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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Zweiundzwanzig

Mit einem höchst erfreuten Jaulen sprang Sammy ihrem Partner in die Arme, der seine Pistolenarmbrust verschwinden ließ und sie auffing. Ich persönlich wäre am Boden festgenagelt gewesen, wenn sie das bei mir gemacht hätte, doch bei Damien sah es so aus, als würde sie nichts wiegen. Stolz lobte er die Wölfin, die ihm das Gesicht ableckte. Die beiden schienen für den Moment vergessen zu haben, wo sie waren, was mich zufrieden lächeln ließ.

Das war der Damien, den ich kannte.

„Das ist doch schon mal ein Anfang.“ Chesters Stimme lockte unsere Blicke in seine Richtung. Der Schwarzhaarige rieb sich mit einer Hand am Kinn und legte grübelnd die Stirn in Falten, ehe er Loren musterte, der noch immer die Arme vor sich verschränkt hatte. Erst nach einer Weile seufzte dieser theatralisch, warf die Hände in die Luft und stand von seinem Stuhl auf.

Unfähiger Spiritualist“, brummelte er, während er an Chester vorbei trat.

„Für einen Anfang ist das wirklich nicht schlecht, aber“ auch wenn in Lorens Augen so etwas wie Anerkennung aufleuchtete, so war da weiterhin die Härte, die er immer nur Damien gegenüber zeigte. „Eigentlich solltest du weiter sein, besser als das.“ Er wedelte vage mit der Hand zu Sammy und Damien hinüber, was die Wölfin mit einem spöttischen Schnaufen quittierte, ehe sie wieder auf den Boden zurück sprang. Gerade, als Damien zum Protest anhob, machte der Blonde jedoch eine wegwerfende Handbewegung.

„Egal, damit kann man arbeiten.“ Nun suchten die haselnussbraunen Augen jedoch meinen Blick.

„Und was ist eigentlich mit dir, Kris? Was stehst du immer noch so untätig hier herum? Sonst bist du auch schneller an der Sache dran, wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen.“ Langsam bröckelte die Kälte in Lorens Blick und ein Grinsen bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche. Ein Grinsen, das ich freudig erwiderte, wobei meines etwas schief ausfiel.

„Wenn mir jemand sagt, wie das funktioniert.“ Lorens Grinsen wurde überlegener und er deutete mit dem Daumen auf Damien.

„Klär das mit dem da.“ Überrascht blinzelte Damien den Blonden an.

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört, Schwachkopf: Bring ihr die Grundlagen der Schattenkontrolle bei. Dann seid ihr auf einem Level und ich kann mit euch arbeiten.“ Mit erhobenen Händen drehte sich Loren dann auch schon um und setzte sich wieder auf seinen Zuschauerplatz, wo Dew und Chester ihn bereits erwarteten. Einen Moment lang blieben wir noch unschlüssig stehen, dann setzte sich der Kupferhaarige im Schneidersitz mitten in den Raum und ich tat es ihm nach kurzem Zögern gleich.

„Aaaalso...“

 

Gut. Schatten war komplizierter als andere Elemente. Ebenso wie Licht, dessen Wirkungsweisen ich bereits vergessen hatte und mich nur knapp daran erinnerte, dass man durch ein gewisses Gefühl dieses Element stärkte und Gefühlsausbrüche dazu führten, dass das Element regelrecht explosiv hervorbrach. Das selbe geschah auch bei Schatten. Der Unterschied hierzu war jedoch das grundlegende Gefühl, aus dem man den Schatten schöpfte: Schatten entstand durch tiefe, innere Ruhe, die an Distanziertheit grenzte und zehrte auch von negativen Gefühlen. Jedoch musste man mit dem Nebeneffekt leben, dass Schatten auch diese negativen Gefühle wie Depression und Selbstzweifel nährte, so wie Licht ein übertriebenes Hochgefühl und Überheblichkeit hervorrief. Deshalb sollte man als Licht-Anwender am besten mit einem kühlen Charakter gesegnet sein, so wie als Schatten-Anwender mit einer Frohnatur und eisernem Willen. Etwas, was ich beides nicht wirklich als gefestigte Wesenszüge meinerseits ansah, doch schien niemand der hier Anwesenden an diesen Eigenschaften von mir zu zweifeln.

„Hast du das soweit verstanden?“ Langsam nickte ich. Verstanden hatte ich das Ganze schon, doch war das Vertrauen in mich selbst noch nicht wirklich vorhanden, weshalb ich vorsichtshalber schwieg. Eiserner Wille, jaja. Ich hatte bereits jetzt keinen Mut mehr, obwohl ich vorhin noch so laut getönt hatte, dass Damien mir das beibringen sollte.

„Gut. Dann kannst du es ja jetzt ausprobieren.“ Mishka hob bei diesen Worten den Kopf an, den er bis eben neben mir liegen hatte, und spitzte die runden Ohren.

„Was kannst du bisher?“ Ich musterte Mishka einen Moment lang, ehe dieser aufstand und sich ausgiebig streckte. Mit dem Kopf machte ich eine Bewegung in Richtung Kater.

„Ich kann Mishka mit einem elektrischen Schild ausstatten und das Gleiche auch bei mir machen.“ Kurz kniff Damien ein Auge weiter zusammen, dann lächelte er wieder.

„Gut. Dann konzentriere dich auf die innere Ruhe, von der ich dir eben erzählt habe, und versuch dieses elektrische Schild in Schatten um zu wandeln.“ Kurzerhand schloss ich meine Augen und atmete tief durch, um mich zur Ruhe zu bringen. Nach einigen tiefen Atemzügen öffnete ich die Augen wieder und blickte auf meinen Partner. Ich machte die abreibende Handgeste und im nächsten Moment schien Mishka von einer schwarzen Aura umfangen zu sein, die hier und da knisternde Funken entlud. Mit großen Augen starrte ich den Kater an. Na, ganz so war das eigentlich nicht gedacht gewesen, doch war das offensichtlich eine Kombination aus beiden Elementen: Der schwachen Elektrizität und dem starken Schatten. Wieso auch immer...

„Und jetzt du.“ Von dem ersten Erfolg beschwingt, schloss ich erneut die Augen, um tief durch zu atmen. Während ich die Augen wieder öffnete, klopfte ich mir sachte mit beiden Handflächen auf die eigenen Schultern. Die schwarze Aura flammte auch um mich herum auf, doch flackerte sie und verlor sich direkt wieder. Überrascht blinzelte ich und schaute verdutzt auf meine Hände hinab.

„Innere Ruhe, Distanziertheit, Kühle. Das ist es, was du brauchst, um den Schatten richtig zu kontrollieren. Du hast dich von einem Glücksgefühl ablenken lassen.“

„Was...?“ Damiens Grinsen verunsicherte mich. Ich hatte mich über den Erfolg an Mishkas Schild gefreut und das sollte der Grund sein, warum ich mein eigenes Schild nicht hatte aufbauen können?

„Das ist Übungssache. Es heißt nicht, dass du deine positiven Gedanken und Gefühle vergessen musst. Das darfst du nämlich niemals. Es heißt, dass du beim Kontrollieren der Schatten eine Grenze zwischen diesem Gefühl und allen anderen ziehen musst. In einem ernsthaften Kampf ist das selten schwer, da die negativen Gefühle dort überwiegen. Aber du darfst dich vor allem nie aus der Ruhe bringen lassen.“ Grübelnd zog ich die Stirn in Falten und betrachtete wieder meine Hände. Wie ich anstrengende Arbeiten an mir selbst doch so gar nicht ausstehen konnte. Und da spürte ich die dicke Nase meines Partners auch schon in meinem Gesicht, der mich aus meinen grüblerischen Gedanken riss.

„Ist ja gut. Das kriegen wir hin, hab's verstanden.“

„Da du sehr lernfähig bist, Kris, gehe ich doch davon aus, dass ihr das hinbekommt.“ Als ich den Blick zu Loren anhob, der nun neben uns stand, grinste er sein typisches Loren-Grinsen, welches ich bisher noch nie in Anwesenheit von Damien zu Gesicht bekommen hatte.

„Aber jetzt ist erst einmal Mittagspause.“ Auf meinen fragenden Blick hin, deutete der Blonde mit dem Daumen über seine Schulter. Über der Tür hing eine Uhr, die kurz nach 15 Uhr zeigte.

„Der halbe Tag ist schon um. Und wir müssen noch klären, wie das bei dir morgen mit der Schule abläuft.“ Oh, das hatte ich ja ganz vergessen. Morgen war das Wochenende vorbei und somit auch die Woche, für die man mich vom Unterricht befreit hatte.



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