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Ophéa

Die Braut des Drachen
von

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4.Kapitel

Seit drei Tagen ritten die beiden durch Rêgen und in wenigen Stunden, würden sie die Grenze zum Lande Doânu erreichen.

Ophéa wurde langsam immer nervöser. In weniger als zwei Wochen würde sie wieder dem Drachen gegenüberstehen, den sie damals das Leben gerettet hatte.

Sie erinnerte sich ganz genau an seine schwarzen Augen, die sie festgehalten und gebannt hatten.

Sie schielte zu Arion. Der Elb ritt vor ihr und würdigte sie, seit dem Vorfall vor ein paar Tagen, keines Blickes mehr. Auch Worte wurden zwischen den beiden nur selten gewechselt. Ophéa war dies nur recht. Sie mochte Arion nicht.

Sollte er mir noch ein Mal zu nahe komme, werde ich abhauen, nahm sie sich fest vor.

Die beiden ritten einen trostlosen Pfad an grünen Wiesen entlang. Weit und breit war kein Baum, kein Stein, kein Haus und keine Menschenseele zu sehen.

Die Elbin gähnte. Sie hätte nie gelaubt, das Reisen so langweilig sein konnte.

Sie streckte sich. Ophéa sah hinauf zum Himmel und bemerkte am Sonnenstand, dass es noch mehr als neun Stunden dauern würde, bis die Sonne endlich unterging.

»Das kann ja noch heiter werden«, nuschelte sie leise.

Plötzlich hielt Arion seinen Rappen – der auf dem Namen Jay hörte – an.

Ophéa tat es ihm nach und sah ihn an. »Was ist?«

Er hob die rechte Hand. Ein Zeichen, um still zu sein. Aufgeregt sah er nach links und rechts.

Die Elbin runzelte die Stirn. Es war weit und breit nichts zu sehen und zu hören, außer dem Wind natürlich. Warum war Arion stehen geblieben?

Nach einer Weile senkte er die Hand wieder. Ophéa wartete ab. »Wir müssen vorsichtig sein.« - »Warum? Hat dir der Wind etwas zugeflüstert?«, spottete sie nun.

Arion drehte sich zu ihr um und sah sie an. Er fand es nicht witzig.

»Wir werden bald auf eine Siedlung treffen. Ophéa, warst du schon oft außerhalb deiner Umgebung?«

»Nein. Ich war einmal in Wogenhorst, doch das ist zehn Jahre her. Damals habe ich Trésko befreit. Danach ließ man mich nur noch in die naheliegende, kleine Stadt«, erklärte sie ihm und Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

»Diese Menschen in diesem Dorf sind es nicht gewöhnt freie Elben zu sehen. Daher müssen wir vorsichtig sein. Halte Abstand zu ihnen und sehe sie nicht länger als nötig an. Ich möchte keinen Ärger.« - »Werden wir dort übernachten?«, platze es nun aus Ophéa heraus.

»Nein. Wie gesagt: Ich möchte keinen Ärger. Ich werde nur kurz unsere Vorräte aufstocken. Die Nacht werden wir wieder im Freiem verbringen.«

»Schade.« Arion zog die Augenbrauen leicht hoch. »Seit wann so bequem? Hattest du als Sklavin nicht mehr als einen Strohsack zum Schlafen?« Der ältere Elb lachte. Ophéa schnaubte. Sie war beleidigt.

Arion gab Jay einen sanften Druck in die Flanken, und der Hengst setzte seinen Weg fort. Die frühere Sklavin tat es ihm gleich.
 

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Als die beiden dem Dorf immer näher kamen, verstand Ophéa nun, was er vorhin mit seinen Worten gemeint hatte. Die Menschen, die sich auf den Wiesen aufhielten, sahen die beiden aus großen Augen an.

Manche zeigten mit dem Finger auf die beiden Elben und begannen laut zu tuscheln.

Ophéa schluckte und sah stur nach vorne.

Die ritten in das Dorf hinein. Arion blieb vor einem Laden stehen und stieg von Drake ab. »Du wartest hier«, forderte er Ophéa auf. Diese nickte knapp.

Arion betrat den Laden und ließ die Elbin draußen alleine. Kaum war dies geschehen, rannte ein kleines Menschmädchen auf sie zu.

»Warum sitzt du auf einem Pferd und trägst solch eine Kleidung? Müsstest du nicht arbeiten? Immerhin sind Elben doch Sklaven?«, fragte das Mädchen sie neugierig.

»Ich war eine Sklavin. Seit ein paar Tagen bin ich es nicht mehr«, erklärte sie dem Mädchen und lächelte. Diese sah sie nun skeptisch an. »Wer würde den einer Sklavin die Freiheit schenken? Sklaven sind dazu da um zuarbeiten, und nicht um auf Pferde zureiten. « Darauf wusste die Elbin keine Antwort.

Arion kam zurück mit einem weiteren Rucksack, voll gepackt mit Vorrat. Er band an dem Sattel von Stella fest. Dann stieg er wieder in Jays Sattel. Ohne ein weiteres Wort ritt er weiter.

Ophéa winkte dem kleinen Mädchen kurz zu, und diese erwiderte dies. Alles in allem fand sie das Mädchen ganz in Ordnung.

»Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit diesen Menschen hier unterhalten«, sprach Arion tadelnd zu ihr, als sie zu ihm aufschloss. »Das war nur ein kleines Mädchen!«, hielt diese dagegen.

»Trotzdem! Sei froh, dass sie uns weiterziehen lassen. In anderen Dörfern hätten sie uns schon längst von unseren Pferden gerissen und in den Kerker geworfen. Selbst als freier Elb muss man Angst haben. In vielen Köpfen der Menschen sind wir ihre Sklaven. Und Menschen möge es bekanntlich nicht, wenn etwas aus der Reihe tanzt«, erklärte er ihr ruhig.

»Menschen sind grausam und herzlos, die meisten von ihnen zumindest. Früher lebten wir Seite an Seite mit ihnen, bis ein Streit zwischen den beiden Völkern entbrannte. Vor sechzehn Jahren aber verloren wir den Krieg und baten uns den Menschen als Sklaven an, weil sie uns sonst getötet hätten«, fügte Arion noch hinzu und Ophéa sah, wie er seine Hände zu Fäusten ballte.

»Hasst du die Menschen?«, fragte sie ihn nun. »Ja. Das tue ich. Hasst du sie etwa nicht? Du warst zehn Jahre lange ihre Sklavin. Wie kannst du sie nicht hassen?«

»Ich hasse nur Marius. Ansonsten habe ich nichts gegen die Menschen. Sie sind überheblich und glauben, dass sie besser sind als wir. Doch das sind sie nicht. Wir ähneln uns mehr, als sie glauben. Daher hasse ich sie nicht. Sie wissen nur nicht, was sie tun.«

Arion zuckte mit den Mundwinkeln.

»Lächerlich! Sie wissen genau, was sie tun! Wie komme ich nur darauf mit einer früheren Sklavin, die nicht weiter als fünf Meilen gekommen, über solch ein Thema zu reden?«, sprach er verächtlich und gab seinem Hengst die Sporen. »Einfältiger Schönling!«, rief ihm Ophéa nach und gab nicht einmal die Anstalt, ihm schneller zu folgen.
 

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Ophéa erreichte das Nachtlager, das Arion bereits errichtet hatte. Sie stieg von Stella ab und die Stute trabt auf Jay zu. Der Hengst schnaubte freudig, als er sie sah.

Die Elbin lächelte und setzte sich zu Arion ans Feuer. Der Elb, der gerade einen Apfel verzerrte, sah sie nicht an. Ophéa kratzte sich verlegen am Kopf. Sie wollte nicht die Erste sein, die etwas sagte.

Sie griff in den anderen Rucksack mit den Vorräten und holte ein Stück Trockenfleisch hervor, das in einem Papier eingewickelt war. Sie biss ab und kaute langsam. Das Fleisch schmeckte salziger, als zuerst gedacht. Sie nahm ihren Trinkschlauch und nahm daraus einem tiefen Schluck. Arion warf den restlichen Apfel ins Feuer, der dort restlos verbrannte.

Er sah nun Ophéa an.

»Tut mir leid, wegen vorhin«, begann er zögerlich. »Das war nicht so gemeint. Es ist nur so, dass ich hier in der Nähe aufgewachsen bin. In Marenburg, um genau zu sein.«

Ophéa horchte auf. »Marenburg?«

Die Elbin wusste vage, dass sich diese Stadt drei Tagesreisen von Wogenhorst entfernt war.

Sie war zwar noch nie dort gewesen, doch von Erzählungen wusste sei, dass diese Stadt prächtig sein musste. Der König, so munkelte man, besitze eine ertragreiche Edelsteinmiene.

»Mein Vater war ein hohes Tier in der Stadt. Als die Säuberungen begannen, war ich einer der wenigen, die nicht in die Sklavenlager gebracht wurde. Dank des hohen Status meines Vaters wurde ich durch eine befreundete Elbin gerettet, die schon seit Längerem im Untergrund lebte. Diese brachte mich dann zu Trésko, der damals schon vor den Säuberungen eine Zuflucht für die Elben erschuf. Ich bin ihm bis heute dankbar. Denn hätte er mich niemals aufgenommen, wäre ich wohl genauso geendet wie du.«

Ophéa zog die Beine und schlang ihre Hände um diese. Den Kopf legte sie auf ihre Knie. Dabei starrte sie das Feuer an.

»Ich komme eigentlich aus einem Dorf nahe dem Sagenwald. Mein Vater war ein einfacher Bauer und meine Mutter eine Schneiderin. Wir, das ganze Dorf, führten ein friedliches bescheidenes Leben. Zum Größenteil lebten Menschen in meinem Heimatdorf. Meine Familie und noch drei andere waren die einzigen Elben. Nie gab es Problem zwischen den Bewohner. Alle waren friedlich und nett zueinander, bis eines Tages eine Gruppe Soldaten erschien und uns nachts aus den Betten riss.

Die Menschen halfen uns nichts, sie sahen uns nur an, als wären wir Verbrecher. Wir wurden auf einem Karren wehgebracht, nachdem wir gefesselt und geknebelt wurden.

Ich weiß nicht wie lange wir unterwegs waren, doch als wir im Lager ankamen, zeigte sich bereits die Abenddämmerung.

Meine Eltern und ich wurden in eine dreckige Baracke mit etwa vierzig anderen Elben gesteckt.

Es dauert nicht lange und meine Mutter wurde krank. Sie starb. Zwei Wochen nach ihrem Tod holte man meinem Vater und brachte ihn weg. Ich wurde knapp zwei Jahre später geholt und kam zu Marius und Odette.«

Arion sah sie immer noch an. »Wie heißt dein Vater?«

»Iíelo.« - »Glaubst du, dass er noch lebt?«

Die Achtzehnjährige zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe es.«

Arion seufzte tief und legte den Kopf in den Nacken. Er sah den sternenübersäten Himmel an.

»Mein Vater lebt. Doch man hält ihn als Sklaven in Marenburgs Königshaus. Ich werde ihn nie wiedersehen, außer ich begebe mich in die Hände des Königs«, erklärte er ihr schließlich.

»Bist du glücklich ohne deinem Vater?«

»Ja. Das bin ich«, gestand er ihr.

»Dann ist doch gut! Du bist glücklich ohne ihn, was willst du mehr? Ich kann verstehen, dass du ihn vermisst, doch solange es dir gut geht, solltest du dir keine Sorge darum machen. Sicher denkt dein Vater an dich.« Arion lächelte schief. »Danke.«

Der Elb holte seine Decke hervor und legte sich schlafen. Ophéa sah noch eine Weile lang den Mond an, bevor sie sich ebenfalls zum Schlafen hinlegte.

Die Geräusche der Nacht begleiteten sie dabei.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, das Kapitel war informativ ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Veluna
2013-03-14T20:54:24+00:00 14.03.2013 21:54
Haallu da bin ich schon wieder :D

Also das scheint mir ja noch recht spannend zu werden zwischen Ophea und Arion! Jetzt vertragen sie sich ja im Moment wieder einigermaßen. Mal abwarten wie lange :D
Was mich ja erschüttert hat, war als das kleine Mädchen sagte, wie selbstverstänlich die Sklavenhaltung wäre. Schlimm Schlimm das die kleine mit diesem Werten aufwächst!
Ich fand es toll, dass du erklärt hast, wie es überhaupt zu der Sklaverei kam und das man über Arion und auch über Ophea mehr erfahren hat! Ich bin gespannt ob ihr Vater noch lebt, das würde ich ihr ja wünschen.

Mir hat das Kapitel wieder sehr gut gefallen und hoffe bald auf mehr :D Fehlerchen sind zwar drinnen, aber dafür gibt man es ja dann zum lektorieren :)

Bis bald *knuddel*
Von:  Drachenelfe
2013-03-14T12:11:15+00:00 14.03.2013 13:11
Schönes Kapitel, zwar sind einige Fehlerchen drinne aber sonst ist es gute geworden.
Heißt das Pferd nicht eigentlich Jay aber trotzdem stand das eine mal Drake.
Antwort von:  Azahra
14.03.2013 13:38
Hi :) Ja, das Pferd heißt Jay ^^ Drake ist wohl darunter gerutscht :) Werde ich demnächst ändern ^^ Danke für deinen Kommi <3


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