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Life is not that easy

Und erst recht keine Soap!
von

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Sakura:

Es war Montag und wir hatten Biologie vor uns. Heute erwartete ich die Arbeit zurück, die wir geschrieben hatten. Hatake-sensei war immer der Schnellste, wenn es um Korrekturen ging. Konnte auch daran liegen, dass seine Aufgabenstellungen recht eindeutig waren.

Ich betrat den Raum und legte meine Schultasche auf dem Tisch ab. „Guten Morgen, Sakura-san!“ Ich hob den Blick. „Guten Morgen, Hinata-chan!“, erwiderte ich. Wir lächelten uns an. Wie schön, dass unser Versprechen vom Wochenende noch galt und wir uns nicht plötzlich mieden.

Sie kam auf mich zu, blickte leicht verunsichert. „Sag mal, hast du auch schon davon gehört?“ Ich hatte mich gerade setzen wollen und hielt nun halb auf meinem Stuhl und halb stehend inne. „Was gehört?“, fragte ich und plumpste auf meinen Stuhl. Sie druckste herum, wandte den Blick ab und wurde auf ungesunde Art und Weise erst rot und dann erschreckend blass. Es war eine Abfolge, die Nervosität in mir aufsteigen lies. Ohne es zu wollen, biss ich mir auf die Lippen.

Alle anderen Schüler um uns herum spitzten neugierig die Ohren. Mir fiel auf, dass es viel weniger waren als sonst m diese Uhrzeit. Wo war der Rest, hier im Raum waren nur noch fünf weitere Schüler?

„Also, ich habe es nicht selbst gesehen, aber ich hab ein Foto gesehen“, begann sie zögerlich. Ich hing an ihren Lippen, begierig, jedes Wort zu erfahren, was sie erfahren haben mag. Was war passiert, dass sie so reagierte? „Es geht um Naruto-kun“, flüsterte sie, was die restlichen Schüler nur dazu brachte, zu uns zu sehen und sich in unsere Richtung zu lehnen. Ich schoss hoch. „Naruto?“, wiederholte ich. Sie nickte. Allerdings kam sie nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn unser Lehrer betrat den Raum. Hinata wurde weiß wie eine Wand. Sie zuckte zurück, als hätte der Grauhaarige ihr persönlich etwas getan. Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Was hieß das denn jetzt? War jetzt etwas mit Naruto oder mit Hatake-sensei?

In den nächsten zwei Minuten trudelten auch die restlichen Schüler ein, unter ihnen auch Kiba, der unseren Lehrer ansah, als habe er etwas Merkwürdiges vor sich. Kurz vor knapp tauchte auch Naruto auf, der lautstark die Tür aufstieß und in den Raum stolperte. Er grinste in die Runde. „Gerade noch pünktlich, Uzumaki“, murmelte unser Sensei und hakte seine Anwesenheit ab. Für mich hörte sich seine Stimme sanfter an als noch vor wenigen Tagen. Aber gut, hatte er heute anscheinend einen guten Tag erwischt, was sollte ich mir Gedanken darum machen.
 

„Also dann, los geht's“, ertönte von vorne, „Ich hoffe, Sie haben heute alle ihre Kenntnisse mitgebracht, denn es geht heute um die Korrektur Ihrer Arbeiten.“ Wie ich es mir gedacht hatte, erklärte er nun im Detail, was bei der Arbeit letzte Woche verlangt worden war und welche Lösungen er sich vorgestellt hatte. Wir waren alt genug, dass man uns die Korrektur der Arbeit nicht selbst machen lies. Wer schlecht lernte, war dafür allein verantwortlich und die Lehrer sahen es nicht mehr als nötig an, uns mit erzwungenen Überarbeitungen zu mehr Sorgfalt aufzufordern. Dann wurden die Hefte zurück gegeben und ich freute mich über meine Note.

Ich sah zu Hinata, die ihr Heft anstarrte, als könne sie das Ergebnis nicht verstehen. Dann wanderte mein Blick zu Naruto, der sehr zufrieden wirkte. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und er hielt das Heft so, dass ich seine Note lesen konnte. Wow, er hatte sich echt gemacht. Ich zeigte ihm das Victory Zeichen und er hob als Antwort einen Daumen. Dann allerdings holte er tief Luft, wandte sich um und sah zu Sasuke hinüber. Der hatte sein Heft zwar aufgeschlagen, sah aber absolut unbewegt aus. Ihn schien nicht zu interessieren, wie seine Leistung bewertet worden war. Diese völlige Gleichgültigkeit machte mir Angst.

„Ey, Teme, wie sieht es aus?“, fragte Naruto freundlich, wurde aber, wie in letzter Zeit üblich, einfach ignoriert. Er sah auf das Heft, indem er sich ein wenig zur Seite beugte und zog sich rasch wieder zurück. Etwas verdattert wandte er mir das Gesicht zu. Mit den Fingern zeigte er die Note an, welche er gerade gesehen hatte und ich machte große Augen. Ach du liebe Güte, seit wann war Sasuke denn so schlecht?!
 

„Gibt es noch irgendwelche Fragen?“, wollte unser Sensei wissen, was das aufgeregte Gemurmel seltsamerweise nicht zum Verstummen brachte, sondern wieder neu anheizte. Ich sah in die Runde und war mir definitiv sicher, dass die Leute heute kaum zu bändigen waren. Die meisten Schüler waren überhaupt nicht bei der Sache gewesen und schienen andere Dinge im Kopf zu haben.

Schließlich hob Kiba die Hand und sein Gesicht war eine Mischung aus Wut und Ekel. „Ich würde gerne wissen, warum Sie das getan haben!“ Es war keine Frage, aber alle wurden ruhig, als warteten sie auf eine Antwort. Hatake-sensei hob eine Augenbraue. „Was denn? Deine Note bestimme nicht ich, sondern deine Leistung allein, Inuzuka-san.“ Aber der Braunhaarige war von dieser Antwort nicht begeistert. Er stand auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Ich zuckte zusammen. „Das meine ich nicht! Wieso zum Geier machen sie sowas mit ihm?“, polterte er und zeigte vorwurfsvoll zu meinem besten Freund. Der bemerkte, genauso wie ich, dass hier wohl etwas Ungesagtes im Raum hing, über das wir nicht Bescheid wussten. „Was macht er denn mit mir? Kiba, was ist hier los?“, fragte Naruto nach. Seit er einen kleinen Fuchs aufgelesen hatte und sich bei Fragen nach der Pflege an Kiba gewandt hatte, waren die beiden sozusagen Freunde geworden. Zumindest stimmen sie überein, dass jedes Tier eine anständige Behandlung verdient hatte und Kiba hielt mittlerweile große Stücke auf den Blonden neben mir.
 

Eben jener Freund fuhr zu uns herum. „Das fragst du noch? Er ist doch derjenige, der dich letztes Wochenende zu sich nach Hause gelockt hat!“ Anklagend verwies sein Finger nun auf unseren Lehrer. „Ich war mit meinem Akamaru noch draußen, weil er abends gern die große Runde dreht. Da hab ich euch gesehen!

Wie er dich angegrinst hat, wie er dir Geld gegeben hat. Und du warst am Sonntag auch wieder da! Wieso zum Geier machst du das?!“ Der Tonfall, den er benutzte, war mir völlig fremd. Es klang fast schon angewidert, aber auf jeden Fall fassungslos. Ich verstand überhaupt nichts, bis Naruto ebenfalls aufstand.

„Kiba?“, fragte er leise, „Willst du mir etwa gerade unterstellen, ich hätte Sex mit unserem Lehrer für Geld?“ Es folgte eisiges Schweigen, in welchem mein Blick nach vorn flog. Hatake-sensei war nicht bloß blass geworden, er sah aus, als wolle er einer frisch gestrichenen Wand Konkurrenz machen. Dann erst sackte der Vorwurf vollends in mein Bewusstsein ein. Ich wurde rot und mein Magen verknotete sich. Was zum Geier lief hier bitte?!
 

„Etwa nicht?“, fragte Kiba heftig. Narutos Ruhe war ein krasser Gegensatz dazu, als er bedauernd den Kopf schüttelte. „Nein, natürlich nicht! Wie kommst du bloß immer auf so verrückte Ideen?“ Ich nickte leicht. „Genau“, wandte ich ein, „Was willst du da gesehen haben?“ Sensei war immer noch nicht in der Lage, sich zu dieser Sache zu äußern. Ich dachte, es wäre nicht richtig, Naruto diese Sache allein durchstehen zu lassen, also mischte ich mich ein. „Nur, weil Naruto-kun mal mit unserem Sensei geredet hat, heißt das doch nichts!“

Kiba starrte uns an. „Hast du es so nötig, oder was? Verteidigst ihn auch noch!“ Der Geduldsfaden meines besten Freundes zerriss. Er schlug seine Faust auf den Tisch, vor Empörung war er rot geworden. „Sag mal, was ziehst du hier eigentlich ab? Bist du verrückt geworden!“ Er schrie jetzt auch. Beide schrien sich an. Vor der gesamten Klasse.

„Ich hab gehört, was er zu dir gesagt hat! Morgen dasselbe nochmal hat er gesagt! Alter, da wird einem ja schlecht!“ Kiba atmete schwer aus.

„Na und? Du weißt doch gar nicht, was gemeint war! Bist du bescheuert, so etwas zu behaupten? Wo sind denn bitte deine Beweise?!“ Mir dröhnten jetzt schon die Ohren, doch sie machten einfach weiter. „Natürlich hab ich Beweise, du kleiner Möchtergern-“ „Wag es ja nicht, das jetzt auszusprechen!“, drohte Naruto und seine Stimme war zwar so laut wie noch nie, aber gleichzeitig so dunkel, dass ich schauderte. Es fehlte nicht mehr viel und es würde eskalieren. Anscheinend hatte es Kiba jedoch darauf angelegt, denn er beendete seinen Satz dennoch: „Kleiner Möchtegernstricher!“ Und Naruto stürzte sich mit erhobener Faust auf ihn.
 

Hinata:

Wir saßen oder standen alle vor dem Rektorenzimmer und keiner sprach ein Wort. Drinnen befanden sich immer noch Naruto, Kiba und Hatake-sensei. Ich klammerte mich an den Saum meines Kleides und wagte es nicht, meine Gedanken laut auszusprechen. Ich wusste nämlich nicht, was ich denken sollte.

Kiba hatte mir Bilder gezeigt, welche meinen blonden Freund und unseren Lehrer zeigten. Auf einem Foto erhielt Naruto unmissverständlich Geld, auf dem anderen strich ihm unser Sensei beinahe liebevoll durch sein Haar. Die Bilder waren nicht gut, weil Kiba sie hastig aus der Hüfte mit seinem Handy geschossen hatte. Aber sie waren da.

Andererseits hatte Naruto deutlichst gesagt, dass an dem Gerücht nichts dran sei. Ich wollte ihm glauben, besonders, da er so überzeugend und ehrlich gewirkt hatte. Ich wollte die Wahrheit wissen, aber ich war nicht in diesem Zimmer und ich wusste nicht, ob mir einer von dort drinnen die Wahrheit sagen würde.
 

Wenn ich mir vorstellte, dass es stimmen könnte, wurde mir schlecht. Laut Kiba hatte Naruto Geldprobleme gehabt und die hatten sich überraschend schnell erledigt. Laut Kiba hatte er eine Arbeit gefunden, mit der er richtig gut verdiente, aber er wollte partout nicht sagen, was es war. Und jetzt das. Ausgerechnet unser Sensei? Wie kam das zustande? Und was hatte er mir ihm gemacht? Ich dachte nicht im Traum daran, dass Naruto so etwas freiwillig tun würde. Hatte unser Lehrer das etwa ausgenutzt? Ich schauderte.
 

Nachdem es eskalierte und eine schreckliche Prügelei anfing, wurde es so laut, dass es bis zu unserer Direktorin vordrang, die ihren Kontrollgang durch die Flure gemacht hatte. Als sie in der Tür stehend fragte, was bei uns los sei, waren alle kurz erstarrt, bevor Kiba erneut seinen Vorwurf heraus posaunte. Senju-sensei hatte kurzen Prozess gemacht und uns alle mitgenommen. Ich begriff jetzt erst, was für ein unglaublicher Vorwurf das eigentlich war. Wenn es stimmen würde, würde es Hatake-senseis Karriere zerstören. Er würde nie wieder als Lehrer arbeiten und ich hatte keine Ahnung, was es noch für ihn bedeuten würde.
 

Kakashi:

„Und das ist wirklich alles?“, fragte Senju-san zum bereits dritten Mal hintereinander. Ich nickte nur. „Echt, das ist alles!“, begehrte Naruto neben mir auf. Er schien vor allem darauf aus, mich zu verteidigen. Die Direktorin, Shizune Senju, sah zu ihm. „Warum hast du dich nicht an das Jugendamt gewandt?“, fragte sie scharf. Der Junge sah trotzig zur Seite. „Hab ich schon. Die Sachbearbeiterin hat mich ignoriert.“ Perplex sah ich zu dem Blonden. Er hatte also selbstständig schon versucht, das Problem zu lösen. Und war wieder an der Engstirnigkeit der Menschen um ihn herum gescheitert. Ich lies die Schultern hängen.

„Es tut mir Leid“, murmelte ich, was mit die Aufmerksamkeit alle anderen einbrachte. Ich legte die Hand in den Nacken und rieb peinlich berührt darüber. „Ich habe nur darüber nachgedacht, dass die Umgebung nichts für den Jungen ist. Aber das diese Situation vor meiner Haustür so missverstanden werden könnte, war mir nicht klar. Ich hätte es anders lösen müssen, das ist mir jetzt klar.

Ich bedauere den ganzen Tumult.“ Ich verneigte mich leicht und hoffte, dass es sich damit erledigt hatte. Senju-san nickte leicht. „Inuzuka-san“, wandte sie sich dann an den Schüler, „Wie vielen Menschen hast du davon erzählt?“ Er saß zusammen gesunken da und biss sich auf die Lippen. „Fast der gesamten Klasse“, nuschelte er. Unsere Direktorin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, was uns alle zusammen zucken lies. „Warst du dir nicht im Klaren darüber, was das für Hatake-san heißen kann? Du hättest leicht sein Leben ruinieren können!“ Das Kind wurde noch kleiner in seinem Stuhl. Der laute Rüffel zeigte seine Wirkung. „Entschuldigung. Ich war mir einfach so sicher.“ Naruto schnaubte leicht. „Na klar. Wieso konntest du mich nicht vorher fragen?“ Weil er geglaubt hatte, Naruto würde für mich lügen, damit er sein Einkommen nicht verlor. „Ich dachte nicht, dass du ehrlich sein würdest mit mir“, bestätigte er meine Vermutung. Naruto sah nicht wütend aus, sondern eher enttäuscht. Es war ihm genauso peinlich wie mir, mit so einem Verdacht hier zu sitzen Ich sah zu ihm und lächelte.

„Mein Fehler“, sagte ich kurz. Er schüttelte zu meiner Überraschung den Kopf. „Nein, ich hätte mich schon viel früher an Sie alle wenden sollen!“ Mich ergriff ein warmes Gefühl, als ich hörte, was er sagte. Ich hatte den Eindruck, es tat ihm vor allem Leid, mir so viel Ärger bereitet zu haben. Es juckte mir in den Fingern, ihm durchs Haar zu fahren, warum auch immer, ich wollte ihm zeigen, dass ich ihm nicht böse war. Allerdings beließ ich es bei einem Nicken. Es stimmte sowieso, er hätte sich viel früher melden müssen. Es war erstaunlich reif von ihm, dies jetzt so einzusehen und es zuzugeben.
 

Nach einigen weiteren Minuten erhoben wir uns, weil alles gesagt worden war. Wir verließen den Raum und wurden von den neugierigen und misstrauischen Blicken meiner restlichen Schüler begrüßt. Ich sah Kiba an, der dazu verdonnert worden war, das Missverständnis zu erklären. Er seufzte und sah zu Boden. „Ich hab mich geirrt“, nuschelte er, „Sorry, Leute, mit mir ist die Fantasie durchgegangen.“ Mehr kam nicht von ihm. Ich sah zu den Kindern. „Uzumaki-san hat tatsächlich von mir Geld bekommen, aber nicht für etwaige Dienste, wie sie euer Mitschüler hier vermutet. Er führt meine Hunde aus und richtet meinen Garten etwas. Beides Dinge, zu denen ich häufig nicht komme. Es ist alles halb so wild.“ Immer noch sahen mich unüberzeugte Blicke an.

Ich sah in die Runde, dann hörte ich Narutos Stimme. „Soll ich euch die einzelnen Namen der vier Hunde nennen, die der Sensei hat? Ich könnte euch auch noch erzählen, welcher Hund welche Fellfarbe hat und welches Spiel gern spielt, wenn euch das überzeugt.“ Es war ein netter Versuch, an dessen Erfolg ich zuerst nicht glaubte. Aber ich wurde wieder eines besseren belehrt, als Sakura Haruno auflachte. „Nee, lass mal. Jetzt weiß ich, dass es so ist. Du kannst dir solche Sachen nicht ausdenken. Ich kenne dich ja, du sagst die Wahrheit.“ Es schien, als löse sich der Verdacht tatsächlich in Wohlgefallen auf. Ich wäre unendlich erleichtert, wenn es so wäre und niemand von diesem Unsinn weiter erfahren würde. Ich sollte mich irren.
 

Die Tür des Lehrerzimmers öffnete sich und Gai erstarrte in der Tür. Dann stürzte er sich regelrecht auf mich. Aber eben nicht, um mich zu schlagen. Schon von Weitem sah ich die Tränen in seinen Augen glitzern. Ich machte mich auf eine Szene vom Allerfeinsten gefasst und ich wurde nicht enttäuscht.

„Kakashi!“, plärrte er und zog den letzten Vokal gequält in die Länge, „Wie konntest du nur? Ich habe nie gewusst, dass du solche Neigungen hast! Wie ist das bloß passiert?“ Er heulte mir die Schulter voll und ich hatte Mühe, ihn von mir zu drücken, weil er seine Arme um mich schlang, als wolle er mich nie wieder loslassen. Es wurde langsam wirklich unangenehm. Besonders, weil meine Schüler zusahen. „Hör auf!“, entgegnete ich und schob sein Gesicht von mir, „Was redest du überhaupt? Du hast doch mal wieder nur die Hälfte mitbekommen!“ Als das nicht half, erklärte ich ihm in kurzen Sätzen, was wirklich passiert war. Er lies mich immer noch nicht los. „Kakashi, alter Freund! Kann ich dir das wirklich glauben?“

Ich schubste ihn so heftig, dass er zurück taumelte, dann richtete ich mir mein Jackett. „Natürlich, hör auf, dich hier so zu blamieren“,blaffte ich ihn an. Endlich schien er sich beruhigt zu haben. Mein Blick fiel unwillkürlich auf Naruto. Er sah in der allgemeinen Hektik und dem Geplapper zu mir auf. „Soll ich jetzt nicht mehr kommen?“, fragte er leise. Ich überlegte nicht lange. „Nein, das nicht. Aber es wäre besser, wenn du in der nächsten Zeit nur die Hunde ausführst. Der Garten kann noch warten.“ Er nickte schwer. Anscheinend erwartete er, dass damit auch sein Lohn sinken würde. Doch da konnte ich ihm nicht weiterhelfen, er würde sehen, was Sache war, wenn er das nächste Mal Geld bekommen würde, denn ich hatte nicht vor, ihm meine Unterstützung zu streichen. Ich wollte dem Jungen weiterhin helfen.
 

Einen Monat später

Kakashi:

Es war merkwürdig, wie wenig Aufmerksamkeit die Sache erhalten hatte. Nach wenigen Tagen hatten die meisten Schüler ihre Verwirrung überwunden. Natürlich tauchten einige wie zufällig vor meiner Haustür auf, wenn Naruto vorbei kam. Aber das ertrug ich stur, immerhin taten wir nichts Verbotenes. Ich beschränkte mich allerdings nur auf das Nötigste, wenn wir Zuschauer hatten. Ich wollte keine neuen Gerüchte in die Welt setzen, es reichte schon, dass ich so manchen Blick eines Elternteils falsch interpretierte. Ich versuchte, unvoreingenommen zu sein, aber ich erwischte mich selbst, wie ich dachte, sie würden mich verurteilen. Ich musste mich beruhigen und das dringend.
 

„Sensei! Ich bin wieder da!“, ertönte die Stimme meines Schülers und ich wandte mich zu ihm. „Ah, gut“, sagte ich. „Gib her, ich bringe sie rein.“ Wir hatten beschlossen, nur noch vor der Haustür auf der Straße miteinander zu reden. Er kam nicht mehr rein, ich berührte ihn nicht mehr. Damit kamen wir beide aus und ich hatte sogar mein weiterhin großzügiges Gehalt an den Jungen erklären können:

Pakkun war tatsächlich krank gewesen. Und nach all dem war Naruto trotzdem wie immer bei mir erschienen und wollte loslegen. Ich hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass wir Dinge ändern mussten. Aber er hatte sich bereit erklärt, Pakkun zum Tierarzt zu bringen und danach meinte er sogar, er würde sich um den Hund kümmern. Er brachte ihn zur Klinik, nahm ihn mit zu sich nach Hause und kümmerte sich liebevoll um mein Haustier. Gesund brachte er ihn mir wieder und ich merkte, dass ausgerechnet Pakkun, der sonst niemanden an sich heran lies außer mich, völlig an Naruto hing. Er sah ständig zu ihm auf, wuselte um seine Beine herum und rieb seinen Kopf an Narutos Schienbein. Alles Zeichen, dass er den Jungen regelrecht vergötterte. Jedes Mal, wenn er ging, winselte mein Hund los, als würde er den Blonden nie mehr wiedersehen.

So auch heute. Ich hatte die Hand noch nicht richtig zu den Leinen der Hunde ausgestreckt, da hörte ich Pakkun winseln. Tieftraurig sah der Rüde zu ihm auf, als solle der Blonde ihn wieder mitnehmen. Tatsächlich beugte sich mein Schüler zu ihm herunter. Er strich ihm liebevoll über den Kopf, was Pakkun ein Brummen entlockte. „Keine Sorge, ich komme morgen wieder, ja?“ Er stand wieder auf und drückte mir die Leinen in die Hand.

Seine Finger berührten meine. Ich zog meine Hand diesmal mit den Leinen zurück und trat einen Schritt zurück. Irrte ich mich, oder war seine Haut irgendwie warm? Ich betrachtete ihn genauer.

„Naruto!“, schollt ich ihn dann, „Du bist ja völlig nass!“ Er schien sich aber keine Gedanken darum zu machen, denn er zuckte mit den Schultern. „Ja, ich hab den Stock zu weit geworfen und Ikkun wollte ihn aus dem Fluss holen. Es endete damit, dass ich Ikkun samt Stock aus dem Fluss holen musste.“ Er sah zu meinem kleinsten Haustier und grinste. Es war typisch für den Winzling, sich jeder Herausforderung zu stellen, ganz gleich, ob er es schaffte, oder nicht. Ich sah die Straße runter und bemerkte, dass wir allein waren. Ich hob die Hand und strich ihm einen Wassertropfen von der Stirn.

„Komm mit rein“, entschied ich dann, „Es ist kalt, wir haben bald Oktober. Du kannst duschen, bevor du noch krank wirst.“ Er sah mich verdattert an. „Aber ich dachte...“ Er verstummte nach der Hälfte und sah sich nervös um. „Es ist keiner hier und es ist besser, als wenn du mit einer Lungenentzündung im Bett liegen würdest, oder?“ Er wog meine Worte ab und nickte schließlich. „Okay, Sensei. Danke.“ Er ging an mir vorbei und ich konnte bemerken, dass der Junge gewachsen war. Sein Kopf streifte beinahe meine Schulter.
 

Ich brachte die Hunde in ihre Körbchen und lauschte kurz dem Rauschen des Wassers in meinem Bad. Ich seufzte leise. Und schon wieder befand ich mich in einer Situation, die man leicht missverstehen konnte. Wieso spielte mir mein Leben immer solche Streiche? War das etwa so etwas wie Karma?
 

Ich saß gerade im Wohnzimmer und arbeitete die nächste Stunde für eine meiner unteren Klassen aus, als die Tür aufging. Ich drehte mich um, als ich einen schüchtern klingenden Laut vernahm – und stockte sofort. Naruto sah mich peinlich berührt an, seine Wangen wohl nicht nur von der Wärme rot. „Ehm, Sensei, haben Sie vielleicht trockene Kleidung für mich?“ Ich stand auf und wandte den Blick ab. „Warte hier“, sagte ich und verschwand in mein Schlafzimmer. Hatte ich nicht irgendwo noch ein paar alte Kleidungsstücke, die mir zu klein geworden waren?

Ganz hinten wurde ich fündig, ein schwarzes Shirt und eine dunkelgrüne Hose, dazu passend eine dünne Jacke derselben Farbe. Die Sachen stammten aus der Zeit, in der ich noch mehr Sport getrieben hatte. Nun waren sie mit etwas zu klein geworden und ich schätzte, dass sie passen müssten. So kehrte ich in mein Wohnzimmer zurück.

Naruto stand immer noch an Ort und Stelle neben der Tür, die in den Flur nach hinten herausführte. Ich gab ihm den Stapel Kleidung. „Hier“, sagte ich und er nickte. Dann zog er sich das Shirt über den Kopf und griff nach der Hose. Überrumpelt sah ich weg, als er das Handtuch löste und ohne Unterwäsche in die Hose stieg. Verdammt, woher wusste ich, dass er keine Hose trug? Wieso zog er sich einfach so vor mir um, ohne sich wenigstens wegzudrehen?
 

Naruto zog sich schließlich die Jacke über und lachte auf. „Schauen Sie mal“, meinte er, „Das kann ich nur hier drin anziehen.“ Ich sah zu ihm und erkannte, dass die Arme von Shirt und Jacke zu lang waren, seine Hüfte war auch schmaler als meine und die Hose saß gefährlich weit unten. Ich schob mich an ihm vorbei. „Tja, bis deine Kleidung trocken ist, kannst du hier bleiben“, beschloss ich, „Solange du mich nicht störst, ich muss noch arbeiten.“ Er murmelte eine Zustimmung und setzte sich an den niedrigen Wohnzimmertisch. Dieser Tisch war traditionell japanisch in den Boden eingelassen und wenn man sich daran setzte, befand man sich mit den vier Buchstaben auf der Höhe des eigentlichen Bodens drum herum. Er sah kurz zu mir, dann stütze er die Arme auf den Tisch und platzierte sein Kinn auf seinen Fäusten. Er sah nach draußen in den Garten.

Fast zwei Stunden arbeitete ich an meiner Stunde, bevor ich mich wieder herum drehte. Ich hatte Gelächter gehört und sah wieder einmal, wie der Junge mich überraschen konnte:

Pakkun war aus seinem Körbchen ausgebüxt und hatte sich zu Naruto gesellt. Der hatte sich von meinem Hund ein Spielzeug bringen lassen und beschäftigte das Tier, indem er mit dem Seil herumwedelte und den Rüden hochspringen lies. Pakkun sah verblüffender Weise auch so aus, als habe er Spaß. Es lies mich leicht lächeln. Das Bild eines lachenden Naruto gefiel mir.

Kopfschüttelnd aber lächelnd wandte ich mich wieder meinen Materialien zu. Ich musste noch zwei weitere Schulstunden vorbereiten.
 

Es wurde überraschend spät. So spät, dass es den Nachbarn merkwürdig vorgekommen wäre, hätte ich den Jungen nun noch allein gehen lasen. Warum besaß ich auch keinen Trockner? So wäre ich schnell wieder allein gewesen.

Es war noch nicht einmal, dass mir seine Anwesenheit unangenehm war. Ich dachte viel eher daran, was das für Gerede geben würde. Und es wäre nicht gut, was ich jetzt vorhatte, aber ich wollte auch nicht dafür verantwortlich sein, wenn ihm auf dem Heimweg etwas zustieß.

„Hey, es ist schon spät“, begann ich, „Hättest du etwas dagegen, heute hier zu bleiben?“ Ich sah ihm an, dass ihn die Frage überraschte. Doch er nickte zögerlich. „Ich kann dann keine Hausaufgaben mehr machen“, nuschelte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Das wird sich erklären lassen“, meinte ich leichthin. Es lies sich eben nicht mehr ändern, dass er seine Schultasche erst nach Hause gebracht hatte. Er zog eine Schnute und sah sich um. „Wo soll ich dann schlafen?“ Ich deutete auf den Boden neben ihm. „Hier im Wohnzimmer. Ich habe einen Futon da.“ Ich stand auf, um besagtes Stück zu holen. Damit beladen kam ich wieder.
 

Naruto kam mir entgegen und nahm mir die Decke ab. Sein Arm streifte meinen und ich blieb kurz stehen, als ich sah, wie der Ärmel nach oben rutschte, da er nach oben greifen musste, um mir zu helfen. Ich lies den Futon fallen und packte sein Handgelenk. „Was ist das?“, fragte ich scharf und deutete auf sein Handgelenk. Ich hatte heute keinen Unterricht in seiner Klasse gehabt, doch ich war mir sicher, dass er diese blauen Flecken gestern noch nicht gehabt hatte.

Er zuckte zurück und zog hastig den Ärmel über seinen Arm. „Das ist nichts“, meinte er leise, „Ich hab nur mit jemandem geredet und dabei hat er mich am Arm gepackt. Es ist in Ordnung, echt jetzt.“ Ich sah ihn lange an, wie er den Futon ausbreitete und die Decke darüber legte. Wie er Pakkun von seiner heutigen Schlafstätte wegschob, weil der Hund natürlich neugierig den Gegenstand beschnüffeln wollte.

„War es Uchiha?“, fragte ich. Er gab keine Antwort, hielt jedoch kurz inne. Das war für mich genug, um zu wissen, dass ich richtig lag. „Warum verteidigst du ihn noch?“, fragte ich, „Nach all dem, was er getan hat?“ Er sah mich nicht an. „Weil er mein Freund ist.“ Diese Loyalität war beeindruckend, aber meiner Meinung nach auch dumm. Was ich ihm auch sagte. Er sah immer noch zu Boden. „Wenn es heißt, einen Freund aufzugeben, damit man als intelligent gilt, dann bleibe ich lieber für immer ein Dummkopf.“ Ich konnte ihn eine Weile lang nur ansehen, bevor er anmerkte, er sei müde und ich das Zimmer verließ.

Allerdings lag ich noch lange wach und dachte darüber nach, was er gesagt hatte.
 

Der nächste Morgen kam zu früh. Unausgeschlafen rollte ich mich zur Seite und betrachtete meinen Wecker. Fast noch eine Stunde würde vergehen, bevor ich eigentlich aufstehen musste. Und dann hatten mich auch noch wirre Träume heimgesucht. Wenn ein Tag so anfing, war ich nur wenig gewillt, ihn auch in Angriff zu nehmen.

Aber es half ja alles nichts – Naruto musste aus meiner Wohnung verschwinden, bevor meine Nachbarn aufwachten und ihn gehen sahen. Sonst würde wieder das Gerede anfangen.
 

Aber schon als ich die Tür des Wohnzimmers öffnete, kam mir ein Laut entgegen, der alle Pläne zunichte machte. Naruto hustete. Zwar leise und unterdrückt, aber eindeutig. Er hatte sich also doch eine Erkältung eingefangen.

Ich kniete mich neben ihn und stellte fest, dass er wach war. „Hey“, murmelte ich und er drehte sich auf den Rücken, um mich anzusehen. „Hey, Sensei“, krächzte er. Sein Gesicht war ganz rot und ich konnte nur raten, wie hoch sein Fieber sein müsste. Zaghaft legte ich ihm eine Hand auf die Stirn. Sie war sengend heiß.

„Mmh“, murmelte er nahezu unhörbar, „Das fühlt sich gut an.“ Ich sah auf ihn herunter und mir wurde klar, dass er so unmöglich zur Schule gehen konnte. Überhaupt würde er nirgendwo hingehen, so schlecht ging es ihm. „Du hast Fieber“, stellte ich fest, „Und du bist komplett durchgeschwitzt. Das kann doch nicht von einem Tag auf den anderen passiert sein.“ Fast unmerklich schüttelte er den Kopf. „Nein, ich hatte schon seit vorgestern Halsschmerzen. Ich dachte, das verschwindet wieder.“ Er musste erneut husten. Ich strich ihm den Schweiß aus der Stirn. „Bleib liegen“, seufzte ich, „Ich rufe in der Schule an. So geht das nicht.“

Naruto rollte sich als Antwort zusammen und zog die Decke etwas höher.
 

Ich legte den Hörer auf und sah zurück zu meinem Patienten. Mittlerweile klang sein Husten noch schlimmer und es schienen auch Schmerzen hinzugekommen zu sein. Er krümmte sich, versuchte aber gleichzeitig, keinen Laut von sich zu geben. Es war ein regelrechtes Trauerspiel, zu sehen, wie der Junge sich bemühte.

Also wählte ich nach der Nummer der Schule gleich noch einmal, diesmal jedoch eine bekanntere Nummer, die ich allerdings selten benutzt hatte.
 

Tsunade tauchte innerhalb einer halben Stunde auf. Ihr Koffer schien in ihren Händen nichts zu wiegen, aber ich vermutete, dass ich den nicht einmal besonders lange halten können würde, ohne einzuknicken. Sie rauschte an mir vorbei und wehte in einer einzigen Beschwerde in mein Wohnzimmer. Tsunade Senju und ich kannten uns. Ihr Kollege und Freund, Jiraya, war ein Lehrer von meinem Adoptivvater gewesen. Schon seit ich elf Jahre alt gewesen war, hatte sie sich um meine größeren und kleineren Wunden und Krankheiten gekümmert. Sie war diejenige, der ich am meisten vertraute und ich wusste auch, dass sie nicht tratschen würde.

Ich ging hinter ihr her. Sie hatte kurz hinter der Tür gestoppt und sah auf das unförmige Bündel herab, ihr Blick mitleidig. „Wer ist das denn?“, fragte sie leise. Ich ging an ihr vorbei. „Einer meiner Schüler“, erklärte ich, „Er hatte meine Hunde ausgeführt und jetzt ist er erkältet. Kannst du ihm helfen?“ Sie nickte und zog ganz langsam die Decke weg, als sie neben ihm kniete.
 

Naruto sah blinzelnd zu ihr auf. Ich dachte nicht, dass er sie erkannte. Seine blauen Augen wirkten glasig, seine Bewegungen waren fahrig. Erneut stand ihm kalter Schweiß auf der Stirn.

Ich sah, wie Tsunade in ihren Bewegungen kurz stockte, ich hörte ihr kurzes Luftholen. Fragend sah ich zu ihr. „Was ist?“, sagte ich. Sie wandte sich mir fassungslos zu. „Wer ist der Junge? Er sieht aus wie-“ Naruto unterbrach sie mit einem Wimmern. Er presste eine Hand auf sein rechtes Ohr. „Sensei“, kam es gequält, „Ich hab das Gefühl, ich spüre die Gesichtshälfte kaum noch. Mir tut alles weh.“ Ich glaubte, sogar Tränen über sein Gesicht laufen zu sehen. Besorgt legte Tsunade eine Hand auf sein Gesicht.

Dann ging alles ganz schnell. Sie untersuchte Naruto kurz und ihr Gesichtsausdruck wurde immer düsterer. „Gut, dass du mich gerufen hast“, bemerkte sie leise, „Der Junge ist nicht erkältet.“ Ich sah zu ihr. „Sondern?“ „Das ist eine ausgeprägte Mittelohrentzündung. Hättest du mich jetzt nicht geholt, müsstest du ihn spätestens morgen in ein Krankenhaus bringen. Hier helfen nur noch Medikamente.“

Ihre Antwort warf mich aus der Bahn. Dass es ihm so schlecht ging hatte ich einfach nicht erwartet. „Und was jetzt?“, fragte ich, woraufhin sie mir ein Rezept in die Hand drückte. „Sieh zu, dass du diese Sachen besorgst. Ich bleibe solange bei ihm.“ Ohne große Widerworte machte ich mich auf den Weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-07-20T16:05:12+00:00 20.07.2018 18:05
Oh Mann. Das mit Naruto ist echt schlimm. Na mal sehen, wie das ausgeht.
Tolles Kapitel. Gut geschrieben.

LG


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