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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Dreiundzwanzig

Der Plan, den wir Sonntagmittag noch gefasst hatten, war einfacher umgesetzt, als ich es erwartet hatte. Loren hatte sich kurzerhand zu meinem persönlichen Geleitschutz erklärt, um mich in die Schule zu bringen – er fuhr mich mit seinem knallgelben Ford Mustang hin. Auf dem Rückweg sollte ich mich jedoch mit jemandem namens Primrose treffen, die ebenfalls auf meine Uni ging.

Da Mishka sich nicht davon abhalten ließ, mit mir zur Uni zu gehen, nahm ich ihm das Halsband noch in der Gilde ab, das ihn für gewöhnliche Menschen sichtbar machte. Während des Unterrichts lungerte er irgendwo auf dem Schulgelände herum, auch wenn mich das mit gemischten Gefühlen im Klassenzimmer sitzen ließ. Denn, auch wenn er von gewöhnlichen Menschen nicht gesehen wurde, so war er doch von anderen Wesen aufspürbar. Doch trotz meiner Bedenken verlief mein Unterricht ohne Probleme und so fand ich mich zu Unterrichtsende vor der Bibliothek ein, wo ich Primrose treffen sollte. Als der Schülerfluss langsam versiegte, trottete auch Mishka die Treppen zu mir hinauf und schmiegte sich freudig um meine Beine herum.

„Ich habe dich auch vermisst.“ Lächelnd streichelte ich den Kater, bis sein Schnurren plötzlich erstarb und er mit zuckenden Schwänzen an mir vorbei schaute. Fragend folgte ich seinem Blick und entdeckte ein Mädchen mit blonden, kinnlangen Haaren, dessen Uniform zeigte, dass sie eine Stufe über mir war. Mit misstrauischem Blick schaute ich ihr in die Augen und blickte in zwei kräftige, karamellfarbene Seen, was mich die Schultermuskulatur etwas entspannen ließ.

„Primrose?“ Nach kurzem Zögern nickte die Fremde und ich zog einen Mundwinkel leicht nach oben.

„Ich bin Kris und Loren meinte, wir sollen gemeinsam zur Gilde zurück gehen.“ Wieder nickte die Blonde nur, doch verzog sie dann die Augenbrauen und schaute zur Seite hin weg, als ihre Augen grell aufleuchteten.

„Alles okay?“ Zur Stille fordernd erhob sie die Hand und starrte in Richtung Treppenhaus. Als sie nach einigen Augenblicken stark blinzelnd wieder nach vorne schaute, ruhte ihr Blick auf dem Boden.

„Kris, du solltest noch warten, bis du die Schule verlässt.“ Langsam legte sich Prims gedankenverlorener Blick auf mich. „Jemand wartet draußen, der dich abfangen will. Es würde etwas schlimmes passieren, wenn du jetzt raus gehen würdest.“ Irritiert schaute ich dabei zu, wie sich Prims Gedanken klärten und sie noch ein mal zu den Treppen hinter sich schaute.

„Wir sollten warten.“

„Was?“

„Entschuldige... Ich... Ich kann Schicksalsschläge voraussehen.“

Was?“ Dieses Mal klang ich gleich noch ein wenig verwirrter, als zuvor. Verunsichert zog die Blonde die Schultern bis unter ihre Haarspitzen und blickte zu Boden. Mishka schob mich grob auf die Ältere zu.

Ich hab mich zu entschuldigen. Du bist eine Mediale, oder?“ Zaghaft begegnete sie meinem Blick und nickte leicht. „Wenn du sagst, dass wir warten sollen, dann warten wir.“ Es war schwierig, hinter der Unsicherheit mehr zu erkennen, doch da entdeckte ich einen Anflug von Dankbarkeit, als sich meine Gegenüber etwas entspannte. Und ein warmes Gefühl regte sich in mir, das mich kurz verwunderte.

„Ja, das ist besser“, stimmte sie leise zu.

Während wir warteten, saßen wir auf der Treppe und ich erzählte Prim ein wenig von Mishka, dem die Aufmerksamkeit sichtlich gefiel. Erst, als es Prim endlich Recht war, verließen wir das Gebäude und ließen uns von einem Taxifahrer einsammeln und zur Gilde bringen. Langsam verstand ich, weshalb Loren auf diesen Geleitschutz bestanden hatte. Ohne Prim wäre nach der Schule irgendetwas passiert und ich konnte ahnen, dass meine Mom darin verstrickt war. Ich wäre blindlings mit ihr zusammen gerauscht und das Ende dieser Begegnung wäre schlimm ausgegangen, wenn ich Prims Worten Glauben schenken durfte.

 

Nun, da wir jedoch sicher in der Gilde angekommen waren und die Treppen zur Mensa hinunter schritten, flog mein Blick automatisch über die Anwesenden. Da war die typische 3er-Konstellation, bestehend aus Daisy, Thomas und Ethan, dort lungerte eine Gruppe müder, gelangweilter Animalisten mit ihren Partnern herum und auf der anderen Seite des Raumes stand gerade eine Schwarzhaarige von einem Tisch auf, deren asymmetrischer Haarschnitt von lila Strähnen durchzogen war. Ihr schwarzer Lidschatten ließ ihre blassen, grauen Augen hervorstechen und ihr Shirt von Amon Amarth ließ darauf deuten, dass ihr Musikgeschmack ebenso schwarz wie ihre Kleidung war. Als sie bei uns an kam, ließ sie mich links liegen und war voll und ganz auf die Blonde neben mir fixiert.

„Alles okay?“ Sanft legte sie eine Hand an Prims Wange, was diese zu einem herzerwärmenden Lächeln brachte.

„Ja. Wir mussten etwas warten, um Problemen zu entgehen.“ Der forschende Blick der Schwarzhaarigen wurde weicher, bevor sie die Blonde schnell küsste und wieder einen Schritt Abstand nahm, um nun mich zu mustern. Abschätzend wanderten ihre Augen über meinen Körper, als würde sie in einem offenen Buch lesen, bis diese plötzlich groß wurden und wieder in die meinen blickten.

Erbe.“ Ein einziges Wort und ich versteifte mich auf der Stelle. Verunsichert fing Mishka leise an zu fauchen und stellte sich zwischen uns, während nun auch Prim überrascht zu mir schaute.

„Bist du dir sicher, Juna?“ Mit einem scharfen Nicken bekräftigte sie ihre vorherige Aussage.

„Okay... Aber es ist unhöflich, jemanden so anzustarren, Juna. Vor allem, wenn es sich um einen Erben handelt.“ Blinzelnd schaute die Größere auf Prim hinab, dann rollte sie die Augen nach oben und machte eine, von uns weg deutende, Bewegung mit dem Kopf.

„Und ob. Mich, zum Beispiel, interessiert das schon.“ Junas Unterlippe schob sich übertrieben schmollend nach vorne, als sie ein wenig trotzig auf die Kleinere hinab schaute, doch blieb diese standhaft, bis die Schwarzhaarige laut seufzte und den Kopf einlenkend zur Seite neigte.

„'Tschuldige.“

„Gutes Mädchen.“ Mit einem sanften Lächeln, stellte sich die Blonde auf ihre Zehenspitzen und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Lippen. Erst nach diesem schien sich Juna jedoch tatsächlich ihrem Schicksal zu fügen, denn ihr Blick war nicht mehr so durchdringend, als sie mich nun betrachtete.

„Also, wir sehen uns dann morgen nach dem Unterricht, Kris.“ Mit einem schüchternen Lächeln verabschiedete die Blonde sich und zog ihre Freundin kurzerhand mit sich. Während sie davon gingen, hörte ich noch, wie Juna „Erzähl“ sagte, doch wandte ich mich da selbst zum Gehen. Diese Begegnung war ein wenig gruselig gewesen. Und die Wortkargheit der Schwarzhaarigen hatte es nicht gerade besser gemacht.

Als mir ein kalter Schauder den Rücken hinunterlief, schüttelte ich mich unwillkürlich und schritt etwas schneller in Richtung meines Zimmers.



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