Zum Inhalt der Seite

Es reicht nicht zu kämpfen, nur um nicht zu verlieren

a two-sided Story
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kagai & Django

Kagai's Sicht
 

Wenn man nachts alleine ist, kommen einem die finstersten Gedanken und man verliert sich häufig in Trübsinnigkeit und sieht keinen Ausweg mehr. Man wünscht sich zwar, dass alles nur bloße Einbildung ist, doch tief in sich weiß man, dass es Realität ist. Die Nacht fördert so manches zu Tage und Menschen verändern sich in ihr. Werden ängstlich und unsicher.

Ich mochte die Nacht auch nicht. Besonders nicht solche, in denen es so kalt und windig war, dass man am liebsten Zuhause in einer warmen Decke eingemummelt und mit einer heißen Tasse Kakao in den Händen vor dem Kamin säße. Ausgerechnet heute war es so eine Nacht.

Mit aufgestelltem Jackenkragen und den Kopf so weit zwischen die Schultern gezogen, wie es mir nur möglich war, schlurfte ich allein durch die verlassenen Gassen. Wie sehr ich mir in solchen Momenten doch ein Zuhause wünschte, mit einem Kamin und einem heißen Kakao. Nun ja, ich hatte es selbst so gewählt und so war es nun. Da half es nichts, sich zu beklagen.

Ich strich um die Häuser, wie jeden Abend. Schließlich hatte ich auch nichts anderes zu tun. Und das war mir allemal lieber, als mich in irgendeine dreckige Nische zu hocken und auf den Morgen zu warten. Sicher, das war ganz schön gefährlich. Ganz allein nachts unterwegs zu sein, denn nachts waren die Aktivitäten der Diclonien um ein Vielfaches höher als am Tag. Was Diclonien sind, fragt ihr euch? Es sind Dämonen, die direkt aus der Hölle zu uns auf die Erde gestiegen sind, um Leid und Schrecken über die Menschen zu bringen, welche sich von ihnen einnehmen lassen.

Zum Glück musste ich mir keine Sorgen darum machen, dass ich als Nächster dran sein könnte. Als Contractor konnten mir diese Viecher kaum etwas anhaben… zumindest, seit ich meine Halbautomatik hatte.

Diese in meiner Tasche schon griffbereit, ging ich also meine übliche Runde, immer wieder gegen den peitschenden Wind ankämpfend. Und während ich mich so bei diesem Hundewetter fragte, was aus dem guten alten Sommer geworden war, den wir schließlich eigentlich noch hatten, hörte ich ein dumpfes Grollen über mir. „Oh nein…“, stöhnte ich genervt und spürte schon die ersten Tropfen auf meiner Nase. Mit schnellen Schritten suchte ich nach einem Ort, wo ich vor dem Regen geschützt sein würde, allerdings kam die Regenfront schneller als gedacht und so stellte ich mich notdürftig unter ein Vordach einer Lagerhalle.

Nach einem flüchtigen Blick in meine neue Umgebung registrierte ich erst jetzt, dass ich an den Docks angekommen war. Eine ganz schön zwielichtige Gegend. Hier fanden oft krumme Dinger statt und so waren sie, besonders bei diesem Wetter, meist menschenleer. Auch jetzt. Wie dem auch sei. Im Augenblick beschäftigte mich eher die Tatsache, dass das Vordach, unter dem ich mich befand, nicht wirklich viel Schutz vor dem Regen bot, der von dem heftigen Wind in alle möglichen Richtungen gepeitscht wurde. Also beschloss ich, um die Lagerhalle herum zu gehen und nach einem Eingang zu suchen. Drinnen wäre es sicher um einiges trockener.

Nach einigen ergebnislosen Versuchen an den Türen rund um die Lagerhalle, fand ich doch noch einen unverschlossenen Zugang und huschte ungesehen ins Innere.

Und als ich dort nun so – im Dunkeln, wohl gemerkt – in dieser Lagerhalle stand, meinte ich, von irgendwoher Geräusche zu hören. Zuerst dachte ich, das sei nur meiner Einbildung zu verdanken, denn schließlich war hier auch sonst nie eine Menschenseele. Und selbst wenn, dann machten sie mit Sicherheit nicht solch einen Lärm. Doch die Geräusche gingen kontinuierlich weiter, und ich meinte herauszuhören, dass es ein Kampf war.

Bei dieser Tatsache hätten eigentlich schon alle meine Alarmglocken läuten sollen, damit ich schleunigst das Weite suchte. Doch blauäugig, wie ich nun mal war, tastete ich mich durch das Dunkel weiter vor – stets darauf bedacht, nirgends anzustoßen oder gar irgendwelchen Lärm zu veranstalten –, um den Ursprung der Geräusche zu lokalisieren. Und der war schnell ausgemacht.

In der großen Haupthalle brannte Licht und man konnte deutlich zwei Menschenerkennen. Menschen? Nein. Es waren zwei Moratorien. Zwei durch Diclonien Mutierte Menschen.

Woher ich das so genau wusste? Ich war schließlich ein sogenannter Contractor. Ich konnte die Diclonien sehen, wie sie um die menschlichen Körper waberten, welche sie eingenommen hatten. Diese lila-schwarzen Nebel, welche für Menschen unsichtbar waren, stachen mir so sehr ins Auge, als hätte jemand große Leuchtreklameschilder über ihnen angebracht, die unübersehbar auf sie hinwiesen. Ich versuchte mich irgendwie notdürftig zu verstecken, doch eines der Viecher bemerkte mich sofort. Vermutlich an meinem Geruch. Es war erschreckend, wie gut solche Dinger riechen konnten. Und so drehte es sich zu mir um und stierte mich mit seinen seelenlosen Augen an. Es war eine Frau.

Dann, plötzlich, rannte sie auf mich zu, fletschte die Zähne und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Mir gefror das Blut in den Adern. Als sie dann zum Sprung angesetzt hatte, riss ich beinahe automatisch mein Bein mit voller Kraft vom Boden in die Luft und traf sie hart mit meinem Fuß ins Gesicht. So konnte ich ihren Angriff abwehren und sie zur Seite schleudern.

Das verschaffte mir etwas Zeit und ich zog meine Waffe, um sie auf die Frau zu richten, die nun knurrend auf dem Boden verharrte und sich langsam wieder aufzurappeln versuchte. Das gab mir einen kurzen Augenblick, um zu diesem anderen Ding zu sehen. Denn ich musste höllisch aufpassen. Bei aller Liebe zum Größenwahn, aber mit zwei Moratorien wurde ich nicht fertig. Eines, ja, das bekam ich noch hin.

Doch ich war sichtlich verwirrt, als dieses zweite Moratorium plötzlich einen Zettel herauszog und eilig irgendetwas daraufkritzelte. ‚Was macht es da?! ‘, fragte ich mich, wurde dann aber wieder abgelenkt durch das Moratorium, welches ich mit meiner Waffe in Schach hielt. Die Frau hatte es geschafft sich aufzurichten und stand nun drohend vor mir und bleckte erneut die Zähne. Ich wollte schon einen Schuss abfeuern, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm und schon im nächsten Moment das zweite Moratorium mit einem diabolischen Grinsen hinter der Frau auftauchte.

„Geh weg da!“, rief ein jüngerer Mann, der Stimme nach zu urteilen, eindringlich und brachte selbst zwischen sich und die Frau einige Meter Abstand.

Ohne weiter nachzudenken, befolgte ich seine Anweisung und wich ebenfalls vor ihr zurück. In dem Moment fing die Frau plötzlich wieder an zu kreischen und zu brüllen. Noch schrecklicher als zuvor. Ich musste mir die Hände auf die Ohren pressen, damit diese unmenschlichen Schreie nicht mein Trommelfell platzen ließen.

Sie ging schließlich zu Boden und wand sich wie ein Wurm auf dem trockenen Asphalt, kratzte sich verzweifelt mit den Fingernägeln übers Gesicht und verdrehte die Augen. Es war ein ekelerregendes Schauspiel, wobei mein Magen drohte, den beiden mein Frühstück zu zeigen. Zum Glück ließ ihr wildes Rumgezucke bald nach, bis sie schließlich gänzlich erschlaffte und in sich zusammensackte. Der körper der Frau wurde wieder normal, während der Lila Nebel sich von ihr entfernte und über ihr zu einer Art kleinen Wolke wurde. Wenn man genauer hinsah, konnte man etwas wie eine verzogene Fratze erkennen, welche das Maul klaffend aufgerissen hatte, wie zu einem stummen Schrei. Das andere Moratorium zerteilte die Wolke mit einem Hieb, woraufhin sie ganz verschwand. Zurück blieb nur der Körper der Frau.

Dieser Mann, oder eher Junge – ich weiß nicht, was ihn besser beschreiben würde – kniete sich zu der Frau hinab und musterte sie kurz. Er hatte eindeutig noch eine sehr menschliche Form.

In dieser Zeit fingen auch endlich meine Gehirnzellen wieder an zu arbeiten. ‚Das… das… das ist kein Moratorium. Das ist ein…‘ Da stand der Typ wieder auf und fixierte mich nun mit seinem Blick. Und nun sah ich auch den Dämon klarer denn je, Der ihn umgab wie ein unheilvoller Nebel. Und der Blick des Jungen war beängstigend.

Dieses Lächeln… Sofort richtete ich den Lauf meiner Waffe auf ihn, nur um mir selbst wieder etwas das Gefühl der Sicherheit zu geben.

„Du bist ein Daywalker“, sprach ich dann meine Gedanken laut aus und war doch überrascht, wie fest meine Stimme klang. Das war gut, denn man durfte bei solchen Typen niemals Schwäche zeigen.

„Stimmt“, antwortete er ruhig und kam Schritt für Schritt auf mich zu.

Mein Herz pochte immer wilder. „Bleib gefälligst steh‘n! Oder ich jag‘ dir ‘ne Kugel durch den Kopf!“, rief ich, nun schon deutlich mehr in die Enge getrieben.
 

Es war aus mit mir.
 


 

~~
 

Django's Sicht
 

Die Nacht war kühl und windig. Und das war die Untertreibung des Jahrhunderts! Es stürmte regelrecht, Wolken verdeckten die Sterne und Regen prasselte auf mich nieder, während Blitze von Donner gefolgt den Himmel erhellten. Aber dieses Scheisswetter hatte auch Vorteile: Es würde erst recht niemand mitten in der Nacht bei den verlassenen Lagerhallen am Waldrand auftauchen. Somit konnte ich mich voll auf das Moratorium vor mir konzentrieren. Mit dem Katana schlug ich auf es ein und drängte es zurück, achtete aber darauf, es nicht zu verletzen. Leichter gesagt als getan, wenn es mit scharfen Krallen und spitzen Zähnen zurückschlug.

‚So viel zu deiner tollen Fähigkeit, die uns verbrennen kann‘, höhnte eine Stimme in meinem Kopf.

„Du bist nicht hilfreicher!“, erwiderte ich missgelaunt und duckte mich erneut unter den Krallen hinweg. Ich verlor die Geduld. Wenn ich mich nicht beeilte, würde im schlimmsten Fall eine der Gilden hier auftauchen. Und das wollte ich lieber nicht.

Doch ehe ich erneut zuschlagen konnte, wurde das Moratorium von etwas abgelenkt. Von irgendwas oder irgendwem. Es stürzte darauf zu, aber ich konnte nicht erkennen, was es war. Bestimmt eine unbeteiligte Person.

Ich stürmte ihm nach, doch ehe ich die Distanz zwischen uns überbrücken konnte, sah ich, dass die Person sich gegen den ersten Angriff verteidigt hatte. Aber ich konnte keine göttliche Kraft spüren. Ich hielt einen Moment inne, dann hörte ich Ankok sagen: ‚Benutz deinen Kopf, Kind!‘

Ich ignorierte ihn, da ich mit Schrecken bemerkte, dass der Fremde allen Ernstes den Kampf mit dem Moratorium aufnahm. ‚Auch ein Daywalker?‘, fragte ich mich. ‚Nein, der Kerl ist ein Contractor‘, bekam ich prompt zur Antwort. Oh, ganz schlecht!

Ich konnte ihre Erinnerungen nicht löschen und die Gilden würden sie ganz sicher aus ihm rausquetschen, sollte er mich bemerken.

‚Träum nicht rum, Kind! Ein Contractor kann keinen Diclonius austreiben!‘ Aus meinen Gedanken gerissen, nahm ich den Kampf wieder auf. Ich holte ein Papier hervor und sprintete zu dem Monster. Es war noch immer von dem Fremden abgelenkt und so konnte ich den Zettel mit den Runen darauf problemlos an seinem Rücken befestigen.

Der Diclonius war geschwächt genug, um sich von der Doll zu lösen. „Geh weg da!“, rief ich dem Fremden zu, während ich selbst wegsprang.

Das Moratorium fing nun an zu schreien und sich zu winden. Es fiel auf die Knie, schrie weiterhin unmenschlich, wälzte sich auf dem Boden und schlug um sich. Ich kannte das Szenario gut, manchmal wurde mir aber selbst jetzt noch fast schlecht davon. Doch dieses Mal rang es mir nur ein Grinsen ab. Hab ich dich!
 

Ohne dass der Fremde die Zeit gehabt hätte, zu reagieren, löste sich der lila Dunst, der das Moratorium bis eben umgeben hatte und stieg als Wolke auf, die ich mit einem Hieb zerteilte. Dazu brauchte ich nicht mal meine göttliche Kraft. Der Diclonius war sehr schwach. Die Wolke löste sich nun vollends auf und zurück blieb nur, was man als ‚Doll‘ bezeichnete. Eine junge Frau.

Nachdem ich sie kurz betrachtet hatte, drehte ich mich um und sah den fremden Jungen an. Und da wurde auch schon der Lauf einer Pistole auf mich gerichtet. „Du bist ein Daywalker“, sagte er dabei. Oh, Gott, das konnte nicht gut sein!

Ich ging aber ungerührt und weiterhin leicht lächelnd auf ihn zu. „Stimmt“, bestätigte ich, fragte mich aber, was ich nun tun sollte. Der Junge wusste, wovon er redete. Am besten wäre es gewesen, ihn einfach bewusstlos zuschlagen und zu verschwinden. Niemand durfte etwas davon erfahren, sonst würden sie mich finden.
 

Jedoch würde es sich als schwierig erweisen, ihn niederzuschlagen, während er eine Waffe auf mich gerichtet hatte. Er schien nämlich gut damit umgehen zu können. Aber selbst wenn er unbewaffnet gewesen wäre, hätte ich ihn nicht niederschlagen können. Nicht ohne zu riskieren, dass andere Moratorien auftauchten und sich über die leichte Beute freuen würden.

Aber am schlimmsten war ja wohl, dass er mich garantiert jeden Moment erschiessen würde. Das sah ich in seinem Gesicht. Ich sah aber auch seine Furcht. Nicht vor mir, sondern vor Ankok. Irgendwie deprimierend… Ich schüttelte den Kopf. „Bleib gefälligst steh‘n! Oder ich jag‘ dir ‘ne Kugel durch den Kopf!“, drohte der Rotschopf mir.
 

Ach du Scheisse…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück