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Erste Male

von

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Erstes Treffen

Nadja kam sich deplatziert vor. Das Restaurant war viel zu fein, gegenüber allen, die sie bisher besucht hatte. Ja, es war an sich nur ein besserer Italiener – aber eben ein wirklich besserer. Hier trugen ein paar Leute sogar Anzug zum Essen.

Himmel, sie hätte widersprechen sollen. Sie hätte was anderes vorschlagen sollen. Natürlich verstand sie irgendwie, dass die beiden wahrscheinlich angeben wollten, aber … Sie presste ihre Handtasche fest an sich und wartete darauf, dass einer der Kellner zu ihr kam.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er.

„Ich … Ähm, ich sollte mich mit Freunden hier treffen. Ähm, der Tisch sollte auf den Namen Heller reserviert sein.“

Der Kellner ging zu einem Tisch, auf dem eine Liste lag. „Ah, ja. Kommen Sie mit.“

Da ihr kaum eine andere Wahl blieb, folgte Nadja dem Kellner. Ihre Eingeweide fühlten sich nicht an, als könnte sie aktuell etwas essen. Ihr war übel vor Nervosität. Ein Teil von ihr konnte nicht glauben, dass sie das gerade wirklich durchzog. Es war eigentlich so eine Geschichte, vor der ihre Eltern sie gewarnt hätten. Sich mit Fremden aus dem Internet treffen, um Sex zu haben. Das klang nach einer Idee, bei der viel schief gehen konnte.

Aber wie sollte sie den Sex sonst bekommen, wenn die meisten Kerle, die sie normal traf, es nicht auf die Reihe bekamen, sie zufrieden zu stellen.

Ihr Gesicht brannte vor Scharm, als der Kellner stehen blieb und auf einen Tisch zeigte, an dem bereits zwei Leute saßen. „Das ist Ihr Tisch. Soll ich Ihnen schon einmal eine Karte bringen?“

Nadja biss sich auf die Unterlippe. „Ja. Ähm. Gerne. Danke.“ Dann atmete sie tief durch und ging zu den beiden hinüber.

Natürlich hatte sie schon Fotos von ihnen gesehen. Irene hatte schwarzes Haar, dass sie zu einem Zopf zurückgebunden hatte. Sie war groß, kräftig für eine Frau und wirkte auf den ersten Blick etwas streng. Andre war ebenfalls gut gebaut. Er hatte kurzes, rotbrauens Haar und wirkte gegenüber seiner Frau deutlich entspannter.

Die beiden hatten sie entdeckt und allem Anschein nach ebenfalls erkannt. Verflucht. Jetzt gab es wohl kein zurück.

Sie blieb an dem Tisch stehen. Was sollte sie sagen? Sie zögerte. „Hi.“ Großartiger erster Eindruck. Wirklich.

Beide sahen sie an. Es war Irene, die lächelte. „Hallo.“ Sie stand auf. „Du bist Nadja, richtig?“

Am liebsten wäre Nadja auf der Stelle in Grund und Boden versunken. Sie hasste gerade alles hierdran. Sie kam sich so deplatziert vor. Dennoch sagte sie: „Genau.“

Wenigstens wirkte auch das Lächeln auf Irenes Zügen etwas angespannt. „Ähm.“ Und auch sie schien Probleme zu haben, die richtigen Worte zu finden. „Magst du dich setzen?“

„Ja, gerne.“ Was sollte sie auch sonst sagen?

So setzte sie sich den anderen beiden gegenüber an den Tisch. Für einen Moment musterte sie erst Andre, dann Irene, wandte dann aber den Blick ab. Ihr Gehirn drohte, seine Dienste komplett zu verweigern, jedenfalls was die Sprachbearbeitung anging.

Sie wollte es ja. Sie wollte die Chance, die die beiden ihr boten. Aber es war einfach so komisch sich mit fremden Menschen deswegen zu treffen.

„Hast du gut hergefunden?“, fragte Irene.

„Ja. War kein Problem.“

„Gut.“ Wieder war da dieses zurückhaltende und etwas steife Lächeln.

Der Kellner erlöste sie damit die Karte zu bringen. Karten, um genauer zu sein. Offenbar hatten Andre und Irene auf sie gewartet.

So konnte Nadja sich für einen Moment hinter der Karte verstecken. Ach, zur Hölle noch mal, sie hatte sich hierauf eigentlich irgendwie gefreut. Immerhin klang, was die beiden online geschrieben haben, fast zu gut um wahr zu sein. Aber sie wusste einfach nicht, wie sie mit ihnen sprechen sollten.

Technisch gesehen waren die beiden nicht mal wesentlich älter als sie und im selben Alter wie einige ihrer Freundinnen und Freunde. Andre war fünf Jahre älter als sie, Irene vier. Nur waren sie deutlich schon in einem anderen Abschnitt in ihrem Leben angekommen. Andre arbeitete als Arzt in einem der Krankenhäuser. Irene war Bankangestellte und offenbar in einer höheren Position.

„Weißt du schon, was du nimmst?“, fragte Irene.

Nadja warf Andre einen Blick zu, der bisher noch gar nichts gesagt hatte. Tatsächlich wirkte er, als wäre er auch gerade lieber woanders.

„Ähm, erst einmal nur eine Cola“, antwortete sie.

„Du kannst dir zu Essen bestellen, was du willst“, meinte Irene. „Wir bezahlen.“

Darauf nickte Nadja nur stumm.

Warum war es nur so schwer, gerade einfach zu sprechen?

Sie legte die Karte erst einmal weg. Sie musste ja irgendwie anfangen. „Ähm.“ Kein besonders guter Anfang. „Schön euch auch mal so kennen zu lernen.“

„Ja, ganz unsererseits“, erwiderte Irene.

„Hattet ihr eine angenehme Woche?“ Das klang nach einer angemessenen Frage, nicht?

„Ach ja, das übliche.“ Irene zuckte mit den Schultern. Auch ihr stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. „Es gibt immer wieder Stress mit bestimmten Kunden. Aber nichts besonders Dramatisches.“ Sie stupste Andre mit dem Ellenbogen an.

Er schluckte. „Ähm, ja. Das Übliche.“

Nadja versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. „Nicht der große Redner, oder?“

Das brachte Irene zu einem richtigen Grinsen. „Er ist nur nervös. Er ist nicht gut mit Reden, wenn er Nervös ist.“

Haha. Ja. Das konnte Nadja gerade nachvollziehen.

„Du studierst Chemie, nicht?“, fragte Irene offenbar um das Gespräch am Laufen zu halten.

„Ja. Genau. Aktuell noch im Bachelor. Nächstes Semester ist die Bachlorarbeit dran.“

„Und, hörst du danach auf?“

Nadja schüttelte den Kopf. „Ich wollte den Master eigentlich noch dranhängen.“

„Ah, schön.“ Nun war es Irene, die sie musterte. „Und schon konkrete Pläne, was du mit einem fertigen Abschluss machst?“

Wenn es möglich war, wurde Nadja noch röter. Natürlich hatte sie eine genaue Vorstellung was sie plante, aber es war albern und vielleicht auch unrealistisch. Deswegen schüttelte sie den Kopf. „Noch nicht wirklich.“

„Nun, muss ja auch noch nicht.“

Dann folgte wieder eine peinliche Stille, bis kurz darauf der Kellner zu ihnen kam. „Möchten Sie schon etwas bestellen?“

Kurz sah Irene zu Nadja, nickte dann aber dem Kellner zu. „Ja. Zu Trinken erst einmal nur.“

„Sehr gern.“ Und so nahm der Kellner die Bestellungen entgegen. Der Tatsache, dass Irene Wein bestellte, entnahm Nadja, dass Andre für die beiden wohl fahren durfte. Dabei konnte wahrscheinlich gerade erst etwas Alkohol gebrauchen. Doch zumindest das Schicksal teilten sie.

Zumindest schien Irene darauf bedacht zuwarten, dass sie alle etwas lockerer wurden, um auf den eigentlichen Punkt des Gespräches zu kommen. Daher versuchte sie es weiter mit Smalltalk. „Arbeitest du neben der Uni?“

„Na ja, ein wenig. Ich jobbe an manchen Wochenenden in einem Café. Aber im Chemiestudium hat man nicht so viel Zeit. Daher mach ich das meiste eher in den Semesterferien.“

„Ja, ich habe so Gerüchte über das Chemiestudium gehört“, erwiderte Irene. „Hohe Ausdünnquote, nicht?“

„Ja. Genau das. Teilweise 60 Stunden Wochen.“

„Klingt nach einer Menge Stress.“

Nadja nickte wehmütig. Es war einer der Gründe, warum sie ohnehin keine Zeit für eine richtige Beziehung hatte. Also abgesehen davon, dass ihre letzten zwei Beziehungen eher ein Reinfall gewesen waren.

„Was machst du so in deiner Freizeit?“

Um eine Antwort heraus zu zögern, zuckte Nadja vage mit den Schultern. „Ähm.“ Kam drauf an, wie viel Freizeit sie hatte. „Wenn ich Zeit habe, zocke ich recht viel. Na ja, und sonst schaue ich Filme oder Serien und so.“

„Was für Filme und Serien?“

„Alles mögliche.“ Sie kam sich langsam vor, wie bei einem Verhör. Doch wenigstens war es leichter über diese Sachen zu reden. „Ich schaue ganz gern alles mögliche in Sachen Comedy. Kennt ihr Community?“

Irene schmunzelte. „Kann man das hier überhaupt irgendwo legal schauen?“

Nadja fixierte die Tischdecke. „Auf Amazon zum Kaufen. Glaub ich.“

Das entlockte Irene ein leises Glucksen. „Glaubst du, hmm?“

Nadja war versucht eine zynische Antwort zu geben, zuckte aber nur mit den Schultern. „Und ihr? Was macht ihr so?“

„Ach, ich bin meistens auch mit Filmen oder Büchern zufrieden. Andre hier“, sie warf ihrem Ehemann einen Seitenblick zu, „ist derweil unter den Nerds zu finden.“

„So nerdig ist es nun auch nicht“, erwiderte er.

„Was ist nicht so nerdig?“, fragte Nadja.

„Rollenspiel“, antwortete er. „Wenn du weißt, was das ist.“

Das brachte Nadja tatsächlich dazu, zu grinsen. „Noch einer!“, seufzte sie.

„Noch einer?“

„Mein Mitbewohner ist auch so einer“, erwiderte sie. „Die ganze Zeit geht es nur um irgendwelche Orks, Goblins und Trolle, die irgendwelche Schätze finden.“ Sie bemühte sich an ihrem Tonfall deutlich zu machen, dass sie vornehmlich scherzte. Nicht, dass Chris nicht wirklich ein furchtbarer Nerd war, der einem Herr der Ringe aus dem Kopf zitierten konnte.

Andre schaute sie nun mit einer Spur von Neugierde an. „Und du?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe mal versucht bei DSA mitzuspielen, aber das war nicht meins. Deutlich zu viel Excel involviert, um es in der Freizeit zu machen.“

„Nun, vielleicht ist DSA dann einfach nicht das richtige Spiel für dich“, gab Andre zu bedenken.

Irene grinste. „Oh je, jetzt hast du was angefangen.“

Das hatte sie tatsächlich. Was sie aus dem folgenden Schwall an Informationen entnahm, war vornehmlich eins: Irene hatte Recht. Ihr Mann war ein absoluter Nerd. Und irgendwie passte es nicht zu Nadjas Bild von einem Krankenhausarzt, dass diese Rollenspiele spielten. War das nicht eher ein Hobby für Informatiker?

Dennoch half es mit einer Sache. Sie wurde lockerer. Denn wie man mit Nerds redete, das wusste sie. Damit hatte sie dank Chris immerhin die beste Erfahrung. Und außerdem war sie ja vielleicht auch ein wenig ein Nerd. Immerhin zockte sie eine ganze Menge Videospiele und tat dies auch schon seit über zehn Jahren.

Also redete sie darüber, nachdem der Kellner das Trinken gebracht und sie zu essen bestellt hatten.

Ja, über diese Dinge zu reden war deutlich einfacher.

„Ich kenne tatsächlich wenig Frauen, die sowas spielen“, kommentierte Irene.

„Ach, ich kenne da schon welche“, erwiderte Nadja. „Aber man darf sich ständig was von den Kerlen anhören.“ Sie verdrehte die Augen und nippte an ihrer Cola.

„Nun, in seiner Rollenspielrunde gibt es auch keine Frauen.“ Irene sah zu ihrem Mann herüber.

Dieser zuckte mit den Schultern. „Hat sich halt nicht so ergeben. Und du könntest jeder Zeit mitspielen.“

„Nein, danke, Schatz.“

Das brachte Nadja zum Grinsen. Ja, eigentlich schienen die beiden okay. Sie erinnerten sie ein wenig an ihren Mitbewohner und seine Freundin. Nur dass von den beiden Chris derjenige war, der sich leichter damit tat, Gespräche anzufangen, während seine Freundin eher zurückhaltend war.

„Was für Bücher liest du denn?“, fragte Nadja schließlich an Irene gewandt.

„Ach, dies und das. Gerne historische Romane und Romanzen. Halt eher der übliche Frauenkram.“

„Ist doch auch okay“, erwiderte Nadja.

Kurz darauf kam das Essen und es wurde wieder etwas stiller am Tisch. Nadja hatte sich eine Lasagne bestellt. Denn gute Pizza konnte sie selbst. Aber gute Lasagne? Das war erstaunlich schwer. Also aß sie genüsslich. Immerhin könnte sie sich das Essen hier normal nicht leisten. Und ja, die Lasagne war deutlich besser, als bei ihrem Standard-Italiener in der Nachbarschaft.

Als das Essen zu großen Teilen verspeist war, wechselte das Gespräch dann zu Filmen, die vor kurzem ins Kino gekommen waren. Das Thema hielt aus, bis die Teller komplett geleert waren.

Danach bestellten sie noch etwas zu trinken und dann kam, womit Nadja schon fast gerechnet hatte. Die nächste unsichere Stille.

„Nadja“, begann Irene schließlich. „Hättest du denn prinzipiell wirklich Interesse, dich mit uns … auch anders zu treffen.“

Nadja merkte, wie sie prompt wieder rot wurde. Es war halt einfach etwas, was man normal nicht machte: Leute einfach nach Sex fragen. Dennoch nickte sie. „Ja. Prinzipiell schon.“

„Wir würden es dir auch nicht übel nehmen, wenn nicht.“

„Nein. Wirklich.“ Nadja winkte ab und zwang sich ihren Blick zu erwidern. „Ihr wirkt nett und ich … Nun …“ Die Wahrheit war, dass sie vollkommen untervögelt war, aber sie tat sich schwer, es genau so zu sagen.

Offenbar konnte Irene sich aber ihren Teil denken. „Ich verstehe schon.“ Sie zwinkerte.

Nadja trank einen Schluck Cola, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. Dann aber kam sie nicht umher, die andere Frage zu stellen, die ihr auf der Seele brannte: „Und der Kram auf den Bildern … Das habt ihr wirklich alles?“

Die beiden tauschten einen langen Blick. Sie wirkten beide etwas verlegen.

„Nun. Man könnte es als ein Hobby bezeichnen“, antwortete Andre. „Nur dass es mit uns beiden … Sagen wir es so, von uns ist keiner devot oder masochistisch.“

„Verstehe schon.“ Ihr Problem war bisher immer gewesen, dass keiner ihrer Freunde sadistisch gewesen war. Und damit war es auf Dauer für sie nicht besonders spannend im Bett gewesen. Das belastete auf Dauer.

„Vielleicht magst du dann mal zu uns rüber kommen?“, schlug Irene vor.

Das war immer noch die eine Sache, bei der alles, was ihr in ihrer Jugend die Erwachsenen erzählt hatten, „Nein“ schrie. Aber das waren nur Vorurteile von Leuten, die keine Ahnung vom Internet hatten. Immerhin kannte Chris auch die Hälfte seines Freundeskreises von online. Auch wenn er zugegebenermaßen mit keinem dieser Freunde Sex hatte – jedenfalls von allem, was Nadja wusste.

Sie senkte den Blick. „Ja. Gerne.“

„Da wäre es auch leichter ein wenig mehr über Details zu sprechen“, meinte Andre. „Hier ist es … vielleicht doch etwas zu öffentlich.“

Nadja nickte. „Ja.“

„Wann hättest du prinzipiell Zeit?“, fragte Irene.

Oh Gott, sie tat es wirklich. „Übernächtes Wochenende?“, erwiderte sie vorsichtig.

Prompt holten beide ihre Handys heraus, offenbar um in Kalendern nachzuschauen. „Ja. Das ginge bei mir.“ Irene spähte auf das Handy ihres Mannes.

„Ich habe da bisher auch keine Schicht“, antwortete Andre. „Solange sich daran nichts ändert, ginge es bei mir auch.“

Nadja biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Dann klingt das ja nach einem Plan.“

„Ja.“

Schweigen senkte sich wieder über sie, ehe es Irene war, die das Thema wechselte. „Hast du eigentlich ein Netflix-Abo?“ Damit würde sich das Gespräch wohl wieder in mildere Gefilde bewegen.

Erste Besprechung

Nadja stellte den Motor ab, blieb aber noch einen Moment vor dem Steuer sitzen. Oh Gott, sie tat es wirklich. Sie war wirklich hierher gekommen. Was würde hier heute jetzt passieren? Würden sie schon Sex haben oder erst einmal nicht?

Das schlimmste war, dass sie niemanden gesagt hatte, wo sie war. Sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, es Chris einzugestehen. Was sollte sie ihm auch sagen? „Ja, Chris, was du übrigens über mich wissen solltest: Ich mag es geschlagen und hart durchgenommen zu werden und deswegen fahre ich jetzt zu Leuten, die ich aus dem Internet kenne, die genau das machen wollen„? Ja, nein, das würde so nicht funktionieren. Auch wenn es vielleicht dumm war, nichts gesagt zu haben.

Sie atmete tief durch. Nein, sie würde das jetzt durchziehen. Die beiden schienen ja okay zu sein.

Bekannte letzte Gedanken, murrte eine Stimme in ihrem Kopf.

Guter Einwand, gestand sie der Stimme zu, stieg dann aber aus.

Sie musterte das Haus. Es hatte zwei Stockwerke, war ein Neubau mit weißer Fassade und blauem Dach. Es sah recht modern aus. Gleichzeitig spürte sie auch so etwas wie Neid. Immerhin hatte sie ein einzelnes Zimmer in einer WG, weil sie sich mehr nicht leisten konnte. Und diese zwei, die nicht so viel Älter als sie waren, hatten ein ganzes, großes Haus.

Sie ging zur Tür, zögerte einen Moment, klingelte dann aber.

Schritte erklangen. Durch das Glas, das in die Tür eingelassen war, konnte sie eine verschwommene Gestalt sehen. Dann wurde die Tür geöffnet. Irene hielt sie ihr auf. „Ah. Guten Abend, Nadja.“ Anders als bei ihrem letzten Treffen, trug sie verhältnismäßig normale Kleidung. Ein T-Shirt und eine recht ausgeleiert wirkende Jeans.

„Guten Abend.“ Nadja wartete, dass Irene ihr bedeutete reinzukommen. Es war noch immer alles ein wenig beängstigend.

„Komm rein.“ Damit trat Irene zur Seite.

Nadja betrat das Haus. Da war wieder diese enorme Anspannung, aber auch eine gewisse Neugierde.

„Komm mit ins Wohnzimmer“, meinte Irene und bedeutete ihr, zu folgen.

Nadja tat es. Sie stand in einer einfachen Diele, von der eine hölzerne Treppe in den zweiten Stock hinauf führte. Hinter der Treppe, so stellte sich heraus, war eine Glastür, die in ein recht geräumiges Wohnzimmer führte.

Hier saß Andre bereits auf dem Sofa und wartete offenbar auf sie. Auch dieses Mal trank er keinen Alkohol, was in Anbetracht der Umstände vielleicht keine schlechte Idee war.

Noch einmal zwang sich Nadja tief durchzuatmen und folgte Irene dann, um sich auf dem zweiten Sofa, das über Eck von dem, auf dem Andre saß, gestellt war.

„Magst du etwas trinken?“, fragte Irene.

„Ja. Gerne.“

„Was?“

Das war immer so eine komische frage, wenn man nicht wusste, was da war. „Ähm. Saft?“

„Apfelsaft? Orangensaft?“

„Apfel.“

„Moment. Ich hole dir etwas.“

Nadja nickte und sah dann zu Andre hinüber, der sie bereits die ganze Zeit musterte. „Hi“, meinte sie unsicher.

Er lächelte matt. „Hi.“

„Und du hast jetzt auch Wochenende?“

„Ja. Genau. Schon seit heute Morgen.“

Als sie ihn fragend ansah erklärte er: „Ich hatte Nachtschicht.“

„Ah. Verstehe.“

Dann kam Irene mit einem Glas gefüllt mit offenbar Apfelschorle zurück und stellte es vor Nadja ab. „Hier.“

Schweigen machte sich breit, während Irene sich setzte. Sie räusperte sich. „Und, wie war deine Woche?“

„Stressig“, erwiderte Nadja. „Wie so oft an der Uni.“

Ein Verständnisvolles Lächeln war die Antwort. Irene trank von ihrem eigenen Glas, das offenbar nur mit Wasser gefüllt war. Dann tauschte sie einen Blick mit Andre und räusperte sich. „Wollen wir direkt zur Sache kommen oder magst du noch ein wenig so reden?“

Nadja lachte verlegen. Das war eine gute Frage. Das letzte Mal hatte sie sich zwar entspannt, während sie so geredet hatten, aber sobald das eigentliche Thema wieder aufgekommen war, war sie doch wieder nervös geworden. „Vielleicht …“ Sie hielt inne. „Kommen wir besser direkt zur Sache.“ Ihre Wangen brannten schon wieder.

„Okay.“ Wieder räusperte sich Irene nervös. „Also, die Sache … Was mir noch nicht ganz klar ist … Du hast schon Erfahrung?“

Nadja schürzte die Lippen. Sie war nicht sicher, wie sie es ausdrücken sollte. „Na ja. Ja und nein. Ich habe mit meinem Exfreund ein wenig rumexperimentiert. Aber nicht wirklich. Er … war nicht sadistisch und fand das ganze nicht wirklich ansprechend. Ansonsten habe ich ein wenig an mir selbst experimentiert.“ Es war so komisch mit Menschen darüber zu sprechen, die sie quasi nicht kannte.

„Aber im Moment hast du keinen Freund?“

Nadja schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Zeit und …“ Sie pausierte wieder. „Nach der letzten Beziehung brauche ich das auch erst mal nicht.“

„Verstehe“, erwiderte Irene. Sie schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Schon wieder.

„Und ihr?“, fragte Nadja, weil es ihr nur als angemessen erschien selbst zu fragen.

„Wir haben bisher miteinander gespielt“, antwortete Irene. „Aber, wie gesagt … Von uns beiden ist keiner wirklich devot und schon gar nicht masochistisch. Was das ganze ein wenig … Nun, nur einer hat immer wirklich Spaß.“

Und deswegen hatten sie beschlossen, die Ehe ein wenig mit einem Dreier anzuheizen. Doch Nadja konnte es ihnen nicht wirklich verübeln. Warum auch? Sie wäre dankbar gewesen, hätte einer ihrer Exfreunde die Offenheit dafür gehabt, sie mit jemanden, der tatsächlich sadistisch war, schlafen zu lassen. Immerhin war es nur Sex.

„Verstehe“, sagte sie daher nur.

Wieder tauschten die beiden einen Blick miteinander. Stumm schien Irene ihren Mann zu bitten, sich auch am Gespräch zu beteiligen. Etwas, das ihn dazu brachte seinerseits zu erröten. Dennoch räusperte er sich. „Weißt du denn, was du magst?“

Nadja hatte sich vor dieser Frage ein wenig gefürchtet. Es kam ihr so komisch vor darüber zu reden. Immerhin tat sie das normalerweise nicht. „Na ja. Also ich weiß, dass ich Schmerzen mag. Dass ich Schmerzen auch schon immer mochte.“ Sie senkte den Blick, um die beiden dabei nicht ansehen zu müssen. „Ich habe mir schon als ich viel jünger war Wäscheklammern auf die … auf die Nippel geklemmt zum Masturbieren.“ Kurz wagte sie es, die beiden anzusehen. „Ich weiß auf jeden Fall, dass ich es mag, geschlagen zu werden. Speziell auch auf die Brüste.“ Ihre Wangen brannten ganz furchtbar dabei bei diesen Worten. „Viel mehr konnte ich noch nicht ausprobieren.“ Sie räusperte sich. „Ich möchte auch auf jeden Fall gefesselt werden und …“ Sie brach ab. Sie schaffte es nicht „durchgefickt werden“ zu sagen. Am liebsten wäre sie in das Sofa versunken.

Doch die beiden hörten nur aufmerksam zu. „Okay.“

Was sollte sie aus dieser Antwort machen? „Stimmt das so mit dem überein, was ihr so mögt?“

Irene grinste verschmitzt. „Ja. So in etwa.“ Sie räusperte sich wieder. „Von uns beiden … Nun, ich mag Kontrollspielchen. Das ist mehr mein Fetisch. Fesseln auch. So etwas.“

Nadja nickte und sah ganz unbewusst zu Andre, der demonstrativ aus dem Fenster schaute. Dennoch schien er zu bemerken, dass eine Aussage von ihm erwartet wurde. „Ich bin vor allem sadistisch“, kam es dann kleinlaut von ihm. „Ähm, ja …“

Da war wieder diese peinliche Stille, die Nadja dazu nutze, etwas zu trinken.

Wieder war es Irene, die sprach. „Es ist bei so etwas wichtig, vorher Grenzen abzustecken“, erklärte sie. „Ich dachte … Hättest du etwas dagegen, wenn wir gemeinsam durch eine Liste durchgehen und darüber sprechen, was dich anspricht, was du versuchen würdest und was absolut nicht okay wäre?“

Nadja nickte betreten. Oh Gott, das ganze war so seltsam. Sie hatte bisher real noch nie so richtig mit jemandem darüber gesprochen. Sicher, sie hatte es halt mit ihren Exfreunden versucht, aber eben sonst nicht wirklich.

Irene stand auf und ging zu einer Kommode, die am Rand des Wohnzimmers stand hinüber. Sie holte aus der obersten Schublade einen Schreibblock hervor. Dann zögerte sie. „Nur um sicher zu gehen. Du bist bi, ja?“

Wieder nickte Nadja erst einmal nur. „Soweit ich weiß, schon. Ich habe nur noch nie mit einer Frau … Also nicht mehr als küssen.“

Erneut war da dieses aufmunternde Lächeln auf Irenes Lippen. „Das können wir ja ändern.“

Auch wenn sie nicht gedacht hätte, dass dies möglich war, wurde Nadja noch röter. Sie spürte, wie ihre Ohren brannten. Oh Gott, es war so ungewohnt so offen darüber zu sprechen.

Sie sparte sich die Gegenfrage, ob Irene auch bi war. Das schien ja bereits impliziert zu sein.

„Okay. Dann sprechen wir darüber, was okay ist und was nicht“, meinte Irene. Wieder stieß sie ihren Mann an. „Es wäre schön, wenn ich dieses Gespräch nicht allein mit Nadja führen muss.“

„Ja“, murmelte er. „Tut mir leid.“

Das schien Irene zu amüsieren. Wahrscheinlich kannte sie so etwas schon von ihm. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und schaute darauf. „Ich habe hier eine Liste. Wollen wir die eventuell durchgehen?“

„In Ordnung“, erwiderte Nadja und trank noch einen Schluck. Ihre Kehle fühlte sich unglaublich trocken an.“

„Okay. Die Liste ist Alphabetisch. Also wunder dich nicht. Das sind nicht irgendwie Prioritäten oder so.“

Nadja nickte bloß.

„Okay. Ähm. Age Play.“

„Nein“, erwiderte Nadja sofort. Das war etwas, das sie immer als etwas befremdlich empfunden hatte.

„Nein“, sagte auch Andre zurückhaltend.

„Für mich wäre es ein vielleicht“, meinte Irene. Sie schrieb etwas auf den Block. „Aber gut.“ Dann schaute sie auf ihr Handy. „Analsex?“

„Ich weiß nicht.“ Nadja schaute unsicher auf ihre Knie. „Vielleicht. Ich müsste es probieren.“

„Ja“, kam es zurückhaltend von Andre.

„Für mich Spielzeuge ja, alles andere nein.“ Wieder schrieb Irene. „Ähm. Atemspiele.“

„Was ist damit gemeint?“

„Na ja, alles von wegen Luft anhalten, würgen und dergleichen.“

Nadja schaute sie weiter nicht an. „Eher nicht.“

„Ja.“

„Für mich auch nein“, meinte Irene. Wieder schrieb sie und ging zum nächsten Punkt. „Bondage?“

„Ja.“

„Ja.“

„Dann sind wir uns einig.“ Wieder ging es zum nächsten Punkt. „Augenbinden?“ Offenbar war ihre Liste auf Englisch.

„Ja.“

„Ja.“

„Noch ein Punkt.“ Und weiter. „Blow Jobs?“

„Vielleicht“, murmelte Nadja. Sie hatte bisher auch damit noch nicht viel Erfahrung gesammelt, auch wenn sie die Vorstellung mochte, auf diese Art benutzt zu werden.

So ging es für eine ganze Weile weiter. Vieles auf der Liste waren Sachen, die sie erwartet hatte, einige waren allerdings auch komplett neu für sie. Sie wusste, dass sie Impact Play auf jeden Fall mochte und wollte auch auf jeden Fall Wax Play einmal probieren. Was Rollenspiele anging, war sie eher zurückhaltend. Sie mochte den Gedanken an Slave Play, aber andere Sachen wie Pet Play oder Lehrer-Schüler-Kram fand sie eher befremdlich. Auch wenn sie den Gedanken mochte, wirklich dominiert zu werden. Soweit war sie nicht sicher, ob sie sich auf Knebel einlassen würde. Immerhin nahmen die ihr auch die Möglichkeit zu sagen, wenn etwas nicht stimmte. Da war auch noch der Punkt mit der Pussy-Folter. Die Vorstellung reizte sie, doch sie war sich nicht sicher, ob es real so reizvoll sein würde, wie sie es sich vorstellte. Ebenso der Punkt mit dem „Exhibitionismus„. Es fiel ihr so unglaublich schwer zuzugeben, dass sie die Idee mochte, nackt herumzulaufen. Nicht wirklich, weil sie sich zeigen wollte, sondern weil sie glaubte, dass es ihr ein gewisses Gefühl von Hilflosigkeit geben würde.

Vor allem war sie irgendwie erleichtert, dass sie sich alle einig waren, dass Natursekt und Kaviar ausgeschlossen waren. Das war ein Punkt über den sie nervös gewesen war.

Als Irene ihre Liste abgearbeitet hatte, fühlte sie sich, als wäre sie bereits halb geschmolzen. Sie hatte echt nicht geglaubt, so ausführlich über solche Dinge zu sprechen. Das schlimme war, dass es sie gleichzeitig auch geil gemacht hatte. Sie hatte so lange keinen Sex und vor allem keinen erfüllenden Sex gehabt.

„Gibt es noch irgendetwas, das irgendwie mit auf die Liste sollte?“

Nadja zögerte. Sie war sich noch immer nicht sicher, ob sie frei sprechen konnte.

Offenbar schien Irene genau das zu merken. „Es ist okay. Du kannst hier frei sprechen. Wir werden es auch garantiert nicht weitererzählen oder so.“

„Okay“, flüsterte Nadja. „Ich … es gibt etwas, worüber ich lange schon fantasiere, auch wenn ich nicht weiß, ob ich es wirklich mögen würde.“

Gespanntes Schweigen auf der anderen Seite.

Nadja räusperte sich. „Needle Play.“

Kurz herrschte Stille. Dann meinte Andre: „Wäre für mich ein vielleicht.“

„Also ich würde keine Nadeln setzen wollen“, meinte Irene. „Aber ansonsten ist es für mich okay.“ Auch das schrieb sie sich auf. „Noch etwas?“

Ja, da war noch eine Sache, die sie hatte ansprechen wollen. „Ähm. Es gibt eine Sache, die für mich nicht okay wäre.“ Als nur erwartungsvolles Schweigen ihre Antwort war, fügte sie hinzu: „Küssen. Ich … das würde ich nicht wollen. Weil … Das ist für mich eine Beziehungssache.“

„Ist in Ordnung“, meinte Irene. Sie musterte Nadja. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte sie dann.

Nadja nickte, was Irene dazu brachte aufzustehen und um den Wohnzimmertisch herum zu ihr zu kommen. Sie setzte sich neben sie und legte sehr vorsichtig ihre Hand auf Nadjas Schulter. „Hör zu“, meinte sie dann. „Ich weiß, das ist gerade alles etwas viel, aber … wenn wir was gemeinsam machen, dann soll es vor allem auch dir Spaß machen, hörst du?“

Unsicher sah Nadja sie an. Natürlich verstand sie, dass das eigentlich Teil des ganzen war. Dennoch fühlte es sich seltsam an, es so zu hören. „Ja, ich weiß.“

„Du wirst nur sehr unsicher.“

Na ja, Andre tat das ja auch. „Ich bin nicht gewohnt über diese Dinge offen zu reden“, gab sie zu. „Und … Na ja …“ Sie wurde leiser. „Ich habe auch noch immer ein wenig Angst.“

„Wovor?“, fragte Irene.

„Ich weiß es nicht mal genau“, murmelte Nadja. „Ich meine, da ist immer noch diese Angst von wegen 'Fremde aus dem Internet' und so. Und … dass ich am Ende doch weniger mag, als ich glaube und ihr dann enttäuscht seid.“

„Dann ist das so“, erwiderte Irene. Sie zögerte, strich ihr aber dann durchs Haar. „Wichtig ist, dass du immer sagst, wenn etwas nicht in Ordnung ist, ja?“

Nadja nickte. „Okay.“

„Wir benutzen als Safe Word eigentlich immer ein Ampelsystem. Also vor allem 'Gelb' und 'Rot'. 'Gelb' für 'vorsichtiger sein' und 'Rot' für 'sofort aufhören'.“

Wieder nickte Nadja bloß.

„Es ist wichtig, dass die Safe Words auch benutzt, hörst du?“

„Okay“, erwiderte Nadja. „Ich versuche es.“

„Das ist mir auch sehr wichtig“, warf Andre ein. „Also dass du die Safe Words benutzt.“ Er druckste etwas rum, ehe er fortfuhr. „Ich weiß, dass ich manchmal ein wenig übertreibe und es dabei nicht merke.“ Er warf Irene einen langen Blick zu.

„Dann … werde ich das machen. Ich habe damit nur keine Erfahrung.“

„Wir würden auch immer wieder nachfragen, ob etwas in Ordnung ist“, meinte Irene.

„Okay.“ Nadja kam sich langsam sehr monoton in ihren Antworten vor. Das war alles doch etwas viel auf einmal.

Wieder tauschten Irene und Andre Blicke. Dann stand Andre auf. Er räusperte sich. „Magst du dir vielleicht mal das Spielzimmer ansehen?“

Überrascht sah Nadja zu ihm auf. Sie wusste, dass man auf ihrem Gesicht wahrscheinlich beinahe Eier braten konnte. Dennoch nickte sie. „Okay.“

Erste Session

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erstes Aftercare

Nadjas Beine zitterten. Es war ein seltsames Gefühl. Sie fühlte sich wohl, ja, aber auch unglaublich leicht. Irgendwie seltsam.

Irene strich durch ihr Haar. „Das hast du gut gemacht“, lobte sie.

Nadja genoss die Berührung. Sie fühlte sich gerade besonders gut an. Umso mehr, als Irene sie vorsichtig griff und Nadjas Kopf auf ihren Schoss bugsierte. Wäre sie eine Katze gewesen, hätte Nadja geschnurrt.

Andres Schritte kamen wieder zum Bett. Wann war er überhaupt aufgestanden? Nadja fehlten eindeutig ein paar Momente. Er setzte sich an das untere Bettende. „Ich mach dich etwas sauber, ja?“, sagte er.

„In Ordnung“, säuselte Nadja. Sie hielt ihre Augen geschlossen. Das tat gerade gut.

Andre begann offenbar mit einem feuchten Handtuch ihr über die Innenseiten ihrer Beine zu wischen und dann, vorsichtig, auch ihren Strich. Sie sagte nichts. Es störte sie nicht. Ja, gerade war sie erstaunlich okay mit seinen Berührungen dort, die aktuell nicht einmal wirklich etwas Anzügliches an sich hatten. Als er fertig war, stand er noch einmal auf und kam mit einer Wolldecke zurück, die er über sie legte.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Irene.

„Komisch“, erwiderte Nadja. „Ein wenig wie betrunken.“ Als wollte ihr Mund diese Worte untermauern, lallte sie etwas.

Wieder strich Irene über ihre Wange. „Das ist ein Drop.“

„Hmm?“, machte Nadja. Sie hatte davon mal gehört, es selbst aber noch nie wirklich erlebt. Dafür war sie mit ihrem Exfreund nie weit genug gegangen.

„Das passiert“, meinte Irene. Ihre Bewegung war sanft und konstant und Nadja genoss es einfach. Das war nichts, worüber sie gestern gesprochen hatten, aber es tat gerade sehr gut. Sie fühlte sich, als würde sie komplett zerschmelzen.

Dabei war das ganze alles in allem noch recht harmlos gewesen. Sie hatte … ja, was? Schlimmeres befürchtet?

Schritte erklangen auf der Treppe. Das musste Andre sein, da Irene noch immer bei ihr saß. Wann hatte er das Zimmer verlassen. Sie blinzelte, als die Tür sich öffnete. Er hatte ein Tablett dabei. Darauf ein Teller und ein Glas. Mehr konnte sie nicht erkennen.

Nun wanderte Irenes Hand zu ihrer Schulter. „Kannst du dich aufrichten?“

Nadja versuchte es. Ganz instinktiv hielt sie sich weiter bei Irene. Die Wärme ihres Körpers tat unglaublich gut. Sie sah auf auf das Tablett. Das Glas war offenbar wieder mit Apfelschorle gefüllt. Auf dem Teller lag, was nach einem Stück Brownie oder so etwas aussah.

Andre setzte sich auf den Rand des Bettes und reichte ihr das Glas. „Du solltest ein bisschen was trinken.“

„Danke“, nuschelte sie und nahm es entgegen. Auch ihre Finger waren noch ganz zittrig, aber sie schaffte es ohne zu kleckern das Glas zu ihren Lippen zu führen und etwas zu trinken. Tatsächlich tat es sehr gut. Es vertrieb ein wenig die komische Leichtigkeit aus ihrem Kopf, machte es ein wenig leichter, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Das musste der Zucker sein. Vor allem der Zucker tat gut.

Noch immer lehnte sie halb gegen Irene, die nun einen Arm halb um sie herumlegte. „Wenn du magst, kannst du auch noch ein wenig was essen.“ Sie zögerte. „Du bist nicht Vegan oder so?“

„Nö“, erwiderte Nadja. Sie kam sich ein wenig komisch vor, so umsorgt zu werden. Natürlich hatte sie davon online gelesen. Aftercare und solche Sachen. Aber da die meisten Pornos so etwas ausließen, war es doch seltsam überraschend. „Hast du den gebacken?“, fragte sie an Irene gewandt.

„Ja, habe ich tatsächlich“, erwiderte Irene.

„Irene kocht und backt gerne“, erklärte Andre. Es schien ihm nun ein wenig leichter zu fallen, ihren Blick zu treffen. Er gab ihr den Teller.

„Danke“, murmelte Nadja. Unterbewusst registrierte sie, dass sie ihre Brüste wieder entblößt hatte, beschloss aber dann, dass es sie gerade wirklich nicht störte. Immerhin hatten die beiden nun sowieso alles gesehen.

Sie aß und merkte, wie sich ihr Körper langsam wieder normalisierte. Ihre Gedanken wurden noch klarer. Als sie den Brownie gegessen hatte, atmete sie tief durch. Sie fühlte sich seltsam gut, auch wenn die Stellen, an denen Andre sie geschlagen hatte, noch immer etwas schmerzten.

Irene schien das zu bemerken. „Wie fühlst du dich jetzt?“, fragte sie.

„Gut. Besser zumindest.“ Nadja kam nicht umher etwas zu lächeln.

„Sehr gut.“ Wieder strich Irene über ihre Schulter. Solange Nadja nichts sagte, würde sie damit vielleicht auch einfach nicht aufhören. „Magst du vielleicht ein wenig darüber reden?“

Natürlich verstand Nadja. Sie merkte, wie sie wieder etwas rot wurde. „In Ordnung“, sagte sie, wusste aber nicht, was sie wirklich sagen sollte.

„War wirklich alles okay?“, fragte Andre. „War nichts zu fest oder zu viel?“

„Nein. Das war alles okay. Sonst hätte ich es nicht gesagt.“

„Weil du so wenig widersprochen hast, bin ich nur etwas unsicher.“

Nadja schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht widersprochen, weil halt alles soweit okay war. Wirklich. Es war okay.“

„Gut.“ Er wirkte erleichtert. „Auch der Sex am Ende?“

Wieder brannten Nadjas Wangen. Im Rahmen der Szene hatte es sich so natürlich angefühlt, aber aktuell war es etwas seltsam darüber zu sprechen. Allerdings schien es ihm Gedanken zu machen, also nickte sie rasch. „Ja. Ich habe damit gerechnet. Das war vollkommen okay.“

Er atmete auf. Es schien, als würde eine Menge Anspannung von ihm abfallen. „Sehr gut.“

Nadja zögerte wieder. Es gab eine Sache, die sie ansprechen wollte. Es war nur noch sehr schwer, wirklich laut darüber zu sprechen. „Mich hat es nur gewundert, dass du so wenig gemacht hast, Irene.“

Irene lächelte. „Wie gesagt, ich bin vor allem dominant. Und ich dachte, es wäre für den Anfang vielleicht besser das sein zu lassen, weil ich wollte, dass du dich in Kontrolle fühlst. Wenn wir das hier wiederholen wollen, werde ich schon auch noch etwas machen.“

Das erschien Nadja wirklich sehr umsichtig. Aber vielleicht sollte es sie nicht überraschen. Es war recht klar, dass die beiden sich ziemlich viele Gedanken über diese Sache gemacht hatten. Vielleicht mehr, als sie selbst. Doch zumindest war auch deutlich, dass die beiden wirklich wussten, was sie taten. „Okay.“

„Magst du das ganze denn irgendwann noch mal wiederholen?“, fragte Andre zurückhaltend.

„Sehr gerne.“ Sie zögerte. „Es war wirklich sehr gut. Wirklich.“

„Das beruhigt mich“, erwiderte Andre. Dann zögerte er. „Ich würde dich gerne noch einmal eincremen, wenn das für dich okay ist.“ Als sie ihn fragend ansah, erklärte er: „Das wirkt etwas beruhigend für die Haut nach den Schlägen. Es kann helfen, dass es im Nachhinein nicht zu schmerzhaft wird.“

Das machte irgendwie Sinn. Sie kam sich etwas ungebildet vor, weil sie sich so genau über die Dinge nie informiert hatte. „In Ordnung“, sagte sie dann. Sie beobachtete ihn, wie er noch einmal in die Schublade des Nachtischs griff und eine Flasche Babyöl hervorholte.

Dann zögerte sie, legte sich dann aber wieder hin und drehte sich auf den Bauch, damit er ihren Hintern und die Oberschenkel eincremen konnte. Wieder wirkten seine Berührungen auf seltsame Art nicht sexuell, sondern vorrangig professionell. Es fiel ihr auf einmal ganz nicht so schwer, sich vorzustellen, dass er ein Arzt war.

Dennoch hielt sie etwas inne, ehe sie sich umdrehte, damit er auch an ihre Brüste kam. An diesen sah sie jetzt tatsächlich einzelne Striemen.

„Ist es dir lieber, wenn Irene sich um die Brüste kümmert?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. „Mir ist beides Recht.“

Dennoch gab Andre das Öl an Irene weiter.

„Richte dich etwas auf, ja?“, meinte diese und Nadja gehorchte.

Irene griff von hinten um sie herum. Dieses Mal waren auch ihre Berührungen eher neutral, bis sie am Ende mit den Händen auf Nadjas Brüsten inne hielt. „Ich mag deine Brüste“, meinte sie.

Auch dabei merkte Nadja, wie sie errötete. „Na ja, sie sind etwas klein, oder?“, murmelte sie verlegen.

„Ich finde, sie sind genau groß genug“, erwiderte Irene. „Genau eine Handvoll. Glaub mir, mehr wird schnell unangenehm.“

Bei diesen Worten wurde sich Nadja nur zu deutlich Irenes größerer Brüste bewusst, die aktuell ihren Rücken berührten. „Danke“, stammelte sie.

Irene lachte leise. „Ich hoffe, das war nicht schlimm.“

„Nein. Aber …“ Nadja sah auf ihre eigenen Brüste hinab. „Ich bin nur nicht gewohnt, sowas zu hören.“

„Dann hattest du bisher nicht die richtigen Freunde“, erwiderte Irene. Sie rückte etwas von ihr fort. „Magst du dich wieder anziehen?“ Das schien als ernsthafte Frage gemeint.

Nadja zögerte. „Eigentlich würde ich gerne noch einen Moment hier liegen bleiben und dann … könnte ich mich gleich noch mal hier duschen?“

„Natürlich kannst du das“, meinte Andre. Er ging um das Bett herum, neben dem noch eine weitere Tür war. „Hier ist noch ein kleines Bad.“ Er öffnete die Tür um es ihr zu zeigen.

Das brachte Nadja zum Schmunzeln. „Ihr seid auf alles vorbereitet, oder?“

„Na ja, dass hier war mal als ein Gästezimmer geplant“, murmelte Andre verlegen.

„Es ist schon okay. Ich … finde es gut, dass ihr so gut vorbereitet seid.“

„Das ist gut.“ Er wirkte verlegen.

„Wenn du magst kannst du nachher noch etwas bleiben“, bot Irene ihr an. „Ich könnte Abendessen für dich mit kochen.“

Das war noch etwas, das Nadja überraschte. Sie senkte den Blick. „Wirklich?“

„Ja“, meinte Irene. „Aber nur wenn du willst.“

Das war eine gute Frage. Wollte sie? Aber zumindest im Moment fühlte sie sich hier sehr wohl. Sie legte sich wieder hin und zog die Decke über sich. „Ja. Vielleicht. Danke.“

Erste Dominanzspiele (1)

Irene war nett und vor allem sehr fürsorglich. Am Montag nach ihrer ersten Session, rief sie Nadja noch einmal an. Sie wollte sicher gehen, dass alles in Ordnung war. Immerhin, so sagte sie, konnte ein Drop auch längere Auswirkungen haben oder ein richtiger Drop erst noch kommen, doch davon spürte Nadja wenig. Im Gegenteil. Sie fühlte sich motivierter, als üblich, was sie als eine positive Entwicklung verbuchte.

Auch danach schrieb Irene ihr ab und zu Nachrichten und sei es nur einen „Gute Morgen„ Wunsch. Ab und an auch mit Grüßen von Andre, auch wenn Nadja nicht sicher sagen konnte, ob das so stimmte. Aber wahrscheinlich war ihr erster Eindruck von ihm korrekt und er war einfach etwas schüchtern. Jedenfalls was diese Dinge anging.

Sie selbst tat sie allerdings etwas leichter, als sie das nächste Mal, zwei Wochen später zu ihnen kam. Es war noch immer seltsam, nackt vor diesen Menschen, die sie kaum kannte, zu sein. Aber sie hatte weniger Angst. Zumindest war sie sich mittlerweile relativ sicher, dass keiner von beiden ihr böswillig etwas antun würde, das sie nicht wollte.

Auch die zweite Session lief ähnlich ab, wie die erste. Andre konzentrierte sich vornehmlich auf die Schläge, experimentierte aber ein wenig mehr damit, womit er wohin schlug. Jedenfalls tat ihr Hintern nach dieser zweiten Session deutlich mehr weh, als beim letzten Mal.

Bei ihrer dritten Session spielten sie ein wenig mehr mit verschiedenen Dildos. Das war zumindest auch etwas, woran auch Irene sich mehr beteiligte.

Nadja wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden immer wieder darauf warteten, dass sie zu mehr Dingen „Nein„ sagte. Aber soweit war sie einfach froh zu experimentieren und die beiden waren kein einziges Mal zu weit gegangen für sie, wie sie auch immer wieder danach beteuerte.

Das seltsame an der dritten Session war, dass auf sie kein Drop folgte. Nicht mal ein leichter. Nicht, dass es Irene und Andre davon abhielt, sie etwas zu verwöhnen. Eigentlich wusste Nadja, dass auch auf verschiedenen Webseiten genau dazu geraten wurde, aber ein wenig fühlte es sich doch an, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.

Nun war es das vierte Mal, dass sie zu ihnen kam. Sie stand vor der Haustür. Ein wenig Nervosität war da noch immer, aber eher eine positive Art der Nervosität, so wie vor einer Achterbahnfahrt.

Wie so oft wurde sie von Irene an der Tür empfangen, auch wenn sie dieses Mal noch normale Kleidung trug.

„Da bist du ja“, meinte sie mit ihrem üblichen Lächeln.

Nadja grinste verlegen. „Ja. Da bin ich.“

„Kommst du noch einmal mit ins Wohnzimmer. Wir wollten über etwas reden.“

Nadja schob ihre Augenbrauen zusammen. „Okay.“ Sie hoffte nur, sie hatte nichts falsch gemacht. Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch folgte sie Irene, die ihren Gesichtsausdruck bemerkte.

„Entspann dich“, meinte sie. „Es ist nichts schlimmes. Wir wollten heute nur etwas Neues ausprobieren und mit dir vorher darüber sprechen.“

Nadja atmete auf. „Okay.“

Wie sie erwartet hatte, saß Andre bereits im Wohnzimmer auf der Couch. Auch wenn er sich bei der letzten Session nicht mehr ganz so sehr zurückgehalten hatte, war er noch immer nervös so mit ihr zu reden. Nach einer Session fiel es ihm leichter.

„Hi“, grüßte sie ihm und versuchte ihrerseits ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.

Er wirkte verlegen. „Hi.“ Seine Ohren glühten rot.

Sie setzte sich wie immer auf das kleinere der beiden Sofas, während Irene neben ihrem Mann Platz nahm.

Nadja sah unsicher zu den beiden hinüber. „Okay. Worum geht's?“

Ausnahmsweise wich Irene ihrem Blick zuerst aus, zwang sich dann aber, sie anzusehen. Sie räusperte sich. „Ich hatte mir gedacht, dass ich heute gerne versuchen würde, dich zu dominieren.“

Eigentlich hatte Nadja darauf gewartet. Immerhin hatte Irene sich die letzten Male noch immer zurückgehalten. „Okay“, sagte sie nur.

„Okay, wie: Dass ist für dich in Ordnung?“, fragte Irene.

„Ja“, erwiderte Nadja. „Das ist okay.“

„Gut.“ Irene lächelte wieder. „Dann wäre da die nächste Sache. Ich würde gerne ein wenig Rollenspiel einbringen.“

Sie hatte schon vorher durchblicken lassen, dass sie das unbedingt wollte. Nur war sich Nadja noch nicht sicher gewesen - das war sie sich immer noch nicht. Sie wusste nicht genau, wie es sich anfühlen würde.

Entsprechend war die nächste Frage nicht verwunderlich: „Würdest du das versuchen wollen?“

Nadja zögerte für einen Moment, nickte aber dann. „Versuchen können wir es, ja.“

„Wenn es für dich nicht geht, können wir jederzeit abbrechen“, versprach Irene.

„Ich weiß.“

„Dann wäre die Frage, was für ein Rollenspiel für dich okay wäre. Du sagtest, Age Play ist für dich komplett ausgeschlossen.“

„Genau.“ Dabei käme sie sich einfach nur albern vor. Sie fand nichts an der Vorstellung als 'kleines Mädchen' von Daddy den Po vollzubekommen. In dem Kontext fühlte sich Sex für sie einfach falsch an - und etwaige Schläge auch.

„Dann könnte ich mir Pet Play oder Slave Play vorstellen“, meinte Irene.

Beides waren Sachen, die Nadja bei ihrer ersten Besprechung auf „Vielleicht„ genannt hatte. Sie überlegte. Zwar hatte sie Pet Play Videos gesehen, die ganz süß gewesen waren, aber gehörte auch fast immer mit zum Spiel, dass so ein Tier ein wenig widerspenstiger war. Sie war sich nicht sicher, ob sie das konnte. Als devote Sklavin konnte sie sich dagegen viel eher vorstellen. „Slave Play“, sagte sie daher.

„Okay“, erwiderte Irene. „Das kriegen wir hin.“

Nadja lächelte unsicher. Sie war sich noch immer nicht sicher, wie das werden würde.

„Da ist noch eine Sache“, sagte Irene.

„Ja?“

„Mir ist es wichtig, dass du auch im Spiel sagst, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Genau dafür sind die Safe Words da.“

„Ich weiß“, versicherte Nadja. „Ich weiß, dass ich bisher habe mir viel gefallen lassen, aber es war bisher auch alles okay. Wirklich.“

„Ich mache mir nur Sorgen deswegen.“ Wieder musterte Irene sie. „Ich könnte mir vorstellen, dass du beim Spiel komplett unterwürfig wirst und alles mitmachst.“

Dazu konnte Nadja nicht viel sagen. Sie hatte noch nie ein solches Rollenspiel gemacht. Insofern war es schwer abzuschätzen, wie sie darauf reagieren würde. „Ich versuche es zu vermeiden.“

Dies schien Irene zumindest etwas zu beruhigen, auch wenn ihre Hände noch immer leicht verkrampft auf ihrer Hose lagen. „Gut.“ Sie seufzte und wischte sich eine Strähne ihrer Haare aus dem Gesicht. „Und da ist noch eins.“ Nun zeigte sich auf ihren Wangen ebenfalls ein rötlicher Schimmer.

Neugierig erwiderte Nadja ihren Blick. „Und das wäre?“

„Wärst du bereit mich zu lecken?“

Erste Dominanzspiele (2)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erste Dominanzspiele (3)

Irene ließ Nadja vorsichtig aufs Bett gleiten. Nadja hatte gar nicht bemerkt, wie zittrig sie war. Nicht dass sie es im Moment klar bemerkte. Ihre Gedanken waren zu verschwommen. Vorrangig war ihr Gehirn noch immer von dieser seltsamen Euphorie erfüllt.

Ganz instinktiv rückte sie an Irene heran, als diese sich hinter sie legte und einen Arm um sie herumlegte. Es fühlte sich gerade gut an.

Andre saß nur da auf dem Rand des Bettes und sah sie an. Er war verunsichert und schaute fragend zu seiner Frau.

Diese musterte ihn für einen Moment. „Du holst jetzt etwas für unsere Kleine und dann legst du dich zu mir.“ Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu.

Er stand auf und zog sich seine Hose wieder an, brachte das gebrauchte Kondom in das kleine Bad neben dem Zimmer, ehe er nach oben ging.

Derweil strich Irene durch Nadjas Haare. „Nicht einschlafen, Nadja, hörst du mich?“

Nadja murmelte etwas im Halbschlaf. Ihr war so seltsam müde und schwummerig. Noch immer zitterte sie etwas. Vor allem ihre Beine. Sie wollte einfach nur etwas schlafen. Nur ein bisschen.

„Nadja“, flüsterte Irene und strich weiter durch ihr Haar. „Du musst etwas trinken, bevor du einschlafen kannst, okay?“

Nadja blinzelte sie an. „Okay“, hauchte sie dann.

„Gut.“ Irene strich über ihre Wange. Da glänzten immer noch ein paar Tränen.

Irgendwie blieb Nadja wach, bis Andre herunterkam. Dieses Mal hatte er neben dem Trinken ein paar Pralinen mitgebracht. Es gab immer Schokolade nach den Sessions. Irene sagte immer, dass es half.

„Komm, setz dich etwas auf“, meinte Irene und half Nadja dabei. „Trink etwas.“

Nadja gehorchte, ohne darüber nachzudenken. Sie nahm das Glas entgegen und trank einen langen Schluck. Wie immer stellte sie fest, dass es erstaunlich gut tat. Auch nahm sie die Praline, die Andre ihr reichte. Nougatfüllung, stellte sie fest, als sie reinbiss und verschlang dann die zweite Hälfte. Sie nahm noch eine. Dann eine dritte. Dann trank sie noch einen Schluck, ehe sie wieder auf dem Bett zusammensackte.

„Schatz?“, sagte Irene.

Andre sah sie an. „Bring die Decke und leg dich zu mir.“

„Okay“, erwiderte er. Er nahm die Decke von einem der Stühle und deckte die beiden Frauen damit zu, ehe er sich hinter seine Frau legte. „Das war gruselig“, flüsterte er.

Irene nickte nur und streichelte weiter Nadja, die mittlerweile in einen seligen Halbschlaf verfallen war.

„Sie ist ein extremer Sub“, flüsterte sie dann zurück.

Andre nickte nur und kuschelte sich dann an sie.

So lagen sie da für eine ganze Weile, sicher eine halbe Stunde, bis Nadja sich wieder zu regen begann. Sie war noch immer zittrig, aber zumindest wurden ihre Gedanken langsam klarer. Sie war halb überrascht, dass Irene noch immer neben ihr lag. Noch überraschter, dass auch Andre hier lag, selbst wenn es dadurch in dem Bett beinahe etwas eng war.

Noch immer strich Irene ab und an über ihren Arm.

Nadja drehte sich halb zu ihr um und sah sie an. Sie wollte etwas sagen, wusste aber nicht wirklich was. Daher beließ sie es bei einem leisen: „Irene?“

Irene öffnete die Augen und musterte sie. „Bist du wieder halbwegs wach?“

„Ja.“ Nadja starrte sie weiter an. Ihre Gedanken waren noch immer seltsam verzerrt. Sie war sich nicht ganz sicher, was eben geschehen war. Nur, dass es sich verdammt gut angefühlt hatte, das wusste sie.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Irene.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Nadja. Ein Gefühl sagte ihr, dass etwas Seltsames passiert war. Sie konnte nur nicht sagen, was genau. „Ich habe Hunger“, fügte sie dann hinzu. Denn tatsächlich knurrte ihr Magen förmlich. Sie fühlte sich, als hätte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen.

„Dann sollst du was zu Essen bekommen“, erwiderte Irene. „Kannst du dich aufsetzen?“

Nadja versuchte es und tatsächlich funktionierte es, auch wenn ihr noch immer etwas schwindelig war.

„Tu mir einen Gefallen, und iss noch ein paar Pralinen, ja?“, meinte Irene und strich Nadjas Haare etwas zurück.

„Okay.“ Nadja merkte sehr wohl, dass Irene etwas bedrückte. Aber ihr Gehirn war einfach nicht wach genug, um sich zusammen zu reimen, was. Deshalb begnügte sie sich damit, drei weitere Pralinen zu essen und etwas zu trinken, in der Hoffnung, dass es Irene wenigstens etwas beruhigen würde.

Nun sah auch Andre sie an. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig.

Sie nickte. „Ja. Irgendwie schon.“

„Kannst du ihr ein Brot schmieren gehen?“ Irene sah sich zu ihm um.

„Sicher“, erwiderte er.

Während er ging, stand auch Irene auf. „Ich hole kurz etwas, um dich sauber zu machen“, erklärte sie, ehe sie in das Badezimmer verschwand. Wie Andre bei den letzten Malen, kam sie mit einem halb feuchten Handtuch zurück. Sie setzte sich neben Nadja und begann ihre Beine vorsichtig zu waschen, machte dann mit dem Hintern und ihrem Rücken weiter. Schließlich nahm sie eine Spitze des Handtuchs und wischte vorsichtig über Nadjas Wangen.

„Was ist los?“, fragte Nadja unsicher. „Habe ich etwas falsch gemacht?“

Ein sanftes Lächeln zeigte sich auf Irenes Zügen. Sie strich ihr über die Wange. „Nein. Du hast gar nichts falsch gemacht. Mit dir ist alles okay.“

„Du wirkst bedrückt“, erwiderte Nadja.

„Wir reden gleich in Ruhe darüber, wenn du gegessen hast.“

Noch immer nicht wirklich überzeugt nickte Nadja. Sie schlang die Arme um sich. Auf einmal war sie sich sehr ihrer Nacktheit bewusst.

„Ich bringe dir eben einen Bademantel“, meinte Irene und stand erneut auf.

Nadja hinterfragte das nicht. Sie fühlte sich gerade nicht in Verfassung sich selbst etwas richtig anzuziehen.

Tatsächlich kehrte Andre vor Irene mit dem geschmierten Brot zurück. Wieder musterte er Nadja vorsichtig.

„Es ist alles okay“, erwiderte sie, auch wenn sie die Decke ein Stück höher zog. „Ich bin nur etwas KO.“

„Das habe ich bemerkt“, meinte er. Er setzte sich auf die Kante des Bettes und reichte ihr den Teller. „Hier.“

„Danke.“ Sie nahm das Brot, dass offenbar mit Nutella oder zumindest etwas ähnlichem beschmiert war, und biss herzhaft rein. Sie hatte wirklich furchtbaren Hunger. So sehr, dass sie das Brot in kürzester Zeit heruntergeschlungen hatte. Zumindest half es ein wenig.

Dann kam auch Irene zu ihr herunter. Sie hatte einen weißen Bademantel dabei und reichte ihn Nadja. „Kriegst du den übergezogen?“

Das war relativ. Sie schaffte es zumindest ihn sich über die Arme zu ziehen und vor dem Bauch zuzubinden. Noch immer hatte sie irgendwie den Instinkt näher an Irene zu rücken.

Diese wirkte noch immer sehr besorgt. „Magst du einmal schauen, ob du stehen kannst?“

Unsicher rückte Nadja zu Irenes Seite des Bettes und versuchte aufzustehen. Sie schwankte, aber Irene stützte sie. „Weißt du, was wir jetzt machen?“, fragte Irene.

„Was?“

„Wir gehen jetzt hoch und lassen uns ein Bad ein.“

Nadja schaute sie an. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Natürlich klang ein Bad gut, aber sie verstand den Zusammenhang gerade nicht. „Okay“, sagte sie dennoch.

„Kannst du mit dem Abendessen anfangen?“, fragte Irene an Andre gewandt, während sie Nadja weiter stützte.

„Ja. Sicher“, antwortete er.

Dann bugsierte Irene Nadja zur Zimmertür.

Nadja stellte fest, dass es gar nicht so leicht war, mit ihren zittrigen Beinen die Treppe hochzukommen. Doch mit Irenes Hilfe und dadurch, sich an das Treppengeländer zu klammern, schaffte sie es irgendwie. Oben schob Irene sie nach links und in einen Raum, der sich als das Hauptbadezimmer herausstellte. In diesem war eine große und ziemlich luxuriös wirkende Badewanne.

„Wow“, murmelte Nadja.

„Setz dich erst einmal auf die Toilette.“ Irene hielt inne. „Entschuldige. Ich meine ...“

Nadja sah sie verwirrt an. „Ist schon okay.“ Sie war ohnehin froh sich setzen zu können. Verwirrt beobachtete sie Irene dabei, wie sie die Wanne ausspülte und dann den Abfluss zudrehte, ehe sie Wasser einlaufen ließ. Von einem Regalbrett an der Wand neben der Wanne, nahm sie eine Flasche mit Badezusatz und kippte davon eine großzügige Menge ins Wasser. Dann wandte sie sich Nadja zu.

„Zeig mir deine Hände.“

Bereitwillig ob Nadja die Arme und beobachtete dann, wie Irene die Fesseln abnahm. Dann machte sie mit den Füßen weiter und nahm ihr dann das Lederhalsband ab, an dem noch immer die Ketten hingen.

„Was ist los?“, fragte Nadja. Sie wusste gerade nicht, wie sie sich fühlen sollte. Vornehmlich war sie mit der Situation überfordert.

Irene drehte sich zu ihr um. „Ich hätte vorhin unterbrechen sollen und habe es nicht getan. Das ist los.“

„Aber ...“ Nadja zögerte. „Es war doch gut, oder?“

Irene ging vor ihr in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. „Du bist vorhin sehr, sehr schnell und sehr, sehr tief ins Sub Space. Und das macht mir ein wenig Sorgen.“

„Aber warum?“

Wieder hob Irene die Hand, um ihr über die Wange zu streichen. „Weil ich dir eben hätte fast alles sagen können und du es wahrscheinlich gemacht hättest. Du konntest kein richtiges Einverständnis mehr geben.“

Nadja runzelte die Stirn. Das seltsame war, dass je mehr sie darüber nachdachte, desto schwerer fiel es ihr ihre Erinnerung an die Session wirklich zu ordnen. Alles, was sie definitiv sagen konnte war, dass sie sich sehr, sehr wohl dabei gefühlt hatte. „Es hat sich aber gut angefühlt“, meinte sie kleinlaut.

„Das hat es sich fraglos“, erwiderte Irene sanft. „Du warst effektiv high.“

„Okay“, sagte Nadja, obwohl sie nicht ganz verstand. Wieder überlegte sie einen Moment. „Wie hast du das gemacht?“

Das brachte Irene doch zum Lächeln. „Ich habe nur die Hälfte gemacht. Du hast dich recht bereitwillig fallen lassen.“

„Habe ich das?“

„Ja. Du hast nicht viel Anstoß gebraucht, um richtig drin zu sein. Ich glaube, du bist devoter, als du es bisher geglaubt hast.“

Auch auf Nadjas Zügen breitete sich ein verlegendes Lächeln aus.

„Komm“, meinte Irene. „Du setzt dich jetzt erst einmal in die Badewanne.“ Sie streckte ihr einen Arm entgegen, um ihr aufzuhelfen. Nadja nickte und schaffte es mit zwei zitternden Schritten, sich dann auf den Rand der Badewanne zu setzen und sich von da aus ins Wasser gleiten zu lassen. Die Wärme fühlte sich gut an.

Irene blieb am Rand der Badewanne sitzen. „Ist es für dich okay, wenn ich mich dazu geselle?“

Nadja zögerte. War es für sie okay? Aktuell hatte sie noch immer ein enormes Bedürfnis nach Nähe. Wohl eine Folge von der Session. Und zumindest Online hatte sie gelesen, dass man auf diese Bedürfnisse besser hören sollte. „Ja“, sagte sie daher.

„Gut.“ Irene lächelte und begann dann hinter ihrem Rücken nach den Schnüren des Korsetts zu tasten. Irgendwie schaffte sie es tatsächlich das Korsett allein zu öffnen und zog es sich aus. Dann folgte auch der Rock.

Sie ließ Nadja etwas Zeit, damit diese zur Seite rücken konnte, ehe sie sich selbst ins Wasser gleiten ließ. Sie seufzte entspannt. „Das ist angenehm, oder?“

„Ja“, hauchte Nadja.

Irene musterte sie über ihre Beine hinweg. „Du musst dir wirklich wegen nichts Vorwürfe machen, ja?“ Sie lehnte sich vor, um Nadjas Knie zu berühren. „Du warst meine Verantwortung und was schief gegangen ist, war meine Schuld.“ Sie wartete, bis Nadja ihren Blick erwiderte.

„Aber du fühlst dich schlecht.“

„Ja, aber nur weil ich einen Fehler gemacht habe. Ich habe eigentlich recht früh gewusst, dass es besser wäre, abzubrechen. Andre hat es auch gewusst, aber es war meine Szene. Er hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht dabei.“

„Das ...“

„Psst“, machte Irene. „Es muss dir nicht leid tun, sondern nur mir. Es war meine Verantwortung abzubrechen.“

„Aber ich verstehe noch immer nicht ganz, wieso.“

„Wie gesagt. Du warst nicht mehr bei klarem Verstand. Du warst extrem beeinflussbar. Das ... es gibt Leute, die auf so etwas hinarbeiten, aber weil wir uns noch nicht solange kennen ist es ein wenig schwerer einzuschätzen, wenn wir damit doch zu weit gehen. Was ist, wenn wir etwas gemacht hätten, was du nicht gemocht hättest? Die Gefahr bei sowas ist, dass du dich entweder nachher richtig mies fühlst oder es auf einmal super schnell umschlägt.“ Irene seufzte. „Dass du dich jetzt so verantwortlich fühlst, ist wahrscheinlich auch eine Folge davon, dass du eben einen sehr heftigen Adrenalincrash hattest.“

Nadjas Mund hing offen. Sie brauchte einen Moment, um diese ganzen Informationen zu verarbeiten. Immerhin war ihr Gehirn noch immer nicht gänzlich kooperationsbereit. „Okay“, murmelte sie schließlich.

Für eine kurze Weile herrschte Schweigen. Dann sah Nadja auf. „Irene?“

„Ja?“

Nadja zögerte. „Kannst du dich zu mir herübersetzen?“ Sie hatte noch immer dieses Bedürfnis nach körperlicher Nähe.

Offenbar verstand Irene das. „Ja. Natürlich.“ Sie rückte am Rand der halbrunden Badewanne entlang und legte dann einen Arm um Nadja. „Komm.“

Und auch wenn es sich seltsam anfühlte, legte Nadja den Kopf gegen Irenes Schulter. Gerade war es irgendwie das richtige. Dennoch konnte sie eine Frage nicht ganz aus ihrem Kopf verdrängen. Auch wenn sie sich komisch vorkam, diese Frage zu stellen. „Irene?“, fragte sie daher noch einmal kleinlaut.

„Was ist?“

„Aber ... Ich ... War ich gut?“

Ein leises, unfreiwilliges Lachen kam über Irenes Lippen. „Du warst wunderbar. Genau deshalb habe ich es überhaupt soweit getrieben. Es war unglaublich wie gut du warst.“ Sie tätschelte Nadjas Schulter. „Wirklich. Du warst super. Dein Blick dabei war unglaublich sexy.“

„Okay. Gut.“

„Du warst wunderbar“, wiederholte Irene nur. „Wirklich wunderbar.“

Zumindest diese Worte lösten ein wenig den Knoten, der sich in Nadjas Magengegend gebildet zu haben schien. Sie entspannte sich ein wenig mehr, genoss das warme Wasser und den Geruch nach Orangenblüten, der wohl vom Badezusatz kam. Es war angenehm so neben Irene zu sitzen. Ihre nächsten Worte purzelten einfach so von ihren Lippen. „Du hast das schon mal so gemacht, oder?“

„Was?“

„Einen richtigen Sub dominiert.“

Irene lachte leise. „Ja. Habe ich. Früher einmal. Bevor ich Andre kannte.“

„Es muss echt anstrengend sein“, murmelte Nadja.

„Was?“

„In einer Beziehung mit jemand zu sein, den man wirklich mag und dann seid ihr beide Doms.“

„Ja“, flüsterte Irene. „Das ist wirklich anstrengend. Und frustrierend. Aber dafür haben wir jetzt ja dich.“

„Okay ...“, murmelte Nadja. Sie mochte den Klang davon.

„Und noch eine Sache“, meinte Irene, während sie wieder anfing Nadjas Schulter zu streicheln.

Mit einem Brummen gab Nadja zu verstehen, dass sie zuhörte.

„Tu mir einen Gefallen und bleib heute über Nacht hier. Ich mag dich in deinem Zustand gerade nicht ins Auto steigen lassen.“

Was sollte Nadja dazu sagen. Sie seufzte leise. „Ist in Ordnung.“



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