Zum Inhalt der Seite

Darksiders - Sidestories

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ungewollte Verwandlung - Rae, Azrael

Slight!AzraelxRae

Slight!OriCxOC
 

Rae POV
 

Wie um alles in der Welt konnte ein „Auftrag“ nur so dermaßen nach hinten losgehen? Das fragte sich eine junge Frau, welche in den sternenklaren Nachthimmel blickte. Leises Schnaufen und tiefe Atemzüge durchbrachen die Stille der Nacht. „Wenigstens einer von uns beiden kommt zum Schlaf“, murmelte sie leise und strich dem großen Tier, auf dessen Rücken ihr Kopf lag, beinahe liebevoll über das Fell. Wie aus Reflex legte sich der Schweif um den Körper der jungen Frau.
 

Seufzend dachte sie wie es angefangen hatte...
 

~Flashback~
 

Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren lief durch das Hauptgebäude der Höllenwache. Auf dem Weg zum Büro der ranghöchsten Person der Streitkräfte des Himmels. Unterwegs erntete sie einige verächtliche Blicke von einigen himmlischen Soldaten. Es war teilweise Gemurmel zu hören, welche nach „Niedere Kreatur“ oder „Was macht dieses Ding hier?“ klangen. Aber diese Worte wurden gekonnt ignoriert. Ihr Ziel war nur noch einige Meter entfernt. /Mal sehen was der General von mir will.../, dachte die Feuerelementarin und stand nun vor der schweren Tür.
 

*Tock* *Tock*
 

„Herein!“, drang eine weibliche Stimme gedämpft hinter der Tür und die Dunkelhaarige betrat das Büro. „Danke, dass du kurzfristig kommen konntest, Rae“, sprach Uriel, der General von der Höllenwache, als die Guardia den Raum betrat. Dank eines gewissen Leutnants kannte das Oberhaupt der Wache ihren Namen. „Kein Problem. Die Aufräumarbeiten laufen ja nicht weg“, erwiderte die Angesprochene und deutete eine leichte, respektvolle Verbeugung an.
 

„Aufräumarbeiten?“, fragte eine männliche, samtene Stimme. Die junge Frau drehte ihr Haupt leicht zur Seite und sah drei Männer. Einen in einer langärmligen Robe gekleidet und zwei in schwerer Rüstung. „Azrael? Welch angenehme Überraschung Euch zu sehen“, der Engelsgelehrte gehörte zu den wenigen Personen, denen die junge Kriegerin von Anfang an respektierte und auch dementsprechend ansprach. Die Drachin wunderte jedoch sich was er hier machte, da sie ihn meist entweder im Silberturm sah, wenn sie die eine oder andere Schrift einem gewissen Bibliothekar brachte oder eher zufällig in der Weißen Stadt selbst.
 

„Die Freude ist meinerseits“, der silberhaarige Engel war stets höflich selbst zu einem Wesen wie sie es war. Erst nach einigen Begegnungen hatte er Rae gefragt zu welchem Volk sie angehörte. Die Guardia hatte ihm zu der Zeit nur zögerlich eine Antwort dazu gegeben. Seine unerwartete freundliche Neugier machte es ihr beinahe unmöglich ihn abzulehnen. Er war der Feuerelementarin bisher immer wohl gesonnen. Sobald sie ihn sah, bildete sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Die junge Frau schwärmte ein bisschen für den Scholaren.
 

„Wir helfen den Menschen dabei ihre zerstörten Städte und Dörfer wiederaufzubauen. Es ist jedoch kein leichtes Unterfangen, da kaum Ressourcen vorhanden sein. Und das auf der ganzen Erde wohlgemerkt“, erklärte die Guardia auf die vorangegangene Frage von dem Todesengel.
 

„Nun, würde ich gerne wissen, warum ich hier bin. Es kommt ja nicht gerade oft vor, dass ich eine Nachricht erhalte, dass ich zum Hauptquartier der Höllenwache kommen soll“, erkundigte die junge Frau sich. „Nun, Azrael hat eine... Anfrage an dich“, sprach Uriel und deutete dem Erzengel an, dass er sein Anliegen vortragen konnte. Dieser erzählte von einer Ruine eines verfallenen Tempels, welche in der Nähe eines Menschendorfes war und das er dort einige Notizen machen sowie sich umsehen möchte. In der Siedlung lebten Menschen, was etwas schwierig machte, da diese aufgrund der Apokalypse den Engeln nicht über den Weg trauten. Der Todesengel wollte die Anspannungen nicht unnötig vertiefen und zwei Krieger mit schwerer Rüstung sowie Bewaffnung war nicht die beste Wahl. Zumal die Menschheit ‚erst‘ wieder auferstanden war. „Deswegen möchte ich, dass du mich begleitest“, bat der Engelsgelehrte.
 

„Bitte verzeiht meine Einmischung, Lord Azrael, aber es wäre besser, wenn einer von uns Euch begleitet als... diese Kreatur“, sprach einer der Soldaten und warf Rae einen missbilligenden Blick zu. Diese hob schweigend nur eine Augenbraue. „Ich bin ebenfalls dagegen, My Lord. Dies ist zu riskant!“, kam es von dem zweiten Soldaten. „Glaubt ihr beiden nicht, dass ihr vorschnell urteilt?“, die Stimme des Gelehrten war ruhig und doch bestimmend. „Ihr wollt Euer Leben wirklich ihr anvertrauen?!“, die Verachtung in der Stimme des ersten Kriegers war kaum zu überhören. „Wir können gerne ein kleines Kräftemessen veranstalten...“, sprach Rae eher in den Raum als zu irgendjemanden. Vier Augenpaare sahen die Drachin ungläubig an als hätte sie etwas Überraschendes gesagt. „War nur ein Vorschlag“, bemerkte die Dunkelhaarige und hob die Hände zur Beschwichtigung.
 

„Ich würde nur zu gern sehen wie du kämpfst“, Uriel war neugierig auf die Kampftaktik der jungen Kriegerin vor sich. Die Garderobe, welche die jüngere Frau trug, war jedoch eher für die Freizeit gedacht als für Trainingskämpfe. „Für den Kampf stelle ich dir gern eine Rüstung zur Verfügung. Dies“, damit zeigte sie mit der Hand auf ihre Kleidung, „scheint mir nicht sehr geeignet zu sein.“ „Danke für das Angebot, General. Aber ich benötige keine Rüstung. Mir reicht meine eigene Kleidung völlig“, lehnte die Feuerelementarin höflich ab und grinste leicht, wobei ihre Reißzähne zum Vorschein kamen. Den beiden jüngeren Männern lief ein leicht unangenehmer Schauer über den Rücken als diese sahen. „Wie du meinst. Gehen wir zum Exerzierplatz“, sprach das Oberhaupt der Wache und ging aus dem Büro. „Du... wirst es bereuen diesen Vorschlag gemacht zu haben...“, murrte der Dunkelblonde von beiden Elite-Soldaten und folgte mit seinem Freund ihrem General.
 

„Ich hoffe, die beiden haben dich mit ihrer Art und Weise nicht beleidigt, Rae“, sprach Azrael und sah zu der Guardia. „Naah... Wegen so was bin ich nicht beleidigt. Da muss schon was Schlimmeres kommen. Aber die zwei sind ein klein wenig selbstgefällig“, erwiderte sie. Zusammen verließen sie Uriels Büro. Auf dem Weg zum Kampffeld erklärte der Silberhaarige ihr, dass die beiden Soldaten seine Leibwächter waren, sollte er mal die Weiße Stadt verlassen. Sie wurden ihm zugeteilt ob er dies immer wieder abgelehnt hatte. „Ach das ist der Grund, warum die beiden so freundlich waren“, er nahm ihr es nicht übel, dass sie leicht sarkastisch reagierte. War er es doch teils von Tod gewohnt, wenn er sich mit ihm unterhielt. Nebenbei bekam sie von ihm die Namen der beiden Männer zu hören: Andriel, der dunkelblonde Soldat und Thenar mit den kurzen, weißen Haaren und bläulichem Schimmer.
 

„Rae?“, rief der Todesengel zu ihr und sie drehte sich mit einem „Hm?“ um. „Viel Glück!“, dies brachte sie zum Lächeln. „Danke!“ Einige der älteren Soldaten dachten sie hörten wohl nicht recht. Azrael wünschte einer niedrigen Kreatur Glück?! Vielleicht lag es daran das es zwei gegen einen war, aber trotzdem! Er sollte dennoch den beiden Soldaten Glück wünschen, immerhin waren diese seine Leibwächter.
 

/Was tut man nicht alles für einen hübschen Mann... Stopp! Falscher Gedankengang!/, schalt sie sich innerlich. Diese Art von Gedanken konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Sie brauchte Konzentration! Die Jungs hatten bereits ihre Waffen gezogen. Der Blonde benutzte eine Art Naginata. So viel zum Thema niedere Kreaturen... Anscheinend gefielen den Engeln zumindest die Waffendesigns der Menschen. Thenars Waffe war ein zweihändiges Schwert. Das könnte ein interessanter Kampf werden.
 

Uriel stellte klar, dies nur ein Kräftemessen zwischen den dreien war und das sich niemand einmischen sollte, wenn es doch passieren sollte, bekam dieser jemand eine schwere Strafe. Mit einem lauten „Kämpft!“ gingen die zwei Männer direkt zum Angriff über. Den Attacken der beiden Engel wich die Guardia geschickt aus. Ein Schritt zur Seite, kurz ducken und Salto nach hinten. Die Krieger waren so sehr darauf fixiert gewesen, Rae zu treffen, dass sie nicht bemerkten wie diese ihre Kampfstile analysierte. Andriel ließ immer seine Flanke ungeschützt, wenn er angriff. Währenddessen ließ der Weißhaarige seine Deckung beim Attackieren fallen. Beide machten jedoch einen gravierenden Fehler: Sie achteten nicht auf den Boden unter ihnen und das war deren Schwachpunkt.
 

Der Weißhaarige hob seine Waffe über den Kopf als die Guardia auf ihn zu rannte. Kurz bevor sie ihn reichte, ließ der Engel seine Klinge auf sie niedersausen, aber die Dunkelhaarige rutschte ihm zwischen die Beine. Seine Verwirrung nutzend stand sie hinter dem Engel auf und verpasste ihm mit Schwung einen kräftigen Kick in den Rücken, welcher ihn ein paar Meter weiter auf den Boden beförderte. Geschockt blieb der Elite-Soldat für einige Sekunden am Boden liegen und sein Schwert lag etwas weiter vor ihm. So was war ihm in seiner gesamten Laufbahn als Krieger noch nie passiert. Nur langsam rappelte sich der Mann auf während sein Freund weiterkämpfte.
 

Bei dem anderen Engel ließ sie sich absichtlich an ihrer Seite treffen um in seine Nähe zu kommen. Mit der linken Hand griff sie nach dem Schaft der Waffe und traf während einer Drehung Andriels ungeschützte Flanke mit ihrem Schweif um ihn wegschleudern. Seine Waffe hatte sie dabei aus der Hand genommen. Der junge Mann winkelte seine Beine in der Luft leicht an und konnte so den Sturz abfangen. „Welch miese Tricks!“, knurrte der dunkelblonde Soldat als er sich aufrichtete.
 

„Miese Tricks?!“, wiederholte sie und warf ihm seine Naginata zu. „Mein Schwanz ist nicht zur Zierde da! Natürlich nutz ich den gegebenenfalls als Waffe! Immerhin benutzt ihr beiden ja auch eure Flügel um zu fliegen!“ Durfte ja wohl nicht wahr sein! Die beiden bezichtigten sie wegen unfairen Verhaltens, dabei waren es doch die Jungs, welche die ganze Zeit flogen! Den Spieß konnte die Feuerelementarin auch umdrehen. Mal sehen wie die beiden hiermit zurechtkamen! „Schluss mit den Spielchen!“, sprach die Dunkelhaarige und mit einer Bewegung ihrer Arme ließ sie Feuer um ihre Hände entstehen. Anschließend manifestierte sie diese Flammen zu Schwertern, welche eine feste Form annahmen. Die beiden wollten ja ihre Stärke testen. /Hoffentlich sind sie nicht überfordert/, dachte Rae grinsend und ließ einen geringen Teil ihrer Macht frei.
 

Andriel schluckte unmerklich. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es ein Fehler war sie herauszufordern, zu unterschätzen. In ihrem Blick war das lockere Wesen verschwunden und machte stattdessen einem ernsteren Platz. Die Ruhe, welche die junge Frau auf einmal ausstrahlte, war einschüchternd. Ihr Aussehen hatte sich leicht verändert. Auf ihren Armen waren plötzlich flammenartige Markierungen erschienen. Thenar bekam keine Worte heraus. Hatte sie sich die ganze Zeit zurückgehalten? Unfassbar, ihre Macht war scheinbar zum Greifen nah und doch so fern. Das war nicht alles, da war sich der Krieger sicher.
 

Die umherstehenden Soldaten waren überrascht von dem Wechsel ihrer Persönlichkeit. Von einer Sekunde zur anderen war sie wie ausgewechselt. Azrael spürte, dass dies nur ein Bruchteil ihrer wahren Kraft war. Mal sehen zu was sie im Stande war. Selbst der General der Höllenwache wurde neugierig auf das was sogleich kommen würde.
 

Mit einem gewaltigen Satz nach vorn griff sie den langhaarigen Blonden an, welcher mit Mühe seine Waffe hoch riss um den Schlag abzublocken. Die Wucht, mit der die Guardia ihn attackierte, ließ seine Knie leicht zittern. Rae drückte sich mit etwas Kraft von dem Engel weg und brachte mit einem Rückwärtssalto Abstand zwischen sich und dem jungen Mann. „Schon genug?“, ihre Stimme nahm einen neckischen Unterton an. Aus dem Augenwinkel nahm die Dunkelhaarige eine Bewegung wahr und blockte die Attacke von Thenar. Ein lautes Klirren ertönte über den Kampfplatz als die Klingen aufeinandertrafen. /Nicht schlecht/, dachte Drachin, /Nur wird das leider nichts!/, und wollte einen Ausfallschritt zur Seite machen um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, jedoch kam sie nicht dazu, weil der dunkelblonde Krieger von der anderen Richtung heranstürmte. Schnell riss die Frau eine ihrer Klingen zur Seite und wehrte den Treffer ab. In der Position kam sie nicht weiter. Die Jungs drückten ihre Waffen gegen sie. Augenblick! Dies konnte Rae nutzen um Abstand zu gewinnen. Was sagte Ursa immer so schön? Pläne sind gut, Improvisation war besser!
 

Mit der Kraft des Angriffs von den beiden ließ sich die junge Frau mit Absicht nach hinten schleudern und rammte in Zuge dessen ihre Schwerter in den Boden um sich etwas abzufangen. Dadurch wirbelte Staub auf. „Das anfängt mir langsam an Spaß machen“, rief die Feuerelementarin zu ihnen rüber, zog ihre Waffen aus dem Boden und stürmte auf die beiden zu. Es folgte harte Schlagabtausche. Hieb um Hieb. Die beiden Soldaten wurden an die Grenze ihrer Kraft gebracht. Einer griff an, während der andere abwehrte. Und ihre Gegnerin? Schaffte es meist auszuweichen oder abzublocken. Ein paar Mal schafften die Engel es sie leicht zu treffen aber auch nur an der Kleidung, welche ein paar Löcher aufwies. Nach einigen Angriffen sprang die Guardia außer Reichweite der Männer. Ihre Klingen ließ sie in Flammen aufgehen. /Es wird Zeit das zu beenden/, dachte sie, ließ ihre Flügel aus dem Rücken erscheinen und breitete diese zur vollen Größe aus. Diese waren schwarz mit rötlichem Schimmer und besaßen ein paar Narben auf der schuppigen Rückseite. Mit einem Schlag ihrer Schwingen katapultierte sich die junge Frau in die Luft. Von dort aus hielt sie ihre Arme in einer seltsamen Form vor der Brust. Die Haltung sah es beinahe aus wie eine stilistische Flamme. Eine kleine Kugel bildete sich zwischen den Handrücken. Anschließend schloss sie diese mit ihren Händen und hob die Arme über ihren Kopf. Rae öffnete ihre Hände und der kleine Feuerball wuchs rasant zu einer großen Kugel heran.
 

Azrael konnte, wie auch die meisten anderen Zuschauer, nicht den Blick von ihr abwenden. Mit der flammenden Sphäre über ihr Haupt und den weit ausgebreiteten Flügeln sah die junge Frau auf eine gewisse Art und Weise schön beinahe engelsgleich aus. Aber er behielt diese Worte für sich. „Sie sieht fast wie ein heiliger Krieger aus...“, flüsterte Uriel leise und schluckte unmerklich.
 

Langsam schickte die Schwertkämpferin die Feuerkugel in Richtung der beiden Soldaten, welche ziemlich blass wurden. Sie hatten zu viel Energie für ihre Angriffe verschwendet und Ausweichen kam für die zwei kaum noch in Frage.
 

Rae ließ den Flammenball gefährlich nah über ihre Köpfe sinken und mit einer kleinen Handbewegung verpuffte die Sphäre in kleine, ungefährliche Funken. Alle Anwesenden waren perplex. Damit hatte niemand ansatzweise gedacht. Selbst Azrael war überrascht, dass er keinen Ton von sich brachte. Ein lautes herzhaftes Lachen ließ ihn zu der Feuerelementarin schauen. Die beiden Engel sahen sich an und dann zu ihr. „Du...“ „Hast uns...“, die zwei Männer brachten es nicht in Stande den Satz zu beenden, so verblüfft waren sie. „Ja, ich habe euch, wie die Menschen es so schön ausdrücken, verarscht! Reathvos, aber ich konnte nicht widerstehen“, grinste Rae und lachte dabei. Sie hatte allen, nicht nur den beiden Soldaten, einen großen Schrecken eingejagt. Zwischenzeitlich war die Dunkelhaarige wieder auf dem Boden gelandet. „Ich nehme mal an ihr beiden habt genug gesehen?“, erkundigte sich die junge Frau nach den beiden Kriegern als sie sich beruhigt hatte. „Ja... Du bist stark und mehr als fähig“, gestand Thenar und auch Andriel musste zugeben, dass er beeindruckt war. Der Schreck saß ihnen dennoch in den Gliedern.
 

„Das war wirklich bemerkenswert“, sprach Uriel als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Einen solch hitzigen Kampf hatte der General der Höllenwache nicht erwartet. Ganz im Gegenteil dachte sie an den ein oder anderen starken Schlagabtausch zwischen den dreien. Aber weit gefehlt. Rae hatte die beiden Elite-Soldaten an ihre Grenzen getrieben, wenn auch unbeabsichtigt. „Der enthusiastischste Kampf, den ich seit langem gesehen habe“, sprach eine kräftige Stimme. Die Kontrahenten und der General sahen zu dem Mann, welcher gesprochen hatte. „Enthusiastisch? Das wäre es vielleicht gewesen, wenn Helan hier wäre. Allerdings würde dann kein Stein mehr auf dem anderen sein... “, sagte die junge Frau und betrachtete den Kerl. Er war ziemlich kräftig und hatte einen sehr strengen Gesichtsausdruck. Wenn sie raten müsste, dann war er der gefürchtete Brigadegeneral Ilaos. „Du kennst den Bengel?“, fragte der zweitranghöchste Krieger der Wache. „Kennen? Er ist wie ein Bruder für mich und einer stärksten Krieger, die ich kenne“, ein kleiner stolzer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, womit der Krieger anscheinend zufrieden war. Sein Blick glitt über das anwesende Militär. „WAS STEHT IHR NOCH SO HERUM?! MACHT EUCH AN DIE ARBEIT, IHR FAULPELZE!!“, brüllte der Brigadegeneral ohne jegliche Vorwarnung die Soldaten an. „Zu Befehl!“, kam es von den verschiedenen Truppen und setzten ihre Aufgaben fort. Er selbst ging zu seiner Pflicht zurück, das Trainieren und Überwachen der Rekruten.
 

„Der Mann ist ein halbes Pulverfass...“, murmelte Rae zu sich selbst und doch hörbar für die restlichen vier Personen. „Ähem“, der Engelsgelehrte räusperte sich kurz, „Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht und beeindruckt von deiner Stärke bin, junge Dame.“ Bei den Worten „junge Dame“ errötete Rae leicht was nicht unbemerkt blieb. „Ist alles in Ordnung?“, fragte der Todesengel. „Ja, ist es. Ich bin nur nicht gewohnt, dass man mich ‚junge Dame‘ nennt bzw. so höflich mir gegenüber ist“, war ihre Antwort und lächelte verlegen. „Verstehe“, sprach er und sah sich kurz um, „Ich nehme an, es gibt keine Fragen?“ „Ich habe noch eine“, warf die Feuerelementarin ein. „Und diese wäre?“, jetzt wurde der Erzengel neugierig. „Wann brechen wir auf?“, wollte Rae wissen und grinste leicht verschmitzt. Das entlockte dem Todesengel ein Lachen. „Wir brechen auf, sobald wir alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen haben.“ Andriel und Thenar sahen sich entgeistert an. War sie denn überhaupt nicht erschöpft?! Ihnen tat jeder vorhandene und nichtvorhandene Muskel weh. Die beiden Krieger hatten die junge Frau eindeutig unterschätzt...
 

Eine Stunde später waren beide zum Aufbruch bereit. Sie trug einen kleinen magischen Beutel an ihrem Gürtel, der mehr Stauraum besaß als es den Anschein hatte und er hatte eine Tasche mit Büchern und Schreibutensilien. Zu erwähnen war, dass Rae ihre Kleidung gewechselt hatte. Jetzt trug sie ein braunes Shirt und darüber eine schwarze Weste mit einem roten Streifen auf jeder Seite. Die Hose war in grünem Camouflage gehalten. Nur ihre schweren Stiefel waren geblieben. Der Todesengel hingegen sich kaum kleidungstechnisch verändert. Jetzt trug er eine etwas kürzere Robe und dazu passendes Schuhwerk.
 

Azrael benutzte seine Magie um ein orangefarbenes portalähnliches Loch zu öffnen. „Ein... Schlangenloch?“, irritiert sah die Drachin ihn an. „Ja, ist es. Ich benutze es manchmal für meine Reisen“ „Ich habe so ein Ding noch nie benutzt...“, gab die junge Frau zu und blickte skeptisch die leuchtende Pforte an. „Angst?“ „Nein, ich bin nur unsicher was das angeht“, murmelte die junge Frau. „Wenn es dich beruhigt, dann nimm meine Hand, wenn wir hindurchgehen“, sprach der Erzengel mit einem ruhigen Unterton in der Stimme und hielt ihr eine Hand hin. Mit einem Nicken nahm Rae seine Hand in die ihrige. Kurz tief ein- und ausatmend, was eher die Drachin tat, betrat das ungleiche Paar das Schlangenloch.
 

Der Pfad sah anders aus als die Guardia es sich vorgestellt hatte. Es waren verschlungene Wege mit einigen Abgründen. Selbst die Atmosphäre war angenehmer als gedacht. Die Feuerelementarin hatte die Hand des Engels losgelassen als sie sich umsah. Das Licht war wie in Dämmerung getaucht. Vereinzelt schwebten Säulen in der Luft. „Es sieht schön aus...“, bewunderte die junge Frau und sah nicht wie der Todesengel neben ihr leicht lächelte. Zusammen liefen die beiden über die Plattformen, welche sich von selbst aufbauten und einen Weg bildeten. „Pass auf wo du hintrittst. Nicht überall erscheinen Plattformen“, warnte der Silberhaarige und bekam ein „Schon gemerkt“ von ihr zu hören. Beide schwiegen für eine Zeit. Nach einer Weile sah Rae zu ihrem Begleiter. Er trug andere Kleidung und... einen Brustschutz? Beim Hauptquartier der Höllenwache hatte der Todesengel noch keinen getragen, dass wusste die Dunkelhaarige. Rechnete er mit eventuellen Schwierigkeiten? Fragen konnte ja nicht schaden. „Kann sein das ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, aber... Warum tragt Ihr einen Brustpanzer? Ihr seid ein Gelehrter und kein Krieger“, erkundigte sie sich und hoffte dabei innerlich, dass sie den Engel nicht beleidigt hatte. „Etwas Schutz schadet nie. Das gilt auch für diejenigen, welche keine Kämpfer sind. Vor langer Zeit gab es einen Krieg und seit her habe ich es mir angewöhnt einen Brustpanzer zu tragen, wenn ich abseits des Himmels unterwegs bin“, war seine Antwort und er klang nicht beleidigt wie befürchtet.
 

„Da vorn ist das Ende des Schlangenlochs“, sprach Azrael und deutete auf das orangefarbene Portal am Ende des Weges. Die junge Frau nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Nach wenigen Minuten standen sie vor der Pforte. Rae war immer noch unsicher und der Engelsgelehrte bemerkte dies. Wortlos, aber ein klein wenig lächelnd bot er erneut ihr seine Hand an und sie nahm diese ohne zu zögern an. Erneut ‚Händchenhaltend‘ betraten die beiden den Ausgang der Zwischenwelt. „Das Dorf der Menschen ist ganz in der Nähe“, sprach die Guardia als sie ihre Nase in die Luft reckte und den Geruch der gerissenen Kreaturen witterte. „Zehn bis zwanzig Minuten. Dann wären wir da“, informierte sie den Scholaren.
 

Die Menschen waren misstrauisch als zwei menschlich wirkende Gestalten sich ihrem Dorf nährten. Es waren eine junge Frau und ein älterer Mann gewesen, die die Gemeinde betraten. Beide machten den Dorfbewohnern klar, dass sie nur die Ruinen des Tempels sich ansehen und gegebenenfalls Notizen machen wollten. „Wir möchten uns wirklich nur die Überreste dieses Tempels ansehen“, sprach der Silberhaarige. Die Menschen blieben skeptisch, aber ließen die Fremden nach etlichen Erklärungen gewähren.
 

Rae und Azrael verbrachten ein paar Stunden in den Überresten des Gebäudes. In den dortigen Räumen waren Statuen und an den Wänden alte Schriftzeichen. Einige waren gut erhalten geblieben. „Ich kundschafte kurz die Gegend aus bevor ungebetener Besuch kommt“, informierte die Dunkelhaarige ihn nach einiger Zeit. „Gut, ich mache mir weiterhin Notizen“, sprach der Erzengel konzentriert und schrieb einige Symbole auf seine Pergamentrolle. Kurz blieb sie noch in dem Bereich stehen. Rae betrachtete sein seitliches Profil. Der Silberhaarige hatte für einen Mann sanfte Gesichtszüge. Um sein linkes Auge war ein goldfarbenes Symbol. Von der Seite konnte sie seine Augenfarbe sehen. Die Pupillen und die Iris waren weiß wie Schnee, jedoch der Ring der Iris war silbern. Am Kinn trug er einen kleinen Bart. „Süß...“, sprach die Feuerelementarin unbewusst und ging aus dem Raum. Azraels Augen weiteten sich als er dies hörte und drehte seinen Kopf in ihre Richtung, aber er konnte nur noch ihre Schweifspitze sehen. Das hatte sich der Todesengel gerade nur eingebildet, oder? Mehr als eine Einbildung konnte das nicht gewesen sein. Aber warum schlug dann sein Herz so schnell? Es wäre besser, wenn er mit den Notizen weiter machen würde...
 

Rae machte eine große Runde um den verfallenen Tempel und das Dorf. Sie konnte weder dämonischen Aktivitäten spüren noch hatte sie einen schwefeligen Geruch in der Nase. Es war alles in Ordnung. Nur ein paar Tiere hatten die Guardia neugierig angesehen, aber das war es auch schon. Kurz blickte die junge Frau zur Sonne um die Zeit abzuschätzen. Es waren fast fünfzehn Minuten vergangen als sie auf Patrouille ging. Langsam sollte sie zu dem Erzengel zurückkehren. Vielleicht hatte er der Zwischenzeit etwas Interessantes herausgefunden. Kaum war die Feuerelementarin in der Nähe des Örtchens, hörte sie einen lauten Tumult. Aus reiner Neugierde was der Grund für den Krach war, betrat sie die Gemeinde. „MONSTER!! Da ist ein Monster in der Ruine!!“, brüllte ein Mann aus dem Dorf. Ein Monster? In der Ruine? Das konnte nicht sein! Azrael war dort! Mit rasendem Herzen lief die Drachin dem Menschen entgegen. Die Feuerelementarin packte den Dorfbewohner an der Schulter. „Was für ein Monster?“, fragte sie und bemerkte wie der Mann zitterte. „I-Ich w-weiß es nicht. I-Ich h-hab lautes Knurren und Fauchen im alten Tempel gehört a-als ich nachsehen wollte“, antwortete er schlotternd. Schnell rannte die junge Frau zur Ruine, wo sie den Engel alleine gelassen hatte. Hoffentlich war ihm nichts passiert...
 

„Azrael...? Wo seid Ihr?“, rief Rae in dem Raum als sie seine Tasche und Bücher fand. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Der natürliche Duft vom ihm war vorhanden, aber wo war er? Hektisch blickte sie sich um, sah ihn jedoch nicht. „Ich... bin hier“, sprach eine Stimme von hinten und die junge Frau drehte sich um. Aus dem Schatten trat ein großes Tier hervor. Ein muskulöser, kräftiger Körper, ein eleganter Gang und... silberweißes Fell?! „A-Azrael?! Seid Ihr es?“, ungläubig starrte sie das Geschöpf an. „Ja, ich bin es“, antwortete dieses und setzte sich. Eine ungewohnte Position und es fühlte sich seltsam an. Rae kam indes näher und kniete sich vor ihm hin. Abgesehen von der Größe und der Fellfarbe sowie den hellen Flecken sah er aus wie ein Leopard. Apropos Fell... Jenes auf seinem Kopf war etwas länger. „In was für eine Kreatur habe ich mich verwandelt? Ich würde gern verstehen, warum der Mensch geflohen ist“, fragte Azrael. „Ihr habt Euch in einen Leoparden verwandelt. Ein... für Menschen gefährliches Raubtier“, gab sie zur Antwort und der Gefleckte schwieg.
 

„Ihr habt dem armen Mann einen ganz schönen Schrecken eingejagt...“, sprach die Dunkelhaarige um die Stille zu durchbrechen. „Dies lag nicht in meiner Absicht. Ich dachte, ich könnte ihn um Hilfe bitten. Aber als er mich sah, ist er schreiend weggelaufen...“ seufzte der große Kater und lies die Ohren leicht hängen. Sie wusste nicht, was sie da geritten hatte, aber ohne es wirklich zu verhindern streckte sie eine Hand nach ihm aus und berührte sein Gesicht. Vorsichtig begann Rae ihn zu kraulen. Die Berührung schien ihn etwas beruhigen. Aus der Brust des Tieres kam ein zufriedenes Grollen.
 

„Was war das für ein Geräusch?“, alarmiert blickte er sich um. „Das war ein Schnurren. Dieses Geräusch machen Katzen, wenn sie sich wohl fühlen“, erklärte die Guardia und nahm die Hand von seinem Haupt „Ich fühle mich alles andere als wohl...“, gab der Verwandelte von sich mit dem Blick auf seine... Pfoten. „Und nun?“, fragte Rae in den Raum als sie die Bücher in die Tasche verstaute und diese sich über eine Schulter hängte. „Zurück in die Weiße Stadt und zum Silberturm. Wir müssen herausfinden wie wir dies umkehren können“, antwortete der silberne Leopard. „Ich glaube nicht, dass es so einfach werden wird. Die Soldaten werden Euch keinen Einlass in die Stadt gewähren auch wenn ich ihnen sage, dass Ihr es seid, Azrael“, widersprach sie und deutete auf seine neue Erscheinung. Er musste zugeben, dass sie Recht hatte. Die Wachen würden ihn nicht durch die Tore lassen. „Was schlägst du vor?“, wollte er wissen und die Drachin mit seinen weißen Augen an. „Erstmal den Dorfbewohnern die Geschehnisse hier erklären. Und das in nächster Zeit niemand die Ruine betreten darf“, ihre Idee klang gut und ihm selbst fiel keine bessere ein. Auf dem Weg nach draußen sagte Rae ihm, dass er kurz vor dem Dorf warten sollte, da sie mit den Leuten allein reden wollte. „Ihr wartet kurz vor dem Dorf. Menschen neigen dazu sehr schnell in Angst und Panik zu verfallen, wenn sie ein großes Tier sehen. Ich gebe Euch ein Signal, wenn Ihr aus dem Versteck treten könnt“ sprach die junge Frau und spielte auf den verschreckten Mann an. Dann verließen die beiden den Tempel.
 

Im Menschendorf erläuterte die Dunkelhaarige den Bewohnern was passiert war. Mit einem Pfiff signalisierte sie ihrem Begleiter, dass er sich aus seinem Versteck hervorwagen konnte. Einige Menschen bekamen Panik als der Leopard die Gemeinschaft betrat. Sie hatten bisher noch nie ein so großes Tier gesehen. Unter den Leuten war auch der Mann, den der einstige Engel aus Versehen verschreckt hatte. Schuldbewusst senkte Azrael seinen Kopf und legte seine Ohren an. „Es tut mir, dass ich dir Angst gemacht hatte. Dies lag nicht in meiner Absicht“, sprach er und hob kurz sein Haupt. Irrte er sich oder waren die Menschen alle einige Schritte zurückgewichen? Konnten sie ihn nicht verstehen? Glücklicherweise bemerkte Rae seine Verwirrung und half ihm. „Er hat sich entschuldigt, weil er dir unbewusst Angst eingejagt hatte. Das hatte er nicht gewollt“, übersetzte die junge Frau grob. Danach verließen die zwei die Siedlung und machten sich auf den Weg nach einem normalen Portal. Azrael konnte das Schlangenloch in seinem momentanen Zustand nicht öffnen, also mussten sie ein gewöhnliches nutzen. Dieses war jedoch einige Tagesmärsche entfernt.
 

Es war bereits dunkel als das ungleiche Paar eine Rast machte. Auch war es eine sternenklare Nacht gewesen. Rae wollte sich gerade auf den Boden legen als sie einen Körper berührte und somit aufschreckte. Die Drachin hatte nicht gemerkt wie der Leopard sich hinter ihr gelegt hatte. „Verzeih, dass ich dich erschreckt habe, Rae“, entschuldigte sich der Kater und betrachtete seine Begleiterin. „Ist schon in Ordnung“, beschwichtigte sie ihn und wollte etwas zur Seite rutschen als sich sein Schweif um ihr Handgelenk wickelte. Fragend zog die Feuerelementarin eine Augenbraue hoch. „Ich... Bitte bleib. Du musst nicht extra zur Seite rutschen“, beim Sprechen sah er sie nicht an, sondern blickte nach vorn. „Wie Ihr wünscht, Azrael“, er konnte den warmen Unterton in ihrer Stimme hören und einige Augenblicke später war ihr dunkler Schopf auf seinem Körper gebettet. „Wir werden es schon irgendwie schaffen Euch zurück zu verwandeln“, murmelte Rae langsam einschlafend.
 

-Flashback-Ende-
 

Das war vor drei Tagen gewesen. Sie konnte die anderen schlecht bitten zu helfen. Ursa war im Auftrag seines Clans unterwegs, Helan auf einer Mission, Rhejan musste Vorbereitungen für ein wichtiges Fest treffen und Serena war als Babysitter für ihre neugeborenen Brüder beschäftigt. Vielleicht sollte die Guardia etwas dösen um Kraft zu tanken und einen freien Haupt zu bekommen. Sie schloss ihre Augen, hörte den stetigen Herzschlag von dem Körper unter sich und schlief langsam ein. Unbewusst kuschelte Rae sich an das weiche Fell ihres Begleiters.
 

Azrael POV
 

Die Nacht verging schneller als ihm lieb war zumindest empfand der Kater es so als er aufwachte. Der Leopard spürte ein Gewicht auf seinem Körper und drehte seinen Kopf zur Quelle. Was er sah ließ ihn innerlich lächeln. Auf seinem Rücken ruhte Raes Haupt und ihre Arme waren um seinen Torso geschlungen als würde sie ihn umarmen wollen. Einen Anblick, den er niemals vergessen würde. Sie ließ ihn an die wunderlichsten Dinge denken beispielsweise mit seiner Hand durch ihre Haare streichen oder sie einfach umarmen, wenn er die Feuerelementarin sah. Ein Seufzen verließ sein Fang. Seit ihrem kleinen Zusammenstoß im Silberturm dachte der einstige Engel oft an sie. Wie er die junge Frau hatte näher kennen lernen wollen und solche Sachen. /Narr! Du bist schlicht und ergreifend viel zu alt für sie!/, schalt Azrael sich innerlich und doch hegte ein Teil von ihm die Hoffnung, dass es ihr ähnlich erging.
 

Die nächsten paar Tage verstrichen ohne wirklich nennenswerte Zwischenfälle. Rae brachte ihm bei wie man jagte und wie er mit seiner neuen Gestalt zurechtkommen konnte. Azrael war froh, dass die Guardia bei ihm war. Ohne ihre Hilfe wüsste er nicht wie er sich Essen hätte beschaffen können geschweige denn was überhaupt essbar war. Jagen war jedenfalls nicht sein Metier. Die Beute bemerkte ihn meist eher als er zum Sprung ansetzen konnte. Manchmal schaffte er es dieses zu verwunden, aber es wehrte sich so sehr, dass der Leopard im wahrsten Sinne des Wortes „Baden“ ging, wenn er in der Nähe des Flusses jagte. Rae hatte Erbarmen mit ihm gehabt und ihn anschließend nach dem unfreiwilligen Bad mit ihrem Feuer getrocknet. Kurz darauf ging sie auf die Jagd und kam mit einem regungslosen Tier zurück. Da beide nicht wussten ob rohes Fleisch sich auf seinen normalen Körper schlecht auswirkte, grillte die Schwertkämpferin den Fang aus Vorsicht. In der Zwischenzeit hatte sie ihm seine Tasche um gehangen. Zwar musste die Dunkelhaarige die Größe neu einstellen, aber er konnte diese tragen.
 

Das Duo ging seines Weges als beide ein unbehagliches Gefühl kamen. Der Grund folgte sogleich. „Wen haben wir denn hier?“, schnarrte eine dunkle Stimme aus. „Die Feuerhexe mit ihrem neuen Haustier...“, grollte eine zweite, kratzige Stimme. Aus den Schatten traten einige blauhäutige Kreaturen. Beide, Rae und Azrael, wussten was diese Wesen waren: Phantomwachen. Ehemalige Engel, die sich den Armeen der Höllen angeschlossen hatten oder dahin verbannt wurden. Die verkümmerten Flügelreste auf deren Rücken waren der noch einzige sichtbare Beweis für einstige himmlische Existenz. Im Gegensatz zu den anderen trug der erste Sprecher noch seine Beinschienen, welche jedoch schwarz gefärbt waren. Fast jeder von denen war mit einer Axt bewaffnet, außer der Anführer. Dieser hatte Kampfklauen mit breiten Klingen. Ein Treffer wäre eine schmerzhafte Erfahrung...
 

„Bleibt zurück! Um die kümmere ich mich!“, das Letzte was die Guardia wollte war das Azrael in irgendeiner Art und Weise verletzt wurde. Sie würde die Dämonen so gut wie es ging von ihm fernhalten! Dann stürmte die junge Frau auch schon auf sie los. Im Sprint beschwor sie ihre Schwerter und griff den nächstbesten an. So folgte ein Schlagabtausch dem Nächsten. Ihre Gegner wechselten sich ständig ab und sorgten damit, dass die Dunkelhaarige nicht auf Azrael aufpassen konnte.
 

Eben dieser wünschte sich, er könnte seine Magie benutzen um ihr zu helfen, aber seine gegenwärtige Situation ließ dies nicht zu. So hilflos hatte er noch nie gefühlt. Enttäuscht krallte er sich mit den Pfoten in den Boden... Moment! Seine Krallen! Wie konnte ihm diese Tatsache entfallen? Azrael tötete zwar nur ungern, aber die Dämonen konnte der einstige Engel wenigstens verletzen und diese in der Bewegung einschränken. Er selbst musste nur aufpassen nicht getroffen zu werden. Mit einem lauten Fauchen sprang die Raubkatze auf einen nahen Dämon und riss ihn zu Boden. Dieser wusste zunächst nicht wie ihm geschah bis er einen scharfen Schmerz im Rücken spürte. Mit einem Blick über die Schulter, sah er in das Gesicht eines grimmigen Tieres, welches seine Krallen in die Rückseite des Dämons bohrte. Dank seiner guten Ohren sprang der Kater von seinem ‚Opfer‘ ab, bevor er von einer anderen Phantomwache getroffen werden konnte. Ausweichen war seine Devise um den Angriffen der bösartigen Kreaturen zu entgehen. Zu Beginn etwas schwerfällig wurden die Bewegungen langsam flüssiger. Aber eine dauerhafte Lösung war das nicht und kurz wurde die Großkatze unaufmerksam.
 

Ein schmerzerfülltes Fauchen lies Raes Blick in die Richtung des Leoparden schnellen. /AZRAEL!!/, ohne weitere Gedanken zu verschwenden, überbrückte sie die Entfernung mit einem weiten Sprung und zerrte den Anführer der höllischen Soldaten außer Reichweite des Verwundeten. Wut stieg in ihr auf und ein helles Licht ging von der Feuerelementarin aus und umhüllte ihren Körper, welcher größer wurde. Die humanoide Gestalt wurde immer animalischer. An der Stelle wo die Guardia stand, war jetzt ein großer schwarzer Drache. Ihre grünblauen Augen brannten vor Zorn. Ein markerschütterndes Gebrüll verließ das Maul der Echse. Azraels Augen weiteten sich als das Reptil sich schützend über ihn stellte und die Flügel bedrohlich ausbreitete. Er wusste nicht warum, aber plötzlich fühlte der Kater sich ziemlich klein gegenüber der Riesenechse. Ihre scharfen Krallen bohrten sich neben ihm in den Boden und ein tiefes Grollen verließ ihre Kehle. Eine eindeutige Warnung und Rae machte den Namen ihres Volkes alle Ehre.
 

~Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um!~, knurrte sie über Telepathie und stieß einen sehr heißen Flammenstrahl aus. Das Feuer verbrannte die Dämonen umgehend, aber der Wald blieb verschont. Hier war ein großes Maß an Konzentration und Kontrolle nötig um keine Katastrophe zu entfachen. „Erinnere mich bitte daran dich nicht zu verärgern“, murmelte der Silberfellige. Ein amüsiertes Lachen verließ die Kehle des geschuppten Tieres. ~Der Zorn eines Guardias kann unermesslich sein, Azrael~, erwiderte sie und verwandelte sich zurück.
 

„Rae, du bist verletzt...“, sprach die Großkatze und betrachtete ihre Blessuren. „Ach nicht so schlimm. Das sind nur ein paar Kratzer. Aber...“, sie sah auf die klauenartige Wunde des Leoparden, „Ihr wurde verwundet.“ Gut, dass einige Meter weiter ein Fluss war. Dort konnte sie seine Verletzung reinigen und behandeln. Zum Glück hatte die junge Frau eine kleine Flasche Desinfektionsmittel, Kompressen und Verbände sowie noch andere medizinische Hilfsmittel in ihrem Beutel, welcher an ihrem Gürtel befestigt war. Zusammen gingen die beiden zu dem Gewässer und die Dunkelhaarige fing mit der Säuberung an. Als leises Knurren verließ den Fang der Großkatze. „Wenn Ihr jetzt schon knurrt, dann will ich nicht wissen wie Ihr gleich reagieren werdet, wenn ich die Wunde desinfiziere...“, murmelte die Kriegerin ein klein wenig belustigt. Leopard brummte leicht verstimmt.
 

„Bevor ich es vergesse... Ihr habt Euch gut geschlagen, Azrael“, lobte Rae ihn und war da ein Hauch von Stolz in ihrer Stimme? Nun, er hatte sicherlich verhört immerhin wurde er dabei verle... Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Körper und ließ aus Reflex ein lautes Fauchen aus seiner Kehle dringen. Ohne nachzudenken sprang der Leopard knurrend seine Begleiterin an, welche eine kleine Flasche fallen ließ. Ein „Uff“ verließ ihre Lippen als der muskulöse Torso des Tieres sie umwarf. Ein paar Sekunden später realisierte das silberfellige Wesen seine Tat. „Bitte verzeih mir. Ich...“, weiter kam er nicht zum Reden, da die Dunkelhaarige mit einer Hand sanft über sein Fell strich, was ihn zu beruhigen schien. „Kein Grund sich zu entschuldigen“, murmelte sie. Widerwillig löste sich der einstige Engel von ihrer Berührung, denn seine Wunde musste immer noch behandelt werden. Anstatt ihre vorherige Position einzunehmen, blieb sie vor ihm kniend und lehnte sich vor, so dass er seinen Kopf auf ihre Schulter legen konnte was er auch tat. Es war ihm anzumerken, dass er sehr erschöpft war. Da sein Haupt in der Nähe ihres Halses war, nahm er ihren Duft deutlicher wahr. Es war der Geruch von Feuer, Rosen und...wilden Kräutern? Azrael kannte sich zwar nicht aus, aber dies eine war seltsame Kreuzung. Aber eine, die ihm wirklich sehr gefiel und ihn entspannen ließ. Er war so sehr abgelenkt, dass er nicht merkte, dass Rae die Verletzung schon bandagierte.
 

„Ihr habt Blut an Euren... Pfoten“, merkte die Guardia an als sie eine seiner Tatzen in ihre Hände nahm. Azrael begutachtete seine Pranken. In der Tat waren sie von der roten Lebensflüssigkeit bedeckt, aber er sah auch etwas anderes. Es hingen paar Fetzen dämonischer Haut an seinen Krallen. Sie half ihm schnell seine Pfoten zu säubern. Anschließend lehnte die junge Frau sich an einen Baum. Der Kater legte wortlos seinen Haupt auf ihren Schoß und schloss seine weißen Augen. Er war müde und wollte sich nur noch ausruhen. Das sanfte Kraulen bekam er noch mit, bevor er langsam in den Schlaf driftete. Seine Nerven lagen nach dem heutigen Kampf blank.
 

Am nächsten Tag wartete eine große Überraschung auf die zwei. Der Engel spürte eine Hand auf seiner Haut. Moment! Auf seiner... Haut?! Schlagartig öffnete er seine Augen und konnte seine Hand sehen. Langsam setzte Azrael sich auf um die junge Frau nicht zu wecken. Er betrachtete seinen Körper. Der Zauber hatte von selbst nachgelassen und er war wieder ein Engel. Seine Tasche hatte er bei der Kriegerin abgelegt.
 

Was sollte der Todesengel jetzt nur machen? Kurz glitt sein Blick zu dem Fluss. Sollte er es versuchen? Ausprobieren konnte nie schaden. Also zog er seine Robe aus und stand nur in Hose sowie Stiefel bekleidet an dem Gewässer. Es dauerte einige Versuche, aber der Scholar hatte es tatsächlich geschafft einen Fisch zu fangen, mit bloßen Händen. Dafür war er jetzt auch klatschnass und die Wunde brannte etwas, jedoch war es ihm das wert gewesen. So konnte Azrael sich wenigstens ein bisschen bei Rae revanchieren, welche gerade aufwachte. Ihr bot sich ein seltener Anblick. Nicht nur, dass der Scholar seinen Körper wiederhatte, nein, er stand auch noch mit freiem Oberkörper da. Augenblicklich schoss der Drachin die Röte ins Gesicht. Es war ja nicht so, dass sie bisher keinen männlichen Torso gesehen hatte. Immerhin ging sie manchmal mit Serena, Ursa und Helan schwimmen. Aber den Erzengel so zu sehen... Ließ ihr Herz ein, zwei Schläge kurz aussetzen und das Wasser, welches seinen leicht muskulösen Rücken hinunterlief, machte es auch nicht besser. Wie sehr wollte die Guardia ihn jetzt berühren, aber sie schalt sich innerlich einen Idioten. Langsam stand sie auf und ging zu dem Todesengel. Ihre Gesichtsfärbung hatte wenigstens nachgelassen. „Schönen Morgen, Azrael“, begrüßte sie den Mann und tippte ihm auf die Schulter. Der Silberhaarige drehte sich zu der Dunkelhaarigen um. „Dir auch einen schönen Morgen, Rae“, lächelte er und ihr Blick glitt dann zu dem Fisch, welchen sie vorher nicht bemerkt hatte. „Sagt nicht...?“, ungläubig starrte die Feuerelementarin zu dem Wasserlebewesen. „Doch habe ich! Selbst gefangen. Auch wenn ich einige Versuche gebraucht habe“, ein kleiner Stolz schwang in seiner Stimme mit. „Es wäre besser, wenn ich Euch trockne. Nicht das Ihr am Ende mit einer Erkältung im Bett liegt“, sprach die junge Frau und deutete auf seinen nassen Körper. Die Drachin umhüllte ihre Hände mit Feuer und regelte die Temperatur auf eine angenehme Wärme runter. Sie wollte ihn ja nicht verletzen. Mit einem sanften Druck legte sie ihre Hände auf seine Brust und ließ die Flammen über seinen gesamten Körper gleiten. Azrael erschauderte leicht bei der Berührung. Direkter Hautkontakt hatte ein völlig anderes Gefühl als Haut auf Fell. „Getrocknet und aufgewärmt“, lächelte sie und nahm ihre Hände von ihm. Anschließend kümmerte sie sich um die Verletzung an seinem Arm. Der Todesengel bedankte sich für das Trocknen sowie die Versorgung der Wunde. Danach suchten beide einige heruntergefallene Stöcke und einen langen Ast sowie ein paar Steine. Rae legte einen Steinkreis und schichtete die Zweige darin, während der Erzengel mit dem langen Geäst den Fisch aufspießte. Die junge Frau entzündete ein kleines Feuer und ließ dieses langsam größer werden. Ferner wurde der Spieß in den Boden gesteckt und das Essen gegrillt. Während sie warteten, zog der Scholar seine Robe wieder an. Er hatte diese nur ausgezogen, damit diese nicht nass wurde. Nach einiger Zeit war der Fang verzehrbereit. „Der erfolgreiche Jäger bekommt den ersten Bissen“, schmunzelte Rae, nachdem sie das Grillgut nochmal kontrolliert hatte.
 

Nach der „Jägertradition“ aßen beide abwechselnd von dem Fisch bis nur noch Gräten und Organe übrig waren. „Was machen wir mit den Innereien?“, fragte der Silberhaarige und schaute auf die Eingeweide. „Ich werde sie trocknen und diese an den Clan schicken. Die Älteste kocht einen Sud für eine Suppe daraus“, antwortete die Drachin und begann das Herz, die Leber und den Magen des Fisches zu trocknen. „Clan?“, Azrael wurde neugierig. „Ah stimmt. Das habe ich Euch ja noch nicht erzählt. Nun, da ich als Ursas Tochter gelte, bin ich Teil seines Clans. Die Älteste ist übrigens seine Mutter. Eine nette, aber strenge Frau. Wenn jemand zu viele Flausen im Kopf hat, treibt sie diese gern mit ein paar ‚liebevollen‘ Schlägen ihrer Keule aus...“, unbewusst brummend rieb sie sich auf den Hinterkopf. „Persönliche Erfahrungen gemacht?“, er konnte ein kleines Kichern nicht völlig unterdrücken. „Ein, zwei Mal. Die anderen Erfahrungen sind Berichte von Ursa und seinen Brüdern... Die haben es häufiger abbekommen insbesondere als sie junge Raufbolde waren“, grinste die Feuerelementarin schief. Einige Minuten später waren die Eingeweide getrocknet und Rae holte aus ihrem Beutel ein kleines Leinensäckchen. Darin legte sie die getrockneten Organe, verschloss diesen mit der Kordel, welche daran angebracht war und beschwor einen Boten. Diesem gab sie die Anweisung das Säckchen zu dem Clan im kalten Norden zu bringen und er flog in die Richtung davon. Für den Rest gab es keine Verwendung und wurde zu Asche verbrannt. „Alles kehrt zu seinem Anfang zurück“, murmelte die Dunkelhaarige den Satz fast wie ein Gebet als sie die Überbleibsel dem Wind zum weitertragen gab. Danach setzte das ungleichmäßige Paar ihren Weg fort.
 

„Nun... dies waren interessante Zeiten gewesen, das muss ich zugeben“, sprach der Engel und bewegte leicht seine Flügel. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst. „Das stimmt und aufregend was es auch“, gab Rae zu. Es dauerte fast zwei Stunden bis sie das Portal erreichten. Rückblickend betrachtet, waren die letzten Tage ziemlich ereignisreich gewesen. Rae aktivierte die Pforte in dem sie eine Hand ausstreckte und sich auf die Weiße Stadt konzentrierte. Ein helles Licht schimmerte auf und es war zur Benutzung bereit. Der Mann ließ ihr den Vortritt wie ein Kavalier und sie machte einen Knicks. Anschließend gingen sie nacheinander dadurch.
 

„Ich gebe General Uriel Bescheid. Ihr könnt nach Hause gehen und Euch von Strapazen erholen“, sprach die Guardia als die beiden es durchschritten hatten. Sie waren einige Meter von einem großen Tor entfernt. „Gut, aber du wirst dich ebenfalls nach Hause begeben. Die letzten Tage sind auch nicht spurlos an dir vorbeigegangen, Rae“, seine Stimme war sanft und warm, aber duldete keinen Widerspruch zu dem die Feuerelementarin gerade ansetzen wollte. /Du brauchst auch Ruhe/, dachte er und zusammen betraten sie die Heimstatt der Engel. Dann trennten sich ihre Wege als die zwei den Hauptplatz erreichten. Sie schlug den Weg in Richtung Höllenwache ein und er in Richtung seines Hauses.
 

Am Ende des Tages war der Todesengel froh in seinem Bett liegen und schlafen zu können. In seinem geistigen Auge ließ die vergangenen Tage Revue passieren. Angefangen von seiner ungewollten Verwandlung bis hin seiner ersten Jagderfahrungen und Übernachtungen unter dem freien, sternklaren Himmelszelt sowie seine heutige Rückverwandlung. Der Engel blickte zu seinem linken Oberarm. Rae hatte den Verband gewechselt kurz nachdem sie ihn getrocknet hatte. Da er jetzt Zuhause war, konnte er die Bandage abnehmen und die Wunde mit seiner Magie heilen. Andererseits hatte sich seine junge Freundin Mühe beim verarzten gegeben. Kurz schloss Azrael seine Augen und wägte ab... Nein, diese Verletzung sollte ganz und gar ohne Magie heilen. Er wollte sich an das Abenteuer erinnern, welches er mit Rae erlebt hatte. Außerdem war der Silberhaarige nicht unfehlbar und diese Narbe würde schon nicht auffallen, da er die meiste Zeit sowieso langärmlige Roben trug.
 

In den nächsten Tagen hatte der Todesengel die Bibliothek aufgesucht und wollte Nachforschung betreiben. Sowas nicht nochmal passieren! „Ich hoffe, Ihr plant nicht ein neues Abenteuer, oder Azrael?“, erkundigte eine weibliche Stimme und er sah über seine Schulter. Es war Rae gewesen, welche ihn angesprochen hatte. „Nein, nein, kein Abenteuer, meine junge Freundin. Nur reine Nachforschung wie man gewisse Zauber erkennt bevor man diese aus Versehen auslöst“, sprach der Erzengel und drehte seinen Oberkörper gänzlich zu ihr. „Verstehe. Es wäre nicht gut, wenn jemand anderes dasselbe passiert“, stimmte sie ihm zu. „Gibt... es sonst noch etwas?“, er bemerkte ihren Blick, welcher auf seinem Arm fokussiert war. „Was macht die Verletzung?“ /Natürlich fragt sie nach/, dachte der Scholar und lächelte ein klein wenig. „Sie heilt gut und das Dank deiner Hilfe. Ich weiß nicht wie mich dafür je erkenntlich dafür zeigen kann, Rae...“, war seine Antwort und sah in ihre warmen Seelenspiegel.
 

Diese legte eine Hand auf seine rechte Schulter und stupste kurz, fast liebevoll, ihre Stirn an die seine. Der Mann erstarrte etwas. „Was war das?“, hauchte der Silberhaarige leicht errötend und blickte in die grünblauen Augen der jungen Frau. „Eine der vertrauensvollsten Gesten meines Volkes“, murmelte sie zur Antwort. Ihr Gesicht war immer noch nah. Der Todesengel konnte ihren Atem auf seinen Lippen spüren. Sollte er es wagen? Es war nur ein Hauch von wenigen Millimeter, die sie voneinander trennten...
 

„HAB ICH NICHT GESAGT, DASS IHR HIER NICHTS VERLOREN HABT?!“, hörten sie beide eine lautstarke junge Männerstimme vom Erdgeschoss brüllen, welche dafür sorgte, dass die zwei auseinander fuhren. Schöpfer, was hatte er beinahe getan?! Er hätte fast Rae, eine mehrere Jahrtausende jüngere Frau, geküsst. Sein Herz schlug schneller und lauter. So laut, dass der Erzengel sich sicher war, dass sie es hören müsste. Azrael sah zu ihr und bemerkte eine Röte auf ihrem Antlitz. Er selbst spürte eine Hitze auf seinem Gesicht. Wahrscheinlich der Silberhaarige genauso rot wie sie. Gut, dass niemand sonst auf dieser Etage der Bibliothek war, dass hätte nur unnötige und peinliche Fragen ergeben.
 

„Ich... Ich sollte langsam gehen...“, sprach die Feuerelementarin nervös. „Ja, und ich sollte zu meinen Studien zurückkehren...“, erwiderte der Erzengel, aber beide blieben in ihren Positionen verharrend. Ohne es wirklich zu bemerken, stand Azrael auf und ging zu ihr. Er zog sie kein Wort sagend in eine Umarmung. Diese Aktion war untypisch für ihn selbst, dass wusste der Engel, aber... für einen Moment wollte er sie in seinen Armen halten.
 

Rae war überrascht als der sonst ruhige Mann sie in seine Arme zog. Anstatt sich von ihm zu drücken, erwiderte die Guardia die Geste. Sie blieben für einige Augenblicke in dieser Haltung stehen. Langsam lösten sich die beiden aus der Umarmung. Ein kleines Räuspern verließ Raes Lippen bevor sie sich an den Todesengel wandte. „Ich... Ich wünsche Euch viel Glück bei der Recherche, Inreel“, die Kriegerin lenkte auf das Thema zurück. Dem Älteren entging der sanfte Unterton in ihrer Stimme nicht. „In... reel?“, fragte er neugierig. „Es bedeutet ‚Freund‘ auf Flaaros“, sie schenkte ihm warmes Lächeln. „Ich muss nun wirklich los. Also... Bis bald“, verabschiedete die Dunkelhaarige sich, klopfte ihm mit der flachen Hand leicht auf seine Brust und ließ den Mann allein. Azrael selbst kehrte, mehr oder weniger, zu seinen Studien zurück.
 

Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen als seine Gedanken kurz zu ihr schweiften. Auf eine gewisse Art und Weise waren sich die beiden nähergekommen, dass konnte er sagen. Nun, eine kleine Schwärmerei konnte nicht schaden und ob es dabeiblieb, konnte nur die Zeit sagen.

Trainingspartner - Rae, Engel

OC’s

Ilaos

Helan

Deus

Bow

Rae
 

*Klirr* *Klirr* *Klirr*
 

Klinge folgte auf Klinge und Hieb auf Hieb. Außer dem gelegentlichen Schnaufen waren dies die einzigen Geräusche, was zu hören war. „Du musst das Schwert höher halten! Ansonsten kassierst du eine Schulterverletzung!“, rief eine kräftige Stimme über den Exerzierplatz zu einem jungen Soldaten, der die Anweisung sogleich befolgte. So ging es auch die nächsten zwei Stunden weiter. Der Brigadegeneral, welcher hin und wiedermal Korrekturen zu der Truppe brüllte, beäugte seine Schützlinge streng. „Sie werden langsam besser“, murmelte der Mann zufrieden, aber sein Gesicht blieb ernst. Er erlaubte sich selten diesem Chaotenhaufen ein Lächeln zu schenken. Ilaos, der Name des zweitranghöchsten Soldaten im Ersten Königreich, war zwar ein strenger Lehrmeister, aber er holte aus seinen Jungs und Mädchen das Beste aus sich heraus.
 

Sein Blick glitt zu einem langhaarigen, weißblonden jungen Mann mit besonders auffälligen Flügeln. Besonders auffällig daher, weil die Federn hell- und dunkelbraungesprenkelt waren. Etwas das bei Engeln überhaupt nicht auftrat. Normalerweise... Dennoch war der Bengel ein Paradebeispiel was einen guten Soldaten ausmachte. Eben dieser drängte seinen Trainingspartner immer wieder in die Ecke. Dieses Mal konnte der Mann das kleine Grinsen nicht unterdrücken.
 

~nach dem Trainingsende~
 

„Hey, warte mal, Kumpel!“, rief eine Stimme zu dem Soldaten mit den seltsamen Flügeln, welcher stehen blieb. Der Krieger drehte sich zu dem Sprecher um und sah zwei junge Männer auf sich zu laufen. Es waren Bow und Deus gewesen, seine Freunde. „D-Danke für’s... war...ten“, keuchte einer von beiden. „Holt erstmal Luft, Leute...“, sprach Helan, so der Name des Engels mit der ungewöhnlichen Flügelfärbung. Ein Nicken signalisierte ihm, dass sie ihn verstanden hatten. Es vergingen ein paar Augenblicke bis der Atem der zwei Soldaten sich beruhigt hatte. „Nur mal so aus reiner Neugierde, Hel. Was machst du eigentlich, wenn du mal nicht Rhejan in der Bibliothek aushilfst oder mit dem Brigadegeneral eine extra Runde trainierst?“, fragte der Blonde nachdem er sich gefangen hatte. Sie kannten sich einige Jahre, aber der Weißblonde erzählte ihnen kaum etwas was er in seiner Freizeit machte. Und das machte die beiden neugierig. „Stimmt. Dich sieht man selten in der Stadt“, pflichtete ihm Bow bei. „Ich bin meistens bei einer Freundin und trainiere mit ihr zusammen“, erklärte der Mischling ruhig. „Bei einer...“ „Freundin?“, verblüfft sah die beiden sich an. „Du hast‘ne Freundin und erzählst uns nichts?!“ „Sie ist nicht diese Art von Freundin! Viel mehr eine zweite große Schwester“, besänftigte Helan seine beiden Freunde.
 

„Können wir sie kennenlernen?“, schoss es aus dem Kurzhaarigen heraus. Es interessierte ihn wirklich, wer diese Person war. Außerdem konnte es nie schaden neue Leute kennenzulernen. Und wer weiß, vielleicht ist sie auch eine sehr nette Person. „Ich weiß nicht was sie dazu sagt“, meinte der Mischling und beschwörte ein kleines flügeliges Wesen aus Wind, etwas was seine Freunde kannten, da sie dachten, dass er Windmagie beherrschte. Das der wahre Grund was vollkommen anderes war, ahnten sie zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht.
 

„Rae?“, hoffentlich war sie erreichbar... „Thér? Was gibt’s?“, die Antwort kam sofort. Die Stimme dieser Freundin hatte einen recht angenehmen Klang. „Kann ich zu unserem Training meine Freunde mitbringen?“ „Aber sicher!“, Helan konnte ihr Grinsen förmlich hören. Schön, sie hatte nichts dagegen einzuwenden. „Es bleibt üblichen Ort“, sprach sie bevor das kleine beschworene Wesen sich in Luft auflöste und die Kommunikation beendet war. „Was meinte sie mit ‚üblichen Ort‘?“, fragte Bow, der sich kein Reim daraus machen konnte. „Ich bring euch hin. Ihr werdet den Ort sicherlich mögen“, sprach der Weißblonde lächelnd. Zu dritt verließen das Gelände der Höllenwache und gingen durch die Weiße Stadt. Unterwegs durchlöcherten die Freunde ihn mit Fragen, die er teils lachend beantwortete. Außerhalb der Heimat der Engel stand ein altes, großes Gebilde; ein Weltentor. Der Halb-Sylph streckte eine Hand nach dem Portal aus und konzentrierte sich auf einen bestimmten Ort. Es dauerte nicht lang bis das Tor ein schimmerndes Leuchten von sich gab. „Wir können durch“, sprach der Windelementar und deutete auf das Licht. „Na dann mal los!“, mit den Worten schritt Deus euphorisch als Erster hin durch. Die anderen beiden folgten ihm sogleich. Nun standen die drei in einem Wald. „Sicher, dass wir hier richtig sind?“, die weißen Augen von dem Schützen scannten regelrecht die Umgebung ab. „Wir sind in der Nähe von unserem Trainingsort“, erwiderte der Weißblonde, „Wir müssen nur da hoch.“ Er zeigte auf eine große felsige Wand. Alle drei spreizten ihre Flügel und hoben nacheinander ab. Zusammen flogen sie auf die Erhebung zu.
 

„Was für ein Ausblick“, Bow war vollkommen hin und weg von dem Plateau nachdem sie gelandet waren. Auch Deus war mehr als überrascht. Die Landschaft war wirklich atemberaubend. So etwas gab es im Himmel nicht. Einen riesigen grünen Wald mit Felsplateaus und einigen Bergen. Man konnte sogar ein paar Flüsse sehen.
 

Ein lautes Brüllen hallte durch das sonst stille Tal und zwei der drei jungen Männer zuckten leicht zusammen. Was war das? Ein großer Schatten erschien über ihnen. Die Soldaten blickten nach oben und sahen eine gewaltige schwarze Echse, welche mit ihren Flügeln schlug um in der Luft zu bleiben. „Das sind sie, Thér?“, sprach das große Schuppenwesen mit einer gewissen Belustigung in der Stimme. Das war die besagte Freundin mit der er trainierte? Die beiden Soldaten schluckten erst recht als das große Tier landete. Es war größer als alle drei zusammen.
 

Ein Leuchten ging von der Bestie aus und es veränderte Form wie Größe. Nach wenigen Sekunden stand eine junge Frau mit langen dunkelbraunen Haaren und grünblauen Augen vor ihnen. „Ich nehme an das ist besser?“, kicherte die Feuerelementarin kurz als sie die großen Seelenspiegel der ihr unbekannten Engel bemerkte.
 

„Roath préa Rae“, stellte sich sie vor und verneigte sich leicht. „Ähm... Bitte was?“, die Verwirrung stand den Soldaten ins Gesicht geschrieben. „Ah, entschuldigt bitte. Ich habe auf flaaros gesprochen... Ich bin Rae“, sprach die Drachin mit einem kleinen Grinsen. „N-Nun, mein Name ist Bow“ gab der goldblonde Mann leicht nervös von sich. „Und ich bin Deus“, machte sich der rein Blonde bekannt. „Freut mich euch beiden kennenzulernen, Bow und Deus“ lächelte die Guardia zu den beiden Soldaten. Dann wandte sie an den weißblonden Mann. „Mit oder ohne?“, er wusste was sie meinte. Ihrer beider angeborenen Fähigkeiten. Der Leutnant schüttelte den Kopf. „Ohne. Mit wäre zu viel des Guten. Und etwas zu riskant“ Die fragenden Blicke seiner besten Freunde ignorierte er geflissentlich. Er würde ihnen das später erklären.
 

Rae beschwörte ihre Schwerter. „Bereit?“ „Bereit!“, der Halb-Sylph war entschlossen zu gewinnen. Beide Krieger stürmten aufeinander zu. Schnell folgte Hieb auf Hieb so dass die Klingen jedes Mal klirrten als sie aufeinandertrafen. Die Leutnante wollten gegen die zwei antreten, aber jetzt? Jetzt waren die beiden froh nur Zuschauer sein zu können. Immer wieder entstand eine kleine Druckwelle als die Schwerter sich kreuzten. Helan spielte schon in der Wache in einer ganzen anderen Liga, aber jetzt? Es schien als er würde sich hier richtig austoben können... Ohne sich zurückhalten zu müssen.
 

Deus war sprachlos. Der Blonde konnte nicht glauben was er da sah. Es war würden die Kontrahenten miteinander tanzen. Auch Bow sah das so. Während die junge Frau auswich, parierte sie dabei den Schwertstreich von dem Weißblonden. Andererseits blockte Helan ihre Angriffe. Einige Male schafften sie es sich gegenseitige Treffer zu landen, was man jedoch als harmlose Kratzer abtun konnte.
 

Nach einem weiteren Block seitens von dem Halb-Sylphen sprang sie außer Reichweite. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht. Die Guardia entzündete ihre Schwerter und verschmolz diese zu einer einzigen Klinge. „Jetzt geht’s mit Inferno weiter?“, lachte der Soldat als er die Waffe sah. Gut, im Grunde genommen war es die ganze Zeit Inferno gewesen nur in einer anderen Form, aber dies war die wahre Gestalt des Schwertes. „Sieht so aus, Thér“, grinste die junge Frau, wollte sie doch seinen Freunden noch eine kleine Show bieten. Ihren Zuschauern wurden es heiß und kalt gleichzeitig.
 

Die Guardia rannte auf ihren Gegner mit erhobener Waffe zu. Helan machte sich bereit den Angriff zu blocken und hielt seine Klinge in der Waagerechten, mit der Hand stützte er das flache Blatt. Rae nutzte einen Sprungangriff. Dieses Mal zuckten sogar Funken um die Klingenblätter als sie aufeinandertrafen. Man konnte die Kraft hinter dem Schlag nur erahnen. Dem jungen Mann knickten sogar leicht die Knie ein. Seine Freundin hatte eine ziemliche Wucht dahintergesteckt.
 

Die Feuerelementarin musste zugeben, dass der junge Mann besser geworden war. Das sie mehr oder weniger noch die Oberhand hatte, lag der Tatsache geschuldet, dass sie etwas älter war und mehr Kampferfahrung besaß. /Aber eines Tages wird er mich übertrumpfen.../, der Gedanke machte die Drachin irgendwie stolz. Stolz wie es eine Schwester nur sein konnte.
 

Helan gab sein Bestes. Er steckte in jedem seiner Hiebe Herz und Leidenschaft. Verlieren stand heute nicht auf seinem Tagesplan. Schon gar nicht vor seinen Freunden. Die Schlagabtausche gingen in die nächste Runde. Bow und Deus waren angespannt. Solch ähnliche Kämpfe gab es meist nur zwischen dem Brigadegeneral und dem weißblonden Schwertkämpfer.
 

„Letzter Schlag?“ „Letzter Schlag!“ Beide stürmten zum x-male aufeinander zu. Die Funken sprühten als die scharfen Klingenblätter sich kreuzten. Keiner von beiden wollte nachgeben! Der Druck wurde so groß, dass aus den Funken kurze Blitze wurden, die in den Boden neben ihnen einschlugen. Je mehr die beiden sich gegen ihre Waffen drückten, desto mehr staute sich Energie an, welche sich mit einem kraftvollen Stoß entlud und die zwei voneinander trennte. Durch den Rückstoß flogen die Schwerter der beiden Kämpfer aus den Händen. „Ein...“ „Unentschieden?“ Verwundert sahen sie sich an. „Also ich kann damit leben. Und du, Thér?“ „Hab‘ nichts dagegen einzuwenden“, sprach Helan und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Schwert hob er nebenbei auf.
 

„Das war... unglaublich!“ „Ihr beiden habt euch nichts geschenkt!“ Die beiden Engel applaudierten den Kontrahenten, die zu ihnen sahen. „Freut mich zu hören, dass unser Trainingskampf euch gefallen hat, Jungs“, lachte Rae und ließ Inferno in Flammen aufgehen. Sie brauchte ihre Klinge grade nicht. Auch Helan steckte seine Waffe weg. Die vier unterhielten sich noch eine Weile bis die Feuerelementarin sich auf den Weg nach Hause machte.
 

„Und was ist euer Eindruck von Rae?“, wollte der Windelementar wissen als die drei auf dem Heimweg waren. „Ich gebe zu, dass sie mich überrascht hat. Hatte ein vollkommenes anderes Bild von ihr. Als Drache finde ich sie sehr imposant und beeindruckend. Und als Person ist sie ziemlich nett“ sprach Bow, während er den heutigen Tag Revue passieren ließ. „Sie ist auch ziemlich stark! Ich mein wie sie dir zu gesetzt hat. Wahnsinn“, Deus klang auf jeden Fall beeindruckt. /Du hast einen bleibenden Eindruck hinterlassen, Rae/, dachte der Halb-Sylph lächelnd. Er war froh darüber, dass sich die drei verstanden hatten.

Zeit und Erinnerung - Untergang

OC

Untergang
 

Wind strich über die weite savannenartige Steppe und spielte mit der weißflammenden Mähne des Hengstes, welches sich in der Gegend umsah. Das Tier hatte ein schwarzes Fell. Seine Fesseln und der Schweif brannten ebenfalls in weißem Feuer. Die Augen waren ein klares blau. Er war größer und kräftiger als das was die Menschen ein „Shire Horse“ nannten. Alles in allem sah das Pferd majestätisch aus.
 

Für Untergang war es als würde die Zeit zum Teil stehen bleiben. Kreaturen kamen und gingen. Ein steter Kreislauf. Wie viele hatten versucht ihn zu fangen, zu zähmen? Mehr als genug... Und hörte es nicht auf. Die Narben auf seinem Körper sprachen Bände. Ein Schnauben entfuhr seinen Nüstern als seine Gedanken zu einer Person glitt, die er einen Freund nannte.
 

Dieser Freund starb vor mehreren Jahrtausenden von Jahren. Pyros... Ja, sein Name war ihm Gedächtnis geblieben. Ein Mann, der ihm im Kampf gegen Dämonen half und seine Wunden behandelte. Untergang erinnerte sich die Anfänge der Freundschaft; das Misstrauen, was er zuerst für den Guardia empfand und das wachsende Vertrauen. Die Zeit, welche sie miteinander verbrachten. Für den Feuerelementaren war das Ross nicht einfach nur ein Tier, sondern ein gleichberechtigtes Wesen. Der Drache ließ ihm seine Freiheiten. Nach einigen tausenden Jahren starb sein geschätzter Weggenosse an einer schweren Verletzung. Der Hengst verspürte da zum ersten Mal Trauer. Ein Gefühl, welches er nie vergaß genau wie den Mann.
 

Langsam lief Untergang zu dem Fluss, welcher in der Nähe war. Das Wasser kühlte seine Vorderhufe. Anschließend gönnte sich das Ross ein paar Schlucke des erfrischenden Nass und zog dann weiter. Er hatte hier viel Zeit verbracht. Länger als nötig. Welche Welt sollte er als nächstes aufsuchen? Vielleicht eine mit Wäldern...
 

Ein erneutes Schnauben verließ seine Nüstern. In einem Wald hatte das Phantomross Rae, eine junge Guardia, kennengelernt. Und zwar auf die gleiche Art und Weise wie er mit Pyros Bekanntschaft gemacht hatte. Auch sie versorgte seine Wunden von dem Kampf in dem er sich befunden hatte. Ein Déjà-vu wie es die Menschen nannten. Ihm waren sogar schnell einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Personen aufgefallen. Er konnte den wirklich mehr als sehr schwachen Geruch von Pyros an ihr wahrnehmen. Die Kriegerin war eine Nachfahrin seines Freundes.
 

Plötzlich zuckten seine Ohren. Da war ein Geräusch. Ein Pfiff... Er kannte das Signal. Seine Hilfe wurde gebraucht. Rae brauchte ihn. Mit einem Wiehern bäumte sich der schwarze Hengst auf und stürmte durch das auftauchende Bindungsportal.
 

Zeit konnte Freunde trennen, aber auch wieder zusammenbringen; in gewisser Weise...

Jagd - Hades

OC

Hades
 

Das Licht der Morgensonne tauchte den Wald in eine mystische Atmosphäre und lies den Schnee glitzern. Drei wolfsähnliche Wesen liefen durch den frühen Morgen. Einer von ihnen hatte ein nachtschwarzes Fell und iris-heterochromatische Augen; das rechte war blau und das linke grau. Die anderen beiden waren von dunkelbrauner Farbe mit helleren Strähnen und hatten gelbgrünliche Augen.
 

Leise stahlen er und zwei seiner älteren Rudelmitglieder durch den verschneiten Wald. Sie waren auf der Jagd. Das Ziel war einer von den Eldanhirschen. Große, majestätisch wirkende Kreaturen mit verzweigten Geweihen und sehr harten Hufen. Das Fell von den erwachsenen Tieren war dunkelbraun, nur ab den Gelenken war es weiß. Aber das Einzige was ihn und sein Rudel interessierte war deren sättigendes Fleisch.
 

„Hier lang!“, mit einem Nicken deutete der junge Alpha seine Jagdgefährten die Richtung einer Lichtung. Seine zwei Begleiter reckten ihre Nasen in die Luft. Der Geruch war noch sehr frisch gewesen. Es war in der Nähe. Vielleicht nur ein paar hundert Meter. „Ein Einzelner“, knurrte einer der Älteren, während der Andere zustimmend nickte. Zusammen beschritten sie den Weg...
 

Da stand die Beute. Ein junger ausgewachsener Hirschbulle und nicht sehr erfahren. Unvorsichtig am Grasen. Nicht mal die Nase wurde ansatzweise in die Luft gehalten. Ahnungslos. Noch. Mit ruhigen Pfoten teilten sich die drei Raubtiere auf. Die anderen beiden liefen jeweils nach links und rechts. Ein Blick auf den Hirsch. Dieser genoss sichtlich weiter sein Grün. Aber dann zuckten seine Ohren und der Pflanzenfresser wurde unruhig. Etwas stimmte nicht. Das plötzliche Auftreten des Gefühls der Gefahr war sehr stark. Ein kurzer Rundumblick in die Gebüsche. War da etwas? Große Angst stieg in ihm auf. Ohne weiter nachdenken stürmte das große Tier in die entgegengesetzte Richtung in der es stand. Das war das Zeichen auf das die drei wolfsähnlichen Kreaturen gewartet hatten. Blinde Panik, die sie nutzen konnten.
 

Die Raubtiere jagten das große Wesen durch den Wald. Allein konnte es nichts ausrichten. Nicht gegen drei ausgewachsene Jäger. Zwischenzeitlich trennten sich die Schneeläufer. Einer schnitt der Beute den Weg ab und die anderen zwei hetzten diese in eine andere Richtung. Sie wechselten sich ab. Eine bewährte Jagdstrategie für diese Gruppe des Rudels.
 

Am Ende war es der junge Anführer des Trios, der hinter dem noch lebendigen Futter das Ende bereitete. Mit einem kräftigen Satz sprang der schwarze Schneeläufer auf den Hirsch und biss diesem in den Nacken. Das Fluchttier versuchte den Räuber abzuschütteln; vergebens, da dieser sich mit seinen Krallen an der Brust festharkte. Der Fleischfresser verstärkte sein Biss und lies das typische Gift seiner Art durch seine Zähne in die Blutbahn seines Opfers fließen. Nach dem „injizieren“ hatte er von dem Pflanzenfresser abgelassen. Der Blutverlust schwächte es zusätzlich. Schon nach wenigen Augenblicken schränkte sich die Beweglichkeit, dank des Toxins, von dem Huftieres stark ein und anschließend fiel es mit einem dumpfen Aufschlag zur Seite.
 

Die Beute war erlegt.
 

„Zurück zum Rudel!“, lautete die stumme Order des iris-heterochromatischen Äugigen und packte das tote Tier am Genick. Die anderen beiden nahmen jeweils den Rücken und den Bauch zum Ziehen. Zu dritt schleiften sie ihre Beute zu den anderen Rudelmitgliedern. Die anderen Jäger sollten keine Fehler machen ansonsten gäbe nicht genug Futter um alle zu sättigen. Als sie ankamen, tollten die Welpen grade quer durch den Schnee. Die Weibchen hatten ein Auge auf die kleinen Wirbelwinde bis auf einen kleinen graubraunen Rüden, welcher von fast allen gemieden wurde.
 

Der Grund? Die seltsamen Fähigkeiten des Welpen. Er konnte aus dem Schnee lange spitze Dornen entstehen lassen und solche Dinge. Gruseliges Etwas... Trotzdem hatte ihr Anführer dieses Ding aufgenommen; unverständlich für sie. Der Alpha-Schneeläufer hätte ihn seinem Schicksal überlassen sollen. Eben jener leckte dem Jungtier kurz über das Gesicht um ihn zu begrüßen.
 

Bald darauf kamen die anderen zwei Gruppen. Sie hatten ebenfalls jeweils einen großen Eldanhirsch im Schlepptau, damit würde der Hunger für eine Weile gestillt sein. Die Jungen sahen ihn bittend an. Normalerweise gehörte dem Alpha der erste Bissen, aber in dem Fall machte er eine Ausnahme. Mit einem Nicken gab der schwarze Schneeläufer seine Zustimmung und die Welpen stürzten sich auf das gebrachte Futter. Bald waren sie groß genug um selbst das Jagen lernen zu können.
 

Sein Blick glitt in den mittlerweile blau gewordenen Himmel. Eine ungute Vorahnung macht sich in ihm breit. Er mochte dieses Gefühl nicht... Überhaupt nicht...

Reue und Vergebung - Azrael, Rae

Slight!AzraelxRae

OriCxOC
 

Allgemeine POV
 

Zwei Gestalten streiften durch eine Menschenstadt und besahen die Beschädigungen, welcher der Endkrieg hinterlassen hatte. Einer davon war ein himmlisches Geschöpf und die andere ein menschenähnliches Wesen mit einigen animalischen Eigenschaften.
 

Azrael, der Todesengel, hatte Rae, eine junge Angehörige vom Volk der Guardia, gebeten mit ihm durch die verwüsteten Stadtbezirke zu gehen. Zu dem Ort, wo die Kämpfe einst ausbrachen. Beide liefen durch einen noch nicht wieder aufgebauten Teil der zerstörten Metropole. Es war ein erschreckender Anblick für den Engel als er das angerichtete Chaos sah. Blut klebte auf den lädierten Straßen und Gebäuden. Er konnte nicht sagen ob es menschlich, himmlisch oder gar dämonisch war. An manchen Stellen lagen Federn in den getrockneten Lachen und verkohlte Leichen lagen herum. Der Scholar fühlte sich unwohl und doch war es seine Idee gewesen hierher zu kommen. Sich das Ganze anzusehen mit seinen eigenen Augen. Er spürte wie schwer, unruhig sein Herz wurde als er diese Verwüstung sah.
 

„Hier sind wir“, sprach seine Begleiterin und deutete auf mehrere Krater. Das waren die Einschläge gewesen als die Dämonen mit den Engeln kämpfend auf die Erde gestürzt waren. In einigen der Löcher befanden sich noch einige Überreste der gefallenen Soldaten der Höllenwache. Zusammen gingen sie auf ein großes Fahrzeug der Menschen, ein Bus wie es genannt wurde, zu. Azrael blickte hinein und Trauer bedeckte seine Gesichtszüge. Die Körper der Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Es waren kaum noch Reste der einstigen Kleidung vorhanden. Der Todesengel nahm Abstand von dem Gefährt. Sein Blick spiegelte Reue wider. Das ungleiche Paar ging weiter und der Gelehrte sah sich dabei um. Riesige schwarzrote Gebilde hatten die Straßen durchgebrochen. An manchen Stellen waren die Fahrbahnen eingebrochen. Die Gebäude waren teils einsturzgefährdet. Schäden und Zerstörung soweit das Auge reichte. Wenn er wieder in der Weißen Stadt war, würde er ein Treffen einberufen. Die Apokalypse war so gesehen seine Schuld, aber die Höllenwache trug einen maßgeblichen Teil der Zerstörung der Städte mit bei. Vielleicht konnte er dadurch Raes Volk, welches am Wiederaufbau beteiligt war, ein klein wenig entlasten. Dies würde zwar zu Diskussionen mit den anderen Engeln führen, aber da führte nun mal kein Weg daran vorbei. Außerdem stellte er selbst kaum Forderungen bei solchen Treffen.
 

Plötzlich unterbrach seine Begleiterin die Stille. Dieser Ort war besonders, weil hier zum ersten Mal die Menschheit mit vollem Bewusstsein mit den Engeln und Dämonen in direktem Kontakt kamen. „Kurz nach dem ersten Einschlag brach das Chaos aus. Menschen schrien und rannten um ihr Leben, vergebens. Und als Krieg auftauchte, war es perfekt...“, ihre Stimme war ruhig beim Erzählen. „Du hattest ihn gesehen?“, unterbrach Azrael sie überrascht. „Ja... Er war ziemlich irritiert gewesen als er merkte, dass er allein, ohne die anderen Reiter, war. Ich stand mehr oder weniger in seiner unmittelbaren Nähe als er... einschlug“, erzählte Rae weiter und zeigte auf einen speziellen Krater, von der eine mächtige Präsenz ausging. „Einige Zeit später wurden ein paar von uns mit der Aufgabe betraut herauszufinden, warum die Streitkräfte des Himmels und der Hölle ihren Waffenstillstand gebrochen hatten und sich auf der Erde bekämpften. Von einem verletzten Ortho erfuhren wir letztendlich, dass dies ein Präventivschlag gegen das zweite Königreich sein sollte. Was ziemlich nach hinten losging wie Ihr sehen könnt...“, beendete die Feuerelementarin die Geschichte. Der Erzengel wurde nachdenklich als er dies hörte...
 

„Wie alt warst du als... die Apokalypse ausbrach?“, innerlich hoffte der Silberhaarige, dass sie zu dem Zeitpunkt kein mehr Kind gewesen war. „Ich war 298 Jahre alt als es passierte. Das sind jetzt 330 Jahre her...“, beantwortete die Guardia seine Frage. Ihre nächsten Worte brachen sein Herz. „So viele Tote, die sinnlos aus dem Leben gerissen wurden. Insbesondere Kinder... Wir konnten nicht alle retten und beschützen...“ Er liebte Kinder über alles. Ihre Neugier alles zu wissen und zu erkunden. Die Art und Weise wie sie ihre Umgebung wahrnahmen. Das selbst die jüngsten und unschuldigsten wegen ihm ihre Leben lassen mussten... Es war beschämend dies zu hören. „Ich wurde gefangen genommen, gefoltert und zu guter Letzt wurde meine Macht als Hüter des Quells missbraucht... Und doch ist es Nichts im Gegenzug was sie, die Menschheit, erleiden musste“, seine Stimme war wie belegt. Er hasste sich dafür, dass er Abaddon nicht aufhalten konnte und dass er diesen auch noch nach Eden gebracht hatte! Das waren bittere Konsequenzen für sein Handeln. Wäre er nur starrköpfiger gewesen, dann hätte er diese Tragödie vielleicht verhindern können!
 

Flüchtig glitt sein Blick zu der Guardia neben ihm. Er musste ihr die Wahrheit sagen auch wenn es ihre Freundschaft kosten würde. „Rae...“, fing der Erzengel an und pausierte kurz. Ein tiefer Atemzug folgte als er erneut das Wort ergriff. Azrael erzählte der Feuerelementarin alles was er wusste. Von den früheren Plänen Abaddons und wie dieser Ulthan, einen Erschaffer, sowie ihn zu sich bestellt hatte. „Ich hatte versucht ihm klar zu machen, dass dies schwere Konsequenzen haben würde, wenn der Rat davon erführe und was es für die Menschheit bedeuten würde. Aber er beharrte strikt darauf, dass es funktionieren würde und mein Freund war ebenfalls dagegen, aber die Worte prallten an Abaddon ab und so gab ich nach. Am Ende war ich derjenige, welcher sechs von sieben Siegel brach...“ er senkte seinen Kopf und seine Stimme war voller Reue. Azrael zitterte am ganzen Körper und bemerkte nicht wie besorgt seine Begleiterin ihn ansah. Die Schuld drohte ihn zu überwältigen.
 

Ohne Vorwarnung schlang Rae ihre Arme um den Torso des Mannes. „W-Was tust du?!“, überrascht von ihrer Aktion wehrte sich der Scholar nicht. „Ihr braucht Trost und jemanden, der Euch hält...“, sprach sie und drückte den Todesengel näher an sich, welcher seine Augen schloss. „Warum?“, der gebrochene Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Ihr habt genug gelitten und bereut Eure Fehler, Azrael. Es ist an der Zeit zu vergeben. Ich mache Euch keinen Vorwurf wegen dem was passiert ist“, sprach sie sanft und mit Wärme.
 

Diese Freundlichkeit... Er hatte sie nicht verdient. Nicht nachdem was er getan hatte. Etwas Feuchtes war in seinen Augen. Tränen? Wie lange war es her, dass er weinte? Seine Beine zitterten und gaben einige Sekunden später nach. Zusammen glitten sie zu Boden. Die Flügel hingen kraftlos von seinen Schultern. Behutsam strich ihm die Frau über den Rücken. Das er die ganze Zeit eine solche Last mit sich herumgetragen hatte... Unvorstellbar das den anderen Engeln, welche ihn schon lange kannten, dies nicht aufgefallen war. Rae sprach kein Wort stattdessen hielt sie ihren Freund einfach nur in ihren Armen. Gab ihm Zeit und Trost. Stumm flossen seine Tränen über das Gesicht und seine Schultern bebten. Die Arme hatte er um ihren Körper geschlungen. Sie war sein Rettungsanker.
 

„Danke...“, mehr als ein schwaches Flüstern war es nicht.
 

Nicht unweit von beiden stand eine große Gestalt mit einem breiten Schwert auf dem Rücken. Er wollte mit dem Todesengel über dessen Taten sprechen, aber anscheinend kam ihm jemand zuvor. Dank Uriel wusste der Krieger wo er den Scholaren finden konnte und musste ihn nicht stundenlang suchen. Azrael war seit einiger Zeit in Begleitung einer jungen, dunkelhaarigen Frau, wenn er die Erde besuchte und an eben jene klammerte sich der Silberhaarige wie ein Ertrinkender.
 

Krieg kannte den Hüter des Quells lang genug um zu wissen, dass sich dieser in Anwesenheit von anderen normalerweise beherrscht verhielt und kaum Schwäche zeigte. Aber jetzt? Ihm fiel erst über 200 Jahre später auf wie erschöpft der Todesengel war. Die Zeit im Schwarzen Thron, Stragas Gefängnis, hatte bei ihm Spuren hinterlassen ebenso die Schuld für sein Tun. Azrael war nun mit seinen Gefühlen völlig am Ende als er dieses Chaos sah. Wie oft hatten sie, die Reiter, seine Hilfe benötigt? Mehr als ein paar Mal. Tod sah in ihm einen Freund auch wenn dieser es nicht offen zu geben würde. Der Silberhaarige hatte ihm, Krieg, vergeben, dass er einige seiner Engelsbrüder getötet, regelrecht abgeschlachtet, hatte. Ein Seufzen verließ seine Lippen. Sie hätten ihn den ‚Erzengel der Güte’ nennen sollen anstatt ‚Erzengel des Todes’.
 

Eben jetzt hatte dieser Mann eine Beschützerin und das im wahrsten Sinn des Wortes. Sie würde auf ihn aufpassen und ihn mit ihrem Leben verteidigen, dass wusste der Nephilim. Er wollte sich nicht unnötig den Zorn eines Guardias, welcher auch noch ein Drache und dazu ein Feuerelementar war, auf sich ziehen. Der Reiter des Roten Rosses wandte sich um und lies die beiden allein. Beim gehen kamen ihm die Worte eines ‚Bekannten’ in den Sinn:
 

„Jeder verdient eine zweite Chance... Auch wenn derjenige eine verdammt große Scheiße gebaut hat!“

Zum ersten Mal "vereint" - Azrael, Rae

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vertrauen der Menschen - Helan, Rae, Menschen

OC

Helan

Rae

einige Menschen
 

Helans Sicht
 

Das erste Mal als Helan auf Menschen traf, dachte er sie würden ihn angreifen. Es war eine Feindseligkeit zu spüren, die er eher von Dämonen kannte. „Mach das du von hier schwindest!“ war noch das netteste und harmloseste was der Krieger damals zu hören bekam. Sie kehrten ihm nicht wirklich den Rücken zu. Von seiner, zu dem Zeitpunkt, 'Bekannten' wurde ihm etwas Beistand geleistet. Nahm ihn quasi in Schutz. Die Waffen bzw. Werkzeuge legten die Erdenbewohner dennoch nicht zur Seite. Misstrauisch sahen sie den Engel in ihrer Mitte an. Selbst Kinder betrachteten ihn verängstigt. Das wollte er ändern und er kam jeden Tag wieder, wenn es sein Dienst zu ließ. Sie sollten nicht glauben, dass alle Engel nur am Kämpfen interessiert waren. Das Auftauchen wurde meist kritisch beäugt, aber davon ließ er sich nicht abschrecken und dies blieb nicht ungesehen. Irgendwann sprach Rae ihn darauf an. „Du setzt dich ihnen freiwillig aus? Ich weiß nicht ob dich mutig oder einen Idioten nennen soll...“ Bevor er antworten konnte, sprach sie weiter: „Die Menschen haben viel durchgemacht... Den Krieg von Himmel und Hölle aus erster Hand erlebt. Ihre Familien und Freunde durch sie verloren ebenso die Heimat. Für manche ist es gefühlt erst gestern passiert. Trauer, Zorn, Rache... Zurzeit sind diese Gefühle der Antrieb für Misstrauen und Aggressivität.“ Trotz dieser warnenden Worte kam er immer wieder.
 

Eines Tages beobachtete der Krieger wie die Menschen mit Hilfe von Raes Volk die Gebäude instand setzten. Plötzlich rutschte quietschend eines von den durchgerosteten 'Stahlträgern' aus seiner Verankerung und fiel, direkt auf eine Frau, welche den Schatten bemerkte und nach oben sah, runter. Sie wurde kreidebleich. Eine Warnung wäre zu spät, also flog er zu ihr und fing das Ding ab. Die Kante von dem Metallstück krachte gegen seinen Kopf und es bildete sich gleich ein Blutfluss. Er stemmte den Stahlträger hoch und brachte diesen zu den Arbeitern im Haus hoch, welche geschockt auf dem Fußboden saßen. „Ich glaube, der gehört hier hin...“, ein leichtes Schwindelgefühl kam auf. „J-Ja..., d-danke?“, stammelte einer von ihnen, die gerade passierte Situation verarbeitend. Anschließend flog der Engel zu der Frau auf der Straße. Sie war sehr blass, aber unverletzt. Helan schwankte leicht, landete dennoch auf seinen Füßen. Das nicht wenige Blut floss von seiner Stirn über seine Wange hinunter. Sie sah ihn bloß mit großen Augen an. Hatte dieser Engel sie gerade wirklich gerettet?
 

„Hey! Alles in Ordnung?“, rief einer der älteren Männer und kam auf die beiden zu. „Es geht ihr gut. Sie... hat nur einen Schock erlitten...“, antwortete der Weißblonde und hielt sich mit der Hand den Kopf. Ihm drehte sich alles. „Und was ist mit dir, Kleiner?“, sprach der Mensch auf die Kopfwunde deutend. „Nichts. Mir... ist... nur schwind-“, mehr konnte er nicht sagen da ihm schwarz vor Augen wurde. Er hörte nur noch jemanden einen „SANITÄTER!“ rufen...
 

~einige Zeit später~
 

„Wie geht’s ihm?“, erkundigte sich eine Frauenstimme. War das nicht...? „Er kann froh sein, dass er kein Mensch ist... Hätte schlimmer ausgehen können, wenn er einer wäre... Seine Selbstheilungskräfte sei Dank“, murmelte eine männliche Stimme. „Mir wäre wahrscheinlich dasselbe passiert, Doc“, sprach sie. „Mag sein, aber du hättest nicht gleich das Bewusstsein für fünf Stunden verloren“, brummte der Mann. Fünf... FÜNF STUNDEN?! Schlagartig öffnete der Engel seine Augen und setzte sich schnell auf. „Hey! Mach langsam!“, eine Berührung an der Schulter ließ ihn zu einer weiblichen Person blicken. Plötzlich überkam ihn ein starkes Schwindelgefühl. „Ich besorg' ihm ein Glas Wasser“, grummelte der Arzt und verließ die beiden. Helan kniff die Augen zu und ein kleines Stöhnen verließ seine Lippen. Er ließ eine Hand zu seiner Stirn und fühlte ein Stück Stoff. Wahrscheinlich Verband... „Schmerzen?“, es war nicht wirklich eine Frage, aber er antwortete dennoch: „Etwas...“ Sein Kopf brummte gewaltig. „Was genau ist passiert? Ich erinnere mich an eine schreiende Frau, einen Metallklotz und das mir schwarz vor Augen wurde...“ Die Dunkelhaarige erzählte ihm was passiert war. Zwischenzeitlich kam der Arzt mit dem Glas Wasser, drückte es dem jungen Engel in die Hand und ging wieder. „Mit dem Sonnenlicht hattest du für einen Moment ausgesehen wie sich Menschen normalerweise Engel vorstellen. Jemanden, der sie beschützt, wenn sie in Gefahr sind“, merkte sie an. „Ach ja?“, skeptisch sah der Krieger sie an und nippte am Wasser. „Vor langer Zeit standet ihr Engel für die Menschen als Sinnbild für Hoffnung, Schutz und Glaube. Frag mich aber nicht nach mehr Einzelheiten. Das ist nämlich nicht mein Metier“, stellte die Dunkelhaarige klar. Für einige Minuten herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Wie geht es der Frau?“, wollte der Weißblonde wissen. „Sie hat den Schock verarbeitet, zumindest so gut wie es ging. Ist zur Ersatzkirche gegangen und wollte für dich beten, dass du wieder auf die Beine kommst“, war ihre Antwort. „Das... das ist sehr freundlich von ihr“, er lächelte leicht „Du hast immerhin den schlechten Eindruck etwas mindern können, den deine Waffenbrüder während der Apokalypse in den Sand gesetzt haben“ „Das wird aber nicht reichen um alle überzeugen zu können...“, seufzte Helan. „Nein, aber es ist ein Anfang... mein Freund.“ Hatte sie ihn grade Freund genannt? Er wollte grade nachfragen ober richtig verstanden hatte als sie ihn direkt unterbrach: „Ruh dich aus! Ich bring dich nachher zum Portal.“ Die Drachin verließ das Zimmer und er? Er trank den Rest Wasser und legte sich nochmal hin.
 

Helan kam, vollkommen genesen, einige Tage später zurück zu der Stadt um zu helfen und die Menschen waren freundlicher zu ihm, akzeptierten ihn langsam. Er war der erste Engel, der das Misstrauen einiger Erdenbewohner überwand.

Beobachtung - Lepha, Helan, Rae

Dieses Kapitel ist Ba-chan gewidmet

 

OC

Lepha

Helan

Rae

 

 

Lephas Sicht

 

Eine junge Frau mit schwalbenartigen Flügel blickte über den Marktplatz der Weißen Stadt. Ihr Name war Lepha und eine Pilotin der Höllenwache. Es war Vormittag und sie sah dem Treiben der unterschiedlichen Leute zu. Nach einer Weile wandte der Engel sich ab und ging zu einer Stadtmauer. Die junge Soldatin lehnte sich an diese während sie die Augen schloss. Sie dachte an das Gespräch, welches sie eher unfreiwillig belauscht hatte:

 

~Rückblick~
 

„Also was habt ihr für die nächsten Tage vor?“, fragte ein goldblonder junger Mann seine zwei Freunde. „Nun wir könnt-“ wollte der einzige Kurzhaarige von dem Trio antworten als ihm der Dritte im Bunde zuvor kam. „Tut mir leid, aber ich bin für die nächsten zwei Tage beschäftigt, Jungs“, verlegen kratzte sich der weißblonde Mann den Kopf und nahm seinem Kamerad den Wind aus den Segeln. „Echt jetzt, Helan!? Ich dachte, wir könnten mal wieder zusammen was unternehmen...“, murrte der kurzhaariger Engel. „Wie gesagt... Es tut mir leid“ „Na~ schon gut, Kumpel. Aber dafür unternehmen wir nächste Woche was zusammen“, beharrte der zweite Mann mit einem Grinsen. Die anderen beiden sahen sich und lachten. „Alles klar, Deus“, sprach der Angesprochene während Bow, der Name des Goldblonden, amüsiert den Kopf schüttelte. Danach verabschiedete sich der Weißblonde und lies die anderen zwei zurück.
 

„Hey, Bow. Alles in Ordnung?“, erkundigte sich der Kurzhaarige als er den nachdenklichen Blick seines Kumpels sah. „Ja, alles in Ordnung. Ich frage mich nur woher Helan diese Kratzer und Schrammen am Rücken her hat. Ich mein, das Gelände hier ist flach“, sprach der goldblonde Engel „Ist dir auch augefallen... Nun, vielleicht trainiert er mit seinem Vater. Der ist ja ein Hauptmann. Helan meinte mal, dass er manchmal an einem bergähnlichen Ort trainiert“, äußerte Deus während er die Arme über seinen Kopf verschränkte. Beide verließen anschließend die Wache.
 

Keiner hatte die junge Frau bemerkt, die sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte...
 

~Rückblick-Ende~

 

Ein paar Minuten später öffnete die Weißhaarige ihre Augen und sah den Mann auf den sie ungewollt gewartet hatte. Der Soldat lief an ihr vorbei. Soweit sie sehen konnte, trug er einen kleinen Beutel bei sich. Lepha wahrte einen gewissen Abstand bevor sie ihm folgte. Einige hundert Meter vor dem Stadttor stand ein großes, steinernes Gebilde. Aus den Büchern wusste sie, dass es ein Portal aus einer alten Zeit war und sich auf ein Zielort oder auf eine Person konzentrieren musste. Helan, dessen Namen sie über seine Freunde ‚erfahren‘ hatte, blieb davor stehen. Er hob eine Hand und tat genau dies. Das Konstruktion reagierte mit einem Leuchten darauf. Ohne weiter nach zu denken durchschritt der Krieger das Portal. Die junge Frau wartete einen kurzen Moment ab ehe sie ebenfalls hindurchschritt; wollte ja nicht auf der anderen Seite in ihn hinein laufen.

 

Sie war sprachlos als sie die andere Welt sah. Es war... grün. Um genau zu sein stand die Piknerin mitten in einem Wald. Hier und da rannten kleine Tiere mit buschigen Schweifen vorbei, die sie nicht zu benennen vermochte. Einige Meter voraus lief der Krieger, den sie beschattete. Mit zügigen Schritten eilte sie hinterher um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Nach ein paar Minuten spreizte der Mann vor ihr seine Flügel und hob ab. Sie tat es ihm gleich. /Wo will er hin?/, fragte sie sich. Die Antwort folgte sogleich als sie nach vorn sah. Es ragte ein hoher Berg hervor, welcher von mehreren Felsen umringt war.

 

Helan landete auf einem Plateau, der sich aus dem Berg erhob. Die junge Frau versteckte sich hinter einem hohen Felsen. Als sie sich den Ort genauer ansah, bemerkte sie das es eigentlich ein Kampfplatz war. Der Boden zeigte Verbrennungen sowie Furchen auf. Was wollte er bloß hier? Es sollte ihr doch egal sein, was der Typ trieb. Und dennoch war sie neugierig.

 

Plötzlich hörte sie schweres Flügelschlagen und staunte nicht schlecht als sie einen riesigen schwarzen Drachen anfliegen sah. Der Engel drückte sich näher an ihr Versteck. Sollte sie den Kerl warnen? Der schien die Gefahr noch nicht bemerkt zu haben. Schnell ging sie geistig alle Optionen durch. Immerhin waren beide Soldaten der Höllenwache. Aber würde das reichen gegen einen Drachen anzukommen?

 

„Da bist du ja“, hörte sie ihn rufen. Vorsichtig lugte die Weißhaarige um die Ecke. Lepha hatte einiges erwartet aber nicht das... Da stand der Krieger vor der Riesenechse und streichelte deren Schnauze als wäre es ein Hausortho... /Der hat Nerven!/, brummte sie in ihren Gedanken. Zwischenzeitlich hatte der Weißblonde seinen Beutel hinter einen der breiteren Felsen gelegt. Mit schnellen Handgriffen band er sich die langen Haare mit einem blauen Haarband zusammen. Ein amüsiertes Schnauben verließ die Nüstern des Drachens. „Bei dir muss ich die zusammen machen. Ansonsten seh' ich nach einer Weile nichts mehr“, rechtfertigte der Krieger sich. Anschließend begann das Training Die Eröffnung des Kampfes war ein heißer Flammenstrahl seitens des Drachens. Mit einem Sprung zur Seite konnte der Engel ausweichen. Die Flämmchen leckten über den Boden. Ein belustigtes Grollen verlies die Kehle des Reptils. Heute würde ein la~nger Tag werden. Dann folgten die ersten Schlagabtausche.

 

Lepha besah sich den Kampf. Trotz der Größe war das feuerspeiende Ding recht schnell, gar flink. Auch der Soldat war nicht schlecht, aber ausbaufähig. Kurz brüllte die Kreatur auf. Plötzlich schoss eine Klaue von der Seite nach vorn. Helan blockte den Angriff mit seinem Schwert. Die Krallen klirrten zusammen mit Metall der Klinge. Mit etwas Gewicht versuchte die Echse ihre Klaue runter zu drücken, aber der Krieger hielt standhaft dagegen. Warum nutzte der Idiot seine Flügel nicht? Damit denen konnte er doch besser ausweichen und angreifen. Genau wie der Dra-! Moment mal! Das Reptil benutzte ihre Flügel selber nicht! War das vielleicht eine Art Abkommen? Dieses Vieh schien ihn immerhin zu verstehen und Antworten zu geben, mehr oder weniger. Er sollte es ja nicht wagen zu verlieren...

 

Die Stunden zogen sich langsam dahin und die Sonne stand hoch am Zenit. Keiner der beiden hatte bisher wirklich nachgegeben. Auf einmal gab der Leutnant seinem Kampgefährten eine Art Zeichen. „Ich muss mal das hier loswerden“, gab er von sich, auf sein nasses Shirt deutend. Helan zog sich das durchgeschwitzte Oberteil aus und legte dieses auf einen nahen Felsen. „Viel besser! Jetzt engt mich nichts mehr ein“, sprach er und nahm sein Schwert wieder in die Hand. Hinter ihrem Felsen wurde Lepha leicht rot. Das hatte dieser Freak nicht wirklich getan, oder?! Wie konnte er? /Man zieht sich nicht vor einer Frau aus!/, knurrte die Kriegerin bis ihr auffiel, dass er ja nicht wusste, dass sie anwesend war. /Dennoch... Scheißfreak.../, knirschte sie innerlich. Dann ging der Kampf in die nächsten Runden.

 

Mittlerweile war es später Nachmittag geworden als die Angriffe weiter ausgetauscht wurden. Von den Kontrahenten gab keiner nach. Als ihn die Wucht von dem Schwanz traf, fühlte er wie ihm die Luft aus der Lunge regelrecht gedrückt wurde. Der Aufprall gegen die Felswand hinter ihm machte es nicht besser. Die kleinen Steine bohrten sich teils in seinen Rücken. Noch mehr Schrammen also. Der Schwertkämpfer spürte den Blick des Reptils. In den Augen stand die Frage ob er eine Pause bräuchte. „Nein... Ich brauch nur etwas Luft... Der Schlag war etwas heftiger als erwartet... Das ist alles...“, sprach er und atmete tief ein und aus. Der Halbengel sammelte sich.

 

„Das war wirklich ein schwerer Schlag...“, murmelte die Pikenerin hinter ihrem Felsblock. Nach einigen wenigen Augenblicken hörte sie seine Stimme. „Wir können weiter machen!“ Nicht sein Ernst?! Hatte er nicht genug? Oder stand der Kerl auf Schmerzen? /So ein... Freak.../, dachte sie, die beiden weiterhin beobachtend. Ihr Blick blieb meist auf den jungen Mann hängen.

 

Kurz nach Beginn des Sonnenuntergangs hörten sie auf. Zusammen sahen die Kontrahenten sich dieses tägliche Phänomen an. „Wir haben beide Fortschritte gemacht. Oder was meinst, du?“, fragte der junge Leutnant. Ein eindeutiges Grollen war zu hören. Anschließend berührte der Drache mit der Schnauze die Schläfe von dem Engel. Die Geste wirkte schon beinahe geschwisterlich. Mit einem Brüllen flog die Riesenechse gen Sonne.

 

„Man ist sie heute hart ran gegangen...“, sprach er zu sich selbst und rieb die schmerzende Schulter, „und morgens geht’s weiter...“ Helan streckte sich kurz, wobei auch seine Flügel sich spreizten. Diese hatten, durch ihre Größe, eine beachtliche Spannweite. Auf ihnen waren hell- sowie dunkelbraune Flecken. Sie sahen... interessant aus. Die untergehende Sonne lies den nassen Schweiß auf seinem Körper glänzen. Mit den zusammen gebundenen Haaren sah er irgendwie schon attraktiv aus. Aber würde sie ihm sicherlich nicht ins Gesicht sagen! Die Soldatin wagte einen genauen Blick auf den Rücken des jungen Mannes. Die Rückseite hatte wirklich einige Schrammen sowie Kratzer und heute kamen noch ein paar hinzu.

 

Knurrend und mit einem leicht roten Gesicht machte sich Lepha auf den Heimweg. Wegen ihm hatte sie wertvolle Zeit vergeudet, die sie mit Lesen hätte verbringen können. Dämlicher Freak!

Sommerlichtfest - Azrael, Rae

Slight!AzraelxRae

OriCxOC
 


 

Die Weiße Stadt, Heimstatt der Engel und das erste Königreich sowie Heimat der Höllenwache. Ein Ort, welches mit Licht erfüllt war. Die Stadt an sich war mit weißem Marmor bebaut und an einigen Stellen mit Gold verziert. In manchen Bereichen gab es Grünlagen. Kleine Parks mit Pavillons mit Bächen. Erholungsorte für gestresste Passanten, Familien und Paare.
 

Seit einiger Zeit war auf dem Marktplatz Gehämmer zu hören. Einige der Bewohner bauten seit den frühen Morgenstunden Kulissen und Buden auf dem Platz auf. „Ganz schön viel Trubel“, sprach eine dunkelhaarige Frau und sah sich um. Überall wurde etwas aufgebaut oder dekoriert. Die Engel waren ziemlich beschäftigt. Zwischendurch rannten ein paar Kinder aufgeregt umher. Sie lachten und spielten auf dem Platz. Manche der Erwachsenen versuchten die Kleinen zu verscheuchen damit diese die Arbeiten nicht behinderten. Vergeblich.
 

„Du bist heute nicht mit dem Wiederaufbau beschäftigt?“, eine männliche Stimme lies sie überrascht herumfahren. Der Mann, welcher sie ansprach, war einer der bekanntesten und respektierten Engel im ganzen Ersten Reich. Er war der Hüter des Quells der Seelen und der Todesengel. Azrael lautete sein Name. „Nein, ich habe mal einen freien Tag. Wie sieht es bei Euch aus? Keine Lust zu studieren?“, ein kleiner neckischer Unterton war in ihrer Stimme. „Nun, ich lasse die Schriften für heute ruhen“ „Mit andere Worten: Keine Lust“, foppte sie ihn weiter. „So kann man das auch sehen“, sprach er und entlockte ihr damit ein Lachen. „Schön zu wissen, dass Ihr Euch eine Pause gönnt.“ Der Erzengel mochte diese kleinen Konversationen mit ihr. Es war so entspannend sowie erfrischend sich auch mal ohne ernste Themen mit jemanden unterhalten zu können.
 

„Darf ich erfahren warum Stände aufgebaut werden?“, fragte die junge Frau neugierig. Sie konnte sich kein Reim darauf machen. „Heute ist das Sommerlichtfest“, erzählte der Scholar und erklärte Rae die Bedeutung des Festes sowie die Anfänge davon und die bis heutige Beständigkeit. Gespannt hörte die Guardia ihm zu. Sie liebte es seiner Stimme lauschen zu können egal um was es sich für ein Thema handelte. „... und so wurde es beibehalten“, beendete Azrael die Ausführung. „Das klingt sehr interessant. Auch das es heute noch eine Tradition ist“, sprach sie und lenkte ihren Blick auf die unfertigen Gebäude. „Möchtest du es dir ansehen?“, ihm war der leicht verträumte Blick nicht entgangen als er ihr die Geschichte erzählte. „Das würde ich sehr gerne. Nur habe ich keine Übernachtungsmöglichkeit“ „Ich habe ein Gästezimmer, welches du benutzen kannst“, ohne nach zudenken kamen ihm die Worte aus dem Mund. „Wenn es keine Umstände, dann gerne. Zur Not würde ich auch auf einfach einem Sofa schlafen“, die letzten Worte brachten ihn dazu sie ein wenig geschockt anzusehen. „Oh nein, dass mute ich keinem meiner Gäste zu!“ Das brachte sie zum Lachen. „Das ist nicht... Oh“, dem Todesengel fiel erst einige Sekunden später auf das es nicht wirklich ernst gemeint war und stieg in ihr Lachen mit ein. „Ich nehme Euer Angebot sehr gern an, Azrael. Und ich weiß es sehr zu schätzen“, sagte Rae nach sie sich beruhigt hatten. Ihre Zusage ließ ihn lächeln.
 

Zusammen gingen sie durch die Weiße Stadt. Der Todesengel zeigte ihr einige interessante Plätze und Sehenswürdigkeiten nachdem die Drachin ihm sagte, dass sie bisher nie wirklich die Stadt besichtigt hatte. Anschließend begleitete er sie zum Portal damit sie einige Sachen von ihrem Zuhause holen konnte. Es dauerte nicht lang bis Rae wieder da war, mit einem Rucksack auf dem Rücken. „Das... ging schnell“, der Scholar war erstaunt, dass die Drachin schon zurück war. „Was das angeht, brauche ich nicht lange“, sprach die Feuerelementarin grinsend. „Ich... bringe dich zu meinem Haus. Dort kannst du deine Sachen unterbringen“, der Erzengel wurde etwas nervös, da er schon lang niemanden zu sich eingeladen hatte und noch länger war es her, dass er jemanden bei sich übernachten ließ. „Na dann los“, lächelte die junge Frau.
 

Es überraschte Rae nicht wirklich, dass der silberhaarige Engel in einer etwas wohlhabenden Gegend wohnte Ganz im Gegenteil. Sie hatte damit gerechnet, dass es nobel aussehen würde, aber sowas?! Das war schon beinahe überwältigend. Azrael verzog seine Mundwinkel zu einem kleinen Schmunzeln. „Sprachlos?“ „Kann man wohl sagen...“, murmelte die Kriegerin sich umblickend, „Ich fühle mich um ehrlich zu sein ein klein wenig fehl am Platz...“ Ihr himmlischer Freund führte sie durch die Allee zu einem Haus, welches zwischen zwei Bäumen stand. „Nun, dies ist mein bescheidenes Heim“, sprach der Scholar als er die Tür aufschloss und seiner Begleiterin den Vortritt ließ. Anschließend zeigte er ihr die Räume. Im Erdgeschoss war eine begehbare Küche, eine Mischung aus Wohnzimmer und Bibliothek mit einem kleinen Kamin und ein Aufenthaltsraum, welcher durch eine Terrasse an einen kleinen Garten angrenzte. Das Obergeschoss beherbergte das Schlafzimmer des Todesengels sowie dessen Arbeitszimmer, welches nebenan lag. Gegenüber waren zwei Gästezimmer und im hinteren Bereich des Ganges war das Badezimmer.
 

Rae war erstaunt als sie sah, dass das Bett im Zimmer bereits bezogen war. Der Erzengel erklärte, dass er die Bettwäsche der Gästezimmer immer jede Woche neubezieht, da man nie wusste ob ungeplanter Besuch kommen würde. Mittlerweile hatte die Dunkelhaarige ihren Rucksack neben das Bett abgestellt. Es gefiel der Feuerelementarin hier. Im Anschluss ging sie mit ihm zurück in das Erdgeschoss. Die folgende Zwischenzeit überbrückten die beiden mit einem gemeinsamen Mittagessen und einem Besuch im Silberturm, der hiesigen Stadtbibliothek.
 

~Einige Stunden später/früher Abend~
 

„Nehmt Ihr mich so mit?“, fragte sie ihn und drehte sich einmal im Kreis. Azrael fehlten die Worte. Rae trug ein knielanges rotes Kleid mit schmalen Trägern und eine Art schwarze Leggings darunter. Ihre Füße wurden von schwarzen, leicht hohen Stiefeletten bedeckt. Normalerweise trug sie weder Kleider noch Röcke. In diesem Fall wollte sie jedoch eine Ausnahme machen und für ihn etwas weiblicher aussehen. „Du... siehst sehr schön aus“, sprach der Silberhaarige als er seine Stimme wiederfand. Ihm lagen noch andere Worte auf der Zunge. „Schön, dass es Euch gefällt. Ich wusste erst nicht ob ich das anziehen sollte“, gab die Guardia leicht errötend zu und drehte sich noch einmal. Anschließend machten sie sich auf den Weg zum Marktplatz.
 

Das Fest war gut besucht und viele Leute waren dort anwesend. Der Großteil bestand natürlich aus Engeln, da es deren Heimat war. Ansonsten waren einige Erschaffer und Guardia sowie andere bekannte und unbekannte Völker, welche beide nicht kannten, anzutreffen.
 

Mit einer leichten Neigung seines Kopfes konnte der Scholar sehen, dass sich Raes Gang leicht verändert hatte. Dieser hatte mit den leicht hohen Schuhen etwas... Verführerisches an sich und ihr Schweif bewegte sich leicht schwingend beim Laufen mit. Sie zog einige der Blicke der anderen Männer auf sich, insbesondere die Jüngeren drehten sich nach ihr um. „Stimmt was nicht?“, fragte die Dunkelhaarige und sah ihn an. „Nein. Alles in Ordnung...“, murmelte Azrael zur anderen Seite blickend. Ihm war es peinlich, dass die Drachin ihn bei seiner „Musterung“ ertappt hatte. „Dann ist ja gut“, sprach sie und umschloss ihre Hand sanft mit der seinen. Er schaute zu ihr. „Nicht... Das wir uns verlieren...“, eine leichte Röte zierte ihr Gesicht. Der Scholar lächelte bei ihren Worten und drückte ihre Hand leicht. So in trauter Zweisamkeit liefen sie über das Fest, ernteten nebenbei von einigen anderen verwunderte Blicke.
 

Nach einiger Zeit hörte das ungleiche Paar einen dumpfen Aufschlag und drehte sich um. Hinter ihnen war ein Kind gestolpert und war auf den Boden gestürzt. „Au...“, schniefte das kleine Mädchen und hielt sich ihr linkes Bein. Ohne groß nachzudenken ging Rae zu der Kleinen und kniete sich vor ihr hin. „Huh?“, mit vertränten Augen starrte sie die Frau an. „Halt still, Kleines“, sprach die Guardia sanft und hielt ihre Hand über die Schürfwunde. Eine kleine Flamme umhüllte die Hand und diese wurde langsam auf die Verletzung hinab gesenkt. Die Wärme von dem Feuer linderte den Schmerz und die Energie lies die Wunde heilen. Mit großen Augen verfolgte das Mädchen die Szenerie. „Dein Bein ist wieder heil“, die Stimme von der Drachin hatte einen warmen Ton angenommen und die Seelenspiegel von dem Kind leuchteten. „Danke!“, quietschte die Kleine vor Freude. Azrael betrachtete das Geschehen mit einem warmen Blick. Die Feuerelementarin ging schon fast mütterlich mit dem Mädchen um. Würde sie auch so mit...? Nein, diese Gedanken verwarf er schnell wieder. So was auch nur zu denken... Trotzdem wollte ein Teil von ihm es wissen. „Hier bist du! Ich habe dich gesucht“, riss eine kräftige Stimme ihn aus den Gedanken. Der Mann war groß und hatte eine muskulöse Statur sowie eine riesige Narbe, welche quer über sein Gesicht verlief. Sein Augenmerk lag auf dem Kind. „Papa!“, freudig sah die Kleine den dazu gekommenen Erwachsenen an. „Du kannst doch nicht einfach umherirren“, der besorgte Unterton war nicht zu überhören. „Tut mir leid, Papa...“, murmelte sie. Der Engel schüttelte leicht seinen Kopf und nahm sie dann auf seinen Arm hochnahm. „Du bist mir eine...“, brummte der kräftige Kerl und widmete sich dann der Guardia und ihrem Begleiter zu. „Ich hoffe sie hat nichts angestellt?“ „Nein, hat sie nicht“, antwortete Azrael während Rae aufstand. „Die Tante hat mein Bein geheilt als ich hingefallen bin“, warf das Mädchen ein. „Ist das so?“, sprach der Mann und blickte die junge Frau an. „Habt meinen Dank, junge Dame.“ „Nicht der Rede wert“, lächelte die Drachin und winkte ab. Der Fremde nahm dies zur Kenntnis. „Dennoch... Danke“, mit seiner Tochter auf dem Arm ging anschließend seiner Wege. „Tschüss, Tante!“, rief das Mädchen noch winkend. „Niedlich, die Kleine“, sprach Rae und sah dem kleinen Engel lächelnd hinterher. „Wollen wir weiter?“, fragte der Erzengel, ihr einen Arm anbietend. „Ja“, lächelnd hakte sie sich bei ihm ein. Die Blicke, welche die beiden jetzt auf sich zogen, ignorierten sie wissentlich. Sollten die Leute doch denken was sie wollen, die zwei wollten einfach nur einen schönen Abend mit einander verbringen.
 

„Du hast ein Herz für Kinder“, merkte der Todesengel an. „Ich hatte einst eine Adoptivtochter. Sie war genauso wie das kleine Mädchen von eben. Voller Lebensfreude und eine mutige Seele noch dazu“ „Wie ist das passiert?“, er wollte nicht fragen, aber er konnte nicht anders. Neugierde war nicht immer gut. „Chrys starb während ihrer Prüfung. Ein Dämon tötete sie bevor ich sie erreichen konnte...“, ein kurzer Stich von Trauer war in ihren Augen zu sehen. „Du hast sie sehr geliebt“, merkte der Silberhaarige an. „So ziemlich“, sprach Drachin und lächelte bei dem Gedanken an ihrer Kleinen, „Sie würde nicht wollen, dass ich stets und ständig um sie trauere.“ Ein kleines Räuspern verließ ihre Kehle. „Nun... Genug davon. Wir wollten uns etwas amüsieren, oder etwa nicht?“, äußerte Rae „Ja, du hast Recht“, stimmte der Gelehrte zu und beide verbrachten einige Stunden auf Fest.
 

Die Guardia war von den Lichtern der Feierlichkeit sehr fasziniert. Sie erstrahlten in den Farben des Sommers: rot, orange, gelb, grün und blau mit ihren jeweils helleren Nuancen. Es gab für Kinder einige Spiele und ein paar Imbiss- sowie Getränkebuden für die Besucher. Das ungleiche Paar nahm ein paar Getränke, auch welche die leicht alkoholisiert waren, zu sich.
 

~Sehr spät am Abend/gegen Mitternacht~
 

Der Scholar hätte sie über das Getränk warnen sollen, welches sie zu sich genommen hatte. Die Wirkung des Alkohols war stärker als bei anderen Getränken und es grenzte an ein Wunder, dass es bei ihr so spät Wirkung zeigte, da sie doch eine gewisse Menge davon getrunken hatte. Viel mehr als er selbst.
 

„Es... Es hat einen... Grund, warum... feu... feuerspei... ende Drachen keinen... Al... kohol trinken... sollen“, das Sprechen fiel Rae etwas schwerer als das Laufen, wobei die junge Frau ab und an leicht zur Seite schwankte. Sie spürte seinen fragenden Blick auf sich. „Ver... stärkt uns... ser Feu... Feuer und... verlie... ren leicht die Kon... trolle... dar...rüber“, wie auf Kommando spie sie einen kleinen, hellen Feuerball. Dieser war heißer als manche größere Flammenkugel, die sie zum Angriff nutzte.
 

Es war eine gute Idee gewesen, dass er ihr angeboten hatte die Nacht bei ihm zu verbringen. Nicht auszudenken, was alles passieren könnte, wenn sie allein unterwegs gewesen wäre. Insbesondere in diesem Zustand. Den Weg in das Hotel hätte sie bestimmt nicht gefunden, nicht auf Anhieb. Mittlerweile stützte der Scholar das Gleichgewicht seiner Begleiterin in dem er seine Hand auf ihrer Schulter hatte und sie leicht zu sich zog. Es dauerte nicht lang bis sie vor seinem bescheidenen Heim standen. Die Tür hatte der Todesengel mit starker Magie verriegelt als sie gingen und nur er konnte diese wieder aufheben. Ein leiser gemurmelter Spruch ließ die Tür öffnen und beide betraten das Haus.
 

In seinem Zimmer wechselte Azrael seine obere Kleidung gegen ein einfaches Shirt zum Schlafen. Hier trug er eher etwas Lockeres. „Was... Was machst... du?“, leicht irritiert, dass ihn Rae auf einmal duzte, blickte der Todesengel sie an. „Ich habe mir nur ein anderes Oberteil angezogen“, antwortete er ihr und begleitete sie anschließend zu dem Gästezimmer. Kurz vor der Tür wandte sie sich an ihn. „Bleib... bei mir... bitte“, sprach die Feuerelementarin gegen seinen Torso und schlang ihre Arme um ihn. Sie nahm einen tiefen Atemzug von ihm. Ein Seufzen verließ seine Lippen und bugsierte die betrunkene Frau in Richtung Bett. Der Engel setzte die junge Frau dort ab und überlegte was nun mit ihr machen sollte. Das Beste wäre erstmal ihr das Kleid auszuziehen. Er konnte sie schlecht darin schlafen lassen. Zu seinem Glück hatte die Dunkelhaarige bereits vor dem Ausgehen ein Shirt aus ihrem Rucksack rausgeholt und es auf das Bett gelegt. So brauchte er wenigstens nicht in ihren Sachen wühlen. „Arme hoch und oben lassen“, befahl Azrael sanft und sie kam, mit leichter Verzögerung, der Anweisung nach. Das Kleid konnte er problemlos über ihren Kopf ziehen. Ihr jetziger Anblick lies den Erzengel ein wenig erröten. Die Feuerelementarin trug einen schwarzen BH mit drei roten Streifen an jeder Seite. Mehr sah der Scholar nicht, da er schnell das andere Kleidungsstück nahm und es der Drachin anzog. Anschließend widmete er sich ihren Schuhen für diese er sich vor ihr hinknien musste. Die Stiefeletten hatten Reißverschlüsse an den Seiten und konnten schnell ausgezogen werden. Plötzlich legten sich ihre Arme um seinen Hals und er sah auf. Rae stupste ihre Stirn gegen seine. „Ich... liebe... dich...“, murmelte die Guardia müde und das Herz des Scholars machte einen kleinen Hüpfer. „Und ich liebe dich“, etwas anderes konnte er nicht sagen, weil es stimmte. Er, Azrael, der Todesengel und Hüter des Quells der Seelen, war in diese Frau vor ihm verliebt.
 

„Bleibst... du... hier? Bei... mir?“, fragte sie in seine weißen Augen blickend. Ihr Atem roch süßlich nach dem Frucht-Cocktail und die Röte in ihrem Gesicht ließ sie schon beinahe niedlich aussehen. „Wenn du es möchtest, dann bleibe ich hier“, war seine ruhige Antwort. Ein liebevolles Lächeln zierte ihre Lippen und legte diese auf seine. /Rae!/, vor Überraschung weiteten sich seine Augen für einen Moment nur um diese dann zu schließen und den Kuss zu erwidern. Der Engel schmeckte den Alkohol auf ihrem Mund. Azrael hielt diese Zärtlichkeit in ihrer Einfachheit. Einerseits, weil sie beide erschöpft waren und andererseits wollte er diese Situation nicht weiter als nötig schamlos ausnutzen. Das Paar löste sich nach einigen Augenblicken voneinander. Der Blick der Dunkelhaarigen sagte ihm alles. „Ich... bin müde...“, ihre Stimme klang wie sie sich fühlte. Der Todesengel legte sich zu ihr ins Bett. Rae platzierte ihren Kopf über sein Herz, welches leicht schneller schlug. „Du bist... so lieb, Azra...“, nuschelte sie entkräftet, kuschelte sich an seine Brust und verschränkte unbewusst ihre Hand mit der seinen. Wenige Atemzüge später war sie schon im Land der Träume. „Rae...“, flüsterte er errötend und schlang seinen linken Arm um ihren Körper. Langsam machte sich auch bei ihm die ermüdende Wirkung des Alkohols bemerkbar. „Schlaf gut... meine Sonne“, küsste ihren Kopf, schloss seine Augen und glitt in den Schlaf. Ihr seliges Lächeln sah er nicht...
 

~Morgen danach~
 

Welch angenehmer, wohltuender Duft... Selten gab es etwas, dass so beruhigend auf sie wirkte. Sie mochte es. Es roch nach... Azrael. Moment! Nach Azrael?! Schlagartig wurde sie wach und setzte sich auf, wobei ihr Kopf anfing zu dröhnen. „Mhmm... Mein Schädel...“, stöhnte Rae leise. Wie viel hatte sie bloß getrunken? Kurz blickte die Drachin sich um. Es war das Gästezimmer, welches sie am Vortag in „Beschlag“ genommen hatte. Langsam besah sie sich selbst. Die junge Frau konnte sich nicht daran erinnern sich umgezogen zu haben, dass konnte nur eines bedeuten... Schnell schoss ihr das Blut durch den Kopf als sie daran dachte. „Ich brauche eine Dusche. Dringend!“
 

~Währenddessen in der Küche~
 

Der Engel war seit zwei Stunden wach und bereitete das Frühstück vor. Als er aufwachte, war er kurz irritiert, dass er nicht seinem Schlafzimmer war, noch mehr das Rae in seinen Armen lag und sich an ihn schmiegte. Sein Herz hatte einen kurzen Moment aufgehört zu schlagen und Röte zierte sein Gesicht bevor er sich vorsichtig aus ihrer Umarmung wandte. Azrael seufzte. Die Guardia würde sich nicht erinnern was am gestrigen Abend geschehen war, weil sie zu betrunken gewesen war. Aber der Scholar wusste immerhin woran er bei ihr war.
 

Leises Tapsen ließ den Silberhaarigen aufschauen. Er sah wie die Guardia die Küche betrat. „Guten Morgen“, begrüßte der Scholar seinen Gast und deckte weiter den Tisch für das Frühstück. „Morgen...“, brummte sie und hielt sich den Kopf. „Auch eine Tasse Tee?“, fragte Azrael kurz in der Bewegung inne haltend. „Liebend gern. Vielleicht etwas gegen die Kopfschmerzen?“, war die Antwort der jungen Frau. „Da hätte ich etwas“, meinte der Todesengel und wandte sich zum Schrank um nach dem passenden Tee zu suchen. Die Drachin setzte sich währenddessen an den Tisch, wartend bis ihr Gastgeber fertig war.
 

„Ist... Ist gestern etwas vorgefallen, von dem ich wissen sollte?“, erkundigte Rae sich zögernd. Sie wusste noch, mit dem Scholaren unterhalten sowie den ein oder anderen Cocktail getrunken hatte. Ab da hatte die junge Frau einen Blackout. „Nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest“, was stimmte, da sie ja nichts schlimmes in ihrem betrunkenen Zustand gemacht hatte. „Ich hab‘ was angestellt... Oder etwas peinliches gemacht“, seufzte die Guardia niedergeschlagen. „Es war nichts dergleichen. Du warst nur sehr offen mit deinen Gefühlen“, das sie ihn geküsst und als Kissen ‚missbraucht‘ hatte, sollte er wohl als erstmal verschweigen. „Sehr... offen? Das ist nicht wirklich hilfreich“, die Dunkelhaarige zog eine Augenbraue skeptisch hoch. Ein Kichern verließ seine Lippen. „Ich garantiere dir, du hast wirklich nichts gemacht, Lie- Rae“, beinahe hätte er sich versprochen. Zum Glück schien die Drachin es nicht bemerkt zu haben, da sie sich die Schläfen massierte. Plötzlich pfiff der Wasserkocher und Azrael schaltete diesen aus. Anschließend goss er das Wasser in die Tassen. Eine Tasse stellte der Todesengel danach vor seinem Gast ab, welche sie dankbar annahm. Er selbst nahm auch am Tisch Platz.
 

Es war alles aufgetafelt: frisches Obst, aufgebackene Brötchen, Wurst sowie Käse. Der Todesengel war ein geborener Gastgeber. „Ich hoffe du hast großen Hunger“, sprach er nachdem er das Handtuch von den Brötchen hob. „Ist... das nicht ein bisschen viel für zwei Personen?“, Rae beäugte die Menge an Essen mit Neugierde. „Da hast du nicht ganz unrecht, jedoch ist es manchmal besser etwas mehr auf dem Tisch stehen zu haben“, erklärte Scholar, „Nun lass uns mit dem Essen beginnen.“

Jeder von ihnen nahm sich etwas vom aufgetischten. Rae nahm sich ein Brötchen, brach die Kruste auf und zog ein Stückchen von der Hülle ab nur um diese dann zu essen. Azrael selbst begnügte sich erstmal mit Obst. Der Engel befand es als angenehm mal nicht alleine zu frühstücken. Auch wenn nicht gerade viel gesprochen wurde.
 

„Geht es dir etwas besser?“, erkundigte er sich nach einigen Minuten als die Guardia einen Schluck von dem Tee nahm. „Sehr viel besser. Danke der Nachfrage“, die Feuerelementarin lächelte kurz. Es war schon beinahe süß, dass er nach ihrem Befinden fragte. Dann wurde weitergegessen. Nach einer Weile waren sie fertig mit dem Frühstück und Rae half ihm beim Abräumen sowie mit dem Geschirr. „Danke, Rae. Aber es wäre nicht nötig gewesen zu helfen“, meinte der Engel, „Du bist mein Gast.“ „Ich weiß. Aber es ist selbstverständlich das man hilft“, erwiderte die Frau. Sie erstaunte ihm immer wieder. Zusammen gingen die zwei in das Wohnzimmer und blieben dort bis die Guardia beschloss nach Hause zu gehen. Sie holte ihre Sachen aus dem Gästezimmer, während er an der Haustür wartete. Die Dunkelhaarige war schnell wieder unten gewesen. „Danke für den Abend gestern und dass ich die Nacht hier verbringen durfte“, sprach sie und umarmte kurz den Engel, welcher die Geste erwiderte bevor sie sich von ihm löste. Ein schwacher Rotschimmer zierte ihre Wangen. „Vielleicht können wir das wiederholen?“, fragte der Todesengel. „Ich wäre dem nicht abgeneigt, Azrael“, antwortete die Guardia.
 

„Komm gut nach Hause, Rae...“ verabschiedete der Silberhaarige die Kriegerin und lächelte, „und komm bald wieder.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück