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Indestructible

Cato x Clove
von

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Teil 1: Der Mentor – Kapitel 1

In dem Moment, in dem die Kanone ertönte, brach ihr Bündnis.

 

Thresh sackte in sich zusammen und noch während sein lebloser Körper fiel zog Marvel den Speer mit einem kräftigen Ruck aus dessen Brust. Als Thresh den Boden berührte holte Marvel bereits aus, nur um das Schwert von Cato noch rechtzeitig abzuwehren.

 

Der letzte gegnerische Tribut war soeben gefallen und das gemeinsame Ziel ihrer Allianz erreicht: Die Karrieretribute aus den Distrikten 1, 2 und 4 hatten vom ersten Tag an zusammengearbeitet, um alle anderen Tribute zu jagen und zu töten, solange bis keiner mehr von ihnen übrig war, nur um sich dann selbst zu bekämpfen. Schließlich konnte nur einer von ihnen die Arena lebendig verlassen.

 

Derjenige wäre der Sieger der 74. Hunger Spiele.

 

Im Blutbad war bereits der erste aus ihrem Bündnis gefallen: Dillon, der männliche Tribut aus Distrikt 4. Ein viel zu frühes Ende für einen Karrieretribut und eine Schande für seinen Distrikt. Dieses Jahr kamen aus dem Distrikt der Fischerei nur schwache Tribute, denn wenige Tage später war ihm seine Distriktpartnerin Elyse gefolgt. Unachtsam war sie in eine Falle eines anderen Tributs getreten, die ihr kurzerhand das Genick gebrochen hatte. Drei Tage später erwischte es Glimmer aus Distrikt 1. Obwohl sie in ihrem Camp am Füllhorn alle überlebenswichtigen Vorräte sicherten, wie Nahrung, Wasser und Medikamente, hatte das unvorsichtige und naive Mädchen Appetit auf ein paar verführerisch aussehende dunkelrote Beeren gehabt. Leider waren sie giftig gewesen.

 

Während Tag für Tag die Kanonen ertönten und die Anzahl der verbliebenen Tribute immer kleiner wurden starb Prima, der weibliche Tribut aus Distrikt 2 im Kampf gegen den Jungen aus Distrikt 12. Gegen drei Karrieros konnte sich niemand verteidigen, doch es gelang dem blonden Jungen tatsächlich noch vorher einen von ihnen mit in den Tod zu reißen.

 

Letztendlich blieben aus dem Bündnis nur noch Marvel und Cato übrig, die beiden männlichen Tribute aus Distrikt 1 und 2. Nur noch ein weiterer lebender Tribut befand sich außer ihnen in der Arena: Thresh, der männliche Tribut aus Distrikt 11. Bisher war es ihm gelungen sich zu verstecken und bis hier hin wer weiß wie zu überleben. Entweder war der muskulöse, einschüchternde Junge ein Überlebenskünstler oder er hatte großzügige Sponsoren. Es war nicht einfach gewesen, ihn ausfindig zu machen, da er jeder Konfrontation erfolgreich aus dem Weg gegangen war. Doch nun war es ihnen gelungen – sie hatten ihn in seinem Weizenfeld gefunden. Nun waren sie schon sechzehn Tage in der Arena. Cato und Marvel wussten, nur gemeinsam würden sie Thresh besiegen können, denn er war von Anfang an ihr größter und gefährlichster Konkurrent gewesen. Und danach würden sie sich selbst bekämpfen.

 

Dann würde einer von ihnen endlich nach Hause gehen können.

 

Die Zuschauer daheim kamen wirklich auf ihre Kosten. Nun saßen sie vermutlich alle gespannt vor den Bildschirmen, mit ihren Wettscheinen in den Händen, die Augen auf das diesjährige Spektakel gerichtet. Wer würde den Kampf nun gewinnen? Würden Cato und Marvel Thresh besiegen? Oder würde Thresh, der zwar in der Unterzahl lag, sich jedoch bisher wacker geschlagen hatte, durch einen Geniestreich die beiden bezwingen? Oder würde gar etwas ganz Unerwartetes geschehen, durch das Einschreiten der Spielemacher?

 

Thresh hielt sich wirklich nicht schlecht. Sie alle waren inzwischen ausgelaugt, durch die Hitze dehydriert und durch den Schlafmangel mit den Nerven am Ende. Keiner von ihnen wollte jetzt verlieren, so kurz vor dem Ziel. Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf – Marvel mit seinem Speer, Cato mit seinem Schwert und Thresh mit seiner Machete und seinem Beil.

 

Seine goldenen Augen waren voller Entschlossenheit. Am Anfang gelang es ihm nicht nur, die Angriffe der beiden mordlustigen Jungen abzuwehren, sondern sie auch noch zu verletzen – keine großen Verletzungen, aber hier eine tiefe Schnittwunde, da ein blutiger Kratzer – doch allmählich wurden seine Bewegungen langsamer, angestrengter. Und langsam zeigte sich, wer die Überhand über diesen Kampf besaß.

 

Letztendlich war es Cato, der den entscheidenden Treffer erzielte. Mit voller Wucht rammte er ihm sein Schwert in die ungeschützte Seite. Die Wunde war nicht tödlich, sorgte jedoch dafür, dass Thresh geschockt mitten in der Bewegung erstarrte. Marvel nutzte diesen Moment, um ihm seinen Speer durch die Brust zu rammen, direkt durchs Herz.

 

Dann ertönte die Kanone.

 

Keiner von ihnen beiden zögerte in diesem Moment. Genau das könnte einem nämlich das Leben kosten. Sie beide wussten, was in dem Moment zu tun war:

 

Weiterkämpfen!

 

Dabei war es egal, ob es sich um einen Verbündeten handelte, es war egal, was man bereits gemeinsam in der Arena erlebt hatte, es war egal, ob man sich mochte oder nicht. Mit dem Ziel vor Augen, dass es hieß töten oder getötet werden, fiel es ihnen eigentlich ganz leicht.

 

Cato setzte bereits zum Angriff an. Er war nun schon so lange auf den Beinen und völlig erschöpft von dem Kampf mit Thresh, doch das Adrenalin pumpte neue Energie durch seine Adern, ließ ihn weiter kämpfen, ließ ihn immer und immer wieder auf Marvel mit seinem Schwert einhacken. Das Schwert war dem Speer im Nahkampf eigentlich unterlagen, deshalb musste er schnell sein, schnell und stark, und Marvel keine Möglichkeit zum Angriff lassen. Innerhalb eines Wimpernschlags dominierte er bereits den Kampf. Während er sich Marvel näherte und Schritt für Schritt auf ihn zu ging, wich sein Gegner immer wieder vor ihm zurück, um die nötige Distanz zwischen sie zu bringen, um richtig kämpfen zu können. Schließlich machte Marvel den Fehler: er hob den Speer in beiden Händen haltend über sich, um seinen Kopf zu schützen, und Catos Schwert traf direkt in der Mitte des Holzstocks, wo es eine tiefe Kerbe hinterließ. Beim zweiten schnell folgenden Hieb brach der Stock entzwei. Und der gefährliche tödliche Speer war nun nichts weiter als ein zerbrochenes hölzernes Spielzeug.

 

Marvel warf den unteren nutzlosen Teil beiseite und behielt das Ende mit der metallenen Spitze in der Hand. Er fluchte leise, doch er schien noch nicht in Panik zu verfallen. Er griff schnell an seinen Rücken und zog ein Sax hervor, dessen Scheide sich unter seiner Jacke befand, die er sich um die Hüfte gewickelt hatte. Es war vielleicht nicht so groß und beeindruckend wie Catos Schwert, mit dem er mit einem einzigen Hieb einen Kopf vom Hals trennen konnte, aber es erfüllte seinen Zweck. Die obere Hälfte des Speers nutzte er nun mit der linken Hand zur Abwehr, in der rechten hielt er das einschneidige kurze Hiebschwert. Er stach damit zu, Cato wich aus, wurde allerdings am Oberarm erwischt. Cato fluchte laut, versuchte sich aber nicht durch das arrogante Grinsen auf Marvels Gesicht ablenken zu lassen.

 

Der Typ dachte wirklich er würde diesen Kampf gewinnen? Dem würde er es zeigen!

 

Der Sieger dieser Spiele hatte schon von Anfang an festgestanden. Cato hatte es gewusst, noch bevor die Spiele überhaupt begonnen hatten, sogar noch bevor er sich überhaupt freiwillig gemeldet hatte. Der diesjährige Sieger käme aus Distrikt 2.

 

Cato trat einen Schritt von Marvel zurück. Wütend ballte er beide Hände zu Fäusten, in der einen den Griff des Schwertes fest umklammert. All seine Muskeln spannten sich an. Dann stürzte er sich in Sekundenschnelle auf Marvel, mit der rechten Schulter voran. Jetzt war sein kräftiger Körper seine Waffe.

 

Trotz der Überraschung wehrte sich Marvel mit seinem Sax. Immerhin war er ein erfahrener Kämpfer. Auch wenn er oft überheblich und arrogant war konnte man Marvel nicht so einfach überrumpeln. Noch im Fall stach er zu und erwischte Cato an der Schulter. Als er auf dem Boden aufschlug wurde alle Luft aus seinem Körper gepresst, er keuchte und japste nach Luft, was nur von Catos Gewicht verstärkt wurde. Blitzschnell riss der Blonde ihm das Sax aus der Hand und schleuderte es weit von sich weg. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Marvel mit dem Speer zulangen wollte, doch er griff nach der Stange und hielt sie fest.

 

Catos Gesicht war nur wenige Zentimeter über dem von Marvel. Mit seinem kompletten Körper versuchte er die verzweifelten Bewegungen unter sich zu begraben. Mit seiner Schulter drückte er seinen Arm auf den Boden, mit seinen Beinen seinen Unterkörper. In den grauen Augen von Marvel erkannte er Wut und Trotz, doch umso länger er in ihnen suchte, umso mehr Angst fand er auch darin.

 

„Runter von mir, du Bastard!“, zischte Marvel zwischen zusammengepressten Zähnen. Mit aller Kraft versuchte er den Riesen von sich runter zu werfen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er drückte, schlug und trat, so fest er konnte.

 

Die einzige Antwort, die er erhielt, war ein überlegenes Schmunzeln. Cato fühlte sie, die Macht, wie sie durch ihn strömte und ihn beflügelte. Endlich war der Moment gekommen, von dem er so lange geträumt hatte. Alle Augen in Panem sahen jetzt ihm zu. Das würde sein Sieg werden.

 

Und sein Sieg sollte etwas Besonderes werden.

 

Cato legte den Kopf von der einen auf die andere Seite, während er sein Schwert langsam an Marvels Hals drückte. Daraufhin fing er noch heftiger an zu strampeln. Sein Knie erwischte Cato schmerzhaft im Magen. Irgendwo in der hintersten Ecke seiner Gedanken bemerkte er es, doch es könnte ihn im Moment nicht weniger interessieren. Er überlegte, während seine Finger sich nacheinander kurz vom Schwertgriff lösten und wieder fest drum schlossen: langsam töten oder schnell? Dem Kapitol eine gute Show liefern? Oder dem ehemaligen Verbündeten Gnade erweisen und einen raschen und schmerzlosen Tod bescheren?

 

Seine Lippen verzogen sich zu einem gefährlichen Lächeln, entblößten weiße gefletschte Zähne. Marvel startete einen weiteren Versuch mit dem Speer. Es gelang ihm die Waffe aus Catos Griff zu befreien und er rammte die Spitze mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, in die Hüfte seines Gegners. Er keuchte kurz schmerzhaft auf, ließ seinen Blick aber nicht von Marvels Augen, die sich vor Entsetzen noch weiter weiteten. Cato war viel zu sehr gefangen in diesem Moment.

 

Das war sein Moment. Sein finaler Kill, den sie immer wieder und wieder zeigen würden, der Moment in dem er zum Sieger wurde. Schon bald würde man Marvels Namen vergessen haben, doch seinen Namen würde man für immer kennen.

 

Langsam, entschied er sich schließlich. Marvel hatte ihn immer ein hirnloses Muskelpaket genannt und genau diese Muskeln wurden ihm nun zum Verhängnis. Der Schönling aus dem Luxusdistrikt war ebenfalls durchtrainiert, aber bei weitem nicht so stark und muskulös wie Cato. Der Tribut aus Distrikt 2 war mit seinem gewaltigen Körper viel zu schwer, lag mit seinem kompletten Gewicht auf Marvel. Körperlich glich es dem Kampf von David gegen Goliath: ein Winzling gegen einen Riesen. Nur das diese Geschichte anders ausgehen würde. Verzweifelt versuchte Marvel nun mit den Händen gegen das Schwert zu drücken, das bereits seinen Hals einschnitt. An der linken Hand lief das dunkelrote Blut hinab. Cato versuchte ihn noch nicht einmal davon abzuhalten. Sollte er sich ruhig ein wenig wehren, so machte es viel mehr Spaß.

 

Die panischen und schmerzerfüllten Laute, die folgten, sowie der Ausdruck in den grauen Augen, während das Leben aus seinem Körper wich, würden Cato den Rest seines Lebens begleiten.

 

Der laute Knall der Kanone riss ihn irgendwann aus seinem tranceähnlichen Zustand, in dem er sich befand, einer Welt, aus dunklem Rot und dem grenzenlosen Gefühl der Macht. Die lauten Fanfaren erinnerten ihn daran, wo er sich befand, was gerade geschehen war und was als nächstes geschehen würde. Cato hielt weiterhin sein Schwert fest umklammert und stand mit wackeligen Beinen auf. Jetzt erst merkte er, wie erschöpft er war. Die Stimme von Seneca Crane nahm er verzerrt war. Was hatte er gesagt?

 

Sieger … er war jetzt ein Sieger

 

Catos blaue Augen wanderten von Marvels reglosem Körper zu seinem Schwert, dessen Klinge nun dunkelrot, beinahe schwarz wirkte. Ihm wurde schwindelig, die Hymne wurde immer leiser, dumpfer. Das Adrenalin ebbte allmählich ab und der Schmerz der Wunden an Hüfte und Schulter bahnte sich in sein Bewusstsein. Langsam, mit seiner letzten Kraft hob er das Schwert in einer Siegerpose in die Luft.

 

„Sieger …“

 

Triumphierend lächelnd glitt er zu Boden.

 

„Endlich …“

 

Auf dem Rücken liegend starrte er gen Himmel, wo er bereits das Hovercraft erkennen konnte, das ihn aus der Arena holen und zurück ins Kapitol bringen würde. Dabei wanderte seine linke Hand zu seinem Hals und er umfasste den Anhänger seiner Kette – sein Andenken aus Distrikt 2. In der rechten hielt er immer noch sein Schwert.

 

„So fühlt es sich also an …“

 

Wie oft hatte er von diesem Moment geträumt? Wie oft sich diese Szene ausgemalt? War es wie in seiner Vorstellung? Was fühlte er? War es Freude? Begeisterung? Erleichterung? Dankbarkeit? Stolz?

 

Cato konnte es nicht genau benennen. Er versuchte sich nur diesen Moment und dieses Gefühl ganz genau einzuprägen. Jetzt hatte er sein Ziel erreicht, das Ziel, auf das er sein ganzes Leben lang hingearbeitet hatte:

 

Er hatte die Hunger Spiele gewonnen.

Teil 1: Der Mentor – Kapitel 2

Der Zug setzte sich gerade in Bewegung, da war das violette Jackett auch schon ausgezogen und gegen die nächste Wand gepfeffert. Er hasste die Klamotten aus dem Kapitol. Und auch wenn die Arbeit seines Stylisten halbwegs akzeptabel war fühlte er sich in diesen knallbunten Stofffetzen immer wie auf einem Kostümball. Im Ernst – violett?

 

Cato öffnete mit flinken Bewegungen den Knoten der Krawatte und warf sie ebenfalls beiseite. Das Hemd, das er trug, war wenigstens weiß. Die goldenen Knöpfe konnte er gerade noch ignorieren. Die schwarzen spitzzulaufenden Lackschuhe konnte er auch nicht weit genug von sich schleudern. Lola, seine Kapitolbegleiterin sah ihn mit gehobenen Augenbrauen tadelnd an. Ihr Mund war eine schmale Linie. Anscheinend kostete es sie all ihre Beherrschung die Worte, die sie ihm an den Kopf schmettern wollte, zu unterdrücken.

 

Er beachtete sie nicht. Er war ein Sieger, er konnte tun und lassen was er wollte. Schwer seufzend, als läge die komplette Last der Welt auf seinen Schultern, ließ er sich auf dem freien Platz neben seinem Mentor nieder. Schnell öffnete er noch die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes, dann legte er die gekreuzten Beine auf den Tisch, woraufhin Lola nur frustriert den Kopf schüttelte, von ihrem Platz aufstand und das Abteil verließ. Endlich fühlte er sich wieder wie ein Mensch. Wie ein Mensch aus Distrikt 2. Und nicht wie so ein lächerlicher dahergelaufener Pimpf aus dem Kapitol. Auch wenn sie ihn so kleideten, als wäre er einer von ihnen, er würde nie einer von ihnen sein. Da konnten sie ihn in ach so lächerliche Klamotten stecken. Sie konnten vielleicht das Optische verändern, aber nie seinen Charakter.

 

Dass sich der Zug bewegte war kaum zu spüren, obwohl er mit rasender Geschwindigkeit über die Gleise sauste. Nicht ein Ruckeln oder Schaukeln. Schon in wenigen Minuten würden sie Distrikt 3 hinter sich lassen.

 

„Hast du ihn gesehen? Den Hass in ihren Augen?“, fragte Cato seinen Mentor mit monotoner Stimme. „Ich habe ihre Kinder ermordet und muss mein Beileid heucheln.“ Er schnaubte. „Ich bin froh, wenn dieser Quatsch vorbei ist.“ Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. Auf dem großen Bildschirm, der an der Wand hing, liefen bereits die ersten Wiederholungen der heutigen Siegesfeier.

 

Die Hungerspiele lagen inzwischen sechs Monate zurück und wie für jeden Sieger endeten die Feierlichkeiten nicht mit der Krönung, sondern erst nach der Siegestour. Der amtierende Sieger reiste durch alle zwölf Distrikte, beginnend mit Distrikt 12, und näherte sich immer weiter dem Kapitol, wo die letzte Siegesfeier stattfinden sollte. Der Sieger hielt eine Rede, bekundete sein Beileid bei den Familien der verstorbenen Tribute und traf die amtierenden Sieger des Distriktes. So wurden die ersten Bande zu den anderen Siegern geknüpft. Alles wurde natürlich live übertragen und zu einem wichtigen Schauspiel erkoren. Alles nur, um den Sieger zu ehren, um das Kapitol zu ehren und, wie sollte es anders sein, um an die Hungerspiele zu erinnern.

 

Brutus, der die Siegestour selbst als Sieger und einige Male aus der Sicht des Mentors erlebt hatte, wusste, wie nervig diese Veranstaltungen sein konnten. Ob man Bock hatte oder nicht, man musste immer schön lächeln und irgendwelche Reden vorlesen, die man nicht einmal selbst geschrieben hatte und sich mit Leuten unterhalten, die man gar nicht kennenlernen wollte. Allerdings wusste er auch, dass man dabei auch durchaus seinen Spaß haben konnte.

 

„Distrikt 3 war langweilig“, stimmte er mit seiner tiefen Stimme zu, während er eine Flasche Whiskey öffnete und zwei Gläser damit füllte, in denen bereits Eiswürfel klirrten. Auch er steckte in der Garderobe, die ihm sein Stylist ausgesucht hatte: ein dunkelblauer, leicht schimmernder Anzug. Nicht so auffällig, wie der von Cato, aber schließlich war er auch nicht der Star des Tages. „Ich habe ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet.“ Brutus verschloss die Flasche, stellte sie in den Kübel voller Eiswürfel auf dem Tisch und reichte seinem Schützling eins der Gläser. „Als nächstes kommt Distrikt Eins“, sagte er, während er mit Cato anstieß. „Da geht immer die Party ab!“ Brutus leerte sein Glas in einem Zug. „Distrikt Eins weiß wie man feiert.“

 

„Aha“, antwortete Cato nur unbeeindruckt, ehe er auch seinen Whiskey trank. Distrikt 1 wäre morgen an der Reihe. Sie würden die Nacht über fahren und wenn er morgen aufwachte, wären sie bereits da. Kurz sah er die Gesichter von Marvel und Glimmer vor sich, seine beiden ehemaligen Verbündeten. Auch ihre Familien würden trauernd auf der Bühne stehen. Wie gerne würde Cato ihnen ehrliche Worte an den Kopf werfen – wie dumm ihre Tochter gewesen war, die Beeren zu essen oder wie schwach ihr Sohn gewesen war, der letztendlich keine Chance gegen ihn gehabt hatte. Als Cato am ersten Tag der Siegestour seinem Mentor gegenüber fies grinsend verkündete, er wolle seine Reden auf seine Art halten, hatte Brutus ihm nur einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben und gebrummt: „Sei nicht dämlich, Junge! Regeln sind Regeln.“

 

Deshalb schrieb Brutus die Reden für ihn und Cato las sie brav vor. Das sarkastische Lächeln oder das arrogante Grinsen bei diesem oder jenem Satz konnte er sich trotzdem nicht verkneifen.

 

Cato musste schon zugeben, dass es interessant war, die anderen Sieger kennenzulernen. Die aus den äußeren Distrikten waren fast alle alt, verrückt oder drogenabhängig, aber in den kommenden Distrikten, die aus 1 und 2 wollte er unbedingt kennenlernen. Die beiden Distrikte hatten nämlich in der Geschichte der Hungerspiele mit Abstand die meisten Sieger hervorgebracht. Natürlich kannte er inzwischen die meisten aus seinem eigenen Distrikt. Doch mit der Siegesfeier hatte es irgendwie etwas … Offizielles. So wurde es noch deutlicher, dass er nun zu ihnen gehörte.

 

Kurz nach seinem Sieg hatte Cato sein Haus im Dorf der Sieger bezogen und er musste schon sagen, dass es sich dort aushalten ließ. Von nun an hatte er keine Sorgen mehr. Das Kapitol versprach ihm alles, was er begehrte: Reichtum (er besaß nun so viel Geld, wie er nie im Leben ausgeben könnte), Nahrung (das Kapitol versorgte ihn sein Leben lang – nicht, dass er je hatte Hunger leiden müssen) und die Freiheiten eines Siegers – er konnte reisen, wohin er wollte, er konnte machen, was er wollte – solange er sich an die Regeln hielt. Außerdem bekam er noch Schutz für sich und seine Familie.

 

Der Bildschirm zeigte die Sieger aus Distrikt 3. Gerade einmal fünf Sieger, drei Frauen und zwei Männer. Cato erkannte die beiden, die den Tributen, die er getötet hatte, als Mentoren zugeteilt gewesen waren.

 

„Man kann nicht gerade behaupten, dass sie einen guten Job gemacht haben“, behauptete Cato süffisant, bevor er auch sein Glas leerte und es auf den Tisch stellte. Manche der Mentoren hatten die Arena nur durch Glück überlebt, weil sie entweder am besten schwimmen oder sich am besten verstecken konnten. Solche Leute waren als Mentoren eigentlich unqualifiziert. Eigentlich. Die Regeln besagten jedoch, dass die Aufgabe des Mentors von einem ehemaligen Sieger ausgeführt werden musste. Distrikt 12 hatte sogar nur einen einzigen Sieger, sodass es gar keine Alternative gab.

 

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht?“, fragte Brutus. Er hielt sein leeres Whiskeyglas immer noch in der Hand, schwang es gedankenverloren hin und her, sodass die halb aufgetauten Eiswürfel darin leise gegen das Glas klirrten. Sein Blick musterte neugierig seinen Tribut. „Willst du auch mal ein Mentor werden?“

 

Cato schnaubte. „Ganz bestimmt nicht!“ Natürlich hatte er schon mal darüber nachgedacht. Seine blauen Augen verengten sich leicht, als er es sich vorstellte. Vermutlich würde er schon nach einem Tag bei einem unfähigen Tribut die Beherrschung verlieren und ihm den Hals umdrehen. Ha, nein, für diesen Job war er viel zu temperamentvoll. Außerdem hatte er besseres vor, als seine Zeit mit dem Trainieren von mickrigen Tributen, die in seine Fußstapfen treten wollten, zu verschwenden.

 

„Wieso nicht?“, fragte Brutus ruhig. Vermutlich hatte er mit dieser Antwort bereits gerechnet.

 

„Wieso?“ Cato sah ihn stirnrunzelnd an. Das fragte der noch? „Ich habe keine Lust!“, sprach er die Wahrheit aus. Unbekümmert zuckte er mit den Schultern. Cato interessierte sich nur für sich selbst. In der Arena hatte er es ihnen allen erst bewiesen: Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er seinen Verbündeten, na gut, ehemaligen Verbündeten, abgeschlachtet. Es hatte ihm nichts ausgemacht, den Tod von dreiundzwanzig anderen Kindern in Kauf zu nehmen, nur um den Ruhm und die Ehre zu erhalten, nach der er sich so sehr verzehrte. Er wollte nicht anderen helfen, die Spiele zu gewinnen. Er wollte nur sich selbst zufrieden stellen. Was in den nächsten Jahren in den Spielen passieren sollte, würde er nur milde interessiert auf dem Bildschirm beobachten. Er hatte seinen Teil erfüllt. Er hatte seinem Distrikt Stolz und Ehre gebracht.

 

„Ha!“, sagte Brutus. „Wenn jeder so egoistisch wäre wie du, gäbe es überhaupt keine Mentoren mehr.“

 

Cato zuckte abermals mit den Schultern. Natürlich war er egoistisch. Das wurde einem in Distrikt 2 in die Wiege gelegt.
 

„Stell dir vor, ich wäre kein Mentor geworden. Dann hätte ich dich nie trainiert. Dann wärst du nie so gut geworden.“ Brutus beugte sich zu ihm vor und flüsterte schon fast: „Dann wärst du jetzt kein Sieger.“

 

Aber das beeindruckte seinen Schüler nicht. „Das ist was komplett anderes. Du bist der perfekte Mentor. Ich kann mir keinen besseren vorstellen, als dich.“ Seit er Brutus kannte sah er zu ihm auf. Sein Mentor war mehr, als nur sein Trainer, er war ein Vorbild, ein Ansporn, eine Bezugsperson. Ja, Cato war ihm dankbar, für all das, was er ihm beigebracht hatte. Ohne ihn wäre er heute nicht hier. Und dennoch …

 

„Ist ja nicht so, als müsste ich das jetzt entscheiden“, sagte Cato. Er griff nach dem Whiskey und schenkte beide Gläser wieder voll. Als er die Flasche zurück in den Krug steckte griff er sich eine Handvoll Eiswürfel und ließ sie in die Gläser plumpsen. Cato lehnte sich mit dem Glas in der Hand wieder zurück und wollte es gerade an seine Lippen führen, als er die nachdenklichen Augen seines Mentors auf sich ruhen spürte. Cato sah ihn an und versuchte den Blick zu deuten.

 

„Wieso sprichst du das Thema überhaupt an?“, fragte er mit einem mulmigen Gefühl. Für Cato war das Thema erledigt. Er wollte kein Mentor sein. Punkt. Es gab in Distrikt 2 genügend lebende Sieger, die in den nächsten Spielen die Tribute betreuen konnten, sollte Brutus diesen Job nicht mehr machen wollen oder nicht mehr dazu in der Lage sein.

 

Brutus antwortete nicht. Er sah ihn nur an, seine Mimik undefinierbar.

 

„Brutus?“, fragte Cato mit bohrendem Unterton. Der Griff um sein Whiskeyglas verstärkte sich bereits.

 

„Ich werde als Mentor zurücktreten“, antworte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Seine grauen Augen begegneten vollkommen ruhig den blauen ihm gegenüber.

 

„Und?“, fragte Cato gepresst. Er wusste, dass das noch nicht das Ende der Geschichte war.

 

„Ich werde dich als meinen Nachfolger vorschlagen.“

 

Cato starrte ihn mehrere Sekunden an, ehe er sich mit geschlossenen Augen genervt die Nasenwurzel rieb, den Kopf schüttelte und dann den Whiskey hinunterkippte. „Nein“, antwortete er entschieden. Er schüttelte auch weiterhin den Kopf, während Brutus seinen ewig langen Monolog vortrug, von wegen „Du bist der Beste, Cato“ und „Ich kann mir keinen Besseren vorstellen als dich, Cato“.

 

Anscheinend stimmten die Gerüchte, die man sich im Distrikt über Brutus erzählte. Der einst so furchteinflößende und brutale Brutus war inzwischen alt und sesshaft geworden. Vor zwei Jahren hatte er geheiratet und seine Frau hatte kurz nach dem Ende der 74. Hungerspiele ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt gebracht. Jetzt stand wohl die Familie für ihn an erster Stelle.

 

Aber Cato dachte ja gar nicht daran! Sollte Brutus sich doch einen anderen Nachfolger suchen. Es gab genügend andere Sieger, die diesen Posten mit Kusshand übernehmen würden. Vielleicht würde er irgendwann auch mal Mentor sein wollen, sein Wissen an die nächste Generation weitergeben und sowas, aber doch noch nicht jetzt! Jetzt wollte er sich erst einmal amüsieren.

 

„Nein!“, sagte Cato entschieden. „Und hör jetzt endlich auf zu reden, ehe ich sauer werde.“ Die Ader an seiner Stirn pochte nämlich schon gefährlich.

 

„Sieh dir den Tribut wenigstens an“, beharrte Brutus, der sich von seinem Schüler nicht einschüchtern ließ. Auch wenn Cato stark war, Brutus war ebenso kräftig und gefährlich. „Er ist wirklich beeindruckend.“ Er sprach von dem Jungen schon, als wäre er bereits ausgelost, dabei war er nur ein Anwärter. In Distrikt 2 jedoch verlief die Ernte anders, als bei den anderen Distrikten. Hier gab es immer einen Jungen und ein Mädchen die sich freiwillig meldeten. Und diese beiden wurden vorher ganz genau ausgesucht. Schließlich wollte man keine Schwächlinge in die Arena schicken, sondern potentielle Sieger.

 

Cato warf seinem Mentor einen skeptischen Blick zu. Wenn Brutus von ihm schwärmte sollte das schon etwas heißen. Aber egal wie gut dieser Junge auch sein mochte, er konnte nie so gut sein, wie Cato. Das war klar.

 

„Tu mir den Gefallen“, fing Brutus mit einem leichten Lächeln an und er klopfte Cato freundschaftlich auf die Schulter, eine kraftvolle Geste, die jeden anderen in die Knie gezwungen hätte, „komm zum Training und lern Titus kennen. Schau dir an, was er drauf hat. Und wenn du dann sagst, dass du ablehnst“, er hob kapitulierend die Hände, „dann werde ich nicht noch einmal fragen. Versprochen.“

 

Einen Moment dachte Cato darüber nach. Sein Entschluss stand bereits fest. Er würde absagen. Ganz egal, wie gut dieser Titus sein mochte. Irgendetwas in den grauen Augen seines Mentors, ließ ihn jedoch einknicken.

 

„Na schön“, murmelte er resignierend.

 

Neben ihm grinste Brutus zufrieden. In einer väterlichen Geste wuschelte er Cato durchs blonde Haar, woraufhin der nur murrend die Hand seines Mentors wegschlug.

 

Vermutlich hatte er nach der Siegestour eh nichts Besseres zu tun. Dann würde er sich die beiden Anwärter für die nächsten Hungerspiele eben ansehen.

 

Ein Blick konnte ja nicht schaden …

Teil 1: Der Mentor – Kapitel 3

Es war ein komisches Gefühl, das Trainingscenter wieder zu betreten. Das letzte Mal, als Cato hier gewesen war, war er noch ein Anwärter gewesen. Nun war er ein Sieger. Er war nun all das, wovon die Jungen und Mädchen, die hier trainierten, jahrelang träumten. Sechs Jahre hatte es gedauert, bis er das Können und die Stärke erreicht hatte, die er benötigte, um in den Spielen zu überleben. Sechs lange Jahre … Manche verschwendeten hier nur ihre Zeit, wurden nie ausgewählt sich als Tribut freiwillig melden zu dürfen, manche kämpften sich an die Spitze, überragten alle anderen und zogen los ins Kapitol, um niemals zurückzukehren. Jedes Jahr wurden die zwei besten Achtzehnjährigen ausgewählt, in der Hoffnung, sie mögen Distrikt 2 Ruhm und Ehre bringen.

 

Die Anwesenheit eines Siegers war im Trainingscenter nichts Ungewöhnliches – hin und wieder ließ sich einer von ihnen blicken, um die Anwärter zu trainieren oder um sich lediglich die zukünftigen Tribute anzuschauen. Dennoch waren alle Augen plötzlich auf ihn gerichtet, als er die Halle betrat.

 

Unbewusst straffte er seine Haltung, reckte stolz das Kinn und ein selbstzufriedenes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Cato hatte es schon immer geliebt im Mittelpunkt zu stehen.

 

Das Trainingscenter bestand aus zwei Stockwerken. Im Erdgeschoss befanden sich die Unterrichtsräume, in denen Theorie vermittelt wurde, sowie die Trainingsräume für die jüngeren Jahrgangsstufen. Etliche Stationen, ähnlich wie die im Trainingscenter des Kapitols, sorgten für unterschiedliche Trainingseinheiten. Die meisten Geräte dienten dem Muskelaufbau, denn ein guter Tribut durfte nicht schwach sein. Stärke – das wurde mehr als alles andere vorausgesetzt. Und natürlich der gute Umgang mit Waffen. Diese befanden sich allerdings ausschließlich im zweiten Stockwerk, zu dem nur den Älteren Zutritt gewährt wurde.

 

Ab dem Alter von zwölf Jahren durfte man am Training für die Hungerspiele teilnehmen. In dieser Altersklasse wurden jeweils fünf Jungen und fünf Mädchen ausgesucht. Diese zehn Schüler wurden entweder von ihren Eltern vorgeschlagen – die a) das Potenzial in ihren Sprösslingen erkannten, b) einfach nur auf den Sieg und ein unbekümmertes Leben hofften oder c) es selbst nie geschafft hatten sich als Tribut zu behaupten und nun ihre unerfüllten Wünsche auf ihre Nachkommen projizierten – oder von ihren Lehrkräften, die im Sportunterricht oder durch andere Situationen auf ihr mögliches Talent aufmerksam geworden waren, wie enorme Stärke, besondere Skrupellosigkeit oder der Talent im Umgang mit Waffen. Bereits in der Schule hatte man einen wachsamen Blick auf die Kinder, denn schließlich wäre ein unentdecktes Talent eine verlorene Chance auf den erhofften Sieg in den Hungerspielen.

 

So kam es, dass die Zwölfjährigen zwei Jahre lang trainierten, bis man das schwächste Mädchen und den schwächsten Jungen aussortierte. Für diejenigen war der Traum eines Tages zum Sieger gekrönt zu werden zerplatzt wie eine Seifenblase. So ging es alle zwei Jahre weiter, immer wieder wurden die zwei Schwächsten aussortiert, bis von den Achtzehnjährigen nur noch insgesamt vier Kandidaten übrig blieben. Ein halbes Jahr trainierten sie gemeinsam, bis zum Zeitpunkt der Siegestour. Von da an wäre es nur noch ein weiteres halbes Jahr bis zu den kommenden Spielen. Der beste Junge und das beste Mädchen qualifizierten sich dafür, sich als Tribut freiwillig melden zu dürfen und wurden von da an von dem jeweiligen Mentor persönlich unterrichtet, der sie anschließend ab der Ernte offiziell betreuen würde. Das Kapitol tolerierte dies alles stillschweigend.

 

Das Training in den letzten sechs Monaten war besonders hart. Die Ausbilder im Trainingscenter waren selbstverständlich qualifiziert, jedoch kamen sie nie gegen die Erfahrung der ehemaligen Sieger an, die bereits selbst in der Arena gewesen waren. Sie konnten den Tributen am besten vermitteln, was sie in den Spielen erwarten würde.

 

Und nun sollte Cato, zumindest wenn es nach Brutus ging, diese Rolle übernehmen. An seinem Entschluss, dieses Angebot abzulehnen, hatte sich in den vergangenen Tagen nichts geändert. Trotz allem hatte ihn irgendetwas heute hier her gezogen.

 

Die jüngeren Anwärter folgten ihm mit neugierigen Blicken, als er durch die Halle ging. Manche hielten in ihrem Training mitten in der Bewegung inne, um ihn mit offenem Mund anzustarren. Andere versuchten unbeeindruckt zu wirken, konnten sich die interessierten Seitenblicke aber nicht verkneifen. Cato beachtete sie nicht groß. Er nickte hin und wieder einem ehemaligen Trainer zu und setzte seinen Weg in Richtung des Treppenhauses fort.

 

Den Siegern war es gestattet das Trainingscenter ebenfalls zu benutzen, jedoch erst nachdem der allgemeine Unterricht der Anwärter vorüber war. Viele Sieger trainierten hier abends oder nachts. Cato hatte sich in seinem Haus im Dorf der Sieger einen eigenen Trainingsraum einbauen lassen. Jedoch wirkte dieser Raum noch so fremd auf ihn. Er erfüllte seinen Zweck, aber er war nicht vergleichbar mit den hier herumliegenden Gewichten, mit denen er so lange trainiert hatte, oder mit den Waffen, mit denen er unzählige Dummys malträtiert hatte. Mit diesem Trainingscenter verband er so viele Erinnerungen. In diesen Räumen war er zu dem Mann geworden, der er nun war. Ein Karrieretribut, ein Sieger, einer Killermaschine. Allein der Geruch von Schweiß und dem Desinfektionsmitteln für die Trainingsgeräte sowie das vertraute Geräusch der summenden Laufbänder und der keuchenden Atemzüge versetzten ihn in eine Nostalgie, die pure Vorfreude durch seine Venen fließen ließ.

 

Cato betrat nun den zweiten Stock. Im Gegensatz zum unteren Stockwerk lag hier das Geräusch von aufeinandertreffenden Waffen in der Luft. Die Fünfzehn- bis Achtzehnjährigen durften mit den Waffen trainieren. Hier begann erst das wirkliche Training. Die bisherigen Enttäuschungen waren aussortiert, sodass man sich nun mit denen befassen konnte, die auch tatsächlich das Zeug dazu hatten, an den Spielen teilzunehmen. Dreimal die Woche wurde hier nach dem regulären Schulunterricht trainiert, Kampftechniken erlernt, Kräfte gemessen und Schwachstellen ausgemerzt. Einzelne Stationen boten die unterschiedlichsten Waffen. Zusätzlich gab es noch weitere Trainingsräume, wie die Dunkelkammer oder der virtuelle Raum. Distrikt 2 investierte viel Geld in die Ausbildung seiner Tribute. Hinter dem Trainingscenter befand sich eine riesige Außenanlage, in der ebenfalls regelmäßig trainiert wurde, im Sommer, wie im Winter. Schließlich sollten die Tribute auf alle möglichen Wetterbedingungen eingestellt sein. Die Arenen der Hungerspiele waren stets unberechenbar.

 

Seine blauen Augen suchten den Raum ab, musterten jeden einzelnen Tribut, der sich hier befand. Inmitten dieser Jungen und Mädchen, die erst auf die nächsten Spiele warten müssen, befanden sich die zwei, die sich bereits für die diesjährige Ernte in sechs Monaten qualifizieren konnten. Dieser vielversprechende Kerl, von dem Brutus gesprochen hatte, musste hier irgendwo sein. Vielleicht war es der Dunkelhaarige, der all seinen Zorn am Boxsack ausließ, oder der rothaarige Hüne, dessen Axt durch die menschliche Puppe glitt, wie ein Brotmesser durch ein weiches Stück Butter.

 

Catos Blick wanderte weiter. Wie von einem Magnet angezogen landete all seine Aufmerksamkeit auf dem hölzernen Waffenständer mit den Lang- und Breitschwertern. Seine rechte Hand ballte sich wie von selbst zur Faust und er schien den Griff der vertrauten Waffe zwischen seinen Fingern spüren zu können. Langsam senkten sich seine Augenlider und er atmete tief ein. Bilder, Erinnerungen zogen an ihm vorbei – das Geräusch, wie sich Stahl in Fleisch bohrte, der Geruch von frischem Blut in der Luft, das Gefühl von Macht, das ihn berauschte, das Knacken eines Genicks, das Kreischen eines Mädchens, vor Angst panisch aufgerissene Augen, ein Mund, zu einem stummen Schrei aufgerissen …

 

Für einen Moment driftete er vollkommen ab, befand sich wieder in der Arena, doch die sich ihm langsam nähernden Schritte rissen ihn zurück ins Hier und Jetzt. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu sehen, wer es war. Der Klang dieser bekannten Schritte war ihm inzwischen viel zu vertraut.

 

Seine Atmung hatte sich unwillkürlich beschleunigt. Widerstrebend trennte er sich von seinen Empfindungen. Reiß dich zusammen! Cato ließ seinen Nacken kreisen und noch während er sich zu Brutus umdrehte hatte er sich wieder vollkommen unter Kontrolle.

 

„Da bist du ja. Freut mich, dass du es einrichten konntest.“ Brutus zeigte ein kurzen Lächeln, dass beinahe einem arroganten Grinsen glich, als würde er sich überlegen fühlen, da Cato, trotz seines anfänglichen Widerspruchs, auf seine Bitte hin doch noch zu diesem Treffen erschienen war. Als hätte er nie bezweifelt, dass er auftauchen würde. Cato schnalzte missbilligend mit der Zunge, was Brutus gekonnt ignorierte. Sein Kopf ruckte in eine grobe Richtung. Ohne groß um den heißen Brei herumzureden sagte er: „Komm mit.“

 

Er folgte seinem ehemaligen Mentor zu einer abgesperrten, etwa fünfundzwanzig Quadratmeter großen Trainingsfläche, die für Zweikämpfe genutzt wurde. Brutus blieb drei Meter vor den Seilen stehen und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. Cato stellte sich neben ihn. Seine Augen inspizierten bereits die beiden, die gegeneinander mit Bo-Stäben kämpften. Das stetige Klacken von Holz, das aufeinandertraf, war bei weitem nicht so imposant wir das Klirren von Metall und doch wirkten ihre fließenden Bewegungen auf eine gewisse Art faszinierend auf ihn. Cato erinnerte sich noch gut an diese dämlichen Stöcker, dessen Nutzlosigkeit nur von ihrer Leichtigkeit übertroffen wurde. Er hatte sie während seines Trainings nur benutzt, wenn es sein musste und einmal hatte er seinen Bo einfach in zwei Teile zerbrochen und das zerborstene Ende wütend in den Magen seines Trainingspartners gerammt, sodass dieser eine Woche in der Krankenstation verbringen musste. Catos Lippen verzogen sich bei der Erinnerung daran zu einem süffisanten Grinsen. Er bevorzugte weitaus tödlichere Waffen, als dieses läppische Spielzeug. Doch die Art, wie diese beiden damit umgingen, glich vielmehr einer Choreografie, einem Tanz, als einem Kampf. Sie holten aus und schlugen zu, duckten sich hin und wieder unter den Schlägen hinweg oder parierten die Waffe des Gegenübers, als wäre jeder Schlag vorhergesehen. Einige Sekunden schaute er ihnen beiden zu und kam zu dem Schluss, dass man nicht behaupten konnte, wer von ihnen die Oberhand besaß.

 

„Das ist Titus“, drang schließlich Brutus dunkle Stimme an sein Ohr.

 

Der Achtzehnjährige war groß und durchtrainiert. Vom Körperbau glich er schon beinahe Cato, auch wenn er nicht an seine Größe und seine Muskeln herankam. Seine Haut war gebräunt und sein braun-blondes Haar leicht gelockt. Seine Augen waren so dunkel, dass sie aus der Entfernung so schwarz wirkten, wie die Kohle, die man im äußersten Distrikt abbaute. Cato beobachtete den Jungen. Seine Bewegungen waren schnell und inzwischen schien es, als teilte er mehr Schläge aus, als er abwehrte. Auf seinem Gesicht spiegelten sich kaum Emotionen wider. Leichte Anspannung ließ sich erkennen, sowie pure Konzentration. Und Cato versuchte sich ihn in der Arena vorzustellen. Wäre er der Emotionsgesteuerte oder der Besonnene? Der Angreifer oder der Taktiker? Er spürte, dass er mehr über ihn erfahren wollte, doch es blieb ein gewisser Zweifel. Dieser Titus war anders, als er. Ruhiger. Beherrschter.

 

„Mit welcher Waffe kann er am Besten umgehen?“, fragte er Brutus. Seine Augen lagen weiterhin auf dem zukünftigen Tribut. Dieser hob gerade die Hände mitsamt des Langstabes über seinen Kopf, um den Schlag des Mädchens abzufangen, was Cato an seinen Kampf gegen Marvel erinnerte, dessen Speer er mit seinem Schwert einfach in zwei Teile gehackt hatte.

 

Als Brutus antwortete kam er nicht umhin die leichte Bewunderung in der tiefen Stimme zu hören. „Er bevorzugt die Langaxt.“

 

Leicht irritiert blickte Cato mit zusammengezogenen Augenbrauen zu dem Mann neben ihm, dessen graue Augen den Bewegungen der beiden Tribute folgten. Eine Langaxt war eine ungewöhnliche Wahl für jemandem aus Distrikt 2. Äxte wurden vorzugsweise von den stupiden Holzhackern aus Distrikt 7 gewählt. Noch dazu war es eine Langaxt. Normale Äxte kamen in den Hungerspielen des Öfteren vor, doch Langäxte waren eher selten. Er blickte wieder zu Titus. Vermutlich würde er die Spielemacher bei seinem Einzeltraining für sich gewinnen müssen, damit er die Waffe seiner Wahl in der Arena wiederfand. So wie damals Finnick Odair, dessen Sponsoren ihm einen Dreizack geschickt hatten, das bis Dato kostbarste Sponsorengeschenk.

 

Catos Augen musterten nun das Mädchen, das gegen Titus kämpfte. Was ihm zuerst auffiel war ihre Größe. Karrieretribute waren in der Regel alle großgewachsen und gäbe es dafür ein Limit wäre sie vermutlich haarscharf daran vorbeigeschrammt. Sie war mindestens einen Kopf kleiner als Cato. Was ihr an Größe fehlte machte sie jedoch mit Schnelligkeit wett. Im Gegensatz zu Titus wirkte ihr Gesicht verbissener. Während Titus schon fast eine Gleichgültigkeit ausstrahlte war ihre Angriffslust deutlich spürbar. Sie wollte diesen Kampf gewinnen. Vielleicht, weil sie wusste, dass sie inzwischen Zuschauer hatten, vielleicht weil sie, auch wenn es sich nur um einen Übungskampf handelte, Verlieren verabscheute, was er nur zu gut nachvollziehen konnte. Ihr langer, dunkelbrauner Zopf flog bei jedem Angriff, bei jeder Verteidigung durch die Luft.

 

„Und wer ist sie?“

 

Bisher hatte Cato nicht einen einzigen Gedanken an den weiblichen Tribut verschwendet. Er wollte ja nicht einmal etwas mit dem männlichen zu tun haben, was also interessierte ihn das Mädchen, das gemeinsam mit ihm ins Kapitol reisen würde? Spätestens bei der Ernte, an der er als amtierender Sieger ebenfalls teilnehmen würde, hätte er ihren Namen erfahren.

 

„Das ist Clove.“ Brutus wandte sich nun Cato zu. „Enobaria wird ihre Mentorin.“

 

Als Antwort kam von Cato lediglich ein Brummen. Enobaria mochte eine Siegerin aus Distrikt 2 sein und auch wenn sie für ihre Skrupellosigkeit bekannt war, so war sie doch immer noch eine Frau. Frauen würden, zumindest nach Catos Meinung, niemals mit Männern auf einer Ebene stehen. Dafür waren sie körperlich einfach zu sehr unterlegen. Frauen waren weich, sie waren schwach. Vielleicht gab es einige Ausnahmen, doch die Wirklichkeit zeigte ihm, dass seine Gedankengänge nicht unbegründet waren. Er dachte an Prima, an Glimmer und an Elyse. Bei einem Kampf um Leben und Tod hätten sie gegen Cato keine Chance gehabt. So wie diese Clove keine Chance gegen ihn haben würde.

 

„Sie ist gut“, fuhr Brutus fort, als er Catos fokussierten Blick bemerkte. „Kein Vergleich zu Prima. Die war im Gegensatz zu Clove– nun, man soll nicht schlecht über Tote sprechen, aber du weißt ja, wo sie jetzt ist.“ Brutus zuckte mit den Achseln, als kümmerte ihn das Schicksal des verstorbenen Mädchens nicht im Geringsten. Ihr Körper lag begraben auf dem Friedhof für die gefallenen Tribute. Und in etwas mehr als einem halben Jahr würden entweder Titus oder Clove ihr Gesellschaft leisten. „Du müsstest mal sehen, wie Clove mit dem Messer umgeht. Das kleine Ding hat keine Skrupel, das kann ich dir versichern. Zwischen ihr und Titus wird es eng werden. Doch unter uns, ich würde mein Geld immer noch auf ihn wetten. Der Bursche ist nicht nur clever, sondern auch brutal. Derjenige, der ihn in den Spielen besiegt, muss erst noch geboren werden.“

 

Während Brutus weitere Lobpreisungen auf den zukünftigen Tribut von sich gab beobachtete Cato Titus und Clove. Sie kämpften nicht zum ersten Mal gegeneinander, das war mehr als deutlich. Dafür wirkten sie viel zu vertraut miteinander, als würden sie die Stärken und Schwächen des anderen genau kennen. Titus erzielte einen Treffer an ihrem linken Oberarm, sie einen an seiner rechten Wade. Wie alle Karrieros würden sie ein Bündnis miteinander eingehen, sobald sie ins Kapitol aufbrachen. Doch wie lange würde es bestehen? In welchem Zustand befand sich das momentane Band zwischen ihnen? Würde es ihnen schwerfallen, einander im Ernstfall umzubringen? Wenn Cato an Prima dachte, seiner ehemaligen Partnerin aus seinem Distrikt, konnte er ohne Zweifel sagen, dass ihr Tod bei ihm rein gar nichts ausgelöst hatte. Doch nicht jeder war so gefühlskalt wie er. Und Gefühle konnten in der Arena den Tod bedeuten, das wusste er nur umso besser. Diesen beiden war bewusst, dass nur einer von ihren aus der Arena wiederkehren würde und jeder von ihnen würde dafür sorgen, dass er derjenige sein würde.

 

Letztendlich gelang es Titus Clove schmerzhaft an der Seite zu treffen, woraufhin sie keuchend einknickte. Er versetzte ihr einen weiteren schnellen Schlag gegen die Schulter und rang sie kurzerhand mit seinem Körpergewicht nieder. Ihr Stab fiel klirrend zu Boden und rollte einige Meter weit weg. Rittlings saß er auf ihrem Becken, den Bo mit beiden Händen gegen ihre Kehle gedrückt und starrte auf sie hinab. Der Kampf war entschieden. Ein leichtes, überhebliches Grinsen erschien auf seinen sonst so gleichgültigen Gesichtszügen und entblößte einen Hauch der Arroganz, die einem in Distrikt 2 in die Wiege gelegt wurde. Er keuchte kaum, im Gegensatz zu ihr, als hätte ihn dieser Kampf keinerlei Anstrengung gekostet. Als sei er ein Roboter, der ohne Emotionen und Kraftanstrengungen kämpfte.

 

„Ah“, seufzte Brutus. „Hab ich zu viel versprochen? Falls sie den Tributen in der Arena keine Waffen geben, könnte Titus seine Gegner mit allem fertig machen, selbst mit einem Zahnstocher!“

 

Um Cato zu beeindrucken würde es allerdings schon etwas mehr brauchen. Jedoch musste er zugeben, dass sein Interesse geweckt war. Er selbst beherrschte jede erdenkliche Waffe, die das Kapitol in der Arena einsetzen konnte. Er wusste, wie man kämpfte, wusste, wie man tötete. Titus strahlte etwas aus, das ihm definitiv nicht entging: eine düstere Aura, die diesen Jungen umgab, was ihn neugierig darauf machte diesen Menschen kennenlernen zu wollen.

 

Doch reichte dies aus, um sein Mentor zu werden?

 

„Clove!“, bellte Brutus plötzlich los. Ohne weiteres ging er zum Übungsplatz und stieg über die Absperrung, um über sie gebeugt wütend auf das Mädchen herabzusehen. „Messer sind verboten beim Bo-Kampf! Wie oft soll ich dir das noch sagen?“

 

Dann erst sah Cato es. Das kleine Messer, das sie gegen Titus Seite drückte, genau unterhalb der Rippen. Cato schmunzelte. Die Kleine kämpfte unfair.

 

Während Brutus Clove mit seinen finsteren Blicken durchbohrte und ihr eine Strafpredigt hielt, erhob sich Titus. Er hielt Clove die Hand hin, sein Gesicht wieder ungerührt, und zog sie auf die Beine. Sie steckte ihr Messer zurück in den Bund ihrer Hose, versteckt an ihrem Rücken, wo es sich die ganze Zeit über befunden haben musste. Brutus‘ harsche Worte, die schon manch einen zum Heulen gebracht hatten, schienen sie nicht einzuschüchtern. Im Gegenteil, sie grinste leicht, als würde sie ihre eigenen Regeln machen. Und Cato spürte, wie er selbst anfing zu grinsen. Dann fielen ihre Augen auf ihn.

 

Es mochten lediglich Sekunden vergingen, in denen sich ihre Blicke kreuzten, doch sie kamen ihm vor wie eine Ewigkeit. Obwohl sie diesen Kampf gerade verloren hatte feixte sie, als wäre sie die eigentliche Gewinnerin. Ihr ganzes Wesen strahlte eine Selbstsicherheit und eine Arroganz aus, die nicht daran zweifeln ließen, dass sie diesen Kampf, hätte sie sich nicht an die Regeln halten müssen, gewonnen hätte. Manch einer wäre wohl in Gegenwart von Cato, dem amtierenden Sieger, bei dieser Niederlage vor Scham im Boden versunken. Doch in Cloves Gesicht erkannte er nur Entschlossenheit. Erst als sie ihm den Rücken zukehrte, brach ihr Blickkontakt. Als Brutus weiterhin vor sich hin grummelnd auf ihn zumarschierte bohrten sich Catos Augen immer noch in ihren Rücken. Gemeinsam mit Titus ging sie zum nächsten Übungsplatz.

 

„Argh, sie macht mich wahnsinnig!“, beschwerte sich Brutus, der vor Cato stehen blieb und somit seine Aufmerksamkeit wiedererlangte. „Ihr Verhalten wird noch alle Sponsoren vertreiben. Aber was soll’s. Das ist Enobarias Problem.“ Er fuhr sich über seinen kahlen Kopf und rieb sich frustriert den breiten Nacken. „Titus ist da eher wie du. Er weiß sich zu benehmen und wie man die Leute für sich gewinnt. Mit ihm würdest du keine Schwierigkeiten haben.“

 

„Mhm“, stimmte Cato ihm halbherzig zu. Sein Blick wanderte wieder zu den beiden Tributen. Sie lösten gerade am Stand mit den Messern ein blondes Mädchen ab, das mit langsamen Schritten von dannen trottete. Clove hielt bereits eins der Messer in ihren Händen und drehte die Klinge gedankenverloren in den Fingern. Sie und Titus erwiderten beide seinen Blick und sprachen über irgendetwas, das er aus der Entfernung nicht verstehen konnte. Wussten sie schon, dass Brutus als Mentor zurücktreten wollte und dass Catos Erscheinen, je nachdem wie er sich entschied, mehr bedeutete, als pures Interesse am Nachwuchs aus Distrikt 2?

 

„Und?“, riss Brutus ihn aus seinen Gedanken. Cato bemerkte, dass er ihm gar nicht mehr zugehört hatte.

 

„Hm?“

 

„Machst du es?“ Brutus sah ihn weder drängend, noch bittend, lediglich neugierig an. Cato war seine erste Wahl, doch sollte er ablehnen würde er jemand anderen finden. Mit Sicherheit gab es genügend andere Sieger, die gerne in seine Fußstapfen treten würden. Brutus‘ geplantem ruhigen Familienleben abseits des Kapitols stand nichts mehr im Wege, egal wie er sich heute entschied.

 

Eigentlich hatte seine Entscheidung längst festgestanden.

 

Eigentlich.

 

Cato musste nicht mehr lange überlegen. „Nur unter einer Bedingung.“

 

Brutus legte den Kopf leicht schief und zog eine Augenbraue hoch, neugierig, aber leicht skeptisch. „Und die wäre?

 

Cato drehte sich erneut zu den beiden Tributen um. Grün-braune Augen trafen auf blaue.

 

„Ich will sie.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

dies ist das erste Kapitel meiner neuen Clato-Fanfiction. Es wird ein längeres Projekt werden und ich freue mich darauf, diese Idee aufzuschreiben. Im ersten Kapitol erfahren wir, wie Cato zum Sieger wurde, dem Ausgangspunkt für den weiteren Verlauf der Story. Vielleicht hätte es so in etwa kommen können, wenn Katniss sich nicht freiwillig gemeldet hätte. (Ich bin davon überzeugt, dass Cato dann der Gewinner gewesen wäre.)

Das nächste Kapitel ist bereits fertig und wird schon bald folgen.
Falls das hier jemand lesen sollte würde ich mich sehr über Reviews freuen :D
Und ihr könnt auch gerne in meine anderen Clato-FFs reinschauen ;)

LG
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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Clover_Fleur
2021-03-09T17:33:14+00:00 09.03.2021 18:33
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht. Die Geschichte hört sich sehr interessant an.
Dein Schreibstyl gefällt mir auch sehr gut.
Von:  _Natsumi_Ann_
2021-02-02T10:45:08+00:00 02.02.2021 11:45
Ich will sie <3333

Ach das Ende ist toll XDDDDDDDDDDDDDDDDD

Sorry hatte vergessen zu kommentieren ^^
Antwort von:  stone0902
02.02.2021 12:35
Und Cato bekommt immer was er will ;)
Von:  _Natsumi_Ann_
2020-08-13T07:59:51+00:00 13.08.2020 09:59
jetzt bin ich gespannt wie sie aufeinander treffen ><
Ich meine wenn er SIE sieht muss er einfach Mentor werden :3
klang ja auch so in deiner Beschreibung dass er es sich wegen IHr auch anders überlegt XD
mmmh erinnert mich jetzt an das neue Buch <333 freue mich voll, wenn es weiter geht !!!!!!
Antwort von:  stone0902
13.08.2020 18:04
Huhu,

ja genau, so in etwa. Brutus erwähnt ja, dass Cato der Mentor von Titus werden soll. In der Inhaltsangabe steht jedoch, dass er der von Clove wird ...

Weiteres dazu im nächsten Kapitel ;)
Von:  _Natsumi_Ann_
2020-07-26T09:09:00+00:00 26.07.2020 11:09
YEAH! Cato ist Sieger xD
Eigentlich kommt er im Film wie ein arroganter Penner rüber XD Ähnlich wie Draco, du hast es mit solchen Jungs xD aber bin echt gespannt wie er Clove traniert und ob er mit ihr bangt und vllt sogar eifersüchtig wird auf ihren MItstreiter Titus? mmmhhh es könnte auch ein wenig Drama kommen XD

ich bin gespannt ^^
Antwort von:  stone0902
26.07.2020 15:52
Cato im Film und Cato im Buch sind sehr verschieden. Im Buch kämpft er noch stundenlang gegen die Mutationen und redet nicht so ein weinerliches Zeug. Ja, er ist arrogant, aber er zeigt ja auch seine gefühlvolle Seite, als Clove stirbt. (Was sie nicht im Film gezeigt haben -.-)
Teil 1 und 2 sind schon komplett durchgeplant. Vor allem auf Teil 2 freue ich mich :D
Danke, für dein Kommi :*
Von:  _Natsumi_Ann_
2020-07-19T08:22:12+00:00 19.07.2020 10:22
Habs noch nicht gelesen, aber werde ich auf jedenfall!!!

Boah ich liebe Cato x Clove <3 Einer meiner absoluten Lieblingsships in dem Fandom *_*
Brutus x Enobaria mag ich aber auch :3 <3

Sind Titus und Lola erfunden ?? oder gibs die echt?


FREUE MICH <3333
Antwort von:  stone0902
19.07.2020 12:30
Huhu,

ja, was Pairings betrifft sind wir auf einer Wellenlänge ^^
Titus und Lola sind erfunden, genauso wie die anderen Tribute und Mentoren, die später noch auftauchen. (Abgesehen von Finnick und Haymitch.)


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