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Vesperi Hora

reita x aoi [gazette] || uploaded epilogue [december, 01st]
von

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Chapter One: Novus

Der Titel heißt übersetzt "neu".
 

•••

"...bin mal gespannt, wie der neue Chef ist." Die weibliche, zierliche Stimme war das einzige, was die Straße ein wenig Leben einhauchte. Es waren kaum Menschen auf den Straßen zu sehen und wenn, dann nur, um in ein Café zu verschwinden oder in den nächsten Hauseingang.

"Vielleicht ist er ja ganz nett.", erklang die ein wenig tiefere, männliche Stimme neben der brünetten Frau. Es ist in diesem Jahr bereits der dritte Chef, der ihnen vorgesetzt wurde, und bisher hat keiner auch nur ansatzweise den Job geschafft. Jeder der Angestellten sah dem ganzen schon mit einem gewissen Groll entgegen. Wie lange würde es diesmal dauern, bis die Firma kurz vor dem Bankrott stand?

"Du klingst ja sehr begeistert." Ein kleines Grinsen stahl sich auf die Züge der Frau. Es stimmt. Ihr schwarzhaarige Begleiter versuchte gar nicht erst den desinteressierten Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. "Bis Montag, Aoi-kun." Eine zum Gruß gehobene Hand und eines seines typischen Lächeln reichte aus, seiner Begleiterin noch einen schönen Abend zu wünschen.

Auch, wenn es dunkel war, sah die sich entfernende Person trotzdem das Lächeln. "Du solltest öfters lächeln.", rief sie ihrem Kollegen noch zu, ehe sie sich ganz ihrem Abgang widmete. Wieder zierte ein Lächeln die Züge des Schwarzhaarigen. Seine Gesichtszüge ähnelten den einer Puppe, wirkten trotzdem lebensecht und wunderschön. Seine längeren schwarzen Haare hatte er lässig über die Schulter hängen und, wenn es das Ereignis zuließ, hatte er rote oder weiße Strähnen in den Haaren. Seine Augen, die dunklen Perlen glichen beobachteten sorgsam, sprachen außerdem eine andere Sprache als seine Stimmbänder. Allgemein konnte Aoi ziemlich feminin wirken, wenn er es wollte.

Er sah ihr noch hinterher, bis die Dunkelheit sie langsam aufnahm und auf sicherem Wege nach Hause bringen würde, jedenfalls hoffte er das. Er selbst verfiel wieder seiner Träumerei und schlenderte auf der Straße entlang. Er kannte den Weg, ohne auf die Straße zu gucken und seine Füße trugen ihn fast schon von selbst. Erst ein sich näherndes Geräusch, einem herantrabendem Pferd gleich, riss ihn aus seinen Gedanken.

Als die Gleise, die unter dem Zug erschüttert wurden, sich beruhigt hatten und Aoi die Schlusslichter des Zuges auf der anderen Seite der Brücke - auf welcher er stand - wahrnahm, gelangte er zurück in die Realität. Er hielt seinen Blick noch lange auf die Dunkelheit gerichtet, in der der Zug verschwunden war, wandte seinen Blick aber dann doch wieder den Gleisen zu, die unter ihm wie gerade Linien gezogen waren.

Kein Licht erhellte diese Schienen, bloß das abgeschwächte Laternenlicht der Straßen ließ die Schienen ein wenig funkeln, wenn es der Stahl schaffte, durch den Dreck, der auf ihnen lag, zu leuchten.

Dann erfüllte ein leises Seufzen die Umgebung des Schönlings. Er lehnte sich an die Brüstung, stütze sein Kinn auf seinem angewinkeltem Arm ab und schaute wieder in die Dunkelheit. Vollkommen in einer Traumwelt versunken, bemerkte er nicht einmal, wie seine Einsamkeit gestört wurde. "So spät noch unterwegs?" Es dauerte einige Zeit bis die männliche Stimme zu ihm durchsickerte. Als Aoi registrierte, dass er nicht mehr alleine war, drehte er sich zu dem Fremdling um. Dieser hatte seinen Blick ebenfalls auf den Fixpunkt gerichtet, den Aoi eben anvisiert hatte. Sein Gesicht lag im Dunkeln.

Erst dann fiel dem Schönling ein, dass er noch gar nicht auf die Frage des Fremden geantwortet hatte. "Mhm. Ja. Manchmal.", waren seine kurzen Antworten. "Hast du denn keine Angst?" - "Angst, wovor?", entgegnete Aoi. Wieder lehnte er sich an das Geländer und stand so da, wie er es vor wenigen Minuten noch getan hatte.

"Das Männer vorbei kommen.. und dich anmachen." Aoi musste Grinsen. Mit einem gekonnten Seitenblick schaute er zu dem Unbekannten. "So wie du es gerade tust?" Der andere hob beschwichtigend die Hände. "Ich meine nur, dass Frauen beschützt werden müssen." Ein leises Lachen von Seitens des Schwarzhaarigen. Selten war seine Unterhaltung so amüsant. "Seh' ich etwa aus wie eine Frau?" "Na ja..", begann der Andere und lehnte sich, am Geländer festhaltend, zurück, "'n knackigen Hintern hast du jedenfalls." Man spürte förmlich das Grinsen, das von dem Blondhaarigen - soviel konnte Aoi bisher erkennen - ausging, sein Gesicht lag allerdings noch immer im Dunklen.

Der Schwarzhaarige fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg und einen leichten rosa Schimmer auf seinen Wangen zurückließ. Er räusperte sich kurz und schaute dann wieder in die Dunkelheit. "Trotzdem kann ich ganz gut auf mich alleine aufpassen." Es war mehr ein schüchternes Wispern. "Trotzdem könnte jemand vorbei kommen und dich für eine Frau halten, so wie ich es eben getan habe." Wie schaffte es der Blonde die Worte von Aoi so zu recht zu legen, dass sie auf einmal gegen ihn sprachen?

Langsam legte sich seine Verlegenheit wieder. Leider kehrte auch die Stille zwischen den Beiden ein. Der blonde Fremde, der sich mittlerweile mit dem Rücken an das Geländer gelehnt hatte, schaute immer wieder zu Aoi. Aoi hingegen versuchte durch versteckte Seitenblicke ein wenig seines Gesichts zu erhaschen.

Doch das, was er sah war seine Stirn, eine kleine Licht Reflektion in seinem Auge und ein breites Tuch, was der Fremde um seine Nase gespannt hatte. Seine blonden Haare hatte er in einen Seitenscheitel gekämmt, sein zweites Auge wurde von diesen verdeckt. Man sah allem in allem recht wenig von dem Gesicht des Größeren. Seine Figur glich die eines jeden Mannes, jedenfalls das, was man sehen konnte, vermittelte einem diesen Eindruck. Groß, schlank, gut gebaut.

Noch immer regierte Schweigen die Umgebung, bis dieses gebrochen wurde. "Was machst du hier um diese Zeit?" - "Eigentlich war ich auf dem Weg nach Hause, bis ich hier stehen geblieben bin. Ja. Und dann kamst du dazu. Das gleiche könnte ich dich fragen?" Der Angesprochene nickte kurz, um ein kleines Lebenszeichen von sich zu geben, verfiel dann aber dem Schweigen. Aoi wagte sich nicht, seine Frage noch mal zu wiederholen und so standen sie wieder da, umhüllt von Schweigen, bis...

"Warum lachst du auf einmal?" Irritiert davon, dass sein Gesprächspartner angefangen hat zu lachen, suchte der Schwarzhaarige den Blick des Anderen. "Du bist eigenartig.", brachte der Lachende hervor. "Wie darf ich das verstehen?" Noch mehr Verwirrtheit. "Andere Leute hätten mich wahrscheinlich stehen gelassen und wären gegangen. Doch du bleibst hier.. warum?" Das Lachen legte sich und kurze Zeit sagte niemand was, bis Aoi zu einer Antwort ansetze.

"Selten so eine Unterhaltung gehabt, die schon fast amüsant ist." Dieses Mal folgte ein verwirrter Blick seines blonden Gesprächpartners, eher Aoi sich ein Lachen verkneifen musste. "Nani?!" - "Na ja, wie du sagtest: andere hätten dich bereits stehen gelassen, aber irgendwie bist du amüsant." Ein kleines Grinsen zierte die Züge des Fremden. "Ich fasse das ganze mal als ein Kompliment auf." Aoi nickte nur bestätigend, grinste ebenfalls.

"Na gut, ich werd' dann mal weiter.", bemerkte der größere Unbekannte ein wenig leise. Aoi drehte sich seinem Gesprächspartner wieder zu. Ein Bedauern blitzte in seinen Augen auf, als sich der Andere ein paar Schritte entfernte. Genau wie es vorher Aoi getan hatte, hob der Unbekannte die Hand, formte seine Finger zu einem Peace und entfernte sich rückwärts von dem Schwarzhaarigen. "Bis zum nächsten Mal, Aoi-kun!"

//..woher?//

"Hey!", rief Aoi. Der Fremde hielt an. "Woher kennst du meinen Namen?" Ein leises Lachen. "Die Frau von vorhin hat dich auch so genannt." Ein letztes Grinsen war zu sehen, ehe sich der Fremdling umdrehte und sich immer weiter entfernte. So wie Aoi's Kollegin vorher, wurde auch er von der Dunkelheit aufgenommen und fort getragen.

//Bis zum nächsten Mal..//
 

•••
 

Nur das leise Drehen im Türschloss kündigte sein Kommen an. Langsam wurde die Tür aufgedrückt und eine Hand taste an der Wand entlang nach einem Lichtschalter. Als die zarten Finger gegen das Plastik stießen, betätigten sie den Schalter und der Flur erstrahlte in hellem Licht. Abermals leise wurde die Tür wieder geschlossen. Der Schwarzhaarige hatte es sich mittlerweile angewöhnt, leise zu sein, wenn er nach Hause kam.

Nachdem er sich auch seinen Schuhen und seiner Jacke entledigt hatte, ging er langsamen Schrittes in sein Wohnzimmer und ließ auch dort den Raum von Licht fluten.

Nachdem er sich - eine halbe Stunde später - mit seinem Tee, um sich von der Kälte zu erholen, auf das Sofa setzte, machte sich wieder der Unbekannte in ihm breit. Wie konnte er von einer Person, von der er weder den Namen wusste, noch wie alt sie war oder woher sie kam, so fasziniert sein? Wer war der Fremde? Und vor allem.. wie lange hatte er da gestanden?

Ein leises Seufzen entkam dem Schönling. Mit einem gekonnten Griff neben die Sofalehne angelte er sich den Telefonhörer, klemmte ihn zwischen Ohr und Schulter und wählte mit einem Finger eine Nummer.

"Ruki desu.", erklang aus der Leitung. "Aoi desu.", ging es zurück. "Ah, Aoi. Was verschafft mir die Ehre?" - "Meine Gedanken..", kam die verträumte Antwort zurück. "Wer spukt diesmal drinnen rum?" Ein fast schon dreister Unterton machte sich in der Stimme von Ruki bemerkbar. "Ich kenn seinen Namen nicht. Ich hab ihn auf der Eisenbahnbrücke kennen gelernt. Gar nicht weit von mir, weißt du? Und er hat mich irgendwie - beeindruckt."

"Du kennst seinen Namen nicht - sehr schlecht. Weißt du sonst irgendwas von ihm? Wo er wohnt? Woher er ko-?" - "Ruki~h.", ertönte der flehende Ton von Aoi. "Wenn ich irgendetwas wüsste, glaubst du dann, ich würde dich anrufen, geschweige denn hier sitzen?" Kurz herrschte Stille.

"Klingt einleuchtend." - "Mehr hast du nicht zu sagen?" Dieses Mal ein leicht enttäuschter Unterton. "Du weißt selbst, wie dumm es war, nicht nach seinem Namen zu fragen, oder?" Aoi nickte für sich selbst, obwohl er genau wusste, dass Ruki es nicht sehen würde. "Aber er weiß meinen Namen.", kam dann die stolze Antwort zurück. Vielleicht würde der Fremde ja ihn finden?

"Das klingt doch schon besser." Ruki lächelte ein wenig. Der Unbekannte musste es seinem Freund scheinbar ziemlich angetan haben. "Vielleicht triffst du ihn ja schon bald auf der Brücke wieder." Hoffnung machte sich nun in dem Schwarzhaarigen breit. "Ja, vielleicht. Arigatou Ruki. Ich muss morgen früh raus. Lass mal was von dir hören." Der Andere versprach, dass er das tun würde. Beide verabschiedeten sich voneinander und legten dann, fast zeitgleich, die Gabel auf den Hörer.

Lächelnd seufzte er, eher er den letzten Schluck von seinem Tee aus der Tasse nahm. Ein letzter Blick aus dem Fenster. Und schon im nächsten Moment klatschte er sich mit der Hand gegen die Stirn. Hatte er jetzt ernsthaft gehofft, der Fremde würde vor seinem Fenster auf und ab laufen, und nur darauf warten, bemerkt zu werden? Wie naiv er manchmal doch war.

Schleppend schlürfte er in die Richtung seines Schlafzimmers, verschwand für kurze Zeit im Bad, um dann, fertig umgezogen, in sein Bett schlüpfen zu können. Seinen Blick starr an die Decke gerichtet, versank Aoi wieder in seinen Gedanken. Langsam übermannte ihn dann doch der Schlaf und er reiste langsam, mit den Gedanken bei dem Unbekannten, in das Land der Träume.

//Bis zum nächsten Mal..//
 

•••
 

to be continued..

Chapter Two: Dominus Memoriae

Der Titel heißt ungefähr "Herr über die Gedanken" oder "Herr der Gedanken".
 

•.•.•
 

- Beep - Beep - Beep - Beep -

In regelmäßigen Abständen erfüllte das schrille Klingeln des Weckers das Zimmer. Doch mit einem Mal verstummte das nervende Geräusch. "Ist ja gut.. ich steh ja auf.", säuselte der, durch das schrille Klingeln, Geweckte und schlug geräuschvoll seine Decke zurück. Träge und noch vollkommen müde, stellte er seine Beine vor dem Bett auf den Boden und stand langsam auf.

Mit ein paar Griffen in den Schrank angelte er sich einige Klamotten und verschwand daraufhin im Bad. Wie fast jeden Morgen vollzog er die Prozedur des Waschens noch im Halbschlaf. Als er dann vollkommen fertig wieder in seinem Schlafzimmer stand, wagte er es erst einmal die Vorhänge vor den Fenstern zu öffnen. Die Stadt war noch vollkommen dunkel, nur ein etwas erhellter Himmel kündigte den baldigen Aufgang der Sonne an. Vereinzelt brannten Lichter, ansonsten schien noch die halbe Stadt zu schlafen.

"Haben die's gut.", seufzte Aoi und wandte seinem Blick von der, noch schlummernden, Stadt ab. In seiner Küche angekommen gönnte er sich einen Kaffee, ehe sein Blick wieder aus dem Fenster floh. Seufzend suchte er sich allerdings einen anderen Fixpunkt. Es kann doch nicht sein, dass der Fremde schon wieder Herr über seine Gedanken wurde.
 

•.•.•
 

Langsam, einen Fuß vor dem anderen setzend, schlürfte Aoi die Straßen entlang. Dabei blieb es ihm nicht erspart, über die Brücke zu laufen. Und bei den Gedanken an den gestrigen Abend musste er wieder lächeln. Der Fremde war wirklich auf eine Art amüsant, allerdings war es gar nicht die Art des Schwarzhaarigen sich mit einem Wildfremden zu unterhalten.

Für einen kleinen Moment wollte Aoi auf der Brücke stehen bleiben und den Moment genießen. Als er sich dann aber, nach wenigen Minuten, dazu entschloss, weiter zu gehen, traute er seinen Augen nicht. Sein Blick schnellte hinüber zur nächsten Straßenseite und da stand...

Niemand.

Hatten ihn seine Augen nur getäuscht? Oder war das ein Wunschdenken, dem Fremden auch bei Tageslicht zu begegnen? Aoi ließ seinen Blick noch einmal von links nach rechts wandern, doch auf der Straße war niemand zu sehen, der dem Unbekannten auch nur ansatzweise ähnlich sah. Wieder entfuhr ein Seufzen seinem Mund. Dann ging er schlussendlich doch weiter.
 

•.•.•
 

"Aoi-kun!", erklang wieder die bekannte Stimme vom gestrigen Abend. "Tomoe-san.", lächelte der Schwarzhaarige seine Arbeitskollegin an. "Gut nach hause ge-." Gerade wollte er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen, als sie auch schon seine Hand schnappte und ihn hinter sich her zog. "Der neue Chef ist schon da.", war die einzige Begründung für die nicht zu Ende geführte Begrüßung. Aoi verstand sofort und ließ sich ohne weiteren Widerstand seinerseits ziehen.

In ihrem Stockwerk angekommen, löste Tomoe den Griff um den Arm ihres Kollegen. "Er ist in seinem Büro." Ein leicht irritierter Blick von Aoi. "Soll ich da jetzt reinspazieren oder was?" - "Wäre doch mal ein Anfang.", entgegnete Tomoe zynisch und gab dem größeren Schwarzhaarigen einen kleinen Schubs, sodass er direkt in das offen stehende Büro des neuen Chefs stolperte. "Ähm. Hi.", sagte Aoi verlegen und hob seine Hand kurz zum Gruß, nachdem sich der Andere zur Tür gewandt hatte.

"Hi. Du musst Aoi sein?" Ein Lächeln ruhte auf den Lippen des Vorgesetzten. Seine blonden Haare hatten sich kunstvoll um sein Gesicht gelegt und seine dunkelbraunen Augen hafteten an dem Schwarzhaarigen. Er war wohl kaum größer als Aoi selbst und unbedingt älter schätzte er ihn auch nicht. Was ihm aber sofort auffiel...

Er hatte Ähnlichkeiten mit dem Fremden.

Innerlich hätte Aoi sich schon wieder selbst hauen können. Genau wie am Vorabend hatte er die Frage anfangs ignoriert, um seinen Gegenüber zu mustern. "Ja genau. Ich bin Aoi." Zu mehr vermochte er gerade nicht. Der Andere streckte ihm die Hand entgegen. "Nett dich kennen zu lernen. Mein Name ist Reita." Aoi nahm den Handschlag an, schüttelte diese kurz und setzte eines seiner Lächeln auf. Der neue Chef war außergewöhnlich nett, im Vergleich zu den anderen zwei. Schon das zweite Mal an diesem Tag versank Aoi in Gedanken.

Reita, der dies wohl mitbekommen hatte, ging ein wenig in die Knie, um direkt in Aoi's Augen zu gucken. Erst, als der Blonde mit der zweiten Hand vor den Augen des Schwarzhaarigen wedelte, kehrte dieser in die Realität zurück. "Du kannst meine Hand ruhig loslassen, die rennt dir dann schon nicht davon." Schlagartig ließ Aoi die Hand seines Gegenübers sinken und verabschiedete sich schnell, bevor Reita mitbekam, dass er ein wenig Rot wurde.

Ein kleines Grinsen legte sich auf die Lippen von Reita.

//Sogar bei Tageslicht ist er niedlich..//
 

•.•.•
 

Seufzend ließ er sich in seinen Schreibtischstuhl sinken und legte seinen Kopf in den Nacken.

//Das war ja wohl mehr als peinlich.. Tomoe, ich-bring-dich-um!//

Nach einem kurzen Moment, der der Entspannung diente, setzte er sich richtig in den Stuhl und wollte anfangen zu arbeiten, ehe seine Ruhe gestört wurde. Ohne aufzusehen, wusste er sofort, wer in der Tür stand.

"Was gibt's, Tomoe?" Nun schaute Aoi auf. Sein Verdacht hatte sich bestätigt, Tomoe stand im Türrahmen. "Wie war's?", fragte sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Peinlich. Und wenn du das noch mal machst, dann bist du einen Kopf kürzer." Das Grinsen auf den Zügen des Älteren verriet, dass seine letzte Aussage mit einer Prise Sarkasmus verpackt war.

"Sieht er nicht gut aus?" - "Mhm. Nicht schlecht.", gab Aoi von sich, konzentrierte sich aber schon wieder halb auf die Geschehnisse, die auf seinem Bildschirm abliefen. "Darf ich jetzt arbeiten?" Eine gehobene Augenbraue und ein dazugehöriges Grinsen, entlockten Tomoe ein kleines Lachen, ehe sie die Tür von außen zu machte. Ein weiteres Seufzen. Doch dann wurde sich voll und ganz der Arbeit gewidmet.
 

•.•.•
 

"Was ist da vorhin eigentlich gewesen, im Zimmer des Chefs?" Diese neugierige Miene kam jedem nur allzu bekannt vor. Tomoe liebte es, ihr unschuldiges Grinsen aufzusetzen, wenn sie jemanden rücksichtslos ausquetsche, wie eine Zitrone. "Wir haben uns einander vorgestellt und ich hab seine Hand geschüttelt." - "Wie? Und was war daran peinlich?" Ein verwirrender Blick ersetzte die Unschuldsmiene. "Ich hab die Hand, vollkommen in Gedanken versunken, nicht losgelassen, bis er mich, mit der zweiten Hand wedelnd, darauf hingewiesen hat. Gott war das peinlich."

Ein Schnippen gegen die Stirn.. "Und das soll so schlimm gewesen sein? Ich dachte schon, du hättest ihn versehentlich umgerempelt oder du hättest dich ganz furchtbar benommen oder..-." - "Ist gut, Tomoe~.", winkte Aoi ab. "Iss lieber etwas, anstatt so viel zu reden." Ein kleines Grinsen wurde ausgetauscht, ehe sich jeder seinem Essen widmete.
 

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Die Zeit schlich dahin. Aoi hatte sich schon lange wieder an seinem Platz eingefunden und schaute fast jede Minute auf die Uhr. Sein Feierabend rückte immer näher, damit auch die Chance, den Unbekannten auf der Brücke zu treffen.

Schließlich schaffte der Zeiger dann doch den Sprung auf die 19 Uhr. Mit einem vorfreudigen Strahlen schaltete Aoi alles Licht in der Firma aus. Er war wie immer der einzige, der bis Punkt 19 Uhr blieb, nur ab und an leistete ihm Tomoe noch Gesellschaft und schaute ihm beim Arbeiten zu, doch diese war heute auch schon vorher gegangen.

Die Straße entlang schlendernd, ließ er seinen Blick von einer Straßenseite auf die Andere schwenken. Genau so, wie er es jeden Abend tat, wechselte er an der ersten Ampel die Straßenseite und ging dann auf dieser, ebenso unbekümmert und desinteressiert an seiner Umgebung, weiter. Ob der Fremde wohl wieder da sein würde?

Langsam kam er der Brücke näher. Und je deutlicher er hinsah, desto deutlicher hob sich eine dunkle Silhouette von dem grauen Nachthimmel ab. War das der Fremde? Aoi senkte seinen Blick etwas, wollte den anderen jedoch nicht aus den Augen lassen. Weiterhin total unbekümmert ging er seinen Weg, einen Schritt nach dem Nächsten tuend.

"Aoi-kun!" Er erkannte die Stimme. Ja, er war es. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen ab. Er hob freudestrahlend seinen Kopf und hoffte inständig, dass man sein Lächeln, dass zweifelsohne dem Strahlen einer 1000W-Glühbirne gleich kam, nicht allzu deutlich sah. "Ich habe auf dich gewartet." Aoi kam bei dem Unbekannten an, dieser lächelte ebenfalls.

//Er hat gewartet?//

"Willst du jetzt jeden Abend auf mich warten?" Ein Grinsen legte sich auf die Lippen beider. "Warum nicht? Abgesehen vom Wochenende. Ich hab schließlich auch noch ein Leben." Der Unbekannte zwinkerte einmal seinem Gegenüber zu, ehe er sich zurück an das Geländer lehnte. Er sah nicht viel anders aus als gestern. Die Haare wieder oder immer noch zu einem Seitenscheitel, das eine Auge verborgen, ein Tuch um die Nase gespannt. Sein Gesicht lag wieder im Dunkeln, jedenfalls konnte man nichts erkennen.

"Wartest du denn schon lange?" Smalltalk. Toll. Besseres fiel Aoi in dem Moment nicht ein. Sein Gegenüber schüttelte mit dem Kopf. "Du hast von weitem sehr abwesend ausgesehen.", lieferte der Fremde ein neues Gesprächsthema. "Hab ich?" - "Hast du." Kurz kehrte Stille ein. "Woran hast du gedacht?" Die nächste Frage. Aoi lehnte sich ebenfalls an das Geländer.

"Warum du gerade mich angesprochen hast." Ein leises Lachen aus der Richtung des Unbekannten. "Willst du das wirklich wissen?" - "Ja, doch." Ein weiteres leises Lachen folgte, ehe der Fremdling antwortete. "Ich hab dich ehrlich für eine Frau gehalten."

Aoi's Blick schwankte nach rechts. Er hob eine Augenbraue und musste unwillkürlich grinsen. "Wäre ich eine Frau..", begann er, "..dann würd' ich dir jetzt sagen, was für eine miese Anmache das war." - "Aber du bist keine Frau. Also war die Anmache doch gar nicht so schlecht?" Ein triumphierendes Grinsen folgte. "Immerhin rede ich mit dir. Also hast du doch, was du wolltest."

Wieder regierte Stille, ehe ein leises Prusten aus der Richtung von Aoi kam und ein leises Lachen von dem Unbekannten. "Aber es war wirklich eine miese Anmache.", bekräftigte der Schwarzhaarige seine Aussage. Ein kleines Schmollen konnte man auf den Zügen des Blonden erkennen. Aoi drehte seinen Kopf abermals in seine Richtung. "Was denn?" - "Du bist gemein." Bei dem Anblick des ein wenig Größeren musste Aoi grinsen. "Ich bin nicht gemein. Ich bin ehrlich." Der Fremde verdrehte die Augen, ohne, dass Aoi es sehen konnte. Die Dunkelheit war schrecklich.

"Na ja, wie du sagtest. Immerhin habe ich, was ich wollte." - "Hm. Ich könnte jetzt auch weiter gehen und dich hier stehen lassen un-." Ein Finger ruhte auf den Lippen des Schwarzhaarigen. Doch es war nicht sein eigener. "Wehe du lässt mich hier stehen, jetzt, wo ich gewartet habe." Eben noch wollte Aoi zu etwas ansetzen, doch schon schloss er seinen Mund wieder, bevor irgendein Ton diesen verlassen konnte.

Die Augen des Fremden trafen genau auf die Augen von Aoi. Beide hielten ihren Blick standhaft auf den Anderen. Alles um die beiden herum löste sich in Luft auf und wurde kaum mehr präsent oder interessant für die beiden. Nur der Moment zwischen den beiden zählte.

Der Schwarzhaarige glaubte sein Herz schlagen hören zu können, als er spürte, wie der eine Finger des Fremden zart über seine Lippen strich. An seiner Wange schließlich spürte er die volle Hand des Anderen und lehnte sich ein wenig der Wärme entgegen. Für diese Jahreszeit war die Hand ziemlich warm.

Einen kurzen Moment genossen beide ihre ungestörte Zweisamkeit, ehe der Fremde ein leises Räuspern von sich gab und langsam seine Hand wegzog. Wieder suchte Aoi den Blick des anderen, doch der blieb ihm verborgen. "Entschuldige.", kam es leise von dem Blonden. "Sch- Schon okay.", brachte Aoi schüchtern hervor und wandte seinen Blick nun doch von dem Größeren ab, betete innerlich zu Gott, dass man seine Röte nicht sah.

Eine unangenehme Stille kehrte zwischen den beiden ein. Aoi, der nicht wusste, was er sagen sollte, und der Fremde, der sich ebenfalls still verhielt, hatten ihren Blick wieder auf die ferne Dunkelheit gerichtet. "Ich - ich werd' dann mal.", brachte Aoi hervor, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. Der Fremde nickte bloß. Entweder war es ihm noch immer peinlich, was er da getan hatte oder es wurde ihm auf einmal gleichgültig, alleine auf der Brücke stehen zu müssen. Aoi entfernte sich stillschweigend und den Kopf ein wenig gesenkt, einige Meter, bis die Stimme des Fremden ertönte.

"Sehen wir uns morgen?" Hoffnung schwang in der Stimme mit. Ein lächelndes Nicken war das einzige, was er als Antwort gab. Der Blonde lächelte ebenfalls, was man kaum sehen konnte, dann trennten sich ihre Wege auch für den heutigen Abend.
 

•.•.•
 

"Zwei Anrufe von dir, innerhalb zwei Tagen. Wow. Der Typ muss es dir wirklich angetan haben, oder?" Ein leises Seufzen füllte die Lücke. "Ja. Hat er.", war die kurze Antwort, die erklang. "Aoi-chan ist verliebt!" Ein Grummeln erfüllte dann das Gespräch. "Ruki! Erstens bin ich nicht verliebt und zweitens, nenn mich nicht so, Ruki-chan!" Dann erklang aus beiden Hören ein Lachen.

"Aber ja..", setzte Aoi das vorherige Thema fort, "er hat mir irgendwo doch den Kopf verdreht." - "Was ist denn heute zwischen euch gewesen, dass du schon fast auf Wolke 7 bist?" Wieder erklang ein Seufzen. "Eigentlich nichts. Wir haben zuerst geredet. Darüber, dass es wirklich eine schlechte Anmache war, gestern. Und dann meinte ich, dass ich ihn ja auch stehen lassen könnte." Eine kleine Pause setzte ein, ehe Aoi weiter sprach. "Und dann hatte ich auf einmal seinen Finger auf meinen Lippen. Und dann seine Hand an meiner Wange." - "Und es hat dich ziemlich aus der Fassung gebracht?", erklang die Schlussfolgerung von Ruki.

"Das hört sich an, wie in einem schlechten Liebesfilm, oder?" Ruki nickte für sich selbst, ehe er seine Gedanken für Aoi verständlich machte. "Ja, genauso klingt es." - "Danke, sehr aufmunternd." Ruki musste unwillkürlich grinsen. "Ihr seht euch morgen doch bestimmt wieder." Und schlagartig wurde der Schwarzhaarige um einige Nuancen röter.

"Ja.", gab er kurz von sich. "Dann freu dich doch einfach und hör auf dir Sorgen zu machen." - "Ich mach mir keine Sorgen." Protest. "Natürlich machst du dir Sorgen, ich kenn dich doch." Ein Augenverdreher. "Du kennst mich eindeutig ZU gut, Ruki." - "Ich weiß." Triumph. "Krieg ich morgen wieder einen Anruf?" Aoi grinste ein wenig. "Vielleicht".

Chapter Three: Symphatia

Der Titel heißt übersetzt [wer hätte es erwartet] "Symphatie".
 

•.•.•
 

Vier Tage waren mittlerweile vergangen. Vier Tage voller Gedanken, die dem Fremden zu Teil wurden, Vier Tage mit Telefonaten zwischen Ruki und Aoi.

Der fünfte Tag. Die Sonne war bereits hell aufgegangen, als sie die ersten Sonnenstrahlen durch die vorgeschobene Jalousie schickte. Noch viel zu müde, um seine Augen zu öffnen, drehte sich der Schlafende einmal auf die andere Seite, kuschelte sich tiefer ins Kissen und führte seinen Schlaf weiter, ohne sich dabei stören zu lassen.

Aber auf einmal wurden schlagartig die Augen geöffnet.

Welcher Tag war heute?

Freitag.

Wie spät war es?

Der Wecker hat noch nicht geklingelt - zu früh. Warum war es dann draußen schon so hell?

Voller Panik wurde die Decke zurückgeworfen und ein verschlafener Blick auf die Uhr erhascht. 9.37 Uhr. Verdammt. Der Wecker hätte um halb sieben klingeln müssen.

Noch viel schneller als sonst, wusch der Schwarzhaarige sich, zog sich an und verschwand dann in Windeseile aus seiner Wohnung.

Sich innerlich verfluchend, das nächste Mal nicht bis mitten in der Nacht eine Unterhaltung mit dem Fremden zu führen, hechtete er die Treppen hinunter und rannte auf der Straße weiter. Erst, als sein Atem immer schwerer wurde, legte er eine kleine Pause ein. Keuchend stützte er sich an einer Laterne ab und hielt seinen Kopf gesenkt, bis eine Stimme ertönte.

"Aoi!" Die Stimme. Der Fremde? Erwartungsvoll drehte der Gerufene sich um, erblickte aber niemand anderen als den Chef. Ein verwunderter Blick entfuhr seiner Miene. "Müsstest du nicht schon längst auf der Arbeit sein?", fragte Reita, als er das ältere Blut eingeholt hatte. Sich am Kopf kratzend antwortete Aoi mit einer Gegenfrage. "Müsstest du das nicht auch?"

Ein keuchendes Nicken. "Lass uns ein wenig schneller gehen. Nachher ist doch die Präsentation - schon vergessen oder alles schon vorbereitet?" Die Präsentation! Verdammt. Lief denn heute alles schief. "So gut wie fertig.", lächelte Aoi verlegen und hielt ein Peace in die Luft. "Gut, dann sehen wir uns ja nachher. Du musst mir nur noch den Konferenzraum zeigen." Diesmal war Reita an der Reihe sich verlegen am Kopf zu kratzen.
 

•.•.•
 

"Bin mal gespannt, wer vorstellen darf." - "Was soll daran spannend sein? Er kennt unser Potenzial nur aus den Akten, er kann jetzt, theoretisch, von jedem gucken was er kann." Tomoe und Aoi hatten sich schon vor kurzen auf dem Weg zum Konferenzraum gemacht. Jeder seine Mappe unter dem Arm marschierten sie am Zimmer des Chefs vorbei. "Warte mal kurz.", stoppte der Schwarzhaarige seine Kollegin und klopfte an die Tür des Chefs, kurz darauf trat er ein. "Wolltest du nicht mit zum Konfer-?" Seine Frage nicht zu Ende sprechend, stand Aoi, halb im Zimmer und halb im Flur, und schaute auf die Szene, die sich ihm bot. Sein Chef, Reita, auf dem Schreibtisch sitzend, und vor ihm eine Frau, wahrscheinlich seine, stehend. Die beiden sich küssend.

Der Kuss wirkte irgendwie - krampfhaft und vollkommen unerwartet. Die Augen von Reita vor Schreck ein wenig geweitet, die Augen der Frau genüsslich geschlossen. Das ganze Bild vermittelte den Eindruck, der Kuss wäre komplett ungewollt - jedenfalls von der einen Seite.

Einige Sekunden verstrichen, bis Reita die Frau von sich stieß. Scheinbar hatte er noch immer nicht seinen Schwarzhaarigen Kollegen entdeckt. "Sag mal, spinnst du?!", fuhr der Blonde die zierliche Frau ihm gegenüber an. Ein amüsiertes Grinsen. "Gib's zu, lange konntest du es doch auch nicht mehr aushalten, ohne einen Ku-." Ihr Blick wanderte zur Tür. Reitas schnellte hinterher. "Was gibt es hier zu gucken?", fuhr die Frau fort.

"Ähm nichts. Ich wollte nur sagen - die Präsentation." Sich dem Gehen zuwendend, hörte Aoi seinen Namen. "Warte." Mit einem gekonnten Sprung hatte Reita festen Boden unter den Füßen und ging mit großen Schritten auf Aoi zu. "Ich komm mit. Ich kenn doch den Weg nicht." Wieder kratzte er sich verlegen am Kopf. Seine Stimme war nun schon wieder viel sanfter, als vor wenigen Sekunden.

Noch bevor Aoi irgendetwas erwidern konnte, brachte das Jungblut die beiden aus dem Raum und schloss die Tür. "Danke, Aoi. Diese Frau ist eine Klette." Wieder dieses verlegen Grinsen. Aoi lächelte aufgesetzt. "Kein Problem."
 

•.•.•
 

Seufzend schloss sich die Tür des Konferenzsaales und schnelle Schritte entfernten sich von derselbigen. Kurz darauf verklang das Geräusch wieder und eine zweite Tür wurde geöffnet - danach wieder geschlossen. Aoi lehnte sich an die Tür, die er eben geschlossen hatte, und schaute in seinen eigenen Raum hinein.

//Das war die schlimmste Konferenz seit langem..//

Nicht nur, dass ihm seine Mappe mitsamt den Unterlagen aus der Hand gefallen war, die Blätter auf dem Boden verteilt wurden, und somit alle Vorschläge offensichtlich wurden, nein, er musste auch noch sein Wasserglas umkippen und mit roten Wangen dabei zusehen, wie sich der Inhalt über dem Schoß von Reita ergoss. Zudem kam noch das ganze Gestotter, als er vorne stand und seine Vorschläge vorstellen musste. Wie inkompetent musste er gewirkt haben?

Sein Kopf knallte gegen die Tür hinter ihm. Verdammt.

//Nächstes Mal wird es wieder besser laufen.//

Davon nicht wirklich beruhigt, machte der Schwarzhaarige sich in seinem Schreibtischsessel breit. Tomoe hatte sich noch mit einem Kollegen zum Mittagessen verabredet, er selbst hatte keine Lust gehabt. Wenigstens kann er sich jetzt hinter seinem Monitor verstecken und in Selbstmitleid versinken. Es war zwar nicht so nahrhaft wie ein Mittagessen, aber viel effektiver.

Das leise Summen des Computers ließ den Schönling in einen Tagtraum verfallen. Wie lange er so dasaß wusste er nicht, aber erst ein Klopfen an der Tür riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Herein?" Die Tür wurde geöffnet und ein blonder Kopf schaute durch den Spalt. "Hier bist du." Sein Chef. Na toll. Wollte er sich jetzt auch noch mal darüber auslassen, wie unfähig Aoi aufgetreten war?

"Du hattest deine Mappe vergessen." Auch das noch. Jetzt musste er ihm auch noch seine Sachen hinterher tragen. Aoi stand auf, ging auf Reita zu, der bereits das Zimmer betreten hatte, und nahm ihm seine Unterlagen ab. "Danke." Ein scheues Lächeln. "Und noch mal Entschuldigung wegen der Hose." Das scheue wurde zu einem verlegenen Lächeln. Reita schüttelte bloß den Kopf. "Kann ja mal passieren." Aoi's Lächeln wurde in Form eines Grinsen erwidert. Seine Mappe bekam er zurück, ganz im Gegenteil zu seiner Einsamkeit.

•.•.•
 

"Wollen wir uns jetzt jeden Abend hier treffen?"

Der Schwarzhaarige wirbelte herum, blickte direkt in das Gesicht des blonden Fremden. "Warum nicht?", war die Antwort auf die Frage aus dem Hintergrund. Ein Schulterzucken beendete die Antwortsucherei. Wieder gesellte sich der Blonde zu Aoi. "Wartest du schon lange?" Ein Kopfschütteln. Danach ein Blick auf die Uhr. "Nicht länger als fünf Minuten."

"Komm mit. Wir gehen jetzt woanders hin.", brachte der Fremdling hervor und brach das kurze Schweigen, was sich zwischen die Beiden gelegt hatte. Der Schwarzhaarige blickte verwirrt zu seinem Gesprächspartner. Und als dieser den Schönling am Handgelenk hinter sich herzog, wurde sein Blick immer irritierter.

Erst an einem Parkeingang machten die Beiden halt. "Wir sind da." Von der Aktion noch immer verwirrt, starrte Aoi in den Park hinein und ging langsamen Schrittes hinter seinem Begleiter hinterher, der eine Sitzgelegenheit angepeilt hatte. An einer Bank angekommen, ließ er sich darauf nieder und wartete darauf, dass der schwarzhaarige Bishonen sich neben ihn setzte.

"Was wollen wir hier?" - "Nur hier sitzen und die Nacht genießen. Oder ist dir meine Gegenwart unangenehm?" Ein Grinsen schlich sich auf die Züge des Blonden, währenddessen kroch die Röte und die Wärme in die Wangen des Anderen. Wieder kehrte eine kurze Stille ein, ehe Aoi ein Räuspern von sich gab und einen Satz formulierte. "Ich weiß immer noch nicht mehr als deinen Namen." Ein heiseres Lachen. "Rei." - "Was?" Der Blick von Aoi musste wohl ziemlich bescheuert ausgesehen haben, bis der Fremde hinzufügte: "Mein Name. Rei."

Aoi nickte bloß und gab somit zu erkennen, dass er verstanden habe. Gut, seinen Namen wusste er. Mehr nicht. Allerdings wusste Rei auch nicht mehr von Aoi als nur den Namen. "Wie war dein Tag?" Die nächste Frage. Diesmal von Rei. "Nicht viel anders als sonst. Gearbeitet, ein wenig blamiert, Zeit tot gesessen.." - ".. Sich nach mir gesehnt?", führte der Blonde die Aufzählung mit einem breiten Grinsen auf den Lippen fort. "Oh ja, natürlich. Das wäre gleich als Nächstes gekommen!" Pure Ironie.

"Warum fragst du?" - "Interesse?" Stille. Aoi wusste nicht, was er darauf antworten sollte, bis ihm einfiel, dass er total unhöflich reagiert hatte. "Und dein Tag?", fragte er schnell. "Nicht besonders erwähnenswert." Aoi nickte bloß, wollte die ausgelassene Stimmung zwischen den Beiden nicht zerstören, indem er weiter nachhakte. Wieder setzte Stille ein.

//Und nun?//

Als Aoi seinen Blick langsam zur Rei wandern ließ, bemerkte er wie dieser gen Himmel schaute. Seine Beobachtung blieb nicht unbemerkt. "Die Sterne sind besonders klar, heute Abend, findest du nicht?" Auch der Schwarzhaarige schaute nun in den Himmel. Nur ein zustimmender Laut verließ seine Lippen. An die Bank gelehnt, beobachteten beide den Sternenhimmel.

Aoi merkte kaum, wie der Blonde näher zu ihm rutschte und nach seiner Hand tastete. Von der plötzlichen Wärme überrascht, schreckte der schwarzhaarige Schönling hoch und schaute direkt in die Augen des anderen - nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. Ein tiefer Blick wurde ausgetauscht. Aoi glaubte sein Herz schlagen zu hören, als sich ein sanftes Lächeln auf die so nahen Lippen des Gegenüber legte.

Das Lächeln wurde erwidert. Ein letzter Blick wurde gewechselt, ehe sich ihre Lippen trafen. Wie durch eine Kettenreaktion ausgelöst, fielen die Lider ihrer Augen und gleichzeitig hoben sich ihre Hände und Arme, um sie an die Wangen oder in den Nacken des Anderen zu legen. Die Berührung war anfangs nur ein sachtes Abtasten der neuen Lippen. Von keinem Widerstand ermutigt, wurde der blonde Unbekannte inniger und strich vorsichtig mit seiner Zungenspitze über die vollen Lippen des Anderen.

Zaghaft wurde die "Anfrage" gewährt und Stück für Stück öffnete der schwarzhaarige Schönling seine Lippen. Im Rhythmus des Kusses den Mund öffnend und schließend, schlug das Herz von Aoi einen Moment lang hart gegen die Rippen, drohte zu zerspringen, fand dann aber wieder seine richtige Reihenfolge.

Ewigkeiten mussten vergangen sein, ehe sich Rei's Zunge, nach zahlreichen Streicheln und Liebkosen der anderen, in seine Mundhöhle zurückzog. Ein kleines Keuchen ertönte, danach zeigte sich ein Grinsen.

"Du schmeckst gut." Das jüngere Blut war es, das nach einer Ewigkeit die Stille durch ein Flüstern unterbrach. Als er seine Hände von den leicht rosaschimmernden Wangen des Älteren nahm, durchflutete Aoi Kälte. Sofort vermisste er das Warm der schützenden Hände. "Du - ebenfalls." Zu mehr war er nicht im Stande gewesen zu antworten.

Plötzlich kam Aoi der Kuss zwischen Reita und dieser Frau in den Kopf. Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen. Die Kollision der Lippen von Rei und ihm nennt man >Kuss<, nicht das, was er am Vormittag gesehen hatte.

Erst als sich die dunkle Silhouette deutlich von der Bank erhob, kehrte Aoi zurück von den Gedanken an den Kuss in die Gegenwart. "Gehst du schon?" Der enttäuschte Ton in seiner Stimme war kaum zu verbergen. Ein Kopfschütteln war die Antwort. "Aber du solltest gehen. Du zitterst schon vor Kälte." Stimmt. Der Schönling hatte gar nicht bemerkt, dass sein Körper bereits wie Espenlaub zitterte. Zu schön war die Wärme während des Kusses.

"Ich bring dich noch zurück zur Brücke. Komm."
 

•.•.•
 

Eine raschelnde Decke war das einzige Geräusch, das den kleinen Raum ausfüllte. Es müssen Jahrmilliarden her sein, als sein Weg sich von dem Weg des Blonden trennte und beide von der Dunkelheit nach hause begleitet wurden.

Und zum siebzigsten Mal an diesem Abend drehte sich der schwarzhaarige Schönling auf die andere Seite, um endlich mal schlafen zu können. Davon, dass es Freitag war und er schon um 23 Uhr im Bett lag, deprimiert, wüsste er nichts anderes mit sich anzufangen. Alles was er hochhob, fiel und ging kaputt oder zerbrach, und alles was er sich vornahm, verwarf er schon wenige Sekunden später. Und davon nicht genug, ließen es seine Gedanken nicht zu, dass er anfing zu träumen.

Wie schon unzählige Male an diesem Abend strich Aoi mit seinen Fingerspitzen über seine voluminösen Lippen. Noch immer kribbelten sie, wie bei dem Kuss, und schon alleine, wenn er wieder daran dachte, drohte sein Herz an dem angenommen Tempo zu zerspringen.

Chapter Four: Solitudo

Dieses Kapitel heißt übersetzt: "Einsamkeit".
 

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Seine Schritte beschleunigten sich, bloß so schnell wie möglich weg, bevor diese Furie auf die Idee kam, ihm zu folgen und noch weiter anzumachen, und das, obwohl sie gekommen war, um seinen Chef abzuholen, merkt der denn nicht, was da gespielt wurde?

Mit den Schultern zuckend, schaute sich Aoi auf der Straße um, gleich würde er wieder in die Nähe der Brücke kommen, gleich könnte er den Fremden wiedersehen. Unerklärlich, wie er das Wochenende überstehen konnte, wurden seine Knie weich, wieder fielen seine Gedanken auf den Kuss vom Freitag, würde es eine Wiederholung geben?

Der Lichtkegel, der den Teil der Brücke beleuchtete, der mittlerweile zu ihrem festen Treffpunkt geworden war, zeigte keine Silhouette an dem Geländer angelehnt. War er noch nicht da? Er würde warten, sagte Aoi sich selbst, schließlich hatte es der Fremde auch schon oft getan, ohne die Hoffnung aufzugeben und wieder heimzugehen, also würde der Schwarzhaarige das Selbe tun.

Wartend stellte er sich in das Licht, hoffte, Rei würde ihn sofort erkennen, wenn er auf ihn zu kam, würde einen Schritt schneller gehen, um ihre Zweisamkeit länger genießen zu können, wenn es sich auch nur um Sekunden drehte, doch war das wirklich der Wunsch des Blonden und nicht der Wunsch des Schwarzhaarigen? Ein Seufzen erfüllte seine Umgebung. Wie schaffte es der Andere ihn so einzuwickeln, fast schon willenlos zu machen, und trotzdem noch immer nicht mehr von sich zu verraten, als seinen Namen?

Ein zweites Seufzen, nachdem er einen Blick auf die Uhr getätigt hatte. Wo war Rei? Er stand hier schon seit einer halben Stunde, wenn es nicht auch schon vierzig Minuten waren, wartete, hoffte, dass der Blonde um die nächste Ecke kommen würde, sich verbeugen und gleichzeitig entschuldigen würde. Aoi würde sagen, dass es schon okay sei, er hatte gerne gewartet, nur um ihn sehen zu können, doch so langsam verlor er die Geduld.

"Dieser Arsch.." Eine Stunde später, es hatte mittlerweile angefangen zu regnen, Aoi fror immer mehr und immer noch keine Spur des Blondschopfs, so langsam wurde ihm das Warten zu dumm. Mit gesenktem Haupt blieb ihm nichts anderes übriges als sich durch den strömenden Regen zu kämpfen, in der Hoffnung, keine Erkältung davon zu tragen, und sich am nächsten Tag nicht von Taschentuch zu Taschentuch kämpfen zu müssen.

Zu hause angekommen schälte sich der Schönling aus den nassen Klamotten, suchte sich neue heraus und wickelte seinen frierenden Körper in eine Decke, um sich zu wärmen. An diesem Abend machte er nicht mehr viel, denn auf ein Telefonat mit Ruki, um ihm von seiner Pleite zu erzählen, hatte er keinen Bock und im Fernsehen lief auch nichts Interessantes...
 

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"Scheiß Erkältung.."

Über seine Erkältung fluchend, griff der Kranke nach der nächsten Taschentuchpackung. In der Firma hatte er abgesagt, er sei krank, erkältet, hätte Schnupfen, Husten, Übelkeit, er würde schauen, wie es ihm morgen ging. Wieder in die Decke vom Vortag gewickelt, kuschelte Aoi sich tiefer in seine Couch, das Fernsehprogramm durch zappend und vor Langeweile einschlafend, als es an seiner Tür klingelte, gleich mehrere Male.

Mit halb geschlossenen Augen, empfindlich auf Helligkeit reagierend, öffnete der Schwarzhaarige seine Tür und musste mit Erstaunen feststellen, dass sein blondhaariger Chef davor stand.

"Ich habe gehört, du bist krank..? Ich wollte mich nur persönlich erkundigen, wie es dir geht." Ein charmantes Lächeln zierte seine Lippen. Sein Chef wollte wirklich wissen, wie es ihm geht? Höflicherweise öffnete Aoi seine Tür mehr und ließ seinen Chef eintreten, ehe er ihm antwortete. "Na ja, es geht. Es ist wohl nicht so schlimm, wie alle meinen.. nur eine harmlose Erkältung eben."

Ein Nicken, dass zu verstehen geben sollte, er habe verstanden. Dem Kranken in das Wohnzimmer folgend, schaute er sich in der Wohnung um und musste feststellen, dass sie wie die eines normalen Angestellten aussah, sicher, er hatte seinen eigenen Stil Einrichtungsgegenstände anzuordnen, aber es war nichts außergewöhnliches dabei.

"Wie hast du dir denn diese Erkältung eingefangen?" - "Ich hab auf jemanden gewartet.. und da hat es halt angefangen zu regnen." "Oh..", war das einzige, was Reita daraufhin einfiel.

//Du hast gewartet..? Und jetzt bist du krank.. das tut mir leid//

Als beide das Wohnzimmer betraten, stoppte Aoi seine Schritte, hob seine Hand zu seinen Haaren, kratze sich leicht am Kopf und blickte verlegen zu Reita. "Das ganze hier sieht aus wie ein Schlachtfeld, auf dem der Kampf um das letzte Taschentuch entfacht wurde - ja, ich weiß. Entschuldigung." Reita musste grinsen. Ohne irgendeinen fragenden Blick hatte Aoi sich gerechtfertigt, das ließ ihn in gewisser Weise niedlich erscheinen.

"Hast du vielleicht Lust auf ne Pizza?", fragte der Blonde, nachdem er einen freien Platz auf dem Sofa gefunden hatte, welcher nicht von der Decke bedeckt wurde, schließlich brauchte sein Arbeitskollege jetzt alle Wärme der Decke, die er kriegen konnte.

Lächelnd blickte Aoi zu seinem Gesprächspartner. "Gerne. Ich hab auch noch ein paar Filme von einem Freund hier, die ich noch nicht kenne - möchtest du die vielleicht nebenher anschauen?" - "Sehr gerne."

Sie teilten sich die Arbeit, indem Aoi nach den DVD's suchte und Reita ein Pizza bestellen ging, mit den Lieblingsbelegen beider Seiten.

Eine halbe Stunde später - die Pizza war bereits gekommen and beide hatten angefangen, daran herum zu essen, die erste DVD lag im DVD-Player, Aoi hatte sich einen Tee geholt und kuschelte sich nun wieder in die Decke, starrten beide auf den flimmernden Bildschirm, auf dem ein Actionfilm lief - Reitas Entscheidung.

"Was ist eigentlich der Sinn von so Ballerszenen? o.O", warf Aoi nach einiger Zeit ein.

Ein leises Lachen war das einzige, was als Antwort gegeben wurde, kurz darauf folgte die Erklärung: "Also entweder dient es zur allgemeinen Belustigung, denn es gibt in jedem Film mindestens einen Typen, der überhaupt nicht weiß, wie er mit Waffen umgehen muss, geschweige denn wo der Hebel ist, um eine Kugel abzufeuern, oder es dient einfach nur zur Vertreibung der Langeweile von arbeitslosen Schauspielern und sexuell frustrierten Regisseuren."

Aoi, der gerade ein Stück Pizza in den Mund genommen hatte, fing nun an wie wild zu husten und drohte daran zu ersticken, versuchte erst einmal sein Lachen zu stoppen, um dem grauenvollen Erstickungstod zu entgehen. "Mach das noch mal... und ich.. krepiere.", sagte der angeschlagene Schwarzhaarige noch immer hustend. Schützend hob Reita die Hände, musste aber auch lachen. "Kann ich doch nichts für. Du wolltest doch immerhin die Erklärung haben." Wieder verfielen beide einem Lachen.

Gemeinsam hatten sie sich dazu entschieden sich Pizza zu bestellen und einen Film zu schauen, keiner der Beiden hätte seinen Nachmittag sinnvoller gebrauchen können und bevor sie beide in schrecklicher Einsamkeit versanken, hielten sie es für die bessere Alternative den Nachmittag gemeinsam zu verbringen.

"Trink einen Schluck." Es klang weniger wie eine Aufforderung, sondern eher wie eine Bitte des Jüngeren. Der Ältere kam der Bitte nach und nahm seinen Tee in seine noch zittrigen Händen und führte sie mit noch von der Erkältung geschwächten Muskeln zu seinem Mund. Der Andere bemerkte die Unsicherheit von Aoi und half ihm dabei, indem er die Tasse hielt und seine zweite Hand an den Nacken des Kranken legte, um ihn leicht nach hinten zu lehnen, so ließ es sich viel einfacher trinken.

Mit einem rötlichen Schimmer um die Nase bedankte sich Aoi, nachdem er die Tasse wieder von seinen Lippen abgesetzt und auf dem Tisch abgestellt hatte. Reita nickte bloß, lächelte kurz und legte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Film, bemerkte nicht, wie er von dem Schwarzhaarigen unauffällig beobachtet wurde.

//Irgendwoher kenne ich ihn doch...//
 

•.•.•
 

Lächelnd schloss Aoi die Tür hinter dem Blondhaarigen und lehnte sich erschöpft dagegen. Der Nachmittag war zwar soweit ganz schön, aber trotzdem ging es ihn an die letzten Kraftreserven, diese verdammte Grippe schaffte es doch tatsächlich ihm sämtliche Kraft zu rauben. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits weit nach 9 Uhr war.

//Wie schnell die Zeit verging..//

Das Einzige, was jetzt noch an den Nachmittag erinnerte, waren die leeren Pizzakartons und die ganzen DVD Hüllen, die verteilt auf dem Wohnzimmerteppich lagen.

Gerade erst hatte Aoi sich auf die Couch gesetzt und versuchte sich wieder auszuruhen, als seine ihm bekannte Wohnungsklingel ertönte. Grummelnd setzte er sich wieder auf, versuchte auf seinen wackligen Beinen in die Richtung der Tür zu gehen, stützte sich während des Laufens aber immer wieder an den Wänden zu seinen Seiten ab. Träge öffnete er langsam die Tür.

"K-Kai?!" Der Ausruf des Namens war nicht unbedingt erfreut oder verärgert, aber verwirrt. Ein alter Freund, seit Monaten, wenn nicht sogar seit Jahren nicht mehr gesehen, und plötzlich steht er vor seiner Tür.

"Aoi~.", begrüßte Kai seinen alten Freund und verschaffte sich Eintritt in die Wohnung, ohne auf die Einwilligung zu warten. Von alleine schloss er auch wieder die Tür. Eine kurze Umarmung zur Begrüßung war die erste Berührung der beiden, dann ging Kai schnurstracks in die Richtung des Wohnzimmers, schließlich hatte sich nicht viel geändert.

Von der Erkältung geschwächt starrte Aoi seinem alten Freund hinterher. Nicht, dass er ihn nicht gemocht hatte, aber trotzdem erschien er ihm immer durch seine dominante und überraschte Art irgendwo lästig. Nun lief also der zweite Versuch mit ihm klar zu kommen, nicht mal die Entscheidung, ob Kai seine Wohnung betreten durfte oder nicht, konnte er mehr fällen, so musste er sein Schicksal akzeptieren und folgte ihm ins Wohnzimmer.

"Was machst du so? Wie geht es dir? Wie ist es dir bisher ergangen?" Mit einem unzufriedenen Seufzer setzte Aoi sich auf seinen Sessel und wickelte sich in eine Decke ein, ehe er antwortete. "Mittlerweile arbeite ich in einer Designagentur, zur Zeit bin ich krank und ansonsten geht das Leben vorwärts." Viel Lust hatte er auf die Konversation nicht, schon jetzt, zwei Minuten, nachdem das Wiedersehen der beiden Freunde stattgefunden hatte, fiel Kai dem Schwarzhaarigen zur Last.

"Mir geht es auch soweit gut. ^___^" Ohne gefragt zu werden, antwortete Kai sofort. Nicht, dass er unhöflich sei oder, dass es Aoi nicht interessiert, wie es seinem alten "Freund" denn so ginge, aber trotzdem zeigt sich durch diese Geste sein aufdringlicher Charakter.

Einige Zeit später waren die beiden in eine Unterhaltung vertieft oder wohl eher Kai in seinen Monolog, denn Aoi war dazu gezwungen worden, sich die Sachen anzuhören, die sich bei Kai in den letzten Monaten zugetragen haben, anzuhören, ohne, dass er sich dagegen großartig sträuben könnte.

"..und seit 2 Monaten bin ich nun also in Tokyo und plane, mich hier ein wenig länger nieder zu lassen. Ich hab genug vom Herumreisen.", endete Kai seine halbe Lebensgeschichte, so kam es Aoi zumindest vor und scheinbar saß seine Maske perfekt vor seinem gelangweilten Gemüt, denn Kai schien nicht aufhören zu wollen, sondern setzte immer wieder zu einem neuen Abschnitt in seinem neuen alten Leben an.

"Klingt ja alles sehr interessant, das waren sicher richtige Abenteuer, hm?", fragte Aoi und zeigte sein gespieltes Interesse. Er beschloss nun doch, dass es unhöflich wäre, ihm gleichgültig gegenüber zu sitzen und keinerlei Fragen zu stellen, denn mit Sicherheit wäre es für jeden normalen Menschen interessant gewesen. Nur bei dem Schwarzhaarigen fanden Kai's Geschichten keinen Anklang, wie auch, wenn er seine Gedanken von einer blonden Person nicht abwenden konnte.

"Am besten waren sowieso die Geschichten, die so in Yokohama auf mich trafen.", begann Kai ein zweites Mal, erzählte dann von irgendwelchen wildgewordenen Tieren aus einem Zoo, in dem er kurz mal gejobbt hatte.

"Weißt du, dass hier in Ja-." - "Sei mir nicht böse", fuhr Aoi ihm ins Wort, "aber ich bin krank und würde mich gerne auskurieren, ich muss bald wieder zur Arbeit." Endlich hatte er es geschafft seinen unfreiwilligen Gesprächspartner in seinen Erzählungen zu unterbrechen, ohne dabei gereizt oder genervt zu klingen. "Natürlich.", lächelte Kai, als wäre nichts gewesen, dabei mochte er es damals nur äußerst ungern, wenn er unterbrochen wurde, scheinbar hatte auch er sich geändert.

"Dann leg dich einfach hin, ich geh in - deine Küche ist doch immer noch den Flur entlang und dann die letzte Tür rechts, richtig? - die Küche und mach dir etwas zu Essen und einen Tee, ja? Dann wirst du schnell wieder gesuuu~~nd.", flötete Kai, sprang auf und ging guter Dinge in die Richtung, wo er die Küche vermutete. Aoi musste seufzen. Irgendwie schien ihm sein kleiner Engel da oben hinter den Wolken die letzte Zeit nicht zu mögen. Erst die kaum zu bändigende Sehnsucht nach dem Unbekannten - Rei -, dann die Erkältung, zwischendurch zwar der wirklich wohltuende Besuch seines Chefs - Reita - und jetzt hatte er einen alten Freund am Hals, der ihn umklammerte, als hätte er ihn drei Jahre nicht gesehen - was durchaus der Wahrheit entsprach. Verdammt.

Doch dann kam ihm ein ganz anderer Gedanke.

//..Rei - Reita?..//

Jetzt kam also der Moment, an dem Aoi sich darüber wunderte, dass die Namen der beiden - für ihn eigentlich voneinander unabhängigen - Personen fast gleich waren, außer eine einzige Silbe, die den Namen seines Chefs abrundete.

Wie oft hatte er sich die beiden Namen durch den Kopf gehen lassen, unabhängig von einander, hatte sie ausgesprochen, gedacht oder hatte die dazugehörigen Personen gesehen und nie war ihm die Ähnlichkeit zwischen den beiden aufgefallen?

Aoi schüttelte irritiert den Kopf, um seinen Gedanken los zu werden.

Schon im nächsten Moment kam Kai zurück in den Raum, auf einem Tablett balancierte er einen Teller Suppe und eine Kanne Tee plus dazugehörige Tasse. Es duftete wirklich gut, das musste er ihm lassen, doch.. viel Appetit hatte er nicht.

"Brav essen.", erklärte Kai in einem befehlsartigem Ton, mit einer Prise Sarkasmus - wollte er ihn jetzt verhätscheln?

Aoi gab nur ein gequältes Lächeln von sich, schaute dann auf die Suppe vor sich und nahm gezwungenermaßen den ersten Löffel davon. In seinem Mund war die Suppe plötzlich höllisch heiß, obwohl er sie ein wenig abkühlen ließ. Noch auf dem Weg in seinen Magen merkte er die unangenehme Hitze, die seinen Körper durchzog. Ein leises Keuchen verließ seinen Mund, hatte noch niemand die Erfindung gemacht kalt zu kochen?!

Doch.. so ekelhaft die Suppe auch sein mochte, sie half auf gewisse Art und Weise seinen Hals ein wenig zu kurieren, indem diese Suppe die Hitze dadurch jagte beim Schlucken. Doch Kai sagen, dass seine Suppe half, würde er nicht. Sollte er sich bloß nichts darauf einbilden, immerhin war er ein eher ungebetener Gast.

Chapter Five: novi diei aut antiqui diei?

Das Kapitel heißt übersetzt: "Neue Tage oder alte Tage?"
 

•.•.•
 

Einige Tage waren vergangen, Aoi hatte seine Erkältung überwunden und konnte nun also guten Gewissens, niemanden mehr anzustecken, wieder einen Fuß über die Türschwelle seiner Arbeit setzen. Kai hatte in den letzten Tagen darauf bestanden, jeden Tag bei Aoi vorbeizuschauen, ihm seine Suppe zu machen und einen Tee hinzustellen, bis in den Abend zu bleiben und erst nach ausdrücklicher Aufforderung zu gehen. Doch trotzdem hatten sie sich in gewisser weise wieder ein Stück näher angefreundet.

Aoi begrüßte seine Kollegen freundlich, wenn er an ihnen vorbeiging. Nur eine Person blieb stehen und umarmte ihn stürmisch. Tomoe.

"Wie geht es dir? Ist die Erkältung vorbei? War es sehr schlimm? Wie ging es-", begann seine Freundin den Redeschwall, doch Aoi stoppte ihn rechtzeitig. "Mir geht es wieder gut, sonst wäre ich nicht hier."

"Das freut mich zu hören.", mischte sich eine Stimme aus dem Hintergrund ein. Aoi drehte sich herum und lächelte Reita an. "Gibt es etwas zu tun?", fragte er sogleich, wollte sich wieder voll in die Arbeit stürzen. Doch er erhielt ein Kopfschütteln auf seine Frage. "Eigentlich nein, alle Aufgaben sind verteilt. Es tut mir Leid. Aber ich möchte dich trotzdem in meinem Büro sehen, sagen wir in" - er schaute auf die Uhr - "10 Minuten, ja?" Aoi nickte bloß, danach verschwand Reita wieder.

Tomoe schaute irritiert zu Aoi. Seit wann duzen sich die beiden? Und was wollte Reita zum Teufel von ihm?

Der Schwarzhaarige jedoch lächelte nur knapp, setzte sich dann in Bewegung um seinen Mantel an seinem Platz abzulegen und dann in das Zimmer des Chefs zu gehen. Ahnungslos ließ er Tomoe im Gang stehen, die kurz darauf auch wieder ihren Arbeiten nachging. Was sollte er ihr bloß erzählen, wenn sie fragt? Doch darüber wollte er sich erst wieder Gedanken machen, nachdem er aus dem Zimmer seines Chefs trat.

Dieser stand sofort wieder von seinem Sessel auf, deutete Aoi doch Platz zu nehmen. "Was gibt es denn?", fragte das ältere Blut nachdem er sich gesetzt hatte. "Ich wollte mich bloß erkundigen, ob deine Krankheit wirklich ausgeklungen ist." Der Schwarzhaarige schaute zuerst irritiert - interessierte es ihn wirklich? - nickte dann aber, höflicherweise. "Alles okay, meine Erkältung ist verschwunden. Ein alter Freund von mir hat darauf bestanden, mich gesund zu pflegen. Auch, wenn ich damit anfangs nicht ganz einverstanden war - wir haben uns lange nicht gesehen. Und ich mochte ihn nicht sonderlich."

"Trotzdem hast du es über dich ergehen lassen?", grinste Reita seinen Gegenüber an, "wie sozial von dir." Aoi musste ebenfalls grinsen. "Wir verstehen uns jedenfalls jetzt wieder richtig gut." - "Das freut mich zuhören.", gab der Blonde in einem Ton von sich, der für Aoi als nicht identifizierbar erkannt wurde. Was war es, dass in seiner Stimme mitschwang?

"Das freut mich für dich. Doch leider muss ich dir sagen, dass ich wirklich keine Arbeit für dich habe." - "Wirklich nicht?", der Ton den Aoi von sich gab, klang fast schon enttäuscht. Er senkte seinen Blick. Er arbeitete doch wirklich gerne. Ein Seufzen erfüllte den Raum. "Doch, eine Aufgabe gibt es da noch."

Aoi schaute zu Reita auf und hatte gar nicht gemerkt, wie dieser vor zu ihm getreten war und nun direkt neben ihm stand. Er hielt ihm die Hand hin und wollte wohl, dass er aufstand. Als der Kleinere die Hand in die des Blonden legte, begann Reita zu sprechen.

"Geh mit mir essen."

Einen Moment herrschte Stille über den Raum.

//Was?! Ich meine.. essen gehen? Okay, da ist nichts bei.. aber danach?... Er ist schon sehr attraktiv - aber wir arbeiten zusammen. Er hat mich eingeladen - aber das würde niemals gut gehen...//

"G-Gut.. ich geh mit dir essen.", gab Aoi seine Antwort leise von sich. Reita lächelte sofort. "Schön. Ich freu mich. Also hole ich dich" - während er sprach, zog er den anderen in den aufrechten Stand - "um 7 Uhr ab. Geht das okay?" Aoi nickte bloß. Einwände hatte er keine. "Und bis dahin gehst du nach Hause. Es gibt hier wirklich nichts zu tun. Ruh dich lieber noch aus." Ein zweites Nicken seitens des Schwarzhaarigen. War er denn heute zu mehr nicht im Stande? Ein Grinsen zierte Reitas Züge.

Beide bemerkten nicht, wie ihre Hände noch immer ineinander lagen.
 

•.•.•
 

Die Zeiger der Uhr näherten sich langsam der sieben Uhr. Mit jedem Sekundenschlag wurde er noch ein Stückweit nervöser, konnte die Ankunft des Anderen kaum mehr abwarten, wollte am liebsten schon vor die Tür gehen, doch es für aufdringlich wirken.

Lange hatte Aoi vor dem Spiegel in seinem Schlafzimmer gestanden, hatte verschiedene Outfits anprobiert. Das eine war zu spießig, das nächste war wohl zu offenherzig, wie es seine Mutter immer nannte. Ihre Stimme hallte ihm im Kopf, jedes Mal wenn seine Kleidung ein kleines wenig freizügiger war. Doch neben diesen Problemen waren noch ganz andere Faktoren zu beachten. Was wäre, wenn er mit ihm in ein Edelrestaurant fahren würde, und er hätte sich für eine schlichte Jeans und ein Sweatshirt entschieden? Oder was wäre, wenn Reita ihn bloß zu sich nach Hause einladen würde und Aoi hätte sich für die schwarze, engsitzende Hose und das weiße Hemd entschieden? Wäre das zu aufdringlich gewesen?

Letzten Endes hatte er sich doch für eine dunkelfarbige Jeans entschieden und ein weißes Sweatshirt, dessen oberen Knöpfe offen waren, um Aoi's Kette zu zeigen.

Der Sekundenzeiger schlich nun auch auf die 12 und punktgenau klingelte es. Der Wartende musste sich beherrschen, nicht zur Tür zu rennen. Dort angekommen öffnete er lächelnd. "Du bist auf die Minute pünktlich." - "Wenn ich sieben Uhr sage, dann meine ich es auch.", zwinkerte Reita ihm zu, streckte ihm dann die Hand entgegen. "Können wir gehen?" - "Natürlich.", nickte Aoi ihm zu und nahm seine Hand. Begann das Nicken nun schon wieder?

Beide gingen zusammen zum Auto, zuerst stieg Aoi ein, danach der Blonde.

Die Fahrt verlief relativ still, nur die leisen Geräusche, die aus dem gedämmten Radiolautsprechern drangen, brachten keine Stille zusammen. Der Schwarzhaarige schaute aus dem Fenster, wusste nicht, welches Thema er anschneiden soll, und der Blonde konzentrierte sich auf die Straße. Pünktlich, 15 Minuten später, kamen sie an einem Restaurant an - es sah aus, wie das teuerste in der ganzen Stadt.

Zu Aoi's Glück hatte Reita auch nichts anderes an, als lässige, aber trotzdem elegant wirkende Klamotten. Es erleichterte ihn ungemein, nicht das Falsche angezogen zu haben.

Beide stiegen aus und gingen in das Hotel hinein. Aoi bekam nur mit, wie seine Begleitung einem Kellner zunickte, scheinbar ist er öfters hier. Sofort werden sie zu einem Tisch geführt, der in der Nähe einer Gläserfront war, welche die Sicht auf einen beleuchteten Garten freigab. Eigentlich eine wirklich schöne Aussicht, warum hatte er gerade diesen Platz gewählt?

Fast zeitgleich setzten sich die beiden. Einen kurzen Moment regierte Stille die Atmosphäre um sie herum, doch Reita durchbrach diese.

"Hast du dich ausgeruht?" Aoi bejahte. "Unnötigerweise.", hing er noch dran, "Ich war doch schon völlig fit." - "Trotzdem sollte man eine Erkältung nicht unterschätzen. Und bevor du bald wieder krank bist und dann stärker, solltest du dich noch ein wenig ausruhen." Aoi blinzelte irritiert. Hieß das... wollte er damit sagen, dass...

"Ich werde.. beurlaubt?", hauchte der Schwarzhaarige. War das der Grund, warum er mit ihm Essen gehen wollte. Ein Kündigungsessen? Wenn es dieses Wort nicht gab, so hatte er es gerade erfunden. Sein Chef - oder bald sein ex-Chef? - hatte ihn nur hierher gebracht, um ihm die Kündigung wohlmöglich noch als Vorspeise zu servieren? Auf einem Silbertablett?

"Du kannst mich nicht kündigen. Das ist unfair, ich habe meine Arbeit immer zuverlässig und ordentlich ausgeführt. Nur weil ich ein paar Tage gefehlt habe? Das ist verdammt unfair!", platzte es aus Aoi heraus. Reita hatte zu einer Antwort angesetzt, doch die schien ihm jetzt im Hals stecken zu bleiben.

"Kün..digung?! Bitte was? Wer hat davon geredet, dass ich dir kündigen will?", fragte der Blonde irritiert, nachdem er sich wieder gefasst hatte. "Aber.. du.. meintest doch, dass es besser sei.. ich würde mich... ausruhen.", stammelte der Angeredete vor sich hin. Reita musste plötzlich lächeln. Vorsichtig hob er seine Hand und ließ sie über Aoi's Wange streicheln. "Da musst du etwas vollkommen falsch verstanden haben.", begann Reita, "Du bekommst lediglich noch ein paar Tage Urlaub, damit du dich richtig auskurieren kannst. Deine Wange und deine Stirn glüht immer noch ein wenig.. Ich mach mir einfach nur Sorgen."

Aoi's Gesichtszüge entgleisten. Wie konnte er ihn so falsch verstehen? Röte stieg auf seine Wangen vor Scham ihn so angefahren zu haben, aber auch das sanfte Streicheln in seinem Gesicht machte die Situation nicht besser, es machte ihn eher noch viel verlegener. "Entschuldige.. ich.. muss wohl wirklich alles.. falsch verstanden haben.", säuselte der Kleinere. "Nein.", lächelte der Andere, als sei nichts passiert, "ich habe mich wohl undeutlich ausgedrückt." Aoi nickte und zeigte so, dass es schon okay sei, immerhin war er der Dumme, der es nicht verstanden hatte.

"Möchtest du etwas trinken?", fragte Reita nach einiger Zeit und zog kurz zuvor seine Hand zurück. Er wollte nicht zu aufdringlich sein, es schien Aoi sehr nervös und gleichzeitig niedlich verlegen zu machen. "Sake wäre nicht schlecht." Kurz darauf wurde bei der Kellnerin das gewünschte Getränk bestellt.

Aoi musterte die Tischdecke, er müsste das Muster jetzt auswendig können und mit verbunden Augen aufzeichnen können. Währenddessen merkte er nicht, wie er beobachtete wurde.

//Eigentlich.. wollte ich dir sagen, wer ich bin. Doch jetzt gerade ist die Situation so angespannt. Und wenn du nachher lockerer bist... ich weiß nicht, ich hab das Gefühl du hast dich in die Nachtgestalt verliebt und nicht in mich. Ach Aoi.. warum hab ich dieses Spiel überhaupt angefangen?//

Der Blonde stieß während seinen Gedanken einen Seufzer aus, dies blieb seinem Gegenüber nicht unbemerkt. "Was ist?", fragte dieser vorsichtig. Doch der Angesprochene winkte sofort mit einem Lächeln ab. "Nichts, das war mehr ein Durchatmen." Scheinbar wurde seine Ausrede akzeptiert, denn Aoi fragte nicht weiter nach, sondern lächelte still.
 

•.•.•
 

Ein Auto fuhr vor die Haustür von Aoi und zwei Personen stiegen aus.

"Das war wirklich ein sehr schöner Abend.", lächelte Aoi, ging neben Reita auf den Hauseingang zu. Dieser nickte. "Das finde ich auch, vielleicht kommst du einfach mal zum Essen zu mir, ich kann genauso gut kochen." Mit einem Zwinkern und einem Grinsen auf den Lippen erreichte er nach Aoi die Haustür. "Ich werde darauf zurückkommen."

"Tja...", begann Aoi, wusste nicht die richtigen Worte, um sich zu verabschieden, "Ich denke, dann sehen wir uns in.. einer Woche?" Seine Lippen wurden zwar von einem etwas knappen Grinsen geschmückt, doch wirklich gefallen tat ihm der Urlaub nicht. Er würde sich langweilen, so ganz alleine in seiner Wohnung. "Vielleicht. Vielleicht sieht man sich auch vorher schon.. man weiß nie, was das Schicksal so plant." Die letzten Worte des Blonden gingen in ein leises Flüstern über.

Das nächste was Aoi realisierte war, dass Reita bereits in seinem Auto saß und von dem zum Haus gehörigen Parkplatz fuhr. Sein Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand waren an seine eigenen Lippen geführt. Was war das eben für eine sanfte, aber bestimmende Berührung auf ihnen? Hatte.. hatte er ihn tatsächlich.. geküsst?

Stumm lächelnd schloss Aoi die Tür auf und steigt Stufe für Stufe seiner Wohnung entgegen. Vielleicht hatte sein Chef recht, er sollte sich ausruhen. Sein Herz schlug so unnatürlich schnell, er schien seine Erkältung wohl doch noch nicht ganz auskuriert zu haben.

Nichtsahnend schloss der Schwarzhaarige seine Wohnungstür auf, was ihm entgegenkam war Dunkelheit, er hatte kein Licht angelassen, außerdem war es weit nach 23 Uhr. Als Aoi die ersten Schritte in seine Wohnung machte, tastete er vorsichtig an der Wand entlang nach dem Lichtschalter, betätigte ihn und stieß einen erschrockenen, leises Schrei aus. Sein Herz blieb vor Schreck einen Moment stehen, schlug dann aber wieder im gewohnten Rhythmus.

"K-K-Kai?!"

Gemeint war die Person, die im Flur an der Wand lehnte und schaute, als sei er bei der Mafia.

Leise ließ Aoi die Tür hinter sich in das Schloss gleiten, zog seine Jacke aus und schaute zu Kai, der immer noch in seiner Pose verharrte. "Wie kommst du hier rein?", fragte Aoi geschockt, hatte er sich tatsächlich so sehr erschrocken.

"Ich habe mir deinen Schlüssel nachmachen lassen, für alle Fälle." - "Du. hast. WAS?!", gab Aoi geschockt von sich. "Wo warst du, Aoi~. Ich habe mir Sorgen gemacht, du bist krank." Kai hatte seinen Tonfall nicht geändert. Er redete ruhig, emotionslos und kühl. Das war es, was Aoi Angst einjagte. "Verschwinde hier, Kai. Ich bin alt genug, um auf mich aufzupassen." - "Du bist krank! Wo warst du?" - "Bin ich dir eine Rechenschaft schuldig?" - "Wo warst du?" - "Das geht dich nichts an."

Mehr hatte Aoi dazu nicht zu sagen und wollte an Kai vorbei in sein Wohnzimmer gehen, doch schon im nächste Moment fand er sich gegen die Wand gedrückt wieder. Ein zweites Mal in wenigen Minuten blieb Aoi das Herz stehen, doch nicht, weil er sich erschrocken hatte, sondern weil Panik in ihm aufstieg. Kai machte ihm Angst, er machte ihm gewaltige Angst.

"Wo warst du?", fragte Kai ein weiteres Mal, ebenso ruhig wie die anderen drei Male zuvor auch. Doch ein weiteres Mal wagte Aoi nicht, sich zu wiedersetzen. Aus seiner Situation gab es grade keinen Ausweg. "Ich.. war.. essen. Mit.. meinem Chef." - "Dieser Blonde?", gab Kai in einem abfälligem Tonfall von sich. Eine Frage schien sich deutlich in Aois Augen zu spiegeln: Woher wusste er von ihm?

Auch Kai schien die Frage zu erkennen. "Ich habe ihn schon ein paar Mal bei dir gesehen oder vor deiner Haustür."

//Vor meiner Haustür..? Was.. tut er da?//

"Was läuft zwischen euch?", fragte der Braunhaarige ebenso kühl, verengte seine Augen aber zu einem schmalen Schlitz. "Ga-Gar nichts. Wirklich nichts!" Kai's Augen nahmen wieder ihre normale Größe an und ein kurzes Lächeln huschte über dessen Lippen. Jedoch war es kein entwarnendes Lächeln, sondern viel mehr ein Unheilankündigendes Lächeln.

"Denn.. weißt du... niemand aus mir.. darf dich berühren. Du gehörst mir, Aoi, denn ich liebe dich. Kein anderer darf dich lieben, hörst du? Und du darfst auch keinen anderen lieben, außer mich." Aoi schluckte tief. Was redete er da? Was gab er für komische Worte von sich?

Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, setzte der Größere seine Hände an das Sweatshirt von Aoi und zerriss es in einem Stück. Danach leckte er provokativ einmal von seinem Bauchnabel hoch zu seinem Brustkorb.

Der Schwarzhaarige konnte sich nicht wehren, der Griff von Kai war einfach zu fest, er würde es nicht schaffen, ihm zu entkommen, doch.. was würde er mit ihm machen? Was würde er mit ihm anstellen?

Als Kai dazu ansetzen wollte, seine Lippen auf die von Aoi zu drücken, entdeckte er einen kleinen Moment der Unachtsamkeit, seitens des Braunhaarigen. Er nutzte seine Chance und stieß Kai von sich, so schwungvoll er konnte. Als er seine Gelegenheit sah, riss er die Tür auf und verschwand in das dunkle Treppenhaus, rannte die Treppen hinunter auf ging auf die Straße. In den strömenden Regen hinein...

Chapter Six: Sanatio et laesio

Der Titel heißt in etwa übersetzt: Heilung und Verletzung
 

•.•.•
 

Chapter 6: Sanatio et laesio
 

Je länger Aoi durch den Regen lief, desto stürmischer schien es zu werden. Die Regentropfen waren kaum mehr von Bändern zu unterscheiden. Zitternd hatte der nasse Schönling die Arme fest um seinen Körper gewickelt. In der Eile hatte er seine Jacke vergessen und das durchnässte, aufgerissen Sweatshirt bot auch keinen Schutz mehr. Seine Haare hingen ihm wie nasse Lappen ins Gesicht, seine Hose klebte an seinen Beinen und seine leichte Schminke lief in Bächen über sein Gesicht. Noch dazu vermischten sich seine Tränen mit dem Wasser des Regens..

Er wusste nicht mehr, wie lange er gelaufen war, die Uhr, an der er vorbei ging zeigte gerade 23:47 an, wann hatte sich das mit Kai ereignet, wie lange hatte es gedauert? 15 Minuten? 20 Minuten? Läuft er schon eine geschlagene halbe Stunde durch den Regen? Er hatte jegliches Gefühl für Zeit vergessen, nicht einmal ein Ziel hatte er sich ausgesucht, wollte nur so schnell wie möglich weg aus seiner Wohnung, aus seiner Nähe - weg aus seinem Blickfeld.

An einer Haustür machte er Halt. Die Gegend kam ihm bekannt vor.. verdammt bekannt, als habe er sie heute schon mal gesehen, doch.. weder zur Arbeit hin, noch von da weg führte ihn seine tägliche Routine hier vorbei. Doch dann leuchtete es in seinem Kopf auf. Er hatte ganz alleine zu dem Hauseingang gefunden, in den sein blonder Chef vorhin für einen Moment verschwunden war.

Vorsichtig stieg er die zwei Stufen hoch und drückte seinen zitternden Zeigefinger gegen die Klingel. Er hofft inständig, dass er zuhause sei.

Nur wenige Sekunden später ging Licht hinter der Tür an und ein Spalt öffnete sich.

Der Gesichtsausdruck des Blonden verriet seine Gedanken, lähmten ihn und waren außer Stande ihm irgendwas zu befehlen.

"Darf... ich ... reinkommen?", fragte Aoi mit zitternder und geschwächter Stimme. Es war kalt. IHM war verdammt kalt und langsam schien ein starker Wind aufzuziehen. Dass er die letzten 20 Minuten gegen den Wind gelaufen war, machte seine momentane Situation nicht besser.

Reita öffnete die Tür noch ein Stück und ließ den nassen Aoi in das wärmende Haus treten. Als dieser seine Arme von seinem Oberkörper nahm, bemerkte der andere, dass sein Hemd aufgerissen war und auf seinem Oberkörper rotleuchtende Wunden zu sehen waren.

//Gott.. was - ist denn passiert?//

Reita holte einmal tief Luft. "Das Bad ist die Treppe hoch, die zweite Tür links. Du machst dir jetzt ein Bad oder duscht, wie du es lieber hast. Ich lege dir dann Sachen in das Bad, mache dir währenddessen einen Tee. Was auch immer passiert ist, du bleibst heute nacht hier oder solange wie du möchtest. Ich warte dann im Wohnzimmer, das ist hier den Gang entlang, ja?"

Aoi war überrascht von der Hilfsbereitschaft, hatte insgeheim aber genau auf das gehofft. "Okay..", hauchte er leise, quälte sich ein Lächeln ab und stieg dann die Treppen hoch.

Wie angekündigt machte Reita sich, mit einem bloßen T-Shirt und einer Boxershorts bekleidet, auf den Weg in die Küche um einen Tee zu kochen.

Nachdem dieser fertig war, ließ er ihn einen kleinen Moment abkühlen, machte sich indessen auf den Weg, um für Aoi einen Pullover und eine lockere Hose rauszusuchen. Vorsichtig klopfte er an die Tür an, erhielt keinen Widerspruch und trat langsam ein. Mit schnellen Schritten legte er die Sachen auf den Toilettendeckel, versuchte seinen Blick von dem Schönling zu halten, der es sich scheinbar in der Badewanne gemütlich gemacht hatte, immerhin wollte er nicht, dass dieser sich belästigt fühlte.

Als er schon fast wieder aus dem Raum rausgetreten war, hörte er plötzlich ein Schluchzen, blieb stehen und fuhr herum. Weinte sein schwarzhaariger Schatz etwa?

"A..oi?", hauchte Reita leise, ging vorsichtig zurück zum Rand der Badewanne, kniete sich davor und legte sachte eine seiner Hände auf Aois Schulter. "Was.. ist denn?" Ein leises Wispern drang zu Aoi hinüber, dieser lehnte sich vorsichtig an die Schulter des Blonden, verhakte eine seiner Hände in das T-Shirt von ihm und begann an seiner Schulter zu weinen, zuerst ganz leise, doch dann zitterte bereits sein ganzer Körper und er drückt sich immer näher an ihn, auch, wenn zwischen ihnen der Badewannenrand war.

Der Andere, vollkommen überfordert mit der gesamten Situation, streichelte vorsichtig über seinen Oberarm und begann leise zu sprechen. "Hör mir zu.. ich geh eben raus, du steigst aus der Wanne und ziehst die Sache an, die ich dir hier hingelegt habe, und dann kommst du runter zu mir ins Wohnzimmer, ja? Zusammen kriegen wir dich dann wieder warm.." Bei seinen Worten schaute er Aoi direkt in die Augen und lächelte sanft. Ein leichtes Nicken war die Antwort auf seine Bitte. Danach stand er auf, hörte noch beim Verlassen des Raumes plätscherndes Wasser, was verriet, dass Aoi aus der Wanne zusteigen schien.

Es dauerte nur 10 Minuten, als dieser in der Wohnzimmertür auftauchte. Reita bat ihn zu sich auf das Sofa, schlang eine Decke eng um seinen Körper und hielt ihm einen Tee vor die Nase. Als zusätzliche Wärmung hatte er die Heizung voll aufgedreht, die Tür geschlossen und, als er wieder saß, Aoi an sich gezogen und strich vorsichtig über seinen Rücken. Danach kehrte Stille ein, in der die Schönheit sich an die schützende Wärme lehnte und seinen Tee leerte.

"Möchtest.. du vielleicht.. reden?", begann Reita nach einer Weile die Stille zu brechen, er wollte ihn noch nicht weiter still leiden lassen. Was war bloß passiert.. Ein leichtes Nicken, danach ein Schulterzucken war zu vernehmen. "Ich höre dir zu, wenn du reden möchtest." Aoi schaute zu ihm auf und nickte ein zweites Mal. Langsam und stotternd begann er zu erzählen.

"Ich kam vorhin in die Wohnung.. und dann stand.. Kai da.. der Freund, von wem ich erzählt habe.. und.. er hatte.. sich einen Schlüssel nachmachen lassen..."

Der Schwarzhaarige zitterte weiterhin am ganzen Körper, nicht, weil ihm kalt war, sondern eher weil er sich noch einmal an die Situation zurückerinnern musste. Sicher war im Vergleich zu anderen Situationen, die Menschen täglich erleben, das Schlimmste verhindert worden, doch riss es die heile Welt, in der er momentan lebte, komplett auseinander.

"Und.. dann.. hat er mein Sweatshirt aufgerissen.." - "Hat er dir wehgetan? Dich... irgendwo berührt, wo du.. nicht wolltest?", fragte der Zuhörer vorsichtig. Aoi deutete auf seinen, in Decken gehüllten, Oberkörper. "Nur dort?" Ein Nicken als Antwort, danach hörte man ein erleichtertes Ausatmen. Sofort wurde Reita's Umarmung fester.

//Nun bin ich wirklich froh, es dir vorhin nicht gesagt zu haben.. sonst würdest du jetzt hier nicht sitzen. Sonst würdest du irgendwo draußen herum irren oder wer weiß, was noch passiert wäre.. oh Gott.. mein kleiner Schatz.//

"Bist du müde?" Eine leise Frage seitens des Blonden. Aoi nickte ein wenig, kuschelte sich daraufhin an Reita an. "Aber... also.. es.. mag.. komisch sein...", druckste Aoi herum, traute sich nicht seinen Blick auch nur einen Zentimeter zu heben, um in die Augen des anderen zu schauen. "Darf.. ich meine.. also... darf.. ich... bei dir schlafen?"

Der Blonde musste lächeln. Seine schüchterne Art war auf Gewisserweise sehr anziehend, doch trotzdem wollte er ihm nicht noch aufdringlich sein. "Natürlich, wenn du das möchtest. Das Bett ist oben, warte.. ich trag dich hoch."

Kurze Zeit später hatte Reita den Schwarzhaarigen auf seinen Armen platziert. Dieser lehnte sich, weiterhin in die Decke eingekuschelt, an seine Schulter. Oben im Schlafzimmer angekommen, wollte Reita Aoi auf der einen Bettseite ablegen, bemerkte dabei, dass er schon eingeschlafen war. Wecken wollte er ihn nicht, also legte er noch eine zweite Decke über ihn, ging um das Bett herum und legte sich vorsichtig daneben. Durch den Schalter knipste er das Licht aus und als er das regelmäßige Atmen des anderen deutlich hörte, konnte er sich beruhigt schlafen legen.
 

•.•.•
 

Die ersten Sonnenstahlen schienen durch das Gardinenverhangene Fenster. Blinzelnd schlug Aoi die Augen auf, musste sich erst an die plötzliche Helligkeit gewöhnen, danach schaute er sich irritiert im Zimmer um. Was war denn passiert? Wo ist er denn?

Als er bei seinen Bewegungen eine Wolldecke um sich spürte, fiel es ihm wieder ein. Am gestrigen Abend hatte er sich durch den Regen zu dem Haus geschleppt, in dem sein blondhaariger Chef, Reita, wohnte. Und dieser hatte ihn für diese Nacht hier schlafen lassen.

Noch ein wenig erschöpft von dem gestrigen Tag, setzte er sich auf und brachte zuerst einmal seinen Kreislauf in Schwung. Auf einem Stuhl neben sich entdeckte er eine zusammengelegte Pulloverjacke, zog sich diese dreister weise an, ohne zu wissen, dass sie somit ihren Zweck erfüllte, und schlich sich runter in die Küche. Das Bett neben ihm war leer gewesen.

Auf der unteren Etage angekommen, stieg ihm sofort der Geruch von Kaffee in die Nase. Seiner Nase folgend, führte sie ihn in die Küche. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und entdeckte einen blonden Haarschopf hinter einer Zeitung versteckt.

"Guten Morgen..?" Es war weniger ein Ausruf, eher eine Frage, ob der andere ansprechbar war. Man hörte das Knittern des Zeitungspapier und dann lugte ein blonder Kopf dahinter hervor. "Guten Morgen. Gut geschlafen?", fragte er guter Laune, deutete auf den Platz vor sich und schob die Brötchen in Aois Richtung. Ein Nicken war zu vernehmen. "Sehr gut.", lächelte Aoi knapp und nahm sich eines der Brötchen, "Ich habe mir einfach mal diese Jacke genommen, wenn es okay ist?" - "Sie war eigentlich auch für dich gedacht." Aoi grinste verlegen, nickte kurz und widmete sich seinem Brötchen, doch dann schaute er wieder seinen Gegenüber an.

"Müsstest du nicht eigentlich zur Arbeit?" Ein Schulterzucken war die Antwort auf die Frage. "Ich habe mir freigenommen, irgendeiner muss dich doch wieder auf Vordermann bringen. In nächster Zeit gehst du nicht in deine Wohnung, ehe wir das Schloss ausgewechselt haben. Außerdem glüht deine Stirn etwas, du hast dich wohl wieder erkältet, also bleibe ich mit dir hier und mach dich gesund." Ein zweites Mal in nicht mal 24 Stunden schaffte es Reita den Schwarzhaarigen durch seine präzisen Ansagen blinzeln zu lassen.

Darauf folgte ein dankbares und ein ehrlich gemeintes Lächeln. "Ich bin froh, hierher gekommen zu sein...", kam ein leises Wispern aus Aoi's Richtung.

Reita schaute auf und lächelte ebenfalls, legte dann vorsichtig seine Hand auf die von Aoi. In dem Moment hob auch Aoi den Kopf, schaute in die gar nicht so weit entfernten Augen des Blonden und drohte in ihnen zu versinken. Nicht anders schien es seinem Gegenüber zu gehen, doch bevor ihre näherkommenden Gesichter sich berühren konnten, wich er zurück. Gleichzeitig zog er auch seine Hand zurück.

"Wir... das.. geht nicht.", kam es dann von ihm, leise und unsicher. "Du bist vergeben.", stellte Aoi fest. Es war keine Frage, es war eine pure Feststellung. Dem Blonden blieb förmlich das Stück Brötchen, von dem er abgebissen hatte, im Hals stecken. "Was?! Nein, natürlich nicht."

Aoi nickte bloß. Dann war es eindeutig. Reita steht nicht auf Männer, liegt lieber auf Frauen. Und scheinbar ist der Schwarzhaarige auch nicht attraktiv genug für ihn.

"Das - ist es nicht.", begann der Blonde wieder. Er wollte nicht auf sich beruhen lassen, dass Aoi dachte, er wäre zurückgeweicht, weil er vergeben war. "Was dann?", war die Frage auf seine unschlüssige Antwort. Daraufhin stand sein Gesprächspartner auf, stellte sich vor Aoi, nahm seine Hand, zog ihn hoch, schaute ihm direkt in die Augen. Er trat noch einen Schritt näher an ihn und drückte dann zärtlich, doch gleichzeitig sanft ihre Lippen aufeinander. Überrascht von seiner Handlung konnte Aoi nicht anders, als seinen Kuss einfach zu erwidern. Das war es doch was er wollte und es fühlte sich verdammt gut an.

Ihre Lippen trennten sich nach kurzer Zeit wieder, beiden entkam ein leises Keuchen, danach wurde wieder ein tiefer Blick ausgetauscht. Ein eindeutiger Blick. "Komm mit.", hauchte der Blonde leise, nahm die Hand des anderen, zog ihn hinter sich her, die Treppe hoch in sein Schlafzimmer. Dort schloss er die Tür und ihr Kuss fand einen neuen Anfang. Doch diesmal blieb dies nicht nur die einzige Berührung, die Beide einander in der Zeit schenkten...
 

•.•.•
 

Vier Tage waren mittlerweile vergangen. Vier Tage voller Zärtlichkeiten, voller Küssen, voller liebevollen Blicken, voller Sex und voller Zuwendung. Vier Tage hatte die Zeit verstreichen lassen, wollte sie nicht einfrieren, um sie den beiden zu schenken.

Der Schwarzhaarige stand lächelnd bei offener Tür vor der Scheibe, zog einmal an seiner Zigarette und stieß den Rauch genüsslich wieder aus. Er war glücklich und das merkte man ihm an. Schon lange hatte er niemanden mehr gefunden, der ihm mehr Zuwendung gab, als Reita es tat, er hatte niemanden mehr gesehen, der zärtlicher war, als er. Oh wie er das gebraucht hat.

Der Mann, um den sich seine Gedankenwelt drehte, saß auf der Couch und schrieb auf seinem Laptop herum. Scheinbar hatte er eine wichtige E-Mail zu verfassen, jedenfalls saß er schon mehrere Minuten daran. Dann ertönte das Geräusch einer empfangenen E-Mail, daraufhin begann Reita zu einem Satz anzusetzen.

"Ich.. muss mit dir.. reden, Aoi."

Der Angesprochene drückte gerade eine Zigarette aus und wandte sich ihm zu. "Ja? Worüber denn?", fragte er heiter und kam lächelnd auf seinen Schatz zu. Doch dieser seufzte, lächelte darauf warm. "Ich liebe dich." Sein leises Geständnis wurde erwidert und beide verloren sich wieder in einem innigen Kuss.

Eine halbe Stunde später saß Aoi gelangweilt auf dem Sofa herum, wartete darauf, dass der andere wieder vom Einkaufen zurückkehrte, alleine seine Zeit totzuschlagen wurde ihm langweilig. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb an dem immer noch offenen Laptop hängen. Er war noch immer an.

Der Schönling ließ seinen Zeigefinger vorsichtig über das Touchpad fahren und erschrak leicht, als er eine noch immer geöffnete Mail sah. Eigentlich wollte er sich zurücklehnen und seinen Blick davon ablenken, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er hatte seinen Namen bei einem flüchtigen Blick gelesen und wollte nun genau wissen, worüber er geschrieben hatte. Seine Augen durchfuhren die Zeilen und langsam begriff er.
 

Glaubst du, dass es für mich einfach ist? Ich belüge Aoi die ganze Zeit, ich spiele mit ihm - das einzige, was wahr ist, sind meine Gefühle für ihn.
 

Ich konnte ihm immer noch nicht sagen, wer ich wirklich bin. Du glaubst nicht, was das für eine Last ist, die ich mit mir herumtrage. Doch ihm geht es immer noch nicht wieder blendend. Besser ja, doch dass alles okay ist, würde ich nicht sagen. Ich muss einfach noch warten, bis er die Wahrheit erfahren darf.
 

Sonst will er mich nicht mehr sehen und wird mich nicht mehr lieben...
 

Reita
 

Mit seinen von Schock geweiteten Augen, bemerkte er nicht, wie der Eigentümer dieser Wohnung wieder den Raum betrat. Er verhielt sich noch ruhig, doch als Aoi ein leises Wispern von sich kam, horchte er auf. "Nur... gespielt?.. welche.. Wahrheit?.. was.. verheimlicht.. er?" Reita schluckte einmal tief, atmete leise durch, trat einer Schritt näher an das Sofa heran und begann zu sprechen.

"Nun müssen wir wirklich reden."

Aoi fuhr herum, hatte sich erschreckt, doch im nächsten Moment zeichnete sich nicht mehr Schock in seine Augen ab, sondern Angst und Panik. Würde das jetzt das Ende bedeuten? Nicht nur, dass er scheinbar mit ihm spielte, jetzt hatte er auch noch etwas Privates von ihm gelesen. Wäre das jetzt der Grund für getrennte Wege?

"Was.. hat das zu bedeuten?", fragte der Schwarzhaarige nach einer kurzen Stille, in der keiner auch nur die Anstalten einer Bewegung vollbracht hatte. "Weißt du...", begann der Andere, stoppte dann doch wieder. Er wusste überhaupt nicht, wie er die Wahrheit erklären sollte. "Du liebst mich nicht?", fragte Aoi und dachte, er würde damit die Wahrheit vorweg nehmen, doch er bekam ein energisches Kopfschütteln. "Ganz im Gegenteil..", war die Antwort.

"Du.. hast.. dich öfters mit jemanden nach der Arbeit getroffen, richtig? Ein.. paar Abende." Aoi schaute ihn irritiert an, woher wusste er davon? Doch trotzdem nickte er, ob er es wollte oder nicht. "Was.. ist damit? Und woher weißt du davon?" Ohne große Umschweifungen sprach er seine Gedanken aus.

"Ich.. also.. weißt du... Ich wusste es anfangs nicht, wirklich. Ich wusste nicht, dass ich ausgerechnet -dein- Chef werden würde, das kam sehr überraschend. Doch ich hatte bereits... ich... es war zu spät, denn ich war für dich bereits.. der "Unbekannte".. nun konnte ich das Spiel nicht mehr beenden, ich dachte, ich näher mich dir auch so an, sodass.. sodass du ihn vielleicht vergisst und Interesse an der Tagesgestalt bekommst, doch.. ich bekam manchmal das Gefühl, dass du ihn in mir gesucht hast. Du hast ja auch an der richtigen Stelle gesucht, doch... ich konnte dir die Wahrheit nicht weiter vorenthalten, du.. hattest ein Recht darauf, auch, wenn es jetzt schmerzt."

Chapter Seven: delens dolor et missio

Übersetzt heißt der Titel: zerstörender Schmerz und Abschied.
 

•.•.•

Chapter 7: delens dolor et missio
 

Seine Wohnung war eingehüllt von Schweigen, von Leere und von Einsamkeit.

Seitdem ihm sein angeblicher Geliebter sein Geständnis gemacht hatte, hielt er es nicht mehr in seiner vorgespielten Nähe aus. Er musste zugeben, dass er den Unbekannten vergessen hatte, doch eine Rechtfertigung für die Lügen war es dennoch nicht. Und das war es, was ihn schmerzte. Er hatte keine Möglichkeit sich zu rechtfertigen, er hatte keine guten Gründe für die Lüge. Der Schmerz saß tief..

Wie er es hasste, angelogen zu werden. Jeder hatte es getan. Seine Eltern, seine Grundschulfreunde, seine Freunde auf der Mittelschule, ja sogar seine Arbeitskollegen. Von einer Person, für die er große Gefühle hegte, hatte er es nie erwartet. Oder doch wohl eher nie gehofft.

Seine Worte hallten noch immer in seinem Kopf wieder. Erst das Geständnis, dann die vielen Entschuldigungen, doch keiner hat den Riss in seinen Herzen auch nur ansatzweise gelindert. Es hat den Schmerz noch viel größer gemacht, es ließ die Entschuldigung unehrlich wirken, er glaubte ihm, dass es ihm vielleicht sehr leid tat. Doch.. um ein Spiel zu beenden und etwas zu verhindern, das sich auf einer falschen Basis aufbaut, ist es nie zu spät.

Das Wetter vor seinem Wohnzimmerfenster spiegelte seine Gefühlswelt wieder. In ihm zerbrach alles, hinterließ kalten Regen und tosendes Gewitter, zeigte keinen Wink der Besserung. Tränen hatten seine Wangen bisher noch nicht benetzt, erfolgreich hielt er sie zurück, doch bis zum Ausbruch würde es nicht mehr lange dauern. Das wusste jeder, der ihn kannte.

Die folgenden Tage wurden immer schlimmer. Er vergrub sich zunehmend in seiner Wohnung, ließ die Vorhänge ungeöffnet, wich nicht von seinem Platz auf dem Sofa, ließ die Post im Briefkasten. Er aß nicht einmal mehr regelmäßig.

Das Telefon in der kleinen Wohnung stand kaum still. Zwischen den Anrufen von Ruki und Tomoe, war immer wieder die leise, flehende Stimme Reita's zu hören. Jedes Mal flehte er Aoi erneut um ein Gespräch an, sagte ihm immer wieder, dass er ihn lieben würde und niemals vergessen könnte. Doch in den Ohren des schwarzhaarigen Schönlings klang jede einzelne Silbe seiner Wörter wie eine Lüge, eine Lüge bei der er nicht mal rot werden würde, wenn er einem dabei ins Gesicht schaute.

Eine einzige Nachricht ließ ihn dann doch aufhorchen. Sie war von Tomoe.
 

Hallo Aoi-kun.

Ich weiß, dass du noch im Urlaub bist, aber es gibt morgen eine wichtige Teambesprechung. Reita, unser Chef.. er verlässt die Firma.. Er hat sich nun dazu entschlossen eine Stelle in China anzunehmen, er wird einen Nachfolger für ihn vorstellen. Es wäre wichtig, dass du morgen kommst. Bis da- - PIEP -
 

Nicht die ganze Nachricht war aufgenommen worden, aber es wurde leichtverständlich, was gemeint war. Seine Augen hatten sich vor Schock auf das Telefon gerichtet, als stünde dort in roten, leuchtenden Buchstaben eine Botschaft an ihn.

Reita.. würde die Agentur verlassen..?
 

•.•.•
 

Mit einer leichten Verspätung betrat Aoi am nächsten morgen die Agentur. Die Plätze am Empfang und hinter den ersten Schreibtischen waren leergefegt, seine Mitarbeiter saßen nun wohl schon im Konferenzraum, um den neuen Chef zu begrüßen.

Mit kleinen, vorsichtigen Schritten ging Aoi zum Konferenzraum, öffnete die Tür, zeigte mit einer kurzen Verbeugung seine Entschuldigung und ging nun mit größeren Schritten auf den Platz neben Tomoe zu. Reita würdigte er keines Blickes. Dieser stand alleine vor dem riesigen Tisch, wo war der neue Vertreter?

"Freut mich, dass ihr alle gekommen seid, auch die, die im Urlaub waren."

Auch bei der indirekten Anrede schaute Aoi nicht auf, er hielt seinen Blick starr auf dem Wasserglas vor ihm.

"Ich werde, wie schon angekündigt, diese Firma wieder verlassen."

Es entstand eine dramatische Pause, in der der Lautstärkepegel durch Tuscheln anstieg, wie eine Welle bei Sturmflut, kurz bevor sie bricht.

"Und ich werde nun meinen Nachfolger bekannt geben."

Einige Grinsen gingen durch die Runde, viele haben sich seinen Beruf erhofft, schon lange. Viele wollten einmal soviel Geld verdienen für Aufträge an Land ziehen, für Präsentationen auswählen, für Mitarbeiter umherscheuchen.

"Mein Nachfolger wird.."

Erneut steigt der Lautstärkepegel an. Aoi nahm sich sein Wasserglas und nahm einen Schluck.

".. Aoi Shiroyama."

Der Raum wurde plötzlich still.

"WAS?!", ertönte es von dem Genannten.

Reita's Blick fing seinen an.

"Du hast schon richtig gehört. Du sollst diese Agentur übernehmen. Deine Arbeiten haben mich erzeugt, du bist der kompetenteste Designer in dieser Firma, du wirst sicher ein gutes Auge für die Wünsche der Kunden haben."

Unverständliche Blicke wurden unter seinen Kollegen ausgetauscht.

"Ich will dich sprechen. Sofort!", verlangte Aoi, stand von seinem Platz auf und ließ die anderen zurück. Reita folgte ihm ohne Widerworte in den anliegenden Raum.

"Willst du mir noch eine auswischen, bevor du gehst?"

Ein ungläubiger Blick wanderte durch den Raum.

"Warum sollte ich dir etwas auswischen wollen? Ich wollte dir ein Geschenk machen, ein Abschiedsgeschenk..", erklärte der Blonde immer leiser werdend.

"Jag mir den Dolch doch endlich ins Herz.. er ist doch schon fast drin."

Ein leises Flüstern schwang auf den Wellen des Schalls durch das Zimmer.

"D-Dolch?", fragte Reita.

"Siehst du denn nicht den Riss in meinem Herzen? Warum hast du solange geschwiegen? Warum?"

Mit vorsichtigen Schritten wagte sich der Jüngere auf den anderen zu, drängte ihn vorsichtig an die große Fensterfront und lehnte ihn vorsichtig dagegen. Es vergingen nur Bruchteile einer Sekunde, ehe die beiden in einem tiefen, letzten Kuss verschlungen waren. Während ihre Zungen eisern um die Macht kämpften, verlor Aoi die Macht über seinen Körper. Eine Träne schlich sich aus seinem Auge über seine Wange, rann seinen Hals hinunter und trocknete im Stoff seines Kragens.

"Jetzt... kommt eigentlich die Szene, wo du mir entweder sagst, dass unsere Liebe keine Chance hätte, weil du schon lange versprochen bist oder.. dass dein Flieger gleich geht..", flüsterte Aoi, nachdem ihre Lippen sich wieder trennten.

"Ich habe nur dich geliebt, Aoi.. meine Schönheit.." Das erste Mal drang sein heimlicher Spitzname für seine Liebe über seine Lippen. "Davon abgesehen.. geht mein Flieger erst in drei Stunden, trotzdem sollte ich dir nun nicht weiter seine Zeit stehlen."

Mit kleinen unsicheren Schritten ging Reita auf die Tür zu, doch kurz davor wurde er aufgehalten von einer Hand. Die zweite Hand schloss die Tür ab, verdunkelte danach per Schalter die Fensterfront.

"A-Aoi?"

Irritation lag in seiner Stimme.

"Dann lass uns noch ein letztes Mal eins werden.. bevor du gehst, bevor unsere Wege sich trennen. Du musst gehen, du musst dein Leben ohne mich führen, das habe ich gemerkt, denn.. auf einer Lüge kannst du nicht mehr aufbauen. Und ich auch nicht.. doch gib mir mein wirkliche Abschiedgeschenk... deinen Körper, für ein letztes Mal..."

Seine letzten leisen Töne verklangen in einem Kuss.

Ein letztes Mal wurden Knöpfe geöffnet.

Ein letztes Mal wurden Kleidungsstücke zur Seite geschoben, um etwas freizulegen.

Ein letztes Mal wurde sie zu einem.. vereinten sich, lebten ihre Extase...

Epiloque: Seperatae viae

Wie schon gesagt, ist die Story so gut wie zu Ende. Ich denke, viele werden damit nicht zufrieden werden sein.. aber ich versproche sogleich, auch wenn ich es vereinzelt schon angekündigt hatte: Es wird ein zweites Kapitel geben! ^__^; Ich hoffe ihr seid nicht böse? .,.
 

Ich hoffe trotzdem, dass euch die Story bis hier hin gefallen hat und dass ihr auch den zweiten Teil lest, damit ihr euch wieder besser fühlt ^___^!
 

Viel Spaß beim Lesen und viele Danke für die Comments!
 

Chaira Keliyah
 

P.S.: Der Titel heißt übersetzt in etwa: "getrennte Wege"
 

•.•.•
 

Epilogue: Seperatae viae
 

Flugzeuge steigen täglich in den Himmel, erreichen Höhen, die einem Menschen Angst machen, lassen einen Schweben, die Stadt wie eine Miniaturwelt erleben.

Täglich fliegen mehrere Flüge, weite Strecken, international, oder kurze Strecken, national.

Doch keines der aufsteigenden Flugzeuge schaffte es je ihm Tränen in die Augen zu jagen, wie das eine.

China.

Peking.

16.807,8 km².

14.933.274 Einwohner.

Und er war nun einer von ihnen.

Werde glücklich...

Seine letzten Worte hallten noch immer in den gefühlsleeren Gängen seines Gehörs.

Er verstand seine Entscheidung immer noch nicht.

Er konnte sie einfach nicht nachvollziehen.

Nun war er aus seiner Reichweite.

Es hätte nicht geklappt.. das weißt du, Aoi..

Ja, er hatte es gewusst.

Aber er wollte es nicht wahrhaben.

Nun saß er alleine dort, mit der bloßen Erinnerung, mit den Tränen in den Augen, die ihm niemand wegwischte.

Ich liebe dich, meine Schönheit..

Er soll es nicht mehr sagen.

Nie mehr soll er es sagen, nicht in seiner Gegenwart, nicht in seinen Gedanken, nie mehr.

Keiner hatte es je sagen dürfen, keinem hatte er es erlaubt, außer ihm und er hat die Erlaubnis verschmissen.

Ich liebe dich...

So sehr das es schmerzt?

So sehr das es schmerzt.

Schmerzt, wie ein Dolch der mitten im Herz steckt und keine Hoffnung auf Heilung vorhanden ist.

Ich...

Ein Herz, dass die Stimme verloren hat.

Ein Herz, dass nicht mehr sprechen kann, wann und wo es wehtut.

Ein Herz, dass sich in seine Mauer zurückgezogen hat, darauf bedacht, nie wieder auch nur in andere Hänge gelegt zu werden.

... liebe...

Liebe.

Ist es bloß ein Wort?

Oder ist es eine Leidenschaft?

Ist es Glück?

Oder ist es Verderben?

Himmel?

Oder Hölle?

... dich...

Wen?

Das Schöne, das zu habende?

Oder der Alleinstehende?

Das Verletzte?

Oder das Heile?

... für immer.

Nie mehr.
 

~ OWARI ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  Kanoe
2008-03-23T19:44:41+00:00 23.03.2008 20:44
eine schöne gesichchte .. wirklich schön
das ist doch mal ein trauriges ende das passt
Von:  Ruki_
2008-01-22T08:36:51+00:00 22.01.2008 09:36
T^T
deine ff is total schön geschrieben udn traurig.
bai bai
Moe
Von:  Ruki_
2008-01-21T21:21:42+00:00 21.01.2008 22:21
ich find aoi total knuffig^^
mag deinen schreibstil, gefällt mir sehr gut *smile*
bai bai
Moe
Von:  Ruki_
2008-01-21T20:19:32+00:00 21.01.2008 21:19
find das toll *___*
is interessant geschrieben^^
*weiter lesen geh*
bai bai
Moe
Von: abgemeldet
2007-09-22T22:11:58+00:00 23.09.2007 00:11
Du....T__T...du du du...hast mich leiden lassen
Die geschichte war toll doch das Ende...
Ich dachte mir noch das die beiden für immer zusammen bleiben~
*seufz* *schnief* *alles voll heul XD* *heulsuse desu* //na sowas
und das als junge O__ô//
Von: abgemeldet
2007-07-18T14:41:20+00:00 18.07.2007 16:41
oh wow..............
du hast einen neuen fan. definitiv.
man.......der anfang war ja so geil.....ich hab mir sonst was abgelacht als aoi nicht gepeilt hat, das rei gleich reita ist.
die mitte war einfach nur unglaublich süß und (dank kai) auch aufregend.
und der schluss.......
okay, ich gebs ja zu: ich hab geheult. ein bisschen.

wow!!
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2007-07-09T17:30:43+00:00 09.07.2007 19:30
Oooooooooh....*schnief*
Das letzte Kapitel is so traurig...
Besonders die Stelle wo das 'ich liebe dich für immer' immer wieder durch Gedankengänge unterbrochen wird ist toll geschrieben ^^

Von:  -Mirai-
2007-05-01T21:49:28+00:00 01.05.2007 23:49
*heul*
T_______T
Ich bin doch so ein gefühlsstarker Mensch wie kannst du mir DAS antun?

*Aoi und Reita aneinander kett*
Ach Gott Kinder ihr gegört zusammen begreift ihr das denn nicht??? T_____________________________T


Ne ma zurück in die Realität...
Klasse o__o
Ich liebe dich für die Story...
*abknutsch*
*Fan-Fahne schwenkt*
Von:  jocomella
2007-01-01T15:35:17+00:00 01.01.2007 16:35
Nie mehr...
hmmm... wie traurig... wirklich... ich weine... ich weiß wie sich aoi jetzt fühlen muss. und ich kann auch reita gefühle nachempfinden.
schade... ich dachte, sie würden es noch schaffen. Ich dachte es würde alles gut werden. Weil sie es verdient haben. Wer so viel leidet kann doch auch mal glücklich sein, oder?
Ich denke Aoi wäre niemals so unglaublich sauer und traurig auf reita gewesen, wenn er gewusst hätte, was das bewirkt hätte. Einsamkeit. Trauer. Schmerz. ...hmmm....
Das ende ist wirklich gut gewählt. wenn ich so darüber nachdenke vielleicht sogar zu gut. Aber es passt... *smile*
ich bin wirklich beeindruckt!
Von:  jocomella
2007-01-01T15:27:27+00:00 01.01.2007 16:27
Oh...
abschied... tut weh... schmerz... noch mehr, als eine Lüge
ich denke die beiden werden es nicht aushalten... wo sie sich doch so sehr lieben... hmm....
ich muss sagen, ich finds komisch... ich hab mir vorgestellt dass die beiden gerade mit einander schlafen und im konferenzraum sitzen die alle rum und warten. Außerdem müssten einige ja den kuss gesehen haben... oder?
hmmm... nun ja....
wirklich schön geschireben... hmm... ein trauriges ende (oder ein anfang?) ich hoffe die beiden schaffen das noch einmal...


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