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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Dreiunddreißig

Nachdem der Mann, den ich ständig bei Daisy am Tisch gesehen hatte, sich als Thomas herausstellte, hatte er sich noch in der Kantine dazu entschieden, sich meiner Schulter anzunehmen. Seiner Aussage nach, war sie nur leicht verrenkt und bereits selbst wieder zurückgesprungen gewesen, womit er seine Fähigkeit nur noch dazu benutzt hatte, die Bänder und Muskeln aufzubessern, damit sie nicht erneut einfach heraus springen würde. Faszinierend, was unsere Gildenärzte nicht alles konnten. Was genau war eigentlich Daisys Fähigkeit? Fragen über Fragen...

Da ich keine große Lust mehr hatte, weiter in der Kantine zu bleiben, zogen Damien und ich uns in mein Zimmer zurück, um dort schlussendlich doch noch etwas zu essen. Wobei Damien das Essen besorgt hatte, während Thomas sich um meine Schulter gekümmert hatte.

Nun saßen wir zusammen auf meinem Bett, während Mishka sich vor diesem um Sammy herum zusammengerollt und seinen Kopf beschützend über ihren Nacken gelegt hatte. Mein Blick ruhte auf ihnen, während wir im Stillen aßen und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Erst, als ich mit dem Essen fertig war und meinen Teller auf dem Nachttisch abgestellt hatte, wandte ich mich schließlich an Damien. Der Rothaarige hatte kaum etwas gegessen.

„Damien.“ Seine grünen Augen zuckten überrascht zu mir, als hätte ich ihn aus tiefen Gedanken gerissen. „Alles okay?“

„Ja. … Nein...“ Damiens Hand fuhr über seine Wange, als er meinem Blick auswich und lieber unsere beiden Wesen betrachtete. Nach einem Moment ließ er seine Finger bis in seine Haare fahren und schielte aus dem Augenwinkel zu mir hinüber.

„Tut mir Leid, wegen vorhin. Ich wusste nicht, dass sie auch da ist.“

Sie?“ Er sprach doch nicht wirklich von ihr, oder?

„Callista.“ Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen und wartete auf eine weitere Ausführung, doch blieb diese aus.

„Was hat sie mit dir zu tun?“ Mit einem Seufzen wandte Damien sich nun endlich doch mir zu.

„Fangen wir von vorne an: Callistas Fähigkeit ist es, Männer um sich herum besinnungslos zu machen und zu kontrollieren. Wen sie haben will, bekommt sie. Na ja, zu 99 % zumindest.“ Kritisch zog ich die Augenbrauen zusammen und wartete darauf, dass er weiter sprach. „Callista und ich gingen miteinander. Es war weder lange, noch richtig ernst und hauptsächlich war es ihre Fähigkeit, die mich dazu brachte, bei ihr zu bleiben. Weitaus länger, als ich es eigentlich wollte. Ich hab mich von ihr getrennt, als mir klar wurde, dass sie mich mit ihrer Fähigkeit beeinflusst hatte.“ Ich hatte nicht mit einer solch ehrlichen Antwort gerechnet und blieb einen Augenblick lang stumm sitzen, während Damiens grüne Augen verunsichert zwischen meinen beiden Augen hin und her huschten. Seine Hand rieb unruhig über seine Wange, während er auf eine Reaktion von mir wartete. Langsam griff ich nach seinem Arm und zog seine Hand von seiner Wange.

„Sie kann also nicht akzeptieren, dass du dich von ihr getrennt hast?“ Damiens Hand drehte sich in meiner, sodass seine Fingerspitzen meine Handfläche berührten.

„Ja... Und sie kommt nicht damit klar, dass ich dieses 1 % bin, das sich ihrem faulen Zauber aus eigenem Willen entziehen kann. Hmm... Und wahrscheinlich, weil ich sie wegen dir verlassen habe.“ Überrascht entzog ich ihm meine Hand und lehnte mich zurück.

„Bitte was?“ Auf Damiens Lippen legte sich ein schiefes Grinsen, während er mit den Schultern zuckte.

„Na ja, sie wollte, dass ich ihrer Gilde beitrete und mich ihrem Kreis anschließe. Aber als dein Wächter konnte ich das nicht tun. Vor allem nicht kurz vor deinem 17. Geburtstag.“

„Mein 17. Geburtstag...? Warte... Oh! Warte, warte, warte! Ihr seid gar nicht so lange auseinander! Das heißt, du hast sie abserviert, bevor du hier her gekommen bist? Kein Wunder, dass sie mich nicht ausstehen kann.“ Ich unterdrückte nur schwer ein Lachen, doch wurde ich dann wieder ernst. „Sag mal, hat sie da vorhin versucht, dich zu beeinflussen?“

„Sie hat auf jeden Fall ihre Fähigkeit eingesetzt, wenn du das wissen wolltest. Jede Berührung verstärkt ihren Einfluss auf einen Mann.“ Ich konnte nichts dagegen tun, dass sich meine Augen verengten und meine Stimme eine gefährlichere Nuance annahm.

„Ich werd' ihr die Finger brechen, wenn sie das noch ein Mal versucht.“ Im selben Moment, in dem Damien die Hände in die Luft hob, um mich zu beruhigen, tauchte Mishka neben mir auf, zog sich auf das Bett und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf meinen Schoß fallen. Das Gefühl von zerquetschten Knochen war das, was meine Gedanken augenblicklich innehalten ließ, ehe ich versuchte, den Kater von mir herunter zu schieben.

„Mishka! Geh runter von mir! Runter, runter, runter!“ Maunzend rollte der Kater sich tatsächlich von mir herunter, schlug mir jedoch mit seiner großen Pranke auf das Bein. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal, dann packte ich die Pfote und entgegnete den Blick der silbernen Augen.

„Ist gut, ich brech' ihr nicht die Finger. Zumindest so lange, wie sie diese von Damien lässt.“

„Du hast schon mitbekommen, dass ihre Fähigkeit bei mir nicht mehr wirkt, oder? Und, dass ich alt genug bin, selbst auf mich auf zu passen?“ Warnend hob ich den Blick zu dem Jungen an.

„Interessiert mich nicht. Sie hat zugesagt, die Finger während ihres Besuchs von dir zu lassen. Und ich werde sie gerne daran erinnern.“ Mein Gegenüber stützte sich auf seinen Händen nach hinten ab und legte den Kopf schief, während er mich musterte.

„Warum bist du so geladen, obwohl du weißt, dass sie mir nichts kann?“

„Was? Ich bin nicht... Ja?“ Ein Klopfen an der Tür ließ mich verstummen und ich sprang vom Bett auf, nur um über Sammy zu stolpern und mehr springend als laufend die Tür zu öffnen.

 

Die üblichen Verdächtigen befanden sich auf dem Flur, wobei Lorens Blick das Zimmer inspizierte, ehe er sich doch auf mich richtete.

„Na, wie geht es unserer Zuckerkranken denn?“ Empört öffnete ich den Mund, doch hob der Blonde dann eine Augenbraue an. „Hab' gehört, du wolltest dich prügeln?“ Dieser eine Satz nahm mir den Wind aus den Segeln und ich starrte Loren nur noch einen Augenblick lang an.

„Woher weißt du das?“ Wer auch immer ein Mal behauptet hatte, dass es keine dummen Fragen gab: Lorens Blick bewies gerade das Gegenteil.

„Zum einen: Ich hätte es sowieso erfahren. Zum anderen: Night war live dabei.“ Verdutzt folgte mein Blick Lorens Zeigefingern, die beide über seine Schulter hinweg zu dem Schwarzhaarigen deuteten, welcher mich aufmerksam musterte. Einen Augenblick später fiel mir auch schon ein, dass Loren recht hatte. Ich hatte ihn zwar nicht bewusst bemerkt, nur am Rande meiner Wahrnehmung.

„Du warst beim Erben.“ Der Ausdruck in den Augen des Spiritualisten wandelte sich in Zufriedenheit, ehe er nickte.

„Und ich dachte schon, du hättest mich nicht bemerkt.“ Na ja, ja und nein, aber das würde ich jetzt nicht zugeben. Um genau zu sein, hatte ich so einige Personen heute nicht beim ersten Mal bemerkt. So wie die Zwillinge, die mir entgangen waren, bis sie mich davon abgehalten hatten, Callista den Kopf runter zu reißen.

„Um noch mal auf meine erste Frage zurück zu kommen: Wie geht’s dir?“ Kurzerhand zuckte ich mit den Schultern.

„Gut. Ich hab' was gegessen.“ Mit der Hand deutete ich auf den leeren Teller auf meinem Schreibtisch und Loren nickte.

„Und die Schulter, die dir Anil ausgerenkt hat?“ Ich winkte ab, während ich mir gedanklich eine Notiz mit dem Namen machte.

„War nicht schlimm. Außerdem hab ich sie mir eher selbst ausgerenkt... Thomas meinte jedenfalls, dass ich bis morgen gar keine Probleme mehr haben sollte.“ Erneut nickte der Blonde und seine Locken wippten sanft auf und ab.

„Okay, und willst du uns jetzt erzählen, was genau vorhin passiert ist?“ Mit einem tiefen Atemzug trat ich beiseite und ließ die Männer endlich rein, ehe ich mich auf den Rand meines Bettes setzte. Chester schloss die Tür hinter sich und lehnte sich an dieser an, während sein Blick auf mir ruhte.

„Na ja, Damien wollte uns was vom Buffet holen und als Sammy aufgejault hat, hab ich... Callista gesehen, wie sie Damien angefasst hat. Ich habe ihr nur höflich zu verstehen gegeben, dass sie die Finger von meinem Wächter weg lassen soll.“

„Und?“

„Und... ich hab erst viel zu spät kapiert, dass sie ein Erbe ist...“ Ich wusste, dass das nicht die Antwort war, die Loren auf sein „Und“ hatte hören wollen, doch war ich nicht bereit zuzugeben, dass ich der Blondine am liebsten alle Knochen einzeln gebrochen hätte. Als ein Seufzen hinter mir ertönte, drehte ich mich irritiert um.

„Na ja, eigentlich ist das Ganze meine Schuld.“ Loren atmete tief und hörbar ein und musterte Damien länger als nötig, ehe er die Luft wieder ausstieß.

„Ach, sag' nur. Woran bist du eigentlich nicht schuld? Was hast du jetzt wieder getan?“ Kurz wand sich der Orangehaarige unter seinem Blick.

„Callista ist meine Ex und sie will mich zurück.“ Lorens Augenbraue ging erwartungsvoll nach oben.

„Hat sie...?“

„Sie hat es versucht, aber ihre Fähigkeit wirkt bei mir nicht mehr.“ Überrascht folgte die zweite Augenbraue der anderen nach oben und er musterte uns beide aufmerksam.

„Wusstest du, dass sie eine Fähigkeit benutzt hat?“ Langsam begann ich, den Kopf zu schütteln, doch hielt ich dann inne und legte ihn schief.

„Nicht wirklich. Aber ich hatte das Gefühl, dass da etwas falsch ist. Ich hab nicht wirklich nachgedacht...“

„Nein, das hast du wirklich nicht. Aber, wenn der Schwachkopf sich nicht gegen ihre Fähigkeit wehren könnte, hättest du ihm damit vermutlich den Hintern gerettet.“ Wieso wurde mir erst jetzt klar, wie gefährlich Callistas Fähigkeit eigentlich war? Damien hatte gesagt, sie machte Männer besinnungslos, was bedeutete, dass sie nicht mehr Herr über sich waren. Sie waren ihr völlig ausgeliefert. Jemanden wie sie wollte man nicht als Gegner haben. Von meinen eigenen Schlussfolgerungen überrascht, hob ich den Blick zu Loren und Chester an.

„Ich werde mich bei ihr zurückhalten.“ Überraschung zeigte sich auf Chesters Zügen.

„Was bringt dich denn so plötzlich zur Vernunft?“ Ich schloss die Augen für einen Moment, bevor ich antwortete.

„Weil es ein Fehler wäre, wenn ich sie gegen mich hätte. Was aber nicht heißt, dass sie meinen Wächter anfassen darf.“ Loren entkam ein leises Lachen, ehe er spöttisch die Augenbraue anhob.

„Du weißt schon, dass Wächter dafür da sind, ihre Erben zu beschützen und nicht umgekehrt?“ Damiens eingeworfenes „Das hab ich ihr auch versucht zu erklären“ ignorierte ich gekonnt, als ich Loren anfunkelte.

Niemand fasst meinen Wächter an.“

„Okay. Wenn das so ist, werden wir morgen daran arbeiten, dass du deinen Wächter auch beschützen kannst.“ Und mit diesen Worten verließen die beiden mein Zimmer und ließen Damien und mich alleine zurück.



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