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Konoha Side Stories

von

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Der ewige Chunin 14

Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man an einem Defizit gearbeitet hatte, und das erfolgreich. Die gemeinsame Sitzung mit Kishio hatte zum gewünschten Erfolg geführt, und ich konnte jetzt permanent einen Radius von sechzig Metern um mich herum erfassen. Selbst wenn ein Ninja mit Step auf mich zukam, hatte ich mindestens eine Sekunde Reaktionszeit. Ich fühlte mich dadurch... Vollwertig. Auf jeden Fall besser. Mein Ego stieg, mein Selbstbewusstsein erreichte schwindelnde Höhen. Für meine Begriffe, wohlgemerkt. Ein anderer als ich hätte diesen trunkenen Zustand mit vorsichtig optimistisch umschrieben. Dazu kam, dass die Arbeit mit meinen Genin gut verlief. Sehr gut sogar. So gut, dass ich mich ernsthaft fragte, wann der erste Einbruch kommen würde. Wann, zum Beispiel, würden sie auf Kishio eifersüchtig werden? Wann würden Shinji und Kira um eines der Mädchen rangeln? Um Mai, um Kuzomi, oder sogar um die eine ganze Ecke ältere Kuzoko? Oder noch schlimmer, um P-chan? Wann würde ihre Rivalität einkicken? Wann würde Mai in ihr altes, deprimierendes Verhalten zurückfallen, ihre Leistungen negieren, ihre Fortschritte nicht mehr sehen, allgemein schlecht drauf sein und mir die Schuld in die Schuhe schieben? Womit sie auch noch Recht gehabt hätte.

Okay, okay, vielleicht machte ich mich da auch ein wenig selbst verrückt, aber meine bisherige Lebenserfahrung besagte eindeutig, dass es, wo es Licht gab, nun mal auch Schatten gab. Das war unumstößlich. Nichts ging auf Dauer gut. Und nirgendwo, wo Menschen interagierten, gab es einmal keine Missverständnisse. So gesehen wartete ich regelrecht auf die erste wirkliche Krise, die wie ein reinigendes Gewitter sein würde. Hoffentlich. Bis zu einem gewissen Punkt war es immer zu begrüßen, wenn sich Spannungen entluden. Solange es keine Toten gab. Solange niemand schwer verletzt wurde. Solange nicht Dinge gesagt und getan wurden, die nie wieder verziehen werden konnten. Es war meine Aufgabe, darauf zu achten, dass keiner meiner Genin so etwas tat oder erlebte. Sie hatten alle noch einen weiten Weg vor sich, der sehr erfolgreich verlaufen konnte, wenn sie es zuließen. Bereits das, was sie mir beim Glöckchenspiel gezeigt hatten, war eine gute Leistung für Genin frisch von der Akademie gewesen. Und mit Kishio und den Spinnen war auch ihr Genjutsu-Defizit ausgeglichen worden. Sie hatten alle drei eine gute Chance, Chunin zu werden, oder sogar in die Jounin-Ränge aufzusteigen. Das sah ich bei Kishio ähnlich, was aber wiederum davon abhing, welchen weiteren Lebensweg er für sich wählen würde. Er war ein Goldschatz durch sein Kekkai Genkai, den Konoha sicher nur zu gerne heben würde. Nur ich stand zwischen ihm und dem unweigerlich kommenden Versuch, ihn zu vereinnahmen. Ließ ich zu, dass er vereinnahmt wurde, zum Beispiel von den ANBU, konnte er Jounin werden. Ließ ich das nicht zu, sondern stellte mich beschützend vor ihn, verlangte, das er ausschließlich mit mir unterwegs war, versperrte ich ihm die Ninja-Ränge Konohas. Über diesen Punkt würden wir erst reden können, wenn ich mit der Hokage gesprochen hatte. Kishio konnte sehr wertvoll werden. Sehr, sehr wertvoll. Und genau deshalb war er sogar in Konoha in einer gewissen Gefahr. Wenn ich an die Gerüchte über die ANBU-NE dachte, wollte ich besser nicht die Wahrheit über sie wissen.

Es galt also, für alle drei - vier - die Weichen für die Zukunft zu stellen, so gut ich konnte. Und das war schwer, weil wir uns effektiv erst eine gute Woche kannten. Auch einer der Gründe, warum ich eine Krise herbei sehnte. Ich würde sie besser einschätzen können, wenn ich hinter ihre Maske würde blicken können. Ich musste nur aufpassen, dass dabei niemand starb. Immerhin, wir waren Ninjas. Und damit waren die anderen Möglichkeiten, durch die sie sterben konnten, noch nicht einmal erwähnt worden. Sie waren Ninjas Konohas, und Konoha hatte genügend Feinde. Dazu kamen jene Leute, mit denen ich es mir persönlich verscherzt hatte. Unter anderem einen knappen Viertel von Kumogakure, weil mein Team ihre Teams aus dem Chunin-Examen geworfen hatte. Und da war immer noch ein gewisser Jardin Nabara, dem ich das Finale versaut hatte. Selbst wenn er mittlerweile zum Chunin oder gar zum Jounin aufgestiegen war, er würde mich hassen wie die Pest. Und damit auch meine Genin. Und, um die Sache noch zu verkomplizieren, hatte Kira auch noch Verwandte in Kumogakure. Hier spielten also auch noch Familienbande eine Rolle, die ich berücksichtigen und schonen musste. Es hatte seine Gründe, warum ich meinen zweiten Besuch in Kumogakure bisher nicht angetreten war. Gut, abgesehen von Faulheit, Überbeschäftigung, schlechtem Timing und unzureichender Motivation. War nur einige der Gründe waren. Ha.

Aber diesmal musste ich gehen, auf Wunsch des Raikage, was so gut wie ein Befehl war, und anstatt mich auf Omoi, Sarui und Kamui zu freuen, machte ich mich mit den kommenden Problemen verrückt. Hm, vielleicht hatte ich deshalb bis heute überlebt.
 

"Das war ein anständiges Dai Endan, Mamo-chan", klang eine Stimme direkt hinter mir auf. Ich zuckte zusammen, als ich erschrak, und bevor ich mich versah, hatte ich ein Kunai in der Hand. Doch bevor ich damit herumwirbeln und angreifen konnte, hatte die Information mein Gehirn erreicht, dass es Ranmas Stimme gewesen war. Mit einem Laut, gemischt aus Empörung, Erleichterung und Resignation, ließ ich die Waffe sinken, bevor ich sie richtig erhoben hatte. "Da freut man sich gerade noch, dass man seine sensorischen Fähigkeiten verbessern konnte, und dann führst du sie ad absurdum, Ranma", tadelte ich.

Der große Affenkrieger griente mich an. "Tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen, herauszufinden, wie gut deine verbesserten sensorischen Fähigkeiten wirklich sind. Ich finde es gut, dass du mich nicht bemerkt hast."

"Oh, danke. Und das meine ich ernst. Immerhin hast du ein Defizit aufgedeckt."

"Nicht nur das. Ich habe auch festgestellt, dass es da noch Dinge gibt, die ich dir beibringen kann. Also werde ich noch einige Zeit dein Sensei bleiben können. Und das ist ein sehr beruhigender Gedanke." Burschikos legte er den rechten Arm um meine Schulter. "Ich und mein Schüler. Schätze, in das Tagebuch kommen noch ein paar Kapitel."

Dies sagte er so überzeugend, so jovial, dass ich ihm vorbehaltlos glaubte. Ranma war schon immer ein sehr guter Krieger gewesen, und ein noch viel schlechterer Lügner. Er trug sein Herz stets auf der Zunge. Nun ja, fast stets, denn was Akane anging, war er ein, nun, wirklicher Idiot. Ein noch viel größerer Idiot als ich noch vor fünf Jahren, denn er wusste, dass er in Akane verliebt war, und das diese Liebe zumindest nicht auf Ablehnung stieß. Aber in den letzten fünf Jahren hatte er, sie betreffend, noch keine Fortschritte gemacht. Aber alles in allem liebte und verehrte ich meinen Affen-sensei, und mir graute vor dem Tag, an dem wir gleichwertige Krieger sein würden, weil ich ihn eingeholt hatte.

"Aber wirklich, Mamo-chan, dein Dai Endan war ganz hervorragend. Das war schon keine Flammenzunge mehr, das war schon mehr ein Feuerball, ein Goukakyu. Allerdings pflegen die nicht sechzig Meter lang zu sein." Seine Rechte zottete durch meine schwarzen Haare. "Mensch, wie stark willst du denn eigentlich noch werden?"

"Ich weiß nicht. Bis sich keiner mehr traut, sich mit Konoha anzulegen, weil es mich gibt?", scherzte ich.

Für einen Moment sah mich Ranma fassungslos an. Dann aber grinste er. "Es ist nicht verkehrt, sich hohe Ziele zu setzen. Und ich weiß ganz genau, dass du dir in den großen und kleinen Ninja-Dörfern bereits einen Ruf erworben hast, spätestens seit du Dutzende Ninjas im Land der Steine aus Orochimarus Labor gerettet und nach Hause geschickt hast. Das wird auch deinem Ruf in Iwagakure gut tun, den du damals versaut hast, als du dich im Land der Reißzähne mit einigen ihrer Agenten angelegt hast. Wie viele Stunden hast du unter Wasser verbracht, um ihnen zu entkommen?"

Ich antwortete etwas kleinlaut: "Etwa zwanzig. Und es war sehr kalt."

"Aber es war gut für deinen Ruf. Für die Iwa-Nin bist du vollkommen spurlos verschwunden. So baut man sich eine Legende auf, Mamo-chan. Und ein guter Ruf ist manchmal besser, als unbesiegbar zu sein. Sprichwörtlich gesehen, meine ich."

"Hm. Wo du gerade die Verfolgungsjagd auf Kabuto und das Labor im Land der Steine erwähnst, Ranma... Yugao-chan hat mir so einen Floh ins Ohr gesetzt, und jetzt wo ich wieder an letzten Monat denken muss... Merkwürdig, es kommt mir vor, als wäre es schon Jahre her..."

"Was für einen Floh?"

"Sie sagte, es wäre nicht nur für mich an der Zeit, die schwierigeren Katon-Jutsu zu meistern, die Konoha mir beibringen kann, sondern auch ein eigenes Jutsu zu kreieren. Meine eigene Trumpfkarte, sozusagen. Meine Spitzenkunst, oder zumindest eine von vielen weiteren, die ich einmal an jüngere Katon-Nutzer weitergeben kann. Oder an Kakashi, wenn er mich mit seinem Sharingan beobachtet."

"Oder das", bestätigte Ranma grinsend. "Und, was beschäftigt dich jetzt?"

Ich betastete mit der rechten Hand mein Gesicht. "Weißt du, als ich mit Kabuto und diesem Wasserbengel alleine in einem Raum war, als mein Verwandlungs-Jutsu aufflog, da habe ich ein Dai Endan ausgespuckt. Ich bin aus dem Raum geflohen, meine Hat war verbrannt, und ich hatte schon damit gerechnet, besser zu den ANBU zu wechseln, wegen den Gesichtsmasken, weil ich nun bald ein Gesicht haben würde, das nur eine Mutter lieben konnte. Ich hatte Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Am Gesicht, an den Händen, auf meinem Körper. Mein eigenes Feuer tut mir nichts, aber das sekundäre Feuer von jenen Dingen, die ich in Brand gesetzt hatte, die Flammen, die nicht mit meinem Chakra durchsetzt waren, haben mir ordentlich zugesetzt. Gut, es waren keine Verbrennungen vierten Grades dabei, und ich hatte auch nur wenige Schmerzen. Zudem verbrennen Katon-Nutzer nicht so leicht wie andere Menschen. Aber es ist doch ein Wunder, dass deine Schwester mein Gesicht restaurieren konnte."

Ranma nahm den Arm von meiner Schulter, stellte sich vor mir. Er griff nach meinem Kinn, bewegte es hin und her und studierte ausgiebig mein Gesicht. "Sie hat sehr gute Arbeit geleistet. Aber was Feuer angeht, hast du sehr gutes Heilfleisch. Dein Körper ist Feuer gewöhnt, deshalb heilst du schneller, und verbrennst nicht. Du leitest die Hitze der Flammen automatisch in den ganzen Körper ab, was dazu führt, dass sich die Gesamttemperatur erhöht, aber die Verbrennungen nicht so schwer werden. Erst wenn deine Körpertemperatur über einundvierzig Grad steigt, verbrennst du wirklich. Und das auch nur durch fremdes Feuer." Er ließ mein Kinn fahren. Sein Blick drückte seine tiefe Zufriedenheit aus. Ich fühlte mich ihm näher als je zuvor, auch wenn er mich gerade erst behandelt hatte, als wäre ich noch zwölf Jahre alt. Aber er sorgte sich um mich, sorgte für mich. Er war wie der große Bruder, den ich nie gehabt hatte.

"Wo also ziehst du den Zusammenhang zum Wahnsinn, in einem geschlossenen Raum unter der Erde ein Dai Endan zu zünden, der Heilkraft meiner Schwester und der Aufforderung deiner Lehrerin Yugao-chan, eigene Katon-Jutsu zu entwickeln?"

Ich druckste leise. "Mir schwebt da tatsächlich ein Jutsu vor. So etwas ähnliches wie die perfekte Verteidigung der Hyuugas, nur ohne toten Winkel, und vielleicht noch effektiver."

"Was immer es ist, es wird ein ganz schöner Chakra-Fresser sein. Willst du so etwas wirklich trainieren, eine Woche vor der Affenparty?"

"Ist ein gutes Argument, aber wenn alle Stricke reißen, nehme ich eine Soldatenpille der Affen. Dann habe ich garantiert genug Chakra."

"Und fällst anschließend ein bis zwei Wochen aus", tadelte Ranma. "Ist dir dieses Jutsu so wichtig?"

"Ja, ist es. Und ich..." Halb wandte ich mich nach hinten. "Und ich würde es gerne geheim halten, Suirin-kun. Deshalb wirst du nicht dabei sein."

Die junge Ninja entstand vor mir aus dem Step, kniend, die rechte Faust auf den Boden gepresst. "Verzeihung, Mamoru-sama, ich wollte dich nicht belauschen. Zumindest nicht absichtlich. Ich bin auch gerade erst gekommen..."

Ich gab einen leisen, knurrenden Laut von mir.

"Gut, gut, ich bin schon ein paar Minuten hier. Ich habe Ranma-sama gesehen und wollte mit ihm sprechen, um unsere weitere Wachaufgaben abzusprechen. Es war wirklich ein Zufall, dass ich das Gespräch mit angehört habe." Sie lächelte. Nun, zumindest versuchte sie es. "Und ich würde zu gerne dieses Jutsu sehen, dass du entwickelt hast, Mamoru-sama."

"Entwickeln werde. Bisher ist da nur die Idee", sagte ich abwehrend. "Und ich kann dich wirklich nicht zusehen lassen. Außer, ich verwende es im Kampf gegen dich."

Übergangslos stand der blonden Shinobi Schweiß auf der Stirn. "D-das war doch hoffentlich ein Scherz, Mamoru-sama. Ich kann mir Besseres vorstellen, als in dein Dai Endan zu geraten. Oder in Schlimmeres."

"Wir wissen nie, was die Zukunft bringt. Und sollte ich jemals gezwungen sein, gegen Kiri zu kämpfen, hätte ich gerne die eine oder andere Überraschung", erwiderte ich.

"N-natürlich, Mamoru-sama, das verstehe ich. Letztendlich sind wir alle Shinobi. Aber... Wenn ich es nicht sehen darf, verrätst du mir wenigstens den Namen deiner neuen Kunst?"

Oh, ich muss zugeben, ich hatte genau eine ziemlich schlimme Schwäche. Eine sehr, sehr schlimme Schwäche, und die hatte nichts mit Frauen im engeren Sinne zu tun, auch wenn man das vermuten konnte. Aber ich hatte mich bis zum Chunin-Examen immer zurückgehalten, so gut wie ich konnte, um nicht aufzufallen und womöglich bemerkt zu werden, was meinen sofortigen Abzug durch den Rat des Clans Nara bedeutet hätte, zumindest nach meinen damaligen Befürchtungen. Erst nach meiner Ernennung zum Chunin waren mein Ego und mein Selbstvertrauen nach und nach aufgeblüht, und seither arbeitete ich ein riesiges Defizit an nicht erhaltener Aufmerksamkeit und Bewunderung ab. Und Suirins Blick war so voller Bewunderung und Erwartung, dass sich der innere Mamoru die Rechte vor die Stirn schlug und leise lamentierte, dass ich auf diese Augen hereinfallen würde. Definitiv. Und er hatte Recht.

Ich räusperte mich. Mit dem Namen gab ich auch teilweise Informationen über die Technik preis. Aber noch war es ja nur ein Arbeitsname. "Higatsuku no kara."

"Der Feuer fangende Körper?", übersetzte sie mit glitzernden Augen. "Jetzt bereue ich es umso mehr, dass ich die Technik nicht sehen werde. Und ich hoffe, dass ich sie nie sehen werde, sollten wir einmal Feinde sein."

Abwehrend hob ich beide Hände. "Suirin-kun, diese Technik soll sowas wie mein letzter Ausweg werden. Vielleicht, wenn ich an ihr feile und sie gut trainiere, wird sie eines Tages wie mein Dai Endan sein. Aber bis dahin werde ich sie als das trainieren, als das ich sie erdacht habe." Ich räusperte mich. "Ich werde mich mit meinen Genin und den Affen am Nachmittag in die Wiesen der Flussmündung begeben. Kishio wird das Umland überwachen. Dennoch verlasse ich mich auf dein Wort, das kein Kiri-Nin versucht, mein Training zu beobachten."

"Das hast du selbstverständlich, Mamoru-sama", sagte sie mit einem Lächeln.

"Und auch keine beschworenen Tiere, Übertragungsmedien, Fernrohre, und was dir sonst noch so einfallen wird, Suirin-kun", mahnte ich.

"Ahahaha, Mamoru-sama, wie kommst du nur darauf, ich könnte an so etwas gedacht haben? Hahaha."

"Nun, weil ich daran gedacht hätte, und weil ich es tun würde", sagte ich trocken. "Immerhin sind wir Ninja und zuerst unserem Dorf und unserer Nation verpflichtet, Suirin-kun. Deshalb kann ich dich auch nicht tadeln. Ich kann dich nur bitten."

Ein Ruck ging durch ihren Leib. "Das musst du nicht, Mamoru-sama. Auch wenn es mir schwerfällt, ich gebe dir mein Wort und werde es halten."

Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Danke, Suirin-kun. Ich weiß das zu schätzen. Und davon einmal abgesehen dürftest du ja schon genug Daten über mich gesammelt haben, oder?"

"Noch lange nicht genug, um den aktuellen Stand des ewigen Chunins einschätzen zu können", murmelte sie.

"Hast du was gesagt?"

"N-nein, Mamoru-sama. Heute Nachmittag also? Ich informiere meine Leute."

Ich hielt sie am Kragen fest, als sie in den Step gehen wollte.

"Mamo...ru-sama?", fragte sie irritiert.

"Wolltest du nicht den Wachturnus mit Ranma besprechen?"

Die blonde Kunoishi schlug sich die rechte vor die Stirn. "Ach ja. Danke, Mamoru-sama."

"Viel Spaß. Ich gehe derweil vor."

"Und wohin gehst du?", fragte Ranma.

"Es ist Mittag. Natürlich gehe ich essen." Ich nickte den beiden zu, dann verschwand ich für sie per Step. Ich hielt mich in Richtung Dorf. Der Tag war bereits ereignisreich gewesen, und er war noch lange nicht zu Ende.

***

"Du hast mich rufen lassen, Raiden-sama?", klang die Stimme eines hochgeschossenen, hageren Mannes auf, als er die helle Terasse des Wohnhauses betrat. Die Plattform lag in achtzig Metern Höhe und ermöglichte dem alten Mann, der hier in seiner Liege lag und den Wind auf seinem Gesicht spürte, einen hervorragenden Ausblick auf den Hauptsitz des Raikages im Nordwesten.

Eine Zeitlang geschah nichts auf die Worte des Hageren, und er befürchtete schon, Raiden-sama hatte ihn nicht gehört oder war eingeschlafen, als der alte Mann eine Hand hob. "Moment, Nabara-kun. Nur noch diesen letzten Absatz." Wieder verging eine gute Minute, und endlich legte der alte Mann ein Buch beiseite, nicht ohne ein Lesezeichen hinein zu legen. Er wandte sich dem Neuankömmling zu und winkte ihn näher. "Jardin Nabara. Tritt näher."

Der hagere Mann tat, wie ihm befohlen worden war. Vor der Liege ging er auf ein Knie und senkte respektvoll das Haupt. "Raiden-sama. Ich bin hier auf deinen Befehl."

Der alte Mann nickte huldvoll beim Respekt, den der Chunin ihm zeigte. "Wie weit sind deine Vorbereitungen gediegen, um die große Schmach von deinem ersten Chunin-Examen zu tilgen, junger Nabara?"

Die Miene des Mannes verzerrte sich vor Hass. Aber er zwang dieses Gefühl nieder, bis sein Gesicht nicht länger seine Seelenzustand wiederspiegelte. "Gut, Raiden-sama. Ich habe aus unseren Kreisen zwanzig gut ausgebildete Shinobi rekrutiert. Sie werden mir helfen, meine Rache an Mamoru Morikubo zu bekommen." Ein verächtliches Grinsen legte sich auf seine Züge. "Es war ein großer Fehler von Morikubo, nach Kumogakure zu kommen und sein Kommen auch noch anzukündigen. Ich hatte mehr als genügend Zeit, um meine Leute zu trainieren. Wir werden ihn ausradieren. Das heißt, ich werde ihn ausradieren, und meine Leute sorgen dafür, dass ich dabei nicht gestört werde. Was mit seinen Genin geschehen wird, nun, nicht, das es mich interessiert."

"Gut. Du bist entschlossen und willig." Raiden-sama griff auf den Beistelltisch neben seiner Liege und reichte einen Packen Fotos an Jardin Nabara weiter. "Die Bilder von Morikubo und seinen Genin stammen direkt aus den Büro des Raikage. Ein Vertrauter hat sie dort für mich kopiert. Studiere sie gut, vor allem das von Morikubo. Die anderen Fotos zeigen seine Affenkrieger. Er reist mit vier von ihnen. Ich habe einen ANBU darauf angesetzt, der mir noch einen sehr großen Gefallen schuldet, aber selbst er musste die Fotos der Affen auf große Entfernung schießen und hat sich dabei erheblich in Lebensgefahr gebracht. Zudem wurde mir berichtet, das Morikubo drei weitere Begleiter hat, von denen weder Fotos existieren, noch kennt man ihre Fähigkeiten. Es ist fast so, als wären sie aus dem Nichts entstanden."

Nabara zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Immer, wenn er dachte... Immer, wenn er meinte, endlich würde er für die Demütigung in der Kumo-Arena Rache nehmen können, konfrontierte ihn Morikubo mit einer neuen Situation und vereitelte seine Pläne. Aber nicht diesmal, garantiert nicht diesmal. Nabara hatte einkalkuliert, das der Konoha-Nin nicht nur mit seinen Genin kommen würde und dementsprechend eine große Angriffstruppe aufgestellt. Zwei von ihnen waren zudem Fuuton-Nutzer. Ihr Wasser würde das Feuer Morikubos auskontern. Das hatte dann zwar nicht mehr viel von einem Zweikampf, aber das war dem Kumo-Nin egal. Er wollte endlich Rache, mit dieser Geschichte abschließen, sich selbst beweisen, dass er besser als der Konoha-Nin war. Ihn töten und die Geschichte beenden, endlich beenden.

"Willst du, das ich deine Gruppe vergrößere?", fragte Raiden-sama.

Dies ließ ein hämisches Grinsen über das Gesicht den Kumo-Chunin gleiten. "Nein, Raiden-sama. Ich habe mit so einer Reaktion gerechnet. Diesmal wird ihn nichts und niemand davor bewahren, von mir zerquetscht zu werden."

"Gut. Du hast einen Tag Zeit, um deine Gruppe an die Landesgrenze zu führen. Es ist mir gelungen, den Übergangspunkt, den Morikubo gewählt hat, aus den offiziellen Informationen herauszuhalten. Das Empfangskomitee wird über einhundert Kilometer entfernt sein und umsonst warten. Die Kiri-Nin, die Morikubo und seine Leute eskortieren, werden auf ausdrücklichen Wunsch des Raikages an der Landesgrenze zurückbleiben. Und genau das wird dir Möglichkeiten bieten."

Jardin Nabara strahlte beinahe, als er sich die vielen Möglichkeiten ausmalte, die sich ihm boten, um Morikubo endlich zu vernichten. "Danke, Raiden-sama. Ich weiß die Gelegenheit wirklich zu schätzen!"

Die Rechte des Alten legte sich auf seinen linken Oberarm und drückte mit unheimlicher Kraft zu. "Jardin Nabara. Solltest du versagen, hast du alleine gehandelt. Falls du dein Versagen überleben solltest, werde ich jedes Wissen leugnen, was dich betrifft. Du hast allein gehandelt. Und du stirbst allein. Keine Spur wird zu mir führen."

"Das versteht sich von selbst, Raiden-sama", sagte er gepresst, weil der Griff des Alten immer schmerzhafter wurde.

Übergangslos ließ Raiden-sama seinen Unterarm wieder los. "Da das jetzt geklärt ist, wünsche ich dir viel Glück. Du brichst sofort auf."

Nabara erhob sich und verbeugte sich steif in der Hüfte. "Zu Befehl, Raiden-sama." Er wandte sich um und ging wieder ins Haus, um es wie ein gesitteter Mensch verlassen zu können. Eben wie jemand, der seinen Großonkel mütterlicherseits besucht hatte, nicht wie ein Ninja, der Teil einer Verschwörung war, dessen Ziel es war, erneut einen Krieg mit Konoha auszulösen. Der Mord an einem Konoha-Chunin würde die ach so guten Beziehungen erschüttern. Und auch wenn es keinen Krieg geben würde, so bekam Nabara doch eines: Endlich seine langersehnte Rache. Und darauf freute er sich so sehr, dass er beinahe in den Step gegangen wäre.

***

Obwohl ich am Morgen wegen zu fettigem Essen gekotzt... Obwohl ich mich hatte übergeben müssen, freute ich mich auf Tsubasas Essen sehr, denn sie verstand es, aus nur wenigen Zutaten etwas zu zaubern. Ein klein wenig erinnerte mich ihr Kochstil an meine Mutter, und das war ein riesiges Lob. Wie sagte Mutter immer? "Versuche nicht, so zu kochen, dass es anderen schmeckt. Koche so, dass es dir schmeckt, und der Rest wird sich finden." Nun, mit dieser Philosophie betrieb sie ein eigenes, stets ausgebuchtes Restaurant.

Als ich mich nach einem fröhlichen Mahlzeit an den Tisch gesetzt hatte, stutzte ich nur kurz über die Stille am Tisch. Das passte so ganz und gar nicht zu dieser sonst so fröhlichen Familie. Dass aber auch meine Genin schwiegen, dass sie regelrecht angespannt und aufmerksam waren, gab mir zu denken. Was stimmte hier nicht?

Dankbar nahm ich eine Schüssel Reisnudeln entgegen. Tsubasa wusste eben, was ich mochte. Während ich die erste Portion in die Soßenschale tunkte, sagte ich wie nebenbei: "Mai, Kira, Shinji, ich werde heute ein neues Katon-Jutsu erfinden. Ihr werdet mir dabei helfen."

"Wirklich?", entfuhr es Shinji. Seine Augen begannen zu strahlen, und beinahe wäre er aufgesprungen. Aber die Aufregung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Er hüstelte sich verlegen. "Du kannst auf uns zählen, Sensei. Das wird bestimmt spannend."

"Ja, bestimmt", murmelte Mai. Hm, nahm sie mir die Sache von heute morgen etwa übel? Zugegeben, seit Kishio bei uns war, hatte ich weniger Zeit für die anderen. Was war zum Beispiel mit dem Wind-Jutsu, das ich Mai und Shinji hatte beibringen wollen? Gut, ich hatte es ihnen beigebracht, und ich nahm jeden Morgen die Fortschritte ihrer Übungen ab, aber ich hätte ihnen schon zwei oder drei mehr beibringen können. Fand ich zumindest. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, als ich Mai ansah.

Und Kira... Zwar hatte ich ihm meine Kata beigebracht, und auch Kishio übte mit ihm einige klassische Kata der Moerus, die ich nebenbei gesagt sehr interessant fand. Aber ich hatte keine Blitz-Affinität, daher war ich für seine Raiton-Natur mehr ein Stolperstein als eine wirklich Hilfe, geschweige denn ein Sensei. Deprimiert stellte ich fest, dass es mit meinem Ego immer noch nicht so weit her war. Ein klein wenig Schuldbewusstsein, und ich fiel in alte Muster.

Kira sah mich gespannt über seine Reisschüssel an, so als erwarte er etwas von mir. Hm, das passte zumindest nicht ins Bild. Ein Verdacht keimte in mir auf. Ich erinnerte mich an vorletzte Woche, als ich Lee den Vortritt in den Klassenraum gelassen hatte, in dem meine Genin auf mich gewartet hatten. Da war die Sache mit dem Schwamm gewesen, der statt auf meinem auf Lees Kopf gefallen war. Ob sie hier wieder einen Streich vorbereitet hatten? Möglich war es. Man konnte es ihnen auch nicht übelnehmen. Immerhin kam ich meinen Pflichten als Sensei nicht so sehr nach wie meinen eigenen Interessen. Schließlich hatte ich heute morgen mein Jutsu trainiert, anstatt mit ihnen zu arbeiten. Wenn das so war, dann hatte ich alles Recht der Welt, mich dagegen zu "wehren". Und dazu musste ich nur herausfinden, was geplant war. Und wer daran beteiligt war. Mein Blick ging zu Suzume, die reichlich nervös wirkte und beinahe ihre Trinkschale fallen gelassen hätte, als ich sie ansah. Kleine Schwester, du etwa auch?

Dann wanderte mein Blick zu Genta, der ihn nervös erwiderte. Aha, er hing also mit drin und kam nicht mehr raus aus der Nummer. Das machte es gelinde gesagt interessant. Sehr interessant.

Dann sah ich zu Kishio, der meinen Blick angespannt erwiderte. Auch er spürte, das hier im Raum etwas nicht stimmte, wusste aber nichts darüber. Ihn konnte ich als Beteiligten wohl ausschließen. Er war genauso verwundert wie ich. Wer bot sich also als Informationsquelle an? Wer würde unter ein wenig Druck zusammenbrechen und mir verraten, was ich wissen wollte?

Mein Kopf ruckte herum. Ich fixierte Kuzomi. Durch diese Bewegung erschrak sie sich so sehr, dass sie alles, was sie in Händen hielt, in die Luft warf.

"Schreckhaft, mein kleines Spinnchen?"

Die junge Frau, über und über mit Reis und Schweinefleisch, kross gebraten, bedeckt, sah mich belämmert an. "Äh, was?"

"Na, deine Reaktion war etwas untypisch für einen normalen Esser. Hast du ein schlechtes Gewissen?", bohrte ich nach.

Ihre Rechte ging zum Mund. Eine klassische Lügner-Geste. "N-nein, warum sollte ich denn ein schlechtes Gewissen haben, Sensei. Ahahahaha. Ausgerechnet ich."

Gut, das nahm ich ihr ab. Ihre Augen waren klar. Sie war nicht involviert. Aber sie wusste mit Sicherheit, was hier gerade geschah. "Also macht dir etwas zu schaffen? Ein Geheimnis vielleicht?", fragte ich mit einem übertrieben freundlichen Lächeln. "Darf ich es erfahren?"

Sie wich ein Stück zurück. "I-ich... Entschuldige mich, Sensei, ich sollte mich waschen." Sie erhob sich, nickte in Kiras Richtung und eilte in Richtung Bad.

Mist. Nur etwas mehr Druck, und ich hätte sie gehabt, wo ich sie hatte haben wollen.

"Du brauchst sie nicht zu ärgern, Sensei. Wenn du wissen willst, was hier los ist, kann ich es dir auch sagen", sagte Kira.

"Kira-kun!", rief Suzume entsetzt. "Wir hatten doch vereinbart, dass..."

Erstaunt riss ich die Augen auf. Erst hatte ich dem Jungen über Umwege beibringen müssen, was eine Frau genau war, und jetzt hatte er gleich zwei Freundinnen? Sein Spinnenmädchen und Suzume? Okay, das war so unglaubwürdig, das es beinahe schon wieder möglich war.

"Irgendwann muss es ja doch raus, wenn es noch passieren soll, solange Mamo-chan hier ist", murmelte er in ihre Richtung. "Also werde es lieber gleich los, Suzume-chan."

Die Spannung am Tisch erreichte nie geahnte Höhen. Suzume? Doch Suzume? Ich fühlte mich wie im Fokus eines Raiton-Jutsu. "Ja, kleine Schwester?", fragte ich höflich, doch äußerst angespannt.

Verlegen sah sie mich an, dann druckste sie und sah wieder weg.

Ich sah zu den Affenkriegern herüber, die so taten, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Alle bis auf eine. "Akane."

Das Mädchen fuhr kräftig zusammen. "I-ich weiß nichts! Ich weiß gar nichts! Und bevor du dein Katon einsetzt, Mamo-chan, du wirst doch sicher nicht Genta-sans Haus einreißen wollen. Oder den süßen kleinen Shinnosuke gefährden wollen."

Ärgerlich schlug ich auf den Tisch. Ein Wunder, dass Tsubasa mir das durchgehen ließ, ohne mich stantepede vor die Tür zu setzen. "Verdammt noch mal, ich will jetzt wissen, was los ist! Einer wird mir jetzt antworten! P-chan!"

Die blonde Affenkriegerin seufzte laut und innig. "Suzume, nun frag ihn doch endlich. Lange bleiben wir nicht mehr hier. Und du weißt wie lange es dauert, bis er sich bequemt, mal wieder vorbei zu schauen."

"J-ja, ich weiß ja. Aber es ist nicht so leicht."

Okay, P-chan war relativ neutral. Dann war es mit Sicherheit kein Antrag meiner kleinen Wahlschwester. Moment mal, Antrag? Wollte sie mir etwa gerade erklären, dass... Meine Kinnlade sackte heran.

"Um Himmels Willen, ich glaube, er hat es herausgefunden. Wir sollten besser in Deckung gehen", murmelte Ryoga und rückte vom Tisch ab. "Sicher ist sicher."

Doch es lag mir fern, das Esszimmer in eine Flammenhölle zu verwandeln. Noch nicht, zumindest. "Suzume, du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du einen Freund hast? Ich meine, du bist doch noch so..."

"Nein! Nein, nein, wirklich nicht, Onii-chan! Ich habe keinen Freund!"

Ich wusste nicht, wieso, aber ich atmelte erleichtert aus. Mir war klar, das das kein Zustand für die Ewigkeit war; Suzume musste irgendwann einmal einen Freund haben, später einen guten Mann heiraten und eine eigene Familie gründen und glücklich werden. Das konnte ich ihr nicht bieten. Nicht nur, weil ich meine eigene fünfköpfige Gruppe von heiratswütigen Frauen hatte, sondern auch, weil ich ihr gegenüber einfach nicht so empfand. Sie würde nie mehr für mich sein als die kleine Schwester, die ich dennoch innig liebte. Damit stand sie auf einer Stufe mit Anne-chan.

"Na, dann ist ja gut. Ich meine, nichts ist gut. Das Leben besteht nun mal aus Veränderungen, und auch du wirst eines Tages mal..."

"Ich ziehe in die Burg!", sagte sie hastig, mir das Wort abschneidend.

"Was?", machte ich erstaunt. Dann räusperte ich mich. "Tsubasa?"

"Ist schon alles abgesprochen. Sie bekommt dort eine Ausbildung als Köchin und eine Erziehung als Beamte. Tsukasa nimmt sich ihrer an. Du kennst Tsukasa noch? Die junge Frau, die du gerettet hast, Mamo-chan?"

Ja, ich erinnerte mich gut an die Frau, die gegen ihren Willen mit dem alten Daimyo hatte schlafen und ihm zu Diensten sein müssen. Es freute mich zu hören, dass sie immer noch in der Burg lebte und augenscheinlich diplomatische Arbeit verrichtete. "Warum Köchin und Beamte?", fragte ich verwundert.

"Darauf hat Koji-sama bestanden", erzählte Suzume hastig. "Ich koche mittlerweile so gut wie meine große Schwester, und er hat vor mir gekniet und mich inständig gebeten, auch für ihn zu kochen. Was blieb mir da anderes übrig als ja zu sagen?" Sie seufzte. "Männer. Ich wollte ja nur Beamte werden."

"Na, da gratuliere ich dir aber. Das ist ein großer Schritt für dich, raus aus Genta-No-Son."

"Ach, das ist nicht so wild. Ich bin ja eh öfters da", sagte sie, mit der Rechten abwinkend. "Es war die logische Entwicklung. Ich musste nur etwas finden, was mir gefällt. Und eine Karriere als Verwaltungsbeamtin ist genau das Gleiche, was du gemacht hast, als du die Burg erobert hast, Onii-chan." Ihre Augen leuchteten bei diesen Worten. Sie bewunderte mich, sie bewunderte mich wirklich.

Innerlich zerschmolz ich wie Butter in der Sonne. "Na, wenn das wirklich dein Wunsch ist, dann freue ich mich, dass du dein Lebensziel gefunden hast."

"Du hast nichts dagegen?", vergewisserte sie sich.

"Warum sollte ich was dagegen haben? Ich bestimme doch nicht über dein Leben. Und wenn es von Tsubasa-chan aus in Ordnung geht, habe ich da kein Problem mit. Im Gegenteil, das macht mich sogar stolz auf dich."

"Wirklich?", fragte sie vorsichtig.

"Wirklich, Suzume-chan. Wie könnte ich dir etwas verleiden, was gut für dich ist?", fragte ich im Brustton brüderlichen Wohlwollens.

"Dann hast du auch nichts dagegen, wenn ich einen Freund hätte?"

"Aber selbstverständlich nicht. So ist doch der normale Lauf der Dinge", sagte ich, furchtbar stolz darauf, wie erwachsen ich doch war. Moment mal, Freund? "Freund?"

Suzumes Augen waren ohnehin schon in Erwartung meiner Reaktion geweitet gewesen, nun sah sie mich entsetzt an.

"Ich sagte doch, das geht schief. Zum Glück sitze ich neben der Tür", frozzelte Shinji. Sein Essverhalten deutete allerdings nicht auf Flucht hin.

Ich war ehrlich verdutzt. Befürchtete Suzume etwa, ich würde tatsächlich den ganzen Raum verbrennen, weil ich wütend darüber war, dass sie sich einen Freund wünschte? Glaubte sie das wirklich von mir? Nein, erkannte ich, als ich in ihre Augen sah. Sie hatte keine Angst vor meinem Feuer. Also musste ich am Strand was falsch gemacht haben. Nein, sie wollte meine Meinung, mein Wohlwollen, meine Genehmigung, weil sie mich fast so sehr liebte wie den Glückspilz, der ihr erster Freund werden würde. Und nun zitterte sie in Erwartung meiner Antwort.

Ich legte eine Hand vor mein Gesicht und atmete ächzend aus. Dann begann ich zu lachen. Vor allem über mich selbst. Lange und ausgiebig. Als ich wieder zur Ruhe kam, nahm ich die Hand runter und lächelte sie an. "Dieser Tsuyoshi muss ein sehr interessanter Bursche sein, wenn er dein Interesse gewinnen konnte, Suzume-chan. Und immerhin, er ist Chef der Wache, nicht?"

"Du hast es gewusst?", fragte sie überrascht.

"Nein", erwiderte ich säuerlich. "Er ist nur der einzige Junge, von dem ich mir auch nur annähernd vorstellen könnte, dass ich ihm meine kleine Schwester überlassen könnte. Klug von dir, das es kein anderer ist, Suzume-chan."

"Du wirst ihm nichts tun?", fragte Kuzoko. "Mist, dann habe ich wohl meine Wette verloren."

"Hallo? Ich bin doch kein blutrünstiger, besitzergreifender Irrer. Ich werde ihm was tun, wenn er Suzume nicht glücklich macht, dann aber richtig. Ansonsten hat der Bursche nichts vor mir zu befürchten." Ich tippte an meinen Stirnschutz aus Silber. "Ich habe sowas schon geahnt, als er dir geholfen hat, die Schutzplatte zu gießen und zu gravieren, Suzume-chan. Und ja, du hast meine Erlaubnis, wenn sie dir so wichtig ist. Ich..."

"Danke, Onii-chan!" Sie eilte um den Tisch und fiel mir in die Arme. Mit einem leisen Lachen legte ich meine Hände um sie. Ja, Tsuyoshi war ein glücklicher Mistkerl. Und sollte er jemals nur ein Mistkerl sein, würde ich meine guten Vorsätze über Bord werfen, und doch ein blutrünstiger, besitzergreifender Irrer werden. Ich war mir sicher, dass er das wusste und das er Angst vor mir hatte. Das fing doch schon mal sehr gut an, fand ich.

"Aber zum Heiraten bist du zu jung", befahl ich streng. "Mir ist egal, was Ihr so treibt oder lasst, doch als Braut will ich dich erst sehen, wenn du alt genug bist, verstanden?"

"Was ist denn alt genug, Onii-chan?"

"So Mitte dreißig", erwiderte ich.

"Onii-chan!", tadelte sie entrüstet.

"Schon gut, schon gut", lachte ich, öffnete meine Umarmung und hielt sie ein Stück von mir fort. "In Konoha ist achtzehn das anerkannte Mindestalter für eine Hochzeit. Ich denke, hier ist das ähnlich. Und sollte es nicht so sein, werde ich Koji solange belagern, bis er es ändert."

"Oh, ich bin sicher, das wird er nicht riskieren", murmelte Genta grinsend, während er seine Reisnudeln aß. Ja, jetzt wo die Gefahr vorbei war, ließ sich auch der Dorfvorsteher vernehmen. War wieder klar.

"Noch Nudeln, Mamo-chan?", fragte Tsubasa, jetzt ehrlich erleichtert und von einem Ohr zum anderen strahlend.

"Gerne doch, Tsubasa-chan."

Den Rest der Mahlzeit wich Suzume nicht mehr von meiner Seite. Sie konnte nicht anders, als mich glücklich anzulächeln. Ich hoffte, das machte mich zu einem guten großen Bruder. Zumindest zu einem besseren als dem Mistkerl, der über ein Jahr gebraucht hatte, um sie endlich mal zu besuchen.

"Da bin ich wieder", sagte Kuzomi, als sie aus dem Bad zurückkam und sich wieder an den Tisch setzte. "Habe ich was verpasst?"

Die Antwort war ein lautes Gelächter der Anwesenden...

***

Wir würden noch zwei weitere Tage bleiben, in denen ich mehr Zeit mit Genta und seiner Familie verbringen und meine Genin trainieren konnte. Erst Überübermorgen würden wir unsere Reise nach Kumogakure fortsetzen. Der Plan sah vor, dass uns eine Einheit aus Kumo in Empfang nehmen und die Kiri-Nin ablösen würde. Zu Recht hoffte ich darauf, dass Omoi die Zeit hatte, dieser Truppe anzugehören. Ich hatte ihn über drei Jahre nicht gesehen, und ich war sehr gespannt darauf, wie er sich entwickelt hatte. Und ich war neugierig darauf, ob sich bei ihm irgendwas entwickelt hatte. Bei ihm und Samui und Karui.

Vor allem aber würde ich die Zeit nutzen, um die Grundlagen für mein Katon Higatsuku no kara zu erarbeiten. Nach einem angemessenen Zeitaufwand für meine Genin, versteht sich. Aber es führte kein Weg dran vorbei. Wenn ich mich als Lehrer von drei Genin beweisen wollte, musste ich meine Fähigkeiten an jene der Jounin heranführen. Deshalb das zweite Element, deshalb mein Training für ein eigenes Jutsu. Es würde hart werden und vielleicht nicht funktionieren. Aber es war alle Mühen wert.
 

Wir kamen auf der Wiese links der Flussmündung aus dem Step. Kishio nickte mir zu und ging sofort auf Distanz, um in einiger Entfernung, ungestört von unseren Unterhaltungen, die Umgebung nach Spionen oder allzu neugierigen Kiri-Nin abzusuchen.

Meine Genin, die Spinnenmädchen und die Affenkrieger standen vor mir, während ich auf und ab ging, an meiner Erklärung feilend. "Wie Ihr ja wisst", begann ich nervös, "bin ich ein Katon-Nutzer. Mein Element ist das Feuer, und mein Feuer gilt als eines der heißesten in Konoha. Darauf bin ich stolz, sehr stolz."

"Nicht ganz zu Unrecht", kommentierte Kira grinsend. "Wir haben den Rumms gesehen und den Krach gehört." Zustimmendes Gelächter erklang.

Ich lächelte verlegen. "Danke. Ich habe halt Feuer in mir."

"Bitte keine allzu lahmen Witze, Sensei", mahnte Mai.

"Gut, gut. Ich komme gleich zum Kern. Wie Ihr wisst, tut mir mein eigenes, mit meinem Chakra getränktes Feuer nichts. Aber es schadet anderen. Daraus ableitend wollte ich mein eigenes Jutsu kreieren. Etwas, was jeder Katon-Nutzer tun könnte, aber das nur bei jemandem, der so stark ist wie ich, wirklich effektiv sein wird."

"Das Higatsuku no Kara", sagte Shinji mit Aufregung in der Stimme. "Der entflammte Körper."

"Richtig, Shinji. Ich habe vor, Teile meines Körpers mit Flammen zu bedecken."

"Das bedeutet einen Vorteil im Taijutsu, richtig?", fragte Kuzoko.

"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich wollte verschiedene Formen ausprobieren. Und Ihr sollt mir dabei helfen. Ich möchte wissen, wie heiß mein Feuer ist, und wie ich es für mich verwenden kann. Zu diesem Zweck habe ich dies hier mitgebracht." Ich zog eine Schriftrolle aus meiner Weste hervor, entrollte sie und löste das Jutsu. Ein Haufen Kunai, Senbon und Shuriken fiel zu Boden. Altes Material, das nicht mehr verwendet und daher eingeschmolzen werden sollte. Um es zu bekommen, hatte ich nur Tenten fragen müssen. Sie hatte die besten Quellen, auch für Waffen, die nicht mehr aufzuarbeiten waren.

"D-das will ich auch können!", rief Mia plötzlich. "Sensei, wie macht man das? Und wie setzt man das im Kampf ein?"

"Jetzt bin ich erstmal dran. Konzentriere dich auf unser Vorhaben, Mai. Wir werden hinterher darüber sprechen. Und wenn dein Interesse anhält, werde ich dich in Konoha mit einer Freundin bekannt machen, die mit dem Transportjutsu kämpft."

"Wirklich?", fragte sie strahlend.

"Wirklich." Ich zog die Weste und das Hemd aus Spinnenseide aus und legte mein Stirnband ab. "Ich werde jetzt einige Versuche mit meinem Feuer anstellen. Wenn ich es sage, Mai, Kira, Shinji, werdet Ihr mich mit den alten Waffen hier attackieren, wo ich es sage. Akane, Ranma, Ihr bewacht den Flusslauf im Osten. Ryoga, du nimmst eine Position im Norden ein, konträr zu Kishio im Süden. P-chan, du bleibst hier und passt darauf auf, das meine Genin mich nicht aus Versehen umbringen.

"Sensei...", murrte Shinji vorwurfsvoll.

Ich grinste. Seltsam, das ich vor dem Experiment so gute Laune hatte. "Kuzomi, Kuzoko, patroulliert den Strand. Wäre nicht das erste Mal, dass ein Shinobi über das Wasser kommt. Alles klar soweit?"

Die Affen, meine Genin und die Spinnen nickten.

"Okay, los dann." Die Affen spritzten auseinander, und die Genin bedienten sich an den alten Waffen. Mai hatte dabei soviel Spaß, sie pfiff ein fröhliches Lied, während sie einen großen Packen Senbon und Shuriken zusammenstellte. Vielleicht war die Waffen-Technik tatsächlich der richtige Weg für sie.

Als sich meine Genin ausreichend bewaffnet hatten, nickte ich zufrieden. "Setzt keine eurer eigenen Waffen ein. Es wäre schade, wenn sie beschädigt oder gar zerstört werden würden", sagte ich mahnend.

"Sensei, muss das sein?", fragte Mai.

"Muss was sein?"

"Dass du dich ausziehst", erwiderte sie, leichte Röte auf den Wangen.

"Das wird er wohl müssen, wenn er seine Kleidung nicht verbrennen will, Mai-chan", sagte Kira grinsend. Er hob seine neue Waffe, ein abgebrochenes Katana. "Bereit wenn du bereit bist, Sensei."

"Langsam, langsam. Erst einmal muss ich erforschen, was ich kann."
 

Für eine gute Minute ließ ich mich in den Kiza sinken. Ich saß also auf den Knien, aber im Gegensatz zum Seiza waren meine Füße nicht ausgestreckt, ich saß nicht auf meinen Fersen, sondern meine Zehen waren aufgestellt. In Shinobi-Kreisen galt dies als Kampfhaltung, weil diese Sitzhaltung ein sofortiges Aufstehen ermöglichte. Sie war entsprechend anstrengend. Kurz nur, um mich zu fokussieren. Dann erhob ich mich wieder in einer fließenden Bewegung. Ich hatte mir schon Gedanken darüber gemacht, was ich tun wollte, und wie ich es am besten tat. Ich hoffte, mein erster Versuch würde die Genin nicht allzusehr erschrecken.

Ich sammelte Öl in meinem Mund, eine kleine Menge nur, spuckte es auf meinen rechten Arm aus und entzündete es. Sofort stand er lichterloh in Flammen, und meine Genin zuckten erschrocken zusammen. "Es hält in etwa so lange, wie das Öl brennt", sagte ich. Fasziniert bewegte ich den Arm auf und ab. Wenn ich nicht nur eine Seite, sondern beide mit dem Öl bedeckte, war der Arm komplett in Flammen gehüllt. Nur, was hatte ich hier? Eine Rüstung, oder eine Waffe.

"Kira."

"Schon auf dem Weg." Der Junge eilte heran, das Schwert zum Schlag gehoben. Als er mich erreichte, ließ er die Klinge niedersausen. Sie traf meinen Arm, und... Brach ab. Es war ähnlich wie bei meiner Kunst des harten KI. Ich löschte das Feuer und betrachtete das Bruchstück von Kiras Katana. Die Bruchkante glühte rot vor Hitze. Ich hob das Stück mit der Rechten auf, und meine Finger schmolzen sich in das Metall hinein. Nicht schlecht, dafür, dass ich das Feuer bereits gelöscht hatte. Was mir eine Warnung sein musste. Ich würde noch eine ganze Zeit gefährlich sein, nachdem ich das Jutsu beendet hatte. Dennoch, ich fühlte es, das war noch nicht die endgültige Form dieses Jutsu. Aber sie eignete sich ziemlich gut für die Abwehr, wie es schien.

"Noch einmal, Kira. Diesmal greife ich an. Nur der rechte Arm ist dein Ziel."

"Okay, Sensei." Er packte sein Katana fester. "Bereit."

Wieder spie ich auf meinen Arm, und er stand erneut in Flammen. Ich attackierte Kiras Schwert. Zugleich schlug er zu, aber ich bekam es am Heft zu fassen. Unter meinem Griff glühte es durch. Der obere Teil fiel herab und landete auf meinem Arm, wo er zersprang. Die Überreste, rot glühend, fielen zu Boden. P-chan war auf einmal da und zog Kira zurück. Dort, wo sein rechter Fuß eben noch gestanden hatte, bohrte sich ein weißglühendes Stück Metall in den Boden.

"Danke", sagte ich zu ihr.

"Dafür bin ich doch hier", erwiderte sie lächelnd.

"Zweite Runde." Nun ließ ich beide Arme brennen. "Kira, Shinji, attackiert meine Arme."

Dies ließen sie sich nicht zweimal sagen. Shinji sprang herbei in jeder Hand ein Kunai, und Kira ließ den Griff seines nun nutzlosen Katanas fallen und zog ebenfalls Kunais hervor. Ich bewegte mich nicht. Zu groß war die Gefahr, versehentlich einen meiner Genin zu berühren und dabei schwer zu verletzen. Als Shinji meinen Arm attackierte, hinterließ meine Hitze auf seinen Kunais deutlich sichtbare Breschen von glutflüssigem Metall, ebenso bei Kiras Waffen. Shinji versuchte es ein zweites Mal, indem er zustach, aber die Spitze seines Kunais verschwand. Als er die Waffe aus den Flammen zog, gab es keine Spitze mehr.

"Vorsicht jetzt", mahnte P-chan. "Es liegt eine Menge flüssiges Metall am Boden."

"Wir gehen ein Stück", sagte ich. Weg vom Metall. Nicht, dass sich einer meiner Schutzbefohlenen mit einem Fehltritt schwer verletzte. Meine Flamme schmolz Metall, so ein kleiner Fuß aus Fleisch, Blut und Knochen war da gar nichts gegen.

Diesmal setzte ich auch meinen Oberkörper in Brand. Die Flammen schlugen nicht besonders hoch, aber sie waren hell, fast weiß. "Mai-chan."

"Jawohl, Sensei!" Sie warf über vierzig Senbon nach mir, jeder einzelne auf einen schwachen Punkt meines Oberkörpers gerichtet. Den Kopf und speziell die Augen verschonte sie, aber sie hatte keine Probleme, die Wurfspieße so tödlich einzusetzen, wie es ihr beigebracht worden war.

Zu meiner großen Erleichterung verschwanden die Waffen zwar in meinen Flammen, taten mir aber nichts. "Uff." Ich beugte mich vor und schon die geschmolzenen Metallmassen von meinem Leib. Anschließend löschte ich mein Feuer. Fürs Erste.

"Ich werde jetzt ergründen, wie sich das Feuer auf mein Chakra und meinen Körper ausgewirkt hat", verkündete ich und setzte mich wieder in den Kiza-Sitz.

"Und wenn du das ergründet hast, was machen wir dann, Sensei?", fragte Shinji.

Ich grinste. "Dann wiederholen wir die Übung solange, bis ich das Higatsuku no Kara im Schlaf beherrsche. Seid Ihr dabei?"

"Ja, Sensei!"

Diese Reaktion freute mich. Und ich hatte das Gefühl, erneut ein Stück mit meinen Genin zusammengerückt zu sein.



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