Zum Inhalt der Seite

Encanto de Isla Orchila

chap 4 und 5 online!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Wellensittich und die Seemöwe

Endlich mal ne Fluch der Karibik ff von mir. *froi* Allerdings nicht so eine wie ihr jetzt vielleicht denkt. *muahahahahaha* Es geht nämlich um die 2. Generation. Wenn ihr nicht versteht was ich meine, lest es einfach durch und vergesst nicht, mir Kommis zu geben!!!
 


 

"Was hast du vor?"

"Das wirst du schon sehen und jetzt halt die Klappe."

"Du bist unmöglich, weißt du das?!"

"Welchen Teil von 'Halt die Klappe' verstehst du nicht?"

"Ist ja schon gut."

"Am besten du wartest hier, sonst stellst du noch was Blödes an."

"Warum darf ich eigentlich nie..."

"Schhhhhh! Sei doch endlich mal still, verdammt!"

Zwei schlanke Gestalten kauerten unter einem Steg am Trockendock im Hafen von Port Royal. Die vordere hatte dunkelblonde zerzauste Haare mit einem hellblauen Band, sonnengebräunte Haut und azurblaue Augen. Sie trug eine hellblaue Jacke, braune Handschuhe, eine grüne ¾ Hose und Sandalen. Eine blaue Kette schmückte ihr Dekollete. Ingesamt machte sie einen ziemlich wilden Eindruck. Die andere, die hinter ihr hockte war das genaue Gegenteil: Ihr blondes Haar war gepflegt und in einer Spirale nach oben gesteckt. Ihre Haut war blass und auf ihrer Nase waren einige kleine Sommersprossen zu sehen. Sie trug ein dunkelblaues Rüschenkleid mit ausladendem Rock und weißen Schuhen, dazu weiße Handschuhe und goldenen Schmuck. In der rechten Hand hielt sie ein durchscheinenden weißen Schirm. Ihre großen blauen Augen blickten das Mädchen vor ihr unverständnisvoll an: "Immer gehst du allein! Wieso darf ich nicht mit?" Die andere seufzte genervt und antwortete: "Stell dir mal vor du wirst erwischt. Pat, dein Vater ist Governor! Der wird sich freuen wenn seine eigenen Soldaten dich zu ihm bringen und ihm brühwarm erzählen was du vorgehabt hast."

"Aber..."

"Nichts aber, ich geh jetzt und sei bloß leise!", damit kroch sie bis zum Rand des Stegs und wartete auf einen geeigneten Augenblick. Als kein Soldat mehr in Sichtweite war, rannte sie wie der Blitz zu dem Ochsenkarren hinüber, der auf der anderen Seite stand und Fleischfässer und Brotkörbe für die 'Strider' brachte. Die 'Strider' war ein großes Handelsschiff und würde heute noch auslaufen, mit Kurs auf Port Antonio. Das Mädchen kletterte in den Wagen und schlug das Leinentuch von einem der Brotkörbe zurück. Schnell nahm sie zwei Laib heraus und deckte den Rest wieder zu. Ein kurzer Blick nach draußen verriet ihr das sie noch Zeit hatte, denn es war immer noch kein Rotrock zu sehen. Sie öffnete eines der Fässer in dem sich in Salz eingelegtes Fleisch befand und nahm drei kleinere Steaks. Sie klopfte den Deckel wieder auf das Fass und sprang katzengleich von Wagen. Einige Sekunden verharrten sie dort in der Hocke und lief dann zurück zum Steg wo Patricia auf sie wartete. "Hat dich jemand gesehen?", fragte die gleich und begutachtete die Beute. "Nein, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Willst du auch?", sagte das Mädchen und nahm einen großen Bissen vom Brot. "Ja, gib mir ein Stück." Während die beiden kauten, kamen einige der Soldaten von ihrer Mittagspause zurück und machten sich wieder an die Arbeit, die Ware vom Ochsenkarren ins Schiff zu befördern. "Weischt du...eigentlisch würd isch gern mit...", sie schluckte hinunter, "mit der 'Strider' mitfahren. In Port Antonio war ich schon lange nicht mehr."

"Angelina! Untersteh dich, du kannst mich doch hier nicht allein lassen! Sonst sitze ich wieder den ganzen Tag oben im Haus und langweile mich zu Tode!"

"Wenn du mich mal ausreden lassen würdest..."

"Oh, Entschuldigung."

"Also, ich würde ja mit der 'Strider' mitfahren, wenn ich könnte. Aber das kann ich ja nicht, weil es an Bord nicht allzu viele Verstecke gibt, wo ich eine ganze Woche lang ungesehen mitsegeln könnte."

"Dann heuer doch an."

"Hallo? Bist du wahnsinnig? Ich bin eine Piratin! Da kann ich nicht einfach hingehen und sagen: Ach hallo, ich bin Angelina Sparrow, kann ich bei euch anheuern? Du weißt das mein Vater hier bekannt ist wie ein bunter Hund."

"Naja...", gab Patricia kleinlaut zu und ihre Freundin schüttelte den Kopf. Plötzlich hörten sie ein klapperndes Geräusch und ihre Blicke schnellten nach oben. Auf dem Steg, unter dem sie saßen lief jemand herum. Und dieser jemand war niemand anderes als...

"Meine Mutter!", flüsterte Patricia erschrocken. Angelina zuckte mit den Schultern und sah nach oben. "Oh! Miss Turner, wie schön sie zu sehen.", schleimte einer der Soldaten, "Wie ihr seht, geht hier alles im Zeitplan von Statten."

"Deswegen bin ich nicht hier. Ich suche Patricia, habt ihr sie gesehen?"

"Nein, tut mir Leid Miss Turner."

"Wenn ihr sie zufällig seht, sagt ihr bitte das sie sofort zum Essen kommen soll."

"Aber natürlich." Patricias Mutter stöckelte davon und Angelina sagte: "Du solltest wohl besser gehen, sonst kriegst du Ärger." Pat nickte und machte sich auf den Weg. Angie blieb noch eine Weile unter dem Steg sitzen und aß ein wenig Brot, bevor sie sich leise aus dem Staub machte. Nicht jedoch, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. 'Bin in der Stadt.', hatte sie in den Sand geritzt.
 

Langsam schlenderte sie über den Markt und blieb hier und da stehen um die Auslagen der Stände zu betrachten. Dabei dachte sie die ganze Zeit an niemand anderen als ihren Vater, sie hatte ihn eigentlich fast gänzlich aus ihren Gedanken verbannt, aber da sie ihn vorhin im Gespräch wieder erwähnt hatte bohrte er sich jetzt mit aller Gewalt in ihr Erinnerungsvermögen. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte, denn sie hatte ihn eigentlich nie kennengelernt. Ihre Mutter war gestorben, als sie zwei Jahre alt war. Danach hatte sie einige Zeit bei ihrer Großmutter gelebt, bis die sie schließlich in ein Waisenheim steckte. Dort war sie aber nach einem halben Jahr abgehauen und lebte seitdem auf der Straße, beziehungsweise auf dem Meer. Ja, das Meer war ihre Heimat. Sie liebte es. Jetzt war sie 17 und hier in Port Royal gelandet, wo sie Patricia kennengelernt hatte. Sie war die Tochter des Governors und ein Jahr jünger. Angelina hielt es für besser, wenn ihre Eltern nicht erfuhren mit wem sich Pat in ihrer Freizeit herumtrieb, denn beide kannten ihren Vater. Es waren Will und Elizabeth. Ihre Oma hatte viel von ihnen erzählt und sie hätte sie gerne kennengelernt, aber das war vielleicht keine gute Idee. Pat konnte das nicht verstehen, aber sie war ohnehin viel zu naiv um so etwas zu begreifen. Angie kickte einen Kieselstein von der staubigen Straße und blickte zum Himmel. 'So endlos blau wie das Meer', dachte sie, 'Und die Wolken sind Inseln...' Da fiel ihr ein Lied ein, das sie vor Jahren einmal auf dem Markt in Port Isabel gehört hatte:
 

»Schon lang verlorene Worte flüstern leise zu mir

Ich weiß immer noch nicht, was mich hier hält

Wenn ich die ganze Zeit so leer in mir war

Ich weiß, Du bist immer noch da.
 

Ich habe solange in den Spiegel gesehen

Deshalb glaube ich meinen Seelen auf der anderen Seite

Auf den kleinen Stücken fallend, zerschmetternd

Scherben von mir.
 

Ich halte meinen Atem an, wenn das Leben beginnt seinen Tribut zu fordern.

Ich verstecke mich hinter einem Lächeln, wenn sich dieser perfekte Plan enthüllt.

Aber, oh Gott, ich fühle ich wurde belogen

Ich habe erreicht, allen Glauben in diese Dinge zu verlieren. «
 

Wie sehr hatte dieses Lied damals zu ihrer Stimmung gepasst. Und jetzt passte es auch wieder. Plötzlich rempelte sie jemand an und sie murmelte: "Verdammt, pass doch auf wo du hin läufst!"

"Verfluchte Straßengöre!", rief der Hüne, mit dem sie zusammengestoßen war und reckte die Faust. Angie drehte sich um, machte eine obszöne Geste und streckte ihm die Zunge heraus. Daraufhin kehrte der Riese um und wollte sie verprügeln, doch sie wich seiner großen Faust aus und rannte davon, durch mehrere Seitengassen, über einen Karren mit Mehlsäcken, zwischen unzähligen Kisten hindurch, an einem Stall vorbei, schließlich blieb sie keuchend vor einem großen schmiedeisernen Tor stehen. Als sie sich erholt hatte betrachtete sie das Haus hinter dem Tor und beschloss sich das mal genauer anzusehen.

Vor dem Eingang standen zwei Rotröcke, deshalb schlüpfte sie schnell durch das Tor und schlich hinter einen großen Busch, der gleich daneben stand. Sie klaubte ein paar Steine vom Boden und schlich weiter. Als sie nah genug an den Soldaten war, warf sie eine Hand voll Steine gegen die Hauswand und die beiden Wachen schraken zusammen und gingen nachsehen. Die perfekte Gelegenheit für Angelina, sie öffnete die schwere Holztür der Villa und trat ein. Sie fragte sich gerade, wer hier wohl wohnte, als sie Stimmen hörte. Schnell ging sie hinter einem Flügel, der in der Eingangshalle stand in Deckung und wartete. Zwei Männer kamen herein und unterhielten sich: "Ich mache mir wirklich Sorgen um sie. Jedes mal kommt sie zu spät, ihre Kleider sind schmutzig und wenn wir sie fragen, wo sie war, gibt sie keine Antwort."

"Tja, das ist in der Tat ein Problem, denn Unpünktlichkeit schickt sich für eine Dame wie Patricia nicht."

"Was sollen wir nur tun. Ich kann ihr doch nicht Hausarrest geben."

"Das wird vielleicht unumgänglich sein, wenn das noch öfter passiert, Governor."

"Gibt es denn keine Alternative?"

"Naja, sie könnten sich eine Zofe bestellen, eine Art Anstandsdame ohne die Patricia das Haus nicht mehr verlassen darf. Ich bin sicher das sich das Problem einstellen wird."

"Das ist eine wirklich gute Idee, ich werde das gleich mit Elizabeth besprechen. Danke für das Gespräch Mister Cock."

"Ich habe zu danken, Governor Turner. Einen schönen Tag."

"Auf Wiedersehen.", der Mann verließ das Haus und auch Will verschwand im Nebenzimmer. Angie wusste jetzt nur zu genau wer hier wohnte, sie kam aus ihrem Versteck hervor und überlegte kurz. Dann spurtete sie so leise wie möglich die Treppe hinauf. Oben gab es unzählige Türen, aber Pat hatte einmal erzählt, das ihr Zimmer ganz hinten war, also ging Angelina den Flur entlang und klopfte vorsichtig an die letzte Tür. "Herein.", rief eine bekannte Stimme und erleichtert öffnete Angie die Tür. Pat saß auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. "Angie! Was..."

"Schhhh! Du musst nicht gleich das ganze Haus informieren!", bremste Angelina sie und Pat beendete den Satz flüsternd: "Was machst du denn hier und wie bist du überhaupt reingekommen?"

"Ist doch egal, du wirst mich nämlich in nächster Zeit wohl nicht mehr sehen können."

"Was? Warum?"

"Weil dein Vater gerade mit deiner Mutter bespricht, ob sie dir eine Zofe anschaffen."

"Eine Zofe? Aber das geht doch nicht. Wieso das denn?"

"Weil du immer zu spät kommst und dreckige Sachen hast. Ich hab ein Gespräch zwischen deinem Vater und einem gewissen Mister Cock mitgehört."

"Cock? Oh nein, das ist mein Lehrer..."

"Was machen wir denn jetzt?"

"Keine Ahnung! Vielleicht lehnt meine Mutter das ja ab..."

"Das glaubst du doch selber nicht!"

"Oh nein, oh nein, oh nein! Ich will keine Zofe! Was soll ich tun?"

"Was weiß ich, tret in den Hungerstreik oder rede kein Wort mehr mit ihnen, keine Ahnung."

"Nein, ich werd mit ihnen reden! Ich werde sie überreden, das mit der Zofe sein zu lassen und ihnen versprechen, das ich in Zukunft pünktlich wie die Uhr sein werde und kein Krümelchen Dreck mehr an meine Kleider kommt.", Pat sprang auf und rannte nach unten. Angie murmelte: "Das schaffst du nie!" und ließ sich aufs Bett fallen.
 

Nach über einer Stunde war Pat immer noch nicht zurück. Angie hatte inzwischen das ganze Zimmer auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Sie hatte sämtliche Haarspangen ausprobiert, die hochhackigen Schuhe angezogen und sich beim Laufen beinahe die Beine gebrochen. Schließlich wurde sie das Warten Leid und öffnete ein Fenster. Unten war niemand zu sehen, also kletterte sie hinaus und klammerte sich an den Verzierungen an der Wand fest. Etwa zwei Meter über dem Boden ließ sie sich fallen, landete auf dem Kiesweg und hechtete über die niedrige Hecke, die das Grundstück von der Straße trennte. In aller Eile spurtete sie den Berg hinunter bis zum Marktplatz und von dort aus zum Trockendock, wo die 'Strider' gerade zum Auslaufen bereit gemacht wurde. Schon von weitem sah sie jemanden unter ihrem Steg sitzen und sie konnte sich denken wer es war.

"Pat! Was soll das denn?"

"Was soll was?", fuhr Patricia sie an. Ihre Augen hatten rote Ränder und ihre schönen blonden Haare waren zerzaust. "Du lässt mich da einfach über eine Stunde in deinem Zimmer vergammeln?"

"Ja. Du hättest doch jederzeit abhauen können..."

"Zum Glück hab ich das getan."

"Du kannst es wenigstens."

"Was murmelst du da wieder?"

"Ach nichts. Aber ich fühle mich wie ein Vogel in einem Käfig. Du kannst tun und lassen was du willst, aber ich... . Ich muss mich immer bevormunden lassen, immer werde ich beobachtet, egal was ich tue! Weißt du überhaupt wie das ist?"

"Nein."

"Siehst du? Ich bin ein Wellensittich, in einen Käfig gesteckt und überwacht. Du bist eine Seemöwe, keiner würde auf die Idee kommen eine Möwe in einen Käfig zu sperren! Das ist so unfair!"

"Ich weiß, aber du hast dafür..."

"Eltern, ja. Eltern die mich füttern und mich in schöne Kleider stecken um mich der Öffentlichkeit vorzuführen.", die Tränen liefen in Strömen über Pat's Wangen und tröpfelten auf den trockenen Sand. "Hör mal, so toll ist das Frei sein auch wieder nicht. Erst heute Mittag wollte mich so ein Hüne verprügeln weil ich ihn auf der Straße angerempelt habe. Bei dir würde er sich sogar noch entschuldigen."

"Wenn du mein Leben so toll findest können wir ja tauschen!"

"Nein, aber..."

"Na siehst du! Keiner würde gerne eingesperrt sein!"

"Aber sieh es doch mal so: Deine Eltern wollen nur das beste für dich, deshalb tun sie das alles."

"Das Beste? Das Beste wäre, sie würden mich endlich in Ruhe lassen!"

"Wenn das so ist, dann lauf doch von zu Hause weg! Ich wette mit dir, das du es nicht einen Tag lang aushältst!"

"Ach, halt doch den Mund, du weißt doch garnicht wovon du redest!!!"

"Gut! Schön! Ich bin weg und so schnell wirst du mich nicht wiedersehen, verlass dich drauf!", wütend stand Angie auf und im Gehen murmelte sie zornig: "Verwöhntes Biest!"

Die Schänke zum gehängten Mann

Mehrere Stunden lief Angelina jetzt schon am Strand entlang und suchte eine Bucht. In der hatte sie nämlich ihr kleines Boot versteckt, mit dem sie vor einem halben Jahr angekommen war. Endlich machte der Strand einen Knick und hörte dann plötzlich an einer steilen Felswand auf. Angie ging an der Wand entlang und hüpfte bei jedem Schritt einmal auf den Boden. Als endlich ein hohles Geräusch ertönte, grub sie die Stelle frei und hob den Deckel aus Bambus und Blättern heraus. Dieser gab einen kleinen Tunnel frei, gerade so breit das ein schlanker Mensch hindurch passte. Er führte unter den Felsen in die versteckte Bucht. Der Tunnel zeugte davon, dass die Bucht schon früher von Piraten genutzt worden sein muss. Angelina zwängte erst den Beutel, den sie dabeihatte und sich selbst durch den Tunnel und kroch dann von der anderen Seite noch einmal hinein, um den Deckel wieder darauf zu stülpen. Auch auf ihrer Seite schob sie den Bambusverschlag wieder vor das Loch und nahm den hölzernen Eimer, der daneben stand. Sie füllte ihn mit Sand und kletterte die Felswand hoch, die auf dieser Seite nicht annähernd so steil war, wie drüben. Oben angekommen kippte sie den Kübel direkt über dem Loch aus, sodass der Bambusdeckel nicht mehr zu sehen war, kletterte wieder hinunter und deponierte den Eimer wieder neben dem Tunneleingang, den sie vorher auch wieder verscharrt hatte. Zufrieden sah sie sich um, schulterte ihren Beutel und machte sich auf den Weg.

Das Boot war immer noch da, wo sie es versteckt hatte. Zwischen ein paar Palmen, mit Blättern bedeckt. Sie wischte die inzwischen vertrockneten Zweige weg und machte sich daran, den Kahn herauszuziehen. Als das geschafft war, trug sie das Boot zum Strand hinunter, holte auch noch das Segel und die Ruder, sowie einige andere Geräte. Auch den Beutel brachte sie in die Barke und befestigte dann das schwere Segel am Mast. Sie untersuchte den Rumpf auf Lecks, schob das Boot dann ins Wasser und ließ das Segel fallen. Der Kompass zeigte ihr wo es hinging und sie nahm Fahrt auf. Er war ein Geschenk ihrer Großmutter, zuerst hatte sie ihn für Schrott gehalten, aber schnell gemerkt das er wirklich gut war. Denn er zeigte nicht nach Norden. Aber sie wollte ja auch nicht nach Norden. Sie wollte nach Tortuga, wenn sie Glück hatte war sie in zwei Tagen dort. Andernfalls würde sie sicher auf ein Piratenschiff treffen, das sie mitnehmen würde. Guten Gemüts segelte sie los, dem Sonnenuntergang entgegen.
 

Plitsch,

platsch,

plitsch,

plitsch...

Sie wurde geweckt von einigen dicken Regentropfen, die mitten in ihr Gesicht fielen. "Ooooooooh nein! Nicht doch!", rief sie, warf ihre Decke beiseite und sprang auf. Der Himmel war stockduster und mit Regenwolken bedeckt. Angie holte den 'Anker' (eigentlich war es nur ein behelfsmäßiges Ziegelsteinpaket) ein und zurrte das Segel noch fester, als es ohnehin schon war. Dann band sie alles was lose war mit einem Lederriemen an einem Haken im Boot fest und hoffte, dass der Sturm nicht zu stark werden würde. Seufzend ließ sie sich auf den Boden fallen. Ihre Fahrt schien nicht gerade unter einem guten Stern zu stehen...

Plötzlich kam Wind auf. Er pfiff um den Mast herum und zerrte am Bug. Es regnete immer stärker und große Tropfen schlugen ihr ins Gesicht, sie hielt sich schützend den Arm davor. Dann peitschte eine große Welle gegen das Heck, Angie warf sich in die Seile und versuchte das Boot in der Waagerechten zu halten. Inzwischen tobte der Sturm in vollem Gange, es regnete junge Katzen, ihre Kleidung war völlig durchnässt, sie spürte ihre Finger und Zehen nicht mehr und zu allem Überfluss stand das Wasser schon ein paar Zentimeter hoch im Boot. Mit einer Hand nahm sie ihren Eimer und schöpfte das salzige Zeug heraus, aber es nützte nichts. Je mehr sie herausschüttete, desto mehr schien das Meer hineinzuspülen. Außerdem zerrte der Sturm am Boot und riss es hin und her. Angie selbst hatte die größte Mühe stehen zu bleiben, das grobe Seil schnitt ihr ins Fleisch und ihre patschnassen Haare klebten ihr im Gesicht. Ihre Lippen war geschwollen und aufgesprungen vom vielen Salz und das Wasser war inzwischen auch in ihre Stiefel gedrungen, wodurch ihre Zehen noch kälter wurden. "Scheiße!", rief sie, doch der Wind verschlang es. Nach einer Weile wusste sie nicht einmal mehr wo links und rechts war und ob sie noch auf dem richtigen Kurs war, oder in die falsche Richtung fuhr. Wegen der Dunkelheit konnte sie nicht einmal auf dem Kompass nachsehen. Ihre Finger waren taub und das Wasser stand schon bis zu den Knöcheln.

Ihr wurde noch schwärzer vor Augen, als es sowieso schon war und sie spürte, wie auf den harten Holzboden fiel. Das eiskalte Wasser umspülte noch eine Weile ihren Körper, bevor sie in die Dunkelheit sie verschlang.
 

Die Vögel zwitscherten, die Blätter der Palmen rauschten und eine leichte warme Brise streichelte ihre Haut. War sie tot? Oder...

Angie schlug die Augen auf. Sie lag an einem weißen Sandstrand, das warme Meerwasser schlug sanft gegen ihre Füße. Langsam richtete sie sich auf. Sämtlich Glieder taten ihr weh und von ihrem Boot war weit und breit nichts zu sehen. "Natürlich...", murmelte sie und hob die Arme zum strahlend blauen Himmel. "Ja, jetzt bist du wieder unschuldig wie ein Lamm, nicht wahr? Aber kaum sieht man einmal nicht hin verwandelst du dich in ein tobendes schwarzes Ungeheuer!", sagte sie und spuckte in die Luft. Sie stand auf und sah sich um. "Auf welcher gottverdammten Insel bin ich hier eigentlich gelandet? Ist das Tortuga? Hoffentlich...", sie machte sich auf den Weg. Zuerst ging sie bis zum Rand des Palmenhains, dann bog sie nach links ab um nach irgendeinem menschlichen Zeichen zu suchen.

Nach einer Weile kam sie an ein paar Holzsplittern vorbei. Es wurden mit jedem Meter mehr, bis schließlich eine Hälfte ihres Bootes am Strand lag. Es war in der Mitte auseinandergebrochen, doch zum Glück war die Seite, an der sie den Beutel und alles andere festgebunden hatte, ganz geblieben. "Oh! Da hab ich wohl doch noch Glück heute!", murmelte Angie und zerrte den Beutel aus der Verankerung. Das andere Zeug brauchte sie jetzt sowieso nicht mehr, aber von dem alten Kompass wollte sie sich nicht trennen, deshalb steckte sie ihn in ihre Hosentasche. Die meisten Früchte, die sie in dem Leinenbeutel verstaut hatte waren von dem ganzen Salzwasser ungenießbar geworden, aber die Ananas konnte man noch essen ebenso die Kokosnuss, die sie hatte mitgehen lassen. "Wenigstens etwas...", Angie nahm die Früchte an sich und suchte ein paar Steine. Weiter oben bei den Palmen fand sie einen großen, einen anderen holte sie vom Strand. Sie legte die Kokosnuss auf den großen Stein und passte auf, dass sie mit dem kleineren die Bruchkante traf. Nach mehreren harten Schlägen sprang die Schale auf und ein bisschen Saft ergoss sich auf den Fels. Schnell nahm sie die beiden Hälften in die Hand, damit nicht noch mehr auslaufen konnte. Gierig trank sie alles aus und zog ihr Messer heraus, um das Fruchtfleisch von der Rinde zu trennen, was garnicht so einfach war.
 

Die Sonne war schon am Zenit vorbeigezogen und es musste jetzt halb vier Uhr nachmittags sein. Angie war die ganze Zeit, bis auf die Stunde nach Mittag, die sie im Schatten der Palmen verbracht hatte, am Strand entlang gelaufen und schon auf ein kleineres Dorf gestoßen. Dessen Einwohner hatten ihr mit Händen und Füßen erklärt, das sie auf Tortuga war und mehrere Meilen vom Dorf entfernt eine Stadt lag. Aber von dieser Stadt war immer noch nichts zu sehen und das obwohl jetzt schon mindestens zwei Stunden vergangen waren, seit sie das Dorf verlassen hatte. Keuchend ließ sie sich an einer Palme nieder und nahm einen Schluck aus dem Wasserschlauch, den ihr die Einheimischen mitgegeben hatten. Seufzend ließ sie ihren Blick an den Horizont schweifen, wo die Sonne schon ganz tief stand, ein großes Schiff zeichnete sich als Silhouette vor den orange glühenden Feuerball ab. Als ihr Blick nach Westen glitt, wurde die Sicht plötzlich von etwas großem schwarzem gestört.

Es war eine hohe Klippe, die bis ins Wasser ragte und den Palmenhain zweiteilte. Oben auf dem gewaltigen Fels waren die Konturen von Häusern zu erkennen. Angie stöhnte auf und schlug sich gegen die Stirn. An dieser Seite des Felsens wand sich eine enge, in den Stein gehauene Treppe im Zick-Zack nach oben. Langsam machte sie sich an den aufstieg. Von oben hörte man schon Lärm und Geschrei. Es schien unendlich zu dauern, bis sie endlich ankam, obwohl es sicher nur ein paar Minuten gewesen waren. Kaum hatte sie die letzte Stufe überwältigt, wurde sie auch schon fast wieder hinunterbefördert, im letzten Moment konnte sie beiseite springen. Denn ein bärtiger Pirat wurde von einem anderen kopfvoraus die Klippen hinuntergeworfen und hätte beinahe Angie mitgezogen, wenn sie nicht ausgewichen wäre. So sah sie, wie der Pirat mit einem sehr hässlichen Geräusch unten aufschlug. Sie drehte sich weg und machte sich auf die Suche nach einem guten Wirtshaus, wovon es auf Tortuga mehr als genug gab.

Fünf Minuten später betrat sie den rauchigen Flur der Schänke 'Zum gehängten Mann' und wurde gleich von einem stockbetrunkenen Raufbold angerempelt. Er hauchte ihr einen Schwall übelriechenden Atems ins Gesicht und ging dann zu Boden. Angie rollte mit den Augen, kämpfte sich bis zum Wirt durch und bestellte ein Glas Rum. Dann hielt sie nach einem freien Tisch Ausschau, vergeblich. Schließlich bemerkte sie hinten in einer Ecke jemanden, der ihr winkte. Obwohl... winkte dieser Pirat wirklich ihr? Sie zeigte stumm auf sich und der Mann nickte grinsend. 'Was soll das denn?', dachte sie sich, ging dann aber doch zu ihm. "Na Kleines? Was treibt ein so hübsches Ding wie dich in dieses verdammte Dreckloch?", lallte er und zog sie zu sich her. 'Oh nein...', schoss ihr durch den Kopf. "Nichts was sie etwas angehen würde, Mister ..."

"Porter, Süße. Aber nenn mich einfach Joe."

"Also schon, Joe. Wenn sie jetzt die Güte hätten mich los zu lassen?!"

"Warum, denkst du ich will dir was tun?"

"Nein, aber ich werde jetzt etwas tun!"

"Ja, was denn, meine Liebe?"

"Gehen! Gute Nacht Mister Porter!", mit diesen Worten riss sie sich los und verschwand in der sich prügelnden Menge. Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter. Genervt drehte sie sich um und wollte gerade empört etwas sagen, aber die Silben blieben ihr im Hals stecken, als sie diesem verflucht gut aussehenden Mann in die Augen sah. "Hat er sie belästigt?", fragte der Pirat mit besorgter Miene. "N-nein. Ist schon in Ordnung.", Angie versuchte angestrengt auf ihre Stiefel zu starren. "Wirklich? Wollen sie sich ein wenig zu mir setzen, sie sehen müde aus."

"Naja..."

"Oh keine Sorge, ich bin nicht so einer, wenn sie das meinen."

"Na gut.", sie grinste und folgte ihm zu einem Tisch mitten im Raum, wo noch andere Piraten saßen. Darunter auch eine Frau mit dunkler Haut und schwarzen Haaren. "Wen hast du denn da aufgegabelt?", fragte sie und zog spielerisch eine Augenbraue hoch. "Dieser Typ dahinten hat sie belästigt."

"Ach, da musstest du natürlich gleich den Helden spielen und der holden Dame zur Rettung eilen, was Jack?", stichelte ein Mann mit dicken Kotletten. Er streckte Angie die Hand hin und sagte: "Gibbs, mein Name."

"Angelina.", sie tauschte mit ihm einen Handschlag und verschwieg ihm ihren Nachnamen, denn sie wollte peinlichen Fragen die ihren Vater angingen vermeiden. Nach und nach wurden sie einander vorgestellt, zuletzt der hübsche Mann, der sie hergebracht hatte. "Jack."

"Angelina.", sie grinste breit und ließ sich neben ihm nieder. Insgesamt ging es feucht-fröhlich zu, es wurde getrunken und gelacht was das Zeug hielt und bereits nach einer Stunde hatte Angie ziemlich was intus. Aber sie war hart im nehmen und hielt einiges aus. "Also, jetzt erzähl doch mal Lina, wie bist du denn an diesen gottverdammten Ort gekommen?", fragte Anna-Maria, die dunkelhäutige Frau. "Naja, erst war ich in Port Royal, da bin ich dann abgehauen mit meinem Boot. Ich wollte hierher, aber dann kam dieser verfluchte Sturm und ich bin gekentert. Dann hat's mich an die Küste verschlagen, wo ich Stunden damit verbracht habe, diese Stadt zu suchen."

"Na da kannst du aber von Glück reden, das du nach dem Unwetter hier gelandet bist.", meinte Gibbs und lachte. Angie nahm noch einen Schluck aus dem Becher vor sich. "Das heißt, dass du kein Boot mehr hast und hier festsitzt.", stellte Jack fest. "Ich könnte eins kapern. Aber allein wird das schwierig...", antwortete Angie grinsend. "Kommt nicht in Frage, so wie ich das sehe bist du schwer in Ordnung und eine gute Seele. Was meint ihr, sollen wir sie in unsere Crew aufnehmen?", rief Jack. Der Vorschlag wurde mit einstimmigem Gegröhle angenommen. "Was sagst du dazu, Lina?"

"Einmaliges Angebot, das kann ich einfach nicht abschlagen!", rief sie. "Willkommen in meiner verrückten Crew.", es wurde noch mehr Rum bestellt und noch mehr gelacht und Geschichten erzählt.
 

Obwohl es schon 2 Uhr mitten in der Nacht war, war es noch angenehm warm draußen. Angelina lag neben dem Mast an Deck und sog tief die laue Nachtluft ein. Sie war die einzige, die zum Schiff gegangen war, die anderen waren alle noch in der Stadt. Die Planken waren noch von der Sonne gewärmt und es fühlte sich unbestreitbar gut an. Eine sanfte Brise strich über ihre Haut und durch ihre Haare, sie brachte den Salzgeruch des Meeres mit sich. Das Wasser schlug sacht gegen die Schiffswände und gluckste beim zurückfliesen. Der wolkenlose samtblaue Himmel gab tausende von funkelnden Sternen Preis, der Mond war schon fast wieder am Horizont versunken. Sie konnte es noch garnicht glauben, dass sie wirklich Teil dieser Crew war, denn es war erst knapp ein Tag vergangen, seit sie Port Royal und Patricia den Rücken gekehrt hatte. "Ich bin wirklich eine Glücksgurke...", murmelte sie und kreuzte ihre Arme unter dem Kopf. Keinen Gedanken wollte sie jetzt mehr an ihr altes Leben verschwenden, einfach nur den Moment genießen und auf einen neuen Morgen warten. Einen neuen Morgen, der auch gleichzeitig einen neuen Lebensabschnitt für sie bedeutete. Jetzt würde alles anders werden...

Leise Schritte näherten sich, aber Angie drehte sich nicht um, um zu sehen wer es war, es war ihr egal. "Willst du nicht ein wenig schlafen?", fragte eine bekannte Stimme. "Wieso, ich träume doch schon.", war Angies Antwort. Jack ließ sich neben ihr nieder, starrte ebenfalls zum Himmel hinauf und seufzte. "Schön, nicht?"

"Wunderschön. Ich verstehe nicht, warum sie nicht auch tagsüber zu sehen sind..."

"Dann würde es sich ja nicht mehr lohnen nachts wach zu bleiben und in den Himmel zu schauen." Angie musste lächeln und schielte zu Jack hinüber. "Weißt du, eigentlich glaube ich, dass irgendjemand da oben uns in diesem Augenblick beobachtet und sicher lachen muss.", sagte er. "Warum?"

"Naja, wir sitzen hier so nebeneinander und reden wie zwei alte Freunde, obwohl wir uns erst vor wenigen Stunden kennengelernt haben."

"Bereust du es?"

"Was?"

"Das du mich aufgenommen hast."

"Wie kommst du darauf?"

"Nur so. Vergiss es..." Jack schaute sie verwirrt an. Er sah dabei unheimlich süß aus. "Was..."

"Ach ich musste da gerade an etwas denken, aber es ist nicht so wichtig.", versuchte er sich rauszureden. "So? An was denn? Jetzt wo du mich neugierig gemacht hast, musst du es schon erzählen."

"Nein, ist wirklich nichts wichtiges."

"Du bist gemein!"

"Gemein? Nein, ich bin nur unfair, wie alle Piraten. Das müsstest du doch wissen."

"Idiot...", murmelte Angie so leise, dass er es nicht hörte. "Wie lange wollt ihr eigentlich noch in Tortuga bleiben?"

"Morgen früh segeln wir weiter."

"Wohin?"

"Das weiß der Henker. Wohin der Wind uns treibt."

"Keine große Planung bei euch, was?"

"Nein...wozu auch? Wir können überall hinfahren, wo wir wollen. Das ist doch das schöne am Piratenleben."

"Wo du Recht hast, hast du Recht."

"Weißt du, du erinnerst mich an ein Mädchen, das ich mal gekannt hab. Sie war genauso wie du...ich frage mich, was sie jetzt wohl so treibt?"

"Hmm...", eine peinliche Pause entstand. Beide schauten betreten auf's Meer, bis Jack schließlich anfing zu Pfeifen. "Was ist das für ein Lied?"

"Ach, das hab ich vor langem mal irgendwo gehört." Angie zog eine Augenbraue hoch und seufzte. "Wo sind eigentlich die anderen?", fragte sie. "Keine Ahnung, die werden sich in irgendwelchen Kneipen rumtreiben."

"Ah...", wieder schwiegen beide. Angie biss sich auf die Unterlippe. 'Warum ist das so schwierig? Wieso kann ich mich nicht einfach ganz normal mit ihm unterhalten?', dachte sie.

Lärmende Stimmen näherten sich. Der Rest der Crew kehrte von ihrer Sauftour zurück. "Hey Jack, wo hassdu gesteckd, Mann?", lallte Gibbs, der Cotton festhalten musste, damit er nicht einfach umfiel. "Hier, wo sonst?"

"Da hassdu aber wass verpassd, alder Junge.", Gibbs lachte. Anna-Maria betrat das Deck und schüttelte den Kopf. "Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wären sie jetzt nicht mehr ansprechbar. So was von maßlos...", sie rollte mit den Augen. Nach und nach taumelten alle unter Deck zu ihren Kajüten. Cottons Papagei ließ sich auf der Reling nieder und krächzte leise: "Mast und Schotbruch, Mast und Schotbruch."

Jack war inzwischen aufgestanden und unterhielt sich mit Anna-Maria. Angie erhob sich ebenfalls und ging unter Deck. Ihre Kajüte hatte Jack ihr zuvor am Abend gezeigt. Sie lag noch lange wach und starrte an die Decke. Ihre Gedanken drehten sich meist nur um eins: Jack.

Als sie endlich einschlief zeigte sich schon ein heller Streifen am Horizont...

Insel der Orchideen

Die Black Pearl schob eine mächtige Bugwelle vor sich her, ihre Segel standen voll im Wind und die Möwen, die um den Hauptmast kreisten, begrüßten kreischend den neuen Morgen.

Angelina schlug die Augen auf. Sie blinzelte ein paar Mal, um sich zurecht zu finden und erhob sich dann. Ihre nackten Füße kamen sacht auf den kühlen Holzbohlen auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nur ein dünnes, weißes Männerhemd trug, das ihr gerade mal bis zu den Oberschenkeln reichte. Gestern Nacht hatte sie sich einfach irgendetwas aus dem kleinen Schrank, der im Zimmer stand, geholt ohne darauf zu achten, was. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen, ging zu dem Schrank hinüber und riss die Türen auf.

Es befanden sich ausnahmslos Hemden, Jacken und Mäntel darin, die allem Anschein nach Jack gehören mussten, da Angie unter ihnen auch seinen Hut fand. "Das darf doch...", sie ließ den Satz unbeendet und stürmte aus der Kajüte, in Richtung Deck.

"Jack?", Angie stieß die Türen, die an Deck führten, auf und sah sich um, "Jack!" Er stand am Ruder und zeigte keine Reaktion. Sie ging von hinten auf ihn zu und tippte ihm energisch auf die Schulter. Immer noch keine Reaktion. Angelina stieß hörbar Luft aus. "Warum schlafe ich in deiner Kajüte? Warum, Jack?"

Er drehte sich langsam um und sah sie eine Weile stumm an. Sie hob fragend die rechte Augenbraue und erwiderte seinen Blick. "Weil kein anderes Zimmer mehr frei war."

"Ich hätte bei Anna-Maria schlafen können!"

"Sie schläft mit den Männern unter Deck."

"Dann hätte ich auch dort geschlafen!"

"So, hättest du?", er warf einen amüsierten Blick zu Anna-Maria und sah dann wieder Angie an und musterte sie von oben bis unten, da sie immer noch eines seiner Hemden trug, "In diesem Aufzug?"

"Diesen 'Aufzug' hätte ich nicht an, wenn ich nicht in deinem Zimmer geschlafen hätte! Ich komme mir vor wie eine von deinen... deinen nächtlichen Triebbefriedigungen!", die Empörung, die in ihrer Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. Auf Jacks Gesicht breitete sich hingegen ein breites Grinsen aus, "Allerdings, du befriedigst meinen Trieb." Angie öffnete fassungslos den Mund um etwas zu sagen, aber Jack kam ihr zuvor: "Meinen Trieb, dir zu sagen, dass du ab heute gerne unter Deck schlafen kannst." Dafür erntete er lautes Gelächter von der Crew.

Anna-Maria klopfte Angelina auf die Schultern. "Der Captain wollte dir nur nicht zumuten, gleich deine erste Nacht an Bord bei diesen rauflustigen Kampftrinkern zu verbringen.", sagte sie leise. "Aber wo hat Jack dann eigentlich geschlafen?", fragte Angie. "Na hier neben dem Steuer, wo denn sonst?", meinte Anna-Maria augenzwinkernd und verschwand dann - ein fröhliches Liedchen pfeifend - unter Deck.

"Zieh dir lieber mal was an, Schätzchen, du hältst die Männer von der Arbeit ab.", raunte Gibbs und warf grinsend einen Blick auf ihre nackten Oberschenkel. Angie drehte sich, leicht errötend, um und ging zurück in die Kajüte, wo ihre Hose und die Jacke über die Lehne des Stuhls, der in einer Ecke stand, gehängt waren.
 

Als sie wieder nach draußen ging, war die Crew bereits wieder vollauf beschäftigt. Sie zupfte ihre blaue Jacke zurecht und ging zu Jack hinüber, der immer noch am Steuer stand. "Wo fahren wir eigentlich hin?"

"Hab ich dir doch gestern Abend schon gesagt: Wo der Wind uns hintreibt.", erklärte Jack, ohne sie anzusehen. "Dann könnte dir vielleicht ein Kompass weiterhelfen.", sagte Angie und drückte ihm ihren alten Kompass (der, der nicht nach Norden zeigte) in die Hand. Jack starrte das leicht ramponierte Gerät an. Angie lachte leise, ging zu Cotton und half ihm dann, eines der kleineren Segel einzuholen.

Jack fixierte immer noch den Kompass und ließ ihn langsam aufschnappen. Da war die in der Mitte befestigte Nadel und die sich drehende Scheibe auf dem die vier Buchstaben N, E, S und W aufgezeichnet waren. Die Scheibe wirbelte wild im Kreis herum, bis sie sich schließlich bei Südosten einpendelte. 'Er zeigt nicht nach Norden.', dachte Jack und warf einen beunruhigten Blick zu Angie, die in luftigen Höhen am Achternmast hing und das Segel mit einem Tau festzurrte, 'Wie zum Teufel kommt sie an diesen Kompass?'

"Jack, was ist los? Du schaust gerade so, als hätte dir jemand einen Schatz unter der Nase weggeschnappt.", rief Gibbs, der gerade die Takelage herunterkletterte. Jack sah auf und brauchte eine Weile, um aus seinen Gedanken zurückzukehren. Gibbs stand schon neben ihm, als er endlich antwortete: "Nichts, ich hab nur gerade was wiedergefunden, was ich schon lange gesucht habe..."

"Ah ja? Was denn?", bohrte Gibbs nach. Jack hielt stumm den Kompass hoch. "Wo hast du denn den auf einmal wieder her?"

"Gefunden, hab ich doch grade gesagt.", meinte Jack barsch und ließ das Gerät in seiner Manteltasche verschwinden. Gibbs zog seine buschigen Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts mehr und ging wieder an die Arbeit. Jack sah noch einmal zu Angelina bevor er sich wieder aufs Steuer konzentrierte. Zumindest versuchte er das.
 

Gegen Mittag stand die Sonne genau über der Black Pearl, die Crew befand sich größtenteils unter Deck, wo es einigermaßen kühl war und somit herrschte eine himmlische Stille auf dem Schiff. Nur das Rauschen des türkisblauen Meers, das Kreischen der Möwen, das flattern der Segel im Wind und das Knarren der Planken und Taue war an Deck noch zu hören.

Angelina hatte ihre Arme auf die Reling gelegt und blickte ins Wasser hinab, welches so klar war, dass man den glitzernden, weißen Sand am Grund sehen konnte. Ab und zu ließ sich ein silberner Fischleib erkennen und ein paar Muscheln glänzten wie perlmuttfarbene Smaragde im Sonnenlicht.

Angie schloss für einen Moment die Augen und atmete die salzige Meerluft tief ein. Plötzlich bemerkte sie das Geräusch von Stiefeln auf den Planken. Es kam näher, bis es neben ihr stoppte. "Was gibt's, Jack?", fragte sie, ohne die Augen zu öffnen. "Ich wollte mit dir reden...", murmelte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung. "Geht es um den Kompass? Hör mal, du kannst ihn haben; ich weiß dass er nicht richtig funktioniert, aber er ist auch schon ziemlich alt.", erklärte sie, während sie ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah. "Ja, es geht um den Kompass, allerdings in anderer Weise.", Jack wich ihrem Blick aus. "Und in welcher Weise?"

"Naja, ich... der gehörte mal...", er zögerte, bis ein lauter Schrei die Ruhe auf dem Schiff zeriss: "JACK!" Anna-Maria beugte sich weit über den Rand des Aussichtskorbs, "Dort!", sie wies mit der Hand nach Achtern. Angie und Jack wandten ihre Köpfe gleichzeitig in diese Richtung und erkannten, was Anna-Maria so beunruhigte. "Schon wieder?", entgeistert starrte Angie auf die rabenschwarze Wolkenmauer, die den Horizont verdunkelte. Jack war indessen schon zum Heck gelaufen, um besser sehen zu können, "Das sieht ziemlich übel aus.", stellte er fest, drehte sich um und sah Angelina an, "Eine Seekarte, schnell!"

Sie machte auf dem Absatz kehrt, eilte in Jacks Kajüte und suchte aus dem ganzen Stapel Karten - der auf dem Tisch verstreut lag - eine Seekarte heraus, die ihre aktuelle Umgebung zeigte. Nachdem sie eine gefunden hatte, stürmte sie wieder aus dem Zimmer und mobilisierte, bevor sie zu Jack zurückkehrte, die Mannschaft - die sich im Esszimmer befand.

"Hier.", keuchte Angie und hielt Jack die Karte hin, der sie ihr abnahm und mit den Augen gründlich inspizierte. Die Crew hatte sich inzwischen um ihn herum versammelt und wartete sein Urteil ab. Jacks Miene verfinsterte sich mit jeder Sekunde, in der er auf die Karte sah. "Jetzt spann uns nicht so auf die Folter!", raunte Gibbs ungeduldig. Jack ließ die Karte sinken und deutete stumm mit dem Finger auf eine kleine Insel in der Nähe des 12. nördlichen Breitengrads. "Jack, das ist nicht dein Ernst?!", Gibbs Stimme zitterte leicht. "Wir haben keine Wahl. Das ist die nächste Insel.", erklärte Jack ernst.

Angie verstand im ersten Moment kein Wort. Sie sah Anna-Maria, die neben ihn stand, verwirrt an. "Wenn uns das da hinten...", sie wies mit dem Kopf auf die Gewitterfront, welche immer näher rückte, "...erreicht, sollten wir festen Boden unter den Füßen haben, ansonsten wird's ganz schön ungemütlich."

"In Ordnung. Aber was hat Gibbs gegen Jacks Entscheidung?"

"Nicht nur Gibbs hat da was dagegen. Ich - und ich verwette meine Stiefel darauf - der Rest der Crew auch."

"Warum denn?", Angie begriff immer noch nicht. Anna-Maria riss Jack seufzend die Karte aus der Hand und zeigte ihr die Insel, die er ausgewählt hatte. Sie war nicht sehr groß und mit kleinen, verschnörkelten Lettern beschriftet. Isla Orchila stand dort. Entsetzt sah Angelina Jack an und er erwiderte ihren Blick entschlossen. Sie schüttelte langsam den Kopf und wie zum Trotz nickte der Captain.

Dann rollte er die Karte zusammen, schritt nach vorne zum Hauptmast und blieb dort stehen, während er seine - teils entsetzte, teils fassungslose - Crew abwartend ansah. "Worauf wartet ihr eigentlich? In die Brassen, na los! Faules Pack!", rief er und verschwand dann in seiner Kajüte. Kaum war er verschwunden, wurde aufgeregtes Geflüster und Gemurmel unter der Mannschaft laut. "Das kann er nicht machen!"

"Alles nur nicht die Isla Orchila!"

"Keine zehn Kanonen bringen mich dazu, auch nur den großen Zeh auf diese Insel zu setzen!", meinte Gibbs aufgebracht und sogar Cottons Papagei gab seinen Senf dazu: "Dunkle Geschichten, Dunkle Geschichten..."

Die einzige, die nichts dazu beitrug, war Angelina. Sie stand ein wenig abseits der Diskussionsrunde und biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Schließlich fasste sie sich ein Herz und rannte Jack hinterher.
 

Die Tür zu Jacks Zimmer flog auf und Angelina stürmte hinein. Jack saß an seinem Schreibtisch und sah auf, als sie so hereinplatzte. "Hör mal, das - kannst - du - nicht machen! Das kannst du einfach nicht tun! Du kennst die Geschichten oder? Du weißt, was man über die Isla Orchila sagt! Also erzähl mir nicht, dass du ernsthaft vorhast, auf dieser Insel an Land zu gehen!"

Jack stieß hörbar Luft aus und legte die Feder, die er in der Hand gehalten hatte, beiseite: "Haben dich die anderen geschickt, um mir das zu sagen?"

"Nein, haben sie nicht, wieso?"

"Weil ich dir sonst nicht gesagt hätte, was ich dir jetzt sage.", erklärte Jack und wies auf sein Bett. Angie setzte sich im Schneidersitz hin und sah Jack dann fragend an. Dieser drehte seinen Stuhl zu ihr, sodass er sie direkt anschauen konnte. "Also... du musst wirklich verstehen, ich will einfach nicht riskieren die Black Pearl in einem Jahrhundertsturm zu verlieren."

"Tatsächlich? Aber du willst riskieren, dass die gesamte Crew auf der Isla Orchila draufgeht?!"

"Die Black Pearl ist mein Ein-und-Alles, mein Baby, mein Schatz!"

"Und wir bedeuten dich gar nichts. Sehr aufmerksam, Danke!"

"Das hab ich doch garnicht behauptet! Aber ich erwarte auch nicht, dass du das verstehst; du hattest noch nie ein eigenes Schiff, für das du alles - wirklich alles - tun würdest."

"Hat sich aber so angehört. Und, nein, ich verstehe das nicht, du bist ja regelrecht in dieses Schiff vernarrt!"

"Ja.", gab Jack schließlich zu. Angie blieb der Mund offen stehen. "Du meinst das Ernst, oder?", fragte sie nach einer Weile leise. Er sah sie mit seinen dunkelbraunen Augen an, in denen trotz des Hundeblicks der Charme und die Verschlagenheit nur so sprühten. Entrüstet sprang sie auf: "Du hast eindeutig ein psychisches Problem!", rief sie wild gestikulierend. Nun stand auch Jack auf und machte einen Schritt in ihre Richtung. "Ich? Ein psychisches Problem? Ich glaube du verwechselst da etwas, Liebling!", er sah sie eindringlich an, doch Angie gab nur ein abfälliges "Pff!" von sich. "Siehst du, manche Leute sind von einem anderen Menschen besessen, andere von einem Schatz und ich eben von meiner Black Pearl. Ist das etwa verboten oder illegal? Ich denke nicht...", sagte Jack gedämpft. "Verboten nicht, aber irgendwie... krank. Wie kann man ein Schiff vergöttern?"

"Ganz einfach. Es die einzige Sache, für die ich je gekämpft habe, die einzige Sache, die mir je wirklich etwas bedeutet hat. Ich habe sie mir hart erarbeitet, ich hatte sie an eine Bande von verwesenden Pestbeulen verloren und ich habe sie mir aus den kalten, toten Händen meines meuternden 1. Maats wiedergeholt.", Jack beendete seine Geschichte mit einem vielsagenden Blick und zum ersten Mal in ihrem Leben, wusste Angelina nicht, was sie sagen sollte.

Nach einer langen Pause - in der beide nur schweigen voreinander standen und sich gegenseitig ansahen - rührte sich Jack und murmelte, mehr zu sich selbst als zu Angie: "Tut sich da draußen eigentlich mal was?", öffnete die Türe und verschwand nach draußen. Angelina sah ihm gedankenverloren nach. Trotz seiner vielen Macken und Verrücktheiten war er doch ein liebenswürdiger Chaot mit dem Charisma einer ganzen spanischen Tanzschule. Angie musste unwillkürlich grinsen und folgte dem Captain nach draußen.
 

Die Crew stand immer noch untätig herum und diskutierte lautstark. Erst als Jack sich vor ihnen aufbaute, kehrte Ruhe ein. "Missachtet ihr etwa meine Befehle? Ihr wisst, dass ihr damit gegen den Code verstoßt, oder? Das ist Meuterei.", sagte er ernst, aber in gemäßigtem Ton. Anna-Maria trat vor: "Wir reden gerade über deine, entschuldige Captain, vollkommen verrückte Idee auf der Isla Orchila an Land zu gehen."

"Ihr enttäuscht mich. Eurem eigenen Captain bringt ihr kein Vertrauen entgegen... sehr traurig."

"So war das nicht gemeint, Jack! Aber du musst doch zugeben, dass jeder, der nicht vollends übergeschnappt und wahnsinnig ist, diese Insel meidet wie die Katze das Wasser!", schaltete Gibbs sich ein. Jack warf einen besorgten Blick zu den schwarzen Wolkenbergen, hinter ihnen immer näher kamen. "Ich werde die Black Pearl nicht aufs Spiel setzen, nur weil meine Crew aus lauter abergläubischen, ängstlichen Landratten besteht und die anscheinend auch noch die Entscheidungen ihres Captains in Frage stellt.", Jack schien damit die Diskussion zu beenden. Keiner sagte mehr ein Wort und alle machten sich an ihre Arbeit. "Holt das Fock ein und spannt das Hauptsegel!", rief Jack und kehrte dann endlich zum Steuer zurück.

Angelina half Anna-Maria und Cotton beim hieven des Focks (einem kleineren Segel am Vorschiff). Dabei hörte sie die dunkelhäutige Frau die ganze Zeit murmeln: "Das ist nicht gut. Verdammt, das ist garnicht gut..."
 

Angelina hatte viele Geschichten über die Isla Orchila gehört und eine war furchterregender als die andere.

Viele Seefahrer und mutige Männer waren in dem tückischen Gewässer um die Isla herum ums Leben gekommen. Dort gab es reißende Strudel und scharfkantige Felsen, die plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen schienen; Riffe und Sandbänke ließen selbst Schiffe mit wenig Tiefgang auflaufen und selbst wenn man es bis zum Strand geschafft hatte, blieb da noch der Fluch, der auf der Isla Orchila lastete. Es hieß, die Toten hatten sie mit einem Bann belegt, wonach jeder, der einen Fuß auf diese Insel setzt, einen grausamen Tod sterben soll. Und bis jetzt war noch keiner, der es je gewagt hatte, zurückgekehrt.

Allein das verschaffte Angie ein flaues Gefühl im Magen, als die Black Pearl Kurs auf die Orchideeninsel, wie sie auch genannt wurde, nahm. Was sie aber noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass Jack anscheinend nicht die geringsten Bedenken hatte, die Nacht auf der Isla Orchila zu verbringen.

Sie warf einen Blick zu den Wolken, die sich hinter ihnen auftürmten und langsam, aber stetig näher kamen. Ein grellweißer Blitz zuckte durch die tiefgraue Wolkenwand, Sekunden später grollte ein Donner heran. Der Wind wechselte von backbord zu achtern und Jack ließ die Segel am Heck setzen, damit sie die starke Brise ausnutzen konnten.
 

Allmählich rückte die Isla Orchila näher, Angelina - die vorne am Bug stand - konnte schon die Palmen am Strand erkennen. Jedoch hatte der Captain nicht vor, direkt darauf zu zusteuern, sondern einen Bogen um die Insel zu fahren und das Schiff auf die windgeschützte Seite zu bringen.

"Lina!" Angie drehte sich um und sah Jack an, der gerufen hatte. "Du musst auf den Baum klettern und nach Untiefen Ausschau halten!", raunte er. Sie nickte nur, ging nach vorne und erklomm die Reling. Der Schiffsbaum war der lange Pfeiler, der an der Spitze des Bugs weit nach vorne ragte und an dem die Taue des Seitensegels des Vorschiffs befestigt waren.

Angelina hangelte sich an den Seilen entlang um auf dem schmalen Stamm nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre Sandalen rutschten auf dem Holz, das von der salzigen Gischt ganz nass war. Sie festigte ihren Stand an der Spitze des Schiffsbaumes und hielt sich nur mit einer Hand an einem Tau fest, um möglichst viel sehen zu können.

Das Wasser unter der Black Pearl war glasklar und von einer hellen türkis-grünen Farbe und der weiße Sand darunter schimmerte wie Seide. Kleine, silbrige Fischschwärme huschten vorbei, aber weit und breit waren keine Sandbänke oder dunkle Riffe zu sehen. "Lina?", rief Jack, um sich zu erkundigen. "Nichts!", antwortete sie, ohne den Blick vom Wasser abzuwenden. Um sie herum rannte die Crew hin und her, setzte und hievte Segel, zog an den Tauen und zurrte die Seile fest.

Angie behielt den Horizont im Auge, wo sie etwas verdächtiges entdeckt hatte - nämlich eine schwarze, gezackte Silhouette. Sie beobachtete dieses Etwas, wie es langsam näher kam. Plötzlich erkannte sie, was es war. Sie wirbelte herum, um Jack zu warnen, hatte aber in ihrem Übereifer nicht mehr an das glatte Holz gedacht, das sich unter ihren Füßen befand und rutschte aus. Instinktiv krallte sich ihre rechte Hand in das grobe Tau, unter ihr war nur noch Wasser, ihre Beine fanden keinen Halt mehr und sie segelte kreischend durch die Luft auf die Schiffswand zu. Sie kniff die Augen zu, bereit für den Aufprall, die warme karibische Luft rauschte an ihren Ohren vorbei und...

Nichts. Sie hing immer noch in der Luft, soviel war sicher, denn das Tau - an dem sie hing - schwang hin und her. Angie riss die Augen wieder auf und erstarrte. Zwei Millimeter vor ihrer Nasenspitze befand sich der Schiffsrumpf. Sie atmete den Geruch des Holzes ein und griff mit der anderen Hand nach dem Seil, da ihre Rechte bereits drohte abzurutschen. Das grobe Tau schnitt ihr ins Fleisch, doch sie biss die Zähne zusammen, stützte ihre Füße an der Schiffswand ab und begann, sich langsam nach oben zu hangeln.

Plötzlich griff eine kräftige Hand ihren Oberarm und zog sie mit einem gewaltigen Ruck hoch. Ehe sie wusste, was geschah, landete sie wieder an Deck. Neben ihr lag ein schwer atmender Jack, der sie mit zusammengekniffenen Augen ansah. "Danke...", murmelte Angie erstaunt, die selbst noch nach Luft rang und Jack antwortete ernst: "Das nächste Mal bist du gefälligst etwas vorsichtiger, Lina! Ich kann schließlich nicht immer auf dich aufpassen." Er erhob sich und sah auf sie herab, dann wandte er sich ab und kehrte zum Steuer zurück. Angie rappelte sich auf und rannte ihm hinterher. Ihre Knie fühlten sich immer noch merkwürdig wackelig an, "Captain!" Jack drehte sich auf dem Absatz um. "Felsformation voraus!", rief Angelina in einem beinahe militärischen Ton und zeigte mit dem Finger auf die Silhouette die sie zuvor gesichtet hatte. Jack folgte ihrem Arm und nickte dann. "Hart Backbord! Setzt das Bramsegel, Cotton und Gibbs unter Deck an die Luken!", befahl er und die Crew gehorchte.

Angie kehrte indessen wieder zum Schiffsbaum zurück, diesmal noch genauer darauf achtend, nicht wieder herunterzufallen.
 

Sie behielt den scharfkantigen Felsen im Auge, der nun zur ihrer rechten lag. Doch kaum hatte die Pearl elegant an dem Hindernis vorbei gesteuert, tauchte schon das nächste Problem auf. Angie hatte eine Stelle im Wasser etwa 200 Meter vor dem Schiff entdeckt, die heller war als alles andere. Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen, um besser sehen zu können, drehte dann ihren Kopf Richtung Deck und brüllte: "Sandbank etwa eine Achtelmeile voraus!"

"Beidrehen, legt die Riemen aus!", rief Jack laut und drehte am Steuer. Vorne spürte Angie, wie die Black Pearl sich langsam noch weiter nach backbord drehte. Sie warf einen Blick zurück und sah, wie sich zu beiden Seiten des Schiffs die langen Ruder ausbreiteten. Die Sandbank kam näher, Angelina bemerkte, dass es sehr knapp werden würde und lehnte sich deshalb noch ein wenig weiter vor, um die Wasserlinie der Steuerbordseite im Auge zu haben.

Tatsächlich rauschte der Rumpf der Pearl nur wenige Meter an der Sandbank vorbei. Erleichtert richtete sich Angie wieder auf. "Lina, wie sieht's aus?"

"Freie Fahrt, Captain!"

"Gut, holt die Riemen wieder ein und hart Steuerbord!"

Die Mannschaft legte sich noch ein letztes Mal ins Zeug, denn schon war der schneeweiße Strand der Isla Orchila wieder in Sicht gekommen.
 

Das seichte, karibische Wasser spritzte unter ihren Füßen auf, als die Crew der Black Pearl die Beiboote verließ, mit denen sie vom Schiff aus bis zum Strand gerudert waren.

Gemeinsam zogen sie die Boote an Land, sodass sie vor der Flut sicher waren und packten die Sachen, die sie vom Schiff mitgenommen hatten, zusammen. Während Jack munter drauflos stapfte, zum Palmenhain hin, sah die Crew voller Unbehagen zurück zur Black Pearl. Angelina seufzte bei dem Gedanken, was sie in dieser Nacht alles erwarten würde, denn die Wolken verdunkelten inzwischen den gesamten Horizont und verdrängte das letzte Tageslicht. Es blitzte nun fast in regelmäßigen Abständen und tiefe Donner rollten heran.

"Komm.", Anna-Maria legte ihr die Hand auf die Schulter, bevor sie sich auf den Weg ins Innere der Insel machte. Angie folgte ihr, sowie auch der Rest der Crew - zwar etwas widerwillig, aber pflichtergeben - in das dichte Gebüsch.

Ausflug ins Unbekannte

Angelina riss die Augen auf. In diesem Augenblick kehrte ihr Bewusstsein zurück und eine Welle von Gefühlen brach über sie herein. Ihre Pupillen weiteten sich in der Dunkelheit, die sie umfing; ihr Atem ging schwer und keuchend. Sie brauchte einige Minuten, um zu begreifen, wo sie sich befand. Über ihr breitete sich der endlose, finstere Sternenhimmel aus, keine Wolke trübte die Sicht. Sie selbst klammerte sich an ein Beiboot - oder zumindest an eine zerbrochene Hälfte davon und ihre Beine paddelten hilflos im kühlen Meer herum. Um sie herum war nichts als dunkles, tiefes Wasser.

Panik stieg in ihr auf. Sie war vollkommen allein auf dem riesigen Ozean und hatte nicht den leisesten Schimmer, was passiert, oder wo die anderen waren. Zitternd holte sie Luft und schrie so laut sie konnte: "HILFE!" Als sie keine Antwort bekam, schrie noch einmal und noch einmal und noch einmal. Nichts. "Nein, Nein, Nein! Bitte nicht...", flüsterte sie schließlich zu sich selbst und versuchte, sich an den Holzplanken hochzuziehen. Ihre Muskeln schienen förmlich aufzuschreien, als sie alle Kraft zusammennahm und sich hinaufhievte. Doch sie schaffte es und blieb erschöpft auf dem Stück Boot liegen, das gerade groß genug war, um sie zu tragen. Nach Luft ringend strich sie sich ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah zum Himmel hinauf.

"Was ist bloß passiert?", fragte sie laut, als ob sie eine Antwort erwartete, "Wo sind Jack und die anderen?" Erschöpft schloss sie die Augen und fiel in einen unruhigen, fieberhaften Schlaf.
 

"Mann über Bord!"

"Holt ihn rauf! Macht schon, ihr Kielschweine!"

"Aber das ist ja..."

"Holt den Captain, schnell!"

Angelina öffnete langsam die Augen und blinzelte ein paar Mal. Sie befand sich in einem Gewirr aus Beinen und Schuhen. "Hey, Mädchen!", rief einer, zu dem ein paar Lederstiefel gehörten. Angie wandte den Kopf zu ihm und richtete sich langsam auf. "Wie heißt du?"

"Angelina Sparrow.", antwortete sie mit brüchiger Stimme. Ein Raunen ging durch die Meute, die sich um sie versammelt hatte, doch bevor jemand etwas sagen konnte, wurden sie von einer anderen, lauten Stimme unterbrochen. "Aus dem Weg, ihr Landratten, weg da!", die Menge teilte sich und ließ einen großen, breitschultrigen Mann durch. Angie blinzelte ihn verwirrt an. Der Mann hatte einen langen, schwarzen Bart, trug ein rotes Kopftuch und einen knöchellangen, dunkelbraunen Mantel. Seine schwarzen Augen funkelte Angelina misstrauisch an. "Steh auf, Weib!", befahl er und packte sie grob an den Armen, mit einem Ruck wurde sie nach oben gerissen. "Wie ist dein Name?"

"Angelina Sparrow.", wiederholte sie und sah den bärbeißigen Mann, der allem Anschein nach der Captain sein musste, an. Dieser zog überrascht die Augenbrauen zusammen, "Nun, Miss Sparrow, was treibt Ihr denn hier so ganz allein auf dem Meer herum?"

"Das wüsste ich auch gerne, Captain ...?"

"Simmons. John Simmons."

"... Captain Simmons.", beendete Angie den Satz. Der Captain lachte, "Soso, du weißt es also selbst nicht - ich darf doch du sagen, oder?" Angie nickte stumm. "Also gut. Sperrt sie in die Brigg und dann zurück an die Arbeit, faules Pack!", rief er und wandte sich von Angelina ab. Als er ging, bemerkte sie, dass er ein Holzbein hatte, dass bei jedem Schritt ein hohles Geräusch verursachte. "Na komm schon.", sagte der Mann, der sie vorhin schon angesprochen hatte und brachte sie unter Deck ins Schiffsgefängnis.

Er sperrte sie in eine Zelle und wollte schon gehen, als Angie ihn davon abhielt: "Wohin fährt dieses Schiff?" Der Mann, dessen kurze, braune Haare wild vom Kopf abstanden, drehte sich wieder zu ihr um und grinste. "In den nächsten Hafen.", er lachte und kehrte ihr dann den Rücken zu. Angie äffte ihn hämisch nach und ließ sich dann an den Gitterstäben auf den Boden sinken. Jetzt konnte sie nichts mehr tun, außer warten.

Gegen Abend hörte sie Schritte auf den Stufen, die an Deck führten. Gelangweilt nahm sie den Fuß der Treppe ins Visier, um zu sehen, wer sie besuchen kam. Es war der Mann mit den zerzausten Haaren.

Er brachte ihr eine Schüssel voll Mehlsuppe, einen Kanten Brot und eine dickbauchige Rumflasche. Angie nahm sie durch die Zellentür entgegen und begann sofort gierig zu essen. "Hast wohl Hunger, was?", fragt der Pirat grinsend. Sie nickte, während sie das Brot in kleine Stücke brach und in die wässrige Suppe tauchte. Dann zog sie den Korken von der Flasche, setzte sie an, ließ sie aber gleich wieder sinken und funkelte den Mann empört an. "Was denn? Hast du etwa gedacht, wir geben dir was von unserem guten Rum ab?", sagte der und lachte leise. Die Flasche enthielt nämlich nur Wasser. Missmutig aß Angie auf und gab ihm die Suppenschüssel und den Löffel zurück. "Die Flasche kannst du behalten, teil es dir gut ein.", raunte er und wandte sich zum gehen. "Warte mal, wie heißt du eigentlich?", rief Angie ihm hinter und er antwortete, ohne sich umzudrehen: "Tom." Angie lehnte sich zurück gegen die eisernen Gitterstäbe und schloss die Augen.
 

Am nächsten Morgen wurde sie von einem lauten Ruf geweckt: "Land in Sicht!" Sofort war sie hellwach und beobachtete die Luke, die nach oben führte, doch niemand kam. Über ihr polterten Schritte hin und her. Seufzend setzte sie sich wieder hin und genehmigte sich einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche.

Oben an Deck holten die Männer die schwarze Piratenflagge ein und machten das Schiff fertig zum anlegen. Der Captain stand vorne am Bug und betrachtete den immer näherkommenden Hafen mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck.

Er rief seinen Bootsmann, Tom, zu sich und flüsterte ihm etwas zu. Tom nickte grinsend und verschwand dann unter Deck, während die anderen sich fertig machten, um an Land zu gehen.

Angie sah neugierig auf, als Tom die Treppen herunterkam und ihre Zelle aufsperrte. Was sie allerdings ein bisschen beunruhigte, waren die Eisen, die er ihr hinter dem Rücken anlegte. "Wo sind wir und was habt ihr mit mir vor?", erkundigte sie sich mit einem unbehaglichen Gefühl in der Bauchgegend. "In Portmore.", antwortete Tom barsch und führte sie die Treppe hinauf.

Als Tom sie an Deck vor sich hertrieb, warfen die anderen Piraten ihr lüsterne Blicke zu. Der Bootsmann brachte sie zum Captain. Dieser nahm ihr Kinn und musterte ihr Gesicht. Dann überprüfte er ihre Zähne und fühlte, wie viel Fleisch sie auf den Rippen hatte. Mit einem herausfordernden Blick wand sie sich aus seinem Griff. Er nickte zufrieden, ging zur Reling und verließ das Schiff als erster. Seine Mannschaft folgte ihm, als letzte Angie und Tom. Unten auf dem Steg angekommen, raunte einer der Männer - allem Anschein nach ein Puerto Ricaner: "Schade, dass wir das hübsche Ding schon weggeben müssen. Eine Nacht hätten wir sie doch noch behalten können..." Die anderen lachten nur höhnisch. "Soll ein anderer mit ihr seinen Spaß haben!", rief ein großer, glatzköpfiger Kerl mit Zahnlücke.

Jetzt wusste sie, was die Piratenmeute mit ihr vorhatte. Sie wollten sie auf dem Sklavenmarkt von Portmore verkaufen. Der Captain bemerkte anscheinend ihren verzweifelten Blick. "Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Wenigstens vollbringst du noch eine gute Tat.", sagte er leise und seine Augen funkelten bösartig. "Ja, du machst uns arme Piraten reich!", flüsterte Tom in ihr rechtes Ohr. Angie begann zu schreien, als der Bootsmann sie hinter dem Captain den Steg entlang schubste, sodass Tom ihr einen Fetzen Stoff in den Mund stecken musste, damit sie endlich Ruhe gab.
 

Die ganze Zeit über, in der sie durch die Gassen der Stadt gehetzt wurde wie ein Tier, starrten die Bewohner von Portmore sie nur mitleidig an, ohne irgendetwas dagegen zu tun.

Inzwischen hatte sie schicksalsergeben den Kopf gesenkt und trottete vor Tom her. Ihre Handgelenke schmerzten schon von den schweren, scharfkantigen Eisenringen, den Gedanken an eine Rettung hatte sie schon lange aufgegeben, denn wer würde ihr schon helfen.

Endlich erreichten sie den Sklavenmarkt, der sich im ummauerten Innenhof des ehemaligen Rathauses befand. Dort war ein Holzpodest aufgebaut, auf dem der Ausrufer stand und die Sklaven feilbot. Davor hatte sich eine lärmende Menschenmenge versammelt, die neugierig und abschätzend die gefesselten Männer und Frauen auf dem Podium beäugten. Captain Simmons und seine Crew blieben am Rand des Podestes stehen, während Tom Angie weiterführte, zur Hinterseite. Dort stand ein kleiner Tisch, hinter dem eine Frau in mittleren Jahren mit fettigem Haar und vergilbten Zähnen saß. "Name?", fragte sie mit gleichgültiger, monotoner Stimme und zückte eine zerzauste Schreibfeder. "Angelina Sparrow.", antwortete Tom, der genugtuend grinste, als die Frau am Tisch überrascht innehielt. "Wie bitte?"

"Ja, Ihr habt schon richtig gehört, Miss.", Tom grinste noch breiter und die Frau trug Angies Namen in ein Formular ein, "Alter?" Tom sah Angie fragend an. "Siebzehn.", murmelte sie zerknirscht. Auch das trug die Frau ein. Danach folgten Fragen nach Angies Größe und Gewicht, Augen- und Haarfarbe und ihrer Jungfräulichkeit. Widerwillig gab sie alles an und musste zusehen, wie die hässliche Frau es in das Formular einschrieb. Schließlich fragte sie noch: "Startgebot?"

"Sagen wir 150 Dublonen."

"Ist das Ihr Ernst?"

"Sicher, dass hier ist schließlich eine Sparrow.", sagte Tom und sah die Frau eindringlich an. "Na schön, dann unterschreibt bitte hier.", sie schob ihm das Blatt zu und Tom unterzeichnete mit Captain Simmons Namen. Dann schubste er Angie zu einer Bank hinter dem Podest, auf der schon zwei andere Sklaven saßen und ging dann - ohne ein weiteres Wort - von dannen. Gleich darauf erschien ein bulliger Schwarzer mit wulstigen Lippen, der ihre Handgelenke in Eisen fasste und sogar ihre Füße mit einer schweren, etwa Zwanzig Zentimeter langen Kette zusammenband.

Der hagere, ausgemergelte Mann, der neben Angie saß, wandte den Kopf zu ihr und lispelte: "Armes Mädchen... noch so jung..." Sie hingegen verzog das Gesicht und rutschte ein Stück von ihm weg.

Hinter ihr wurde ein Sklave nach dem anderen verkauft und so holte man schließlich auch die beiden Männer und sie selbst nach oben auf die Bühne. Dort wurden sie in einer Reihe aufgestellt und der Ausrufer las die jeweiligen Eigenschaften und das Startgebot des ersten Mannes vor. Angelina stand ganz am Rand des Podiums und würde somit als letzte der Drei verkauft werden. Das war ein alter Trick der Händler, sie hatte es schon oft mit eigenen Augen gesehen: Frauen und vor allem Mädchen waren als Sklaven sehr beliebt, deshalb stellte man sie oft mit ein oder zwei Männern auf die Bühne und ließ zuerst auf die Männer bieten. Da die Käufer natürlich auf die Frau spekulierten, trieben sie die Gebote für die Männer möglichst hoch, sodass diese schnell verkauft wurden und sie dann das Weib ersteigern konnten.

So war es auch diesmal. Für den Ersten in der Reihe hoben sich aus der Menge vor dem Podest reihenweise Hände. Ehe Angie es sich versah, schrie der Ausrufer schon: "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft an den Herrn mit der Feder auf dem Hut." Daraufhin wurde das Startgebot des mageren Mannes, der Angie vorhin auf der Bank angesprochen hatte, verlesen. Für ihn gaben deutlich weniger Leute ein Gebot ab, doch schließlich wurde er für 45 Dublonen an eine alte Frau verkauft.

Nun kam Angie an die Reihe, sie musste vortreten und der Ausrufer entfaltete das Blatt Pergament, auf dem ihre Angaben standen. "Kommen wir zur Versteigerung dieses hübschen Weibes namens...", er hielt inne und warf einen verwirrten Blick zu der Frau mit den fettigen Haaren, die hinter ihm an dem Tisch saß; diese nickte bestätigend und der junge Mann fuhr fort, "...Angelina Sparrow." Ein Raunen ging durch die Menge, einige tuschelten aufgeregt mit ihrem Nachbarn, andere musterten Angie neugierig. "Diese gibt an 17 Jahre alt zu sein, ihre Größe beläuft sich auf 169 Zentimeter und ihr Gewicht liegt bei genau 110 Pfund [Anm. d. A.: 110 englische Pfund entsprechen ca. 50 Kilogramm XD]." Die restlichen Worte des Ausrufers gingen im Lärm der Menge beinahe unter, denn eine ganze Horde Interessierter drängte nach vorn, alle hatten die Arme nach oben gerissen und brüllten wild durcheinander.

Einerseits fühlte Angie sich geschmeichelt, so viele "Verehrer" zu haben, andererseits wurde ihr übel, wenn sie sah, was für Leute sie haben wollten. Da war zum Beispiel ein fast zahnloser Mann in den mittleren Jahren, der nur Lumpen am Körper trug und auch sonst einen sehr schäbigen, heruntergekommenen Anblick darbot. Der Ausrufer musste sogar auf einen Stuhl steigen und lautstark um Ruhe bitten, bis sich die Meute wieder einigermaßen beruhigte. Erleichtert stieg der junge Mann wieder herunter und rief: "Das Startgebot beträgt 150 Dublonen! Ich bitte alle, die sich das nicht leisten können nochmals um absolute Ruhe, schließlich sind wir hier auf einem Markt und nicht im Wirtshaus!" Sofort begannen wieder einige Leute zu tuscheln, manche verließen auch empört den Platz. Zu Angies Glück auch der zahnlose Mann in der ersten Reihe.

Der Ausrufer sammelte sich und nahm dann die ersten Gebote an. Angie beobachtete das weitere Geschehen wie durch einen milchigen Schleier, der sich vor ihre Augen geschoben hatte. Ihre Gedanken rasten, sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, von jemandem... ersteigert zu werden. Und sie wollte erst garnicht daran denken, was dieser jemand womöglich mit ihr anstellen würde. Plötzlich wurde sie durch ein lautes "Verkauft!" aus ihren Gedanken gerissen. Gehetzt blickte sie umher, der Ausrufer wies mit der Hand auf einen - überraschend gut aussehenden - Mann in der zweiten Reihe, der zudem noch relativ reich zu sein schien, nach seiner Kleidung zu urteilen.

Angie wurde am Arm gepackt und ihre Ketten klirrten, als sie nach hinten, hinunter vom Podium geschleift wurde und dort zusehen musste, wie das Blatt Pergament mit Captain Simmons (eigentlich Toms) Unterschrift und ein Lederbeutel voll Gold jeweils die Besitzer wechselten, Tom und der wohlhabende Mann sich mit einem Handschlag verabschiedeten und sie selbst schließlich von dem dunkelhäutigen Riesen wieder von den Fußeisen befreit wurde.

Der Mann, der sie ersteigert hatte, wies einen jungen Burschen - anscheinend ebenfalls sein Sklave - an, Angie bei der Kette, die sie immer noch zwischen den Handgelenken trug, zu nehmen und die Piratin hinter sich herzuziehen.

Wortlos ließ Angie es geschehen, doch ihr Blick - hätte er Dolche aussenden können - hätte den reichen Schnösel auf der Stelle getötet.
 

Der Bursche zerrte sie die Straße entlang, wobei sie allerlei neugierige Blicke erntete. Genervt starrte Angie zu Boden. Ihrer gutbetuchter "Käufer" stolzierte voraus, sie selbst und der Junge hinterher.

Die Sonne brannte ihnen auf den Rücken, doch der Snob marschierte unerbittlich durch die Mittagshitze, hinaus aus der Stadt, einen staubigen Weg entlang. Dieser machte nach etlichen Meilen einen Knick nach rechts und endete vor einem gusseisernen Tor, hinter dem sich eine wirklich herrschaftliche Villa erhob. Zwei Wachen waren am Tor postiert, die sofort Haltung annahmen, als sie ihren Herrn kommen sahen. "Guten Tag, Mister Richards.", sagten beide im Chor und öffneten dann einen Flügel des Tors.

Richards nickte ihnen nur zu, durchschritt die Tür und ging dann den gepflasterten Weg, der geradeaus zur Villa führte, hinauf. Angie und der Junge folgten ihm, mehr oder auch weniger freiwillig.

Während Richards das Haus durch den kunstvoll verzierten Vordereingang betrat, führte der Bursche Angie an der Hauswand entlang, um die Ecke herum und in den Hintereingang hinein. Plötzlich fand sie sich in einer großen Küche wieder, wo viele junge, dunkelhäutige Frauen über dampfenden Töpfen standen oder durch den ganzen Raum wuselten.

Der blonde Junge zog einen rostigen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Eisen, die Angies Hände banden, auf. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand wieder nach draußen. Angie massierte sich die Handgelenke, an denen sich bereits blutige Ränder gebildet hatten.

Eine dicke, schwarze Frau kam auf sie zu, sie trug ein Stoffbündel in den Armen, das sie der jungen Piratin in die Hand drückte. "Das ist deine Arbeitskleidung. Marita wird dir zeigen, wo du dich umziehen kannst."

Eine weitere Frau nahm sie am Arm und schleuste sie zwischen den anderen hinaus aus der Küche in einen langen, dunklen, fensterlosen Gang über dessen niedrige Decke dünne Schnüre gespannt waren, auf dem die Wäsche zum trocknen hing. Die Frau drehte sich zu Angie um und sah ihr in die Augen: "Ich bin Marita. Vor Carla musst du dich in Acht nehmen, sie hat das Sagen in der Küche. Tu am Besten immer was sie will.", erklärte sie und deutete zu Tür, "Komm, ich zeig dir dein Zimmer, oder besser gesagt, unser Zimmer."

Sie führte die sprachlose Angie durch den Gang, von dem aus unzählige Türen irgendwohin führten. Eine von diesen Türen öffnete Marita nun und zog Angie hinein. Der kleine Raum dahinter besaß nur ein einziges kleines Fenster, die Wände waren grau und schmucklos und auf dem Boden lagen etwa ein Dutzend schmuddelige Decken und Kissen. "Na los, zieh dich schnell um, Carla mag es nicht, wenn man trödelt." Marita schloss die Tür und ließ Angie allein.

Diese verstand gar nichts mehr. Dieser Richards hatte sie, Angelina Sparrow, ersteigert, damit sie in der Küche stand und kochte? Das entzog sich jedweder Logik, Angie schüttelte fassungslos den Kopf und sah sich ihre Arbeitskleidung an. Sie bestand aus einem langen, weiten, pfirsichfarbenen Leinenrock, einem schmutzig-weißen, schulterfreien Wams und einem schwarzen Kopftuch.

Nachdem sie ihre Kleider gewechselt hatte, spähte sie aus der Tür hinaus. Dort lehnte Marita an der Wand und wartete auf sie. "Fertig?"

"Ja. Wo kann ich meine Klamotten hinlegen?"

"Stopf sie unter dein Bett.", sagte Marita und als Angie ihr einen fragenden Blick zuwarf, fügte sie hinzu, "Das ist neben meinem, in der Ecke rechts." Angie verstaute ihr Hab und Gut und folgte Marita dann zurück in die Küche, wo beide von Carla mit einem "Warum hat das so lange gedauert?" und jeder Menge Arbeit erwartet wurden.

Während Angie zum Kartoffelschälen und Marita zum Möhrenputzen verdonnert wurde, flüsterte die schwarzhäutige Küchenhilfe: "Wie heißt du eigentlich?"

"Angelina.", raunte das Mädchen, worauf sie prompt mit einem strengen Blick Carlas bestraft wurde. Verlegen senkte Angie den Kopf und widmete sich ihren Kartoffeln.
 

Zur gleichen Zeit, hunderte Meilen entfernt, wurde ein bewusstloser Jack an den Strand gespült.

Eine zündende Idee

'Wo bin ich?', schoss es Jack durch den Kopf, als er sich aufsetzte und den weichen Sand unter seinen Händen spürte. Verwirrt blinzelte er in die sengende Mittagssonne, 'Was ist passiert?' Das Letzte ,an das er sich erinnern konnte, war, dass er und seine Crew an Land gegangen waren. Auf der Isla Orchila...

"Sie ist wirklich verflucht!", sagte er leise zu sich selbst und stand schwankend auf, "Das ist interessant." Neugierig sah er sich um. Die Insel, auf der er gelandet war, sah ziemlich klein aus, ein paar spärlich bewachsene Palmen standen herum und irgendwie erinnerte Jack dieses Fleckchen Land an die Insel, auf der Barbossa ihn zweimal ausgesetzt hatte.

Dafür war dieses Eiland aber tatsächlich zu winzig. "Na toll... Und schon wieder bin ich am Arsch der Welt gelandet...", fluchte der Pirat missmutig und machte sich auf den Weg, die Umgebung ein bisschen genauer zu erkunden.
 

Als Jack nach etwa zehn Minuten wieder an der Stelle ankam, von der aus er vorher losgelaufen war, ließ er sich verzweifelt rücklings in den Sand fallen und schloss die Augen. "Das darf doch nicht wahr sein!", stöhnte er und streckte alle Viere von sich, "Nicht mal Rum gibt's hier, verdammt nochmal!"

Er blieb eine Weile schweigend liegen, bevor er sich plötzlich ruckartig aufsetzte. Langsam ließ er seinen Blick über das kristallklare Meer schweifen. "Ah!", wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und lief etwa knietief ins Wasser. Dort beugte er sich nach unten und fischte etwas vom steinigen Grund.

Er richtete sich wieder auf. In der Hand hielt er ein handflächengroßes Stück Glas - dessen Ränder vom Sand in den Jahren glattgeschliffen worden waren. Prüfend drehte er es im Sonnenlicht herum, bevor er zufrieden nickte und zum Strand zurückkehrte, wo er damit begann, abgebrochene Äste und vertrocknete Palmenblätter vom Boden aufzusammeln. Diese schichtete er zu einem kleinen Häufchen und baute sich aus ein paar kleineren Zweigen ein Gestell für die Glasscherbe, die er dann so ausrichtete, dass die Sonnen genau in ihr Zentrum traf und so ein kleinen, weißen Lichtpunkt auf dem Blätterhaufen erzeugte.

Er stand auf, betrachtete zufrieden sein Werk und wankte dann zurück an den Strand, wo er sich wieder in den Sand legte und vor sich hin döste.
 

"Habe ich richtig gehört? Sparrow?"

"Ich wollte meinen Ohren auch nicht trauen, aber es ist wahr."

"Unglaublich! Ich wusste garnicht, dass Sparrow eine Tochter hat..."

"Ich denke, das weiß keiner!"

"Umso besser für uns. Was meinst du, was uns die Marine zahlt?"

"Wir werden in Geld nur so schwimmen, mein Freund!"

Mr Richards und sein Gesprächspartner begannen zu lachen. Marita stand atemlos und wie gelähmt vor der geschlossenen Tür zu Richards Arbeitszimmer und hatte ein Teetablett in der Hand, welches bei den letzten beiden gesprochenen Sätzen zu zittern begonnen hatte.

Sie holte tief Luft, zwang sich Ruhe zu bewahren und öffnete langsam die Tür. In dem Zimmer saß Mr Richards mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck in dem schwarzen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch und gegenüber sein treuer Geschäftspartner Mr Higgins.

Marita stellte das Tablett auf den Tisch, machte einen Knicks und ging wieder. Kaum hatte sie die Tür wieder leise geschlossen, rannte sie so schnell sie konnte zurück in die Küche. "Angie!", sie packte die junge Frau bei den Schultern, Carlas strengen Blick außer Acht lassend, und erzählte ihr, was sie soeben gehört hatte. "Was? Das darf doch nicht wahr sein!", Angelina sank auf den niedrigen Schemel, auf dem sie zuvor schon Kartoffeln geschält hatte. "Ich komme mir vor wie ein Kunstobjekt, dass an den Höchstbietenden verscherbelt wird..."

"Wollt ihr beiden wohl wieder an eure Arbeit gehen, oder braucht ihr eine schriftliche Einladung?", Carla hatte sich drohend hinter ihnen aufgebaut und wedelte mit dem Kochlöffel über ihren Köpfen herum.

"Schon gut, schon gut!", maulte Marita und kehrte zum Herd zurück, wo mehrere Töpfe brodelten. Angelina indessen spürte, wie in ihr etwas ganz anderes brodelte: Wut. Zornig nahm sie eine Kartoffel, schälte sie grob und pfefferte sie dann in die Metallschüssel zu den anderen geschälten Erdäpfeln.
 

An diesem Abend, als Marita gähnend in die Schlafkammer trat, saß Angie aufrecht in ihrem Bett an die Wand gelehnt und zupfte an einer Haarsträhne herum. Die dunkelhäutige Frau ließ sich neben ihr auf ihrem Lager nieder und sah sie an. "Was denkst du?" Angie wandte den Kopf zu ihr, ein Funkeln lag in ihrem Blick. "Ich überlege, wie ich diesem Mr Richards am besten die Suppe versalze."

"Keine Chance, für die Gewürze ist Carla zuständig, das weißt du doch!"

"Das war metaphorisch gemeint...", sagte Angie korrigierend. "Oh, achso." Marita lächelte verlegen, "Und was hast du dir da so vorgestellt?"

"Da liegt das Problem... Ich weiß es nicht."

"Hmm...", eine lange Pause entstand, in der keine der beiden etwas sagte und jede ihren Gedanken nachhing. Plötzlich schnippte Marita mit den Fingern. Angie fuhr auf und sah sie erwartungsvoll an "Was ist?"

"Mir ist was eingefallen! Ich muss sofort mit Carla reden!", sie sprang auf und war schon im Gang verschwunden, bevor die Piratin noch fragen konnte, was ihr eingefallen war.

Als Marita nach geschlagenen eineinhalb Stunden zurückkehrte, war sie äußerst zufrieden mit sich selbst, fand Angie jedoch tief und fest schlafend vor. Sie hatte nicht die Absicht, das Mädchen zu wecken und legte sich deshalb so leise es ging, selbst in ihr Bett. Grinsend schlief auch sie nach einer Weile ein.
 

Falls ihr euch wundert, dieses Chap ist mit Absicht so kurz, weil es eigentlich nur als Zwischenkapitel herhalten soll ^^

Nicht dass ihr denkt ich wär zu faul um mehr zu schreiben... xD



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-08-02T21:18:53+00:00 02.08.2006 23:18
cool gefällt mir bis jetzt sehr gut gehts bald weiter?
würd mich freuen!
*hoff* mit gaaaaaaaaaaaanz lieben grüßen
und einem dicken lob an deinen schreibstil!!! xD
Von:  Kalay
2005-03-26T21:19:52+00:00 26.03.2005 22:19
Bloß weiter!!! Ich finde deine Fanfic super!!! *____* also, die idee ist echt spitze!!!!

WEITER!!! *____*
Von:  musi
2005-03-11T20:37:23+00:00 11.03.2005 21:37
super mach schnell weiter!
greez musi
Von:  LammL
2005-02-13T16:01:10+00:00 13.02.2005 17:01
Schreube bitte weiter es ist soooooooo spannend
Von: abgemeldet
2004-08-07T19:16:37+00:00 07.08.2004 21:16
Hi
Ich bin neu hier und bin sofort auf deine Geschichte gekommen .
Was man nur dazu sagen kann "SUPER" echt, also schnell weiter schreiben !
Gruß Softgirl007
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2004-07-11T17:37:15+00:00 11.07.2004 19:37
Geiles Kapitel.
Schreib bitte schnell weiter.
Freu mich schon auf lesen^^
Von: abgemeldet
2004-07-01T14:57:46+00:00 01.07.2004 16:57
Also Schwesterchen! PUUUHHH *TIEF LUFT HOL*
Deine anderen Fanfics sind schon sehr gut, aber diese ist einfach GÖTTLICH!!!
Mach nur weiter so, dann kannste Schriftstellerin werden!
Die Dialoge: Perfekt, witzig, ansprechend.
Die Charas: Also bei Fluch der Karibik ;)
Ich hoffe du schreibst sie bald zu Ende.
Dein Bruderherz
Von: abgemeldet
2004-05-24T21:07:05+00:00 24.05.2004 23:07
Bitte weiter schreiben!! Ich wart schon ne halbe ewigkeit!! Mir haben die beiden Kapitel super gut gefallen!! Dazu kann man nur eins sagen: GEIL!!! Hoffe du schreibst trotzdem mal weiter! Und lass dich bloß nicht entmutigen!! Ich werd garantiert weiter lesen ^.^!!
deine shiny ^-^!!
Von: abgemeldet
2004-04-17T15:57:29+00:00 17.04.2004 17:57
Wow! Das is ja richtig geil! Mach weiter so, hoffentlich kommt das nächste Kap bald on, ich bin schon ganz neugierig!!! *fg*
deine, .:ceinwen:.


Zurück