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Grüne Jade

Azureshipping-Fic (SetoxAnzu/Téa)
von

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Prolog

Seto Kaiba perfektionierte das Bild der Ruhe und Stille, das in dem Zimmer, welches ihm als Schlafzimmer diente, durch die Dunkelheit der Nacht hervorgerufen wurde. Es war ein seltener Anblick, den Präsidenten der Kaiba Corp. so friedlich im Schlaf zu sehen, wenn man wusste wie er sich am Tage verhielt. Ruhig und friedlich waren definitiv nicht die Adjektive, mit denen man ihn hätte etikettieren können.
 

Eine grobe, schroffe und abweisende Art und eine Einstellung, die keine Niederlage zuließ, machten ihm zu einem der gefürchtesten Männer, die es gab. Stets hatte er ein Pokerface aufgesetzt - mit Gesichtszügen, die von einem Computer hätten erzeugt werden können - das seine Emotionen, wenn er denn welche hatte, nicht auch nur im Ansatz betrug und eine eisige Atmosphäre verbreiten ließ.
 

So war es mehr als verwunderlich ihn so daliegen zu sehen, tief und fest schlafend, scheinbar wie ein Baby.
 

Aber wie sooft trug der Schein auch hier. Wer näher hinblickte konnte kleine, feine Schweißperlen erkennen, die an seinem Kopf klebten und sich über die in tiefe Falten gezogene Stirn langsam ihren Weg bahnten. Seine Hände hatten sich in die Bettdecke verkrampft, in der sich sein großgewachsener Körper kaum merklich, doch eindeutig in unruhigen Bewegungen umherwälzte.
 

Gefangen in der Traumwelt in seinem Kopf, stand Seto wieder an derselben Stelle, an der er jedes Mal stand, wenn ihm diese Erinnerung begann heimzusuchen. Er war umgeben von tiefster Dunkelheit.
 

Du glaubst, du hast gewonnen, ja?
 

Da war sie wieder, diese Stimme. Die Stimme, die er über alles hasste, seit sie diese Worte artikuliert hatte. Die Stimme, die der Grund war, warum der 17-jährige es vorzog nachts zu arbeiten statt zu schlafen. Ihre Stimme.
 

Aber das hast du nicht! Du hast verloren, Kaiba!
 

Die Dunkelheit löste sich auf. Die undurchdringliche, schwarze Substanz wich weißgekachelten Wänden, an denen Tische und Schränke standen, worauf Operationsgeräte lagen. Eine in Weiß gekleidete Schwester versuchte einen aufgebrachten Mann zu beruhigen, während eine andere einen neugeborenen Säugling wusch. Er befand sich in einem Geburtssaal.
 

Ein kleiner Junge mit kurzem, braunem Haar stand neben einem Bett, in dem eine Frau mit geschlossenen Augen lag.
 

"Mama!", rief der Junge zu der Frau. Seine blauen Augen besaßen einen ängstlichen Ausdruck.
 

Die Augen der Frau öffneten sich und offenbarten ein ebenso schönes blau, wie das des Jungen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und lächelte ihren Sohn an. "Seto...", sprach sie mit schwacher Stimme, während sie mit einer Hand sanft über seine Wange streichelte. "Du musst mir etwas versprechen, Seto." Sie hielt die Hand gegen seine Wange gepresst, sodass sie spüren konnte, wie der Kopf des Jungen langsam nickte. "Versprich mir, dass du dich immer gut um deinen Bruder kümmern wirst." Wort für Wort wurde die Mutter leiser. "Denn ich kann es nicht mehr."
 

Seine Augen weiteten sich. "Aber...aber er ist doch der Grund weshalb du stirbst! Ich will, dass er wieder verschwindet! Du sollst mich und Papa nicht verlassen!" Tränen traten aus seinen Augen und liefen ihm über das Gesicht. Seine kleinen, zarten Hände griffen nach der Hand seiner Mutter, die noch auf dem Bett lag.
 

Noch immer lag ein lächeln auf ihren Lippen. "Seto." Sie drückte seine Hände. "Sag so etwas nicht. Ich würde deinen Bruder für nichts auf der Welt eintauschen wollen. Er ist ein Mensch und hat ein Recht auf sein Leben." Sie wischte ihm ein paar seiner Tränen aus dem Gesicht. "Er ist, wie auch du, ein Teil von mir. Verstehst du, Seto? Durch dich und Mokuba werde ich in euch weiterleben."
 

Er schluchzte leise. "Aber..."
 

"Das Leben ist das wertvollste was es gibt, Seto", unterbrach ihm seine Mutter, bevor er etwas dagegen sagen konnte. "Bitte, liebe deinen Bruder so wie dein Vater und ich dich geliebt haben. Er wird dich brauchen, und du ihn."
 

Ein kurzer Moment schwieg der braunhaarige Junge. Sein Blick schweifte zu dem kleinen Baby, das von einem Arzt gerade untersucht wurde. "Also gut", sagte er und nickte, "ich verspreche es." Seine Augen richteten sich wieder auf seine Mutter.
 

"Ich danke dir mein Sohn", flüsterte sie und schloss ihre Augen.
 

Du hast verloren, weil du die wertvollste Karte aufgeben wolltest, die du besitz. Dein Leben, Seto Kaiba!
 

Der Geburtssaal vor Setos Augen begann zu verschwimmen. Formen und Farben verschmolzen miteinander um sich neu zu gestalten. Ein grauer Kiesweg entstand unter seinen Füßen. Rechts und links säumten Grabsteine einen Weg zu einem Grab, vor dem zwei kleine Jungen standen. Sie hielten sich fest an den Händen und betrachteten traurig den Grabstein, unter dem ihre beiden Eltern vergraben lagen.
 

"Was passiert jetzt mit uns, Seto?", fragte der Kleinere von beiden. Seinen schwarzhaarigen Kopf drehte er zu seinem Bruder und schaute ihn fragend an.
 

Sein Bruder ballte seine freie Hand zur Faust. Verächtlich schoss er einen Blick in Richtung einer nicht weitab entfernten Limousine, neben der ein Mann und eine Frau standen und sich angeregt darüber unterhielten, was sie denn mit dem Erbe alles anfangen könnten.
 

"Ich weiß es nicht", antwortete er und guckte Mokuba an. "Aber ich verspreche dir: niemand wird uns auseinander bringen."
 

Mokuba schluckte einmal schwer und nickte dann mit dem Kopf. "Glaubst du wir werden jetzt bei Onkel und Tante leben?"
 

Der kleine Seto wandte sein Gesicht von seinem Bruder ab. Er konnte in seinen grauen Augen seine Angst sehen. Er wusste, dass ihre Verwandten sich nicht um sie kümmern würden. Für sie zählte nur das Erbe. Es hatte schon lange gedauert sie dazu zu bewegen, mit ihm und Mokuba zu dem Grab ihrer Eltern zu fahren. Was mit ihnen nun passieren würde stand nur in den Sternen.
 

Doch wie erklärte er seinem kleinen Bruder etwas, wessen er sich nicht mal selbst ganz sicher war.
 

Er seufzte leise. Ihrer beider Zukunft war dunkel und er wollte Mokuba nicht noch mehr Angst machen.
 

Entschlossen legte er seine Hände auf seine Schultern und blickte ihn an. "Du musst jetzt ganz viel Mut beweisen, Mokuba", sagte er mit fester Stimme. "Denn was immer jetzt auch passieren mag, wenn wir mit Mut der Situation gegenüber treten, kann uns nichts geschehen."
 

Du hast nicht den Mut dir selber ins Gesicht zu sehen!
 

Wieder verschwamm das Bild vor seinen Augen. Ihre Worte halten in seinen Ohren wie das Echo eines Berges. Von allen Beschuldigungen, die er jemals gehört hatte, traf ihn diese am meisten.
 

Nun war er da, wo diese Worte ihren Ursprung hatten: im Königreich der Duellanten! Er stand auf der Brüstung auf Pegasus' Schloss, auf dem er gerade Yuugi Mutou besiegt hatte. Der kurzgewachsene Junge mit dem spitzen blonden Haar saß auf den Knien und zitterte am ganzen Körper, wie es sich für einen Verlierer gehörte. Dummkopf! Er hätte gewinnen können, hätte er seinen Angriff nicht abgebrochen.
 

Aber sie hinderte ihn daran den entscheidenden Schlag auszuführen. Ihr Aufschrei brachte Yuugi dazu sein Monster zurück zu rufen. Sie, das Mädchen, das vor dem Jungen mit dem Milleniumspuzzle um den Hals stand und Seto mit einem entschiedenen Blick fixierte. Tränen liefen ihr übers Gesicht und in ihren Azurblauen Augen funkelte eine Ernsthaftigkeit, die niemals jemand von Anzu Mazaki erwartet hätte.
 

Yuugi hat gewonnen, denn er hat dich vor dir selbst beschützt!
 

Ihre Worte wurden zu Pfeilspitzen, die auf ihn zu flogen und sich in seinen Körper bohren wollten. Er wollte ihnen ausweichen und trat einen Schritt zurück, ins Leere, hinein in den Abgrund, der sich hinter ihm auftat und fiel.
 

Schlagartig riss Seto die Augen auf und setzte sich keuchend auf in seinem Bett. Seine Finger waren dermaßen in seine Decke verkrampft, dass, wäre Licht in dem Zimmer gewesen, man die Fingerknöchel hätte weiß hervortreten sehen können.
 

"Warum..." Seine Frage schallte in die Dunkelheit des Raumes hinein, ohne dass sie eine Antwort bekam.
 

Er verstand es nicht. Wieso? Wieso hatten die Worte eines Mädchens, dessen Meinung ihn nicht im Geringsten interessierte, so viel Einfluss auf ihn.
 

Seitdem er und Mokuba von Gozaburo adoptiert wurden, hatte er mit Alpträume zu kämpfen, die ihn den Schlaf raubten. Es war nichts außergewöhnliches, nein, es gehörte für ihn sogar schon zur Normalität.
 

Nachdem ihm Mazaki jedoch damals diese Worte an den Kopf geworfen hatte, änderte sich das. Von da an brauchte er nur die Augen schließen und schon waren immer dieselben Worte und Bilder in seinem Kopf.
 

Er wusste nicht was es war, was die Worte des braunhaarige Mädchens immer wieder in seinem Kopf auftauchen lies, noch warum sie diesen Effekt auf ihn hatten. Eines war er sich allerdings ganz sicher.
 

Er, Seto Kaiba, würde sich niemals von den Worten eines anderen Menschen beeinflussen lassen.
 

Seine Lippen verzogen sich in der Dunkelheit zu einem grausamen Lächeln. Ja, er würde schon noch dafür sorgen, dass Anzu Mazaki es bereute diese Worte jemals in Mund genommen zu haben.
 

Er war nicht umsonst von aller Welt gefürchtet...
 

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A/N: Schreibt mir bitte was ihr davon haltet. Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher, was ich daraus machen werde. Ich hab zwar schon ein paar Ideen, aber es ist alles noch offen.
 

Für die, die sich wundern: im Anime sagt Anzu (Téa) zumindest in der deutschen und amerikanischen Übersetzung etwas anderes. (Sie fragt Kaiba, was ihm denn am Ende des Tages noch bliebe). Ich habe versucht mich an das Original zu halten. Ich kenn leider den Originaltext nicht, sondern nur eine Zusammenfassung, und habe mir die Worte von Anzu, auf dieser Zusammenfassung basierend, selbst aus den Fingern gesogen.
 

Also, denkt an das Kommi.
 

Bye
 

Strawberry-Butterfly

Das verhängnisvolle Foto

"Also gut, Mädchen. Ihr wisst was ich das nächste Mal sehen will. Übt Zuhause in jeder freien Minute, die ihr habt." Sachiko Matsuda, Tanzlehrerin und Inhaberin der Baree To Dansu Tanzschule in Domino, betrat den Umkleideraum, den ihre Schülerinnen gerade verlassen wollten.
 

Die Mädchen, allesamt bereits umgezogen und mit einem Bein aus der Tür, hielten inne und drehten sich zu ihr um. Ein gemurmeltes Okay, unterstützt von ein paar verdrehten Augen war die Antwort, die sie bekam.
 

Als gewiefte Choreografin hatte sie schon einige beeindruckende Aufführungen auf die Bühne gebracht und wusste, wie man mit den Tänzern umgehen musste, damit eine Show den gewünschten Erfolg erzielte. Aufforderungen zum Üben, gab sie lieber einmal zuviel als zuwenig.
 

Es waren nur noch 8 Wochen bis zur Premiere ihres Stückes, an dem sie nun schon seit Monaten probten, und alle fünf Vorstellungen, die sie geben würden, waren bis auf den letzten Platzt ausverkauft. Dass das Stück, das einen Einblick in alle Arten von Tänzen gab, dermaßen gefragt war, hatte kaum jemand gedacht und weckte leichte Nervosität bei einigen Mädchen.
 

"Ihr wisst doch. Tanz-Shows sind harte Arbeit", sagte sie mit einem Lächeln und schwang ihren Zeigefinger spielerisch hin und her. Lachend verabschiedeten sich die Schülerinnen von ihr und verließen den Umkleideraum. "Ach, Anzu? Könntest du bitte noch einen Moment warten? Ich würde gerne noch was mit dir besprechen."
 

"Ja, natürlich." Das angesprochene braunhaarige Mädchen nickte mit dem Kopf und kam auf ihre Tanzlehrerin zu. "Um was geht es denn?"
 

Sachiko antwortete ihr nicht, sondern verließ den Raum durch eine zweite Tür, die zu den Tanzsälen führte, und deutete an ihr zu folgen. Sie war nicht sonderlich erpicht darauf ihre Unterhaltung mit Anzu im Umkleideraum zu führen, da, auch wenn der Raum etliche Sitzgelegenheiten bot, es den Eindruck erwecken würde, als wolle sie die Sache kurz zwischen Tür und Angel regeln.
 

Sie betrat einen Ballettraum und zeigte auf einen Stuhl, der an einer Spiegelwand, am Ende einer Stange stand. "Setz dich." Anzu tat wie ihr geheißen wurde und stellte ihre Tasche neben sich ab.
 

"Was gibt es denn?"
 

"Mir ist etwas aufgefallen", begann die blondhaarige Tanzlehrerin und dehnte ihre Beinmuskeln. "An deinem Tanz." Sie stellte sich in eine Ausgangsposition, die Ausgangsposition, die Anzu für das Stück einnahm, um genau zu sein. "Pass auf. Ich zeig es dir."
 

Damit fing sie sich an zu bewegen. Sachiko Matsuda konnte mit ihren 30 Jahren auf etliche Erfolge zurückblicken. Hatte sie mit 21 ihr durchschlagendes Debüt und ist über Nacht sprichwörtlich berühmt geworden, so hatte sie das vor allem ihrem Talent zu verdanken. Die Kritiker feierten sie als eine Koryphäe, die die Gabe besaß den Gemütszustand eines Menschen durch ihren Tanz mitreißend zum Ausdruck zu bringen.
 

Das war bei weitem keine Lobhudelei. Sie wusste einfach, dass ein guter Tanz nur dann Zustande kam, wenn der Tänzer vollkommen von all seinen Sorgen und Problemen befreit war.
 

Anzu verstand das nur zu gut. Sie empfand eine tiefe Bewunderung für ihre Tanzlehrerin und deren Können. Sie selbst war, weiß Gott, keine schlechte Tänzerin, tanzte sie schon seit sie laufen konnte, aber um zu erreichen so gut wie Sachiko zu werden, hatte sie noch einen langen Weg vor sich. Soviel war klar.
 

Sachiko beendete Anzus Part. Das Mädchen wollte den Mund aufmachen und etwas sagen, wurde jedoch der blondhaarigen Lehrerin davon abgehalten.
 

"Ich bin noch nicht fertig. Das war lediglich wie ich mir vorstelle, wie es aussehen sollte." Sie ging zurück zur Ausgangsposition. "Das was ich jetzt zeige, ist wie du deinen Part tanzst."
 

Wieder begann sie sich zu bewegen. Sie vollführte dieselben Bewegungen wie schon zuvor. Doch während sie da gewirkt haben wie eine Offenbarung, so waren sie nun nichts weiter als vorgeführte Tanzschritte. Sie waren unkomplett.
 

Sie wirkten nicht stumpf oder gar falsch und vielleicht abgehackt. Viel mehr fehlte den Bewegungen etwas ganz Spezielles. Etwas, was den Tanz vollkommen machen würde.
 

Anzu sah das, nur wusste sie nicht was dieses Etwas sein konnte.
 

"Du hast es gesehen, nicht wahr?", fragte sie Sachiko nachdem sie fertig war.
 

Die 17-jährige Schülerin nickte. "Ja, es wirkte irgendwie..." Sie zögerte einen Moment und suchte nach dem richtigen Wort. "Unvollständig."
 

Die Tanzlehrerin lehnte sich neben Anzu gegen die Stange. "Ich habe mit Absicht etwas übertrieben bei der Vorführung eben, dennoch ist es bei deinem Tanz nicht zu übersehen, Anzu." Sie drehte ihren Kopf zu ihr und betrachtete sie mit ihren grünen Augen. "Ein Tanz spiegelt immer den Gemütszustand eines Menschen wieder."
 

Anzu zog ihre Stirn in falten. "Also, ich habe mich eigentlich immer normal gefühlt. Ich war der Meinung ich hätte alles was ich brauche."
 

Sachiko zuckte andächtig mit den Schultern. "Vielleicht ist dir nur noch nicht aufgefallen, dass dir etwas Bestimmtes fehlt."
 

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Seto Kaiba atmete die klare Luft im Domino Park tief ein.
 

In der Hoffnung seine aufkeimende Müdigkeit zu verscheuchen, hatte er das Büro in seiner Villa verlassen und war in den menschenleeren Park gegangen. Er hatte seit 5 Tagen kein Auge mehr zugemacht, nur noch gearbeitet und mit aller Kraft versucht wach zu bleiben.
 

Und dennoch, egal wie oft er versuchte die Müdigkeit zu unterdrücken indem er soviel Kaffee trank wie nur möglich, es gelang ihm nicht, denn die Müdigkeit kam jedes Mal zurück und sie wurde jedes Mal stärker. Wie ein Duel Monster, das nicht besiegt werden konnte und immer wieder vom Friedhof mit einem Power-Bonus zurückkehrte.
 

Fast wäre er ihr verfallen und hätte sich dem Schlaf hingegeben. Doch dann tauchte ihr Bild vor seinem inneren Auge auf.
 

Schlagartig hatte er die Augen aufgerissen, von denen er nicht mal gemerkt hatte, dass er sie zugemacht hatte, und war aus seinem Büro hinaus ins Freie gestürmt um an der frischen und, weil es bereits dunkel war, auch kalten Luft wieder munter zu werden.
 

Nun stand er hier. Angelehnt gegen die Brüstung einer kleinen Holzbrücke, die sich wie eine Mondsichel geformt über einen Fluss bog.
 

Und es half nichts. Die Müdigkeit schlich sich ganz langsam wieder an ihn heran. Für einen Moment überlegte er, ob nicht das kalte Wasser des Flusses unter ihm sie wieder vertreiben würde, aber bevor er überhaupt den Gedanken zu Ende fassen konnte, waren ihm die Augen zugefallen und alles um ihn herum war vergessen.
 

"Kaiba?" Die Stimme war unverkennbar. Seto schnaubte innerlich. Er hatte den Kampf gegen die Müdigkeit verloren und nun war sie wieder da.
 

Er öffnete seine Augen in der Erwartung von Dunkelheit eingeschlossen zu sein und wunderte sich als er feststellte, dass dieser Traum im Park spielte.
 

Er drehte sich um und sah sie.
 

"Mazaki..." Der Name verließ seine Lippen wie ein Fluch. Mit einer Tasche über der Schulter, gekleidet in einen roten Minirock und einer kurzen hellen Jacke stand sie vor ihm und guckte ihn an. Fast als wäre es real.
 

"Was machst du hier?"
 

Er antwortete nicht und starrte sie nur an. Das war das erste Mal, dass dieser Traum anders anfing. Statt des nervenden Vortrags über seine angebliche Niederlage auf Pegasus' Schloss, fragte sie ihn was er hier machte. Wenn er es nicht selbst besser wüsste, wäre er wahrscheinlich der Meinung gewesen, dass das kein Traum war.
 

"Kaiba?" Sie trat einen Schritt auf ihn zu und berührte ihn vorsichtig am Oberarm, um ihn zu einer Reaktion zu bewegen.
 

Seto zuckte zusammen als er ihre Hand spürte und stieß sie schlagartig von sich weg. "Lass. Mich. Einfach. In. Ruhe!", zischte er leise und doch so klar, dass man es am anderen Ende des Parks noch hätte vernehmen können.
 

Innerlich hoffte er, er würde sie damit aus seinen Alpträumen verscheuchen und es wieder mit "normalen" Alpträumen zu tun bekommen.
 

Ein etwas schnippisches "Ich hab ja nur gefragt" war allerdings das Einzige was er darauf zu hören bekam.
 

Verwirrt sah er sie an. Sie stand genau vor ihm mit einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck. Ihr Mund bewegte sich, anscheinend sprach sie gerade mit ihm, aber er hörte es nicht.
 

Er merkte wie seine Augenlieder immer schwerer wurden und drohten ihm zuzufallen. Dass Mazaki ihm am Ärmel seines Mantels zog und auf ihn einredete nahm er gar nicht mehr wahr. Er schloss nur noch die Augen und ließ sich fallen.
 

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Wie vom Donner gerührt stand Anzu mitten im Park von Domino und wusste nicht so recht was sie nun eigentlich tun sollte. Über ihren Schultern lehnte Kaiba und ... schlief?
 

Das zumindest nahm die 17-Jährige an als sie die langen und gleichmäßigen Atemzüge des Firmenchefs der wohl mächtigsten Spielefirma der Welt an ihrem Ohr hörte. Von Mokuba hatte sie mal zufällig erfahren, dass sein großer Bruder nur selten schlief, besonders seit die Ereignisse im Königreich der Duellanten ihren Abschluss gefunden hatten. So war es mehr als wahrscheinlich, dass Kaiba irgendwann einmal umkippen musste vor Müdigkeit.
 

Nur dass es gerade hier und jetzt sein musste gefiel Anzu nicht.
 

"Kaiba?" Sie hatte immer noch seinen Ärmel in der Hand, an dem sie gezogen hatte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie rüttelte an ihm, damit er aufwachte.
 

Leider tat er das nicht. Er befreite lediglich seine Arme aus ihrem halt und legte sie dann um ihren Hals und schlief seelenruhig weiter.
 

"He, Kaiba. Aufwachen!", versuchte sie es ein zweites Mal. Aber auch das half nichts. Er klammerte sich nur weiter an sie, wie an ein Kissen.
 

"Na großartig!" Sie stöhnte genervt auf. Das war genau das, was sie brauchte. Ein arroganter CEO, der sie für sein Kissen hielt. "Warum ich?"
 

Sie hatte nicht viele Möglichkeiten, was sie jetzt machen konnte. Kaiba war ein Riese. Selbst wenn man ihn mit ausgewachsenen Männern verglich war er immer noch einen gutes Stück größer als der Durchschnitt. Es war also unmöglich, dass Anzu ihn irgendwo hätte hintragen können. Ebenso war niemand mehr im Park und somit war keiner da, der hätte helfen können. Ihr Haus lag zwar ganz in der Nähe, doch wie sollte sie ihn dahin schaffen, sie konnte ihn ja schlecht hier lassen.
 

Ihr Blick glitt an ihm herunter. Er stand noch mit beiden Füßen auf dem Boden. Wenn sie ein paar Schritte vorginge, würde er dann mitkommen? Sie probierte es aus und er kam tatsächlich mit. "Damit wäre das Problem schon mal gelöst", sagte sie zu sich selbst und begab sich mit dem schlafenden Kaiba um ihren Hals auf den Weg nach Hause.
 

Fünf Minuten später hatte sie ihr Ziel erreicht und stand vor einem neuen Problem.
 

Treppen.
 

In Gedanken verfluchte Anzu den Architekten, der auf die so tolle Idee gekommen war, einen Treppenabsatz vor die Haustür zu setzen. Sie konnte Kaiba da niemals hoch schaffen. Genauso wenig, wie sie ihn aufwecken konnte. Sie hatte zwischenzeitig immer wieder versucht, ihn zu wecken, jedoch schlief er wie ein Stein. Sie musste sich was einfallen lassen.
 

,Vielleicht über die Terrassentür?', dachte sie. Wenn sie da durch gehen würden, müssten sie keine Treppen steigen. Allerdings konnte man die Terrassentür nur von innen aus öffnen. ,Also, muss ich erst mal selbst ins Haus.'
 

Sie blickte zu Kaiba. Vorher musste sie sich aus seiner "Umarmung" befreien. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war ihr noch gar nicht aufgefallen, dass von ihm umarmt wurde. Ob Kaiba wohl auch nur im Ansatz ahnte, wo er gerade schlief?
 

"Wahrscheinlich nicht", beantwortete sie sich selbst die Frage und ging mit dem braunhaarigen Jungen zur Terrassentür.
 

Dort angekommen ließ sie einen prüfenden Blick über die Gegenstände, die dort waren, gleiten und nickte zufrieden mit dem Kopf. "Ja, so könnte es gehen...", murmelte sie und trat auf eine lebensgroße Statue zu.
 

Ihrer Mutter Sammelleidenschaft für griechische Statuen und Büsten hatte sie es zu verdanken, dass sie Kaibas Umklammerung auf das Abbild der Göttin Aphrodite verlagern konnte und sie durch die Vordertür ins Haus gehen konnte, um ihn dann durch die Terrasse herein zu holen.
 

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In dem Moment, in dem er die Augen öffnete, wusste Seto, dass er weder in seiner Villa, noch in seiner Firma war. Die Decke, die er anstarrte war definitiv zu niedrig, als dass sie in irgendeinem Raum, der sich in seinem Besitz befand, gewesen sein konnte.
 

Auch die Okkafarbene Tapete und das gesamte Ambiente des Wohnzimmers, in dem er auf einer Couch lag, hatte bei weitem nicht die Klasse, die er gewohnt war. Trotzdem hatte es Stil. Der ganze Raum war dekoriert mit Gegenständen und Möbeln aus den unterschiedlichsten Ländern. An einer Wand hing eine afrikanische Totemmaske, an einer anderen, eine Kuckucksuhr. Zwei griechische Säulen standen am breiten Eingang des Raumes und ein französisches Gemälde hing über einen westlichen Kamin. Wer auch immer hier wohnte, musste viel in der Welt rumkommen.
 

Seto setzte sich auf und brachte die Federn in der Couch zum Quietschen. Er stellte seine Beine auf den Parkettboden und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
 

"Wo bin ich?"
 

Irgendwo kam Musik her. Feine Klänge von Flöten und Violinen drangen an sein Ohr und zwangen ihn unwillkürlich zum Aufstehen. Langsam schritt er durch den Raum, den Tönen folgend und endete an einer Treppe, die in den ersten Stock führte.
 

An der Wand neben der Treppe hingen Bilder von den Besitzern dieses Hauses. Auf vielen war ein im Anzug gekleideter Mann abgebildet, wie er mit berühmten Persönlichkeiten Hände schüttelte. Allem Anschein nach ein Geschäftsmann. Er betrachtete die weiteren Bilder. Auf einigen war die vermutliche Ehefrau des Mannes zu sehen. Seto interessierten die Bilder nicht sonderlich bis er auf eines stieß, dass ihn erstarren ließ.
 

,Oh nein. Bitte nicht!' Ein lachendes Mädchen mit kurzem, braunem Haar und strahlenden, blauen Augen war darauf zu sehen. In ihrer Hand hielt sie so was wie eine Trophäe mit der sie in einem Tanzdress gekleidet für das Foto posierte. "Mazaki."
 

Wie um alles in der Welt war er hier nur gelandet?
 

Jegliches Interesse herauszufinden wer in diesem Haus lebte, verließ ihn auf der Stelle und er machte auf dem Absatz kehrt, um von diesem Ort zu verschwinden. Während er das tat, fiel sein Blick auf ein weiteres Bild. Eins, das ihn ebenfalls erstarren ließ.
 

Ohne lange nachzudenken, nahm er Foto von der Wand und starrte es ungläubig an. "Unmöglich...", flüsterte er leise vor sich hin. Seine blauen Augen suchten nach Anzeichen, dass es sich bei dem Bild um eine Fälschung handeln musste, doch fanden sie nichts.
 

Es sah aus wie ein ganz normales Foto. Jeder Unwissende wäre vorbei gegangen und hätte sich nicht weiter darum gekümmert, aber Seto Kaibe war nicht jeder Unwissende. Er kannte die Bedeutung dieses Fotos ganz genau.
 

Dieses Foto offenbarte ein Geheimnis über Mazaki, von dem niemand ahnte, dass sie es hatte. Seto hätte am liebsten laut aufgelacht. Dieses Foto war, was er brauchte, um sein Problem zu lösen. Damit konnte er Mazaki zerstören.
 

Kurzerhand hing er das Bild wieder zurück an seinen Platz und entschloss sich, sich bei dem braunhaarigen Mädchen bemerkbar zu machen. Er wollte ihr höchstpersönlich klarmachen, dass er über ihr Geheimnis bescheid wusste.
 

Er stieg die Stufen hinauf und folgte der Musik bis er vor einer Tür stand. Seto war sich ganz sicher, dass sie in dem Raum war und öffnete die Tür.
 

Mazaki hatte den Rücken zur Tür gedreht und tanzte. Sie merkte nicht, dass er in ihrem Zimmer stand, die Arme über die Brust verschränkt und sie beobachtete. Die Art und Weise, wie sie tanzte, war nicht die, die man von einem Mädchen, dass schon mindestens einen Tanzpreis bekommen hatte und dessen großer Traum es war, Tänzerin zu werden, erwartet hätte. Sie wirkte wie eine blutige Anfängerin, die noch nie zuvor getanzt hatte.
 

"Wenn das, das Beste ist, was du kannst, solltest du dir ein anderes Hobby suchen."
 

Als sie seine Stimme hörte, stoppte sie und drehte sich um. Ihr Verdruss über seine Worte, war deutlich auf ihrem Gesicht abgezeichnet. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben", erwiderte sie und kam auf ihn zu. "Und überhaupt. Du musst gerade reden. Ich würde mir an deiner Stelle andere Schlafensgewohnheiten zulegen, anstatt über andere Leute schlafend zusammenzubrechen."
 

Seine Augen verdunkelten sich. Das war also geschehen. "Hör gut zu, Mazaki. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!" Seine Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen. "Denn ich werde die dein Leben zur Hölle machen."
 

Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er aus dem Zimmer raus in Richtung Treppe. Als er sie hinab stieg, kam Mazaki aus ihrem Zimmer gelaufen und folgte ihm. "Was glaubst du, wer du bist, dass du-"
 

"Ach, übrigens", unterbrach er sie derweil er zur Haustür ging. "Interessante Fotos hast du da an der Wand."
 

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Anzu drehte sich zu den Fotos. Das Zuknallen der Tür bemerkte sich nicht mehr. "Was meint er...", murmelte sie vor sich hin und schaute sich die Bilder genau an.
 

Dort war nirgends etwas Ungewöhnliches Abgebildet. Es waren alles Fotos von ihr und ihrer Familie. Nichts, was für Kaiba in irgendeiner Weise interessant sein konnte. Dann jedoch guckte sie auf das Foto.
 

"Oh nein!" Jegliche Farbe verließ ihr Gesicht. Schweiß brach auf ihrer Stirn aus und eine tiefe Furcht und Verzweifelung begannen sich in ihr breit zu machen. Er konnte nicht dieses Foto meinen. "Oh Gott!"
 

Sie setzte sich auf die Stufen und legte ihr Gesicht in ihre Hände. "Das kann nicht sein!" Kaiba durfte es einfach nicht wissen!
 

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A/N: Ich weiß. Hat ewig gedauert. Sorry, dass ihr so lang warten musstet. Aber ich hatte anfangs absolut keine Ahnung, wie ich weiter schreiben sollte. Ich hatte fünf verschiedene Ansätze für dieses Kapitel geschrieben, bis ich es so hatte, wie es jetzt ist.
 

Danke, für die Kommis! Ich hab mich riesig gefreut.
 

Macht's gut & Bye,

Strawberry-Butterfly

Die Steine kommen ins Rollen

...Denn er hat dich vor dir selbst beschützt!
 

Die schwarzen Pfeile flogen auf ihn zu. Dünn, lang, mit Federn am Ende, blau wie ihre Augen und schwarz-metallisch glänzenden, scharfen Spitzen rasten sie mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft und näherten sich ihm immer mehr.
 

Seto Kaiba bekam Angst. Aus unerklärlichen Gründen fürchtete er sich jedes Mal, wenn er die Pfeile in seinem Traum sah - das, obwohl das Wort Furcht kein Begriff war, der sich in seinem Vokabular befand - und versuchte ihnen auszuweichen.
 

Immer wieder.
 

Instinktiv und gegen jegliche menschliche Vernunft, die ihm sagte, dass der Abgrund hinter ihm seinen sicheren Tod bedeuten würde, trat er einen Schritt zurück und fiel.
 

Und fiel...
 

Und fiel...
 

Seine Augen öffneten sich. Die Pupillen starrten einen Moment lang ins leere bis sie erkannten, dass sie in dem monoton eingerichteten Raum waren, den Seto Kaiba sein Zimmer nannte. In Dunkelheit getaucht und von tiefster Stille umgeben, die nur von den kurzen, heftigen Atemzügen unterbrochen wurden, die er von sich gab.
 

Er setzte sich auf. Der einzige Grund, warum er es in Betracht gezogen hatte, in sein Bett zu gehen, war die Annahme, dass durch die Lüftung von Mazakis Geheimnis, er seinen Alptraum endlich los war. Aber scheinbar hatte er sich geirrt.
 

Er musste erst noch zu anderen Mitteln greifen, damit er sie endgültig loswerden konnte. Immerhin, es wäre doch allzu schade, wenn ein Geheimnis geheim bleiben würde...
 

Der Gedanke an Schlaf, nach dem sich sein Körper immer noch sehnte, rückte in weite Ferne, als er in seinem Kopf, an dem Plan und dessen Feinheiten arbeite, um sein Problem ein für allemal zu beseitigen. Dank des Fotos, welches er bei ihr zu Hause gesehen hatte, würde das ein Kinderspiel werden.
 

"Mazaki", sein Tonfall verhöhnte die Gutmütigkeit der braunhaarigen Tänzerin, die den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte, "es war fatal mich in dein Haus zu lassen..."
 

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Nervös und mit unruhigem Magen verließ Anzu am nächsten Morgen das Haus.
 

Trotz der lauen Frühlingsluft war ihr ganzer Körper von einer Gänsehaut übersaht, als sie die Haustür hinter sich zuzog und langsam den Treppenabsatz hinab stieg. Alles in ihr sträubte sich dagegen zur Schule zu gehen und Gefahr zu laufen, Kaiba begegnen zu müssen. Grauenhafte Vorstellungen und Fantasien über das, was nun geschehen könnte, hatten sie die ganze Nacht kein Auge zumachen lassen und auch noch jetzt fürchtete sie sich davor, was Kaiba mit dem Wissen, das er nun über sie besaß, anstellen würde. Zweifellos würde er ihr Geheimnis nicht auf sich beruhen lassen.
 

Interessante Fotos hast du da.
 

Nicht nachdem er das gesagt hatte.
 

Anzu machte sich gar nicht erst die Mühe, sich einzureden, dass er vielleicht etwas ganz anderes meinte; immerhin hatte er Fotos gesagt, und nicht Foto.
 

Nein. Kaiba wusste genau was dieses Foto bedeutete. Dessen war sie sich sicher. Todsicher.
 

Vehement schüttelte sie ihren Kopf. "Gott, hör auf so was zu denken!", schalte sie sich selbst und wechselte die Straßenseite.
 

Sie hätte niemals so unvorsichtig sein dürfen, Kaiba in ihr Haus zu bringen. Es war das Riskanteste, was sie machen konnte. Ausgerechnet Kaiba! Jemand, der über die Bedeutung des Fotos wahrscheinlich bestens bescheid wusste und nicht zögern würde, es gegen sie einzusetzen.
 

,Aber', sprach eine leise Stimme in ihrem Kopf, ,vielleicht irrst du dich auch. Vielleicht wird er es für sich behalten und nie mehr ein Wort darüber verlieren. Er hat schließlich keinen Grund dir etwas anzutun.'
 

Da war etwas dran. Doch brauchte Kaiba einen Grund, um anderen das Leben schwer zu machen?
 

,Wer weiß, er könnte dir sogar helfen', ergänzte die Stimme noch zusätzlich.
 

Das braunhaarige Mädchen verdrehte die Augen. "Helfen?! Er hat Kontakt zur Mafia!", entgegnete sie laut.
 

"Wer?"
 

"Kaiba!"
 

"Kaiba?"
 

Sie seufzte. "Ja, er hat es herausgefunden, dass-" Sie brach ihren Satz abrupt ab und blieb stehen. Als sie ihren Kopf zur Seite drehte, sah sie zwei große, violettfarbene Augen, die sie fragend anstarrten. "YUUGI!"
 

"Was...Was machst...du denn hier?" Geschockt wich sie ein paar Schritte von ihm zurück.
 

Der Junge mit dem dreifarbigen Haar ging auf ihre Frage nicht ein, sondern musterte ihre schreckhafte Gestalt. "Ist alles in Ordnung mit dir?"
 

Seine sanfte Stimme hatte seit jeher eine beruhigende Wirkung auf sie und auch jetzt, wo sich riesige Probleme vor ihr begannen aufzubäumen, verfehlte sie ihre Wirksamkeit nicht. "Ja, mir geht es gut", antwortete sie so gelassen wie möglich und zwang sich zu einem Lächeln.
 

Yuugis Augen blieben noch einen Moment lang auf ihr haften, bevor er seinen Blick abwandte und sie sich beide in Richtung Schule in Bewegung setzten. "Was ist denn mit Kaiba?", fragte er nach einem Moment des Schweigens.
 

Anzu kaute auf ihrer Unterlippe herum. Aus ihrem Augenwinkel heraus konnte sie ihren besten Freund sehen. Zwar sah er sie nicht an, doch wusste das braunhaarige Mädchen, dass er sie trotzdem beobachtete. Yuugi bemerkte sofort, wenn ihm jemand was vormachen wollte.
 

Umso mehr bat sie den Jungen in Gedanken um Verzeihung, als sie nach einer Antwort suchte, die alles andere als der Wahrheit entsprach, jedoch sicherstellte, dass er nicht in ihre Probleme mit hineingezogen werden würde. Die Sicherheit ihrer Freunde hatte für sie oberste Priorität. Ganz egal, was sie dafür tun musste.
 

"Ach, er nervt einfach nur", sagte sie und machte eine abfällige Handbewegung. "Du kennst ihn ja."
 

Yuugi schaute sie wieder an. "Ehrlich gesagt, hörst du dich an, als wolltest du Jounouchi imitieren." Er hielt an und griff nach der Hand seiner Freundin. "Anzu, was ist wirklich los?" Er guckte ihr fest in ihre blauen Augen, die sich verzweifelt ihm zu entziehen versuchten. "Wir sind Freunde. Du kannst mir alles sagen, das weißt du."
 

Die 17-Jährige schluckte. Hätte sie Kaiba doch niemals angesprochen und wäre einfach nach Hause gegangen...
 

"Yuugi..." Ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern. "Ich...Es...Ich kann..." Sie holte einmal tief Luft. Dass sie ihren besten Freund anlügen musste, würde sie sich nie verzeihen. "Es ist nichts, ehrlich." Ein zweites Mal setzte sie ein gekünsteltes Lächeln auf.
 

Er glaubte ihr nicht. Sie musste keine Gedanken lesen können, um das zu wissen. Er hatte seinen Kopf gesenkt. Einige seiner spitz zulaufenden, blonden Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Er schwieg.
 

Dann hob er seinen Kopf und lächelte sie ebenfalls an. "Na ja, da habe ich mich wohl geirrt." Er klang krampfhaft beschwingt und Anzu war klar, dass sie ihn gerade sehr verletzt hatte.
 

Eine bedrückende Stille herrschte nun zwischen den Zweien. Yuugi blickte geradeaus nach vorne und ging wieder los.
 

Anzu blieb noch einen Moment stehen. ,Yuugi, es tut mir leid', sagte sie in Gedanken. Sie verkrampfte die Hand, in der sie ihre Schultasche hielt. ,Es tut mir so leid.'
 

Sie hatte sich in ihrem Leben noch nie so elendig gefühlt. ,Das hast du ja toll gemacht', meldete sich ihr Gewissen sarkastisch zu Wort. ,Lüg deinen besten Freund an. So fängt es an...' Ungewollt zuckte sie zusammen, als sie das dachte. Sie würde nicht so werden wie sie. Ganz sicher nicht!
 

"Anzu, kommst du?" Yuugi hatte sich zu ihr umgedreht und deutete auf den Abstand den er schon vorausgelegt hatte, während sie noch dastand und sich mit ihren Problemen befasste. "Wir kommen zu spät", fügte er nachträglich noch hinzu, um sie aus ihren Gedanken zu reißen.
 

Die Brünette lief los bis sie mit dem König der Spiele auf einer Höhe war und fiel dann in ein normales Schritttempo. Ihre blauen Augen richteten sich hin und wieder unsicher auf ihren Freund, der sich jetzt so benahm, als wäre nichts geschehen. "Yuugi?", fragte sie vorsichtig nach.
 

"Hm?"
 

Sie zögerte. Was wollte sie sagen? Hilfe suchend, schaute sie sich um. "Ah, da sind Jounouchi und Honda!" Sie zeigte auf die beiden Jungen, die gegen das Schultor gelehnt standen und sich die Mädchen anguckten, die durch das Tor eilten, um das Klingeln nicht zu versäumen. Zusätzlich gaben sie einen Kommentar ab, über die unheimlich tollen Beine einiger und dass, die Röcke der Uniform noch zu lang wären, wofür sie eine ganz Reihe böser Blicke von den Damen ernteten.
 

"Und wie es aussieht, frönen sie mal wieder ihrem größtem gemeinsamem Hobby." Anzus Tonfall und Gesichtsausdruck sagten überdeutlich wie viel sie von deren "Leidenschaft" hielt.
 

Der Junge neben ihr lachte und lenkte die Aufmerksamkeit ihrer zwei Freunde auf sich. Ein mulmiges Gefühl machte sich im Magen der Tänzerin breit. Dass Yuugi auf sie sauer war, war eine Sache. Dass er so tat, als sei nichts gewesen, eine andere. Die Probleme wurden immer größer.
 

Jounouch und Honda kamen auf sie zu. "Morgen, Yuugi. Morgen, Anzu", sagte der Blondhaarige mit einem Grinsen im Gesicht.
 

Anzu stemmte die Hände in die Hüfte. "Habt ihr eigentlich auch noch andere Hobbys, als die Mädchen unserer Schule auszuchecken?", wollte sie von ihnen wissen.
 

Jounouchis Grinsen wuchs in die Breite und er legte freundschaftlich den Arm um ihre Schultern. "Ja, Duel Monsters spielen", und fing an zu lachen. "Ach, du weißt schon, dass wir das nicht ernst meinen. Immerhin bin ich ja jetzt mit Mai zusammen."
 

"Genau", schloss sich Honda ihm an. "Außerdem kann keine von denen auch nur Ansatzweise an Shizuka heranreichen."
 

"WAS?!" Jounouchis Grinsen verschwand und mit einem Blick, der töten konnte, stampfte er auf den Jungen mit der Igel-Frisur zu. "Meine Schwester?"
 

Honda ging ein paar Schritte rückwärts und hoffte inständig auf ein Wunder, dass ihm vor dem Zorn des Blonden, der ihm immer näher kam, retten würde. So war das Ertönen der Schulglocke im wahrsten Sinne des Wortes Glockenleuten für seine Ohren.
 

"Es hat geläutet. Habt ihr gehört? Wir müssen rein." Noch bevor irgendjemand, Jounouchi im Besonderen, etwas erwidern konnte, war er durchs Tor zum Gebäude gelaufen.
 

"Bleib gefälligst hier! Mit dir bin ich noch nicht fertig!", rief der blonde Junge ihm nach. Er schnappte sich jeweils einen Arm von Yuugi und Anzu und zog die beiden mit hinter Honda her.
 

Als sie im Gebäude bei den Schuhschränken waren, ließ er sie los und sah sich um. "Wo ist dieser...", murmelte er vor sich hin und scannte den Flur mit seinem Blick.
 

"Ah, Guten Morgen!" Ryou Bakura lief auf die Drei zu und begrüßte sie freundlich.
 

"Guten Morgen, Bakura", entgegnete Yuugi genauso freundlich und lächelte.
 

Anzu lächelte ihn ebenfalls an. "Hallo, Bakura. Wie geht es dir?"
 

Der weißhaarige Junge wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, wurde allerdings von Jounouchi davon abgehalten. "Jo, Bakura. Hast du Honda vielleicht hier irgendwo gesehen?"
 

Der Angesprochene guckte hinter den Blondhaarigen an das Ende der anderthalb Meter hohen Schuhschrankreihe, um dessen Ecke sich Honda versteckt hielt und im Moment mit wild gestikulierenden Händen ihm versuchte klar zu machen, dass er ihn keinesfalls gesehen hatte.
 

"Ähh...Nein, nein. Ich habe ihn nicht gesehen", antwortete er etwas zögerlich und hob beschwichtigend die Hände.
 

Jounouchi traute seinen zusammengekniffenen Augen und dem halb unterdrücktem Grinsen nicht. Seine Augen verengend, drehte er sich um und erblickte den Gesuchten. "AHA!", schrie er und stürmte auf ihn zu. Seinen Arm schlang er um Hondas Hals und zehrte ihn aus seinem Versteck. "Na warte...", schnaufte er und nahm seinen Kumpel in den Schwitzkasten.
 

"Hey, sag ma. Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?", fragte dieser nur und versuchte sich aus der Umklammerung zu lösen.
 

"Nein. Mach ruhig weiter, Jounouchi. Wenn Honda aus dem Weg ist, hab ich keine Konkurrenz mehr bei Shizuka." Vielleicht hätte sich Ryuuji Otogi vorher noch mal ganz genau überlegen sollen, was er da sagte, denn ehe er sich versah, hatte der Blondhaarige den Griff um Hondas Hals etwas gelöst, indem er seine zweiten Arm frei gemacht und ihn kurzerhand dem Dugeon Dice Monsters Erfinder um den Hals geschlungen hatte.
 

"Wie oft hab ich euch schon gesagt, dass ihr gefälligst die Finger von meiner Schwester lassen sollt!", predigte er den beiden vor und presste die Arme so weit es ging an seinen Körper.
 

Honda und Otogi röchelten ein wenig und versuchten sich beide zu befreien, scheiterten aber maßlos. "Sollten wir zu zweit nicht in der Lage sein uns zu befreien?", fragte der Schwarzhaarige seinen Mitgefangenen, obwohl er ihn nicht sehen konnte.
 

"Ha!", mischte sich Jounouchi ein. "Ein Mann entwickelt Bärenkräfte, wenn seine Schwester in Gefahr ist!"
 

"Gefahr?!", sagte Honda und trat einen weiteren Versuch an, sich von seinem Arm zu lösen. Dass der Blondhaarige mal Mitglied in einer Gang war, bezweifelte im Moment niemand. "Komm schon. Wir sind deine Freunde. Du kennst uns."
 

Wieder verengte sich der Griff um ihre Hälse ein wenig. "Exakt! Ich kenne euch. Das ist genau der Grund, warum-"
 

Doch weiter kam er nicht mehr. Ein kurzer Aufschrei, das Klappern von Schuhen, die auf den Boden aufschlugen und ein "Oh Gott!", das Anzu mit einer erschrockenen, fast erstickenden Stimme von sich gab, ließ sie, wie auch Yuugi und Bakura in ihren Bewegungen innehalten.
 

"Anzu?" Alle fünf liefen zu dem Mädchen, das wie gebannt in ihren geöffneten Schuhschrank starrte und von Sekunde zu Sekunde immer blasser wurde. "Was ist los, Anzu?"
 

Ein kleines Ruckeln an der Schulter. Eine Hand wedelte vor ihrem Gesicht. Nichts. Keine Reaktion. Anzu wollte nicht reagieren, konnte nicht reagieren. Die einzige Reaktion zu der sie fähig war, war das Starren in ihren kleinen, quadratischen Schuhschrank, auf dessen Grund ihr ein unscheinbar aussehender Gegenstand entgegen blitzte.
 

"Was ist? Ist da ne tote Ratte drin?" Eine Stimme. Jounouchi? Sie wusste es nicht.
 

Eine Hand glitt an ihrem Gesicht vorbei und holte den Gegenstand heraus. "Was hast du denn?", fragte dieselbe Stimme. "Ist doch nur ne Kette."
 

Es war eine fein verarbeitete, goldene Kette, an deren unterem Ende ein kleiner Anhänger hing, ein Halbedelstein, genauer gesagt. "Das ist eine Jade", sprach eine andere Stimme. Anzus Kopf drehte sich zu der Stimme. Bakura.
 

"Jade?" Das war wieder Jounouchi. Anzu wandte ihren Kopf nun zu ihm. Langsam war sie wieder fähig zu reagieren.
 

"Ja", erklärte Bakura weiter. "Eine grüne Jade, wenn man es genau nimmt."
 

Eine grüne Jade. Ihr Blick wanderte auf den Stein. Warum erschrak sie eigentlich so? Sie wusste doch ganz genau, dass es früher oder später so kommen musste. Auch wenn ihr später allemal lieber gewesen wäre. Sie wusste, dass Kaiba es war, der die Kette in ihren Schrank getan hatte. Als kleine Aufmerksamkeit, die ihr untrüglich zu verstehen gab, dass er das volle Ausmaß ihres Geheimnisses kannte.
 

Die schwache Flamme, die trotz der Indizien unerschütterlich in ihrem Inneren gebrannt hatte und die Hoffnung symbolisierte, einem Missverständnis erlegen zu sein, verlöschte, als hätte man ihr denn nötigen Sauerstoff entzogen.
 

Es war alles aus.
 

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Da!
 

Schon wieder!
 

Bereits zum fünften Mal beobachtete Yuugi, wie Anzu einen kurzen, flüchtigen Blick auf den Tisch in der letzten Reihe warf, an dem Kaiba saß. Das heißt, wenn er da gewesen wäre.
 

Es war keine Überraschung, dass der Firmenchef nicht zur Schule erschien. Vielmehr überraschte es viele, dass er überhaupt zur Schule ging. Als 17-Jähriger, der eine eigene Firma leitete und über Jahre strengsten Privatunterricht hatte, besaß er einen Wissensstand, mit dem so mancher Lehrer dieser Schule nicht mithalten konnte. Also, warum?
 

Kaiba kam nur selten zur Schule. Genauer genommen kam er nur soviel Tage im Jahr, wie es nötig war, damit er das Jahr nicht wiederholen musste. Er erschien zu jeder Arbeit, die geschrieben wurde und bestand sie mit Bestnoten, obwohl er meistens nicht eine Stunde im Unterricht war.
 

Es war ein Rätsel.
 

Genauso wie Anzu im Moment. Yuugi war sich ziemlich sicher, dass Kaiba etwas damit zu tun hatte. Die Zeichen sprachen deutlich dafür.
 

Die Blicke, die sie seinem Platz zuwarf, das Herumdrucksen auf seine Fragen heute Morgen. Er konnte immer noch nicht fassen, dass sie ihn angelogen hatte. Vertraute sie ihm nicht?
 

Ich bin mir sicher sie vertraut dir, mischte sich der Geist des Puzzles in seine Gedanken ein. Auch ihm war das merkwürdige Verhalten des braunhaarigen Mädchens nicht entgangen, und auch er stellte sich die Frage, warum Anzu Yuugi nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber trotz allem wusste er, sie würde ihren Freunden niemals kein Vertrauen entgegenbringen. Vielleicht steckt sie in Schwierigkeiten.
 

,Das ist es ja, Mou Hitori No Boku', erwiderte er. ,Nach allem was wir durchgemacht haben. Nach Pegasus, nach Malik, nach Dartz, sollte sie da nicht allmählich wissen, dass sie, in was für Schwierigkeiten sie auch stecken mag, es uns voll und ganz anvertrauen kann?'
 

Yuugi. Anzu würde niemanden ihre Probleme erzählen, wenn sie damit irgendjemanden in Gefahr brächte.
 

Yuugi seufzte innerlich. ,Du glaubst also auch, es steckt mehr hinter ihrem merkwürdigen Verhalten?', fragte er ihn.
 

Ja. Und ich glaube es hat was mit dieser Kette zu tun.
 

Die Kette. Anzu hatte behauptet, dass sie sich nur so erschreckte, weil sie gedacht hatte in ihrem Schrank lag ein Wurm. Doch auch wenn es ein Wurm gewesen wäre, sie hätte sich niemals so aufgeführt. Selbst die andern vier Jungs hatten ihre Schwierigkeiten, daran zu glauben. Die viel sagenden Blicke, die sie sich gegenseitig und Anzu zuwarfen, zeigten das überdeutlich.
 

Was immer Anzu Probleme bereitete, Yuugi war fest entschlossen herauszufinden was es war, und wie es aussah, war er nicht der Einzige.
 

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Das Klingeln des Handys brachte einen Großteil der Gäste des Chicagoer Cafés dazu, ihre mobilen Funktelefone herauszukramen und nachzuschauen, ob der Anruf auf ihrem Gerät einging. Allerdings nur für den Mann, der am Fenster saß und seine tägliche Tasse Kaffee trank, war diese Handlung nicht umsonst.
 

"Ja?", sprach seine tiefe Stimme in die Muschel hinein.
 

Die zwei schwarzen Augenbrauen in seinem Gesicht erhoben sich, als er erkannte, wer am andren Ende der Leitung war. Mit konzentrierter Miene hörte er den Ausführungen des Anrufers zu und legte dann wortlos auf.
 

Der Mann trank seine Tasse leer, warf eine Fünfdollarnote auf den Tisch und ging zur Tür. Mit einem seiner grünen Augen zwinkerte er den Kellnerinnen zu und verließ das Café.
 

Draußen nahm er sein Handy und wählte eine Nummer.
 

"Chicago O'Hare International Airport. Wie kann ich Ihnen helfen?", meldete sich eine weibliche Stimme.
 

"Ich brauche einen Flug nach Domino, Japan..."
 

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A/N: Ich hab's geschafft und ein neues Kapitel fertig bekommen. Hat ja auch lang genug gedauert. Danke für eure Kommies. Leider, kann ich nicht verraten, was es mit dem Foto auf sich hat, noch nicht. Aber ihr könnt ja raten ^_^
 

Also, in diesem Sinne,

Eure Strawberry-Butterfly

Fragen über Fragen

Mokuba Kaiba beobachtete seinen Bruder.
 

Er selbst lag auf der dunkelblauen Designercouch im Chefbüro im obersten Stockwerk des Kaiba Corporation Gebäudes, hatte seine in der schwarzen Hose versteckten Beine vor sich ausgestreckt, seinen Rücken gegen den Arm der Couch gelehnt und in seinen Händen seinen GBA, auf dem er mit abgeschalteten Ton dem Anschein nach Kapselmonsterschach spielte.
 

Kapselmonster war eines seiner Lieblingsspiele, wenn nicht sogar das Lieblingsspiel. Wie sein großer Bruder in Duel Monsters, war er ein Champion auf diesem Gebiet und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, gegen jemand anderen eine Partie zu spielen. Er konnte sich rühmen, (fast) ungeschlagen zu sein und war hoch auf begeistert, als es das Spiel in Form eines Videospiels zu kaufen gab.
 

Die Begeisterung hielt nicht lange.
 

Nach den ersten paar Runden auf der höchsten Schwierigkeitsstufe, die er jedes Mal gewonnen hatte, stellte er fest, dass das Spiel keine Herausforderung für ihn war. Um die Sache etwas komplizierter für sich selbst zu machen, hatte Mokuba einen Timer in das Spiel hineinprogrammiert, der ihm nicht mehr als eine Stunde lang Zeit gab, die Partie zu beenden. Doch auch das machte es nicht schwieriger; denn mehr als einen Stunde brauchte er nur, wenn er durch irgendetwas abgelenkt war.
 

So wie jetzt.
 

Seto hatte sich seit über einer Stunde nicht mehr bewegt. Er saß vor seinem Schreibtisch, stützte die Ellenbogen auf die Massivholztischplatte, sein Kinn auf seine ineinander gefalteten Finger und starrte auf den Monitor.
 

Mokuba kannte diese Sitzhaltung. Wann immer sein Bruder sich mit einem meist firmenrelevanten Problem befasste, nahm er jene Pose ein zum intensiven Nachdenken.
 

Aus Erfahrung wusste er, dass es beinahe sinnlos war, herausfinden zu wollen, was in Setos Kopf vorging. So tief, wie er in Gedanken versunken war, wäre alles was er zur Antwort bekommen würde, ein undefinierbares Brummen. Und normalerweise störte ihn es auch nicht, wenn er über etwas nachdachte.
 

Nur hatte sich Seto noch nie so lange mit irgendwas befasst. Spaßeshalber und aus purer Langeweile hatte Mokuba auf den Timer in seinem Spiel geachtet, wie lange sein Bruder wohl brauchen würde, bis er eine Lösung gefunden hatte. Es war nicht das erste Mal, dass er den Zeitmesser dafür benutzte und meistens war das Problem nach einigen Minuten gelöst.
 

Als jedoch der Timer bei 59:59 ankam, das Display mit den Worten "GAME OVER" das Ende der Partie signalisierten und Seto noch immer in der selben Position saß, wie zu Beginn der Runde Kapselmonsterschach, wurde Mokuba neugierig.
 

Seine innere Stimme sagte ihm, dass das Problem nichts mit der Firma zu tun hatte und diese Tatsache allein machte das Ganze mehr als interessant für den 12-Jährigen. Was beschäftigte seinen Bruder so sehr, dass er "wertvolle Arbeitszeit", wie Seto es immer Ausdrückte, dafür verwendete. Er war sich ziemlich sicher, dass auf dem Monitor zu finden war, was den Älteren Kopfzerbrechen bereitete.
 

Er brauchte nur einen Plan, wie er einen Blick auf besagten Bildschirm erhaschen konnte.
 

,Seto müsste nur kurz von seinem Schreibtisch verschwinden', dachte er und als hätte jemand seine Gedanken gelesen, klopfte es an der Tür.
 

"Was ist?", rief Seto und richtete seinen Blick zu den Doppeltüren, die in sein Büro führten. Er änderte nichts an seiner Körperhaltung und sah zu, wie sich eine der edel verzierten Türklinken langsam senkte, die schwere Holztür aufschwang und Isono den Raum betrat.
 

Der Mann mit dem dunkelblau-grauen Haar räusperte sich kurz und fing an zu reden: "Herr Kaiba, ein Vertreter der Finanzaufsicht wartet auf Sie im Konferenzsaal. Er sagt es sei dringend."
 

Besser hätte es für Mokuba nicht kommen können. Wenn die Finanzaufsicht bei ihnen auftauchte, und das passierte häufig, obwohl Kaiba Corporation kein Kreditinstitut, keine Bank oder sonst ein im Finanzwesen tätiges Unternehmen war, bedeutete das immer, dass Seto eine Weile beschäftigt sein würde.
 

Sein großer Bruder schaute auf die Uhr, die auf seinem Schreibtisch stand. "Isono, sagen Sie dem Herrn, er solle sich noch ein paar Minuten gedulden."
 

"Sehr wohl." Der Sekretär nickte und verließ wieder den Raum.
 

Die blauen Augen von Mokubas Bruder richteten sich wieder auf den Monitor.
 

"Worüber denkst du nach?" Der Junge musste ihn jetzt fragen.
 

"Was?" Seto versteifte innerlich. Obwohl er es sich äußerlich nicht anmerken ließ, entging es dem Schwarzhaarigen nicht. Er konnte ihn durchschauen, wie kein anderer.
 

"Du hast jetzt seit über einer Stunde auf den Monitor gestarrt ohne dich zu bewegen, und wenn Isono nicht hereingekommen wäre, würdest du es noch immer tun."
 

Seto erhob sich von seinem Stuhl. "Nichts wichtiges", beantwortete er die Frage.
 

"Wenn du meinst." Im Grunde hatte Mokuba keine andere Antwort von ihm erwartet. Seto erzählte ihm nur sehr selten, was in ihm vorging. "Was denkst du, wollen die uns diesmal vorwerfen?", wechselte er das Thema zum Besuch der Finanzaufsicht.
 

"Aller Wahrscheinlichkeit nach dasselbe wie jedes Mal", erwiderte er und schritt zur Tür. "Warte hier", sagte er zu Mokuba und verschwand aus dem Büro.
 

Mokuba schaute zur Tür, die sich gerade geschlossen hatte. Sein Bruder war weg, er war allein und, ein teuflisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, der Monitor war noch an.
 

Er sprang von der Couch und ging auf den Schreibtisch zu.
 

Gleich würde er wissen, was seinen Bruder so sehr beschäftigte. Er umrundete den Tisch, guckte auf den Bildschirm und sah einen Zeitungsartikel.
 

Der Artikel handelte von einer dreiköpfigen Familie, die vermisst wurde. Ein großes Bild prangte neben der dick gedruckten Überschrift und zeigte die vermissten Personen. Es war ein Familienporträt. Die auffallendste Person war ein Mann, der in Anzug und Krawatte dastand, kurze, sauber geschnittene Haare hatte und einen extrem langen Pony, der fast seine Augen verdeckte. Neben ihm saß eine Frau, die einen Kimono anhatte, lange Haare und einen halblangen Pony trug. Das kleine Mädchen, das vor dem Mann stand, hielt scheinbar nicht viel von Ponys, denn sie hatte gar keinen und ihre ebenfalls langen Haare waren zusammen gebunden. Auch sie trug einen Kimono.
 

Mehr konnte man dem Foto nicht entnehmen. Es war in Schwarz/Weiß gedruckt und ließ keine Möglichkeit auf Rückschlüsse von Augen- und Haarfarben offen. Dem Datum nach zu urteilen, war der Artikel rund 14 Jahre alt. Es war also höchst unwahrscheinlich, dass jemand die Personen noch wieder erkennen würde.
 

Mokuba dachte nach. Warum interessierte sich Seto für eine 14 Jahre alte Vermisstenanzeige? Allerdings war das nicht das Einzige, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. Irgendetwas an dem Artikel stimmte nicht. Nur wusste er nicht was.
 

Er beinhaltete keine genaueren Beschreibungen über die Vermissten, sondern berichtete lediglich über die besorgten Verwandten, die sie suchten. Es war eine Telefonnummer angegeben, wo man anrufen konnte, für den Fall, dass man sie gesehen hatte, da fehlte jedoch der Name.
 

Und dann machte es Klack.
 

Die Namen! Der Artikel erwähnte in keinster Weise die Namen der Gesuchten. Nirgends stand geschrieben, wer eigentlich vermisst wurde. Das farblose Bild war der einzige Hinweis, der gegeben war.
 

Er starrte auf den Monitor. Wenn man jemanden suchte, gab man so viele Informationen wie möglich preis, damit die vermisste Person schnell gefunden wurde. Das war immerhin logisch.
 

Der Artikel hingegen entsprach nicht diesem Profil. Was für einen Sinn sollte das ergeben?
 

Mokuba war sich ziemlich sicher, dass hinter der ganzen Sache mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermutete.
 

Irgendwas war da faul.
 

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Sie lehnte gegen das Geländer und blickte auf das imposante Gebäude, das im Hintergrund mit seiner Größe die Dächer Dominos überragte. Solange wie dieser Wolkenkratzer schon existierte, war er das Erkennungsmerkmal der Stadt. Das höchste Gebäude in der Gegend.
 

Der Tower der Kaiba Corporation.
 

Für Anzu eine Machtdemonstration. Die Art und Weise, wie er in die Höhe reichte und Schatten warf, die groß genug waren, um ganze Häuser in sich zu verschlucken, konnte ein Gefühl der Ohnmacht in einem auslösen. Der stählerne Bau stand da, als blicke herab auf all die übrigen Unternehmen, als könnte er sie wie eine Ameise zerquetschen.
 

Ein wahrer Ausdruck der Macht, die Gozaburo Kaiba mit seiner Firma hatte, als er das Hochhaus errichten ließ, und die noch heute gegenwärtig war, auch wenn die Firmenleitung inzwischen in den Händen eines anderen war. Eines Mannes, der seinem Vorgänger in Skrupellosigkeit in nichts nachstand, wie sie feststellen musste.
 

Sie schüttelte ihren braunhaarigen Kopf und betrachtete das Treiben auf der Straße vor ihr. Der gleitende Verkehr, der von einer Ampel in regelmäßigen Abständen unterbrochen wurde, um den Fahrern aus einer Querstraße die Möglichkeit zu bieten auf Dominos Hauptgeschäftsstraße zu kommen. Die Leute, die in den Geschäften ein- und ausgingen, sich auf dem Gehweg miteinander unterhielten und ihre Kinder von den Spiel- und Süßwarenschaufenstern wegzehrten, weil sie nach Hause mussten.
 

Niemand von ihnen schien sich bedroht zu fühlen von dem riesigen Gebäude, dessen Schatten durch die untergehende Sonne immer größer wurde. Sie fuhr mit ihrer Hand in die Seitentasche ihres Rosafarbenen Blazers und holte einen kleinen Gegenstand heraus. Niemand von ihnen hatte das.
 

Sie ließ die goldene Kette an ihren Fingern herunterbaumeln, der grüne Anhänger schwang hin und her. Wie das Pendel einer Uhr.
 

"Warum tust du das, Kaiba?" Sie war ratlos. Mit einer geschickten Handbewegung fing sie den Stein auf und ließ ihn wieder in die Tasche gleiten, aus der sie ihn geholt hatte. Was für einen Nutzen zog er aus der Zerstörung ihres Lebens? War sie ihm dermaßen zuwider?
 

Sie schaute zurück zum Kaiba Corporation Tower. War er sich über die Folgen wirklich bewusst?
 

Sie brauchte Antworten, und niemand anderer als Kaiba selbst, konnte ihr diese Antworten geben.
 

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Als Seto Kaiba verkündete, dass Kaiba Corporation, ein Unternehmen, welches militärische Waffen herstellte und weltweit gute politische Kontakte pflegte, in eine Spielefirma umgewandelt wurde, ging ein Aufruhr durch die Welt.
 

Organisationen, die sich dem Pazifismus verschrieben hatten, bejubelten den Entschluss des neuen Firmenoberhauptes, gratulierten und beglückwünschten ihn dazu, der Abschaffung des Krieges ein Stückchen näher gerückt zu sein und verbreiteten die Namen derjenigen, die nun ohne die KC-Technik auskommen mussten. In den Augen der Friedensorganisationen war Seto ein Revolutionär.
 

In den Augen der Leute, die von den Entwicklungen der KC profitierten und Gebrauch machten, ein Deserteur. Erbrüstet und erzürnt traten sie an den neuen CEO heran, verlangten, dass die Entscheidung rückgängig gemacht wurde, drohten ihm mit weitreichenden Konsequenzen und legten Verträge vor, die die neue Firmenorientierung angeblich unmöglich machten. Sie waren fest davon überzeugt, einen blutigen Anfänger vor sich zu haben.
 

Was waren sie doch für Idioten.
 

Niemand bedrohte Seto Kaiba und niemand sagte Seto Kaiba, was er mit seinem Unternehmen zu tun hatte. Das war die erste Lektion, die die ehemaligen Geschäftspartner der Kaiba Corporation lernen mussten.
 

Er brauchte nicht mal einen Monat, um die Firmen, die ihn bedroht hatten, in den Ruin zu treiben; und in manchen Fällen hörte da noch nicht auf...
 

Es war eine Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete: Seto Kaiba war skrupellos. Er übertraf seinen Adoptivvater bei weitem. Jeder, der sich mit ihm angelegt hatte, bereute es aufs Schrecklichste.
 

Es machte ihn berühmt.
 

Und gefürchtet.
 

So sehr, dass andere Wege beschritten wurden, um die KC in Knie zu zwingen. Die Gegner, die noch existierten, zumeist die, die sich im Hintergrund gehalten hatten, zogen alle Register, die sie hatten, nutzten ihre Beziehungen und schafften es schließlich, dass das Unternehmen unter die Lupe genommen wurde von keinem geringeren als der japanischen Finanzaufsicht.
 

Als die Inspektoren jener Behörde zum ersten Mal in den Türen der Kaiba Corporation standen, war Seto davon ausgegangen, dass irgendwo ein Fehler unterlaufen sein musste. Die Finanzaufsicht befasste sich mit Unternehmen, die im Finanzwesen angesiedelt waren, und die KC war definitiv kein solches Unternehmen. Doch es war kein Irrtum, wie die Herren in den grauen Anzügen ihm dann klar machten.
 

Von einer angeblich gut unterrichteten Quelle - die, wie er im Nachhinein herausfand, eine rivalisierende Firma war, die mit diesem Schritt ihren Untergang besiegelt hatte - sei man darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dass Seto Kaiba in Insider Geschäfte verwickelt wäre, so hatte man ihm gesagt, und eine Offenlegung des Finanzverkehrs des Unternehmens verlangt.
 

Eine mühselige Arbeit, der Seto nur zähneknirschend nachkam, und die letztendlich darin resultierte, dass sich die Vorwürfe der Behörde ins Nichts auflöste.
 

Die nächsten paar Male, wenn die Finanzaufsicht wieder ihre Inspektoren schickte, gab es immer dasselbe Theater mit ironischerweise immer den gleichen Vorwürfen.
 

Allerdings diesmal, so schien es, hatte die Behörde es endlich aufgegeben, ihm kriminelle Machenschaften nachzuweisen, denn den Vertreter den sie geschickt hatte, erweckte den Eindruck, als wäre er ein vollkommener Trottel.
 

Nervös fuchtelte er mit seinen Inspektionshandbüchern herum, wischte sich mit einer Schweißnassen Hand über eine ebenso nasse Stirn, ein deutliches Anzeichen seiner Nervosität, und besaß eine Körperhaltung, die alles andere als seriös wirkte. Keine Behörde, die es wirklich ernst meinte, entsendete so jemanden als Inspektor.
 

Seto, der das Ganze über eine der Überwachungskameras beobachtet hatte, ging in dem Raum und begrüßte ihn monoton.
 

"Was gibt es diesmal?"
 

"D-Diesmal?", stotterte der Mann. "War ich denn schon mal hier?" Mit leicht zittrigen Händen griff er nach etwas, was so aussah wie ein Terminkalender und blätterte darin herum.
 

Seto änderte nichts an seiner Mimik, aber innerlich verdrehte er die Augen. Er war tatsächlich ein Trottel. "Ich bin sicher ich würde mich darin erinnern, wenn sie schon mal hier gewesen wären, doch bisher hatte ich nur mit ihren Kollegen das Vergnügen."
 

"Oh. Ja, dann..." Er legte den Kalender beiseite und ergriff eines seiner Handbücher und fing an, darin herumzublättern. "Ähm, Herr Kaiba", stammelte er sich seinen Satz zurecht und blickte zwischen dem Firmenleiter und seinem Buch hin und her. "Also, man wirft Ihnen vor in Insider Geschäfte verwickelt zu sein, und aus diesem Grund..."
 

"...brauchen Sie Einblick in den Finanzverkehr der Firma, ich weiß." Die Akte, die er in seiner Hand hielt, ließ er vor dem Mann auf dem Tisch fallen. "Auszüge aus der Buchhaltung. Ich denke, das ist alles, was Sie brauchen. Ich werde Ihnen jemanden schicken, der Ihnen alles Nötige zeigt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen." Seto hatte nicht den Nerv, sich noch länger mit diesem Armleuchter zu befassen und bewegte sich zur Tür. Die sonst normale und zeitraubende Prozedur, in der dem Inspektor gezeigt wurde, wie die Firma gemanagt wurde, sollte jemand anderes übernehmen. "Den Entschuldigungsbrief erwarte ich dann in den nächsten Tagen."
 

"Ent-Entschuldigungsbrief?"
 

Er achtete nicht darauf und verließ den Raum. Zu einem Mitarbeiter, der in der Nähe war, sagte er: "Sorgen Sie dafür, dass er erfährt, was er wissen muss und den Ausgang wieder findet."
 

Der Angesprochene nickte und ging in den Konferenzsaal.
 

Seto begab sich wieder in sein Büro zurück. Er hatte wichtigere Dinge zu tun. Die Sache mit Mazaki war noch lange nicht abgeschlossen, und solange das der Fall war, würde er kein Auge zutun können.
 

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Zu fünft saßen sie in einem der Hinterzimmer des Kame Game Shops und schauten sich schweigend an.
 

"Ich schlage vor, wir fangen erst einmal an zu sammeln", sagte Bakura in die Runde.
 

Honda, der mit Jounouchi einen roten Zweisitzer besetzt hatte, nickte zustimmend den Kopf. "Bakura hat Recht. Also, was haben wir."
 

"Die Kette." Otogi lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine Hände hatte er hinter seinem Kopf verschränkt.
 

"Mit dem Anhänger", ergänzte Honda.
 

"Das hab ich doch gemeint." Einen Moment lang schwieg der Junge mit den grünen Augen, dann: "Und wir haben eine verstörte Anzu."
 

"Ach nein. Wirklich?" Der Braunhaarige verdrehte die Augen.
 

"Ja, wirklich."
 

"Willst du Streit mit mir?" Hondas Augen funkelten angriffslustig zu dem Würfelexperten herüber.
 

Dieser spiegelte seinen Blick.
 

"Honda. Otogi", ging Yuugi zwischen die entstehende Auseinandersetzung, "das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Streiten."
 

"Kaiba." Jounouchi, der bis jetzt ungewöhnlich still war, sprach genau das aus, was allen durch den Kopf ging. "Er hat irgendwas damit zu tun."
 

"Die Frage ist nur was?" Bakura langte nach seinem Getränk auf dem Tisch, das direkt neben Yuugis stand.
 

"Es muss auf alle Fälle sehr wichtig für sie sein. Sie hat drei Stunden an ein und derselben Stelle gestanden und hat auf den Kaiba Corporation Tower gestarrt." Honda kreuzte die Arme vor die Brust. "Ihr könnt mir ja erzählen, was ihr wollt, aber so interessant ist dieser Wolkenkratzer nun auch wieder nicht."
 

"Die Tatsache, dass sie heut in der Schule Kaibas Platz mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat als allem anderen, unterstützt diese Theorie nur, denke ich", meinte Otogi mit einem Blick auf die anderen. "Irgendwer ne Idee, wie wir Kaiba in diese Geschichte einfügen können?"
 

Yuugi zögerte einen Augenblick, bevor er ihnen erzählte, was auf dem Weg zur Schule vorgefallen war. "Sie hat gesagt, dass Kaiba etwas herausgefunden hat."
 

"Was?" Bakuras, sowie alle anderen Augen im Raum richteten sich auf den Duellanten. "Hat sie dir sonst noch was erzählt?"
 

Der violettäugige Junge schüttelte den Kopf. "Als sie merkte, dass ich da war, ist sie schlagartig verstummt und hat behauptet, dass alles in Ordnung sei." Ein leichter Seufzer entfloh seinen Lippen. "Ich versteh einfach nicht, warum sie nicht sagt, was los ist."
 

Otogi lehnte sich nach vorn in seinem Sessel. "Vielleicht wird sie ja von Kaiba bedroht oder erpresst."
 

"Ich weiß nicht, Otogi", erwiderte Jounouchi. "Kaiba ist zwar unser Gegner, aber ich könnt mir nicht vorstellen, warum er Anzu was antun sollte. Ich meine, egal in was wir verstrickt worden waren, von Pegasus bis Dartz, er endete ja immer auf unserer Seite. Von daher find ich's höchstunwahrscheinlich, dass er so was tun würde."
 

Honda starrte ihn ungläubig von der Seite her an. "Hast du über Kaiba eine Analyse verfasst, oder was?"
 

Der Blonde zuckte mit den Schultern. "Man muss als Duellant über seine Gegner bescheid wissen."
 

"Aber gerade weil er ein Gegner ist, kannst du es doch nicht ausschließen, dass er es machen würde." Otogi drehte sich zu ihm. "Wenn Kaiba irgendwas herausgefunden hat und sie jetzt damit erpresst, würde das ihr seltsames Verhalten erklären."
 

"Vielleicht sollten wir zu Kaiba gehen und ihn danach fragen", schlug Bakura vor.
 

Die Jungen guckten sich gegenseitig an.
 

"Die Idee ist gut", stimmte Jounuchi zu. "Lasst uns morgen gehen. Dann wissen wir genau, was mit Kaiba ist."
 

"Und was machen wir mit Anzu?", fragte Yuugi. "Sie will uns nicht erzählen, was los ist, aber wir können sie nicht so einfach allein lassen."
 

Ein bedecktes Schweigen trat wieder ein bis dem blondhaarige Duellanten ein Gedanke kam. "Ja", sagte er betrachtete die anderen, "uns will sie es nicht erzählen..."
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

A/N: Ich habe gute Nachrichten. Das nächste Kapitel sollte nicht so lange brauchen, wie das hier oder die anderen, da es schon alles dafür geplant ist und nur noch ausgetippt werden muss. Im nächsten Kapitel werden auch Seto und Anzu wieder aufeinander treffen. Vielen Dank für eure Kommentare. Ich freu mich immer über Feedback.
 

Bis Dann (was hoffentlich nicht zu lange dauert)

Strawfly

Der Strich auf meiner Hand

Der Lautsprecher knackte. „Ja, bitte?“
 

„Guten Morgen. Nein Name ist Anzu Mazaki. Ich möchte gerne zu Herrn Mokuba Kaiba.“
 

„Sind Sie angemeldet?“
 

„Nein, aber Herr Kaiba kennt mich.“
 

„Einen Augenblick bitte.“
 

*~*
 

„Und, kennst du sie?“
 

Mokuba blickte zur Empfangsdame und dann auf den Monitor, auf dem Anzu zu sehen war.
 

„Ja, du kannst sie rein lassen.“
 

Die Empfangdame betätigte eine kleinen weißen Knopf und sprach: „Frau Mazaki? Bitte gehen Sie geradeaus zum Vordereingang. Man wird Ihnen dort die Tür öffnen.“ Damit drückte sie auf einen Summer, der das schmiedeeiserne Tor vor der Kaiba-Villa öffnete.
 

„Ich werde ihr aufmachen“, sagte Moduba und ging zur Tür.
 

Es war ungewöhnlich, dass Anzu an einem Samstagmorgen vor den Toren der Kaiba-Villa stand und er fragte sich, was sie wohl wollte. Nicht, dass er sich nicht freute, wenn ihn jemand von Yuugis Clique besuchen kam, doch wurde er das ungute Gefühl nicht los, dass Setos merkwürdige Stimmung, der Zeitungsartikel, den sein Bruder gestern stundenlang angestarrt hatte und Anzus plötzlicher Besuch miteinander zusammenhingen.
 

An Zufälle glaubte Mokuba nach all den Abenteuern schon lange nicht mehr. Vielmehr hegte er den Verdacht, dass diese Ereignisse den Beginn eines neuen Abenteuers signalisierten.
 

Er öffnete die Tür und wartete, bis Anzu die Strecke zwischen dem Tor und der Haustür zurückgelegt hatte und vor ihm stand.
 

„Hallo, Anzu.“
 

„Hallo, Mokuba“, lächelte sie ihn an und betrat das Haus. „Wie geht es dir?“
 

Mit Stolz beobachtete Mokuba, wie ihr Blick bewundernd über die Einrichtung der Kaiba-Villa glitt. Nachdem Seto Gozaburo seinen Platz als Vorstandsvorsitzenden weggenommen hatte, hatten er und sein Bruder die Einrichtung der Villa komplett erneuert. Jedes noch so kleine Detail, das von ihrem Stiefvater zeugte, war beseitigt worden. Das Haus, das einstmals dunkel und kalt erschienen war, strahlte von da an Wärme und Freundlichkeit aus. „Gefällt es dir?“
 

Anzu nickte. „Ja, es ist beeindruckend. Ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte.“
 

„Seto und ich haben es so eingerichtet.“
 

Anzu hob überrascht die Augenbrauen. „Hätte ich nicht gedacht, dass Kaiba sein Haus so einrichten würde…“, murmelte sie und drehte sich einmal im Kreis.
 

„Was kann ich für dich tun?“
 

Langsam wandte Anzu ihren Blick von einer der vielen Vasen ab, die vom Hauspersonal ständig mit neuen Blumen gefüllt wurden, und schaute Mokuba an. „Ich will, ehrlich gesagt, zu deinem Bruder“, sagte sie mit einem Seufzer. „Es gibt da etwas, worüber ich mit ihm reden muss.“
 

Er hatte sich schon gedacht, dass Anzu nicht seinetwegen hier war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sie einen Augenblick. „Und da dachtest du, dass klappt am ehesten über mich.“
 

„Nun ja, dein Bruder hätte mich wahrscheinlich nicht reingelassen und es ist wirklich wichtig“, erwiderte sie nicht ohne rot zu werden.
 

In der Stimmung, in der sich sein Bruder zurzeit befand - das konnte Mokuba nicht von der Hand weisen - wäre das wohl tatsächlich der Fall gewesen. „Du bist nicht die Erste, die so versucht an Seto ranzukommen“, fing er an und schritt an Anzu vorbei. Dann drehte er sich zu ihr um und grinste sie an. „Du bist allerdings die Erste, bei der es geklappt hat. Komm mit. Ich bring dich zu Seto.“
 

*~*
 

Der Raum, in den Mokuba Anzu schließlich führte, war ein geräumiges, grün gestrichenes Arbeitszimmer. Licht fiel durch ein großes Fenster in den Raum, von dem man aus den vorderen Garten der Villa sehen konnte. Ein Schreibtisch stand vor dem Fenster und auf der einen Seite des Raumes befand sich eine Sitzecke, während die andere Seite von einer Bücherwand geziert wurde.
 

„Das ist Setos Büro“, erklärte Mokuba. „Warte bitte hier. Er kommt gleich her. Ich werde ihm sagen, dass er Besuch hat.“ Sodann verließ Mokuba das Büro und schloss die Tür.
 

Anzu atmete einmal tief durch. Sie war immer noch nicht davon überzeugt, dass die Idee, hierher zu kommen, die richtige war, aber mit jeder Minute, die sie länger über alles nachdachte, wurden die Fragen in ihrem Kopf mehr und mehr.
 

Jeder Versuch sich zu beruhigen, scheiterte an einer neuen Frage, die ihr vorher noch nicht in den Sinn gekommen war. Fragen, auf die nur Kaiba eine Antwort haben konnte.
 

Was war sein Ziel?
 

Wusste er, was er tat?
 

Und vor allem:
 

Wie viel wusste Kaiba wirklich?
 

Das war die wichtigste von allen. Und vielleicht auch die ironischste. Denn, wie viel wusste sie wirklich? So, wie das Thema in ihrer Familie praktisch nie angesprochen wurde, konnte sie bei Weitem nicht behaupten, dass sie rundum über alles informiert war. Es gab eine ganze Reihe von Details, von denen sie nicht wusste, wie sie zu erklären waren. Doch bis vorgestern Abend hatte sie das nie gestört und konnte es einfach ignorieren.
 

„Was willst du hier?“
 

Kaibas brüsker Ton riss sie aus ihren Gedanken.
 

„Ich will, dass du mir ein paar Fragen beantwortest“, gab sie zur Antwort und drehte sich zu ihm hin.
 

Kaiba stand in der Tür zu seinem Arbeitszimmer, die Hand hatte er immer noch auf der Klinke. Seine Miene verriet nichts und als einzige Reaktion auf ihre Forderung schloss er die Tür und ging an ihr vorbei zum Fenster. „Ich hätte nicht gedacht, dass du hier auftauchen würdest.“
 

Sie starrte einen Moment auf seinen Rücken und wartete darauf, dass er noch etwas Weiteres sagte. Doch er blickte einfach nur aus dem Fenster und gab keine andere Bemerkung von sich.
 

„Kaiba, du weißt nicht, was du tust!“, platzte es schließlich aus ihr heraus.
 

Daraufhin wandte er sich endlich ihr zu. „Ich weiß genau, was ich tue, Mazaki. Der Punkt ist, dass du nicht willst, dass dein kleines Geheimnis herauskommt“, stellte er fest. „Du brauchst mir nichts zu erzählen. Ich weiß, was das Foto bedeutet.“
 

„Du glaubst, du weißt, was es bedeutet.“
 

„Ach, wirklich?“ Kaibe musterte Anzu genau. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sein Gesicht sehr fahl wirkte. „Willst du mir ernsthaft erzählen, es hätte nichts mit der Vermisstenanzeige zu tun, die vor 14 Jahren in fast allen Zeitungen Japans auftauchte?“
 

Diese Frage ließ sie zusammenzucken. Auch wenn ihr klar war, dass Kaiba das wusste, jagte es ihr doch einen Schauer über den Rücken, wenn es so direkt angesprochen wurde.
 

„Was bezweckst du damit, Kaiba? Ich dachte, wir wären Freunde.“
 

Bei diesen Worten drehte sich Kaiba beinahe angewidert zur Seite „Freunde.“ Er spuckte dieses Wort förmlich aus. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich mich auch nur eine Sekunde zu eurer jämmerlichen Freundschaftsclique gezählt habe.“
 

Für einen Augenblick legte sich ein geschockter Ausdruck auf Anzus Gesicht. „Du warst immer einer unserer Freunde, Kaiba“, sagte sie mit Nachdruck in der Stimme. „Du und Mokuba.“ Kaiba schaute sie an, aber sein Mienenspiel ließ seine Gedanken nicht nach außen dringen. „Deswegen verstehe ich auch nicht, was du damit erreichen willst. Was habe ich dir jemals getan?“
 

*~*
 

Es war als würde in Seto ein Schalter umgelegt.
 

Ihm liefen die Bilder durch den Kopf, die ihn Nacht für Nacht heimsuchten. Er sah sich selbst auf Pegasus’ Schloss und beobachtete, wie die Pfeile auf ihn zukamen. Was habe ich dir jemals getan? ratterte wie ein Mantra durch seinem Kopf, während er immer und immer wieder dabei zusehen musste, wie er von der Brüstung stürzte.
 

Wie ihm die Dunkelheit unter ihm beinahe wie ein Segen erschien, solange er nur nicht von den Pfeilen getroffen wurde, die ihm unnachgiebig selbst in die Tiefe hinein folgten.
 

Die Litanei ihrer Worte halte und vermengte sich, zog Erinnerungen in sein Bewusstsein, die ihn nur des Nachts verfolgten.
 

Der Boden entzog sich seinen Füßen, er sah winzige graue Kiesel, grau wie die Grabsteine, sah wie die Kiesel größer wurden, quadratischer und sich in Fliesen verwandelten; er blickte in die Augen seiner Mutter, blickte in Mokubas trauriges Gesicht, grau-violette Augen, deren letzter Schimmer Hoffnung sich wie ein Anker an ihn kettete.
 

Er hörte das Schreien eines Babys und die Stille eines Friedhofs. Er hörte das Rauschen des Meeres im Abgrund hinter ihm, Mokubas leises Schluchzen neben ihm, die schwache Stimme seiner Mutter vor ihm.
 

Er hörte all dies begleitet von Mazakis Stimme, die von überall zu kommen schien.
 

Du hast verloren, Seto Kaiba.
 

Sie rauschte durch seinen Kopf, stieß gegen die Bilder seiner Erinnerung und wurde wieder und wieder auf ihn zurückgeworfen.
 

Du hast nicht den Mut, dir selber ins Gesicht zu sehen, Kaiba.
 

Die Bilder begannen zu verschmelzen. Immer mehr engten sie ihn ein. Die Stimmen der Erinnerung vermischten sich, wurden zu einem unverständlichen Gemurmel, das weder Anfang noch Ende kannte.
 

Yuugi hat gewonnen, Kaiba, denn er hat dich vor dir selbst beschützt!
 

Die Erinnerungen formten sich zu Fingern, Krallen, die nach ihm griffen und ihn zu sich zogen. Der Wirrwarr an Bildern sauste vorbei, sog ihn immer weiter in sich rein, bis die Pfeile, denen er zu entkommen suchte, wieder direkt auf ihn zusteuerten. Die Pfeile, die ihn nicht treffen durften, ganz gleich was passieren würde. Er musste ihnen entkommen, koste es, was es wolle.
 

„Kaiba!“
 

Seto schreckte auf. Eine Hand schüttelte seine Schulter und er brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass diese Hand Mazaki gehörte.
 

Sein Blick schnellte nach oben. Mazakis Gesicht war direkt vor seinem. Ein merkwürdiger Ausdruck lag in ihren Augen. Fast wie damals auf Pegasus’ Schloss.
 

Schlagartig stieß er sie von sich weg. So einen Gesichtsausdruck war das letzte, was er jetzt noch brauchte. „Verschwinde!“, brachte Seto mit einem Keuchen hervor. Er musste sie loswerden. Jetzt sofort.
 

Mazaki regte sich nicht. Sie stand wie versteinert einige Schritte entfernt und sagte nichts. Seto richtete sich in voller Größe auf und schaute sie an, vermied jedoch ihr in die Augen zu sehen.
 

Sein Atem ging schwer. Er holte ein paar Mal tief Luft, um seine Kräfte zu sammeln. „Hast du mich nicht gehört? Du sollst verschwinden!“ Seine Stimme schnitt wie Glas und ließ Mazaki unweigerlich erschaudern. Es war diese Reaktion, die ein Gefühl der Genugtuung bei ihm auslöste und ihn langsam wieder Herrn über sich selbst werden ließ.
 

„Ich weiß nicht, was du hier willst, aber wir sind nie Freunde gewesen. Du brauchst dir also keinerlei Hoffnung zu machen, dass ich dein Geheimnis für mich behalten werde.“ Er verzog seine Lippen zu einem finsteren Grinsen. „Ganz im Gegenteil, ich habe längst angerufen.“
 

Mazakis Augen weiteten sich. Ihr Mund öffnete sich, um etwas zu sagen, doch ihre Lippen bewegten sich nur lautlos.
 

Seto hatte wieder die Kontrolle erlangt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er an Mazaki vorbei zur Tür. „Kaiba, du weißt nicht, was du tust“, nahm er ihre fast erstickende Stimme zur Kenntnis.
 

„Das hattest du schon erwähnt.“ Er öffnete die Tür und verließ den Raum. Hinter der geschlossenen Tür lehnte er sich gegen die Wand und atmete tief durch. Seine Kleidung klebte vom Schweiß auf der Haut, dessen Ausbruch die Bilder ausgelöst hatten.
 

Er musste Mazaki von sich fern halten. Was er eben erlebt hatte, heimgesucht von seinem Albtraum am helllichten Tag, lag nur an ihr. Ihr und ihrer verfluchten Frage.
 

Was habe ich dir jemals getan?
 

Er schnaubte innerlich, als er daran dachte.
 

Mit einer Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn und richtete sich auf. Mit einem letzten Blick auf die Tür zu seinem Arbeitszimmer setzte er sich in Bewegung. Er würde jemandem vom Hauspersonal Bescheid geben, Mazaki nach draußen zu begleiten.
 

*~*
 

Was war passiert?
 

Noch immer hatte Anzu Schwierigkeiten zu verstehen, was eben geschehen war? Kaibas Verhalten war mehr als seltsam gewesen.
 

Es waren zwar nur ein paar Sekunden, doch in diesen Augenblicken wirkte er wie weggetreten. Sie weiß nicht, wie viel Mal sie seinen Namen gerufen hatte bis er endlich eine Reaktion zeigte und ihr mit beinahe kalkweißem Gesicht in die Augen starrte, aber er sah aus, als ob er wirklich Angst gehabt hätte.
 

Kaiba und Angst? Wenn überhaupt, dann hatte er nur Angst um Mokuba. Sie kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass ihm alles andere egal war. Kaiba war niemand, der sich einschüchtern ließ.
 

Anzu schüttelte verwirrt den Kopf. Wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet. Sie hatte keine Ahnung, was Kaibas Aussetzer ausgelöst hatte. Es kann alles gewesen sein, aber Angst war es bestimmt nicht.
 

Sie war auch nicht hier hergekommen, um sich darum Gedanken zu machen. Sie war hier, um Antworten zu erhalten.
 

Ich habe längst angerufen.
 

Es war nicht viel, was sie als Antwort bekommen hatte, doch das…
 

Angerufen.
 

Er hatte es wirklich getan.
 

Der Gedanke an diese Worte ließ sie entsetz und enttäuscht zugleich zurück.
 

Wie hatte sie sich in Kaiba nur jemals so täuschen können? Sie wusste, dass ihre Überzeugungen oft belächelt worden, aber sie hatte niemals aufgehört daran zu glauben. Ihre Freunde konnten immer auf ihre Unterstützung zählen und selbst Kaiba hätte sich ihrer sicher sein können. Auch wenn anders als bei Yuugi, Jounouchi, Honda und ihr auf seinen Händen kein schwarzer Strich zu finden war.
 

Aber Anzu hatte jedem ihrer anderen Freunde gedanklich einen Strich hinzugefügt. Auch Kaiba.
 

Sie spürte, wie ihre Augen brannten.
 

Die Enttäuschung darüber, was Kaiba getan hatte, lag wie ein Stein in ihrem Magen. Es war zwar ein Schock gewesen, als Kaiba das Foto gefunden hatte. Ein Schock, als Grüne Jade in ihrem Schuhschrank gelegen hatte. Ihr war bewusst gewesen, dass Kaiba bereit war, wenn es sein musste, weit zu gehen. Aber dass er es tatsächlich getan hatte, war für Anzu wie ein Vernichtungsschlag.
 

Tränen rannen über ihre Wangen. So als wollten sie die bittere Pille der Wahrheit auflösen. Eine Pille, die sie nun schlucken musste.
 

Wir sind nie Freunde gewesen.
 

Sie unterdrückte den Schluchzer in ihrer Kehle und betrachtete ihren Handrücken.
 

Sie war so was von naiv gewesen.
 

*~*
 

Das Telefon klingelte.
 

Der Mann, der an seinem Schreibtisch über einen Stapel Papiere gebeugt saß, schaute auf. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und griff dann zum Hörer.
 

„Ich bin’s.“
 

„Du bist früh“, antwortete der Mann. „Ich hätte frühestens heute Abend mit dir gerechnet.“
 

„Die Zeit drängt. Triff die letzten Vorbereitungen. Wir treffen uns in einer Stunde.“
 

Der Mann summte zustimmend. „Alles schon erledigt. Wir haben eine Menge zu besprechen.“
 

„Ich weiß. Bis dann.“
 

„Bis dann“, verabschiedete er sich und legte auf.
 

Er streckte die Arme in die Luft und brachte die Glieder zum Knacken. Mit einem Seufzer stand der Mann auf und sah aus dem Fenster.
 

Wer hätte gedacht, dass es dazu noch mal kommen würde?
 

*~*
 

„Ich bedaure, aber Herr Kaiba möchte heute keinen Besuch empfangen.“
 

„Sagen Sie ihm, hier ist Katsuya Jounouchi, der ihn zu einem Duell herausfordern will.“
 

„Sag eher, Yuugi will ihn herausfordern“, mischte sich Honda ein. „Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass Kaiba gegen dich spielen will.“
 

„Was soll das denn heißen? Ich bin ein genauso guter Duellant wie Yuugi.“
 

„Es sagt ja auch niemand etwas Gegenteiliges“, beschwichtigte ihn Otogi. „Aber du musst das aus Kaibas Sicht sehen.“
 

„Außerdem sind wir gar nicht hier für ein Duell“, kam es von Yuugi. „Wir wollen ja nur mit Kaiba reden.“
 

„Ja, schon“, erwiderte Jounouchi. „Aber anders als so kommen wir doch überhaupt nicht an ihn ran. Kaiba ist nun mal, wie soll ich sagen… duellgesteuert.“
 

„Duellgesteuert?“ Die fünf Jungs prusteten los, als sie Jounouchis Wortschöpfung hörten.
 

„Meine Herren, bitte!“, sagte die weibliche Stimme aus dem Lautsprecher. „Es war Herr Kaibas ausdrücklicher Wunsch von niemandem gestört zu werden. Deswegen bitte ich Sie jetzt zu gehen. Vielleicht kommen sie an einem anderen Tag wieder.“ Mit diesen Worten schaltete der Lautsprecher sich ab.
 

„Das hat nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte“, gab Jounouchi seufzend von sich und ließ sich auf dem Bordstein nieder.
 

Die anderen stimmten ihm zu. „Weitergebracht hat es uns nicht“, meinte Bakura. „So werden wir nicht erfahren, was mit Anzu los ist und was Kaiba damit zu tun hat.“
 

Honda blickte durch das Tor auf die Kaiba-Villa. „Und wenn wir uns reinschleichen?“
 

Aber Otogi schüttelte den Kopf. „Versuchs erst gar nicht. Villen werden äußerst gut bewacht, und das ist Kaibas Haus. Der hat die Überwachungstechnik wahrscheinlich selbst entworfen. Es wird also so gut wie unmöglich sein, unerlaubt dort einzudringen.“
 

„Verdammt“, fluchte Jounouchi. „Wir müssen unbedingt mit Kaiba reden.“ Für einen Moment hingen die Fünf ihren Gedanken nach, überlegten, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, mit Kaiba zu sprechen.
 

„Lassen wir es gut sein“, sagte Otogi schließlich. „Sofern Kaiba nicht herauskommt, um einen Spaziergang zu machen, gibt es nichts, was wir hier tun können.“
 

Die anderen Jungs zögerten ein wenig, ehe sie einsahen, dass Otogi Recht hatte und nickten. „Wir sollten noch mal mit Anzu reden“, schlug Yuugi vor. „Wir sind ihre Freunde. Sie sollte doch am besten wissen, dass wir zu ihr halten, ganz gleich was los ist.“
 

Jounouchi richtete sich auf. „Richtig, Yuugi. Immerhin ist sie diejenige, die sonst immer so hartnäckig auf dieses Thema besteht.“
 

„Aber wolltest du nicht Mai fragen, ob sie mit Anzu redet?“, fragte ihn Honda.
 

Jounouchi machte ein etwas verlegenes Gesicht. „Ja, nur ist Mai übers Wochenende nicht da. Sie wird also vor Montag nicht mit ihr sprechen.“
 

„Verstehe. Na dann, los.“
 

Mit neuer Entschlossenheit setzten sich die fünf Jungs in Bewegung. Sie wussten noch nicht, dass sie hinter der nächsten Ecke das braunhaarige Mädchen finden würden.
 

Sie kauerte vor der Mauer, die das Kaiba-Anwesen einzäunte und hatte ihren Kopf in ihren Armen vergraben. Ihre Schultern zitterten und ein leises Schluchzen war zu hören.
 

„Anzu?“
 

Langsam hob sie ihren Kopf. Als sie erkannte, wer vor ihr stand und sie verwirrt anstarrte, wischte sie sich schnell mit einer Hand die Tränen aus ihrem Gesicht. „Jungs.“
 

Sie wussten nicht genau, was sie sagen oder machen sollten. Ein wenig unbeholfen sahen sie sich gegenseitig an und warteten darauf, dass irgendjemand den Anfang machte. Es war letztendlich Yuugi, der sich zusammenraffte, - vielleicht hatte Jounouchi auch mit einem kleinen Stubser nachgeholfen - auf Anzu zutrat und sich vor ihr hinhockte. „Ist alles in Ordnung?“
 

„Yuugi…“ Sie schluchzte ein weiteres Mal. Ihr Blick wanderte von ihrem besten Freund zu den anderen Vieren, die jetzt ebenfalls auf sie zukamen. „Was macht ihr hier?“
 

„Eigentlich wollten wir mit Kaiba reden…“, sagte Honda.
 

Yuugi wühlte in seiner Hosentasche herum, bis er ein weißes Taschentuch herauszog und es Anzu hinhielt. „Hier.“
 

„Danke.“
 

„Anzu“, Yuugi legte sanft die Hand auf ihre Schulter. „Bitte sag uns, was los ist.“
 

„Was hat Kaiba getan?“, fragte Otogi.
 

Anzu sah bedrückt zu Boden. „Das ist nicht so einfach zu erklären“, flüsterte sie.
 

„Wir wollen dir nur helfen, Anzu“, ergriff Yuugi wieder das Wort. „So wie du uns immer hilfst, wenn wir mal nicht weiter wissen.“
 

Noch einmal blickte Anzu der Reihe nach ihre Freunde an.
 

„Weißt du“, sagte Honda, als er bemerkte, wie ihr Blick bei jedem auf dem Handrücken landete. Er hob seine eigene Hand und deutete mit dem Kopf auf deren Rücken. „Die Farbe ist zwar längst abgewaschen, aber es bedeutet für uns immer noch dasselbe. Wir halten zusammen, ganz gleich, wie ausweglos die Situation erscheint.“
 

„Honda…“
 

Bakura nickte. „Er hat Recht, Anzu.“ Er und Otogi wussten wovon Honda sprach. Irgendwann mal hatten die anderen ihnen die Geschichte von dem Gesicht auf ihren Händen erzählt.
 

Anzus Augen ruhten auf ihrer Hand. Fuhren die unsichtbaren Linien nach, die sie alle miteinander verbanden.
 

Sie schloss die Augen und traf eine Entscheidung.
 

„Ich werde euch alles erzählen…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (39)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lunata79
2012-04-26T19:24:45+00:00 26.04.2012 21:24
Die Geschichte ist richtig aufregend.

Will wissen, was nun Anzu´s Geheimnis eigentlich ist.

Bitte, bitte schreib weiter.
Du hast schon seit Ewigkeiten diese FF nicht fortgesetzt.

Lg
Lunata79
Von: abgemeldet
2011-06-08T09:31:57+00:00 08.06.2011 11:31
Ich finde deine Geschichte bisher wirklich sehr schön und würde mich total freuen wenn du bald weiter schreiben würdest
glg Pumkinlady
Von: abgemeldet
2011-05-02T14:14:56+00:00 02.05.2011 16:14
bitte bitte bitte schreib weiter total genial deine story
Von: abgemeldet
2011-03-10T10:44:54+00:00 10.03.2011 11:44
bin echt froh das du weiter schreibst......
Ich bin zu gespannt was auf diesem Foto ist....

LG Wolfslady85
Von:  Xell
2011-02-10T22:05:28+00:00 10.02.2011 23:05
Endlich geht es weiter! :D

Ich vermute mal dass der Typ der den Anruf bekommen hat der Selbe ist der in Chichago war. Was weiß Kaiba dass Anzu weiß und was weiß er nicht? Sieht ganz danach auf dass er die Büchse der Pandora öffnen. Freue mich schon auf mehr. ^^
Von: abgemeldet
2010-10-12T09:51:23+00:00 12.10.2010 11:51
Hallo Strawfly,

Da melde ich mich mal wieder bei dir ^^
Ist ja auch schon lang genug her, seit meinem letzten Kommentar. Wieder einmal willst du nicht verraten, was es mit dem Foto auf sich hat *grummel* du machst es einfach zu spannend ^^

Besonders gut gelungen ist dir dieses Mal:

-die innige Freundschaft zwischen Yuugi und Anzu zu beschreiben. Genau so stelle ich mir das auch vor.

- sehr glaubwürdig waren auch die „Hobbys“ von Honda und Jounouchi. Sie sind jetzt einfach in einem Alter, wo sie den „viel zu langen Röcken“ gerne hinterher sehen

- Der Streit zwischen Jounouchi, Honda und Otogi bezüglich Shizuka. Immerhin kennen wir Jounouchis Begeisterung dafür bereits aus der Serie und ich finde es sehr gut, dass du dies auch für deine Story übernommen hast.

- Bakuras Auftritt war einfach nur zum schmunzeln. Solche Szenen sollte es öfters in Fanfictions geben. Sie sind so realitätsgetreu und man kann als Leser besser in die Geschichte eindringen. Mach weiter so!

- Die Szene mit der Kette war richtig schön spannend.

- Auch fand ich die Andeutung bezüglich Kaibas Wissenstand sehr gut.

- insgesamt fand ich die Figuren sehr authentisch nachempfunden.

Ein kleiner Tipp zum Schluss:
Ich würde nicht „eine Jade“ sondern nur „Jade“ schreiben. Das klingt grammatikalisch einfach besser.

Bis zum nächsten Kapitel und ich hoffe sehr, dass du diesen Fanfiction weiter schreiben wirst.

Viele Grüße

Diamantstars
Von: abgemeldet
2010-09-24T06:43:51+00:00 24.09.2010 08:43
Hallo Strawfly

Zu aller erst muss ich mal wieder deinen gelungenen Schreibstil erwähnen. Es gefällt mir sehr wie du schreibst.
Ich frage mich, was auf diesem Foto zu sehen ist. Du machst mich richtig neugierig. Hoffentlich erfahre ich es bald.

Was ich allerdings etwas merkwürdig finde ist, dass Kaiba einfach so im stehen einschläft. Und dann auch noch auf Anzu fällt. Das kann ich mir so eigentlich nicht vorstellen. Es ist ja so weggetreten, als würde er im Koma liegen XD
Dennoch fand ich deine Beschreibung mehr als witzig wie sie ihn wortwörtlich in die Wohnung hieven musste. Ich frage mich, wie du auf so eine Idee gekommen bist. Einfach köstlich.

Süß fand ich das Foto mit Anzu, als sie eine Trophäe in der Hand hielt. Ich finde es wirklich mehr als gelungen, wie du ein Bild beschreiben kannst. Es gibt dem Leser das Gefühl, direkt neben Kaiba zu stehen und selbst auf das Bild zu sehen.

Die arme Anzu. Da trainiert sie ein wenig und Kaiba hat nichts Besseres zu tun als sie zu kritisieren. So macht man sich beliebt…

Bis zum nächsten Kapitel

LG

Diamantstars
Von: abgemeldet
2010-08-09T10:06:13+00:00 09.08.2010 12:06
Hallo,

Gut dann schreibe ich dir mal, was ich davon halte, wenn du schon so darum bittest:
Die Idee ist großartig. Setos Vergangenheit und Kindheit so schön und auf eine noch nie gesehene/gelesene Art zu beschreiben finde ich einfach wundervoll. Natürlich hätten die Szenen im Krankenhaus und am Grab ihrer Eltern noch ausführlicher sein können, aber ich bin halt einfach zu neugierig und kriege nie den Hals von solchen Szenen voll. Sorry ^^
Und das er Alpträume hat finde ich mehr als passenden. Wenn man mal vom Manga und der Serie ausgeht, hat er eine sehr schwierige Kindheit hinter sich. Ein leben voller Prüfungen, Herausforderungen und sicherlich auch Erniedrigungen seitens seiner leiblichen Verwandten und seines Stiefvaters. Das wissen, nicht erwünscht zu sein, trifft jeden sehr hart und eben auch einen Seto Kaiba und deshalb finde ich es mehr als realistisch, wenn er Alpträume hat und ihn gesagte und erlebte Dinge im Schlaf verfolgen.
Ich finde auch deine Zusammenfassung dessen, was Anzu gesagt hat, sehr gelungen.

Zu deine Schreibstil: Sehr sauber und durchdacht. Du wählst deine Worte sorgfältig aus und dein Text wirkt sehr reif. Viele Autoren auf mexx schreiben immer noch sehr kindlich und benutzen weder Komma noch Anführungszeichen oder ähnliches. Rechtschreibfehler? Habe ich nur einen einzigen gefunden.

Fazit: Ein wirklich gelungener, spannender, vielversprechender Anfang der auf jeden Fall neugierig auf mehr macht. Ich bin selbst ein großer Azureshipping Fan und freue mich sehr drauf, diese Geschichte weiterhin zu verfolgen.

Viele Grüße

Diamantstars

Von:  Xell
2009-11-03T01:03:55+00:00 03.11.2009 02:03
4 Jahre hat sich schon nichts mehr getan... Wäre schön wenn bald wieder ein neues Kapitel erscheint :/. Ohne zu übertreiben: das ist die beste Azureshipping-Fanfiction die ich je gelesen hab. Ich mag solche Thriller.
Von:  kitty_shack
2008-10-02T14:28:09+00:00 02.10.2008 16:28
Hallo! ^^

Bin mal über deine FF gestolpert.. *stolper* xD
Und...awwww...ich finde sie göttlich *______*~
Der Story, dein Schreibstil, wie du die Charaktere darstellst (vor allem Setp <3)....einfach perfect x3
Bin mal gespannt was das für ein Foto ist :D

Schön weiterschreiben x3~

lG,
kitty <3


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