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TMNT - Es liegt in deiner Hand

von

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In Gedanken bei ihr

Aus Raphaels Sicht:
 

Ein weiteres Mal blicke ich in die Richtung, in der Mikey mit meinem Engel verschwunden sind. Ich hoffe nur, dass es nicht zu spät ist und dass mein Bruder noch rechtzeitig beim Krankenhaus eintrifft. Am liebsten wäre ich an seiner Stelle losgestürmt und würde Bernadette in meinen Armen tragen. Wäre da nicht diese beschissene Verletzung, welche mich daran gehindert hat, selbst zu handeln. Angepisst starre ich nun auf mein Bein. Es schmerzt höllisch. Obgleich ich dieses stechende und pulsierende Gefühl für kurze Zeit ausblenden konnte, hat das viel mehr daran gelegen, dass ich meine komplette Aufmerksamkeit meiner Freundin gewidmet habe. Ich sehe sie noch genau vor mir. Wie sie dalag, mehr tot wie lebendig und doch zierte in ihrem Gesicht ein schwaches und liebliches Lächeln. Bei meinem ersten Eindruck habe ich geglaubt, sie würde, so wie ich, versuchen, die Schmerzen zu vergessen. Doch an ihrer Mimik habe ich sehen können, dass sie ihren Zustand mehr überspielt hat, als was es gut für sie war. Als wollte sie mir einfach ein Stück meiner Sorgen nehmen, damit ich sie mit Mikey gehen lasse. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht so leicht nachgebe und trotzdem ist mir in diesem Fall nichts Anderes übriggeblieben. Im Moment wünsche ich mir nichts Sehnlicheres, als dass sie durchhält und dass ich so bald wie möglich zu ihr kann. Ich habe es ihr versprochen und ich werde auch dieses Versprechen halten.

„Mach dir keine Sorgen Raphi, sie wird es schon schaffen.“, versucht Leo mich aufzumuntern und ich hoffe inständig, dass er rechtbehält. Bernadette kann zwar richtig stur werden, wenn sie sich etwas vornimmt, aber sie ist schwer verletzt. Da kann mir keiner etwas Anders erzählen. Schließlich habe ich das mit meinen eigenen Augen gesehen und vermutlich werde ich diesen Anblick noch sehr lange in meinem Kopf behalten, wenn es mich nicht noch weiterverfolgen wird. Die vielen Schrammen an ihrem Körper, die Platzwunde, das Metall an ihrem Buch und das viele Blut haben sich bereits in mein Gedächtnis verankert und ich frage mich die ganze Zeit, ob sie es wirklich schaffen wird. Nicht, dass ich nicht daran glauben möchte, aber ich habe einfach Angst, dass sie zu viel Blut verloren hat, sodass ihre Kraft nicht ausreicht. Der Gedanke daran, sie nach dieser holprigen Versöhnung doch noch zu verlieren, schnürt mir die Kehle zusammen. Sie darf einfach nicht sterben und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um so schnell wie möglich zu ihr gelangen. Das ist das Einzige, was ich momentan machen kann, leider. Anstatt aber meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und auch nur irgendetwas von meinen Gedanken zu erwähnen, schweige ich weiterhin und baue stattdessen eine möglichst kalte Mauer um mich herum auf. Denn ich werde jetzt garantiert nicht schwächeln! Weder vor meinen Brüdern, noch vor sonst irgendwen, das kommt einfach nicht in Frage!

„Leute, ich will jetzt die Stimmung nicht noch mehr vermiesen, aber wir sollten zusehen, dass wir schleunigst von hier verschwinden. Wenn ich das jetzt richtig kombiniert habe, wird es nicht mehr lange dauern, bis demnächst die Polizei und die Feuerwehr hier antanzen. Die Explosion ist mit Sicherheit kilometerweit gehört worden und wenn das keine mitbekommen hat, dann fresse ich einen Besen.“, klinkt sich nun Donnie ein, aber Leo sieht da ein Problem, was er auch ohne zu zögern äußert: „Alles gut und schön, aber in unserer Verfassung werden wir diesmal etwas länger brauchen. Gerade mit Raphis Bein dürfte es etwas schwierig werden. Außer du hast bereits einen Plan, wodurch wir schneller vorankommen.“ „Das habe ich in der Tat. Nachdem ihr euch um Bernadette gekümmert habt, ich den nächstgelegenen Standort eines Krankenhauses ausfindig gemacht habe, habe ich in der Zwischenzeit April informiert. Sie ist gerade unterwegs und gabelt uns später mit Vern auf. Wenn wir uns bis dahin in der nächsten Gasse verstecken, werden wir nicht entdeckt.“, erzählt das Genie weiter, als hätte er geradezu darauf gewartet, dass unser Anführer ihn darauf anspricht. Donnie „spielt“ wieder mit seiner Gerätschaft herum und deutet uns beiden schließlich in welcher Richtung wir uns bewegen müssen: „Ich glaube, wenn wir dort lang marschieren, finden wir eine gute Stelle, wo wir nicht gesehen werden können, aber um dies herauszufinden, müssen wir erst einmal dorthin.“

Leo und ich nicken verstehend. Es klingt nach einem Plan und ich will sowieso so schnell wie möglich von ihr weg. Allein der Anblick, der mir hier noch immer geboten wird, lässt meine Stimmung nur noch mehr in den Keller sinken. Ich spüre bereits, wie sich neben der Angst um Bernadette auch noch der Zorn zu Wort meldet. Ich denke dabei an Lucinda und an die Purple Dragon. Wie gerne würde ich jetzt jeden Einzelnen von ihnen an die Gurgel packen und weit übers Meer schleudern, sodass sie nie wieder mehr auftauchen. Mein Hass gilt besonders diesem Miststück, welches meinen Engel einfach nicht in Ruhe lassen konnte, obwohl Bernadette schon genug wegen dieser Person durchmachen musste. Sie allein ist schuld, dass meine Freundin so schwer verletzt worden ist, sodass ich nun um ihr Leben bangen muss. Wenn ich daher noch länger hierbleibe, weiß ich nicht, ob ich nicht sofort wieder ausraste. Am liebsten würde ich alles zu Kleinholz verarbeiten und wenn ich nicht schon inmitten von lauter Trümmern stecken würde, hätte ich das vermutlich schon bereits gemacht. Stattdessen wandert mein Blick ein weiteres Mal auf jene Stelle, an der noch Bernadettes Blut klebt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihre hilflose, blasse Gestalt und ihr schwaches Lächeln, was mich nun wieder mehr betrübt. Ich will einfach nur noch weg von hier, sonst drehe ich vermutlich noch durch.

Mühselig versuche ich so weit es geht irgendwie aufzustehen. Mit meinem verletzten Bein ist dies jedoch schwieriger als gedacht und wenn ich meine Brüder nicht an meiner Seite hätte, so würde ich vermutlich immer noch am Boden festsitzen. Dieses verdammte Bein! „Komm, wir helfen dir hoch.“, meint Donnie und reicht mir seine Hand. Gemeinsam mit Leo zieht er mich mit einem Ruck nach oben und legt meinen Arm um seine Schulter. Mein Bruder mit der blauen Maske tut es ihm gleich, wodurch ich nun von beiden Seiten eine Stütze habe. Mit Leo zu meiner Linken und mit Donnie zu meiner Rechten verlassen wir langsam diesen Ort. Ein steiniger Weg, den man in diesem Fall sogar wörtlich nehmen kann, liegt vor uns, während ich mein verletztes Bein unter weiteren Schmerzen hinter mir herziehen muss. Doch während der ganzen Zeit kommt von mir kein Klagen und ich schweige weiterhin, während wir uns anschließend bei der nächstgelegenen Gasse verstecken. Dort müssen wir laut Donnie warten, bis wir endlich von April und Vern aufgegabelt werden. Der Typ mit seinem Van versucht dabei so dicht wie möglich ranzufahren, wodurch meine Brüder und ich nicht mehr allzu viel gehen müssen, um endlich in dieses Fahrzeug einsteigen zu können. Kaum, dass ich im hinteren Bereich Platz genommen habe, ereilt mich ein „erleichtertes“ Gefühl. Ich kann mich nun während der Fahrt etwas „ausruhen“, soweit es mir zumindest irgendwie möglich ist.

Jedoch fühle ich mich, abgesehen von der beschissenen Lage, nicht gerade Wohl in meiner Haut. Ich habe ja nicht viel übrig für diesen Kerl, weil er sich wie Mikey einbilden muss, er könne unsere April mit seiner schmierigen und peinlichen Art umgarnen, aber immerhin scheint er ein loyaler Freund zu sein. Sonst wäre er vermutlich nicht hier und würde uns auch nicht helfen. Wobei April ihm vermutlich den Arsch versohlen würde, würde er irgendetwas gegen ihren Willen machen. So peinlich das auch klingt, in diesem Fall rennt er ihr wie ein Schoßhund hinterher. In meinen Augen ist das ja lächerlich, aber immerhin hat dieser Kerl trotz seiner Macken einen guten Kern und mehr brauche ich auch nicht erwarten. Dennoch würde es mich nicht wundern, wenn dieser Typ sich irgendetwas erhofft hätte, nachdem sie ihm um eine Mitfahrgelegenheit gebeten hatte. Wenn ich so darüber nachdenke, wüsste ich eigentlich nicht, ob April überhaupt ein eigenes Auto besitzt. Sie ist ja immer mit dem Fahrrad und mit der U-Bahn unterwegs. Naja, so kutschiert uns nun Vern durch die Gegend, der in dieser Runde alles andere als begeistert ist. Trotz der vergangenen Zeit merkt man ihm dennoch an, dass er immer noch sauer auf uns ist, als wir seine letzte Karre verschrottet hatten. Dabei war dies ein Unfall, was eigentlich nur Mikey verzapft hatte. So „nebenbei“ hat unser Fahrer diese Geschichte sogar erwähnt, was mir gehörig gegen den Strich geht. Da gibt es weit Schlimmeres, aber das wird dieser Hornochse wohl nie verstehen.

„Was ist eigentlich genau passiert? Ihr habt bis jetzt kaum etwas gesagt.“, unterbricht April diese trübe Stimmung, als sie sich zu uns nach hinten dreht. „Was wird wohl passiert sein? Die Jungs haben einfach mal was auf dem Deckel bekommen und wie es aussieht mit viel Kawumm.“, mischt sich Vern ein, ohne dass auch nur einer von uns eine Chance gehabt hätte, auf ihre Frage zu reagieren. Seine Zwischenmeldung bewirkt bei mir aber nur, dass ich allmählich wieder sauer werde. Schließlich habe ich keine Lust, mir irgendwelche bescheuerten Kommentare von jemandem anhören zu müssen, der nicht einmal dabei war. Ich hasse es einfach, wenn Vern seine große Klappe aufreißt. Wütend balle ich meine Hände zu Fäuste, aber da erweckt Donnie kurz meine Aufmerksamkeit. Ehe ich auch nur irgendeine Reaktion auf diese Zwischenmeldung zeigen kann, hat sich mein Bruder mit der lila Maske zu mir rüber gebeugt und sieht mich nun mit einem Blick an, als wolle er sagen: „Beruhig dich. Das ist es nicht wert.“ Er schüttelt dabei sogar leicht mit dem Kopf, um das Ganze zu verdeutlichen. Verstehend versuche ich mich wieder zu entspannen, jedoch lasse ich es mir nicht nehmen, genervt zu knurren. Leo hingegen will nicht auf Verns idiotischem Gefasel näher eingehen und erzählt April stattdessen, wie es wirklich war: „Um es kurz zu fassen, waren wir auf eine Rettungsaktion. Bernadette wurde von den Purple Dragons entführt, die sie in einer Lagerhalle bei den Docks verschleppt haben.“

„Moment, Auszeit! Wie war das bitte?! Bernadette wurde entführt und das auch noch von den Purple Dragons“, unterbricht April ihn und der Angesprochene bestätigt ihre Frage: „Ja, so ist es.“ Jedoch gibt sich die ehemalige Reporterin keineswegs damit zufrieden. Sie will mehr wissen und fordert uns daher auf, noch weitere Informationen rüberwachsen zu lassen: „Wie konnte das soweit kommen und was haben diese Mistkerle überhaupt damit zu tun?“ „Nachdem Raphi uns Bescheid gegeben hatte, dass Bernadette etwas passiert sein musste, hatten wir unsere geplante Patrouille abgebrochen und nach ihr gesucht. Glücklicherweise hatte sie ihr Handy dabei, mit dem wir sie schließlich orten konnten, bevor das Signal abbrach. Jedoch hätten wir niemals geahnt, dass die Purple Dragon etwas mit der Sache zu tun haben. Bernadettes Feindin, diese Lucinda, muss die Kerle dafür bezahlt haben, damit sie unsere Freundin entführen. Als wir ankamen, fanden wir sie gefesselt vor.“, geht Leo nun mehr ins Detail, aber bei dem Namen Lucinda, wird April wieder hellhörig. „Bitte, die war auch da?! Was hat aber diese Göre mit diesen Typen zu schaffen und was sollte das überhaupt? Mit der Aktion hat sich Lucinda nur noch tiefer ins Schlamassel geritten. … Also in ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken.“, klinkt sich April dazwischen ein und sie hat damit sogar Recht. Ich frage mich selbst, was dieses Miststück damit bezwecken wollte. Immerhin steht für sie bald der Gerichtstermin vor der Tür und mit dieser Entführung wird sie noch ein weiteres Problem haben. Die hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank!

Schließlich fährt Leo nach der kurzen Unterbrechung fort: „Ja, sie war auch dort und war ganz schön geschockt, als sie uns sah. Was mir aber nicht aus dem Kopf will, ist, wie sie es geschafft haben, Bernadette zu entführen.“ „Eigentlich wollte sie in ihrem Zimmer auf Raphi warten. Sie hat mich erst vor ein paar Stunden angerufen und etwas von ihrem Vorhaben angedeutet.“, meint April, aber nun melde ich mich dazwischen: „Da war sie aber nicht. Das Fenster stand zwar offen, aber ihr Smartphone fand ich in der gegenüberliegenden Gasse. Nur das Handy, was Donnie ihr mal gegeben hatte, hatte sie dabei gehabt und das war unser Glück. Sonst hätten wir sie niemals gefunden.“ April grübelt kurz über meine Worte nach und meint schließlich: „Das klingt ja so, als ob sie herausgelockt worden wäre.“ „Womit denn, mit Käse oder was?“, mischt sich Vern sarkastisch wieder ein und wenn er nicht bald die Klappe hält, dann stopfe ich sie ihm! Verletzung hin oder her, den Kerl kann ich auch so fertigmachen! Und dass er meinen Engel mit einer Maus oder Ähnlichem vergleicht, schlägt echt dem Fass den Boden aus! Noch ein so ein Wort und er kann was von mir erleben! Dann ist er der Nächste, der ins Krankenhaus muss. Ich bin sogar schon im Begriff, ihm das auch deutlich zu verklickern, doch dann fragt er plötzlich April: „Hey O'neil, war da nicht mal etwas, was du für das Mädel recherchieren solltest? Vielleicht hat das ja mit der ganzen Sache zu tun. So unwahrscheinlich wäre das ja nicht.“

Hellhörig sehe ich nun zu ihr und frage sie, was er damit meint: „Wovon redet er da, April? Worüber hast du Nachforschungen anstellen müssen? Was hat Bernadette dir erzählt?“ Unschlüssig darüber, ob sie uns das wirklich erzählen soll, sieht die junge Frau uns abwechselnd an und meint dann seufzend: „Eigentlich hatte ich Bernadette versprochen, das für mich zu behalten, bis wir zumindest mehr darüber wissen. Jedoch hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Trotzdem bestand sie darauf, dass ich keinen von euch etwas sage.“ Verwirrt sehen meine Brüder und ich sie an. Was zum Henker ist das schon wieder für eine Geheimniskrämerei und warum wollte Bernadette nicht, dass wir das erfahren? Ich verstehe das nicht. Doch bevor ich nun etwas darauf erwidern kann, drängt Donnie April nun, mehr Informationen rüberwachsen zu lassen: „Und worum geht es nun? Ich glaube kaum, dass es jetzt noch einen Sinn hat, wenn du das noch weiterhin für dich behältst. Bernadette steckt schon bereits in Schwierigkeiten, also erzähl uns, was los ist!“ Bei seiner Aufforderung nickt sie zunächst stumm, bis sie uns schließlich berichtet, dass die Sache etwas mit Bernadettes verstorbenen Vater zu tun hat: „Die ganze Story gleicht schon beinahe einer „Verschwörung“, aber Bernadette hat sich in letzter Zeit verfolgt gefühlt. Sie meinte, dass sie ihren verstorbenen Dad immer wieder gesehen hätte. Egal ob sie jetzt mit Freunden, oder allein unterwegs war, tauchte in der Masse dieser Mann auf. Bernadette erzählte mir, dass das kein Zufall sein könnte, aber jedes Mal, wenn sie ihm nachlief, verschwand der Kerl spurlos. Es hörte nicht auf und schließlich bat sie mich, darüber nachzuforschen. Jedoch konnte ich für sie keinerlei Anhaltspunkte finden. Es war irgendwie, als ob sie ständig einen Geist begegnen würde.“

„Als würde jemand sie verrückt machen wollen.“, murmle ich verstehend und stelle mir dabei genau vor, wie das bei meinem Engel stattgefunden haben muss. Ich weiß zwar nicht, was genau Bernadette erlebt hat, aber ich weiß, dass sie April niemals ohne Grund um Hilfe gebeten hätte. Davon bin ich überzeugt. Doch dabei bleibt es nicht, denn ich bin mir sicher, wer hinter dieser Scheiße stecken muss und zwar Lucinda! Allein der Gedanke an dieses Miststück macht mich rasend. Am liebsten würde ich diese Bitch auf der Stelle aufsuchen. Denn die ist nicht nur durchgeknallt, die ist eine Gefahr für jeden, der sie auch nur ansieht! Meiner Meinung nach gehört die in eine geschlossene Anstalt. Zusperren und den Schlüssel wegwerfen, das wäre für jeden das Beste. „Das würde erklären, warum sie nicht in ihrem Zimmer war. Sie mussten sie mit diesem Trick herausgelockt haben und vermutlich wollte Bernadette endlich Antworten haben.“, schlussfolgert Donnie, aber Leo erwidert: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Bernadette wäre doch nicht so leichtsinnig und würde sich darauf einlassen.“ Doch da erinnere ich mich an ihr Smartphone, was ich dort fand, was ich nun auch grummelnd miteinbringe: „Deswegen hatte sie sicherheitshalber die Nummer der Polizei eingegeben. Wie ich sie kenne, wird sie mit ihrem Smartphone gedroht haben, als sie sich in die Gasse gewagt hatte. Sie wollte sich damit schützen. Das war auch so, als ich sie kennenlernte. Bernadette geht bei sowas immer auf Nummer sicher.“

„Das hat anscheinend „super“ funktioniert.“, meint Vern mit einem sarkastischen Unterton. Jetzt reicht es! Nun habe ich endgültig die Nase voll von ihm! Ich will ihm schon die Leviten lesen, aber ich kann mich wegen der Verletzung nicht wirklich vom Fleck rühren. Das ist sein verdammtes Glück! Wenn ich könnte, würde ich ihm in diesem Moment den Hals umdrehen! Stattdessen keife ich ihn an: „Fahr lieber und halt endlich deine Schnauze! Du hast keinen blassen Schimmer, was da alles passiert ist!“ „Beruhige dich Raphi.“, versucht April mich mit einer möglichst ruhigen Stimme wieder runterzubringen, aber ich bin einfach nur auf zweihundert, weswegen ich weiterschimpfe: „Ganz sicher nicht! Meine Freundin liegt schwer verletzt im Krankenhaus, ich bange die ganze Zeit um ihr Leben und der Idiot am Steuer hat nichts Besseres zu tun, als blöde Kommentare abzugeben, obwohl er überhaupt keine Ahnung hat!“ Für einen kurzen Augenblick herrscht Stille und keiner wagt es, irgendetwas zu sagen. Ich dagegen kämpfe immer noch mit meiner Wut. Mir würde noch so viel mehr einfallen, was ich den Typen an den Kopf knallen könnte, doch viel lieber würde ich ihm eine scheuern. Dieses verdammte Bein, diese verdammten Verletzungen! Warum kann das Mutagen in mir nicht sofort wirken?! Wenn wir schon die Fähigkeit haben, schneller zu heilen, warum dann nicht in wenigen Sekunden?! Dann könnte ich dem Kerl endlich ein kleines „Dankeschön“ verpassen und wäre eigentlich auch nicht hier. Ich wäre bei ihr, bei Bernadette. „Tut mir leid, das war nicht so gemeint. Ich werde am besten nichts mehr sagen.“, entschuldigt er sich schließlich und das sollte er besser auch, sonst gehe ich ihm wirklich noch an die Gurgel. Auch wenn er es vermutlich nicht so gemeint haben sollte, hatte er kein Recht dazu.

Einige Stunden später liege ich in meinem Bett und starre zur Decke empor. Mikey ist in der Zwischenzeit auch schon eingetroffen. Jedoch hat er sich nicht bei mir blicken lassen. Nicht einmal Leo oder Donnie haben ihn wirklich zu Gesicht bekommen. Der Anführer meinte nur, dass er unseren Bruder in Meister Splinters Zimmer hat gehen sehen, ehe er sich dann bald darauf in seine Abteilung verzogen hat. Geredet hat er mit sonst niemandem und dabei frage ich mich, was passiert ist. Ist Bernadette noch am Leben? Konnte er sie noch rechtzeitig ins Krankenhaus bringen? Hat sie noch irgendetwas gesagt? Am liebsten wäre ich zu Mikey gestürmt und hätte ihn das selbst danach gefragt, aber das kann ich mir abschminken. Stattdessen musste ich mir die aufmunternden Worte meiner anderen Brüder ertragen, die mir noch etwas Gesellschaft geleistet haben, ehe auch sie sich wieder verzogen haben. Unsere Wunden wurden in der Zwischenzeit bereits behandelt. Die Explosion hat bei uns allen ganz schön etwas hinterlassen. Doch während zum Beispiel Leos Hand in spätestens zwei Tagen wieder verheilt sein wird, muss ich mit einem Gipsbein in meinem Zimmer versauern. Donnie meinte, dass ich froh sein könnte, Mutagen in meinem Blut zu haben. Schließlich müsste ich diesen Knochenbruch nur höchstens eine Woche durchhalten, während die Menschen das viel länger durchstehen müssen. Doch was habe ich davon, wenn ich nicht zu Bernadette kann? Sie braucht mich und ich habe keine Ahnung, wie es ihr geht.

Mikey hat ja bis auf unserem Sensei niemandem irgendetwas erzählt und das macht mich schon langsam wahnsinnig! Doch solange ich mein Bein nicht belasten kann, stecke ich in der Kanalisation fest. Zugern würde ich mit den anderen tauschen. Besonders mein alberner Bruder hat kaum etwas abbekommen, wofür ich ihn mehr als nur beneide. Warum muss man immer mit voller Wucht auf die Schnauze fallen, wenn man mal fällt? Vermutlich hat sich Bernadette das auch das eine oder andere Mal gefragt. Schließlich geht es ihr ja nicht viel besser, was das angeht. Wir beide scheinen manchmal das Pech förmlich anzuziehen, wobei wir uns gegenseitig doch meistens Glück gebracht haben. Bitte halte durch! Ich bin bald bei dir! Seufzend schließe ich für einen Moment die Augen. Ich versuche mir meinen Engel vorzustellen. Besonders den Moment, bei dem ich sie endlich wieder in meine Arme schließen konnte, werde ich nie vergessen. Es war, als wenn wir jahrelang voneinander getrennt gewesen wären und uns nun das erste Mal wieder berühren durften. Es war so ein schönes Gefühl, sie wieder spüren zu können. Doch nun ist sie mir wieder entrissen und nur weil dieses verdammte Miststück keine Ruhe geben kann und meinen Engel ständig quälen muss. Ist sie schon so verrückt, sodass sie nichts mehr außer Rache im Kopf hat? Und dann noch diese Mistkerle, die mir so und so schon ein Dorn im Auge sind! Am liebsten würde ich jeden Einzelnen von ihnen den Hals umdrehen. Nur bin ich erst einmal ans Bett gefesselt und kann fürs Erste nur in Gedanken bei Bernadette sein. Wie sehr ich sie vermisse und wie sehr ich mich um sie sorge.

Plötzlich klopft es an meiner Tür. Wer nervt denn jetzt schon wieder? Als ich schließlich ein leicht gereiztes „Herein“ erwidere, kommt Donnie hereinspaziert. „Was willst du?“, frage ich ihn seufzend, nachdem ich mein Gesicht wieder in Richtung Decke positioniert habe. „Ich wollte dich fragen, wie es dir geht.“, will er von mir wissen, aber ich antworte nur darauf: „Wie soll es mir schon gehen? Miserabel natürlich.“ Was glaubt er denn? Dass ich vielleicht Freudensprünge mache und das auch noch mit einem Gipsbein? Das ich nicht lache. Irgendwie scheint es aber, dass dies nicht das Einzige ist, was mein Bruder mit der lila Maske und der Brille im Gesicht zu sagen hat. „Ist noch irgendetwas?“, frage ich schließlich, da meine Geduld so und so bereits am seidenen Faden hängt und ich jetzt lieber wieder alleine sein will. Donnie kommt schließlich näher und bleibt direkt neben dem Bett stehen. Vermutlich sieht er mich gerade mit einem mitleidigen Blick an und das hasse ich wie die Pest! Ich bin zwar verletzt, was aber noch lange nicht heißt, dass ich dem Tode nahe bin. Somit kann er sich das schenken und wenn er wieder irgendetwas der Gleichen von sich gibt, kann ich für Nichts garantieren. Ich hege zwar keinen Groll gegen meinen Bruder, aber ich hasse nichts mehr, als bemitleidet zu werden und besonders geht mir das auf dem Zeiger, wenn ich mich nicht verziehen kann.

Schließlich sehe ich ihn wieder an und will ihm gerade verklickern, dass er jetzt ruhig wieder abdampfen kann, als ich etwas bei ihm bemerke. Seine rechte Hand ist leicht zu einer Faust geformt, aber er hält sie so, als würde er irgendetwas mit sich herumtragen. Was er da gerade mit sich herumschleppt? Das direkte Fragen kann ich mir allerdings sparen, denn schon zeigt er es mir. Es ist Bernadettes Amulett, aber dessen Zustand ist mehr als nur bescheiden. Viel mehr sieht es aus, als ob jemand direkt einen Sprengsatz daran montiert hätte und der Stein ist bei der nächsten Gelegenheit gesprengt worden. Mehr oder minder trifft es sogar zu, wobei daran nicht direkt die Spraydose befestigt und gezündet worden ist. Dennoch spiegelt das Resultat diese Nacht wider, was mich an die Purple Dragons und Lucinda denken lässt. Wenn ich die in die Finger bekomme, können die was erleben! „Ich habe das in Bernadettes Nähe gefunden und dachte, ich gebe es dir. Bei dir ist das Amulett noch am besten aufgehoben, obgleich dessen Zustand nicht wirklich mehr darauf schließen lässt. … Da du aber für die nächste Zeit hier festsitzen wirst, könntest du ja versuchen, es wieder zusammenzusetzen. Kleber hätte ich dabei.“, meint Donnie und holt aus seiner Hosentasche zusätzlich eine Tube er heraus, die er mir ebenfalls reicht. Sein Blick wirkt nun eher aufmunternd, als wolle mich mit dieser Puzzleaktion ein wenig ablenken. Naja, das ist immer noch besser als ein Mitleidsgetue. Außerdem könnte ich vielleicht so etwas retten und müsste nicht ständig in die Leere starren.

„Danke.“, murmle ich, was Donnie mit einem freundlichen Nicken abtut und dann schließlich mein Zimmer verlässt. Er mag mich zwar oft mit seinem technischen Firlefanz verwirren, aber ich kann mich sowohl auf ihn, als auch auf den Rest der Familie verlassen. Somit sehe ich mir den Schaden genauer an. Vielleicht ist daran noch etwas zu retten, aber der Stein sieht ziemlich ramponiert aus. Er ist zersplittert. Die Scheibe an sich ist in drei große Stücke zersprungen, wobei das Kleinste davon zu fehlen scheint. Selbst die kleine Schildkröte ist nicht verschont geblieben. Der Kopf ist abgetrennt, der Panzer ist angebrochen und ihr fehlt auch ein Fuß, welches ich wie das andere fehlende Stück nicht finden kann. Vermutlich liegen diese Teile noch irgendwo im Schutt, was ich somit vergessen kann. Dennoch versuche ich das bereits Vorhandene irgendwie zusammenzukleben, was mir am Anfang überhaupt nicht gelingen will. Entweder bleibt alles an meinen Fingern kleben, oder mir rutscht der verdammte Stein aus den Händen. Zum Glück ist bisher nichts auf dem Boden gelandet, sonst hätte ich bei meiner derzeitigen Situation ein Problem. Mir reicht es aber auch so, dieses winzige Teil zwischen mir und der Matratze finden zu müssen. Schließlich kann ich das Amulett trotzdem wieder zusammenflicken und das obwohl zwei Stücke fehlen. Selbst wenn aber alles vorhanden wäre, so ist der Schaden trotzdem sichtbar und damit meine ich nicht nur diesen Stein. Das Loch erinnert mich einfach an dieses Metall, welches in Bernadettes Bauch steckte. Vermutlich ist dieser bereits bei der Operation entfernt worden und diese Ungewissheit, wie es um sie steht, macht mich noch völlig krank. Wir sehr ich sie jetzt gerne aufsuchen würde. Wenn nur dieses Mutagen in mir schneller wirken würde, wäre das Alles kein Problem, aber so muss ich wieder einmal geduldig bleiben und das heißt, dass ich wieder auf eine harte Probe gestellt werde. Jedoch, ich tue das für meinen Engel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2017-01-14T22:37:54+00:00 14.01.2017 23:37
armer Raph. Dieses Zittern und Bangen...ich kann verstehen, dass ihm das an die Nerven gehen würde. Ich würde da nicht anders draufsein... Und dieser Vern kann einem schon nerven. Aber nicht so sehr wie Casey Jones aus TMNT 2012...


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