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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Achtundzwanzig

Loren hatte gerade einmal genug Zeit, sein Auto zu parken, da riss Damien auch schon meine Tür auf und starrte mir mit weit aufgerissenen Augen entgegen.

Krissy...“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, das er hervorbrachte, als er mich auch schon aus dem Auto und in seine Arme zog, kaum dass ich mich abgeschnallt hatte. Und da brach das Gefühlschaos auch schon über mir zusammen, als hätte Damiens Berührung einen Schalter in mir umgelegt. Die Schuldgefühle wegen Prims Tod, die Angst beinahe zu einem gefühlskalten Roboter geworden zu sein, die Sorge Mishka damit zugesetzt zu haben. Schluchzend klammerte ich mich an den Rothaarigen, der mich fest in seinen Armen hielt, so als wollte er mich nie wieder los lassen.

Du bist unverletzt“, seine wispernde Stimme ertönte genau neben meinem Ohr, da er seine Wange an meinen Kopf geschmiegt hatte. Nach einer Weile unkontrollierbaren Schluchzens spürte ich Damiens Hand beruhigend über meinen Rücken streichen und entspannte mich tatsächlich ein wenig. Als mein Schluchzen endlich verebbte, lehnte sich der Orangehaarige ein wenig von mir zurück, um seine Stirn an meine zu legen und mir aus nächster Nähe in die Augen zu schauen.

„Jetzt ist alles gut, Krissy. Der Doc kümmert sich um Prim, darüber brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen.“ Unwillkürlich verspannte ich mich und in mir ballte sich ein Gefühl des Misstrauens zusammen. Im selben Moment zuckte mein Gegenüber zusammen, als hätte man ihn unvorbereitet mit einer Nadel gepikst. In seinen Augen stand Verständnislosigkeit, während sein Blick zwischen meinem linken und rechten Auge hin und her zuckte. Bis er seine eigenen plötzlich weit aufriss und hastig einen Schritt zurückwich.

„Prim wurde eben vom Doc reingebracht, kurz bevor ihr hier angekommen seid, Krissy. Ich habe mich kurz bei ihrem Vater informiert, da ich mir Sorgen um sie und dich gemacht habe.“ Er legte die rechte Hand auf sein Herz. „Ich bin auf deiner Seite und werde das immer sein, daran brauchst du nicht zu zweifeln. Auch wenn die Schatten dir das einreden...“ Und mit einem Mal begriff ich sein Handeln: Damien wurde wohl ebenso von meinen falschen Gefühlen beeinflusst, wie Mishka. Und dieses Misstrauen war völlig fehl am Platz und somit eines der Gefühle, die durch den Nebeneffekt des Schatten-Elements hervorgerufen wurden. Wieder blinzelte ich gegen die Tränen an und nickte heftig.

„Ich weiß... Danke, Damien...“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen des Jungen, bevor er mir kurz über die Haare streichelte. Sein Blick huschte über mich hinweg und als ich mich umwandte, entdeckte ich Loren, der zwar vor seinem Auto stand und es betrachtete, uns jedoch wohl die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte. Die beiden Jungs starrten sich eine Weile stumm an, bis Loren sich langsam in Bewegung setzte. Da lag Damiens Hand auch schon an meinem Rücken und schob mich sanft in die selbe Richtung, auf den Gilden-Eingang zu.

 

Kaum drinnen, bogen wir auch schon nach rechts ab. Dieser Gang war mir gänzlich unbekannt, ich hatte jedoch auch noch nie einen Gedanken an ihn verschwendet. Wie sich gleich herausstellen sollte, war dies der große Krankentrakt, der sich hinter einen breiten Doppelflügeltür verbarg. Bisher hatte ich mich immer gefragt, wieso es nur unten eine Krankenstation gab, dabei war im Untergeschoss lediglich Daisys kleine Station, die sich auf interne Wehwehchen spezialisiert hatte. Manchmal war ich ja so was von dämlich. Natürlich lief niemand, der eine schwerere Verletzung hatte, erst einmal die Treppe nach unten, um irgendwo in den Gängen den Arzt zu finden.

Im Flur trafen wir auf Juna, die mit gequältem Gesichtsausdruck und geschlossenen Augen auf einer Sitzbank an der Wand lehnte. Neben ihr stand Prims Vater, welcher die Ruhe weg hatte und uns aufmerksam musterte. Allem Anschein nach ging es Prim gut, trotzdem vergewisserte sich Loren, wie es ihr ging.

„Er behandelt sie noch, aber es ist alles im grünen Bereich.“

„Und Juna?“ Schlagartig öffnete die Angesprochene ihre Augen und funkelte Loren herausfordernd an.

„Rippenprellungen und ein paar Kratzer. Sie wird sich einige Wochen zurücknehmen müssen.“ Mit einem Schnauben kommentierte die Schwarzhaarige Peruns Aussage und schloss wieder die Augen. Es war offensichtlich, dass sie Schmerzen hatte und sich zusammenriss.

„Es... tut mir Leid...“ Die Worte kamen wie automatisch über meine Lippen und sofort lagen alle Blicke auf mir.

„Ich hätte Prim beschützen müssen...“ Da mein Blick auf den Boden gerichtet war, merkte ich erst, dass Juna aufgestanden war, als diese vor mir stand und mich in eine leichte Umarmung zog. Überrascht und auch ein wenig verwirrt – so eine Geste hätte ich nie von ihr erwartet – hob ich den Blick zu ihr an, nachdem sie mich wieder los gelassen hatte. Im nächsten Moment legte sie eine Hand auf meinen Kopf und tätschelte diesen, während sich ein tröstendes Lächeln auf ihren Lippen zeigte. Da wurde mir bewusst, dass die Schwarzhaarige nicht einfach nur wortkarg war, weil sie es so wollte. Es schien so, als ob sie manchmal einfach nicht reden konnte. So, wie in diesem Moment. Doch machte dies nichts, denn ihr Blick drückte so viel mehr aus, als es Worte getan hätten. Und irgendwie ließ mich das auch endlich akzeptieren, dass ich tatsächlich nicht alle Schuld auf mich nehmen musste. Nur ein kleines Nicken meinerseits und sie schien zu verstehen, dass ihre Aufmunterung richtig angekommen war, denn ihre Hand glitt auf meine Schulter und drückte diese leicht. Und hinterließ ein seltsames Gefühl in meinem Innern. Als hätte jemand auf diesen Moment gewartet, öffnete sich da plötzlich die Tür neben uns. Heraus trat ein Mann mittleren Alters, der ein Mal den Blick durch die Runde gehen ließ, ehe dieser an Juna hängen blieb.

„Du kannst zu ihr. Im Moment schläft sie noch, aber es geht ihr soweit wieder gut.“ Noch während Juna in dem Raum verschwand, glitten die blassgrünen Augen des Arztes über mich und mich erfüllte ein angenehm warmes Gefühl, das mich unwillkürlich zurückschrecken ließ.

„Dir scheint es soweit gut zu gehen? Aber, ein wenig Schokolade, um deinen Serotoningehalt weiter anzuheben, könnte trotzdem nicht schaden.“ Er wartete meine Antwort gar nicht ab, so als wäre bereits alles gesagt, und ließ seinen Blick noch einmal über die Gruppe wandern. „Da keiner von euch behandelt werden muss, solltet ihr endlich eure Partner zu Lars bringen.“

 

Nur wenige Minuten später standen Loren, Damien und ich auch schon vor Lars' Tür. Per hatte uns seinen Partner Spot mitgeschickt, da dieser einen Besuch bei Lars wirklich nötig hatte, jedoch keiner von beiden Prim alleine lassen wollte. So hatte Per sich durchgesetzt, dass das Wesen mit uns gehen und er selbst später zu Lars kommen würde, um nach ihm zu sehen.

Kaum hatten wir den Raum betreten, hatte sich der kräftige Mann gleich Spot zugewandt, welcher sich Mühe gab, nicht zu leidend zu wirken. Doch kam er damit nicht durch. Innerhalb von wenigen Momenten hatte Lars ihn auf eine Stahltisch gehoben und kümmerte sich mit stiller Ernsthaftigkeit um dessen Pfote. Ab und an kam ein leises Winseln von dem Wesen, doch sonst versuchte es nicht einmal zu zucken, bis die Behandlung beendet war. Schlussendlich wurde der Wolfslöwe wieder auf den Boden gesetzt, wobei ein dicker Verband seinen halben Vorderlauf bis kurz über die Zehen zierte und sein Gelenk dadurch unbeweglich machte. Mit einem vernehmbaren Seufzen hinkte er ein paar Schritte weiter, ehe er sich auf ein großes Kissen fallen ließ und erschöpft die Augen schloss. Der große Mann musste ihm nicht einmal etwas sagen, damit er dies tat, doch wirkte das Wesen auch um einiges ausgezehrter als zuvor.

Daraufhin kam der Kahlköpfige auf Mishka zu, dessen Nervosität rapide abnahm, noch bevor Lars eine Hand an ihn gelegt hatte. Sachte fuhr der Mann über seinen Kopf und die Wirbelsäule entlang, ehe er mit einem verkniffenen Lächeln auf dem Gesicht wieder aufstand.

„Mishka geht es gut, er hat nur ein paar kleine Kratzer abbekommen.“ Was wohl bedeutete, dass er tatsächlich selbst sein Element genutzt hatte, um sich vor dem Gröbsten zu schützen. Und schon war Dew an der Reihe. Das dunkle Licht-Wesen versteckte sich halb hinter seinem Partner, bis dieser beiseite trat und den Weg für Lars frei machte.

„Na, komm schon her, Dew. Ich weiß, dass du Behandlungen nicht magst, aber was sein muss, muss sein.“ Mit einem leisen Grummeln trat er tatsächlich auf den Mann zu, der nun – ebenso wie bei Mishka – eine Hand über ihn wandern ließ. Sein Blick entspannte sich recht schnell wieder, was für mich ein gutes Zeichen war, trotzdem wickelte er dem Licht-Wesen eine elastische Bandage um einen der Hinterläufe. Kurz zuckte Dew dabei zusammen, doch ließ er sich sonst keine Schwäche anmerken. Im Gegensatz zu Mishka, der wohl mit seinen Fähigkeiten als Drama-Queen eine einfache Zerrung als offene Wunde ausgespielt hätte. Das stolze Verhalten des Wesens überraschte mich ein wenig, doch sah ich dann, wie sich etwas in seinen Blick stahl, das nach Mitleid rief. So hart Dew auch tat, so sehr war er doch nur ein Tier, das nach seiner Verletzung bemitleidet werden wollte. Da stand Lars auch schon auf und klopfte sachte auf Dews Schulterblatt.

„Da hast du nochmal Glück gehabt. Die Probleme sollten in ein paar Tagen zurückgehen, bis dahin musst du aber kürzertreten. Kein rennen oder kämpfen.“ Ein leises Schnauben kam von dem Wesen, ehe es ergeben den Kopf senkte. Das war wohl Antwort genug für den Mann, denn da wandte er sich auch schon an uns.

„Wie gesagt, Dew hat sich erst einmal für die nächste Woche auszuruhen und dann schauen wir mal, wie sich die Zerrung macht. Und Mishka“, mit diesen Worten musterte er den schwarz-weißen Kater kurz „würde ein Bad gut tun, ansonsten ist er wohlauf.“ Auch wenn Mishka nicht erfreut war, so wurde sein murrender Protest doch ignoriert und wir verließen den Raum, nachdem Loren noch einmal versichert hatte, dass Dew sich ausruhen würde.

„So... Und nun zu dir, Kris.“ Fragend hob ich eine Augenbraue an, als der Blonde mich ansprach und eingehend musterte.

„Der Doc meinte, du sollst Schokolade bekommen.“ Unwillkürlich verzog ich das Gesicht.

„Ich mag keine Schokolade.“ Doch wurde nun auch mein Protest gekonnt ignoriert.

„Wenn der Doc etwas sagt, sollte man sich auch daran halten. Also, los, ab zum Lager. Ihr werdet euch für die Zukunft mit Schokolade eindecken, verstanden?“ Ich kam nicht mehr dazu, Einwände zu erheben, da hatte sich Loren auch schon in Bewegung gesetzt. Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal, auch wenn ich Süßkram so gar nicht leiden konnte.



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