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Rondo

von

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|| Mordopfer ||

Dieser Junge machte sie nervös. Ihr Stolz jedoch verbat es ihr, diese Tatsache einzugestehen, welch lächerliche Reaktion wegen eines Kindes, Wachhund der Königin hin oder her. Während Georgina ihres säuerlichen Gedanken nachhing, bemerkte sie nicht, wie sich ihre Hand an jene Stelle legte, an der vor einiger Zeit, jene Hand des schwarzen Butlers geruht hatte.

Ehe sie auf die Worte des Butlers hatte reagieren können, wurde den geladenen Gästen mitgeteilt, dass ihre Majestät den Debütantinnenball für beendet erklärte. Die Umstände dessen, blieben dem Adel verborgen. Jonathan und Georgina gehörten zu den Ersten, welche in ihrer Kutsche vom Hof fuhren.

„Wollt Ihr Eure Gedanken mit mir teilen?“, der jungen Cavendish hatte den Kopf seitlich geneigt auf die geballte Hand gestützt, betrachtete den Bastard seines Vater aufmerksam: „Euer Gesicht blickt finster, sowie damals, als Euch die Tochter des alten Hufschmieds als lausige Reiterin schimpfte.“

„Die Göre konnte kaum einen Esel von einem Pferd unterscheiden.“, unwirsch winkte sie die alte Gesichte ab, es war weithin bekannt gewesen, dass besagte Tochter mit wenig Anmut und Intelligenz gesegnet war. Kaum ein Vergleich zu ihrem jetzigen Unbehagen.

„Earl Phantomhive?“, ergriff Jonathan erneut das Wort: „Habt Ihr Euch deswegen nach diesen Jüngling erkundigt?“ Georgina Cavendish nickte stumm. Er beugte sich vor um nach ihrer Hand zu greifen, welche noch immer auf ihrem Bauch verharrte: „Sorg dich nicht, Georgia. Earl Phantomhives Interesse gilt sicher keinesfalls Euch.“, er stockte kurz, während sich ein neckisches Grinsen auf seinen Lippen bildete. „Er ist bereits verlobt und solch zynisch, vorlautes Weibsbild, wie Ihr es seid, möchte wohl kaum ein Mann zur Gattin.“

„Ich höre wohl schlecht.“, sie zog erzürnt über seine Neckerei die Hand zurück. „Ich muss Euch verbessern, werter Jonathan. Ich müsste gewillt sein, den hofierenden Mann zu erhören.“ Ihre Augenlider senkten sich, ließen ihren Blick abfälliger wirken: „Da muss der Wahre schon angeritten kommen.“

„Ihr sterbt als alte Jungfer.“, trocken erwidernd, lehnte der junge Adelige sich zurück: „Jener Mann muss erst noch geboren werden.“
 

„Was hast du herausgefunden, Sebastian?“, Ciel Phantomhive hatte die Arme nachdenklich vor der Brust verschränkt. Geistesabwesend hatten die Wachen, nachdem Fund des Toten, reagiert und die Kutsche hinterm Palast von den Augen des hohen Adels verborgen. Bis auf die beiden Frauen hatte somit niemand von der Tragödie Kenntnis genommen. Ein paar der Kutscher werden wohl Gerüchte vernommen haben, doch schon morgen würde ganz London es in der Zeitung lesen können. Der junge Earl war sich sicher, dass bereits Details an die Zeitungsfritzen gesickert war. Diese Journalisten waren meist schlimmer als die Ratten.

„William Goodwrite, 65 Jahre, ehren Offizier der königlichen Armee, hatte den Ball laut Charles Grey lebend verlassen. Er wurde erdrosselt, nachdem Schmutz an der Kleidung zu urteilen außerhalb der Kutsche. Der Mörder hat ihn danach in besagter Kutsche platziert.“, beendete Sebastian Michaelis seinen Bericht. Scotland Yard war nur widerwillig mit Informationen herausgerückt. Doch er wäre kaum der Butler des Hauses Phantomhive gewesen, wenn ihn dies aufgehalten hätte.

„Ich will nicht länger Ciel Phantomhive heißen, wenn dieser Mord nicht mit den anderen Beiden in Verbindung steht.“, sein Blick wanderte zu beiden Frauen denen man scheinbar noch einige Fragen stellte: „Konntest du sie fragen?“

„In der Tat, konnte Lady Aiofe sich erinnern, gehört zu haben wie Sir Goodwrite nach einem Fiaker namens Morris gerufen habe. Dieser ist hingegen unauffindbar. Scotland Yard glaubt in ihm den Mörder.“

„Es ist anzunehmen, dass für sie der Fall damit abgeschlossen ist.“, leicht wütend über das Gefühl etwas zu übersehen, fuhr seine Hand durch das dunkle Haar: „Das ist zu einfach. Und auch die Platzierung der Leiche“, er hielt inne, wandte sich vom Anblick der Frauen ab, den Daumen mit dem Siegelring über die Lippen streichend. „Er tötet erst die Bauern ehe er sich der Dame nähert. Da es scheinbar um Georgina geht, wird sie sicher auch auf seiner Liste stehen. Aber worin liegt das Motiv? Georgina Cavendish hatte lediglich eine Unbeteiligte verteidigt.“

„Wollt Ihr der Dame einen Besuch abstatten, junger Herr?“

„Es wird Zeit Georgina Cavendish meine Aufwartung zu machen.“, beantwortete Ciel die Frage seines teuflischen Butlers. Schweigend ließ der kindliche Adelige den Blick über den Horizont gleiten, er würde sich bis zum morgigen Tag gedulden müssen.
 

„ … und wie gewünscht habe ich Georgina Cavendish ein Gesuch zukommen lassen.“, beendete Sebastian Michaelis den morgendlichen Appell, während sein junger Herr schweigend in den dargebotenen Sakko schlüpfte. Wie an jeden Morgen war es die Aufgabe des Butlers gewesen, das Oberhaupt der Familie Phantomhive mit einem auserlesenen Tee zu wecken. Während sie die bevorstehenden Angelegenheiten des Tages durchgingen, war es am Butler den Earl in seine Kleidung zu helfen.

An jenem Morgen jedoch fiel es Ciel Phantomhive schwer den Worten seines Butlers zu folgen, immer wieder trifteten seine Gedanken zu dem Vorfällen der letzten Tage. Egal wie er es drehte, er wurde das bedrohliche Gefühl nicht los, etwas Entscheidendes übersehen zu haben.

„Junger Herr, hört Ihr mir überhaupt zu?“, es war Sebastians leicht ungeduldige Stimme, die ihn hochschrecken ließen: „Eure Fechtstunden …“

„Was kümmern mich diese Fechtstunden?“, gereizt begehrte Ciel auf: „Wir hatten es bereits mit Shinigami zu tun, mit wandelnden Leichen, entführten Kindern, und nun wagt es dahergelaufener Mörder mit mir Katz und Maus zu spielen?“, seine Hände zu Fäusten geballt, schritt er weiter den Flur entlang: „Er wagt es mich zu verhöhnen in dem er einen Mord vor den Füßen der Königin begeht, während ich nur einige Meter von ihm entfernt dem Ball beiwohnte.“

„Interessant. Man hat Euren Stolz verletzt.“, amüsiert hob der teuflische Butler die Hand, fast als wolle er sich vor Ciel verneigen. „Letzten Endes habt Ihr dennoch jede Ratte erledigen können, my Lord.“

„Da hast du wohl recht.“, sich langsam beruhigend, öffnete der Junge die Fäuste. „Ich werde herausfinden was hier nicht stimmt und wenn ich die gesamte Unterwelt ausräuchern muss.“

„Welch‘ erheiternde Vorstellung.“
 

Das Kleid war in einem schönen Weinrot gehalten, der mit schwarzer Spitze und Pailletten reizvoll und doch dezent kontrastiert wurde. Das Kleid war bodenlang und innen mit glänzend fließendem Seide gefüttert. Von einem schmalen, schwarzen Halsband hingen kleine Perlenschnüre nebeneinander herab und fungierten als minimalistisch eleganter Halsschmuck. Die lockigen Haare fielen lose über ihre Schultern.

Doch für all dies hatte Georgina kein Auge. Sie stand schweigend vor dem Spiegel, kaute unsicher auf der Unterlippe. In den Händen ruhte ein kurzes Schreiben, welches mit dem Siegel des Earl Phantomhive endete. Immer wieder kamen ihr Jonathans Worte in den Sinn, und ihr Herz ließen sich kaum besänftigen, was wollte der Wachhund der Königin von ihr?

Hatte ihr Bruder sich geirrt, war sie doch ins Fadenkreuz des Earls geraten?

Ihrer Kammerzofe war die Reaktion ihrer Herrin auf das Schreiben nicht entgangen. Seit sie im Dienste der Baroness stand, war dies das erste Mal gewesen, dass ihre Herrin ein Gesuch erhalten hatte. Bisher waren nur ausgewählte Herrschaften an ihre Ladyschaft heran getragen worden. Jeder Gast, das Personal, ja sogar die Wahl der Droschke, alles oblag dem Duke of Devonshire. Und nun schien es, als würden man einen Gast erwarten, der aus diesen Rahmen fiel.

„Ist etwas vorgefallen, my Lady?“

„Nein, sorge dich nicht Marian.“, Georgina drehte sich vom Spiegel ab, zu ihrer Zofe. „Gib bitte in der Küche bescheid, wir erwarten Earl Phantomhive zu Tisch. Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen.“

„Wie Ihr wünscht.“, Marian verneigte sich kurz ehe sie mit raschen Schritten aus dem Zimmer eilte um dem Wunsch ihrer Herrin nachzukommen. Die Baroness sah ihr schweigend nach. Sollte sie Jonathan bescheid geben? Sie würde sicher etwas Beistand brauchen können. Nein, er würde sich nur um sie sorgen. Sie hatte ihn schon genug belastet, außerdem glaubte sie sich zu erinnern, das der Bruder auf dem Anwesen seines Paten geladen war. Langsam wandte sie sich vom Anblick der Zimmertüre ab. Sie war die Herrin dieses Hauses, sie würde wie eine Cavendish mit erhobenen Hauptes dem Earl entgegen treten und ihm ihre Gastfreundlichkeit erweisen, auch wenn ihr die Furcht in den Knochen saß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-06-22T05:39:09+00:00 22.06.2018 07:39
Tolles Kapitel. Gut geschrieben.
Oh Mann. Das darf doch nicht wahr sein. Noch ein Mord und Georgina ist in alles irgendwie verstrikt. Das kann ja noch heiter werden.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von:  kaltes
22.06.2018 11:52
Danke ♡
Ja sie hängt da irgendwie drinne. Mal schauen wie das endet.

Lg
Kaltes


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