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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Vierzehn

Auch, wenn ich mich nicht sonderlich gut fühlte und am liebsten ins Bett gekrochen wäre, so wollte ich doch endlich den Grund für dieses unerträgliche Angiften der beiden Jungs wissen, also führte ich Damien in den Trainingsraum, den ich die letzten 3 Tage schon in und auswendig kennengelernt hatte. Als ich einen der Stühle, die umgekehrt auf einem Tisch an der Wand standen, auf den Boden heben wollte, zuckte ich unter Schmerzen wieder zusammen und Damien ging mir zur Hand. Erst, als wir beide nun saßen und ich im Augenwinkel unsere Reflexionen in der Spiegelwand sehen konnte, verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und musterte den Rothaarigen eingängig. Mishka legte derweil den Kopf auf meinen Schoß und schloss die Augen, während seine Ohren leicht zuckten und auf jede Bewegung lauschten, die wir machten.

„Also“, begann ich nach einer Weile. „Was hat Loren gegen dich? Und wieso schauen dich alle hier so seltsam an?“ Damien seufzte und rieb sich mit einer Hand durch das sommersprossige Gesicht, während seine Augen zur Seite hin weg glitten.

„Auch wenn die Gilden zueinander gehören, mögen es die wenigsten, mit anderen Gilden zusammenarbeiten zu müssen. Sie sehen es auch nicht gerne, wenn sich ein Mitglied einer anderen Gilde mehr als ein paar Minuten in ihrer Gilde aufhält. Das hat verschiedene Gründe. Wenn dich das wirklich interessiert, solltest du dir eines der Geschichtsbücher ausleihen, da steht alles genauestens drin.“ Ich wartete einen Moment lang, doch Damien schwieg. Er hatte sich natürlich die einfachere Frage herausgesucht, doch hieß das nicht, dass er der Antwort auf die andere Frage dadurch entkam.

„Und was ist mit Loren und dir?“ hakte ich nach und man konnte meinen Unmut aus meiner Stimme heraus hören. Wieder fuhr er sich mit der Hand durch das Gesicht und mied weiterhin den Augenkontakt zu mir. Sammy schlich sich vorsichtig an ihn heran und legte sich so eng wie nur möglich neben seinen Stuhl, ihren Kopf legte sie dabei auf seine Füße.

„Es ist“, seufzend unterbrach sich der Rotschopf. „Vor etwas über einem Jahr bin ich ihm schon einmal begegnet. Ich bin kein guter Hunter und hatte mich in Gefahr begeben, weil ich mich überschätzt hatte. Ich war allein und Sammy am Ende ihrer Kräfte.“ Ein leises Winseln ging von seiner Partnerin aus, als sie nun auch eine Vorderpfote über seinen Fuß legte. „Man hat uns als Köder benutzt und Amanda – ein Mädchen, das mit Loren unterwegs war – entkam nur knapp dem Tod, als die Falle zuschnappte.“ Nun hob Damien beide Hände an, um sich ausgiebig über die Wangen zu reiben. Seine knallgrünen Augen zuckten leicht hin und her, als würde er die Szenerie vor seinem inneren Auge genauestens beobachten. Dann kniff er die Augen ganz zusammen und ich hörte ein leises Zittern in seiner Stimme, als er fortfuhr. „Tyra hat es nicht überlebt... Sie war die Partnerin von Amanda und hat mir das Leben gerettet... Loren gibt mir die Schuld daran... Und er hat vollkommen Recht damit... Wäre ich nicht so überheblich gewesen, wäre ich nicht in die Falle gegangen...“ Verunsichert schaute ich meinen Gegenüber an und löste den Knoten aus meinen Armen, um Mishka über den Kopf zu streicheln. Sein beruhigendes Schnurren durchdrang die Stille in dem Raum augenblicklich. Ich wollte mehr über den Vorfall wissen, doch war Damien in diesem emotionalen Zustand nicht zu gebrauchen.

„Du bist ein Idiot“, gab ich dann einfach trocken von mir und wartete kaum länger als einen Augenblick, bis Damien die Hände in seinen Schoß sinken ließ und mich irritiert anblinzelte.

Damien durch Verwirrung von seiner emotionalen Lage ablenken: Check!

„Darf ich dich daran erinnern, wer dich immer beschützen musste, bevor du einen Schuss in die Höhe gemacht hast? Mit deinen Spaghetti-Ärmchen hast du keiner Fliege etwas zuleide tun können, trotzdem hast du dich jedes Mal überschätzt und mit 7 Jahren schon versucht, einem 10-jährigen die Leviten zu lesen.“ Der Rothaarige wackelte leicht mit seinem Kopf hin und her und lächelte kümmerlich, bei der Erinnerung daran.

Damien wieder zum Lächeln bringen: Check!

„Der Typ hatte es damals aber auch verdient.“ Ich schnaubte belustigt über seine Feststellung.

„Natürlich hatte er das, er war ein Widerling. Aber wäre ich nicht zufällig um die Ecke gekommen, um ihm zwischen die Beine zu treten, hätte er dich zu Mus verarbeitet. Dann hättest du nicht nur die paar blaue Flecken abbekommen.“ Damien verdrehte leicht die Augen und zuckte mit den Schultern, doch das wissende Grinsen auf seinen Lippen war mir Beweis genug, dass er es mittlerweile ebenso wusste, wie ich.

„So, und jetzt erzähl mir mal, was das für eine Falle gewesen ist.“ Augenblicklich wurde Damiens Blick wieder ernst, doch war nichts von den Selbstzweifeln und Vorwürfen mehr zu sehen. Trotzdem mied er es, mir in die Augen zu schauen.

„Da Sammy bei mir war, glaubte ich nicht, dass mir etwas passieren konnte. Immerhin war ich noch keine 17, Sammy und ich waren noch kein Band eingegangen und somit war ich eigentlich für jedes Finsternis-Wesen noch uninteressant. Doch als wir im Dunkeln nach hause gingen, kreuzte ein Fear Child unseren Weg. Es lief einfach weiter, als wären wir Luft. Natürlich konnte ich das nicht auf mir sitzen lassen und ich wollte wissen, was es in einem noch recht leeren Neubaugebiet zu suchen hat, also sind wir ihm gefolgt. Ich glaube, es hat tatsächlich immer wieder auf uns gewartet, damit wir es nicht aus den Augen verlieren.“ Sammy brummte zustimmend. „Jedenfalls hat es uns auf eine Baustelle gelockt. Als wir vor einem ausgehobenen Keller standen und uns nach dem Fear Child umgesehen haben, hat es uns in diese Grube gestoßen. Ich hatte mir bei dem Sturz den Knöchel gebrochen und konnte Sammy nicht helfen, als mehrere Finsternis-Wesen über den Rand zu uns herunter sprangen. Sie hat alles gegeben, um keinem von ihnen die Möglichkeit zu geben, an mich heran zu kommen. Als sie schon ziemlich am Ende war, zogen sich die Wesen plötzlich zurück.“ Wieder fuhr er sich leicht mit der Hand durchs Gesicht. „Kaum eine Minute später schaute Amanda über den Rand zu uns hinunter. Loren sollte die Umgebung sichern, während sie uns aus der Grube half, doch kam es nicht soweit. Noch während Amanda zu uns hinunterstieg, hörten wir ein lautes Krachen. Irgendetwas hatte die Metallträger, die am Rand der Grube aufgehäuft waren, ins Rollen gebracht. Amanda konnte sich nicht ganz in Sicherheit bringen und wurde von ihnen eingeklemmt. Trotzdem befahl sie Tyra, uns zu beschützen, als die Wesen zurück kamen. Die meisten von ihnen waren Ravager und vermutlich einzig und alleine dazu da, um uns auszuradieren.“ Erneut dieses gewohnheitsmäßige über-die-Wange-Wischen, während sich Damiens Blick weiter verfinsterte. „Sammy hat nicht aufgegeben, sondern mit aller Macht gekämpft, ich war unfähig, ihr zu helfen, Amanda war eingeklemmt, Tyra war dazu angehalten, mein Leben zu schützen und Loren war völlig in seinen eigenen Kampf vertieft. Ich weiß nicht, wie lange der Kampf ging, aber irgendwann hatten mehrere Ravager sich auf Tyra gestürzt und sie regelrecht in Stücke gerissen. Als sie sich über Sammy her machen wollten, kam uns Loren endlich zu Hilfe. Er war der Einzige, der die Wesen mit einer Leichtigkeit besiegen konnte. Und als die Viecher das begriffen, nahmen sie plötzlich Reißaus.“ Ich schluckte hart, als Damien endlich schwieg. Doch gab es eine Sache, die mich nicht ruhig sitzen ließ, also stellte ich die Frage nach einem Moment der Stille.

„Wieso haben diese Wesen zusammengearbeitet?“ Damiens grüne Augen schienen mich zu durchdringen und ich hatte noch nie solch eine Härte in seinem Gesicht gesehen.

„Weil sie auf Befehl der Schatten-Gilden gehandelt haben.“



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