Zum Inhalt der Seite

Rückkehr

Sanji x Nami
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rückkehr

Der Regen plätscherte gegen die Bullaugen ihrer Kajüte. Nur gelegentlich wechselte er sich mit einem Schneefall ab. Die Temperaturen waren nach dem Verlassen von Big Moms ehemaligem Territorium schnell gefallen, bis Minusgrade den Regen und den Schnee in Eis verwandelt hatten.

Nach dem Nami ausgerutscht und über das gesamte Deck gestrauchelt war, bis Robin die Gnade gehabt hatte, sie mit zusätzlichen Armen zu stützen, hatte sie Usopp and Franky dazu verdonnert, den eingetüteten Sand zu streuen. Immerhin hatten sie ihn extra für dieses Art von Wetter an Bord.

Die Erschöpfung von den letzten Geschehnisse und ihrem Kampf gegen Big Mom steckte Nami noch immer in den Knochen. Anders als Zoro und Luffy, denen man nur Sake und Fleisch vor die Nase setzen musste, fiel es ihr schwer all die Erinnerungen an die letzte Zeit in eine Schublade zu stecken und weiterzumachen. Sie hatte vergeben, aber nicht vergessen. Zwar war sie seit ihrer ersten Begegnung mit Luffy Kämpfe um ihr Überleben gewohnt, aber es war etwas anderes, wenn manipulierende Spielchen dabei waren und wenn sich einer von ihnen von ihrer Mannschaft abwandte. Das schien ein sich wiederholendes Problem zu sein, obwohl sie letztendlich immer wieder zueinander fanden.

Doch die Erinnerung an diese Momente bohrten sich wie scharfe Klingen in sie, die auch nach Jahren manchmal noch bluteten. Zuerst war da Usopp gewesen, der im Streit um die Flying Lamb die Mannschaft verlassen hatte. Danach war ihnen Robin weggenommen worden und Nami hatte fast angenommen, dass sie die Archäologin nicht zurückbekommen konnten. Doch sie hatten es, bevor sie die Flying Lamb endgültig verloren hatten.

Ein zwei Jahre langer Abschied hatte sie heimgesucht, in denen sie alle stärker geworden waren, weil Nami die Hoffnung nie aufgegeben hatte, dass sie irgendwann wieder miteinander auf der Thousand Sunny segeln würden. Aber der Preis war hoch gewesen. Als Luffy sie am meisten gebraucht hatte, waren sie nicht für ihn dagewesen.

Und dann Sanji…

Als Nami auf ihre Hände hinabsah und sie auf die Kante des Bettes sackte, konnte sie dieselbe Fassungslosigkeit, die sie bei seinem Verschwinden auf Zou gefühlt hatte, noch immer in ihrem Inneren ertasten. Es war keine Wut, sondern viel eher eine tiefsitzende Traurigkeit, die zurückgeblieben war. Sie war—

Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und sie hob den Blick. Den Bruchteil einer Sekunde später öffnete sich die Tür zum Mädchenschlafzimmer und die Person, die in der letzten Zeit viel zu oft in ihrem Kopf herumgeisterte, tauchte im Türspalt auf.

Sanji balancierte ein rundes Tablett auf seiner Handfläche und ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, zwischen denen eine nicht angezündete Zigarette steckte.

Wenigstens lernte er dazu, ging es Nami durch den Kopf, denn Rauch duldete sie in diesem Raum nicht. Zudem trug er eine gefütterte Winterjacke über seinem Anzug, da es selbst mit der Heizung an Bord überall relativ kühl war.

„Nami-san“, flötete er. „Ich dachte, ich bringe dir deine Portion vorbei, da du nicht zum Mittagessen erschienen bist. Die Affen verspeisen mal wieder alles, was ihnen in den Weg kommt.“ Sein Auge huschte über ihre Gestalt und hinüber zu dem neugekauften Spiegel, der an ihrem Schminktisch lehnte und der Grund war, wieso sie überhaupt hier war.

Er hatte ungefähr dieselbe Form und Größe wie der letzte Spiegel, den sie durch Brûlées nerviger Fähigkeit mitsamt allen anderen Spiegeln auf dem Schiff zerschmettern mussten. Es hatte ihnen ein kleines Vermögen gekostet neue zu kaufen, die nicht zu billig wirkten.

„Hey, Sanji“, entrann es Nami. „Ich wollte nur den Spiegel aufhängen.“ Sie erhob sich vom Bett und setzte ein Lächeln auf, die unnützen Gedanken verwerfend. „Du kannst das Tablett auf der Kommode abstellen, danke.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und räumte die Sachen auf dem Schminktisch beiseite, um mehr Platz zu haben.

Hinter ihr vernahm sie wie das Tablett abgestellt wurde. Die Dielen knarzten, doch Sanjis Schritte verebbten, bevor er das Zimmer verlassen hatte. Seine Anwesenheit war wie Feuer auf ihrer Haut, ebenso sein Blick, den sie förmlich auf ihrer Person spürte, ohne sich umdrehen und sich vergewissern zu müssen, dass er sie anschaute.

Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihn jemals so intensiv wahrgenommen hatte, bevor seinem unfreiwilligen Seitenwechsel aufgrund seiner Familie. Dabei wusste sie, dass es nur gespielt gewesen war. Dass sie seine Familie waren und die Thousand Sunny sein Zuhause.

Sie erinnerte sich haargenau an das Herzflattern, als er sie im allerletzten Moment im Kampf vor einem Sturz bewahrt hatte. Wieso fiel es ihr also so schwer zum Alltag zurückzukehren und mit ihm zu lachen, wie Luffy und die anderen es auch taten?

Bevor sie eine Antwort auf ihre Frage fand, erhob Sanji hinter ihr das Wort. „Nami-san, hör‘ zu“, begann er und der flirtende Unterton verlor sich. „Ich habe das Gefühl, dass du mir ein wenig aus dem Weg gehst. Jedenfalls habe ich noch nicht die Gelegenheit bekommen, um mich offiziell bei dir zu entschuldigen.“

Nami war froh, dass der Spiegel noch nicht über dem Schminktisch hing und er nicht sah, wie sich ihre Augen weiteten. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er einfach gegangen und ihr etwas mehr Zeit zum Verarbeiten dieser dummen Gefühle gegeben hätte. Dann hätte sie dieser sicher endgültig in eine Kiste stopfen und den Schlüssel wegwerfen können, anstatt sich mit ihnen in Sanjis Gegenwart auseinandersetzen zu müssen.

Sie schnaufte. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es war nicht deine Schuld.“

„Aber es ist meine Schuld, dass ihr alle da mitreingezogen wurdet“, sagte Sanji. „Es ist meine Familie, die so viel Ärger gemacht hat.“

Nami wandte sich um und erwischte einen kurzen Blick unter die Maske des gelassenen Gentlemans, den Sanji jedem gern vorspielte. Sie erhaschte auch einen Blick auf das traurige Lächeln, das auf seinen Lippen lag und seine Augen nicht erreichte. Es tat ihr weh ihn so zu sehen.

„Man kann sich seine Familie nun mal nicht aussuchen“, erklärte Nami und stemmte die Hände in die Hüften. Nicht, dass sie viel davon verstand. Sie hatte ihre Eltern nie kennen gelernt und wusste nicht, ob sie im Krieg gestorben oder geflüchtet und sie zurückgelassen hatten. Ihre Familie war mit Liebe zusammengeknüpft und obgleich all der schlechten Erinnerungen durch Arlong überschatteten die positiven Momente die schlechten problemlos. In ihrem Herzen lächelte eine rauchende Bellemere, während Genzo und Nojiko ein gutes Leben auf Kokos führten.

„Also vergiss es. Vergiss sie, Sanji“, fuhr sie fort. „Du bist endlich wieder auf der Sunny, wo du auch hingehörst.“

Er sah auf und nickte langsam.

„Für einen Moment hatte ich Angst, dass du nicht wiederkommen wirst“, gestand Nami, als er nichts sagte. Es schlüpfte ungewollt über ihre Lippen, aber er war ehrlich zu ihr gewesen und verdiente daher mindestens dieselbe Ehrlichkeit von ihr.

Sie sah auf ihre Hand hinunter, mit dem sie ihn geohrfeigt hatte. „Und ich kann mir eine Welt ohne dich in der Crew nicht vorstellen.“ Ohne keinen von ihnen, weil sie alle waren ihre Familie. Auch nur einen einzigen zu verlieren, war unvorstellbar und angsteinjagend. Sie wusste um die Stärke jedes einzelnen Mannschaftsmitglieds, aber sie wusste auch, dass sie nicht immer gewinnen würden und das Leute, die auf ihrer Seite standen, starben.

„Nami-san…“, machte Sanji auf sich aufmerksam. Er musste nähergetreten sein, als sie ihren Gedanken abermals nachgehangen hatte, denn nun stand er direkt vor ihr.

Sie sah auf und schüttelte den Kopf. „Schon gut. Ich bin in Ordnung. Wirklich, Sanji“, sagte sie. „Immerhin sind wir alle hier und wir haben sogar ganz schön viele Schätze von Big Mom eingesackt, die uns finanziell für eine Weile über Wasser halten sollten." Sie grinste. „Natürlich habe ich mir meinen Teil bereits genommen, damit Luffy nicht alles bei der ersten Gelegenheit ausgeben kann.“ Sie wandte sich ab, war jedoch nicht in der Lage auch nur einen Schritt zu setzen, da Sanjis Hand ihren Arm packte.

„Wenn ich die Wahl hatte, würde ich dich nie verlassen, Nami-san.“ Seine Hand rutschte an ihrem Arm hinab, bis er die Hand hielt, die ihn auf Whole Cake-Island geohrfeigt hatte – und er würde nie wissen, wie sehr sie den anderen verrückten Sanji mit seinem Nasenbluten und seinem ewigen Geflirte bevorzugte, den sie nicht ernst nehmen konnte und der ihr kein Herzflattern verursachte. Sein Gesicht mit seinem stoppeligen Bart war offen und sein Blick so weich, dass es leicht war ihm Glauben zu schenken.

Nami schloss die Augen und schluckte, bevor sie sich räusperte und ihre eigene Maske wieder aufsetzte. „Dann tu es gefälligst auch nicht“, zischte sie und entzog ihm ruckartig ihre Hand. „Nächstes Mal lasse ich dich nicht so glimpflich davonkommen“, verkündete sie. „Und jetzt hilf mir den Spiegel anzuhängen. Er ist schwerer als erwartet.“

Sanjis Hand schnellte an seine Stirn, als hätte Nami ihm einen Befehl erteilt. „Sofort, Nami-san!“ Er trat an ihr vorbei und hob den Spiegel an, um ihn unter ihrer Aufsicht an die viereckigen Haken des Schminktischs anzubringen.

„Weißt du“, gab Sanji nach der getanen Arbeit zu bedenken. „In der Kombüse ist es wegen der Öfen um einiges wärmer. Ich würde sogar behaupten, dass es der wärmste Platz an Bord ist, sollte dir kalt sein, Nami-san.“ Ein freundliches Lächeln ruhte auf seinen Lippen und Nami beantwortete es mit einem verschmitzten Schmunzeln.

„Ich werde es im Hinterkopf behalten.“

„Vergiss nicht dein Mittagessen“, sagte er auf dem Weg aus dem Zimmer und Namis Blick wanderte zu dem kleinen Tablett hinüber, das einen Teller mit einem Sandwich und eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit hielt.

„Danke, Sanji“, verließ es ihren Mund, doch Nami wusste selbst nicht mehr genau, ob sie sich nur für das Essen bedankte, Sanjis Entschuldigung oder dafür, dass er noch da war und sich am Ende immer wieder für dieses Schiff und ihre Mannschaft - und auch für sie - entschied.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DoD
2020-11-26T10:28:01+00:00 26.11.2020 11:28
Moin

Sehr sehr schöne Tonalität zwischen den Beiden, sehr schöne, feine Ansätze für Möglichkeiten. :)
Von: RuffysKreationen
2018-02-09T17:53:27+00:00 09.02.2018 18:53
Hach, sehr süße kleine Story :3
Du hast einen tollen Schreibstil, es liest sich sehr flüssig.
Ich finds super, dass du das Szenario der Entschuldigung gewählt hast. Die Gefühle und vor allem Namis Gedanken hast du sehr schön beschrieben, da kommen einem selbst die Erinnerungen hoch. Auch finde ich super, dass du die Entschuldigung in den Vordergrund gerückt und somit keine "Ich liebe dich!"-Schwüre in den Raum geworfen hast. Das Verhalten der Beiden hat dies nämlich sehr gut übernommen.
Ich danke dir für diesen tollen One-Shot ♥♥♥


Zurück