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Life is not that easy

Und erst recht keine Soap!
von

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Naruto:

In diesem Augenblick war ich so restlos zufrieden wie schon lange nicht mehr. Nein, es war sogar noch mehr. Ich war glücklich.

Meine Finger fuhren an ihrer nackten Schulter hin und her. Gedankenverloren rieb ich mit dem Daumen über die weiche Haut. Ich konnte nicht fassen, dass es passiert war. Bis heute Abend waren wir nicht mehr, als gute Freunde. Da waren zwar gewisse Momente, aber mehr nicht. Unser Date für nächsten Monat war für mich schon ein riesiger Fortschritt. Aber jetzt war es anders. Mein Zeigefinger fuhr einsam die Kontur ihres Schulterblattes nach. Sakura seufzte müde.

„Sakura-chan?“, fragte ich leise. Sie murrte eine Antwort. „Wenn du...das noch nie getan hast, wieso hast du dann Kondome dabei?“ Ich musste einfach fragen. Sie brummte unwillig. „Meine Mutter“, erklärte sie genervt, „Sie hat mir erklärt, dass ich jederzeit gut beschützt sein sollte. Und dann hat sie mir die Packung in die Hand gedrückt.“ Sie nuschelte ihre Erklärung mit roten Wangen und Ohren in mein Kopfkissen hinein.

Ich strich mit der Hand über ihren Rücken, was ihr einen Schauder entlockte. Ich grinste. „Und trotzdem hast du sie eingepackt“, neckte ich. Sie wedelte mit dem Arm herum, was lustig aussah, immerhin lag sie auf dem Bauch neben mir auf der Couch. Ich saß davor und sah ihren Körper an. „Hab ich nicht, meine Mutter hat sie in alle nur erdenklichen Taschen meiner Klamotten gesteckt!“ Ich grinste, während ich ihren Po betrachtete. „Mh-hm“, machte ich vage. Sakura hob den Kopf. „Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragte sie und bemerkte meinen Blick. Ihr Gesicht wurde krebsrot. „Hör auf damit!“ Ich sah in ihr Gesicht. „Und wieso sollte ich?“ Sie stemmte sich hoch und warf ein Kissen nach mir. Obwohl ich direkt vor ihr saß, verfehlte sich mich. Ich lachte. „Sakura-chan! Sag mir nicht, dass du mich nicht auch ansiehst. Wir sind beide nackt!“ Sie hielt inne und ich konnte beobachten, wie ihr Blick an mir herunter wanderte. Kurz vor meiner Hüfte hielt er an und wandte sich ruckartig wieder meinem Gesicht zu.

„Ich würde mich trotzdem gerne anziehen.“ Ich lehnte mich nach hinten und langte nach ihrem BH. Ohne ihn allzu sehr zu betrachten, gab ich ihn an Sakura weiter. Sie zog ihn wortlos an. Dann folgte ihr Kleid – der Slip lag praktischerweise so nahe am Sofa, dass sie ihn sich selbst holen konnte. Sie streifte es sich über, während ich in meine Boxershorts schlüpfte. Dann zog ich mir mein T-Shirt über und stieg in meine Hose. Als wir beide wieder angezogen waren, kam mir die Situation schon normaler vor. Nicht mehr ganz so ungewöhnlich eben.
 

„Was hat uns eigentlich geritten, es mitten auf dem Wohnzimmerboden zu tun?“, fragte Sakura mich nach einer Weile. Inzwischen saßen wir beide nebeneinander auf der Couch und sie hatte sich an mich gekuschelt, während ich einen Arm um sie geschlungen hatte. „Ne, Sakura-chan, geritten ist ein interessantes Wort.“ Sie schlug mir gespielt empört gegen die Brust. „Mal im Ernst!“ Ich überlegte lange, zog die Stirn kraus. „Mh, keine Ahnung. Aber so schlimm war das nicht, oder?“ Sie lachte auf. „Wir erzählen es aber keinem, oder?“

Ich grinste wieder. „Nein, Sakura-chan, ich dachte, ich gehe gleich am Montag zu Ino und erkläre ihr, dass es ein Geheimnis bleiben muss!“ Wenn man das zu Ino sagte, dann wusste es nach der ersten Pause die halbe Schule. Empört schlug sie noch einmal zu. Diesmal etwas kräftiger. „Bleib mal ernst!“

„Aber ich kann nicht!“, sagte ich ehrlich, „Ich könnte gerade vor Freude durch die halbe Stadt rennen und jeden umarmen!“ Sie hob den Kopf und sah mich an. Vergessen war der Film, den wir uns eigentlich ansehen wollten. „Und du?“, fragte ich nach. Sie lächelte und legte ihren Kopf an mein Schlüsselbein. „Ich auch. Trotzdem, wir sollten es den anderen nicht erzählen.“ Ich nickte. „Ja, wäre wohl nicht so gut.“ Eine Weile sahen wir stumm auf den Fernseher, der uns in einem Liebesfilm zeigte, dass angeblich das Erste Mal ganz anders ablaufen sollte. Wilder, sexier. Ich verzog nachdenklich den Mund. Ne, das passte nicht zu uns. Ich wollte gar nicht das machen, was die da andeuteten. Auf einem Esstisch? Ganz bestimmt nicht! Den konnte man danach doch entsorgen.

„Wenn wir nicht so normal wären, wären wir so?“, fragte Sakura leise und nickte zum Bildschirm. Ich lachte. „Bloß nicht!“ Sakura stimmte mit ein, dann waren wir ruhig. Erst nach Ende des Films bewegten wir uns wieder.

Müde streckte ich meine Glieder und gähnte. Irgendwie war diese Sache anstrengender als ich gedacht hatte. Sie sah mich an. „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“ Ich zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Hätte nichts dagegen“, antwortete ich ihr und sie bewegte sich zum Telefon, um bei ihren Eltern anzurufen. Es war durchaus nichts Ungewöhnliches, dass wir bei dem jeweils anderen über Nacht blieben. Lediglich beim ersten Versuch hatte es damals Ärger gegeben, weil ihre und Sasukes Eltern nicht wollten, dass sie bei mir in der Wohnung blieben. Aber als sie beide nach einer Nacht gesund und munter wieder zu Hause auftauchten, waren die Vorbehalte schon etwas kleiner. Als ich dann auch noch schließlich bei den beiden übernachtet hatte und das Haus bei beiden noch stand, war es in Ordnung. Wichtig war nur, dass ihre Eltern wussten, wo sie war.
 

„Alles in Ordnung“, erklärte sie, als sie wieder ins Wohnzimmer zurück kam. Dann stockte sie. „Was wird das?“ Sie deutete auf die dünne Bettdecke, die ich auf die Couch gelegt hatte. Ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an, verstand nicht ganz, was daran falsch war. „Naja, ich schlafe hier. Dann hast du das Bett ganz für dich allein.“ Sie lachte so laut auf, dass ich zusammen zuckte. Für eine ganze Weile konnte meine beste Freundin nicht reden, weil sie sich vor Lachen ausschüttete. Dann wischte sich sich durch das Gesicht, beseitigte die letzten Lachtränen. Die Situation war so absurd, dass es kaum zu fassen war. „Naruto, wir haben gerade eben miteinander geschlafen! Glaubst du wirklich, dass es mir etwas ausmacht, neben dir im Bett zu liegen?“ Ich sah noch einmal auf den Haufen auf meiner Couch. So gemütlich diese auch an Filmabenden war, so unbequem konnte sie werden, wenn man darauf die Nacht verbringen wollte. Klar, morgen war Samstag, aber ich hatte zugesagt, Senseis Garten mir anzusehen und die Hunde auszuführen. Mit verkrampften Muskeln und übermüdet wäre das kein Spaß. Ich überlegte nicht lange.

„Okay, aber wir nehmen zwei Bettdecken. Ich will nicht mitten in der Nacht wach werden, weil mir kalt wird.“ Sie grinste mich an, wedelte mit einem Kissen herum, dass sie sich vom Boden geholt hatte – immerhin hatte sie damit eben noch versucht mich abzuwerfen. „Dann schwing deinen Hintern hier herüber und lass uns schlafen gehen!“ Ich folgte ihr in mein Schlafzimmer. Nie hätte ich gedacht, dass Sakura einmal dort neben mir liegen würde! Und ich wusste nicht, ob ich diese Nacht überhaupt würde schlafen können.
 

Kakashi:

Wortlos lies ich Naruto eintreten. Der Garten befand sich hinter dem Haus und wenn ich ehrlich war, war es mehr ein Urwald. Der Junge fackelte nicht lange, blieb nicht stehen, um sich irgendwo umzusehen. Stattdessen ging er mit großen Schritten direkt zu der einzigen Schiebetür in diesem Haus und zog sie schwunghaft auf. Dann trat er nach draußen. Ich konnte verfolgen, wie ihm der Kiefer herunterklappte. Schockiert sah er sich um. „Sensei!“, flehte er dann, „Ich bin kein Gärtner! Wie soll ich das denn bitte alles kleinkriegen?!“ Ich verzog keine Miene. „Fang einfach in einer Ecke an und arbeite dich vor. Du kannst selbst entscheiden, was du draus machen willst.“ Es war mir wirklich egal, wie es nachher aussah. Hauptsache war doch, dass der Junge vernünftig beschäftigt wurde. Wenn er schon keine Almosen wollte, dass konnte er genauso gut etwas tun, was seinem Alter entsprechend angemessen war. Ich zeigte ihm noch kurz, wo ich die Gartengeräte seit Jahren hin verbannt hatte, dann drehte ich mich um und ging ins Haus. „Wenn du trinken oder essen willst, komm ruhig rein, hier ist direkt das Wohnzimmer“, sagte ich noch, bevor ich dessen Tür wieder zuzog. Mein Haus war nicht traditionell japanisch errichtet worden, aber der ein oder andere Anklang fand sich. So waren nach einem Eingangsbereich nur Wohnzimmer und Gästetoilette einfach so zu erreichen. Die restlichen Zimmer waren nur zugänglich, wenn man durch das Wohnzimmer in den hinteren Flur ging, der sich auf der ganzen Länge des Hauses erstreckte. Breite Fenster und eine verglaste Schiebetür gingen in den Garten hinaus, der Rest waren normale, westliche Türen mit Schlössern. Wenn bei mir eingebrochen werden sollte, würde jeder Dieb wohl dumm aus der Wäsche schauen, ich hätte ihn viel zu schnell erwischt. Hinten war das Grundstück nämlich von einem mehrere Meter hohen Zaun umgeben, der extra so angelegt war, dass man nicht daran hochklettern konnte.
 

Fast zwei Stunden widmete ich mich den Klassenarbeiten in Biologie, die Narutos Klasse letzte Woche geschrieben hatte. Noch war sein Heft nicht zum Vorschein gekommen, aber ich würde es zwischen die Finger kriegen. Im Moment hatte ich das Heft von Kiba Inuzuka vor mir. Der Anfang war nicht schlecht, aber beim Rest fehlte ihm offensichtlich die Konzentration. Je mehr er geschrieben hatte, desto häufiger hatte er seine Antworten wieder durchgestrichen und sich umentschieden. Bei der letzten Aufgabe hatte er sogar dreimal seine Antwort erst hingeschrieben und dann durchgestrichen – nur, um am Ende wieder bei genau der Antwort zu landen, die er von Anfang an gegeben hatte. Und die war auch noch grundfalsch. Ich seufzte, als ich in seinem durchgestrichenen Wust aus Gedanken die richtige Lösung entdeckte. Eigentlich ein kluger Junge, warum machte er nur solche dummen Fehler? Ständig unterschätzte er die Anforderungen, die in den Arbeiten steckten. Er glaubte, er habe alles unter Kontrolle und wenn es dann schwierig wurde, war er zu nervös, um sich auf sein Gelerntes zu besinnen.

Hinata Hyuuga war da anders. Obwohl jeder wusste, dass sie höchstwahrscheinlich mit sechzehn von der Schule gehen würde, um sich ganz der Musik zu verschreiben, lernte sie immer noch ordentlich weiter. Ihre Arbeit war nahezu fehlerfrei gewesen – nur zwei Schusseleien hatte sie sich geleistet, die aber nicht ins Gewicht fielen. Sie hatte bisher die beste Note erreicht.
 

Nach einer weiteren halben Stunde kam ich zu Sakura Haruno. Noch eine gute Schülerin. Überhaupt schienen die Mädchen dieser Klasse tatsächlich mehr ihre Noten als Makeup und Jungs im Kopf zu haben. Es freute mich, dass sie gut mitkamen. Sie hatte ebenfalls nur wenige Fehler gemacht, was dazu führte, dass sie Hinata Hyuuga sogar noch übertraf. War aber auch nicht anders zu erwarten bei einem Mädchen, welches schon seit ihrem zwölften Lebensjahr jedes Jahr zur Klassensprecherin und Jahrgangsstufensprecherin gewählt wurde. Sie war immer schon ein fleißiges Mädchen.

Jetzt jedoch schmunzelte ich. Sie war wohl ein wenig in Gedanken gewesen, denn am Rand, wo ich eigentlich meine Korrekturen anbringen wollte, hatte sie mit Bleistift verträumt kleine Herzchen hingemalt. Dazu tauchte Narutos Name mehrfach auf. Hoffentlich behielt die Kleine ihren Kopf hier auf der Erde und nicht auf Wolke sieben. In meinem Magen rumorte etwas. Ich wusste nicht, was es war. Vielleicht die Tatsache, dass ich sie alle noch für halbe Kinder hielt? Oder eher, dass sie in meinen Augen zu jung waren für diesen ganzen Beziehungskram? Sie sollten erst noch ein oder zwei Jahre warten, bevor sie sich damit befassten. Das musste es sein, ich wollte keine guten Schüler verlieren, weil sie nicht beim Thema blieben, sondern von ihrer Freizeit träumten.

Sasuke Uchihas Heft war für mich eine Überraschung. Der Junge war immer einer der Besten gewesen. Der Einzige, der Sakura Haruno das Wasser reichen konnte, was den Notenschnitt anging. Und jetzt dieser Einbruch. Die Aufgaben waren viel zu kurz gelöst, ich konnte kaum nachvollziehen, was er sich gedacht hatte. Noch dazu war seine Schrift nahezu unleserlich geworden, als habe er die Dinge nur kurz dahingeschmiert. Es wirkte völlig desinteressiert, wie er hier gearbeitet hatte. Er war zwar nicht durchgefallen, aber er war nahe dran. Ich musste zugeben, dass ich schon schockiert war. Insgesamt wirkte der Junge völlig verändert. Ich hatte in ihm immer schon den Drang gesehen, sich zu verbessern und sich nicht mit Unwichtigem aufzuhalten, aber dass er so aus dem Ruder laufen könnte, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Wenn er denn mal zum Unterricht erschien, wirkte er unterschwellig aggressiv und gab patzige Antworten. Manchmal verschwand er auch einfach nach einer Stunde und tauchte für den Rest des Tages nicht mehr auf. Seine ehemals besten Freunde schienen für ihn nicht mehr zu existieren. Obwohl Naruto ihn nahezu jeden Tag darauf ansprach, schien er sie nicht einmal mehr richtig wahrzunehmen. Es stimmte mich traurig, denn jeder konnte sehen, wie sehr das Naruto und Sakura mitnahm. Auch im Lehrerzimmer war die unschöne Verwandlung von Sasuke Uchiha ein ernstes Thema. Mehrere Kollegen fragten sich, ob er Probleme in der Schule hatte, oder in der Familie.

Kurenai vermutete, dass ein Verwandter wohl schwer krank geworden sein müsste. Gai meinte, der Junge verkrafte es einfach nicht, dass er das dritte Rad am Wagen geworden sei, weil Naruto und Sakura nur noch zusammen rumhingen. Ich hatte beides als Unsinn entlarvt – seiner Familie ging es prächtig und Naruto und Sakura wollten Zeit mit ihm verbringen. Genauso, wie sie Zeit mit der kleinen Hyuuga verbrachten, die wohl enger mit ihnen wurde, als vorher für möglich gehalten worden war. Aber somit hatte ich keine Ahnung, was mit dem Kind los war. Da ich dieses Jahr wieder einmal ihr Klassenlehrer war, fühlte ich mich aber verpflichtet, es herauszufinden. Vielleicht konnte ich Naruto dazu überreden, sich mir mitzuteilen.
 

Ich war praktischerweise nach eineinhalb weiteren Stunden bei seinem Heft angekommen, nachdem ich ein paar schlechte Noten verteilt hatte. Viele der Schüler schienen überhaupt nicht nachzuarbeiten, was wir im Unterricht behandelten. Dabei empfand ich die Mendel'schen Vererbungsgesetze eigentlich als gar nicht so schwierig. Konnte aber auch daran liegen, dass ich das Fach studiert hatte und wusste, dass es noch weitaus schwierigere Themen gab. Ich konnte mich nicht erinnern, wie schwer dieses Thema für mich in dem Alter der Kinder gewesen war, aber ich war überzeugt, ich würde mich an eine schlechte Note erinnern und war deshalb besser.

Naruto war eine kleine Überraschung an sich. Er hatte sich nicht überragend verbessert, aber stetig war sein Wissen gestiegen. Jetzt bewegte er sich im guten Mittelfeld mit der Tendenz nach oben. Es freute mich, dass der Junge sich anstrengte. Meine häufigen Ansprachen in der Vergangenheit schienen gewirkt zu haben. Es machte Spaß, sich Narutos Entwicklung anzusehen.

Ich schrieb eine Zusammenfassung seiner Leistung, als die Tür zum Garten aufging. „Ich geh dann mal mit den Hunden, Sensei!“, ertönte es aus dem Flur. Ich schlug das Heft zu und sah zur Uhr. Tatsächlich, es war schon spät genug, dass er nach der Runde nach Hause gehen konnte. Ich sah zu ihm, als er ins Wohnzimmer trat. „In Ordnung, aber nimm heute mal nicht Pakkun mit. Der kränkelt in letzter Zeit etwas.“ Er nickte und schnappte sich die anderen drei Vierbeiner.
 

Manch einer würde sich fragen, warum ich als alleinstehender Lehrer mit vier Hunden zusammen lebte. Aber ich würde wohl immer dasselbe antworten: Wieso nicht? Ich hatte keine Frau oder Freundin, die demnächst hier einziehen könnte. Auch keine Aussicht, so schnell eine zu finden – ich galt mit meinem Charakter als schwierig. Die Hunde erfüllten mein Maß an sozialen Kontakten wunderbar. Alles, was ich ihnen an Vertrauen und Mühe gab, bekam ich doppelt zurück, sie waren treu und belogen mich nicht. Wer mich haben wollte, musste eben damit leben, dass meine Hunde zu mir gehörten. Jeden einzelnen von ihnen hatte ich als Welpen bekommen und zwei sogar mit der Flasche aufgezogen. Dadurch kam ich im Studium erst auf die Idee, den Studiengang zu wechseln und Lehramt anzupeilen. Ich kümmerte mich gerne um hilfsbedürftige Seelen, auch wenn ich vielleicht nicht so wirkte. Nur, weil ich privat gern meine Ruhe hatte, hieß es noch lange nicht, dass mich meine Arbeit nicht mit Freude erfüllte. Ich war Lehrer, weil ich einer sein wollte und nicht, weil es so gut bezahlt wurde oder dergleichen.
 

Ich arbeitete Narutos Heft noch fertig durch – was lediglich bedeutete, dass ich seine Note darunter schrieb – und betrat dann den Garten, um mir anzusehen, wie weit er gekommen war.

Die von mir aus gesehen linke Seite war fast völlig von Unkraut befreit und man konnte wieder das Beet erkennen, dass vor etlichen Jahren einmal von Gai angelegt worden war, als er zu Besuch hier war und glaubte, ich brauchte selbst gezogenes Gemüse. Wie oft hatte ich ihm schon gesagt, dass jede Pflanze, die mehr Pflege als zweimal die Woche gießen benötigte, bei mir hoffnungslos einging? In der Klausurphase hatte ich keine Zeit, mich um den Garten zu kümmern und sonst hatte ich schlicht keine Lust. Solange genug Platz da war, damit ich die Hunde rauslassen konnte, war mir alles andere recht.
 

Naruto ging anscheinend eine riesige Runde mit meinen Tierchen. Schon zwanzig Minuten war er weg, wo sie bei mir sonst nur die Hälfte der Zeit zugesprochen bekamen. Nun, dann konnten sie sich mal richtig austoben, war mir nur recht, so würden sie sich am nächsten Tag nicht so wild aufführen.

Ich sah zu meinem kleinen Liebling und kraulte ihm sanft hinter dem Ohr. Pakkun hob nur müde den Kopf und sah mich aus winzigen Augen an. Ich seufzte leise auf, das apathische Verhalten machte mir Sorgen. Normalerweise war mein Hund eine kleine Diva und wuselte ständig um mich herum. Manchmal legte er sich auch direkt vor mich – und sei der Platz vor mir auch noch so winzig. Wenn mein Hund meine Aufmerksamkeit wollte, war er nicht aufzuhalten. Und jetzt bewegte er sich kaum noch. Ich hoffte wirklich, dass es sich ein wenig geben würde, bis ich mit ihm zum Tierarzt gehen konnte. Ich war nicht bereit, mich jetzt schon von meinem Hund zu trennen.
 

Nach weiteren zwanzig Minuten kam Naruto wieder. Ich hatte erwartet, dass er erledigt sein würde, oder zumindest genervt, da er keinerlei Erfahrung mit den Tieren hatte, aber er überraschte mich. Er lachte, als ich ihn sah. Warf einen kleinen Stock, dem drei Hunde nachliefen, als sei es das tollste Leckerli überhaupt. Ich blinzelte überrascht. Wieder einmal hatte der Junge bewiesen, dass ich mich irrte, wenn ich ihn einzuschätzen versuchte.

Ikkun hatte den Stock erobert und trabte zufrieden zurück zu dem Blonden. Der kniete sich hin und strich dem Hund über den Kopf. „Guter Junge!“, sagte er leise und erhielt ein Kläffen, dass pure Freude ausdrückte. Er lachte auf und erhob sich, wobei er ein wenig mit den Hund rangelte, der den Stock überhaupt nicht mehr hergeben wollte. Ich sah, dass er mindestens so viel Spaß hatte, wie meine Tiere.
 

„Naruto?“, fragte ich belustigt, „Soll ich euch noch mal für ein paar Minuten allein lassen?“ Er lies den Arm sinken und wandte sich mir zu. „Sensei!“, rief er und strahlte, „Ich mag ihre Hunde!“ Wie sollte ich denn diesen Satz bewerten? „Hn, danke.“ Ich nickte unverbindlich und pfiff kurz, um meine Tiere zu mir zurück zu holen.

Sie gehorchten und rannten bellend nach drinnen. Ich würde mich nachher darum kümmern, ihre Tappser von Boden zu entfernen. „Warte mal gerade“,murmelte ich und holte aus dem Flur meine Geldbörse. Ich fischte den Betrag heraus, den wir vorher ausgemacht hatten und gab ihn ihm. Als er aufsah, leuchteten seine Augen im Schein des Flurlichts, das durch die geöffnete Tür nach draußen fiel, auf und erinnerten mich an den Himmel im Sommer.

Es lies mich die Lippen zu einem Lächeln verziehen. „Also hier“, sagte ich nüchtern, „Wie ausgemacht.

Ich würde sagen, morgen noch mal dasselbe, ja?“ Er nickte heftig und steckte seinen Lohn ein. „Natürlich Sensei. Vielen Dank nochmal, dass sie mir die Chance geben, das Geld zu verdienen.“ Als Antwort streckte ich die Hand aus und wuschelte ihm kurz durch sein blondes Haar. „Wir sehen uns.“ Er drehte sich danach um und ging seiner Wege. Ich seufzte heute nur noch dieses eine Mal und wandte mich um, um in mein Haus zu gehen, als ich einen Schatten neben der Straßenecke zu sehen glaubte. Ich hielt inne und starrte angestrengt in die Finsternis. „Ist da jemand?“, fragte ich und wartete auf Antwort. Ich bekam keine. Aber meine Sinne sagten mir, dass ich nachsehen sollte. Und so trat ich nach vorn und sah doch niemanden. Merkwürdig, im Normalfall täuschte ich mich selten. Vielleicht war dort wirklich jemand gewesen, hatte sich aber schon weiterbewegt? Ich zuckte mit den Schultern und beschloss, dass es nicht wichtig war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-07-20T15:25:28+00:00 20.07.2018 17:25
Oh Mann. Das war definitiv wichtig.
Na mal sehen, was das mit Sasuke wird. Irgendwas muss Madara ihm ja eingeredet haben.
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben.

LG


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