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Warum hilft mir keiner?

Eine Geschichte über Mobbing
von

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Regen

Hier hätten wir erstmal was zum Einstimmen. Ich weiß nicht ob der Prolog, oder generell die ff gut ankommt, aber (falls das irgendwer liest -_-°) viel Spaß!
 

Prolog: Regen
 

Es regnet. Es ist einer dieser erfrischenden Güsse im Sommer, die immer auf diese furchtbar schwülen Tage folgen. Das Wetter scheint wie meine Stimmung zu sein. Trüb. Trüb und traurig. Die vergangenen Tage habe ich in meinem Zimmer verbracht. Die heißen Tage hatten wir zu schaffen gemacht. Zu mindest war das die Meinung der Ärztin. Doch ich wusste es besser. Nicht die heißen Tage waren schuld daran, dass ich im Bett liege. Einzig und allein meine Nerven sind daran schuld. Ja meine Nerven. Da fällt mir ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Miriam, Miriam Kind. Ich bin am 18. Januar geboren und demnach ein Steinbock. Vielleicht ist es einigen schon bekannt, aber Steinböcke neigen zum Pessimismus und es ist schwer ihre Freundschaft zu erwerben, doch wenn man sie hat, hat man einen Freund für die Ewigkeit. Jetzt sitze ich hier in meinem kleinen, engen Zimmer. Neben mir meine Katze, die meine Nähe zu genießen scheint. Zumindest weiß ich, dass ich seine Nähe genieße. Eigentlich fühlte ich mich schon immer mehr zu Tieren hingezogen, als zum Menschen. Ich hatte nie viele echte Freunde. Außerdem gibt es auch nur sehr wenige Menschen, die mein vollkommenes Vertrauen genießen. So wird es wohl auch bleiben. Für viele wirke ich wahrscheinlich einfach nur langweilig. Ich bin diese Art Schüler, der in der Pause im Klassenzimmer sitzen bleibt, immer aufmerksam den Unterricht verfolgt und so gut wie nie in der Schule fehlt. Genau deshalb war ich wohl auch so ein gutes Opfer für die anderen. Ihr habt richtig verstanden, ein Opfer. Die Geschichte, die ich versuchen will zu erzählen wird ehrlich werden. Ich weiß nicht ob man sie interessiert bis zum Ende lesen wird oder ob man sie nach den ersten Kapiteln weglegt, aber wie auch immer es geschehen wird, meine Geschichte soll nun beginnen...
 

Sollte jemand dasjetzt freiwillig gelesen haben würd ich mich wahnsinnig über n Kommi freun.

Ciao Steinbock^^

Akt 1 - Eine scheinbar heile Welt

So, hier is das erste Kapi, viel Spaß!
 

Akt 1

Eine scheinbar heile Welt
 

Ich war schon immer von sehr ruhiger Natur gewesen. Deshalb war meine erste enge Freundschaft auch so ungewöhnlich, denn meine Freundin war das krasse Gegenteil von mir. Ihr Name war Anne. So lang ich sie kannte, war sie immer fröhlich gewesen. Wie weiß ich nicht mehr, aber wir wurden beste Freunde. Im Kindergarten war diese Freundschaft noch nicht so eng und doch waren wir dort fast immer zusammen. Damals bemerkte ich kaum, wenn wir nicht zusammen waren, denn ich hatte auch einen anderen guten Freund. Er hieß Ben. Wir spielten oft miteinander und manchmal kam er mich auch besuchen. Genauso stellte ich mir damals das Verliebtsein vor. Doch eines Tages fiel Ben beim Mittagessen mit dem Stuhl um. Er lag auf dem Boden und zuckte. Damals wusste ich noch nicht was er hatte, erst später sollte ich erfahren, dass er Epilepsie hatte. Nach diesem Vorfall kam Ben nicht mehr zu uns in den Kindergarten, ich erfuhr von Chris, einem anderen Jungen im Kindergarten, dass er im Krankenhaus war und ich glaube seit diesem Vorfall. Ja seit diesem Vorfall wurde die Freundschaft zwischen mir und Anne so eng.

Bald darauf gingen wir in die Schule. Die Schule war sehr klein, es gab jeweils nur eine Klasse von den vier Grundschulstufen. Seit dieser Zeit trafen Anne und ich uns sehr oft. Mindestens ein Mal in der Woche. Die Zeit verging für uns beide immer viel zu schnell. Mit Anne wurde es einfach nie langweilig. Zusammen gingen wir in den Zirkus, ins Kino, Eis essen und alles mögliche andere. Doch diese Zeit endete plötzlich.

Das Ende nahm seine Anfang als ich in die fünfte Klasse kam. Nur ein weiteres Mädchen aus meiner Klasse ging in dieselbe Schule wie ich, Judy. Wir hatten uns in der Grundschule kennen gelernt und uns angefreundet. Leider konnten wir uns nicht nebeneinander setzen. Also setzten wir uns neben zwei fremde Mädchen. Zumindest glaubten wir das, dann das eine Mädchen, dass neben dem Judy saß, entpuppte sich als Junge mit Namen Oliver. Er war in dasselbe Dorf gezogen in dem Judy und ich wohnten. Das Mädchen neben mir hieß Marie und mit ihr sollte ich eine gute Freundschaft führen.

Als wir an diesem ersten Schultag, nach Schulschluss gemeinsam mit dem Bus heimfuhren, geschah es auf irgendeine mir unbekannte Art und Weise, dass Judy und ich uns mit Oliver anfreundeten. Er war lustig, aber wurde bei seinen Späßen nie gemein jemandem gegenüber. So geschah es, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit, einen Menschen sofort ins Herz schloss. Doch wem so viel Glück widerfuhr, auf dem wartete das Unglück bereits hinter der nächsten Ecke.

Ich hatte anfangs keine großen Probleme mit der Klasse oder den Lehrern. Ich war froh darüber, denn ich hatte so eine merkwürdige Vorahnung gehabt. Doch wie es aussah, schien diese sich nicht zu erfüllen. Das dachte ich zumindest anfangs.

Aber bald darauf begann die Tyrannei. Es begann dadurch, dass ich eine sportliche Nullnummer war. Damals wurde ich erstmals geärgert. Nicht schlimm. Nur die dummen Sprüche, die man dann halt zu hören bekam. Damals dachte ich nicht so weit, dass es sich immer mehr verschlimmern würde. Ganz im Gegenteil, ich fand sogar einige gute Freunde. Ich erinnere mich noch, wie ich mich in einem Fach ganz allein setzte. Da kam plötzlich ein Mädchen mit den einfachen Worten, "Ach, ich setz mich einfach mal hier hin. Darf ich doch, oder?", an. So etwas war mir unbekannt. Ich nickte nur etwas schüchtern. Danach fragte ich sie etwas aus. Ich erfuhr, dass sie Tamara hieß und aus dem Nachbarort kam. Wir freundeten uns schnell an, wurden mehr oder weniger unzertrennlich. Doch zu dieser Zeit verschlechterte sich auch die Beziehung zu Anne. Sie ging auf eine andere Schule. Fand dort viele neue Freunde. Wir sahen uns immer seltener. Wir hatten meist zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss. Unsere Treffen wurden immer seltener und irgendwann hörten sie ganz auf. Das könnte man wohl als Startschuss für all meine kommenden Probleme ansehen.

Es begann damit, dass sie, in jeder Pause mein Zeug wegnahmen oder mich beschimpften, bis ich weinte. In der Hinsicht waren sie nicht dumm. Sie taten das immer wenn sicher war, dass kein Lehrer kommen würde. Wie oft wünschte ich mir damals, dass mir jemand half. Doch die Lehrer schienen es nie zu bemerken.

Immer wenn der Schultag zu Ende war, machte ich mich so schnell wie möglich auf den Weg zum Bus. Nichts hielt mich unnötig lange in der Schule. Die Drohungen meiner Mitschüler machten mir Angst. Sie waren unberechenbar. Zu Hause angekommen, tat ich so, als wäre nichts. Erstens sollten sich meine Eltern keine unnötigen Sorgen um mich machen, zweitens sollten sie nicht eingreifen. Ich würde das schon irgendwie hinkriegen, mir musste niemand helfen. Wenn mir jemand half, würde die Lage doch nur noch schlimmer. Zumindest glaubte ich das. Nein, das zu sagen wäre wohl falsch. Ich wollte es glauben, ich wollte es glauben um nicht schwach zu sein, um nicht völlig zusammenzubrechen. Eigentlich flehte ich meine Mitmenschen innerlich um Hilfe an, hoffte sie würden mein Leiden sehen, hoffte sie würden mir helfen.

Zu dieser Zeit begann ich zu schreiben. Tausende Geschichten schwirrten in meinem Kopf umher. In diesen Geschichten wussten sich die Schwachen selbst zu helfen. Diese Personen hatten Charakter und den Mut ihre Meinung zu äußern, ohne Angst davor zu haben, etwas einstecken zu müssen. Sie waren so, wie ich sein wollte. Doch so konnte ich nur in meiner Fantasie sein. In Wirklichkeit war ich schwach und hilflos. Kein einziger würde sich für jemanden wie mich, für einen Streber einsetzen. Ja, Streber, noch so eine nette Bezeichnung für mich von meinen Klassenkameraden. Oft malte ich mir aus, sie genauso vor aller Welt zu demütigen, wenn ich erst mit meinen Geschichten reich geworden sei. Dann würde ich ein Buch über sie schreiben, darüber wie dumm sie waren, wie gewaltbereit, ohne zu wissen, was sie damit anrichteten. Die Menschen würden sie meiden. Diese Gedanken waren es, an denen ich mich fest hielt. Der Gedanke daran, sie irgendwann so zu demütigen, wie sie mich. Aber leider bekam ich meistens ein schlechtes Gewissen nach diesen Gedanken. Schließlich wusste ich, wie es ist in so einer Lage zu sein. Einer Lage die man nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht.

Die Tyrannei ging schon einige Wochen, als es dazu kam, dass ich fast jedes Wochenende Bauchschmerzen hatte. Vermutlich eine Überreaktion meiner Nerven. Meine Mutter war damals fast krank vor Sorge um mich, aber was sollte ich denn machen? Ihr die Wahrheit sagen, ihr sagen, dass ich fast täglich von meinen Klassenkameraden gemobbt wurde? Dass ich mir Hilfe wünschte, aber niemand half? Dass alle Welt zusah, wie mir mein Leben zur Hölle gemacht wurde? Nein, das brächte doch nur noch mehr Probleme.
 

Eines Tages, geschah es, dass die Angriffe härter wurden. Wie üblich saß ich stumm vor meinem Tisch und wartete darauf, dass der Unterricht begann. Nicht unbedingt, weil ich so wissbegierig war. Nein, um die Pause heil überstanden zu haben. Doch wieder begann das Unheil. Wie eine Schlinge die sich zusammenzog, ohne dass man die Chance hatte, sich aus ihr zu befreien, so umzingelten sie meinen Tisch. Wieder mal nahmen sie mir meine Sachen weg. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass jemand hinter mich ging. Dieser jemand trat mit voller Kraft gegen meine Stuhl, so dass ich nach vorn flog und die Tischkante in den Bauch gerammt bekam. Es tat schrecklich weh. Doch ich riss mich zusammen. Wenigstens einmal wollte ich keine Schwäche zeigen. Ihnen nicht das befriedigende Gefühl eines Sieges geben.

Danach ging es so weiter wie immer. Kein Lehrer hatte etwas davon bemerkt und natürlich merkte auch der Fachlehrernichts von den kurz zuvor geschehenen Vorfällen. In meinem Kopf dröhnte nur eine Frage: Warum? Warum sah niemand das Leid? Warum half mir keiner? Warum sah jeder vor dem Elend weg und half nicht? Warum, warum, warum? Keine Antwort. Wer konnte mir schon antworten, außer ich mir selbst. Schließlich waren wir noch nicht so weit entwickelt, um Gedanken lesen zu können. Mir war kalt, so schrecklich kalt. Es war die letzte Stunde gewesen und ich weiß nicht, über was wir überhaupt geredet haben. Wahrscheinlich wieder über die ethische Norm. So ein Schwachsinn! Als wenn sich auch nur einer daran halten würde. Von wegen, wir sollen die Meinungen der anderen achten und sie so akzeptieren wie sie sind. Unsere Klasse war das beste Beispiel dafür, dass dies nicht in die Tat umzusetzen war.
 

Dann geschah es. Ich war gerade nach Hause gekommen und wollte mir etwas zu Essen machen, da kamen mir die Beleidigungen meiner Mitschüler in Erinnerung. "Fette Sau" das war einer der Ausdrücke, die sie mir an den Kopf geworfen hatten. Ich hatte ein Messer in der Hand und betrachtete es. Vor kurzem hatte ich im Fernsehen eine Dokumentation über Menschen gesehen, die sich aus ihrer Not heraus ritzten. Wie konnten Menschen nur so etwas tun? Wie konnte man sich freiwillig Schmerzen zufügen? Fühlten sie sich danach wirklich so viel besser? Fragen über Fragen stellten sich mir. Aber keiner antwortete mir. Wie auch, meine Gedanken kannte keiner, meine Notlage nur meine Mitschüler.

Erneut betrachtete ich eindringlich das Messer. Zum ersten Mal in meinem Leben fiel mir auf, wie leicht es doch war Leben zu zerstören. Der Mensch tötete, um Nahrung zu gewinnen, um sich unnötiger Weise mit Fellen von vom aussterben bedrohten Tieren zu schmücken oder einfach nur aus Spaß. Doch selbst der Mensch, der sich selbst für das höchst entwickelte Wesen der Evolution hielt, war einfach zu töten. Für dieses Vorgehen gab es verschiedene Vorgänge, ein gezielter Schnitt durch die Kehle oder das Rammen eines spitzen Gegenstandes in Herz oder Bauch. Es war so simpel, auch durch ein zu starkes Beruhigungsmittel, war es leicht jemanden umzubringen. Doch die Strafe dafür war furchtbar. Gefängnis lebenslänglich war bei uns wohl die schlimmste Strafe, doch in einigen Ländern gibt es Todesstrafen. Wie schlimm musste es wohl den Angehörigen und dem Mörder selbst dabei gehen? Doch manchmal nahm ein Mensch sich auch selbst das Leben, weil er Probleme hatte, irgendwelche. Entweder hatte er keinen Job oder wurde gerade gefeuert, vielleicht hatte er sich auch scheiden lassen und wusste nicht mehr weiter oder ein wichtiger Angehöriger war gestorben. Dabei war es so dumm von ihnen. Keiner bekam ein zweites Leben, zumindest nicht bewusst. Auch wenn man immer wieder von Leuten berichtet, die sich an ein "früheres" Leben erinnerten. Keiner weiß was danach kommt, nach dem Tod. Deshalb fürchtet auch jeder Mensch den Tod, deshalb reden einige Religionen von einem ewigen Paradies, wo kein Leid mehr geschieht oder von einer Wiedergeburt als höheres oder niedrigeres Lebewesen. Doch niemand konnte eine Garantie darauf geben. Und doch starben jedes Jahr so viele Menschen, an Krankheiten, am Alter, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Da offenbarte mir sich eine Frage, eine dieser "Was wäre wenn..." Fragen. Genau! Was wäre, wenn ich nie geboren wäre? Was wäre, wenn ich als irgendjemand anderes geboren wäre? Was wäre, wenn ich jetzt einfach Schluss machen würde? Würden meine Eltern mich vermissen? Bestimmt! Wie es sich wohl anfühlte, wenn man seinen eigenen Tod herbeiführte? Probeweise hielt ich das Messer an meine Pulsader. Wie das Messer glänzte. Es würde bestimmt ziemlich viel schmutzig werden, wenn ich zuschnitt. Mir wurde bewusst über was ich da nachdachte. Ich dachte darüber nach Schluss zu machen, mich selbst zu töten! Schnell legte ich das Messer wieder an seinen Platz zurück. Waren meine Probleme tatsächlich schon so schlimm, dass das Leben für mich keinen Sinn mehr machte?

Verwirrt ging ich in mein Zimmer. Mit meinen Zeichenutensilien setzte ich mich an den Schreibtisch. Ich öffnete mein Fenster. Es war einer dieser letzten warmen Sommertage, kurz vor Einbruch des Herbstes. Ich begann zu zeichnen. Seit langer Zeit versuchte ich mich wieder an einem Meerschweinchen. Wir hatten mal eines gehabt, dass ich abgezeichnet hatte. Es war letztes Jahr gestorben. Konzentriert versuchte ich es zu zeichnen, doch es gelang mir nicht. Es wollte mir einfach nicht gelingen. Warum ging es denn auf einmal nicht mehr? Ich hatte es doch früher auch gekonnt. Ich würde nervös, so schrecklich nervös. Dazu bekam ich Kopfschmerzen. Es war o schlimm. All meine Wut sprudelte in mir, es war, als würde ein seit Jahren für erloschen gehaltener Vulkan wieder ausbrechen. Ich umschlang meinen Körper und begann meine Fingernägel in meine Oberarme zu drücken. Es tat weh, doch irgendwie beruhigte mich dieses Gefühl. Danach legte ich eine CD ein und träumte vor mich hin. Wieder begann ich zu zeichnen. Wie üblich irgendein Tier. Ich weiß nicht mehr was es war. Ich glaube irgendein Stofftier, das ich abzeichnete. Stundenlang saß ich an diesem Bild, ich war so vertieft, dass ich gar nicht merkte, das die CD schon lang nicht mehr lief. Als ich mit meinem Werk fertig war, war es still in meinem Zimmer. Wie lang hatte ich wohl an dem Bild gesessen? Ich hatte keine Ahnung. Aber es musste wohlziemlich lang gewesen sein, den draußen dämmerte es bereits. In der Beziehung war ich recht fanatisch. Wenn ich etwas zeichnete oder an einer Geschichte schrieb, konnte ich das stundenlang tun ohne ein Gefühl des Hungers oder der Müdigkeit. Meistens war ich überrascht, wenn mich meine Mutter dann zum Essen holte.

Die Nächte waren es meistens, die mich am meisten nachdenken ließen. Ich hatte Angst vor dem nächsten Tag. Diese Angst ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Oft weinte ich mich in den Schlaf, weinte aus Angst und Hilflosigkeit. Meine Ohren waren immer darauf bedacht das kleinste Geräusch wahrzunehmen, was von außerhalb kam. Meine Eltern sollten mich nicht weinend vorfinden, denn dann hätten sie wissen wollen, was los wäre. Zu dieser Zeit wurde mir schmerzlich bewusst, dass mir eine richtige Freundin fehlte. Wie lang war es her, dass ich mich nicht mehr mit Anne getroffen hatte? Einen Monat, zwei? Ich wusste es nicht. Auf alle Fälle war es lange her. Mehr als je zuvor wünschte ich mir, mich mit ihr treffen zu können. Ihr von meinen Problemen erzählen und mich von ihr trösten lassen zu können. Doch mir wurde bewusst, dass es so was nie mehr geben würde. Unsere Freundschaft wie sie einmal war, war nicht mehr vorhanden. Wir grüßten uns ja nicht mal mehr. Warum musste es nur so weit kommen? Warum hatte ich mich nicht auch für das Gymnasium entschieden? Warum? Warum? Warum? Meist waren es diese Fragen, die mich vor dem Einschlafen beschäftigten. Fragen die meine Nerven völlig zerstörten.
 

Wie üblich fuhr mich meine Mutter zur Schule. Mir wurde schlecht, als ich ausstieg. Es war Donnerstag. Einer der zwei schlimmsten Tage der Woche. Gleich zu setzen mit Freitag. An diesen beiden Tagen, war das Mobbing besonders schlimm. Wir hatten dann immer in einen Raum Unterricht, den ein Lehrer so gut wie nie in der Pause beaufsichtigte. Eine Tatsache die mir zum Verhängnis wurde. Je näher wir dem Unterricht kamen, umso schlechter wurde mir. Das Fach an sich mochte ich, auch die Lehrerin, die uns darin unterrichtete. Doch die Pausen davor waren meistens die Hölle für mich. Wieder einmal begann das Spektakel. Jedes mal lief es gleich ab, als wäre es eine Art Ritual. Wie üblich gingen einige meiner Mitschüler raus. Dann begann die Tyrannei. Was würden sie jetzt wohl wieder machen? Was war denn mit meinen ach so tollen Freunden? Wo waren sie, wenn ich Hilfe brauchte? Von wegen, man solle sich stark für andere machen. Wer hielt sich schon daran? Niemand! Niemand tat etwas dagegen, aus Angst. Angst, selbst in diese Lage zu kommen. Angst, vollkommen isoliert zu werden. Wieder einmal fingen sie an mich zu beschimpfen. Die genauen Ausdrücke will ich nicht nennen. Aber die Ausdrücke gaben mir das Gefühl, nichts wert zu sein, alles falsch zu machen. Wäre ich so gewesen, wie die Helden meiner Geschichten, ich hätte es wohl nicht so ernst genommen und mir ihren Respekt verschafft. Aber das waren nun einmal nur Hirngespinste. Ich war ängstlich, ängstlich und schwach. Ich würde die Tyrannei weiter über mich ergehen lassen müssen. Irgendwann würden sie schon damit aufhören. Auch sie würden irgendwann begreifen müssen, dass es ihnen nichts brachte, andere zu piesacken. Ich würde das schon aushalten, schließlich konnte es nicht schlimmer werden.

Endlich! Endlich ertönte die Pausenglocke, ich war gerettet! Wieder einmal hatte ich es überstanden. Wieder einmal, hatte ich es irgendwie geschafft ohne Schrammen davon zu kommen. Ja genau, ohne Schrammen. Nie würde ich verprügelt. Doch trotzdem war ich gebrochen. Zwar waren all meine Knochen heil, doch in meiner Seele klaffte eine tiefe Wunde. Eine Wunde, die lange brauchen würde, um zu verheilen, wenn sie es je schaffte zu verheilen.

Befreit ging ich von der Schule nach Hause. Mit den Gedanken, wieder einen Tag der Tyrannei überstanden zu haben und nur noch einen Tag in die Schule kommen zu müssen, um dann wenigstens zwei Tage in Frieden leben zu können.

Zu Hause mied ich es nun, mit Messern in Berührung zu kommen, wenn ich allein war. Zwar hatte ich riesige Angst vor dem Tod, aber viele Leute begehen Selbstmord aus einer Kurzschlussreaktion heraus. Das wollte ich nicht riskieren. Mein restlicher Tag verlief wie gewöhnlich. Ich machte meine Hausaufgaben und kam nachts nicht zur Ruhe aus Angst vor nächsten Tag.
 

Am Freitag ahnte ich nicht, was da auf mich zukommen sollte. Alle Pausen über ließen mich meine Peiniger in Ruhe. Ich war nicht mehr so naiv, dass ich daran glaubte sie hätten begriffen, dass ständiges Mobbing nichts bringt. Nein, ich ahnte, dass es die Ruhe vor dem Sturm sein sollte und der Sturm sollte wie üblich dann aufkommen, wenn kein Lehrer uns beaufsichtigen würde.

Wie so oft mit meinen Vermutungen, sollte ich Recht behalten. Das alte Ritual begann von neuen. Wieder Beleidigungen. Doch diesmal war ihnen das nicht genug. Sie nahmen meinen Ranzen und schütteten ihn aus. Vollkommen fertig mit den Nerven begann ich zu weinen. Warum musste diese Welt nur so ungerecht sein? Warum half mir keiner? Warum verschloss jeder die Augen vor den Tatsachen? Doch plötzlich endete der Sturm. Er endete so plötzlich, wie er vor Wochen, nein, Monaten begonnen hatte.

In der Tür stand unsere Fachlehrerin. Tatsächlich hatte jemand den Mut aufgebracht, einen Lehrer zu informieren. Jemand hatte mir geholfen. Nach all dieser Zeit hatte mir jemand geholfen. Die Tyrannei hatte ein Ende gefunden! Es war vorbei!

Ich erinnere mich noch, wie die Lehrerin das Problem löste. Sie sagte erstmal, dass diejenigen aufstehen sollten, die mitgemacht hatten. Doch die, die mir wirklich das Leben versaut hatten standen nicht auf, es waren nur wenige die überhaupt aufstanden und das auch nur, wegen eines dummen Spruches. Dann wurde ich gefragt, wer mitgemacht hatte. Ich nannte die Namen einiger Mitschüler, nicht ganz ohne eine gewisse Furcht. Die Sache wurde geklärt und befreiter, als je zuvor in meinem Leben, ging ich nach Hause.
 

Und trotzdem, die Angst steckte noch tief in mir. Aber meine Bauchschmerzen, die mich so oft am Wochenende geplagt hatten vergingen, der Gang zur Schule wurde wieder zur lästigen Realität, aber ich wusste, dass mir nichts passieren konnte.
 

So, ich hoffe es hat euch gefallen. Würd mich sehr über n Kommi freun.

Ciao Steinbock^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Wooyoungie
2006-09-16T09:54:25+00:00 16.09.2006 11:54
Wow..
Das ist echt hart!
Ich selbst war mal ein Opfer von Mobbing,aber nicht von so einem extremen,wie in deiner Geschichte.
Ich mag diese Geschichte wirklich,weil sie sehr nah am Leben geschrieben wurde...
*seufz*

xxx
deine Tantei-chan
Von:  Yurippe
2006-07-21T02:38:47+00:00 21.07.2006 04:38
Oh mein Gott. Ich kenne zwar Mobbing aus der Grundschule und der Sek. 1, aber so extrem war es bei mir nie. Ich hoffe, du hast dich bei dem Menschen bedankt, der die Lehrerin informiert hat, denn dieser koennte dein Freund werden. Bei mir hat das nie einer gemacht... Aber ich bin auch irgendwann von alleine stark geworden. Zwar verletzt es mich immer noch, wenn sie mich fette Sau nennen, aber ich kenne meine Staerken und bin lieber ein fetter, aber guter Mensch, als duenn und ein Arsch. Ich hoffe, du lernst etwas von deinen Figuren (uch schreibe auch)!
Von:  Yamini_Zouren
2006-01-06T00:45:13+00:00 06.01.2006 01:45
hi,
ist echt schön geworden.
X3
Mach nur weiter so.
hm...
ich denk, ich mach n Link zu dem FF auf meinen Stecki
*smile*
Deine FFs machen süchtig
>.<
oki, bai bai
dein woelfchen
*knuddl*
( noch 4 und ich hab endlich alle deien FFs gelesen...
X3
*freu*
...ok, bald werdens 5 sein,a ber bis dahin hab ich sicher schon wiede rwelche von dir gelesen ~.^)
Von:  Yamini_Zouren
2006-01-06T00:39:58+00:00 06.01.2006 01:39
hi,
ist echt schön geworden.
X3
Mach nur weiter so.
hm...
ich denk, ich mach n Link zu dem FF auf meinen Stecki
*smile*
Deine FFs machen süchtig
>.<
oki, bai bai
dein woelfchen
*knuddl*
( noch 4 und ich hab endlich alle deien FFs gelesen...
X3
*freu*
...ok, bald werdens 5 sein,a ber bis dahin hab ich sicher schon wiede rwelche von dir gelesen ~.^)
Von:  Himitsu-chan
2005-12-11T11:24:16+00:00 11.12.2005 12:24
hi ich bins wieder ^^
das war ja echt ...also ich muss sagen das ich so was noch nie erlebt habe.ok ich gebe zu i der 4.klasse hatte ich auch ein bissel prbleme aber weiste was ich gemacht habe ??mir hats gereicht und es ging mit mir durch da habe ich meine hand ausgeholt und demjenigen voll eine ohrfeige verpasst....und stell dir vor seit dem hat das arschloch auch nicht mehr ein pieps von sich gegeben wenn ich da wahr ....gut es war ja nur einer aber du hättest doch zum beispiel raus aus dem klassenzimmer gehen können oder warum haste dich nicht jemanden hingesetzt ,du hättest auch mit anderen rausgehen können ....

das wollte ich nur sagen ...und ja ich weiß was du durchgemacht hasst
Von:  Himitsu-chan
2005-12-11T10:02:37+00:00 11.12.2005 11:02
hi ^^ich dachte mal ich lese deine story
also:in gewisser weise sind wir gleich obwohl eigentlich sind wir total gleich,auch ich bin steinbock bin gut in der schule und ich verfolge immer aufmerksam den unterricht und auch ich brauche ein bisschen länger um freundschaften zuschließen aber wir haben einen unterschied...wenn ich erhrlich bin werde ich eigentlich gar nicht gemoppt(hab ich das richtig geschrieben ?????XD)ich lese mir jetzt mal den 2teil durch...vieleicht kann ich dir ja helfen

ps.glaub mir ich bin auch nicht gerade Heidi Klum XDDDD
Von:  Tedds
2005-07-10T13:33:09+00:00 10.07.2005 15:33
Wow...ziemlich dramatisch...
Aber du kannst einfach unheimlich gut schreiben, dass muss ich einfach wieder sagen.
So detailliert....
Hdl Mia


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