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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Spaß und Ernst

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 128: Spaß und Ernst
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Oomph! – Das letzte Streichholz
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 


 

Begegnung 128:

Spaß und Ernst
 

Harry musste grinsen über Remus’ Worte. Tja ja, so wie es aussah, waren Fred und George doch noch zu toppen. Eine erschreckende Vorstellung. Und es machte ihn stolz, dass sein Dad dazu gehört hatte. Dass Sirius und Remus beide mit ihm bekannt waren… dass er sie zu seinen Freunden zählen durfte. Da war es schon fast schade, dass er es nicht geschafft hatte, in die Fußstapfen dieser Menschen zu treten.

Ron richtete diese Nachricht aus und begann verheißungsvoll zu grinsen, als die beiden vollkommen aufgeregt antworteten und vollkommen aus dem Häuschen waren, anfragten, ob er das mit den Rumtreibern ernst gemeint hatte, die er erwähnt hatte, ob sie sie treffen durften und, und, und. Und Ron lachte nur und schrieb zurück, dass sie doch einfach abwarten sollten. Dann sah er Remus wieder an.

„Dürfen wir bei dem Gespräch dabei sein?“, fragte er. Irgendwie würde er gerne.
 

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Remus lachte und hob die Schultern. „Von mir aus... Aber Harry bleibt hier.“ Er warf dem schwarzhaarigen Gryffindor einen bestimmten Blick zu. Er würde mit Sicherheit nicht erlauben, dass der Junge sich einfach so aus dem Krankenflügel verdrückte - vor allem nicht in seinem Zustand!
 

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Harry seufzte. „Das ist unfair. Da kriegen die Nachhilfe im Bösesein und ich darf nicht mit…“ Aber augenblicklich war er darüber sogar recht froh. Erschöpft schloss er einfach die Augen und entspannte sie für einen Moment. Es war anstrengend, so viel zu hören und zu verarbeiten. „Aber solange ich abends mit runter darf, ist das schon okay.“

Hermione schüttelte nur den Kopf. „Ich werde nicht mitgehen. Ich habe noch was anderes vor. Die Bibliothek verlangt meine Anwesenheit.“ Sie lächelte aufmunternd. „Aber ich bin sicher, ihr werdet es mir ausführlich berichten, oder?“

Ron grinste. „Aber klar!“ Er lachte. „Ich bin voll aufgeregt!“, freute er sich.
 

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Blaise lachte leise. Um nichts in der Welt würde er sich dieses Treffen entgehen lassen. Kurz warf er einen Blick zu Draco hinüber, aber mit diesem war eindeutig nicht zu rechnen. Mittlerweile lag der blonde Junge mit seinem Oberkörper halb neben Harry auf dem Bett, hatte seine Stirn gegen Harrys Haarschopf gelehnt und streichelte ihm noch immer gedankenverloren über die Hände. So wie er Draco kannte, würde der sich heute kaum noch von Harrys Seite fortbewegen.
 

~*~*~*~
 

‘Sag mal…’, tönte es da durch Rons Gedanken. ‘Hattest du nicht grade noch gesagt, Lupin würde uns erwarten?’ Auf diese scharfsinnige Bemerkung seiner Brüder begann Ron lauthals zu lachen und teilte Remus mit, sie seien entzückt und freuten sich darauf, während er im Hinterkopf immer wieder Gequengel hörte, weil die Zwillinge eine Antwort haben wollten. Und weil er sich in Poppys Augen viel zu laut freute, warf sie sie schließlich raus. Alle bis auf Draco, den Harry eh nicht loslassen wollte. Hermione ging freiwillig, weil sie wusste, dass ihr ab diesem Zeitpunkt nicht viel Zeit blieb - gerade mal sechs Stunden und was war das schon? – während Ron, Blaise und Pansy Remus folgten, um auch ja nichts zu verpassen.
 

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Remus hatte die drei lachend mitgenommen und Blaises Gequengel, was er den Zwillingen denn vorschlagen wollte, ignoriert. Als sie sich den Birken näherten, waren die zwei feuerroten Haarschöpfe der Zwillinge schon von weitem zu sehen. Neben ihnen standen drei kleinere Gestalten.

„Die Knirpse wieder...“ Pansy lachte leise. „War ja klar.“

„Scherzkekse in Ausbildung.“, erklärte Blaise dem Werwolf knapp. „Die Zwillinge haben beschlossen, sie zu ihren Nachfolgern zu machen.“
 

~*~*~*~
 

Fred und George sahen sie ebenfalls schon auf sich zukommen, winkten wild und man konnte wirklich sehen, dass sie vollkommen aufgeregt waren. Sie hüpften wild auf der Stelle. Mit siebzehn! Ron musste zugeben, dass er seine Brüder noch nie so gesehen hatte. Aber es war ihr Vorbild, das sie treffen würden, was sollte man da schon erwarten…

Sie hatten keine Geduld mit Warten bewiesen. Zeitgleich rannten sie los auf sie zu, die Wangen gerötet, die Augen glänzend.

„Habt ihr sie mitgebracht?“, fragten sie unisono. Und dann: „Oder kommen sie nach? Kennen wir sie?“

Ron zeigte nur auf Remus und die beiden Jungen starrten ihn entgeistert an. „Professor… Lupin? Aber…“
 

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Remus lachte herzhaft über die entgeisterten Gesichter der beiden Rothaarigen. „Rons Erzählung habe ich entnommen, dass euch die Rumtreiber bekannt sind, also die Herren Wurmschwanz, Tatze, Krone und Moony. Nun, mein Name war Moony.“ In seinen braunen Augen funkelte es belustigt, während er ihre Reaktionen beobachtete. Blaise und Pansy kicherten leise, während die drei Erstklässler mit offenen Mündern daneben standen. Natürlich hatten sie von den Zwillingen die Berichte über die Rumtreiber gehört, aber so wirklich begreifen konnten sie das alles gerade nicht.
 

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Freds Mund klappte auf. Ihr Lehrer war… Moony? Echt jetzt? Keine Verarschung? Und wer…

„Ich bin erfreut, Sie erneut kennen zu lernen!“ George hatte seine Verwirrung zuerst abgeschüttelt und nahm nun ergriffen und mit einer Art von Freudentränen der Rührung die Hände seines Meisters. „Dass wir das noch erleben dürfen!“

Nickend tat es Fred ihm gleich. Er strahlte. „Wo sind dann die anderen? Wenn Sie Moony sind, wo sind dann Tatze und Krone und Wurmschwanz?“ Tja… Harry hatte ihnen nicht das Geringste erzählt. Und Ron hatte auch nicht gedurft.
 

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Remus grinste. Jetzt war wohl ein guter Zeitpunkt, um einige Geheimnisse zu lüften. „Wurmschwanz ist Peter Pettigrew.“ Die Miene des Werwolfs machte deutlich, dass er so schnell wie möglich diesen Namen hinter sich bringen wollte und kein weiteres Wort über ihn verlieren würde. „Tatze ist Sirius Black und Krone war James Potter.“ Kurz huschte ein schmerzlicher Ausdruck über sein Gesicht. Manchmal, da war der Verlust von James und Lily so schlimm wie am ersten Tag. „Überrascht?“
 

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Von Überraschung konnte kaum eine Rede sein. Die Augen der beiden Zwillinge waren so groß wie Untertassen und drückten ein Unglauben aus, der schon kaum mehr fassbar war. „Black? Sirius? Harrys Pate...“

„Sein Vater?“

Sie sahen sich an, dann wieder zu Remus. „Harrys Vater war Mitglied der besten Streichespieler der Schule seit Gründergedenken?“

„Und wir haben ihm die Karte gegeben!“

„Als wäre das vorherbestimmt gewesen, dass er sie bekommt!“

„Wow!“

„Aber…“ Plötzlich waren die Augen beider Jungen wieder dunkel. „Das bedeutet ja, dass von euch nur noch zwei übrig sind.“ Sie wirkten enttäuscht und traurig. Sehr traurig, denn sie begriffen plötzlich, dass ihr größter Wunsch – einmal alle auf einmal zu sehen – unerfüllbar sein würde.

Pansy stattdessen hatte Remus’ Schmerz gesehen. Er tat ihr Leid. Sie konnte das verstehen. Wenn Hermione oder einer der anderen sterben würde, würde sie auch traurig sein. Selbst nach so vielen Jahren noch.
 

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„Immerhin...“ Remus lächelte schwach. „Aber wir sollten uns nicht mit trüben Gedanken belasten. Nicht, wenn wir gerade etwas aushecken wollen.“ Sein Lächeln wurde wieder sicherer, wie Blaise bemerkte. „Nur zu schade, dass Sirius nicht hier ist. Er hätte seinen Spaß an euch gehabt.“

Erneut blitzte in seinen Augen etwas auf und Blaise begriff, dass Verlust im Moment viel zu allgegenwärtig war.
 

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Pansy biss sich auf die Lippe, als sie das sah, doch dann begann sie zu lächeln. „Und, was schwebt dem Meister der Streiche so vor?“, fragte sie, was die Zwillinge sie böse anfunkeln ließ. Das hatten sie sagen wollen!

„Genau, was hecken Sie aus?“

„Das hat doch sicher etwas mit diesen Mistkerlen des Kotzbrockens zu tun, oder?“
 

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„Natürlich.“ Das Glitzern in Lupins Augen nahm einen vollkommen anderen Beiklang an. „Das Geheimnis an den wirklich großen Streichen ist die perfekte Planung und Abstimmung. Und was diese Bastarde angeht, so ist nur das Beste gut genug.“ Und dann begann er den Plan auszubreiten. Sie würden das halbe Haus Dumbledore einbinden müssen, doch das würde für die Zwillinge kein Problem sein. Garantiert würden sie die anderen Schüler mobilisieren können. Das stand außer Frage.

Die Würdenträger hörten mit immer größeren Augen und roteren Ohren zu und selbst Blaise entwich zwischenzeitlich ein anerkennendes Brummen. Das war verdammt durchdacht.
 

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Als sie sich schließlich auflösten, hatte jeder genauestens im Kopf, was er würde wie und wann tun müssen. Ihre Augen glänzten vor Vorfreude, was Dumbledore noch oben in seinem Büro sehen konnte, sodass er schon fast ahnte, was da im Gange war, aber er drehte sich nur pfeifend weg und kraulte Fawks den schönen Kopf. Er würde sich da nicht einmischen, würde abwarten und sich über das Ergebnis freuen. Wenn so viele geniale Geister am Werk waren, konnte doch nur etwas Positives dabei herauskommen. Und wenn es so wurde wie zu Halloween, dann wollte er das auf keinen Fall verpassen. Vielleicht, so dachte er, konnte er seinen Spaß mit einem der Lehrer haben, wie er ihn mit Snape gehabt hatte. Oh ja, er freute sich darauf.
 

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Harry hatte lange geschwiegen, hatte nichts sagen können, wollen, müssen. Draco war da, das war im Moment alles, was wichtig war, denn bevor er gekommen war, da hatten die Träume vor der Tür gestanden, drohend und finster. Jetzt war das wieder okay. Und das Gefühl, gekrault zu werden, war mit Fell wirklich fast schöner. Es war richtig angenehm, dass er dabei schlafen könnte. Nur ging schlafen irgendwie nicht, denn er wusste ja, dass die anderen etwas planten.

Irgendwann hielt er inne, ließ seine Finger jedoch in dem weichen blonden Haar. „Dray… Bitte tu ihnen nichts, wenn wir danach runtergehen, ja?“ Seine Stimme war ganz leise und er war sich auch nicht sicher, ob er das wirklich verlangen konnte, aber er wollte ihn wirklich nicht verlieren. „Wenn du auch fliegst, dann bin ich ganz alleine hier. Und du bist ganz alleine da draußen, wo dein Vater kommen und dich töten kann. Oder er holt dich wirklich zu den Todessern… Ich will das nicht. Ich könnte das nicht ertragen.“ Trotz leichter Schmerzen drückte er seine Nase gegen weiche Haut, atmete den Duft ein, den er nie wieder missen wollte. „Versprich mir das…“
 

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Draco seufzte tief und nickte dann. „Ich verspreche es dir, Harry.“ Er gab dem Gryffindor einen weichen Kuss auf die Lippen. „Keine Dummheiten...“ Mit dem Zeigefinger tippte er gegen Harrys Nasenspitze. „Und du versprich mir, dass du nach unserem Ausflug nach dort unten artig wieder hier ins Bett gehst.“ Er sah seinen Freund ernst an. Wenn er ehrlich war, dann sah er wirklich grauenhaft aus.
 

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„Wenn du mitkommst…“ Von dieser Idee war Harry nicht im Geringsten begeistert, auch wenn er es einsah. Es war wirklich besser, wenn er erstmal hier blieb. Oder eben wiederkam. Solange eben Draco dabei war. Alleine hielten ihn hier keine zehn Mantikore.
 

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„Ich habe nicht vor, dich jemals allein zu lassen.“ Draco zog leicht eine Augenbraue hoch und auf seinem Gesicht lag gespielte Empörung.
 

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Harry lächelte. „Dann gibt es auch kein Problem, dass ich wieder herkomme.“

Vorsichtig hob er wieder die Hand, um ihm durch die Haare zu streichen. „Du hast noch deine Uniform an…“, sagte er leise. „Du warst sofort da, oder?“
 

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„Ich hatte einfach ein schlechtes Gefühl, als du nicht kamst.“ Dracos Stimme stockte leicht. „Irgendwie habe ich was geahnt. Ich weiß nicht... Joey ist wahnsinnig geworden, als ich einfach vom Training abgehauen bin.“ Er lachte heiser auf. „Und als ich dann in Lu... Remus hier in der Tür reingerannt bin, da... Ich kann dir gar nicht sagen, wie mich das getroffen hat. Es war beinahe, als wenn der schlimmste Albtraum wahr geworden wäre.“
 

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„Na ja. Ich lebe ja noch.“ Auch wenn das mit Sicherheit knapp gewesen war. Wenn Remus nicht gekommen wäre… Harry war sich beinahe sicher, dass keiner der Jungen aufgehört hätte.

Lächelnd zog der Draco zu sich herab, schlang seine Arme um dessen Schultern und drückte ihn an sich. Er hatte keinen Ton gesagt, als er da unten vor ihnen gelegen hatte. Weil er an Draco gedacht hatte, der auch niemals einen Ton von sich gegeben hätte. Weil Draco stark war und sie durch sein Schweigen gedemütigt hätte, hatte er das auch getan.

„Ich hätte einfach diesen Eiszauber einsetzen müssen, dann wäre keiner von ihnen an mich herangekommen…“ Dieser Gedanke lastete auf ihm. „Ich hätte sie alle in Schach halten müssen! Ich kann mir das in Zukunft nicht mehr erlauben, mich so überraschen zu lassen. Ich habe doch sofort gewusst, was sie wollten…“
 

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Zart strich Dracos Hand über seinen Nacken und fuhr durch das weiche Haar. „Harry, sie haben dich überrascht. Das ist nur normal. Das nächste Mal wird dir so etwas nicht mehr passieren. Weißt du... Ich weiß, wie es ist, wenn man mit solch einer Situation überfordert ist.“ Der Kampf auf dem Friedhof war vergleichbar gewesen. Und dort war er es gewesen, der vollkommen hilflos war. Der Gedanken kratzte noch immer an ihm und er wusste, dass er niemals wieder so paralysiert sein würde. Nie wieder.
 

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Harrys Blick ging ins Leere. War das so? Hatten sie ihn wirklich überrascht? Er hatte sie doch irgendwie erwartet. Schon seit Tagen. Seit sie Blaise so zugerichtet hatten, hatte er darauf gewartet, dass er der nächste war, hatte sogar darauf gehofft, um einen Grund zu haben, Blaise rächen zu können. Aber diesmal war er zu wütend gewesen. Auf Poppy… Weil sie auf seine Gesundheit achtete im Gegensatz zu ihm.

Er seufzte. „Ich bin einfach ein Idiot.“, erklärte er Draco, während er die Augen wieder schloss. „Aber du hast Recht. Nie wieder wird mich je wieder jemand überraschen. Das ist zweimal passiert. Zweimal zu oft.“ Grimmig krallte er die Hände in Dracos Umhang. „Ich hatte zweimal Glück, aber das nächste Mal ist es Können, ich schwöre es dir! Ich werde Nahkämpfe üben, damit so etwas nie wieder passieren kann!“
 

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Draco lächelte leicht und strich Harry zart mit den Fingerspitzen über die Lippen. „Das glaube ich dir sofort.“, sagte er weich. „Weißt du, seit dem Kampf auf dem Friedhof weiß ich, dass ich niemals wieder so hilflos sein will. Nie wieder. Ohne Dumbledore wäre ich nicht hier.“ Es war eine nüchterne Feststellung. „Und seither will ich stärker werden. Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass mir die Schwarze Magie nicht mehr so weh tut. Irgendwie ist sie ja ein Teil von mir.“ Seine Stimme war leiser geworden. Über all das hatte er bisher noch nicht gesprochen und er war sich nicht sicher, was Harry darüber denken würde.
 

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Harry hielt sofort still. Er konnte die Schwarze Magie jetzt nutzen, ohne Schmerzen, ohne Leere? Wow… „Wie hast du das geschafft?“ Es war ehrliche Neugier, die aus ihm sprach.
 

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„Ich habe sie akzeptiert.“, antwortete Draco leise. „Ich habe einfach nicht mehr drüber nachgedacht. Weil sie eben irgendwie zu mir gehört. Und ich mich selbst schließlich nicht ablehnen kann.“
 

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Diese Worte lösten absolute Freude in Harry aus. Er drückte Draco an sich, verbarg seine Nase an seinem Hals und hätte am liebsten gelacht, so froh war er. Es hieß doch, dass Draco sich inzwischen doch leiden konnte. Nicht so wie am Anfang, als sie sich kennen gelernt hatten, als er sich selbst hasste, nein inzwischen…

„Ich liebe dich. Und ich bin stolz auf dich.“, flüsterte er und musste dabei seine Stimme unter Kontrolle halten, weil Ergriffenheit sie ersticken wollte. Endlich hatte Draco verstanden, dass Schwarze Magie eben doch nicht nur in schwarzen Herzen wohnte.
 

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Draco lächelte zärtlich und drückte Harry ganz behutsam an sich. Er wollte dem schmalen, malträtierten Körper schließlich keine zusätzlichen Schmerzen zufügen. „Danke...“, flüsterte er heiser. Diese Worte berührten ihn und trieben ihm nahezu die Tränen in die Augen.

„Es ist unglaublich, wie sehr du mich verändert hast.“
 

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Harry schnaubte leise. Er hatte ihn nicht verändert. Warum konnte das denn keiner verstehen? „Das hast du ganz allein geschafft.“, hielt er überzeugt seine Meinung hoch. „Du, nicht ich. Ich habe nur geholfen, wenn es schwierig wurde, aber das auch nur, weil ich dich mag, sonst hätte ich das wohl nicht getan. Also habe ich dir nur geholfen, weil du du bist.“ Er überlegte kurz. Er redetet schon wieder Unsinn. Vielleicht war er doch müde.
 

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Leise musste Draco lachen. „Sieh es doch einfach ein: Du hast mich überhaupt auf den richtigen Weg gebracht. Und du hast mich gerettet.“ Er gab Harry einen leichten Kuss auf die Nasenspitze.

In ihm war auf einmal alles warm. Ja... Eigentlich war es so. Genau so. Dieser Junge hier hatte den Unterschied gemacht. Einfach so.
 

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Lächelnd seufzte Harry. Dracos Worte klangen so ehrlich. Und wenn er ehrlich war, dann machten sie ihn stolz.

„Ist doch auch egal. Hauptsache, du bist, wie du bist, alles andere ist unwichtig.“, murmelte er und blickte ihm in die Augen. „Und wenn du es so willst, dann hast du mich auch gerettet, weil ich ohne dich längst losgezogen wäre, damit all das da draußen nicht passiert. Und ich hätte ihn gefunden und er wäre mit mir zusammen gestorben…“ Er grinste leicht. „Und nur deinetwegen bin ich noch hier und suche verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie ich ihn killen kann, ohne dabei selbst draufzugehen. Sei stolz auf dich!“ Der letzte Satz war schon fast sarkastisch angehaucht, aber ernst gemeint war es trotzdem.

Wenn es so war, hatten sie sich eben gegenseitig gerettet. War doch nicht das Schlechteste.
 

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Dracos Lächeln war weich und zärtlich, als er Harry ganz behutsam af die Lippen küsste. „Ich bin stolz auf dich. Ganz besonders, weil du nicht den Kopf verlierst und dort rausstürmst.“ Erneut stupste er den schwarzhaarigen Jungen auf die Nasenspitze. „Außerdem muss ich dich auf einen Denkfehler aufmerksam machen: Du hättest Voldemort vielleicht gefunden, aber du hättest ihn nicht töten können. Vielleicht hättest du es geglaubt, aber er wäre trotzdem zurückgekehrt. Vergiss diese Horkruxsache nicht.“ Er lehnte die Wange an Harrys Schulter und strich ein weiteres Mal mit seinen Fingern durch den weichen Pelz auf Harrys Hand. „Bist du sicher, dass wir den Pelz nicht noch woanders ausprobieren sollen?“
 

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Harry musste leise lachen. „Ich würde ihn gerne behalten…“, murmelte er überlegend. „So ein Halbwolf zu sein, wäre doch auch nicht das schlechteste, oder?“ Aber Draco hatte Recht. Die Horkruxe waren wirklich ein Problem. In der Tat wäre sein Opfer vollkommen sinnlos gewesen, weil Voldemort wieder zurückgekommen wäre, wie er es ständig tat. Wie eine lästige Schabe, die man nicht töten konnte.

Allerdings… Du hättest ihn nicht töten können… Sie alle glaubten das. Sie alle waren der Meinung, dass er es nicht konnte. Und selbst Draco wollte das nicht mal.

„Draco… glaubst du auch, dass ich es nicht schaffe, zu töten?“, fragte er leise. Diese Antwort war ihm wichtig. Irgendwie hatten sie ihn erschüttert mit ihrer Feststellung. Er war sich sicher, dass er würde töten können. Er war sich so sicher gewesen! Aber jetzt… Er schwankte. Früher niemals. Im Sommer hatte er versagt, hatte den Expelliarmus gezaubert, anstatt einen echten Fluch! Er war doch nicht wirklich unfähig zu töten, oder?
 

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Draco lachte leise bei Harrys Antwort und wollte etwas Flapsiges entgegnen, doch die ernste Frage wischte jeglichen Spaß schlagartig beiseite.

Nachdenklich sah er seinen Freund an. Blaises Rede hatte ihn wohl wirklich sehr aufgewühlt. Er blickte tief in die grünen Augen, ehe er dann langsam antwortete. „Weißt du... Ich denke, dass Blaise größtenteils Recht hat. Du bist niemand, der leicht ein Leben auslöschen wird. Es wird dir weh tun. Selbst wenn du diese Person abgrundtief hasst. Dennoch hat er sich in einer gewissen Hinsicht geirrt. Ich denke, dass du töten kannst, wenn du es wirklich musst. Aber auch nur dann. Wenn dein Leben davon abhängt oder...“ Er stockte leicht. „…meins.“
 

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Diese Worte trafen den Kern wirklich erstaunlich gut. Harry musste zugeben, dass es genau die Antwort war, die sein Unterbewusstsein ihm hatte vermitteln wollen, die er aber nicht hatte hören wollen. Sie tat weh, diese Erkenntnis, und genau das drückten seine Augen aus, bevor er sie schloss. Warum musste sein Herz allein bei dem Gedanken, jemanden zu töten, solche Zicken machen? Warum konnte es nicht ebenso stark sein wie Dracos? Oder Blaises? Oder Sirius’? Das war unfair.

Er seufzte leise und weigerte sich, das zuzugeben. Vielleicht… vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung und er konnte dieses dumme Etwas aus dem Weg räumen, das ihn daran hindern wollte. Außerdem war er müde. Reden war anstrengend. Und wenn er so weitermachte, dann würde er die große Stunde seiner Peiniger verpassen, was er nicht wollte. Nicht mit der Aussicht darauf, was Remus plante. Er wollte einen der besten Freunde seines Vaters in Aktion erleben.

„Weckst du mich zum Abendbrot?“, fragte er Draco versichernd.
 

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„Natürlich.“ Draco strich ihm zart über die Haare. Er hatte erst seine Wange berühren wollen, doch er zuckte davor zurück, hatte es Harry das letzte Mal doch weh getan. „Schlaf ruhig. Ich bleibe da.“ Sein Lächeln war zärtlich, als er dem Gryffindor einen weichen Gute-Nacht-Kuss gab und sich dann einigermaßen bequem neben ihm einrichtete.
 

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„Schön.“ Harry lächelte, rutschte noch ein bisschen zur Seite, bevor er sich zusammenrollte und seine Stirn irgendwie gegen Draco drückte, um ihm nahe zu sein. Es dauerte keine Minute mehr, bis er einschlief.
 

Und währenddessen lief in Hogwarts alles auf Hochtouren. Blaise hatte das Haus Dumbledore zusammengerufen, das langsam aber sicher von Hermione mit Gedankenbüchern ausgestattet wurde. Er teilte sie in Gruppen auf, gab ihnen verschiedene Aufgaben, während die Weasley-Zwillinge – zum allgemeinen Erstaunen von Mme Pince – in der Bibliothek zugange waren und Hermione tatsächlich dazu hatten überreden können, ihnen zu helfen, das zu suchen, was sie unbedingt brauchten. Pansy unterdessen blätterte in einem der Bücher, die ihre Eltern ihr einmal geschenkt hatten, in denen ebenfalls Schwarze Magie neben nicht ganz korrekten Weißen Sprüchen aufgelistet war. Sie suchte einen Zauber, um das zu tun, was sie vorgeschlagen hatte. An ihrer Seite Gregory Goyle, der vollkommen begeistert gewesen war. Ron unterdessen war schon dabei, Scherzbomben seiner Brüder in den Kerkergängen so zu verstecken und magisch zu befestigen, sodass man sie nicht bemerken konnte, selbst wenn man davor stand oder sie berührte. Er hatte von Remus einen Spruch bekommen, mit dem er dafür sorgen konnte, dass sie nur auf sein Geheiß hin ihr grausiges Geheimnis preisgeben konnten. Die drei kleinen Würdenträger waren hektisch auf der Suche nach dem Poltergeist Peeves, dem sie einen Vorschlag zu unterbreiten gedachten, was sie in heller Aufregung von Raum zu Raum pitschen ließ und Snape einen misstrauischen Blick entlockte, als sie an ihm vorbeihasteten. Und Remus… Tja, Remus saß in aller Seelenruhe und mit einer unbändigen Vorfreude im Bauch mit Tonks bei Professor McGonagall, die sich lang und breit über diesen hinterhältigen Angriff auf Harry ausließ, den sie skandalös fand, weil er in seiner Art und Weise bereits einmal vorgekommen war. Er hatte nicht die Befugnis mitzuwirken bei diesem Streich, aber das machte nichts. Er würde – natürlich ganz zufällig – ebenfalls anwesend sein und sehen, wie sein Plan von seinen Gehilfen und überraschenderweise sehr erfinderischen Kumpanen ausgeführt wurde. Sollte es wirklich zu einer Bestrafung des Hauses Dumbledore kommen, dann würde er sich dafür verantworten, das stand für ihn bereits fest.
 

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Als es Zeit für das Abendessen war, richtete sich Draco auf dem Bett langsam auf und beugte sich zu Harry hinab, dessen Kopf mittlerweile vollkommen auf seiner Brust ruhte und gab ihm einen weichen Kuss auf den Haarschopf. Die Spuren auf seinen Wangen waren beinahe vollkommen verschwunden und doch sah er noch immer reichlich mitgenommen aus. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten es.

„Kätzchen... Zeit zum Aufwachen und bösen Jungs beim Verzweifeln zuzusehen.“ Zart strich er über Harrys Nacken.
 

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Harry murmelte etwas Unverständliches. Er wollte sich jetzt nicht bewegen. Wenn er bedachte, wie lange er gebraucht hatte, um eine schmerzfreie Position zu finden… Er wollte nicht aufstehen.

Seine freie Hand krallte sich in Dracos Umhang, als er seufzte und einfach weiterschlief.
 

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„Hey...“ Sachte drehte Draco den Gryffindor auf den Rücken. „Sag bloß, du willst jetzt doch die ultimative Rache verpassen?“
 

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Müde blinzelte Harry ins Licht, doch die Chance zur Antwort wurde ihm von einem hereinstürmenden, beigeistert strahlenden Ron vermasselt, der lauthals verkündete, dass sie endlich zum Essen kommen sollten, weil das Haus Dumbledore nur noch auf sie beide warten würde. Sie hatten es sich in den letzten Tagen angewöhnt, immer gemeinsam zu essen, und das beinhaltete das gemeinsame Beginnen. Jedenfalls war Harry jetzt durch den unerwarteten Schreck endgültig wach. Sehr wach. Und augenblicklich breitete sich ein Kribbeln der grimmigen Vorfreude in seinem Bauch aus. Ron hatte zwar nichts gesagt, aber seine Ausstrahlung allein war schon Grund genug, um alles nur Zauberermögliche zu erwarten.

Er setzte sich auf. „Dann mal schnell.“ Er grinste Draco an und küsste ihn, sich plötzlich bewusst werdend, dass auch dieser versucht hatte, ihm genau das mitzuteilen. „Sorry, dass ich nicht wach werden wollte.“, murmelte er leicht zerknirscht, doch im nächsten Moment nahm die Aufregung wieder Überhand. „Hast du Mme Pomfrey gefragt?“, wollte er wissen. „Ob ich gehen kann, mein ich.“
 

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„Bin ich verrückt?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Wir schleichen raus. Wenigstens war das mein Plan, bis dieser Depp da hier so lauthals reingestürmt ist.“ Er warf Ron einen giftigen Blick zu, der daraufhin rot anlief.

Still reichte der Blonde Harry Kleidung zum Wechseln, die er bereits zuvor mit einem Acciozauber hergerufen hatte. Der Schwarzhaarige konnte kaum in seinen malträtierten Quidditchsachen von heute Morgen rumlaufen - oder in einem Krankenflügelschlafanzug.

„Mach dich wenigstens nützlich und steh Wache, Ron!“, knurrte Draco leise, während er Harry half, das Oberteil über den Kopf zu ziehen.
 

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Ron wuselte los, viel zu happy, um sich über den Tonfall aufzuregen, und nur fünf Minuten später war Harry fertig und er und Draco sammelten Ron ein, der sich bei Harry unterhakte, um ihn notfalls stützen zu können, weil der Junge eben doch noch blass war und unsicher auf den Beinen schien. Doch das änderte sich zunehmend, während sie auf die Zielgeraden kamen und das Tor zur Großen Halle in Sichtweite kam. Harry ging aufrechter, seine Schritte wurden sicherer und er strahlte beinahe den gleichen Stolz aus, wie Draco es die meiste Zeit tat. Stolz und ein wenig kindischen Eigensinn, denn auch wenn er es gerne hätte, sein struppiges Haar und sein noch teilweise etwas farbenfrohes Gesicht ließen die Erhabenheit nicht durchdringen, die Dracos tadellose Gestalt und dessen Auftreten vermittelten. Aber es war egal. Zumindest fühlte er sich gut mit seinen beiden Begleitern, von denen der eine breit grinste und der andere verhalten böse blickte.

Die Große Halle verstummte für einen Augenblick, als sie eintraten, war doch durch das Haus Dumbledore bekannt gemacht worden, was Harry passiert war, dann brach Gemurmel los, das in seiner Art nicht positiver hätte sein können. Wie sehr sich die Lage doch verändert hatte. Nur vor ein paar Wochen wären sie alle todunglücklich gewesen, dass er so schnell genesen war.

Harry blickte nur für eine Winzigkeit zum Lehrertisch hoch, als McGonagall sich abrupt an Dumbledore wandte und ihn etwas zu fragen schien, was dieser nur mit einem scheinbar ahnungslosen, gleichgültigen Achselzucken abtat, während sich in seine Augen ein Grinsen schlich. War doch nett, dass er scheinbar wusste, dass was vor sich ging und ihn nicht gleich zurück ins Bett schickte, wie es Poppy zweifellos getan hätte. Remus winkte ihm verschwörerisch, während Tonks überglücklich und erleichtert schien. Snapes Blick war kalt und eindeutig missfallend. Er war nicht damit einverstanden, dass er bereits wieder draußen rumturnte, aber das war Harry egal, als er zum Tisch der Ravenclaws wanderte, wo die pinkefarbenen Krawatten diesmal saßen, und an dem er und Draco lautstark begrüßt wurde.

Er hatte sich noch nicht ganz hingesetzt, als Seamus Finnigan auch schon seine Arme sehen wollte, von denen er gehört hatte. Auch die Zwillinge, Cho und einige andere äußerten diesen Wunsch, also schob Harry schlicht die Ärmel zurück, woraufhin jeder einmal über das Fell streichen wollte.

Es war der erste Teil des Plans, den Remus sich ausgedacht hatte, und der Werwolf war wirklich glücklich, dass Harry ohne Anweisung genauso handelte, wie Blaise es ihm versichert hatte, als er ihm von der Faszination des schwarzhaarigen Gryffindor für das Fell auf seinen eigenen Armen berichtet hatte. Es würde die Slytherins ärgern, dass sie Harry damit nicht betroffen machen konnten, dass er Fell auf den Armen hatte, dass sie nicht dafür hatten sorgen können, dass er sich in Grund und Boden schämte. Genauso wie es sie ärgern würde, dass er schon wieder auf den Beinen war, was zweifellos noch Folgen für ihn haben würde, wenn Poppy herausfand, dass er nicht da war. Remus hoffte nur, dass das nicht unbedingt zu der Zeit war, während Harry vor aller Augen die Arbeit seiner Peiniger verfolgte.

Aber egal was, die Medizin würde noch bitterer werden.
 

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Draco hatte sich neben Harry niedergelassen und sah mit einem leicht missmutigen Glitzern in den Augen, wie sie alle an seinem Freund herumfummelten. Es war komisch... Auf einmal kochte die Eifersucht in ihm so hoch wie noch nie zuvor. Dennoch verhielt er sich still, während sein Arm zugleich stützend und besitzergreifend um Harrys Schultern lag. Zu still, wie es Blaise auffiel, der ihn aus dem Augenwinkel musterte.

Vonseiten der Slytherins wurde die aufgeregte Horde mit grimmigen Blicken gemustert und auf Warringtons Gesicht war hemmungslose Enttäuschung zu lesen. Der Kerl war auch einfach zu blöd, um sich besser zu verstellen, wie Blaise trocken feststellte.
 

~*~*~*~
 

Das Essen wurde eine illustere Runde. Die Würdenträger waren von Pansy aufgefordert worden, zu erzählen, wie ihr Sondertraining bei Tonks am Vormittag gewesen war, woraufhin die drei sehr bildhaft und glaubwürdig demonstrierten, wie Tonks alles Mögliche umgeworfen und zerstört hatte durch ihre Tollpatschigkeit, bis an ihren und auch an den umliegenden Plätzen ein heilloses Chaos herrschte, das von Tonks, die der Szenerie begeistert beigewohnt hatte, mit lautem Applaus belohnt wurde. Schließlich erhob sich Ginny und sprach einen Toast auf die humorvollste Lehrerin aus, der von allen erwidert wurde, sodass ein lautes „Auf Tonks!“ durch den Raum hallte, dem sogar einige Lehrer und Dumbledore beipflichteten. Tonks verpasste ihnen imaginäre ‚zwanzig Punkte für Dumbledore’, was wiederum Lachen herausforderte, bis jeder Muskelkater im Bauch hatte. Sie hatten echten Spaß. Besser, als es geplant gewesen war.

Und dann erhob sich Filch von seinem Platz und die Stimmung änderte sich schlagartig. Die Große Halle wartete in unwissendem Schweigen, ausgelöst von einem abrupten Umschwung im Haus Dumbledore, das plötzlich eine unterschwellig aggressive Ausstrahlung innehatte, bis Filch die Versammlung verlassen hatte. Irgendwas ging vor und das blieb niemandem verborgen, doch es wusste eben keiner was. Mehr als ein Dutzend Schüler verrenkte sich die Hälse, doch außer ein paar Jungen und Mädchen, die in plötzlich wieder heiterer Manie ihre Teller leer putzten, war nichts los. Die Außenseiter verstanden die Welt nicht mehr.
 

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Schließlich stand Blaise als erster an ihrem Tisch auf. Beinahe sofort folgten ihm alle anderen nach und zogen in einer seltsamen, nahezu feierlichen Prozession aus der Großen Halle heraus.

Draco hatte sich von Harrys Seite nicht wegbewegt und ihm den Arm um die Taille gelegt, um ihn etwas zu stützen. Ron tat auf der anderen Seite das Gleiche und irgendwie musste der Blonde seinen Beschützerinstinkt gerade soweit zähmen, dass er Ron nicht wegstieß. Im Moment wollte er niemand anderes bei Harry haben. Und dennoch zwang er sich dazu, das zuzulassen.
 

~*~*~*~
 

Harry musste über die Stimmung in dieser Gruppe ziemlich staunen. Sie waren so ernst, hielten so unglaublich zusammen, als wären sie ein Körper, eine einzige Masse. Und alle hatten sich um ihn, Draco, Ron, Hermione, Pansy und Blaise geschart.

Und der Trend war eh dahingehend, dass man ihnen folgte. Zuerst waren es nur ein paar Schüler, doch sie hatten das Tor auch noch nicht erreicht, da war McGonagall schon aufgestanden, hatte Dumbledore noch einen bitterbösen, unverständigen Blick zugeworfen und schon eilte sie hinter ihnen her. Ebenso Tonks und Remus – scheinbar vollkommen beunruhigt durch die Bewegung, die in ‚ihr’ Haus gekommen war - und zwei Katzen, die diesmal die Vorhut zu einem unwillig neugierig gewordenen Snape bildeten. Ein kleiner, verwirrter Flitwick machte sich ebenfalls auf den Weg, dazu eine unverständig dreinblickende Mme Hooch. Und auch einige andere Lehrer folgten ihnen, bis es schließlich alle waren, einschließlich der Schüler – selbst einige Slytherins waren darunter, weil die Neugier sie trieb.

Sie wurden überrascht. Kaum hatte das Haus Dumbledore die Große Halle verlassen, drängten sie sich in der Mitte der Eingangshalle zusammen und schlossen alle anderen aus dem heimlich scheinenden Gespräch aus, bevor sie sich wie einstudiert alle gleichzeitig aufrichteten und dann jeder in Zweier- oder Dreiergrüppchen in eine andere, vollkommen unsinnig scheinende Richtung davon machten. Harry und Draco wurden einfach von Hermione mitgeschleift, die als einzige wirklich die Kerker ansteuerte.

Unter den Zurückgelassenen brach ein heillos verwirrtes Geplapper und Getuschel los, dass diese Leute doch einfach alle verrückt geworden waren, doch schon jetzt konnte man in einigen Augen eine Art Bewunderung sehen. Dieses neue Haus war irgendwie anders als die vorher existierenden. Mit seinen Mitgliedern war etwas anders. Vielleicht war es einfach der Fakt, dass alles tiefer zu gehen schien, weder die Schüler noch die Lehrer konnten es wirklich benennen.
 

~*~*~*~
 

Hermione zog sie in die Kerker runter und drängte die beiden anderen Jungen leise in eine Nische.

„Still!“, zischte sie und spähte um die Ecke. Ah, da waren sie. Warrington, Pucey, Smith, Crabbe und Nott krochen auf den Knien über den Boden und schrubbten ihn mit Zahnbürsten, die bereits jetzt ganz schwarze Borsten hatten. Filch stand unweit davon und sah den fünf Jungen gehässig dabei zu.

Draco hatte Harry so eng an sich gezogen, wie es ging, ohne dass er ihm weh tat, und bemühte sich, ihn zu stützen, damit das Stehen nicht zu anstrengend wurde.

„Ah...“ Hermione hatte ein leichtes Aufblitzen gesehen und grinste zufrieden. „Es fängt an...“, flüsterte sie rau.

Das Wasser, mit dem die fünf Slytherins den Boden schrubbten, färbte sich auf einmal schrillpink. Und jeder Millimeter des Bodens, den sie bisher geschrubbt hatten auch. Draco biss sich auf die Unterlippe, um nicht über die fassungslosen Gesichter zu lachen.

Filch quietschte empört auf und kreischte, dass er sich bei Dumbledore beschweren würde und dass die fünf weitermachen sollten. Dann tobte er davon, Mrs. Norris dicht an seinen Fersen.

Warrington und Co starrten schlicht fassungslos den Boden an. Misstrauische Blicke schossen umher, doch sie sahen niemanden.
 

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Harry entrutschte sogar ein leichtes Schnaufen, welches darin resultierte, dass er sich das Lachen mit der Hand vor dem Mund verwehren musste, was Hermione glücklicherweise mit einem Zauber verbarg. Jeder weitere Zahnbürstenstrich war eine neue schrillpinkfarbene Linie auf dem schwarzgrauen Boden.

Aber das war längst nicht alles, denn die Bürsten veränderten sich ebenfalls. Sie bekamen Fell und haarige Füße mit winzigen Zehen, sodass Crabbe mit einem erschrockenen Quietschen seine Zahnbürste von sich warf.
 

~*~*~*~
 

Jetzt war es Draco, der nur mit Mühe ein Prusten unterdrücken konnte und sein Gesicht schließlich in Harrys Haaren barg. Hermione neben ihm grinste breit. „Und das ist erst der Anfang…“, flüsterte sie prophetisch, als die Zahnbürsten auf die Jungen losgingen und ihnen pinkfarbene Streifen verpassten.

Warringtons Zahnbürste biss ihn sogar, was ihm ein lautstarkes Jaulen entlockte.
 

~*~*~*~
 

Und mehr als einer der Jungen hatte plötzlich strähnenweise pinkfarbene Haare. Sie wichen entsetzt zurück, panisch fast, als sie realisierten, dass diese Bürsten sie tatsächlich bissen und sich um jede Stelle, die eine solche Wunde aufwies, eine rosafarbene Blume unter der Haut breitmachte – Muggeltattoos.

Im nächsten Moment blinkte der Flur auf und Nott machte einen schmerzhaften Abgang, als seine Füße den Halt auf ganz plötzlich spiegelglattem Boden verloren. Nur einen Wimpernschlag später folgten die anderen nach und keinem von ihnen war es möglich, wieder auf die Beine zu kommen. Nicht einmal zurückweichen war ihnen möglich, was die Zahnbürsten gnadenlos ausnutzten. Und sie konnten sich nicht verteidigen, weil Filch ihre Zauberstäbe konfisziert hatte, um mögliches Schummeln zu vermeiden.
 

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Warrington und Pucey heulten im Duett auf, während Smith hektisch versuchte, über den Boden vor seiner Zahnbürste zu flüchten, die sich voller Begeisterung und Bissgewalt auf ihn stürzte. Seine Nase und seine Ohren leuchteten mittlerweile sogar Pink.

Und dann verwandelte sich die spiegelglatte Fläche auf einmal in eine Felllandschaft. Draco quietschte vor Vergnügen leise auf und biss sich auf seine Fingerknöchel. Graues Wolfsfell. Wie auf Harrys Armen.

Die fünf Slytherins bekamen langsam beinahe so etwas wie Panik. Warrington starrte fassungslos den Boden an, während seine Zahnbürste sich in seinen Schuh verbiss und dort eine rosa Blümchenwiese hinterließ. Pucey sprang entsetzt auf und wollte die Chance zur Flucht nutzen, stolperte jedoch über Nott, der noch immer auf dem Boden hockte. Crabbe robbte beiseite und hielt sich wimmernd die pinkfarbene Hand. Smith kroch noch immer vor seiner Zahnbürste weg und krallte sich Halt suchend in dem Pelz fest.
 

~*~*~*~
 

Harry lachte inzwischen frei. Vielleicht war das hier nicht fair, aber es ließ sie doch recht eindeutig spüren, was sie selbst ihm angetan hatten – wenngleich auf wesentlich subtilere Weise.

„Die Farbe ist übrigens permanent.“, teilte ihnen Fred mit, der inzwischen bei ihnen aufgetaucht war. George stand direkt neben ihm. Offenbar waren sie unsichtbar zu ihnen gekommen.

„Moony war der Meinung, dass man sich daran auf jeden Fall für immer erinnern sollte, deswegen….“ Der zweite Weasley seufzte glücklich. „Ich wünschte, wir hätten eher gewusst, dass wir ihn nach Streichen bloß zu Fragen brauchen.“

„Ja, das wäre genial gewesen…“ Fred stimmte ihm ebenfalls glücklich zu.

Harry grinste nur. Die beiden waren süß. Zu gerne hätte er gesehen, wie sie auf Remus’ Eröffnung reagiert hatten, dass er einer der Rumtreiber war, die ihnen die heilige Karte hinterlassen hatten.

„Aber…“, begann George wieder. „Das war noch längst nicht alles!“ Er krempelte sich die Ärmel hoch und plötzlich wurde Harry gewahr, dass überall in den Winkeln des Ganges noch andere ‚Dumbledores’ waren, die genau das gleiche taten.

„Jetzt bekommen sie zu spüren, wie es ist, wenn man sich wünscht, tot zu sein.“

Hermione blitzte zu ihnen hinüber, aber sie sagte nichts, während Harry sich fragte, was jetzt kam. Diesen Wunsch bei jemandem auszulösen, war nicht unbedingt einfach…

„Wir haben etwas für sie vorbereitet…“, begann George wieder.

„Zuerst wird Cho zaubern. Sie ist wirklich gut in Illusionszaubern.“ Freds Augen weiteten sich in Vorfreude.

Sie hatten es noch nicht ganz ausgesprochen, da erstarrten die Jungen auf dem Gang plötzlich, blickten sich irritiert um, als würden sie das ganze nicht so recht begreifen.

„Sie sehen eine Blumenwiese, einen kleinen Bach, blühende Bäume…“, erklärte George, was sie mit Cho ausgemacht hatten.

„Da werden springende Rehe sein, weiche, fluffige, weiße Kaninchen, die ihnen um die Beine hoppeln…“

Crabby starrte tatsächlich auf seine Füße hinunter, als würde dort etwas hin- und herhopsen.

„…Schmetterlinge fliegen herum und verbreiten den Duft von Honig…“

Harry begann zu kichern. Was hatte das denn für einen verdrehten Sinn?
 

~*~*~*~
 

Die Gesichter der Slytherins drückten wahrlich Fassungslosigkeit und Faszination aus. Lässig wischte einer der Dumbledores die Zahnbürsten mit einem Zauber beiseite und machte sie wieder zu harmlosen Gebrauchsgegenständen. Sie sollten die Illusion nicht stören.

Warrington starrte auf das weiße Kaninchen hinab, das zwischen seinen Füßen herumtollte. Das war... Was war das hier? Den anderen vier ging es genauso.

Und dann biss ihn das Kaninchen in den Fuß. Warrington kreischte auf und hopste auf einem Bein herum, während die Kaninchen und die Schmetterlinge auf einmal auf die anderen losgingen.

Draco beobachtete fasziniert den einbeinigen Tanz des Siebtklässlers. Es sah skurril aus. Vor allem, als auch die anderen vier wirr durcheinander sprangen, kreischten und vor unsichtbaren Dingen auswichen.
 

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George grinste, doch in seinen Augen lag Wissen, das über diese momentane Freude triumphierte. „Ginny wird die nächste Illusion machen. Sie hat eine wirklich horrorartige Fantasie.“

Harry nickte, sich daran erinnernd, dass Ginny wirklich eine Leseratte war, die Horrorgeschichten mit Liebescharakter bevorzugte. Das könnte lustig werden.

Und tatsächlich, plötzlich zuckten die Köpfe der Jungen herum, blanker Horror auf den Gesichtern, als sie wie erstarrt zur Wand stierten. Dann kam wieder Bewegung in sie und sie sprangen auf, nur um sich dann artig und vollkommen geordnet auf dem Boden niederzulassen, die Hände auf ihren Knien, wie gebannt die Wand anstarrend.

Fred lieferte augenblicklich die Erklärung. „Es hat begonnen. Sie gaukelt ihnen McGonagall vor. In einer ihrer schlechtesten Launen, gerade sie auf dem Kieker habend. Sie werden gerade runter gemacht, dass sich die Balken biegen. Für etwas, das sie nie getan haben…“

„Remus hat uns abgeraten, Snape zu nehmen, weil der für uns noch wichtig sein könnte und über jeden Verdacht bei den Todessern erhaben sein sollte…“, ergänzte George böse. „Aber auch so erfüllt es ihren Zweck. Es ist nur zu schade, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie Dumbledore ist, wenn er wirklich böse ist. Das hätte noch mehr Durchschlagskraft.“

Harry nickte beeindruckt. Ja, das stimmte. Dumbledore war der furchterregendste Mann, den er kannte. Selbst Voldemort in seiner kalten, Schrecken verbreitenden Person konnte nicht an diesen Zauberer heranreichen, wenn er wirklich wütend war.

Immer wieder zuckte einer der Jungen unter einer scheinbaren Schimpftirade zusammen. Ginny schien wirklich erfinderisch.
 

~*~*~*~
 

„Und jetzt ist Blaise an der Reihe.“ George grinste breit. Blaise hatte darauf bestanden. Sehr nachdrücklich sogar und das, obwohl sein Wort eh großes Gewicht besaß.

Die Gesichter der fünf Slytherins spiegelten nur noch größeren Horror wider und sie wichen kreischend und schreien zurück.

„Was...?“, begann Draco, wurde jedoch sofort von Fred unterbrochen.

„Oh... Er hat da so eine nette Sache mit einer Höhle und Drachen ausgeheckt.“ Die Slytherins gingen gerade hinter imaginären Felsen in Deckung. „Ich schätze, er lässt den Drachen gerade auf sie losgehen.“ Fred lachte sich leise in Fäustchen.
 

~*~*~*~
 

„Feuerspucken, so wie es aussieht.“

Die Jungen duckten sich erschrocken, kreischten los, riefen um Hilfe. Die nicht kam, weil die Dumbledores den Gang abgeriegelt hatten.

„Aber nur Drachen würden ihnen nicht das vermitteln, was wir erreichen wollen…“ Fred war plötzlich ernster und George nickte nur.

„Remus weiß davon nichts, aber das hier wird tiefer gehen.“

„Es soll ihnen wirklich in Erinnerung bleiben.“

„Sich in ihre Erinnerungen brennen…“

Feuer schoss aus einer Nische auf die Jungen zu, gerade so nah an ihnen vorbei, dass ihre Haare angesengt waren, aber ihnen sonst nichts passierte.

„Das macht die Illusion realistischer…“

Und Harry begann zu ahnen, worauf das hinauslief. Der Club der Scherzkekse wollte ihnen einen ernsthaften psychischen Schaden verpassen. Dass Hermione nichts dagegen sagte, war reichlich seltsam, aber selbst sie schwieg, obwohl ihr Gesicht verriet, dass sie es wusste.

Knallfrösche gingen in den Ecken der Kerker los, explodierten und glimmende Würmer und brennende Insekten schossen auf die Jungen los.

„Das ist Ron. Er hat darauf bestanden. Wie Blaise.“

„Er war wirklich ziemlich sauer…“

George lachte. „Glaub mir, so haben wir ihn noch nie gesehen! So…“

„Ach, ist er nicht niedlich, unser kleiner Bruder?“

„Nur, um das noch zu erwähnen: Dieser Würmer sind nur die Hälfte von denen, die sie sehen. Das andere, das auf sie losgeht, sind Knallrümpfige Kröter und diese Schnecken, von denen ihr sicher auch schon einige Eiterblasen abbekommen habt.“

„Er lässt sie von seinen Erfahrungen kosten. Und davon hat Ron ja genug.“ Sie lachten einvernehmlich.

Harry schauderte. Ihm wurde bewusst, dass man diese Gruppe von Schülern wirklich nicht unterschätzen sollte. Jedem, der das versuchte, würde das zum Verhängnis werden.

Der Boden unter den Füßen der Jungen wurde plötzlich wieder zu dem normalen Schulboden, nur halt pinker als vorher.

„Und jetzt…“

„…sind wir dran!“ Das Glimmen in den blauen Augen wurde beinahe schon fanatisch.

„Was passiert, wenn sie einander nicht mehr sehen können. Wenn jeder von ihnen alleine in einem Raum ist.“ Fred zauberte, während George erklärte, doch dann übernahm plötzlich Fred den Faden, während George den Zauber weiterführte.

„Wie fühlt man sich, wenn Wasser in diesen Raum fließt. Ganz langsam. Wenn es nach und nach die Füße überschwemmt, die Knie erreicht, den Bauch, die Brust, den Hals…“

Und jedem seiner Worte folgte genau das, was sie sagten. Die Jungen bekamen Panik, schlugen in wilder Hast in die Luft, schienen zu ersticken.

„Natürlich können sie nicht ersticken, denn der Atemreflex setzt irgendwann automatisch ein.“, erklärte Fred fröhlich, aber der Ernst hinter dem Spaß und das leise Bedauern entging Harry nicht. Und ganz allmählich fühlte er Mitleid mit diesen Jungen. Das war mit Sicherheit nicht schön. Er würde das nie und nimmer erleben wollen. – Und er vergaß dabei, dass er genau das an diesem Tag bereits erlebt hatte. Die Sicherheit, die ihm Dracos Arme vermittelten, ließ es in so weite Ferne verschwinden.

„Aber das ist noch lange nicht genug.“ Fred und George wechselten fließend.

„In diesem Raum ist plötzlich kein Wasser mehr. Nein. Ameisen nehmen ihnen die Luft. Sie sind überall. An ihrem Körper, ihrer Kleidung, darunter, in ihren Ohren und Mündern…“

Würgegeräusche kamen aus dem Gang, als Harry leicht blasser wurde. Oh Mann… Die Zwillinge hatten ja schon bewiesen, dass sie grausam sein konnten, aber so?

Sie wechselten. „Aber was sind schon Ameisen? Spinnen sind viel lustiger. Das hat Ron doch schon bewiesen!“

Wieder. „Selbst Spinnen müssen bei manchem Menschen noch hinter Aalen anstehen. Die Mischung aus Schlange und glitschigem Fisch ist für viele unerträglich. Zumal die elektrischen Entladungen wirklich schmerzhaft anmuten.“

Die Jungen zuckten herum.

„Dabei sind die wirklich nicht echt…“

Harry biss sich auf die Lippen. Er wollte das nicht mehr hören. Er wollte das auch nicht mehr sehen. Und wenn sie es noch so sehr verdient hatten, das war zuviel.

Doch bevor er etwas sagen konnte, entließ Fred seine Opfer aus seinem Bann und die Jungen gingen zu Boden. Die blauen Augen waren eisigkalt und glommen in Zufriedenheit, während die Slytherins beieinander Schutz suchten, sich aneinanderklammerten. Crabbe heulte Rotz und Wasser. Nott ging es nicht besser. Smith und Pucey zitterten in Eintracht und sagten gar nichts mehr, aber Warrington… der grollte vor Wut. Nach nur kurzer Zeit schien er durchschaut zu haben, dass das alles nur Fake war, nur Illusion, jetzt fauchte er die anderen an, sie sollten sich zusammennehmen und ihren Mann stehen, denn da draußen wäre sicherlich jemand, der ihnen diesen Streich spielte. Er war überzeugt.

„Er ist gut.“, sagte Fred anerkennend.

„Aber nicht gut genug.“, erklärte George.

„Pansy hat noch was auf Lager, das ihm den Rest gibt.“

Es dauerte dann noch fast drei Minuten, in denen Warrington es tatsächlich schaffte, seine Kumpanen dazu zu bringen, ihm zu glauben, doch dann weiteten sich vier Paar Augen in wahrhaftigem Schrecken, als aus allen Ecken und Nischen, aus den Ritzen in den Wänden und hinter den Vorhängen, aus den Lampen und Wandteppichen Ratten hervorkamen. Ratten in allen Farben und Größen. Schwarz, weiß, grau, grau mit weißen Flecken…

„Pansy und Goyle rufen sie.“

„Es ist Schwarze Magie. Wenigstens zu einem kleinen Teil, aber sie scheinen wirklich gut zu sein.“

Es war also keine Illusion, wie Warrington glaubte. Es war der letzte Schlag.
 

~*~*~*~
 

Selbst Dracos Miene war blasser bei den Schilderungen der Zwillinge geworden. Er spürte, wie Harry in seinen Armen zitterte und drückte ihn sanft an sich. Schweigend sah er zu, wie die Ratten näher kamen und die fünf Jungen umkreisten. Er sah, wie Warrington nach ihnen trat und wie sich die ersten in seinem Schuh verbissen. Wie er begriff, dass das hier real war.

Und schrie, als die Tiere an ihm empor kletterten. Wie die anderen vier zu schreien begannen, in heller Panik.

Er wandte schweigend das Gesicht ab. Sie mochten es verdient haben. Sehr sogar. Aber das hieß nicht, dass er sich daran weiden würde.
 

~*~*~*~
 

Harry schloss ebenfalls die Augen. Ratten waren in seinen Augen das Widerlichste überhaupt. Weil Wurmschwanz eine Ratte war. Weil sie verrieten, sich gegenseitig fraßen… Er wünschte echt nur noch, dass es vorbei war. Das hier, das ging doch weit an einem Spaß vorbei. Sehr weit. Das hatte sich Remus bestimmt nicht so vorgestellt. Oder doch? War das etwa wirklich Remus’ Idee gewesen?

Er traute sich nicht zu fragen. Er traute sich einfach nicht. Ihm war eiskalt, obwohl er bei Draco Wärme fand. Sollten sie wirklich auf seiner Seite sein und mit ihm kämpfen wollen, dann mussten sie in Zukunft solcherlei Quälerei lassen. Das würde er nie wieder mitmachen.

Sein Zauberstab war schneller in seiner Hand, als er wirklich darüber nachdenken konnte, der Spruch kam über seine Lippen und jagte die Ratten mit einem lauten Knall davon. Fred und George starrten ihn erschrocken an, dann erstaunt und wütend, doch angesichts der Verachtung, die sie in den grünen Saphiren fanden, schwiegen sie.

Harry machte sich aus Dracos Armen los und blickte ihnen unverwandt ins Gesicht.

„Nie wieder in meiner Gegenwart!“, sagte er fest. Mehr nicht. Es war nicht einmal geschrieen, es war einfach nur eine Feststellung gewesen, eine Regel für jene, die offenbar gerne so handelten. Dann wandte er sich ab und ging auf den Flur hinaus, der inzwischen verwaist war, weil die Jungen geflüchtet waren. Ein paar schwarzborstige Zahnbürsten auf rosafarbenem Boden war alles, was noch an sie erinnerte. Nach und nach traten andere Mitglieder des Hauses Dumbledore aus ihren Verstecken und starrten ihn an. Dann spürte er Hermione an seiner Seite. Und war ihr plötzlich sehr dankbar dafür.
 

~*~*~*~
 

Draco folgte Harry schweigend. Er konnte sein Zittern sehen und legte ihm leicht den Arm um die Taille, gab ihm die Gelegenheit, sich auf ihn zu stützen, wenn er es wollen sollte. Unsichtbar, damit es sonst keiner sah.

Die Betroffenheit in den Gesichtern war greifbar, aber er war sich nicht sicher, ob das an Harrys Reaktion lag oder aber an dem Rest des Plans. Einige blasse Mienen, gerade die der Würdenträger, verrieten, dass sie damit nicht gerechnet hatten. Rivers kam auf Draco zu und presste sich schniefend an ihn. Der Kleine stand eindeutig halb unter Schock.

„Das war etwas zuviel des Guten.“ Remus’ Stimme klang vorwurfsvoll, als er aus dem Schatten trat und die Zwillinge fixierte. „Scherze und Späße sind eine Sache - Grausamkeiten eine andere. Ihr habt gerade die Grenze hinter euch gelassen und solltet euch für die Zukunft merken, das niemals wieder zu tun.“
 

~*~*~*~
 

Harry war stehen geblieben, als er Remus bemerkt hatte, nickte nur. Quälerei war nichts, womit er sich anfreunden konnte. Nie. Bei nichts und niemandem. Nicht auf diese Art und Weise.

Und trotzdem hatte er nichts dagegen tun können. Genauso wenig, wie Remus etwas dagegen getan hatte. Als hätte er sehen wollen, wie weit sie wirklich gingen. Er hatte es gesehen. Bis zum Ende. Und Harry kam mit sich selbst überein, dass wenn er töten würde, er es wenigstens kurz und schmerzlos machen würde.

Er lehnte sich schließlich voll und ganz gegen Draco, klammerte sich gleichzeitig an Hermiones Hand. Er fühlte sich so unglaublich schwach. Wer hatte von dem vollen Plan gewusst? Remus sicher nicht, dazu war er zu überrascht. Hermione auch nicht. Ihre Hand war eiskalt. Die drei Kleinsten… ebenfalls nicht, das bewiesen die Tränen. Und im Grunde wollte er es auch gar nicht wissen. Er würde mit dem Haus Dumbledore ein ernstes Wort reden. Und mit seinen Freunden. Vor allem mit denen, die ihm am nächsten standen, denn zumindest von einem wusste er, dass er dazu fähig war, diesen Plan zumindest auszuarbeiten.

Ein Blick zurück erbrachte die Erkenntnis, dass die Zwillinge Trotz zeigten. Die Rüge ihres Vorbildes kränkte sie. Wahrscheinlich hatten sie erwartet, dass sie dafür Lob bekamen…
 

~*~*~*~
 

Remus blickte die Zwillinge schweigend an. Der Trotz und die Kränkung waren unübersehbar. „Denkt darüber nach.“, sagte er ruhig und wandte sich dann ab. Tonks folgte ihm leise, während er die Schüler hinter sich ließ.

Draco drückte Harry sachte an sich, während er mit der anderen Hand Rivers über den Kopf strich und ihn zu beruhigen suchte. Sein Hemd war mittlerweile nass, so sehr hatte den Kleinen die ganze Sache mitgenommen.

„Lasst uns gehen.“, sagte er leise. „Hier gibt es nichts mehr.“ Außerdem musste Harry in den Krankenflügel zurück. Madam Pomfrey würde sie beide sonst umbringen.
 

~*~*~*~
 

Harry nickte, doch dann schüttelte er den Kopf. Es musst noch etwas gesagt werden. Wenn Remus das nicht tat… Er hielt inne und Hermione sah ihn fast erschrocken an, als sie den Schmerz in seinem Gesicht sah. Als er sich umdrehte, wusste er, dass alle Dumbledores anwesend waren. Jeder einzelne. Er konnte keinen ansehen.

„Wenn wir wirklich zu solchen Mitteln greifen müssen, um unsere Feinde in ihre Schranken zu verweisen, wenn wir ihnen wirklich mit gleicher Münze heimzahlen, was sie uns angetan haben, was macht uns dann besser als sie? Wofür kämpfen wir dann überhaupt? Was macht unseren Kampf denn aus? Ich hatte nicht vor, einen Kampf zu führen, bei dem Hass, Gewalt und Niedertracht gefördert wird. Diese Attribute gehören auf die Seite unserer Gegner. Sich am Leid anderer laben… Es tut weh zu wissen, dass es auch auf unserer Seite Menschen gibt, die dazu fähig sind ihren Status als Mensch zu dem eines seelenlosen Wesens wie Voldemort oder die Todesser zu degradieren.“ Er lächelte leicht, doch es verschwand schnell, als er aufsah. „Ich werde mit niemandem in einen Krieg ziehen, der nicht verstehen kann, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen und uns gibt, solange wir uns ihrer Methoden bedienen.“

Es war gewagt, solche Worte von sich zu geben, schließlich hatte keiner gesagt, dass er mit ihm kämpfen wollte, aber andererseits hatte er genau in diesem Moment tatsächlich genügend Kraft, um diese Worte zu sprechen. Erstens hatte er keine Probleme damit, auch mit Draco allein zu gehen, und zweitens war es ihm schlichtweg egal, wer von ihnen mit dabei war und wer nicht. Es machte es nicht leichter zu kämpfen, wenn er auf mehr Menschen aufpassen musste. Und er hatte sogar noch genügend Kraft, die Zwillinge anzusehen, die plötzlich reichlich blass um die Nase waren. Ebenso Ron. In Blaises Gesicht konnte man nicht lesen, aber Goyle schien nichts zu bereuen. Pansy dafür schon. Sie sah zerknirscht aus. Ebenso wie einige andere. Offenbar hatten sie harte Worte gebraucht, um es zu begreifen.

Er sah Draco an, den Schmerz über die Enttäuschung darin kaum versteckend. Er wollte hier nur noch weg. Einfach nur noch weg.

Hermione lächelte weich und ebenfalls leicht traurig. Auch sie hatte begriffen, dass die meisten Harrys Worte erst jetzt in sich trugen und nicht schon zuvor. Es war eine Schande, wo sie sich doch die Seite des Lichtes nannten. Aber vielleicht war es ganz gut, dass es jetzt passiert war und nicht später, denn es könnte sein, dass sich gerade jetzt zeigte, wer wirklich zu ihnen gehörte und wer nicht. Hinter ihr verschwanden Harry und Draco durch eine Geheimtür, doch sie lächelte nur, ließ sie gehen und nahm Rivers an die Hand, der eigentlich Draco hatte folgen wollen.

„Zeit für einen Kriegsrat, schätze ich.“, sagte sie und damit waren alle gemeint, die anwesend waren.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

"Damit ihr wisst, wie es ist

In der Hölle zu sein

Damit ihr wisst, wie es ist

Nach Erlösung zu schreien

Nur deshalb komm ich zurück

Mit flammendem Blick

Ich nehm das letzte Streichholz

Und verbrenne eure schöne heile Welt"

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abranka:

...Remus hat Recht. Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte – und das ganze Haus Dumbledore hat (bis auf Harry und Draco logischerweise ^^) alle Grenzen hinter sich gelassen... Hoffen wir mal, dass es ihnen eine Lektion sein wird. ^^
 

Shi:

Die sind gruselig…

Harry hat ganz Recht. Ich würde mit solchen Menschen auch nichts zu tun haben wollen, denn obwohl ich manchmal meine Fantasie spielen lasse, würde ich so etwas doch nie tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Slashy_Miku-chan
2011-01-30T22:04:45+00:00 30.01.2011 23:04
Es ist wirklich erschreckend wie weit sie gegangen sind...
Am Anfang war es ja noch lustig und auch Harry und Draco haben schließlich gelacht. Aber dann die Illusion mit dem Wasser war schon richtig hart, aber dann das mit den Ameisen und Spinnen und Aalen... Oha, sag ich da nur. O.o
Zum Glück hat Harry dem Einhalt geboten und Remus ist innerlich auch auf Harry stolz; wer weiß, wie weit sie es getrieben hätte.
Ich bin gespannt, ob das irgendweche Konsequenzen hat und wenn ja, welche.
Lg sasu-naru-fan
Von:  Drachen-Fan
2011-01-17T06:03:54+00:00 17.01.2011 07:03
Hi ihr beiden!

Zuerst mal noch alles Gute für 2011.

Das KApitel war einerseits erschreckend - und andererseits tat es gut.
Die Grenze zwischen Spaß und Ernst verwischt sehr schnell und oft wird die Grenze nicht erkannt.

Die Ideen waren gut durchdacht, aber sie waren doch ganz schön heftig - ich finde es gut, dass Harry so klar Stellung bezogen hat. Es ist wohl nicht Sinn der Sache, auf genau die gleich Schiene abzurutschen wie die Peiniger.

So - alles in allem hat mir das Kapitel gut gefallen und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

LG,
Drachen-Fan
Von:  Omama63
2011-01-11T14:22:14+00:00 11.01.2011 15:22
Ein super lustiges Kapitel.
Also ich fand die Rache, sehr gut, aber da gebe ich Harry recht, das mit den Ratten war schon nicht mehr in Ordnung, da sie real waren.
Von:  DBZ-Fan1986
2011-01-10T20:40:55+00:00 10.01.2011 21:40
Endlich wieder ein neues Kapitel!!! XD ich hab so lange gewartet, gefühlt. ^^

Und es war ein schönes Kap.
Ich denke, man kann sich leicht solche Sachen vorstellen, die den Slytherins jetzt angetan wurden. Aber ob man sie dann letzten Endes wirklich ausführt, ist doch eine ganz andere Sache. ich kann harry's Worte am Ende verstehen und bin da ganz bei ihm.

Hoffentlich geht's bald weiter!!! *vorfreu*


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