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Rondo

von

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|| Erheiterung und Ernüchterung ||

Georgina presste die Lippen grimmig zusammen. In diesem Moment wollte sie wahrlich alles, nur nicht in dieser Kutsche sitzen. Und unter keinen Umständen mit diesem süffisant grinsenden Butler. Mit einer energischen Bewegung schob sie den Vorhang beiseite, um einen Blick auf die vorbei gleitende Stadt zu werfen, welche sie seit wenigen Minuten passierten.

Wo mochte sich dieser ominöse Zwischenhalt wohl befinden?

Bisher hatte Georgina Sebastian nur einen Namen entlocken können.

Miss Sullivan.

Nun damit konnte die Dunkelhaarige keine vielsagenden Schlüsse ziehen, außer dass sie wohl besagte Miss aufsuchen würden. Diese würde demnach Informationen für Sebastian und somit auch für den jungen Earl Phantomhive haben. Doch um welche Information mochte es sich handeln? Und was hatte sie, Baroness Clifford, damit zu schaffen?

„Nun sagt mir wenigstens, was Ihr Euch von dieser Miss Sullivan erhofft!“, forderte sie nun nachdrücklich.

„Bedaure, dies kann ich Euch leider nicht sagen.“

„Tz.“, natürlich konnte er - wollen, wollte er nicht! Es bereitete ihn vergnügen die Adelige in Unwissenheit zu lassen. Sicher amüsierte er sich über ihre kindliche Unruhe und dem schmollenden Gesicht, welches sich nun zu ihm wandte.

Trotzig sank sie tiefer in die Sitze. Dieses Spielchen frustrierte sie. Hatte sie nicht ein Anrecht eingeweiht zu werden, wenn sie sich schon diesen elenden Gefallen für den Earl nachkam?

Vergebende Liebesmüh! Ihre Gedanken kreisten um sich selbst und letztendlich brachten sie keine Veränderung.

Seufzend schloss Georgina die Augen. Wenn sich dieses Puzzle endlich vervollständigte, wäre sie endlich …

„ … frei.“, seine Stimme riss sie augenblicklich aus ihren Gedanken. Sein Blick taxierte sie eindringlich. Scheinbar hatte er das Wort an sie gerichtet, was ihr vollkommen entgangen war. Allerdings war sie ebenso stolz wie aufmüpfig und so nickte sie nur zustimmend, hoffend es nicht bereuen zu müssen.

Sebastian schwieg.

Um ihre aufkeimende Unsicherheit zu überspielen, ergriff Georgina rasch das Wort: „Sind nun bald dort?“

„Ihr werdet es gleich wissen, Baroness.“

Augenblicke später hielt die Kutsche vor einem unauffälligen Gebäude. Tatsächlich bot es den vertrauten Anblick jener Londoner Häuser. Nur etwas abseits, leicht entrückt, stand es und wirkte auf den ersten Blick wie das Lebkuchenhaus einer bösen Hexe.

Das sich hinter den Mauern keine bösartige, verschrumpelte Alte verbergen sollte, erfuhr Georgina als ein hochgewachsener, mürrisch dreinsehender Mann die Türe öffnete. Sein Englisch war gebrochen und wies einen deutlichen Akzent auf. Er stammt demnach nicht aus dem Empire.

Als er Georgina hinter Sebastian erblickte, zog er die Augenbrauen zusammen. Die folgenden Worte, welche er dabei an Sebastian richtete, vermochte Georgina nicht zu entschlüsseln. Nach ihrem Klang zu urteilen, waren es wohl deutsche Worte.

Schroffe, deutsche Silben.

Ungeduldig begann sie mit den Füßen zu tippeln. Weshalb waren sie denn nun hier? Und was um Himmels willen dauerte solange?

Der Butler störte sich nicht weiter an der Unruhe der Baroness, stattdessen wechselte er rasche Worte mit dem Deutschen ehe er Georgina mit einem Winken bedeutete, ihnen zu folgen.

Drinnen erwartete die Adelige eine Ansammlung von Gerätschaften, Regalen und Gläsern, dessen Funktion ihr völlig unbekannt waren. In mitten dieses kleinen Chaos beugte sich ein junges Mädchen über einen breiten Tisch. Zu Georginas entsetzten, stützte das Fräulein unterhalb ihrer Taille ein spinnenartiges Konstrukt, das es ihr wohl erlaubte zu laufen. Weshalb dies nicht auch ihre eigene Beine tun konnten, entzog sich Georginas Kenntnissen.

Als das seltsame Mädchen ihre Gäste bemerkte, hob sie ruckartig den Kopf uns lächelte Sebastian freudig entgege: „Sebastian. Schickt Ciel dich?“

Ihr Englisch war ebenso wenig akzentfrei wie dies ihres Butlers, dennoch sprach sie geschickter.

„Habt Ihr schon ein Ergebnis?“, ohne große Floskeln richtete der schwarze Butler sich an Miss Sullivan. Tatsächlich hatte Jene sich über den Inhalt einer Phiole gebeugt, welche Georgina nur allzu vertraut war.

Doch wie war diese Phiole so schnell an solch einen Ort gelangt? Bei dem dichten Neben des Vorabends hatte kaum Jemand den Weg nach London unbeschadet überstanden. Nicht nur der unebene Weg, auch Banditen wussten den Nebel für ihre Schandtaten zu nutzen.

Noch ehe die Baroness genauer darüber nachdenken konnte, erklang Miss Sullivans Antwort: „Ich bin erst in den frühen Morgenstunden mit meinen Forschungen fertig geworden.“ Sie hielt kurz inne, wandte ihren Blick neugierig fragend zu Georgina, ehe sie fortfuhr: „Ich habe es an Wolfram getestet. Es scheint stimulierend zu sein. Anders als Opium oder Morphium, die eine beruhigende Wirkung haben, ist es aufheiternd. Er war für einige Zeit völlig aufgedreht. Bis die Wirkung nachließ. Es ebbt so rasant ab, dass man geneigt es erneut den Rausch zu suchen.“

„Kein Wunder, dass Madams Kundschaft stetig anwächst.“, murmelnd neigte Georgina ihren dunklen Schopf und schielte zu Sebastian hinauf, der interessiert den Worten Sullivans lauschte.

Allmählich zeichnete sich ein deutliches Bild der Geschehnisse ab, auch ahnte die Adelige weshalb Menschen bereit waren für dieses Mittelchen zu töten.

So ein lukratives Gut wollte man sich bewahren, besonders Madam profitierte von den Rausch und den immer wiederkehrenden Männern, welche keinesfalls allein wegen der leichten Damen kamen.

Wo war Adam da nur hinein geraten?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2019-02-18T21:27:40+00:00 18.02.2019 22:27
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben. Gefällt mir.
Hm. Interessant. Na mal sehen, was das wird.

LG
Antwort von:  kaltes
19.02.2019 09:51
Danke für deinen Kommentar :)
Freut mich, dass es dir gefällt
Lg


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