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Life is not that easy

Und erst recht keine Soap!
von

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Zwei Jahre später

Hinata:

„Hey! Da bist du ja!“ Ich drehte mich um und sah blondes Haar, das auf mich zukam. Ich wurde rot. „Hallo, Naruto-k-kun.“ Mein mittlerweile bester Freund kam auf mich zu. Neben mir seufzte Neji leise und schüttelte den Kopf. Seit Naruto sich mit meinem Vater auf offener Straße lautstark gestritten hatte und alles versucht hatte, um mich in Schutz zu nehmen, hatte sich die Einstellung meines Cousins stark geändert. Mein Vater sah meinen Cousin, der eigentlich nur mein Beschützer werden sollte, hatte seit Neuestem gute Chancen, den Direktorposten in unserer Firma zu bekommen. Dann wäre ich die Besitzerin der Company und er würde für mich arbeiten. Und wir wussten beide, dass ich ihn alles machen lassen würde, was er wollte. Ich war einfach nicht die taffe Geschäftsfrau, die mein Vater erwartete. Oder vielleicht war er auch gar nicht mehr der Meinung, dass ich härter werden musste. Durch Narutos direkte Art hatte ich gelernt, dass meine Meinung auch etwas zählte und ich nicht alles hinnehmen musste.

Neji sah mich mit anderen Augen, weil ich ohne Nachzudenken Naruto unterstützt hatte in eben jenem Streit und verlangt hatte, dass Neji-nii-san eine echte Chance bekam, sich zu beweisen. Das hatte meinen Cousin wohl beeindruckt.
 

„Na“, lies sich Naruto neben mich fallen,“Wie ist dein Vorsingen gelaufen?“ Ich lächelte gequält. „Sie haben mich nicht genommen.“ Kurz stockte er, ballte die Faust und schüttelte dann den Kopf. „Diese Idioten! Warte nur ab, wenn dich erst einmal wer anders unter Vertrag genommen hat und du einen Hit nach dem anderen ablieferst, werden die sich in den Hintern beißen!“

„Naruto!“, protestierte Neji neben mir ob der Wortwahl, aber mich störte es nicht. Das war eben so der normale Wortschatz des Blonden. Ich senkte verlegen den Blick. „Das war die dritte Absage“, murmelte ich, „Wenn ich nicht diese Jahr noch eine Zusage bekomme, hat mein Vater die Wette gewonnen.“ Denn ich hatte eine Art Abkommen mit meinem Vater getroffen: Würde mir ein Talentscout bestätigen, dass ich Talent hatte und eine Sängerin werden könnte, bevor ich sechzehn wurde, würde er mir meinen Weg lassen. Es stellte sich heraus, dass er mir die Sanftheit übel nahm, weil er geglaubt hatte, die Menschen würden mich nur ausnutzen. Weil ich zu schüchtern wäre, um mich durchzusetzen. Aber als ich so selbstsicher wie möglich vor ihm stand und verlangte, dass er mir zum ersten Mal einfach nur zuhörte, merkte er wohl, wie ernst es mir war. Und so hatten wir lange gesprochen. Und so ehrlich wie noch nie. Ich war dankbar dafür, dass Naruto mich all die Zeit so sehr aufgebaut und an mich geglaubt hatte. Immer, wenn ich daran dachte, was er alles erdulden musste und wie sehr er immer noch kämpfte, machte es mir Mut. Ich dachte, ich müsste mich auch so anstrengen und durfte nicht den Mut verlieren. Jetzt dachte ich auch wieder daran.
 

Da zog Neji einen großen Umschlag aus seiner Schultasche. „Ich hab hier übrigens was für dich“, meinte er. Ich riss ihm förmlich den Brief aus den Fingern. Andere hätten vermutlich gesagt, dass dieser Ausdruck übertrieben wäre, aber für mich fühlte es sich so an.

Schnell riss ich das braune Papier auf. Ein Bogen mit fein säuberlicher Computerschrift flatterte mir entgegen. Ich faltete das Papier auseinander und las die wenigen Zeilen hastig. Dann sprang ich auf. Ungläubig blickte ich immer noch auf die Buchstaben, als Naruto ebenfalls aufstand und mich ansah. „Hinata-chan?“, fragte er vorsichtig. „Ich bin eingeladen worden zu einem Vorsingen. Beim größten Label in dieser Gegend.“ Ich sah in seine blauen Augen. Sie strahlten mich an, noch bevor er etwas sagte. „Echt?“, rief er laut, was uns einige Blicke unserer Mitschüler einbrachte, „Das ist ja super! Die werden dich bestimmt nehmen!“

„Aber ich hab denen gar kein Band geschickt“, murmelte ich verwirrt. Ich sah zwischen den beiden Jungen hin und her. Vielleicht war es ja ein Versehen? Oder es gab ein Mädchen, dass so ähnlich hieß und sie hatten sich verschrieben?
 

„Ich hab es ihnen geschickt“, antwortete Neji und lehnte sich zurück. Naruto verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. „Jepp, ich war auch dabei. Und wir kommen morgen mit, dann kannst du ganz beruhigt sein und dein Bestes geben.“ Mein Kopf ruckte hoch. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber ich traute mich nicht. Da nahm er mir die Entscheidung ab und schlang ganz sanft die Arme um mich. „Ich freu mich echt für dich, Hinata-chan.“ Ich glaubte, meine Wangen müssten mittlerweile glühen wie die Sonne.
 

Nervös lief ich vor der Tür auf und ab. Naruto saß auf einem der vielen Stühle im Raum und sah mir hinterher. Jedes Mal, wenn ich an ihm vorbei kam, konnte ich seinen Duft riechen. Mal machte es mich nervös, mal machte es mich ruhiger, dass er hier war. Er und Neji hatten wirklich Wort gehalten und waren hier. Alle anderen Mädchen hatten mich komisch angesehen, als ich mit Begleitung hier herein kam. Von den etwa zwanzig weiteren Kandidatinnen war keine so unsicher wie ich. Jedenfalls sahen sie nicht so aus und waren auch alle allein hier. Ich lief erneut neben Naruto her. Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich neben sich. „Sei doch nicht nervös“, meinte er sanft und strich mit seinem Daumen in kleinen Kreisen über meinen Daumen, „Du kennst das Lied in und auswendig. Du bist richtig gut und du liebst das Singen. Das wird klappen.“ Skeptisch sah ich ihn an. Das hatte er auch bei meinem ersten Vorsingen gesagt und es hatte nicht geklappt. Ich zog die Stirn in Falten, was ihn glucksen lies.

„Stell dir doch einfach vor, dass du nicht für die Trottel da drin singst. Sondern stell dir vor, du bist wieder mit uns in der Karaokebar und wir hören dir zu, wie du Nanatsu no ko singst.So wie damals, ja?“ Ich nickte schwer. Dann wurde meine Nummer aufgerufen und ich erhob mich. Sah über die Schulter zu den beiden Jungs. Neji nickte und lächelte. Naruto hob den Daumen und grinste. Ich drehte mich zu der Tür um, straffte die Schultern und schritt auf meine Entscheidung meines Lebens zu.
 

Neji:

Mit einem skeptischen Blick betrachtete ich die anderen Mädchen im Raum. Es war schon beinahe ein Saal, in den einfach nur einige Stühle gestellt wurden. Sobald diese Veranstaltung hier vorbei war, würden sie wohl einfach wieder weggeräumt werden.

Mein Blick fiel auf Naruto. Nun, ich musste daran denken, dass ich wohl niemals hier sitzen würde, wäre dieser Junge nicht so stur und positiv. Er hatte mir meine Kommentare nie wirklich übel genommen, obwohl ich manchmal echt übertrieben hatte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, warum alle Erwachsenen ihn so sehr mieden. Damals hatte für mich nur gezählt, die bestmögliche Leistung abzuliefern, damit mein Onkel endlich mein Talent bemerkte. Für unsere Firma zu arbeiten war immer mein Traum gewesen. Der Businessman passte einfach zu mir, ich konnte mich gut in einem Büro sitzen sehen, wo ich wichtige Entscheidungen für unsere Familie traf. Ich wollte den Einfluss der Familie nutzen, um die Sicherheit in unserer Stadt zu erhöhen. Immerhin stellten wir zu sechzig Prozent Sicherheitskleidung für Polizisten, Ärzte und Krankenschwestern her. Schusssichere Westen zum Beispiel oder Schutzwesten, welche bei Röntgenaufnahmen zum Einsatz kamen. Den Rest, jene dreißig Prozent, geschahen in Zusammenarbeit mit dem Uchihakonzern, die in der Waffenindustrie tätig waren. Gemeinsam versorgten wir das ganze Land mit Schusswaffen. Ich wollte dazu beitragen, unsere Straßen sicherer zu machen.
 

Aber mein Onkel fand die Idee albern. Seit Jahren war es so, dass die Kinder der Zweigfamilien zu Beschützern der Gründerfamilie erklärt wurden. Ich hätte also wie mein Vater nur der Bodyguard meiner Cousine werden können. Eine Alternative gab es eigentlich nicht. Aber ich wollte ausbrechen.

Wollte die Entscheidungen treffen, die Hinata sich nicht zutraute. Damals hatte ich sie dafür gehasst, dass sie mich tatenlos zu so einem Leben als ihr Schatten verdammte. Ich hatte erst später gelernt, dass sie gar keine Ahnung gehabt hatte, was für mich schon seit Jahren feststehen sollte. Sie hatte sich für mich eingesetzt und ich hatte sie dafür bewundert. Wie deutlich sich gesagt hatte, ich sei viel besser geeignet und wie schockiert sie gewesen war, als ihr Vater es ihr erklärt hatte. Und dann Narutos Einwurf, dass man alte, unschöne Dinge doch nur ändern könne, indem man neue Wege ging. Ob er nicht traurig wegen seines eigenen Bruders, meines Vaters, gewesen sei. Denn mein Vater war gestorben, als ich noch sehr klein gewesen war. Ein Attentat auf meinen Onkel, dass er verhindert hatte.

Diese Frage brachte meinen Onkel dazu, seine kalte Maske fallen zu lassen. Wie sich herausstellte, hatte er seinen Bruder sehr geliebt und einfach selbst nicht den Mut gehabt, mit den eisernen Regeln des Clans zu brechen. Sein eigener Vater, unser Großvater, hatte ihn ähnlich behandelt wie er meine Cousine. Und da er ein gutes Oberhaupt geworden war in den Augen der anderen Familienmitglieder, hatte er gedacht, es müsse eben so sein. Erst da gestand er sich damals ein, dass es auch einen anderen Weg geben könnte.
 

Ich musste zugeben, dass nur Narutos dauerhafte Unterstützung und Freundschaft Hinata so stark gemacht hatten. Nur dank ihm hatte sich unsere Situation geändert. Und nur dank ihm stand Hinata jetzt in diesem Raum und hatte den Mut, um ihren großen Traum zu kämpfen. Wer hätte nur damals gedacht, dass ich einmal neben Naruto Uzumaki in einem Raum volle Mädchen sitzen würde und wir sogar dafür die Schule schwänzten, weil wir keine Freistellung bekommen hatten. Aber nun ja, wir hatten es ihr immerhin versprochen. Ich wollte nicht gelten als derjenige, der seine Worte nicht ernst meinte.
 

Wir warteten schon satte zehn Minuten, als die Tür aufflog und eine strahlende Hinata heraus kam. Nach zwei Schritten ihrerseits folgte derselbe Mann, der sie hereingebeten hatte und reichte ihr die Hand. Sie schüttelte sie und nickte, als er etwas sagte. Dann verschwand er zurück in den Raum und Hinata kam auf uns zu. Sie wartete gar nicht erst, bis wir ihr Fragen stellten, sondern bedeutete uns, mit ihr zu kommen. Im Flur vor dem Raum drehte sie sich um und warf freudestrahlend beide Arme um Narutos Schultern. „Ich hab's geschafft“, flüsterte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, drückte ihre Wange an seine. Dann wiederholte sie es etwas lauter und Naruto trat einen Schritt zurück und packte sie an den Schultern. „Echt jetzt?“, fragte er. Sie nickte, selig lächelnd. „Sie haben gesagt, dass sie so etwas wie meine Stimme gesucht hätten. Sie wollen mich engagieren und ich darf sogar ein Lied jetzt schon selbst schreiben!“ Vor Freude ergriff sie seine Oberarme und drückte sie leicht. „Ich sollte vor den anderen Mädchen nichts sagen, weil die sonst wütend geworden wären, aber sie meinten, sie würden die Stimmen von allen da drinnen kennen und keine wäre so gut wie ich.

Oh, Danke ihr beiden!“ Vor Freude kamen ihr die Tränen. Ich lächelte ihr zu und nickte. „Haben sie dir das auch schriftlich gegeben?“, fragte Naruto nun nach, als sie sich voneinander gelöst hatten. „Das soll ich mit der Frau im Büro dahinten ausmachen, haben sie gesagt.“ Sie wies mit dem Finger an ein Ende des Flurs, wo sich eine Tür befand. Der Blonde nickte und setzte sich in Bewegung. „Dann sollten wir das jetzt gleich erledigen, ne?“ Nun gut, er hatte Recht, Verträge sollte man so schnell wie möglich aufsetzen und mündliche Zusagen galten nichts, solange sie nicht schriftlich festgehalten wurden. Da hatte er gut mitgedacht.
 

Als meine Cousine den Stift auf das Papier setzte und ihre Unterschrift unter das Dokument setzte, strahlte nicht nur sie wie die Sonne. Ich stellte mir vor, wie überrascht und dann vermutlich stolz ihr Vater sein würde. Das hier war etwas, was sie ganz allein aus ihrer eigenen Kraft geschafft hatte und ich freute mich wirklich für sie.
 

Sakura:

„Was?!“, kreischte ich lauthals, sodass sich einige Leute in dem Cafè umsahen und mich mit irritierten Blicken musterten. Aber das war mir gerade egal. Viel wichtiger waren die Nachrichten, die mir mein bester Freund soeben gesagt hatte. „Hinata hat es geschafft?!“ Er nickte fröhlich. „Und wie! Sie wollen sofort loslegen. Sie hat es mit einem Lächeln ihrem Vater gesagt und er hat echt gelächelt. Stell dir das mal vor, er meinte, er sei stolz auf sie!“ Und nach seinem Tonfall war er es auch. Und ich sowieso. Hinata war für uns alle drei in nur drei Jahren ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden. Zwar hatte sie es nicht geschafft, so eng mit uns zu werden wie wir untereinander, aber auch so verband uns genügend mit ihr. Wir hielten zusammen – und seit wir von der angespannten Situation bei ihr zu Hause gewusst hatten, war Naruto eh richtig besessen davon gewesen, Hinata, ihren Vater und Neji miteinander zu versöhnen. Laut ihm hatte das eh alles nur auf Missverständnissen beruht und er hielt alle drei für gute Menschen. Heute musste ich ihm in Bezug auf Hiashi Hyuuga tatsächlich zustimmen. Der arme Mann hatte selbst eine furchtbare Kindheit gehabt und kämpfte immer noch mit den Spätfolgen. Er hatte einfach nicht begriffen, was er seiner Tochter angetan hatte.

Manchmal wirkte es, als konnte Naruto spüren, wer Schmerzen erlitt und wer Hilfe brauchte, um sein Leben in bessere Bahnen zu lenken. Er konnte sich gut in andere einfühlen und wurde mit Worten immer besser. Ich hatte oft erlebt, wie er mit seiner Art die Herzen anderer Menschen berührte. Wie sie sich ihm öffneten, obwohl sie es gar nicht vorgehabt hatten. Er war charismatisch und wusste es gar nicht.
 

Ich nickte passend, während er mit ausladenden Bewegungen erzählte. Mit Sicherheit übertrieb er deutlich, aber es war einfach mitreißend, wenn er sprach. Schon seit einiger Zeit merkte ich das Flattern, wenn wir beide allein waren. Wenn Sasuke seinen Zusatzunterricht hatte und wir uns zu zweit die Zeit vertrieben. Sein blondes Haar war etwas kürzer als früher, er war gewachsen und sein Gesicht wirkte kantiger.

Und immer wieder merkte ich, wie ich mich näher zu ihm lehnte und mir durchs Haar fuhr. Mit den Fingern meinen Hals entlang fuhr. Ich merkte es erst, wenn ich es tat und es waren Signale, die ihm wohl ein eindeutiges Bild vermittelten. Und ich unternahm nichts dagegen.

Weil ich wollte, dass er es wusste. Weil ich wissen wollte, wie er dachte. Wie er fühlte.
 

Naruto schob eine Hand über den Tisch. Sie stoppte kurz vor meinen Fingern und er sah mich an. Fragend. „Hör mal, ich glaub, Hinata braucht Unterstützung. Bis sich alles eingespielt hat und sie weiß, dass es läuft und kein Traum ist und so. Ich hab ihr gesagt, dass ich für sie da bin. Würdest du mitkommen wollen? Zu ihrem ersten richtigen Konzert?“ Ich sah ihn an. Sein Tonfall war so unsicher gewesen. Und es war eines der wenigen Male, bei denen er Sasuke nicht erwähnte, der sich gerade immer weiter von uns entfernte. Er hörte im Moment mehr auf seinen Onkel Madara als auf uns. Und wir standen dem hilflos gegenüber.

Umso enger war der Kontakt zwischen Naruto und mir. Und jetzt fragte er mich, ob wir beide gemeinsam auf ein Konzert gehen wollten. Die Entscheidung fiel mir nicht schwer.

Ich schob meine Finger die wenigen Zentimeter auf seine zu und berührte sie. Der Kontakt lies einen warmen Schauer über meinen Arm und meinen Rücken hinunter laufen. „Ja“, sagte ich, „Ich würde gerne mit dir hingehen.“ Und dann lächelte ich.
 

Als ich an diesem Abend in meinem Zimmer saß, dachte ich noch einmal über meine Situation nach. Ich hatte immer schon für Sasuke geschwärmt. Sobald ich alt genug war, um Jungs nicht bloß blöd zu finden, war mir aufgefallen, wie gut meine beiden besten Freunde eigentlich aussahen. Sasuke hatte mehr die edle Schönheit, dunkle Augen und Haare, dazu weiße Haut und eine aufrechte Haltung.

Naruto schien in vielem sein Gegenpart zu sein. Blondes Haar, gebräunte Haut und Augen von der Farbe des Himmels.

Ich hatte es anziehend gefunden, dass Sasuke ein Mann war, der scheinbar erobert werden musste. Es war eine Herausforderung, bei der ich mich im Vorteil sah. Weil ich seine beste Freundin war, weil er in meiner Nähe sogar lächelte.

Naruto war immer nicht nur greifbar gewesen, sondern einfach immer da. Er bot keine Herausforderung, sondern war der liebe Kerl. Der Mensch, bei dem man sich eher ausheulte, wenn man Liebeskummer hatte oder andere Probleme der Art. Aber ich konnte mir damals nicht vorstellen, ihn anziehend zu finden. Bis auf sein interessantes Äußeres war da nichts, was weiter ging.
 

Jetzt, wo ich mir Sicherheit und Verständnis wünschte, sah die Sache anders aus. Je älter ich geworden war, desto mehr wurde mir klar, dass ich klare Ansagen einer kryptischen Bemerkung vorzog. Dass eine warme Umarmung sich besser anfühlte als ein genuschelter Satz am Telefon.

Vielleicht war ich es auch einfach nur müde geworden, um jeden Hinweis auf Zuneigung zu kämpfen. Ich meine, jeder wollte doch irgendwann einmal Ruhe haben und irgendwo einen Fortschritt sehen. Aber bei Sasuke biss ich scheinbar auf Granit – jedes Mal, wenn ich zarte Hinweise eingestreut hatte, hatte nicht ein Muskel bei ihm gezuckt. Ich war scheinbar einfach nur eine Freundin für ihn. Mehr nicht.
 

Nach ewig erscheinenden Wochen hatte ich versucht, mich damit abzufinden. Ich war nicht rausgegangen in diesen Ferienwochen. Es war Sasuke nicht einmal aufgefallen, weil er ständig lernte und selbst in den Ferien genauso wenig Zeit hatte wie in der Schulzeit. Ich war wütend gewesen, weil er mich überhaupt nicht beachtet hatte.

Dann hatte meine Mutter mir damals gesagt, dass ich Besuch gehabt hatte. Sie hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da war Naruto in mein Zimmer geplatzt. Ein sorgenvoller Blick im Gesicht, der sich bei meinem Anblick nur noch verstärkte. Ich konnte nur raten, wie ich ausgesehen haben musste, schließlich hatte ich meine Nachtkleidung an diesem Tag anbehalten, mein Haar war ungekämmt gewesen und meine Augen mussten ganz rot wegen meiner Tränen gewesen sein.

Er hatte sich zu mir gesetzt und mich sehr einfühlsam gefragt, was mir fehlen würde. Ich hatte ihn verblüfft angestarrt. Dann erst war mir klar geworden, dass er dachte, ich wäre krank gewesen. Anders hatte er sich meine Abwesenheit nicht erklären können und er hatte sich Sorgen gemacht.
 

Ich hatte damals aufgelacht, dann waren mir die Tränen gekommen. Seine ganze Art hatte mich unheimlich gerührt und seine Umarmung hatte sich unglaublich gut angefühlt. Ich nahm an Naruto damals zum ersten Mal die sanfte Stärke wahr, die er schon immer gehabt hatte. Ich wusste nicht, wie lange wir so gemeinsam zusammen gesessen hatten, aber als er an diesem Tag nach Hause gegangen war, hatte ich mich besser gefühlt. Die Schwere in meinem Herzen war damals verschwunden.
 

Jetzt sah ich auf das Bild, welches vor einigen Jahren entstanden war. Es zeigte Naruto, Sasuke und mich, als alles noch einfach gewesen war. Damals waren wir eben einfach nur Freunde gewesen. Doch jetzt, nur wenig später, war ich drauf und dran, mich in Naruto zu verlieben. Noch war es nicht passiert, aber ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Würde ich es zulassen, konnte es schnell zu etwas Intensivem werden. Ich seufzte und legte das Bild mit dem Gesicht nach unten auf das Holz meines Schreibtisches. Das Bild, auf dem Naruto und ich zu zweit in die Kamera grinsten und stolz den Fisch hochhielten, den ich gefangen hatte, blieb stehen. Genauso wie das, auf dem ich mit einem grünen Kleid und er mit einem Anzug zu sehen waren. Das war auf Itachis Hochzeit gewesen. Damals hatte ich meine Haare noch lang getragen, was es mir erlaubt hatte, eine kunstvolle Hochsteckfrisur zu versuchen. Laut Naruto hatte es wundervoll ausgesehen.

Meine Augen wanderten weiter zum Bild eines Schulfestes. Im Hintergrund dieses Fotos war unser Lehrer zu sehen. Beinahe sah es so aus, als sei Hatake-sensei unser persönlicher Trainer gewesen, so nahe stand er bei uns. Er lächelte sogar und wieder bemerkte ich, dass sein Blick auf Naruto gehaftet hatte.

Ich hatte es öfters bemerkt, dass unser Lehrer zwar meist schweigsam war, was sich selbst betraf, aber er versuchte in seiner etwas ungelenken Art wirklich, uns auf unseren Lebenswegen zu helfen. Besonders uns drei hatte er immer im Auge.

Sei es die Beinahe-Scheidung meiner Eltern, weil mein Vater von seiner Arbeitskollegin eindeutige Anrufe und Angebote erhalten hatte, oder etwa Sasukes Streit mit seinem älteren Bruder, weil dieser ohne Familie hatte heiraten wollen und man mühevoll nachfeiern musste. Für die komplette Uchihafamilie war das wohl ein unangenehmes Thema gewesen. Sie mussten so sehr darauf achten, keine Negativschlagzeilen zu produzieren. Und auf Itachis Entscheidung hin hatten alle Medien behauptet, die Familie sei kurz davor, auseinander zu brechen. Es war eine scheußliche Angelegenheit gewesen und hatte Sasuke furchtbar aufgeregt.

Vor allem aber hatte Hatake-sensei versucht, die Ablehnung gegenüber Naruto abzumindern. Er war einer der wenigen Menschen gewesen, der ihn nicht von Anfang an verurteilt hatte. Ich wusste immer noch nicht, was sämtliche ältere Menschen gegen ihn hatten.
 

Seufzend stand ich nun auf und ging ins Badezimmer, um mich bettfertig zu machen. Ich würde morgen den Tag allein verbringen und dann Übermorgen Hinata zu ihrem Erfolg gratulieren. Und dann würde ich ihr auch gleich sagen, dass ich Naruto zu ihrem ersten Konzert begleiten würde.
 

Hinata:

Ich hatte vor Aufregung nicht schlafen können und gähnte nun die ganze Zeit am Frühstückstisch. Meine kleine Schwester kicherte schon wieder, als sie mich mit vorgehaltener Hand ertappte, wie ich versuchte, keinen Laut von mir zu geben, der meine Müdigkeit preisgab. Ich sah zu ihr herüber. „Hanabi, ärgere deine Schwester nicht!“, ermahnte sie unser Vater. Sie nickte und setzte sich ordentlicher hin. Ich nahm einen Bissen Reis.

Vater setzte sich auf, verschränkte die Arme wie immer und musterte mich. „Du siehst nicht gut aus“, meinte er. Ich schüttelte den Kopf und lächelte. „Ich habe nur am Text meines Liedes gearbeitet, Vater. Dabei habe ich wohl die Zeit vergessen. Es ist aber alles in Ordnung.“ Er nickte zögerlich.

Tatsächlich war der Text für mein erstes, selbst komponiertes Lied schon längst fertig. Ich hatte die Worte einfach nicht mehr zurück halten können und so waren schon etliche Zettel mit immer denselben Worten beschrieben. Die Worte, die ich an Naruto richten würde, hätte ich nur endlich den Mut dazu, ihm zu erzählen, was er mich fühlen lies. Aber nun musste ich mich erst einmal beeilen, um noch rechtzeitig zur Schule zu kommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  lula-chan
2018-07-20T14:51:42+00:00 20.07.2018 16:51
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben.
Ähm, okay. Ich habe da so eine Vermutung und wenn die eintrifft, wird das wohl ein riesiges (Gefühls-)Chaos nach sich ziehen. Ich bleibe mal dran.

LG
Von:  Tanatekk
2018-06-21T20:40:54+00:00 21.06.2018 22:40
Hallo, also ich liebe diese Story jetzt schon und habe sie an einen Stück verschlungen 😍
Ich hoffe wirklich das du weiter schreibst 💜
Antwort von:  Marron
25.06.2018 14:47
>///< Oww, danke!
Du bist wirklich die erste Person, die nen Kommi hinterlässt. Ich freue mich, dass es Leute gibt, die gerne lesen, was ich so fabriziere. Und ja, natürlich schreibe ich weiter, die Geschichte ist schon fast fertig in meinem Arbeitstitel, ich muss nur noch den Feinschliff quasi machen. (Das kommt dabei raus, wenn man den USB-Stick schrottet...)

Aber ich kann dir versichern: Es wird noch ereignisreich werden! ^__^


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