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Life is not that easy

Und erst recht keine Soap!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oi, hier bin ich wieder.
Ach Leute, ich guck auf meine Liste und seh schon 22 Favos? >//< Ich freue mich, ihr seid echt verrückt.

Aber wie ihr hoffentlich letztes Mal gemerkt habt: Der Text des Liedes von Hinata ist kein gängiges Lied, was ich aus Youtube gezogen habe, oder so. Der Text ist auf meinem Mist gewachsen - und ich weiß, es ist kein wirklich gelungenes Ding, das ist meistens meine große Schwäche. Wollte es nur mal haben, nicht, dass ihr jetzt versucht, das Lied zu googlen, oder sowas. Und ja, auch heute wird es wieder viel zu erzählen geben, diesmal sogar mit großem Zeitsprung!

As usual: Enjoy reading this,
Marron Komplett anzeigen

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Kakashi Hatakes Haus, vier Jahre später

Kakashi:

Er war nie mehr wieder in die Klasse gekommen. Hinata war nach diesem Ereignis noch besser abgeschirmt worden und er hatte sich nie wieder mehr als einen Schritt von ihr entfernt. Sie konnte nicht mehr zur Schule kommen, da diese von Reportern und Fans belagert worden war. Und als ihr Beschützer war er ebenfalls fern geblieben.

Ich erfuhr von ihrem Vater, Hyuuga-san, dass beide in einer Art Fernstudium ihren Abschluss machen würden. Sie lernten zusammen, er war bei jedem Auftritt dabei, bei jeder Preisverleihung. Und immer wirkte er zufrieden, genauso wie sie. Hinata Hyuuga schoss in einer einzigartigen Geschwindigkeit an die Spitze der Charts. Sie machte Musik über Dinge, die jeder Jugendliche nachempfinden konnte. Herzschmerz, der Kampf um die große Liebe, der Versuch, die eigenen Träume zu leben. Erst neulich hatte sie das Titellied für einen Film gesungen, in dem es um zwei Menschen ging, die einander immer wieder begegneten und immer wieder den Namen des anderen vergaßen. Sie waren sich nur im Klaren, dass sie sich ineinander verliebt hatten. Ich musste zugeben, dass ich den Film gesehen hatte. Normalerweise interessierte mich so etwas nicht, aber ich hatte in einer Zeitschrift davon gelesen und da mir jeder von ihrer Stimme vorgeschwärmt hatte, wollte ich nicht außen vor sein. Irgendetwas hatte mich an diesem Film gepackt, sodass sich Bilder davon bis in meine Träume schlichen.

Ich dachte über die Legende nach, dass Menschen, die zusammen gehörten, durch einen roten Faden miteinander verbunden waren und sich immer wieder treffen würden. Der Gedanke, dass das Schicksal für jeden Menschen etwas bereit hielt, war mir lange absurd vorgekommen. Jetzt fragte ich mich, ob ich mir selbst im Weg gestanden hatte.
 

Denn mittlerweile war fast jeder in meinem Alter zumindest in einer Beziehung. Ich saß auch nur hier, um mir klar zu werden, was ich bei der Taufe des ersten Kindes meiner Kollegin Kurenai sagen sollte. Immerhin hatte sie mich überredet, den Taufpaten zu geben. Ihr Mann, Asuma Sarutobi, war ein Polizist, aber keinesfalls so mürrisch, wie man auf den ersten Blick denken könnte. Im Gegenteil, er war ein cleverer Kerl, der ernsthaft daran interessiert war, den Jugendlichen den richtigen Weg zu weisen. Er hatte in seinem Job die Aufgabe, die nächsten Generationen an Polizeianwärtern zu unterrichten. Er war beliebt und gut.
 

Ich erhob mich von meinem Küchenstuhl und nahm das Jackett von der Lehne, bevor ich es mir anzog. Ich trug selten Anzüge, ich hasste sie, um genau zu sein. Aber für diesen Anlass musste es wohl sein.

Ich steckte meine Haustürschlüssel in die Hosentasche und verließ meine Wohnung. Ich sah noch nicht einmal zurück auf die Reste des Beetes, das völlig verwildert war. Auch nicht auf den Rasen, der längst hätte gemäht werden müssen.
 

In der Kirche saß ich ganz vorne und lies alles über mich ergehen. Stumm, denn ich hatte herausgefunden, dass ich nichts sagen musste, wenn ich nicht wollte. Und ich wollte nicht, ich war kein großer Redner.

Ich sah über die Schulter in den hinteren Teil des Gebäudes. Einige ehemalige Schüler waren hier versammelt. Alle, die ebenfalls bei der frischgebackenen Mutter Unterricht gehabt hatten, waren hier. Ich konnte Kiba ausfindig machen, dessen Haare viel länger geworden waren. Daneben saß Shino, der – soweit ich wusste – ein Lehramtsstudium anstrebte. Ino Yamanaka hatte, wie schon voraus gesehen, den Blumenladen ihrer Eltern übernommen. Sie stand nahe an Sai, der eine Hand an ihrer Hüfte liegen hatte. Ah, war mir doch letztes Jahr so gewesen, als gefalle ihm die Blondine.

Mein Blick ging weiter zu einem rosa Haarschopf. Sakura Haruno tat mir am meisten Leid. Sie und Naruto waren gerade erst zusammen gekommen, da war er auch schon wieder fort gewesen. Sie hatten im ersten Jahr noch versucht, den Kontakt zu halten, aber als es auf Tour ging, wurden die Anrufe und Mails weniger, die Streitereien zwischen ihnen dafür umso mehr. Nach nicht einmal einem Jahr war es vorbei mit ihnen gewesen. Sie hatte einen furchtbaren Einbruch in ihren Noten gehabt und sich hilfesuchend an mich gewandt. Ich hatte ihr geraten, nicht zurück zu sehen, sondern nach vorn zu gehen. Ich wusste nicht, ob sie es getan hatte, aber ihre Noten hatten sich gebessert und sie hatte ihr Abschlusszeugnis als Jahrgangsbeste überreicht bekommen.

Sasuke Uchiha fehlte. Es überraschte mich nicht. Er war immer weniger zur Schule gekommen, Narutos Weggang schien der letzte Tropfen gewesen zu sein, der ihn endgültig in die Arme der Familie trieb. Ich hatte gehört, sein Onkel habe ihm einen guten Job in der Firma versprochen, wenn er vorher den Laufburschen für ihn mache. Tja, Einfluss und Macht verpflichteten anscheinend.
 

Nach der Zeremonie standen wir alle zusammen und redeten. Die Lautstärke des Geredes schwappte über mich hinweg und war mir in diesem Augenblick einfach zu viel. Ich sah Kurenai an und deutete nach draußen, dann auf mich selbst. Sie nickte, sie hatte verstanden, was ich hatte sagen wollen.

Draußen atmete ich tief durch. Direkt in der Nähe der Kirche lag der größte Friedhof, den Konoha zu bieten hatte. Ich fand es ironisch, dass der Ort für so viele schöne Dinge direkt neben dem lag, der für Trauer und Verzweiflung und das Ende aller Dinge stand. Ich verstand, dass die Trauerfeiern hier ausgerichtet wurden und der Weg deshalb nicht zu lang hatte sein sollen, trotzdem war der Friedhof in Sichtweite der Haupttür. Das fand ich makaber. Welches frisch getraute Paar wollte schon beim Auszug aus der Kirche auf Gräber schauen?
 

Seufzend lehnte ich an der überdachten Tür der Kirche und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Es regnete wie aus Eimern, was der Stimmung im Gebäude keinen Abbruch tat. Die stolzen Eltern strahlten, als seien sie selbst die Sonne persönlich.

Mein Blick richtete sich auf den Gehweg, der von hier aus einsehbar war. Vielleicht sollte ich einmal kurz die Feier verlassen und einem Grab die Aufwartung machen, das ich lange nicht mehr besucht hatte.
 

Ich überlege noch hin und her, da fiel mir eine Bewegung ins Auge. Eine Person in einer schwarzen Jacke und einer hellen Hose ging dort entlang. Die Schultern waren gesenkt, als stehe dem Menschen ein schwerer Gang bevor. Doch das war nicht, was mich einfing, was mich immer weiter hinsehen lies. Es war das blonde Haar, welches zwar kürzer war, als ich es in Erinnerung hatte, aber der Farbton machte mich aufgeregt. Konnte es sein...?
 

Ich hatte nicht zurück geblickt, ob mich jemand vermissen würde. Stattdessen war ich los gerannt, um der Person folgen zu können, die gerade über den Friedhof ging und ein bestimmtes Grab anpeilte.

Nun sah ich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Ja, es war tatsächlich Naruto Uzumaki, der wieder in unsere Stadt zurück gekehrt war. Er war größer geworden, seine Schultern breiter. Er war mittlerweile vielleicht etwas größer als ich. Oder auch genauso groß, jedenfalls schätzte ich das. Ich konnte sein Gesicht nicht genau erkennen, aber was ich sah, war ein kantiges Kinn. Große Hände, die sich gerade zu Fäusten ballten.

Und er stand vor einem Grab, das ihm eigentlich gar nichts hätte sagen sollen. Doch er war hier. Klatschnass, genauso wie ich. Keiner von uns beiden hatte sich die Mühe gemacht, eine Regenjacke mitzunehmen. Ich trat hinter ihn, unsicher, was ich ihm sagen sollte.
 

„Hallo, Uzumaki“, sagte ich schließlich. Er antwortete mir nicht. Ich trat näher heran, räusperte mich. „Was machst du hier?“ Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, denn ich stand seitlich hinter ihm. Aber ich verstand kein Wort, das Rauschen des Regens machte jede Unterhaltung in leisem Tonfall unmöglich. Ich lehnte meinen Oberkörper etwas nach vorn. „Was hast du gesagt?“

„Wussten Sie es? Sensei?“, fragte er, ohne aufzusehen. Ich blinzelte ein paar Regentropfen aus meinen Wimpern. „Was soll ich gewusst haben?“ Er drehte sich um und ich sah zum ersten Mal sein Gesicht. Es war vollkommen weiß, geprägt von einem Schmerz, den ich noch nicht verstand. Seine himmelblauen Augen waren trüb, sahen mich an, als würde er weinen. Doch das konnte ich bei all dem Regen nicht genau sagen. „Dass ich meine Eltern getötet habe?“, fragte er und ich stolperte schockiert einen Schritt zurück.
 

Wir sahen uns einen Moment lang an, schweigend. Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinab und ich wusste, dass er nicht vom Regen stammte. Der Junge wusste Bescheid. Irgendjemand hatte ihm gesagt, was für immer unausgesprochen bleiben sollte.

Mein Schweigen hatte zu lange gedauert, ich hatte ihm schon längst die Antwort gegeben, nach der er mich gefragt hatte. Sein Gesicht verzog sich, er schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Seine Fäuste zitterten. „Sie wussten es“, flüsterte er. Ich sah betroffen zur Seite. Meine Gedanken rasten, ich wollte es ihm nicht hier erzählen, wo die Präsens dieses Menschen so übermächtig zu sein schien, dass es mir die Luft abschnürte. Ich packte seine Schulter und zog ihn zu mir. „Komm“, sagte ich und nahm ihn mit.
 

Der Kaffee war noch heiß, als ich die zwei Tassen auf den Tisch stellte. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich dazu gekommen war, diese sich ergänzenden Tassen zu besitzen. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Es half auch nicht gerade, dass Naruto auf dem einen von drei meiner Küchenstühle saß und völlig apathisch wirkte. Er griff blind nach dem Kaffee. Seine Hand tastete über die Holzfläche, spürte die Keramik und zog es zu sich. Er nahm die Tasse in beide Hände und hielt sich daran fest, obwohl er immer noch vor sich hin stierte.

Ich setzte mich und wartete. Er würde sich schon melden, wenn er dazu bereit war. Und ich wurde nicht enttäuscht.

„Kannten Sie ihn?“, fragte er. Ich nickte und seufzte schwer. „Ja. Aber wer hat dir das alles gesagt?“ Er setzte ein paar Mal dazu an, doch nie kam ein Laut über seine Lippen. Tränen traten in seine Augen. „Willst du nicht darüber reden?“ Auf keinen Fall wollte ich ihn zu etwas drängen – er kam mir so verletzlich vor, als würde er bei einem falschen Wort zerbrechen. Er schüttelte den Kopf und atmete tief durch. Mehrmals. Dann wisperte er ein Wort. „Sasuke.“ Mehr brauchte es nicht, um Jahre an merkwürdigem Verhalten zu erklären. Woher auch immer sein ehemals bester Freund es wusste, er hatte es an Naruto weitergegeben, dass seine Eltern tot waren. Und, dass sie für ihn gestorben waren.

„Was hat er gesagt?“, fragte ich. Ohne mein Zutun wanderte meine Hand zu seiner, die immer noch verkrampft um die bunte Keramik lag. Meine Fingerspitzen berührten seine kalte Haut. Er zuckte mit den Schultern. „Dass ich dran Schuld bin, dass sie tot sind. Sie alle.“ Er versuchte verkrampft, nicht zu weinen. Meine Hand legte sich um seine. „So ein Unsinn“, sagte ich sanft. Zum ersten Mal an diesem Tag sah er mich direkt an, direkt in meine Augen. „Woher wollen Sie das wissen, Sensei?“, blaffte er.

„Weil ich dabei war“, erwiderte ich leise. Er erstarrte, wandte sich mir dann komplett zu. „Erzählen Sie...mir davon?“ Ich nickte. „Warte hier.“

Als ich wieder kam, verfolgte er aufmerksam jede meiner Bewegungen. Ich stellte ein Foto vor ihn. „Siehst du den Mann da hinter mir?“ Er nickte. „Das ist dein Vater.“ Zögerlich musterte er den blonden Mann. Er stellte langsam die Tasse weg und griff nach dem Bilderrahmen. Eine Hand strich andächtig über die Stelle, an der das so typische Grinsen damals in die Kamera gelächelt hatte. „Und irgendwie war er wohl auch mein Vater“, sagte ich, was ihn verwirrt aufsehen lies. Ich presste die Lippen zusammen, atmete tief durch und zog meinen Mundschutz herunter, legte die feine Narbe frei, die kurz unter meiner Unterlippe prangte. Und ich schob mein Haar zur Seite, sodass er die Narbe, die senkrecht über mein linkes Auge verlief, sehen konnte. Er sah mich an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Ich wüsste es an seiner Stelle wohl auch nicht.
 

„Der Name meines Vaters wird dir nichts sagen“, fing ich an, „Aber er war Polizist. In derselben Einheit, in der auch dein Vater war. Damals gab es mehrere Familien, die sozusagen die Polizisten in Konoha und der Umgebung stellten. Eine davon war die der Namikazes. Dein Vater war der einzige Sohn und für ihn war es eine Ehre, zur Truppe zu gehören. Er und mein Vater arbeiteten hier und da zusammen, deshalb kannte er mich. Ich war ein Kind, ich interessierte mich nicht für viel außer meinem Vater.“ Ich machte eine Pause, damit er alles verstehen konnte, nahm einen Schluck meines eigenen Kaffees. Er war beinahe noch zu heiß, aber bei den kalten Temperaturen hier in diesem Raum kühlte er schnell ab. Ich sah aus dem Fenster, das zu meinem Flur und damit zum Garten hinaus führte. „Und deine Mutter?“ Es war so zögerlich gefragt, dass ich einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass er mich geduzt hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Ist bei meiner Geburt gestorben.“ Er biss sich auf die Lippen. „Tut mir Leid“, sagte er. Ich nickte. Ihm konnte ich die Betroffenheit über meinen Verlust wirklich glauben.

„Nun, mein Vater war der Experte für Entführungen und Geiselnahmen. Aber bei einem Einsatz...entschied er sich falsch. Er hätte die Bank, in der sich drei Räuber verschanzt hatten, stürmen lassen können. Aber er zögerte damals. Er hatte Angst, seine Leute in eine Kamikazeaktion zu schicken. Und so starben damals drei Geiseln, unter anderem ein Junge von zwölf Jahren.“ Er sackte schwer mit seinem Rücken gegen die Lehne des Stuhls. Seine Hände rutschten in seinen Schoß. „Aber...warum?“ „Er wollte seine Leute retten, schätze ich“, zuckte ich mit den Schulter. „Aber das war nicht das Schlimmste – zumindest für mich.“ Sein Blick fiel auf mich.

„Mein Vater wurde dafür verurteilt, dass er das Leben von Männern, die dafür ausgebildet worden waren, notfalls für ihren Auftrag zu sterben, für wichtiger erachtet hatte, als das der Menschen, die unschuldig in die Sache geraten waren. Sie nannten ihn einen Verräter, einen Feigling, der besser den Dienst quittieren sollte.“ Lange war es still zwischen uns. Bis Naruto mich ansah, als suche er nach etwas.

„Und wer entscheidet, welches Leben mehr Wert ist? Ich bin sicher, er hatte seine Gründe.“ Meine Hand wanderte zu seinem Kopf, ich rutschte näher heran und strich durch sein kurzes Haar. „Du bist der Erste, der das sagt“, informierte ich ihn. Er hob einen Mundwinkel zu einem Lächeln, doch sein Blick blieb traurig. „Und dann?“
 

„Dann...kam ich eines Abends nach Hause und mein Vater hatte Selbstmord begangen.“ Er zuckte zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen. Mit großen Augen sah er zu mir. Eine Hand wanderte nach oben, legte sich über meine, welche mittlerweile an seiner Wange ruhte. „Wie alt...warst...du?“ Ich sah ihm in die Augen. „Acht“, sagte ich kurz. Der Griff um meine Hand wurde stärker. „Und dann?“ Er spürte, dass ich nicht näher darauf eingehen wollte. Ich hatte die Szene so oder so viel zu genau vor Augen. Der Schock war immer noch spürbar, als wäre es nicht schon Jahre her. Tief in mir war immer noch der Junge, der vor der Leiche seines Vaters kniete und nicht verstehen wollte, was passiert war.

„Dann...hat dein Vater sich entschieden, mich aufzunehmen. Ich war ihm aufgefallen, weil ich schon als kleiner Junge die besten Noten hatte und mich gut durchsetzen konnte. Er mochte mich. Heute denke ich, er konnte ein Kind nicht einfach sich selbst überlassen. Oder der Fürsorge, die diesen Namen nicht verdient hat.“ Ich sah ihn nicken. Mit ebenjener Fürsorge hatte er auch schon Bekanntschaft gemacht als Waise. Dort war niemand anzutreffen, der sich wirklich für die Kinder engagierte. Sie waren dort nur Zahlen und Nummern, die abgearbeitet werden mussten.
 

„Ich bin einige Jahre bei ihm aufgewachsen. Ich habe auch mitbekommen, wie er sich in deine Mutter verliebt hat.“ Hier wurde er erneut hellhörig. Er lehnte sich noch etwas weiter nach vorn. „Wie war sie? Warum hat er sie genommen? Warum...?“, er verstummte, überwältigt von der Anzahl an Fragen, die er stellen wollte. Ich konnte mir denken, dass er einfach alles über sie wissen wollte.

„Sie war ein liebes Mädchen, aber wenn man sie wütend machte...oh, das hättest du nicht sehen wollen! Dein Vater war zwar Polizist, aber glaub mir, vor der Wut deiner Mutter hatte ich als Kind immer mehr Angst.“ Ich lachte, als ich daran dachte, wie ich einmal ohne Frühstück hatte davonschleichen wollen und mir heimlich Geld eingesteckt hatte, um mir später mit meinen Freunden Pommes zu teilen. Sie war noch drei Straßen weiter zu hören gewesen, als sie mir hinterher brüllte. Trotzdem war sie später, als ich wiederkam, genauso liebevoll wie immer gewesen.
 

„Sie hatte leuchtend rotes Haar, weißt du? Es fiel auf. In der Schule war sie deswegen wohl immer geärgert worden, aber dein Vater fand etwas an ihr, das er nicht hatte. Er war nie temperamentvoll gewesen. Und sie konnte das einfordern, das er aus lauter Freundlichkeit versagt bekam. Sie waren ein gutes Team, die beiden.

Es hat nach ihrem ersten offiziellen Treffen auch nicht lange gedauert, bis sie akzeptiert wurden. Deine Eltern wollten heiraten, als sie erfuhren, dass du unterwegs warst. Aber Kushina...naja, sie war da ein bisschen eigen. Sie wollte nicht, solange sie dich noch nicht geboren hatte. Sie wollte unbedingt eine gute Figur in dem Kleid machen. Da konnte dein Vater damals stundenlang davon reden, dass sie auch mit Bauch gut aussah, wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, zog sie das auch durch.“ Ich seufzte und zog meine Hand zurück. Verschränkte die Arme auf dem Tisch. „Darin ähnelst du ihr ganz besonders.“ Ich wartete wieder ab, was er tun oder sagen würde. Ich wollte ihn nicht überfordern, wollte an dem Punkt enden, bevor es ihm zu viel wurde. Aber er lächelte zaghaft. „Ja?“, fragte er leise. Ich nickte. „Aber...?“, machte er weiter, „Ich meine, ich habe sie nie kennen gelernt. Ich...was ist passiert?“ Ich sah in seinem Blick nur den Wunsch, mehr zu erfahren. Also machte ich weiter: „An dem Tag gab es einen...Terroranschlag. So kann man es wohl nennen. Es gab mehrere Explosionen, die verteilt in der Stadt stattfanden. Und dann ging ein Telefonanruf ein, der besagte, dass man...“ Ich seufzte schwer und setzte neu an, „Man wollte, dass wir Kushina auslieferten. Angeblich war sie von dort, wo sie geboren worden war, geflüchtet und es waren noch alte Rechnungen offen. Deine Mutter...stammte aus einer alten Familie, die nicht immer legal gearbeitet hatte. Sie hatten sie mit einem hochrangigen Mann verheiraten wollen, der in der Unterwelt bekannt war. Aber sie ist weggelaufen und hat dann deinen Vater kennen gelernt.

Das konnte dieser Mann nicht ertragen und...er wollte deinen Vater aus dem Weg haben. Und dich, weil du das Kind des Mannes bist, den er hasste.“ Er sah zur Seite, eine einzelne Träne lief seine Wange hinunter. Er hatte wieder die Hände im Schoß gefaltet, sein Kaffee schien völlig vergessen zu sein. Er zog die Schultern hoch, als ein Schluchzen durchbrach.

„Also hat mein Vater mich beschützen wollen?“ Ich nickte, obwohl er das nicht sah. „Und meine Mutter?“ Das war der schwerste Teil. „Als sie erfahren hat,...dass dein Vater erschossen worden war, war das zu viel für sie. Sie starb an dem Tag, an dem du geboren wurdest.“ Ich schloss die Augen, weil die Bilder mich überwältigten. Ich war vierzehn Jahre alt gewesen und es war so viel Blut gewesen. Noch völlig geschockt von der Nachricht, dass mein zweiter Vater gestorben war, musste ich hilflos daneben stehen und zusehen, wie der Krankenwagen zu spät kam. Ich erinnerte mich daran, wie Kushina mich angefleht hatte, mich um Naruto zu kümmern. Aber ich war davor geflohen und hatte versagt.
 

„Und du?“, fragte er so leise, dass ich ihn kaum verstand, „Warst du...wo warst du?“ Ich stand auf und drehte ihm den Rücken zu. „Ich war bei deiner Mutter. Ich fühlte mich als ihr Beschützer dafür verantwortlich, dass ihr nichts passierte. Ich habe es versucht, aber...“ Ich lies den Kopf hängen.

Lange war es still und nur der Regen trommelte auf mein Dach. Ich wusste nicht, was er jetzt von mir dachte. Am wahrscheinlichsten wäre, dass er begriff, wie sehr ich ihn im Stich gelassen hatte und, dass er jedes Recht hatte, mich zu hassen.

Doch wieder einmal machte er etwas anderes. „Wie alt warst du?“ Ich fixierte einen Punkt an der Wand. „Vierzehn.“ Wieder blieb er still. Dann: „Also warst du auch noch ein Kind, oder nicht? Du hast auch nichts tun können. Du hast sie auch verloren.“ Ich sah zurück zu dem Jungen, der mir gerade erklärte, dass er mich nicht dafür hassen konnte, dass ich untätig dagestanden hatte, als seine Eltern gestorben sind. Ich schluckte schwer gegen den Kloß in meinem Hals. Es half nicht.
 

Ich ging zu ihm, setzte mich wieder auf meinen Stuhl, mit dem ich ganz nah an ihn heran rückte. „Warum sagst du das? Hasst du es nicht, dass ich lebe und sie nicht?“ Er schüttelte den Kopf. „Wieso?“, fragte er, „Dann müsste ich mich ja selbst hassen, weil ich auch noch hier bin. Sensei, du hast alles getan, was du konntest, da bin ich mir sicher.“ Er lächelte mich auf so herzerwärmende Art an, dass es in mir etwas auslöste. Ich beugte mich nach vorn und fing seinen Lippen für einen winzigen Moment ein.

Er zuckte zurück, gleichzeitig begriff ich, was ich getan hatte. „Entschuldige“, murmelte ich und suchte nach Worten, mit denen ich mich hätte erklären können. Er lies mich nicht dazu kommen, denn er sah mich für wenige Sekunden fassungslos an. Dann sprang Naruto auf und stürmte aus meiner Wohnung. Noch bevor ich aufspringen konnte, um ihn aufzuhalten, schlug die Haustür zu. Was war da gerade passiert?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-08-16T12:43:57+00:00 16.08.2018 14:43
Tolles Kapitel. Gut geschrieben. Kakashis Gefühle kamen sehr gut rüber. Man konnte sehr gut mit ihm mitfühlen.
Oh Mann. Das sind ja mal Informationen. Damit wird Naruto wohl noch lange zu kämpfen haben.
Was Kakashi zum Schluss getan haben, war sehr überraschend. Vor allem für Naruto. Na das kann noch was werden.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von:  Marron
28.08.2018 20:06
Dankeschön für deinen Kommi.
Jah, der arme Kakashi. Ich habe hier mit einigen Abänderungen einfach übernommen, was im Manga/Anime rauskam. Aber ich habe die Sache mit Rin und Obito und so weiter weggelassen. Das passt hier nicht rein, denke ich. Mit ihm habe ich auch noch was vor, hehe. Jetzt geht es erst richtig hier los!

Und Naruto...jaah, ich musste mir was einfallen lassen. Hoffentlich klingt es logisch? Ich denke schon. Und wir wissen ja, wie Naruto darauf im Manga reagiert hat, ich hoffe, ich werde seiner Reaktion hier gerecht. Es wird sich jetzt im nächsten Kapitel ersteinmal erklären, was Sasuke so treibt. Oder eben nicht. :)


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