Zum Inhalt der Seite

Doors of my Mind - One Shots

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

One-Shot ~ Das Ding mit dem Kosenamen

One-Shot ~ Das Ding mit dem Kosenamen
 

„Raphael?", rufe ich leise. Keine Antwort. Vermutlich, weil er mich nicht gehört hat. „Hey, weißt du, wo ich den Brief für das Prüfungsamt hingetan habe?", rufe ich diesmal lauter und schichte zum wiederholten Mal ein paar Papiere auf meinem Schreibtisch um. Mittlerweile habe ich zig Zettelhaufen, die ich abwechselnd übereinander und wieder auseinander stapele. Doch ich kann, das was ich suche einfach nicht finden. Es ist zum Verrücktwerden. Als ich keine Erwiderung auf meine Frage erhalte, sehe ich auf. Raphael steht direkt neben mir. Ich schrecke zusammen und drücke mir die Hand gegen die Brust um zu verhindern, dass mir das Herz raus hüpft. Nicht, dass der schöne Mann neben mir nicht längst Eigentümer meines Herzens wäre, doch im Körper behalten möchte ich es dennoch. Vorerst jedenfalls.

„Herrje, ich dachte den Ninja lassen wir im Schlafzimmer", entgegne ich neckend und genieße die feine Röte, die sich augenblicklich in seinem Gesicht abzeichnet. Seine lautlosen Bewegungen sind manchmal wirklich furchteinflößend, aber gegen die geschmeidige Eleganz im Bett habe ich ganz und gar nichts.

„Entschuldige", erwidert er mit sanftroten Wangen. Ich sehe dabei zu, wie er alibihalber ein paar Blätter anhebt und seine breiten Schultern kaum sichtbar nach oben zucken lässt. Er hat meinen Brief wohl nicht gesehen. Ich seufze verzweifelt auf, während Raphaels Zeigefinger einen Buchrücken entlang streicht.

„Sag mal, wieso nennst du mich immer Raphael?", fragt er mich unvermittelt und auch ich halte in meiner Bewegung inne. Sein Finger fährt weiter zu meiner Hand um sich dann sanft über meinen nackten Arm zu arbeiten. Jeder berührte Millimeter antwortet mit Erregung. Die feinen Härchen meiner Haut geraten in Wallung. Tanzen. Kitzeln. Freudenjubel. Als er es bemerkt, bildet sich ein feines Lächeln auf seinen Lippen. Erst dann sieht er mich an.

„Dein Name ist doch Raphael oder habe ich irgendwas nicht mitbekommen?", frage ich amüsiert und widme mich wieder meinen Zettelhäufchen. Vielleicht habe ich mich ja fünf Jahre lang geirrt. Alles ist möglich.

„Ja, natürlich, aber du kannst mich auch Rapha nennen oder was weiß ich." Bei der Kurzform 'Rapha' durchzuckt mich ein unangenehmer Schauer. Ich kann nicht verhindern, dass ich ihn kurz entsetzt ansehe, aber schnell meinem Blick wieder abwenden. So werde ich ihn niemals nennen, denn so rief ihn meine Schwester. Wahrscheinlich auf seinem eigenen Vorschlag hin, aber das ist mir egal. Nein, so nenne ich ihn nicht. Dass er mich überhaupt darum bittet, erfüllt mich mit so viel unangebrachter Eifersucht, dass ich fast platze. Ich wackele energisch mit dem Kopf, bemerke seine fragende Reaktion und verleihe meiner Verneinung noch zusätzlichen Nachdruck, in dem ich meine Hände überkreuzen.

„Warum sollte ich?", frage ich anstatt ihm eine konkrete Antwort zu geben.

„Warum nicht?", kontert er prompt. Raphaels Kopf lehnt sich auf meine Schulter. Der dezente Duft seines Körpers umhüllt mich mit Wohlempfinden und ich spüre einen weiteren, aber angenehmen Schauer, der meinen gesamten Körper durchzuckt. Allein sein Aroma weckt die Versuchung, ihn geradewegs zurück ins Bett zu lotsen. Das sich sein großer, muskulöser Körper auch noch gegen meinen drückt, ist nur ein weiterer Tropfen auf dem heißen Stein meiner ausgeprägten Libido. Mittlerweile arrangiert sich Raphael gut mit der körperlichen Nähe und dem umfangreichen Sexrepertoire, welches ich ihm biete. Er genießt es und er wird langsam, aber sicher unersättlich. Und das gefällt mir. Das dümmliche Grinsen, welches sich bei diesen Gedanken in mein Gesicht schleicht, spricht Bände. Raphaels Hände legen sich auf meinen Bauch und er schmiegt sich von hinten dichter an mich. Zärtlich gleiten sie unten mein Shirt, schmiegen sich gegen die Haut meines Bauches und streicheln sich höher zu meiner Brust. Seine Finger sind wunderbar warm. Im Gegensatz zu meinen eigenen und sie sind so unfassbar zärtlich.

„Ich finde nur, wir sollten Kosenamen füreinander haben", raunt er mir entgegen und seine frechen Finger umspielen eine meiner Brustwarzen. Nur kurz necken sie die empfindliche Spitze und doch reicht es aus, um sie vollständig zu erhärten. Ich schließe meine Augen, genieße das sanfte Streicheln. Die kleinen zärtlichen Gesten. Meine Körperreaktionen sind für Raphael kein Geheimnis mehr und sofort spüre ich, wie seine zarten Fingerspitzen kreisend über meine Brust wandern. Sie werden immer kleiner bis er die gehauchten Ellipsen eng um meine Brustwarze zieht. Ich keuche. Seine Lippen legen sich an meinen Hals. Ich bin viel zu selig um ihm zu antworten.

„Paare brauchen Kosenamen", wiederholt er sein Anliegen. Er nennt uns ein Paar. In meinem Kopf schwenke ich energisch die Pompoms. Ein erfreutes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, aber nur kurz, dann drehe ich mich zu ihm um. Normalerweise sagt er solche Sachen nicht. Wieso also jetzt?

„Wirklich?", hake ich misstrauisch und skeptisch nach. Nur ein wenig geschauspielert, aber wirkungsvoll.

„Ja", sagt er kurz und knapp.

„Du möchtest, also, dass ich beim Sex statt 'Raphael' 'Hengst' stöhne?", frage ich schamlos und sehe dabei zu, wie sein Kopf nach unten kippt.

„Wieso bist du immer so unverblümt?", raunt er beschämt. Seine Stimme klingt belegt und sein Gesicht flammt zart auf. Für diese Reaktion liebe ich ihn noch mehr. Raphael zieht langsam seine Hand unter meinem Shirt hervor.

„Gegenfrage. Wieso wirst du noch immer rot sobald es um Sex geht?", frage ich frotzelnd. Zärtlich fahre ich ihm durch die Haare und grinse. Ich sehe dabei zu, wie sich der rote Schimmer ausbreitet „Du sagst übrigens auch nur 'Mark' zu mir", gebe ich ihm zu bedenken und wende mich wieder um.

„Ja, aber deinen Namen kann man auch schlecht noch weiter abkürzen", kommentiert er meinen Einspruch. Seine Stirn fällt auf meine Schulter. Ich treibe ihn in die Verzweiflung. Er neigt seinen Kopf wieder nach hinten und bevor er etwas erwidert, blickt er überlegend an die Decke.

„Falls du jetzt auf die Idee kommst, sowas wie Marki zu mir zu sagen, dann schläfst du nachher auf Balkon!", sage ich deutlich drohend und ignoriere geflissentlich die Tatsache, dass ich keinen Balkon habe. Raphaels Gesicht zeigt eine Mischung aus Skepsis und Belustigung. Aber da ist auch ein Hauch Anspannung. Er grübelt weiter.

„Siehst du, es ist aussichtslos. Außerdem sind Kosenamen blöd", stelle ich meine Meinung klar. Ich streichele durch seine vollen Haare und widme mich wieder meinen verlorengegangen Unterlagen. Zu meinem Erstaunen setzt Raphael die Diskussion nicht fort, sondern haucht mir einen Kuss gegen die Schläfe und verschwindet in die Küche. Ich glaube an einen Sieg. Nur glaube ich nicht lange daran.
 

In den nächsten Tagen versucht er es unterschwellig und indirekt. Raphael reagiert nicht mehr auf seinen vollständigen Namen oder schreibt in SMS seltsame zuckersüße Sachen, wie Liebling, Babe, Sweetheard oder Darling. Manchmal ruft er mich 'Schatz'. Doch in dem Getümmel von anderen Menschen reagiere ich nicht auf derartige Betitelungen. Schatz kann schließlich jeder sein. Wenn man in einen Raum mit 30 Menschen 'Schatz' ruft, dann drehen sich mindestens 20 Personen um. Erbärmlich. Ich bin kein Fan von derartigen Plattitüden und schwülstigen Phrasen.

Seit gestern schmollt er, weil ich so gar nicht darauf anspringe. Obwohl ich dem Ganzen keine tiefliegende Bedeutung beimessen will, habe ich ständig das Gefühl nur noch Kosenamen zu hören. Schnucki. Mausi. Baby. Wie viele davon doch mit einem im Bus sitzen. Ich verstehe nicht, warum Raphael auf einmal so darauf pocht.

Nach einer Reihe anstrengender Vorlesungen lasse ich mich auf meine Lieblingsbank vor dem Hauptgebäude nieder. Ich schließe die Augen und döse ein wenig vor mich hin. Solange bis ich schmale Arme spüre, die sich von hinten um meinen Hals legen. Shari legt ihr Kinn auf meinen Kopf ab und ich merke, wie ein paar Strähnen ihres langen schwarzen Haares nach vorn fallen und über meinen Hals und meine Wange kitzeln. Wir verweilen einen Augenblick in dieser Position bis ich meinen Kopf nach hinten neige und sie mir von oben lächelnd entgegen sieht.

„Sawubona, chisai Hana, wie kommt es, dass du so strahlst?"

„Ein Date", flötet sie mir entgegen.

„Du Glückliche. Wo geht es hin?", frage ich.

„In unser Stammlokal." Ich beginne zu grinsen. Sie meint das Restaurant, in das ich Shari und Andrew damals zu ihrem Anschubs-Date gezwungen habe. Ich hatte einen Gutschein, der bei den beiden bestens aufgehoben gewesen war. Nun darf ich mich offiziell als Verkuppler betiteln.

„Und wie kommt es das du so bedröppelt dreinschaust?", fragt sie mich retour.

„Raphael gibt mir Kosenamen", sage ich entgeistert und hoffe, dass mein Gesicht all die Pein widerspiegelt, die ich gerade empfinde.

„Versaute oder zuckersüße?"

„Die Klebrigen", antworte ich und sehe, wie sie zu kichern beginnt. Sie kommt zu mir rum und setzt sich neben mich auf die Bank.

„Und was ist daran zu schlimm?"

„Du meinst, abgesehen davon, dass Kosenamen doof sind? Im Prinzip nichts. Ich bin es nur nicht gewöhnt."

„Ich hatte gedacht, dass du ganz besonders darauf stehen würdest!", sagt sie verwundert.

„Was? Wieso? Nein, ich stehe da gar nicht drauf", kommentiere ich energisch und lächele dann verlegen, weil ich gar nicht wirklich weiß, ob es stimmt. Zu mir sagte man bisher immer einfach nur Mark. Selbst meine Mutter sagt einfach nur Mark. Gut, ab und an Schatz, aber auch immer mit diesem gewissen Ton, der mich im selben Moment streichelt und rügt.

„Okay, das verwundert mich jetzt. Und das ist nicht der eigentliche Grund, oder?" Sie durchschaut mich jedes Mal. Es ist manchmal wirklich gruselig.

„Er hat vorgeschlagen, dass ich ihn Rapha nenne", sage ich ohne weitere Ausflüchte. Sharis Augenbraue klettern zum Haaransatz, da sie nicht verstehen kann, was mich daran stört.

„Maya hat das zu ihm gesagt und ich will ihn nicht so nennen, wie ihn meine Schwester genannt hat", gestehe ich erklärend. Ich schaue auf meine Hände und seufze leicht. Es ist so albern, aber was soll ich tun? Sobald ich daran denke, scheint mein Herz vor Eifersucht zu explodieren. Auch jetzt spüre ich, wie es heftig schreit und zetert. Es brüllt mir entgegen, dass ich es nicht zulassen kann, dass sie noch immer unsere Beziehung torpediert. Die schöne Inderin legt ihre Hand auf mein Knie und tätschelt es sanft. Sie versteht meine Probleme damit und weiß genauso gut, dass ich es genauso auch übertreibe.

„Du hast doch Fantasie, denk dir doch was Neues für ihn aus."

„Einen neuen Kosenamen?" Kurz denke ich darüber nach, aber mir fällt überhaupt nichts dazu ein. Ich mag seinen Namen, so wie er ist. So ist er schön. Ich mag es, wie er klingt, wenn er über meine Lippen fließt. Man kann ihn liebevoll flüstern. Man kann ihn wütend raunen. Und ich liebe es ihn zu stöhnen und dabei ganz genau zu spüren, wie sehr es ihn anturnt. Ich lehne mich zurück und greife Sharis Hand, nehme sie kurz in meine. Sie ist warm und weich. Ihre Finger sind so zart.

„Was ist mit den herkömmlichen Koseformen", schlägt sie nach einer Pause vor und ich schüttele fast sofort den Kopf.

„Ich finde, dass schon in Hetero-Beziehungen urks. Schatz, hier. Hasi, dort. Oh, Mausi. Bärchen. Schatzipups", äffe ich andere Menschen nach und wackele mit der freien Hand hin und her, um mir zur Beendigung theatralisch an die Kehle zufassen. Mit jedem Kosename fängt Shari immer mehr an zu kichern bis sie herzhaft lacht.

„Ehrlich, wer denkt sich so was aus?", frage ich bitterernst und Shari hört nicht mehr auf zu lachen. Die Frage ist ja im Grunde, wer sich gerne so nennen lässt? Shari lehnt ihren lachenden Körper gegen meinen. Ich führe ihren Handrücken zu meinen Lippen und hauche einen kleinen Kuss auf die samtweiche Haut. Shari beruhigt sich wieder etwas. In dem Moment höre ich, wie abseits ein Auto hält. Andrew steigt aus und winkt uns zu.

„Gut, ich muss los." Sie lässt meine Hand nicht los, sondern umfasst sie mit beiden Händen, küsst meine Fingerknochen und lächelt.

„Das schaffst du schon, mein liebster Markilein!", kommentiert sie übertrieben und ich verziehe angeekelt mein Gesicht. Sie kichert und löst sich von mir.

„Ich wünsche euch viel Spaß und seid artig!", rufe ich. Shari geht ein paar Schritte und dreht sich dann zu mir.

„Das werden wir sein, Markileinchen." Schon wieder und sogar noch einen Zacken schlimmer. Kurz streckt sie mir die Zunge entgegen und dreht sich um Kreis, dabei fällt mir auf, dass ihr Sari verrutscht ist.

„Indisches Blümchen, komm noch Mal zurück." Ich winke sie mit einem Finger zu mir heran und sie kommt langsam tänzelnd auf mich zu. Ihr grüner Sari zieht bezaubernd aus. Sattes Grün mit wunderschönen goldenen Stickereien. Ihr langes schwarzes Haar streicht, wie Seide über ihre Schultern und ihre Wangen.

„Du läufst rum, wie ein Schlumpf, weißt du das?", sage ich ihr. Sie kichert. Ich deute Shari an, dass sie sich noch einmal umdrehe soll und richte ihr den Sari.

„Ich danke dir." Sie beugt sich zu mir hoch und haucht mir einen Kuss auf die Wange.

„Hamba kahle", verabschiede ich sie auf Zulu und sehe dabei zu, wie sie zu Andrew ins Auto steigt. Ein romantischer Abend. Ich freue mich für sie. Als sie losfährt, sehe ich auf die Uhr. Raphael lässt mich warten. Seufzend lasse ich mich wieder auf die Bank fallen und schließe die Augen erneut.
 

Doch kaum habe ich den Gedanken zu Ende gebracht, spüre ich seine warme, stoppelige Haut an meiner Wange. Sofort weht mir sein Duft entgegen und alles in mir beginnt zu kribbeln. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Er ist frisch geduscht. Mein Kopf neigt sich zu ihm und zu meinem Erstaunen spüre ich seine Mund an meiner Wange. Ein sanfter Kuss, der ebenso zärtlich zu meinen Lippen wandert und dort verweilt. Er ist lang und intensiv.

„Zu wem ist sie da ins Auto gestiegen?", fragt er mich als wir den Kuss lösen und stupst seinen verführerischen Mund erneut gegen meine Wange.

„Andrew."

„Oha", gibt er von sich und setzt sich zu mir.

„Ja, sie haben ein Date." Während ich das sage, fällt mir auf, dass Raphael und ich noch nie ein richtiges Date hatten. Ich lehne mich nach vorn und vertreibe die trübseligen Gedanken, die sich ab und an an meine Gehirnwindungen haften. Ich bin so glücklich ihn an meiner Seite zu haben und zu wissen, dass er sich für mich entschieden hat, dass mir solche Kleinigkeiten vollkommen nichtig erscheinen. Nach einer Weile spüre ich seine Hand an meinem Rücken. Wärme dringt durch meinen dünnen Pullover und ich schließe genießerisch die Augen. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sind für mich noch immer mehr ein Problem als für ihn. Unbewusst weiche ich ihm jedes Mal aus, da ich nicht möchte, dass es ihm unangenehm ist. Auch jetzt.

„Komm lass uns fahren", sage ich und stehe auf. Raphael bleibt noch einen Moment sitzen und sieht mich mit einem seltsamen, undefinierbaren Blick an.
 

Ich bin zu sehr in Gedanken um auf dem Weg nach Hause ein vernünftiges Gespräch zu führen. Noch immer frage ich mich, warum Raphael so extrem auf dieser Kosenamengeschichte rumreitet. Hatte es möglicherweise doch eine tiefere Bedeutung? Fehlt ihm die Normalität? Schon früher hat er auf eine normale und einfach Beziehung gepocht und ich bin immer der Überzeugung gewesen, dass er eine solche mit mir haben wird. Irre ich mich? Ist er unglücklich? Ich fühle mich verunsichert und das behagt mir nicht. Als wir bei seiner Wohnung ankommen, bleibe ich noch einen Moment im Auto sitzen. Irgendwann geht neben mir die Tür auf. Raphael beugt sich zu mir.

„Du bist heute ganz schön weit weg. Alles okay?" Anstatt etwas zu erwidern, ziehe ich ihn dichter an mich und in einen Kuss. Er widert ihn genüsslich und ich spüre gleißende Erregung, die sich durch meinen Körper arbeitet. Die süße seiner Lippen benebelt mich. Mein Kuss wird intensiver und eindeutiger. Raphael löst sich von mir, doch es sind nur wenige Millimeter, die unsere Lippen voneinander trennen. Raphael versteht meinen Blick und ich sehe, wie er sich hauchzart auf die Unterlippe beißt.

„Lass uns..." Das laute Knurren seines Magens unterbricht ihn. Er sieht mich überrascht an und ich kann mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen. Sein Magen reagiert noch einmal.

„...was essen?", ergänze ich seinen Satz und hauche ihm lachend noch einen Kuss auf.

„Hm, ich dachte eigentlich an was anderes", murmelt er mir entgegen, während ich aussteige und vor ihm stehen bleibe. Seine Worte machen mich neugierig.

„Und was genau hat sich der Herr vorgestellt?", frage ich säuselnd. Ich beuge mich zu seinem Ohr. Meine Lippen umfassen sein Ohrläppchen und meine Finger greifen an seine Hüfte. Ich lasse sie unter sein Shirt fahren, berühre seine warme Haut und gleite dann neckend in seine Hose. Ich spüre, wie er den Atem anhält und wie er seine Hand an meinen Rücken legt. Sanfter Druck führt mich näher an ihn.

„Sowas." Seine Stimme gleicht einem heiseren Flüstern. Meine Hand streicht nach vorn und geht tiefer. Raphael zieht aufgeregt die Luft ein. Ich küsse mich seinem Kiefer entlang, bis ich erneut bei seinem Mund angekommen bin. Ein feiner Kuss. Der Geschmack seiner Lippen ist zuckersüß. Meine Hand gleitet tiefer, bis sie über seiner Shorts und direkt über seiner bereits deutlichen Erregung zum Liegen kommt.

„Hm, was genau?" Raphael keucht, also nehme ich ihm die Antwortmöglichkeiten voraus. „Wie wäre es, wenn ich deine pulsierende Erregung fest zwischen meine Lippen nehme oder möchtest du mich lieber hart rannehmen." Ich merke, wie bei jedem dieser bildhaften Wort Raphaels Körper zuckt, aber nicht nur aus Erregung sondern vor allem aus Scham.

„Mark", entflieht es seinen Lippen. Als ich ihm ins Gesicht sehe, kann deutlich erkennen, wie rot er geworden ist. Der feine Ausdruck der Überraschung, der ihn jedes Mal zeichnet, sobald ich solche Worte in den Mund nehme. Meine unverblümte Art ist ihm immer noch sehr peinlich, aber ich glaube, weil es ihm insgeheim gefällt. Ich finde es schrecklich niedlich, wie naiv der ältere Mann doch ist. Ich kichere siegessicher und hauche einen letzten Kuss auf seine Lippen. Er hat mich herausgefordert. Damit muss er rechnen. Beim Vorbeigehen tippe ich ihm sanft gegen die Stirn. Eine andere Baustelle.

Ich reiche ihm ein Messer zum Schälen der Kartoffeln und krame im Kühlschrank nach Pilzen und Paprika. Meine Kochkünste sind noch immer elendig schlecht, aber dank Sharis Hilfe, schaffe ich es mittlerweile ein einfaches Drei-Komponenten-Mahl herzustellen. Und mit Raphaels Hilfe schmeckt es sogar.

„Für Shari hast du einen Kosenamen", sagt er plötzlich aus dem Zusammenhang gerissen und ich sehe verwundert auf.

„Was?", frage ich irritiert.

„Du nennst sie Blume. Okay, in allen möglichen Sprachen, aber du hast einen Kosenamen für sie."

„Und? Ein richtiger Kosename ist das auch nicht."

„Du nennst sie nicht beim Namen. Also ist es ein Kosename", erwidert er leicht brummig. Ich seufze als ich es verstehe. Er gibt also noch immer keine Ruhe. Wahrscheinlich hat er die Szenerie vorhin mitbekommen und er hat Recht. Für Shari habe ich massig Spitznamen. Missmutig rühre ich im Gemüse und verteile das heiß gewordene Öl in der Pfanne.

„Nenn mich doch wenigstens Rapha. Dann...", setzt er fort.

„Nein. Raphael ist ein schöner Name. Ich nenne dich so", fahre ich ihm in die Vorschlagsparade und wende mich wieder der Pfanne zu. Mit zusammengebissenen Zähnen drehe ich das Fleisch darin.

„Raphael, sagt meine Mutter und auch deine."

„Es ist, ja auch dein Name, oder nicht?", knurre ich ihn nun doch leicht genervt an.

„Was hast du gegen 'Rapha'?" Jedes Mal, wenn er das sagt, dann jagt es mir eiskalte Schauer durch den Leib.

„Ich nenne dich nicht so und jetzt lass es gut sein."

„Warum? Was hast du dagegen?"

„Was hast du gegen Raphael? Wegen zwei lumpigen Buchstaben muss man deinen Namen nicht verschandeln." Der Sogenannte seufzt auf.

„Das ist der Sinn von Koseformen. Man lässt Buchstaben weg. Also, Rapha ist die logische Konsequenz. Warum sträubst du dich so?", fragt er mich, lehnt sich mit dem Rücken gegen den Küchentresen und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich meine einen Hauch Enttäuschung zu hören. Ich greife den Pfannenwender fester.

„Warum machst du plötzlich so einen Terz darum? Ich nenn dich nicht so. Aus.", sage ich vehement.

„Warum?"

„Weil ich es nicht will."

„Aber, warum willst du es nicht? Bitte erklär es mir!" Das Öl in der Pfanne beginnt zu blubbern und auch ich beginne innerlich kochen.

„Verdammt, weil Maya, dich so genannt hat...", belle ich schlagartig. In mir lodert die pure Eifersucht. Will er wirklich, dass ich ihn so nenne, wie ihn Maya genannt hat? Ich kann es nicht fassen. Ich schleudere den Pfannenwender in die Spüle. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich gebe einen verzweifelten und verärgerten Laut von mir. Ohne mich zu ihm um zu wenden, verlasse ich wütend die Küche.
 

Ich stampfe ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch fallen. Meinen Fuß stelle ich am Couchtisch ab und stoße dann kurz dagegen. Warum hat er es nicht einfachen ruhen lassen können? Meine permanente und noch immer vorhandene Eifersucht macht mir selbst andauernd zu schaffen. Ich hasse mich dafür und im Moment hasse ich ihn dafür, dass er meine Eifersucht unbewusst immer wieder schürt. Mein Kopf kippt auf der Couch nach hinten und ich starre an die Decke. In der Küche höre ich, das leise Brutzeln des Fleisches. Raphael stellt den Wasserhahn an. Er gießt die Kartoffeln ab und dann wird es still. Ich bleibe sitzen und schließe die Augen.

Nach einer Weile merke ich, wie das Sofakissen neben mir nachgibt. Doch Raphael sagt nichts. Irgendwann wende ich meinen Kopf zu ihm und sehe, dass er meine Position nachahmt. Ich betrachte sein Profil. Die markanten Wangenknochen. Das leicht stoppelige Kinn, welches in diese kleinen, süßen Ohren übergeht. Seine schönen, grünen Augen sind nun geschlossen. Irgendwann wendet auch er mir sein Gesicht zu. Er sieht mich an und ich habe das Gefühl in seinen Augen zu ertrinken. Sie sind tief und intensiv, wie das saftige Grün von prachtvollem Laub gemalt als ein taufrischer Frühlingskuss. Er rutscht langsam näher und küsst mich. Obwohl ich noch immer sauer bin und verärgert, erwidere ich die sanfte Berührung sehnsüchtig. Die Süße seiner Lippen ist, wie fruchtiger Nektar, der jeden Ärger überdeckt. Er prickelt auf meiner Haut und dringt süchtig machend tiefer. Sanft liebkost er meine Oberlippen, umschließt sie mit seinen. Ein sanfter, neckischer Sog bis er zur Unterlippen wechselt und dort dasselbe Spiel spielt. Unsere Lippen trennen sich.

„Tut mir Leid. Ich bin ein Idiot", murmelt er gegen meine feuchten Lippen und ich nicke zustimmend. Ein weiterer Kuss und mein Magen beginnt zu knurren. Ich merke, wie er in den Kuss lächelt, doch anstatt ihn zu lösen intensiviert er ihn. Ich genieße die Zuwendung sehr. So lange bis sich auch sein Magen lautstark äußert.

„Lass uns essen, sonst wird es wieder kalt und du fällst mir vom Fleisch", sagt Raphael lächelnd und steht auf. Ich sehe ihm noch einen Augenblick nach. Meine Lippen prickeln noch immer und ich weiß, dass wir auf jeden Fall noch einmal über die Kosenamen-Geschichte reden müssen.
 

Nach dem Essen sitzen wir zum Arbeiten am Couchtisch. Raphael blättert lustlos in einem dicken Sportwälzer und ich sehe ihm dabei zu, während ich mit meiner Hausaufgabe immer noch nicht angefangen habe. Ein Entwurf für einen aerodynamischen Stuhl. Ich habe einfach keine zündende Idee, weil viel zu viele andere Gedanken in meinem Kopf umher schwirren.

„Raphael?", frage ich. Er zuckt nicht mal. Ich verdrehe die Augen.

„Mann, der neben mir sitzt?", versuche ich es statt wie erhofft ein Kosewort zu verwenden und erhalte damit seine Aufmerksamkeit. Ich grinse entschuldigend, richte mich auf und krabble auf seinen Schoss, so dass er sich nicht mehr vom Unikram ablenken lassen kann.

„Was wird das?"

„Ich bin niedlich!", entgegne ich lapidar und Raphael beginnt zu schmunzeln. Ich bin alles andere als niedlich, aber was solls.

„Seltsam, ich dachte, du wärst sauer." Er trifft direkt ins Schwarze. Ich seufze und hebe meine Braue. Damit bekommt er Klartext.

„Okay, dann direkt. Warum machst du auf einmal so einen Tamtam darum?", frage ich. Er weiß genau, was ich meine. Ich blicke sitzend auf ihn hinab. Sein warmer Körper bringt mich ganz durcheinander, aber sein Gesichtsausdruck zwingt mich zur Ernsthaftigkeit.

Raphael schnauft leise, blickt zur Seite und wie schon so oft beginnt er zu schweigen. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und lasse ihn damit gezwungenermaßen aufsehen.

„Warum ist es dir so wichtig Kosenamen zu benutzen?", hake ich nach. Er seufzt erneut. Ich sehe, wie er mit sich hadert. Anscheinend ist es ihm peinlich, denn ich sehe, wie er sich leicht auf die Unterlippe beißt und weiterhin versucht nach unten zu schauen.

„Ich möchte es einfach", presst er hervor und ich hebe eine Braue.

„Auf einmal? Das Bedürfnis hattest du doch vorher auch nicht?" Ich spiele damit auf seine Zeit mit Maya an. Bis auf das eine Ereignis mit mir unter der Dusche hat er nie Kosenamen für sie benutzt. Nur Maya hatte diese böse Kurzform seines Namens gebraucht. Ich fahre mit meinem Blicken sein Gesicht ab, nehme jede noch so winzige Regung in mich auf. Ein weiterer Biss auf seine Unterlippe. Ich fasse ihn an das Kinn und hauche einen Kuss auf die malträtierte Stelle. Raphael schließt seine Augen.

„Du willst mir den Grund nicht sagen, oder?", stelle ich fest, klinge dabei ich erstaunlich liebevoll und mein Gegenüber öffnet seine Augen. „Ist okay. Ich muss nicht alles wissen. Aber ich kann, dann deiner Bitte einfach nicht nachkommen." Ich gebe ihn einen weiteren Kuss und stehe auf. Bevor ich weggehen kann, hält er mich an der Hand fest. Ein kurzer Ruck und er zieht mich zurück in seine Arme. Mein Rücken schmiegt sich gegen seine große, starke Brust. Sein Mund streicht sanft über meinen Hals, während seine Arme mich fest umschlingen. Ein Kuss in meinen Nacken. Ich rechne noch immer nicht mit einer Erklärung.

„Wenn du mich nicht gleich loslässt, falle ich über dich her", witzle ich mehr im Spaß und streiche über seine Arme.

„Okay, der Grund ist...", flüstert er mir unerwartet zu. Ich stocke und schweige. „Bei dir möchte ich es einfach. Ich fände es schön, wenn auch andere merken, dass wir zusammen gehören und ich möchte dir damit einfach meine Gefühle ausdrücken. Auch wenn es irgendwie albern ist." In seinen Worten steckt so viel Zärtlichkeit und Liebe, dass ich fast augenblicklich zerschmelze. Gänsehaut legt sich auf meinen Körper und das wohlige Brummen seiner Worte arbeitet sich über meine Nervenbahnen bis in die entlegensten Stellen meines Leibes. Dort explodieren sie wie tausende kleine Feuerwerke voller Glück und Zufriedenheit. Ich wende ihm mein Gesicht zu und sehe sein liebevolles Lächeln. Es macht mich unendlich glücklich. Meine Hand greift in seinen Nacken und ich ziehe ihn in einen Kuss. Dankend und ebenso gefühlvoll.

Möglicherweise kann ich mich mit Hengst anfreunden. Vielleicht auch...
 

~
 

Na, was denkt ihr? Ist Raphael eher ein Darling? Honey? Süßknuffel? 🤭😉
 

Schön, dass ihr euch hierher verirrt habt! Danke fürs Lesen!

One Shot ~ Jark ~ Der Krawattenstresstest 2.0

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück