzten Jahren hatte ich so viele davon geschluckt, dass ich die Wirkung einer Paracetamol 800mg nicht mal mehr spürte. Und seit ich das mitgeschnitten hatte, fraß ich die Teile nicht mehr. Denn bevor ich mir damit auch noch Magen und Nieren zerstörte, litt ich lieber die paar Schmerzen.

Er legte einen Riegel Tabletten auf den Nachttisch und schloss dann seine Tasche mit laut klickenden Metallschlössern.

»Sie sollten sich noch ein paar Tage schonen!«

Ich nickte gehorsam.

»Und nehmen Sie eine Tablette wenn es zu schlimm wird!«

Ich nickte erneut.

»Und geben Sie auf Mister Kaiba acht!«

Ich nickte wieder, ohne den Sinn dieses Satzes zu hinterfragen und Mister Zaino verschwand im Flur.

Zweifellos würde er Kaiba jetzt noch Bericht erstatten und ihm sagen, dass sich mein Zustand nicht verschlechtert hatte. Wofür ich ihm irgendwie auch dankbar war, denn so konnte ich mir eine Fahrt ins Krankenhaus ersparen. Aber andererseits hatte dieser "Arzt" eine Schweigepflicht, an die er sich eigentlich zu halten hatte.

Skeptisch warf ich einen Blick auf die Tabletten und spielte einen Moment mit dem Gedanken eine davon zu mir zu nehmen, nur um die Schmerzen vielleicht wenigstens etwas lindern zu können. Obwohl ich wusste, dass sie do wieso nicht halfen.

Schlussendlich versteckte ich sie jedoch nur im Nachttisch und starrte dann missmutig aus dem Fenster.

Gleichzeitig fragte ich mich selbst, wie das hier alles in Zukunft weitergehen sollte.

Sollten diese 24 Quadratmeter ab sofort und für immer und ewig mein Gefängnis sein? Würde ich hier jemals wieder herauskommen?

Ich wollte gerade die Augen schließen und noch eine Runde schlafen, als Taika die Tür öffnete und ihren schmalen Körper hindurch schob.

»Mister Kaiba fragt ob, Sie in der Lage sind den Salon aufzusuchen?«

»Kann er nicht einfach einen Brief schreiben und mir den zukommen lassen? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust ihn zu sehen!«

Taika schnaufte und baute sich genau vor meinem Bett auf.

»Genau aus diesem Grund habe ich keine Kinder; dieses trotzige Teenager-Verhalten geht mir sowas von gegen den Strich! Gott bewahre den Tag, an dem Mokuba in die Pubertät kommt!«, zeterte sie und zog mir im nächsten Moment die Bettdecke von den Beinen, bevor ich sie daran hindern konnte. »Und jetzt ziehen Sie sich etwas ordentliches an und kommen Sie in den Salon!«

Ich wollte den Versuch wagen zu protestieren, aber Taika unterbrach mich bereits beim Luft holen: »Wage es dich jar nicht jetzt zu bellen, sonst besorge ich dir einen Maulkorb!«

Mein Mund klappte von alleine wieder zu und mir wurde schlagartig klar, wo Kaiba seine Hunde-Affektion her hatte.

»Sie haben zehn Minuten, dann will ich Sie unten sehen und die hier« - sie raffte meine Bettdecke in ihren Armen zusammen - »nehme ich bis heute Abend unter Beschlag!«

Mit diesen Worten verschwand sie wieder und ließ mich grummelnd im Bett zurück. Die Tür ließ sie dabei demonstrativ sperrangelweit offen stehen, damit ich mich mindestens bewegen musste um die wieder zu zumachen.

Stöhnend ließ ich den Kopf in das Kissen fallen und kniff die Augen kurz zusammen, um einen Augenblick die Realität meines neuen Lebens auszublenden.
 

Ich wurde von Taika am Fuß der Treppe empfangen und gleich kritisch beäugt.

»Ich sollte Mister Kaiba bitten, jemanden anzustellen, der Ihnen bei der Auswahl angemessener Kleidung hilft!«, sagte sie tadelnd.

Ich verstand ihr Problem nicht, denn die Jeans und das weiße T-Shirt waren das ordentlichste was ich im Kleiderschrank hatte. Schon vor allem deswegen, weil mir beides mindestens eine Nummer zu klein war und überall zwickte.

»Kann ja nicht jeder 70.000 maßgeschneiderte Anzüge besitzen!«, meckerte ich und starrte auf meine, mit Lamawolle gefüllten, Pantoffel.

Taika schnaubte verächtlich. »Ich weiß das man sie mit Anzügen ausgestattet hat, bevor sie die Kaiba Corporation das erste Mal betreten haben - wo sind die alle bloß?«

Um ganz ehrlich zu sein: Sie dienen als Einlage für meine Umzugskartons, damit meine heiligen Dinge nicht zu Schaden kommen!

Nachdem Kaiba wieder aufgewacht war, wurde ich in der Kaiba Corp. nicht mehr gebraucht, geschweige denn die Anzüge. Deswegen hatte ich sie gleich ein paar Tage später in die hinterste Ecke meines Schrankes gehangen und bei meinem Auszug zwei Mal überlegt, ob ich sie überhaupt einpacken sollte.

»In der Reinigung!«, antwortete ich der Haushälterin ziemlich verspätet.

Sie verdrehte nur die Augen. Alte Zicke!
 

Schließlich blieben wir vor den geschlossenen Türen des Salons stehen.

»Mister Kaiba und Mister Johnson erwarten Sie schon!«

Sie klopfte für mich an die Tür und verschwand abschließend in der Küche.

Ich verdrehte wegen der groben Art und Weise die Augen und betrat dann den Salon.

Mr. Johnson trug heute ausnahmsweise mal keinen Anzug, sondern lediglich eine Jeans und ein lockeres Hemd. Machte ihn gleich viel jünger dieser Aufzug.

Kaiba hingegen wirkte selbst in Anzughose und schwarzem Rollkragenpullover so imposant und einschüchternd wie eh und je.

Die beiden brüteten über irgendwelchen Unterlagen. Vor Kaiba stand ein Glas Wein und Mr. Johnson genehmigte sich entweder Whiskey oder Rum - auf jeden Fall irgendetwas hochprozentiges. Zwei Getränke die man während der Arbeit auf jedenfalls nicht zu sich nehmen sollte! Aber anscheinend bargen ihre Jobs ein großes Risikopotenzial für eine Alkoholabhängigkeit.

Weil sie so vertieft in ihre Unterlagen waren, hatten sie mich gar nicht bemerkt. Und weil ich auch nicht wusste wie man höflich auf sich aufmerksam machte, sagte ich einfach ganz kurz »Hi«.

Überraschenderweise erschreckte das Mister Johnson so sehr, dass er beinahe sein Glas umstieß.

Ich verzog das Gesicht, weil es nicht passierte. Denn Kaibas Donnerwetter hätte von mir abgelenkt und mir die Möglichkeit zu fliehen eingeräumt. Mit einem Choleriker ist immerhin niemand gerne in einem kleinen Raum eingesperrt.

Kaiba sah mich nicht mal an. Er war noch mit seinen Unterlagen beschäftigt. Aus denen strich er gerade einen ganzen Absatz, der bestimmt mit dem feinsten Kauderwelsch gefüllt war, von dem ich selbst nach meinem Wirtschafts-Crashkurs nichts verstehen würde.

Während sein Anwalt also aufstand, mir die Hand reichte und mich fragte wie es mir ging, blieb er einfach auf seinen Sofa sitzen und ging seine Blätter durch.

Mr. Johnson vor mir einen Sitzplatz an und fragte mich, ob ich auch etwas trinken wollte. Was ich natürlich verneinte. Wollte ja nicht so enden wie mein Vater ... Oder Kaiba.

Und dann saßen wir schweigend da, bis Kaiba seine Unterlagen durchgearbeitet hatte und uns abwartend anblickte. Vor allem ich wurde von seinem Blick geradezu durchbohrt.

Er wartetet noch eine gefühlte weitere Ewigkeit, bis er endlich seinen Mund aufmachte.

»Das ist dein Vertrag!«, sagte er und schob mir den Stapel Blätter über den Tisch hinweg zu. »Zu diesen Konditionen werden wir unsere Schein-Beziehung weiter führen, solange es eben nötig ist. Ich habe dort noch ein paar Änderungen vorgenommen. Lese dir das sorgfältig durch und wenn du mit allem einverstanden bist, gib mir bitte eine Rückmeldung, dann bekommst du zur Unterschrift ein ordentliches Dokument vorgelegt!«

Ich ahnte schlimmes.

Kryptisch beäugte ich den Krempel und sah abschließend wieder Kaiba an.

»Darf ich eigentlich auch noch ein paar Dinge festlegen?«

Kaiba zog eine fein geschwungene Augenbraue hoch und wollte gerade etwas sagen, als ihm Mister Johnson ins Wort fiel: »Aber natürlich Mister Wheeler. Gerne können auch Sie ein paar Bedingungen stellen, nur achten Sie bitte auf ein gesundes Maß. Halten Sie Ihre Anmerkungen gerne am Ende des Dokumentes fest.«

Zufrieden mit dieser Aussage sprang ich auf, schnappte mir die Blätter und verabschiedete mich höflich, ehe ich den Raum verließ.

Kaiba würde seinen Lebtag nicht mehr froh werden, dass wusste ich! Denn der reiche Pinkel war es mit Sicherheit nicht gewohnt, dass man ihm Vorschriften machte.

Aber dieses Mal würde er nicht drum herum kommen, auf meine Bedingungen einzugehen. Denn er brauchte meine Hilfe und nicht ich seine.

Hätte nie gedacht, dass ich diesen Moment miterleben dürfte!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Noir10
2018-10-13T09:27:20+00:00 13.10.2018 11:27
oi na auf diesen vertrag bin ich ja mal gespannt, ich kann diese haushälterin oder was auch immer nciht ausstehen!!
^^-^^

Von:  Onlyknow3
2018-10-12T11:14:28+00:00 12.10.2018 13:14
Super Kapitel, auch wenn Mokuba etwas Rüpelhaft mit Joeay umgeht.
Das er diesen einfach aus dem Bett zieht ist nicht nett, von diesem.
Und Seto Köchin geht mir gewaltig auf den Geist, die nimmt sich zu viel heraus.
Oder sie lässt ihren Frust über den Hausherr an diesem aus.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Traumfaengero_-
2018-10-11T22:22:27+00:00 12.10.2018 00:22
Liebe YukiKano,


Unvernunft ist mein zweiter Name, darum lese ich auch noch mitten in der Nacht neue Kapitel, obwohl ich schon seit einer Stunde im Bett liegen wollte und fest schlafen. ;)

Kommen wir zum kritischsten Punkt. Dieses Mal haben sich eine ganze Menge Fehler eingeschlichen, die wahrscheinlich davon kommen, dass du dieses Kapitel beendet hast, noch einmal zur Korrektur gelesen hast und dann online stelltest. Mir passiert es auch immer wieder und manchmal finde ich Fehler erst nach dem 10 Mal lesen. Es ist eine Krux mit ihnen.


Um auf die drei Dinge einzugehen, die mir am wichtigsten erscheinen:

„Und seit ich das mitgeschnitten hatte, fraß ich die Teile nicht mehr.“
 Bei diesem Satz bin ich mir nicht sicher, was genau du schreiben wolltest. Ich denke, dass du „begriffen“ oder „mitbekommen“ meintest.

„Wage es dich jar nicht jetzt zu bellen, sonst besorge ich dir einen Maulkorb!“
 Korrekt muss es heißen, „Wage es ja nicht zu bellen, …“ Das Wort „dich“ kannst du aus dem Satz streichen und das „r“ bei jar wird nur in der Umgangssprache verwendet.

„Kryptisch beäugte…“
 In der Theorie kann man auch etwas kryptisch beäugen, jedoch ist diese Variante sehr selten. Normalerweise wird mit dem Wort „kryptisch“ etwas Sichtbares beschreiben, hin und wieder auch eine Redensart, bei einem Blick habe ich es noch nicht gelesen. Da es sich auch darauf beziehen würde, dass die beiden anderen Männer im Raum Joeys Blick als kryptisch (Duden: unklar in seiner Ausdrucksweise oder Darstellung und daher schwer zu deuten, dem Verständnis Schwierigkeiten bereitend) bezeichnen würden, nähme ich von dieser Deutung Abstand. Wenn du nicht „skeptisch“ nutzen willst, kannst du auch Begriffe wie „argwöhnisch“, „zweifelnd“ oder „schon Böses ahnend“ nutzen.

Eine Frage, die ich mir außerdem stelle, ist die nach der grammatikalischen Zeit. Ich hatte schon in den vorigen Kapiteln die Problematik, dass ich mir nicht sicher war, in welcher Zeit du nun schreibst. Ich bin es immer noch nicht. Kann es angehen, dass du zwischen der einfachen Vergangenheit und dem Stil im Präsens wechselst?


Kommen wir nach so viel Kritik zu den ganzen guten Sachen!

Ich bin begeistert von deiner Vorstellung von Mokuba. Auf der einen Seite ist er noch ein Kind und in seiner ganzen Art kindisch, naiv und ebenso zurückhaltend, wie impulsiv. Auf der anderen Seite hast du uns in den ersten Kapiteln immer wieder einen berechnenden, eigensinnigen Jungen geschildert. Diese Auseinandersetzung mit zwei gänzlich unterschiedlichen Seiten gefällt mir einnehmend gut!

Auch die Darstellung von Taika, die nun auf ihre Art direkt, forsch und dreist ist, gibt der ganzen Geschichte Pepp und einen gewisse Charme. Nun muss sich Joey auch noch mit ihr auseinander setzen und sie scheint auf der gleichen, dunklen Seite wie Seto zu stehen.

Dieses ist auch ein schöner Punkt. Du gibst jetzt schon die kleinen Impulse, die später eine positive Entwicklung fördern können. Sie lässt du aber nicht Überhand gewinnen und gleichst sie immer wieder mit negativen Auseinandersetzungen aus. Diese Ausgewogene Mischung lässt mich glauben, dass diese Geschichte einen wirklich guten Verlauf nimmt.

Natürlich hattest du auch wieder ein paar herrliche Momente!

„Sie dienen als Einlage für meine Umzugskartons, damit meine heiligen Dinge nicht zu Schaden kommen!“ Ich musste herzlich lachen. Ja, da lagen die Anzüge trocken und sicher!

„»Was um Himmels Willen machst du da?«
»Ich relaxe, nach was siehts denn aus? Dein Boden ist bequemer als er aussieht!«“

Göttlich! Die Auseinandersetzungen der beiden gefallen mir immer überragend gut. Auch der Park, der den Garten darstellt, ist köstlich gewesen!

Ich bin wie immer von deinem Kapitel begeistert und freue mich auf das nächste!

Liebe Grüße
Traumfänger



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