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Ahnungslose Augenblicke

von

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Zufälle

„Was für ein Fall“, murmelte Pierce, als er auf den Parkplatz vor dem Büro einfuhr. „Hättest du im letzten Jahr gedacht, dass es so weiter geht?“

„Du kennst meine Meinung“, entgegnete Fries ruhig. „Ich hab den Jungen schon damals nicht für schuldig gehalten und hätte der Staatsanwalt nicht so schnell verhandeln wollen…“

„Du weißt ganz genau, dass die Beweise gegen Connor standen und dass der Staatsanwalt nicht hätte ewig warten dürfen.“

„Beweise können fingiert sein. Wir hatten zu wenig Zeit, um…“

„Jetzt hör aber mal auf“, raunte Pierce. „Ich weiß, es passt dir nicht, dass der Junge verurteilt wurde. Ich glaube ja auch nicht daran, dass er es gewesen ist, aber der Fall ist abgeschlossen, Ende. Jetzt geht es darum, dass wir herausfinden, ob Connor Selbstmord beging oder nicht.“

Fries stieg aus dem bereits geparkten Wagen aus und zog ihr Handy heraus.

„Neuigkeiten?“, wollte Pierce wissen.

Die Agentin strich mit dem Finger über das Display und rief eine E-Mail auf. „Weston wird in diesem Augenblick notoperiert. Zwei Agenten sind zur Sicherheit im Krankenhaus geblieben. Sie werden auch nachher vor seinem Zimmer wache halten. Nur für den Fall, dass der Angreifer doch nicht Connor war.“

„Gut“, nickte Pierce. „Wissen wir was Weston gestern Abend gemacht hat?“

„Und ob“, gab Fries von sich und ging in das Gebäude. „Gestern Abend fand eine Führung im Bereich Fotografie am College statt. Weston stieß gegen 19 Uhr zu der kleinen Gruppe bestehend aus drei Schülern und dem Bereichsleiter. Und dreimal darfst du raten, welcher Schüler ebenfalls vor Ort war.“

„Jetzt spann mich nicht auf die Folter“, entgegnete der Agent. „Chad?“

„Ganz falsch. Jodie Starling.“

„Das ist nicht dein ernst. Wenn das alles ein Zufall ist, dann bin ich der Weihnachtsmann.“

„Ein Bart steht dir nicht“, konterte die Agentin und wurde im nächsten Augenblick wieder ernst. „Unsere Kollegen haben bereits mit dem Bereichsleiter gesprochen. Die Schüler wurden ausgelost. Vielleicht hatte die kleine Starling wirklich nur Glück gehabt.“

„Selbst wenn, das riecht nach mehr. Überleg doch mal, zuerst erhält Connor Freigang und verschwindet. Gleichzeitig darf Jodie an einer Führung teilnehmen bei der auch Weston anwesend ist. Danach wird Weston überfallen und wir finden Connor Tod auf.“

„Glaubst du Weston hat Connor aus Rache ermordet und benutzt Starling als Alibi?“

„Möglich. Wissen wir, wann Starling die Führung verlassen hat?“

„Der Bereichsleiter gab an, dass es nicht einmal 21 Uhr gewesen sei, als sie draußen frische Luft schnappen wollte. Weston eilte ihr nach, da sie wohl recht blass gewesen war. Er war aber nicht lange draußen und gab an, dass Jodie nach Hause gefahren ist.“

„Du weißt ja sehr gut Bescheid“, meinte Pierce ruhig.

„Auf unsere Leute ist eben verlass. Frischfleisch zu haben, kann auch von Vorteil sein. Sie bemühen sich und versuchen alle möglichen Informationen so schnell wie möglich zusammen zu tragen.“

„Gut. Gehen wir rein, Starling müsste auch schon da sein.“ Pierce beschleunigte seine Schritte, während Agent Starling zusammen mit seiner Frau und Tochter im großen Verhörzimmer warteten. James saß ihnen gegenüber und Jodie wirkte sichtlich nervös.

„James, ist das wirklich notwendig?“, wollte Starling wissen.

„Du kennst das Protokoll“, sagte der Gefragte. „Daran lässt sich nichts ändern.“

Starling seufzte als die Tür aufging. „Bitte entschuldigen Sie die Verspätung.“ Die beiden Agenten setzten sich auf die Seite von James Black. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“

„Stimmt es, dass Connor tot ist?“, wollte Jodie sofort wissen.

Fries nickte. „Leider ja.“

„Was ist passiert?“, fragte Starling.

Pierce räusperte sich. „Ich denke, wir sollten lieber andersherum anfangen.“ Er sah zu Jodie. „Jodie, bitte erzähl uns von deinem gestrigen Tag.“

Das Mädchen sah zu ihrem Vater, er nickte. „Ich war ganz normal in der Schule. Zu Hause war ich dann um 15 Uhr und habe mit meiner Mutter gegessen. Danach habe ich an einer Führung im Fachbereich Fotografie teilgenommen. Hierfür hat mich mein Vater gegen 18 Uhr am Eingang des Colleges abgesetzt. Bei der Führung waren zwei Klassenkameraden von mir dabei und Mr. Weston, er kam allerdings etwas später. Er hat alles organisiert. Gegen halb neun bin ich nach draußen gegangen um frische Luft zu schnappen. Dort habe ich mich kurz mit Mr. Weston unterhalten. Danach bin ich nach Hause gefahren. Ich kam nach neun an und bin direkt nach oben in mein Zimmer. Heute Morgen hat mir Dad dann von Connor erzählt.“

„Dein Vater hat dich auch abgeholt?“

Jodie errötete. „Nein…ich hab dort…einen Freund getroffen…er hat mich nach Hause gebracht.“

„Shuichi Akai“, entgegnete Starling. „Sie können ihn gerne befragen, ich gebe Ihnen die Telefonnummer oder Adresse.“

Pierce nickte. „Mrs. Starling, Mr. Starling, könnten Sie jetzt bitte Ihren Tag gestern beschreiben?“

„Ich war arbeiten“, fing der Agent an. „Wie mehrere Agenten bezeugen können, war ich von 8 bis 16 Uhr im Büro. Danach bin ich nach Hause gefahren, damit ich Jodie rechtzeitig zur Veranstaltung fahren kann. Nachdem ich sie abgesetzt habe, bin direkt nach Hause gefahren. Dort kam ich ungefähr um 18:30 Uhr an. Den restlichen Abend verbrachten wir vor dem Fernseher. Kurz nachdem Jodie nach Hause kam, wurden wir über das Verschwinden von Connor informiert.“

„Ja, das stimmt“, fing Angela an. „Nachdem Jodie in der Schule war, bin ich auch zur Arbeit gefahren. Da ich halbtags arbeite, kam ich gegen 14 Uhr nach Hause und bereitete das Essen vor. Danach habe ich das Haus nicht mehr verlassen.“

Pierce machte sich Notizen. „Wie lange kennen Sie diesen Shuichi Akai?“

„Seit einigen Wochen“, antwortete Starling. „Seine Familie ist in das Haus der Westons gezogen. Der jüngste Sohn der Familie, Shukichi, geht auf die gleiche Schule wie Jodie. Sie sind befreundet. Shuichi hilft Jodie bei den Bewerbungen für die Universität. Er selbst studiert hier bereits.“

„Und er ist Jodies Freund?“

Jodie wurde rot.

„Glauben Sie, dass er oder einer von uns etwas mit Connors Tod zu tun hat?“, wollte Starling wissen.

„Sie kennen das doch. Wir müssen alle Optionen und Möglichkeiten durchgehen.“

Agent Starling beugte sich nach vorne. „Glauben Sie mir, Pierce, wir haben allen Grund den Jungen zu hassen, aber wir haben ihn nicht ermordet. Wir wussten nicht einmal, dass er gestern Freigang hatte.“

„Wieso wurden wir eigentlich nicht informiert? Jodie ist doch auch ein Opfer von ihm“, kam es sofort von Angela.

„Nun“, begann Fries. „es ist so, dass bei einem beantragten Freigang das Opfer und seine Familie informiert werden. Die Entführung haben wir mehr oder minder unter der Hand verhandelt, sodass Connor nur wegen dem Mord an Amber vor Gericht stand. Deswegen wurden auch nur die Westons informiert. Jodie, als du bei der Führung gewesen bist, hast du irgendwas Merkwürdiges an Mr. Weston bemerkt?“

Jodie überlegte. „Etwas Merkwürdiges?“, murmelte sie. „Ich glaube nicht, aber ich kenn ihn ja auch nicht wirklich. Er war Ambers Vater, aber nie zu Hause und die Eltern lebten getrennt. Er wirkte aber nicht nervös.“

„Von welchem Todeszeitpunkt sprechen wir eigentlich?“, fragte Starling nach.

„Der Gerichtsmediziner schätzt ihn zwischen 22 und 4 Uhr.“

„Dann sollte klar sein, dass wir nichts damit zu tun haben“, sagte der Agent. „Nachdem wir über das Verschwinden von Connor informiert wurden, wurde unser Haus von zwei Agenten beobachtet. Ich denke, die hätten mitbekommen, wenn wir das Haus verlassen hätten.“

„Möglich, aber wenn man will, kann man einen Weg finden. Sie als FBI Agent kennen da sicher einige Methoden.“ Pierce schlug sein Notizheft zu. „Hören Sie, Sie stehen nicht unter Anklage. Wir müssen uns trotzdem alles Offen halten und dazu ist es notwendig zu wissen, was Sie gestern getan haben. Momentan häufen sich die Zufälle…“

„Was meinen Sie jetzt damit?“, wollte Starling wissen.

„Zählen Sie doch die Fakten auf: Connor hat Freigang und verschwindet. Am gleichen Abend findet am College eine Veranstaltung statt bei der sowohl Ihre Tochter als auch Mr. Weston anwesend sind. In das ehemalige Haus der Westons zieht eine neue Familie ein und Ihre Tochter freundet sich mit beiden Söhnen an.“

„Ich verstehe was Sie meinen“, murmelte der Agent. „Warum wurde er erst heute Morgen gefunden?“ Pierce sah zu dem nickenden James. „Mr. Riemer gibt an, dass Connor gestern Abend nicht zurück nach Hause kam. Allerdings konnten wir auch keine Einbruchsspuren finden. Möglich, dass irgendwo ein Ersatzschlüssel versteckt gewesen ist, aber wie dem auch sei, Fakt ist, dass Connor irgendwie in das Haus kam.“

„Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie uns verschweigen.“

Pierce runzelte die Stirn.

„Sagen Sie es ihm“, kam es von James.

„Wir haben Schlaftabletten neben Connors Leiche gefunden. Der Bericht aus der Gerichtsmedizin liegt noch nicht vor. Es sieht alles nach einem Selbstmord aus. Außerdem…wurde Mr. Weston im Verlauf des gestrigen Abends überfallen. Er liegt mit einer Stichverletzung im Bein im Krankenhaus.“

„Sie glauben, dass es Connor war?“

„Ehe er das Bewusstsein komplett verloren hat, nannte er diesen Namen.“

„Haben Sie Weston schon befragt?“, wollte Starling wissen.

„Noch nicht. Aber wir fahren gleich hin.“

„Ich komme mit.“

„Das halte ich für keine gute Idee“, entgegnete James.
 

Pierce stand vor dem Krankenzimmer des Fotografen. „Irgendwelche unvorhergesehenen Ereignisse?“, wollte er von dem Agenten vor der Tür wissen.

„Nein, Sir. Alles ruhig.“

„Danke. Machen Sie ruhig Pause.“ Pierce ging in das Krankenzimmer und sah sich um.

„Mr. Weston“, fing Fries an. „Wir sind froh, dass Sie die Operation gut überstanden haben und sich in der Lage fühlen mit uns zu sprechen.“

Tom nickte. „Was kann ich für Sie tun?“, wollte er leise wissen.

Pierce zog sein Notizheft heraus. „Mr. Weston, bitte erzählen Sie uns was gestern Abend passiert ist. Fangen wir doch am besten mit der Führung im Fachbereich Fotografie an.“

„Wie Sie wahrscheinlich wissen, wurde ich zu einer Informations-Veranstaltung an Ambers ehemaliger Schule eingeladen. Es ging darum, den Schülern von meinem Beruf zu erzählen. Um es etwas spannender und interaktiver zu gestalten, konnte ich den Bereichsleiter der Fotografie überzeugen drei Schülern eine Führung zu gewähren. Wir haben die Schüler ausgelost und uns am Freitag mit Ihnen getroffen. Gegen 17 Uhr hatte ich noch etwas zu tun und war in meinen Büroräumen im College. Um etwa 19 Uhr bin ich dann zu der Führung dazu gestoßen“, antwortete er. „Gegen halb neun ist Jodie Starling nach draußen gegangen. Sie war eine…Freundin von Amber. Weil es ihr nicht gut ging, bin ich ihr nach draußen gefolgt. Ich schlug ihr vor, dass ich sie nach Hause fahre. Nachdem das mit Amber passiert ist, machte ich mir um sie Sorgen, aber sie wurde bereits von einem fremden Jungen abgeholt.“

„Danach sind Sie wieder zurück gegangen?“

„Ja, aber die Führung dauerte nicht mehr lange. Als sie vorbei war, bin ich wieder in meine Räume gegangen. Es war zwar spät, aber ich wollte noch ein paar Fotos bearbeiten, damit ich einen freien Samstag habe.“ Er schluckte und sah zur Seite.

„Geht es, Mr. Weston?“, wollte Fries wissen.

„Ja…entschuldigen Sie…das ist doch etwas viel für mich“, murmelte er.

„Schon gut. Erzählen Sie uns einfach wieso es möglich ist, dass Sie noch so spät abends arbeiten können.“

„Es sind keine Schließzeiten vorgeschrieben. Wenn man länger Zeit braucht, dann wird das akzeptiert. Gegen 23 Uhr macht der Nachtwächter seine erste Runde und überprüft die Räume. Wir haben uns kurz unterhalten, danach ist er weiter und ich machte meine Arbeit. Eine halbe Stunde später, klopfte es wieder an der Tür. Ich war zwar überrascht, aber ich hab mir einfach nichts dabei gedacht. Als ich die Tür geöffnet habe, sah ich eine schwarze Gestalt. Ich wollte die Tür zuschlagen, aber er stand schon mit dem Fuß drin.“

„Haben Sie den Angreifer erkannt?“

„Ja“, entgegnete der Fotograf. „Er sagte die ganze Zeit über Ich hab Amber nicht umgebracht. Ich war es nicht. Ich wollte, das er geht und drohte, die Polizei zu rufen. Ich wusste ja, dass er für diesen Tag Freigang bekam, aber es hieß, dass er um 19 Uhr wieder zurück wäre. Für die Führung hab ich mein Handy ausgeschaltet und vergessen es wieder an zu machen. Als Connor merkte, dass ich nicht mit ihm reden wollte, stieß er mich nach hinten. Wir rangelten und dann spürte ich ein Stechen im Bein. Er sagte noch: Keiner versteht mich. Als er bemerkte, was er getan hat, lief er raus und schlug dabei die Tür zu. Ich bin vor Schmerz bewusstlos geworden. Als ich meine Augen öffnete, sah ich den Notarzt und danach bin ich hier aufgewacht.“

„Und Sie sind sich sicher, dass es Connor Riemer war?“

Tom nickte. „Ich habe mir seit damals sein Gesicht eingeprägt. Er ist es gewesen.“ Er stockte. „Oh Gott, Sie müssen sofort zu den Starling. Das Mädchen könnte in Gefahr sein. Wer weiß, was Connor vor hat.“

„Machen Sie sich darum keine Sorgen“, sprach Pierce. „Connor wird weder Ihnen noch Jodie etwas tun.“

„Sie haben ihn gefasst?“

„Wie man es nimmt. Wurde Connor bei der Rangelei verletzt?“, wollte Pierce wissen.

„Ich weiß es nicht. Ich stieß ihn weg, vielleicht hat er die ein oder andere Beule am Kopf…darum hab ich mich in dem Moment nicht gekümmert.“

„Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?“

Tom überlegte und schüttelte den Kopf. „Nein…sonst war alles wie immer. Was passiert jetzt mit Connor?“

Die Agenten schwiegen.

„Bitte…ich muss es wissen.“

„Connor ist tot.“

Weston blickte schockiert drein. „Nein…das kann doch nicht…das ist nicht fair…er muss doch für Ambers tot…das ist nicht fair…verdammte Scheiße…“



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