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Am Set der Horror-Thrillers

Kyokos Traumurlaub?!
von

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Kapitel 1 - Es war einmal...

Verstohlen schlich sich ein Schatten über die Sonne, der jedoch nur kurz eine Illusion von Kühle zu vermitteln vermochte. Die sengende Hitze lag wie ein Tuch über den hohen, sauberen und irgendwie anonymen Gebäuden von LME. Schon seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet und in den Büros und Studios waren die Vorhänge zu gezogen, die Klimaanlagen arbeiteten summend auf Hochtouren, doch es war trotzdem immer noch viel zu heiß.
 

Ganz unten im Erdgeschoss tupfte sich die hübsche, junge Empfangsdame mit einem Taschentuch die Stirn ab, während ihre ebenso hübsche und junge Kameradin ein immer-währendes Geschäftslächeln unterhielt, wobei sie gedankenverloren den üblichen Besuchern zunickte, die hier ein und aus gingen. Auch Kyoko Mogami, eilte auf den Ausgang zu, Love- me- Praktikantin in der eigens vom Präsidenten erschaffenen, gleichnamigen Abteilung für Anfänger, die erst noch eine wichtige Eigenschaft fürs Showbusiness erlernen mussten: Das Bedürfnis, zu lieben und geliebt zu werden.

Kyoko, die gerade wieder einmal im Hahnenkostüm "Bou" gespielt hatte, um in die Fernsehzuschauer der beliebten Fernseh-Show zu belustigen, die von der beliebten Newcomer-Rockband "Bridge-Rock" moderiert wurde, indem sie beispielsweise nur dumm herumstand und Körbe voller Lose festhielt, bis man ihr auftrug, irgend etwas Bescheuertes damit anzustellen. Eigentlich hätte sie die Rolle gar nicht bekommen, denn schon bei ihrem ersten Auftritt hatte sie wie eine Bombe eingeschlagen und das gesamte Konzept der Pilotfolge auffliegen lassen...

Damals war Shotaro (Sho Fuwa, Pop-Star, auf Platz eins der Charts in Japan) der Stargast im Studio gewesen, der Mensch, den sie am meisten hasste! Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fragte sie sich noch immer, warum es die Zuschauer so toll fanden, dass sie ihn als Bou damals einfach fesch zu einem schweißtreibenden Badminton-Zweikampf herausgefordert hatte. Sie hatte das begeisterte Gekreische der Fan-girls immer noch im Ohr, ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Shotaros arrogante, von Gier nach immer mehr Anerkennung geprägten Gesichtszüge und sein selbstverliebtes Auftreten, wie konnte man das bloß bewundern? Ihre Rachedämonen, die um ihren Kopf gekreist waren und eine ungute Aura verbreiteten, zogen sich nur vorsichtig zurück, als ihre Gedanken abschweiften. Shotaro war so falsch... Ganz anders als Ren Tsuruga, der berühmteste Schauspieler und größte Frauenschwarm, der in den letzten Jahren die Bühne betreten hatte, und das, obwohl er erst 20 Jahre alt war. Der, obwohl er Platz zwei in ihrer Hassliste einnahm doch ihren Respekt hatte und der so unnahbar und magnetisch wirkte. Seine Ausstrahlung jedoch prallte von ihr ab... zumindest bis jetzt... "Pah", rief sie und wischte die Gedanken an diese Person beiseite. "Du bist echt bescheuert, oder?" hallten ihr seine imaginären Worte im Kopf wider.

Kyoko stieß wütend die Glastüren auf, die auf einen großen, an manchen Tagen von Reportern belagerten Platz führten. Heute war es erstaunlich ruhig, vielleicht wegen der Hitze, die still auf allem lastete, überlegte sie. Als sie gerade die Straße überqueren wollte, um nach Hause, zum Daruma-Ya zurückzukehren, hielt direkt vor ihr mit quietschenden Reifen eine schwarze Limousine am Straßenrand. "Uwaahhh! Können sie nicht aufpassen?! Sie hätten mich fast überf...!" Ihre Wut verrauchte augenblicklich, als Yashiro zusammen mit Ren Tsuruga ausstieg und dieser ihr ein blitzendes Gentleman-Lächeln zuwarf. (Wenn man vom Teufel spricht) Mit der freundlichsten Stimme, die man sich nur vorstellen konnte, fragte er: "Wolltest du gerade etwas sagen?" Sie wich zurück und versuchte sich gegen den bohrenden Blick zu schützen, den er ihr zuschoss. Stotternd brachte sie ein leises "n..nein..., wollte ich nicht..." hervor. Seine Reaktion schockte sie etwas.

Dabei hatten sie sich letzte Woche noch so gut verstanden, als Ren den Text für seinen neusten Film hatte lernen müssen... Klar, er hatte etwas seltsam gestempelt, als er ihr aus unerfindlichen Gründen erst 100 und dann Minus 10 Punkte gegeben hatte, so als könne er sich selbst nicht entscheiden, weil sie als Ersatz-Managerin sein Fieber auskuriert hatte (aber er das für eine eigennützige Tat zugunsten ihrer Karriere hielt!), aber dennoch, er war richtig nett gewesen, und jetzt... auf ein Mal...

Irgendwie verletzte sie dieses Verhalten mehr, als sie sich eingestehen wollte. Aber er hatte ja selbst gefragt, ob sie ihn hasste. Er schien es fest anzunehmen, wie sollte er auch etwas anderes denken? Und er lag ja nicht wirklich falsch damit, obwohl sie sich inzwischen nicht mehr ganz sicher war, wann sie überhaupt das letzte Mal mit Dartpfeilen sein neuerdings nur noch postkartengroßes Bild gespickt hatte. Wenn er also fest annahm, dass sie ihn hasste, wieso sollte er dann freundlich zu ihr sein? Entschlossen sah sie auf und erwiderte den Blick, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Jetzt würde sie das ein für alle Mal klarstellen!

"Tsuruga-san! Sie müssen wissen, dass ich sie gar nicht ha..." Bevor sie ihren Satz beenden konnte, stürmte ein völlig aufgelöster junger Mann an ihr vorbei auf die Straße zu und rempelte sie so hart an, dass sie geradewegs in Richtung Ren flog. Mit einem lauten Krachen stolperte dieser gegen das Auto, wobei er gleichzeitig versuchte, Kyoko vor dem Sturz zu bewahren und seinen Koffer mit wichtigen Drehbüchern festzuhalten, der runterzufallen drohte. Schließlich entschied er sich dafür, Kyoko festzuhalten und ließ den Koffer kurzerhand fallen, der sich öffnete und eine ganze Menge Hefte und Kalender auf dem Boden verteilte. Yashiro starrte entsetzt auf das Chaos und begann dann hastig, die Unterlagen einzusammeln und in den offenen Koffer zu sortieren, wobei er jedoch nicht so ordentlich vorging, wie man es von ihm gewöhnt war. Glücklicherweise hatten sich die wenigen Passanten in der Umgebung nach einem kurzen Blick und einem Schulterzucken wieder abgewendet, um sich in den Schatten der Häuser auf der anderen Straßenseite zu flüchten. Und noch glücklichererweise war kein Ren-Tsuruga-Fanclub in der Nähe, denn das Bild, das sich dem Betrachter bot, wäre alles andere als erfreulich gewesen. Ren, wenig elegant um sein Gleichgewicht kämpfend, stützte sich gegen den Wagen, die eingefrorene Kyoko hielt er um die Taille fest. Das ganze Geschehen beobachtete Rory Takarada, der Präsident von LME aus dem Fenster seines Büros im 7. Stock. Der eiskalte, unnahbare, immer-freundliche Ren, der trotz seiner höflichen, zuvorkommenden Freundlichkeit keinen einzigen richtigen Freund und Vertrauten hatte im Showbiz... Dieser Ren, der mit allen immer so oberflächlich umging... in so einer Situation... Sein amüsiertes Lächeln war undurchsichtig. "Na das kann ja interessant werden..." sagte er zu sich und verfolgte die Szene gespannt weiter.

"Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Ren mit einem besorgten Gesichtsausdruck und wartete nicht auf die Antwort, sondern ging sicher, dass sie auch stehen konnte, um dann endlich loszulassen. Kyoko stand wie versteinert, noch immer den überrascht-entsetzt-faszinierten Ausdruck auf dem Gesicht. Ren lief um sie herum und wedelte mit seiner Hand vor ihren Augen herum. "Hey, bist du noch da?" Keine Reaktion. Er beugte sich zu ihr runter, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren und flüsterte dann: "Da vorn ist Sho Fuwa!" Er hatte eigentlich erhofft, sie würde wie von der Tarantel gestochen losstürmen, sich das nächstbeste Beil schnappen und auf jemanden losgehen, aber nichts geschah. "Puh... Sieht aus, als hätte sie bleibende psychische Schäden davongetragen, dabei hab ich doch nichts getan. Sie sollte mir dankbar sein!" dachte er bei sich, schwieg jedoch. "Aber ich gebe zu... es war eine seltsame ganz neue Erfahrung für mich... ich hab sie automatisch festgehalten, aber eigentlich nicht einmal, weil es sich so gehört, oder weil das die Gentleman-Rolle erfordert. Ich hätte selbst erwartet, dass ich anders reagieren würde... Zum Beispiel, indem ich sie hinstelle und dann frage, ob sie nicht einmal auf ihre eigenen Füße achten kann. Aber sie ist momentan wohl kaum ansprechbar..." Nichts davon sprach er laut aus.
 

Schließlich senkte er den Kopf, sodass seine Lippen direkt neben ihrem Ohr waren und flüsterte mit rauher Stimme: "Kyoko...chan..."
 

"Ahhhhhhhhhrrrrghh!" Ren lächelte selbstzufrieden. "Wa...was haben sie sich nur dabei gedacht?", schrie Kyoko mit einer so entsetzten Stimme, dass sich einige Passanten wieder umdrehten. Das war jetzt schon das zweite Mal in diesem Monat, dass er es wagte, sie so zu nennen, auch wenn er sich an das erste Mal nicht mehr erinnerte, weil er im Halbschlaf gewesen war. "Ich? Ich habe nur dafür gesorgt, dass du das Bewusstsein zurückerlangst. Und falls du das davor meinst: Ich habe dich vor einem bösen Sturz bewahrt." sagte er nüchtern und drehte sich dann um, um Yashiro zu helfen, der inzwischen fast alles wieder eingeräumt hatte. Kyoko setzte zu einer gepfefferten Antwort an, ließ es dann aber bleiben. Als sie jedoch mit Ren und Yashiro ganz entgegen ihrer Pläne wieder in die weitläufige Vorhalle von LME hineinspazierte und die beiden zu einer Besprechung mit dem Präsident der Agentur, Rory Takarada, begleitete, konnte sie eine leichte Röte nicht von ihren Wangen vertreiben.

Nachts auf dem Meer...

So, das nächste Kap, ich hoffe euch gefällts bis jetzt und möchte mich auch gleich für die lieben Kommis bedanken! Und die Gedanken der Charaktere sind jetzt auch anders gekennzeichnet.

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"Nun ja... Es ist folgendermaßen: Der nächste Drehort wird in einem kleinen Küstenort auf einer Insel sein. Der Regisseur bestand auf die reale Kulisse für sein Horror-Drama." Theatralisch hob der Präsident die Hände und seufzte herzzerreissend. "Ihr werdet einen mehrtägigen Aufenthalt in den Ferienwohnungen der Hotelkette "Meeresbrise" haben. Und du Mogami-san, wirst die beiden begleiten und dich um ihre Versorgung mit Essen und Trinken kümmern, da du dich während Rens Krankheit auf diesem Gebiet als sehr hilfreich erwiesen hast." Kyoko zuckte leicht zusammen, hatte aber ihre Miene unter Kontrolle. Natürlich war sie nicht sonderlich schockiert, dass man ihr ihre Pläne für eine "ruhige", "friedliche" und überaus "spannende" Love-Me-Woche während der strahlendsten Tage des Sommers vereitelte, sondern vielmehr beschäftigte sie eine andere Frage: Woher konnte der Präsident das mit dem Essen wissen? Hatte Ren ihm etwa erzählt, dass sie jeden Tag gekocht und eine Krankendiät zubereitet hatte? Aber eigentlich war es verständlich, immerhin war Takarada-san ja Rens Vorgesetzter... Dennoch war da im Gesichtsausdruck des Präsidenten etwas Beunruhigendes, ein winziges Funkeln, das sie warnte; sollte sie etwa noch aus einem anderen Grund mitfahren?

Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen von Rens Stimme, der wieder einmal mit einem honigsüßen Lächeln dastand. "Auf gute Zusammenarbeit." Seine Stimme war Zucker. Aber auch gleichzeitig etwas tiefer als sonst, wohlklingend und erwachsen, so reif... ganz wie man es von ihm erwartete. Und doch wusste Kyoko nicht genau, ob er diesmal nur spielte, oder nicht. Eine kleine Reinherzigkeit flüsterte ihr ein, dass es keine Rolle spielte, solange sie nur dieser Stimme lauschen könne, aber ihre Rachegeister stürzten sich mit lauten Kriegsgeheul auf die Reinherzigkeit und verbannten sie in einen dunklen Winkel ihrer Gedanken... bis zu dem Tag, an dem jemand den Schlüssel ins Schloss steckte...

"Rahhhh!" -Dieser Mann macht mich fertig!- Wild den Kopf schüttelnd, verließ Kyoko fluchtartig das Zimmer. Ren sah ihr mit einem undefinierbaren Blick nach, den Rory Takarada neugierig studierte. Die Lawine... würde ins Rollen kommen... schon sehr bald!
 

Daheim angekommen tobte Kyoko durchs Zimmer, inzwischen doch von der freudigen Erwartung auf Sonne, Strand und Meer gepackt, warf die wichtigsten Kleider und Waschzeug in eine große Reisetasche, die unglücklicherweise von der Agentur gestiftet worden war und neben der grellen rosa Farbe auch stolz das Love-Me- Label trug. Der Präsident schien ihre Rolle wirklich sehr genau festgelegt zu haben, aber das ging eindeutig zu weit! Jetzt musste sie diese Farbe auch noch als Tasche herumtragen und sich selbst in einem romantischen Ferienort, wo sie (noch) niemand kannte, gleich zum Deppen machen. "Ahhrrg!" Wütend pfefferte sie ihre Voodo-Püppchen und das Nähzeug in die Tasche, woraufhin ihre Dämonen begeistert über ein herausgefallenes "Shotaro- Modell: Verzeih-mir!" - Püppchen herfielen. Fehlte nur noch, dass es dort die ganze Zeit regnete, oder Ren wieder krank wurde... Oder dass alle Aufnahmen in der Nacht stattfinden würden, sodass sie tagsüber anstatt sich wenigstens zwischen den Aufnahmen ein bisschen zu vergnügen, schlafen musste... Sie ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. Kyokos Blick verklärte sich vor Verzückung, als sie sich einen düsteren, in Schwarz getauchten Horizont vorstellte, im Vordergrund eine aufragende Klippe und dann stürzte sich mit einem markerschütternden Schrei Shotaro hinunter, nachdem er hilflos und vergebens bei ihr um Gnade gefleht hatte... Plötzlich tauchte jedoch eine andere Person aus dem Dunkel auf, die ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. Geblendet hielt sie sich die Hand vor die Augen und versuchte, zu erkennen, wer der andere war. "Da bist du ja, Kyoko-chan."

Entsetzt sprang sie vom Bett auf und raste zu dem Beutel mit den Ren-Voodo- Püppchen. Das Sho-Figürchen, das herausgefallen war, stopfte sie achtlos zurück in die Tasche. "Was hast du in meinem idyllischen Ferienparadies zu suchen?!", herrschte sie ihn an. Mit einem Schulzerzucken ließ sie "Ren" sprechen: "Oh, ich dachte, du wärest als LOVE-ME- Praktikantin mitgekommen, also brauchst du dich nicht zu wundern, ich wollte dich holen, weil wir essen wollen. Tss, dass du immer meinst, es drehe sich alles nur um deine Person... Du kannst natürlich auch einfach hierbleiben, dann bestellen wir halt was, mir solls egal sein, also dann, tschüss!" Sie starrte das aufsässige Püppchen mit einem mörderischen Blick an und legte es dann energisch zurück. "Pah! Auch du wirst vor mir knien, Ren Tsuruga!" Mit einem letzten Seufzen, packte sie noch ein Erste-Hilfe-Paket ein, ein paar Medikamente gegen Grippe, Allergien etc und hängte sich den Tragriemen der Tasche über die Schulter. Sie fixierte noch einmal ihre Hass-Plakate, zückte einen Dartpfeil, den sie mit blitzender Spitze in Richtung Ren abfeuerte und warf dann, ohne sich noch einmal umzusehen hinter sich die Tür ins Schloss.

Im Zimmer tanzte goldener Staub im warmen Abendlicht, das durch die Ritzen in den Rolläden hindurchsickerte und auf das Ren-Photo fiel. Seltsamerweise steckte der Pfeil einen halben Zentimeter neben dem Bild in der Wand.
 

Kyoko hatte sich hastig von ihren "Gast-Eltern" verabschiedet, die ihr nur mit einem verschmitzten Schmunzeln nachsahen, als sie zum vereinbarten Zeitpunkt (Wie immer hatte der Präsident ihnen verschwiegen, dass es schon am selben Tag losgehen würde und sie erst im letzten Augenblick informiert) nach draußen auf die Straße stürzte und von Yashiro begrüßt wurde, der den Wagen schon vorgefahren hatte. Ren saß auf dem Beifahrersitz und schenkte ihr einen freundlichen Blick, den sie schwach erwiderte.

-Ich frage mich, ob Kyoko-chan jemals einen jungen Mann mit nach Hause bringen wird...?-

Ihre Gastmutter sah nachdenklich dem abfahrenden Auto hinter her, bis sie hinter einer Kurve verschwunden waren.

Zwei Mädchen, die direkt am Fenster gesessen hatten, waren ebenfalls aufgesprungen, um dem Auto nachzusehen. "War das nicht eben Ren Tsuruga?" "Das kann doch nicht sein, wieso sollte ein solches Mädchen mit ihm wegfahren???" "Hmm ja schon... aber ähnlich sah er ihm schon."
 

Kyoko würde langsam müde, so auf der Rücksitzbank, ans Fenster gelehnt. Verstohlen sah sie in den Innenspiegel, wendete den Blick aber gleich wieder ab, als sie Rens Blick begegnete. Ein Schaudern stahl sich über ihr Gesicht. Beobachtete er sie? Sie wendete sich wieder dem Fenster zu und betrachtete die Landschaft, die daran vorbeizog. So langsam fielen ihr die Augen zu... und es war so schön warm und gemütlich... das gleichmäßige Summen des Motors... sie hatte viel gearbeitet diese Woche, oft noch bis spät abends im Daruma-Ya ausgeholfen, weil sie tagsüber durch ihren Job bei LME voll ausgebucht war. Ihre Lider wurden schwer und schließlich fiel ihr der Kopf auf die Schulter und sie driftete ab ins Land der Träume, wo lauter kleine Shotaros um sie herumtanzten und sie anflehten, ihr dienen zu dürfen.

Als Kyoko die Augen wieder aufschlug, waren sie zum Stehen gekommen. Es war inzwischen stockdunkel und sie wusste im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Als sie sich gerade aufsetzte, rutschte etwas von ihren Schultern und sie stellte erstaunt fest, dass jemand (na wer wohl?) sie mit Rens Jacke zugedeckt hatte. "Ähm... Entschuldigung? Wo sind wir?", fragte sie vorsichtig. Niemand antwortete und so rieb sie sich die Augen und öffnete die Wagentür, um sich selbst umzusehen. Nach einem Moment wurde ihr klar, dass sie auf einer Fähre sein mussten, die Motoren dröhnten jetzt lauter und das gelbe Licht eines Scheinwerfers streifte das Wasser um sie herum, doch außer ihnen standen nur noch ein paar müde Radfahrer auf dem Deck. Der Beifahrersitz war leer und Yashiro schien eingenickt zu sein, die Brille war verrutscht und sein Kopf ruhte auf dem Lenkrad, Kyoko schloss die Tür leise, um ihn nicht zu wecken und trat dann nach vorne an die Reling. Sie starrte gedankenverloren in das dunkle, schäumende Wasser. Sie würden wohl bald da sein. Sie hatte die Ärmel ihres Pullovers hochgekrempelt und fröstelte leicht im kühlen Nachtwind. Als sie Schritte hinter sich hörte, verharrte sie und sah sich um. Ren war neben sie getreten und sah nun ebenfalls ins Wasser. "Auch endlich aufgewacht?", fragte er, ohne sie anzusehen. "Ja... Yashiro scheint zu schlafen, wir sollten ihn nicht wecken." Ren nickte, blickte sie aber immer noch nicht an. Ein seltsames Verhalten, wie sie fand. "Wo sind wir?", versuchte sie, ein Gespräch in Gang zu bringen. "Wir sind auf der Fähre hinüber zu der Insel, wir werden schon bald anlegen." Seine Stimme klang müde und ungewöhnlich rauh. Sie betrachtete ihn vorsichtig aus dem Augenwinkel. Auch seine Augen waren dunkel und seine Haare fielen ihm ungeordnet in die Stirn. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Der Wind frischte auf und im selben Moment fixierte er sie plötzlich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, die Haare wehten ihm in die Augen, aber es schien ihn nicht zu stören und das silberne Licht der Sterne ließ die Hälfte seines Gesichts im Dunkel. Sie schnappte kaum hörbar nach Luft und starrte zurück, dieser magnetische Blick zog sie irgendwie in seinen Bann. Sie fühlte sich wehrlos. So wie er dastand, mit diesem ernsten, geheimnisvollen Ausdruck, das weiße Hemd zerknittert und der Kragen halb aufgestellt, kam es ihr plötzlich so vor, als sähe sie ihn zum allerersten Mal. Er wirkte noch viel größer als sonst.

Keiner von beiden rührte sich, sie standen einfach da, starrten einander an, nicht mehr als eine Armeslänge voneinander entfernt.

Yashiro blinzelte verschlafen, richtete seine Brille und stellte dann fest, dass sowohl der Beifahrersitz als auch die Rücksitzbank verlassen waren. Er wollte gerade aussteigen, als sein Blick die beiden vorne an der Reling streifte und nahm die Hand wieder vom Türgriff. Stattdessen lehnte er sich zurück und betrachtete die Szene nachdenklich. Er selbst hatte Ren noch nie in diesem Zustand gesehen, er wirkte völlig unverfälscht. Und dennoch schien er ihm so noch unnahbarer als sonst. Er seufzte tief. Eigentlich konnte es Ren nur gut tun, wenn er einmal ein paar Freunde im Showbiz fand, also sollte er sich keine Gedanken machen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Kyokos Gedanken schienen wie weggewischt, ihr Kopf war vollkommen leergefegt, sie konnte nur dastehen und ihm in die Augen sehen, diese kühlen, dunklen Augen, die sie nicht mehr losließen. Ren betrachtete ihre Züge, sehr hübsch, ohne Zweifel, aber auch entschlossen und von dem Willen belebt, niemals aufgeben zu wollen und dann ließ er sich wieder von ihren Augen fesseln, diesen hellen, tiefen Wogen aus Gefühlen, die er nicht entschlüsseln konnte, so als müsste er noch endlos viel lernen, um die Sprache dieser unbekannten Tiefen zu verstehen. Er wirbelte mit einem Mal herum und stand dann direkt vor ihr. Kyoko unterdrückte einen erschreckten Schrei und stolperte ein par Schritte zurück, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts gegen das Geländer fiel. Sie wusste nicht wieso, aber Ren packte praktisch im selben Augenblick ihren Arm und zog sie vom Geländer weg und ein Stück auf sich zu. Er hatte einen ziemlich verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht, den sie etwas beunruhigt registrierte. Sein Griff war nicht fest, aber auch nicht locker genug, den Arm einfach wegzuziehen, sie wusste auch nicht wieso, aber er benahm sich überaus seltsam, seit einiger Zeit. "Ähm.. ähm...", stotterte sie. Ren ließ plötzlich wieder los und trat zurück. "Ah... ich dachte nur... nur für den Fall, dass das Geländer nicht hält..."

Kyoko fror plötzlich ein bisschen mehr. "Naja... ich geh dann Mal wieder zum Auto." Sie lächelte gekünstelt und verschwand dann in Richtung des Wagens. Ren stützte sich am Geländer ab und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, er war nicht ganz sicher, ob er selbst wusste, was er gerade angefangen hatte. Yashiro hatte sich nicht erwehren können und hatte unter halb geschlossenen Lidern das Ganze beobachtet, seine Züge spiegelten Erstaunen. Als Kyoko jedoch näher kam, stellte er sich vorsichtshalber schlafend.
 

Tatsächlich erreichten sie nur wenige Minuten später den Anlegesteg und während langsam aber sicher der Morgen heraufdämmerte, erreichten sie den Drehort.

Himmel und Erde...

Tut mir echt leid, dass ioch die Kaps beim Hochladen falsch sortiert und eins vergessen hab!!! Ich bin gerade dabei es auszubügeln, weiß aber noch nicht, wanns so erscheint, wie ichs geändert habe... sorry!
 

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Kyoko war einerseits froh, endlich aus dem stickigen, unbequemen Auto herauszukommen, andererseits hätte sie gerne noch ein wenig weitergedämmert, tief in Gedanken, die sich mit dem wechselnden Bildern von draußen und den verwaschenen Erinnerung der letzten Nacht vermischten.

Mit steifen Gliedern stieg sie aus und schüttelte die Unbeweglichkeit ab. Ren wirkte wieder neutral und höflich, so wie immer, von dem verwirrten, unsicheren und irgendwie unheimlichen Ren war nichts mehr übrig, so als hätte das Tageslicht diese Emotionen davongetragen und in den Schatten verbannt. Sie sah sich gespannt um, aber sehr spannend war es eigentlich nicht. Sie standen auf einem weitläufigen Parkplatz, der momentan vollkommen leer war. Auf der sandigen Fläche, die an zwei Seiten von Wald begrenzt wurde und nach vorne hin den Blick auf eine romantische kleine Küstenstadt freigab, stand nur in der hintersten Ecke ein großer LKW mit dem Label von LME auf der weißen Plane. Kyoko war sich nicht ganz sicher, was sie erwartet hatte, aber zumindest mit einer Person, die sie abholen und einweisen würde, hatte sie gerechnet. Stattdessen klingelte Yashiros Handy und nach ein paar kurzen Worten hellte sich dessen Miene auf. "Ja, natürlich, wir sind schon unterwegs, bis gleich", sagte er und legte auf. "Das Hotel liegt direkt am Meer, nur ein paar hundert Meter von hier, dort hinten." Er deutete vage in eine Richtung, in der Kyoko nur den LKW und viel Sand sehen konnte. Nun ja, hinter dem Flimmern der Hitze konnte man tatsächlich Gebäude ausmachen, und einen blassblauen Streifen Morgenhimmel, aber sehr modern sah das alles nicht aus. Schien tatsächlich ein verschlafenes Küstenstädtchen zu sein. Kyoko begann schon jetzt zu schwitzen, wenn sie nur an den langen Weg dachte, den sie jetzt in der sengenden Hitze zurücklegen würden, die trotz der Nähe zum Meer auch hier kaum auszuhalten war. Sie zog ihren Pullover aus, stopfte ihn in die Tasche und sah an sich hinunter. Ein dunkelblaues Trägertop und ein Paar alte Jeans. Naja, was machte das schon? Sie schulterte ihre Reisetasche, die ihr plötzlich tonnenschwer vorkam und fühlte sich unangenehm an ihr kleines Love-Me - Abenteuer mit Ruri erinnert, die Zicke, die sie hatte auf den Rücken schleppen müssen, nur weil diese zum Laufen zu "schwach" war. Noch dazu einen Metallsonnenschirm gegen UV-Strahlen, ein Spleen der Newcomerin. Und schließlich hatte sie sich am Fuß verletzt und Ren Tsuruga hatte sie in den Armen getragen, um sie zurück zur Location zu bringen...

Damals hatte sie noch ein ziemlich großes Hass- Poster von ihm im Zimmer gehabt. Er war nur so hilfsbereit gewesen, weil er sein Gentleman-Image aufrecht erhalten musste, das nahm sie zumindest an.

Kyoko schreckte erst aus ihren Gedanken auf, als Yashiro nach ihr rief. Sie erschrak und blickte den beiden hinterher, die inzwischen schon im Flimmern zu verschwinden drohten, während sie mit der Tasche dastand und ihren Erinnerungen nachhing. "War- warten sie auf mich!" Sie stürmte los, um sie einzuholen.

Nach einigen Schritten spürte sie, dass ihre Beine langsam müde wurden. Danach begann ihre Schulter sich schmerzhaft zusammenzukrampfen. Sie fiel in einen Laufschritt zurück und verlagerte den Riemen der Tasche. Ihre Füße brannten und ihre Beine ließen sich kaum noch bewegen, so als schleifte sie zentnerschwere Gewichte hinter sich her. Die Umrisse Rens und Yashiros verschwammen in der Ferne, vermischten sich mit dem verschwommenen blau-orange von Himmel und Sand, das vor ihren Augen langsam zu einem See zusammenfloss. Keuchend schleppte sie sich weiter, seit wann hatte sie so wenig Ausdauer? Und wie weit war sie schon gelaufen? Sie drehte sich um in die Richtung, aus der sie gekommen war, aber auch dort gab es nur orange... und grün, Bäume, Schatten, kühl... Sie ließ die Tasche fallen und schleifte sie am Trageriemen durch den Sand, auf den Schatten zu. Ihre Gedanken verschwammen nun ebenso wie ihre Wahrnehmung und sie schwindelte, plötzlich fror sie, dann wieder Hitze, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie wischte sich fahrig über die Augen und stürzte dann plötzlich ohne Vorwarnung los, in Richtung des Waldes. Diese Anstrengung forderte ihr letztes. Hatte sie einen Sonnenstich oder was? Fieber? "Koon...", krächzte sie bis ihr klar wurde, dass sie nicht mehr 12 Jahre alt war. Irgendwie konnte sie nicht mehr zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden, sie war verrückt geworden? Dabei wollte sie doch ihren Auftrag als Köchin erfüllen... Es regnete. Sie sah nach oben und sah die schweren Tropfen aus dem Nichts fallen, sie schlugen ihr ins Gesicht, obwohl sie nicht aufsah. Stand sie noch, oder lag sie schon im heißen Sand? "Mir ist kalt. Es regnet. Ich bin allein. Wo bist du? Wo bist du... Koon?" Sie wühlte in ihrer Hosentasche herum, barg den blauen, glänzenden Stein in ihrer Hand, schützte ihn vor dem imaginären Regen und gab dann den Widerstand auf. Ihre Knie gaben nach, und sie fiel... fiel.

Der Kleine blaue Kristall landete weich im Sand und blitzte kurz auf, bevor eine große Hand sich um ihn schloss. "Koon, hm?", sagte Ren Tsuruga zu sich, während er Kyoko nun schon zum zweiten Mal vorsichtig hochhob, ihr den Stein in die Tasche steckte und ihr gedankenverloren in das unruhige Gesicht starrte, ein paar Sandkörner hatten sich in ihrem Haar verfangen und ein paar Strähnen klebten ihr auf der nassen Stirn. Ihre Augen waren geschlossen, doch ihre Schultern zitterten, so als würde sie frieren. Er strich ihr mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht, während er sie immer noch festhielt. "Ich nehm dann das Gepäck.", unterbrach Yashiro seine Gedanken mit wenig begeisterter Stimme. Augenblicklich hatte Ren wieder alles unter Kontrolle. Er nickte und machte sich dann mit Yashiro auf den Weg zur Location, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass er Kyoko nicht weckte.

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Etwas kurz das Kap, aber ich geb mit Mühe!

Kyo_Soma

Ein glückliches Lachen...

Hallo! Von jetzt an schreibe ich nur noch vor den Kaps, damit man nicht immer dieses "Erwachen" am Ende eines Kaps hat... Nun ja, das verstehe wer will... Jedenfalls sind die Gedanken in solchen ("-") Strichen verpackt, weil ich sonst alles extra mit diesen Code-Dingern versehen muss, damit sie (wie eigentlich geplant) kursiv sind... *heul*

Viel Spass mit Kap 4 - Kyo_Soma

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Der Regisseur und Teile der Crew standen auf einem kleinen runden Platz zwischen einigen hübschen, weiß getünchten Häusern, die sich offensichtlich an eine nicht asphaltierte Straße drängten, soweit man es beurteilen konnte, die einzige in dem Ort. Die Häuser waren fast alle Ferienwohnungen, die man für die Zeit des Drehs nicht vermietet hatte, sodass sie dem Team zur freien Verfügung standen. Das "Hotel" war ebenfalls eine Ansammlung solcher Ferienwohnungen, allerdings am anderen Ende des runden Platzes, wo bereits die ersten Techniker mit dem Aufbau beschäftigt waren und einige Kameraleute ihre Einstellungen kalibrierten. Der Regisseur wies das Aufbau-Team gerade an, einen Pavillon für die Zuschauer und die Computer zu errichten, als Ren und Yashiro zwischen den Häusern hervor und auf den Platz traten. Der Regisseur, Koenji Sato sah auf und wollte gerade zu einer herzlichen Begrüßung ausholen, als er die ohnmächtige Kyoko in Rens Armen erblickte. Fragend hob er die Augenbrauen. Schon wurden gemurmelte Kommentare auf dem Platz laut, und besonders die weiblichen Mitglieder des Teams ließen ihre Arbeit liegen, um der Sache auf den Grund zu gehen. "Was soll das?" "Wieso trägt Tsuruga-san ein Mädchen mit sich herum?" Ren beachtete die neugierigen Blicke nicht, sondern trat forsch auf den Regisseur zu. "Können sie mir sagen, wo es Wasser und ein Bett gibt?" Der Regisseur sah ihn zweifelnd an, schien einen Moment zu erwägen, ob Ren nicht mehr ganz gesund war, deutet jedoch dann auf die gemietete Ferienwohnung, die für Ren, Yashiro und deren Begleiter reserviert war, was somit auch Kyoko einschloss. -Das würde ihr sicher nicht gefallen-, dachte Ren.
 

Im kühlen, wohnlich eingerichteten Innern des Hauses angekommen, legte Ren das Mädchen zuerst einmal vorsichtig auf dem Sofa ab, das gleich im ersten Zimmer, einem geräumigen Wohnzimmer, an der Wand stand. Sie seufzte kurz, wachte aber nicht auf. Wenigstens hatte sich ihr Gesicht etwas entspannt und sie hatte aufgehört zu zittern.

Yashiro stieg schweigend die Stufen zum ersten Stock hinauf und stellte Kyokos Tasche in das Schlafzimmer. Interessiert inspizierte er auch die anderen Räume, die denen im Erdgeschoss identisch waren. Ein Badezimmer mit Whirlpool (oho, das war vielleicht doch etwas luxuriöser, als es von außen wirkte), ein Wohnzimmer, mit Fernseher und Stereo-Anlage und eine kleine Küche mit Mini-Bar und ein paar Wandschränken. Das letzte Zimmer war eine Art Arbeitszimmer, ein Schreibtisch aus Buchenholz stand direkt im Blickfeld des Betrachters, der das Zimmer betrat, direkt vor der gläsernen Doppeltür, die auf einen ganz im ländlichen Stil des Dorfes gehaltenen Balkon hinausführte. Soweit er das beurteilen konnte, musste man von dort aus einen großartigen Blick über den breiten Sandstrand und die mächtigen Klippen haben, die direkt hinter einem kleinen Waldstück am Rande des Dorfs lagen. Yashiro konnte es gar nicht erwarten, die frische Meeresbrise zu schnuppern, er hatte das Meer schon immer geliebt, so ruhig und kühl und besonnen, ein gleichmäßiges Rauschen, das ihn in den Schlaf wiegte... Er hob den Kopf und ging mit einem spöttischen Lächeln zurück nach unten, er sollte seine Gedanken nicht so sehr abschweifen lassen und sich lieber auf die Arbeit konzentrieren. Zuerst einmal galt es, den Zeitplan kennenzulernen, Ren hatte seinen Text sowieso schon während der Fahrt gelernt und würde, genauso wie immer, nicht das geringste Problem damit haben. Yashiro fand es ein bisschen Schade, dass er Kyoko-chan während der Dreharbeiten nicht in Aktion erleben würde... Dabei fände sich sicher eine Rolle für sie... Zum Beispiel die des Rachegeistes der Ermordeten. Aber er schwieg und ging ins Wohnzimmer, wo Ren gerade dabei war Kyokos Stirn mit einem Eisbeutel zu kühlen. Es hatte einen leicht verklärten Ausdruck in den Augen und Yashiro blieb unwillkürlich hinter der Ecke stehen, von wo aus er ungesehen den Raum überblicken konnte. Irgendwie hatte er die Eingebung, dass Ren sich ertappt fühlen würde, wenn er jetzt reinplatzte.

"Wach auf, wir sind da..." Rens Stimme klang sanft, wie wenn er ein Kind aus dem tiefsten Schlummer zurück in die Realität entführen wollte. Kyokos Augenlider flatterten, sie blinzelte, ihr Blick klärte sich und sie starrte erstaunt in sein Gesicht.

Wie kam sie hierher, ja, wo war sie überhaupt und was hatte Ren damit zu tun? Fragen über Fragen... "W-wo bin ich?", fragte sie mit rauher Stimme, woraufhin Ren erfreut aufstand. "Wir sind in unserer Wohnung." "Oh...", war alles, was ihr einfiel.

Aber... irgend etwas störte sie an dem Satz -"Wir sind in unserer Wohnung". Unsere Wohnung. Unsere.- Plötzlich war sie hellwach und saß aufrecht auf dem Sofa. "Was heißt den unsere Wohnung?! Soll das heißen, wir wohnen hier zusammen???" Ren grinste. Also doch.

Wieso hatte sie sich nur jemals darauf eingelassen? Was konnte da alles passieren! Ren bemerkte, dass sie leicht rot wurde und sein Grinsen verbreiterte sich. "Keine Sorge, du hast das obere Stockwerk ganz für dich allein." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in Richtung Küche davon, wobei er fast mit Yashiro zusammenstieß, der schnell um die Ecke lief, als er bemerkte, dass seine heimliche Beobachtung auffliegen würde. Kyoko sah Ren nach, als er sein Gepäck schließlich ins Schlafzimmer brachte und blickte dann zu Yashiro auf, den sie gleich mit Fragen löcherte. "Nein, nein, nichts Schlimmes, du hast wohl nur einen kleinen Sonnenstich und solltest dich eine Weile ausruhen. Du bist plötzlich zusammengebrochen und Ren hat dich deshalb hergetragen." Bei diesen Worten zuckte Kyoko unmerklich zusammen. Er hatte es schon wieder getan... und diesmal vor Zeugen! "Der Regisseur war ziemlich perplex als er euch sah... ich frage mich -..." "Ähm.. entschuldigen sie, aber der Eisbeutel, haben sie mir den auf die Stirn gelegt?", unterbrach ihn Kyoko. "Oh, nein, das war Ren, er hat sich um dich gekümmert." -Ich frage mich immer noch, was Kyoko so angestellt hat, während ich krank war... Rens seltsames Verhalten muss etwas damit zu tun haben.- Er musterte Kyoko. -Naja, Hauptsache es gibt keinen Streit, während wir hier sind...-

Kyoko hielt den Eisbeutel in den Händen und erinnerte sich daran, dass sie dasselbe für ihn getan hatte. War das seine Art, sich zu revanchieren? Oder war er einfach nur ein netter Mensch? Nein, das konnte nicht sein... dazu kannte sie ihn zu gut. Er würde ihr nie freiwillig einen Gefallen tun. Aber andererseits... war das Gentlemen-Strahlen an diesem Tag einem weichen, nachdenklichen und irgendwie schüchternen neuen Lächeln gewichen. Das einzige, an das sie sich nach ihrem Zusammenbruch noch erinnerte. Verschwommen waren die Eindrücke. Wärme und Ruhe. Und eine Stimme, die leise ihren Namen rief. Sie schlang die Arme um ihre angezogenen Knie, der Eisbeutel landete dumpf auf dem Boden. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, den wirklichen Ren kennengelernt zu haben. Es war ein bisschen unheimlich. Aber auch aufregend. Sie fühlte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg und vermied es, Yashiro anzusehen, der schließlich mit den Schultern zuckte und davoneilte, um es Ren gleichzutun und sein Gepäck auszuräumen. Kyoko hörte ihre Stimmen leise aus dem anderen Zimmer, doch es klang weit entfernt, gar nicht real. Sie sank wieder in die Kissen und schloss die Augen. Fast augenblicklich war sie eingeschlafen, tief und fest und ohne Alpträume.

Später, am frühen Abend als Ren und Yashiro von der ersten Besprechung mit dem Regisseur zurückkamen und die Nachmittagssonne alles in einen goldenen Schimmer tauchte, schlief sie immer noch, den einen Arm hatte sie locker um ein Kissen geschlungen, der andere hing lose an der Seite herunter und ihre Hand ruhte wie zufällig auf dem Kühlkissen. Yashiro machte sich daran, etwas zu Essen zuzubereiten, bevor es an die erste Szene ging. Verstohlen versuchte er einen Blick auf Ren zu erhaschen, der schon wieder im Wohnzimmer war.

Ren hatte seine Jacke, die wegen der Hitze sowieso eher eine Requisite war, achtlos auf einen Sessel geworfen. Er saß neben dem Sofa, den Ellbogen auf das Polster gestützt und betrachtete gedankenverloren Kyokos schlafende Züge. Alle Strenge war von ihnen gewichen und sie sah ungewohnt entspannt und fast glücklich aus, so als hätte sich der Hauch eines Lächelns in ihre Mundwinkel gestohlen. Ihr Haar lag lose um ihren Kopf herum, eine eigenwillige Strähne war ihr ins Gesicht gefallen, das von dem weichen Licht bemalt wurde.

-So ungewohnt... fast schon fremdartig, dieses Gesicht, ich sehe es zum ersten Mal. Keine Entschlossenheit, kein boshaftes Funkeln... Eine völlig andere, neue Person, die dort ruht.- Im Hintergrund klapperte Yashiro leise mit dem Geschirr, aber Ren schien es nicht wahrzunehmen. Er streckte ganz langsam die Hand aus, ganz vorsichtig strich er ihr die Haarsträne aus dem Gesicht, fast so als wäre der Augenblick unendlich kostbar und doch so zerbrechlich, dass schon eine falsche Bewegung ihn zerstören konnte. Seine Gedanken waren weit entfernt. Wie oft schon hatte er ihr Lachen gesehen, wie oft hatte er sie schon an der Hand hinter sich hergezogen, damals, vor langer langer Zeit... in einer Zeit, an die er sich kaum noch erinnerte, nur ihr Gesicht war noch übrig. Und ihre Stimme. Damals waren sie Freunde gewesen. Jetzt hatte er keine Freunde. Er brauchte keine. Im Showbusiness war jeder auf sich allein gestellt und wer es nicht verstand, wurde bitter enttäuscht. Diese Erfahrung hatte er hinter sich... Gesichter zogen an ihm vorbei. Da war dieser komische Hahn, dem er aus unerfindlichen Gründen bedingungslos seine Probleme anvertraute, und Yashiro, der ihn unterstützte. Aber seine verborgenen Seiten... Ein offenes Lachen... Das konnte niemand aus ihm herauslocken.

Niemand außer ihr.

Niemand außer Kyoko.

Er lächelte. Allein ihre Anwesenheit gab ihm das Gefühl, dass jeder neue Tag der beste seines Lebens werden könnte, wenn er sich nur anstrengte. Sie war eine Motivation, eine helfende Hand, wenn er Hilfe brauchte und ein Ratgeber, wenn Rat brauchte. Und sie kümmerte sich um ihn, wenn er krank war. Sie war die erste Person in seinem Leben, die das getan hatte. Egal, ob es ihr Job war. Egal, ob sie es freiwillig getan hatte oder nicht. Er würde niemals ihre Fürsorge vergessen. Und dieses warme Gefühl, das sich in ihm breitmachte, wenn er im Gegenzug etwas für sie tun konnte. Er erwartet keinen Dank, es spielte keine Rolle, welche Reaktion er erhielt, das wichtigste war, dass sie ihn bemerkte. Er hatte sie bemerkt, damals als sie ohne zu wissen, was dahinter lag, aus reiner Überzeugung eine Mauer hinaufgeklettert war, die ein gewöhnlicher Newcomer niemals hätte überwinden können und kurz darauf in sein Leben geplatzt war, die einzige Person, die ihn je beeindruckt hatte. Ihr Talent war... einzigartig. Er wollte ein Stück dieser Einzigartigkeit für sich allein.
 

Yashiro lugte hinter der Ecke hervor und rückte seine Brille zurecht. Der Kochlöffel in seiner Hand wäre beinah heruntergefallen, als Ren aufstand und sich so weit zu dem schlafenden Mädchen hinunterbeugte, dass er ihren Atem spüren musste. Für einen Augenblick verweilte er so, dann richtete er sich energisch auf und schritt in Richtung Küche. Die widerspenstige Haarsträhne fiel wieder an ihren gewohnten Platz.

Yashiro begann, hastig in einem der Töpfe zu rühren. Ren lehnte sich an den Türrahmen und fragte so beiläufig als wäre nichts geschehen: "Was gibt's denn?" Yashiro drehte sich um und hielt ihm strahlend ein Kochbuch entgegen. Die Seite "Gemüsesuppe" war aufgeschlagen. "Aha", war die Antwort, doch als Yashiro sich wieder seinen Töpfen zuwandte, stahl sich für einen Moment wieder diese Ferne in seine dunklen Augen. -Ja,- dachte Yashiro,- er ist mit seinen Gedanken weit, weit weg. Dieser Ren... Sieht fast so aus, als bröckelte seine Maske. Ich frage mich, was ihn mit diesem Mädchen verbindet...-

Doch Ren ließ sich nicht mehr das geringste anmerken. Und die Suppe schmeckte auch ganz gut, besonders, weil sie zu dritt aßen und sie Stimmung angenehm locker war. Und Plötzlich freute sich Kyoko, dass sie hier war. Natürlich hatte sie sich tausendmal bei Yashiro entschuldigt, weil sie ihre neuen Pflichten vernachlässigt hatte, aber von jetzt an würde sie all ihre Energie in ihre Aufgabe investieren!

Nach dem Essen gingen sie wieder nach draußen zum Drehort der ersten Szene. Ren spielte einen Geisterjäger, zusammen mit der atemberaubend schönen Komissarin (gespielt von der Star-Darstellerin Inyu Masami) die seine Hilfe angefordert hatte, würden sie Jagd auf den mysteriösen Geist des "weißen Kaps" machen.

Kyoko blätterte interessiert durch das Drehbuch, während die beiden spielten.

Fesselndes Spiel (1)

So! Jetzt gehts also endlich los mit dem Film, ich hoffe er gefällt euch! Ich liebe Ren als Geisterjäger... von daher... *abschweif*

Jedenfalls ist das erst Teil 1 des fesselnden Schauspiels, Teil 2 kommt in Kap 8, und da hat auch Kyoko ein Wörtchen mitzureden, das ist bis jetzt mein Lieblingskap *spannung weck*... Ich hoffe, ich kann auch weiterhin täglich updaten (ich schreibe mehr als ich hochlade - *hehe*) Dieses Kap ist etwas langweilig, finde ich, deshalb kommt das nächste auch gleich dazu... Vielen Dank für eure Kommis, ich freue mich über jeden einzelnen! *smile*

Viel Spass, eure Kyo_Soma

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"Ich habe sie hergerufen, damit sie uns helfen, das bedeutet nicht, dass sie diese Aktion leiten. Das Kommando habe immer noch ich, nur damit das klar ist!"

Energisch warf die junge Frau ihre langen, blonden Haare in den Nacken. Sie tätschelte die Waffe, die seitlich an ihrem Gürtel hing und schoss dem Geisterjäger wieder einen bösen Blick zu. Er war ihr unheimlich gewesen, vom ersten Augenblick an. Allein schon dieser lange schwarze Mantel, den er trotz der Sommerhitze fest um seinen Körper geschlungen hatte. Aber das faszinierendste und zugleich beängstigendste an ihm waren eindeutig seine Augen: Dunkle, gefährliche, schmale Augen, die schwarz von Schatten umgeben waren und teilweise von den wirren, strähnigen schwarzen Haaren, die ihm ins Gesicht fielen, verdeckt wurden. Dennoch spürte sie seinen kalten Blick fast körperlich.

"Dann werden sie wohl auf meine Hilfe verzichten müssen."

Mehr sagte er nicht. Doch der schneidende Tonfall, so unterkühlt wie ein Schneesturm, hallte in der vollkommenen Stille wieder und strich den Zuschauern der Szene über die Herzen. Sie erschauerten. Auch Kyoko konnte sich dieser Wirkung nicht erwehren.

Der Geisterjäger fuhr auf dem Absatz herum und ging davon, wobei sein langer Mantel ihm um die Füße wirbelte und Staub aufwehte, dann plötzlich traf sein kalter Blick Kyoko wie ein Pfeil, sie schreckte zurück. In Rens Augen stand ein verschmitztes Lächeln, doch nur sie konnte es sehen. Er hatte sie reingelegt. schon wieder! Eine gefährliche dunkle Ausstrahlung vermischte sich mit der des Geisterjägers, schien sie zu ersticken. Es wurde kalt. Kälter.
 

"Schnitt!", brüllte der Regisseur und plötzlich war der Ton wieder da, Stimmen, Summen der Kameras und neue Anweisungen. "Das war perfekt! Wir können gleich weitermachen, gut gemacht", rief er begeistert.

Kyoko war immer noch in eine dunkle Aura getaucht als Rens Schatten über ihr Gesicht fiel. "Soll ich deine Geister austreiben?", im ersten Moment fühlte sich Kyoko in die Filmszene hineinversetzt, doch dann grinste er. Echt. "Dir hätte meine Rolle auch gestanden." Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. "Warum?" "Deine düsteren Gedanken spürt man noch auf zwanzig Meter Entfernung... ich habe mich geradezu verfolgt gefühlt... Nun ja, bis später." Mit diesen Worten wirbelte er, ganz in seiner Rolle, davon in Richtung Maske.

Kyoko las derweil den nächsten Abschnitt des Drehbuchs, die Szenen waren so greifbar, dass sie sie vor ihrem inneren Auge verfolgen konnte.
 

Ein Blick in eine farblose, graue Vergangenheit.

Die Klippen , nur ein kleines Stück vom Dorf entfernt, ragten in den schwarzen Nachthimmel, Wolken zogen vor den Mond und ein eisiger Wind umspielte die einzelne Tanne dort oben auf dem dunklen Fels, sie schien sich gegen den Wind zu lehnen, sich an den Felsen zu schmiegen, der so rauh und kahl aufragte. Wenn man aus dem kleinen, verwilderten Waldstück in die felsige Küstenlandschaft trat, war es als würde eine Welt sich öffnen. Der Atem war plötzlich frei. Die junge Polizistin (sie hatte noch nicht diesen harten Ausdruck auf dem Gesicht, den sie jetzt trug) trat aus dem Schatten und kauerte sich hinter eine Anhöhe. Sie beobachtete schweigend das Geschehen auf der Klippe. Zwei Gestalten standen dort oben, hoben sich kaum von der umgebenden Dunkelheit ab. Dann erhellte sich plötzlich das Szenario und der Mond stand frei am Himmel.

Die junge Frau konnte die Stimmen der beiden nicht verstehen, sie wurden vom Wind davongetragen und verloren sich über dem Meer. Und plötzlich ging alles viel zu schnell: Ein Blitz durchzuckte die Nacht, es begann wie verrückt zu regnen, die dicken Tropfen peitschten über den Fels. Das Haar wurde der Frau auf der Klippe aus dem Gesicht geweht und ihre blassen, reinen und unnatürlich klaren Züge kamen zum Vorschein. Sie schrie etwas, der Mann, dessen schwarzes Haar ihm in die Stirn fiel, erwiderte gelassen. Dann packte er sie am Handgelenk und versuchte sie offensichtlich, vom Abgrund wegzuziehen, denn der rote Sandstein fiel metertief ab, bis er in die dunklen Wogen des Meeres eintauchte. Die Frau krallte ihre langen, roten Fingernägel in seine Haare, mit der anderen Hand hinterließ sie drei blutige Kratzer auf seiner Wange. Er rührte sich nicht, doch sein Griff war gesprengt und dann... schien die Zeit stillzustehen. Wie in Zeitlupe wirbelte die Frau herum, an dem dünnen, weißen Kleid zerrte der Wind und das schwarze Haar wehte im krassen Kontrast zu ihrer Blässe um ihren Kopf. Die Polizistin begriff einen Moment zu spät und sprang auf, wie eine Blinde stürmte sie los, stolperte über Äste und lose Steinbrocken. Sie keuchte und rannte weiter, aber sie kam zu spät. Die Stimmen wurden lauter, der schwarzhaarige, hoch aufgerichtete Mann hatte sie entdeckt, er schien nicht zu wissen, auf was er sich konzentrieren konnte, doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen als die Polizistin stürzte. "Nein...", keuchte sie.

Die nackten Füsse der geisterhaft schönen Frau hinterließen keine Spuren im feinen Staub, sie schien zu tanzen, ihren eigenen Reigen, als sie sich dem Abgrund näherte. Sie ließ sich rückwärts fallen, sie wirkte so elegant dabei, als würde sie schweben und ihr Lächeln schien wie das einer Schlafenden, die einen wunderschönen Traum träumte. Der Mann fuhr herum und starrte ihr fassungslos nach, während sich hinter ihm die Polizistin wieder aufrappelte und nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt war. Beide erstarrten zu Eis als ein markerschütternder Schrei aus der tiefe zu ihnen nach oben stieg, die Stimme war so unmenschlich kalt, dass selbst die Bäume verstummten und die Schatten für einen Moment verweilten bevor wieder die Hast begann.
 

"Mein Fluch wird euch für immer verfolgen! Euch und alle in dieser erbärmlichen Stadt!"
 

Die Polizistin streckte die Hand nach dem Mann aus, er bemerkte sie, trat einen Schritt zurück und noch einen bis hinter ihm nur noch Leere war. "Stop... halt... springen sie nicht...", keuchte sie. Er starrte sie mit weiten, leeren Augen an, dann riss der Wind ihn davon in den Abgrund. Keuchend brach die Frau zusammen und zitterte, die Hände versuchten vergeblich, sich in den Staub zu krallen, aber sie kratzten nur über kalten, nassen Stein.
 

Kyoko hatte unwillkürlich den Atem angehalten, sie konnte förmlich den Schock und die Verzweiflung der Zurückgelassenen spüren. Sie steckte das Drehbuch gedankenverloren in ihre kleine, schwarze, aber was am wichtigsten war, unauffällige Tasche. Es würde eine wunderbare Abendlektüre werden. Für diesen Tag waren die Dreharbeiten beendet, da man am nächsten Tag die Szene auf der Klippe in Angriff nehmen würde, die erst noch komplett vorbereitet werden musste. Kyoko hatte immer noch das Bild Rens vor Augen, wie er oben auf der Klippe stand, das Haar nass und strähnig und die Kleider am Körper klebend. Eine hübsche Vorstellung. Schade, dass sie am nächsten Tag keine Fotos machen konnte (und durfte). Dabei würde sie schon gerne ein paar Bilder mit nach Hause nehmen. Aber der Regisseur hat es verboten... Sie seufzte und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung, um einen kleinen Mitternachtssnack vorzubereiten, denn inzwichen hatte sich die Dunkelheit über die Stadt gesenkt und sie fühlte sich trotz allem etwas unsicher auf dem kurzen, unbeleuchteten Weg zu dem Häuschen.

Plötzlich trat eine Gestalt aus der Lücke zwischen zwei fremden Häusern und sie erstarrte. "Wer... wer ist da?" Wenn etwas passiert, schlag ich zu! "Seit wann so furchtsam?" Kyoko ballte die Hände zu Fäusten. Natürlich. Wer sonst sollte ihr nachts auflauern? "Wenn ihnen nichts besseres einfällt, als mich lächerlich zu machen, können sie ja auch alleine nach hause gehen und müssen mir nicht so hinterhältig auflauern!", schnaubte sie und stolzierte davon. "Ähm...", sie hörte seine Schritte direkt hinter sich. "Ich will dich ja ungern stören, aber du läufst in die falsche Richtung." Seine Stimme klang beherrscht. Kyoko wurde sofort knallrot. Verdammt! So eine verdammte Blamage! Ahhrgh! Ich bring ihn um, eines Tages bring ich ihn um, ich schwörs! Sie wirbelte herum und starrte ihn wütend an. "Vielen Dank, dass sie sich so aufopfernd um mich sorgen, aber ich...", sie brach ab. Ren lachte nicht, er tat so, als wäre gar nichts dabei gewesen, dass sie sich gerade bis auf die Knochen blamiert hatte. Im Gegenteil, er blickte sie ernst an, schnappte sich dann ihr Handgelenk und sorgte unweigerlich dafür, dass sie fünf Minuten später vor dem richtigen Haus stand. "Man sollte immer vorsichtig sein, wenn man nachts allein herumstromert.", wies er sie zurecht. "Und keine Widerrede." Aber Kyoko hatte gar nicht mehr vor, Widerspruch zu leisten. Sie sah ihn nur fassungslos an.

Wie Ying und Yang

Dieses Kap mag ich sehr gerne, ich mag diese ruhige und nachdenkliche Kyoko fast genauso gerne wie die durchgedrehte, tempramentvolle *g*

Es wird ein bisschen romantisch (find ich)... zu schön um wahr zu sein...

(Nun ja, ich könnte noch Stunden weiterlabern, aber ich will euch ja nicht aufhalten... Ihr könnt auch ruhig später alles loswerden, was euch nicht gefällt!)

Und Yashiro... ist der stille Beobachter im Hintergrund.... hehe

Kyo_Soma

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"Wow!" Mehr brachte Yashiro nicht heraus, als er in eine der gefüllten Teigtaschen gebissen hatte, die Kyoko ihnen auf einem großen Tablett aus der Küche gebracht hatte. Eine Zeit lang hatte man sie hören können, wie sie still vor sich hin werkelte und ab und an leise ein Lied sang, das Ren seltsam bekannt vorkam. Außerdem hatte sie eine sehr schöne Singstimme. Darin stimmten Ren und Yashiro überein, aber beide würden es nie aussprechen, wer weiß, ob sich das Mädchen dann noch belauscht fühlen würde und das Essen verbrennen oder so etwas?
 

-
 

Illusions in the dust

like fingerprints of memory

old dagger gleams red

in the evening sun

whitish words in agony

with those I was fed
 

Your voice sounds like melody

forgotten pasts are far away

singing childish words in harmony

imprisoned, I long for what you say
 

Your lying is desirable

if nothing else has been

for me to be in reach

I like your hands, so warm

and nothing else, I ve seen

and your lips smell like peach
 

that sweet taste remains in my soul

and worn out in the depths of my mind

Get the true thing again s my goal

so hold me tight, so soft and kind

like you used to when I was a child
 

-
 

Auch Ren war von ihren Kochkünsten wie immer angenehm überrascht. Absolut köstlich. Er hatte es nur ganz leise vor sich hingesagt, während er den Geschmack auf der Zunge zergehen ließ, aber sie schien es trotzdem gehört zu haben und sah ihn fragend an. "Haben sie gerade etwas gesagt?" Ren blickte auf, schluckte und lächelte. "Ich dachte nur, dass es überaus köstlich schmeckt." Kyoko war perplex. "Da-danke", stotterte sie, doch mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Wann hatte dieser Mensch sie schon einmal gelobt? Sie konnte sich nicht erinnern. Und jetzt... vielleicht lag es an der Urlaubsstimmung oder daran, dass ihm der Film gefiel... oder?!
 

Später am Abend waren Yashiro und Ren ins Bett gegangen, sie hatten zwar ein gemeinsames Schlafzimmer, aber zwei Betten, die an unterschiedlichen Enden des großen, blass pfirsischfarbenen angestrichenen Raumes lagen.

Kyoko war bisher noch nicht dazu gekommen, sich ihr eigenes Zimmer genauer anzusehen, nachdem sie ihre Sachen in die beiden Kleiderschränke und das Regal einsortiert hatte, öffnete sie fast ehrfurchtsvoll die Doppeltür hinaus auf den Balkon. Ohne einen einzigen Laut trat sie im Schlafanzug hinaus in die angenehm kühle Nachtluft und lehnte sich an das hölzerne Geländer. Sie sah hinunter auf den Platz, wo man immer noch die Spuren der Dreharbeiten sah, dann schweifte ihr Blick über die Häuser, die darum herum standen. Alle waren ähnlich, doch keines schien dem anderen zu gleichen, so als wären sie tatsächlich eine Laune ihrer Bewohner. Inzwischen waren alle Fenster dunkel, verständlicherweise, da Mitternacht schon vorbei war, doch Kyoko hatte so viel geschlafen, dass sie jetzt nicht müde war. Sie wandte sich dem kleinen Waldstück zu, dass sie erst vor ein paar Stunden noch in ihrer Vorstellung durchquert hatte, um das Szenario auf den Klippen zu beobachten. Es lag friedlich da, auf eine faszinierende Art und Weise noch rein und ursprünglich. Doch das, was dahinter lag, konnte ihr den Atem rauben: Der rote Sandstein, der im Mondlicht blass silbern aufragte, zog sich die weite Küstenlinie entlang, rechts lag direkt dahinter ein breiter, einladender Sandstrand mit versteckten Buchten, die ihr seltsame Ideen von nächtlichen Schwimmtouren vermittelten, die sie schnell beiseite legte. Links jedoch stieg der Fels weiter an und türmte sich zu einer riesigen schroffen Klippe auf, die steil ins schwarze Meer abfiel. Kyoko spürte eine leichte Brise auf dem Gesicht und ein Hauch von Salz bedeckte ihre Lippen. Sie lächelte verträumt.

Bei Sonnenuntergang ganz alleine auf der Klippe zu stehen, in friedlicher Stille, und zu beobachten, wie der glühende Sonnenball in den entflammten Wogen versank, was würde sie dafür geben... Was würde sie dafür geben, dort zu stehen und den Sonnenuntergang zu betrachten, während sie sich an jemanden anlehnte? Sie bemerkte nicht einmal, dass diese Frage eigentlich ihre Rachegeister wecken müsste, die keine Romantik duldeten, solange nicht ihre Rache vollkommen war. Sie verlor sich in ungewohnten Träumereien und ließ sich einfach in das Reich vergessener Wünsche entführen, das sie solange unter Verschluss gehalten hatte.

Erst Stunden später, als schon die ersten tiefroten Strahlen der Morgendsonne sich über den Horizont stahlen, erwachte sie wieder aus ihren Tagträumen und bemerkte, dass sie wohl geweint hatte, so als hätte sie sich in einem fernen, beängstigenden Labyrinth verirrt, das aber gleichzeitig ihr einzig wahres, lang ersehntes, nein, sogar schmerzlich vermisstes Zuhause war. Sie strich sich über die Augen und zog sich dann leise an. Nachdem sie sich im Badezimmer fertig gemacht hatte, schlich sie auf Zehenspitzen nach unten, wobei das leichte, knielange dunkelblaue Sommerkleid ihr um die Beine wehte, um das Frühstück für Ren und Yashiro zu machen. Auf den weg zur Küche musste sie an dem Schlafzimmer der beiden vorbei, die Tür stand weit offen und sie hörte ihr gleichmäßiges Atmen. Irgendwie konnte sie sich nicht erwehren und tappte lautlos in den Raum hinein. Vor dem geöffneten Fenster wehten die weißen Gardinen in den Raum hinein und warfen körperlose Schatten, die an den Rändern orange glühten. Yashiros Bett stand links neben der Tür, Rens an der Wand mit dem riesigen Fenster, doch ein Stück rechts davon, der Tür gegenüber.

Sie betrachtete Yashiro, der seine Brille noch aufhatte. Sie war völlig verrutscht und Kyoko nahm sie ihm vorsichtig ab und legte sie auf das Nachttischen. Sie lächelte. Ohne Brille hatte sie Rens Manager noch nie gesehen, aber wenn sie ihn so ansah, war er doch ziemlich attraktiv, wenn auch auf seine eigene, mathematische Art und Weise.

Dann ging sie hinüber zu Ren, der halb auf dem Rücken dalag, den Kopf in den Kissen vergraben. Sein Ausdruck war kurz gesagt... unbeschreiblich. Kyoko hatte das Gefühl, es würde plötzlich etwas wärmer werden, als sie sich vor seinem Bett hinkniete und ihn einfach ansah. Sein Pyjama war schwarz, das wusste sie ja von ihrer Krankenpflege, doch damals hatte er den Schimmer der Krankheit im Gesicht getragen, hatte abgeschafft und schwach ausgesehen. Nichts davon war übrig geblieben. Er wirkte wie eine Märchenprinzessin, die schon hunderte von Jahren schlief, nur dass er ein Mann war. Diese Tatsache hinterließ ein leichtes Gefühl der Berührtheit in Kyoko. Sie fühlte sich, als täte sie etwas verbotenes, etwas geheimes und hoffte nur, dass er nicht aufwachte. Sie blickte wieder in Rens Gesicht. Er sieht ganz weich aus, nicht so kühl wie sonst... eher ganz warm und wie ein offenes Buch. Wie er so die Hand auf den Kissen liegen hat... Er hat wirklich große Hände, viel größer als meine... Sieh sah auf ihre ausgestreckte Handfläche, und dann, ganz vorsichtig legte sie sie auf seinen Handrücken, Ren schien nichts zu bemerken. Er hatte tatsächlich viel größere Hände als sie. Und sie waren warm, nicht kalt. Sie zog die Hand zurück und musterte wieder sein Gesicht. Die schwarzen Haare lagen ungescheitelt und fielen ihm ungehindert in die Stirn, der Luftzug vom Fenster bewegte sie sacht und vermittelte eine Illusion von Schwerelosigkeit. Sie hielt den Atem an und beugte sich herunter bis ihre Stirn fast seine berührte und ihre hellen Haare vermischten sich mit seinen dunklen. Sie schloss die Augen und begann langsam und vorsichtig wieder zu atmen.
 

Yashiro war aus irgendeinem Grund wach geworden, doch das Gefühl des wirklich Wachseins und klar denken Könnens hatte sein Bewusstsein noch nicht erreicht und er verweilte ohne sich zu rühren mit geschlossenen Augen. Im Geiste tastete er seine Umgebung ab, seine Brille war weg, sie lag auf dem Nachttisch. Hatte er sie dahin gelegt? Er war sich nicht sicher. Dann wusste er plötzlich, was ihn geweckt hatte. Jemand anderes war im Zimmer. Alarmiert öffnete er die Augen und wollte etwas rufen, doch erstarrte mitten in der Bewegung des Mundöffnens. Mein Gott! Träume ich? Was macht Kyoko-chan hier? Und vor allen Dingen, was macht sie mit Ren?? Bei Ren habe ich es ja noch verstanden, aber seit wann ist auch SIE so drauf??? Er blinzelte verschlafen und lehnte sich heimlich nach vorne, um bessere Sicht zu haben. Kyoko stand im weichen Morgenlicht über Ren gebeugt und sah dabei so verträumt aus, dass er sich nicht sicher war, ob sie gerade wusste, was sie da tat. Es kam ihm dabei noch so passend vor, dass er unwillkürlich lächelte. Wie zwei Gegensätze, die zusammen ein Bild völliger Harmonie bilden. Irgendwie schienen sie sich magisch anzuziehen. Ren hatte sich ähnlich benommen, als er Kyoko-chan schlafend gesehen hatte, doch keiner von beiden wusste vom jeweils anderen. Wie traurig. Doch Yashiro dachte nicht daran, es dabei zu belassen, er hatte ausnahmsweise vor, die Mathematik über Bord zu werfen und sich wesentlich unberechenbareren Dingen zu widmen. Er hatte einen Entschluss gefasst.
 

Leider musste er dann doch langsam einmal die rührende Szene unterbrechen, da er auf die Toilette musste, und stellte sich wieder schlafend. Allerdings drehte er sich lautstark seufzend herum und Kyoko schrak auf.
 

Plötzlich hörte Kyoko ein lautes Geräusch von Yashiro und erwachte abrupt aus ihrer Trance. Was um Himmels willen war bloß in sie gefahren? Sie raste förmlich aus dem Zimmer, sich innerlich verfluchend, (verdammt, verdammt, verdammt...) in der Hoffnung, dass beide noch schliefen und machte sich ans Kochen.

Aber diese leichte Wärme blieb, die von ihr Besitz ergriffen hatte und diese Freude, als wäre sie noch ein Kind, das wusste, dass es am nächsten Tag ein unglaubliches Geschenk erhält, aber noch nicht weiß, was es ist. Dieses Gefühl, auf seltsame Weise am richtigen Ort zu sein... Sie versuchte erfolglos, diese Gedanken zu vertreiben. Denn mit einem Mal hatte sie die Hand nach etwas ausgestreckt und ein Teil von ihr strebte heimlich danach, dass der nächste Tag auch für sie ein besonderes Geschenk bereithielt. Dieser Teil von ihr lebte nur auf diesen nächsten Tag zu. Und wenn es nicht der nächste Tag war, dann eben der übernächste.

Zwei schlechte Nachrichten?

Eine weitere Filmszene... Dieses Kap ist meiner Meinung nach trotzdem ein bisschen gefühlskalt geworden, deswegen kommt Kap 8 noch dazu... - Diesmal taucht wohl Shotaro zum ersten Mal auf... bei ihm werde ich mich ganz an das Bild halten, das Kyoko von ihm hat *g*

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"Halt!" Die Polizistin sah dem Geisterjäger nach, wie er in der flimmernden Hitze zu verschwimmen drohte.

"Halt" Warten sie! Wir... Ich brauche ihre Hilfe, sie haben gewonnen..."

Der Mann drehte sich langsam, viel zu langsam herum und ging ruhigen Schrittes wieder auf sie zu.

"Ihre Entscheidung ist endgültig?"

"Ja. Das ist sie."

In diesem Augenblick hatte sie ihn erkannt. den Mann, der vor fünfzehn Jahren vom Wind davongerissen worden war. Der Mann, dessen Leiche man nie gefunden hatte. Er sah noch ebenso jung aus wie damals, so als hätten die Jahre für ihn keinerlei Bedeutung.
 

Kyoko studierte das Spiel der beiden genau. Sie fand schon seit einigen Tagen, der Polizistin mangelte es etwas an Entschlossenheit, in ihren Augen spiegelte sie nicht das, was ihre Gesichtszüge offenbarten. Ren stellte sie deutlich in den Schatten. Und schwups waren ihre Gedanken wieder bei ihm. In letzter Zeit schien er ihre Grübeleien anzuziehen wie ein Magnet. Jetzt musterte sie sein Outfit, der Mantel stand ihm ausgezeichnet und obwohl sein Gesicht so überschattet war, blitzten seine Augen wachsam. Auf seinen Zügen spiegelte sich keine Regung. Ihr gefiel dieser Geisterjäger-Ren. Sie mochte dieses wirre, nicht so geordnete, und vor allen Dingen gefiel ihr die Düsternis, von der ihre Dämonen zufrieden zehrten.

Seine Statur war wirklich beneidenswert, stellte sie fest, schlank und hochgewachsen. Und seine dunklen Augen gaben ihm etwas mysteriöses, unergründliches, das alle Menschen in seinem Umfeld magisch anzog. Kyoko horchte in sich hinein und spürte, dass auch sie inzwischen diese Anziehung spürte. Allerdings aus gänzlich anderen Gründen. Sie hatte ihn gesehen, als er krank war, hatte ihm geholfen. Sie hatte ihn gesehen als er schlief, und wenn er wütend war, sie kannte fast jede Seite an ihm. Nur eine vermisste sie noch in ihrer Sammlung. Sie hatte Ren noch niemals glücklich gesehen. Selbst in ihrer Vorstellung war dieser Ausdruck auf Rens Gesicht nur ein dunkler Fleck. Und sie wollte diesen Fleck durch ein Bild ersetzen. Sie wollte Ren glücklich sehen. Und sie wollte diejenige sein, die es aus ihm herauslockte. Dafür würde sie jede Rolle übernehmen.
 

Ein gellender Schrei ließ sie aufspringen und auch die anderen Zuschauer wurden laut. "Was ist hier los?", rief sie, aber niemand schien sie zu bemerken. Dann wurde ihr alles klar. Die Schauspielerin der Polizistin, Frau Masami war auf den Boden gesunken und umklammerte ihren Fuß. eigentlich hätte sie nach dem relativ belanglosen Gespräch mit dem Geisterjäger, dem sie erklärte, dass ein Frauengeist jede Nacht umging und mordete, abgehen sollen, doch offensichtlich sie war gestolpert und hatte nun fürchterliche Schmerzen.

"Ahh... Ich kann nicht laufen, fürchte ich...", sie stöhnte leise, als man ihr auf die Beine half und sie den verletzten Fuß belastete. "Sie muss zum Arzt!", dröhnte der Regisseur, "Yashiro, du fährst mit ihr und Mogami in die große Stadt ein paar Kilometer entfernt und suchst den nächstbesten Arzt!"
 

Schließlich hatte man Inyu Masami ins Auto auf die Rücksitzbank verfrachten, sie presste ein Kühlkissen auf den verletzten Fuß und schwieg. "Tut es sehr weh?", fragte Kyoko, die vorne saß und blickte besorgt nach hinten. "Nein... es geht, ich kann morgen wieder spielen. Bestimmt." Doch Kyoko sah ihr deutlich an, dass sie log.
 

Vier Stunden später.
 

"Nun ja, wir haben ein Problem." Die Anwesenden nickten. Ren, Yashiro, Kyoko, Inyu, mit einer Schiene am Bein, und die Geist-Darstellerin Lioko Imai. Der Regisseur lief vor ihnen unter dem Pavillon auf und ab. Inyu machte sich durch ein leises Räuspern bemerkbar. "Ich habe mir die Bänder gerissen und soll den Fuß nicht belasten." Niemand sagte ein Wort. Der Regisseur brach schließlich die unangenehme Stille: "Wir brauchen einen Ersatz, und zwar schnellstens. Wir haben einen Zeitplan einzuhalten und müssen auch noch alle schon gedrehten Szenen nochmal aufnehmen, das wird selbst im Schnelldurchgang mehr als einen Tag beanspruchen. Also: Vorschläge gehen bis Morgen früh ein, dann ist eine Lösung gefunden. Haben das alle verstanden?" Zustimmendes Gemurmel. "Gut, dann können sie jetzt gehen." Der Platz leerte sich langsam und man machte sich auf den Weg zu den Häusern. Kyoko kam ihrer Aufgabe als Love-Me-Praktikantin nach und half Inyu auf dem Weg zu ihrer Wohnung, die diese mit einer ihrer Maskenbildnerinnen teilte.
 

An diesem Abend wurde wenig geredet und Kyoko ging recht schnell zu Bett, während Ren und Yashiro noch unten im Wohnzimmer saßen und diskutierten.
 

Der nächste Morgen brachte zwei Überraschungen, die Kyoko ganz und garnicht gefielen.

Erstens: Sho Fuwa erreichte den Ferienort zur Mittagszeit (jetzt weiß sie das noch nicht...), um dort den Dreh für seinen neusten Werbespot abzuhalten. Er würde eine Woche bleiben. Geplant war seine Ankunft nicht, aber wer hätte schon ahnen können, dass es so ablief?
 

Flashback
 

"Wir brauchen einen idyllischen kleinen Ferienort oder sowas am Meer, wenns geht mit wenig Touristen." Shoko, Shos Managerin, tippte eine Nummer in ihr Handy ein. "Ich ruf Mal im Reisebüro an. Du bist still."

Sho wagte es nicht, sie zu unterbrechen und blieb in seinem Sessel sitzen. Sein Outfit war lässig wie immer, Lederhosen, schwarz natürlich und passendes Hemd, halb offen. Er liebte es, irgendein Mädel zu verschüchtern nur indem er sich so zeigte. Er liebte seine gesamte Ausstrahlung, seine Wirkung auf Frauen... Nun ja, er war eben einzigartig. Eines jedoch störte ihn. Er war schon seit über einem Jahr im Buisiness, hatte alles erreicht, was er wollte, war beliebt, verehrt etc. Er griff nach einer Zeitschrift, die auf dem gläsernen Desinger-Beistelltisch lag und schlug sie auf. Sofort hatte er den Grund seines Missmutes gefunden: Wieder einmal die Umfrage nach dem beliebtesten Mann in Japan. Auf Platz eins, (wer hätte das gedacht) stand natürlich Ren Tsuruga (Shos Nackenhaare sträubten sich). Auf Platz zwei stand er selbst (ein selbstgefälliges Grinsen huschte über Shos Gesicht). Er hatte sich seit der letzten Umfrage ganz schön gesteigert! Allerdings ließ sein Stolz nicht zu, es zu akzeptieren, dass er immer noch hinter diesem Tsuruga hing. Er hatte ihn noch nie live getroffen, aber falls dies jemals der Fall sein würde... Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dem würde er schon zeigen, wer hier der King im Show-Buisiness war.

"Das kann doch nicht wahr sein!? Alles ausgebucht?!", beschwerte sich Shoko, mit der freien Hand wild gestikulierend.

"Es tut mir sehr leid, aber da ist nichts zu machen... oh, warten sie, ich hätte da noch was", tönte die Stimme des Vermittlers blechern aus dem Mobiltelefon.

"Ja?", ihre Stimme überschlug sich fast vor Erwartung.

"Es liegt direkt an der Küste, ein Dorf mit Ferienwohnungen. Es sind noch einige frei."

"Okay, die nehmen wir. Wir reisen morgen dort an, verstanden? Alles muss in Top-Zustand sein!"

"Ja, selbstverständlich." Ein leises Klappern drang zu ihnen. Er sah im Computer nach. Shoko hielt das Gespräch ganz offensichtlich für beendet, denn die hatte sich die Adresse notiert und legte auf.

"Hey, sind sie noch dran? Hallo? Es gibt da ein kleines Problem..." Doch aus der Leitung drang nur ein langer Piepton.
 

Flashback Ende
 

Und zweitens: Der Regisseur hatte auf Rens freundliches Anraten hin kurzerhand Kyoko, die einzig vorhandene junge Frau mit Schauspielerfahrung dazu verdonnert, die Rolle der Polizistin zu spielen. (Yashiro strahlte vor Vorfreude. Ren lächelte grimmig. Kyoko schnaubte vor Wut, während sie versuchte, in einer Stunde den Text für die ersten sechs Szenen zu lernen.)

Fesselndes Spiel (2)

Dieses Kapitel mag ich sehr sehr gerne... Ich liebe es, Ren und Kyoko gegeneinander spielen zu lassen, aber es kommt manchmal anders als ich erwartet hatte. Ich weiß zum Beispiel schon, was noch so passieren wird, weil ich das teilweise schon geschrieben habe, aber trotzdem überrascht mich das Verhalten der Charas immer wieder. Besonders Kyoko ist ziemlich unberechenbar *seufz* Nun ja, das verstehe wer will, jedenfalls freut es mich sehr, dass ihr alle meine erste Fanfic lest! *arigato!*

-Bei Kyokos Augenfarbe war ich mir nicht sicher... also stellt sie euch einfach selbst vor-

Also dann, viel Spass - Kyo_Soma

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Kyoko trat aus der Maske ins helle Sonnenlicht. Ihre Augen blitzten vor Entschlossenheit und Vorfreude. Sie trug Kontaktlinsen, um ihre eigentlich helle braun-grün-blaue Augenfarbe auf ein schönes Himmelblau zu reduzieren. Die honigblonde Perücke war ihrer Ausstrahlung angepasst und einige Strähnen fielen ihr ins sonnengebräunte Gesicht (Gott sei Dank war sie vorher schon lange genug in der Sonne gewesen, sonst hätte sie sich auch noch alles zuschminken lassen müssen - bei der Hitze trotz ihrer Schminksucht nicht ganz leicht). Die langen Haare waren zu einem feschen Pferdeschwanz zusammengebunden und waren durch den leichten Wind immer in Bewegung. Was Kyoko an ihrer Ausstattung am meisten mochte war zum einen die Pistole, die sie am Gürtel trug, zum anderen die ziemlich hautenge dunkelblaue Polizeiuniformen-Bluse, die von einem gleichfarbigen Rock ergänzt wurde. Sie stellte sich für die Neuaufnahmen der ersten Szene schon einmal in Position, bereit, Ren Tsuruga die Stirn zu bieten, während hoch oben über den Klippen eine einsame Möwe kreiste. Als Ren aus dem Schatten trat, war sie plötzlich verschwunden.

Kyoko lächelte siegessicher, als Ren auf den Platz trat, ihr genau gegenüber. Ren dagegen blickte ihr kühl in die Augen, sie konnte seine Gedanken nicht entschlüsseln. Denn in diesem Moment waren sie Schauspieler. Es wurde still. Selbst die Anweisungen des Regisseurs schienen weit, weit entfernt zu sein, als die beiden Hölzer vor der Kamera aufeinandertrafen und das Klacken über den Platz hallte. Als Sho Fuwa auf dem inzwischen nicht mehr so verlassenen Parkplatz nur wenige hundert Meter entfernt aus dem Auto stieg und seine Beine auflockerte. Als jeder einzelne Zuschauer die Luft anhielt. Als eine Kaffeetasse aus Plastik vom Tisch geweht wurde und auf dem Boden auftraf.

Als die Stimmung umschwang.
 

Der Wind strich gespenstig um die beiden, Polizistin und Geisterjäger, die sich stumm anstarrten. Der Blick der jungen Frau war kalt, ja fast angriffslustig.
 

"Ich habe sie hergerufen, damit sie uns helfen, das bedeutet noch lange nicht, dass sie diese Aktion leiten. Denn das Kommando... habe immer noch ich, nur damit das klar ist."
 

Sie hatte nicht geschrien. Sie hatte nicht einmal laut gesprochen, doch die Worte durchschnitten die Stille wie Nadeln aus Eis. Ren, oder besser der finstere Fremde, rührte sich nicht, doch seine Ausstrahlung hinterließ das Echo eines tödlichen Wirbelsturms in den Gedanken der Zuschauer. Sie hielten unwillkürlich den Atem an, gespannt, wie es weiter gehen würde, so als hätte es niemals ein Drehbuch gegeben, so als wäre es Schicksal, was sich da vor ihren Augen abspielte.
 

Gibt es Schicksal? Ist es mein Schicksal, hier zu stehen und gegen diesen Mann zu spielen? Diesmal werde ich nicht scheitern. Denn ich habe mein Schicksal selbst in die Hand genommen.
 

Die junge Polizistin schnickte mit einer lässigen Bewegung ihre blonden Haare aus dem Gesicht, ohne dabei den Blickkontakt zu ihrem Gegenüber zu lösen.

Unbeeindruckt starrte der Geisterjäger zurück, er hatte sich bereits in ihrem Spiel verloren. Kyokos eigene Gedanken blitzen in diesem Moment durch, als sie erkannte, dass er aufgegeben hatte. Er war versunken in diese Rolle, in ihre Augen und in jede ihrer Bewegungen. Sie hatte es noch niemals erlebt, dass Ren sich sosehr von einem Spielpartner vereinnahmen ließ. Sie lächelte mit einer seltsamen Genugtuung.
 

"Dann werden sie wohl auf meine Hilfe verzichten müssen."
 

Die Stimme war kalt. Kyoko lief ein Schauer über den Rücken, sie fragte sich, ob es sein konnte, dass sie auf seltsame Weise beide im selben Spiel gefesselt waren, in ihrer eigenen Welt, die sich nur in ihren Augen spiegelte, in ihren Blicken. Alles andere war nebensächlich.

In ihrem Gesicht zeigte sich keine Reaktion, es war gar nicht nötig, denn Ren schien das Drehbuch vergessen zu haben. Er drehte sich nicht um, er ging nicht davon. Kyoko hielt ihn fest, auf unsichtbare Art und Weise, und sie würde ihn nicht gehen lassen.
 

"Sie wollen davonlaufen? Vor ihrer Vergangenheit?" Ihre Stimme zeigte einen Hauch von Verachtung, gerade soviel, dass er subtil mitschwang ohne zu plump zu wirken.

Der Regisseur schnappte lautlos nach Luft und bedeutete dem Kamerateam, mitzufilmen. Ren erstarrte. Er hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt, aber nun veränderte sich etwas in seiner Aura, man konnte es spüren, dass die Zeit stehenblieb. Er trat einen Schritt auf sie zu.
 

Yashiro hatte seine Brille abgesetzt, um sie zu putzen, doch er hatte vergessen, sie wieder aufzuziehen, seine Hände spielten gedankenverloren mit dem Brillenputztuch, während seine Gedanken durcheinanderwirbelten. In diesem Moment... weiß niemand, was passieren wird. Es ist wie eine schwarze Straße. Wir folgen ihr, doch sehen sie nur soweit fremde Scheinwerfer sie beleuchten. In diesem Moment dringt kein Licht zu uns durch, wir klammern uns an die Leitplanken und folgen blind einem unbekannten Pfad. Freie Improvisation.
 

Und noch einen, er ging langsam, bis er direkt vor ihr stand. Dann hob er die Hand und legte sie ihr ins Gesicht. Windstille.

Kyokos Hand wanderte zu der Waffe an ihrem Gürtel, sie erwiderte seinen Blick wie emotionslos, während in ihrem Inneren nur Chaos herrschte. Denn jetzt hatte er den Spieß umgedreht. Er führte sie in eine unbekannte Richtung. Es war ein Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut, das von ihnen Besitz ergriffen hatte. Es gab in diesem Augenblick nur eine Möglichkeit. Sie würde ihm folgen. Die Hand, die ihr Gesicht berührte war kühl, sie war die Brücke zwischen ihnen. Sie hatte die Waffe gezogen und entsicherte sie. Das leise Klicken durchschnitt die Stille.

In diesem Moment entgleiste die Situation. Ren reagierte blitzschnell, er wirbelte herum, in Sekundenschnelle hatte er ihr die Waffe entwunden, ein Schuss löste sich und ging ins Leere. Er ließ den Revolver fallen und stand plötzlich hinter ihr, Kyokos Gesicht spiegelte Entsetzen. Er beugte sich herunter, sodass seine Lippen ganz dicht neben ihrem Ohr waren und flüsterte: "Dann bist du das Mädchen von damals, oder nicht? Die, die uns beobachtet hat. Warte nur... du bist die nächste. Sie wird dich finden und umbringen. Möchtest du umgebracht werden?"

Mit kaum hörbarer Stimme stieß sie ein "Nein" hervor. Er redete mit ihr wie mit einem Kind, doch in seiner sanften Stimme lag etwas forderndes. Ihre Hände verkrampften sich als die Erinnerung neu auflebte, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn.

"Dann hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du setzt deinem armseligen Leben selbst ein Ende...", er ließ eine effektvolle Pause, gerade lang genug, um die Zuschauer nach Luft schnappen zu lassen. "Oder sie werden exakt das tun, was ich ihnen sage, Frau Amateur-Exorzistin."

Die Falle schnappte zu, Kyoko bemerkte wie eine Außenstehende, dass er sie losgelassen hatte und sich entfernte, doch sie stand wie versteinert. Sie konnte immer noch seinen Atem auf ihrer Wange spüren. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet.
 

"Schniiitt!", brüllte der Regisseur. Kyoko erwachte wie aus einem Traum, sie begann endlich wieder, gleichmäßig zu atmen. Unbewusst wanderte ihre Hand hoch zu ihrem Gesicht. Sie hatten zusammen ein Spiel entwickelt, eine Atmosphäre, die sie einzeln nicht erreicht hätten. Es war gewesen wie ein Rausch, ein Wirbel aus Gefühlen, in dem sie sich verloren hatten. Kyoko lächelte, ein kleines, sanftes Lächeln. Sie hatte gelernt, zu fliegen, in diesem Moment. Er hatte ihr seine Flügel geliehen und sie davongezerrt in eine andere Welt, die sein Zuhause war und in der er nur noch jemanden brauchte, der ihn vollends befreite und ihm sagte, in welche Richtung er fliegen wollte.

"Mogami-san? Mogami-san? Können sie mich hören?" Die Stimme des Regisseurs weckte Kyoko schließlich aus ihren Gedanken. "Ja-ja! Wie war die Szene?" Ihr Herz klopfte zu schnell, sie war gespannt, was er antworten würde. "Gut gemacht. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich nicht unbedingt alle Szenen umgestalten haben möchte, aber diese lassen wir so. Ausnahmen bestätigen die Regel." Mit diesen Worten ging er davon und plötzlich war Kyoko von den anderen Team-Mitgliedern umringt, sie klopften ihr auf die Schultern, lobten ihr Talent, wo sie doch noch eine Anfängerin war und lachten. Yashiro rannte auf sie zu, ergriff ergriffen ihre Hände und strahlte sie an. "Das... das war wunderbar! Kyoko-chan, das war wunderbar! Du und Ren, ihr passt perfekt zusammen. (Böse Blicke von den umstehenden weiblichen Individuen. Kyoko dagegen hatte es nicht wirklich kapiert, sie viel zu durcheinander, um sich mit solchen Rätseln abzugeben). Kyoko lächelte erst etwas gezwungen, lachte aber dann mit. Yashiro hatte eigentlich sich eine andere Reaktion erhofft (etwa so? K: "Wie?! Tsuruga-san und ich?! Aber nicht doch!"), aber leider war sein erster Versuch nun fehlgeschlagen. Er würde es bei der nächstbesten Gelegenheit wieder versuchen.
 

Ren lehnte gelassen am Holzpfahl einer Veranda-Überdachung, vor der Maske und betrachtete das Geschehen. Auch ihn hatte man gelobt. Er hatte es kaum wahrgenommen. Seine Gedanken waren weit weg und sein Blick hing am Horizont fest, hinter den Häusern, hinter dem Wald und den Klippen. Das war das erste Mal, dass ich mich so habe mitreissen lassen. Noch dazu in einer so einfachen Szene! Es ist wohl ihre Schuld... für einen winzigen Augenblick habe ich vergessen, dass sie noch Anfängerin ist, ich habe vollkommen vergessen, wer sie in der Realität ist. In diesem Augenblick hat sie mich am Handgelenk gepackt und mir gezeigt, dass es noch eine Welt außerhalb meines Schlosses gibt. Ich musste nur meine Hand danach ausstrecken und schon ist es passiert. Mit einem Mal habe ich mich selbst verloren. Wie ein Blinder, der das Licht sucht, so bin ich ihr hinterhergelaufen... Ihr und ihrer Stimme und ihrer Ausstrahlung... und ihrem Lächeln. Sie ist wirklich außergewöhnlich. Immer wenn ich dachte, ich sei auf alles gefasst, hat sie mir ein neues Wunder gezeigt. Sie ist wohl eine noch viel bessere Schauspielerin als ich.

Fhh... Das nächste Mal werde ich selbst wissen, wohin ich gehe. Und dann wird sie diejenige sein, die in Erstaunen zurückbleibt. Wenn sie mir dadurch, dass sie mich übertrifft, meinen Kampfgeist zurückgibt, dann danke ich ihr.

Er drehte sich um und wollte gerade in die Maske gehen, um sich auf die nächste Dialog-Szene vorzubereiten, als plötzlich ein markerschütternder Schrei über den Platz hallte, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Anfang vom Ende?

Ich muss gleich dazu sagen, dass Sho eher eine Nebenrolle spielt... also bleibt er wahrscheinlich ein bisschen oberflächlich beschrieben, sorry!

Viel Spass,

Kyo_Soma

PS: Ich habe gemerkt, dass sobald es um Kyoko und Ren geht automatisch das Out-Of-Character-Phänomen auftritt, es ist geradezu unausweichlich, deshalb werden die beiden sich ziemlich verändern, ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel!

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Kyoko stand immer noch da, wo sie in der Szene gestanden hatte, doch diesmal starrte sie in eine andere Richtung. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, sie zitterte. Am anderen Ende des Platzes standen Sho Fuwa und seine Crew. Die Erkenntnis, dass er den Ort nicht für sich alleine haben würde, weckte einen gewissen Missmut in ihm. Naja, vielleicht könnte man die paar Hansels schnell und effektiv loswerden, denn welches Filmteam würde nicht gerne dem berühmten Sho Fuwa weichen? Er trat energisch auf die erste Person zu, die ihm unter die Augen kam, in diesem Fall Kyoko und setzte ein super-charmantes Verführer-Lächeln auf. "Entschuldigen sie, meine Schöne, ich bin Sho Fuwa; können sie mir sagen, wer hier das Kommando hat?" Er schien Kyoko nicht zu erkennen. Allerdings fröstelte er leicht, als sie mit einem mindestens ebenso zuckersüßen Lächeln auf den Regisseur deutete. Er setzte noch einen drauf: "Vielen Dank! Ach ja, wie wärs mit einem romantischen Abend am Strand, nur wir beide?" Kyoko tobte innerlich, aber nach außen hin lächelte sie immer noch. Sho begann jetzt, furchtbar zu frieren. "Ich werds mir überlegen, vielen Dank für die Einladung." Und mit einem koketten Augenaufschlag drehte sie sich herum und stolzierte davon in Richtung Maske. Während auf dem Platz alle durcheinander liefen und die weiblichen Tsuruga-Fans nun auch Sho hinterherliefen, während dessen Managerin Shoko gerade dabei war, die Aufteilung der Ferienhäuser mit dem Regisseur abzusprechen, da sie nun schon einmal hier waren und es eben irgendwie in den Griff kriegen mussten, während Ren Kyokos Mienenspiel aus dem Schatten seines Standortes auf der Veranda still beobachtete, ließ sich diese in einen Lehnstuhl fallen und begann, vor sich hinzubrabbeln. "Was macht der hier? Dieser arrogante, schleimige, eingebildete, selbstverliebte ätzende Widerling? Und was bildet der sich ein, mich anzubaggern?! Rahhhrghh! Ich könnte ihn umbringen. Ein romantischer Abend am Strand? Der kann mich Mal kreuzweise! Ich hasse ihn, ich hasse, hasse, hasse ihn..." Plötzlich blitzen ihre Augen gefährlich auf, Ren zuckte unmerklich zusammen, als Kyoko lautlos aus dem Stuhl sprang und irgendwie wildkatzenhaft um die Sitzgarnitur strich. Sie hatte Blut gewittert. "Das ist die Chance für meine Rache! Warts nur ab, Shotaro! Dich mach ich kalt, du wirst vor mir kriechen!" Sie hob plötzlich den Kopf, wie durch ein Geräusch aufgeschreckt und versuchte mit den Augen die Schatten zu durchdringen, in denen Ren sich verborgen hielt. Nach einem Augenblick in dem er fast befürchtete, sie würde ihn aufspiessen, wendete sie sich ab und verschwand im Haus.

Das war knapp... Ihn fröstelte. Dieses Mädchen konnte einem den letzten Nerv rauben! Aber ihre Performance war die beste gewesen, die er je erlebt hatte. Mit einem leisen "tss" ging auch er davon, allerdings in Richtung der Menschentraube, die sich um Sato-san (der Regisseur, nur zur Erinnerung), Yashiro, Sho und Shoko gebildet hatte, die in eine wilde Diskussion vertieft waren. Jetzt war also für ihn der Augenblick gekommen, denjenigen Mann kennenzulernen, dem Kyoko anscheinend ihr Leben gewidmet hatte und von dem sie betrogen worden war. (Das andere Zusammentreffen hat er bereits vergessen *g*) Denjenigen, der ihre Motivation war, im Showbusiness Karriere zu machen... Die Person, die sie am meisten zu hassen schien. Da bin ich ja mal gespannt...

Ren gelangte problemlos zwischen den Menschen hindurch, die ihm automatisch Platz machten, als sie ihn (immer noch in seinem finsteren Geisterjäger-Outfit) näher kommen sahen. Bei den anderen angekommen, mischte er sich ein. "Gibt's ein Problem?" Alle vier verstummten und sahen auf. Ren lächelte sein höflichstes und herzerwärmendstes Gentleman-Lächeln und begrüßte Die Neuankömmlinge. "Ich hoffe, sie hatten eine gute Reise, wenn sie sich doch vielleicht vorstellen könnten?"

Sho fiel die Klappe runter. Wie konnte es sein, dass dieser dahergelaufene Typ ihn nicht erkannte? Noch dazu, da sie sich ja schon einmal getroffen hatten! Nun ja, er selbst hatte sein Gegenüber erkannt und musterte ihn abschätzend. Das war also der beliebteste Mann Japans... Er sah zwar ganz okay aus, und hatte auch eine hübsche Ausstrahlung... aber an ihn, Sho Fuwa konnte er nicht heranreichen (Hat die Blamage damals verdrängt). Was ihn jedoch schon ärgerte war, dass er auf dem Weg hierher eine Szene zwischen Ren Tsuruga und der hübschen jungen Frau, die ihm ins Auge gefallen war, beobachtet hatte. Anscheinend waren entweder beide verdammt gute Schauspieler, oder da lief was...

"Das ist Sho Fuwa und ich bin seine Managerin Shoko", ergriff Shoko das Wort und schüttelte Ren freundlich die Hand. "Sie müssen Ren Tsuruga sein, freut mich sie kennenzulernen!" Ren lächelte zurück und Shoko errötete leicht. Sho stierte sie an. Von diesem Kerl ließ sich Shoko um den Finger wickeln?! Er würde den Typen fertig machen! In diesem Augenblick fixierte Ren ihn (Sho merkte nicht, dass Ren ihn von oben bis unten musterte - "viel macht er ja nicht her, dafür dass Kyoko wegen ihm so ausflippt"). Sho fühlte sich wie in einem Gefrierschrank. Der Typ war ein Psycho... Ren hielt ihm die Hand hin und Sho nahm sie automatisch. Diese Gelegenheit nutzte dieser, er drückte ziemlich fest zu und warf Sho einen eisigen Blick zu, der sofort wieder von einem Lächeln übermalt wurde. Sho stand Angstschweiß auf der Stirn. Er war unglaublich erleichtert, als Ren schließlich das Gespräch für beendet ansah und in die Maske ging, um endlich den Mantel und die Schminke loszuwerden. Kyoko war schon zurück zum Ferienhaus gegangen, um zu kochen, da der Regisseur allen gezwungenermaßen eine zweistündige Mittagspause gegeben hatte, damit er in dieser Zeit alles mit den neu auf den Plan Getretenen klären konnte.
 

Auf dem Rückweg zu ihrer gemeinsamen Wohnung ließ Ren sich ungewöhnlich viel Zeit. Seine Gedanken kreisten um Sho Fuwa. Er hatte sich diesen Mann immer als eine schwache, vom Erfolg überheblich gewordene Person vorgestellt, was auch seinem ersten Eindruck nach zutraf. Was ihm allerdings nicht gefiel, war dass dieser Sho, Kyokos erklärter Erzfeind hier auftauchen musste. Er hatte sich schon in diesen zwei Tagen wie zu Hause gefühlt, und immer, wenn er die Tür öffnete und Kyoko ihn lächelnd begrüßte oder mit einem vollgeladenen Tablett aus der Küche kam, hatte ein Teil seines Verstandes einfach abgeschaltet und er hatte sich der Wärme hingegeben, die sie ihm vermittelte, das Gefühl, dass es jemanden gab, der sich um ihn kümmern würde, falls ihm irgend etwas zustieß. Allein ihre Nähe ließ ihn alles gleich viel lockerer sehen. Sie gehörte inzwischen schon zu seinem Leben und er wusste nicht genau, was aus diesem Dazugehören entstehen würde. Es war als träte er mit einem Mal hinaus auf unbekanntes Terrain, mitten hinein in ein Labyrinth, und ohne Ziel würde er darin herumirren, bis ihm jemand den Weg zur anderen Seite zeigte. Den Weg in eine andere Zukunft. Den Weg in eine verrückte neue Welt, in die er garnicht hineinpasste. Und doch begehrte er nichts mehr, als diese neue Welt zu finden und vollends zu erforschen.

Ich hatte mir vorgestellt, dass es niemals enden würde, ich hatte schon gedacht, dass wir einfach so weiterleben könnten, wir drei in diesem Haus, fern von allem Chaos. Und doch ist jemand aufgetaucht, der dies alles zerstören könnte. Ich spüre es so deutlich, als hätte man mir die Worte in die Stirn tätowiert. Nimm dich in Acht. Es ist eine Warnung für mich, der ich mich schon viel zu sehr auf das verlassen habe, was ich erleben durfte. Aber heute ist er aufgetaucht. Sho Fuwa, dieser Mann, dessen Verrat ich nur erahnen kann, wenn ich in ihre Augen blicke. Dabei wollte ich alles erfahren, ich wollte wissen, was damals geschehen ist, was dieses Mädchen sosehr geprägt hat, dass sie niemals aufgeben wird auf dem Weg zu ihrer "Rache". Das, was sie soweit gebracht hat, dass sie mit einem Blitzen in den Augen nichts mehr sieht außer dieser Person, die sie so leidenschaftlich verfolgt und hasst, dass es schon an Besessenheit grenzt. Oder Hassliebe? Ich weiß es nicht... ich will nicht, dass es endet, dieser Sommertag, an dem ich hier ankam, an dem ich sie angesehen habe und erkannt, dass ich sie niemals wieder vergessen kann. Weil sie meine Motivation ist. Und weil sie mir gezeigt hat, dass sich alles ändert. Dass jeder Tag ein Geschenk ist, welches zu ergattern mein Leben wert ist. So werde ich sie aufbewahren, diese kostbaren Erinnerungen. In meinem Album werde ich sie zu den Bildern meiner Sommer legen. Und zwei Kinder sahen sich gemeinsam den Sonnenuntergang an, an dem Tag, an dem ich gehen musste. Ich frage mich, ob er mit ihr jemals einen Sonnenuntergang erlebt hat...

"Ah! Tsuruga-san, da sind sie ja! Ich hab Mittagessen gemacht, sie kommen gerade recht!"

In diesem Moment sah ich, dass der Tisch auf der Veranda gedeckt war. Yashiro wollte schon zugreifen, aber sie tippte ihm mit einem Kochlöffel auf die Finger und er lachte. In diesem Moment hatte ich Schwierigkeiten damit, die Tränen zurückzuhalten.

Schicksal

Ah, vielen Dank für eure Kommis, ich freue mich jedes Mal, wenn ich nachsehe und ihr geschrieben habt!

Dieses Kap ist viel zu kurz. Ich hasse es. Das nächste hasse ich auch... aber danach gehts wieder *sigh*

Jedenfalls wünsche ich euch viel Spass beim Lesen und seid ruhig kritisch!

cya

Kyo_Soma --- ich hoffe sehr, dass es mir gelingen wird euch ein Ende vorzulegen, das dem Rest der Story gerecht wird... ich kanns garnicht mehr erwarten...

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Schließlich versammelten sich alle wieder auf dem Platz, um die nächste Szene aufzunehmen. Es war die Szene in der Masami-san sich die Bänder gerissen hatte. Wieder eine Szene zwischen Ren und Kyoko. Zwischen Geisterjäger und Polizistin. Diesmal spielten beide die Szene aus dem Drehbuch exakt nach. Ihre Ausstrahlung hatte nichts von ihrer Magie verloren, und so gab es in den nächsten Stunden keine Wiederholungen. Fast alle Dialog-Szenen zwischen den beiden wurden bis zum Abend gedreht und die Zuschauer versanken Stück für Stück immer weiter in dieser fremden, dunklen Welt, in der diese lebendige, temperamentvolle, helle Person zusammen mit einem Menschen, der eine Seele hatte so schwarz wie die Nacht, einen mysteriösen Geist jagte, der fünfzehn Jahre nach dem Tod einer jungen Frau den Fluch derselben verwirklichte und jede Nacht um Punkt ein Uhr einen der Dorfbewohner in einem furchtbaren Blutbad ermordete. Und die beiden, die am Anfang noch Feinde gewesen waren, verwandelten sich im Laufe des Tages in Partner. Das Drehbuch lag vergessen auf einem der Tische unter dem Pavillon und der Wind blätterte durch die Seiten, während jedes Augenpaar auf dem Platz an ihnen hing. Der Regisseur knabberte an seinem Kuli, Yashiro hatte seine Brille wieder auf und das Putztuch war auf den Boden gefallen, aber er hob es nicht auf. Und versteckt im Schatten zwischen zwei Häusern stand noch jemand, der die Szene beobachtete. Dieser Jemand jedoch konnte nur die junge, blonde Frau fixieren, die so in ihrer eigenen Welt spielte. Und immer, wenn sie wieder in diese mysteriöse Stille zwischen sich und dem Geisterjäger verfiel, setzte sein Herz einen Schlag aus. Er glaubte zu wissen, dass die beiden ein unschlagbares Team waren.

Was er jedoch sicher wusste war, dass dieses Team in tausend Scherben zerspringen würde, wenn er sich das Mädchen schnappte. Und genau das hatte er vor. Um Ren zu schlagen.
 

Am Abend trottete Kyoko erschöpft nach Hause. Ihr neues Zuhause, dass sie schon jetzt lieb gewonnen hatte. Es war ein schönes Gefühl zurückzukehren zu den Menschen, die auf sie warteten, damit sie sich um das Essen kümmerte und sie mochte das Lachen, das seit sie hier war jeden gemeinsamen Abend ausfüllte. Es ist fast so, als wäre die Zeit stehengeblieben. So als wären die Tage eingefroren. Es ist zeitlos. Ein Wechsel von Traum und Wirklichkeit und jeder neue Tag scheint den letzten noch zu übertreffen. Es gibt keinen Platz für Shotaro in dieser Welt, in meiner Welt. Und doch ist er hier. Und doch weiß ich, dass ich mich rächen muss.

"Hey, wohin des Wegs?" Die Stimme war freundlich, ja fast schüchtern. Keine Spur Macho. Doch Kyoko wollte nur weglaufen. Sie trug ihre Perücke nicht mehr, er würde sie erkennen und dann wäre es vorbei. "Hey... magst du mir nicht antworten?" Shotaro trat aus dem Schatten und lächelte sie an. "Wie heißt du?" Kyoko sah endlich auf, ihr Gesicht freundlich. "Ich heiße... Hime-no-yume." Sho sah sie fragend an, lächelte jedoch dann wieder. "Ein schöner Künstlername, fast wie aus einem Märchen... Es tut mir leid, falls ich heute Mittag zu direkt war, ich wollte dich nicht kränken." Es klang so aufrichtig, dass Kyoko sich langsam fragte, was um Himmels willen er bloß mit ihr vorhatte. Für ihn war sie nur eine Schauspielerin, eine Tussi wie all die anderen, die sich um ihn scharten. "Ich kann dich zu deiner Wohnung begleiten, wenn du nichts dagegen hast?" Kyoko nickte (sie hätte auch gar nicht gewusst, was sie sagen sollte) und so gingen sie nebeneinander her in Richtung ihrer Ferienwohnung. Innerlich zitterte Kyoko, alle ihre Gedanken waren auf ein einziges Wort fixiert. "Warum". Warum war er so offen und freundlich? Warum konnte sie nicht wütend sein. Und warum war er für sie plötzlich nicht mehr der Shotaro, den sie kannte, sondern der Sho Fuwa, der im Showbusiness seine Leidenschaft gefunden hatte. Warum war er für sie mit einem Mal ein Fremder, den sie an diesem Tag kennengelernt hatte und der sie offenbar ganz interessant fand? Sie versteckte ihre Hände in den Taschen ihrer Jacke, damit er nicht sah, dass sie sie so fest zusammengeballt hatte, dass ihre Fingernägel sich schmerzhaft in ihre Handflächen bohrten. "Wir sind da, vielen Dank...", sagte sie leise als sie ihre Wohnung erreicht hatten. Im Erdgeschoss brannte Licht und sie hörte Stimmen aus dem Esszimmer. "Gute Nacht Hime-no-Yume-san." Kyoko unterdrückte mit Mühe ihre Verwirrung. Wieso fühlte es sich so warm an, wenn er ihren neuen Namen so aussprach? "Gute Nacht." Sie stieg die drei Stufen zur Veranda hinauf und blieb noch einen Moment stehen. "Ach ja, mit wem wohnst du hier eigentlich?", rief Sho ihr zu und sie überlegte gerade, was sie antworten wollte, als jemand die Tür schwungvoll von innen öffnete und sie breit angrinste. "Willkommen dahei..." Ren verstummte abrupt als er Sho unten stehen sah, der ihn mit einem selbstgefälligen Grinsen anstarrte. Kyoko konnte nicht mehr denken.

In diesem Augenblick fiel Ren der Teller aus der Hand, den er festgehalten hatte und zersprang klirrend als er auf dem Boden auftraf. Sein Blick war kalt und leer als er Sho fixierte. Kyoko trat einen Schritt zurück, begann zu zittern wie Espenlaub und stürmte dann davon in die Nacht, einen perplexen Sho und einen versteinerten Ren zurücklassend.

Sternenlicht...

Dieses Kap hasse ich. Aber um so weiterzumachen, wie ich will, ist manchmal ein solches Kap nötig. Genau wie 10 und später nochmal eins... *seufz* Ihr könnt euch ruhig beschweren!

Kyo_Soma

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Es ist so kalt. Ich kann nichts sehen... wo bist du, Koon? Warum musstest du gehen? Lass mich nicht allein! Bitte! Lass mich nicht allein! Es tut so weh, dieses Chaos, was ist nur geschehen? Was hab ich getan, was hab ich nur getan? Ich kann nicht mehr aufhören zu weinen... Ahh... ich habe Angst. Koon... ich habe Angst, dass ich dich niemals wieder treffen werde! Komm zu mir zurück. Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der mich immer getröstet hat, wenn ich traurig war... Ich brauche dich. Jetzt!

Doch nichts geschah. Kyoko konnte keine Schritte hören, die Stille war vollkommen. Es war niemand da, der ihr helfen würde. Wann hatte sie das letzte Mal geweint? Es war so lange her, dass sie es vergessen hatte. Sie hatte geglaubt, endlich stark zu sein, doch mit einem Mal war alles zusammengestürzt. Sie wischte sich die Tränen fort und seltsamerweise flossen keine neuen mehr. Sie wusste ja selbst nicht, wieso sie so unendlich traurig war, dass sie Angst hatte, daran zu zerbrechen. Und dann sah sie wieder sein Gesicht. Wie er da stand, dunkel vor dem hellen Licht, das durch die Tür hinausfiel. Diese Leere in seinen Augen. Sie wusste nicht, was diesen Ausdruck auf seinem Gesicht hervorgerufen hatte. Aber sie wollte die Bilder nicht mehr sehen, wollte nicht mehr das Klirren des Porzellans auf der Veranda hören. Sie fühlte sich schuldig. Sie war diejenige gewesen, die es nicht geschafft hatte, Sho einfach stehen zu lassen, sie war diejenige, die sich einen Moment der Schwäche erlaubt hatte, der ihre ganze glückliche Welt zum Einsturz brachte. Was hätte sie dafür gegeben, alleine nach Hause zu kommen, Ren hätte sie begrüßt...
 

"Komm rein, heute hat Yashiro gekocht, du kannst gleich mitessen!"

"Ah, danke, aber das hätten sie ruhig mir überlassen können, dafür bin ich doch hier!"

"Nein, nichts da, na los, setz dich."

"Was gibt's denn?"

"Gemüsesuppe!"

"Schon wieder? *lach*"

"Naja, ich kann das halt am besten..."

"Na gut, dann Itadakimasu!"

"Guten Appetit!"

"Hahaha..."
 

Es hätte so sein können. Wenn sie nicht so dumm gewesen wäre und auf diesen Mann hereingefallen wäre. Er wollte sie sowieso nur benutzen, um sich selbst zu beweisen, dass er jede haben konnte. Und dann würde er sie fallen lassen, genau wie damals.

Sie stand langsam auf. Kyoko brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass man ihr die Heulerei ansah, aber es spielte keine Rolle.

Sie würde zurückgehen, so tun als hätte sie nur etwas Wichtiges am Drehort vergessen und ihre Rolle perfekt spielen, sodass niemand je merken würde, dass sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch gewesen war. Es war etwas, das sie vom Daruma-Ya gelernt hatte. Sie hatte damals beschlossen, ein Mensch zu werden, der niemals aufgab. Und sie würde kämpfen für ihre Träume. Sie wollte, dass Yashiro-san und Tsuruga-san wieder so ausgelassen lachen konnten. Und dafür würde sie Shotaro ein für alle Mal aus ihrem Leben verbannen. Koste es, was es wolle.
 

"Bist du da drin, Hime-no-Yume-san?" Shotaro klopfte gegen die Tür des inzwischen verlassenen Allround-Hauses, in dem sowohl Umkleiden als auch Requisitenlager und die Maske untergebracht waren. Sie schnappte sich eine der Sonnenbrillen, die eigentlich für den Film gebraucht wurden und stieß dann entschlossen die Tür auf. Wie hat der Typ mich so schnell gefunden?! "Oh, sie sind es, Fuwa-san. Es tut mir sehr leid, dass ich ihnen Sorgen bereitet habe, aber ich hatte meine Sonnenbrille vergessen..." Mit einem wie sie hoffte schüchternen Lächeln wedelte sie ihm mit der Brille vor den Augen herum. Sho setzte schon dazu an, etwa zu sagen, als sie ihm zuvorkam: "Oh, ich sollte schnell nach Hause, sonst verhungern meine zwei Mitbewohner noch! Auf Wiedersehen!" Sayonara, du Mistkerl!

Mit diesen Worten rannte sie davon und ließ Sho stehen bevor er noch etwas sagen oder sie aufhalten konnte. Dieser zuckte nachdenklich mit den Schultern und verschwand dann auf der entgegengesetzten Seite des Platzes, wo seine Wohnung lag die er mit Shoko-san teilte. Unglücklicherweise hatte sie ihn jedoch ins obere Stockwerk verbannt, während sie das untere beschlagnahmte...

Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube klopfte Kyoko schüchtern gegen die Eingangstür. Sie hörte Schritte, dann öffnete Yashiro die Tür und sie trat ein. "Gott sei Dank, da bist du ja, Kyoko-chan! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht..." Kyoko erklärte auch ihm, dass sie ihre Sonnenbrille vergessen hatte und fragte dann, wo Ren sei. "Oh, er ist gerade in Richtung Strand weggegangen, scheint so als wäre er nicht ganz auf der Höhe seit er Fuwa gesehen hat. Weißt du vielleicht, warum...?" Doch Kyoko war schon auf dem Weg in Richtung Strand.
 

Sie fühlte sich ein bisschen mulmig, während sie allein durch den Wald rannte. Es war wahrscheinlich auch nicht ganz ungefährlich, aber in dieser verrückten Nacht konnte einfach nichts mehr schiefgehen und wenn, wäre es ihr auch egal. Sie war gerade zutiefst deprimiert und wünschte sich, sie hätte jetzt wenigstens Kotonami-san, ihre Love-Me-Kollegin, um sich aufheitern zu lassen. Oder Maria-chan, die Enkelin des Präsidenten, mit der sie immer über Voodoo-Püppchen diskutieren konnte. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab und eine schwere Last schien plötzlich von ihren Schultern verschwunden zu sein. Sie fühlte sich unendlich erleichtert, als ihr klar wurde, dass sie nicht allein war. Und wenn auch ihre Freunde in diesem Moment nicht hier waren, hatte sie doch das Gefühl, ihre Gegenwart in sich selbst zu spüren. Mit jeder Sekunde, die sie lief fand sie nun zu ihrem alten Selbst zurück und neuer Kampfgeist loderte in ihr auf. Sie krachte lautstark durchs Unterholz, stolperte und landete unsanft auf dem rauhen Sandstein. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie sich das Knie blutig geschlagen hatte, als sie aufsah und erkannte, wo sie sich befand. Vor ihr erstreckte sich der Fels bis hinaus in die schwarze Nacht. Es war die Klippe, von der am nächsten Tag Ren und die junge Frau springen würden.

Kyoko hielt den Atem an. Und dann sah sie ihn. Wie eine Gestalt aus dem Film stand er ganz vorne am Abgrund und schien gedankenverloren hinunter zu starren. Sie stand wieder auf und ging langsam auf ihn zu. Sie wurde unangenehm an die Szene auf der Fähre erinnert und hoffte nur, dass sie einen normalen Ren antreffen würde und nicht diesen geheimnisvollen Mystery-Ren.

Ren drehte sich nicht um. Er wusste genau, wer ihn besuchen kam und horchte in sich hinein auf eine Reaktion, doch es blieb still. Er sah immer noch Shos Grinsen vor sich, wie eine Warnung.

Kyoko trat neben ihn und sah ihn an, als erwartete sie, dass er etwas sagte. Von hier oben konnte man deutlich hören, wie die Wellen gegen den Fels schlugen, in einem gleichmäßigen Rhythmus. Der Himmel war wolkenlos in dieser Nacht und der abnehmende Mond zeichnete eine gelbe Sichel an den von Sternen übersäten schwarzen Horizont. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Denn wie sollte er ihr erklären, dass er wegen Sho so aus der Fassung geraten war? Es wäre wohl etwas seltsam, wenn er ihr gegenüber zugeben würde, dass er, der unnahbare Ren wegen einem dahergelaufenen Macho die Fassung verlor. Dennoch... die Tatsache, dass eben dies passiert war, ließ sich schlecht leugnen. Doch warum? Warum war es soweit gekommen? Er wusste es selbst nicht.

"Tsuruga-san." Ihre Stimme riss ihn in die Gegenwart zurück.

"Es tut mir leid, ich hätte ihn nicht bis vor die Haustür mitschleppen sollen. Es tut mir leid."

Ren hob die Augenbrauen. Endlich erwiderte er ihren Blick, in ihren Augen stand ein Gefühl, dass er nur als eine Art Angst beschreiben konnte. Er fragte sich, wo die selbstbewusste Kyoko aus dem Film geblieben war, diejenige, die ihn so beeindruckt hatte.

"Es ist deine Entscheidung, mit wem du deine Zeit verbringst, du musst dich nicht entschuldigen." Eine glatte Lüge. Es spielte keine Rolle für ihn. Bei allen wäre es ihm egal gewesen, allen bis auf Sho Fuwa. Er hatte ihn gesehen, diesen Ausdruck in dessen Augen und er hatte gespürt, dass dieser Mann seine Mitmenschen nur benutzen würde. Er wollte einfach nicht, dass Kyoko wegen dieser Person wieder dasselbe erleben musste wie zu dem Zeitpunkt als sie ins Showbiz eingetreten war. Er hatte damals ihren harten Gesichtsausdruck gesehen, der nie einem Lachen gewichen war. Was war wohl passiert, damals...?

Kyoko räusperte sich leise, dann begann sie mit erstaunlich fester Stimme zu sprechen.

"Ich... möchte ihnen etwas erzählen... ich denke, es wird Zeit, dass sie erfahren, weshalb ich ins Showbusiness eingestiegen bin."

Die Geschichte vom Fliegen

So, eins meiner Lieblingskaps... Ich liebe eine solche Atmosphäre... fast wie ein Traum...

Ich freue mich so sehr über die vielen Kommis, dass ich ständig am hochladen bin, denn geschrieben hab ich schon noch ein bisschen mehr (*verlegen grins*)!

Also vielen vielen Dank und schreibt ruhig weiter!

Viel Spass mit Kap 12,

Eure

Kyo_Soma

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Kyoko setzte sich auf den Boden und ließ die Beine baumeln. Ren starrte sie einen Moment fassungslos an, dann setzte er sich stumm neben sie. Er hätte nie gedacht, dass er so schnell die Antworten auf seine Fragen bekommen würde.

"Als ich klein war, habe ich in einem Ryokan gelebt, in der Nähe von Kyoto, die Mutter meines besten Freundes brachte mir alles bei, Kochen, Haushaltsdinge, alles, was die Leiterin eines Ryokan so wissen muss. Denn damals war es so geplant, dass ich Shotaro heirate und das Ryokan übernehme. Ich hätte damals nichts lieber getan, doch nach der Mittelschule beschloss er plötzlich, nach Tokyo zu gehen, um dort eine Karriere als Pop-Sänger zu machen. Und nur zu gerne warf ich alles hin und habe ihn begleitet." Sie schwieg einen Moment und Ren versuchte, diese Informationen mit den Erinnerungen zu verbinden, die er noch aus dieser Zeit hatte. Er hatte von all dem nichts gewusst. Er hatte nur gewusst, dass Kyokos Traumprinz Shotaro war.

"Nun ja... es ist geradezu lächerlich, was ich tat. Ich habe Tag und Nacht für ihn geschuftet, während er heimlich die Highschool besuchte und seine Ausbildung im Showbiz genoss. Dabei hat er selbst genug verdient..." Sie lachte, doch Ren konnte den schmerzhaften Unterton heraushören. Er musste ihr viel bedeutet haben.

"Und schließlich habe ich ihn aus Versehen gehört, wie er seiner Managerin erzählt hat..." Sie brach ab und schluckte. Ren spürte, dass es schwer war für sie, ihm das zu erzählen. Er wünschte, er hätte gewusst, wie man sich in so einer Situation verhielt, aber er wusste es nicht. Das letzte Mal, dass er einen Freund getröstet hatte lag schon Jahre zurück und er erinnerte sich nicht mehr daran.

Ihre Stimme klang hohl als sie weitersprach. "Er sagte, ich sei nur ein langweiliges Mauerblümchen, das er als Dienstmädchen mitgenommen hat." Kyoko konnte nun die Tränen nicht länger unterdrücken. Sie wusste nicht, wieso es so schwer war, diese Geschichte jemandem zu erzählen.

Ren fühlte, wie die Erkenntnis sich langsam in seinem Kopf ausbreitete. Rache. Er verstand mit einem Mal, warum Kyoko niemals aufgegeben hatte. Er verstand plötzlich, weshalb es ihr so wehtat, obwohl sie immer so tat als sei sie darüber hinweg gekommen. Derjenige, dem sie ihr Leben zu Füßen gelegt hatte, hatte sie fallen lassen wie ein Instrument, das seine Brauchbarkeit verloren hatte. Er hatte das Gefühl, zum ersten Mal einen Blick in Kyokos wahre Gefühle werfen zu können. Sie hatte geschauspielert, sie hatte es gehasst, neben diesem Menschen herlaufen zu müssen und dennoch hatte sie so getan, als wäre sie die freundlichste Person der Welt, nur um sich fair rächen zu können, nur um auf den richtigen Augenblick warten zu können. Natürlich war sie nicht auf ihn losgegangen. Er selbst fühlte sich plötzlich dumm und schwach, weil er sich so hatte gehen lassen, während sie standhaft blieb.

Kyoko konnte die Tränen nicht stoppen. Sie liefen ungehindert ihre Wangen hinunter und tropften leise auf den Felsen, im nächsten Moment waren sie verschwunden und hinterließen nichts als Schmerz in ihrem Herzen. Sie spürte ganz deutlich seine Gegenwart und trotzdem konnte sie nicht aufhören, obwohl er jetzt sah, wie schwach und hilflos sie manchmal war. Was würde er jetzt denken? War es die richtige Entscheidung gewesen, ihm diese alte Geschichte anzuvertrauen. Er war der erste, dem sie so vertraut hatte, aber war es richtig gewesen? Sie wischte sich über die Augen, doch es war zwecklos. Sie starrte ins Wasser, das unverändert weit unter ihren Füßen rauschte.

"Manchmal hat man das Gefühl, es wäre viel leichter, sich einfach fallen zu lassen, nicht wahr?" Seine Stimme klang ungewöhnlich warm und sie grub ihre Fingerspitzen in den Staub.

"Dabei ist es viel leichter, einfach davonzufliegen. Denn wenn man vor dem Abgrund steht, kann man sich nur noch an all das Schreckliche und Schmerzhafte erinnern, was einem zugestoßen ist. An all die Rückschläge und zerbrochenen Freundschaften. Und das Vertrauen, das man in die falsche Person gesteckt hat. An all die Täuschungen."
 

Yashiro trat hinaus auf die Veranda. Er wusste nicht, was gerade geschah, er wusste nicht einmal, wo Ren gerade war. Doch er spürte sehr genau, dass Kyoko ihn gefunden hatte. Er trat zurück in die Wohnung und ließ sich in einem Sessel sinken. Er nahm das Drehbuch vom Tisch und begann gedankenverloren, darin zu lesen.
 

"Aber wenn du dich vor den Abgrund stellst und dir vornimmst, auf die andere Seite zu gelangen, ganz egal, wie weit sie entfernt sein mag, dann wird jemand kommen und dir seine Flügel leihen, damit du für ihn auf die andere Seite fliegst und ihm von dort drüben zuwinken kannst."

Kyoko lauschte seinen Worten. Es klang so fremd, so garnicht nach dem Ren Tsuruga, den sie kannte. Es klang eher wie jemand anderes, den sie einmal gekannt hatte, wie eine ferne Erinnerung, doch der Gedanke verschwand wieder, bevor sie ihn fassen konnte.

Er sah sie an. Die ganze Zeit hatte er den Blick zum Horizont gewandt, doch jetzt sah er sie von der Seite an. Ihre Tränen glitzerten, während sie ihr Gesicht hinunter rannen. Wie damals. Nur dass sie jetzt erwachsen war.

"Du musst dich entscheiden, was du möchtest. Wenn du lieber fallen möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Ich weiß nur noch nicht, ob ich dich nicht im Fall abfangen werde." Er blickte wieder zum Horizont zurück und irgendwie schien sein Selbst gerade dort hinten zu schweben, das was zurückblieb war ein Junge. Ein junger Mann, der gerade mehr fand als nur ein kleines Märchen, das er einer Bekannten erzählte. Er fand gleichzeitig ein Stück von sich selbst, das er noch nicht entdeckt hatte. Oder vielleicht hatte er es nur verdrängt? Sein Blick wanderte wieder zurück zu ihr. Sie hatte die Knie angezogen und weinte immer noch. Ihre hellen Haare wehten ihr ins Gesicht. Sie war zum Fliegen geboren.

"Wenn du aber fliegen willst... dann werde ich dir meine Flügel leihen... damit du mir von drüben zuwinken kannst. Damit ich selbst ein bisschen fliegen lerne, genauso wie heute Morgen, als du über uns alle hinweg geflogen bist und mich mitgerissen hast. Jetzt möchte ich dieses Gefühl nicht mehr verlieren... Du hast mir die Freiheit gezeigt... und ich nehme dieses Geschenk dankend an."

Kyoko hatte vergessen zu atmen. Diese Worte hatten sie so überrascht, dass sie sich noch nicht sicher war, ob sie träumte oder wach war. Ihre Augen wurden klar und langsam verebbten ihre Tränen. Jemand hatte sie nur durch seine Stimme weggewischt. Sie sah auf und sah dieser Person endlich in die Augen. Ren erwiderte den Blick, ungewiss, was als nächstes passieren würde. Er konnte nur diese Augen sehen, diese klaren Augen, in denen ein kleiner Funken Lebendigkeit aufleuchtete. Und er war unendlich erleichtert zu sehen, dass in diesen Augen auch wieder eine kleine Entschlossenheit stand, die für einen schrecklichen Moment verschwunden war. Kyoko lächelte. Vorsichtig, wie als hätte sie ihr Gegenüber gerade erst kennengelernt. Schüchtern.

Ren lächelte ebenfalls, dieses warme Gefühl stahl sich ganz unbemerkt in seine Augen und in seine Seele. Er fühlte sich ein bisschen verwirrt. Zum einen irgendwie traurig, so traurig, dass er am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben würde um seine Tränen zu verstecken. Und zum andern so glücklich, dass er sich wünschte, dass die Zeit stehen bleiben würde.

In Kyokos Erinnerungen war ein Bild dazu gekommen. Dieses Bild zeigte einen Ren, der glücklich aussah. Sein warmes Lächeln hatte sich ganz fest in ihren Kopf eingegraben und strahlte dort vor sich hin. Es strahlte so sehr, dass ihr ganz warm und hibbelig zumute wurde. Sie sah hinauf in den Sternenhimmel, sie hätte sie am liebsten alle gezählt, all diese silbernen funkelnden Lichter, die auf sie hinabsahen. Und dann stand sie auf und ging ein paar Schritte weg von der Klippe. So als wollte sie Anlauf nehmen, um abzuspringen und davonzufliegen. Aber sie blieb stehen.

Sie hatte den Blickkontakt nicht gebrochen. Ren stand langsam auf. Er ging unsicher ein kleines Stück auf sie zu, Kyoko tappte von einem Fuß auf den anderen. Plötzlich stolperte sie über einen Stein, Ren trat einen Schritt vor. Und dann hielt er sie plötzlich an beiden Armen fest. Sie hatte automatisch die Hände ausgestreckt, um den Sturz abzufangen und stand nun direkt vor ihm. Sie spürte, dass sie rot wurde und legte ihre Hände vorsichtig auf seine Arme. Er starrte sie nur an und Kyoko starrte zurück, immer noch mit diesem Lächeln auf den Lippen.

Ren konnte nicht mehr klar denken, in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, seine natürliche Ruhe schien irgendwo verloren gegangen zu sein und so stand er nur da, rührte sich nicht.

"Ich möchte gerne fliegen..."

Er schwieg, innerlich in Aufruhr. Er hatte sich schon einmal verloren. Und diesmal brauchte sie nicht einmal zu spielen, er versank wie von selbst in ihrem Blick und versuchte, sie festzuhalten und sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Wind frischte auf.

"Danke... Ren..."

Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder. Sie hatte ihn beim Vornamen genannt. Er klang so warm aus ihrem Mund. Er spürte, wie jeder Widerstand zu brechen drohte. Wenn er nicht gleich loslassen würde, wusste er nicht, was passieren würde. Er konnte nichts sagen... kein einziges klares Wort formte sich in seinem Kopf.
 

Kyoko ließ plötzlich los, fasste ihn bei der Hand und begann zu rennen, sie rannte zurück in Richtung des Hauses, ihres Zuhauses und zog ihn mit sich. Ren ließ sich einfach führen und bemerkte, dass er sich in diesem Moment vorstellte, dass es sich genau so anfühlen musste, zu fliegen. Die Bilder seiner Umgebung zogen an ihm vorbei, während er sich von seinen Füßen tragen ließ. Der Wald schloss das Sternenlicht aus und ließ sie im völligen Dunkel.

Wir folgen einer dunklen Straße. In diesem Augenblick fällt kein Licht auf den Weg, deshalb wissen wir nicht, wohin wir gehen, und wo wir herauskommen werden. Aber solange sie mich führt fürchte ich nicht, vom Weg abzukommen. Denn solange sie da ist werde ich immer lachen können.

Ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Niemand weiß es... aber ich freue mich darauf.
 

Und dann endete der Wald und die dunklen Häuser tauchten vor ihnen auf. Es brannte kein Licht mehr, es war zu spät in der Nacht. Als sie den Platz überquerten, auf dem nur ein paar Stunden zuvor gedreht worden war, überkam ihn ein Gefühl der Vorfreude. Vorfreude auf den nächsten Tag und die nächste Szene in einer Geschichte, von der er noch nicht wusste, wie sie enden würde. Kyoko hatte ihre Sandalen ausgezogen und lief barfuß, die Schuhe trug sie in der freien Hand.

Als sie sich ihrem Haus näherten, fiel gelbes, warmes Licht auf den sandigen Weg. Ein einladendes Leuchten, das ihnen zeigte, dass jemand auf sie wartete. Wie ein Freund, der die ganze Nacht wachblieb, um die Rückkehr seiner Kameraden zu erwarten. Tatsächlich hatte Yashiro nicht geschlafen, er stand am Fenster und blickte hinaus auf den Weg. Als er Ren und Kyoko erkannte, konnte er nichts tun als einfach in ein breites Grinsen auszubrechen. Vor Freude vielleicht, aber noch eher, weil einer seiner Wünsche in Erfüllung gegangen war. Es war seltsam, zu sehen, wie Ren von jemand anderem mitgezogen wurde, sich führen ließ.

Aber noch seltsamer war es, dass gerade diese beiden, die so gegensätzlich, noch dazu Konkurrenten waren, Hand in Hand durch die Nacht rannten wie kleine Kinder.
 

Auf Shos Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen. Er war aufgewacht und auf den Balkon getreten um etwas Wasser zu trinken und dabei frische Luft zu schnappen, als er Schritte hörte. Doch er hätte niemals damit gerechnet, wen er sehen würde. Ren Tsuruga lief mit dem Mädchen von heute Abend rum als wären sie zusammen. Das konnte nicht sein. Das konnte nicht sein! Es musste eine andere Erklärung geben! Sie waren Schauspiel-Kollegen, nichts weiter! Es konnte nicht sein, dass er so schnell verloren hatte. Nein. Er merkte gar nicht, dass er sich Wasser überkippte, als er sich nach vorne lehnte, um ihnen nachzusehen. Als er an sich herunter sah, begann er zu fluchen und stürmte wütend zurück in sein Zimmer.
 

Kyoko stieg die Stufen zur Veranda hoch und wartete bis Ren auch oben angekommen war. Dann ließ sie seine Hand ganz langsam los, öffnete die Tür, doch bevor sie ins Wohnzimmer trat, sagte sie ganz leise: "Danke... Tsuruga-san. Gute Nacht." Mit diesen Worten ließ sie die Tür hinter sich zufallen und lief an Yashiro, dem sie auch noch ein "Gute Nacht" zurief vorbei nach oben in ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie sich aufs Bett fallen und schlief sofort ein.

Ren lehnte sich gegen die Tür und starrte seine Hand an. Seit wann konnte ihn dieses Mädchen so verwirren? Seit sie so fesselnd gespielt hatte? Oder erst seit er sie hatte weinen sehen? Er wusste es nicht. Im Moment wusste er nicht einmal, was er überhaupt dachte. Nein... er wusste nicht, was er fühlte. Er konnte die Wärme fühlen, die durch seinen ganzen Körper floss und ihn ausfüllte wie reine Energie, sodass er fast das Gefühl hatte, gleich überzulaufen vor lauter Durcheinander. Es war als hätte sie einen Schalter umgelegt und er wusste nicht, wie er ihn wieder zurückstellen sollte. Er sah ihre tränenüberströmten Züge, sah ihr Lächeln, ihren Blick, alles auf einmal...

Verdammt. Verdammt.

Was soll ich machen?

Er rieb sich die Augen, versuchte seine Fassung zurückzuerlangen und öffnete dann die Tür. Yashiro lehnte an der Wand und reichte ihm ein Glas Wasser. "Es ist ziemlich spät... Morgen werden wir alle verdammt müde sein... Du solltest wirklich nicht so lange wegbleiben, Ren. Sonst kannst du morgen nicht richtig spielen."

Ren sah auf die Uhr, an der gegenüberliegenden Wand hing. Halb drei. Am nächsten Morgen würden sie um sechs Uhr aufstehen müssen.

"Ja... vielleicht hast du Recht. Wir sollten wirklich schlafen gehen. Es tut mir Leid, dass du wegen mir so lange nicht schlafen gehen konntest. Das wäre nicht nötig gewesen."

"Die Neugierde hat mich wachgehalten..."

Ren spürte, dass sich eine leichte Röte über sein Gesicht stahl. Schon wieder keine Kontrolle, er versuchte krampfhaft, sich abzukühlen, aber irgendwie gelang es ihm nicht, wenn er an ihre Hände dachte.

"So ist es nun auch wieder nicht. Es ist rein gar nichts vorgefallen." Und mit einem reizenden Gentleman-Lächeln verschwand er im Bad. Yashiro trug die Wassergläser in die Küche und spülte sie aus. Er summte leise vor sich hin.
 

that sweet taste remains in my soul

and worn out in the depths of my mind

Get the true thing again s my goal

so hold me tight, so soft and kind

like you used to when I was a child
 

...
 

Ren lag noch lange wach in dieser Nacht.
 

Es hat sich etwas bewegt. Wir alle bewegen uns in diesem zeitlosen Sommer nach vorne. Die Zukunft ist ungewiss, doch ich habe das Gefühl, dass jemand ein kleines Licht für mich ans Ziel gestellt hat, sodass ich den Weg nicht verliere. Und so kann ich mein Ziel immer sehen, auch wenn es noch so dunkel ist. Dieses Licht hältst du in den Händen, während du auf der anderen Seite stehst und winkst. Ich frage mich, ob ich jemals den Mut finden werde, selbst zu fliegen...

Ich habe es bis heute nicht erkannt. Warum ich mich so sehr auf den nächsten Tag freue...

Es wird kalt...

Jaa! Das neue Dai-Kap ist da und sooo schön! Rens echtes Lachen, einfach umwerfend... und als Kyoko eingeschlafen ist...

Jedenfalls kommt hier Kap 13...

Vielen Dank für die Kommis, macht weiter so!

Kyo_Soma

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Als Kyoko am nächsten Morgen erwachte, war sie todmüde. Doch ihre Gedanken kannten nur ein Thema. Wenn sie so darüber nachdachte, kam ihr die letzte Nacht fast wie ein Traum vor, wie ein Märchen. Und hätte sie nicht noch das blaue Kleid getragen und hätte sie nicht die blutigen Schrammen an ihrem rechten Knie, dann würde sie vermutlich annehmen, dass nichts davon wirklich passiert war. Genau, es KANN gar nicht passiert sein. Tsuruga-san, der so freundlich und aufmunternd mit mir redet, obwohl er mich doch hassen müsste, nachdem ich heute so gut gespielt habe und das nur wegen meiner Rache... Aber er hat sich auch noch bei mir bedankt. Ahhrg, ich versteh das nicht...

Nun ja, ich war ja schon traurig und so, aber warum musste gerade er mir wieder auf die Beine helfen?! Oder hat er mir nur geholfen, weil er nicht will, dass ich den Film verderbe? Ja, das muss es sein! Darum hat er das gesagt!

Also gut, ich werde am besten einfach so tun, als wäre nichts gewesen... ansonsten lenke ich mich nur vom Spielen ab.

"Uwahh... nur drei Stunden geschlafen... und wieder bis abends drehen, die Nachtszenen kommen Gott sei Dank erst nächste Woche..." Während sie sich umzog und überlegte, was sie zum Frühstück machen wollte, redete sie leise vor sich hin. "Der Regisseur wird sicher sauer sein, weil ich mir das Knie aufgeschlagen hab..."
 

Sie hatte den Frühstückstisch schon gedeckt, als Yashiro und Ren aufstanden. Es gab leckere Sandwiches und warmen Kakao. "Ah, guten Morgen Kyoko-chan! Hach, es tut richtig gut, jeden Tag bekocht zu werden!" Yashiro setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und schnappte sich hungrig ein belegtes Brot. "Da hab ich gestern wohl umsonst gekocht..." Kyoko erinnerte sich plötzlich an die Gemüsesuppe. "Das tut mir leid! Ich wollte ihnen keine Mühe machen!" Auch sie bemerkte nun, dass sie ziemlich hungrig war und während sie ebenfalls ein Brot aß, studierte sie die nächsten Szenen nebenbei im Drehbuch. Yashiro hatte schon in sein zweites Brot gebissen, als Ren fertig umgezogen aus dem Badezimmer kam. Er schien geradezu vor Energie zu strahlen. Yashiro und Kyoko, beide todmüde, starrten ihn entsetzt an. Er warf ihnen ein strahlendes Lächeln zu und sie stellten fest, dass er wieder einmal perfekt gestylt war. Sein Scheitel war wie mit dem Lineal gezogen und sein schwarzes T-Shirt saß perfekt. "Guten Morgen Tsuruga-san...", sagte Kyoko müde. "Guten Morgen! Warum so müde?" Mit einem kleinen Grinsen setzte er sich neben sie und trank zuerst eine Tasse Kakao, bevor er sich den Sandwiches widmete. Kyoko fragte sich im Stillen, ob er vielleicht einfach daran gewöhnt war, wenig zu schlafen... Immerhin hatte Sawara-san ja schon einmal angedeutet, dass Ren sich um alles lieber kümmerte als um sein eigenes Wohl, was bedeutete, dass er fast nichts aß und wohl auch selten richtig schlief. "Wir haben nur drei Stunden geschlafen..." versuchte sie sich etwas verspätet zu rechtfertigen. "Ein Profi lässt sich sowas eben nicht anmerken, das solltest du dir auch besser zu Herzen nehmen." Strahl. Wie geblendet hielt Kyoko sich die Hand vor Augen und nuschelte etwas vor sich hin.
 

Später wurden zuerst die Szenen mit Ren und den Dorfbewohnern oder den anderen Polizei-Kollegen gedreht, sodass Kyoko ein paar Stunden Zeit hatte, sich etwas umzusehen. Eigentlich interessierte sie ja der Drehort für den Werbespot mit Sho. Sie war wirklich gespannt, was er so drauf hatte. Nicht, dass sie viel erwarten würde, aber man sollte seine Gegner immer genaustens kennen, das war ihr Motto. Am Anfang ihrer "Karriere" hatte sie auch Sawara-san, den Leiter der Talentsektion bei LME ausspioniert, um dahinterzukommen, wie sie ihn erpressen konnte, sie aufzunehmen.

Nachdem sie ein Stück die Straße entlang spaziert war, hörte sie Stimmen in einiger Entfernung und folgte einem schmalen Weg hinunter zum Strand. Es war angenehm warm und das blaue Wasser verlockte zum schwimmen, aber als sie ihren Blick über den feinen Sand schweifen ließ, erblickte sie etwa hundert Meter weiter das Filmteam von

AkatokiAgency, Shos Agentur. Es ging ganz offensichtlich wieder einmal darum, Shos perfektes Aussehen in den Vordergrund zu stellen, denn er stand nur mit einem blütenweißen Handtuch bekleidet am Strand und lief dann barfuß durch die seichten Wellen, die den Sand aufwirbelten und wieder sinken ließen in einem ewigen Wechsel. Kyoko hatte sich vorsichtshalber eine schwarze Sonnenbrille aufgesetzt und trug einen übergroßen Sonnenhut, um nicht erkannt zu werden. So stahl sie sich unter die Zuschauer.

"Mit einem leisen Seufzer strich sich Shotaro die hellen Haare aus dem Gesicht und blickte dann scheinheilig in die Ferne, mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen. Kyokos Blick fiel auf das Drehbuch, das einsam und verlassen auf einem kleinen Camping-Tisch lag. "Zarte Haut und ein unvergleichlich heller Teint... Erleben auch sie die neuen Wellness-Produkte aus unserer exklusiven, limitierten "Mermaid"-Edition!"

Angewidert legte sie das Heft zurück und stellte sich den fertigen Spot vor. Wahrscheinlich würde er ungefähr genauso aussehen wie der, den sie vor einiger Zeit im Fernsehen gesehen hatte, an dem Tag, als Sho sie an der Tankstelle getroffen und nicht erkannt hatte. Ein kleiner Dämon umkreiste ihren Kopf und sang mit einer teuflischen Stimme vor sich hin. "Ich werde alles in den Schatten stellen, was du tust und dann... wirst du mich erkennen und in Selbstmitleid zerfließen...hach..."

Ein plötzlicher Windstoß riss ihr plötzlich den Sonnenhut vom Kopf, der geradewegs vor Shos Füßen landete. Entsetzt rannte sie hinterher, mitten in die Aufnahmen und wollte ihn gerade aufheben, als ihr bewusst wurde, dass Sho sie von oben herab anstarrte, genau wie alle anderen Umstehenden. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Hi! Wolltest du mir unbedingt zusehen? Ich hab nichts dagegen, bleib ruhig hier, du musst dich nicht verstecken!" Er hielt ihr eine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen und sie griff zögernd zu. Seine Hände waren angenehm warm. Er lächelte sie immer noch an, dann ließ er los und winkte dem Regisseur, der kurz vorm Ausrasten war beruhigend zu. "Keine Sorge, ich mach das schon", flüsterte ihr aus dem Mundwinkel zu, zwinkerte und sah ihr nach, als sie sich auf einen kleinen Hocker am Rand der markierten Fläche für den Dreh setzte. Innerlich tobte sie vor Wut auf sich selbst, weil sie so dumm gewesen war, sich enttarnen zu lassen. Und dann auch noch vor aller Augen! Den Sonnenhut brauchte sie nun auch nicht mehr, sie ließ ihn auf ihrem Knien liegen. Plötzlich zuckte sie zusammen, als der ausgefranste Rand des Strohhutes ihr unangenehm über die Verletzung am rechten Knie kratzte. Verdammt, jetzt fängt das auch noch an, wieder zu bluten! Sie suchte nach einem Taschentuch, fand keins und versuchte, das Blut, das nun ihr Bein runterzulaufen drohte, wegzuwischen.

"Hier bitte." Sie sah auf, direkt in Shos Gesicht, der schon wieder den Dreh liegen gelassen hatte, diesmal, um ihr ein Taschentuch zu reichen. "Aber Fuwa-san, sollten sie nicht drehen?", fragte sie schwächlich und tupfte die Wunde ab. "Nein, wir haben jetzt Mittagspause, Lust auf einen kleinen Spaziergang?" Kyoko stockte der Atem. Spaziergang!? Jetzt? Sie hatte zwar noch Zeit, aber sie wollte einfach nicht. Nur was sollte sie ihm sagen? "Sorry, ich hab wirklich keine Lust mit ihnen meine Zeit zu verschwenden!"? Dann wüsste er wahrscheinlich sofort, wen er vor sich hatte. Denn auf der ganzen weiten Welt gab es nur eine einzige Person, die es wagen würde, ihm ihre Abneigung kundzutun.

Sie lächelte krampfhaft und stotterte wenig überzeugend: "Das geht leider nicht, ich muss hoch, um meine Verletzung zu verarzten, tut mir Leid..." Er nickte verständnisvoll, dann strahlte er wieder und nahm sie am Handgelenk. "Dann begleite ich dich nach oben, damit du nicht noch einmal hinfällst!" Sie versuchte, ihre Hand vorsichtig aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ nicht los und zog sie langsam aber bestimmt vom Lager weg und in Richtung des Waldweges, der zurück zum Dorf führte. Dummerweise hatte er inzwischen schon wieder normale Kleider an, sonst hätte sie flüchten können, während er sich umzog.

Sie gingen schweigend nebeneinander her. Kyokos Nervosität stieg mit jeder Sekunde. Gleich würden sie auf diesen dunklen Waldweg kommen, alleine. Was wenn Sho auf dumme Gedanken kam? Sie bereitete sich mental auf eine Flucht vor, doch vorerst geschah nichts, Sho passte einfach nur auf, dass sie nicht stolperte, indem er sie um Wurzeln und Steine herumführte und schien in Gedanken vertieft. Doch plötzlich hielt er so abrupt an, dass sie gegen ihn stieß. Er drehte sich herum und ergriff sie jetzt an beiden Schultern. Hääää? Was um Himmels Willen soll das werden?! Sie war drauf und dran, im eine zu scheuern, als er sie ansah und leise fragte: "Sag Mal, wie ist das mit deinem Knie eigentlich passiert?" Warum zur Hölle interessierte ihn das überhaupt? "Naja... ich war gestern spazieren und bin gestolpert." Er schien nicht zufrieden. "Gestern abend? ich dachte, du wärest nach Hause gegangen, um Essen zu machen? Es ist viel zu gefährlich für ein Mädchen, abends noch alleine herumzulaufen!" Kyoko beschlich plötzlich eine ungute Vorahnung. Konnte es sein... konnte es sein, dass er sie gesehen hatte? Aber wie? Es war mitten in der Nacht gewesen, weshalb sollte er da wach sein...? Sie spürte, wie sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. "Nun ja, es war so ein schöner Abend und da hatte ich Lust, ein bisschen spazieren zu gehen, ich wollte den Sternenhimmel ansehen...", es klang nicht besonders überzeugend. Sie merkte selbst, dass er es nicht glaubte und beschwichtigte sich, nichts Unüberlegtes zu tun. Ganz ruhig.. er will, dich nur hereinlegen... Aber warum bin ich dann so verdammt nervös?

"Und deshalb hast du dich mit Ren Tsuruga getroffen? Seid ihr zusammen?" Seine Stimme verriet keinen seiner Gedanken, Kyoko starrte ihn einfach nur fassungslos an. Zusammen? Zusammen mit Ren Tsuruga? Hatte der nicht mehr alle Tassen im Schrank? "W-wie kommen sie darauf?" Sie achtete nicht darauf, dass Shos linke Hand jetzt eine Haarsträne aus ihrem Gesicht strich. Er trat noch einen Schritt auf sie zu. "Wie ich darauf komme? Seid ihr nicht gestern Hand in Hand herumgelaufen? Gestern Nacht?" Sie zuckte unmerklich zusammen. Er hatte sie also gesehen. Was sollte sie jetzt tun? Noch bevor sie sich überlegt hatte, was sie antworten sollte, flüsterte er ihr zu: "Dabei bist du viel zu gut für ihn... Hime-chan... Warum lässt du ihn nicht links liegen und du wirst sehen, dass es noch andere Männer gibt, die dich nicht nur als irgendeine kleine, unbedeutende Affäre betrachten? Dieser Mann kann jede haben, wieso solltest du ihm etwas bedeuten? Er spielt nur mit dir..." Kyoko spürte die Wärme, die er ausstrahlte und bekam es langsam mit der Angst zu tun. Was redete der Kerl da? Sollte das heißen, er interessierte sich ehrlich für sie? Der Wind fuhr durch das dichte Blätterdach über ihnen und ein paar goldene Lichtpunkte tanzten um sie herum. Kyoko merkte, wie sie die Kontrolle verlor, sie begann, zu zittern. "M-mir ist kalt, können wir vielleicht aus dem Wald raus?" Sho trat noch ein Stückchen näher, inzwischen berührte er sie fast. "Ich kann dich auch aufwärmen, Hime-chan..."

Kyokos Dämonen waren mit einem Mal zu neuen Leben erwacht und ihre Stimme klang eisig, als sie ihn anlächelte und sagte: "Es tut mir Leid, aber ich möchte jetzt wirklich gerne nach Hause." Er schien erst nicht zu reagieren, dann trat er einen Schritt zurück. Sho lief ein kalter Schauer über den Rücken. Nicht nur, dass das unschuldige Mädchen vor ihm plötzlich eine schneidende Aura verbreitete, sondern mit einem Mal spürte er auch noch einen kalten Blick im Nacken und fuhr herum. Am Ende des Waldweges kam wieder die Sonne durch, die letzten Bäume wichen auf der Hügelkuppe wieder dem roten Sand, und nur ein kleines Stück weiter begann das Dorf. In diesem Moment fiel ein Schatten auf den Weg. Oben, umrandet von dem goldenen Licht stand Ren, der schwarze Mantel wehte leicht im Wind, sein Haar fiel ihm in die Stirn, doch seine Augen blitzten aus dem Schatten heraus und ein undefinierbares Lächeln lag auf seinen Lippen. Sho erschauderte nochmals und stolperte zurück, Kyoko trat einen Schritt beiseite und sah ebenfalls nach oben. Auf jemanden, der ihn nicht kannte, musste er furchteinflössend wirken. Sie war sich nicht ganz sicher, ob dieses leichte Kältegefühl, was sie überkommen hatte nur mit Shos Anwesenheit zusammenhing, aber obwohl es ein denkbar günstiger Augenblick für ihren Retter war, hier aufzutauchen und Sho in Angst und Schrecken zu versetzen, wünschte sie sich doch nichts mehr, als dass es nicht Ren wäre, der dort oben stand. Sie wusste nicht genau, was er davon halten würde, sie in einer so augenscheinlichen Situation mit Sho vorzufinden. Sie wusste auch nicht, wieso er überhaupt aufgetaucht war, aber mit jeder Sekunde, die verstrich, erlangte sie ein Stück Selbstbewusstsein zurück. Sho stand wie versteinert und erwiderte Rens Blick aufsässig, Kyokos Handgelenk hatte er nicht losgelassen. Doch jetzt ließ Kyoko ihn einfach stehen und ging alleine den Waldweg hinauf. Sie merkte nicht, dass ihr das Blut inzwischen wieder aus der Wunde rann und ihr Bein hinunterlief. Es war ihr vollkommen egal, das einzige, was sie wollte war, von Sho wegzukommen, der sich immer noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Als sie neben ihn trat, drehte sich Ren auf dem Absatz herum, bedeutete ihr nur durch einen eisigen, bestimmenden Blick, ihm zu folgen und ließ einen schockierten Sho zurück.

Verdammt. Dieser Kerl, er hatte es schon wieder getan. Er hatte ihn ohne ein einziges Wort abserviert. Einfach so. Als wäre er die Mühe nicht wert, und das obwohl er gerade seine Partnerin "entführt" hatte. Aber auch das Mädchen war ihm inzwischen unheimlich geworden. Ihre Ausstrahlung war von schüchtern und unschuldig plötzlich in eine schneidende, aggressive Stimmung umgeschlagen. "Pah... Ich krieg sie schon noch... Mir entkommt sowieso niemand." Mit diesen Worten drehte auch er sich um und ging zurück in Richtung Strand, wo die Dreharbeiten bald wieder aufgenommen wurden.

Klingen aus Stahl...

Es konnte ja nicht immer so schön bleiben... gibt es noch Hoffnung? (ich weiß es ja schon aber... *smile* das kommt erst in Kap 16)

Also viel Spass und danke, dass ihr schon so weit mitgelesen habt!
 

Kyo_Soma

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"Es ist mir egal, mit wem du deine Zeit verbringst, das hab ich ja schon einmal gesagt, aber sei bitte demnächst wenigstens rechtzeitig zum Dreh wieder zurück. Es kann nicht immer jemand losgehen, nur um dich zu suchen. Und der Regisseur sieht Unpünktlichkeit auch nicht gerne, also wenn du nicht rausfliegen willst, dann halt dich an den Zeitplan."

Seine Stimme war ruhig und kühl, er sah sie nicht einmal an, als er das sagte. Kyoko schwieg, was hätte sie auch sagen sollen? Dass Sho Schuld trug? Sie hatte sich von ihm überreden lassen. Sie verstand selbst nicht, weshalb sie nie den Mut besaß, ihm die Meinung zu sagen, wenn er seine Annäherungsversuche startete. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie immer noch so schwach war, so als hätte sich gar nichts geändert seit damals. Sie hasste ihn, das würde sich nicht ändern, aber trotzdem verlor sie jedes Mal die Kontrolle über die Situation, wenn er auftauchte, selbst ihre Schauspielerei half ihr da nicht weiter. Wie konnte es sein, dass sie auf ihn hereinfiel, wenn sie selbst Ren Tsuruga inzwischen die Stirn bieten konnte? Was ihn betraf... fragte sie sich, weshalb er anscheinend immer dort auftauchte, wo Sho sie mit seiner Gegenwart quälte. Aber jedes Mal war er ihr gegenüber ziemlich feindselig, wenn sie mit Sho zusammen gewesen war. Er wusste doch, dass sie Shotaro hasste. Sie hatte ihm die Geschichte erzählt... Warum also benahm er sich wieder wie früher? Dabei hatte ich gedacht, es wäre inzwischen alles klar. Ich erwarte nicht von ihm, dass er mir seine Kritik erspart, aber ich hatte gedacht, dass er wenigstens nicht wieder seinen Hass zeigen würde. Ich spiele nicht mehr nur aus Rache... Ich spiele, weil ich auf diese Weise meine Freiheit finden kann, weil ich alles um mich herum vergesse... Wie soll ich ihm das ein für alle Mal beweisen? Oder hat seine Abneigung einen anderen Grund?

Wenn er mich jedoch herausfordern will... dann nehme ich dankend an.

Ihre Augen blitzten vor Entschlossenheit, als sie schließlich wieder fertig umgezogen und geschminkt auf dem Platz stand, und die Atmosphäre war eindeutig feindselig, als Ren ihr gegenüber trat.
 

"Ich hätte nie gedacht, dass du es dir so leicht machst..." Er musterte sie abschätzend, jegliche Achtung, die sich unter ihnen aufgebaut hatte, während sie den Geist jagten, schien vergessen. Er blickte sie kalt an, so als wolle er sie nur durch seinen Blick verletzen.

Sie spürte diesen Blick und fühlte sich tatsächlich, als hätte jemand ihr mit einem blitzenden Dolch die Pulsadern aufgeschnitten.

"Leicht? Was wissen sie denn schon? Sie leben nicht einmal mehr, sie sind nur eine gefühllose Marionette... Woher sollten sie wissen, was Liebe ist?" Sie lächelte traurig.

Er antwortete nicht, es war nicht nötig, sein Gesicht war zu lesen wie ein offenes Buch. Er war nicht mehr gleichgültig, wie die ganze Zeit, nein, er war von Hass erfüllt. Und Enttäuschung. Es herrschte vollkommene Stille, als der Wind um sie herum den Staub aufwehte und in einem kleinen Wirbel um sie herumtanzen ließ, aber keiner von beiden schien es zu bemerken, sie fixierten sich nur stumm.

"Außerdem, seit wann spielt es für sie eine Rolle, mit wem ich mich außerhalb des Jobs treffe? Es geht sie eigentlich gar nichts an. Sie können von mir aus ihr ganzes Leben lang nur irgendwelchen Legenden hinterherjagen und den eiskalten, berechnenden Killer spielen, aber ich..." Sie senkte die Stimme ein wenig. "Aber ich habe noch ein Leben außerhalb meines Berufs. Ich lebe und ich möchte dieses Leben ausfüllen mit guten Erinnerungen." Sie biss die Zähne zusammen und blickte den Geisterjäger nun ganz und gar aufgewühlt an. Er rührte sich nicht und seine Stimme klang rauh wie das Flüstern des Windes in trockenen Blättern, als er antwortete.

"Dann spielt es keine Rolle... Dann ist es vollkommen egal, ob ich lebe oder ob ich sterbe... Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals glücklich gewesen zu sein. Ich habe es aufgegeben, nach Dingen zu suchen, die ich niemals finden werde. Jemand wie sie kann das nicht verstehen. Für sie ist das alles nur ein interessantes Spiel. Alle anderen sind für sie nur Schachfiguren, stimmts?" Er hatte in die "Sie"-Form gewechselt und es blieb nicht ohne Effekt. Die Polizistin ballte die Hände zu Fäusten begann unmerklich zu zittern.
 

Yashiro stand direkt neben dem Regisseur und verfolgte die Szene gespannt. Er nahm an, es würde wieder keine Wiederholung geben, doch er konnte spüren, dass es diesmal um mehr ging als nur um eine Filmszene. Er sah es in ihren Gesichtern, in denen sich eine unbekannte Realität spiegelte. Irgendetwas war vorgefallen und jetzt tobte ein stiller Kampf zwischen ihnen. Er wusste, dass diese Szene auch gleichzeitig der Schlüssel zu einer anderen Veränderung war und konnte nur mitfiebern und hoffen, dass sie nicht am Ende mit gekreuzten Klingen dastehen würden...
 

"Dann war das alles egal... Diese ganze sinnlose Jagd. Dieser ganze sinnlose Vertrag. Sie brauchen sowieso niemanden... Ich frage mich, weshalb sie mich um Hilfe gebeten haben." Ein leises, spöttisches Lachen drang aus seinem Mund, doch in seinen Augen stand Schmerz.
 

Die Zuschauer fühlten sich plötzlich in eine reale Szene hineinversetzt. Sie hatten schon viele Dialogszenen zwischen den beiden gesehen und alle waren so überzeugend gewesen, dass sie an reale Gespräche grenzten, doch diesmal konnte man es fühlen, die Spannung, die auch in Wirklichkeit zwischen ihnen herrschte, die Luft schien zu knistern vor freigelassenen Aggressionen. Der sonst so ruhige Ren schien nicht nur mit der Polizistin in einen Kampf verwickelt zu sein, sondern auch mit sich selbst und manchmal blitzte dieses Chaos in seinen Augen durch. Sollte dies die erste Szene seiner erfolgreichen Karriere sein, an der er scheiterte?
 

Auch Kyoko spürte diesen Kampf. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was es bedeutete und so ließ sie sich wieder in ihre Rolle fallen und schloss alles in eine dunkle Schublade ein, was nichts damit zu tun hatte.

Sho stand wieder einmal im Schatten und beobachtete die Szene. Die Dreharbeiten für ihn waren für heute abgeschlossen. Er lächelte siegessicher, denn auch ihm entging die Spannung nicht, die die gewöhnliche tiefe Konzentration einfach weggefegt hatte. Sollte es ihm etwa gelungen sein, Ren Tsurugas Untergang einzuläuten?
 

"Ich sollte jetzt gehen. Unsere Mission ist vorbei. Heute um Mittenacht wird sie vollendet. Danach trennen sich unsere Wege."

...Und sie werden sich nie wieder kreuzen... Im Film würde man diese Gedanken hören, doch jetzt blieben sie unausgesprochen. Sein Lächeln war traurig. Es war seltsam genug, dass er überhaupt lächelte, die junge Frau hatte ihn erst ein einziges Mal lächeln sehen, und zwar in dem Moment als sie ihm letzte Nacht eine Tasse Kaffe aus dem Automaten auf der Polizeistation gereicht hatte. Doch diese Trauer, die er nicht einmal hinter seiner Maske zu verstecken versuchte, traf sie völlig unerwartet und ihre Miene lockerte sich.
 

"Ich liebe ihn."
 

Es klang wie eine Rechtfertigung. "Er" war der Mann, in dessen Armen die junge Polizistin gelegen hatte (Kyoko war das schon genug gewesen, sie war froh, dass es keine Kussszene mit dem Typen gab). Es war in der gestrigen Nacht gewesen, sie und ihr Partner waren von einer weiteren erfolglosen Jagd zurückgekehrt, wussten aber nun, wo und wann genau der Geist in der nächsten Nacht auftauchen würde, und wer das nächste Opfer war. Das letzte Opfer... denn sie hatten einen Plan. Sie hatten Kaffee getrunken, als der junge Polizist, ihr Vorgesetzter, genauer gesagt hereingekommen war und sie begrüßt hatte. Der Geisterjäger hatte den Blick gesehen, der für einen Moment zwischen den beiden aufgeflackert war. Er hatte es nicht gewusst, nicht wissen wollen, doch nun war es unausweichlich. Sie hatten sich verabschiedet, aber sobald sie den Raum verlassen hatten, fiel sie ihm um den Hals. Er musste es nicht sehen, um zu wissen, was geschah, seine Erfahrung ließ ihn mehr sehen, als zu sehen war. Aber trotzdem hatte er nicht gesehen, wie die junge Frau ihn selbst ansah. Und es war vielleicht besser so.
 

"Wieso erzählst du mir das, wenn ich deiner Ansicht sowieso nur eine leere, gefühllose Hülle bin, die ihre Seele in ferner Vergangenheit verloren hat?" Er schwankte zwischen "Du" und "Sie", als könne er sich nicht entscheiden.

"Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich glaube, dass Menschen sich ändern können."

Er drehte sich um und ging davon, langsam und ungleichmäßig. Noch war es nicht zu spät, doch die junge Frau blieb stumm. Und trotz seiner Gabe konnte er nicht die Tränen sehen, die in ihren Augen glitzerten.
 

"Schniiitt!!" Der Ausruf des Regisseurs holte alle wieder in die Wirklichkeit zurück, doch weder Kyoko noch Ren rührten sich von der Stelle. Ren stand ein ganzes Stück von ihr entfernt und hatte ihr den Rücken zugewandt. Er hatte immer noch dasselbe traurige Lächeln auf dem Gesicht wie eben in der Szene, doch niemand bemerkte es. Niemand bemerkte, dass Kyoko sich auf die Unterlippe biss, bis sie zu bluten begann.

Stille.

Vielen, vielen Dank für die lieben Kommis! (Ich kann mich garnicht genug freuen!!!) Deshalb kommen auch gleich heute Kap 15 und 16!

Ich weiß ja, dass es bald zu Ende sein wird, aber ich möchte gerne noch vor Ferienende alles hochladen...

*heul*... Dabei sollte ich mich doch freuen... (Fortsetzung Kap 16)

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An diesem Abend sprachen sie kaum beim Essen. Kyoko oder Ren sprachen ihn zwar manchmal mit einem freundlichen Lächeln an, aber Yashiro spürte sehr genau, dass es nur halbherzige Versuche waren, eine dröhnende Stille zwischen ihnen zu vertuschen. Sie hatten seit der Aufnahme heute Nachmittag kein Wort mehr gewechselt. Am nächsten Tag, einem Sonntag, war Drehpause, immerhin waren sie schon drei Wochen hier und die Dreharbeiten waren fast abgeschlossen. Der Zeitplan war auf fünf Wochen ausgelegt und durch das außergewöhnliche Spiel aller Hauptdarsteller würde diese Zeit wohl ausreichen.

Yashiro fragte sich, wie es nun weitergehen würde. Dieses Schweigen machte ihn nervös, er spürte die unangenehmen Schwingungen, die in der Luft lagen. Und das gerade jetzt, wo doch am nächsten Abend das Treffen sein würde, bei dem der Regisseur ihnen endlich die bis jetzt geheime letzte Szene präsentieren würde. Nun ja, er selbst kannte sie schon, da er zufällig darauf gestoßen war, als Sato-san seine Unterlagen auf einem der Tische im Freien vergessen hatte. Er hatte die Neugierde nicht unterdrücken können und die paar Seiten gelesen, die das Ende darstellten. Danach hatte er alles eingesammelt und es dem Regisseur zurückgebracht ohne ein Wort darüber zu verlieren. Diese letzte Szene... Ich frage mich, wie sie darauf reagieren wird. Für Ren wird es keine Probleme geben... er hat genug Schauspielerfahrung mit jeder Herausforderung klarzukommen. Aber ich bezweifle, dass das Zusammenspiel der beiden im Moment gut genug funktionieren würde, um in diesem dramatischen Ende zu überzeugen. Es liegt zu weit entfernt von der Realität. Ich kann nur hoffen, dass irgendein Wunder geschieht, sonst wird es eine schwere Zeit für uns.
 

Nach dem Essen ging Kyoko gleich nach oben und ließ Yashiro und Ren allein im Esszimmer zurück. Sie stellte sich auf den Balkon, aber es war schon dunkel und so konnte sie nicht besonders viel erkennen. Sie ließ sich auf den kühlen gefliesten Boden sinken und lehnte sich an die Wand.
 

"Wenn du aber fliegen willst...

...dann werde ich dir meine Flügel leihen...

... damit du mir von drüben zuwinken kannst.
 

Sie versuchte, ruhig zu atmen, aber es gelang ihr nicht. Sie spürte, dass sie innerlich schon zitterte und wusste nicht einmal, weshalb. Ihre Augen waren starr auf den Himmel gerichtet, der trotz der vielen Sterne kalt und leer wirkte. Dort oben gab es nichts...
 

"Jetzt möchte ich dieses Gefühl nicht mehr verlieren... Du hast mir die Freiheit gezeigt... und ich nehme dieses Geschenk dankend an."
 

Warum konnte sie diese Worte in ihrem Kopf hören? Warum ließ sich die Sequenz nicht abstellen, die sich in ihrer Erinnerung immer wieder wiederholte?
 

"...dann werde ich dir meine Flügel leihen..."
 

Als kleines Mädchen hatte sie immer geglaubt, dass sie eines Tages einmal eine Prinzessin werden würde, die mit ihrem Traumprinz Hand in Hand davonflog. In ein wunderbares Land, das keinen Schmerz und kein Unglück kannte. Dabei war die Welt, in der sie lebte so ganz anders. Es hatte irgendwann einmal wehgetan, zu erkennen, dass sie niemals eine Prinzessin werden würde. Dass sie niemals fliegen würde. Auch jetzt noch konnte sie ganz tief verborgen in ihrem Herzen einen Nachhall dieser Enttäuschung spüren. Dabei war die Welt, in der sie lebte garnicht so schlecht. Sie hatte sich entschieden, Schauspielerin zu werden und ihr ganzes Leben diesem Fach zu widmen, es war ein neuer Traum, der noch ganz klein war, wie eine Blume, die noch nicht blühte. Sie hatte am Anfang tief in ihrem Inneren nicht daran geglaubt, dass sie jemals blühen würde, sie hatte Angst gehabt, es würde wie damals werden, als jemand auf ihre Träume getreten war und sie in tausend Scherben zerschlagen hatte. Und jetzt war sie mit einem Mal in diesem Film gelandet, ihr Debüt versprach vielversprechend zu werden, was wollte sie mehr? Sie hatte alle mit ihrem Spiel begeistert und überzeugt, sie würde vielleicht sogar Sho übertreffen und ihre Rache bekommen. Und dennoch war sie nur von Trauer erfüllt, es war kein Platz für Vorfreude in ihrem Herzen.

Aber... selbst wenn sie nicht gegen Sho ankommen würde... so war es doch nicht alles vergeblich gewesen. Denn es war jemand gekommen, der ihr gezeigt hatte zu fliegen, an dem Tag, als sie geglaubt hatte, den Boden nie mehr zu verlassen. Diese Person hatte ihr immer aufgeholfen, sie motiviert und ihr Ratschläge gegeben. Es war niemals still gewesen, wenn sie beide in einem Raum gewesen waren, egal ob durch ein wildes Wortgefecht oder eine gemeine kleine Ansprache seinerseits. Und seit sie hier waren hatte sie mehr als einmal in sein Lachen miteingestimmt.

Verdammt.

Sie zog die Knie an und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Warum war es jetzt so still? Wo war die Aufregung geblieben? Die Freude...

Sie war einfach noch nicht bereit, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Sie wusste, was als nächstes kommen würde. Warum war sie so voller Freude gewesen? Aber sie schwieg. Die Antwort kannte sie nur zu genau, doch wenn sie sie erst realisieren würde, wäre es zu spät für vernünftige Schauspielerei. Sie ahnte sowieso schon, auf was die letzte Szene hinauslaufen würde und konnte ein ungutes Gefühl in der Magengegend nicht unterdrücken. Was sollte sie tun, wenn sie nicht in der Lage wäre, das zu spielen? Sie konnte nicht aufgeben, aber um auf alles gefasst zu sein brauchte sie Vertrauen, Vertrauen in ihren Spielpartner. Vertrauen in Ren. Sie hatte es an diesem Tag verloren.
 

Ren öffnete leise die Tür zur Veranda, um Yashiro, der anscheinend seinen wohlverdienten Schlaf nachholen wollte, nicht zu wecken und ließ sich in einen der Lehnstühle sinken, die da standen. Es war angenehm warm und der Platz war verlassen, die Lichter in den meisten der Häuser waren erloschen und der kühle Wind strich ihm über das Gesicht. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Sho Fuwa. Er hatte geglaubt, zu verstehen, in welcher Beziehung er zu ihr stand, aber dennoch war er wieder einmal aus der Bahn geraten, als er sie heute gesehen hatte. Sie hatte einen ungewöhnlich unsicheren Ausdruck auf dem Gesicht gehabt, während sie wie versteinert alles mit sich machen ließ.

Er setzte sich auf und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, bevor er sich wieder zurücklehnte. Er wusste nicht, warum er überhaupt so reagiert hatte. Es war einfach aus ihm herausgesprudelt. Diese Blicke und Gesten, diese Drohung, die er dem andern zugeworfen hatte. Warum war es so weit gekommen? Er spürte ihre kalte Zurückweisung wie eine Mauer, die er nicht überwinden konnte. Oder wollte er es nicht? Dabei... hatte er sich nichts anderes gewünscht, als nur einen winzigen Moment länger hinter ihr herzulaufen. Er hatte es nie gemocht, wenn man ihn herumkommandierte oder wie ein kleines Kind behandelte, doch an diesem Abend hatte es ihm nichts ausgemacht, es hatte sich angefühlt wie etwas, dass er schon zu lange vermisst hatte. Er konnte sich nicht dagegen wehren, sich diese Geste zurückzuwünschen. Diese Wärme. Wenn er sie nicht spürte, schien die Welt um ihn herum zu schweigen und im Schatten zu liegen. Eine Dunkelheit, die zu tief war, um sie mit den Augen zu durchdringen, hatte sich über seine Stimmung gelegt und er konnte keinen Weg ersinnen, sich wieder ins Licht zu begeben. Denn solange er nichts sehen konnte, war er nur ein hilfloser kleiner Junge in einem dunklen, gefährlichen Universum, in dem es nur zu viele auf seine Seele abgesehen hatten. Doch was war seine Seele schon wert? Er hatte es nicht einmal geschafft, die andere Seite zu erreichen, als der richtige Zeitpunkt, seine Flügel zu benutzen, gekommen war. Er war einfach am Ufer stehen geblieben und hatte den kleinen tanzenden Lichtern auf der anderen Seite nachgesehen, die langsam in der Nacht verschwanden. Er hatte sich unaufhaltsam auf eine Entdeckungsreise begeben. Das einzige Problem war, dass er an einem einzigen Tag seinen Proviant, seine Abenteuerlust und seine einzige Karte verloren hatte.

Kyoko betrachtete das Geländer des Balkons vor sich, während die Müdigkeit sich in ihr ausbreitete, die an ihren nächtlichen Ausflug erinnerte. Am nächsten Morgen würde auch sie verschwunden sein und dann wäre er nur noch eine blasse Erinnerung, die sie schon bald vergessen würde. "Koon? Kannst du mich hören? Ich weiß nicht wo du bist... aber jetzt könnte ich deine Hilfe mal gebrauchen... Ich weiß, es ist eine egoistische Bitte, aber könntest du mir einen Gefallen tun? Kannst du für mich auf meine wirren Gedanken aufpassen bis das hier alles vorbei ist? Später irgendwann hole ich sie bei dir ab, wenn genug Zeit vergangen ist und ich sie in meine Kartei einsortieren kann, ohne daran zu verzweifeln. Tust du das für mich?

Ich danke dir..."

Sie hielt den blauen Stein in den Händen und kippte ihn ein wenig hin und her, sodass sich das fahle Mondlicht darin brach und es in tausend kleinen Facetten wieder zurück in die Nacht schickte. Sie schloss die Augen und presste den Stein fest an sich. Ihr Herzschlag beruhigte sich und mit einem Mal hörten ihre Gedanken auf, sich zu drehen und sie schlief ein, mitten auf dem Balkon, auf dem harten, kalten Steinboden, Koon immer noch fest in der Hand.
 

Ren hatte plötzlich ihre Stimme von oben gehört und atemlos gelauscht. Sie dachte immer noch an ihn... Dabei war Koon für sie nur noch ein alter Freund, dessen Gesicht sie schon lange vergessen hatte. "Es tut mir Leid... Es tut mir Leid... aber Koon gibt es nicht mehr. Er ist schon damals verschwunden, als er Kyoto verlassen hat." Seine Stimme war kaum hörbar gewesen, aber der nächste Satz war so leise, dass nur er selbst ihn verstehen konnte.
 

"Dabei... würde ich dir so gerne helfen."

Wenn die Zeit stehen bleibt...

... da bin ich wieder ^^ ich weiß, ich sollte mich freuen, dass die Geschichte fertig wird und in Kap 20 dann so endet, wie ich es mir wünsche, aber ich war sooo traurig, als ich das geschrieben habe... Ich hätte heulen können, es ist immer so schrecklich, wenn eine Geschichte endet, wo ich mich so reingeschrieben habe... Jedenfalls hoffe ich, dass der Schluss keine Enttäuschung wird, ich arbeite noch daran, aber ein klitzekleines Problem stellt sich mir in den Weg... ich muss impovisieren...

Nun ja, viel Spass mit Kap 16,
 

Eure Kyo_Soma

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Ren wurde am nächsten Morgen von dem Duft frischen Brotes und Stimmen aus der Küche geweckt. Er stand leise auf, schlich an der Küche vorbei ins Bad und machte sich erst bemerkbar, als er vollständig umgezogen und fertig für den Tag war. Da sie nicht drehen würden, hatten alle drei etwas länger geschlafen. Als er in die Küche kam, standen Kyoko und Yashiro zusammen am Schneidebrett und schnitten selbstgebackenes Brot. Yashiro beschwerte sich gerade darüber, dass sie viel zu dicke Scheiben schnitt, aber sie warf mit einem Grinsen den "damit sie groß und stark werden"-Spruch ein.

Er räusperte sich leise, um sich bemerkbar zu machen und begrüßte sie mit einem freundlichen "Guten Morgen".

"Ah, Guten Morgen, Tsuruga-san! Wenn sie wollen..." Sie brach ab, als sie seinen überraschten Gesichtsausdruck sah und wendete sich wieder dem Brot zu, ihr Lachen war verschwunden. "Ich meine... nichts." Er drehte sich um und ließ die beiden allein, sodass sie nicht sehen konnten, dass er wieder diesen traumatisierten Gesichtsausdruck hatte. Im Wohnzimmer ließ er sich in einen Sessel fallen und fuhr sich durch die Haare. Er bemerkte nicht einmal, dass er sich damit gerade seine sorgfältig gerichtete Frisur zerstört hatte. Für einen Moment hatte er fast gedacht, nichts hätte sich geändert. Er lag falsch. Sie könnten noch so sehr schauspielern, inzwischen wusste Yashiro sowieso, das etwas nicht stimmte, aber wenigstens war er bisher so taktvoll gewesen, nicht danach zu fragen. Trotzdem merkte man ihm an, dass auch ihm die Stimmung aufs Gemüt schlug.

Er schlug die Beine übereinander, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er öffnete sie erst wieder, als er Schritte höre und sah, dass Kyoko ihm mit einem Tablett entgegenkam. "Tsuruga-san... Wir dachten, sie schlafen noch, wenn das Essen fertig wird, deshalb hab ich ihnen ihr Frühstück schon auf ein Tablett getan. Jetzt sind sie ja wach, aber naja, Yashiro-san und ich, wir haben schon gegessen, deshalb..."

"Danke..."

Hä? Als sie nicht reagierte, wiederholte er noch einmal. "Danke, Mogami-san." Mogami-san? Seit wann redet er mich beim Nachnamen an? Naja, er hat mich bisher eigentlich noch nie unter normalen Umständen direkt angesprochen, also ist das wohl nur ungewohnt...

"Ich meine... wenn du möchtest, kann ich den Regisseur bitten, dich in ein anderes Haus einzuteilen." Kyoko hatte gerade das Tablett auf dem Glastisch abgestellt und erstarrte mitten in der Bewegung. Er meinte es ernst. Das hieß dann wohl, er wollte sie loswerden... Sie lächelte und sagte nur leise: "Wie sie wollen..." Dann war sie aus dem Zimmer verschwunden und Ren fuhr sich über die Augen. Verdammt. Das war es dann wohl gewesen. Er hatte keinen Appetit mehr, aber aß trotzdem alles auf, ohne wirklich zu schmecken, was es war. Mit einem Mal brach alles zusammen.
 

Nachmittags gingen sie zu dritt hinunter an den Strand, an dem sich jetzt überall die Team-Mitglieder tummelten, um den freien Tag auszukosten. Als Ren vorbeikam konnte man den Frauen ansehen, dass sie nichts lieber erlebt hätten, als Ren in Badehose, aber er trug lange Hosen und ein halblanges weißes Hemd. Er hatte zwar seine Badehose drunter an, aber er hatte nicht vor, ins Wasser zu gehen. Ihm war nicht nach schwimmen zumute. Eigentlich war er sowieso nur mitgekommen, weil er keine Lust hatte, den ganzen Mittag alleine im Haus zu sitzen. Naja und vielleicht wollte er Kyoko auch in Badesachen sehen, und vielleicht wollte er sie nicht mit Yashiro alleine lassen, aber das verschwieg er vorsorglich.

Sie hatten geplant, sich eine ruhige kleine Bucht zu suchen, wo sie ungestört waren und Kyoko ging voraus, um der Gezeitenlinie folgend einen Liegeplatz auszusuchen. Ein paar Minuten später hatten sie den Lärm ihrer planschenden Kollegen hinter sich gelassen und nur ihre Fußspuren im Sand, die schon von den Wellen weggewaschen wurden, die ans Ufer schwappten, erinnerten daran, dass auch sie diesen freien Tag geniessen wollten, jetzt, da die Arbeit fast abgeschlossen war und schon eine gewisse Vorfreude in der Luft lag. Vorfreude auf den fertigen Film, der nur wenige Wochen nach dem Dreh in einem kleinen Saal bei LME vorgeführt werden würde. Ren sah sich um und stellte fest, dass sie sich hinter einem Felsen befanden, der sie vom restlichen Strand abgrenzte. Die Klippen lagen direkt gegenüber, sodass die türkis-blaue stille Bucht völlig abgelegen war, man hätte sie fast als versteckt beschreiben können. Er blickte hinauf zur Spitze der schroffen roten Felsen und ließ den Blick dann weiterwandern über die bewaldete Linie am oberen Rand und schließlich über den goldenen Strand, auf dem Kyoko begeistert genau in der Mitte ihr Handtuch ausbreitete und ihr T-Shirt auszog. Untendrunter trug sie einen dunkelblauen Bikini. Sie legte auch den Wickelrock sorgfältig zusammen und begann, sich mit Sonnencreme einzureiben, während Yashiro sie einen Moment zu lange musterte und dann sein Handtuch ganz in der Nähe von ihrem ausbreitete. Ren betrachtete das Mädchen aus dem Augenwinkel, merkte dann, dass es ihm zu warm war und knöpfte das Hemd zur Hälfte auf. Es war aber auch wirklich ein ziemlich heißer Tag... Dann ging auch er hinüber und legte sein Handtuch genau zwischen die beiden anderen, was von Yashiro mit einem "Wusst ichs doch"- Blick quittiert wurde. Er setzte sich, gab vor diesen Blick nicht gesehen zu haben und tat so, als würde er das Meer beobachten. Dann legte er sich auf den Rücken und den Kopf auf seine Hände, die er hinter dem Kopf verschränkt hatte. Er seufzte lang, schloss die Augen und öffnete sie wieder, um zu Kyoko hinüber zu spähen, als ihre Blicke sich plötzlich trafen und sie schnell wegsah. Yashiro war auch dabei, sich einzucremen und kurz darauf sprang er auf, um schwimmen zu gehen. Im Gegensatz zu Ren war er gleich in Badehose gekommen. "Hey Kyoko-chan! Lust auf ein kleines Wettrennen? Wer zu erst im Wasser ist!" Mit diesen Worten rannte er los, Kyoko lachte und beeilte sich, ihn einzuholen. "Sie benehmen sich wie ein kleiner Junge, Yashiro-san!" Er sprang triumphierend ins Wasser, während Kyoko noch einen Schritt davon entfernt war und erwiderte dann gelassen: "Na und? Hier sieht uns doch eh keiner, oder?" So ganz stimmte das nicht, denn oben auf den Klippen drehte Sho gerade den nächsten Teil seines Werbespots und starrte zwischen den Szenen immer wieder angefressen nach unten, aber er würde wegen der Dreharbeiten noch bis abends dort festsitzen.

Kyoko tauchte ein bisschen nach Muscheln, während Yashiro herumschwamm und immer wieder betonte, wie wunderbar warm das Wasser war, gerade so laut, dass Ren, der sich wieder aufgesetzt hatte und ihnen von seinem Handtuch aus zusah, es nicht überhören konnte. "Ren, warum kommst du nicht auch ins Wasser?", rief Yashiro und winkte ihm fröhlich zu. Aber Ren schüttelte nur den Kopf und versuchte, entspannt und zufrieden auszusehen. Tatsache aber war, dass es ihm viel zu heiß war und er nichts lieber tun würde, als auch schwimmen zu gehen. Aber er wollte den beiden nicht die Stimmung verderben und fand sich schließlich mit seiner Lage ab.

Kyoko hatte ein paar hübsche geringelte Muscheln gefunden und brachte sie schnell zu ihrem Lager ohne Ren dabei auch nur anzusehen. Dieser seufzte nur und sah ihr nach, als sie wieder zum Wasser lief. Sie sah wirklich gut aus... Er betrachtete die Muscheln, die jetzt im Sand zwischen seinem und ihrem Handtuch lagen. Sie glänzten innen alle bläulich. "Glaubst du auch, was ich glaube?", Yashiros Stimme war bestechend laut. Ren konnte nicht anders, als ihn zu hören, obwohl er wusste, dass dieser ihn nur ärgern wollte. "Was denn?", fragte Kyoko ahnungslos. "Ich glaube, dass Ren nur nicht auch schwimmen geht, weil er es peinlich findet, in Badehose rumzulaufen!" Kyoko musste sich gezwungenermaßen einen Ren in Badehose vorstellen und wurde augenblicklich rot. "Naja... wenn sie meinen", stotterte sie und tauchte schnell wieder unter. Ren sendete Yashiro einen Todesblick, den dieser grinsend erwiderte, dachte sich na warte und zog schließlich auch sein Hemd und seine langen Hosen aus. Dann stapfte er durch den warmen Sand zu den anderen hinunter und fühlte sich wirklich nicht allzu wohl dabei.

Kyoko musterte ihn erstaunt. Sie hatte ja erwartet, dass er gut aussah, aber so gut? Er war einfach perfekt. Sie spürte, dass sie schon wieder rot wurde und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Aber sie konnte auch nicht aufhören, ihn anzustarren. Ren ging langsam ins Wasser. Als er im hüfttiefen Wasser stand, tauchte er unter und strich sich dann mit einer eleganten Bewegung die nassen Haare aus der Stirn. Als ihm Kyokos Blick bewusst wurde, setzte er eine beleidigte Miene auf und fragte: "So schlimm?" Kyoko begriff im ersten Moment nicht, dass er sie gemeint hatte, dann stotterte sie leise: "Ne-nein... ganz im Gegenteil..." Sie riss endlich den Blick von ihm los und wollte schon gerade wegschwimmen, als sie Rens Ausdruck bemerkte. Er war erleichtert. Sie fragte sich, weshalb er überhaupt auf die Idee kommen sollte, sich wegen seines Aussehens Sorgen zu machen. Sie wendete sich ab, um Abstand zu gewinnen, als jemand sie plötzlich mit einer vollen Ladung Wasser von hinten nass spritzte. Sie drehte sich herum und begegnete Rens herausforderndem Blick. Wie er so dastand, glitzernde Wassertropfen im Haar und auf den Schultern, noch dazu mit diesem Blitzen in den Augen... es war einfach zu verlockend. Sie grinste siegessicher und spritzte ihn dann ohne Vorwarnung nass, sodass er sich das Salzwasser aus den brennenden Augen reiben musste. Und im Nu waren sie in eine wilde Wasserschlacht verwickelt. Yashiro strahlte übers ganze Gesicht, bis er ebenfalls eine volle Ladung Salzwasser ins Gesicht bekam und sich daraufhin ins Getümmel stürzte. Seine Brille hatte er vorsichtshalber gleich am Liegeplatz gelassen.
 

Später schleppten sie sich völlig fertig wieder hoch zu den Handtüchern und ließen sich erschöpft fallen. Kyoko hätte nie gedacht, dass diese beiden Erwachsenen sich jemals so gehen lassen würden... wie kleine Jungs. Sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Und plötzlich waren all ihre Sorgen wie davongespült, sie schloss die Augen und ließ sich von der Sonne trocknen. Ren konnte nicht umhin, sie die ganze Zeit im Auge zu behalten, er wusste immer noch nicht, ob sich etwas geändert hatte, aber ein kleiner Funken Hoffnung war jetzt wieder aufgelodert. Er sah hinüber zu Yashiro, der wieder vollkommen ernst auf seinem Handtuch saß und gerade dabei war, einen Laptop auszupacken. "Du willst jetzt arbeiten?!" Ren war überrascht. "Ich dachte, du wärst derjenige gewesen, der vorgeschlagen hat, schwimmen zu gehen!" Yashiro setzte seine Brille wieder auf und drückte die Start-Taste. "Das stimmt schon, aber ich muss trotzdem noch einmal den Terminplan für die Woche nach unserer Rückkehr überarbeiten, der Präsident hat angerufen und schon wieder alles über den Haufen geworfen..." Ren nickte und wendete sich wieder Kyoko zu, die in den Himmel blickte. Der Präsident also... Yashiro hätte ihm das ruhig sagen können. Aber andererseits... solange Yashiro alles im Griff hatte, brauchte er selbst sich nicht darum zu kümmern.

Kyoko packte kurz darauf ihre Tasche aus und förderte fröhlich ein Paket mit Mittagessen, Getränke und einen Einweg-Foto zu Tage. Sie verteilte die belegten Brote und Flaschen, und während Ren und Yashiro aßen, knipste sie ein paar Photos. Ren stand auf und ging zu ihr hinüber. Er tippte ihr leicht auf die Schulter und bot ihr dann an, für sie zu photographieren, sodass sie nicht immer fehlte. Kyoko nickte und setzte sich neben Yashiro, auf Rens Handtuch, grinste breit und Yashiro lächelte und sah über den Rand seiner Brille. Dann kamen noch Bilder von Kyoko im Wasser, Yashiro und Ren beim schwimmen...

Als die Sonne schon merklich auf den in Flammen getauchten Horizont zuwanderte, schnappte Yashiro sich die Kamera und rief fröhlich (und überaus berechnend): "Hey, könnt ihr beide euch nicht Mal da hinstellen, ins Wasser, jetzt wo der Hintergrund gerade so toll ist?" Kyoko hob die Augenbrauen. Ren wartete ab, was sie tat, aber sie stand nicht auf. Ein unangenehmer Moment verstrich, dann seufzte er zum dritten Mal an diesem Tag, stand auf und hielt Kyoko dann die Hand hin.

Kyoko sah ihn einen Moment lang forschend an, dann lächelte sie schüchtern und nahm seine Hand. Er zog sie schwungvoll auf die Beine (klick), dann zog er sie hinter sich her zum Wasser (klick), bis Yashiro zufrieden war und noch letzte Korrekturen vornahm. "Das sieht aus, als würdet ihr euch nicht kennen, wenn ihr zwei Meter voneinander entfernt steht, na los, geht Mal ein Stück weiter zusammen, sonst krieg ich euch nicht beide drauf!" Kyoko machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, blieb dann aber stehen. Sie sahen sich an und Ren fragte sich, ob ihr das alles wirklich so unangenehm war. Seine Gedanken schienen sich in seinen Augen zu spiegeln, denn Kyoko setzte unsicher zu einer Antwort an. "So ist es nun auch wieder nicht... naja... aber ich weiß nicht..." Ren lächelte sie an und schließlich stellte sie sich neben ihn. Da war es wieder, dieses Lächeln, das sie bis jetzt nur ein einziges Mal an ihm gesehen hatte. Es stand ihm ausgesprochen gut.

Dann legte ihr Ren plötzlich den Arm um die Schultern und zog sie noch ein Stück näher zu sich. Sie wurde rot, sah kurz zu ihm hoch, aber er blickte vollkommen unschuldig drein und so lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und lächelte dann in die Kamera. Yashiro machte gleich zwei Bilder und gestikulierte ihnen dann zu, dass er fertig war.

Ren fühlte ihre Nähe plötzlich sehr deutlich und schloss für einen Moment die Augen. Dann nahm er langsam den Arm von ihren Schultern und Kyoko trat verlegen einen Schritt zurück. Warum habe ich schon wieder dasselbe Gefühl wie auf der Klippe? Er fing ihren Blick auf und ließ ihn nicht mehr los. Warum fühle ich mich so durcheinander, dass ich alles andere einfach vergesse? Ich wünschte, ich könnte die Zeit anhalten, denn dann könnte ich einfach hier stehen bleiben, nur einen Schritt entfernt von ihr... Ein Schritt, der gleichzeitig ein endloser Abgrund ist. Jetzt wäre der richtige Augenblick, Anlauf zu nehmen... Das weiß ich, aber etwas hält mich zurück. Ich weiß nicht, was auf der anderen Seite liegt, deshalb wage ich es nicht, hinüberzufliegen. Dabei wäre es so leicht. Nur ein winziger Schritt.

Er sah sie immer noch an, versuchte, jedes einzelne Detail in seiner Erinnerung aufzubewahren, jeden golden glitzernden Wassertropfen auf ihrem Gesicht, jeden Lichtreflex in ihrem Haar und jede Schattierung auf ihrer Haut.

Kyoko bewegte sich nicht, doch hinter ihren ruhigen, hellen Augen tobten die Gedanken. Mit einem Mal waren sie alle wieder da, all diese Gedanken, die sie Koon zur Verwahrung gegeben hatte. Sie blitzten vor ihrem inneren Auge auf, die Eindrücke von ihrem nächtlichen Ausflug. Er hatte sie genauso angesehen wie jetzt, genau derselbe Blick, dieser leicht verwirrte, gespannte und fesselnde Blick, den sie nicht kannte und der sie alles andere um sich herum vergessen ließ. Sie hatte das Gefühl, er könnte ihre Gedanken lesen wie ein offenes Buch. Die Spannung der letzten Stunden war verschwunden. Sie hatte fast ein bisschen Angst. Sie stand gerade einem völlig unberechenbaren Ren gegenüber, der sie faszinierte und zugleich erschreckte. Sie hatte noch nie erlebt, dass er die Kontrolle über seine Züge verlor, aber in diesem Moment war genau das geschehen. Jeder einzelne seiner Gedanken ließ sich von seinem Gesicht ablesen und was Kyoko dort sah, brachte ihre eigene Kontrolle ins Wanken. Verwirrung, Angst, Erwartung, Trauer... Zuneigung. Sie versuchte, ihre eigenen Gefühle zu beschreiben. Verwirrung, Erwartung, Wärme, Unsicherheit, Geborgenheit. Sie hatte einerseits Angst, dass es wieder genauso kommen würde wie am Tag davor. Dass etwas passieren würde, was alles wieder zerstören konnte. Dass sie plötzlich wieder mit gekreuzten Klingen dastehen würden in einem tiefen Winter.

Zum anderen wollte sie nichts anderes, als genau diesen Augenblick zu leben und alles andere zu vergessen. So als würde nichts davon existieren.

Die Sonne berührte den glühenden Horizont und die ersten Wogen verschlangen gierig ihr Licht, so sah es zumindest aus, von dort, wo Yashiro stand. Er tat so, als wäre er in die Bedienungsanleitung auf der Pappe der Einwegkamera vertieft, das Licht spiegelte sich auf seinen Brillengläsern, sodass man nicht erkennen konnte, dass er aufs Meer hinaus blickte.

Keiner von beiden rührte sich. Vielleicht, weil niemand ihnen sagen konnte, was passieren würde. Vielleicht, weil die Zeit stehen geblieben war.

Kein Zurück

Ich glaube, dieses Kap wird immer mein Lieblingskap bleiben...

Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Kommis bekomme, also vielen Dank (besonders an alle, die regelmäßig schreiben!)!!!

Kyo_Soma

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Yashiro wurde von dem leisen Vibrieren seines Mobiltelefons aufgeschreckt, das neben seinem Handtuch auf seiner Tasche lag. Er ließ sich in den Sand fallen, griff danach und nahm ab. Weder Ren noch Kyoko nahmen Notiz von ihm. "Yashiro?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ Yashiro innerlich fluchen. Es war der Präsident, Rory Takarada. Warum muss der gerade jetzt anrufen? Er hat echt ein Händchen dafür, immer in diesen Momenten anzurufen und zu stören. Dabei hat er schon letztes Mal genau dann angerufen, als die zwei gerade weg waren...
 

"Hallo, Yashiro, seien sie gegrüßt! Wo sind sie gerade, am Meer?"

"Nun ja, schon aber, was wollen sie? Gibt es ein Problem?"

"Nein, nein, ich wollte nur fragen, ob alles glatt läuft? Ich meine auch wegen diesem Fuwa... Kyoko-chan hat ja dieses Problem mit ihm..."

"Ich habe nichts bemerkt. Wenn das alles war, dann tschüss."

"Haaaalt! Warum so eilig? Oder sollte ich gerade einen ungünstigen Moment erwischt haben?"

"Nun ja..." druckste Yashiro herum.

"Was?"

"Eigentlich nicht, aber doch."

"Ich weiß zwar nicht, was sie meinen, aber ich möchte gerne noch Mal meine Schützlinge sprechen! Kann ich Kyoko-chan ans Telefon haben?"

"Ahaha... Sie ist gerade... nicht verfügbar... um es mal so auszudrücken..." Er spähte zu Ren und Kyoko hinüber, aber sie schienen gerade etwas entrückt. Inzwischen hatte Ren einen kleinen Schritt auf sie zu gemacht... Wer hätte gedacht, dass der selbstsichere Ren so unglaublich zurückhaltend war... Am liebsten hätte er ihm einen kleinen Schubs gegeben, aber andererseits war das vielleicht nicht der richtige Augenblick.

Immerhin schien wenigstens die letzte Szene nun gesichert zu sein. Er seufzte erleichtert.

"Yashiro! Was ist hier los! Dasselbe haben sie mir schon beim letzten Mal gesagt, da stimmt doch was nicht! Dann will ich wenigstens Ren noch mal sprechen!"

"Nun ja..."

"Sagen sies nicht. Er ist gerade nicht verfügbar, stimmts? *grummel*"

"Nun ja..."

"Und wo sind die beiden, wenn ich fragen darf, und keine Ausflüchte bitte!"

"Um ehrlich zu sein... sollten sie sich das vielleicht besser selbst ansehen."

Er legte auf und photographierte die Szene mit seinem Photohandy, um gleich darauf das Bild an den Präsidenten zu verschicken. Exakt zehn Sekunden später klingelte sein Handy wieder.

"Warum haben sie das nicht gleich gesagt!? Jetzt wird mir alles klar, Yashiro-san!"

"J-ja?"

"Ich will alles wissen! Jetzt!"

"Wa... wie bitte?"

"Sie haben richtig gehört."

"Aber..."

"Kein "Aber"! Ich will jetzt wissen, was das zu bedeuten hat!"

Der Präsident lief aufgeregt in seinem Büro auf und ab, während Yashiro zögerlich zu berichten begann. Plötzlich öffnete sich die Tür und seine Enkelin Maria platzte herein. Das hat mir gerade noch gefehlt! "Hallo, Maria-chan...Nein, ich meine nicht sie, es ist nur gerade meine Enkelin hereingeschneit. Also?"

"Lassen sie sie das bloß nicht wissen!!!"

"Was soll ich nicht wissen?" (Ren-Fan)

"Nichts meine Kleine, nichts... also wie geht's weiter?"

Maria sah ihren Großvater beleidigt von unten an, dann lief sie um den Schreibtisch herum und aktivierte mit einem triumphierenden Lächeln die Lautsprechertaste.

"...und jetzt stehen sie schon seit einer Viertelstunde im knietiefen Wasser und träumen vor sich hin... So habe ich Ren wirklich noch nie gesehen..."

Maria sprang entsetzt auf und versuchte dann, ihrem Großvater den Telefonhörer aus der Hand zu reißen. "Was? Was ist mit Ren, was macht er mit einer fremden Frau!? Oh nein, mein geliebter Ren! Großvater, was geht da vor sich!?"

"...ich glaube, Ren weiß selber nicht, was er will... Ich bin ja Mal gespannt, was sie in der letzten Szene anstellen werden..."

"Großvaaaateeeeeeer!"

"Sei still, Maria-chan, ich erzähl dir ja gleich alles!"

"Hallo?"

"Jaja, ich bin noch dran, aber Maria-chan hat mitgehört... Also dann, auf wiederhörn..."
 

Yashiro steckte das Handy erleichtert in die Tasche seiner inzwischen trockenen Shorts und seufzte. Was hatte er bloß getan. Und was würde der Präsident jetzt anstellen, bestimmt nichts Gutes... Noch dazu hatte Maria-chan, die Ren über alles verehrte, mitgekriegt, dass er ganz offensichtlich gerade mit einer anderen Frau flirtete. Yashiro grinste. Da würde sich die Kleine wohl entscheiden müssen. Immerhin war die "fremde Frau" ihre Lieblings-onee-chan Kyoko...
 

Ren war ratlos. Er hatte schon unendlich viele Filmszenen gedreht, bei denen er mit irgendwelchen Frauen an irgendwelchen romantischen Orten stand und meistens endete der Film kurz darauf.

Er hatte nicht vor, irgendeine dieser Filmszenen in die Realität umzusetzen, aber er musste feststellen, dass es ihm ohne Drehbuch wohl irgendwie an Erfahrung mangelte... Ich weiß, dass ich mich jetzt entscheiden muss. Wenn wir erst wieder auf dem Weg nach oben sind, oder wenn Yashiro uns daran erinnert, dass es Zeit für die Besprechung ist, wird es zu spät sein. Aber ich weiß einfach nicht, was ich will... Ich will gerne in ihrer Nähe sein... und je länger ich hier stehe, desto stärker wird dieser Wunsch, aber... wie wird sie reagieren... nach allem was passiert ist... Ich weiß nicht mehr, wie ich zu ihr stehe. Sie ist meine Schauspielpartnerin. Die beste, an die ich mich erinnern kann... aber sie ist gleichzeitig ein fester Bestandteil meines realen Lebens... Sie ist diejenige, die sich um mich kümmert.

Jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne, weiß ich, dass sie gerade in der Küche steht und Frühstück macht. Und ich weiß, dass ich seit diesem einen Abend an nichts anderes mehr denken kann als an ihre Hand, die meine festgehalten hat... aber ist es richtig?

Er konnte im Augenwinkel sehen, dass sie Sonne fast untergegangen war.

Kyoko wusste nicht, was mit ihr geschah. Sie war unsicher, so vollkommen verunsichert, dass sie am liebsten endlich diese stille Erwartung gebrochen hätte. Sie musste entscheiden, ob sie lieber einen Schritt nach vorne oder einen Schritt zurück gehen wollte. Seit wann war es schon so? Seit wann schon... dachte sie jede Sekunde über diese Frage nach? Egal, was sie tat, unterschwellig überlegte sie, was sie in genau dieser Situation tun würde. Es war ein balancieren auf Messers Schneide. Er war ihr Spielpartner. Er war ihr Vorbild. Ihr Konkurrent. Und derjenige, der sie auffangen würde, wenn sie fiel. Aber war er noch mehr? Sie wusste, dass der Augenblick gekommen war, sich diese Frage zu stellen und konnte doch keine Antwort finden. Sie dachte an das aufregende Gefühl, das sie erfüllt hatte, als sie mit ihm Hand in Hand durch die Dunkelheit gelaufen war. Sie dachte an die Wärme, die schon wieder von ihr Besitz ergriffen hatte. Aber sie zuckte trotzdem zurück. Er war der beste Schauspieler Japans. Er war erwachsen. Und trotzdem war in diesem Moment nur er selbst, das spürte sie. Sie konnte sehen, dass in seinem Innern ein Kampf tobte, dessen Ausgang noch ungewiss war. Er trat noch ein Stückchen näher. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um in sein Gesicht zu sehen.
 

Yashiro sah auf die Uhr, stellte fest, dass es langsam Zeit wurde, sich auf den Weg nach oben zu machen, wenn sie nicht zu spät zu der Besprechung kommen wollten und packte seinen Laptop ein. Dann schüttelte er sein Handtuch aus und legte es sorgfältig zusammen. Als er sich sein T-Shirt übergezogen hatte, drehte er sich um.
 

Kein Zurück.

Ren schloss die Augen und zog sie an sich. Es war wie ein Sturz ins Bodenlose.

Alle Anspannung war verschwunden, er fühlte nur noch ihre Wärme und ihre Nähe, sodass alles andere unscharf wurde und verschwand. Er konnte nicht loslassen und spürte, wie sie die Umarmung erwiderte. Sie konnte ganz deutlich seinen Herzschlag hören, seinen Atem spüren. Alles war in Aufruhr. Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich fallen. Ganz einfach. Unendlich schwer. Sie war nicht zurückgewichen... Alles war anders gekommen, als sie geplant hatte und doch... fühlte es sich so richtig an... Wie etwas, das sie schon zu lange vergessen hatte.

Er hielt sie fest, ohne Fragen, ohne Worte. So fest, dass sie das Gefühl hatte, er würde nie wieder loslassen. Und doch kam es ihr viel zu kurz vor, als plötzlich der Blitz eines Photoapparates durch die aufkommende Dunkelheit schnitt und sie wieder in die Gegenwart zurückkatapultierte. Er trat einen Schritt von ihr weg und zog seine Arme zurück, mit einem Mal erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch im Wasser stand, dass Yashiro am Strand auf sie wartete. Dass sie zu spät zur Besprechung im Haus des Regisseurs kommen würden. Sie blickte Ren fest in die Augen. "Ich bin gespannt, was uns gleich erwartet. Was uns in der letzten Szene erwartet. Ich werde mein bestes geben. Egal, was es ist... Weil ich jetzt weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann."

Ren streckte wie zur Antwort die Hand aus - und sie schlug ein. Allerdings ließ sie auch nicht los, als sie zum Ufer zurückrannten, von dem aus Yashiro ihnen schon hektisch zuwinkte und ihnen zurief, dass sie sich doch endlich Mal beeilen sollten.

"Ich lauf schon Mal los und denk mir eine Ausrede für eure Verspätung aus, aber kommt bitte schnellstens nach!" Mit diesen Worten rannte Yashiro davon und verschwand hinter dem Felsen. Kyoko stopfte einfach all ihren Kram in die Tasche und wickelte sich nur noch schnell den Rock um die Hüften, dann lief sie Ren hinterher, der in einiger Entfernung auf sie wartete und die linke Hand ausstreckte. Sie griff zu und dann rannten sie Hand in Hand den Strand entlang, nur ihre Fußstapfen zurücklassend. Ren konnte wesentlich schneller laufen und so war sie froh, von ihm mitgezogen zu werden, ansonsten hätte sie schon auf halber Strecke schlapp gemacht. Sie fühlte sich wie eine Teenagerin (ist sie ja auch!), die gerade etwas völlig Verrücktes ausgefressen hatte. Und plötzlich brach ein Lachen aus ihr hervor, das so befreiend wirkte, dass auch Ren angesteckt wurde und sie völlig atemlos schließlich die Ansiedlung erreichten. Im Haus des Regisseurs brannte Licht und laute Stimmen drangen durch die offene Tür in die Nacht hinaus. Sie waren zu spät.

Kyoko zog sich im Laufen noch ihr T-Shirt über, Ren hatte sich schon seine langen Sachen wieder angezogen als sie noch mit ihrem Zeug am Strand beschäftigt gewesen war.

Sie bereitete sich innerlich schon auf eine Standpauke vor, als Ren ihre Hand losließ und sie völlig außer Atem versuchten, einigermaßen gesittet einzutreten. Als Ren mit einem entschuldigenden Gentleman-Lächeln eintrat, ein bisschen abgehetzt sah er schon aus und das Hemd klebte ihm am Körper, was die weibliche Hälfte der Anwesenden ungemein zu faszinieren schien und Kyoko mit einem ebenso bedauernden Lächeln ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, wurde es plötzlich still in dem großen Raum, der trotzdem ziemlich überfüllt war. Der Regisseur löste sich aus der Menge und musterte sie eingehend. Dann musterte er Yashiro. "Yashiro-san!" Yashiro trat verlegen nach vorne. Der Regisseur betrachtete die wirklich sehr lockere Freizeitkleidung Yashiros abschätzend, dann musterte er Kyoko, deren Frisur nicht vorhanden war und die nur langsam wieder zu Atem kam, zum Schluss studierte er Ren eingehend, der inzwischen wieder vollkommen ruhig dastand, in seinem schweißnassen Hemd. "Yashiro-san, sind sie sicher, dass sie nur eben 50 Meter von ihrer Wohnung zu dieser hier gelaufen sind?" Yashiro warf den beiden einen hilfesuchenden Blick zu. Für was waren die denn Schauspieler? Ren lächelte freundlich und begann, zu erklären. "Nun ja, vielleicht hat Yashiro es ja falsch erklärt, aber ja, wir waren bis vor zehn Minuten noch Daheim. Allerdings wurden wir durch einen wichtigen Anruf davon abgehalten, schneller hier zu sein. Deshalb haben wir Yashiro-san vorausgeschickt, der uns entschuldigen sollte. Es gibt keine Kleidervorschrift, also haben wir uns nichts dabei gedacht, so zu erscheinen."

Koenji Sato war schon zu lange als Regisseur tätig, um diese fadenscheinige Ausrede selbst einem so guten Schauspieler wie Ren abzukaufen. Da sie jedoch mit der Ankunft der beiden Hauptdarsteller endlich komplett waren, und er endlich die letzte Szene offenbaren wollte, beließ er es dabei, obwohl er nur zu gerne gewusst hätte, wo sie wirklich gesteckt hatten. Vermutlich am Strand, zumindest ihren sandigen und noch dazu bloßen Füßen und den unordentlichen, verwuschelten Haaren nach zu urteilen. Dabei wirkte Ren Tsuruga wie jemand, der niemals zu einem wichtigen Termin zu spät kam... Aber wer konnte es ihm schon verdenken? Mit seinem Manager und seiner hübschen Mitbewohnerin, die noch dazu seine Schauspielpartnerin war, an den Strand zu gehen und die Zeit zu vergessen... Es sei ihm verziehen...

"Also gut, meine Herrschaften. Dann bitte ich sie um Aufmerksamkeit, denn jetzt wird endlich die lang ersehnte letzte Szene dieses Films enthüllt werden. Zu diesem Anlass habe ich ein kleines Special von unserem Storyline-Team entwickeln lassen. In der Animation, die sie gleich auf der großen Leinwand dort drüben sehen werden, wird die letzte Szene genau so dargestellt, wie sie nach Drehbuch geplant ist. Nun denn..." Er drückte auf eine Taste an der Fernbedienung, die er aus der Tasche gezogen hatte und gespannte Stille legte sich über die Versammlung. Yashiro drückte ihnen jeweils ein Glas eisgekühlte Cola in die Hand und gesellte sich zu ihnen als der Bildschirm zum Leben erwachte.

Warum wir leben...

Hi! Das vorvorletzte Kap... *heul* Ich will noch nicht zurück... Ich will meine drei Schützlinge noch nicht alleine lassen... (>Dafür ist es schon zu spät. Ich bin fertig.<)

Jedenfalls ist das eine Filmszene, reine Filmszene!

@SUTE_JI ... ja, ich wollte damit erreichen, dass man sich in die Filmszene als Kyoko reindenkt, so wie sie sie sieht. Manchmal kommentiert auch Yashiro die Szene, wenns zum Beispiel irgendwie was mit der Realität zu tun hat...
 

Mein liebstes Filmkapitel, ich hoffe ihr mögt es! (*ich weiß, es ist kitschig...*)

Kyo_Soma
 

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Es regnete. Es war kein echter Regen, der in dieser Nacht auf sie herunterprasselte, aber für sie spielte das keine Rolle. Der Geisterjäger, dessen Namen sie bis dahin immer noch nicht erfahren hatte, versteckte sich auf der anderen Seite der dunklen Gasse. Sie standen regungslos, die Gegenwart des anderen spürend wie eine Versicherung, dass nichts schiefgehen konnte. Denn in dieser Nacht würden sie dem Blutbad endlich Einhalt gebieten, das seit zwei Wochen schon jede Nacht die Bewohner des verschlafenen Küstenstädtchens ins Angst und Schrecken versetzte. Die Menschen versuchten, nicht zu schlafen, doch irgendwann übermannte sie die Müdigkeit mitten auf der Straße und der Tod kam über sie ohne Vorwarnung.

Sie hätte niemals gedacht, dass es eine Möglichkeit gab, einen Geist zu töten, doch er hatte sie eines besseren belehrt, denn genau ein einziges Mal in jeder Nacht gab es keinen Geist, dann stand nur eine unnatürlich schöne, junge Frau in einem blutgetränkten Kleid über ihrem Opfer und lächelte ein melancholisches Lächeln. Sie hatte inzwischen herausgefunden, dass er damals vor 15 Jahren der Grund gewesen war, weshalb die Frau sich in den Tod gestürzt hatte, nur um Rache zu üben an ihm und allen, die er gekannt hatte, die ihm etwas bedeutet hatten. Verwandte, Freunde, Nachbarn... Sie würde nicht ruhen, bis sie sie alle auf ihrer Liste abgehakt hatte. Denn damals hatte sie sich unsterblich in diesen jungen Mann verliebt. Er lebte alleine in einem großen Haus am Ende der Straße, sein Traum war es gewesen, Lehrer zu werden und die Kinder zukünftiger Generationen zu unterrichten. Damals hatte sie neben ihm gewohnt. Und irgendwann hatte sie sich in diesen zurückgezogenen, stillen jungen Mann verliebt. Von diesem Augenblick an hatte sie alles für ihn getan, sie hatte ihm Blumen geschenkt, ihn gepflegt, wenn er krank wurde und für ihn gekocht, Tag für Tag.

Es war ein Sommertag gewesen. Ein Samstag im August. An diesem Tag hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Er hatte sie angesehen, gelächelt und gesagt, dass er ihr dankbar war und in ihr eine große Schwester sah. In diesem Augenblick war ihr Leben zusammengebrochen, alles wofür sie existiert hatte... Sie war davongelaufen, es wurde schnell dunkel und er rannte ihr nach und folgte ihr bis auf die Klippen hinauf, wo sich dann das Szenario abspielte, dessen Zeugin die angehende Polizisten damals zufällig geworden war.

Jetzt war er Geisterjäger. Ein Mann ohne Vergangenheit und Zukunft. Die junge Polizistin blickte von ihrem Versteck aus in die dunkle Straße. Sie lag verlassen da, der Regen glitzerte verlockend im Sternenlicht wie ein Vorhang aus Glas. Und dann plötzlich, rannte ein Mädchen um die Ecke, sie mochte vielleicht 17 Jahre alt sein. Ihr regennasses Kleid hinderte sie am Laufen, als sie sich wieder hektisch umsah trat sie auf den schmutzigen Saum und fiel der Länge nach in den Matsch auf dem Boden. Im nächsten Augenblick war es zu spät, die schneeweiße Gestalt stand über ihr, weder Sand noch Regten schienen sie zu berühren und sie beugte sich ganz langsam hinunter zu ihrem Opfer.

In ihrem Versteck begann sie zu zittern. Sie wusste, was als nächstes passieren würde, sie wusste es und trotzdem durfte sie sich nicht bewegen. Die Hände der Frau schlangen sich um den Hals des Mädchens bis diese keine Luft mehr bekam und wie wild um sich schlug, es hatte keinerlei Effekt. Dann plötzlich ließ sie vom Hals ihres Opfers ab, lächelte genüsslich und holte mit der rechten Hand zum letzten Schlag aus, die schreckgeweiteten Augen des Mädchens spiegelten die roten Fingernägel, die auf sie hinabstießen. Dann geschah alles auf ein Mal. Die Polizistin sprang aus dem Schatten auf die Straße, richtete im Sprung ihre Waffe auf den Geist und schoss. Die Kugel ging ins Leere, sie war zu früh. Bevor sie noch einen Versuch hatte, war die Frau über ihr, wie schwebend und schlug ihr die Waffe aus der Hand. Der Geisterjäger fluchte innerlich und sprang ebenfalls auf. Sie hätte warten müssen, verdammt! Blut vermischte sich mit dem Regen als die scharfen Fingernägel ihr das Gesicht aufschlitzten. Kyoko wusste, dass es nur so aussah, doch ihre Phantasie tat den Rest. Sie zuckte vor Schmerz zusammen, sah aus dem Augenwinkel, dass die Frau plötzlich auf dem Boden stand, ein einzelner Blutstropfen hatte ihr weißes Kleid benetzt, das war das Zeichen dafür, dass der richtige Augenblick gekommen war. Allerdings hatte sie jetzt Kyokos Waffe aufgehoben, richtete sie ihr direkt auf die Brust und mit einem dämonischen Lachen... betätigte sie den Abzug. Kyoko konnte sich nicht bewegen, sie war wie gelähmt, Blut und Regen liefen ihr in die Augen, sie konnte nichts mehr erkennen und bereitete sich auf den Schmerz vor, aber nichts geschah.

Sie wischte sich über die Augen und ein gellender Schrei hallte durch die Nacht. Der Geisterjäger lag nur eine Armeslänge von ihr entfernt am Boden, Blut rann aus einer frischen Wunde. Er hatte den Schuss abgeblockt. Sie sah, dass die Frau die Waffe jetzt auf ihn richtete, ihr Blick war leer und noch mehr Blut färbte ihr Kleid. "Du... jetzt ist also der Zeitpunkt gekommen... STIRB!" Ein weiterer Schuss, plötzlich stand er auf den Beinen und stürzte sich mit einem lauten Schrei auf den Geist. Kyoko nutzte die Chance und sprang so schnell sie konnte wieder auf die Beide, während er versuchte, der Frau die Waffe zu entwinden, zog sie eine zweite. Sie entsicherte und versuchte, zu zielen, ohne dass er dabei immer wieder in die Schusslinie kam, es war unmöglich, die beiden waren in einen blutigen Kampf verwickelt und sie hätte riskieren müssen, ihn zu verletzen, wenn sie schoss. "Shit." Sie wischte sich das Blut vom Gesicht und näherte sich den beiden. Plötzlich stieß er die Frau von sich, sie landete im Matsch und er schoss. Jetzt vermischte sich ihr eigenes Blut mit dem ihrer Opfer, als ihr Blick glasig wurde. "Nein..." Ihre Stimme klang krächzend, dann hob sie die Pistole in einem letzten krampfhaften Versuch, wenigstens einen von ihnen noch mit sich in den Tod zu reißen. Sie fixierte Kyoko, der Schuss löste sich, ihr Blick brach und sie löste sich in tausend kleine Splitter auf, die vom Regen davongewaschen wurden wie das Blut, das den Boden tränkte. Er stieß sie beiseite, die Kugel streifte ihn am Bein und er brach zusammen. "Das kann nicht sein... das kann nicht wahr sein..." Sie lief zu ihm und drehte ihn auf den Rücken, ihre Hände färbten sich rot von seinem Blut. Sie sah, dass er zu sprechen versuchte. "Nein! Sie dürfen jetzt nicht reden, ich hole Hilfe." Doch er klammerte sich an ihrer Jacke fest und schüttelte den Kopf. Dann setzte er sich keuchend auf, die Hände auf die Wunde gepresst, die ihm der erste Schuss zugefügt hatte. Er war in die Seite getroffen worden und die Blutung schien nicht aufhören zu wollen. Sie begann hektisch die Knöpfe an seinem langen, schwarzen Mantel zu öffnen, ihre nassen Hände rutschten dauernd ab. Schließlich hatte sie es geschafft und zuckte zusammen als sie sah, wie schlimm es wirklich um ihn stand. Er hatte viel zu viel Blut verloren und in dem Kampf hatte er seine letzten Kräfte verbraucht. Er hatte Schwierigkeiten damit, sich aufrecht zu halten und sie stützte ihn. "D-das ist alles... das ist alles meine Schuld!" Tränen rannen ihr über das Gesicht. Er hatte sich jedes Mal in die Schusslinie geworfen, nur weil sie zu langsam gewesen war. "Es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld!" Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie konnte ihn nur mit starren, tränenüberströmten Zügen ansehen. Sie spürte, wie das Blut wie Leben aus ihm herausfloss, ein stetiger Strom, der ihm mit jedem Herzschlag die Lebensenergie nahm. "Es tut mir leid, es tut mir leid, das wollte ich nicht..." Er hob den Kopf und sah sie an, ein schmerzverzerrtes Lächeln. "Nein... Ich kannte das Risiko, du bist nicht Schuld. Die Hauptsache ist, dass wir noch leben..." Seine Stimme versagte und sie hatte schon Angst, dass er streben würde, aber er sah sie beruhigend an. "Es wird alles... alles gut..." Sie sah ihm an, dass es gelogen war. Der Regen wurde schwächer, aber sie bemerkte es nicht einmal. "Aber... warum? Warum haben sie das getan?" Er schüttelte schwach den Kopf. "Das spielt keine Rolle." Sie begann, zu zittern. "Warum? Warum? Warum haben sie mich beschützt?" Er lachte, was in ein keuchendes Husten überging, das nur noch mehr Blut aus der Wunde laufen ließ, es sickerte warm zwischen ihren Fingern hindurch. Dann sah er ihr in die Augen, sein Blick war klar. "Weil ich den Grund gefunden habe... warum ich lebe..." Sein Blick schweifte ab, dann fixierte er sie wieder. "Weil ich glücklich bin... weil du der Grund bist... weil ich..." er brach ab und sie starrte ihn nur fassungslos und geschockt an. Er schloss die Augen. "Nein! Bitte, sie dürfen nicht aufgeben! Lassen sie mich nicht allein!" Sie hatte geschrien. Er öffnete seine Augen wieder, als fiele es ihm unendlich schwer und setzte den Satz fort. Sie verstand nicht und beugte sich zu ihm herunter, weil er so leise sprach. "...weil ich... mich in dich verliebt habe... seit unserer ersten Begegnung... ich liebe dich..."

Sie spürte wie er sich entspannte. "Nein... sie dürfen nicht sterben... ich habe es nie gesagt... bitte... bitte geben sie nicht auf... Nein..." Sie ließ ihn vorsichtig auf den Rücken sinken und lehnte sich nach vorne, sodass sie seinen flachen, unregelmäßigen Atem hören konnte. Er würde sterben.

"Es tut mir leid... es tut mir leid..." Seine Stimme brach und er sah ihr fest in die Augen, während sein Herzschlag immer schwächer wurde und schließlich verebbte. Ihre Tränen liefen über sein Gesicht. "Warum? Warum jetzt? Ich habe dich doch gerade erst gefunden... warum ist das Schicksal so grausam?" Er lächelte schwach und schloss die Augen, seine Hand fiel in den Sand. "Dabei... habe ich gerade erst gemerkt... dass ich dich liebe..." Mit diesen Worten beugte sie sich vor und küsste ihn.

Als sie seine Lippen berührte, war sie für einen winzigen Augenblick nur noch Kyoko Mogami und sie konnte spüren, dass sie die Kontrolle verlor und in einem Wirbel unterschiedlichster widersprüchlicher Gefühle unterzugehen drohte. Doch im nächsten Moment war sie wieder die junge Polizistin und richtete sich auf.

Er war in ihren Armen gestorben, in dieser Nacht.

Ein zeitloser Sommer...

Das ist nun das vorletzte Kap... ich möchte mich schon jetzt für eure vielen Kommentare und für so viel Lob bedanken. Ich weiß nicht genau, ob das Ende dem Rest der Story gerecht wird und kann nur hoffen, dass es einigermaßen gelungen ist. Ich hänge so sehr an den dreien (Yashiro, Ren und Kyoko), dass ich sie am liebsten einfach noch ewig weiter verfolgt hätte, nur um sie in allen Lebenslagen zu sehen. Ich habe am Anfang selbst nicht gewusst, wie weit ich kommen würde, aber ich freue mich, dass alle glücklich sind (okay, bis auf Sho vielleicht). Und hoffentlich wird auch Nakamura-sensei uns in naher Zukunft mit einer tollen Wendung sehr glücklich machen *g*

Aber genug der Vorrede, Kap 19 (8.Version)!

Eure Kyo_Soma, die dieses Kap am allerschwersten fand... und es als einziges ungefähr 7 Mal umgeschrieben hat...

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Kyoko hatte im ersten Moment nicht realisiert, dass der Regisseur die Szene beendete. Der Regen hörte auf und sie tippte Ren an zum Zeichen, dass er sich wieder bewegen durfte. Er setzte sich auf, sah an sich herunter, blutüberströmt, verdreckt und klitschnass, dann sah er Kyoko an. Sie grinste verlegen. Seine Hand lag immer noch in ihrer und er hatte nicht vor, sie zurückzuziehen. Kyoko lächelte und er erwiderte dieses Lächeln. Er hätte sie am liebsten in seine Arme gezogen, aber da sie von aufgeregten, begeisterten und gerührten Teammitgliedern umgeben waren, unterdrückte er diesen Drang und stand stattdessen auf. Als er auch sie auf die Beine gezogen hatte, ließ er ihre Hand los, hob seinen Mantel auf und sie gingen nebeneinander her dem Regisseur entgegen, der freudenstrahlend auf sie zulief. "Das war perfekt! Die ganze Tragik der Situation war perfekt umgesetzt! Gute Arbeit!" Er lief aufgeregt zu dem Pavillon, wo sich schon eine kleine Gruppe um den Monitor versammelt hatte, an dem eine der Kameras angeschlossen war. Yashiro war völlig aus dem Häuschen. Er reichte ihnen Handtücher und konnte nicht aufhören, ihre Performance zu loben. Kyoko hörte ihm nicht wirklich zu, ihre Gedanken waren bei Ren. Denn sie hatte sich entschieden. Mitten in dieser letzten Filmszene hatte sie sich entschieden.

Ein Schritt nach vorne.

Er war ihr Spielpartner. Ihr Vorbild. Ihr Konkurrent. Er war vier Jahre älter als sie.

Und er war derjenige, der sie auffangen würde, falls sie fiel. Er war derjenige, der sie durch einen einzigen Blick alles andere vergessen ließ...
 

Später am Abend, als auf dem großen Platz gerade die Abschiedsparty stattfand und alle ausgelassen tanzten und Spass hatten, saßen Yashiro, Kyoko und Ren auf der Veranda ihres Ferienhauses und sahen hinauf in den nächtlichen Himmel, der von Sternen übersät war. In diesem Augenblick waren die Stimmen der Feiernden, die sich mit der Musik vermischten nur der Beweis dafür, dass der letzte Tag dieses zeitlosen Sommers sich dem Ende zuneigte. Für sie spielte es keine Rolle, der Ort, an dem sie so viele Stunden verbracht hatten, so viele Gespräche geführt, dieser warme Ort, der ihr Zuhause geworden war, keiner von ihnen wollte ihn verlassen. Yashiro hatte die Hände hinter dem Kopf gefaltet und seine Brille auf den Tisch gelegt, sein Handy war ausgeschaltet. Er war glücklich. So glücklich, dass er für diesen einen Abend alles andere vergaß. Dieser letzte Abend, der zugleich auch die letzte Szene in einem Film war, dessen Ende sie noch nicht kannten, die letzte Seite in einem Roman, den sie zusammen geschrieben hatten, aus den Erinnerungen dieses Sommers, es war der Anfang einer langen Reise, die sie davongerissen hatte, ohne zu fragen. Er fragte sich, ob er noch teilhaben würde, an dem Ende dieser Geschichte. Wenn er so darüber nachdachte war er sowieso die ganze Zeit nur ein Zuschauer gewesen, der nur ganz selten einmal seine Hände ausgestreckt und etwas bewirkt hatte...
 

Später, weit nach Mitternacht, als die Musik verklungen war und auch die letzten Nachtaktiven sich schließlich in ihre Häuser zurückgezogen hatten, um am nächsten Morgen nicht zu müde zu sein, wenn es an die Abbauarbeiten ging, war Yashiro auf seiner Liege eingeschlafen und Kyoko weckte ihn nicht, als sie leise die Eingangstür öffnete und sie hinter Ren wieder schloss.

"Also dann..." Sie standen mitten im Wohnzimmer, eine Armeslänge voneinander entfernt, und das silberne Mondlicht fiel durch das Fenster herein und spiegelte sich auf der gläsernen Tischplatte. Kyoko hatte die Hände hinter dem Rücken versteckt und tappte von einem Fuß auf den anderen, ohne ihn dabei anzusehen.

Ren studierte verlegen die Tischplatte und strich sich die Haare aus der Stirn. "Also dann..." Er rührte sich nicht. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein regte sich ein leises Stimmchen, das ihn daran erinnerte, dass das der letzte Abend war, den sie noch zusammen in einem Haus leben würden. Er wischte die Stimme beiseite. Und wenn schon... was spielt das für eine Rolle?

Kyoko sah auf, aber Ren blickte immer noch in eine andere Richtung und schließlich trat sie langsam einen Schritt zurück. "Gute Nacht..." Sie war ein bisschen verunsichert und er fragte sich, ob es daran lag, dass sie gerade ganz alleine waren. Eigentlich hätte sie jetzt nach oben gehen sollen, aber sie blieb immer noch stehen. Er suchte ihren Blick, fing ihn auf und hielt ihn fest. Schon wieder... diese Situation...

"Gute Nacht." Sie löste ihren Blick und ging an ihm vorbei in Richtung Treppe. Ren konnte ihr nur zusehen, wie sie die Stufen hinaufstieg, mit ihrer natürlichen Eleganz und dann oben im Flur verschwand, seine Gedanken wirbelten durcheinander als er sich auf den Weg ins Badezimmer machte. So viele Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf, so viele Erinnerungen. Er hatte einmal beschlossen, alle seine Erinnerungen wegzuwerfen und keine neuen mehr zu sammeln, die ihn in seiner Freiheit einschränken könnten, doch er musste sich eingestehen, dass es dazu schon zu spät war. Viel zu spät. In seinem Kopf gab es so unendlich viele kostbare Augenblicke, dass er alles in der Welt darum geben würde, sie behalten zu dürfen. Er wollte nicht mehr nur eine Person ohne jeden Inhalt sein.

Und er wollte ihr nachgehen, dieser Person, die sein Leben als einzige mit Inhalt füllen konnte, dieser Person, die ihn auf seltsame Weise zugleich faszinierte und beeindruckte. Der Grund für alles... war sie.

Und dann drehte er sich um und lief in Richtung Treppe.

Noch bevor er einen Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte, hörte er ein Poltern, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag und hob die Augenbrauen, bevor er mit schnellen Schritten, drei Stufen auf einmal nehmend nach oben eilte. Wir alle streben danach, herauszufinden, was der Grund ist, warum wir leben. Ich möchte diesen Grund finden... Nein. Ich habe ihn gefunden. Das ist der Grund, warum ich nicht zurück kann. Er hatte die Geschichte vom Fliegen in diesem Augenblick vollkommen vergessen, aber wenn er später darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass er genau das gerade getan hatte... Er war in eine bodenlose Dunkelheit gesprungen auf der Suche nach dem Licht.

Im Flur erwartete ihn ein vollkommen überraschendes Bild: Kyoko, den Fuß in einer Schlinge verheddert, saß verdutzt auf dem Boden und hielt ein Ende des Seils in der Hand, das wohl quer über den Flur gespannt gewesen war. Als er sich durch ein leises Räuspern bemerkbar machte, sah sie auf und in ihren Augen spiegelte sich eine leichte Überraschung. Was hatte sie erwartet? Dass er sie getrost ignorieren würde, nachdem sie offensichtlich hingefallen war? Er sah den silbernen Streifen Mondlicht, der durch die offene Tür ihres Zimmers auf den Gang fiel und sie beide dennoch im Schatten ließ, er spürte die kühle Nachtluft, die wohl durch ein offenes Fenster hereinwehte und gedankenverloren um sie herumstrich und ihr die hellen Haare in die Stirn fallen ließ, er spürte die Wärme und die Aufregung, die in der Luft lag, diese unterschwellige Spannung.

Er streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen und sie ergriff sie und lächelte dankbar. In diesem Augenblick vergaß er sogar, warum er überhaupt hier war.

Er sah ihr in die Augen und spürte, dass er gerade die Kontrolle verlor, aber nie war ihm etwas gleichgültiger gewesen. Er ließ ihre Hand nicht los und zog sie statt dessen ein kleines Stück auf sich zu, sodass sie aufschauen musste, um den Blick zu erwidern, er fühlte sich wie ein Wanderer, der nach einem endlosen Marsch endlich die lang ersehnte Heimat wiedersieht, er fühlte sich mit einem Mal unglaublich lebendig. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Diese Lebendigkeit breitete sich wie ein Lauffeuer in ihm aus, dieses Blitzen von Erinnerungen und Gefühlen, so verworren, dass er den Überblick verlor und mitgerissen wurde in einem Strudel verrückter Gedanken, die wie ein Sturm in ihm tobten. Er hob seine Hand und strich ihr vorsichtig eine widerspenstige Haarsträne aus der Stirn, sie blickte ihn nur mit einer Mischung aus Erstaunen und Unsicherheit an, völlig ungewöhnlich für die sonst so energetische, temperamentvolle und entschlossene Kyoko. Aber noch etwas lag in ihrem Blick, versteckt und vielleicht verdrängt, doch er konnte es eindeutig in ihren Augen ablesen. Erwartung. Er fragte sich, was sich wohl gerade hinter diesen großen, hellen Augen abspielte. Seine Hand lag auf ihrer Wange, aber sie rührte sich nicht.

"Du bist Koon, nicht wahr?" Ihre Worte kamen völlig unerwartet. Er spürte, dass er die Kontrolle über seine Miene vollends verlor.

"Vielleicht war ich das..."

In seinen Augen stand Trauer.

"Du bist es immer noch. Das weiß ich." Sein Kopf war vollkommen leer.

Ihr Blick wurde plötzlich weich und dann schenkte sie ihm ein so warmes Lächeln, dass er es förmlich spüren konnte, wie es in seinem Innern nachhallte, und sich in zu seinen kostbaren Erinnerungen gesellte, die am Überlaufen waren.

Koon...

"Seit wann...?" Er war sich bewusst, dass seine Stimme nur ein Flüstern gewesen war, aber sie hatte es deutlich verstanden.

"Du hast mir eine Geschichte vom Fliegen erzählt. Ich habe dieselbe Geschichte schon einmal gehört... vor vielen, vielen Jahren... Und jetzt ist es mir wieder eingefallen."

Er erinnerte sich noch genau an diesen Tag in dem einzigen Sommer, den sie damals gemeinsam erlebt hatten. Es war ein heißer Tag gewesen und sie war weinend auf ihn zu gerannt, ihre Mutter war böse gewesen und sie hatte sich das Knie aufgeschlagen.
 

Er hatte sich diesen Moment so sehr herbeigewünscht, diesen Moment, in dem sie erfuhr, wer er war und doch hatte er sich für diesen Wunsch verflucht, der so töricht war und so waghalsig.

Er stand schon so lange ganz oben auf einem eisigen Grat, umgeben von Dunkelheit und bodenloser Tiefe, so lange schon genau im Gleichgewicht zwischen Fallen und Verharren. Er konnte von diesem Grat aus den Sonnenaufgang nicht sehen, er spürte nur die immerwährende Angst und gleichzeitig die drängende Erwartung und wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte. Würde er Fallen und sich auf eine verrückte Reise ins Unbekannte einlassen, oder würde er auf dem sicheren Boden bleiben und darauf warten, dass es irgendwann einmal vielleicht Tag wurde?

Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Kyoko ihn plötzlich in eine enge Umarmung zog und sich ihr Herzschlag mit seinem vermischte. Sie sah auf, in ihren Augen stand ein Ausdruck, dessen Bedeutung ihm nicht klar war. Aber sie wusste es. Sie hatte Koon wieder, sie hatte Koon und doch noch viel mehr. Ganz tief verborgen in dem hintersten Winkel ihrer Seele spürte sie, dass sie so unvorstellbar viel mehr hatte, dass es ihr den Atem stocken ließ, diese Gewissheit, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben, die schon zu lange auf verwirrten Pfaden in ihrem Inneren herumgeisterte. Es spielte kleine Rolle, was der nächste Tag bringen würde. Es gab nur Jetzt.

"Danke... Koon... dass du mich nicht vergessen hast." Ihre Stimme war klar. "Danke... Ren..." Sie wusste, dass er niemals wieder derselbe sein würde wie ihr Freund aus Kyoto, der sie so oft getröstet hatte, ganz anders als der kleine Shotaro, der vor ihren Tränen davongelaufen war. Und doch war er er selbst und ein Teil von ihm war immer noch nur ein kleiner Junge, der sie mit einem offenen Lachen ansah und ihr die Haare verwuschelte. Sie spürte wie all diese Gedanken mit einem Mal davongespült wurde und eine unheimliche Stille sich in ihrem Inneren ausbreitete, die sehnsüchtig darauf wartete, gefüllt zu werden.
 

Ren bemerkte ganz am Rande seines Bewusstseins, dass sie jetzt in dem silbernen, märchenhaft anmutenden Lichtschein stand und er im Schatten.

Er wusste, dass es verrückt war. Er wusste, dass er fallen und abstürzen konnte, er wusste, dass er vielleicht kein Morgen mehr erleben würde. Aber er wusste auch, dass er noch nie etwas mehr gewollt hatte. Und während er spürte, dass er sich innerlich vollends fallen ließ, in diese verwirrende, fordernde, verlockende Aufregung, die ihn ausfüllte, schloss er die Augen und küsste sie.
 

Irgendwo in der Ferne, dort wo Traum und Realität aufeinander treffen, irgendwo in der Dunkelheit, die am Fuße schroffer Felsen lauert und den Grund in ihre Zweifel hüllt, irgendwo in den Tiefen dieser traumlosen Nacht, stahl sich ein goldener Lichtschein über die unruhigen, tiefblauen Wogen eines endlosen Ozeans und ließ kleine Lichter auf dem Wasser tanzen.
 

Ein sehr, sehr warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und er hielt es fest in seinem Herzen. Er hatte es nicht bemerkt... dass sie mit einem Mal der Grund für alles war, was er tat. Dabei... hatte er sich schon als kleiner Junge in sie verliebt.

(Epilog) - Auf eine gute Zukunft!

Irgendwie hat Kap 19 innerhalb von 10 Minuten geladen...

deshalb kommt jetzt das endgültige Ende... *schnief*

Vielen Dank für eure Kommis, besonders an

Kokoro, Peaceangel, DarkEye, sakura-soma, seet_kyoko_chan, renchan, T-S-C, Streuner, Sute_JI, Krylia und Lizi (und natürlich all den anderen Lesern!!!)

Ich freue mich sehr, dass es euch bis jetzt gefallen hat, also schreibt viel über das Gesamtwerk, damit ich mich weiter verbessern kann!!! Bin echt gespannt auf euer Feedback, viel Spass!

Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit der Story... also, es war mir eine Ehre,
 

Kyo_Soma
 

PS: Auch euch wünsche ich eine gute Zukunft oder villeicht erst einmal ein gutes, neues Schuljahr...

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Yashiro nieste. Er hatte noch dazu rasende Kopfschmerzen und konnte vor Fieber nicht klar denken... Das hatte man davon, wenn man im Freien übernachtete... Sein einziger Trost war die Einwegkamera, die er aus Versehen eingepackt hatte. Er hatte die Bilder entwickeln lassen und sie in ein Album eingeklebt, das er nun hütete wie einen Schatz. Kyoko schien die Bilder vollkommen vergessen zu haben, was eigentlich auch verständlich war, denn da er unmöglich arbeiten konnte, hatte der Präsident sie weiterhin als stellvertretende Betreuerin engagiert. Er seufzte und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen, als ihm das Seil auffiel, das immer noch in der großen Reisetasche lag, die er dabeigehabt hatte. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht als er an den letzten Abend zurückdachte... Denn kurz nach dem Dreh, als er gerade sein Handy hatte ausschalten wollen, hatte der Präsident angerufen...
 

Flashback
 

"Yashiro-san!"

"Ja?"

"Ich habe eine Mission für sie!"

"Nun ja..."

"Haben sie irgendetwas im Reisegepäck, das uns nützlich sein könnte?"

"Nun ja.. das kommt ganz darauf an, was sie vorhaben, oder?"
 

Flashback Ende
 

Altmodisch, aber effektiv...

Er lächelte.
 

Sawara-san war wieder einmal auf dem Weg zu einem der LME Talent-Castings, als er Kyoko am anderen Ende des Gangs entdeckte. Sie trug brav ihre Love-Me-Uniform und schleppte einige Einkaufstüten mit sich herum, ihre Aura waberte in dunklen Wolken um sie herum, die gierig ihre Fühler nach ihm ausstreckten. Nach einem kurzen Zögern eilte er auf sie zu und begrüßte sie fröhlich. "Ah, Guten Morgen Mogami-san! Wie läufts denn so?" Sie drehte sich zu ihm um und lächelte freundlich. "Guten Tag! Ich bin gerade auf dem Weg ins Studio, um Tsuruga-san etwas zu Essen zu bringen." Er musterte die Einkaufstaschen. "Soll ich dir was abnehmen?" Sie schüttelte den Kopf und lächelte verlegen. "Naja, ich denke, wenn ich meinen Job gut mache, dann bekomme ich alle hundert Punkte, also darf ich sie nicht helfen lassen." Das hatte ihr Ren bei ihrer zweiten Begegnung auf ziemlich gemeine Art und Weise klargemacht...

"Wenn du meinst... Ah, da vorn ist er ja! Hallo Ren!" Ren lächelte sein Gentleman-Lächeln begrüßte ihn freundlich, musterte Kyoko und grinste dann. "Soll ich dir helfen?" Sie schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, die Taschen aus seiner Reichweite zu bringen. "Nein, nein! Diesen Fehler hab ich schonmal gemacht!" Sie lief rückwärts davon bis sie an die Wand stieß und sah sich nach einem Fluchtweg um. "Aber das ist doch viel zu schwer für dich!" Mit diesen Worten schnappte er sich eine der Taschen und versuchte, sie ihr zu entreißen. Sawara-san beobachtete das seltsame Spektakel verwirrt, als ihm jemand die Hand auf die Schulter legte, dieser jemand war Rory Takarada. Er hatte ausnahmsweise Mal keine Leibgarde dabei, sondern gab sich mit seinem Indianer-Kostüm zufrieden. "Können sie sich vielleicht erklären, was da los ist?" Der Präsident setzte gerade zu einer Antwort an, als die Plastiktüte aufriss und sich ihr ganzer Inhalt, größtenteils Lebensmittel, auf dem Boden verteilte. "Koon, du Trottel!" Kyoko schob den verdatterten Ren beiseite und begann mit Mörderblick, die Sachen auf die restlichen Taschen zu verteilen, während Ren ziemlich nutzlos daneben stand und auf das Chaos blickte, das sie da gerade angerichtet hatten.

"Und warum nennt sie Ren "Koon"? Ist das nicht der Name dieses komischen Steins, den sie immer mit sich herumschleppt?" Der Präsident zuckte mit den Schultern. "Ich hatte ja eigentlich erwartet, dass Ren endlich erwachsen werden würde, wenn... nun ja, ich dachte, es wäre eine gute Idee, ihm Kyoko als SB (stellvertretende Betreuerin) zuzuteilen..." Dem Leiter der Talent-Sektion sah man deutlich an, dass er gar nichts mehr verstand.

Schließlich hatte Kyoko alles eingesammelt und schulterte wieder ihre Last. Ren hatte jetzt einen eindeutig beleidigten Blick aufgesetzt. "Jetzt lass mich doch helfen! Das gehört sich ja wohl so!" Kyoko setzte sich in Richtung der Tür in Bewegung, aus der Ren gekommen war, die Einkäufe hinter sich her schleifend. "Waren sie nicht derjenige, der genau dadurch damals dafür gesorgt hat, dass ich nur 10 Punkte gekriegt habe?" Ren lief ihr hinterher, mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, Sawara-san und der Präsident blickten ihnen perplex nach.

"Das ist doch was anderes! Wenn du nicht freiwillig was abgibst, sehe ich mich gezwungen, das hier zu tun!" Und mit einem triumphierenden Lächeln hob er Kyoko mitsamt ihrer Einkaufstaschen hoch und grinste. "Whaaaaa! Lass mich runter!" Er lachte, übers ganze Gesicht strahlend. "Ich denk ja nicht daran."

Sawara-san, der aus seiner Erstarrung erwachte und gerade merkte, dass er Kyoko noch garnicht gefragt hatte, ob sie zur Premiere des neuen Films kommen würde, hob die Hand und rief ihnen nach: "Mogami-saaaan!!! Ich hab noch zwei exklusive Karten für die Premiere für dich!" Ren erinnerte sich plötzlich daran, dass die beiden alles beobachtet hatten und versuchte erfolglos, sich in ein verlegenes Gentleman-Lächeln zu retten. Kyoko war inzwischen knallrot und flehte Ren an, dass er sie doch endlich absetzen sollte.

"Ahaha... Also... Ich schick dir die Karten dann nach Hause!" Mit diesen Worten drehte Sawara-san sich herum und folgte hastig dem Präsidenten, der schon auf dem Weg zum Newcomer-Casting war.

"Sieht ganz so aus, als würde der neue Film ein Wahnsinnserfolg werden..." Der Präsident strahlte. "Ich glaube, wir sollten Kyoko-chan befördern... Ich hätte da genau das Richtige, fällt mir gerade ein... ein Film mit Ren in der Hauptrolle... sehr romantisch..." Er zog sein Handy aus der Tasche und begann zu telefonieren. Sawara-san fragte sich im Stillen, ob das Casting unter diesen Umständen vielleicht ohne den Präsidenten stattfinden würde.
 

Am 23. September war es dann soweit. Die Hauptdarsteller, allen voran Ren, dann natürlich Kyoko, Lioko Imai und Inyu Masami betraten unter dem Blitzen unzähliger Fotoapparate den Kinosaal und suchten sich dann ihre reservierten Plätze in der ersten Reihe. Jeder von ihnen hatte jeweils noch eine Karte für einen Begleiter erhalten und so kam es, dass sowohl Kyoko als auch Ren auf den für Tsuruga reservierten Plätzen saßen, während Sho Fuwa zusammen mit seiner Managerin Shoko am anderen Ende der Reihe Platz nahmen. Kyoko hatte Sho die Einladung mit den Karten unter ihrem Decknamen geschickt und war überzeugt davon, dass er ausrasten würde, wenn am Ende die Hauptdarsteller genannt würden...

Als es schließlich still wurde in dem großen Saal, die Lichter erloschen und die Leinwand zum Leben erwachte, lehnte sie sich an Ren. In der Öffentlichkeit waren sie Schauspielpartner, aber es war zu dunkel als dass jemand hätte Verdacht schöpfen können. Auf dem pechschwarzen Hintergrund erschien in blutroten Lettern der Titel.
 

"Bittersweet Memories"
 

Die erste Szene begann mit dem Geräusch schneller Schritte, die durchs Unterholz krachten. Dann hörte man das Keuchen der jungen Polizistin, die einen Waldweg entlang rannte. Es war dunkel...

Kyoko sah alles wieder vor sich, jede einzelne Sekunde, sie spürte die Aufregung, die Erwartung. Die Wärme. Die Kälte, alles, was sie erlebt hatten in diesem zeitlosen Sommer. Er hatte schließlich geendet und war einem warmen, farbenfrohen Herbst gewichen. Es würde noch viel passieren. Irgendwo da draußen lag eine Zukunft, die zu erreichen sie alles geben würde. Eine Zukunft, die sie mit dem Menschen teilen würde, der ihr beigebracht hatte, zu fliegen. Egal, was diese Zukunft für sie bereithielt... es würde eine gute Zukunft sein.
 

Das Geräusch von Regen. Es war in dieser Szene, als Sho schließlich die junge Frau erkannte, die da im Schlamm kniete. Er ließ den Blick über die Reihen schweifen, konnte aber niemanden erkennen. Dann stand er auf und verließ lautlos den Saal. Später fand Kyoko einen kleinen, verknitterten Zettel in ihrer Jackentasche, auf dem in unordentlicher Schrift die Worte "Du hast gewonnen" gekritzelt waren. Sie lächelte, steckte den Zettel zurück in die Tasche und ging zusammen mit Ren auf den Ausgang zu.
 

Wir alle haben uns in diesem zeitlosen Sommer nach vorne bewegt. Unsere Zukunft, die mit jeder verstreichenden Sekunde ein neuer Teil unserer Vergangenheit wird, ist immer noch eine dunkle Landstraße. Aber die Entdeckungsreise ins Ungewisse hat gerade erst begonnen. Und solange wir nur die Erinnerung an unsere glücklichen Stunden aufbewahren können, wird es keine schlechte Zukunft sein, die wir teilen...
 


 

Ende



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Von:  Yoshy03
2009-01-01T17:50:47+00:00 01.01.2009 18:50
Die ff ist richtig genial (erlaub mir das jetzt mal so einfah zu behaupten)
Die beiden sind toll und der Film is genail. Denn würde ich gerne sehen, kann sich net mal ein Douji-Zeichener finden und den umsetzen. Ich glaub das wäre der Hammer^^

Na ja ich sollte mal von der wolke da oben wieder runter kommen^^

Schade das die ff schon zu ende is obwohl ich die szene lustig finde, wo ren Kyoto einfach mal so "auf den Arm nimmt^^"
Ren is aber auch .... anders^^ aber toll

schreib fleiß so schöne ff

lg Yoshy^^
Von: abgemeldet
2007-05-04T22:36:32+00:00 05.05.2007 00:36
Ach... ich konnte es einfach nicht lassen, dir doch noch ein Kommentar zu schreiben. Eigentlich wollt ich das in der nächsten ENS schreiben, aber das muss ich sofort los werden, wo die Eindrücke noch frisch sind.
Es hat ewig gedauert, bis ich die FF fertig hatte, weil ich letzte Woche so viel in der Schule zu tun hatte, dass ich kaum Zeit für mexx hatte.
aber jetzt hab ich sie ja fertig und die letzten zwanzig Seiten hab ich jetzt in einem Stück gelesen. Und die FF ist ja sowas von ergreifend! Wenn ich sowas les, bekomm ich immer ein ganz schwummriges gefühl in der Brust... *schwärm*
Aber du bist ja nicht umsonst bei allen Internetseiten, die mit fanfiction zu tun haben, unter meinen Favoriten... ^^
Und ich hoffe, dass du noch ganz viele solcher schönen FFs schreibst, damit sich in meiner Brust noch ganz oft ein schwummriges Gefühl bilden kann. Denn dann geht man ganz beschwingt an die Dinge heran (in meinem speziellen Fall ist das im Moment, dass ich mit einem beschwingten Gefühl ins Bett geh... Aber ich werd bestimmt gut träumen.^^)

Wir lesen uns dann bei der nächsten ENS! Ciao!
Kiki
Von:  Turmalin
2007-03-24T10:45:21+00:00 24.03.2007 11:45
So, das war ja jetzt erstmal ne arbeit, dich und deine wundervolle story hier zu finden. Eigentlich war ich ja auf der Suche nach der Fortsetzung von Skip Beat im internet als ich auf www.skip-baet.de landete und über deine Fanfic gestolpert bin. Und was soll ich sagen, ich wäre wohl verzweifelt, wenn du sie noch nicht zu ende geschrieben hättest. Somit konnte ich mir ein Kommie dazu natürlich auch nicht verkneifen, denn alles ist so stimmig und unglaublich gefühlvoll, aber keineswegs kitschig, beschrieben und erzählt, dass es einem teilweise die tränen in die Augen treibt. Die Gefühlsleben sind so gut ausgearbeitet und dargestellt, dazu die Filmsequenzen, die wirklich immer sehr gut in das Geschehen passen. Auch die Charaktere sind wirklich so beschrieben, wie ich sie aus dem Manga kenne und benehmen sich nicht extrem anders. Dazu kommt noch, dass deine Geschichte wirklich nichts überstürtzt, sondern die Gefühle und die Erkenntnis dahinter ganz allmählich und langsam entstehen lässt. Es ist keine ewige Liebe von jetzt auf gestern und das gefällt mir ungemein dabei.
Nur leider war halt der Link nicht mehr korrekt und ich musste erstmal ne kleine Suchaktion durchführen, um die Story wieder zu finden, vor allem, da ja auch noch dein Künstlername ein anderer ist als auf der Seite!!!
Nun gut, ich bedanke mich hier also nochmals, dass ich eine so traumhafte Geschichte lesen durfte und hoffe, dass der Manga langsam aber auch mal in diese Richtung fährt. *hoffentlich kommt die neue daisuki bald, ich will wissen wies weiter geht*
LG
Turmalin
Von: abgemeldet
2006-09-07T20:49:42+00:00 07.09.2006 22:49
also...ich weiß gar nich was ich schreiben soll...
DAS WAR SOOOO SÜÜÜß, ROMANTISCH, COOL...(mir fehlen die worte...)EINFACH TOLL!!!DIE STORY IS SUPER >///< !!!
Besonders toll fand ich als Kyoko+Ren gegeneinander/mitenander geschauspielert haben!!
Dein schreibstiel gefällt mir auch sehr gut! Man kann sich richtig hineinversetzen!*aus dem schwärmen gar nich mehr rauskomm*

Yume4
Von:  goldenchie
2006-08-08T23:30:05+00:00 09.08.2006 01:30
So, das war es dann also? Och, Menno!
Ich hab alle Kapitel in einem Rutsch gelesen, ich konnte einfach nicht mehr aufhören.
Du hast die Charaktere sehr gut erfasst (auch, wenn es sich dabei natürlich nicht ganz verhindern lässt, dass sie ein wenig vom Original abweichen; das ist aber völlig normal), die Dramaturgie lässt praktisch keine Wünsche offen und Deine Art zu schreiben ist so unglaublich plastisch, dass man glaubt, mitten drin zu stehen. Mach unbedingt weiter mit dem Schreiben!
Vielen, vielen Dank für die kurzweiligen Stunden!!
Gruß und Kuss
goldenchie
(Ich hoffe, Du liest auch mein Kommi zum Kapitel 19 ^^)
Von:  goldenchie
2006-08-08T23:10:37+00:00 09.08.2006 01:10
*ganz tief seufz*
Doch, ja, es ist stellenweise ziemlich kitschig, aber auch so wunderbar herzerwärmend... Klingt ganz danach, als wäre hier eine geborene Schriftstellerin am Werk, ... noch nicht ganz ausgereift, aber auf dem richtigen Weg. Die ganze Geschichte (von vorne bis hinten) liest sich wie ein einziger, kreativer Schreibrausch. Ganz hervorragend. Schreib fleißig weiter, es wird mit Sicherheit noch viel besser werden mit der Zeit, da ist noch einiges an Potenzial rauszuholen. Ich freu mich auf mehr! ^^ (Vielleicht ist der Rat ja auch der pure Egoismus (hihi)
Ganz lieben Dank und liebe Grüße
goldenchie
Von:  goldenchie
2006-08-08T22:03:52+00:00 09.08.2006 00:03
Ren is ja sooo cooool ^^ Und Sho kann gar nicht oft genug einen auf den Deckel kriegen11
Von:  goldenchie
2006-08-08T21:52:57+00:00 08.08.2006 23:52
Whoooaaahhhh, stauuun, das ist einfach megageil. Ja, es ist kitschig, aber scheiß drauf, ich lieeebee es! Ab und zu was für's Herz muss auch mal sein. ^^
Weiter so! So, jetzt muss ich aber weiter lesen. *hechel* *schwanzwedel*
Von:  goldenchie
2006-08-08T20:29:40+00:00 08.08.2006 22:29
Saubere Arbeit! *freu*
Äußerst ausbaufähig, selbst die Fehler halten sich in Grenzen. Hut ab.
Ich würde Gesprochenes und Gedachtes auch noch zusätzlich über die Satzzeichen auseinander halten, es wäre einfach übersichtlicher. (Am Bilschirm lesen kann sooo ermüdend sei, ... vor allem, wenn man gar nicht mehr aufhören kann ... so wie bei dir ^^)
Von:  mamo-chan
2006-06-19T21:48:03+00:00 19.06.2006 23:48
waiii!!! -^_^-
das war die niedlichste SB FF die ich bisher gelesen hab, auch wenn es noch nich all zu viele waren, es ist die mit abstand beste!!^^ und niiiiedlich und überhaaupt*freu*
nja, also das einzige was mir gefehlt hat war noch marias reaktion^^ die wär sehr interessant geworden! aber das happy end is sowas von KITSCH!!(nur damit es nich falsch verstanden wird...ich maaag KITSCH!!^___^)
hoff ich les bald wieder so wat nuffiges
bis(s) denn*knuff*


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