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Dracyrien

Das Siegel der Drachenherzen
von

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Unfreiwilliger Ausflug

3. Unfreiwilliger Ausflug
 

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Nur langsam realisierte Greta wo sie sich befand. Das war also Hogwarts oder besser die große Halle. Harry hatte ihr in seinen Schulferien unzählige Geschichten über seine Schule erzählt, sodass Greta anhand seiner Beschreibungen sofort wusste, wo sie sich befand. Schließlich liebte ihr Cousin dieses Schloss über alles und Greta hatte stets verstanden, warum er sich in diesem Gemäuer auf Anhieb mehr zuhause gefühlt hatte, als er es jemals in Little Whinging getan hatte. Hier konnte er der sein, der er war. Hier gab es Menschen die ihn wertschätzen, als das was er war, nicht nur wegen seiner Vergangenheit, sondern um seiner selbst Willen.

Dies hatte er bei ihren Eltern nie spüren dürfen. Sie hassten ihn, hatten ihn stets als schwarzes Schaf der Familie angesehen und ihn immer wieder daran erinnert, dass er eigentlich in ihrem Haus nicht erwünscht war und dass sie stetige Dankbarkeit erwarteten. Alles nur, weil er – großzügigerweise- noch immer bei ihnen Leben durfte und sie ihm zu Essen, zu Trinken und Kleidung gegeben hatten. Jetzt war es ihr ähnlich ergangen. Zwar hatten sie ihr nicht alles genommen, hatten sie immer noch als ihre Tochter angesehen, doch niemals hätten sie es akzeptieren können, dass sie eine Hexe war, die in Hogwarts zur Schule gehen würde.

Natürlich hoffte Greta insgeheim, dass sie sich beruhigen würden, dass sie sie in den Weihnachtsferien wieder bei sich aufnehmen und sie alles noch einmal in Ruhe klären konnten. Doch die Wahrscheinlichkeit war eher gering. Seufzend, verscheuchte Greta nun diese traurigen Gedanken aus ihrem Kopf. Sie war hier! Sie war endlich dort wo sie hingehört und würde nun lernen eine Hexe zu sein.

Neugierig blickte sie sich um. Auf dem Tisch ihr gegenüber saß eine Katze die sie mit missbilligendem Blick musterte. An einem der langen Tischreihen entdeckte sie einen Jungen mit Zaubererumhang. Einen solchen hatte auch Harry. Doch der Umhang des Zauberschülers zeigte das Wappen einer Schlange,…Slytherin.
 

Fragend schaute sie zu Dumbledore, der noch immer neben ihr stand und Gretas neugierige Blicke mit einem schmunzeln beobachtet hatte.

„Miss Dursley?“, sprach er die junge Hexe freundlich an.

„Ja, Professor Dumbledore?“, entgegnete Greta und blickte zu dem graubärtigen Zauberer auf.

„Leider habe ich im Augenblick nur wenig Zeit, da es viele Angelegenheiten – die die Schule betreffen- gibt, welche ich noch vor Schuljahresbeginn erledigen muss. Ich werde dafür sorgen, dass sie schnellst möglich erfahren wie es mit ihnen weitergeht. Schließlich brauchen sie – unter anderem- noch einen Zauberstab. Ich schlage vor, dass sie erst einmal hier in der großen Halle bleiben, bis ich jemanden gefunden habe, der die Einkäufe mit ihnen erledigt“, erklärte der Schulleiter der neuen Schülerin.
 

Kaum war Professor Dumbledore verschwunden wanderte Gretas Blick erneut zu dem Jungen, der völlig in sein Schachspiel vertieft zu sein schien. Durch ihre Freude ermutigt ging die blonde Hexe auf ihn zu, setzte sich ihm gegenüber und blickte den dunkelhaarigen Schüler mit ihren großen tiefgrünen Augen an.

„Das ist Zaubererschach nicht wahr? Wie funktioniert es? Ähnlich wie bei die nichtmagische Version?“, sprach Greta den jungen Mann mit einem Lächeln an und wartete auf eine Antwort!
 

Riario hatte die Stimmen, die so plötzlich in der großen Halle zu vernehmen gewesen waren durchaus wahrgenommen und hatte die ältere eindeutig, als die des Schulleiters identifiziert. Allerdings erachtete es der Siebzehnjährige Schüler nicht als notwendig, diesen auch nur einen Hauch seiner Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, solange er von niemandem angesprochen wurde.

Stattdessen konzentrierte er sich auf das Schachbrett vor ihm, während die Katze, die ihm Filch auf die Fersen nachgeschickt hatte, von etwas anderem oder jemand anderem in der Umgebung abgelenkt wurde.
 

Schritte kamen näher, und nach der Stimme zu urteilen war es eine junge weibliche Person, die ihn nun um seine Konzentration brachte. Außer einem Murren, zeigte der junger Slytherin jedoch kaum eine Reaktion. Nein, er hob noch nicht einmal seinen Blick, um der unbekannten Person in die Augen zu blicken.

„Es wird nach den gleichen Regeln und auf analogen Brettern gespielt, wie das bei Muggeln bekannte Schachspiel“, antwortete er völlig monoton auf ihre Fragen. Dabei fiel sein Blick nun auf sein kleines ledergebundenes Büchlein aus schwarzen Seiten, indem er mit einer Feder eine Notiz verfasste.

„Im Unterschied zu den statischen Figuren der Muggelschachspiele "leben" und reagieren die Figuren beim Zauberschach. Aber das sollte eine junge Hexe bereits wissen", fügte er seinen sachlichen Erklärungen ebenso emotionslos hinzu.
 

Der dunkelhaarige Zauberer war sich dabei sicherlich bewusst, dass seine Aussagen für die Fremde ihm Gegenüber durchaus beleidigend klingen mussten, für ihn der nur wenig Wert auf Gefühlsduseleien und unnötige umschweifende Freundlichkeit oder Sensibilität legte war es lediglich eine sachliche, völlig logische Feststellung, während seine dunklen Augen das junge Mädchen nun mit kaltem Blick musterten.

„Im Übrigen habe ich dich nicht dazu aufgefordert mir bei dieser Partie bei zu wohnen, noch dir die Erlaubnis erteilt dich zu setzen", teilte Rio ihr sein Missfallen mit und zog eine Braue berechnend nach oben.

„Aber das liegt wohl dem Umstand nahe, dass ich es mit einer unhöfflichen Anfängerin zu tun habe? Komm nicht nur annähernd auf den Gedanken einen Zug zu setzen" zischte seine Stimme ihr zu.
 

Im Grunde war es gar nicht diese junge Unbekannte, unwissende Hexe, die ihn dazu bewog derart unhöflich seinen Standpunkt darzulegen. Schließlich war ihm durchaus bewusst, wie seine Worte auf anderen wirken mussten. Nein, eigentlich war es nur dem Umstand geschuldet, dass er sich einfach was anderes vorstellen konnte, als – im Gegensatz zu allen anderen Schülern- schon eine Nacht früher in Hogwarts verbringen zu müssen.

Es war nicht so, dass er völlig anders auf diese Hexe reagiert hätte, aber vielleicht hätte er seine Absichten, seine Zeit ohne unerwünschte Gesellschaft verbringen zu wollen, anders formuliert.
 

Völlig überrumpelt von der Reaktion des Slytherinschülers, starrte Greta den jungen Mann an. Dieser war wieder in sein Spiel vertieft und schien ihre Anwesenheit vollkommen auszublenden.

Seufzend beobachtete sie seine Spielzüge. Er war gut. Er hatte durchaus recht, dass sie von vielem in der Zaubererwelt keine Ahnung hatte - woher auch- sie wusste nur das, was Harry ihr erzählt hatte, aber wie es schien, waren die Spielzüge von Zaubererschach und der Muggelvariante vollkommen identisch. Deshalb fühlte sie sich eigentlich schon in der Lage sein Spiel zu verstehen.

Normalerweise hätte sie diese Tatsache auch sofort deutlich gemacht. Nicht zuletzt durch ihren Bruder Dudley hatte sie gelernt, passende und zielsichere Antworten zu geben, die meist punktgenau ihren Zweck erfüllten und ihren Gegenüber, oft sprachlos machten.

Bei Dudley und seinen Freunden hatte dies häufig an deren minderbemittelten Verstand gelegen. Aber sie hatte es immer wieder geschafft sich erfolgreich zu wehren.
 

Dieser Zauberer vor ihr wirkte auf sie jedoch überaus gebildet und schien - was sie anhand seiner komplexen Spielweise erahnen konnte - zu weitaus umfangreicheren Überlegungen und Handlungsstrategien fähig zu sein als ihr Bruder.

Es reizte sie fast ihm Kontra zu geben, ihn mit einer passenden Antwort auf seine Unverschämtheiten herauszufordern. Ein Sachspiel auf geistiger Ebene, wenn man es so wollte.
 

Doch irgendwie konnte Greta auch gut nachvollziehen, dass sie ihn in seiner Konzentration gestört hatte. Veilleicht hatte sie einen komplizierten Gedankengang unterbrochen und dies konnte wirklich ärgerlich sein. Wie oft hatte Dudley ihr einen genialen Schachzug zu Nichte gemacht, wenn er sich gelangweilt hatte, während sie mit ihrem Vater an einer Partie saß.

Aus diesem Grund beschloss Greta sich erst einmal zurückzuhalten und es noch einmal zu versuchen.
 

„Hatte ich dich gestört? Das wollte ich wirklich nicht. Bitte entschuldige. Ich bin nur so aufgeregt. Heute ist mein erster Tag hier in Hogwarts und...na ja, ich weiß ja nicht wann Dumbledore wiederkommt und so allein hier in der Halle, war mir dann doch wenig mulmig und da hab ich dann dich hier sitzen sehen...und ich hab ja noch nicht mal einen Zauberstab...ging heute alle so unglaublich schnell...und Harry kommt ja erst....", begann Greta ihren neuen Versuch.

//STOPP!! Du tust es schon wieder, Gerta// ermahnte sie sich selbst, als sie bemerkte, dass sie sich wieder einmal um Kopf und Kragen redete.
 

Im Grunde war Greta still. Was anderes hatte sie sich nicht getraut, seid sie gespürt hatte, dass Magie in ihr erwacht war. Die jung Hexe hatte seid diesem Zeitpunkt in ständiger Angst darum, dass ihre Eltern die Magie in ihr entdecken würden meist geschwiegen.

Nur wenn Harry da gewesen und sie ein wenig Zeit alleine verbringen konnten, hatte sie ihre fröhliche Natur wieder gefunden.
 

Und jetzt? Gerade war die blonde Hexe einfach nur überglücklich. Raus aus dem Ligusterweg, weg von ihren engstirnigen Eltern. Endlich konnte sie die sein die sie war...eine Hexe, die ihre Magie nicht mehr verstecken musste und lernen würde diese sogar zu nutzen. Und durch dieses überschwängliche Gefühl hatte sie ihre Gedanken wie ein Wasserfall heraus geplappert

„Ähm...entschuldige...noch mal...,wenn ich so gut drauf bin...dann rede ich definitiv zu viel. Ich bin übrigens Greta, Greta Dursley!", bat sie den Slytherin erneut um Verzeihung und blickte ihn mit ihren smaragdgrünen Iriden entschuldigend und mit vor Verlegenheit geröteten Wangen an.
 

Kurz nachdem ihr "geraten" wurde es ja nicht zu wagen sich in diese Partie ein zu mischen; wandte sich Riarios Sicht wieder von ihr fort. Sie schien seine strategischen berechnenden Züge richtig zu deuten. Tatsächlich ging er in Gedanken verschiedene aufeinander folgende Möglichkeiten durch. Zum einen weil er sich erhoffte, sich für die Zauberschach-Weltmeisterschaft qualifizieren zu können; zum anderen versuchte er gerade selbst anhand des einfachen Spielbrettes ein 3d Zauberschach per Notizen zu entwickeln.

Immerhin, wenn er schon mal die Halle für sich alleine hatte, warum nicht dafür nutzen?
 

Allerdings machte ihm ihre Anwesenheit einen Strich durch die Rechnung. Sie war niemals eingeplant gewesen.

Anstatt, dass sie also "Leine" zog, blieb sie einfach dort sitzen und begann einfach mit ihm zu reden. Gut, normalerweise störte er sich keiner Gesellschaft; solange diese ihn nicht von seinen Unternehmungen und Gedankengängen abhielt. Dies war in diesem Augenblick jedoch definitiv der Fall.
 

Nur sehr langsam hob sich somit sein Kopf wieder an und seine Augen, die mehr wie tiefe schimmernde Opale wirkten fixierten sie eisig.

„In der Tat…", bestätigte er, als sie sich selbst ihres Redeflusses bewusst wurde.

„Es ist unerfreulich dich kennen zu lernen, Miss Greta Dursley, sofern du noch weiter plätscherst wie ein Wasserfall“, entgegnete Riario neutral und seufzte tonlos.
 

Sogleich zog er seinen Zauberstab und tippte auf das Notizbuch, welches sich blätternd mit einem Schloss versperrte.

„Meine Wenigkeit ist im Übrigen Riario Sinclair…“ folgte er der allgemeinen Höflichkeit entsprechend auf ihre Vorstellung.
 

Sie war ein hübsches junges Ding, ohne Frage. Greta trug enge Jeans ein rotes gestreiftes Oberteil, eine schwarze Lederjacke und einfache Turnschuhe. Ihre gewellten weißgoldenen Haare, die ihr zierliches Gesicht einrahmten und die smaragdgrünen Augen, die daraus hervor leuchteten waren ihm durchaus nicht entgangen. Ihre Verlegenheit konnte der junge Sinclair wiederum gar nicht recht nachvollziehen; und noch weniger den Inhalt, der ihr über diese roten Lippen entkommen waren.
 

„Was du allerdings erzählst klingt mehr als unlogisch. Bei deinem Äußeren wäre ich mehr von einer Austauschschülerin ausgegangen, als einer Elfjährigen", entgegnete er auf ihre Erzählungen. Ob sie das wohlmöglich als Kompliment auffassen würde?

„Aber wenn noch nicht einmal ein Zauberstab vorhanden ist, kann man wohl von einer Spätzünderin ausgehen", fügte er völlig emotionslos hinzu, wie immer.

„Ist dir überhaupt in Klaren, was dich hier erwartet?“,erkundigte er sich nun ebenso sachlich.

Wie würde Dumbledore es wohl bewerkstelligen eine fünfzehnjährige Schülerin, die im Grunde ganz von vorne beginnen müsste, in den Unterricht zu integrieren? Andererseits, warum machte er sich überhaupt darüber Gedanken? Das war sicherlich nicht sein Problem.
 

Greta hatte den jungen Sinclair während seiner Worte, weiterhin im Auge behalten. Sie hatte durchaus wahrgenommen, dass er alles was er gesagt hatte völlig sachlich formuliert und sicherlich auch so gemeint hatte. Dennoch, glaubte er sie wäre völlig einfältig und naiv?
 

//Was für ein Idiot! Natürlich weiß ich das morgen erst das Schuljahr beginnt//, dachte Greta im Stillen. Doch es war nun mal gerade niemand anderer da, mit dem sie sich unterhalten konnte, um sich die Wartezeit zu verkürzen.

Ehe sie antwortete versuchte sie nun ihre Worte mit bedacht zu wählen und beobachtete Riario so unauffällig wie möglich. Er hatte etwas längere dunkelbraune Haare, seine tiefschwarzen Augen wirkten in diesem Moment kühl und distanziert und dennoch faszinierte die Klarheit in ihnen, die junge Hexe.

„Weißt du...meine Eltern...", sie zögerte, da sie nicht wusste, wie Riario - als Slytherin- auf ihre Abstammung reagieren würde, „...sind Muggel", sprach sie daher vorsichtig weiter und wartete wenige Sekunden bevor sie fortfuhr.

„Ich habe...von Kindesbeinen an erfahren müssen, wie sehr sie Magie und alles was damit zu tun hat verachten...nein hassen. Als die Schwester meiner Mutter, welche Mom über alles hasste, weil meine Tante eine Hexe war - Lily Potter- starb, mussten sie sich auch um Harry kümmern. Glaube mir, Harry hatte eine schreckliche Zeit bei ihnen. Na ja, als ich zehn war bemerkte ich dann das erste Mal, dass ich Dinge tun konnte, die andere nicht können, wenn ich besonders wütend oder Traurig war und ich wusste sofort, dass ich wie Harry ein Zauberer, eine Hexe sein musste. Ich bekam Angst vor der Reaktion meiner Eltern, Angst davor, dass sie mich hassen würden, genau wie Harry oder Tante Lily. Dumbledore meinte, diese Angst hätte sich so sehr in meinen Gedanken manifestiert, dass sich meine Magie in das Innerste meiner Seele zurückgezogen hat. Aus diesem Grund, glaubt er, haben die Eulen mich an meinem elften Geburtstag nicht finden können, sodass ich meinen Brief nie erhalten habe.

Ich zog mich immer mehr zurück. Aber in den letzten Wochen wurde mir die ständige Anstrengung meine wahre Natur zu verbergen einfach zu viel und in einer Auseinandersetzung, mit eine einfach nur strohdummen Bruder, sei wohl eine Spur meiner Magie wieder zum Vorschein gekommen, sodass die Eulen mich jetzt 4 Jahre später finden konnten.

Aber als der Brief kam, ist genau das passiert, was ich immer befürchtet hatte...meine Eltern haben mich zu Hause eingesperrt und hatten sich geschworen mich niemals dort hingehen zu lassen. Sie waren am Boden zerstört, dass ich auch "so eine Missgeburt" bin. Dumbledore und Harry haben mich heute "befreit" und deshalb bin ich schon hier. Ich werde wohl auch nicht mehr nach Hause können, wie mein Cousin auch", erklärte Greta so sachlich wie möglich die Umstände ihres verspäteten Schulbeginns, fixierte mit traurigen Augen Riarios Blick und schaffte es dennoch dem unglaublich sachlich und distanziert wirkenden Zauberer ein flüchtiges, aber ehrlich gemeintes Lächeln zu schenken.
 

„Um auf die Frage mit meinem Zauberstab zurückzukommen. Dumbledore meint er würde sich darum kümmern, dass mich noch heute jemand in die Winkelgasse begleitet, damit ich morgen alles habe. Wie es mit meiner "Nachhilfe" weitergeht, um alles was ich versäumt habe nachzuholen, weiß ich noch nicht", fügte die blonde Hexe schulterzuckend hinzu und schaute nun wieder neugierig auf das Schachbrett ohne dabei den skeptischen Blick des Zauberers vor ihr zu bemerken.

„Die Dame! Wenn du sie mit dem rechten Bauer lockst und sie MUSS darauf reagieren, sonst ist der König im Schach, kannst du sie mit dem Springer schlagen!", erwähnte sie nun beiläufig, um das ihr, doch ein wenig unangenehme Thema, zu wechseln.
 

Seufzend hob Riario die Augenbraue und folgte ihrem Blick auf sein Spielbrett. Dieses Mädchen hatte entweder wirklich Langeweile, das sie gerade ihn als Opfer auserkoren hatte; oder aber sie wollte aus irgendeinem Grund, tatsächlich einen guten Draht zu ihm aufbauen.

Vielleicht aber gab es eine andere Erklärung, warum sie sich ihm gegenüber, mit dem Einblick in ihre Lebensgeschichte, erklärte. Das sie in kürzester Zeit aber Vertrauen in dem, ihr doch eigentlich Fremden setzte, nahm Riario mal nicht an. Schließlich war es höchst unwahrscheinlich, dass jemand so unvorsichtig und vertrauensselig sein konnte.
 

Womöglich war ihr seine Wortwahl „Spätzünderin“ doch näher gegangen, als er es beabsichtigt hatte. Nun was Harry Potters Vergangenheit betraf, war diese in der Zaubererwelt wohl kaum ein Geheimes. Allerdings hatte Riario auch nicht vor, die Geschichte der jungen Hexe hier irgendwem weiterzuerzählen. Erstens war es gar nicht seine Art unnötigen Klatsch und Tratsch zu verbreiten und zweitens besaß er einfach so viel anstand, solche Dinge nicht einfach herauszuposaunen, wie es andere vielleicht tun würden.
 

Mit der Information, dass sie eigentlich von Muggeln abstammte, wusste er noch nicht so recht umzugehen. Immerhin konnte niemand etwas für seine Herkunft. Es klang sogar mehr als logisch, dass sie aus Furcht ihre eigenen magischen Kräfte verborgen gehalten hatte. Und auch wenn sie es bei ihm nach Außen hin nicht ablesen konnte, verstand er den Schmerz von den eigenen Eltern, wegen dem was einem inne wohnte, verabscheut, sogar verwiesen zu werden.
 

Bei ihm spielte allerdings der eigene Großvater mehr diese Rolle und dazu andere Begebenheiten, die seine Blutlinie als unrein definierten.

Eine innere, disziplinierende Stimme, riet ihm sogar Abstand zu der muggelgeborene zu suchen. Ja, man würde ihm sogar nahe liegen, dass selbst ein Halbblut, wie er, einem „Schlammblut“ wie ihr, aus dem Weg gehen sollte.

Seine Mutter wiederum hatte ihn nicht so erzogen, zum Leidwesen seines Großvaters.
 

„Mein aufrichtiges Beileid, für diese unschönen Ereignisse“, erwiderte er dünn.

„Ich bin sicher, du wirst ein neues Zuhause finden, mit Personen die deine Existenz und deine Begabung mehr zu schätzen wissen", fügte er belanglos hinzu. Eigentlich lagen ihm solche Situationen überhaupt nicht. Jemanden Anteilnahme zu schenken, oder emotional Trost zu spenden, waren Dinge denen er meist aus dem Weg ging, weil er einfach nicht damit umgehen konnte geschweige denn solche Dinge als hilfreich erachtete.
 

Ihr Lächeln allerdings war ihm genauso wenig entgangen. Es kam jedoch keine Erwiderung. Ein Grund warum Greta wohl mit ansah, als er auf ihren erkennenden strategischen Zug; nach einem minimalen Anheben seines rechten Mundwinkels; nun begann die Figuren in eine separate Schatulle zu verstauen.

„Das ist richtig. Ein Gutes Auge. Vielleicht besteht noch Hoffnung zu einer Schachmeisterin" meinte er, wobei man es auch sarkastisch verstehen konnte. Schon war auch das Spielbrett zugeklappt und mit einem flüchtigen Blick, sah er zu der schönen Blondhaarigen herab. „Wenn du mich nun entschuldigst, ich habe noch wichtigeres zu tun. Viel Erfolg, bei der Suche nach einem Zauberstab", verabschiedete er sich nun von Greta. Er hatte keinerlei Ambitionen noch länger zu verweilen, falls sie nicht doch noch zu einem weiteren Wasserfall anlegte.
 

„Mr. Sinclair. Warten sie einen Moment“, ertönte im selben Moment die Stimme von Professor McGonagall durch die große Halle, während sie mit schnellen Schritten zu den beiden Schülern hinüber eilte.

„Miss Dursley, entschuldigen sie das sie warten mussten. Ich bin Professor McGonagall. Professor Dumbledore hat mich bereits darum ersucht, ihnen mitzuteilen, sie mögen sich gleich auf den Weg in die Winkelgasse aufmachen! Und sie…“,ihre strengen Augen wichen zu dem Slytherin. „…werden sie dort hin begleiten. Als erfahrener Schüler sollte es kein Problem sein, Miss Dursley bei ihren Einkäufen für den Unterricht zu unterstützen. Sehen sie es einfach als eine Art Aufgabe!" Rio hob die Braue.

„Inwiefern soll es meine Aufgabe sein, Potters Cousine zu überwachen? Warum sollte ich dieser Bitte nachkommen?" entkam es Rio monoton, doch in seinen Augen konnte man – wenn man genau hinsah- das Missfallen bezüglich dieser neuesten Idee des Schulleiters erkennen.
 

„Weil es eine Anweisung von unserem Schulleiter ist, der noch andere Dinge zu regeln hat und er der Meinung ist, sie könnten ein wenig frische Luft vertragen bevor es morgen wieder mit dem Unterricht los geht!", erklärte Minerva und schaute Rio mit mahnendem Blick an.
 

Greta beobachtete die Situation vollkommen überrascht. ER sollte SIE begleiten? Mittlerweile fragte sie sich wirklich warum sie diesem völlig emotionslosen Eisklotz ihre Geschichte erzählt hatte. Womöglich lag es einfach daran, dass sie sich von seinen sachlichen Bemerkungen, bezüglich ihrer bisherigen Kenntnisse in der magischen Welt, doch mehr angegriffen gefühlt hatte, als er es eventuell beabsichtigt hatte.
 

Für Greta war dieser Tag, der wichtigste Tag in ihrem bisherigen Leben. Sie war einfach nur unendlich glücklich und niemand war da mit dem sie dieses Gefühl teilen konnte. Dieser Umstand schien ihr Urteilsvermögen ein wenig getrübt zu haben.

Dennoch eines hatte sie sicherlich nicht übersehen. Sie hatte ihm mit ihrem Hinweis auf einen möglichen Schachzug, wohl doch ein wenig imponiert und ihn damit beinahe dazu gebracht ein wenig zu Lächeln.
 

Doch gerade die Tatsache, dass er es so schnell er konnte wieder unterdrückt hatte, bestätigte die junge Hexe in ihrer Einschätzung, das Riario Sinclair, nur selten irgendwelche Emotionen zeigte oder womöglich überhaupt empfand.

Und nun sollte sie mit diesem abgeklärten Slytherin, der Winkelgasse ihren ersten Besuch abstatten? Warum würde ein weiterer Schritt in ihrem neuen Leben, welchen sie sich so sehnsüchtig herbeigewünscht hatte so in einen Spiesrutenlauf verwandelt? Konnte sie den niemand begleiten, der ihre Freude verstand und ihr die Möglichkeit geben würde, diese auch auszuleben? Harry hatte ihr so viele Geschichten über die Winkelgasse erzählt, dass sie gar nicht abwarten konnte alles selbst zu erkunden.
 

Seufzend blickte sie zu Riario, der wohl noch immer mit der Professorin diskutierte. Sie sah sofort, dass er von dieser Idee absolut nicht begeistert war und aus diesem Grund tausende sachliche Argumente darlegte, um dies so logisch wie möglich zu begründen, dennoch schaffte er es nicht sein Missfallen völlig zu verbergen. In seinen Augen erkannte Greta wie unwohl er sich mit dem Gedanken daran, sie begleiten zu müssen fühlte. Es war kaum erkennbar und nur wenn man ihn genau beobachtete war dieses Funkeln in seinen Seelenspiegeln. Für jeden der nicht genauer hinsah waren sie immer noch völlig klar und gleichzeitig ebenso nichts sagend wie bei ihrer Unterhaltung von vor wenigen Minuten
 

Wenigstens in dieser Hinsicht waren sich die beiden Heranwachsenden wohl einig - ausgerechnet er musste mit ihr shoppen gehen? Einkaufen gehörte doch ohnehin an die oberste Stelle von den Dingen, die er am meisten verabscheute.

„Sie sollten wissen, dass ich nicht für -Professor- Dumbledores Witze zu begeistern bin", entgegnete er nun der älteren Frau mit eisiger Tonlage.
 

„Das war auch nicht als solcher zu verstehen" ,seufzte Minerva mit einem Ausdruck des Mitgefühls zu der jungen Dursley. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, warf Rio erneut etwas ein.

„Dann will ich darauf hinweißen, etwas frische Luft, könnte ich auch auf dem Schulhof bekommen!“, wies er nüchtern auf diesen Umstand hin, während er sich innerlich fragt ob diese Aussage am Ende nicht doch etwas zu plump gewesen war

„Aber ich verstehe durchaus den Hinweis und möchte anmerken, es gibt bestimmt eine geeignetere Gesellschaft für die junge Dame, als meine Person", erklärte er anschließend.

Riario war durchaus klar, dass Greta ihre Euphorie nicht in Grenzen halten würde. Schon aus ihrer Erzählung hatte man ihren Wunsch vernommen; die Zauberei, die doch fast wie ein sehnlichster Traum erscheinen musste, mit allem was dazu gehörte kennen zu lernen und zu erforschen. Und nun sollte sie diesen Traum gleich zu Beginn mit jemandem verwirklichen, der alles andere als ein Sonnenschein war und mit einer solchen Euphorie absolut nichts anfangen konnte?
 

„Sein sie versichert, ihre Anmerkung ist zur Kenntnis genommen. Aber denken sie wahrlich, wir würden sie denn ganzen Tag in der Schule herum geistern lassen? Nein, sagen sie nichts. Keine weitere Diskussion, Mr. Sinclair. Es ist mehr als unhöfflich Miss Dursley gegenüber. Sie begleiten sie in die Winkelgasse und bringen sie ebenso nach ihren Erledigungen heil zurück", erklärte die Professorin nun energisch und ließ dem jungen Slytherin nun keine Möglichkeit mehr weiter mit ihr zu diskutieren. Ein tiefes Murren entkam Rio, während die Spitzhutträgerin sich nun der Jüngeren zuwandte, welche die ganze Situation schweigend verfolgt hatte.
 

Mit traurigen Augen beobachtete Greta die Unterhaltung. Warum? Warum musste dieser gefühlskalte Typ ihr diesen Tag so versauen? Es fehlte wirklich nicht mehr viel und die junge Hexe würde entweder vollkommen ausflippen und diesem Eisklotz gehörig die Meinung sagen oder sie würde wirklich noch anfangen hier und jetzt loszuheulen, denn sie wusste nicht, ob sie gerade unendlich enttäuscht war, dass er sie begleiten würde oder unendlich wütend darüber war, dass er so wenig Gefühl aufbrachte, um seinen nun immer deutlicheres Missfallen wenigstens ein kleines bisschen zu verbergen.

//Nein! Du wirst dir diesen Tag davon nicht kaputt machen lassen!//, ermutigte sie sich selbst. Doch die junge Hexe spürte, wie ihr Innerstes nach und nach ins Wanken geriet
 

Wie in einem schlecht synchronisierten Film, nahm sie Riarios Worte wahr: „... es gibt bestimmt eine geeignetere Begleitperson für die junge Dame, als meine Person!"

//Oh ja, bitte!//, schoss es ihr durch den Kopf. Auch wenn Riario sie auf eine Art - mit seiner Intelligenz, seiner Klarheit... und diesen tief dunklen Augen - faszinierte. So würde diese Shoppingtour - ihre Erste in der Winkelgasse- mit ihm zu einem freudlosen und vor allem Schweigsamen Desaster werden.
 

Als sich nun doch erste stille Tränen über Gretas Wangen stahlen, riss die Professorin die blonde Hexe aus ihren Gedanken. Schnell wischte sich Greta die Tränen aus dem Gesicht und hoffte, dass vor allem Riario dies nicht bemerkt hatte.

„Keine Sorge, er mag zwar eine karge Gesellschaft sein, aber auf ihn ist Verlass. Er wird sie nicht einfach beim nächsten Straßenrand stehen lassen. Und wenn doch, wissen wir es sofort", murmelte die Hauslehrerin Gryffindor der jungen Hexe aufmunternd zu, ehe sie ihre Hand kurz auf Gretas Schulter legte und noch einmal mahnend zu dem Dunkelhaarigen blickte.
 

Was anderes hatte Greta, trotz allem auch nicht erwartet. Aber dennoch befürchtete sie, dass dieser Tag anders sein würde, als sie sich ihn erhofft hatte. Als die Spitzhutträgerin verschwunden war, deutete ihr Riario in der Halle auf ihn zu warten. Doch kaum war Rio verschwunden, machte auch Greta sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, sich für einen Ausflug in die Winkelgasse ein wenig frisch zu machen. Nachdem sie allen Mut zusammengenommen hatte und durch die großen Türen der Halle getreten war, hatte sie sich schlussendlich ein Herz gefasst und den Hausmeister, der vor den Hallentüren den Boden fegte, nach dem weg zur nächsten Mädchentoilette gefragt und sofort dorthin geeilt um vor Riario wieder in der Großen Halle zu sein.
 

Seufzend krümmte Greta in ihrer kleinen Tasche, die sie aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte. Als erstes zog sie ihre zweite Garnitur Kleidung, welche sie auf die schnelle am späten Vormittag eingepackt hatte heraus. Wenige Minuten später, war aus ihrer Jeans ein rosafarbener Rock geworden. Dazu trug sie nun ein geblümtes Oberteil und rosa Schuhe. Auch eine kleine Handtasche hatte sie instinktiv eingepackt. Nun griff Greta nach ihrem großen Kamm, welchen ihr Harry vor zwei Jahren aus Hogsmeade mitgebracht und zum Geburtstag geschenkt hatte.
 

Damit war es ein Kinderspiel ihre Blonden Locken zu kämmen und in fließende Wellen zu verwandeln. Schnell fuhr sie sich damit ein paar Mal durch die Haare,flocht einige Strähnen zu einem Kranz zusammen und eilte schließlich zurück in die große Halle, ehe sie wieder in ihrer Tasche herumwühlte und die Schatulle herausnahm, in der Professor Dumbledore ihr vor ein paar Tagen den Brief und einen Schokofrosch zugesandt hatte. Sie öffnete die Truhe und nahm nun den kleinen goldenen Schlüssel heraus, der zu einem Verlies in der Zaubererbank gehörte. Dabei lag ein Zettel, den sie nun noch einmal las:
 

Hallo Greta!

Ich habe dir einen Teil des Geldes, das meine Eltern mir hinterlassen haben, in einem eigenen Verlies, welches auf deinen Namen eröffnet wurde, angelegt. Mach dir darum bitte keine Gedanken du bist die einzige Familie die ich noch habe! Und ich helfe dir gerne wo ich kann.

Liebe Grüße Harry.
 

//Danke//, dachte Greta und wünschte sich mit Harry heute durch die Winkelgasse schlendern zu können, als auch schon Riario zurückkehrte.
 

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Einige Zeit später befanden sich Riario und Greta schließlich auf dem Schulgelände. Es schien ihm, als habe Greta seine Anweisung in der Halle auf ihn zu warten nur begrenzt beherzigt. Allerdings konnte es ihm vollkommen egal sein, schließlich war sie bei seiner Rückkehr wieder dort aufzufinden gewesen. Er selbst hatte in der Zwischenzeit seine Sachen in den Schafraum der Slytherins gebracht und die Schuluniform gegen seine eigene Kleidung getauscht.

Hatte Minerva noch mit der Jüngeren bezüglich ihrer Finanziermöglichkeiten gesprochen? Immerhin würde Greta wohl von ihren Eltern kaum etwas erhalten. Ob Harry ihr aushalf? Das würde einen Besuch bei Gringotts bedeuten.
 

„Wir müssen da lang! Solange wir uns innerhalb der Appariergrenzen des Schlosses befinden, kommen wir hier nicht weg!“, erklärte er knapp, ehe er sie anhielt sich ein wenig zu beeilen, sodass sie die Grenzen in denen der Zauber, der das apparieren in und um Hogwarts verhinderte, schon nach kurzer Zeit hinter sich gelassen hatten.
 

„Wir werden jetzt apparieren" ,ließ er sie wissen, nachdem sie beide hinter die Grenze getreten waren. Noch ehe sie etwas erwidern konnte, legte er den Arm um sie - eine Nähe die er nicht gerade bevorzugte - und in der nächsten Sekunde tauchten sie mitten auf der belebten Winkelgasse auf. Dass ihr dieser unbekannte "Flug" allerdings auf den Magen schlagen konnte, hatte der Herr in diesem Moment nicht mehr bedacht.
 

Etwas benommen schloss Greta die Augen. Sie spürte ein leicht flaues Gefühl in ihrer Magengegend und als ihr zunehmend Schwindlig wurde, griff sie instinktiv nach Riarios Arm, den er noch immer um sie gelegt hatte. Die Wärme, die von Riario ausging und ihr in diesem Moment die nötige Bodenhaftung verlieh, passte so gar nicht zu der kalten und gleichgültigen Art des Slytherins. Dennoch war sie gerade froh diesen Halt zu haben, auch wenn diese Nähe zu ihm, für sie - und sie war sich sicher, dies beruhte auf absolute Gegenseitigkeit- eher unangebracht schien.
 

Als Greta sich langsam wieder fing und ihre Augen öffnete, blieb ihr Blick unvermeidlich in Riarios tiefschwarzen Iriden hängen.

„Wir sind...dann...wohl da!", stellte sie unnötigerweise - wie sie wusste- fest, um diese merkwürdige Situation zu unterbrechen und trat noch ein wenig verwirrt einige Schritte zurück, ohne ihre tiefgrünen Seelenspiegel von seinem Blick zu lösen…tbc



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