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Rondo

von

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|| Ausweglos ||

„Junger Herr, hier ist ..“, japsend stolperte Maylene ins das Arbeitszimmer des Hausherren, dicht verfolgt von einem rotblondem Schopf, der sich bereits im Türrahmen an dem Hausmädchen vorbei schob.

„Was habt Ihr mit Georgina gemacht?“, außer sich stob Jonathan auf den Sekretär zu und packte Ciel über besagten Tischrand hinweg am Kragen. Was der junge Earl unbekümmert über sich ergehen ließ, wohl bewusst, der Wut des Devonshire Erben somit Zündstoff zu liefern. Dieser schüttelte nun bedrohlich am Stehkragen des Jüngling: „Wo ist meine Schwester? Nun redet schon, Ihr …!“

Wie genau Jonathan gedachte Ciel Phantomhive zu betiteln, blieb ein Geheimnis. Sebastian war an die Beiden heran getreten und packte den Adeligen bei den Händen um diese vom Kragen seines jungen Dienstherren zu lösen: „Wäret Ihr so freundlich und entsinnt Euch Eurer guter Kinderstube?“

Sich eben dieser guten Erziehung und seines Ranges erinnernd, nickte Jonathan Cavendish und trat einige Schritte vom Schreibtisch ab ehe er sich entschuldigend verneigte. „Verzeiht, ich habe die Beherrschung verloren.“, seine Stimme zitterte dennoch hörbar, begleitet von einer Wut, welche man zu empfinden mochte aus bitterer Hilfslosigkeit.

„Baroness Cavendish ist verschwunden?“, setzte Ciel nun an, während er Jonathans Bewegung folgte. „Was veranlasst Euch zu glauben, dass ich etwas darüber wüsste?“

„Euch war sie als Letztes zu Gesicht gekommen.“, Jonathan hantierte fahrig in der Luft herum. „Marian, die Zofe, fand das Bett unberührt vor und der Stalljunge Adam lag gefesselt im Schuppen. Sie hatte dem Butler frei gegeben, ab da an, hat sie niemand mehr gesehen.“, seine Gestik wurde heftiger, „Adelige Damen verschwinden doch nicht einfach aus dem Nichts heraus.“

„Nun normalerweise nicht. Und da der Stallbursche sich wohl kaum selbst gefesselt und weggesperrt hat, war es entweder Baroness selbst, die ebenso wenig einen Grund dazu hätte, oder eine dritte unbekannte Person.“ Earl Phantomhive hielt kurz inne und überdachte seine nächsten Worte. „Scheint so als wäre Eure Schwester ein Verbrechen zum Opfer gefallen.“

„Einem Verbrechen?“

Ciel ignorierte den nun blasser werdenden künftigen Duke und wandte sich seinem Butler zu: „Da ihre Leiche nicht am Anwesen gefunden wurde, bestünde die Möglichkeit, dass Baroness noch lebt.“

„Und wenn der Täter die Leiche vom Anwesen weggeschafft hat?“, gab Sebastian zu bedenken, doch der junge Earl schüttelte den Kopf: „Die anderen Opfer wurden getötet und an Ort und Stelle zurück gelassen. Der Täter hätte keinen Grund mit Georgina anders zu verfahren, sei denn er hat nicht vor sie sofort zu töten.“ Nachdenklich hob er seine Hand ans Kinn: „Warum sie aber entführen?“

„Weil er in Zugzwang geraten ist, mein junger Herr.“, der schwarze Butler trat näher heran, „Ihm wird nicht entgangen sein, dass Ihr Baroness am Abend aufgesucht habt. Vielleicht galt seine Interesse von Beginn an der Baroness.“

„Dann ist er nicht sonderlich helle.“, schnaubte der Phantomhive Erbe auf, die anderen Personen im Zimmer völlig vergessend. „Durch die Entführung zwingt er uns zum Handeln. Er müsste doch wissen, dass dies kein gutes Ende für ihn nehmen wird.“

Mit einem dunklen Lächeln auf den Lippen trat der Teufel im Frack seinem Herrn entgegen: „In London gibt es viele dunkle Ecken. Ecken an denen niemand ein Mädchen schreien hört.“

„Wir gehen auf Rattenjagt, Sebastian.“
 

„Da stimmt etwas nicht.“, nachdenklich beäugte Ciel Phantomhive das Schachbrett vor sich. Die Figuren standen übers Feld verteilt, die weiße Seite hatte den Gegner Matt gesetzt. Es war das Spiel, welches er am Tag zuvor gewonnen hatte, selbst die leeren Weingläser verweilten noch an jener Stelle wie Stunden zuvor.

„Womöglich meint Ihr die fehlende Schachfigur.“, Sebastian war neben Ciel an den Tisch getreten, blickte ebenfalls zum Brett. „Ein Springer, wenn ich nicht irre.“

„Das Fehlen des Springers ist zwar seltsam doch scheint mir hat es keine weitere Bedeutung.“, der junge Earl drehte sich vom Anblick des Taktikspieles ab und ließ seinen Blick prüfend durch den Salon schweifen, doch bis auf die Tatsache, dass sich ihm alles wie am Tag zuvor präsentierte, schien nichts verdächtig.

„Hatte der Butler nicht erwähnt, dass die Eingangstüre offen stand als er am Abend nach dem Rechten sah?“

„Ja.“, der teuflische Butler wandte den Blick dem jungen Earl zu, „Er nahm an, dass sich das Hausmädchen wieder unerlaubt durch den Haupteingang geschlichen hatte. Dies kommt wohl öfter vor.“

„Wir sehen uns draußen um. Du gehst zum Stall, frag den Stallburschen, ich sehe mich am Dienstboteneingang um.“

„Wie wünschen, junger Herr.“ Sebastian Michaelis verbeugte sich huldvoll, vielleicht etwas zu tief, ehe er auch schon aus dem Gebäude trat um sich wie befohlen zum Stall zu begeben. Vor dem gekachelten Gebäude stand en schmächtiger Jüngling, blass und mit fuchsroten Locken gesegnet. Der Teufel hörte bereits den schottischen Dialekt noch bevor der Bursche gesprochen ein Wort hatte. Dieser trug gerade einen wassergefüllten Eimer in die Stallungen. Wie es schien hatte der Stallknecht sich von dem kleinen Überfall erholt. Es würde ihm also kaum schwer fallen, des Teufels Neugier zu stillen.

Als Sebastian den Verschlag erreicht hatte, trat ihm statt des Jüngling jedoch der künftige Duke Devonshire, Jonathan Cavendish, entgegen. Der Marquess war ihnen zu den Stallungen gefolgt, einen Umstand welcher die Stimmung seines jungen Dienstherren sicher keinesfalls gehoben hätte und so nahm sich Sebastian vor, diese Begegnung gegenüber Ciel mit keiner Silbe zu erwähnen. Mit einem höflichen Lächeln neigte der Dämon sich vor Jonathans Gestalte ehe er den Marquess nach seinem Anliegen fragte.

Es überraschte nicht, dass Cavendish sich bereits mit dem Stallburschen unterhalten hatte. Nun von wem der Butler die Antworten erhielt, war im Grunde egal, die Information allein zählte.

„Adam hat nichts gesehen.“, setzte Jonathan an, verbittert wie Sebastian schien, „Er sah nach den Pferden als diese unruhig wurden. Als er an eine Box heran trat, schlug man ihn von hinten nieder. Aufgewacht ist er gefesselt in der Kammer. Allerdings ..“, er unterbrach sich. Sebastian beobachtete wie Jonathan Cavendish in seiner Manteltasche wühlte, um wenige Sekunden später eine schwarze Figur hervor zu ziehen. Auf dem kleinen Sockel thronte ein gebeugter Pferdekopf.

„Ein Springer.“

„Adam fand diesen im Heu.“, fuhr Jonathan fort und überreichte dem Butler die Schachfigur. „Zufällig lag sie sicher nicht dort. Georgina hat sie sicher dort verloren. Sie .. sie steckt sich oft Dinge ins Dekolleté, wenn sie rasch freie Hände braucht. Eine Marotte, seit Kindesbeinen an.“

Diesen Erkenntnis reichen Worten lauschend, drehte Sebastian Michaelis die Figur zwischen den Fingern und betrachtete sie nachdenklich von allen Seiten: „Er hat sie also zum Stall gelockt.“

„Weshalb sollte Georgina jemanden zu den Stallungen führen? Sie vertraut nicht blindlings einen dahergelaufenen Fremden.“

„Es sei denn es ist jemand, dem man aus Gewohnheit Vertrauen schenkt.“, Ciel trat mit mürrischer Miene, wohl wegen des Anblickes des jungen Cavendish, auf den Stall zu: „Was sucht Ihr hier? Ihr solltet Euch von den Ermittlungen fernhalten.“

„Ich sorge mich um meine Schwester!“, beinahe herausfordernd erhob Jonathan die Stimme. Er gab offensichtlich Earl Phantomhive die Schuld an der Misere.

Diesen hingegen kümmerten Jonathans Gefühle wenig, stattdessen ließ er seinen Blick zu der Schachfigur schweifen: „Es gibt nur wenigen Menschen denen man blindlings Vertrauen schenkt. Dazu gehören unteranderem Kinder, Ärzte und Gesetzeshütern, doch von denen führt man niemanden einfach zum Stall.“ Er hielt kurz inne, ließ seine Worte auf Jonathan wirken und fuhr süffisant schmunzelnd fort: „Ein Fiaker. Ihm vertrauen besonders Adelige täglich ihr Leben an. Ein Kutscher, der vorgibt Hilfe zu benötigen, würde man sicher die Türe öffnen und zum Stallburschen führen.“

Ciel griff nach dem Springer.

„Kutschen gehören zum alltäglichen Bild der Stadt, kein Mensch achtet besonders darauf, wenn eine Kutsche vor dem Haus vorfährt.“ Endlich hatte er ihn.

„Denkt Ihr hierbei an Mr. Morris, der immer noch als verschwunden gilt?“

Ciel schüttelte amüsiert den dunklen Schopf: „Es soll den Anschein erwecken. Doch ein wirklicher Fiaker hätte niemals am Haupteingang um Hilfe ersucht. Er war nicht angemeldet und späte Nacht. Den Zorn der Hausherren auf sich zu ziehen, wäre töricht. Georgina war allein. Sich durch den Dienstboten Eingang ins Haus zu schleichen, wäre für einen Dienstboten einfach gewesen. Wenn man allerdings gewohnt ist, durch das Haupttor ein Haus zu betreten, würde man automatisch vorne anklopfen.“

Es würde nur noch wenige Schritte fehlen, bis er den Mörder in die Enge getrieben hatte.

„Sebastian!“, wandte Ciel sich nun an seinen Butler, „Finde heraus ob bei den anderen Opfer eine Droschke am Tag ihres Todes gesehen worden war und ob ein Fiaker zu dieser Zeit angefordert worden war.“

„Wie wünschen, mein junger Herr.“
 


 

Die Fackeln waren fast schon heruntergebrannt, als er endlich von ihr abließ. Auch er schien allmählich am Ende seiner Kräfte zu sein.  „Wirst du noch einmal versuchen zu fliehen?“, fragte er sie ein letztes Mal, während er sich ächzend erhob. „Nein, … nein.“, stammelte Georgina mit schwerer Zunge und wimmerte leise.

Ihr Mund war von den vielen Schlägen wund und geschwollen, alles tat ihr weh. Das Gesicht, der Kopf, jeder Knochen im Leibe. Am höllischsten aber waren die Schmerzen an ihrem Hals. Unzählige Male hatte er auf sie eingeprügelt, sie gewürgt und ihr immer wieder die gleiche Frage gestellt. Sie hatte ihm schließlich die Antwort gegeben, die er hören wollte. Damit er endlich aufhörte. Sie würde es nicht mehr wagen ihm entkommen zu wollen.

„So ist es. Jetzt scheinst du es kapiert zu haben. Hat ja auch lange genug gedauert“, blaffte er sie an und zog ein Glasfläschchen aus seiner Hosentasche. „So, das säufst du jetzt, damit du mir keine Schwierigkeiten machst.“, befahl er und träufelte ihr etwas davon in den Mund. Er grinste höhnisch auf sie herunter, ergriff eine der Fackeln, löschte die übrigen und humpelte breitbeinig aus dem Verlies. Sobald sie seine Schritte nicht mehr hörte, steckte sie sich einen Finger in den Rachen und erbrach sich mit heftigem Würgen neben den Strohsack. Es kostete sie zwar einige Überwindung, denn sie hätte die betäubende, einschläfernde Wirkung der Droge gut gebrauchen können. Doch sie wusste, dass es kein Entrinnen mehr gab, wenn sie sich dem Rausch überlassen und in Lethargie fallen würde. Dann wäre sie rettungslos verloren. Entrückt wie so manch Andere in eine dunkle Schattenwelt, die unaufhaltsam in den Tod mündete. Und sie wollte nicht sterben.

Nein, alles in ihr schrie nach Leben!

Ächzend rollte Georgina sich von dem modrig riechenden Strohsack. Unter den Geruch von Erbrochenen mischte sich der Gestank von Unrat und Schweiß. Sie hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange es wohl her sein mochte, seit man sie in diesem Loch festgesetzt hatte.

Zittrig fuhren ihre Finger über ihre Augenlider, sie wollte das bedrückende Gefühl der Müdigkeit von sich weisen. Sie musste bei vollen Sinne sein, wenn sie ihrem Gefängnis entfliehen wollte. Sicher waren dies alte Kerker. Viele von ihnen wurden seit der Einführung der Bobbys nicht mehr genutzt. Auch die Todesurteile waren seit Queen Victorias Amtseintritt gesunken. England erlebte einen segenreichen Aufwind, bereits seit Jahren, und jeder im Land nannte es bereits das viktorianische Zeitalter. Doch nicht nur England, ganz Europa erlebte eine Wende. Doch sie hatte keine Zeit über Politik nachzudenken.

Wenn dies wirklich einer der alten Verließe war, dann würde niemand kommen um sie zu retten. Wollte sie überleben, musste es allein wagen. Mit knirschenden Zähnen hievte die Adelige sich auf die Füße, sie hatte bereits einige Versuche gewagt und war kläglich gescheitert. Welche Chance blieb ihr also noch?

Im Dunklen tastete Georgina sich an der Wand entlang zu dem Gitter, welches sie von der Freiheit trennte. Ein wippender Lichtkegel näherte sich der Zelle, gepaart mit schweren Schritten.

Sie hielt den Atem an. Er kam also zurück, um – um was mit ihr anzustellen? Wollte er sie erneut weich prügeln oder gar schlimmeres?

Augenblicklich zitterte sie am ganzen Körper, ihr Herz hämmerte unbarmherzig gegen ihre Brust, dass sie fürchtete es würde zerspringen.  

Sie erinnerte sich wie er sie verprügelt hatte, spürte den feurigen Schmerz an den geschunden Stellen. Georgina presste sich eng an den kalten Stein, schloss die Augen und lauschte angespannt den Schritten. Gleich, wenn die Kerkertüre sich öffnen würden, würde sich vielleicht ihre letzte Chance bieten. Sie würde den Überraschungsmoment nutzen um an ihren Peiniger vorbei zu preschen. Ihre letzten Kräfte mussten ausreichen.

Als das leise Scharben der Gittertüre erklang, stob Georgina los. Doch ihr Peiniger war seitdem letzten Ausbruchversuch gewarnt, er packte die junge Adelige am Oberarm um sie mit ihren eigenen Schwung zurück zu werfen. Sie landete schmerzlich auf dem Kerkerboden. Die Kraft um sich aufzusetzen fehlte ihr, all ihre Hoffnung hatte sie in dieses Manöver gelegt.

Spöttisch lachend griff er nach ihren Knöcheln und zerrte sie zu sich heran. Die Fackel hatte bereits ihren Platz an der Wand gefunden, so packte er auch mit der zweiten Hand nach ihrem Beinen, riss an ihrem Rock. Panisch, ahnend was dem Widerling im Sinne stand, schrie Georgina auf, wandte sich mit dem Mut der Verzweiflung, schlug um sich, doch gegen den Mann hatte sie in ihrer Verfassung keinerlei Chancen.

„Halt schon still, du dummes Gör.“, ein Schlag traf sie ihm Gesicht, nahm ihr für Sekunden die Sinne. Diese Zeit nutze der Widerling und stob ihren Rock vollends zurück, beugte sich gierig über sein Opfer. Doch ehe ihr Peiniger zur Tat schreiten konnte, ertönte ein Schuss. Brummend seufzend, sank der Mann regungslos auf Georgina zusammen.

Sie spürte wie der Tote von ihrer Brust geschoben wurde. Nur langsam begriff sie, was hier gerade geschehen war. Jemand war ihr zur Hilfe geeilt. War dies ihre Rettung? Träumte die vielleicht nur, war dies nur ein Trugbild ihres Geistes?

„Komm hoch.“, eine Frauenstimme drang an Georginas Ohren, zarte Hände packten ihre Hände und zerrten unnachgiebig in eine Richtung. „Ich hatte ihn gewarnt seine dreckigen Hände an meine süße Beute zu legen Nun steh schon auf.“ Die Stimme wurde drängender, zwang die Adelige wankend auf die Beine. Ihr Blick suchte das Gesicht der Fremden. Sie war kaum älter als die Baroness, dunkle Augen musterten sie eindringlich, das lange Haar war zu einem Zopf gebunden. Die Kleidung zeugte von dem hohem Stand einer  adeligen Dame. Steckte diese Frau etwa hinter ihrer Pein?

Georginas Augen huschten über den Toten, dann über den Revolver, welcher am Eingang zu Boden lag. Warum hatte sie ihren Gehilfen erschossen?

„Kommt.“ Die Worte der jungen Frau rissen die Baroness aus ihren Gedanken. Sie war zu geschwächt um sich erneut zu wehren und so ließ sie sich durch die dunklen Gänge nach draußen führen. Ihre Gedanken schweiften unwirsch umher, zu ihrer Familie, zu Marian, selbst zu den kleinsten, umgedeuteten Momenten ihres Lebens. Oben angekommen löschte ihre Peinigerin die Fackel, welche jene zuvor aus dem Verließ von der Wand genommen hatte. Es dämmerte bereits das Abendrot, also war sie mindestens einen Tag dort unten gewesen.

Tief die frische Luft einatmend, ließ Georgina ihren Blick wandern, kein Gebäude, kein Baum war zu sehen. Die Frauen standen auf einen kleinen, flachen Grundstück, welches von wilden Hecken umgeben war. Vereinzelt ragten Krokusse aus dem Gras. Würde sie hier an diesen Ort also sterben?

„Die Straftäter, die im Kerker starben, blieb ein christliches Begräbnis verwehrt, und so verscharrte man ihre Leichen hier. In ungeweihter Erde. Wird das Schoßhündchen der Queen Euch rechtzeitig erreichen?“ Georgina spürte den warmen Atem der Fremden in ihrem Nacken. Die Fremde presste ihren Körper gegen den Ihrigen und widmete sich ihren Hals. Erneute Panik stieg in Georgina auf. Doch ehe die Baroness an Flucht zu denken vermochte, umschlangen sie bereits zwei Arme.

In gesundere Verfassung wäre es ihr womöglich gelungen sich ihrer Peinigerin zu stellen, doch ihr Körper schmerzte, Übelkeit überkam sie und bittere Gale drang ihre Speiseröhre hinauf. Ihre Knie drohten unter ihr nachzugeben. Ein leises Wimmern entrann ihrer Kehle.

„Ich habe das alles für Euch veranlasst. Der Schuster, er verärgerte Euch und diese Wäscherin, warum hatte sie Euch dauernd so herzlich Grüßen müssen? Der Lustmolch, der Euch in diese verfängliche Situation brachte. Sie alle musste beseitigt werden.“

„Das waren unschuldige Menschen.“, keuchend sank Georgina zu Boden. Hatten diese armen Menschen ihretwegen sterben müssen?

„Ihr gehört mir! Ich lasse nicht zu, dass man  Euch mir wegnimmt.“, mit diesen Worten lösten sich die Arme um Georgina.

Noch ehe die Baroness reagieren konnte, spannte sich ein dünner Draht um ihren Hals.

Reflexartig griff sie danach und versuchte die Schlinge von ihrem Hals zu ziehen. Die Fremde war jedoch, im Gegensatz zu Georgina, in bester körperlicher Verfassung und so zog sie die Schlinge immer weiter zu. Während sie die Schlinge immer weiter gegen Georginas Hals drückte, legten sich ihre Lippen sanft auf die Wange ihres Opfers: „Hätte dieser Wachhund sich nicht eingemischt, müsste ich Euch jetzt nicht töten.“ Georgina würde langsam und qualvoll ersticken, sowie die drei Opfer vor ihr. Seufzend drehte die Fremde den Draht ein weiteres Mal um die Holzstöcke, lauschte den hilflosen Japsen.

„Ihr erinnert Euch nicht.“, sie zwang Georgina erneut ihren Kuss auf. „Doch ich erinnere mich an jedes Detail. An das Kleid, welches Euch so elegant kleidete, an den Schmuck in Euren Haaren, ja, sogar an den Duft Eures Parfüm.“ Sie hielt inne, wollte sie doch, dass diese Frau wusste warum sie sterben musste. „Ihr habt mir ein gutmütiges Lächeln geschenkt.“ Kurz hielt sie inne und strich durch Georginas dunkle Locken. Ja, sie musste es wissen ehe sie es zu Ende brachte. „Ihr habt mich gerettet.“, fuhr sie for. „Wie dieses arme Mädchen auf dem Ball. Ihr konntet nicht einfach zu sehen, welch Schmach dieser Widerling mit antat. Doch ihr vergaßt mich.“, mit diesen Worten zog sie die Schlinge fester zu. „Und doch tat ich dies alles für Euch.“

Georgina vernahm nur bruchweise die Worte der jungen Frau. Sie verstand nicht weshalb sie dies alles getan hatte. Doch hatte sie vier Menschen getötet, einen davon als Strohmann missbraucht, alles nur um sie, Georgina, vom Antlitz der Erde zu tilgen? Aus verletzter Eitelkeit? Die Sicht verschwamm bereits vor ihren Augen, die Lungen brannten und ihre Glieder fühlten sich taub an.

Sie würde tatsächlich sterben. Langsam sich in ihrem Schicksal ergebend, schloss sie die Augen. Bald würde sie das Bewusstsein verlieren ehe sie der Tod ereilen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-07-08T15:48:12+00:00 08.07.2018 17:48
Tolles Kapitel. Gut geschrieben.
Okay. Diese Frau ist, glaube ich, nicht ganz richtig im Kopf. Aus solchen Gründen zu töten...
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sebastian rechtzeitig da ist und Georgina rettet. Das sollte für ihn kein großes Problem sein. Hehe.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von:  kaltes
09.07.2018 12:11
Natürlich kommt Sebastian zur Rettung :') no problemo für ihn ;)
Danke ♡

Lg


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