Zum Inhalt der Seite

Konoha Side Stories

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der ewige Chunin 3

Die erste Begegnung mit seinem "Feind" hatte Kira. P-chan, der kleine Affe, war gerade knapp vor ihm im nahen Wald verschwunden, und er war dem Biest dicht auf den Fersen. Als er jedoch die ersten Bäume passierte, war von dem kleinen Vieh nichts mehr zu sehen. Das hatte er erwartet. Sicher war der Affe, kaum das er die Bäume erreicht hatte, im Geäst verschwunden. Und sicher hatte das Mitsvieh geglaubt, ihm damit entkommen zu sein. Na, dann hatte er sehr schlechte Nachrichten für den Affen, denn er war alles andere als ein mickriger kleiner Genin frisch von der Akademie. In ihm steckte schon ein wenig mehr. Und das würde er jetzt beweisen.

Kira zog seine Klingenwaffe, das Wakizashi, mit dem er die Mörderin seiner Schwester getötet hatte, und stieß es vor sich in den Erdboden. Dann begann er zu rechnen. P-chan waretwa zwei Sekunden vor ihm im Wald angekommen. Als er dem Affen gefolgt war, hatte er jedoch nichts gehört, was auf schnelle Fluchtgeräusche deuten ließ. Das bedeutete für ihn, dass das Biest höchstens fünfzig Meter entfernt war. Stark an seinem Limit, aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Kakashi-jii hatte es ihm beigebracht, aber es war ihm nie gelungen, es auf einem wirklich hohen Niveau umzusetzen. Dabei hatte Kakashi-jii es im Alter von neun Jahren gemeistert, und er war schon elf gewesen. Die Technik hieß Raikin Issen, und sie bestand im Wesentlichen daraus, das man seine komplette Umgebung unter Strom setzte, der von der Raiton-Natur des Anwenders geschaffen wurde. Wie gesagt, sein Raikin Issen war nicht besonders stark, nicht stark genug für einen Kampf. Selbst auf kürzeste Distanz verursachte es nur schmerzende Schocks. Kakashi-jii hatte ihm zwar versichert, dass das mit mehr Chakra-Kontrolle besser werden würde, aber für einen Kampf reichte es eben noch nicht. Kira hatte aus der Not eine Tugend gemacht, und eine Taktik entwickelt, in der sein Raikin Issen nützlich war. Wenn er sein ohnehin schwaches Jutsu ausdehnte, bis an sein Maximum, erreichte es zwar nur die Wirkung eines milden Stromschlags, aber genau darauf war er aus. Er konnte alles im Umkreis von einhundert Metern unter Strom setzen. Erdverstecke, Hinterhalte über ihm, all das war egal. Mit diesem Jutsu konnte er sie aufspüren und sie dazu bringen, ihre Position durch einen schmerzhaften Schrei zu verteidigen. Es bestand immer die Gefahr - noch -, dass er an Gegner geriet, denen sein Strom nichts ausmachte, die stumm blieben, weil er nicht stark genug war. Aber ausgerechnet der winzige Affe sollte dazu in der Lage sein? Lächerlich. Oder auch nicht. Immerhin wusste er so gut wie nichts über die Affen. Also kam es auf einen Versuch an.

"RAIKIN ISSEN!", rief er, schmiedete Chakra, und griff nach seiner Klinge. Über sie leitete er sein Raiton direkt in den Boden, von wo es irrlichternd eine Sphäre aus Blitzen erschuf, die fünfzig Meter Radius hatte. Das war höher als die meisten Bäume.

"Autsch!", hörte Kira, und triumphierend zog er das Schwert wieder aus dem Boden. Bis ihm etwas auffiel. Sagten Affen Autsch?

Hastig folgte er dem Laut, den er gehört hatte, und zu seinem großen Entsetzen sah er eine hochgewachsene, schlanke und sehr stattliche junge Dame mit goldblondem Haar, das sogar noch kräftiger glänzte als das von Hina-chan. Das Mädchen, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, hockte wie eine Porzellanpuppe auf dem Waldboden, und rieb sich die schmerzenden nackten Füße. Dabei zeigte ihre Miene mehr als deutlich, dass sie die Geschichte sehr unangenehm fand. Sie trug einen rosa Yukata, auf denen rote Blütenblätter hin- und hergeweht zu werden schienen. "Mmhhh", machte sie, "damit habe ich nun aber wirklich nicht gerechnet."

Kira stand wie angewurzelt da. Sicher, er machte sich nichts aus Frauen, aber das hieß nicht, dass er Schönheit nicht erkannte, wenn er sie sah. Und die junge Frau vor ihm hatte die Anmut und die Schönheit einer Prinzessin aus den Legenden - die meisten echten Prinzessinnen sollten ja eher schrecklich normal aussehen, als sich an die Regeln zu halten, und Filmstars Konkurrenz zu machen. Ihre Leidensmiene berührte etwas in Kira, und als er genauer nachforschte, was das für ein neues Gefühl war, dann erkannte er: Es war Schuld.

Als sie wie zufällig zu ihm herüber sah, verschwand das gequälte Gesicht, das seine Schuldgefühle zementiert hatte, und wich einem Lächeln, für das geringere Männer getötet hätten. "Das war eine gute Strategie. Ich wusste zwar, das du eine Raiton-Natur hast, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du sie schon anwenden kannst. Vor allem so gut." Sie legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen, während sie lächelte. Kiras Herz machte einen Sprung bei so viel geballter Schönheit, Grazie und Anmut.

"Ich bin Perine."

"I-i-i-ich...", stotterte er, von der Situation überfordert. Er spürte, wie er errötete. "I-ich entschuldige mich für das Raiton..."

"Das musst du nicht", sagte sie bestimmt. Sie winkte ihn heran.

Wie von Fäden geführt schritt Kira näher.

"Komm, setz dich", sagte sie, und klopfte auf das weiche Moos neben sich.

Kira ließ sich dort nieder. Er konnte einfach nicht den Blick abwenden.

"Du bist Kira", sagte sie. Und so wie sie es sagte, war es eine Feststellung, keine Frage gewesen.

Der Junge nickte. "Ja. Und es tut mir wirklich leid, wenn ich dich verletzt habe. Eigentlich sollte mein Raikin Issen nicht so stark sein, um wirklich weh zu tun. Ich nutze es nur, um versteckte Gegner aufzuspüren."

Nun verzog das hübsche Mädchen das Gesicht zu einer enttäuschten Miene. "Was denn? Wolltest du etwa den niedlichen kleinen Affen mit einem Stromschlag aus den Büschen treiben?"

Kira spürte, wie sein Gesicht vollends rot anlief. "Aber das ist doch meine Aufgabe!", rief er viel zu laut. "A-außerdem wusste ich doch nicht, dass ich es jetzt besser beherrsche!"

Das Lächeln kehrte auf die wunderschönen Züge zurück. Kira sah, wie sich ihr rechter Arm näherte. Dann legte sich ihre Hand auf seinen Kopf. Mit bedächtigen, aber kraftvollen Zügen ging sie ihm über das struppig stehende kurze Blondhaar. "Okay, dann vergebe ich dir. Weil du dir Mühe gegeben hast. Aber ich erwarte, dass du dir auch weiter so viel Mühe gibst. Mamo-chan erwartet viel von euch. Enttäuscht ihn nicht."

"Mamo-chan?" Erstaunt sah er die hübsche junge Frau an. "B-bist du eine Freundin von ihm?"

Das Mädchen lachte, und es passte in seiner kristallklaren Schönheit im Sopran vollkommen zu dieser feenhaften Erscheinung. "Natürlich bin ich seine Freundin."

"Und du hilfst ihm heute?", hakte er nach.

Das brachte Perine zum Schmunzeln. "Natürlich helfe ich ihm. Immerhin bin ich der kleine Affe, den du verfolgt hast", erklärte sie. Nach einem letzten Streichler nahm sie die Hand zurück und zog die Glocke hervor, die Kiras Ziel war. "Hier. Siehst du?"

"D-du bist der kleine Affe?", rief Kira erstaunt. Aber da währte nur eine Sekunde, und er griff nach der Glocke. Leider griff er ins Leere, denn Perine benutzte Step, und war fort, bevor er die Glocke erwischen konnte. Sie erschien ihm auf dem Ast eines nahen Baumes wieder. Lächelnd schwenkte sie das Glöckchen, das dabei leise bimmelte. "Bitte gib dir Mühe. Sonst kannst du nicht mit auf den Ausflug, und musst in Konoha bei Lee bleiben und die ganze Zeit Basisübungen machen!", rief sie.

"Warte!", rief Kira. "Der Auftrag war doch, dass ich dich nur berühren brauche, und du gibst mir die Glocke! Und wir haben uns doch gerade berührt, oder?"

Perine lachte erneut auf. "Was für ein schnell schaltender, aufgeweckter kleiner Genin du doch bist. Aber du begehst einen Denkfehler. Dein Auftrag lautet, mich zu berühren, oder die Glocke zu schnappen. Ich aber habe dich berührt, wenn du dich daran erinnern würdest, Kira-chan."

Der Junge konnte sich nicht helfen, aber das Suffix Chan, von diesem wunderschönen Mädchen an seinen Namen angehängt, ließ ihn für einen Moment träumen.

Perine bemerkte das, benutzte Step, und stand plötzlich hinter dem Genin. Mit der rechten flachen Hand klopfte sie ihm auf den Po. "Los, gib dir Mühe, und man Mamo-chan stolz auf dich", raunte sie ihm zu, und sprang ins Geäst des Waldes zurück.

Kira, nach dem ersten Schreck wieder aufgetaut, sprang ihr hinterher. "WARTE!"

"Junge, Junge, du glaubst doch nicht, das ich darauf höre, Kira-chan", spöttelte die Affenkriegerin milde.

Da hatte sie natürlich Recht. Hm, es schien für Kira ganz so, als wäre die vermeintlich leichteste Aufgabe nun die schwerste Aufgabe. Vielleicht waren die anderen Ziele leichter zu erreichen? Der Gedanke kam zu früh. Erst wollte er hier sein Glück probieren. "Gib mir wenigstens eine Chance, Perine-chan!", rief er, und eilte der Affenkriegerin nach.

***

Rock Lee war auf den See hinaus gelaufen. Nicht weit. Nur ein paar Meter. Aber an dieser Stelle war er beeindruckend tief. Dennoch stand er oben auf den Wellen.

"Boah, das ist cool!", rief Shinji, als er das sah. "Das hatten wir in der Akademie aber noch nicht! Wie machst du das, Sempai?"

Lee lächelte geschmeichelt. "Weißt du, eigentlich kann ich ja nur Taijutsu anwenden. Ich beherrsche nicht ein einziges Ninjutsu. Ich habe dafür einfach keine Affinität. Streng genommen aber ist das Wasserwandeln ein Ninjutsu. Und dann wieder doch nicht."

"Hä?", fragte der junge Ninja, und kratzte sich am Stirnansatz unter dem Konoha-Stirnschutz. "Das verstehe ich gerade nicht."

"Ich erkläre es dir", sagte Lee generös. "Weißt du, die Technik des Wasserwandelns oder des auf die Bäume kletterns verwendet Chakra. Man konzentriert einen Teil davon in den Füßen und benutzt es, um sich festzusaugen oder abzustoßen. Das ist so simpel, dass sogar ich das beherrsche."

"Kann ich das auch lernen?", rief Shinji begeistert. "Ich meine, nachdem ich dir die beiden Glöckchen abgenommen habe?" Just in diesem Moment durchstieß ein zweiter Shinji die Wasseroberfläche, und versuchte nach den beiden Glöckchen an Lees Gürtel zu greifen.

Der junge Mann mit dem grünen Trainingsanzug lächelte darüber nur müde. Es war zwar eine verdammt gute Leistung von dem grünen Bengel gewesen, seinen Schattenklon im Wasser entstehen zu lassen, einfallsreich dazu, aber weder die Fingerzeichen des Genin, noch die kleine Welle, die entstanden war, als der materialisierte Klon Wasser verdrängt hatte, waren Lee entgangen. Dazu hatte er den Kurs verfolgt, den Shinjis Klon unter Wasser genommen hatte. Er war also alles andere als überrascht.

Lee trat einfach einen Schritt nach hinten, und ließ den Schattenklon ins Leere fallen. Der Klon-Shinji fiel ins Wasser zurück, und sah seinen Sempai böse an. "Menno."

"Ha, ha. Etwas mehr Mühe musst du dir schon geben, Shinji-kun", sagte Lee in ermutigendem Ton.

Ungefähr in dem Moment realisierte Lee, dass der Junge zwei Klone erschaffen hatte, einen unter dem anderen. Und genau dieser zweite Klon war in diesem Augenblick in Lees Rücken zu spüren, und drohte ihn zu berühren.

Lee sah hinter sich, spürte mehr als das er es sah, Shinjis Hand näher kommen, nur noch Zentimeter entfernt, und... Trat mit dem rechten Fuß ins Wasser. Dies geschah mit einer solchen Wucht, mit so einer Kraft, das sich im Wasser zuerst eine Kuhle bildete, die beide Schattenklone für einen Moment in der blanken Luft rudern ließ, bevor sie durch den immensen Luftdruck, der dem Tritt folgte, vergingen, und danach eine große Welle ringförmig von Lee ausgehend auf dem See ausbreitete.

"Hey!", gelang es Shinji noch zu sagen, da verschluckte sie ihn schon, und ließ ihn erst drei Dutzend Meter das Ufer hoch aus ihrem Würgegriff.

Der junge Genin spuckte eine Zeitlang Wasser. Was war der Kerl für ein Monster? Und warum war er immer noch Genin? Und wie hatte er das gemacht, wenn er doch nur Taijutsu beherrschte? Konnte jemand so hart treten, das sich mehrere hundert Kubikmeter Wasser bewegten - und das sehr schnell und sehr kraftvoll? Wie geil war das denn?

Als er sich wieder aufrichtete, freute sich Shinji auf die zweite Runde mit dem Jungen im grünen Trainingsanzug.

Aber leise fragte er sich, ob die anderen beiden Prüfungen nicht eventuell leichter gewesen wären.

***

Mai hockte in einem Busch, zwanzig Meter von Mamoru entfernt. Sie hatte absichtlich den Eindruck erweckt, mit Kira mitgegangen zu sein, um den kleinen Affen zu jagen; stattdessen lag sie hier auf der Lauer und suchte nach einer Schwäche des Chunin vor ihr.

Sie durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen, wie Kira das tat. Andererseits brauchte sie ihn auch nicht zu heroisieren, wie es Shinjis Art war.

Sie hatte, kurz bevor sie mit den anderen beiden hierher gekommen war, ihren Vater aufgesucht. Shouta Kobashi hatte der aufgeregten Rede seiner Tochter über ihre neue Gruppe, über die anstehende Reise und die dafür notwendige Prüfung wortlos zugehört. Dann hatte der spezialisierte Jounin das Wort ergriffen, und eindringlich auf seine Tochter eingeredet. "Kind", hatte er zu ihr gesagt, und diese Formulierung hatte er nicht mehr verwendet, seit sie im Krankenhaus mit ihrer schweren Krankheit gekämpft hatte, "du musst eines verstehen, so wie jeder Genin zuvor, der von seinem Jounin geprüft wurde: Du hast es mit einem Jounin zu tun, mit jemandem vom Kaliber deines Vaters."

"Aber", hatte sie aufbegehrt, "Morikubo-sensei ist doch nur ein Chunin."

Ihr Vater hatte bei diesen Worten nur milde gelächelt. "Es würde zu weit führen, dir alles en detail zu erklären, was der Rat und die anderen Jounin, geschweige die Godaime Hokage sich von Mamoru-chan versprechen und was sie von ihm erwarten. Ich sage nur, das er ein besonders starker Chunin ist, der sich mehrfach bewiesen hat. Denke an Otogakure, das hattest du sicherlich im Unterricht. Oder denk an seinen Lehrer, den Sandaime Hokage, den man wegen seinem Wissen um so viele Jutsu auch den Professor genannt hat. Denkst du, jemand kann eine andere Ninjastadt zerstören, oder der Schüler des Sandaime sein, ohne dass nicht zumindest das eine oder andere hängen bleibt? Und wenn wir es umdrehen, was denkst du, wie gut wird er sein, wenn er alle Erwartungen erfüllt?"

"Und warum ist er dann noch kein Jounin, so wie du, Otou-chan?", hatte Mai trotzig gefragt.

Dies ließ ihren Vater erneut milde lächeln. "Sagen wir, weil er feststeckt. Irgendwo zwischen dem besten und dem schlechtesten Ergebnis. Wo, das musst du mit deinen beiden Teamkameraden herausfinden."

"Na, danke. Das hilft mir genauso wenig weiter, wie mit diesen beiden Dummköpfen in ein Team gesperrt zu werden", hatte sie gemurrt.

Ihr Vater war ihr über den dunkelbraunen Schopf gegangen, den Seitenscheitel hoch über die aus dem Pony nach hinten geflochtenen Haare, und diesmal hatte er gegrinst wie ein Honigkuchenpferd auf Zucker. "Oh, ich habe Vertrauen. Vertrauen in dich, Vertrauen in Shinji-kun und Vertrauen in Kira-kun. Immerhin kenne ich ihre Eltern, und wenn sich etwas von ihnen in ihren Söhnen wiederfindet, werdet Ihr ein tolles Team bilden. Doch dazu müsst Ihr lernen, zusammen zu arbeiten."

"Hmpf."

"Du, deine Vorliebe sind doch Shuriken. Ich glaube, ich habe da was für dich", hatte Vater gesagt, war in seinem Arbeitszimmer zugange, und anschließend mit einer großen rechteckigen Schachtel wiedergekehrt.

"Was ist das?", hatte Mai neugierig gefragt, und mit der Erlaubnis ihres Otou-chan hatte sie sie geöffnet. In der Schachtel fand sie eine zusammengefaltete Riesenshuriken, eine Fuusha, die vier Blätter besaß. Entfaltet maß sie sechzig Zentimeter im Durchmesser. Vater hatte gelächelt, ihr die Waffe aus der Hand genommen und sie aufgefaltet. Mai war vor Entsetzen einen Schritt zurückgesprungen, als eine der Klingen nur Millimeter vor ihrer Nase zur Ruhe gekommen war.

Dann hatte Vater mit beiden Händen zugegriffen, und plötzlich waren es zwei gewesen.

"Ich erkläre dir jetzt einen Geheimtrick. Wenn du wirklich versuchst, die Prüfung alleine zu bestehen, dann hast du nur eine Chance. Du musst ihn einmal überraschen, um ihn zu überrumpeln. Aber das klappt auch wirklich nur dieses eine Mal. Wenn er merkt, was für ein Früchtchen du bist, wird er dich nicht mehr unterschätzen, und du hast keine Chance mehr. Hat dir schon mal jemand das Schatten-Shuriken gezeigt?"
 

Nun hockte sie hier, in ihrem Busch, hatte ihr Augenmerk auf Mamoru-sensei gerichtet, und auf die drei Glöckchen an drei Pfählen, von denen sie nur eines erwischen musste - und ihr Sensei marschierte sichtlich gelangweilt vor den Pfählen auf und ab, hüpfte mal auf einem Bein, kickte nach Steinchen, oder starrte gedankenlos in die Wolken. Verhielt sich so ein Shinobi? Vielleicht hatte ihr Vater seine Schilderungen absichtlich übertrieben, damit sie sich besonders anstrengte. Vielleicht aber verstellte sich Mamoru-sensei auch nur, damit sie ihren einzigen Versuch versaute, an eines der Glöckchen zu kommen. Mai beschloss, vorsichtig zu bleiben, und sich nicht einlullen zu lassen. Sie blieb bei dem Plan, den sie sich zurecht gelegt hatte, und der die größte Aussicht auf Erfolg versprach. Und sie beherzigte die Worte ihres Vaters, dass sie nur einen Versuch hatte.

Mamoru-sensei indes trug ein wenig Holz zusammen, und schichtete es einen halben Meter vor der mittleren Holzsäule auf. Er vollführte ein paar Fingerzeichen, die Mai aus ihrer Position nicht genau erkennen konnte, und flugs brannte der kleine Stapel mit einer halbmeterhohen Flamme. Mai beschloss, sich das zu merken. Beim Campieren in der Wildnis war der Sensei also ein vorzügliches Feuerzeug. Hm, wenn er schon mit Feuer spielte, dann musste er sehr gelangweilt sein. Sie wusste, dass er eine Feuernatur hatte. Zeit, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

***

Etwa zwanzig Minuten waren vergangen, seit ich den Test um die Teilnahme an der Reise begonnen hatte. Shinji lernte unbewusst von Lee, wie man auf Wasser wandelte, während er versuchte, den anderen Shinobi zu erreichen - mehr schlecht als recht, aber ich war beeindruckt, das es ihm überhaupt gelang, sein Chakra so zu lenken - meine Späher berichteten mir, dass P-chan Kira kräftig durch den Wald hetzte... Und Mai-chan hockte noch immer in ihrem Busch. Natürlich wusste ich einiges über sie. Mehr als sie vielleicht vermutete. Wichtig für mich waren ihr Chakra-Level, die Anzahl ihrer Jutsu, die sie gut beherrschte, und ihre Vorliebe für mittlere und weite Distanzen. Für den Nahkampf fehlte ihr das Selbstvertrauen. Noch. Verständlich, wenn der Eindruck, ihr Körper habe sie während der Krankheit schmählich in Stich gelassen, noch immer in ihr vorherrschte. Eine Veränderung in ihrem Chakra-Fluss warnte mich vor, dass sie ihr Vorhaben nun langsam beginnen wollte. Ich war sehr gespannt darauf, was sie mir bieten würde. Hm, hatte Shouta-sempai ihr nicht gesagt, das ich zwar ein nur schwacher, nichtsdestotrotz aber ein sensorischer Ninja war? Anscheinend nicht, sonst hätte sie ihre Vorbereitungen nicht innerhalb meiner Reichweite vollzogen.

Langsam begann ich ein wenig Holz aufzuschichten. Mit einem Katon Bunshin setzte ich es in Flammen.

Dann begann für mich das Warten. Ich war sehr gespannt auf ihre Strategie; ihre Teamkollegen schlugen sich nicht schlecht, und jeder bewies eigene Fähigkeiten und Qualitäten. Mich interessierte aber vor allem, wie sie sich zusammen schlugen. Und dazu mussten sie einzeln scheitern.
 

Es begann mit einem quiekenden Schmerzenslaut und dem völlig unerwarteten Ruf: "Ameisen!"

Mai Kobashi huschte aus dem Busch hervor, sich dabei kräftig abklopfend, um die schwarzen, beißenden Plagegeister von ihrer Kleidung und von ihren Armen zu befördern. Als sie damit fertig war, wurde ihr augenscheinlich bewusst, was sie gerade getan hatte. "B-bilde dir ja nichts ein!", rief sie enrüstet. "Wenn die dämlichen Ameisen nicht gewesen wären..."

Sie errötete, als sie mich grinsen sah. "U-und mach dich nicht lustig über mich!"

"Ein Shinobi wird öfters mal in Situationen geworfen, die er nicht herbei geführt hat, oder die er nicht kontrollieren kann. Dann gilt es zu improvisieren", sagte ich ihr. "Ich bin gespannt, wie du es damit hältst."

"D-das wirst du schon noch sehen, Sensei!", rief sie wütend. Sie griff in ihre Kunai-Tasche, und Augenblicke darauf fuhr ein Schwarm Kunai auf mich zu, denen ich jedoch problemlos ausweichen konnte. Eines der Kunai trug ein Spreng-Tag, und so nahm ich mir die Zeit, es zu zertreten, bevor es explodieren konnte. Nicht auszudenken, wenn es losgegangen wäre und das Feuer gelöscht hätte.

"Das war nur zum Aufwärmen!", rief sie trotzig. Ihr nächster Angriff erfolgte mit Wurfsternen, die eine Serie neben mich schlugen und mich zwangen, nach links auszuweichen. Dort erwartete mich eine Salve Senbon, die ich tatsächlich mit meinem Kunai abwehren musste. Für einen Genin frisch von der Akademie war das schon beeindruckend. Nebenbei bemerkt machte sie einen guten Job dabei, mich von den Pfosten fort zu drücken, um das eigentliche Ziel hier zu erreichen, nämlich eines der Glöckchen an den Holzpfählen zu ergattern. Dies stellte ich mit einem Schmunzeln fest. Aber ich ließ mich dann doch nicht ganz fort treiben und kehrte mit Step an meinen alten Platz zurück. "Das war schon sehr beeindruckend. Ich bin sehr gespannt, was du mir ansonsten zu bieten hast."

Mais Miene zeigte Ärger. "Das werde ich dir zeigen, Sensei!"

Wieder warf sie Shuriken, und diesmal wehrte ich sie gleich mit meinem Kunai ab. Um sie ein wenig zu motivieren, ließ ich einen von ihnen meine Kleidung aufritzen. Ich kommentierte es nicht, so als hätte ich es nicht mal bemerkt. Aber ich sah, wie sich Mais Blick darauf heftete, und wie Triumph in ihren Augen aufglomm.

"Etwas mehr musst du mir schon bieten", sagte ich in gemütlichem Ton.

Ich wusste von Kakashi, das er, als er Naruto Sakura-chan und diesen Uchiha-Spross geprüft hatte, nebenbei provokativ in einer von Jiraiya-samas Novellen gelesen hatte, um seinen Genin seine absolute Überlegenheit vor Augen zu führen. Und es waren nicht die "Erzählungen eines verwegenen Ninjas" gewesen. Davon hielt ich nicht ganz so viel. Aber ein wenig Überheblichkeit zu demonstrieren war ja auch nicht so schlecht.

Diesmal sagte sie nichts, sondern warf einfach nur ihre Shuriken. Ich wich nicht mal aus, weil Mai daneben geworfen hatte. Das wiederum alarmierte mich. Mai warf nicht daneben. Wir Recht ich damit hatte, verstand ich, als Mai ihre Rechte nach hinten zog. Die Shuriken, die mich passiert hatten, zogen nun eine enge Schleife, und rasten auf meinen Rücken zu. Ich wich seitlich nach vorne aus, und war damit mehr als fünf Meter von den Pfosten entfernt. Würde ihr das schon reichen? Nein, sicher nicht. Diesmal warf sie ein großes, vierarmiges Shuriken, ein Fuusha, wie es oft im Krieg verwendet wurde. Ich erkannte es als eine der Lieblingswaffen ihres Vaters wieder. Sie beherrschte es für einen Neuling recht gut. Ich wich zur Seite aus, und drückte die Waffe zusätzlich mit meinem Schwert zur Seite. Das war ungefähr eine Sekunde bevor ich bemerkte, das im Deckschatten des ersten Shurikens ein zweiter folgte, und dieser scherte genau in meine Richtung aus, kaum das ich ihn sehen konnte. Shouta, verdammt! Ich beschloss, mit dem Kollegen ein ernstes Wort zu wechseln. Andererseits war es mein eigener Fehler, wenn ich mich von einem Genin töten ließ, oder? Mit Step in letzter Sekunde, besser noch, im letzten Sekundenbruchteil, wich ich der Waffe aus. Diesmal war ich zwanzig Meter von den Pfählen entfernt, und diese Distanz reichte Mai, um ihre Chance zu nutzen.
 

Gerade als ich aus dem Step kam, bewarf mich Mai erneut mit Senbon. Wieder musste ich sie mit meinem Kunai abwehren. Währenddessen aber sprangen zwei weitere Mais aus dem Gebüsch hervor, und rasten auf die Balken zu. Alles was sie zu tun hatten, das war, eines der Glöckchen zu ergreifen. Kage Bunshin, wie überaus interessant. Dazu hatte sie zwei erschaffen, und diese waren nun schon zehn Minuten stabil. Nicht schlecht für einen Genin, vor allem für einen, der noch immer an den Nachwirkungen einer einjährigen Erkrankung litt.

Die beiden Schattenklone hatten sich den vordersten Pfosten als Ziel ausgesucht, und flogen regelrecht darauf zu. Vier Hände streckten sich aus nach der Beute, die nur noch Zentimeter entfernt war, als aus der Flamme mein Feuerklon sprang, und beiden Mädchen die Fäuste in die Mägen rammte. Sie klappten wie Papier um seine Arme, stießen kurze, knappe Laute aus, die nach Schmerzen und viel zu wenig Luft klangen, und verpufften vor unseren Augen.

"Sensei!", rief Mai vorwurfsvoll. "Du kannst doch nicht..."

Doch das war nur Ablenkung. Einerseits ihre Worte, andererseits die beiden Schattenklone, die ich gerade vernichtet hatte. Ein dritter Klon hastete über meinen Feuerklon hinweg, benutzte den ersten Pfosten als Zwischenstation, und stürzte auf den letzten Balken mit seinem Glöckchen zu. Bevor der Schattenklon jedoch danach greifen konnte, entließ mein Feuerklon einen Flammenspeer, der das Mädchen regelrecht aufspießte. Mit einem Laut des Entsetzens verging auch der dritte Klon.

Ich applaudierte. "Nicht schlecht, nicht schlecht. Das waren drei Kage Bunshin. und deine Strategie war auch nicht schlecht. Hätten die anderen zwei dir geholfen, dann könntet Ihr jetzt drei Glöckchen haben."

Mit Entsetzen im Blick sah sie mich an. "Sensei", hauchte sie erschüttert, "was, wenn der letzte Klon gar kein Klon gewesen wäre? Was, wenn ich das selbst gewesen wäre?"

Ich lachte auf. "Ein sensorischer Ninja wird ja wohl bei einem Genin frisch von der Akademie erkennen können, wer der Klon und wer das Original ist, oder?" Ich stutzte, als ich ihre Verblüffung sah. "Sag mal, hat dir Shouta-sempai etwa seine Fuusha geliehen, dir aber nicht verraten, das ich sensorischer Ninja bin?"

Ihr vollkommen verblüffter Blick war Antwort genug. Ich lachte. Das glich die Schatten-Shuriken-Technik, die mich beinahe überrascht hätte, doch vollkommen wieder aus.

Mein Katon Bunshin zog sich wieder auf das Holz zurück und spielte weiterhin ein fröhliches Feuerchen, und ich nahm meine alte Position vor den Holzpfosten wieder ein.

"Du bist schon sehr gut geworden", lobte ich das junge Mädchen, zog die Shuriken, Kunais und Senbon aus der Erde und aus den Balken, um sie ihr wieder zu geben, "aber ich denke, du hast dein Feuer nun verschossen. Ich schätze es wird Zeit, dass Ihr es mit Teamarbeit versucht."

***

"Du hast dein Feuer nun verschossen", sagte Mai, und versuchte dabei, Mamoru-senseis Tonfall nachzuäffen. "Du musst es jetzt mit Teamarbeit versuchen."

Kira warf ihr einen missmutigen Blick zu, während er einen großen Schluck Wasser trank. "Ach, sei doch still. Wir sind alle gescheitert. So wie wir da stehen. Und dafür haben wir eine geschlagene Stunde gebraucht. Sensei hat vollkommen Recht. Jetzt müssen wir es mit Teamwork probieren."

Shinji, das Haar patschnass am Kopf klebend, weil er ihn einmal im kühlen See untergetaucht hatte, nickte bestätigend. "So ist das nun mal. Ich kriege Lee-sempai nicht von diesem See runter, und so sehr ich es auch versuche, ich schaffe nur ein paar Schritte, bevor mein Chakra versagt, und ich einsinke. Wie ist der Affe denn mit dir Schlitten gefahren, Kira?"

"Ach, hör auf, daran will ich gar nicht denken. Er hat mit mir gespielt. Einmal hat sie die Verletzte gespielt, dann die Erschöpfte, ein anderes Mal die Gefangene in einer garstigen Klappfalle, und jedes Mal hat sie mich heran kommen lassen, nur um mir kurz zuvor zu entwischen. Und dabei... Nun, es waren sehr schmerzhafte Lektionen."

"Sie?", fragte Shinji.

"Sie", bestätigte Kira.

"Aha. Und wie war es bei dir, Mai-chan?"

Das Mädchen seufzte, lehnte sich nach hinten ins Gras, und kaute auf einem Grashalm. "Ja, wie war es denn? Überraschend. Ich habe versucht, Sensei von den Pfählen weg zu drängen. Ihr wisst ja, die Aufgabe an den Pfählen lautet nicht, ihn zu berühren, sondern die Glöckchen zu schnappen. Um das zu schaffen, hatte ich drei Kage Bunshin in der Nähe versteckt, die zuschlugen, als Sensei so weit weg war, das er mit Step nicht mehr rechtzeitig bei den Pfosten sein konnte, bevor meine Klone nicht wenigstens eins erwischt hatten. Dachte ich. Vorsichtshalber ließ ich einen Klon mit Verzögerung angreifen. Tatsächlich hat Mamoru-sensei einen Feuerklon bei den Pfählen zurückgelassen, und der hat rabiaten kurzen Prozess mit den drei gemacht. So schnell konnte ich gar nicht gucken. Ich habe es dann noch ein paarmal auf andere Art probiert, aber Ihr seht es ja. Kein Glöckchen. Stattdessen sitze ich hier bei euch. Und nun? Hat jemand Vorschläge?"

"Ich plädiere dafür, das wir es zuerst bei Perine versuchen", sagte Kira. "P-chan", ergänzte er, als Shinji ihn fragend ansah. "Wenn wir sie zu dritt einkreisen, sollten wir zumindest ein Glöckchen bekommen. Danach können wir entscheiden, ob wir Lee-sempai vom See runter locken, oder ob wir unser Glück bei Sensei versuchen. Aber vorsicht. Glaubt nicht, nur weil P-chan ein Affe ist, würde es leicht werden."

"Ja, man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen", rief Shinji fröhlich. "Nicht mal, wenn er nur ein kleiner, harmloser Affe ist."

"Hast du eine Ahnung", seufzte Kira.
 

Sie setzten den Versuch um. Nachdem Kira, wenig zimperlich, mit seinem Raiton die Position des Affen ermittelt hatte, stürzte er dem davon huschenden Kerlchen hinterher. Diesmal aber lagen Shinji und Mai auch auf der Lauer, und wie abgesprochen versuchten sie, ihm den Weg abzuschneiden.

Shinji gelang es am Besten, weil er auf der Außenflanke war. Bevor er sich versah, rauschte er fast in einen rosa Kimono hinein. Nur knapp konnte er ausweichen. Die Besitzerin des Kimonos quiekte lieblich und erschrocken zugleich, als sie ihm ebenfalls auswich, und sich auf dem Boden wiederfand. "Na, du bist mir aber ein rabiater kleiner Kerl", murmelte sie, und tastete ihre Beine auf Verletzungen und Verstauchungen ab, die durch ihren Sturz fast bis zur Hüfte nicht mehr vom rosa Yukata bedeckt wurden. "Autsch."

Shinji errötete bis an die Haarspitzen beim Anblick der blonden Schönheit und ihrer perfekten Beine. "Bi-bi-bi-bi...", stotterte er.

"Bin ich verletzt?", vervollständigte das Mädchen. "Nein, sieht nicht so aus. Das ist aber reines Glück, und das habe ich nicht dir zu verdanken, Shinji-kun."

Die Frage, woher sie seinen Namen kannte, kam ihm gar nicht in den Sinn. So wie ihm vieles nicht in den Sinn kam, zum Beispiel die Jagd auf P-chan. Zu seinem großen Bedauern bedeckte das blonde Mädchen die Beine mit dem Stoff des Yukatas, als sie seinen starren Blick bemerkte. "Und frech bist du auch noch", tadelte sie ihn in einem amüsierten Ton.

Das entsetzte Shinji, gerade so als würde er aus einer Starre erwachen. Er sah auf, und hätte es doch besser nicht getan. Das schöne, wie modelliert wirkende Gesicht war beinahe noch faszinierender als die langen, perfekten Beine. Er wusste zwar nicht genau, warum das so war. Aber hätte es in der Nähe einen Sockel gegeben, er hätte sie drauf gestellt und sie angebetet. Verlegen sah er zu Boden.

"Nanu, was ist denn jetzt mit dir? Kannst du mir nicht in die Augen sehen?", fragte sie amüsiert.

"I-ich will nicht unhöflich sein und starren. Du bist so hübsch", murmelte er verlegen, und zeichnete mit dem rechten Fuß verlegen Kreise auf den Boden.

Das blonde Mädchen strahlte. "Danke. Deine Komplimente sind etwas unbeholfen, aber sehr erfrischend. Du darfst mich ruhig ansehen, Shinji-kun."

Vorsichtig hob er den Blick - und starrte in Mais Gesicht, auf deren Stirn eine Zornesader pochte.

"Ach, fängst du jetzt auch noch damit an? Siehst ein hübsches Gesicht, und vergisst total, warum wir hier sind? Wer bist du? Kira Nummer zwei?" Ärgerlich deutete Mai hinter sich. "Und dann hat sie noch nicht mal Titten, nur ein hübsches Gesicht."

Shinji sah, wie das Lächeln auf dem Gesicht des blonden Engels einfror. "Ach, ist das so, Mai-chan?", hörte er das Mädchen sagen, und so wie sie es sagte, machte es ihm Angst.
 

Kira holte auf, so schnell er konnte. Ihm fiel gerade ein, dass er den beiden eine essentielle Information unterschlagen hatte, und die konnte über Sieg oder Niederlage entscheiden! Als er endlich die beiden Kameraden eingeholt hatte, war es bereits zu spät. Perine hatte sich mit pochender Zornesader auf der Stirn, Mai gegriffen, auf jeder Kopfseite eine Faust gespannt, und kräftig zu drehen begonnen. "Wie, keine Titten? Das sagst ausgerechnet du? Möchtest du das gerne wiederholen?"

"Auuuuuuuu! Nein, will ich nicht, Sempai! Es tut mir leiiiiiiiiiiid!"

Für einen Moment war Kira versucht, die Situation zu nutzen, und Perine ihr Glöckchen abzunehmen, aber bevor er auch nur einen Schritt gemacht hatte, traf ihn ihr böser Blick, der ihn erstarren ließ. Der Druck, den sie mental aufbaute, ließ keine weitere Handlung zu.

"Setzt euch!", befahl Perine, und die drei Genin gehorchten.

Was folgte, war ein geharnischter Vortrag darüber, andere nicht nach ihren Äußerlichkeiten zu beurteilen, was vor allem Mai eifrig bestätigte, sowie eine längere Tirade darüber, was die Aufgaben des Einzelnen in einem Team waren, und wie man verschiedene Strategien miteinander kombinieren musste, und auch konnte oder sollte, um zum Erfolg zu kommen.

Sie schloss den Vortrag damit, dass sie im Großen und Ganzen von den Genin enttäuscht war, und von nun an mit voller Kraft agieren würde. Zu diesem Zweck verwandelte sie sich in einen Affen. Nicht in das niedliche Äffchen, das sie zuvor gewesen war, sondern in ihre eigentliche Gestalt.

Auch in dieser war sie erhaben schön, und ihr goldener Pelz leuchtete, als wäre er wirklich aus purem Gold. Aber ihr hübsches Gesicht war von Augen geprägt, die nur den Sieg kannten, und ihre Hände wurden von wohlgeformten Klauen gekrönt, die gefährlicher als ein Kunai waren. Bei diesem Anblick und der augenscheinlichen Wut in den Augen der Affenkriegerin beschlossen die drei Genin, vorerst ihr Glück bei einer anderen Aufgabe zu versuchen.
 

Als die drei aus der Sitzhaltung aufgestanden und im Wald in Richtung See verschwunden waren, entging ihnen leider, dass sich Perine wieder in das Mädchen verwandelte. Sie sah den dreien nach und lächelte zufrieden. "Das war keine schlechte Teamarbeit, um mich in die Enge zu treiben. Ihr seid auf einem guten Weg." Sie öffnete den Yukata und ließ das Oberteil von ihrem Körper gleiten, damit sie leichter an die Wickel kam, die ihre Brust zurückgebunden hatte. Mai-chan machte ihr ein klein wenig Sorgen, weil sie etwas zu berechenbar war. Noch. Aber ihre strategischen Anlagen waren viel versprechend.

***

"Lee-sempai!", rief Mai so laut sie konnte zum jungen Genin herüber, der in der Mitte des Sees wie auf einer grünen Wiese da lag und in die Wolken starrte.

Lee richtete sich auf. "Was? Versucht es Shinji-kun wieder tauchend?" Er sah zum Ufer. Dort standen alle drei Genin beisammen. "Was gibt es denn, Mai-chan?"

"Wir wollen verhandeln!"

Interessiert erhob sich Lee und kam näher. "Verhandeln?"

"Lee-sempai, du bist auf dem See unangreifbar für uns. Aber es ist wohl klar, dass das nicht deine Aufgabe ist. Du musst uns die Gelegenheit geben, dich zu berühren, und dir ein oder zwei Glöckchen abzunehmen", sagte Mai.

"Ha. Und wenn ich das nicht will? Mamoru-sempai hat drei Glöckchen, und Perine-chan hat auch eines. Das sind vier. Mehr als genug für euch drei."

Als der Name der Affenkriegerin fiel, erschauderten die drei Genin für einen Moment. "Wenn du nicht willst, können wir dir auch nicht helfen. Aber wir bieten dir eine Herausforderung an. Wenn du darauf verzichtest, auf dem See zu bleiben, nehmen wir ein Handicap auf uns."

Interessiert kam Lee näher. "Wie sieht dieses Handicap aus, Mai-chan?"

"Wir verzichten auf Ninjutsu und Genjutsu, solange du an Land bleibst", sagte sie, und die beiden Jungs nickten bekräftigend. "Und wenn du noch einen weiteren Vorteil aufgibst, sind auch wir bereit, ein weiteres Handicap aufzunehmen."

"Und wie soll das aussehen?"

Kira räusperte sich. "Wir malen einen Kreis auf den Boden. Er wird zehn Meter durchmessen. Dir ist nicht erlaubt, ihn zu verlassen."

"Im Gegenzug", kam es von Shinji, "zählen wir die Körpertreffer, die wir bei dir erzielen, nicht als Erfolg. Solange wir im Kreis sind, müssen wir dir die Glöckchen abnehmen. Alles andere zählt nicht. Und wir werden auch immer nur ein Glöckchen zur gleichen Zeit attackieren."

"Das ist aber sehr interessant. Gerne doch. Ich liebe Herausforderungen."

Nun begannen die drei Genin untereinander zu diskutieren. Wortfetzen wehten zu Lee herüber, die Dinge beinhalteten wie: ...wusste doch gleich, das die Forderungen zu harmlos waren... ...hätten bestimmt mehr herausholen können... ...ihn nicht unterschätzen...

Als sie zu Ruhe gekommen waren, nickte Mai. "Dann ist es abgemacht! Wir malen den Kreis, und es geht in dem Moment los, in dem du in den Kreis eintrittst, Lee-sempai."
 

Den Kreis zu "malen" übernahm Kira. Mit seinem Wakizashi jagte er sein Raiton in den grünen Rasen, und erschuf so einen schwarzen Kreis. In diesen traten die drei Genin. "Bereit, wenn du bereit bist, Sempai", sagte Mai.

Das ließ sich Lee nicht zweimal sagen. Er jagte auf den Kreis zu und sprang hinein. Dann löste er die beiden Glöckchen von seinem Gürtel und hob sie provozierend mit der Linken, während er die Rechte ausgestreckt hielt, und den Genin nicht weniger provozierend winkte. "Kommt."

Das ließen sie sich auch nicht zweimal sagen.

Den Anfang machte Shinji mit einer Schlag-Tritt-Kombination, der Kira mit einem Spinkick folgte, der auf Lees Kopf zielte. Lee blockte Shinji mit der Rechten ab und stieß Kira mit einem Schlag in die Seite mitten im Tritt so weit von sich, das er erst außerhalb des Kreises wieder aufschlug. Diesen Augenblick nutzte Mai, indem sie nach einem kraftvollem Sprung von oben auf Lee herabfuhr. Keiner konnte verwunderter sein als sie selbst, als Lee das linke Bein hoch streckte, und ihr komplettes Körpergewicht mit einem Fuß abfing. Dann gab er Gegendruck, und auch das Mädchen wurde meterweit aus dem Kreis befördert.

"Ups", machte Shinji.

"Ja, Ups", sagte Lee, und gab Druck auf den rechten Arm, der immer noch den Fuß des Genins blockte. Der Junge überschlug sich mehrfach, und landete ebenfalls außerhalb des Kreises.

"Na, na, gebt euch doch ein bisschen mehr Mühe", tadelte Lee.

"Sempai, wenn du ein Genin bist, dann fresse ich mein Kunai", ächzte Shinji, während er wieder hoch kam.

"Ich komme gerade von meiner Chunin-Prüfung", sagte Lee. "Ich denke, meine Chancen auf Beförderung sind nicht schlecht."

"Aber das ist unfair!", rief Mai. "Woher hätten wir wissen sollen, dass wir es mit einem baldigen Chunin zu tun haben?"

"Nun, Ihr hättet fragen können. Mich zum Beispiel. Informationen sind genauso wichtig wie ein durchtrainierter Körper." Langsam zog Lee das Bein wieder ein und zog den rechten Arm zurück. Er hielt die Linke mit den Glöckchen hoch. "Aber jetzt wisst Ihr, dass ich fast ein Chunin bin, und diese Information bedeutet, dass ich die Hälfte ihres Vorteils verloren habe. Stellt euch darauf ein, und versucht es erneut."

"Los", ächzte Kira, und kam wieder auf die Beine. Er zog sein Wakizashi, und ließ sein Raiton darum aufleuchten. "Keine falsche Rücksichtnahme mehr."

Shinji nickte, rappelte sich ebenfalls auf, und zückte sein Kunai.

Mai erhob sich, hustete kurz, und griff in ihre Kunai-Tasche. "Entschuldige, wenn wir jetzt etwas grob werden, Sempai."

"Aber nicht doch", erwiderte Lee strahlend. "Macht ruhig! Um so mehr lernt Ihr doch."

"Spötter", sagte Mai mit einem wilden Grinsen und trat wieder in den Kreis. Kaum hatte sie das getan, warf sie eine Salve Shuriken nach Lee, während Kira mit seinem Raitongeladenen Schwert heransprang, und Shinji in Lees Rücken angriff. Es folgte eine Art Detonation.
 

Etwa eine Stunde später lagen die drei Genin erneut schwer atmend auf dem Boden.

"Toller Plan", sagte Shinji, und schnappte nach Luft.

"Wir schaffen das", beharrte Mai. "Unsere Kombi ist schon ganz gut, und wir schaffen das! Lee-sempai wird auch mal müde, Jungs."

"Das glaube ich weniger", brummte Kira, und deutete auf den grüngewandeten Genin, der gerade einhundert Liegestütze auf dem rechten kleinen Finger absolvierte. Dabei lächelte er ohne einen Tropfen Schweiß auf der Stirn zu ihnen herüber. "Lasst euch nicht zu viel Zeit. Sonnenuntergang ist erst in zehn Minuten."

Diese Information ließ die drei hoch fahren. Nur noch zehn Minuten! Schafften sie es nicht, in dieser Zeit die drei Glöckchen zu erobern, würden sie mit Lee in Konoha bleiben müssen, und ihre Basisfähigkeiten trainieren, bis sie kotzen mussten. Und wenn sie Lees Fitness und seine Kampfkünste in Betracht zogen, würden sie es oft tun. Kotzen.

Lee beendete seine Liegestütze und schnellte sich in den Stand. "Wisst Ihr, ab welchem Punkt es schief gelaufen ist?"

"Was? Unser kombinierter Angriff auf dich?", fragte Kira.

"Genau. Er ging schief, als Ihr freiwillig auf Ninjutsu und Genjutsu verzichtet habt. Taijutsu ist meine absolute Spezialität. Sich mit mir auf diesem Gebiet zu messen, während man noch andere Fähigkeiten hat, ist im besten Falle zweifelhaft, wenn nicht wagemutig. Oder sogar dumm. Ein anderes Handicap hätte es auch getan."

Resignierend ließen sich alle drei Genin wieder zurücksinken.

"Allerdings... Es gibt da immer noch eine Möglichkeit, mit der Ihr gewinnen könnt", sagte Lee.

Das brachte die Genin dazu, sich wieder aufzurichten. "Und die wäre?", fragte Shinji interessiert.

Lee deutete auf die drei Pfähle, vor denen Mamoru-sensei gelangweilt herum tänzelte. "Da oben sind drei Glöckchen, und mit ihm habt Ihr keine Absprache, euch zurück zu halten. Für einen Angriff mit all eurer Kraft reicht es noch."

Die drei wechselten entschlossene Blicke. Kira erhob sich, und reichte Mai die Hand zum Aufstehen. Sie griff zu und ließ sich hoch ziehen. Dann griff sie nach Shinji, und zog ihn auf die Beine.

"Einer von uns", sagte Kira ernst. "Wenigstens einer von uns muss so ein verdammtes Glöckchen erobern! Es geht hier um unsere Ehre und um unseren Stolz als Shinobi von Konoha." Er streckte die Rechte aus, und Shinji legte seine Hand darauf. "Einer wird es schaffen! Einer mindestens! Aber wir versuchen die drei trotzdem!"

Mai nickte begeistert und legte ihre Rechte obenauf. "Alle für einen!"

"Dann los! Auf Mamoru-sensei mit Gebrüll!"
 

Als die drei Genin auf ihren zukünftigen Gruppenführer zustürmten, lächelte Lee ihnen hinterher. Perine trat neben ihn. "Und, Lee-kun, bist du auch zufrieden mit ihnen?"

Der schwarzhaarige Genin mit den großen Augenbrauen lächelte verschmitzt. "Sie haben mir ganz schön eingeschenkt. An nur einem Nachmittag ist ihre Zusammenarbeit enorm besser geworden. Ich glaube, die drei mögen sich."

"Na, in dem Punkt bin ich mir nicht so sicher", erwiderte sie lächelnd, "aber auf jeden Fall hassen sie sich nicht."

Mit lächelnden Gesichtern sahen sie dem Ansturm zu, der auf Mamo-chan zukam. Es waren noch sieben Minuten bis zum Sonnenuntergang.

***

Das Kunai trug einen Spreng-Tag. Das sagte alles. Meine Genin gingen nun aufs Ganze, fuhren alle verfügbaren Geschütze auf, und versuchten, um jeden Preis an mir vorbei zu kommen.

Nun, das war Grund genug, um die Glacé-Handschuhe auszuziehen. Mit Kage Bunshin erschuf ich zwei Klone, um die Zahlen auszugleichen, aber auch um sie vergessen zu machen, dass an den Stämmen noch der Raiton Bunshin lauerte.

Kira fuhr auf meinen Schattenklon nieder, sein Wakizashi von seinem Raiton auflodernd, und wurde von einem Kunai gestoppt. Dies war aber für ihn nur eine Gelegenheit. Er ergriff den Arm des Schattenklons, und versuchte, ihn mit Hilfe seines Raitons zu elektrifizieren. Es gelang dem Schattenklon nur mit einem derben Tritt in den Bauch des Genin, sich von ihm zu lösen, bevor das Raiton ankam.

Derweil attackierte mich Shinji. Mitten im Lauf erschuf er drei Schattenklone, was nach der Anstrengung des Nachmittags eine erstaunliche Leistung war. Mit Kunais bewaffnet fielen sie aus vier verschiedenen Richtungen über mich her, während sich neben mir Kira wieder aufrappelte und meinen Klon erneut attackierte.

Mai indes hatte meinen zweiten Klon mit Shuriken angegriffen, und dieser hatte mit Shuriken reagiert. Zwischen den beiden war es ein werfen und ausweichen. Ihr Chakra-Level war schon stark gesunken. Viel fehlte nicht mehr zur Erschöpfung. Von ihr musste ich eine weitere Finte mit Kage Bunshin nicht befürchten. Dennoch band sie meinen zweiten Schattenklon an sich, zumindest für die ersten Minuten. Ihre Gefährlichkeit erwies sie, als ein Kunai, das sie geworfen hatte, an "ihrem" Mamoru-Klon vorbei glitt, auf Shinji zukam, der dem Wurfmesser mit einem Tritt eine neue Richtung und Beschleunigung gab, und zu Shinji flog, der das Messer, als es ihn passierte, elektrisch auflud. So fuhr es meinem Schattenklon in die Flanke. Er verpuffte, etwa eine Minute vor Sonnenuntergang. Diesen Einbruch in meiner Flanke nutzten vier Kira-Schattenklone, um das Gebüsch zu verlassen, und über meine ungedeckte Flanke zu den Pfosten zu kommen.

Mai rief noch: "Nicht! Der Feuerklon!", aber da war es zu spät. Mein zuverlässiger Wächter vernichtete die ersten beiden Klone mit der ersten Abwehr, den dritten erwischte er, als dieser auswich, mit einem Flammenspeer, und Nummer vier riss er zu Boden, indem er seine Beine blockierte, als dieser nur Zentimeter von einem Glöckchen entfernt war. Noch während der Klon versuchte, doch nich das Glöckchen zu erreichen, verschwand das letzte direkte Licht der Sonne. Es war Abend, und die Dämmerung lag über dem Land. Das Spiel war beendet.

***

Drei kleine Häufchen Elend hockten vor mir im Saizen-Sitz, zutiefst deprimiert, mühsam die Tränen zurückhaltend, um Fassung ringend. Shinji schniefte leise, Kira wischte sich verstohlen eine unerwünschte Träne aus dem Augenwinkel, und Mai war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

"Nur ein einziges. Wir wollten doch nur eines", sagte Shinji. Der arme Junge war am Boden zerstört.

Diese Vorlage wollte ich nutzen, um mit meinem Spiel weiter zu machen, aber in diesem Moment hörte ich Perine sagen: "Aber Ihr habt doch ein Glöckchen. Das von mir." Sie kam in Lees Begleitung zu unserer Gruppe, und schlug Mais Kragen auf. Auf der Innenseite war das Glöckchen befestigt. Der Schlitz war zugestopft, damit es nicht klingeln konnte.

Erstaunt sah Mai die Affenkriegerin an, während sie das Glöckchen löste. "Was? Aber Perine-sensei, das Glöckchen kriegt man doch nur, wenn man dich berührt!"

"Und du hast mich ja auch berührt, als du die Gelegenheit dazu hattest. Im Gegensatz zu deinen beiden Kerlen." Sie lächelte liebenswürdig, und wischte dem Mädchen eine Träne der Erleichterung vom Gesicht. "Als ich dir den Kopf mit meinen Fäusten gerieben habe, da hast du zugegriffen und meine Hände berührt. Eine total vernünftige Handbewegung, nicht wahr?"

"A-aber warum hast du denn nichts gesagt? Warum hast du sie versteckt?", fragte das Mädchen erstaunt.

"Na, weil niemand die Regel aufgestellt hat, das ich es euch sagen muss. Und Ihr hättet euch womöglich nicht mehr so sehr angestrengt nach dem ersten Glöckchen. Aber Lee-kun, ich und Mamo-chan wollten sehr gerne eure Teamarbeit sehen. Die hat uns übrigens gut gefallen." Sie drückte dem erstaunten Mädchen einen Kuss auf die Wange. "Du hast sie dir gemäß der Regeln verdient."

Mai strahlte über das ganze Gesicht. Die roten Flecken, die sie kurz zuvor in ihrer Trauer bekommen hatte, tanzten über ihr Gesicht. Stolz zeigte sie das Glöckchen ihren Teamkollegen.

"Gut gemacht, Mai-chan. Das hast du dir verdient", sagte Shinji.

"Ich bin vollkommen Shinjis Meinung. Gut gemacht. Dein Sieg, Mai-chan", sagte Kira.

Sie lächelte glücklich, schloss die Hand um das Glöckchen, und nickte. Dann aber stockte sie.

Zögerlich öffnete sie die Hand wieder. "Wir haben sie aber zusammen erobert. Es wäre egoistisch von mir, wenn ich sie behalten würde." Sie reichte das Glöckchen Shinji. "Hier, nimm du sie. Du hast am meisten Chakra verbraucht. Und dein letzter Angriff war erfolgreicher als unsere zusammen genommen."

"Was? Ist das dein Ernst?" Zögerlich nahm der Junge das Glöckchen von ihr entgegen. Er betrachtete es voller Freude. "Danke, Mai-chan!" Aber sein Lachen erstarb. "Nein. Ich habe sie nicht verdient. Shinji, du hast dich als einziger von uns auf Mamoru-sensei als Meister gefreut. Du hast als einziger gewusst, wie er uns einschenken würde. Du solltest das Glöckchen haben, und Sensei auf seiner Reise begleiten."

Mit Ehrfurcht im Blick nahm der Windaffine Junge das Glöckchen in die Hand. Fest schloss er sie zur Faust, um sie nie wieder los zu lassen. Dankbarkeit und Triumph lagen in seinem Blick, und eine einzelne Träne floss ihm die Wange herab. Dann aber öffnete er die Augen wieder und hielt das Glöckchen auf der Hand. "Nein, ich habe kein Recht auf das Glöckchen. Mai-chan, du hast sie erobert. Du hast alles gegeben. Du hast vielleicht nicht mehr Chakra verbraucht als Kira, aber du bist stärker an dein Limit gegangen. Du solltest sie haben. Hier."

Das Folgende sollte ich besser nicht in der exakten Beschreibung wiedergeben. Es war eine etwa dreiminütige Kakophonie aus: ...hast es viel mehr verdient... ...sollte deine sein... ...aber Kira... ...besser Shinji... ...Mai-chan es geschafft...

Dies erfolgte mit immer mehr zunehmender Lautstärke, und einem erheblichen Glöckchen-hin-und-her-schieben.

"Genug!", blaffte ich, und riss es Mai aus der Hand. Böse sah ich die drei Genin an. "Wenn Ihr euch nicht darüber einig werden könnt, wer die Ehre haben soll, das Glöckchen zu bekommen und mich auf meiner Reise zu begleiten", sagte ich, das Glöckchen hoch haltend, bevor ich eine Handbewegung machte, die aus einem Glöckchen drei machte, "dann solltet Ihr doch besser alle drei mitkommen. Oder nicht?"

Der Angriff, der darauf folgte, war so nicht zu erwarten gewesen. Ich hatte wohl vergessen, dass die drei bei aller Härte und aller Fähigkeiten noch immer... Kinder waren.

So aber stürzten sie aus ihrer sitzenden Haltung hoch und fielen mir zu dritt um den Hals. Was mir selbigen erheblich zuschnürte. Das hatten Hana-chan, Karin und ich oft bei unserem Sensei gemacht. Nun wusste ich endlich, wie er sich dabei gefühlt hatte. Und ich wusste, was es bedeutete, eine eigene Genin-Gruppe zu haben. Ich schwor mir, keinen von ihnen je verletzen zu lassen, geschweige denn einen von ihnen sterben zu sehen.

"Ich sagte es doch. Sie sind vielversprechend", sagte Lee grinsend zu Perine.

"Habe ich nie bestritten. Hach, bei diesem Anblick würde ich mir am liebsten selbst Schüler zulegen", erwiderte sie lächelnd.
 

"So", rief ich, während meine Genin mich noch immer umarmten, und löste meine Klone wieder auf, "damit steht es fest, dass Team dreizehn offiziell gegründet ist. Und zur Feier des Tages lade ich alle Anwesenden zu mir zu Hause zum Essen ein. Und nein, Lee, es gibt keine Pfannkuchen."

"Oooch, schade."

Shinjis Augen blitzten auf. "Heißt das, Yuriko-sama wird für uns kochen?"

Ich lachte leise. "Leider nein. Meine große Schwester hat auch ein eigenes Leben."

"Schade. Sie soll eine wahre Meisterin sein", sagte der blonde Junge mit dem struppigen Haaren enttäuscht.

"Dafür aber hat meine Mutter Zeit, die Yuriko-nee alles beigebracht hat", sagte ich.

Nun ruckte der Kopf von Kira hoch. "Wir kriegen das Essen von Yuria-sama bereitet? Der Sempai meiner Mutter?"

Mai schloss sich an. "Yuria-sama? Mein Vater hat mir von ihr erzählt. Exzellente Medi-Nin, und in der Lage, selbst in der Wildnis ein achtgängiges Menu zu bereiten."

Die drei Genin sahen sich mit blitzenden Augen an, bevor sie meine Hände ergriffen, und mich Richtung Kernstadt zerrten. "Los geht's, Sensei!"

Na, wenigstens wusste ich jetzt zwei Dinge. Ich hatte dieses Team auch bekommen, weil die ältere Generation miteinander verstrickt war; und ich kannte nun einen Weg, um sie zu kontrollieren, wenn es sein musste.

Ich sah über die Schulter und rief: "Worauf wartet Ihr denn noch, P-chan, Lee?" Ich sah über die andere Schulter. "Ihr könnt auch mitkommen. Ich habe mit euch gerechnet, Kakashi, Asuma."

Die beiden Jounin tauchten per Step neben mir auf, und begleiteten mich und die fröhlichen Genin.

"Deine sensorischen Fähigkeiten sind besser geworden", stellte Asuma fest. "Oder hast du geraten?"

"Nein, Ihr wart zu nahe an mir dran."

"Na, da wird ja ein Hyuuga neidisch, Mamo-chan", sagte Kakashi, und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. "Herzlichen Glückwunsch zur eigenen Gruppe, und pass mir auf unseren kleinen Kira auf. Und du, junger Mann, mach dem Clan Ehre."

"Natürlich", brummte der Junge, als Kakashi ihm über den Kopf streichelte, "ich bin ja jetzt ein Genin."
 

"Da will man ja glatt mit auf diese Reise gehen, um zu sehen, wie die Dinge sich entwickeln", lachte Lee.

"Also, ich gehe mit", verkündete Perine. "Und, was hindert dich?"

"Meine Ernennung zum Chunin, fürchte ich", sagte der grüngewandte Junge deprimiert. Aber das währte nur einen Augenblick, dann sah er fröhlich wieder auf. "Yuria-samas Essen kenne ich noch gar nicht. Darauf freue ich mich!"

Zu Recht, wie ich anmerken möchte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück