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The Warning!

von

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Erklärungsversuche à la Hermine

- Kapitel zwölf -


 

Hermines Beine steuerten sie, nach Malfoys Ankunft im Klassenzimmer, zielbewusst zur Tür. Die restlichen Stunden im Ministerium verbrachte sie damit, überwiegend ihre Gedanken zu dieser Kugel in der Mysteriumsabteilung gleiten zu lassen. Sie wollte wissen, wer sie dort deponiert hatte und wieso? Derweil war sie sich auch sicher, dass Unstimmigkeiten aufgefallen wären. Zwar war es nicht unüblich, wenn jemand durch die Gänge spazierte, aber man würde doch achtsamer werden, wenn sich einzelne Personen vermehrt an derselben Stelle aufhielten. Oder war das genau der Grund, weshalb man einen Horkrux dort versteckte? An einem Ort, an einer Stelle, die offensichtlich war? Denn wer dachte schon daran, dass in unmittelbarer Nähe ein Horkrux vor sich hin schlummerte? Ron erwähnte einmal, wenn man während eines Tests abschrieb, solle man es so offensichtlich wie möglich tun, weil das am wenigsten auffiel. Vielleicht dachte derjenige, der hinter all dem steckte, genauso wie Ron? 
 

Mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn, schritt sie eilig zur Tür. Je schneller sie mit Harry sprach, umso eher konnte sie einen Horkrux ausschließen. Allerdings war es Malfoy, der sich räusperte und Hermine somit regelrecht anwies, in ihrer Bewegung inne zu halten.
 

„Hey, Granger?“ 
 

Verunsichert umfasste ihre zitternde Hand die Klinke und wartete darauf, dass er seine Aussage fortführte, obwohl sie schon ungefähr abwägen konnte, was er ihr im nächsten Anlauf eines Gesprächs vorwarf. Dass sie zickig wäre oder paranoid. Dennoch blieb sie stehen und wartete, trotz der Erkenntnis, dass Malfoys Mund nicht dazu geeignet war, etwas sinnvolles beizutragen. Ihr Blick haftete unterdessen auf der Holztür, ihre Augen fixierten die Einkerbungen des Holzes, während sie schwieg. Heute waren so viele seltsame Dinge passiert. Erst diese Kugel und nun dieses bevorstehende Gespräch mit Malfoy, das alles - nur kein Spaziergang - sein könnte. Ihren Disput im Ministerium wollte sie nicht fortsetzen, der anfänglich auf aggressiver Ebene ausgefochten wurde. Als die Stimmung sich wiederum lockerte und sie einigermaßen ruhig diskutierten, begann sie das Gespräch zu genießen, da Malfoy die richtigen Fragen stellte. Sie sah ein, wenn auch widerwillig, dass er intelligent war, doch kam sie nie auf den Gedanken, wie sachlich man mit Malfoy sprechen konnte - sofern er das zuließ. Trotzdem wollte sie einer weiteren Debatte aus dem Weg gehen.
 

Sie blieb tatsächlich stehen, stellte Draco erstaunt fest, woraufhin er sich am Hinterkopf kratzend zur Seite drehte. Kurz war er geneigt, einmal auf Blaise zu hören. Gerne hätte er etwas nettes gesagt, nachdem er ihren verstörten Ausdruck in der Mysteriumsabteilung nicht vergessen konnte, aber was sollte er sagen? Wenn man Blaise einmal bräuchte, war er nicht da. Das war grundsätzlich immer so. Blaise predigte Wasser und soff Wein, obwohl er bisher keine große Hilfe war. Diesbezüglich wusste er auch seinen Fingerzeig, inwiefern er sich ändern sollte, nicht richtig zu deuten. Ob er sie einladen sollte? Um Himmels Willen, bloß nicht! Nein, das passte nicht zu Draco. Schon lange bat er kein Mädchen mehr darum, ihn nach Hogsmeade zu begleiten. Zuletzt geschah dies, als er Pansy zum Weihnachtsball im vierten Schuljahr eingeladen hatte. Das war das erste und auch letzte Mal, dass er ein Mädchen ansprach und so sollte es auch bleiben. Draco war einfach nicht mehr der Typ Mann gewesen, der Frauen ein falsches Gefühl vermitteln wollte.

 

„Ach, ist gar nicht so wichtig. Bis morgen.“ Nein, er schaffte es tatsächlich nicht, etwas nettes über die Lippen zu bringen. Das wäre nicht er, sondern eine künstliche Puppe, die sich verbog um jemandem zu gefallen - etwas, das er nicht wollte und Granger, die jenes Verhalten tadellos beherrschte, zum Vorwurf machte. Gleichzeitig holte ihn die Erinnerung an seinen Vater ein... Merlin, wie abartig sich Lucius gegenüber dem dunklen Lord verstellt hatte... Das war dieselbe Farce!
 

Nun war es Hermine, die ihren Blick loseisen und zu Malfoy zurückblicken konnte. Was war das? Wo waren die Anfeindungen, denen sich Hermine bereits ausgesetzt sah? Wo waren die Anschuldigen? Statt sich einem tobenden Malfoy entgegenzustellen, musste sie wortlos beobachten, wie er zu einem der Tische streifte, auf dessen verstaubte Oberfläche er sich niederließ. Dahingehend war ihr nie wirklich aufgefallen, wie groß Malfoy eigentlich war. Er konnte gelassen auf dem Tisch sitzen, sowie die Arme abschätzig vor der Brust verschränkten, während seine Füße bewegungslos am Boden verharrten. Ob er ähnlich wie Hermine über die Vorkommnisse im Ministerium nachdachte? Gleichwohl war sein Blick auf eines der vielen Fenster gerichtet. Ob sie ein Gespräch beginnen sollte? „Gehst du nicht zurück? Oder... oder worauf wartest du?“ Im selben Moment schlug sich Hermine in Gedanken gegen ihre Stirn. Ihr sollte es sonst wo vorbei gehen, worauf Malfoy wartete. Schließlich erwartete sie von ihm dasselbe - dass er sich aus ihren Angelegenheiten heraus hielt. 
 

Sein Blick suchte indessen den ihren und er fand ihn. Unschlüssig stand die bekümmernde Gryffindor zur Seite geneigt an der Tür und ihre Hand lag immer noch auf der Türklinke - bereit, jederzeit zu gehen, falls er die Chance nutzen und sie beleidigen würde. „Ich weiß es auch nicht so genau.“ Draco pausierte, sah nochmals zum Fenster hinaus, ehe er wieder zu Granger zurück sah. „Vielleicht warte ich auf eine Epiphanie, die mir sagt, dass du nicht ganz so verrückt bist, wie ich gerade von dir denke.“
 

Offensichtlich gab er ihr doch eine Antwort, obwohl sie keine einzige Sekunde davon ausging. Wie sehr man sich doch irren konnte, das musste auch eine Hermine Granger einsehen. Ungeachtet dessen, dass das kein Kompliment von Malfoy war, musste Hermine schmunzeln. Es klang aus seinem Mund überhaupt nicht ernst, weswegen sie auch kein Stück beleidigt war, sich gar angegriffen fühlte. „Das... Das hoffe ich auch, Malfoy. Dass ich... Dass ich einfach nur gerade verrückt bin.“ 
 

Sie waren einer Meinung? Nun lachte Draco. „Ich sollte das unbedingt im Kalender markieren.“
 

„Was genau?“ Hermine wirkte überfordert, nachdem sein unbekümmertes Lachen stetig lauter wurde. 
 

„Dass wir beide“, zuerst zeigte sein Finger auf sie, danach auf sich selbst, „uns einmal einig sind. Kommt ja nicht so oft vor, dass das der Fall ist, was? Wenn ich recht überlege, wäre das sogar Premiere.“
 

„Stimmt!“ Peinlich berührt davon, dass sie nicht sofort wusste, was genau er meinte, wollte sie sich wieder umdrehen und endlich diesen Raum hinter sich lassen. Immerhin musste sie schleunigst zum Gemeinschaftsraum eilen und mit Harry und Ron sprechen. Doch wieder hielt Malfoy sie zurück.
 

„Kann Potter noch Parsel? Sollte er die Schlangensprache nicht mehr beherrschen, ist die Kugel doch auch kein Horkrux des dunklen Lords, oder? Potters Fähigkeit, mit Schlangen zu sprechen, müsste seit dem Zeitpunkt, als der dunkle Lord das Zeitliche segnete, mit ihm untergegangen sein, oder irre ich mich?“ Intensiv dachte er, seit Granger ihre Vermutungen geäußert hatte, darüber nach und Draco kam zu keinem eindeutigen Entschluss, trotz der Informationen, die sie ihm vor wenigen Stunden lieferte. Was wusste Granger noch alles über die schwarze Magie? Was hatte Dumbledore ihnen alles offenbart? Und wieso erzählte sie ihm fast alles? Weil der Krieg überstanden war und sie keine Gefahr darin sah, wenn sie ihm Potters Heldengeschichte erzählte? 
 

Pah! Potters Heldengeschichte. Es klang so falsch in Dracos Kopf, da Granger einen bedeutenden Teil dazu beigetragen haben musste, weshalb auch sie diesen Titel verdiente - nicht Potter. Sie war das Gehirn der gesamten Operation. Potter konnte nicht einmal bis fünf zählen, wie sollte der Goldjunge es demzufolge geschafft haben, einen Plan - der auch noch funktioniert hatte - zu entwickeln? Aber wahrscheinlich würde Potter auch das, trotz mangelnder Intelligenz, schaffen - dank seines Glücks. 
 

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, entgegnete Hermine, bevor sie sich ihm zum zweiten Mal zuwandte. Wieder war sein Blick aus dem Fenster gerichtet. Malfoy schien so tief in seinen Gedanken und Überlegungen festzuhängen, dass darüber hinaus vergaß, sie zu beleidigen. Nein, es hatte viel mehr den Anschein, als wollte er tatsächlich mit ihr an diesem Problem arbeiten, das sich hoffentlich bald als Irrtum herausstellte. „Zwar sind alle Horkruxe von Voledmort erschaffen worden, doch sind sie allesamt verschieden. Als Harry den ersten Horkrux zerstörte, war er nach wie vor im Stande, mit Schlangen zu sprechen.“
 

„Logisch, Potter kann ja alles.“ Interessiert ruckte sein Kopf erneut zu ihr herum und ein komisches Gefühl beschlich ihn. Während sie so da stand und ihn nicht wie eine Kakerlake behandelte, beflügelte Draco auf eine verquerte Art und Wiese. Gleichzeitig war es ein angenehmes Gefühl, wenn man nicht als das pure Böse betrachtet wurde. Immerzu war Draco stolz darauf ein Arsch zu sein, aber in den wenigen Tagen, in denen er mit Granger gearbeitet hatte, bemerkte er, wie wertfrei sie eigentlich war. Schon immer gewesen war. Es war nur verständlich, dass sie sich ausgerechnet gegen ihn auflehnte. Immerhin gab er ihr auch nie Gründe, etwas anderes als einen Arsch in ihm zu sehen und trotzdem stand sie hier und sprach weiterhin mit ihm - ohne ihn zu verurteilen, was ihn schwer beeindruckte. Sie konnte für den Moment darüber hinwegsehen, wie gemein er immer gewesen war. 
 

„Der Horkrux in Harry wurde zerstört. Andernfalls hätte Harry Voldemort nicht besiegen können. Die Prophezeiung, die -“ Hermine unterbrach sich selbst. Wenn sie ihre Erklärungen fortführen würde, kämen sie früher oder später auf Lucius zu sprechen. Ob Malfoy das wollte? Nun, das bezweifelte Hermine.
 

„Die Lucius hat fallen lassen?“, half er ihr nach. Konzentriert und offensiv behielt er Granger genau im Auge. Auch ihr war es aufgefallen und wieder beeindruckte sie ihn. Granger nahm Rücksicht auf ihn, obwohl sie ein Dutzend Gründe hätte dies nicht zu tun. Draco hätte zumindest keine Rücksicht genommen. „Davon wolltest du sprechen, oder?“ Erwartungsvoll sah er sie an. „Mach dir über meine Gefühle, um die du dich scheinbar sorgst, keine Gedanken. Es stört mich nicht im Geringsten“, stellte er trocken und gravitätisch klar. 
 

„Ähm, nun ja, diese Prophezeiung meine ich.“ Das Gespräch und die weitere Entwicklung dessen störte ihn nicht? Das konnte unmöglich sein. Lucius wurde daraufhin nach Askaban überführt und es hatte Monate gedauert, bis Voldemort - der Malfoys Vater für sein Versagen in der Mysteriumsabteilung büßen lassen wollte - seine Befreiungsaktion vollzog. Dies sollte ihm zeigen, wie allgegenwärtig und mächtig Voldemort war. Dennoch zog Lucius' Befreiung größere Wellen nach sich, indem die Zeitungen vollgeschrieben waren. Dass Draco Malfoy sich dagegen herausreden und Hermine weismachen wollte, wie gut es ihm ging, konnte sie ebenfalls nicht glauben. Schließlich sah sie ihn und Narzissa, bevor das sechste Schuljahr anfing, wie sie zu Borgin und Burke gingen. Ja, dort konnte Hermine eindeutig erkennen, wie sehr ihn die Umstände mitgenommen hatten. „Aber du bist kein Grabstein, Malfoy. Es kann dir doch nicht egal sein, wenn -“
 

„Ist es!“, fiel er ihr unsanft ins Wort. Draco stieß sich vom Tisch ab und wanderte auf Hermine zu. „Will es nicht in deinen Kopf oder kann es nicht in deinen Kopf, weil du nicht akzeptieren kannst, dass du dich irrst und es mir tatsächlich egal ist, was mit Lucius war?“ Dank seines Umhangs, der seinen ganzen Körper umhüllte, konnte sie nicht sehen, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. 
 

„Aber wenn es dir so egal wäre, würdest du nicht plötzlich so wütend werden.“ Hermine stellte sich ihm tapfer in den Weg. Schluss mit ihrer Angst. Merlin, sie stand Bellatrix und Voldemort gegenüber, da konnte Malfoy ihr doch keine Angst machen, richtig? 
 

„Wirklich clever, Granger. Aber ich habe auch nie behauptet, dass ich aus Stein bin. Nur was mit Lucius war, lässt mich mittlerweile kalt.“
 

„Also war es dir nicht immer egal? Es hat dich schon getroffen, oder?“, bemerkte Hermine andächtig. 
 

Seine Fäuste entkrampften sich, welche er abschließend in die Hüften stemmte. Seinen Kopf neigte er zur Seite und sog scharf die Luft, die ihn umgab, ein. „Nein, Sonnenschein, es war mir nicht egal. Tatsächlich ging mir das alles an die Nieren, aber dem ist nicht mehr so. Beruhigt dich das?“
 

„Ja“, gab Hermine zu. „Es zeigt zumindest, dass du wirklich nicht aus Stein bist und Gefühle hast, was nur allzu verständlich ist. Auch wenn du sie jetzt nicht mehr zeigst.“
 

Wieder erschien ein kurzes, aber eindeutiges Lächeln auf Dracos Zügen. „Freut mich, wenn es dir dadurch besser geht und weiter? Was ist mit dieser Prophezeiung von unserem Lieblingshelden?“ Das es auch immer um Potter gehen musste, war schon arg lästig, aber wenn er ehrlich war, würde er auch nicht mit Potter tauschen wollen. Immerhin konnte er sich gut daran erinnern, wie übel Potter am Ende des fünften Schuljahres vom Tagespropheten auseinander genommen wurde. Ebenso die dunklen Erinnerungen, welche Lügen Rita Kimmkorn über Granger in ihrem vierten Schuljahr verbreitet hatte. Tja, auch sie kannte die Machenschaften der Medien und war mit diesem Metier vertraut. 
 

„Die Prophezeiung sagte laut Harry“, betonte Hermine, da sie seine sarkastische Frage durchaus heraushören konnte, „dass keiner von beiden leben kann, während der andere überlebt.“
 

„Wie originell“, scherzte Draco und dachte nach. Keiner von beiden konnte leben, während der andere überlebte. Ja, was wollte Granger ihm damit sagen? Dass der Goldjunge der Auserwählte und nur er dazu im Stande war, dem dunklen Lord gegenüber zu treten? Das wusste Draco, aber als er ihren Blick sah, hob er die Hände. „Fein, und wenn keiner der Beiden leben kann, während der andere überlebt, musste sich Potter selbst opfern?“
 

Nun schluckte Hermine. Wusste Malfoy nicht, was seine eigene Mutter im verbotenen Wald für Harry getan hatte? Harry hatte es Hermine und Ron erzählt, nachdem alles vorbei war... Harry war so aufgewühlt und musste sich einiges von der Seele reden, obgleich er nie der Typ war, der reden wollte. Doch damals war alles anders und es schien Harry geholfen zu haben. „Ja, Harry ging in den verbotenen Wald und...“
 

„Und was? Machs nicht so spannend!“, drängte Draco und zog sich einen Stuhl herbei, auf den er sich fallen ließ. Seine Füße platzierte er auf der Tischplatte, um gemütlicher zu sitzen und dieses Mal ignorierte er Grangers zornigen Blick, bezüglich seines Anstandes und seiner Manieren. Draco selbst befand jedoch, dass er ausgezeichnete Manieren besaß.
 

Indes haderte Hermine mit sich. Sollte sie Malfoy wirklich die Wahrheit sagen? Er würde ihr nicht glauben und alles als Lüge abtun, ganz sicher. Er war einer der wenigen Menschen, die behaupten konnten, seine Mutter bestens zu kennen, oder? „Sagst du mir, was im Zug passiert war, als du Harry erwischt hattest?“
 

Dementsprechend wanderte Dracos Augenbraue nach oben und seine Skepsis zeigte er nur zu deutlich. Wieso sprach Granger nicht weiter? „Nein“, erwiderte er lapidar, während er seine monotone Antwort vollendete, indem er eine wegwerfende Handbewegung vollführte und hinzufügte: „Warum lenkst du ab?“
 

„Tja“, Hermine würde jetzt ebenso wie Malfoy reagieren, „du musst ja nicht alles direkt wissen, richtig?“
 

Nun musste Draco schon wieder auflachen. Dieses Mal noch lauter als zuvor. „Touché, Granger. Nicht schlecht. Fein, dann lass diesen Teil, den du gerade erzählen wolltest und du dich bedauerlicherweise unterbrochen hast, einfach aus. Im Gegensatz zu dir, bin ich nicht so unsäglich neugierig und muss alles sofort wissen.“ Und ob! Draco hätte zu gerne gewusst, wieso sie nicht weiter sprach. Noch mehr war er am Inhalt interessiert, aber er konnte sich zusammenreißen. Draco konnte warten. 
 

Oh, Mist! Er war also stur. „Um zur Kernfrage zurückzukehren. Harry kann kein Parsel mehr sprechen, da diese Fähigkeit untergegangen ist, als Voldemort seinen eigenen Horkrux in Harry zerstörte, nachdem er in den verbotenen Wald ging.“
 

„Ich gehe wohl Recht in der Annahme, dass der dunkle Lord nichts von diesem Horkrux wusste, oder? Ich kann es mir nämlich nicht vorstellen, oder wieso sollte er einen Horkrux - zudem in seinem Erzfeind - verstecken, den er letztendlich doch zerstören muss, obwohl er wissen müsste, dass das eigentliche Ziel - nämlich Potter - den Angriff überlebt, aber sein Seelenstück zerstört wird? Moment!“, brüllte Draco hinterher. „Wenn Potter diesen Angriff überlebt hat, dann -“
 

„Ja, Harry überlebte den Todesfluch zwei Mal“, pflichtete Hermine ihm stolz bei.
 

„Oh, darin muss das Narbengesicht sich doch suhlen“, mokierte Draco schnaufend. „Das hat mir gerade noch gefehlt. Potter kann man offenbar nicht umbringen“, motzte der angesäuerte Slytherin weiter. „Was kommt als nächstes? Dass Potter ohne Besen ins Weltall fliegen kann? Dass Potter ohne Magie übers Wasser laufen kann? Oder sagst du mir jetzt, dass das Narbengesicht schlichtweg unfehlbar ist und wirklich alles kann? Wundern würde es mich nicht!“
 

Fast hätte Hermine ihn gefragt, ob er auf Harry neidisch wäre, doch sie hütete sich weiterzusprechen. Sie hätte ihm ja auch erzählen können, dass Voldemort während ihrer Verfolgungsjagd - nachdem sie alle zusammen aus dem Ligusterweg geflüchtet waren - ohne Besen fliegen konnte, aber sie sah davon ab. „Harry war ein unabsichtlicher Horkrux“, begann Hermine stattdessen zu erklären. „Voldemort wusste nichts davon, da er sich ja, wie du schon sagst, wissentlich ins Fleisch geschnitten hätte.“
 

„Wie soll das funktionieren?“, fragte Draco nach. All das würde wirklich kompliziert werden. Granger hatte es prophezeit. „Der dunkle Lord hatte mit Sicherheit nicht unabsichtlich Horkruxe geschaffen, oder? Er muss sich doch dabei etwas gedacht haben?“
 

„Was Harry betrifft schon.“ Die ganzen Streitigkeiten waren plötzlich vergessen. Auch wenn das Bild, das die beiden abgaben, sehr skurril aussehen musste, so diskutierten sie vernünftig und versuchten Dinge einzubeziehen oder ganz auszuschließen. „Harrys Mutter hatte sich für Harry geopfert und somit einen Schutz geschaffen, wodurch Voldemorts Fluch einem Kleinkind nichts anhaben konnte und der Fluch auf Voldemort zurückfiel. Es lag sicher auch daran, dass seine Seele bereits so brüchig war, aufgrund der vielen Horkruxe, die er bis dato geschaffen hatte.“ Hermine sah, wie Malfoy empört nach Luft schnappte. „Angesichts dieser Umstände hatte sich ein Siebtel seiner Seele einen neuen Wirt suchen müssen, da Voldemorts Körper nicht mehr existent war und da Harry das einzige Lebewesen im Raum war, klammerte sich dieser Seelenteil an Harry fest, was ihn schlussendlich zu einem Horkrux machte.“
 

„Wahnsinn!“ Draco legte sich seine Hände über seine Augen. „Das alles ist viel zu kompliziert.“ Er kratzte sich an seiner Stirn und schnappte wieder nach Luft. Eine solche Botschaft musste man erst verdauen. „Dass der dunkle Lord mörderisch war, war mir bewusst, aber mehrere, beziehungsweise sieben Horkruxe... Das ist blanker Wahnsinn!“ Nun, er gab zu, dass der dunkle Lord nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hatte und er sah sehr wohl ihren misstrauischen Blick, den sie – wie Draco fand – zu oft in seiner Gegenwart aufsetzte, aber man gewöhnte sich an alles, nicht wahr? 
 

„Wieso nennst du ihn den dunklen Lord?“, wollte Hermine ernsthaft wissen. Wieso sträubte sich Malfoy, nach Voldemorts Fall, ihn beim Namen zu nennen?
 

„Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen. Vielleicht erzähle ich unseren Kindern, wenn sie unartig waren, von“, kurz zögerte Draco, „Voldemort.“
 

„Sehr witzig!“
 

„Wie du siehst, habe ich viele Talente“, spottete er weiter. Er spielte auch ein wenig auf den Kuss an. 
 

„Ah ja, schön.“ Was sollte sie auch sonst darauf antworten? Ihm zustimmen würde sie sicher nicht. Wer wusste, was er daraus wieder interpretieren würde. 
 

„Das findest du schön, ja?“ Seine schneeweißen Zähne kamen zum Vorschein. „Ich kann es dir gerne zeigen!“, ergänzte er und seine Augenbrauen tanzten wild. Nach oben und unten.
 

Sie wusste es. Selbst aus Sätzen, aus denen man nichts hätte schließen können, konnte Malfoy irgendetwas heraushören. Malfoy war wirklich ein Unikat. „Ich werde dann gehen, Malfoy“, informierte Hermine ihn höflicherweise. 
 

„Feigling!“ Mit Zwang kam Draco nicht weiter, so viel konnte er feststellen, trotz seiner Triebe, die ab und an sein Denkvermögen in dichten Nebel zu tauchen schien.
 

„Bis Morgen, Malfoy!“, flötete Hermine und konnte durch die verschlossene Tür Malfoys Lachen hören. Auch sie schüttelte lächelnd ihren Kopf, als sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machte.
 

„Soll ich dich zu Potter und Weasley bringen?“, rief er noch durch die verschlossene Tür, aber Granger gab ihm keine Antwort und somit wartete er noch wenige Minuten, bevor auch Draco das Klassenzimmer hinter sich ließ und hinunter in die Kerker stolzierte.

 
 

~*~
 

Den Gemeinschaftsraum fand sie fast ausgestorben vor. In der hinteren Ecke saßen noch drei Schüler, die über ihren Hausaufgaben gebeugt saßen. Ob Harry und Ron ebenfalls ihre Hausaufgaben erledigten? Das mussten sie ja, da Hermine vom Unterricht freigestellt war und ihre Aufgaben am späten Abend erledigte, wenn sie schon im Bett lag. Diese Art, ihre Hausaufgaben nachzuholen, fand sie erfrischend, da ihr Körper zur Ruhe kam und sie in ihre weiche Decke eingewickelt war. Zwar störte Parvatis Schnarchen oftmals, doch darüber konnte sie hinwegsehen. 
 

Nachdem sie auch in den Schlafsälen nicht fündig wurde, beschloss Hermine im Gemeinschaftsraum zu warten, was sich jedoch in die Länge zog. Eine Stunde war bereits ins Land gezogen, aber mit dem, was Hermine erzählen wollte, hätte sich jede weitere Stunde gelohnt. Ungeduldig saß sie auf der roten Couch, überlegte fieberhaft wie sie beginnen konnte und dachte über Konsequenzen nach, die auftraten, sobald Hermine ihre Vermutungen geäußert hätte, aber sie musste darüber reden. Hermine musste spekulieren, um etwaige Annahmen restlos aus der Welt zu schaffen.
 

„Hey, Hermine“, begrüßte Harry sie, nach ihrer Ankunft im Gryffindorturm. Er war etwas überrascht, Hermine hier vorzufinden, obwohl ihr alltägliches Ritual nach dem Praktikumstag stets anders aussah. Trotz allem marschierte er mit seinen Pergamenten auf dem Arm zum Sofa, setzte sich neben seine beste Freundin und wartete, während das Feuer vor sich hinprasselte, dass sie zu sprechen begann. „Frag nicht“, sprach Harry weiter, als er Hermines Blick auf seinen Pergamenten bemerkte. „Die Aufgaben waren die reinste Hölle. Wir sollten über den Koboldaufstand, im sechzehnten Jahrhundert, Informationen sammeln und herausfinden, welche Konstante dazu geführt hat, dass ein Kobold namens Nuka den Aufstand herbeiführte. Die reinste Folter war es, ich sage es dir.“
 

„Die Konstante ist doch recht einfach“, begann Hermine schulterzuckend. 
 

„War klar“, lachte Ron, nahm sich eine Schüssel mit Bertie Botts Bohnen und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite des Sofas. „Wieso haben wir nicht einfach gewartet?“, nörgelte Ron, der sein Gesicht verzog, als der erste Drops gelutscht war und sich herausstellte, dass er einen Toffee mit Ohrenschmalz erwischte. Sie hatten sich also unnötig viele Gedanken gemacht, hinsichtlich ihrer Hausaufgabe. Hermine wusste die Antwort sofort, aber das war abzusehen. Was ihn mehr ärgerte, waren die drei Stunden, die sie sinnlos in der Bibliothek verbracht hatten.  
 

„Kiana und Tamia waren die Nichten von Nuka. Sie wurden von Travers, der schwarze Magie erlernte, entführt und dadurch -“
 

„Über irgendwelche Nichten haben wir gar nichts gelesen“, erwiderte Harry und blickte nüchtern hinüber zu Ron, der jedoch ganz abgelenkt war, indem er seine Zunge ständig rausstreckte um den Ekel, der ihn wegen der Bohnen überfiel, irgendwie zu ertragen. „Ron!“, rief Harry, nachdem der Weasley-Sprössling sekundenlang keine Antwort von sich gab und auch jetzt schaute er überrascht zu Harry. 
 

„Hermine hilft uns bestimmt“, nuschelte Ron in seine Schüssel und sortierte die Bohnen jetzt nach Farben. Er hoffte, die Bohnen, die eine hellere Farben aufwiesen, würden keine ekligen Geschmacksrichtungen im Innern verstecken. 
 

Harry indessen schüttelte seinen Kopf. „Kannst du mir wenigstens ein wenig helfen?“, flehte er in Hermines Richtung. Würde er sagen, er wolle von Hermine abschreiben, würde sie sofort ablehnen, aufstehen und gehen, aber würde er sie um Hilfe bitten, wäre Hermine die Letzte, die kommentarlos verschwand. „Komm, nur eine kleine Hilfe“, zwinkerte er ihr noch frech zu, in der Hoffnung, Hermine zu bezirzen. In ihrer Gegenwart musste man mit allen Tricks kämpfen, dachte Harry dumpf. Ob Malfoy auch so dachte? 
 

„Ja, können wir später zusammen durchgehen“, entgegnete Hermine. Kurz durchfuhr sie einen Stich, als sie darüber nachdachte, dass Harrys Gesicht, das sich gerade vor Freude erleuchtete, im selben Atemzug wieder Sorgenfalten aufwerfen würde. „Sag mal, Harry. Haben wir“, kurz stutzte Hermine. Wenn sie ihre Thesen äußerte, gab es kein zurück mehr. Sie straffte ihren Rücken und legte ihre Hände auf ihre beiden Knie. „Haben wir alle Horkruxe zerstört?“
 

Augenblicklich wandte sich Harrys Kopf, sowie der Kopf von Ron, zu Hermine herum. „Wie kommst du denn darauf?“, stellte Ron, schneller als Harry, mit vollem Mund seine Frage und Hermine konnte mehrere zerkaute Drops in Rons Mund sehen. 
 

„Hat Malfoy irgendetwas angedeutet?“ Hatte er Hermine deswegen immer beobachtet? Um Informationen herauszubekommen? Plante Malfoy etwas gegen sie alle, statt nur gegen Hermine? Anfangs dachte Harry, Malfoy wollte nur an Hermine ran, um sie zu verletzen oder zu beleidigen, doch diese Frage stellte sein gesamtes Konzept in Frage. Vielleicht wollte Malfoy nur wissen, was sie alles zerstört hatten, sodass er abschätzen konnte, welcher Horkrux noch intakt wäre? „Wie kommst du darauf?“ Er hätte sich doch mehr mit Malfoy befassen sollen, statt abzuwarten. Dämlich, Harry! Sau dämlich, schimpfte er in Gedanken.
 

Hermine wusste es. In Harrys Gesicht waren die bekannten Sorgenfalten aufgetreten. „Nein, überhaupt nicht, aber wir arbeiten seit heute in der Mytseriumsabteilung und ich habe dort eine Glaskugel entdeckt, die von den anderen Kugeln abweicht. Harry, wie genau lautete die Prophezeiung?“
 

Harry verstand gar nichts und doch waren die Worte plötzlich wieder so klar in seinen Gedanken. „Der Eine mit der Macht, den dunklen Lord zu besiegen, naht heran... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt... und der dunkle Lord wird ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber er wird eine Macht besitzen, die der dunkle Lord nicht kennt... und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt, endete Harry, wie einst Professor Trelawney, in Trance.
 

Sie wollte außerdem wissen, wie der Nebel aussah und Harry gab ihr die Bestätigung. Der Nebel in Harrys Kugel war blau und selbst Harry wunderte sich, wieso er das nach all den Jahren noch in Erinnerung hatte. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass dieser Moment eine zentrale Rolle in seinem Leben gespielt hatte – beispielsweise der erste Schultag, der für viele Kinder eine wichtige Rolle spielte. Es gab Dinge im Leben, die würde man weiterhin in seinem Leben in solch klaren Erinnerungen halten, dass es unmöglich schien, diese jemals zu vergessen. „Was hat das zu bedeuten, Hermine?“, warf Harry bedenklich in den Raum. Einzelne Schweißperlen hatten sich im Sekundentakt in seinem Nacken gebildet und er war froh, dass sie sich nur dort gebildet hatten, ansonsten hätte man ihm seine Angst angesehen und keinesfalls wollte Harry je wieder dieser unbändigen Angst einen Platz in seinem Leben einräumen. „Ich meine“, Harrys Augen schlossen sich und eine Hand gestikulierte geistesgegenwärtig in der Luft, „wieso sollte ein Horkrux in der Mysteriumsabteilung verstauben? Dumbledore sagte -“
 

„Kann Dumbledore sich nicht geirrt haben? Vielleicht haben wir, oder Dumbledore etwas übersehen, gar überhört? Wäre das möglich?“ Die Fragen waren gestellt, ebenso die Worte, welche sie von Malfoy aufgriff. Natürlich erkannte Hermine, dass sie Harry mit ihrer Äußerung verletzt, angesichts ihrer Zweifel und somit Dumbledores Verstand, seine Weisheit und seine Autorität in Frage stellte, aber sie wollte einfach jede Möglichkeit in Betracht ziehen. 
 

„Hermine“, flüsterte Harry. Ron hingegen stand auf, setzte sich gespannt neben Hermine und seine Hand war, seit Hermine das Wort Horkruxe in den Mund nahm, in seiner Schüssel erstarrt. Kein Wort kam über Rons Lippen. „Hast du noch andere Anhaltspunkte? Ich meine, ich habe gesehen, wie Voldemorts Körper tot zur Seite kippte. Wir alle haben es in der großen Halle gesehen!“, fügte er nachdrücklich hinzu, um sicher zu gehen, dass er sich all das nicht eingebildet hatte, als Voldemort leblos zur Seite in den Staub fiel.
 

„Kann es nicht sein, dass sein Geist wieder geflohen ist, wie in der... Halloweennacht“, flüsterte Hermine zurück. Sie begaben sich auf ein Terrain, auf dem sie sich auskannten und doch fühlte Hermine sich, als stünden sie wieder am Anfang. Als wäre alles... auf Null gesetzt worden. Die Flucht, die Pläne, die sie gegen Voldemort monatelang planten... Dieser Horror würde von vorne beginnen... 
 

„Ich... Ich weiß es nicht.“ Harry wirkte ahnungslos. Während sie durch die Wälder streiften, auf der Suche nach Horkruxen, war er durchaus in der Lage, seine Ahnungslosigkeit zu verbergen, doch jetzt... Nachdem sie alle dachten, es wäre überstanden, konnte Harry es nicht mehr. Vor allem, nachdem diese Nachricht so unerwartet kam. Diffus packte er seine Brille von der Nase und spielte mit den Bügeln. 
 

„Hey“, mischte Ron sich in die Unterhaltung ein, „wir sollten das alles ruhig angehen.“ Zum ersten Mal bewies Ron einen kühlen Kopf, weshalb sich die erstaunten Köpfe seiner beiden Freunde zu ihm wandten. „Was?“, fragte Ron beherzt und lächelte Hermine jovial entgegen. „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und denke, dass ich auch mal Stärke beweisen könnte, oder?“, fragte er verlegen und fühlte sich immer noch schlecht, dass er damals einfach abgehauen war. 
 

Harry war stattdessen in sich gekehrt, obwohl er gerne das Lachen erwidert hätte. Sein Körper schien nur noch eine Hülle zu sein. Sein Geist war auf Abwegen, um in Ruhe über Hermines Gedanken nachzudenken und beide, Ron und Hermine, gaben Harry die Zeit. „Hast du noch andere Anhaltspunkte?“, wiederholte Harrys Stimme nach Minuten des Schweigens etwas selbstsicherer, bevor er seine Brille zurück auf die Nase setzte. 
 

„Neville konnte deinen Namen auf einem Pergament - welches an der Kugel befestigt war - lesen, richtig?“, erinnerte Hermine sich. „Die Kugel, die wir entdeckt haben, hatte ein Pergament, auf dem nichts stand.“
 

„Kann es nicht sein, dass die Prophezeiung erst noch erstellt wird und deswegen kein Name drauf steht?“, warf Ron ein und musterte seine beiden Freunde. 
 

„Nein“, sprachen Harry und Hermine synchron. „Prophezeiungen bauen sich in einem auf. Die Kugel, der Nebel und der Name entstehen im selben Moment und festigen sich zu einer Materie“, erklärte Hermine mit Bedacht und biss sich auf ihre Unterlippe. Es war schrecklich, die Hoffnung, kein Horkrux befände sich in der Mysteriumsabteilung, mit ihren eigenen Worten im Keim zu ersticken.
 

„Ich schlage vor, du behältst das im Auge, Hermine“, erläuterte Harry und symbolisierte ihr, dass er sie ernst nahm und ihre Vermutungen keineswegs als abwegig abstempelte.
 

„Vielleicht ist das auch auf Malfoys Mist gewachsen? Vielleicht will er dich täuschen? Dir irgendwie einbläuen, dass Dumbledore sich geirrt hat“, wagte Ron zu sagen.
 

„Dann ist er ein verdammt guter Schauspieler.“ Sekunde! Aber Malfoy war doch ein verdammt guter Schauspieler... Im selben Atemzug erinnerte sich Hermine, wie gut Malfoys schauspielerische Talente waren, aber konnte sie dieser blonden Schlange etwas derartig widerwärtiges zutrauen? Das wäre sogar für einen Malfoy zu widerlich, oder? „Nein, er war ziemlich erschrocken, als ich ihn darauf angesprochen habe.“ Nun würden Harry und Ron doch wissen, dass sie sich mit Malfoy unterhalten hatte.
 

Verblüffung zierte das entgeisterte Gesicht ihres besten Freundes. „Du hast mit ihm darüber gesprochen?“, fragte Harry unruhig. Dadurch, dass er sich ständig an seinen Kopf griff oder durch seine Haare fuhr, standen seine schwarzen Haare in alle Richtungen ab – noch schlimmer als sonst. 
 

„Ja, wer sonst hatte einen besseren Zugang zu Voldemort? Ich dachte, wenn ich schon mit Malfoy arbeite, erwische ich keinen besseren in meiner Reichweite, der mehr Ahnung hat“, rechtfertigte sie ihr Verhalten kleinlaut. „Wir sollten uns mit Malfoy an einen Tisch setzen, da ihr nicht ins Ministerium kommen könnt. Auch meinte er, dass ich die Pferde nicht vorher verrückt machen soll. Deswegen würde ich vorschlagen, dass wir uns in Ruhe an einen Tisch setzen und darüber sprechen.“
 

„Was?“, brüllte Ron in schrillen Tönen. „Mit Malfoy an einen Tisch? Ich hoffe, das meinst du nicht ernst? Malfoy hat dem doch sicher auch nicht zugestimmt?“ Ron sah, um dem Ganzen zu entgehen, in Malfoy seine letzte Hoffnung. 
 

„Nun, Malfoy hat nicht ganz unrecht. Hilfreich wäre es nicht, wenn wir deine Vermutung laut äußern. Es sei denn... das gehört ebenfalls zu seinem Plan, sollte er gegen uns intrigieren. Möglich wäre es, dass seine defensive Haltung uns beruhigen und in falsche Sicherheit wiegen soll“, bemerkte Harry, der nicht mehr wusste, wo hinten und vorne war. Wenn jetzt alles von vorne anfangen würde... Gott, Dumbledore war nicht mehr da. Er konnte Harry keine Brotkrumen legen, obwohl... Dumbledores Portrait wäre eine Möglichkeit, doch dann musste er an McGonagall vorbei... 
 

„Malfoy war auch dagegen, sich mit uns an einen Tisch zu setzen.“ Fast wollte Hermine euch statt uns sagen, doch das hätte ein befremdliches Bild auf die Sache geworfen, denn im Umkehrschluss hätte das ja bedeuten können, dass Malfoy sich mit Hermine an einen Tisch gesetzt hätte. Nun, das wollte er eigentlich auch nicht, sondern sie darauf werfen, wie Malfoy ihr sehr deutlich und direkt ins Gesicht gesagt hatte. 
 

„Immerhin“, klatschte Ron in seine Hände, „enttäuscht Malfoy mich dieses eine Mal nicht.“
 

Harry schenkte ihm einen wütenden Blick. „Lassen wir unsere Diskrepanzen mal außen vor. Es wäre keine schlechte Idee, Malfoy für unseren Vorteil zu gebrauchen“, ergänzte er, während er Hermines missmutigen Blick skeptisch beäugte. Er kannte Hermine. Auch wenn es Malfoy war, schätzte sie es nicht, wenn man jemanden ausnutzte - selbst wenn derjenige Draco Malfoy hieß. „Ich meine“, versuchte Harry sich zu retten, „jemanden an der Seite zu haben, der sich mit der gegnerischen Seite auskennt. Politisch korrekt genug, Hermine?“, grinste er ihr daraufhin frech entgegen. 
 

„Ja“, lachte sie und war über Harrys Ausdrucksweise erstaunt und belustigt. Nie wählte Harry solche Worte wie Diskrepanz oder Politisch korrekt. Schließlich war es doch so, dass Harry Politik so sehr mochte, wie Snapes damalige Zaubertrankstunden - nämlich gar nicht.
 

„Fein“, stimme Harry in Hermines Gelächter ein. „Mach ein Date mit Malfoy aus und wir kommen. Da freut er sich wie ein Schneekönig.“ Sie gingen immer wieder die Horkruxe durch, versuchten Fehler aufzudecken, Dinge zu erkennen, die sie übersehen haben könnten, doch egal wie lange sie auch darüber sprachen, niemandem fiel ein Fehler auf. Auch nicht, nachdem die Uhr nach eins schlug, woraufhin Hermine mit so vielen Gedanken und noch mehr Fragen zu Bett ging. Darüber hinaus hatten sie sogar vergessen, über Harrys Hausaufgabe zu sprechen – sogar Hermine hatte es vergessen, aufgrund ihrer Befangenheit, bezüglich der Glaskugel.

 
 

~*~
 

Der Vielsaft-Trank köchelte vor sich hin, als Draco ihn unter seinem Bett hervor nahm. Niemand war im Zimmer, sonst hätte er sich niemals gewagt, diesen Trank nach vorne zu ziehen. Alles verlief nach Plan, stellte er nach seiner Beobachtung erfreut fest. Außerdem baute er darauf, dass der Beschleunigungszauber bald erste Anzeichen zeigte, sodass er den Trank besser gestern als heute einnehmen könnte, doch die Konsistenz sah noch nicht wie beschrieben aus. Somit war er gezwungen, sich in Geduld zu üben - etwas, das Draco so wunderbar beherrschte. 
 

„Interessant.“
 

Fuck! 
 

Mit bösem Blick wandte Draco sich um, wo er sofort mit Blaises grinsendem Gesicht konfrontiert wurde. „Was ist?“ Den Trank zurück unters Bett zu schieben war unnötig. Blaise hatte ihn gesehen. Draco erhob sich und steckte seine Hände in die Hosentaschen seiner schwarzen Stoffhose. „Fang an!“
 

„Womit?“ Blaise lehnte lässig am Türrahmen, bevor er sich daran abstieß und den Abstand schloss.
 

„Mit deiner Predigt?“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Wieso musste Blaise jetzt kommen? Eben, als er ihn gebraucht hätte, um Granger etwas nettes zu sagen, war Blaise doch auch nicht da. Wieso musste er jetzt auftauchen, in einem Moment, der Draco nicht recht war, verdammter Elfenmist? Sein Glück hatte ihn wieder verlassen, Merlin verflucht. „Mit deinen Vorhaltungen? Um welchen Trank es sich hierbei handelt, muss ich dir ja nicht sagen, oder?“
 

„Musst du nicht“, antwortete Blaise und setzte sich auf sein Bett. Er wusste, um welchen Trank es sich handelte. Er sah den braunen Schleim Blasen schlagen und konnte komischerweise das Flussgras riechen. Er beugte sich nach vorne, legte seine Ellenbogen auf die Knie und verschloss seine Hände miteinander. „Ist es fern jeglicher Realität, wenn ich dir sage, dass das keine gute Idee ist?“
 

„Blaise, ich kann einfach nicht mehr warten, ja? Ich ertrage es nicht mehr, einfach nur in ihrer Nähe zu stehen, verdammt!“ Auch Draco setzte sich auf sein Bett, wonach er dieselbe Haltung wie Blaise annahm. „Ich stehe neben ihr, rieche sie und kann sie nicht anfassen. Es ist, als wäre sie tausende Kilometer entfernt und doch kann ich sie sehen“, beschwerte er sich und sein Kopf sank gegen seine Brust. 
 

Beide hatten in diesem Trubel vergessen, die Tür zu schließen. Sie war nur angelehnt und das war in Slytherin gefährlich...
 

„Ich würde mich nur wiederholen, wenn ich dir sage, dass du dringend mit ihr reden solltest oder vielleicht Ginny miteinbeziehen, da du eher der ähm...“ Blaise suchte das richtige Wort. „Nun ja“, grinste er wieder, „der direkte, mokante und anzügliche Typ bist.“
 

Die kleine Weasley miteinbeziehen? Oh, wenn Blaise wüsste, wie sehr er die kleine Weasley miteinbeziehen wollte. Blaise würde ihn schlagen, wenn er die Wahrheit kennen würde. „Ich habe mit ihr gesprochen, mehrmals!“
 

„Ja, du bist Draco Malfoy und nicht Ginny Weasley. In wen verwandelst du dich?“ Es schien, als kannte Blaise die Antwort.
 

„Du wirst überrascht sein. Ich habe Potters Haare. Sie fielen mir rein zufällig in die Hände.“ Das erste Mal, dass Draco sich öffnete – zu einem kleinen Teil. Er sagte Blaise, wie unerträglich es sei, neben ihr zu stehen und zu wissen, wie stur und engstirnig sie war. Und natürlich glaubte Blaise ihm nicht, dass Potters Haare zufällig in Dracos Hände fielen.
 

„Aber natürlich. Rein zufällig, als du ihn heute Morgen im Schwitzkasten hattest. Gute Idee, dein Trank, aber das wird dich nicht weiter bringen. Glaubst du, es ist so einfach, Potter zu imitieren?“ Es käme zu einer Diskussion, und dessen war sich der dunkelhäutige Slytherin bewusst, die sich entweder in die Länge ziehen würde oder Draco gleich abblocken und gehen würde. „Der Zweck heiligt nicht alle Mittel, Draco, das weißt du? Das kann nach hinten losgehen. Der Gedanke mag in deinem Kopf vielleicht effektiv klingen, aber vielleicht erreichst du das genaue Gegenteil. In der Theorie ist immer alles einfacher als in der Praxis. Dann war alles für die Katz.“
 

„Ich mache mir sehr wohl Gedanken darüber, aber ich muss endlich Antworten kriegen. Ich will wissen, ob meine Zeit verschwendet wird.“ Rechtfertigte sich Draco gerade? Merlin, es sah ganz danach aus. 
 

„Ja, du verschwendest deine Zeit“, erwähnte Blaise mit gekräuselten Lippen. „Selbst wenn nicht, wird sie sicher nicht mit Potter über ihre Gefühle reden – sofern sie welche für dich hätte -, sondern mit ihrer besten Freundin.“
 

„Abwarten“, motzte Draco und stand wütend auf. „Ich bekomme Granger!“
 

Blaise wunderte sich nicht, dass Draco zu solchen Mitteln griff. Sein bester Freund war es nicht gewohnt, auf Ablehnung zu stoßen, aber Draco musste erst erkennen, dass er sich ändern musste und Blaise hoffte für Draco, und für Granger, dass das bald passieren würde. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sama-chan
2018-06-19T19:09:12+00:00 19.06.2018 21:09
Im ersten Moment dachte ich, dass in der vorletzten Szene bereits Draco als Harry aufgetaucht ist. Ok - knapp daneben ist auch vorbei. ;) Draco ist jedoch ein guter Schauspieler - auch wenn es ihm verdammt schwer fallen wird, einen gutherzigen Harry zu imitieren.
Auch die offene Tür in Slytherin bereitet mir Kopfzerbrechen. Hat jemand mitgehört? Wahrscheinlich...
Antwort von:  Dracos-Princess
05.07.2018 22:48
Er ist ein wirklich guter Schauspieler, aber ich denke, wer so lange ne Maske tragen musste, der lernt mit der Zeit, sich erfolgreich zu verstellen. Und das mit der offenen Tür hab ich im unteren Kommentar irgendwie beantwortet? Oh man, ich bin in der Zeile verrutscht xD


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