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Keeping Secret

von

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Ein Häufchen Elend

Nachdem der Riddler die Tür geöffnet hatte, sah er sich einer zierlichen, völlig durchnässten Frau gegenüber, die ihn mit ihren großen blauen Augen ansah. Wenn er sich nicht irrte – was eher selten vorkam – zeugte ihr Blick von Unsicherheit und peinlicher Berührung.
 

"Hi ...", sagte Harley zur Begrüßung und lächelte ihn kurz an, ehe sie peinlich berührt auf das Gitter der Feuertreppe unter ihren Füßen sah.
 

Edward musterte sie ganz genau. Ihre blonden Haare hatte sie ausnahmsweise mal nicht zu zwei Zöpfen gebunden. Stattdessen hingen sie lieblos, strähnig und klitschnass über ihre Schultern. Sie trug einen abgewetzten sandfarbenen Trenchcoat, der ebenfalls vom starken Regen total durchnässt war. Ihre Füße steckten in einfachen Turnschuhen aus Stoff, die vermutlich unter Wasser standen.
 

Als das sekundenlange Schweigen seitens Edward anfing, unbehaglich zu werden, setzte Harley an, etwas zu sagen. Allerdings war ihr Timing nicht das Beste, denn in diesem Moment fing der Teekessel auf dem Herd an zu pfeifen.
 

Der Riddler warf einen schnellen Blick in die Küche, ehe er wieder Harley ansah. "Komm erstmal rein", murmelte er in ihre Richtung, während er zum Teekessel eilte. "Aber schließ die Tür hinter dir", fügte er noch hinzu, als er die Gasflamme ausstellte.
 

Als er sich wieder zu Harley umdrehte, registrierte er mit einer gewissen Genugtuung, dass sie seit ihrem letzten Besuch nicht alles wieder vergessen hatte, auf was er in seinem Appartement wert legte. Sie hatte die Tür sorgfältig verriegelt und stand jetzt wie ein begossener Pudel unschlüssig davor.
 

Die aktuelle Situation gab dem Riddler einige Rätsel auf – was ihn innerlich grinsen ließ, da es sehr ironisch war. Er hatte noch nie viel Wert auf Besuch gelegt und sein zwischenmenschliches Verhalten war wohl am ehesten mit "unterkühlt" zu beschreiben.
 

Das momentane Problem war, dass er nicht wirklich wusste, was er jetzt mit Harley anfangen sollte. Wenn sie normalerweise bei ihm aufkreuzte, hatte sie entweder glänzende Laune oder war stocksauer. Mit diesen beiden Emotionen konnte er umgehen, aber was machte man mit einem Häufchen Elend?
 

Ein wenig verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, um seine eigene Unsicherheit zu verbergen. Dabei ließ er Harley nicht aus den Augen, die immer noch wie bestellt und nicht abgeholt an der Tür stand und auf den Holzfußboden starrte.
 

"Du bist total durchnässt", stellte Edward überflüssigerweise fest. "Du solltest dir trockene Sachen anziehen", fügte er hinzu, was Harley dazu veranlasste, ihn überrascht anzusehen. Er räusperte sich, als er ihren fragenden Blick auf sich spürte und wandte sich wieder dem Teekessel zu. "Du weißt ja, wo das Badezimmer ist. Wärm' dich unter der Dusche auf und ich sehe in der Zeit nach, ob ich was Passendes für dich da habe."
 

Innerlich zuckte der Riddler zusammen, als er ihre leisen Schritte hörte, die sich ihm näherten, statt sich zu entfernen. Als er dann spürte, wie Harley ihn von hinten kurz umarmte und ihm ein leises "Danke ..." entgegen hauchte, lief ihm ein nicht unangenehmer Schauer über den Rücken.
 

Als sie sich nach einigen Sekunden von ihm löste und er kurz darauf hörte, wie die Tür zum Badezimmer geschlossen wurde, wagte er es, wieder zu atmen. Bei Harleys Umarmung hatte Edward automatisch die Luft angehalten und nun erlaubte er sich, tief durchzuatmen.
 

Er hatte es noch nie gemocht, von einer anderen Person angefasst zu werden. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Aufenthalte in Arkham für ihn fast unerträglich gewesen waren. Harley war so ziemlich die einzige Person, die ihn ungestraft berühren durfte.
 

Sein Blick fixierte die geschlossene Tür zum Badezimmer, hinter der er das Wasser der Dusche rauschen hörte. Er seufzte und ging langsam auf die Geräuschquelle zu. Genau gegenüber dem Badezimmer lag sein Schlafzimmer, dessen Tür nur angelehnt war. Der Riddler gab der Tür einen sanften Schubs, betrat den Raum und betätigte den Lichtschalter.
 

Als er das vorherrschende Chaos, was sich überall in seinem Appartement fand, mit kritischem Blick betrachtete, wusste er sofort wieder, warum ihm Besuch unangenehm war. Es lag nicht daran, dass er ziemlich chaotisch und unordentlich war. Viel mehr war es seine Sorge, dass möglicher Besuch Unordnung in sein wohl sortiertes Chaos brachte.
 

Nicht umsonst sagte man schließlich, dass nur ein Genie das Chaos beherrschen würde – und er war zweifelsfrei ein Genie. Was für Andere wie das personifizierte Chaos aussah, war für ihn das genaue Gegenteil. Wenn es sein müsste, würde er seine Unterlagen sogar im Dunkeln finden, schließlich wusste er ganz genau, wo er was abgelegt hatte.
 

Bei dem Blick in seinen - eher spärlich gefüllten – Kleiderschrank, runzelte Edward die Stirn und fragte sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Harley anzubieten, ihr etwas von seiner Kleidung zu leihen. Aber er könnte sie ja schlecht in ihren nassen Sachen rumlaufen lassen, oder – im schlimmsten Fall – würde sie sich nackt in seinem Appartement aufhalten.



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