Zum Inhalt der Seite

Rondo

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

|| Akt 03 || Ehrentag u. Präsente ||

Ein Monat war nun seit den Ereignissen rund um das Bordell ins Land gezogen.

Die Zeitungen hatten zwei Wochen lang kein anderes Thema. Über einen neuen Verbrecherring, der Kistenweise reinstes Opium ins Land brachten und wie sie eine völlig neues Rauschmittel erschufen. Die einen beschrien den Sittenverfall und die anderen bekräftigten den Nutzen dieser Entdeckung. Bald nannten namenhafte Mediziner das aufputschende Opium schlicht Heroin.

Es sollte gegen Erschöpfung helfen und Schmerzen lindern.

Georgina ließen die Neuigkeiten kalt.

Die junge Adelige war froh zurück in ihrem ruhigen Leben zu sein. Ihre erste Handlung lag darin, Adam einige Zeit zu seinen Eltern zu schicken. So lange bis sich der Trubel in London etwas gelegt hatte. Nachdem Ciel Phantomhive den Fall aufklären konnte, wurde der Stallbursche von jeden Verdacht befreit. Er hatte einen Freund helfen wollen und war am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen. Der Zeuge hatte somit keinen anderen Eindruck gewinnen können.

Dennoch. In einer Stadt wie London war man niemals gänzlich frei gesprochen. Der Abstand würde etwas Gras über die Sache wachsen lassen.

Leicht neigte Georgina den dunklen Schopf.

Nun, völlige Normalität war bisher nicht wieder in ihrem Leben eingekehrt.

Die Tagträume, wie Georgina sie nannte, kamen immer häufiger und hielten mit jeden Schub länger an. Für diese Zeit stand sie wohl völlig apathisch da, reagierte weder auf Berührungen noch auf eindringliche Worte.

Irgendwann die letzten Tage war sie dahinter gekommen, dass ihre Visionen stets auf einen Auslöser folgten. Und immer zeigten sie Ausschnitte aus einem fremden Leben.

Bisher hatte Georgina vier Leben ausmachen können. Erinnerungen eines Kindes, einer jungen Adeligen, einer Schneiderin und dann eines sonderbaren Mannes.

Mit einer harschen Bewegung ihrer Hände schob sie die trüben Gedanken beiseite.

Sie hob den Blick und sah in den Spiegel. Marian machte sie gerade an ihren Haaren zu schaffen. Sie gab sich besonders viel Mühe, schließlich war heute Georginas Ehrentag.

Die Baroness feierte Geburtstag. Für diesen Anlass hatte der Duke ausgewählte Gäste geladen. Darunter viele heiratswillige Männer aus dem Adel und Freunde der Familie Cavendish.

Leicht rümpfte Georgina die Nase.

Sicher würde ihr Vater einen passenden Gemahl für sie erwählen, sollte sich einer der Männer interessiert zeigen.

„Marian. Weißt du wer geladen worden ist?“

„Ich konnte leider nur ein paar Namen aufschnappen. Die Greys. Die Yorks. Eure Tante Edith. Dann Lady Sutton. Ein Count Carrington. Und Earl Phantomhive.“, zählte Marian zögerlich auf. Von wegen nur ein paar Namen. Georgina zweifelte nicht, dass es sich um die halbe Liste handelte. Sie glaubte gehört zu haben, dass ihre Tante zwei stattliche Burschen zur Feier mitbringen würde. Beiden jüngere Söhne eines Baron.

„Ich werde mit all diesen Männern wohl tanzen müssen.“, seufzte Georgina und legte sich einige Ringe an die Finger. Sie konnte nicht völlig verbergen, dass sie seit Carringtons Erwähnung liebliches Herzklopfen verspürte. Selbst die Tatsache über Ciels geplantes Erscheinen trübte ihre Stimmung nicht.

„Such mir das schönste Kleid heraus, Marian. Und die Perlenkette, welche mir Jonathan aus Italien mitbrachte.“ Ihre Wangen glühten vor Aufregung. Würde Count Carrington sie erkennen?

„Ihr seid plötzlich voller Freude.“ Marian schielte prüfend zu ihrer Herrin, während sie das gewünschte Kleid hervor holte.

„Du täuschst dich, Marian.“, wiegelte Georgina ab. Sie konnte ihrer Bediensteten nicht von dem Count berichten ohne die Wahrheit über ihren Kuraufenthalt preiszugeben. Wie würde Marian reagieren, erführe sie von dem Bordell.

Nein, sie würde schweigen.

Sie erhob sich von ihrem Kosmetiktisch und ließ sich von Marian in das Kleid helfen. Es war wahrlich das prächtigste Kleid von allen. Weitausgeschnitten im Rock und eng an der Taille. Sie liebte das verzierte Dekolleté.

Ob sie darin dem Count gefallen würde?

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich leicht im Kreise drehte. Den letzten Tanz würde sie ihm schenken. Allein ihm.

Freudig klatschte sie plötzlich in die Hände. Wenn er geladen war, dann würde ihr Vater ihn ebenfalls als Kandidat in Betracht ziehen. Es schien ihn nicht zu stören, dass Count Carrington Witwer war und gut fünfzehn Jahre älter als die Baroness.

Ein wohlhabender, erfahrener Mann.

Unwillkürlich musste sie kichern.

Marian sah sie perplex an. Was war nur mit ihrer Herrin plötzlich los? Sie schien auf einmal verliebt wie eine junge Bäuerin.

Hatte womöglich Interesse an einen der genannten Gäste? Es überraschte Marian doch. Ihre Herrin hatte bisher keinerlei Gefallen an der Ehe gefunden. Sollte sich dies nun ändern?

„Ihr seht wundervoll aus, Herrin.“

„Ich danke dir, Marian.“ Mit diesen Worten ließ Georgina sich die Perlenkette anlegen und atmete tief durch. Bald würde sie ihn wiedersehen.

Ein Klopfen an der Türe riss Georgina aus ihren Gedanken.

Konnte dies Henry sein? Hatte der Butler nicht genug mit der Organisation der Küche zu tun?

Nun, ohne Grund würde er sicher nicht hergekommen sein.

„Ihr dürft eintreten.“, antwortete sie auf das Klopfen.

Wer nun jedoch in ihre Gemächer trat, war keinesfalls Henry. Sondern ein hochgewachsener, junger Mann mit einem nur allzu vertrautem Lächeln im Gesicht.

Sebastian.“, hauchend, völlig überrumpelt, erstarrte Georgina. Warum verspürte sie nun wieder dieses angenehme Kribbeln in ihren Fingerspitzen?

„Verzeiht, bitte. Mein Herr wünscht Euch dieses Präsent zukommen zu lassen. Es wäre ihm eine Ehre, wenn Ihr es bei der Feier tragen würdet.“

Da Georgina nicht reagierte, schritt Marian vor und nahm das Geschenk entgegen.

Erst als Sebastian sich leicht verneigte, kam Georgina wieder zu sich.

„Richtet Eurem Herrn meinen Dank aus.“, mehr kam nicht über ihre Lippen.

So plötzlich Sebastian aufgetaucht war, so plötzlich war er wieder verschwunden. Mittlerweile hatte Marian die kleine Schatulle geöffnet und zeigte Georgina das darin liegende Diadem.

Es funkelte.

Die kleinen Edelsteine darauf würden ihr pechschwarzes Haar wundervoll zur Geltung bringen.

„Dies wird wahrlich Euer Tag werden, Baroness.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lula-chan
2019-05-30T06:32:00+00:00 30.05.2019 08:32
Uii. Was sich Ciel dabei wohl gedacht hat? Vielleicht ein Ausgleich für die Unannehmlichkeiten, die er ihr gemacht hat, oder steckt doch mehr dahinter?
Wieder mal ein tolles Kapitel. Gut geschrieben.

LG
Antwort von:  kaltes
30.05.2019 08:55
Hihi. Vielleicht ist es diesmal ganz ohne Hintergedanken von Ciel gemeint. Wer weiß.
Danke für deine lieben Worte.

lg


Zurück