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Zimtsterne

Merry Christmas
von

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Eischnee

Zimtsterne
 

- 5 Eiweiß

- 450g Puderzucker

- 420g gemahlene Mandeln

- 80g Mehl

- 2 Teelöffel Zimt
 

„Haben sie vielen Dank. Ich hoffe, die Kekse schmecken Ihnen und ich habe Ihnen noch ein bisschen was zum Probieren mit eingepackt.“ Hikari lächelte die Dame an, der sie grade eine Tüte randvoll mit Weihnachtsleckereien reichte. Diese bedankte sich bei ihr und verließ sichtlich glücklich den kleinen Laden. Dies waren ihr die liebsten Kunden. Die Frau hatte eigentlich nur etwas stöbern wollen, doch als sie die ganzen Kekse und Kuchen in der Auslage sah und die herrlichen Düfte dazu wahrnahm, konnte sie einfach nicht widerstehen und kaufte schließlich doch etwas.
 

Sie bot ihren Kunden immer etwas zum Probieren an. Danach kauften diese einfach viel mehr, da sie dann merkten, wie gut ihre Backwaren schmeckten. Und grade jetzt, zur Weihnachtszeit, machte es ihr auch viel Freude, den Menschen kleine Geschenke mit einzupacken. Ihr Laden war klein, aber er lief gut. Es waren dieses Jahr nun schon 5 Jahre vergangen, seit sie nach Deutschland gekommen war, um hier ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Und vor gut 4 Jahren hatte sie diesen Laden entdeckt. Er war einfach perfekt für sie. Er lag mitten in der Innenstadt, aber eher am Ende der Fußgängerzone und lud die Leute dazu ein, nach einem langen Shoppingtag noch eine Leckerei bei ihr einzukaufen. Außerdem war er recht klein und urig, was praktischerweise dafür sorgte, dass die Miete gering ausfiel und außerdem verlieh es dem Laden noch dieses gewisse Etwas. Vor allem jetzt zur Weihnachtszeit, wo sie alles festlich dekoriert hatte und sich überall die Gerüche von Zimt, Vanille, Butter und allerlei anderen Gewürzen miteinander vermischten und dieses Gefühl von nach Hause kommen in einem weckten.
 

Nach Hause kommen. Wehmut rührte sich in ihr und sie dachte an ihr Zuhause, an Japan, an ihre Familie. Und sie dachte an Tai. Sie stellte die kleinen Kekstüten, die sie grade mit roten Schleifen versehen hatte, zu Seite und sah auf die Uhr. Der Laden war nun offiziell bereits seit einer halben Stunde geschlossen, es würden heute wohl keine Kunden mehr kommen. Also beendete sie ihre Arbeit und holte unter der Theke ein Foto hervor, welches sie immer in ihrer Nähe hatte. Es zeigte sie und ihren großen Bruder, der sie im Arm hielt. Sanft strich sie mit dem Zeigefinger darüber und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie erlaubte sich nicht oft, an ihren Bruder zu denken, da sie dabei immer eine Schwere überkam, die sich kaum aushalten ließ. Darum nutzte sie dafür Momente wie diesen, in denen sie alleine war und in denen es vollkommen still um sie herum war. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte all ihren Kummer einfach ausweinen, aber vielleicht hatte sie in der Vergangenheit einfach zu viele Tränen vergossen, so dass jetzt einfach keine mehr übrig waren.
 

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie erst gar nicht bemerkte, wie sich die Ladentür öffnete und jemand eintrat. Ihr Blick war noch immer auf das Foto gerichtet und der Teppich dämpfte die Schritte der Person, daher sah sie erst auf, als diese genau vor ihr stand und sie plötzlich ansprach: „Lange nicht gesehen.“ Sie war erst völlig irritiert, weil der Mann nicht Deutsch mit ihr sprach und brauchte einen Moment um einzuordnen, dass es ihre Muttersprache war. Und dass ihr diese Stimme so vertraut vorkam. Langsam hob sie den Kopf. Der Blick seiner blauen Augen traf sich mit ihren braunen, die sich, als sie ihn plötzlich erkannte, vor Schreck weiteten. Ihr Mund öffnete sich, um etwas zu erwidern, doch sie war so perplex, dass sie kein Wort hervorbrachte.
 

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, warm, freundlich und ein wenig verschmitzt, so wie sie es von früher kannte. Sie starrte den blonden, hochgewachsenen Mann noch einen Moment weiter an, ehe sie endlich ihre Fassung wiederfand und mit etwas brüchiger Stimme fragte: „Takeru, was machst du hier?“

Puderzucker

Ein Schatten huschte über sein Gesicht, kaum merklich, doch sie kannte ihn zu gut. Er lächelte noch immer, doch es wirkte nun trauriger als zuvor als er antwortete: „Begrüßt man so einen alten Freund?“ Sie biss sich leicht auf ihre Unterlippe. Unbehagen machte sich in ihr breit, doch er sah sie erwartungsvoll an. Also kam sie hinter der Verkaufstheke hervor, machte unsicher ein paar Schritte auf ihn zu und ließ sich von ihm in eine ungeschickte Umarmung ziehen. Sein Mantel roch so sehr nach ihm, dass sie sich schnell wieder von ihm löste und auf Abstand ging. Er roch nach Heimat.
 

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte eine freundlichere Miene aufzusetzen als sie nun noch einmal fragte: „Also, was machst du hier?“ Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt er darüber war, dass sie auf Abstand zu ihm ging, doch es gelang ihm nicht wirklich. Das tat ihr leid, aber sie konnte so viel Nähe nicht ertragen. Und dann auch noch von ihm.
 

„Naja,“, setzte er zur Erklärung an. „Ich bin doch Schriftsteller. Und in meinem neuen Buch geht es um eine Weihnachtsgeschichte. Und dafür recherchiere ich grade und reise umher.“ Mit dieser Erklärung hatte sie nicht gerechnet. „Und dann kommst du ausgerechnet hier her?“, fragte sie, nicht grade geistreich. Er zuckte mit den Schultern. „Hier soll es einen sehr schönen Weihnachtsmarkt und tolle Weihnachtstraditionen geben.“, sagte er. „Und außerdem, den Laden mit dem leckersten Weihnachtsgebäck der Welt.“ Sein Lächeln wurde nun wieder wärmer und Hikari spürte, dass sich bei seinen Worten ein roter Schimmer auf ihre Wangen legte.
 

„Also geht es in deiner Gesichte um Weihnachtskekse?“ Was für eine bescheuerte Frage, dachte sie und hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Das brachte Takeru zum Lachen. Und auch sie stimmte in sein Lachen mit ein. „Nicht so ganz, aber du hast mich erwischt. Es war ein guter Grund, um dich mal wieder zu besuchen. Du fehlst mir.“ Seine Worte bewirkten, dass sie nun noch verlegener wurde. Sie dachte an die Fotos, die unter der Verkaufstheke lagen. Dort befanden sich nicht nur das Bild mit ihrem Bruder, sondern noch viele mehr. Sie hatte Fotos von ihrer Familie, von ihren Freunden und natürlich Bilder mit Takeru, ihrem besten Freund aus Kindertagen.
 

Sie schaute auf den Boden, unsicher, was sie darauf erwidern sollte. Ihr Blick fiel auf den Koffer, den Takeru bei sich hatte und sie sah ihn wieder an. „Wo wirst du wohnen?“, fragte sie ihn. Er folgte ihrem Blick und antwortete: „In einem Hotel hier ganz in der Nähe, man kann dort 24 Stunde am Tag einchecken, also habe ich es nicht eilig. Es sei denn, du hast keine Zeit?“ Sie sah auf Uhr. „Ich wollte eigentlich schon Feierabend machen.“, sagte sie und runzelte die Stirn. „Oh, okay.“ Die Enttäuschung in seiner Stimme ließ sich nicht überhören. Nach kurzem Überlegen schlug sie vor: „Wie wäre es, wenn du dich in deinem Hotel eincheckst und deine Sachen wegbringst? Dann habe ich genügend Zeit den Laden zu zumachen. Und danach treffen wir uns hier wieder und gehen gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt.“
 

Seine Enttäuschung verflog und er lächelte. „Das klingt nach einem ausgezeichneten Plan.“ Also verabschiedeten sich die beiden für den Moment voneinander und Takeru ging zu seinem Hotel. Hikari schloss die Ladentür ab und drehte das Schild auf dem stand, dass geöffnet war um und machte sich daran, die Kasse zu zählen. Danach packte sie noch ein paar ihrer leckersten Weihnachtskekse in eine Geschenktüte, ehe sie das Licht im Laden losch. Als sie grade die Tür von außen abschloss, kam Takeru schon auf sie zu.
 

„Bereit?“, fragte er. „Ja fast.“, antwortete sie und reichte ihm die Geschenktüte mit den Keksen. Er nahm sie entgegen und seine Augen strahlten vor Freude.

Gemahlene Mandeln

„Sind die von dir? Wow, danke schön! Und sogar Zimtsterne, ich liebe deine Zimtsterne!“, sagte er und zog sie in eine Umarmung. Sie konnte nichts dagegen tun, aber in diesem Moment erinnerte er sie so sehr an den Takeru von früher, dass sie all ihren Schmerz und ihre Trauer der letzten 6 Jahre für einen Moment vergaß und die Umarmung einfach nur lachend erwiderte. „Ich weiß.“, brachte sie zur Antwort hervor und betrachtete ihn weiterhin lächelnd, als er sie losließ und die Tüte mit den Zimtsternen öffnete um einen Keks zu probieren.
 

Zwischen zwei Bisschen seufzte er kurz und sagte dann; „Hmmm… Genau wie früher.“ Sie kicherte und gab zurück: „Gib es zu, du hast mich nur besucht, damit du meine Zimtsterne essen kannst.“ Das brachte auch ihn zum Lachen. „Erwischt. Auf der ganzen Welt gibt es nun mal leider niemanden, der sie so gut macht, wie du.“ Es sollte unbeschwert klingen, aber sie wusste, wie ernst er dieses Kompliment meinte. Er hatte es ihr schon früher immer gesagt.
 

Takeru nahm sich noch einen der Kekse und verschloss dann die Tüte wieder, ehe die beiden losgingen. Sie schlenderten über den Weihnachtsmarkt, schauten sich die Stände an, die alle festlich dekoriert und beleuchtet waren und kauften sich etwas zu essen. Hikari erzählte immer mal wieder kleine Geschichten zur Stadt und zum Weihnachtsmarkt und Takeru hörte ihr interessiert zu. An einem alten Brunnen holte er sein kleines, ledergebundenes Notizbuch hervor und schrieb ein paar Zeilen hinein. Hikari wartete bis er fertig war und zeigte dann auf das Buch. „So eines hattest du früher schon immer bei dir. Ich kann mich noch erinnern, dass du dort immer alles aufgeschrieben hast, was dir für deine Geschichten eingefallen ist.“
 

„So mache ich es heute auch noch.“, erwiderte Takeru und steckte das Notizbuch wieder ein. Sie musterte ihn kurz. Äußerlich hatte er sich, im Gegensatz zu früher, schon sehr verändert. Er war schon immer sehr attraktiv gewesen, ohne jeden Zweifel, doch nun war er bereits 29 und wirkte einfach reifer, Erwachsener. Und doch erkannte sie in ihm immer noch den Jungen von früher. Mit dem sie aufgewachsen war, mit dem sie so viel erlebt hatte, der sie an zuhause erinnerte. Und an ihren Bruder.
 

„Du denkst an Tai, oder?“, fragte Takeru und sah sie verständnisvoll an. Er wusste schon früher immer genau, was sie dachte. Sie spürte, wie die Schwere wieder begann, sich über sie zu legen, also nickte sie nur kurz und sah an ihm vorbei, um nichts sagen zu müssen. Er nickte ebenfalls und nach einer Weile, in der sie einfach nur schweigend dagestanden hatten, sagte er schließlich: „Ich verstehe, warum du weggegangen bist.“ Sie schloss die Augen. Sein Verständnis war das letzte, was sie wollte. Doch er sprach weiter: „Aber du darfst dir nicht länger die Schuld an seinem Tod geben.“
 

Durfte sie nicht? Dabei war sie doch schuld daran. Sie hatte das Auto gefahren, mit dem sie den Unfall hatten. Sie war der Grund, warum ihr Bruder jetzt tot war. Und sie lebte. Wem sollte sie sonst die Schuld dafür geben? Wen sollte sie sonst dafür hassen? Die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag blitze vor ihren geschlossenen Augen auf und sie hielt es nicht länger aus, also riss sie sie auf. Sie schaute direkt in Takerus Augen, der sie voller Mitgefühl ansah. Und das regte etwas in ihr.
 

„Schau mich nicht so an!“, rief sie ihm wütend zu. „Ich will dein Mitleid nicht. Ich bin Schuld an dem was passiert ist, das weiß ich. Und bis du aufgetaucht bist, konnte ich einigermaßen damit leben.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. Und als sie so an den Menschen vorbei lief, bemerkte sie erst nach einer ganzen Weile, dass sie das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder weinte.

Mehl

„Frohe Weihnachten!“ „Ihnen auch, kommen Sie gut in das neue Jahr.“ Von überall strömten die Menschen aus den Kirchen, wünschten sich frohe Weihnachten und umarmten sich. Hier und da sah man Leute, die Geschenke zum Auto trugen und sich besonders schick gemacht hatten und alle waren in festlicher Stimmung. In der Innenstadt erledigten einige noch die letzten Einkäufe für Heiligabend, doch die meisten Geschäfte waren bereits geschlossen. Hikari war ebenfalls grade dabei, ihren Laden zu zumachen. Heute hatte hier Hochbetrieb geherrscht. Sie stieß einen kleinen Seufzer aus. So anstrengend der Tag auch war, es war schön, so viele Menschen um sich zu haben und so von ihrem Streit mit Takeru und den damit verbunden Erinnerungen an Tai abgelenkt zu werden.
 

Sie hatte ihn vor zwei Tagen das letzte Mal gesehen, als sie ihn einfach an dem Brunnen stehen ließ. Wieder überkam sie ein schlechtes Gewissen. Er konnte nichts dafür, wie sie sich fühlte und hatte ihr nur helfen wollen. Das war schon vor 6 Jahren, nach dem Unfall so gewesen. Damals waren die beiden noch ein Paar. Aus besten Freunden ist irgendwann, ganz dem Klischee entsprechend, mehr geworden und an Hikaris 20. Geburtstag hatte Takeru sie dann gefragt, ob sie seine Freundin sein wolle. Die beiden passten perfekt zusammen und Hikari liebte ihn mehr als sie jemals jemanden zuvor geliebt hatte. Doch manchmal reichte Liebe allein nun einmal nicht aus.
 

Als nämlich der Unfall geschah, für den sich die junge Frau die Schuld gab, veränderte sie sich von Tag zu Tag immer mehr. Sie verlor ihre Lebensfreude, ihr Lachen, zog sich immer weiter zurück und distanzierte sich auch von Takeru. Als sie es nach einem Jahr schließlich nicht mehr aushielt, verkündete sie, dass sie nach Deutschland gehen wolle, um dort ein Geschäft zu eröffnen. Sie erwartete, dass irgendjemand versuchte, es ihr auszureden, aber jeder zeigte nur Verständnis. Vor allem Takeru. Er Schlug sogar vor, sie könnten es mit einer Fernbeziehung probieren bis sie sich eingelebt hatte und dass er dann nach einer Weile nachkommen würde. Und das löste tief in ihr etwas aus, was sie bis heute tief bereute.
 

Durch die Art und Weise, wie er sie ansah, als wäre sie ein kaputter Gegenstand, der Zeit bräuchte, um repariert zu werden, fasste sie den Entschluss, sich von ihm zu trennen. Sie liebte ihn, das stand außer Frage. Und sie war ihm so unendlich dankbar, für alles, was er für sie getan hatte, seit Tai nicht mehr da war. Aber sie ertrug sein Mitgefühl nicht mehr. Also ging sie ohne sich noch einmal umzusehen, ohne noch einmal in ihr altes Leben zurückzukehren. Und seitdem waren jetzt 5 Jahre vergangen. Und nun war Takeru hier und riss all die alten Wunden wieder auf, holte alles, was sie sorgfältig in gedankliche Kisten verstaut hatte, wieder hervor. Und brachte auch die verloren geglaubte Liebe wieder an die Oberfläche.
 

Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Wann hatte sie sich das letzte Mal gestattet, so viel zu empfinden? Die Freude am Leben war irgendwann zurückgekehrt. Das war ihr durch ihr kleines Geschäft und den Umgang mit den Kunden gelungen. Aber alles andere hatte sie sorgsam verdrängt. Da war kein Platz mehr für Trauer, für Ängste, für Schuld. Aber auch nicht für die Liebe. Vor allem nicht für die Selbstliebe. Sich selbst zu vergeben, sich selbst zu lieben, das schaffte sie einfach nicht. Takeru hatte einmal zu ihr gesagt: „Bis du dich wieder lieben kannst, liebe ich dich für dich mit.“
 

Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, als sie an den jungen Mann dachte und sie fasste einen Entschluss. Sie nahm ihre Sachen und wollte zur Tür stürmen. Als diese sich öffnete und Takeru darin stand, konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten.

Zimt

Als er sah, dass sie weinte, zögerte er nicht und überbrückte den Abstand zwischen ihnen, um sie in seine Arme zu ziehen. Sie legte den Kopf an seine Brust, schluchzte heftig in seinen Mantel und ließ dabei allen aufgestauten Emotionen freien Lauf. Takeru hielt sie ganz fest im Arm. Er ließ sie nur einmal kurz los, um sich den Mantel auszuziehen und ihre Sachen zur Seite zu stellen, doch anschließend schmiegte sie sich wieder an ihn. Sein Körper, sein Geruch, alles war so vertraut. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie geweint hatte, aber irgendwann beruhigte sie sich und ihre Schluchzer wurden leiser und sie genoss einfach nur noch seine Umarmung.
 

Er streichelte ihr zärtlich über den Rücken und über das Haar, so, wie er es schon unzählige Male getan hatte. Als sie sicher war, dass sie nicht sofort wieder in Tränen ausbrechen würde, löste sie sich von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. Er lächelte sie vorsichtig an. Sie räusperte sich und sagte dann mit belegter Stimme: „Danke.“ Sein Lächeln wurde wärmer und er wischte ihr eine Träne von der Wange. „Ich habe doch gar nichts gemacht.“, gab er zurück.
 

Sie erwiderte sein Lächeln und legte den Kopf wieder an seine Brust, um erneut seinen Duft einzuatmen. „Doch hast du. Du hast mich daran erinnert, dass es in mir noch Gefühle gibt und ich noch lebe.“ Ihre Ehrlichkeit überraschte sie. Sie hatte ihm schon vor Jahren Danken wollen, dass er für sie da war, aber nie die richtigen Worte gefunden. Aber jetzt und hier, erschien es ihr genau richtig, ihm das zu sagen. Sie wollte schon weitersprechen und sah zu ihm auf, weshalb sie überrascht feststellte, dass nun Takeru Tränen in den Augen hatte.
 

„Mehr wollte ich nie von dir, dass du lebst. Dass du dein Leben lebst.“, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Als sie etwas antworten wollte, unterbrach er sie, in dem er weitersprach: „Ich weiß, dass du sehr unter Tais Tod leidest. Und dass du dir die Schuld daran gibst. Aber ich wollte immer, dass du dein Leben weiterlebst. Das hätte er auch so gewollt. Und egal was gekommen wäre, ich wäre an deiner Seite geblieben, wenn du mich gelassen hättest. Ich hätte alles getan, damit es dir besser geht. Weil ich dich liebe.“ Er sah ihr in die Augen. Einen Moment stockte ihr einfach nur der Atem bei seinen Worten.
 

„Ich habe damals den größten Fehler meines Lebens gemacht. Dich zu verlassen hat mein Herz gänzlich gebrochen. Und danach habe ich es einfach nur noch verschlossen. Aber ich habe hier auch wieder gelernt, was es heißt, Freude am Leben zu haben und ich denke, das habe ich gebraucht. Ich habe Zeit gebraucht, um zu heilen. Und als du dann plötzlich vor mir gestanden hast und mich daran erinnert hast, was ich verloren habe, was ich aufgegeben habe, da ist alles über mir zusammengebrochen. Aber die Wahrheit ist, dass ich nie aufgehört habe, dich zu liebe und dass ich dich niemals hätte verlassen sollen.“, sagte sie und sah ihn fest an.
 

Nun lächelte er als er ihr antwortete: „Du hast es doch grade selber gesagt, du hast Zeit gebraucht, um zu heilen. Und vielleicht habe ich diese Zeit auch gebraucht. Denn um ehrlich zu sein bin ich gar nicht hier, weil ich für ein Buch recherchiere, sondern weil du mir so sehr gefehlt hast, dass ich dich unbedingt sehen wollte.“ Ein roter Schimmer schlich sich auf seine Wangen, was Hikari zum Lächeln brachte. „Und wegen meiner Zimtsterne.“, fügte sie hinzu. Jetzt lachte Takeru sein herzerwärmendes Lachen. „Natürlich, und wegen deiner Zimtsterne.“
 

Er sah in ihre wunderschönen, braunen Augen. „Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt und das wird auch für immer so bleiben.“, sagte er und schenkte ihr diesen Blick, der nur für sie allein bestimmt war. „Ich liebe dich auch. Und danke, dass du mich daran erinnert hast, dass ich es wert bin, geliebt zu werden.“, erwiderte sie.
 

Dann beugte er sich zu ihr hinunter und legte seine Lippen sanft auf die ihren.
 

„Frohe Weihnachten.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Tasha88
2021-12-12T20:04:43+00:00 12.12.2021 21:04
Hallo :)

ohhhh - das ist eine gleichzeitig so traurige aber auch so schöne Geschichte.
Dass Tai tot ist, das ist natürlich das schlimmste, schockierenste ... damit habe ich nicht gerechnet ...
Hikari hat es gebraucht, weg zu gehen, Abstand von allen ... um so schöner, dass TK wieder zu ihr kommt, sie immer noch liebt.
Eine wirklich schöne (und wie gesagt auch leicht traurige) Geschichte

danke dir dafür und noch eine schöne Weihnachtszeit ^^
Antwort von:  PanicAndSoul
13.12.2021 10:03
Hallöchen :)
Ja, das stimmt es ist auf jeden Fall traurig. Ich sag ja, bei mir gibt es immer etwas Drama 🙊
Aber ich dachte mir auch dass die beiden sich dadurch wieder finden können ❤️
Freut mich auf jeden Fall, dass sie dir gefällt und ich wünsche dir auch eine schöne Weihnachtszeit 😊


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