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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Siebzehn

Nach fast anderthalb Stunden zu Fuß, durch Wald und Wiese, erreichten wir endlich die Stadt. Ich wollte mir meine Erschöpfung nicht anmerken lassen, also hatte ich die ganze Zeit versucht, unbekümmert mit Loren Schritt zu halten, der von Beginn an ein zügiges Tempo vorgab. Entweder, ich schlug mich – trotz fehlender Kondition – ganz gut, oder der Blonde hatte sich irgendwann meinem erschöpften Tempo angepasst, ohne dass es mir aufgefallen war. Aber, eigentlich interessierte es mich auch nicht weiter, denn ich war einfach nur froh, als wir das Einkaufsviertel endlich erreichten und ich mich für ein paar Minuten zu Loren auf eine Parkbank setzen konnte. In unserer Stadt hatten sie einige, größere Einkaufszentren an den Stadtrand gebaut und eine Parkanlage um diese herum angelegt. Schnaufend ließ ich den Blick über das akribisch getrimmte Gras wandern und beobachtete die Menschenmassen, wie sie von einem Gebäudekomplex in den nächsten wuselten. Abgesehen von der Schule, war ich Menschenansammlungen nicht gewohnt, was mich mein Gesicht leicht verziehen ließ, ehe ich meine Mimik hinter meiner Wasserflasche versteckte. Währenddessen war Lorens Blick wachsam auf unsere Umgebung gerichtet, während er kein bisschen außer Puste wirkte.

„Genug ausgeruht?“ fragte er dann nach einer Weile, als er die Umgebung für sicher eingestuft zu haben schien. Ergeben setzte ich die Flasche ab und schraubte den Deckel darauf.

„Na klar.“ Lorens Grinsen wirkte, als hätte er mich vollends durchschaut, doch hatte ich mir mit meinen übermütigen Worten selbst ins Bein geschossen, als der Blonde gleich darauf aufstand. Dew tapste um seinen Partner herum und musterte Mishka und mich herausfordernd.

„Dann mal: auf in den Kampf. Ich hasse im übrigen Shoppen.“ Lachend verdrehte ich die Augen über Lorens Aussage, während ich zu den beiden aufholte.

„Ich auch, glaub mir.“

 

Einige Stunden und unzählige Kleidungsgeschäfte später, standen wir endlich wieder im Park. Dieses Mal wirkte sogar Loren sichtlich angestrengt und schnaufte erschöpft, als er eine vollgestopfte Tüte auf eine nahe stehende Bank warf.

Menschen...“, brummelte er kaum verständlich vor sich hin. Wenn ich die hirnlosen Kaufzombies in und um die Läden herum nicht selbst gesehen hätte, hätte ich mit diesem einzelnen Wort nicht viel anfangen können. Doch so brachte es mich zum Grinsen, als ich mich auf die Bank, neben die Tüten, sinken ließ. Mishka hechelte aufgeregt, da selbst er von der einkaufenden Gesellschaft ständig herum geschubst worden war. Was sahen sie wohl in ihm? Einen zu groß geratenen Pudel? Ich musste mir echt mal zeigen lassen, wie dieses Halsband funktionierte.

„Sollen wir zurück laufen?“ Lorens Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich hob gequält den Blick zu ihm an. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Augen halb geschlossen, während er das Gesicht der Sonne entgegen reckte. Und wieder einmal wirkte er voller Energie. Woher nahm der Kerl diese nur?

Seufzend ließ ich mich ein wenig auf der Bank nach unten rutschen.

„Muss das sein?“ Mit einem breiten Grinsen musterte mich mein Gegenüber aus den Augenwinkeln heraus.

„Sag' nur, du kannst nicht mehr? Das lässt mich deinen Trainingsplan nur auf weitere Konditionseinheiten ausweiten.“ Mein jetziges Seufzen klang noch gequälter, als das vorherige, während ich gedanklich im Erdboden versank, was Loren zum Lachen brachte.

„Gut, dann fahren wir eben. Aber nur dieses eine Mal.“ Weiterhin grinste der Blonde breit vor sich hin, während er sein Handy zückte und eine Nummer wählte. Als er sich zum Telefonieren abwandte und ein paar Schritte entfernte, zückte auch ich mein Handy und schaute auf das Display. Es war nach 14 Uhr. Wie hatten wir so lange in diesen Läden verbringen können? Ich schüttelte mich innerlich, ehe ich nun doch endlich die Tastensperre entfernte und die ungelesenen Anrufe anklickte, damit die Anzeige neben dem Button endlich verschwand. Es waren weit über 100 Anrufe, wobei irgendwann die Nummer meiner Mutter von einer „Unbekannten Nummer“ ersetzt wurde. Sie hatte wohl gedacht, dass ich dann ans Telefon gehen würde. Kopfschüttelnd wollte ich bereits das Handy wieder wegstecken, als in diesem Moment eine Anzeige aufsprang, die mir eine eingehende Textnachricht mitteilte. Mit gerunzelter Stirn verharrte mein Daumen über der Benachrichtigung, ehe ich sie endlich an tippte und sich die Nachricht öffnete. Es war eine altmodische SMS, die vermutlich von meiner Mutter stammte, denn es war wieder nur „Unbekannte Nummer“ als Versender angegeben.

 

Ich habe mich um deinen Fehler gekümmert. Sei beim nächsten Mal nicht so nachlässig.

 

Mehr stand nicht in der SMS.

Verwirrt blickte ich auf den Text, überflog ihn mehrfach und wurde nicht schlau aus den Worten. Das klang nicht nach meiner Mutter. Außerdem ließ sie sich für gewöhnlich nicht dazu herab, eine Nachricht zu tippen, wenn ich jetzt so darüber nachdachte. Sie besaß ihr Handy nur dazu, dass sie unterwegs Anrufe entgegen nehmen und tätigen konnte, wenn es denn zwingend sein musste. Vermutlich wusste sie nicht einmal, welche Funktionen ein Handy neben dem Telefonieren noch besaß.

Aber, wenn diese Nachricht nicht von meiner Mutter stammte, von wem kam sie dann? Wer konnte meine Nummer haben? Und woher?

„Das Taxi ist schon unterwegs. … Kris? Alles okay?“ Man musste mir meine Gedanken geradezu angesehen haben, denn Loren blieb abrupt stehen und suchte kurz die Umgebung mit den Augen nach einer möglichen Gefahr ab, ehe er doch auf mich zu kam.

„Du bist kreidebleich. Was ist los?“ Hastig schüttelte ich den Kopf, während ich mein Handy umklammerte und die Bildschirmsperre aktivierte, damit er nicht zufällig die Nachricht entdeckte.

„Alles okay.“ Kurzerhand tastete Loren nach meiner Stirn und blickte mir besorgt in die Augen.

„Du kippst aber nicht wieder um, oder?“ Kurz blinzelte ich verwirrt, dann schob ich seine Hand beiseite und stand auf, die Sorge in den haselnussbraunen Augen ignorierend.

„Quatsch. Mir geht’s gut.“ Ich legte ein Lächeln auf und versuchte meine Miene unbekümmert wirken zu lassen. Irgendetwas in meinem Inneren warnte mich davor, diese Nachricht jemand anderem zu zeigen. Also vertraute ich auf dieses Gefühl und tätschelte Mishkas Kopf, als dieser sich an mich schmiegte.

„Können wir noch etwas von der Bäckerei da mitnehmen?“ Prüfend musterte der Blonde mich noch einmal, dann nickte er zustimmend.

„Wir hätten vielleicht zwischendurch etwas essen sollen...“ Brummelnd wandte er sich ab und steuerte auf die Bäckerei zu, nachdem er seinen Rucksack neben den Tüten abgelegt hatte. Mit einem erleichterten Seufzen ergriff ich die Tüten und stopfte sie in unsere beiden leeren Rucksäcke, ehe ich dem Blonden mit diesen folgte. Mishkas durchdringende Silberaugen lagen auf mir und schienen nur auf eine genauere Erklärung zu warten, doch winkte ich ab und vertröstete ihn somit auf später.

 

Wir hatten kaum den Schutzwall hinter uns gelassen, da sprang mich ein freudig wedelndes, wölfisches Biest von der Seite an und leckte mir quer über das Gesicht, als ich mit dem Hosenboden auf dem Erdreich landete. Mishka hatte sich noch rechtzeitig aus Sammys Weg begeben, da er sonst vermutlich unweigerlich mit ihrer gebündelten Fröhlichkeit kollidiert wäre. Nun stand er neben uns und ich konnte seine Belustigung tief in meinem Inneren spüren. Sein Vertrauen in das andere Wesen war rapide in die Höhe geschossen, was mich wieder einmal aus dem Konzept brachte und einen Moment verharren ließ, ehe ich die nasse Nase aus meinem Gesicht schob.

„Hast du etwa auf mich gewartet, Sammy?“ Ein freudiges Jaulen war ihre Antwort, als sie mir Platz zum Aufstehen ließ und mit flatternden Flügeln um mich herum tänzelte. Langsam erhob ich mich und ließ meinen Blick wandern, bis ich Damien entdeckte. Er stand lässig an die Wand gelehnt neben dem Eingang da und beobachtete uns. Währenddessen unterdrückte Loren mal wieder seine offensichtliche Abneigung und versuchte eine neutrale Miene an den Tag zu legen. Schade, denn mir hatte der normale Loren die letzten Stunden über eindeutig besser gefallen, als der jetzige.

„Du hast den Antrag also durch bekommen, wie ich sehe“, seine Stimme war mehr ein Knurren und ich konnte sehen, wie Damien sich anspannte. Irritiert schaute ich von Damien zu Loren und folgte dem Blick des Blonden daraufhin bis zu Damiens linkem Handgelenk. Mit leicht schief gelegtem Kopf musterte ich die Armbänder an diesem und entdeckte das gleiche Symbol an einem breiten Lederband, das ich an Lorens silberner Armkette auch schon entdeckt hatte. Der schwarz-silberne Mond schien Loren vollkommen zu reichen, damit er seinen Griff um den Rucksackträger festigte.

„Ja, habe ich. Sonderantrag.“ Verwirrt hob ich den Blick an. Warum konnten die beiden sich nicht in vollständigen Sätzen angiften, damit ich auch besser durchstieg? Obwohl mich eine Ahnung im Hinterkopf bereits juckte, während sich Lorens Kiefermuskulatur anspannte. Bevor es wieder eskalieren konnte, trat ich einen Schritt vor. Augenblicklich richteten sich alle Blicke auf mich.

„Können wir bitte rein gehen? Ich bin fix und fertig.“ Ich schaute immer noch ein wenig gequält aus, womit es keine ganze Lüge war. Und, auch wenn es einen kritischen Moment lang dauerte, so lockerte Loren doch seine angespannten Muskeln und nickte. Missmutig warf er beim Vorbeigehen dem anderen Jungen seinen Rucksack an die Brust und stapfte kommentarlos davon.

Okay, so hatte ich mir das zwar nicht vorgestellt, aber immerhin gifteten sie sich nicht weiter an. Erleichtert atmete ich aus und musterte Damien eingehend, während dieser noch kurz hinter dem Blondschopf hersah. Die sommersprossigen Wangen wirkten noch immer angespannt und er sah so aus, als hätte er nach der kurzen Nacht einige Stunden mit Diskussionen verbracht. Die Erschöpfung, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, überspielte er jedoch direkt mit einem schiefen Lächeln, als er zu mir zurück schaute. Kurzerhand öffnete er den Rucksack in seinen Armen und schaute neugierig auf die rein gestopften Einkaufstüten.

„Und, was habt ihr so gekauft?“



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