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Rondo

von

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|| Verkündung ||

Unbemerkt hatte sie ihre Augen geschlossen, ließ sich im Takt des stummen Orchesters über den Rasen führen.

Es glich einem stürmischen Aufbrausen wie sie sich nach hinten bog, Sebastians Armen allmählich entrinnend.

Ehe sie ihn jedoch vollends entfliehen konnte, umschlossen seine Hände die Ihrigen.

Schweigend wirbelte Sebastian die junge Adelige herum - wie ein Kind immer im Kreis.

Für den Bruchteil einer Sekunde schien es als hebe sie vom Boden ab.

Ein süßes Kribbeln machte sich in ihren Fingerspitzen bemerkbar und zwang sie ihre Augen zu öffnen. Ihr Blick traf jenen des Butlers.

Die dunklen Irden schienen rötlich zu glimmen und zogen Georgina unweigerlich in ihren Bann. So ließ sie es ohne Gegenwehr geschehen, dass der Butler sie erneut zu sich heranzog.

Das Tanzpaar kamen langsam zum stehen.

„Lasst mich kosten.“, seine Stimme hatte einen unnatürlich dunklen Klang angenommen.

Kosten?“

Statt einer Antwort umfasste Sebastian ihr Kinn und zog ihr Gesicht nahe an seines heran. Georginas Lippen begannen sanft zu pulsieren, als sich sein Atem über sie legte. Sich seinem Willen ergebend, schloss sie erneut die Augen.

Solle er sie ruhig verschlingen.

„Ein Butler sollte seine Grenzen kennen. Solch ein sittenloses Verhalten gegenüber einer Dame - bedauernswert.“

Aus der Trance gerissen, schreckte Georgina zurück. Ihr Blick huschte von Sebastian hinüber zu dem jungen Mann, der die Szenerie lump gesprengt hatte.

Auch Sebastian sah zu dem Ankömmling.

„Earl Grey.“, hastig schob Baroness Clifford sich aus Sebastians Armen.

Der Teufel quittierte dies mit einem abfälligen Lächeln. Natürlich hatte man auch Charles Grey zu diesem Fest geladen. Schließlich waren die Familien Cavendish und Grey seit Generationen eng miteinander verbunden. So war Georginas Großmutter eine Tochter des Hauses Grey gewesen.

Stünde Charles Grey nicht im Dienste der Königin, so würde Duke Devonshire seine Tochter sicher ins Hause Grey vermählen. Doch Queen Victoria missbilligte solch eine Eheschließung mit einer unehelichen Tochter, widersprach es doch jeglicher Sitte.

Freudig schritt Georgina auf Charles zu.

„Charles! Eurer Erscheinen ehrt mich.“ Bewusst mied sie es zu Sebastian zurückzusehen. Zwar war sie peinlich berührt, dass Earl Grey diesen Moment der Schwäche hatte mitansehen müssen. Dennoch war sie ebenso erleichtert.

Womöglich hätte sie sonst einen verheerenden Fehler begannen. Earl Grey blickte über Georginas Schultern hinweg zu dem teuflischen Butler, ließen diesen nicht aus Augen. Dieser Mann war ihm schon länger suspekt. Woran genau es liegen mochte, konnte Charles nicht genau sagen. Doch er vertraute dem Butler des Hauses Phantomhive nicht.

Das sich dieser nun solch ein Affront wagte, bestärkte Greys Abneigung umso mehr.

„Unsere Familien sind seitjeher freundschaftlich verbunden. Solch einem Anlass beizuwohnen, lasse ich mir nicht entgehen.“, erwiderte er und reichte Georgina den Arm.

„Das Geburtstagskind wird bereits gesucht. Lasst uns hinein gehen.“ „Ich danke Euch.“ Georgina harkte sich bei Charles unter und ließ sich zurück ins Haus führen, dabei warf sie einen vagen Blick über die Schulter zu Sebastian. Dieser stand regungslos, den Beiden nachsehend.

Als Charles und Georgina das Haus betraten, spielte das Kammerorchester gerade zum Tanz. Sie war dankbar, dass Charles sie um das Gewirr herum führte.

Nach dem Fauxpas von eben, gelüstete es sie nicht gerade nach einem Tänzchen. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie zu Earl Grey auf: „Sagt mir, lieber Freund, was wisst Ihr über Count Carrington zu sagen?“

„Er ist sehr angesehen. Ein guter Mann, der viel zu früh seine Gemahlin begraben musste. Er hat demnach keinen Erben. Sein Neffe wird Titel und Vermögen erben. Wie man hört ein gescheiter Bursche mit einem feinen Gespür für den Zeitgeist.“

,,Der Count hat sich kein weiteres Mal vermählt?“, sie war verwundert. Count Carrington machte nicht den Eindruck als trauere er noch um seinen Verlust. Es waren sicher einige Jahre vergangen. Allein wegen eines Erben wäre eine neue Frau angemessen gewesen.

„Bisher nicht. Nun, wie ich hörte, soll sich dies bald ändern.“ Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus. Hieß dies er hatte sich bereits wieder verlobt? Wer mochte die Dame sein? Und weshalb hatte dieser Kerl dann so dreist mit ihr geflirtet?

„Er ist verlobt?“

,,Wenn der Vater der Glücklichen seinen Segen gibt, wird er es bald sein.“

,,Wer ist es?“, bitteren Tones blickte sie Charles offen an. Dieser musste bei ihrer offensichtlichen Eifersucht grinsen und wandte rasch den Blick ab.

„Ihr wisst es nicht?“

„Nun redet schon, Charles.“

„Georgina, liebe Freundin. Er hat um Eure Hand gebeten, deswegen sind wir alle heute hier.“ Sie fiel aus allen Wolken. Wie ein Karpfen schnappte sie nach Luft, wollte etwas sagen, blubberte jedoch weiter. Diesmal konnte Earl Grey nicht an sich halten und lachte verhalten. Seine Hand legte der junge Adelige dabei auf Georginas Schulter.

„Meinen Glückwunsch, Countess Carrington.“

„Macht Euch nicht über mich lustig.“, ihre Stimme wiederfindet, giftete sie Charles entgegen. Was hatte ihr Vater sich dabei nur gedacht? Er hätte seine Tochter einweihen müssen.

Nur gut, dass Charles es ihr erzählt hatte, ehe sie vor all den Menschen vor Überraschung umgekippt wäre.

Langsam wanderte ihr Blick durch die Reihen. Jonathan tanzte mit einem Mädchen, das sie bereits auf dem Debütantinnenball gesehen hatte. Scheinbar hatte ihr Bruder gefallen an dem Ding gefunden, ob Duke Devonshire dies genauso sah?

Ihr Vater stand abseits, beobachtete das Geschehen und schien vertieft in einem Gespräch.

Count Carrington erhaschte Georgina ebenfalls auf der Tanzfläche.

Sollte sie wirklich bald die Frau des Count sein? Es erschien ihr alles so unwirklich.

Während sie ihren Blick nochmals über die Gäste schweifen ließ, blieb dieser kurz auf Sebastian hängen, der gerade in den Saal zurücktrat.

Er bemerkte es und schenkte ihr eine tiefe Verneigung. „Von diesem Butler solltet Ihr Euch fernhalten.“ Charles war ihrem Blick gefolgt, schenkte dem Teufel ein kaltes Lächeln. Irgendwie ahnte Georgina, kam diese Warnung zu spät.



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