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Darksiders - Sidestories

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Ungewollte Verwandlung - Rae, Azrael

Slight!AzraelxRae

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Rae POV
 

Wie um alles in der Welt konnte ein „Auftrag“ nur so dermaßen nach hinten losgehen? Das fragte sich eine junge Frau, welche in den sternenklaren Nachthimmel blickte. Leises Schnaufen und tiefe Atemzüge durchbrachen die Stille der Nacht. „Wenigstens einer von uns beiden kommt zum Schlaf“, murmelte sie leise und strich dem großen Tier, auf dessen Rücken ihr Kopf lag, beinahe liebevoll über das Fell. Wie aus Reflex legte sich der Schweif um den Körper der jungen Frau.
 

Seufzend dachte sie wie es angefangen hatte...
 

~Flashback~
 

Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren lief durch das Hauptgebäude der Höllenwache. Auf dem Weg zum Büro der ranghöchsten Person der Streitkräfte des Himmels. Unterwegs erntete sie einige verächtliche Blicke von einigen himmlischen Soldaten. Es war teilweise Gemurmel zu hören, welche nach „Niedere Kreatur“ oder „Was macht dieses Ding hier?“ klangen. Aber diese Worte wurden gekonnt ignoriert. Ihr Ziel war nur noch einige Meter entfernt. /Mal sehen was der General von mir will.../, dachte die Feuerelementarin und stand nun vor der schweren Tür.
 

*Tock* *Tock*
 

„Herein!“, drang eine weibliche Stimme gedämpft hinter der Tür und die Dunkelhaarige betrat das Büro. „Danke, dass du kurzfristig kommen konntest, Rae“, sprach Uriel, der General von der Höllenwache, als die Guardia den Raum betrat. Dank eines gewissen Leutnants kannte das Oberhaupt der Wache ihren Namen. „Kein Problem. Die Aufräumarbeiten laufen ja nicht weg“, erwiderte die Angesprochene und deutete eine leichte, respektvolle Verbeugung an.
 

„Aufräumarbeiten?“, fragte eine männliche, samtene Stimme. Die junge Frau drehte ihr Haupt leicht zur Seite und sah drei Männer. Einen in einer langärmligen Robe gekleidet und zwei in schwerer Rüstung. „Azrael? Welch angenehme Überraschung Euch zu sehen“, der Engelsgelehrte gehörte zu den wenigen Personen, denen die junge Kriegerin von Anfang an respektierte und auch dementsprechend ansprach. Die Drachin wunderte jedoch sich was er hier machte, da sie ihn meist entweder im Silberturm sah, wenn sie die eine oder andere Schrift einem gewissen Bibliothekar brachte oder eher zufällig in der Weißen Stadt selbst.
 

„Die Freude ist meinerseits“, der silberhaarige Engel war stets höflich selbst zu einem Wesen wie sie es war. Erst nach einigen Begegnungen hatte er Rae gefragt zu welchem Volk sie angehörte. Die Guardia hatte ihm zu der Zeit nur zögerlich eine Antwort dazu gegeben. Seine unerwartete freundliche Neugier machte es ihr beinahe unmöglich ihn abzulehnen. Er war der Feuerelementarin bisher immer wohl gesonnen. Sobald sie ihn sah, bildete sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Die junge Frau schwärmte ein bisschen für den Scholaren.
 

„Wir helfen den Menschen dabei ihre zerstörten Städte und Dörfer wiederaufzubauen. Es ist jedoch kein leichtes Unterfangen, da kaum Ressourcen vorhanden sein. Und das auf der ganzen Erde wohlgemerkt“, erklärte die Guardia auf die vorangegangene Frage von dem Todesengel.
 

„Nun, würde ich gerne wissen, warum ich hier bin. Es kommt ja nicht gerade oft vor, dass ich eine Nachricht erhalte, dass ich zum Hauptquartier der Höllenwache kommen soll“, erkundigte die junge Frau sich. „Nun, Azrael hat eine... Anfrage an dich“, sprach Uriel und deutete dem Erzengel an, dass er sein Anliegen vortragen konnte. Dieser erzählte von einer Ruine eines verfallenen Tempels, welche in der Nähe eines Menschendorfes war und das er dort einige Notizen machen sowie sich umsehen möchte. In der Siedlung lebten Menschen, was etwas schwierig machte, da diese aufgrund der Apokalypse den Engeln nicht über den Weg trauten. Der Todesengel wollte die Anspannungen nicht unnötig vertiefen und zwei Krieger mit schwerer Rüstung sowie Bewaffnung war nicht die beste Wahl. Zumal die Menschheit ‚erst‘ wieder auferstanden war. „Deswegen möchte ich, dass du mich begleitest“, bat der Engelsgelehrte.
 

„Bitte verzeiht meine Einmischung, Lord Azrael, aber es wäre besser, wenn einer von uns Euch begleitet als... diese Kreatur“, sprach einer der Soldaten und warf Rae einen missbilligenden Blick zu. Diese hob schweigend nur eine Augenbraue. „Ich bin ebenfalls dagegen, My Lord. Dies ist zu riskant!“, kam es von dem zweiten Soldaten. „Glaubt ihr beiden nicht, dass ihr vorschnell urteilt?“, die Stimme des Gelehrten war ruhig und doch bestimmend. „Ihr wollt Euer Leben wirklich ihr anvertrauen?!“, die Verachtung in der Stimme des ersten Kriegers war kaum zu überhören. „Wir können gerne ein kleines Kräftemessen veranstalten...“, sprach Rae eher in den Raum als zu irgendjemanden. Vier Augenpaare sahen die Drachin ungläubig an als hätte sie etwas Überraschendes gesagt. „War nur ein Vorschlag“, bemerkte die Dunkelhaarige und hob die Hände zur Beschwichtigung.
 

„Ich würde nur zu gern sehen wie du kämpfst“, Uriel war neugierig auf die Kampftaktik der jungen Kriegerin vor sich. Die Garderobe, welche die jüngere Frau trug, war jedoch eher für die Freizeit gedacht als für Trainingskämpfe. „Für den Kampf stelle ich dir gern eine Rüstung zur Verfügung. Dies“, damit zeigte sie mit der Hand auf ihre Kleidung, „scheint mir nicht sehr geeignet zu sein.“ „Danke für das Angebot, General. Aber ich benötige keine Rüstung. Mir reicht meine eigene Kleidung völlig“, lehnte die Feuerelementarin höflich ab und grinste leicht, wobei ihre Reißzähne zum Vorschein kamen. Den beiden jüngeren Männern lief ein leicht unangenehmer Schauer über den Rücken als diese sahen. „Wie du meinst. Gehen wir zum Exerzierplatz“, sprach das Oberhaupt der Wache und ging aus dem Büro. „Du... wirst es bereuen diesen Vorschlag gemacht zu haben...“, murrte der Dunkelblonde von beiden Elite-Soldaten und folgte mit seinem Freund ihrem General.
 

„Ich hoffe, die beiden haben dich mit ihrer Art und Weise nicht beleidigt, Rae“, sprach Azrael und sah zu der Guardia. „Naah... Wegen so was bin ich nicht beleidigt. Da muss schon was Schlimmeres kommen. Aber die zwei sind ein klein wenig selbstgefällig“, erwiderte sie. Zusammen verließen sie Uriels Büro. Auf dem Weg zum Kampffeld erklärte der Silberhaarige ihr, dass die beiden Soldaten seine Leibwächter waren, sollte er mal die Weiße Stadt verlassen. Sie wurden ihm zugeteilt ob er dies immer wieder abgelehnt hatte. „Ach das ist der Grund, warum die beiden so freundlich waren“, er nahm ihr es nicht übel, dass sie leicht sarkastisch reagierte. War er es doch teils von Tod gewohnt, wenn er sich mit ihm unterhielt. Nebenbei bekam sie von ihm die Namen der beiden Männer zu hören: Andriel, der dunkelblonde Soldat und Thenar mit den kurzen, weißen Haaren und bläulichem Schimmer.
 

„Rae?“, rief der Todesengel zu ihr und sie drehte sich mit einem „Hm?“ um. „Viel Glück!“, dies brachte sie zum Lächeln. „Danke!“ Einige der älteren Soldaten dachten sie hörten wohl nicht recht. Azrael wünschte einer niedrigen Kreatur Glück?! Vielleicht lag es daran das es zwei gegen einen war, aber trotzdem! Er sollte dennoch den beiden Soldaten Glück wünschen, immerhin waren diese seine Leibwächter.
 

/Was tut man nicht alles für einen hübschen Mann... Stopp! Falscher Gedankengang!/, schalt sie sich innerlich. Diese Art von Gedanken konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Sie brauchte Konzentration! Die Jungs hatten bereits ihre Waffen gezogen. Der Blonde benutzte eine Art Naginata. So viel zum Thema niedere Kreaturen... Anscheinend gefielen den Engeln zumindest die Waffendesigns der Menschen. Thenars Waffe war ein zweihändiges Schwert. Das könnte ein interessanter Kampf werden.
 

Uriel stellte klar, dies nur ein Kräftemessen zwischen den dreien war und das sich niemand einmischen sollte, wenn es doch passieren sollte, bekam dieser jemand eine schwere Strafe. Mit einem lauten „Kämpft!“ gingen die zwei Männer direkt zum Angriff über. Den Attacken der beiden Engel wich die Guardia geschickt aus. Ein Schritt zur Seite, kurz ducken und Salto nach hinten. Die Krieger waren so sehr darauf fixiert gewesen, Rae zu treffen, dass sie nicht bemerkten wie diese ihre Kampfstile analysierte. Andriel ließ immer seine Flanke ungeschützt, wenn er angriff. Währenddessen ließ der Weißhaarige seine Deckung beim Attackieren fallen. Beide machten jedoch einen gravierenden Fehler: Sie achteten nicht auf den Boden unter ihnen und das war deren Schwachpunkt.
 

Der Weißhaarige hob seine Waffe über den Kopf als die Guardia auf ihn zu rannte. Kurz bevor sie ihn reichte, ließ der Engel seine Klinge auf sie niedersausen, aber die Dunkelhaarige rutschte ihm zwischen die Beine. Seine Verwirrung nutzend stand sie hinter dem Engel auf und verpasste ihm mit Schwung einen kräftigen Kick in den Rücken, welcher ihn ein paar Meter weiter auf den Boden beförderte. Geschockt blieb der Elite-Soldat für einige Sekunden am Boden liegen und sein Schwert lag etwas weiter vor ihm. So was war ihm in seiner gesamten Laufbahn als Krieger noch nie passiert. Nur langsam rappelte sich der Mann auf während sein Freund weiterkämpfte.
 

Bei dem anderen Engel ließ sie sich absichtlich an ihrer Seite treffen um in seine Nähe zu kommen. Mit der linken Hand griff sie nach dem Schaft der Waffe und traf während einer Drehung Andriels ungeschützte Flanke mit ihrem Schweif um ihn wegschleudern. Seine Waffe hatte sie dabei aus der Hand genommen. Der junge Mann winkelte seine Beine in der Luft leicht an und konnte so den Sturz abfangen. „Welch miese Tricks!“, knurrte der dunkelblonde Soldat als er sich aufrichtete.
 

„Miese Tricks?!“, wiederholte sie und warf ihm seine Naginata zu. „Mein Schwanz ist nicht zur Zierde da! Natürlich nutz ich den gegebenenfalls als Waffe! Immerhin benutzt ihr beiden ja auch eure Flügel um zu fliegen!“ Durfte ja wohl nicht wahr sein! Die beiden bezichtigten sie wegen unfairen Verhaltens, dabei waren es doch die Jungs, welche die ganze Zeit flogen! Den Spieß konnte die Feuerelementarin auch umdrehen. Mal sehen wie die beiden hiermit zurechtkamen! „Schluss mit den Spielchen!“, sprach die Dunkelhaarige und mit einer Bewegung ihrer Arme ließ sie Feuer um ihre Hände entstehen. Anschließend manifestierte sie diese Flammen zu Schwertern, welche eine feste Form annahmen. Die beiden wollten ja ihre Stärke testen. /Hoffentlich sind sie nicht überfordert/, dachte Rae grinsend und ließ einen geringen Teil ihrer Macht frei.
 

Andriel schluckte unmerklich. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es ein Fehler war sie herauszufordern, zu unterschätzen. In ihrem Blick war das lockere Wesen verschwunden und machte stattdessen einem ernsteren Platz. Die Ruhe, welche die junge Frau auf einmal ausstrahlte, war einschüchternd. Ihr Aussehen hatte sich leicht verändert. Auf ihren Armen waren plötzlich flammenartige Markierungen erschienen. Thenar bekam keine Worte heraus. Hatte sie sich die ganze Zeit zurückgehalten? Unfassbar, ihre Macht war scheinbar zum Greifen nah und doch so fern. Das war nicht alles, da war sich der Krieger sicher.
 

Die umherstehenden Soldaten waren überrascht von dem Wechsel ihrer Persönlichkeit. Von einer Sekunde zur anderen war sie wie ausgewechselt. Azrael spürte, dass dies nur ein Bruchteil ihrer wahren Kraft war. Mal sehen zu was sie im Stande war. Selbst der General der Höllenwache wurde neugierig auf das was sogleich kommen würde.
 

Mit einem gewaltigen Satz nach vorn griff sie den langhaarigen Blonden an, welcher mit Mühe seine Waffe hoch riss um den Schlag abzublocken. Die Wucht, mit der die Guardia ihn attackierte, ließ seine Knie leicht zittern. Rae drückte sich mit etwas Kraft von dem Engel weg und brachte mit einem Rückwärtssalto Abstand zwischen sich und dem jungen Mann. „Schon genug?“, ihre Stimme nahm einen neckischen Unterton an. Aus dem Augenwinkel nahm die Dunkelhaarige eine Bewegung wahr und blockte die Attacke von Thenar. Ein lautes Klirren ertönte über den Kampfplatz als die Klingen aufeinandertrafen. /Nicht schlecht/, dachte Drachin, /Nur wird das leider nichts!/, und wollte einen Ausfallschritt zur Seite machen um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, jedoch kam sie nicht dazu, weil der dunkelblonde Krieger von der anderen Richtung heranstürmte. Schnell riss die Frau eine ihrer Klingen zur Seite und wehrte den Treffer ab. In der Position kam sie nicht weiter. Die Jungs drückten ihre Waffen gegen sie. Augenblick! Dies konnte Rae nutzen um Abstand zu gewinnen. Was sagte Ursa immer so schön? Pläne sind gut, Improvisation war besser!
 

Mit der Kraft des Angriffs von den beiden ließ sich die junge Frau mit Absicht nach hinten schleudern und rammte in Zuge dessen ihre Schwerter in den Boden um sich etwas abzufangen. Dadurch wirbelte Staub auf. „Das anfängt mir langsam an Spaß machen“, rief die Feuerelementarin zu ihnen rüber, zog ihre Waffen aus dem Boden und stürmte auf die beiden zu. Es folgte harte Schlagabtausche. Hieb um Hieb. Die beiden Soldaten wurden an die Grenze ihrer Kraft gebracht. Einer griff an, während der andere abwehrte. Und ihre Gegnerin? Schaffte es meist auszuweichen oder abzublocken. Ein paar Mal schafften die Engel es sie leicht zu treffen aber auch nur an der Kleidung, welche ein paar Löcher aufwies. Nach einigen Angriffen sprang die Guardia außer Reichweite der Männer. Ihre Klingen ließ sie in Flammen aufgehen. /Es wird Zeit das zu beenden/, dachte sie, ließ ihre Flügel aus dem Rücken erscheinen und breitete diese zur vollen Größe aus. Diese waren schwarz mit rötlichem Schimmer und besaßen ein paar Narben auf der schuppigen Rückseite. Mit einem Schlag ihrer Schwingen katapultierte sich die junge Frau in die Luft. Von dort aus hielt sie ihre Arme in einer seltsamen Form vor der Brust. Die Haltung sah es beinahe aus wie eine stilistische Flamme. Eine kleine Kugel bildete sich zwischen den Handrücken. Anschließend schloss sie diese mit ihren Händen und hob die Arme über ihren Kopf. Rae öffnete ihre Hände und der kleine Feuerball wuchs rasant zu einer großen Kugel heran.
 

Azrael konnte, wie auch die meisten anderen Zuschauer, nicht den Blick von ihr abwenden. Mit der flammenden Sphäre über ihr Haupt und den weit ausgebreiteten Flügeln sah die junge Frau auf eine gewisse Art und Weise schön beinahe engelsgleich aus. Aber er behielt diese Worte für sich. „Sie sieht fast wie ein heiliger Krieger aus...“, flüsterte Uriel leise und schluckte unmerklich.
 

Langsam schickte die Schwertkämpferin die Feuerkugel in Richtung der beiden Soldaten, welche ziemlich blass wurden. Sie hatten zu viel Energie für ihre Angriffe verschwendet und Ausweichen kam für die zwei kaum noch in Frage.
 

Rae ließ den Flammenball gefährlich nah über ihre Köpfe sinken und mit einer kleinen Handbewegung verpuffte die Sphäre in kleine, ungefährliche Funken. Alle Anwesenden waren perplex. Damit hatte niemand ansatzweise gedacht. Selbst Azrael war überrascht, dass er keinen Ton von sich brachte. Ein lautes herzhaftes Lachen ließ ihn zu der Feuerelementarin schauen. Die beiden Engel sahen sich an und dann zu ihr. „Du...“ „Hast uns...“, die zwei Männer brachten es nicht in Stande den Satz zu beenden, so verblüfft waren sie. „Ja, ich habe euch, wie die Menschen es so schön ausdrücken, verarscht! Reathvos, aber ich konnte nicht widerstehen“, grinste Rae und lachte dabei. Sie hatte allen, nicht nur den beiden Soldaten, einen großen Schrecken eingejagt. Zwischenzeitlich war die Dunkelhaarige wieder auf dem Boden gelandet. „Ich nehme mal an ihr beiden habt genug gesehen?“, erkundigte sich die junge Frau nach den beiden Kriegern als sie sich beruhigt hatte. „Ja... Du bist stark und mehr als fähig“, gestand Thenar und auch Andriel musste zugeben, dass er beeindruckt war. Der Schreck saß ihnen dennoch in den Gliedern.
 

„Das war wirklich bemerkenswert“, sprach Uriel als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Einen solch hitzigen Kampf hatte der General der Höllenwache nicht erwartet. Ganz im Gegenteil dachte sie an den ein oder anderen starken Schlagabtausch zwischen den dreien. Aber weit gefehlt. Rae hatte die beiden Elite-Soldaten an ihre Grenzen getrieben, wenn auch unbeabsichtigt. „Der enthusiastischste Kampf, den ich seit langem gesehen habe“, sprach eine kräftige Stimme. Die Kontrahenten und der General sahen zu dem Mann, welcher gesprochen hatte. „Enthusiastisch? Das wäre es vielleicht gewesen, wenn Helan hier wäre. Allerdings würde dann kein Stein mehr auf dem anderen sein... “, sagte die junge Frau und betrachtete den Kerl. Er war ziemlich kräftig und hatte einen sehr strengen Gesichtsausdruck. Wenn sie raten müsste, dann war er der gefürchtete Brigadegeneral Ilaos. „Du kennst den Bengel?“, fragte der zweitranghöchste Krieger der Wache. „Kennen? Er ist wie ein Bruder für mich und einer stärksten Krieger, die ich kenne“, ein kleiner stolzer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, womit der Krieger anscheinend zufrieden war. Sein Blick glitt über das anwesende Militär. „WAS STEHT IHR NOCH SO HERUM?! MACHT EUCH AN DIE ARBEIT, IHR FAULPELZE!!“, brüllte der Brigadegeneral ohne jegliche Vorwarnung die Soldaten an. „Zu Befehl!“, kam es von den verschiedenen Truppen und setzten ihre Aufgaben fort. Er selbst ging zu seiner Pflicht zurück, das Trainieren und Überwachen der Rekruten.
 

„Der Mann ist ein halbes Pulverfass...“, murmelte Rae zu sich selbst und doch hörbar für die restlichen vier Personen. „Ähem“, der Engelsgelehrte räusperte sich kurz, „Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht und beeindruckt von deiner Stärke bin, junge Dame.“ Bei den Worten „junge Dame“ errötete Rae leicht was nicht unbemerkt blieb. „Ist alles in Ordnung?“, fragte der Todesengel. „Ja, ist es. Ich bin nur nicht gewohnt, dass man mich ‚junge Dame‘ nennt bzw. so höflich mir gegenüber ist“, war ihre Antwort und lächelte verlegen. „Verstehe“, sprach er und sah sich kurz um, „Ich nehme an, es gibt keine Fragen?“ „Ich habe noch eine“, warf die Feuerelementarin ein. „Und diese wäre?“, jetzt wurde der Erzengel neugierig. „Wann brechen wir auf?“, wollte Rae wissen und grinste leicht verschmitzt. Das entlockte dem Todesengel ein Lachen. „Wir brechen auf, sobald wir alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen haben.“ Andriel und Thenar sahen sich entgeistert an. War sie denn überhaupt nicht erschöpft?! Ihnen tat jeder vorhandene und nichtvorhandene Muskel weh. Die beiden Krieger hatten die junge Frau eindeutig unterschätzt...
 

Eine Stunde später waren beide zum Aufbruch bereit. Sie trug einen kleinen magischen Beutel an ihrem Gürtel, der mehr Stauraum besaß als es den Anschein hatte und er hatte eine Tasche mit Büchern und Schreibutensilien. Zu erwähnen war, dass Rae ihre Kleidung gewechselt hatte. Jetzt trug sie ein braunes Shirt und darüber eine schwarze Weste mit einem roten Streifen auf jeder Seite. Die Hose war in grünem Camouflage gehalten. Nur ihre schweren Stiefel waren geblieben. Der Todesengel hingegen sich kaum kleidungstechnisch verändert. Jetzt trug er eine etwas kürzere Robe und dazu passendes Schuhwerk.
 

Azrael benutzte seine Magie um ein orangefarbenes portalähnliches Loch zu öffnen. „Ein... Schlangenloch?“, irritiert sah die Drachin ihn an. „Ja, ist es. Ich benutze es manchmal für meine Reisen“ „Ich habe so ein Ding noch nie benutzt...“, gab die junge Frau zu und blickte skeptisch die leuchtende Pforte an. „Angst?“ „Nein, ich bin nur unsicher was das angeht“, murmelte die junge Frau. „Wenn es dich beruhigt, dann nimm meine Hand, wenn wir hindurchgehen“, sprach der Erzengel mit einem ruhigen Unterton in der Stimme und hielt ihr eine Hand hin. Mit einem Nicken nahm Rae seine Hand in die ihrige. Kurz tief ein- und ausatmend, was eher die Drachin tat, betrat das ungleiche Paar das Schlangenloch.
 

Der Pfad sah anders aus als die Guardia es sich vorgestellt hatte. Es waren verschlungene Wege mit einigen Abgründen. Selbst die Atmosphäre war angenehmer als gedacht. Die Feuerelementarin hatte die Hand des Engels losgelassen als sie sich umsah. Das Licht war wie in Dämmerung getaucht. Vereinzelt schwebten Säulen in der Luft. „Es sieht schön aus...“, bewunderte die junge Frau und sah nicht wie der Todesengel neben ihr leicht lächelte. Zusammen liefen die beiden über die Plattformen, welche sich von selbst aufbauten und einen Weg bildeten. „Pass auf wo du hintrittst. Nicht überall erscheinen Plattformen“, warnte der Silberhaarige und bekam ein „Schon gemerkt“ von ihr zu hören. Beide schwiegen für eine Zeit. Nach einer Weile sah Rae zu ihrem Begleiter. Er trug andere Kleidung und... einen Brustschutz? Beim Hauptquartier der Höllenwache hatte der Todesengel noch keinen getragen, dass wusste die Dunkelhaarige. Rechnete er mit eventuellen Schwierigkeiten? Fragen konnte ja nicht schaden. „Kann sein das ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, aber... Warum tragt Ihr einen Brustpanzer? Ihr seid ein Gelehrter und kein Krieger“, erkundigte sie sich und hoffte dabei innerlich, dass sie den Engel nicht beleidigt hatte. „Etwas Schutz schadet nie. Das gilt auch für diejenigen, welche keine Kämpfer sind. Vor langer Zeit gab es einen Krieg und seit her habe ich es mir angewöhnt einen Brustpanzer zu tragen, wenn ich abseits des Himmels unterwegs bin“, war seine Antwort und er klang nicht beleidigt wie befürchtet.
 

„Da vorn ist das Ende des Schlangenlochs“, sprach Azrael und deutete auf das orangefarbene Portal am Ende des Weges. Die junge Frau nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Nach wenigen Minuten standen sie vor der Pforte. Rae war immer noch unsicher und der Engelsgelehrte bemerkte dies. Wortlos, aber ein klein wenig lächelnd bot er erneut ihr seine Hand an und sie nahm diese ohne zu zögern an. Erneut ‚Händchenhaltend‘ betraten die beiden den Ausgang der Zwischenwelt. „Das Dorf der Menschen ist ganz in der Nähe“, sprach die Guardia als sie ihre Nase in die Luft reckte und den Geruch der gerissenen Kreaturen witterte. „Zehn bis zwanzig Minuten. Dann wären wir da“, informierte sie den Scholaren.
 

Die Menschen waren misstrauisch als zwei menschlich wirkende Gestalten sich ihrem Dorf nährten. Es waren eine junge Frau und ein älterer Mann gewesen, die die Gemeinde betraten. Beide machten den Dorfbewohnern klar, dass sie nur die Ruinen des Tempels sich ansehen und gegebenenfalls Notizen machen wollten. „Wir möchten uns wirklich nur die Überreste dieses Tempels ansehen“, sprach der Silberhaarige. Die Menschen blieben skeptisch, aber ließen die Fremden nach etlichen Erklärungen gewähren.
 

Rae und Azrael verbrachten ein paar Stunden in den Überresten des Gebäudes. In den dortigen Räumen waren Statuen und an den Wänden alte Schriftzeichen. Einige waren gut erhalten geblieben. „Ich kundschafte kurz die Gegend aus bevor ungebetener Besuch kommt“, informierte die Dunkelhaarige ihn nach einiger Zeit. „Gut, ich mache mir weiterhin Notizen“, sprach der Erzengel konzentriert und schrieb einige Symbole auf seine Pergamentrolle. Kurz blieb sie noch in dem Bereich stehen. Rae betrachtete sein seitliches Profil. Der Silberhaarige hatte für einen Mann sanfte Gesichtszüge. Um sein linkes Auge war ein goldfarbenes Symbol. Von der Seite konnte sie seine Augenfarbe sehen. Die Pupillen und die Iris waren weiß wie Schnee, jedoch der Ring der Iris war silbern. Am Kinn trug er einen kleinen Bart. „Süß...“, sprach die Feuerelementarin unbewusst und ging aus dem Raum. Azraels Augen weiteten sich als er dies hörte und drehte seinen Kopf in ihre Richtung, aber er konnte nur noch ihre Schweifspitze sehen. Das hatte sich der Todesengel gerade nur eingebildet, oder? Mehr als eine Einbildung konnte das nicht gewesen sein. Aber warum schlug dann sein Herz so schnell? Es wäre besser, wenn er mit den Notizen weiter machen würde...
 

Rae machte eine große Runde um den verfallenen Tempel und das Dorf. Sie konnte weder dämonischen Aktivitäten spüren noch hatte sie einen schwefeligen Geruch in der Nase. Es war alles in Ordnung. Nur ein paar Tiere hatten die Guardia neugierig angesehen, aber das war es auch schon. Kurz blickte die junge Frau zur Sonne um die Zeit abzuschätzen. Es waren fast fünfzehn Minuten vergangen als sie auf Patrouille ging. Langsam sollte sie zu dem Erzengel zurückkehren. Vielleicht hatte er der Zwischenzeit etwas Interessantes herausgefunden. Kaum war die Feuerelementarin in der Nähe des Örtchens, hörte sie einen lauten Tumult. Aus reiner Neugierde was der Grund für den Krach war, betrat sie die Gemeinde. „MONSTER!! Da ist ein Monster in der Ruine!!“, brüllte ein Mann aus dem Dorf. Ein Monster? In der Ruine? Das konnte nicht sein! Azrael war dort! Mit rasendem Herzen lief die Drachin dem Menschen entgegen. Die Feuerelementarin packte den Dorfbewohner an der Schulter. „Was für ein Monster?“, fragte sie und bemerkte wie der Mann zitterte. „I-Ich w-weiß es nicht. I-Ich h-hab lautes Knurren und Fauchen im alten Tempel gehört a-als ich nachsehen wollte“, antwortete er schlotternd. Schnell rannte die junge Frau zur Ruine, wo sie den Engel alleine gelassen hatte. Hoffentlich war ihm nichts passiert...
 

„Azrael...? Wo seid Ihr?“, rief Rae in dem Raum als sie seine Tasche und Bücher fand. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Der natürliche Duft vom ihm war vorhanden, aber wo war er? Hektisch blickte sie sich um, sah ihn jedoch nicht. „Ich... bin hier“, sprach eine Stimme von hinten und die junge Frau drehte sich um. Aus dem Schatten trat ein großes Tier hervor. Ein muskulöser, kräftiger Körper, ein eleganter Gang und... silberweißes Fell?! „A-Azrael?! Seid Ihr es?“, ungläubig starrte sie das Geschöpf an. „Ja, ich bin es“, antwortete dieses und setzte sich. Eine ungewohnte Position und es fühlte sich seltsam an. Rae kam indes näher und kniete sich vor ihm hin. Abgesehen von der Größe und der Fellfarbe sowie den hellen Flecken sah er aus wie ein Leopard. Apropos Fell... Jenes auf seinem Kopf war etwas länger. „In was für eine Kreatur habe ich mich verwandelt? Ich würde gern verstehen, warum der Mensch geflohen ist“, fragte Azrael. „Ihr habt Euch in einen Leoparden verwandelt. Ein... für Menschen gefährliches Raubtier“, gab sie zur Antwort und der Gefleckte schwieg.
 

„Ihr habt dem armen Mann einen ganz schönen Schrecken eingejagt...“, sprach die Dunkelhaarige um die Stille zu durchbrechen. „Dies lag nicht in meiner Absicht. Ich dachte, ich könnte ihn um Hilfe bitten. Aber als er mich sah, ist er schreiend weggelaufen...“ seufzte der große Kater und lies die Ohren leicht hängen. Sie wusste nicht, was sie da geritten hatte, aber ohne es wirklich zu verhindern streckte sie eine Hand nach ihm aus und berührte sein Gesicht. Vorsichtig begann Rae ihn zu kraulen. Die Berührung schien ihn etwas beruhigen. Aus der Brust des Tieres kam ein zufriedenes Grollen.
 

„Was war das für ein Geräusch?“, alarmiert blickte er sich um. „Das war ein Schnurren. Dieses Geräusch machen Katzen, wenn sie sich wohl fühlen“, erklärte die Guardia und nahm die Hand von seinem Haupt „Ich fühle mich alles andere als wohl...“, gab der Verwandelte von sich mit dem Blick auf seine... Pfoten. „Und nun?“, fragte Rae in den Raum als sie die Bücher in die Tasche verstaute und diese sich über eine Schulter hängte. „Zurück in die Weiße Stadt und zum Silberturm. Wir müssen herausfinden wie wir dies umkehren können“, antwortete der silberne Leopard. „Ich glaube nicht, dass es so einfach werden wird. Die Soldaten werden Euch keinen Einlass in die Stadt gewähren auch wenn ich ihnen sage, dass Ihr es seid, Azrael“, widersprach sie und deutete auf seine neue Erscheinung. Er musste zugeben, dass sie Recht hatte. Die Wachen würden ihn nicht durch die Tore lassen. „Was schlägst du vor?“, wollte er wissen und die Drachin mit seinen weißen Augen an. „Erstmal den Dorfbewohnern die Geschehnisse hier erklären. Und das in nächster Zeit niemand die Ruine betreten darf“, ihre Idee klang gut und ihm selbst fiel keine bessere ein. Auf dem Weg nach draußen sagte Rae ihm, dass er kurz vor dem Dorf warten sollte, da sie mit den Leuten allein reden wollte. „Ihr wartet kurz vor dem Dorf. Menschen neigen dazu sehr schnell in Angst und Panik zu verfallen, wenn sie ein großes Tier sehen. Ich gebe Euch ein Signal, wenn Ihr aus dem Versteck treten könnt“ sprach die junge Frau und spielte auf den verschreckten Mann an. Dann verließen die beiden den Tempel.
 

Im Menschendorf erläuterte die Dunkelhaarige den Bewohnern was passiert war. Mit einem Pfiff signalisierte sie ihrem Begleiter, dass er sich aus seinem Versteck hervorwagen konnte. Einige Menschen bekamen Panik als der Leopard die Gemeinschaft betrat. Sie hatten bisher noch nie ein so großes Tier gesehen. Unter den Leuten war auch der Mann, den der einstige Engel aus Versehen verschreckt hatte. Schuldbewusst senkte Azrael seinen Kopf und legte seine Ohren an. „Es tut mir, dass ich dir Angst gemacht hatte. Dies lag nicht in meiner Absicht“, sprach er und hob kurz sein Haupt. Irrte er sich oder waren die Menschen alle einige Schritte zurückgewichen? Konnten sie ihn nicht verstehen? Glücklicherweise bemerkte Rae seine Verwirrung und half ihm. „Er hat sich entschuldigt, weil er dir unbewusst Angst eingejagt hatte. Das hatte er nicht gewollt“, übersetzte die junge Frau grob. Danach verließen die zwei die Siedlung und machten sich auf den Weg nach einem normalen Portal. Azrael konnte das Schlangenloch in seinem momentanen Zustand nicht öffnen, also mussten sie ein gewöhnliches nutzen. Dieses war jedoch einige Tagesmärsche entfernt.
 

Es war bereits dunkel als das ungleiche Paar eine Rast machte. Auch war es eine sternenklare Nacht gewesen. Rae wollte sich gerade auf den Boden legen als sie einen Körper berührte und somit aufschreckte. Die Drachin hatte nicht gemerkt wie der Leopard sich hinter ihr gelegt hatte. „Verzeih, dass ich dich erschreckt habe, Rae“, entschuldigte sich der Kater und betrachtete seine Begleiterin. „Ist schon in Ordnung“, beschwichtigte sie ihn und wollte etwas zur Seite rutschen als sich sein Schweif um ihr Handgelenk wickelte. Fragend zog die Feuerelementarin eine Augenbraue hoch. „Ich... Bitte bleib. Du musst nicht extra zur Seite rutschen“, beim Sprechen sah er sie nicht an, sondern blickte nach vorn. „Wie Ihr wünscht, Azrael“, er konnte den warmen Unterton in ihrer Stimme hören und einige Augenblicke später war ihr dunkler Schopf auf seinem Körper gebettet. „Wir werden es schon irgendwie schaffen Euch zurück zu verwandeln“, murmelte Rae langsam einschlafend.
 

-Flashback-Ende-
 

Das war vor drei Tagen gewesen. Sie konnte die anderen schlecht bitten zu helfen. Ursa war im Auftrag seines Clans unterwegs, Helan auf einer Mission, Rhejan musste Vorbereitungen für ein wichtiges Fest treffen und Serena war als Babysitter für ihre neugeborenen Brüder beschäftigt. Vielleicht sollte die Guardia etwas dösen um Kraft zu tanken und einen freien Haupt zu bekommen. Sie schloss ihre Augen, hörte den stetigen Herzschlag von dem Körper unter sich und schlief langsam ein. Unbewusst kuschelte Rae sich an das weiche Fell ihres Begleiters.
 

Azrael POV
 

Die Nacht verging schneller als ihm lieb war zumindest empfand der Kater es so als er aufwachte. Der Leopard spürte ein Gewicht auf seinem Körper und drehte seinen Kopf zur Quelle. Was er sah ließ ihn innerlich lächeln. Auf seinem Rücken ruhte Raes Haupt und ihre Arme waren um seinen Torso geschlungen als würde sie ihn umarmen wollen. Einen Anblick, den er niemals vergessen würde. Sie ließ ihn an die wunderlichsten Dinge denken beispielsweise mit seiner Hand durch ihre Haare streichen oder sie einfach umarmen, wenn er die Feuerelementarin sah. Ein Seufzen verließ sein Fang. Seit ihrem kleinen Zusammenstoß im Silberturm dachte der einstige Engel oft an sie. Wie er die junge Frau hatte näher kennen lernen wollen und solche Sachen. /Narr! Du bist schlicht und ergreifend viel zu alt für sie!/, schalt Azrael sich innerlich und doch hegte ein Teil von ihm die Hoffnung, dass es ihr ähnlich erging.
 

Die nächsten paar Tage verstrichen ohne wirklich nennenswerte Zwischenfälle. Rae brachte ihm bei wie man jagte und wie er mit seiner neuen Gestalt zurechtkommen konnte. Azrael war froh, dass die Guardia bei ihm war. Ohne ihre Hilfe wüsste er nicht wie er sich Essen hätte beschaffen können geschweige denn was überhaupt essbar war. Jagen war jedenfalls nicht sein Metier. Die Beute bemerkte ihn meist eher als er zum Sprung ansetzen konnte. Manchmal schaffte er es dieses zu verwunden, aber es wehrte sich so sehr, dass der Leopard im wahrsten Sinne des Wortes „Baden“ ging, wenn er in der Nähe des Flusses jagte. Rae hatte Erbarmen mit ihm gehabt und ihn anschließend nach dem unfreiwilligen Bad mit ihrem Feuer getrocknet. Kurz darauf ging sie auf die Jagd und kam mit einem regungslosen Tier zurück. Da beide nicht wussten ob rohes Fleisch sich auf seinen normalen Körper schlecht auswirkte, grillte die Schwertkämpferin den Fang aus Vorsicht. In der Zwischenzeit hatte sie ihm seine Tasche um gehangen. Zwar musste die Dunkelhaarige die Größe neu einstellen, aber er konnte diese tragen.
 

Das Duo ging seines Weges als beide ein unbehagliches Gefühl kamen. Der Grund folgte sogleich. „Wen haben wir denn hier?“, schnarrte eine dunkle Stimme aus. „Die Feuerhexe mit ihrem neuen Haustier...“, grollte eine zweite, kratzige Stimme. Aus den Schatten traten einige blauhäutige Kreaturen. Beide, Rae und Azrael, wussten was diese Wesen waren: Phantomwachen. Ehemalige Engel, die sich den Armeen der Höllen angeschlossen hatten oder dahin verbannt wurden. Die verkümmerten Flügelreste auf deren Rücken waren der noch einzige sichtbare Beweis für einstige himmlische Existenz. Im Gegensatz zu den anderen trug der erste Sprecher noch seine Beinschienen, welche jedoch schwarz gefärbt waren. Fast jeder von denen war mit einer Axt bewaffnet, außer der Anführer. Dieser hatte Kampfklauen mit breiten Klingen. Ein Treffer wäre eine schmerzhafte Erfahrung...
 

„Bleibt zurück! Um die kümmere ich mich!“, das Letzte was die Guardia wollte war das Azrael in irgendeiner Art und Weise verletzt wurde. Sie würde die Dämonen so gut wie es ging von ihm fernhalten! Dann stürmte die junge Frau auch schon auf sie los. Im Sprint beschwor sie ihre Schwerter und griff den nächstbesten an. So folgte ein Schlagabtausch dem Nächsten. Ihre Gegner wechselten sich ständig ab und sorgten damit, dass die Dunkelhaarige nicht auf Azrael aufpassen konnte.
 

Eben dieser wünschte sich, er könnte seine Magie benutzen um ihr zu helfen, aber seine gegenwärtige Situation ließ dies nicht zu. So hilflos hatte er noch nie gefühlt. Enttäuscht krallte er sich mit den Pfoten in den Boden... Moment! Seine Krallen! Wie konnte ihm diese Tatsache entfallen? Azrael tötete zwar nur ungern, aber die Dämonen konnte der einstige Engel wenigstens verletzen und diese in der Bewegung einschränken. Er selbst musste nur aufpassen nicht getroffen zu werden. Mit einem lauten Fauchen sprang die Raubkatze auf einen nahen Dämon und riss ihn zu Boden. Dieser wusste zunächst nicht wie ihm geschah bis er einen scharfen Schmerz im Rücken spürte. Mit einem Blick über die Schulter, sah er in das Gesicht eines grimmigen Tieres, welches seine Krallen in die Rückseite des Dämons bohrte. Dank seiner guten Ohren sprang der Kater von seinem ‚Opfer‘ ab, bevor er von einer anderen Phantomwache getroffen werden konnte. Ausweichen war seine Devise um den Angriffen der bösartigen Kreaturen zu entgehen. Zu Beginn etwas schwerfällig wurden die Bewegungen langsam flüssiger. Aber eine dauerhafte Lösung war das nicht und kurz wurde die Großkatze unaufmerksam.
 

Ein schmerzerfülltes Fauchen lies Raes Blick in die Richtung des Leoparden schnellen. /AZRAEL!!/, ohne weitere Gedanken zu verschwenden, überbrückte sie die Entfernung mit einem weiten Sprung und zerrte den Anführer der höllischen Soldaten außer Reichweite des Verwundeten. Wut stieg in ihr auf und ein helles Licht ging von der Feuerelementarin aus und umhüllte ihren Körper, welcher größer wurde. Die humanoide Gestalt wurde immer animalischer. An der Stelle wo die Guardia stand, war jetzt ein großer schwarzer Drache. Ihre grünblauen Augen brannten vor Zorn. Ein markerschütterndes Gebrüll verließ das Maul der Echse. Azraels Augen weiteten sich als das Reptil sich schützend über ihn stellte und die Flügel bedrohlich ausbreitete. Er wusste nicht warum, aber plötzlich fühlte der Kater sich ziemlich klein gegenüber der Riesenechse. Ihre scharfen Krallen bohrten sich neben ihm in den Boden und ein tiefes Grollen verließ ihre Kehle. Eine eindeutige Warnung und Rae machte den Namen ihres Volkes alle Ehre.
 

~Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um!~, knurrte sie über Telepathie und stieß einen sehr heißen Flammenstrahl aus. Das Feuer verbrannte die Dämonen umgehend, aber der Wald blieb verschont. Hier war ein großes Maß an Konzentration und Kontrolle nötig um keine Katastrophe zu entfachen. „Erinnere mich bitte daran dich nicht zu verärgern“, murmelte der Silberfellige. Ein amüsiertes Lachen verließ die Kehle des geschuppten Tieres. ~Der Zorn eines Guardias kann unermesslich sein, Azrael~, erwiderte sie und verwandelte sich zurück.
 

„Rae, du bist verletzt...“, sprach die Großkatze und betrachtete ihre Blessuren. „Ach nicht so schlimm. Das sind nur ein paar Kratzer. Aber...“, sie sah auf die klauenartige Wunde des Leoparden, „Ihr wurde verwundet.“ Gut, dass einige Meter weiter ein Fluss war. Dort konnte sie seine Verletzung reinigen und behandeln. Zum Glück hatte die junge Frau eine kleine Flasche Desinfektionsmittel, Kompressen und Verbände sowie noch andere medizinische Hilfsmittel in ihrem Beutel, welcher an ihrem Gürtel befestigt war. Zusammen gingen die beiden zu dem Gewässer und die Dunkelhaarige fing mit der Säuberung an. Als leises Knurren verließ den Fang der Großkatze. „Wenn Ihr jetzt schon knurrt, dann will ich nicht wissen wie Ihr gleich reagieren werdet, wenn ich die Wunde desinfiziere...“, murmelte die Kriegerin ein klein wenig belustigt. Leopard brummte leicht verstimmt.
 

„Bevor ich es vergesse... Ihr habt Euch gut geschlagen, Azrael“, lobte Rae ihn und war da ein Hauch von Stolz in ihrer Stimme? Nun, er hatte sicherlich verhört immerhin wurde er dabei verle... Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Körper und ließ aus Reflex ein lautes Fauchen aus seiner Kehle dringen. Ohne nachzudenken sprang der Leopard knurrend seine Begleiterin an, welche eine kleine Flasche fallen ließ. Ein „Uff“ verließ ihre Lippen als der muskulöse Torso des Tieres sie umwarf. Ein paar Sekunden später realisierte das silberfellige Wesen seine Tat. „Bitte verzeih mir. Ich...“, weiter kam er nicht zum Reden, da die Dunkelhaarige mit einer Hand sanft über sein Fell strich, was ihn zu beruhigen schien. „Kein Grund sich zu entschuldigen“, murmelte sie. Widerwillig löste sich der einstige Engel von ihrer Berührung, denn seine Wunde musste immer noch behandelt werden. Anstatt ihre vorherige Position einzunehmen, blieb sie vor ihm kniend und lehnte sich vor, so dass er seinen Kopf auf ihre Schulter legen konnte was er auch tat. Es war ihm anzumerken, dass er sehr erschöpft war. Da sein Haupt in der Nähe ihres Halses war, nahm er ihren Duft deutlicher wahr. Es war der Geruch von Feuer, Rosen und...wilden Kräutern? Azrael kannte sich zwar nicht aus, aber dies eine war seltsame Kreuzung. Aber eine, die ihm wirklich sehr gefiel und ihn entspannen ließ. Er war so sehr abgelenkt, dass er nicht merkte, dass Rae die Verletzung schon bandagierte.
 

„Ihr habt Blut an Euren... Pfoten“, merkte die Guardia an als sie eine seiner Tatzen in ihre Hände nahm. Azrael begutachtete seine Pranken. In der Tat waren sie von der roten Lebensflüssigkeit bedeckt, aber er sah auch etwas anderes. Es hingen paar Fetzen dämonischer Haut an seinen Krallen. Sie half ihm schnell seine Pfoten zu säubern. Anschließend lehnte die junge Frau sich an einen Baum. Der Kater legte wortlos seinen Haupt auf ihren Schoß und schloss seine weißen Augen. Er war müde und wollte sich nur noch ausruhen. Das sanfte Kraulen bekam er noch mit, bevor er langsam in den Schlaf driftete. Seine Nerven lagen nach dem heutigen Kampf blank.
 

Am nächsten Tag wartete eine große Überraschung auf die zwei. Der Engel spürte eine Hand auf seiner Haut. Moment! Auf seiner... Haut?! Schlagartig öffnete er seine Augen und konnte seine Hand sehen. Langsam setzte Azrael sich auf um die junge Frau nicht zu wecken. Er betrachtete seinen Körper. Der Zauber hatte von selbst nachgelassen und er war wieder ein Engel. Seine Tasche hatte er bei der Kriegerin abgelegt.
 

Was sollte der Todesengel jetzt nur machen? Kurz glitt sein Blick zu dem Fluss. Sollte er es versuchen? Ausprobieren konnte nie schaden. Also zog er seine Robe aus und stand nur in Hose sowie Stiefel bekleidet an dem Gewässer. Es dauerte einige Versuche, aber der Scholar hatte es tatsächlich geschafft einen Fisch zu fangen, mit bloßen Händen. Dafür war er jetzt auch klatschnass und die Wunde brannte etwas, jedoch war es ihm das wert gewesen. So konnte Azrael sich wenigstens ein bisschen bei Rae revanchieren, welche gerade aufwachte. Ihr bot sich ein seltener Anblick. Nicht nur, dass der Scholar seinen Körper wiederhatte, nein, er stand auch noch mit freiem Oberkörper da. Augenblicklich schoss der Drachin die Röte ins Gesicht. Es war ja nicht so, dass sie bisher keinen männlichen Torso gesehen hatte. Immerhin ging sie manchmal mit Serena, Ursa und Helan schwimmen. Aber den Erzengel so zu sehen... Ließ ihr Herz ein, zwei Schläge kurz aussetzen und das Wasser, welches seinen leicht muskulösen Rücken hinunterlief, machte es auch nicht besser. Wie sehr wollte die Guardia ihn jetzt berühren, aber sie schalt sich innerlich einen Idioten. Langsam stand sie auf und ging zu dem Todesengel. Ihre Gesichtsfärbung hatte wenigstens nachgelassen. „Schönen Morgen, Azrael“, begrüßte sie den Mann und tippte ihm auf die Schulter. Der Silberhaarige drehte sich zu der Dunkelhaarigen um. „Dir auch einen schönen Morgen, Rae“, lächelte er und ihr Blick glitt dann zu dem Fisch, welchen sie vorher nicht bemerkt hatte. „Sagt nicht...?“, ungläubig starrte die Feuerelementarin zu dem Wasserlebewesen. „Doch habe ich! Selbst gefangen. Auch wenn ich einige Versuche gebraucht habe“, ein kleiner Stolz schwang in seiner Stimme mit. „Es wäre besser, wenn ich Euch trockne. Nicht das Ihr am Ende mit einer Erkältung im Bett liegt“, sprach die junge Frau und deutete auf seinen nassen Körper. Die Drachin umhüllte ihre Hände mit Feuer und regelte die Temperatur auf eine angenehme Wärme runter. Sie wollte ihn ja nicht verletzen. Mit einem sanften Druck legte sie ihre Hände auf seine Brust und ließ die Flammen über seinen gesamten Körper gleiten. Azrael erschauderte leicht bei der Berührung. Direkter Hautkontakt hatte ein völlig anderes Gefühl als Haut auf Fell. „Getrocknet und aufgewärmt“, lächelte sie und nahm ihre Hände von ihm. Anschließend kümmerte sie sich um die Verletzung an seinem Arm. Der Todesengel bedankte sich für das Trocknen sowie die Versorgung der Wunde. Danach suchten beide einige heruntergefallene Stöcke und einen langen Ast sowie ein paar Steine. Rae legte einen Steinkreis und schichtete die Zweige darin, während der Erzengel mit dem langen Geäst den Fisch aufspießte. Die junge Frau entzündete ein kleines Feuer und ließ dieses langsam größer werden. Ferner wurde der Spieß in den Boden gesteckt und das Essen gegrillt. Während sie warteten, zog der Scholar seine Robe wieder an. Er hatte diese nur ausgezogen, damit diese nicht nass wurde. Nach einiger Zeit war der Fang verzehrbereit. „Der erfolgreiche Jäger bekommt den ersten Bissen“, schmunzelte Rae, nachdem sie das Grillgut nochmal kontrolliert hatte.
 

Nach der „Jägertradition“ aßen beide abwechselnd von dem Fisch bis nur noch Gräten und Organe übrig waren. „Was machen wir mit den Innereien?“, fragte der Silberhaarige und schaute auf die Eingeweide. „Ich werde sie trocknen und diese an den Clan schicken. Die Älteste kocht einen Sud für eine Suppe daraus“, antwortete die Drachin und begann das Herz, die Leber und den Magen des Fisches zu trocknen. „Clan?“, Azrael wurde neugierig. „Ah stimmt. Das habe ich Euch ja noch nicht erzählt. Nun, da ich als Ursas Tochter gelte, bin ich Teil seines Clans. Die Älteste ist übrigens seine Mutter. Eine nette, aber strenge Frau. Wenn jemand zu viele Flausen im Kopf hat, treibt sie diese gern mit ein paar ‚liebevollen‘ Schlägen ihrer Keule aus...“, unbewusst brummend rieb sie sich auf den Hinterkopf. „Persönliche Erfahrungen gemacht?“, er konnte ein kleines Kichern nicht völlig unterdrücken. „Ein, zwei Mal. Die anderen Erfahrungen sind Berichte von Ursa und seinen Brüdern... Die haben es häufiger abbekommen insbesondere als sie junge Raufbolde waren“, grinste die Feuerelementarin schief. Einige Minuten später waren die Eingeweide getrocknet und Rae holte aus ihrem Beutel ein kleines Leinensäckchen. Darin legte sie die getrockneten Organe, verschloss diesen mit der Kordel, welche daran angebracht war und beschwor einen Boten. Diesem gab sie die Anweisung das Säckchen zu dem Clan im kalten Norden zu bringen und er flog in die Richtung davon. Für den Rest gab es keine Verwendung und wurde zu Asche verbrannt. „Alles kehrt zu seinem Anfang zurück“, murmelte die Dunkelhaarige den Satz fast wie ein Gebet als sie die Überbleibsel dem Wind zum weitertragen gab. Danach setzte das ungleichmäßige Paar ihren Weg fort.
 

„Nun... dies waren interessante Zeiten gewesen, das muss ich zugeben“, sprach der Engel und bewegte leicht seine Flügel. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst. „Das stimmt und aufregend was es auch“, gab Rae zu. Es dauerte fast zwei Stunden bis sie das Portal erreichten. Rückblickend betrachtet, waren die letzten Tage ziemlich ereignisreich gewesen. Rae aktivierte die Pforte in dem sie eine Hand ausstreckte und sich auf die Weiße Stadt konzentrierte. Ein helles Licht schimmerte auf und es war zur Benutzung bereit. Der Mann ließ ihr den Vortritt wie ein Kavalier und sie machte einen Knicks. Anschließend gingen sie nacheinander dadurch.
 

„Ich gebe General Uriel Bescheid. Ihr könnt nach Hause gehen und Euch von Strapazen erholen“, sprach die Guardia als die beiden es durchschritten hatten. Sie waren einige Meter von einem großen Tor entfernt. „Gut, aber du wirst dich ebenfalls nach Hause begeben. Die letzten Tage sind auch nicht spurlos an dir vorbeigegangen, Rae“, seine Stimme war sanft und warm, aber duldete keinen Widerspruch zu dem die Feuerelementarin gerade ansetzen wollte. /Du brauchst auch Ruhe/, dachte er und zusammen betraten sie die Heimstatt der Engel. Dann trennten sich ihre Wege als die zwei den Hauptplatz erreichten. Sie schlug den Weg in Richtung Höllenwache ein und er in Richtung seines Hauses.
 

Am Ende des Tages war der Todesengel froh in seinem Bett liegen und schlafen zu können. In seinem geistigen Auge ließ die vergangenen Tage Revue passieren. Angefangen von seiner ungewollten Verwandlung bis hin seiner ersten Jagderfahrungen und Übernachtungen unter dem freien, sternklaren Himmelszelt sowie seine heutige Rückverwandlung. Der Engel blickte zu seinem linken Oberarm. Rae hatte den Verband gewechselt kurz nachdem sie ihn getrocknet hatte. Da er jetzt Zuhause war, konnte er die Bandage abnehmen und die Wunde mit seiner Magie heilen. Andererseits hatte sich seine junge Freundin Mühe beim verarzten gegeben. Kurz schloss Azrael seine Augen und wägte ab... Nein, diese Verletzung sollte ganz und gar ohne Magie heilen. Er wollte sich an das Abenteuer erinnern, welches er mit Rae erlebt hatte. Außerdem war der Silberhaarige nicht unfehlbar und diese Narbe würde schon nicht auffallen, da er die meiste Zeit sowieso langärmlige Roben trug.
 

In den nächsten Tagen hatte der Todesengel die Bibliothek aufgesucht und wollte Nachforschung betreiben. Sowas nicht nochmal passieren! „Ich hoffe, Ihr plant nicht ein neues Abenteuer, oder Azrael?“, erkundigte eine weibliche Stimme und er sah über seine Schulter. Es war Rae gewesen, welche ihn angesprochen hatte. „Nein, nein, kein Abenteuer, meine junge Freundin. Nur reine Nachforschung wie man gewisse Zauber erkennt bevor man diese aus Versehen auslöst“, sprach der Erzengel und drehte seinen Oberkörper gänzlich zu ihr. „Verstehe. Es wäre nicht gut, wenn jemand anderes dasselbe passiert“, stimmte sie ihm zu. „Gibt... es sonst noch etwas?“, er bemerkte ihren Blick, welcher auf seinem Arm fokussiert war. „Was macht die Verletzung?“ /Natürlich fragt sie nach/, dachte der Scholar und lächelte ein klein wenig. „Sie heilt gut und das Dank deiner Hilfe. Ich weiß nicht wie mich dafür je erkenntlich dafür zeigen kann, Rae...“, war seine Antwort und sah in ihre warmen Seelenspiegel.
 

Diese legte eine Hand auf seine rechte Schulter und stupste kurz, fast liebevoll, ihre Stirn an die seine. Der Mann erstarrte etwas. „Was war das?“, hauchte der Silberhaarige leicht errötend und blickte in die grünblauen Augen der jungen Frau. „Eine der vertrauensvollsten Gesten meines Volkes“, murmelte sie zur Antwort. Ihr Gesicht war immer noch nah. Der Todesengel konnte ihren Atem auf seinen Lippen spüren. Sollte er es wagen? Es war nur ein Hauch von wenigen Millimeter, die sie voneinander trennten...
 

„HAB ICH NICHT GESAGT, DASS IHR HIER NICHTS VERLOREN HABT?!“, hörten sie beide eine lautstarke junge Männerstimme vom Erdgeschoss brüllen, welche dafür sorgte, dass die zwei auseinander fuhren. Schöpfer, was hatte er beinahe getan?! Er hätte fast Rae, eine mehrere Jahrtausende jüngere Frau, geküsst. Sein Herz schlug schneller und lauter. So laut, dass der Erzengel sich sicher war, dass sie es hören müsste. Azrael sah zu ihr und bemerkte eine Röte auf ihrem Antlitz. Er selbst spürte eine Hitze auf seinem Gesicht. Wahrscheinlich der Silberhaarige genauso rot wie sie. Gut, dass niemand sonst auf dieser Etage der Bibliothek war, dass hätte nur unnötige und peinliche Fragen ergeben.
 

„Ich... Ich sollte langsam gehen...“, sprach die Feuerelementarin nervös. „Ja, und ich sollte zu meinen Studien zurückkehren...“, erwiderte der Erzengel, aber beide blieben in ihren Positionen verharrend. Ohne es wirklich zu bemerken, stand Azrael auf und ging zu ihr. Er zog sie kein Wort sagend in eine Umarmung. Diese Aktion war untypisch für ihn selbst, dass wusste der Engel, aber... für einen Moment wollte er sie in seinen Armen halten.
 

Rae war überrascht als der sonst ruhige Mann sie in seine Arme zog. Anstatt sich von ihm zu drücken, erwiderte die Guardia die Geste. Sie blieben für einige Augenblicke in dieser Haltung stehen. Langsam lösten sich die beiden aus der Umarmung. Ein kleines Räuspern verließ Raes Lippen bevor sie sich an den Todesengel wandte. „Ich... Ich wünsche Euch viel Glück bei der Recherche, Inreel“, die Kriegerin lenkte auf das Thema zurück. Dem Älteren entging der sanfte Unterton in ihrer Stimme nicht. „In... reel?“, fragte er neugierig. „Es bedeutet ‚Freund‘ auf Flaaros“, sie schenkte ihm warmes Lächeln. „Ich muss nun wirklich los. Also... Bis bald“, verabschiedete die Dunkelhaarige sich, klopfte ihm mit der flachen Hand leicht auf seine Brust und ließ den Mann allein. Azrael selbst kehrte, mehr oder weniger, zu seinen Studien zurück.
 

Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen als seine Gedanken kurz zu ihr schweiften. Auf eine gewisse Art und Weise waren sich die beiden nähergekommen, dass konnte er sagen. Nun, eine kleine Schwärmerei konnte nicht schaden und ob es dabeiblieb, konnte nur die Zeit sagen.



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