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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Fünfundzwanzig

Es war gerade einmal Mitte der Woche und ich kam immer noch nicht mit dem zurecht, was ich durch diesen Brief erfahren hatte. Mein Dad war ein Hunter gewesen, er und meine Mom hatten gewusst, dass ich als Animalist geboren worden war und anscheinend hatten sie auch gewusst, dass ich, wenn ich starb und als Spiritualist zurück kehren sollte, kein normaler Spiritualist sein würde. Doch woher konnten sie das wissen? Und, außerdem, schien dieser Brief der Auslöser für das übertriebene Verhalten meiner Mom gewesen zu sein, nicht mein eigentlicher Tod. Aber im selben Moment, als diese Erkenntnis so etwas wie Sinn zu ergeben schien, ergab sie doch keinen Sinn: Denn, wieso war das überhaupt so gewesen?

Der eindringliche Ton eines Piepers riss mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich bemerkte, dass mich meine ganze Klasse, samt Lehrerin, anstarrte. Verwirrt blinzelte ich, ehe mir einfiel, dass ich einen Notfallpieper von Chester bekommen hatte und diesen auch im nächsten Moment in den Untiefen meiner Schultasche suchte. Während ich das Ding zum Schweigen brachte, flog mein Blick über das Display und ich musste kurz nachdenken, ehe ich den Namen Juna Craig mit der schwarzhaarigen Freundin von Prim in Verbindung brachte. Prim, die vermutlich die selbe Nachricht soeben bekommen haben musste. Als mir das bewusst wurde, warf ich meine Sachen achtlos in die Tasche und stürmte mit einer Entschuldigung auf den Lippen aus dem Saal. Ich musste Prim finden, bevor sie etwas Unbedachtes tat, da sie keinerlei kämpferische Fähigkeiten oder Erfahrungen besaß.

Als ich gerade aus dem Schulgebäude hinauslief, entdeckte ich den Blondschopf, der gerade das Gelände verließ.

„Mishka!!“ Während ich Prim folgte, schloss der Kater zu mir auf und versuchte meine Unruhe zu verstehen. Während er eins und eins zusammen zählte und zu dem anderen Mädchen nach vorne schaute, brummte er fragend.

„Fang sie ein. Ihre Freundin braucht Hilfe, aber Prim kann nicht kämpfen. Ihr wird etwas passieren, wenn sie blindlings dort hin rennt.“ In diesem Moment war ich wirklich froh, dass Wesen intelligent waren und keine gewöhnlichen Tiere, denn die Großkatze legte einen Zahn zu und jagte in grazilem Lauf hinter dem Mädchen her. Auch ich strengte mich an, noch etwas schneller zu laufen und die beiden einzuholen. Wie war das noch mit dem Konditionstraining gewesen? Ich schnaufte ja jetzt schon wie ein fettes Walross an Land!

 

Ich bog gerade um die Ecke der Mauer, die das Schulgelände säumte, als Mishka nach Prims Jackensaum schnappte und sie daran festhielt, als sie gerade auf die Straße rennen wollte. In ihren Augen stand die reine Verzweiflung, als sie sich zu dem Kater umdrehte und versuchte, sich von ihm zu befreien. Da dieser jedoch nicht los ließ, schlüpfte sie kurzerhand aus der Jacke. Gerade in dem Moment, als ich bei ihr ankam, trat sie auf die Straße.

„Prim, warte!“ Ich konnte hören, wie ein Auto die Straße entlang heizte und musste gar nicht sehen, wie nah es war, um zu wissen, dass der Bremsweg bei dieser Geschwindigkeit nicht reichen würde. Im letzten Moment erwischte ich jedoch das Handgelenk der Blonden und riss sie nur knapp vor dem gelben Auto zurück, das mit quietschenden Reifen ein Stück weiter zum Stillstand kam, während wir auf dem Bürgersteig zu Boden gingen.

„Du kannst doch nicht einfach auf die Straße laufen!! Du wärst fast überfahren worden!“ Entsetzen ließ meine Stimme schrill klingen, während Mishka uns beide wütend anbrüllte. Da stand auch schon der Fahrer des Autos neben uns und zog uns beide kurzerhand in die Höhe. Es war kein anderer als Loren, was mich verdutzt blinzeln ließ.

„Euch ist nichts passiert, oder? Gut, dann ab ins Auto, bevor ihr noch wem anders vor die Karre rennt!“ Der Schreck war auch nicht spurlos an dem Blonden vorbeigegangen, weshalb er ein wenig schroff klang, ehe er zurück zu seinem Auto eilte. Etwas, was wir ihm gleich taten und einstiegen, wie er es uns befohlen hatte. Die Türen waren noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da war der Mann auch schon aufs Gas gestiegen und brauste wieder los, was uns unweigerlich in die Polster der Rückbank drückte.

 

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch waren es nur wenige Minuten, als Loren sein Fahrzeug mit einer Vollbremsung mitten auf der Landstraße und Schnauze an Schnauze, knapp vor einem ziemlich zugerichteten weiteren Auto, zum Stehen brachte. Kurz vor dem Stillstand erfasste er noch ein Finsternis-Wesen und beförderte es durch den Pulk aus Wesen vor uns hindurch. Und im nächsten Moment war Prim auch schon aus dem Auto heraus, etwas, was Loren mit einem sehr einfallsreichen Fluch quittierte und ebenfalls aus dem Auto hechtete, um sie direkt wieder ein zu fangen, während Dew sie beide von den Finsternis-Wesen abschirmte.

„Hast du sie noch alle?!“

„Juna!!“

„Hey, ich rede mit dir!“ Als Prim sich aus Lorens Griff befreien wollte, schüttelte er diese einmal kräftig durch, damit sie ihn ansah. Während ich aus dem Auto stieg und Dew dabei beobachtete, wie er sich mit flammenden Zähnen in den Kampf mit zwei Raider stürzte, ließ ich den Blick endlich über die Umgebung wandern. Wir waren hier in eine richtige Schar aus Finsternis-Wesen hinein gerauscht. Um uns herum rotteten sich Raider und Ravager zusammen – zumindest ging ich davon aus, dass es solche waren, denn sie passten zu den Beschreibungen, die Damien gemacht hatte. Der kleinere Teil der Masse bestand aus Wesen mit dicker Panzerung obenauf und die anderen ähnelten diesen stark. Sie waren nur etwas kleiner, hatten keine Panzerschuppen, dafür aber kleine Augen. Es mussten bestimmt um die 30 Wesen sein, wenn nicht sogar mehr. Und inmitten dieser Meute stand ein riesiges Biest. Es war muskelbepackt und ähnelte einer Mischung aus Tiger und Bär. Vor allem das Brüllen, das es in diesem Moment ausstieß, erinnerte stark an das eines wütenden Bären. Doch ließ man mir nicht mehr Zeit, mich umzusehen, denn Mishka begann leise zu Grollen und umkreiste mich. Ein Teil der Finsternis-Wesen scharte sich mittlerweile um uns, als Loren plötzlich Prim in meine Arme stieß.

„Du bleibst gefälligst bei Kris, verstanden?!“

„Aber...! Juna...!“ Ich hätte nie geglaubt, dass Loren so wütend blicken konnte, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ehe er sich abwandte und einen Speer herbeirief, dessen Spitze er in Brand steckte. Ohne ein weiteres Wort, stieß er den brennenden Speer zielsicher in die Kuhle des Schlüsselbeins eines Ravager, als dieser ihn angreifen wollte. Als das Wesen sich mit einem schmerzerfüllten Laut in schwarzen Rauch auflöste, meldete der Blonde sich doch noch einmal zu Wort.

„Ihr bleibt zusammen, verstanden? Kris, pass' auf sie auf, bevor sie sich noch umbringt. Ich werde hier ein wenig aufräumen...“ Das Grinsen, das sich auf Lorens Lippen stahl, wirkte irgendwie schadenfreudig und alles andere als harmlos, als er sich wieder abwandte. Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, verschwand er in dem Getümmel, während Feuer um ihn herum aufloderte. Er schien mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten zu haben, als ich selbst. Doch riss sich Prim da auch schon von mir los und hastete nach vorne, während ihre Augen aufleuchteten. Kurzerhand zog ich eine schützende Wand aus Schatten knapp vor ihr hoch, gegen die sie lief, ohne abbremsen zu können. Doch blieb sie nun zumindest stehen, auch wenn sie jetzt neben dem Schrotthaufen von einem Auto stand, das wohl Juna gehörte. Es sah beinahe danach aus, als wäre etwas von oben auf dessen Motorhaube gelandet und hatte diese – mitsamt des massiven Motors und allem was sich sonst so unter einer Motorhaube verbarg – dabei auf die Hälfte ihrer eigentlichen Höhe zusammengepresst.

„Prim, du sollst-...“

„Juna!! Pass auf!! Vier Ravager!!“ Erschrocken zuckte ich zusammen, als die sonst so ruhige Blonde plötzlich quer über den Kampfplatz brüllte, ihre Hände gegen meinen Schild gelegt. Jedoch veranlasste mich dieser Ausruf dazu, über die kleineren Wesen hinweg zu schauen, um nach der Schwarzhaarigen zu suchen. Sie stand dem riesigen Wesen genau gegenüber und es brüllte wütend. Es sah ganz so aus, als hätte Juna einen Angriff von ihm abgewehrt. Staunend beobachtete ich, wie Juna gegen vier der gepanzerten Wesen gleichzeitig kämpfte, die eine Hälfte mit einem Schild aus Licht abwehrte und die andere mit einem Stab angriff, an dessen beiden Enden je eine Klinge aus Licht strahlte. Sie handelte so schnell und so präzise, dass sie innerhalb weniger Augenblicke die Finsternis-Wesen von sich weg befördert und sogar zwei von ihnen zurück in die Schatten geschickt hatte.

„Der Große, rechts, hinter dir!“ Prims Stimme war noch nicht verklungen, da hatte Juna auch schon auf die Anweisung reagiert. Sie war herum gewirbelt und hatte die Klinge ihres Stabes über die Unterseite des Großen gezogen, der gerade dabei war, sie anzuspringen. Trotz allem landete er mit einer riesigen Pranke auf ihr und presste sie zu Boden, bevor auch er sich in schwarzen Rauch auflöste.

Ich war wie gebannt von diesem Anblick, bis Mishka plötzlich fauchte, mich zur Seite stieß und so in die Realität zurück holte. Seine beiden Schwänze peitschten gereizt umher, während er die Wesen im Blick behielt, die uns immer enger einkreisten. Warum hatten Loren und Chester sich so darauf eingeschossen, mich in Schilden zu unterrichten, statt mir das Kämpfen beizubringen?

„Hoch mit dir!“ Kaum hatte Prim diesen Ausruf beendet, sprang ein Raider über den mattschwarzen Trümmerhaufen hinweg und auf sie zu. Da mein Schild sie nur nach vorne hin abschirmte, war sie diesem Angriff von der Seite hilflos ausgeliefert.

„Mishka!“ Nun ja, nicht ganz so hilflos, wie das Finsternis-Wesen erwartet hatte, denn der schwarzweiße Kater prallte mit solcher Wucht gegen den fremden Körper, dass er diesen gegen einen weiteren Raider schleuderte und die schwarzen Wesen übereinander kullerten, ehe sie ein Stück entfernt für einen Moment liegen blieben.

„Mishka, nutz' dein Element“, wies ich den Kater an, da ich mich auf Prim konzentrieren musste und nicht auch noch auf diese Kampfunterstützung achten konnte, da der Kater zu gerne den Luxus nutzte, dass ich dies für ihn übernahm. Während mein Partner sich nun um die beiden Raider von eben kümmerte, griff ich nach der Blondine, um diese wieder auf die Beine und von den kämpfenden Wesen weg zu ziehen. Zeitgleich ließ ich dabei den Schild sinken, der nun unnütz in der Gegend herumstand. Doch traf mich in genau diesem Moment etwas im Rücken und beförderte mich bäuchlings auf die eingedrückte Motorhaube des mattschwarzen Lexus. Und da tropfte mir auch schon der Geifer des Wesens ins Gesicht, als ich über meine Schulter hinweg in dessen Gesicht blickte.

Doch, warum tat es nichts? Es hätte die Chance, mir einfach ins Genick zu beißen, doch stand es einfach nur über mir und sperrte das Maul, mit dessen zweireihigen Gebiss, auf, als wollte es mir drohen.

Moment!

Das hier war ein Ravager!

Damien hatte gesagt, dass diese gepanzerten Wesen Kollateralschäden, wenn möglich, vermieden. Das bedeutete, dass ich im Moment nicht das Ziel war, sondern ein anderer. Und wenn ich richtig schätzte, war es die Person, die im nächsten Moment hinter mir schrill aufschrie. Zeitgleich mit Prims erschrockenem Aufschrei ertönte Mishkas verzweifeltes Brüllen, der nicht zu wissen schien, wem von uns beiden er zu erst helfen sollte.

Wut keimte in meinem Innern auf und ich verwandelte diese instinktiv in eine impulsive Entladung meines Schattenelements, um dem Wesen auf meinem Rücken eine Art Kälteverbrennung an den Pfoten und der Brust zuzufügen und es durch die Druckwelle von mir hinunter zu befördern. Impulsive Angriffe, ja, das waren die einzigen, die ich bisher ab und an mal einsetzen konnte, wenn ich auf meine Gefühle zurückgriff. Der Nachteil war, dass sie meine Energie schlagartig aufzehrten.

„Schütze Prim“, mehr als das musste ich nicht sagen, da schoss der Kater auch schon nach vorne und verbiss sich im gepanzerten Nacken eines Raiders, der gerade auf Prim zusetzte. Währenddessen drängte mich mein Angreifer weiter von der Blonden weg. Nur blöd, dass ich weder wusste, wie ich gegen ein gepanzertes Wesen kämpfen sollte, noch die Gelegenheit hatte Loren oder Juna dabei zu beobachten, um von ihnen zu lernen.

Und damit sollte ich Prim beschützen? Toller Einfall, Loren!



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