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Konoha Side Stories

von

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Schneidender Wind 4

Erfreulich für uns: Die Spionage-Abteilung Sunagakures hatte ganze Arbeit geleistet. Im uns avisierten Gebiet, einer zerklüfteten Berggegend mit im Schnitt zweitausend Metern hohen Gipfeln und tief eingeschnittenen Tälern - was auf ein jungen, vor wenigen zehntausend Jahren aufgeworfenes Gebirge hindeutete, aber auch bedeutete, dass der Boden wegen fehlender Sedimente nicht sehr fruchtbar war und eine externe Versorgung notwendig machte - fanden wir unser Ziel recht schnell. Es handelte sich um das größte Tal, ein graubrauner Streifen tief eingeschnittenes Land, durchzogen von einem Bach, der sich in den letzten Jahrzehnten sein Bett gegraben hatte, mit spärlicher Vegetation an den Ufern. großartige Vegetation war auch nicht notwendig, denn alles was die hier versammelten Menschen brauchten, war Platz. Platz für ihre Zelte, Platz für ihre Kampfübungen, Platz für ihre Versammlungen.

Als wir den ersten Spähposten auf einem Bergkamm registriert hatten - Kakashi hatte ihn mit seinen Sharingan entdeckt, bevor wir die vegetationsreiche Zone am Fuß der Berge verlassen hatten - waren wir außer Sichtweite geblieben und waren mit aller gebotener Vorsicht in die Berge eingedrungen. Wir befanden uns nun selbst in einem kleinen kargen Tag, das ebenfalls von einem Bach durchzogen wurde, gespeist von einem kleinen Gletscher, der sich an einen nahen Berggipfel klammerte. Zumindest Wasser hatten wir damit genug. Uzuki-sensei und Asuma waren, nachdem wir so etwas wie ein Camp aufgebaut hatten, aufgebrochen, um die Lage auszukundschaften.

Sie waren zurückgekehrt, ohne entdeckt zu werden, mit Daten über die Topographie des Tals und einer ziemlich genauen Zahl der zu erwartenden Gegner.

Vier unserer Schattenklone standen Wache, und wir lauschten dem Bericht der beiden Jounin.

Uzuki-sensei hatte uns eine Karte gemalt, und Asuma und sie nutzten das Papier, um relevante Informationen zu erklären.

"Hier, hier und hier", erklärte Uzuki-sensei, während sie auf Berggipfel deutete, "haben die Kontras Beobachtungsposten eingerichtet, die alle acht Stunden ausgewechselt werden. Die Moral in den Posten ist miserabel. Wahrscheinlich, weil zu lange zu wenig passiert ist. Die Meldewege sind lang und umständlich. Hier, hier und hier sind Beobachtungsposten, die die Pässe, die in das Tal führen abdecken. Auch hier, lange Meldewege, schlechte Moral."

Kontras. Der Name gefiel mir. War auf jeden Fall kürzer als Anti-Konoha-Fraktion.

Asuma zog mit dem Zeigefinger einen großen Kreis um ein Drittel des Tals. "Hier haben sie ihre Zelte. Sie beherbergen rund zweihundert Kämpfer. Dreißig von ihnen sind, wenn wir den Stirnbändern trauen dürfen, Suna-Nin."

Kankurou räusperte sich. "Wir vermissen keine so große Zahl an Ninjas, weder Jounin, noch Chunin, noch Genin."

Asuma verzog das Gesicht zu einer nachdenklichen Grimasse. "Es sind eindeutig Ninja, das steht fest."

"S-soll ich mal nachschauen?", ereiferte sich Anne. "Eventuell sind es Oto-Nin, und das würde ja auch Sinn machen."

Verwundert betrachtete ich das kleine Mädchen. "Macht dir das denn nichts aus? Ich meine, Oto-Nin..."

"Wieso? Alle, die mir etwas bedeuten, sind mit nach Getsu gegangen. Die anderen Shinobi sind, wenn sie immer noch auf Orochimaru hören oder gegen Konoha kämpfen wollen, oder beides, verblendete Idioten. Entschuldigt, wenn ich das so deutlich sage." Sie räusperte sich und versuchte ihrer Stimme einen erwachsenen Klang zu geben. "Ich wäre nie Kunoichi in Getsugakure geworden, wenn die Shinobi-Strukturen auch nur ein wenig Ähnlichkeit mit dem totali... totili... mit dem restriktiven Rangsystem in Oto gehabt hätten."

"Restriktive Shinobi-Strukturen?", hakte Uzuki-sensei nach.

"Ja. Orochimaru pflegt einen grausamen Stil. Ein Oto-Nin hat in erster Linie zu gehorchen, und dagegen ist nicht viel einzuwenden. Aber er ist auch verpflichtet, sich ohne jeden Hintergedanken gegen seine eigenen Kameraden zu wenden. Das muss ihm nicht befohlen werden, es muss ihm nur nützen. Orochimaru erhoffte sich, dadurch einen kleinen Kreis besonders fähiger und talentierter Shinobi zu sammeln. Letztendlich aber hat es sich erwiesen, dass er nebenbei auch noch Fußvolk brauchte und nicht jeden Shinobi handverlesen konnte. Es gab also den brutalen inneren Zirkel, in dem es keine Freunde gab, und in der man so weit kam wie man sein Kunai halten konnte, und den wesentlich größeren äußeren Kreis, von dem man in den inneren aufsteigen konnte, wenn man bereit war, Freunde zu töten, um ihre Plätze einzunehmen. Natürlich gab es im äußeren Kreis nur Genin. Jeder, der fähig genug war, Chunin oder gar Jounin zu werden, wurde in das perfe... porfe... in das kranke Spiel um töten und getötet werden hinein gezogen." Sie schüttelte sich, als hätte sie in etwas saures gebissen. "Ich war froh, als wir Oto verlassen konnten, ohne Orochimaru, nur mit Maria-neechan und den anderen. Wir... Oh, ich weiß, was du jetzt denkst, Mamoru-sama, aber es ist wirklich nicht so, dass..."

"Du hast nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, was ich gerade denke", brummte ich böse. Maria. Verdammt, Maria. Hätte sie jetzt vor mir gestanden, ich hätte nicht gewusst, ob ich sie lieber erstochen oder erdrosselt hätte. Meine Wut auf sie war noch lange nicht verraucht. Ich fühlte mich noch immer missbraucht und verraten. Okay, so schlimm war dieser Verrat nicht gewesen, und der erzwungene Kampf gegen meine Kameraden hatte zum Glück keine Opfer gefordert, aber...

Ich schüttelte wütend den Kopf, um diese unfruchtbaren Gedanken abzuschütteln. Ich würde meine Wut behalten, bis ich ihr eines Tages wieder begegnete, das hatte ich mir selbst versprochen.

Anne sah mich mit großem Ernst an. Dann hockte sie sich auf den Boden und verbeugte sich formvollendet vor mir. "Ich entschuldige mich im Namen Maria-neechans in aller Form bei dir, Mamoru-sama. Alles, was geschehen ist, geschah nur, um die Sicherheit unserer unschuldigen Zivilisten zu gewährleisten. Und auch wenn Maria-neechan bereit war, einiges für ihre Sicherheit zu tun, so... Sind doch einige Dinge passiert, die vielleicht erschrecken auf den ersten Blick, aber die dann doch... Dann doch..." Sie drückte die Stirn auf den Boden. "Ich bitte vielmals um Vergebung."

"Erhebe dich, Anne-chan", sagte ich mit fester, wieder ruhiger Stimme. "Du hast nichts mit meinem Streit zu tun."

Langsam richtete sie sich wieder auf. "Aber ich habe geholfen, dich zu täuschen. Wenn du also wütend auf Maria-neechan bist, dann musst du auch wütend auf mich sein." Trotzig sah sie mich an.

"Okay, das lässt sich einrichten", drohte ich finster, doch das Mädchen hielt stoisch dagegen. Nicht rebellisch, abwehrend, aber stur und stoisch.

"Wir sind hier noch nicht fertig", klang Kakashis Stimme auf. "Anne-chan, bist du sicher, dass du sie erkennen würdest, wenn es ehemalige Oto-Shinobi sind?"

"Kakashi-sempai, du wirst doch nicht ein kleines Mädchen in dieses Lager schicken?", fragte ich vorwurfsvoll.

"Nicht irgendein kleines Mädchen, sondern das kleine Mädchen, das dich dreißig Kilometer lang täuschen konnte, sensorischer Ninja Mamoru Morikubo", spottete er milde. Mit einem resignierenden Seufzer fuhr er fort: "Und natürlich uns."

Allgemeines Gelächter klang auf, auch wenn es weniger fröhlich war, mehr gezwungen.

"N-natürlich könnte ich das", sagte sie eifrig. "Ranko-chan und ich können uns anschleichen, und ich kann sie identifizieren!"

"Hm", machte ich. Ich glaubte Anne ihre Geschichte mittlerweile, auch wenn ich nicht so recht verstand, warum sie mich verehrte. Wenn sie das Lager infiltrierte, zumindest weit genug, um Gesichter zu erkennen, und mit verwertbaren Daten über die Personen zurückkam, würde uns das sehr helfen. Wenn sie Ranko-sama mitnahm, schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Anne-chan war sicher, und Ranko-sama konnte sich ein erstes Bild vom Gelände machen. "Meinetwegen", murmelte ich mürrisch. "Aber du gehst kein Risiko ein."

"Aber ich habe doch Ranko-chan bei mir", begehrte sie auf. "Die werde ich doch nicht in Gefahr bringen."

"Nicht so neidisch, Mamo-chan", merkte Uzuki-sensei an. Sie lächelte. "Vergiss nicht, Anne-chan ist eine Kunoichi, die für die Chunin-Prüfung angemeldet ist. Und sie hat uns alle einen halben Tag an der Nase herumgeführt. Ich werde sie begleiten und nahe genug heran führen."

"Nein", widersprach Kakashi. "Kuchiose no Jutsu."

Qualm flog auf und ließ ein kleines, graues Etwas zurück. "Yo", machte das kleine, dicke Wesen.

"Erkläre den Weg. Pakkun wird die beiden begleiten und darauf achten, dass sie ungesehen rein und wieder raus kommen. Er hat bessere sensorische Fähigkeiten als Mamo-chan."

Die kleine Gestalt, einer von Kakashis Kampfhunden, sah mich aus seinen großen, gelangweilten Augen an. "Hast du deine sensorische Reichweite noch immer nicht vergrößert, Mamoru-kun? Du solltest wissen, dass es nicht reicht, sich auf sein Talent zu verlassen, Affenkrieger zu beschwören."

"Kakashi-sempai, dein Hund ist ein wenig vorlaut, dafür das er beschworen wurde, um deine nicht vorhandenen sensorischen Fähigkeiten auszugleichen", sagte ich bissig.

Unsere Blicke trafen sich, verhakten sich ineinander, fochten ein stummes Duell miteinander aus.

"Oh, da hast du wohl Recht", lachte er und legte verlegen einen Arm an den Hinterkopf. "Yaguo-chan, zeige den dreien doch den Weg hinein. Je eher sie aufbrechen, desto schneller kriegen wir neue Informationen."

Ich fühlte mich, als hätte mir jemand die Beine unter mir weggezogen. Normalerweise gab Kakashi nicht so leicht nach, außer, der andere war im Recht. Hatte ich gerade den Copy-Ninja gekontert? Ein sehr beunruhigender Gedanke, der zweierlei Dinge bedeuten konnte. Entweder ich wurde besser, oder er ließ langsam nach. Beide Gedanken waren gleichermaßen beunruhigend.

"Gut. Schaut mal, hier ist ein Trampelpfad, der die Berg hinter uns hoch führt. Dort liegt ein kleines Zwischental, und über die gegenüberliegende Wand kommt Ihr ins Zieltal. Ungefähr ab hier, am Fuß der zweiten Bergwand, musst du dich mit deinem Talent verbergen, Anne-chan. Ranko-sama - ich meine Ranko-chan - und Pakkun sind klein genug und lautlos und werden nicht entdeckt werden. Pakkun, du achtest auf die Umgebung."

"Natürlich. Dafür wurde ich beschworen", erwiderte der kleine Hund ein klein wenig beleidigt.

"Hier und hier sind Beobachtungspunkte. Wenn Ihr dieser Rille folgt, werden sie euch nicht sehen. Hier ist im Sattel des Berges eine Art kleiner Pass, leicht zu überwinden, aber zu schmal für uns Große. Du und deine Begleiter passen hier ohne Probleme lang. Damit gelangt Ihr ins Tal, fast bis an den Fuß des Bergsattels. Von dort aus bist du nahe genug dran, um Gesichter zu erkennen, Anne-chan. Es reicht, wenn du einige identifizierst, dann wissen wir schon, woran wir sind. Denkst du, du schaffst das?"

Ein flüchtiges, kaum ängstliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Kurz ging ihr Blick zu mir. "Natürlich schaffe ich das. Natürlich schaffen wir das." Sie beugte sich vor und nahm Pakkun hoch wie ein Kätzchen. "Nicht wahr, Pakkun?"

"Natürlich." Der grummelige Hund ließ sich diese Behandlung gefallen, auch wenn sie nur den Oberkörper hielt, und der Rest herabhing wie ein nasser Wäschesack.

Ich wechselte einen schnellen Blick mit Ranko-sama. Sie nickte als Antwort. Natürlich würde sie mit allem was sie hatte auf das Mädchen aufpassen.

Anne nickte noch einmal ins Rund, dann wandte sie sich um. Ich folgte ihr, bis sie den Fuß des ersten Bergsattels erreicht hatte.
 

Asuma räusperte sich. Allerdings nicht um etwas zu sagen, sondern weil er sich eine Zigarette angesteckt hatte und die Kehle frei kriegen wollte.

Uzuki-sensei sah das mit einem Lächeln und übernahm. "Wie gesagt, wir schätzen, das etwa dreißig von ihnen Shinobi sind. Oto-Nin, Nukenin und eventuell ein paar Suna-Nin. Einwände, Kankurou-sama?"

"Ein paar ist durchaus möglich", lenkte der große Suna-Jounin ein. "Auch in unseren Reihen gab und gibt es Anti-Konoha-Koalitionäre. Oder eben Kontras."

Uzuki-sensei nickte zufrieden. "Gut. Weitere dreißig können ebenfalls Ninja sein, aber nur auf dem Level eines Genin, bestenfalls. Der Rest der Leute gehört zur Soldatenkaste, die es hierzulande gibt, um dem mittleren und niederen Adel zu beschützen, mitunter auch die höheren Klassen, die sich keine Shinobi als Leibwächter leisten können oder wollen. Dazu kommen zehn bis zwanzig Angehörige des innersten Verschwörungszirkels. Sie residieren in den Zelten in der Mitte. Ich rechne nicht mit genug Gegenwehr, um uns Probleme zu bereiten. Unser Hauptproblem wird es sein, alle zu erwischen, nicht unbedingt zu gewinnen." Sie strahlte vollkommene Zuversicht aus. Sie war eine ANBU, genauer gesagt die Anführerin ihrer eigenen ANBU-Einheit. Sie gehörte ohne Zweifel zum Besten, was Konoha zu bieten hatte. Und sie hatte maßgeblichen Anteil daran gehabt, die Invasion Konohas abzuwehren. So wie alle Jounin in diesem Rund.

"Wir müssen sie nicht alle erwischen", schränkte Guy ein. "Wir müssen nur genügend erwischen."

"Nehmen wir Gefangene?", fragte Asuma, zog an der Zigarette und stieß den Rauch aus Mund und Nase aus. Für einen Augenblick wirkte er wie ein gestaltgewordener Oni, wozu das gefährliche Grinsen beitrug. Nun, wir waren Ninja, und wir waren nicht zimperlich. Gerade, oder besser vor allem nicht, wenn es um die Sicherheit Konohas ging.

Kankurou ließ ein leises Hm hören. "Es kann nichts schaden, wenn wir ein paar der Rädelsführer in die Hand bekommen. Als Druckmittel gegen die Unterstützer. Offiziell ist Suna überhaupt nicht hier, aber ich bin sicher, wenn ich die Anführer sehen würde, könnte ich mich schnell entscheiden, wen ich lieber tot sehen will, und wer für unsere Zwecke lebend nützlicher wäre."

Offiziell, tja. Offiziell begleiteten wir gerade das Chunin-Examen.

"Kann ich daraus schließen, dass es dir nichts ausmachen wird, uns im Angriff zu begleiten, Kankurou-sama? Natürlich nur in beratender Funktion?", fragte Uzuki-sensei lächelnd.

Kankurou grinste sie an. "Als Beobachter kann man am Besten beobachten, wenn man nahe dran ist, oder? Und sollte wirklich jemand so dumm sein, mich anzugreifen, dann... Tja. Der Kazekage hat betont, dass ich mich verteidigen darf. Und er hat auch klargestellt, dass es im meinem Ermessen liegt zu bestimmen, was Verteidigung bedeutet."

"Wie überaus praktisch", sagte ich. Und das war es auch. Ein Freibrief seines Kazekages. Ich hoffte, Kankurou würde davon eifrig Gebrauch machen. Ich konnte es kaum erwarten, seine Puppen in Aktion zu sehen.

"Kommen wir zum Angriffsplan", sagte Uzuki-sensei. "Auch wenn wir nicht mit Chunin oder Jounin rechnen, so sollten wir zweihundert Gegner nicht unterschätzen. Wir müssen sie schnell und hart und nachdrücklich treffen. Nicht unbedingt in der Reihenfolge."

Wir nickten zustimmend.

"Ich schlage vor, wir schalten ihre Außenposten in Richtung Wüste aus, und zwar ein, zwei Stunden, bevor sie abgelöst werden sollten. Ihre ohnehin lasche Aufmerksamkeitsspanne dürfte da auf einem Tiefpunkt sein. Ich denke, Asuma sollte in der Lage sein, das alleine zu handhaben und schnell zu uns aufzuschließen."

Asuma grunzte bejahend und stieß noch mehr Rauch aus. "Zwei Minuten. Maximal."

Und das war nicht übertrieben.

"Guy und ich führen kurz darauf den Hauptangriff von der linken Flanke aus. Unser Ziel ist es, so viele Gegner so schnell wie möglich zu besiegen. Mamo-chan, du wirst zwei weitere Affenkrieger beschwören und mit ihnen über die rechte Flanke kommen. Gleiches Missionsziel. Wir treffen uns in der Mitte bei den Rädelsführern der Kontras. Kakashi, beschwöre bitte deine Ninja-Hunde, damit sie uns bei der Attacke unterstützen. Ansonsten halte dich zurück, bis entweder offensichtlich wird, das wir gewinnen, oder das wir auf mehr Widerstand treffen als wir erwartet haben. Du bist unser stärkster Shinobi."

"Das sei dahin gestellt. Aber bist du sicher, dass Ihr auf mich verzichten könnt?"

"Wir brauchen den stärksten Trumpf in der Hinterhand. Nur für den Fall, dass wir auf unerwartete Schwierigkeiten treffen", erwiderte sie. "Aber ich mache hier nur Vorschläge. Ihr dürft euch ruhig alle einbringen, wenn Ihr bessere Ideen habt."

"Mamoru-kun und die Affenkrieger von der rechten Flanke sollten reichen, damit wir die Kontras zwischen uns zerquetschen können", sagte Guy mit ungewohnt ernster Miene. "Außerdem haben wir immer noch Ranko in Reserve, wenn es hart auf hart kommt."

Kakashi seufzte leise. Es gefiel ihm sichtlich nicht, derart auf die Reservebank abgeschoben zu werden.

"Ach komm schon, alter Freund", rief Guy. "Du kannst ja einsteigen, sobald abzusehen ist, das wir gewinnen. Bis dahin spielst du eben die Reserve. Und wir haben ja auch noch deine Hunde auf unserer Seite."

"Du musst nicht versuchen, die Sache für mich schmackhafter zu machen." Er sah Uzuki-sensei mit seinem rechten Auge schneidend an. "Ich werde selbst entscheiden, ob und wann ich eingreife, Yaguo-kun."

"Nichts anderes habe ich von Copy-Ninja erwartet", erwiderte sie. Sie sah zu Kankurou herüber. "Kankurou-sama, bitte begleite mich und Guy. Auf diese Weise bringen wir dich schnell in die Mitte, und du kannst... Entscheidungen treffen."

Der weißgeschminkte Mann nickte grimmig. Ob und wie viel er kämpfen würde, lag nicht in seiner Hand.

"Bleibt noch Anne-chan", sagte Asuma. "Sie hat bewiesen, dass sie ein Talent für Genjutsu hat, dass sie sich gut verbergen kann. Und sie ist Genin. Wir müssen uns darüber klar werden, ob wir sie involvieren oder nicht. Was ist sicherer für sie: Wenn sie hier im Lager bleibt, oder wenn sie einen unserer Trupps begleitet?"

"Falls sie im Lager bleibt", wandte ich mürrisch ein.

"Dann ist es beschlossen", sagte Asuma zufrieden. Er griente mich an. Seine Zigarette war zu einem kleinen, abgerauchten Stummel geschrumpft. "Ich schlage vor, dass Mamoru Wort hält und weiterhin auf sie aufpasst. Auf diese Weise reißen wir auch die Affen nicht auseinander. Wir... Hm?" Er legte den Kopf schräg und lauschte. Als er sich erhob, zog er seine Kunais. Wir besser ausgebildeten, sensibleren Shinobi spürten das Wind-Chakra auf den Klingen, das die Waffenschneide etwa um die Hälfte verlängerte und ums Doppelte tödlicher machte. Ich reagierte automatisch und erhob mich ebenfalls. Dabei zog ich das kurze Schwert, das ich seit der Oto-Sache ab und an benutzte. Auch die anderen Jounin reagierten augenblicklich. Das war eine Sekunde, bevor Pakkun wie von Furien gehetzt über den Bergsattel gerannt kam, den Hang hinab sprintete, sich mehrfach überschlug, wieder aufstand und weiter hetzte. Mehr brauchten wir nicht, um zu reagieren. Wir waren Shinobi. Mehr noch, wir waren Konoha-Shinobi.

***

"Folge mir dichtauf", befahl Pakkun in seiner besonderen, ruhigen Art. "Bleib hart an mir dran. Dann kriegst du auch eine besondere Belohnung."

"Was für eine besondere Belohnung?", fragte Anne erstaunt, die gerade erst ihre Überraschung überwunden hatte, dass der Hund sprechen konnte.

Pakkun blieb stehen, hockte sich auf seinen Hintern und hob die recht Pfote. "Du darfst schon mal Probe-anfassen."

"Das ist die Belohnung?", fragte sie irritiert. Dennoch berührte sie die Pfote des Ninja-Hundes.

Ein helles Quieken entfuhr ihr. "Das ist ja fluffig-weich!"

"Genau. Und das Beste ist, alle meine Pfoten sind so weich."

Der Affe auf Annes Schultern kletterte über ihren Arm interessiert näher und piekte ebenfalls in die Pfote. Das Ergebnis schien Ranko zu erfreuen, denn sie schnatterte zufrieden.

Pakkun errötete. "Nicht doch, Ranko-sama. Dein Fell ist doch tausendmal weicher als diese alten Hundepfoten."

Der Affe schnatterte erneut, und der Hund wandte verlegen den Kopf ab. "Ich nehme das Kompliment in aller Bescheidenheit an, Ranko-sama."

"Du kannst verstehen, was sie sagt?", fragte Anne verblüfft.

"Du kannst nicht verstehen, was sie sagt? Ich dachte, du bist Kontraktträger des Affenclans."

"Äh. Nein. Mamoru-sama hat Ranko-chan beschworen. Er hat sie mir mitgegeben, damit sie auf mich aufpasst. Und damit ich mich um sie kümmere." Sie lächelte zufrieden. "Und das macht so einen Spaß. Ranko-chan hat so weiches Fell, und sie riecht so gut und sie ist so fröhlich."

Ranko teilte dem Mädchen aus Getsugakure einen erheblichen Anteil feuchter Affenliebe zu, was diese erneut erfreut aufquieken ließ.

"Also, es scheint so, als würde sie aber dich verstehen", stellte Pakkun zufrieden fest. "Mamoru-kun sagte, du verfügst über ein besonderes Genjutsu, das dich vor den Augen anderer verbirgt?"

Statt zu antworten breitete das Mädchen eine Decke aus, und legte sie sich über den Kopf. Sie zog die Seiten an und war komplett verschwunden.

Pakkun seufzte leise. Er hatte mehr erwartet. "Gut, gut. Bleib einfach in meiner Nähe, und wir schleichen uns schon... Anne-chan?" Pakkun blinzelte mehrfach, aber das Mädchen war von einem Moment zum anderen verschwunden. Er schnüffelte ein wenig, erst nebensächlich, dann aufgeregt. "Anne-chan?"

Ihr Kopf erschien mitten in der Landschaft. "Mein Genjutsu ist gut, oder?"

"Das kann man wohl sagen", entfuhr es dem Ninja-Hund. "Richtig gut. Ich habe dich nicht mal mehr gerochen. Und das will was heißen. Wo hast du so ein mächtiges Jutsu gelernt?"

"Ach, mächtig", sagte das Mädchen und seufzte. "Dass es so gut funktioniert liegt doch daran, das ich noch kein voll trainiertes Chakra besitze. Es ist leicht für mich, einfach zu verschwinden, weil ich eigentlich vollkommen unwichtig bin." Sie sah zu Boden. "Ich bin eine Getsugakure-Kunoichi, und ich bin da sehr stolz drauf. Aber ich... Nun, ich bin die Schwächste in unserer Genin-Gruppe, und manchmal habe ich das Gefühl, ich halte meine Freunde nur zurück. Ich meine, es ist einfach für einen unwichtigen Menschen, unwichtig zu erscheinen, oder?" Sie lachte gekünstelt.

Pakkun zog die krause Stirn noch krauser. "Haben sie das gesagt, Anne-chan?"

"Nein. Mohad und Illan sind immer nett zu mir und helfen mir wo sie nur können. Sie würden mir niemals auf die Nase reiben, wie schlecht ich wirklich bin."

"Und was gibt dir die Gewissheit, dass du schlecht bist?", fragte Pakkun interessiert.

"Wie ich doch schon gesagt habe, ich bin die Schwächste. Nicht nur in meiner Gruppe, im ganzen Jahrgang."

Der Ninja-Hund fixierte sie für einen Moment. "Körperlich?"

"Natürlich körperlich. Wenn es darum geht, Kunais weit zu werfen, wenn es um Nahkampf geht, dann bin ich immer hintenan. Ich bin nur in unwichtigen Sachen gut, wie in Genjutsu und Ninjutsu. Ich..." Für einen Moment schien es, als wolle das Mädchen in Tränen ausbrechen. "Ich dachte, wenn ich Mamoru-sama beobachte, dann lerne ich vielleicht etwas, um nützlicher zu werden. Ich meine, er hat alleine Otogakure zerstört, und er hat uns ganz alleine die Zeit erkauft um zu fliehen."

"Mamoru-kun ist dein Held, nicht wahr?"

Ihre traurige Stimmung verflüchtigte sich. Mit strahlenden Augen sagte sie: "Ja, das ist er. Letzte Nacht hat er in Sunagakure gegen einen Suna-Jounin gekämpft und ihn ordentlich durchgeprügelt. Ich kenne keinen Shinobi, der schneller ist. Oder stärker. Keiner, der besser ist."

Pakkun schluckte die erste Antwort runter, die ihm auf der Zunge lag. Nämlich, dass Mamoru-kun mit vier Ninjas reiste, die erwiesenermaßen besser als er waren. Wie lange, nun, das lag in den Sternen. Aber im Moment war Mamoru-kun eindeutig der Schwächste der Runde. Das hatte jedoch nicht so viel zu sagen, denn der junge Mann war bereits mindestens auf dem Level eines spezialisierten Jounin und wurde auch so eingesetzt. Das wussten alle, die damit zu tun hatten, nur der Junge selbst widersetzte sich sehr erfolgreich der Realität.

Seine zweite Anwort war wohlüberlegt. "Folge mir, Mädchen." Er trottete voran, und Anne richtete ihre Decke wieder, um erneut zu verschwinden. So vollständig, das Pakkun nicht sagen konnte, ob sie ihm tatsächlich folgte, oder einfach stehen geblieben war. Er konnte nicht einmal ihren Atem hören, aber wenn er sich anstrengte, hörte er ein rhythmisches Geräusch, das eventuell ihr Puls sein konnte. "Weißt du, Taijutsu wird stark überschätzt. Natürlich ist es wichtig, mit Schwertern, Kunai und Wurfsternen umgehen zu können. Natürlich ist es wichtig, den Gegner aushebeln zu können, mit bloßen Händen bekämpfen zu können. Aber das ist nicht alles für einen Ninja. Oh, Might Guy ist da eine gute Ausnahme. Wusstest du, das er der unumstrittene Taijutsu-Meister Konohas ist? Fast alle seine Künste basieren nur auf Kraft und Geschwindigkeit. Damit ist er einer der wichtigsten und größten Kämpfer Konohas. Auch Kakashi und Asuma beherrschen Taijutsu in einem erschöpfenden Maße, aber ihre vorherrschenden Talente sind auf dem Gebiet des Ninjutsu. Und das zieht sich durch die Reihen der Jounin bis zu den Genjutsu-Benutzern. Natürlich müssen sie Taijutsu beherrschen. Ihre Körper stählen. Ihre Künste perfektionieren. Aber jeder hat einen anderen Weg vor sich, und die meisten Ninjas gehen in Richtung Ninjutsu. Dann erst kommt Genjutsu an die Reihe, und danach Taijutsu. Es ist so leicht Taijutsu mit Genjutsu oder Ninjutsu zu kontern. Und es ist schwer, im Taijutsu so gut zu werden, um nicht mehr gekontert zu werden. Viele gehen den einfachen Weg, auch weil er ihrem Talent entspricht. Und wenn du, Anne-chan, ein Talent für Genjutsu hast, dann ist dein Weg vorgezeichnet. Und du wirst eine gute Genjutsu-Nutzerin werden, wenn du jetzt schon so gut darin bist."

"Aber...", begehrte sie auf und bewies, dass sie knapp hinter ihm war, "...das ist doch meine einzige Genjutsu-Kunst!"

"Noch", entgegnete Pakkun lächelnd. "Du hast noch einen langen und weiten Weg vor dir, und du wirst einmal eine gute Kunoichi werden und für dein Genjutsu bekannt sein."

"Und was ist", begann sie mit Trotz in der Stimme, "wenn ich lieber versuche, eine Taijutsu-Meisterin zu werden, um dieses elende Defi... Defa... Um den Nachteil zu einem Vorteil zu machen, Pakkun?"

Der Hund lachte kurz und laut. "Dann würde ich mich vor dir verneigen, Anne-chan. Einmal für deinen Entschluss heute, und einmal wenn du es geschafft hast. Es gibt nichts Schwereres, als einen solchen Nachteil auszugleichen, und dir ein Feld zu erobern, auf dem du keine natürliche Affinität hast. Wenn du tatsächlich eine Taijutsu-Meisterin wirst, die Ninjutsu und Genjutsu auskontern kann, dann wirst du erst Recht berühmt."

"Meinst du? Und wie mache ich das?"

"Genauso wie du dein Genjutsu erlernt hast. Jeden einzelnen Tag trainieren. Hart und ausgiebig. Guy wird dir dazu einiges sagen können."

"Oh, gut. Vielleicht mache ich das auch."
 

Der Hund wurde langsamer und hielt an. Sie waren nur noch einen Meter unter dem Kamm des Berges. "Wir müssen über diese Felsen, und dann durch das Tal auf der anderen Seite. Dann noch mal über eine Felswand, und wir sind im Zieltal. Dort bringe ich dich so nahe es geht an die Zelte heran, damit du versuchen kannst, die Ninjas zu identifizieren."

Annes Kopf erschien wieder, neben ihr Ranko. "Und wenn sie mich finden, wenn ich zu nahe heran gehe?"

"Oh, ich glaube nicht, dass sie dich finden werden, Anne-chan. Dein Genjutsu ist wirklich gut."

"Aber was wenn doch?"

Pakkuns Miene wurde ernst. "Oh, dann bleiben dir nur zwei Optionen. Flucht oder Kampf."

"I-im Kampf bin ich nicht so gut", gestand sie.

"Hast du schon mal gekämpft?"

"Ja. Aber ich war keine große Hilfe. Meine Freunde mussten mich retten", sagte sie leise.

"Hast du schon mal einen Gegner mit einem Kunai angegriffen? Hast du ihn verletzt oder getötet?"

"Ja. Verletzt. Aber ich konnte ihn nicht schwer genug verletzen oder töten. Deshalb konnte er ja mich angreifen. Ich..." Sie sah betreten zu Boden. "Vielleicht bin ich doch keine gute Kunoichi."

Pakkun schüttelte den Kopf. "Du stehst noch ganz am Anfang. Es wird sich zeigen, ob du nicht nur eine gute Kunoichi bist, sondern auch eine gute Kämpferin." Er setzte sich wieder in Bewegung. "Kampf ist eine ganz merkwürdige Sache. Mal lässt er Stunden auf sich warten, mal erwischt er dich im Bruchteil einer Sekunde. Es bedarf Jahre des Trainings, um richtig zu reag..."

Pakkun verstummte, als er den Kopf über die Steinkrone stecken konnte, denn auf der anderen Seite, ziemlich exakt ihm gegenüber, streckte ein großer, kräftiger Ninja mit einem Suna-Stirnschutz den Kopf über den Felssattel.

Pakkun reagierte sofort. Er knurrte auf, sprang vor und fuhr mit seinen Krallen über die Augen des Suna-Nin. Der Mann heulte auf, als der Hieb ihn blendete. Das alarmierte einen weiteren Ninja, der über die Krone kam, einen schlanken, geradezu dürren Burschen mit dem Stirnband Otogakures. Er stürzte sich mit gezücktem Schwert auf den Hund, und das Tier sprang nach hinten davon, ungefähr zwei, drei Meter weit. Er zeigte alle Anzeichen von Aggression und knurrte den Angreifer böse an.

"Ah! Meine Augen! Bring die Töle um, Malt!", heulte der geblendete Mann aufgebracht.

Weitere Shinobi kamen über die Krone, bedrohlich ihre Waffen gezogen, kampfbereit. "Bleib wo du bist, Anne-chan", zischte der Hund leise. "Ich locke sie weg!"

In diesem Moment huschte etwas Schnelles, Pelziges aus dem Nichts hervor, beziehungsweise aus Annes Jutsu. Mitten im Sprung wurde es groß. Größer. Kräftiger. Als es landete, war aus dem kleinen Äffchen Ranko-sama in ihrer Kampfform entstanden. "Lauft!", rief sie, während ihre krallenbewehrte Pranke den Schwertmann samt Klinge beiseite wischte. Er überschlug sich mehrfach und blieb stöhnend mit einer tiefen vierfachen Wunde liegen. "Das ist ein Überraschungsangriff! Warne Kakashi und die anderen!"

Pakkun grunzte zustimmend und huschte los. Jetzt, in diesem Moment, war es wichtiger, die Jounin zu warnen, anstatt Anne zu beschützen. Pakkun hoffte, dass Mamorukun ihm das verzeihen würde. Er hoffte, dass Anne ihm das verzeihen würde. Er machte einen großen Satz den Berghang hinab und sprang erneut, kaum das seine Pfoten den Boden berührten.
 

Ranko-sama hatte sich das Schwert des ersten gegriffen und widmete sich den anderen Angreifern. "Kommt schon. Mal sehen, was Ihr taugt, wenn Ihr es nicht mit einem niedlichen kleinen Hund, sondern mit einem Affenkrieger zu tun habt!", sagte sie herausfordernd und nahm Kampfstellung ein.

"Affenkrieger!", rief einer von ihnen voller Abscheu. "Das bedeutet Morikubo, diese elende Pest!"

Für einen Moment verlor Ranko-sama ihre Ausgeglichenheit und ging den Mann an, der so respektlos über ihren Kontraktnehmer sprach. Dies nahm einer von ihnen, ein kleiner, kompakter Mann, als Gelegenheit wahr, um Ranko von der Seite zu blockieren. Er zischte einen Befehl zu einem Mann hinter sich. "Töte den Hund, bevor er seine Leute warnen kann!"

Ein schlanker Schatten huschte hinter ihm vorbei, unerreichbar für Ranko-sama, wenn sie nicht ihre eigene Deckung vernachlässigen wollte.

Anne sah all das aus ihren Versteck heraus. Sie sah Pakkun hinterher, der wie von Furien gehetzt in Richtung Tal stolperte. Sie sah den Angreifer, der einen riesigen Shuriken von seinem Rücken nahm, um ihn den Ninja-Hund hinterher zu werfen. Sie sah auch den Metalldraht, mit dem er den Shuriken lenken würde, was dem Hund nur wenig Chancen lassen würde, wenn er die Waffe überhaupt bemerkte. Anne wusste, dass sie Getsu-Ninja war, dass sie mit diesem Kampf nichts zu tun hatte. Dass ihr niemand einen Vorwurf machen würde, wenn sie in ihrem Versteck bleiben würde, bis der Kampf für eine Seite ausgestanden war. Nicht einmal Mamoru-sama würde schimpfen. Das war ihr klar. Aber sie würde es wissen. Den Rest ihres Lebens würde sie es wissen. Dass sie nicht gekämpft hatte. Dass sie Mamoru-sama nicht beschützt hatte. Und sie würde nicht damit leben können.

Im Schutz ihrer Decke umfasste sie eines ihrer Kunais mit beiden Händen. Als der Ninja fast direkt auf sie zukam, stürzte sie in seinen Weg und stieß ihm das Kunai schräg von unten in die Eingeweide, um seine Lungen oder gar sein Herz zu erwischen. Der Mann rannte sie um, und der Griff des Kunais verschwand fast in seinem Balg. Der Rest bohrte sich ihr schmerzhaft in die Rippen, und sie meinte hören zu können, wie eine davon brach. Ihr Umhang glitt halb von ihr herab, und der Mann starrte sie hasserfüllt an. "Du... Gör...", brachte er stockend hervor und suchte fahrig nach seiner Kunai-Tasche. Er zog eine der Klingen heraus und hob sie leicht.

Anne machte sich bewusst, dass sie wehrlos war, solange der Mann auf ihren Armen lag. Mit reiner Körperkraft konnte sie nichts mehr ausrichten. Ihr Ende war besiegelt.

***

Amir konnte sich nicht helfen, irgendetwas war anders. Er konnte es nicht genau definieren, nicht erfassen. War es Mamoru, der heute ungewöhnlich mürrisch wirkte und kaum mit ihm sprach? Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Amir hatte über drei Hintertürchen und Latrinenparolen erfahren, dass er mit einem Jounin des Rates Sunas "trainiert" hatte. Dabei hatte er tüchtig übertrieben und den Mann ins Krankenhaus geschickt. Zufällig war der Mann, Baku, nicht nur Ratsherr, sondern auch noch Mentor des Kazekage, und deshalb war es mehr als verständlich, dass Gaara-sama sich den übermütigen Burschen zur Brust genommen hatte. Und das tüchtig. Wenn der Konoha-Shinobi heute also eher mit der Nase über den Boden schleifte, dann musste der Kazekage ihn ordentlich zusammengefaltet haben. Nein, das war es nicht. Auch wenn es zu Mamoru passte, wie die Faust aufs Auge.

Er erinnerte sich noch gut, wie sie am Morgen gemeinsam aufgebrochen waren, die beiden Konoha-Gruppen und seine Gruppe. Er erinnerte sich, das Anne ungewöhnlich still gewesen war, selbst für ihre Begriffe, und das sie ihre Anhimmelungen des "mächtigen Shinobi Mamoru Morikubi" drastisch reduziert hatte. was ihr wohlmeinenden Spott von Illan und Mohad eingebracht hatte, aber auch darauf hatte sie nur halbherzig reagiert, so als wenn sie mit ihrem Verstand weit, weit weg wäre. Amir hatte sich gewundert, aber da er wusste, was für ein Stress so eine Chunin-Prüfung war, hatte er zu Recht angenommen, dass es mit der Prüfung selbst zusammenhing. Eventuell war sie bereits viel zu sehr drin in der Prüfung. Zu Recht war sie, was die Theorie anging, eine der Besten ihres Jahrgangs, und das, so hoffte Amir, würde auch Illan weiter helfen.

Aus Fairness-Gründen, und weil es ihm damals auch niemand gesagt hatte, hatte er den dreien nicht verraten, dass sie nach Herzenslust während des Examens spicken durften. Er hatte ihnen auch nicht gesagt, dass das Examen in Kumogakure von einer einzigen Frage abhängig gewesen war; das wäre auch fahrlässig gewesen, denn kein Examen war wie das andere. Jeder Ort entschied selbst, wie er die talentiertesten Bewerber aus der Schar der Anwärter heraus filterte. Die Prüfer waren immer bestrebt, möglichst viele Genin bereits in der ersten Prüfung auszusieben, weil die zweite Prüfung mit erheblichen Gefahren verbunden waren. Und gewisse Shinobi daran teilnehmen zu lassen, die es zwar mit Ach und Krach zur ersten Prüfung geschafft hatten, aber zu halbherzig waren, um in der zweiten Prüfung mit aller Kraft und allem Ehrgeiz zu kämpfen, war so verantwortungslos, so furchtbar verantwortungslos. Es starben auch so schon genug junge Genin beim zweiten Teil der Prüfung.

Was für eine Ironie, ging es ihm durch den Kopf. Im ersten Teil würden Illam und Mohad auf Anne angewiesen sein, um diesen Teil zu schaffen. Und im zweiten Teil würde Anne ohne die beiden nicht überleben. Sie bildeten eine nahezu perfekte Symbiose. Und Amir war sich sicher, dass Anne noch einen guten Weg vor sich hatte, wenn sie erst einmal selbst ihren Weg erkannt hatte. Das galt natürlich auch für Illam und Mohad. Sie mussten ihren Weg noch finden. Und wenn sie das schafften, dann würde der schwerere Teil erst noch beginnen. Amir wusste, wovon er redete. Er hatte die Chunin-Prüfung erst im dritten Anlauf geschafft. Dafür aber war er danach relativ schnell Jounin geworden.
 

Amir schob den Gedanken beiseite und betrachtete den Prüfungsraum. Natürlich hatte der Prüfer, der Chunin Tomari, ihnen das Examen erklärt und betont, dass sie sich wie stolze Shinobi benehmen sollten, und ihnen damit durch die Blume verraten, das nur offensichtliches Abschreiben bestraft werden würde. Die Prüfung selbst dauerte schon sehr lange, ging in die dritte Nachmittagsstunde, und hatte bereits zwei Pausen beinhaltet. In dieser Zeit waren aus den neunundneunzig Teilnehmer neununddreißig geworden. Die Mehrzahl war beim Abschreiben erwischt worden - beim plumpen Abschreiben - und der Rest hatte wegen dem Druck aufgegeben, den die Jounin der verschiedenen Dörfer, die das Geschehen überwachten, auf sie ausübten.

Zufrieden registrierte Amir erneut, das seine drei Genin noch im Rennen waren, und das sie dank Anne bisher ein gutes Examen ablieferten. Auch wenn es sich am Schluss als vielleicht nicht relevant erweisen würde, so beschäftigten sich Illam und Mohan doch endlich mal intensiv mit der Theorie, und das konnte für sie nur nützlich sein, im Endeffekt.

Auch die sechs Konoha-Genin waren noch im Rennen, was Amir nicht weniger erfreut zur Kenntnis nahm. Die sechs Genin, angeführt vom Ältesten, Neji Hyuga, hatten seine drei Anfänger unten im Eingang unter ihre Fittiche genommen und an dem üblichen Spiel vorbei geschleust, das die Chunin Sunagakures mit den Anwärtern trieben, indem sie einen falschen Raum vorgaukelten, oder, wie bei ihm und Mamoru, eine Tür, wo nur eine Steinmauer war. Hier in Suna hatte man es mit der Tür probiert, die gar nicht da war, und etliche Genin waren erbost darauf herein gefallen. Erst als sie merkten, dass sich die Veteranen der Chunin-Prüfung überhaupt nicht mit der Tür beschäftigten, waren sie gefolgt und hatten den richtigen Examensraum gefunden. Das war nett gewesen. Und nicht selbstverständlich, denn die drei Gruppen waren spätestens ab der zweiten Prüfung Feinde. Auf dem Papier eigentlich auch untereinander, aber Amir bezweifelte stark, dass sich die Konoha-Genin gegenseitig bekämpfen würden. Um keinen Preis der Welt.

Er hatte ja die leise Hoffnung, dass sich Konoha und Getsugakure beim zweiten Part, der noch Teamwork erlaubte, gegenseitig helfen würden. Vielleicht hatten die Konoha-Genin mit den jüngeren Genin aus Getsu genug Zeit verbracht, um ihnen gegenüber einen Beschützerinstinkt zu entwickeln. Das würde hilfreich für seine Schutzbefohlenen sein und sie eventuell bis zum dritten Teil der Prüfung bringen.
 

Ein lautes Räuspern ließ ihn kurz von den Kiri-Nin aufsehen, der sich anschickte, nicht besonders intelligent abzuschauen, nachdem er die bisherigen Bögen alleine ausgefüllt hatte. Jeder durfte sich zweimal erwischen lassen, beim dritten Mal war Sense.

Das Räuspern war von Mamoru gekommen, der zusammen mit den anderen Jounin Konohas im Raum an den Wänden stand und die Genin überwachte. Er hatte sich am Morgen geradezu zum Genin-Schreck entwickelt, indem er alleine schon fünf Gruppen des Raums verwiesen hatte. Ein Räuspern von ihm ließ fast die gesamte linke Flanke nervös werden.

Es war nicht unüblich, dass man die Jounin der anderen Dörfer als Prüfer mit hinzu bat, wenn man das erste Examen startete, auch wenn man sie nicht die eigenen Schützlinge bewerten ließ. Es bedeutete aber einen besonderen Vertrauensbeweis für Mamoru und die anderen drei Jounin, dass sie hier stehen durften, denn sie betreuten keine Konoha-Gruppe. Sie würden lediglich ihre Beurteilung übernehmen. Es konnte natürlich auch andersrum sein, und der Kazekage hatte sie dazu verdonnert, die Prüfer zu spielen, gerade weil Mamoru letzte Nacht so furchtbar übertrieben hatte. Das würde seine miese Laune erklären.

Amir grinste den Shinobi burschikos an, und wunderte sich für einen kurzen Moment, dass der Kamerad der Chunin-Prüfung leicht errötete, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kiri-Nin zuwendete. Der junge Bursche sah verzweifelt nach rechts und links. Er hatte noch drei offene Fragen und nur noch acht Minuten Zeit. Seine Gruppenkameraden ignorierten ihn. Immerhin war er in seine Prüfung so vertieft, dass er ihre Kontaktversuche nicht einmal bemerkt hatte. Die Verzweiflung wuchs, und Amir konnte fast körperlich spüren, dass der junge Mann schon bald das Risiko eingehen würde, auf nicht ganz Ninjagerechte Art abzuspicken. Und das würde sein erster Verweis sein. Dem würde ein zweiter folgen, dann der dritte, und damit der Ausschluss seiner Gruppe aus der Prüfung. Beinahe tat es ihm leid, aber mit ihm hatten die Prüfer ja auch kein Mitleid gehabt. Davon abgesehen war er nicht der einzige, der den Burschen im Blick hatte.

Seine Verzweiflung erreichte einen absoluten Höhepunkt, und es war abzusehen, dass er gleich etwas sehr dummes tun würde.

Da sprang plötzlich Anne auf, mit weit aufgerissenen Augen und Schreckgezeichneter Miene. "Ach du Kacke!", rief sie aufgeregt, und verschwand in einer Rauchwolke.

Okay, nun wusste Amir, was ihn irritiert hatte, was nicht gestimmt hatte. Anne war die ganze Zeit...

"Ein Kage Bunshin?", kam es mehr als überrascht von Kurenai-san, die auf der anderen Seite stand und für Anne zuständig gewesen war.

Der Kiri-Nin sah sie mit leichtenden Augen an. "Ah! Genau! Danke!", rief er fröhlich, und trug die Antwort in die entsprechende Frage ein.

Amir und Kurenai wechselten einen vollkommen perplexen Blick, fassungslos, entsetzt, verständnislos. Sein Blick sagte sehr genau, dass er absolut keine Ahnung hatte, was hier vorging, und dass das nicht abgesprochen gewesen war. Und das hinterließ zwei sehr schmerzhafte, ja quälende Fragen: Wo war das Original, und warum hatte sich der Schattenklon aufgelöst, obwohl er nicht verletzt worden war? Amir spürte Panik in seinen Eingeweiden aufsteigen. Wo war Anne, zum Henker? Und warum hatte er nicht bemerkt, dass er nur einen ihrer Schattenklone vor sich gehabt hatte? In Gedanken überschüttete er sich mit den schlimmsten Vorwürfen.

Illan und Mohad sahen fragend zu ihm herüber, ebenfalls erstaunt und entsetzt. Aber er gab ihnen zu verstehen, die Prüfung abzuschließen, um jeden Preis.

"Tja", sagte er einfach aus dem Grund heraus, um irgend etwas zu sagen, "sie war schon immer recht gut in Ninjutsu, speziell bei Kage Bunshin."

Das ließ die anderen Prüfer kurz schmunzeln, aber es brachte keine Antworten.

***

Pakkun lief langsamer auf uns zu, als er uns entgegen kommen sah. Als wir ihn passierten, huschte er Kakashi auf den Rücken.

"Hinterhalt?", fragte der weißhaarige Jounin.

"Kann ich nicht sagen. Sie waren plötzlich da. Aber sie schienen auch überrascht zu sein. Eventuell einer von diesen mistigen Zufällen."

"Oh, das wäre nett, denn dann haben wir doch noch eine Chance, sie alle zu erwischen! Asuma, Yaguo, rechts! Guy, Mamoru, links! Mamoru, Affenkrieger!"

"Verstanden!", blaffte ich. Während ich kurz innehielt, um mir in den Daumen zu beißen und eine Beschwörung auszuführen, huschten die anderen an mir vorbei. Mittlerweile waren es über zwanzig Gegner auf der Kammkrone, die sich mit Ranko-sensei balgten, und weitere zehn hatten sie schon passiert.

"Durch! Gleich durch!", rief Kakashi, als er mich zurückließ, um sich in den Kampf zu werfen.

"Kuchiose no Jutsu!" Die charakteristische weiße Rauchwolke entstand, und als sie Sekunden darauf wieder verwehte, gewahrte ich Ryoga und Dr. Tofu. Ich war kaum, dass der Rauch aufgestiegen war, weiter geeilt, und die beiden folgten mir ohne zu zögern.

Ryoga holte zu mir auf. "Ich weiß, ich habe mich schon ein Dutzend Mal bei dir entschuldigt, und du hast gesagt, das sei nicht nötig. Aber in der Burg habe ich die Kiri-Kunoichi unterschätzt und damit dein Leben gefährdet, Mamo-chan. Danke, das du mich jetzt beschworen hast, in einem Kampf. Ich werde alles zurückzahlen, das verspreche ich dir." Mit diesen Worten sprang er voran, seinen superschweren roten Regenschirm vor sich haltend. Damit wischte er gleich zwei Angreifer mit Oto-Stirnbändern zur Seite, als seien sie nur Papierpüppchen. Sie wurden dutzende Meter weit weg geschleudert und blieben mit verdrehten Gliedmaßen liegen. Von Ryogas Schirm getroffen zu werden, wenn er damit zuschlug, hatte etwas davon, einen Tritt von einem kräftigen Elefanten zu erhalten. Von einem kräftigen, übereifrigen, schlecht gelaunten und verärgerten Elefanten. Falls sie den Schlag überlebt hatten, würden sie in diesen Kampf nicht mehr eingreifen können.

"Da siehst du es, Mamo-chan", sagte Dr. Tofu beinahe lachend, wieder einmal in seine menschliche Form gehüllt. "Er meint es wirklich ernst. Die Lage?"

"Einfach drauf, durch das Tal auf der anderen Seite, und das darauffolgende Tal. Alle Kräfte, die Widerstand leisten, sind zu eliminieren!", sagte ich hastig, und wehrte eine Handvoll Shuriken mit dem Schwert ab. Okay, ich konnte Ranko sehen. Sie kämpfte und wirkte unverletzt. Und als die Jounin eingriffen, wurde sie stark entlastet. Ich huschte einher, die erschrockene Frau im Blick, die mich mit Shuriken eingedeckt hatte. Sie warf erneut eine Salve, dann noch eine. Unwillkürlich fragte ich mich, wo sie die Waffen versteckt hatte, bis mir die Schriftrollen auffielen. Eine Beschwörerin. Und es schien ihr zu dämmern, das ich schneller als ihre Waffen war. Mit Panik in den Augen wich sie zurück, aber ich setzte nach und erwischte sie auf der Kammhöhe mit dem Schwert. Zwar benutzte ich nur die stumpfe Seite, aber ich schleuderte sie weit über den Kamm hinaus, und sie wurde mehrere Meter fort getrieben, bevor sie in die Tiefe fiel. Sofort wandte ich mich dem nächsten Gegner zu, aber in meiner Reichweite war niemand. Also tat ich das einzig Richtige. Ich konzentrierte mich auf neue Gegner. Und das waren die fünf Shinobi, die gerade versuchten, das Tal zu durchqueren, um ihr Lager zu warnen. "Ryoga!", rief ich, und der Affe reagierte sofort. Er schickte seinen aktuellen Gegner auf einen Rundflug, und folgte mir ohne zu zögern. Mittlerweile dämmerte mir, dass die Kontras mehr als dreißig Ninjas haben mussten. Eventuell waren etliche hinzu gekommen, vermutlich Nukenins.

Ich hetzte hinterher. Es würde uns Vorteile bringen, wenn sie das Lager nicht warnten.

Als Ryoga meine Höhe erreicht hatte, sprang ich in die Höhe. Ryoga fing mich auf, stieß sich vom Boden ab und rauschte in die Tiefe. Er hatte den Schirm wieder auf dem Rücken verstaut, und drehte sich, mich im Griff, mit dem Rücken zur Felswand. Ich stemmte meine Füße in seine Hände, vertraute mich einem der körperlich stärksten Affen an, die ich kannte. "Guten Flug!", rief Ryoga, und schleuderte mich davon, in Richtung der Fliehenden. Ich flog vier-, fünfhundert Meter, schlug auf, rollte mich ab und lief den Ninjas hinterher. Einem warf ich ein Kunai nach und brachte ihn mit einem Beintreffer zu Fall. Auf den, der an der Spitze lief, schleuderte ich einen Shuriken. Er wich aus, aber damit hatte ich gerechnet. "Katon!" Mein heißes Feuer lief dem Draht nach, der den Shuriken mit mir verband. Ich riss die Schnur herum und folgte so dem Fliehenden. Zu schnell fur den Suna-Nin. Die Flamme berührte ihn, sprang auf ihn über und machte aus ihm eine lodernde Fackel. Er hatte nicht mal Zeit zum Schreien. Eine der Ninja, eine Oto-Kunoichi, griff mich mit allen Zeichen absoluten Abscheus an. Sie trug Klingenfäuste als Waffen und drang damit auf mich ein. Ich blockte sie mit meinem Schwert und mit links, während ich den brennenden Shuriken weiter zog, auf den fliehenden Shinobi ganz Rechts. Der wich mit entsetzter Miene aus, stürzte und überschlug sich mehrfach. Für den Augenblick würde er nirgendwo hingehen.

Ich spürte die Gefahr, als ich ahnte, dass der fünfte Shinobi vom Körper der Frau verdeckt wurde. Ich löste mich von ihr, Sekundenbruchteile, bevor eine scharfe Schwertklinge unter ihrer rechten Achsel hervor schoss und jene Stelle durchschnitt, an der sich Sekunden zuvor noch meine Brust befunden hatte.

Ein eingespieltes Team, aber garantiert keine Oto-Nin. Die hätten anders auf mich reagiert.

Die Frau grinste mich wild an. Und das, obwohl sie gesehen hatte, dass ich Feuernutzer war.

"Katon: Dai Endan!" Ich stieß einen Feuerball in ihre Richtung aus, zu groß für sie um auszuweichen. Nur ein Erdwall oder ein Wasserjutsu hätte sie jetzt noch gerettet. Sie besaß beides nicht, und verschwand in der Feuerlohe. Zuerst als Schatten, dann als verwehender Staub.

Der letzte Angreifer, der mit dem Schwert, hatte wieder die Deckung seiner Kameradin genutzt, um sich abzusetzen. Ich reagierte automatisch, warf ihm mein Schwert hinterher. Es überschlug sich genau viermal, dann senkte sich die scharfe Spitze links neben der Wirbelsäule knapp unter dem Rippenansatz in seinen Rücken und durchschnitt ihn die linke Lunge, und, wenn ich gut genug getroffen hatte, die untere rechte Herzkammer. Auf jeden Fall brach der Shinobi in sich zusammen.

Hinter mir hörte ich ein lautes Krachen, das ich kannte und nicht besonders mochte. So klang es, wenn jemandem etwas gebrochen wurde. Ryoga war da. Unter seinem rechten Fuß befand sich das, was vom Arm des fünften Shinobi noch übrig war. Den steifen Fingern entwand er eine Pistole. Nicht gerade das, was Shinobi bevorzugten. Aber wahrscheinlich hatte er mir damit wenn schon nicht das Leben gerettet, dann aber doch eine schmerzhafte Schusswunde mit der gefährlichen Samurai-Waffe erspart.

"Ich sage es dir wieder und wieder: Erst erledigen, dann weiter kämpfen, Mamo-chan!", sagte er vorwurfsvoll. Er sah zu dem winselnden Schwerverletzten herab. "Brauchen wir Gefangene?"

In diesem Moment fühlte ich mich müde, matt, ausgelaugt. Auch wenn diese Shinobi Konoha angreifen wollten, für einen Augenblick konnte ich sie nur als Menschen sehen. Das ging genau so lange gut, bis mir eine wichtige Frage wieder einfiel: Warum hatte ich auf dem Bergsattel nichts von Anne gesehen? War sie sicher unter ihren Genjutsu? War sie tot? Wo war sie überhaupt? Ich eilte zurück, vorbei an den Jounin, die mich für den Angriff auf das eigentliche Lager passierten.

"Keine Antwort ist auch eine Antwort", sagte Ryoga, es knackte erneut, und das Winseln verstummte.

"Mamo-chan!", rief Kakashi, als er mich passierte.

Ich erwartete einen Tadel und den Befehl, ihm zu folgen, stattdessen warf er mir Pakkun herüber. "So findest du sie schneller!", rief er und hetzte weiter.

"Danke, Kakashi-sempai!", rief ich erleichtert zurück. Egal ob sie noch lebte oder tot war, ich würde sie finden. Und ich würde meine Kameraden aus Konoha nicht länger als unbedingt nötig alleine kämpfen lassen. Und ich wusste keine Affenkrieger bei ihnen. Trotzdem war ich verzweifelt, und fühlte mich feige. Und ich hatte entsetzliche Angst davor, was ich finden würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ace_Kaiser
2013-01-25T15:59:04+00:00 25.01.2013 16:59
Ich bin gespannt, ob Du mit meiner Lösung zufrieden bist, Miyu-chan.^^
Von:  Miyu-Moon
2013-01-24T18:34:14+00:00 24.01.2013 19:34
Ich tippe auf tot oder das übliche Geiseldrama. Das würde Ihnen zum größten Nachteil werden.
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-01T09:12:16+00:00 01.04.2012 11:12
kristallika: Danke für das Lob. Ich wollte so eine Geschichte über Konohas Shinobis unbedingt mal schreiben. ^^
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-01T09:11:38+00:00 01.04.2012 11:11
Lord_Jin: Es freut mich sehr, dass Du mir immer noch treu bist und beim Lesen weiterhin viel Spaß hast. Mir macht es auch viel Spaß, auf meine eigene Art ins Naruto-Universum einzutauchen. ^^

Mal sehen, was mit Anne ist. Mamoru hat sie noch nicht gefunden...
Von:  kristallika
2012-03-31T21:01:24+00:00 31.03.2012 23:01
ich finde die idee toll,konoha mal aus ner anderen perspektive zu zeigen.
ist mal was anderes.mach weiter so!
Von: abgemeldet
2012-03-31T14:29:15+00:00 31.03.2012 16:29
So ich melde mich dann auch mal wieder zu Wort.
Sry das das so selten ist.
Ich kann nur wieder ein Lob ausprechen: Hervorragend.
Ich hoffe nur das Anne das alles irgendwie doch überlebt, wobei es auch interessant währe zu sehen was passiert wenn nicht, z.b. wenn Mamo versucht den Getsu-Nin (sowohl Freunden als auch ehemaligen Feinden) zu erklären was mit ihr passiert ist bzw sich bei ihnen versucht zu entschuldigen.


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