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Was bedeutet ein Kuss?

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine kleine Warnung im Voraus: In diesem Kapitel wird der Gebrauch von Alkohol sowie Depressionen (wenn auch nicht explizit) angesprochen.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kleine Warnung vorher: In diesem Kapitel kommt es zu einem nicht einvernehmlichen Kuss. Komplett anzeigen

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1.

„Ken?“

Daisuke warf seinem besten Freund nervöse Blicke zu. Es war Sonntagvormittag, in wenigen Stunden würde Ken wieder nach Hause fahren. Minomon und Chibimon ruhten sich auf Daisukes Bett aus, während Daisuke ein neues Rennspiel ausprobierte, dass er sich vor kurzem gekauft hatte.

Ken saß neben ihm auf dem Boden und sah ihm beim Spielen zu. Etwas, was er oft tat, wenn er nicht selbst spielen wollte. Daisuke hatte es anfangs irritiert. Er wusste, dass Ken sich manchmal noch immer unwohl fühlte, wenn dieser selbst spielte. Ken hatte ihm immer wieder beteuert, dass er ihm gerne zusah, und inzwischen hatte sich Daisuke daran gewöhnt.

„Was ist los, Daisuke?“ Ken blickte vom Fernseher zu seinem besten Freund.

„Ich … Ach, es ist nichts“, winkte Daisuke ab. Der Grund, weshalb er Ken angesprochen hatte, plagte ihn schon das ganze Wochenende über. Aber er konnte Ken so etwas nicht einfach fragen.

„Hm…“ Ken kniff seine Augen zusammen, entschied sich jedoch nicht weiter nachzuhaken, wofür Daisuke ihm unendlich dankbar war.

Daisuke startete das Autorennspiel wieder. Doch dieses Mal spürte er Kens Blicke auf sich und es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. Als sein Spielcharakter das wiederholte Mal in den Abgrund stürzte, seufzte er schließlich laut.

„Daisuke, wenn du nicht sagst, was los ist, kann ich dir nicht helfen.“

„Ich sagte doch, es ist nichts“, wich Daisuke aus. Sein Charakter stürzte erneut ab.

„Das kann ich sehen“, meinte Ken mit einem skeptischen Blick auf den Bildschirm gerichtet. Daisuke war kein Anfänger. Er fiel nur selten irgendwo runter, vor allem nicht auf einer so einfachen Rennstrecke wie dieser. Natürlich merkte Ken dann, das etwas los war.

„Ich … also … es geht um Hikari-chan“, gestand er schließlich leise.

„Was ist mit ihr?“

„Naja, ich habe dir doch erzählt, dass ich sie neulich zu einem Date eingeladen, weißt du noch?“

Ken nickte langsam.

„Ich erinnere mich auch daran, dass sie dir wieder einen Korb verpasst hat“, meinte er.

„Ja.“ Grummelnd blickte Daisuke auf seine Socken. Er verstand wirklich nicht, warum Hikari ihn ständig ablehnte.

„Naja, ich habe nachgedacht, weshalb sie immer nein sagt. Und also … vielleicht denkt sie ja auch, dass ich schlecht im Küssen bin?“ Daisuke wagte es nicht aufzublicken. Sein Gesicht war puterrot angelaufen und für einige Sekunden war das Ticken des Sekundenzeigers das einzige Geräusch im Zimmer.

„Warum denkst du das?“, fragte Ken schließlich.

Daisuke biss sich auf seine Unterlippe und hob dann vorsichtig seinen Kopf. Ken sah ihn an. Er fragte sich, was dieser nun von ihm dachte. Über Mädchen, Beziehungen oder gar Küssen hatten sie sich nie wirklich unterhalten. Oder zumindest hatte Ken nie wirklich davon gesprochen.

„Naja, ich habe ja noch niemanden geküsst“, erklärte Daisuke leise. „Also, abgesehen von den Küssen für meine Tanten und so, aber ich meine halt eher romantische Küsse, verstehst du?“

„Irgendwann ist halt immer das erste Mal“, meinte Ken. „Und ich bezweifle, dass Hikari-san beim ersten Küssen gleich gut sein wird. Das kommt sicher mit der Zeit.“

„Denkst du wirklich, dass Hikari-chan schlecht im Küssen ist?“

„Keine Ahnung. Mir ist eigentlich ziemlich egal ob Mädchen gut im Küssen sind“, sagte Ken leise. „Du bist derjenige von uns, der einen Crush auf sie hat.“

„Ich denke nicht, dass sie schlecht darin ist“, meinte Daisuke. „Sicher weiß sie, wie man richtig küsst.“

„Naja, es ist jetzt nicht gerade Raketenwissenschaft“, warf Ken trocken ein und Daisuke kicherte leicht.

„Wenn ich dich küsse, würdest du mir dann sagen, was du davon hältst?“, fragte er unsicher.

Ken blickte ihn irritiert an, sein Mund öffnete sich leicht, doch kein Ton kam heraus.

„Ken?“ Daisuke beugte sich vor und wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht. „Daisuke an Ken, bist du da?“

„Du willst mich küssen?“, fragte er langsam.

Daisuke nickte. „Damit du mir sagst, ob ich ein schlechter Küsser bin.“

„A-aber wir sind beide Jungs“, erinnerte Ken ihn.

„Und? Außerdem hast du dann auch was davon. Immerhin weiß ich genau, dass du mit deinen vierzehn Jahren genau wie ich noch komplett ungeküsst bist. Danach kannst du dann wenigstens behaupten, dass du schon mal jemanden geküsst hast.“

„Aber … sollte der erste Kuss nicht etwas Besonderes sein?“

„Es ist ja auch kein erster Kuss“, winkte Daisuke ab. „Ein erster Kuss ist mit jemandem, für den man etwas empfindet. Das hier wäre nur ein Übungskuss.“

„Ein Übungskuss?“

„Genau. Ein Kuss, der nichts bedeutet.“ Daisuke nickte aufgeregt. „Ken, bitte. Ich habe sonst niemanden, der mir seine ehrliche Meinung sagt. Und du bist mein bester Freund, ich vertraue dir.“

Ken blickte ihn für einige Sekunden einfach nur an, seine Stirn leicht gerunzelt. Schließlich nickte er. „Okay.“

Daisuke sah ihn überrascht an. Nie hätte er damit gerechnet, dass Ken so leicht ja sagen würde.

Er rutschte zu Ken, der ihn unsicher anblickte. Dann beugte er sich ein Stück vor, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

„Bist du dir sicher, dass es okay ist?“, erkundigte sich Daisuke und nahm Kens Gesicht in seine Hände. Ken nickte langsam. Er war rot angelaufen.

„Mach dir keine Sorgen, ich werde niemandem davon erzählen“, versprach Daisuke ihm.

Dann überwand er auch den letzten Zentimeter zwischen ihnen und drückte seinen Mund gegen den von Ken. Kens Lippen waren warm und sanft, so wie alles an Ken einfach sanft und warm war. Er bewegte seine Lippen sanft gegen die von Ken, bis dieser seinen Mund ein kurzes Stück öffnete.

Küssen war gar nicht mal so schlecht. Und Ken zu küssen fühlte sich gut an.

Schließlich löste er sich wieder von Ken und rutschte dann wieder zurück.

„Und?“ Aufgeregt sah er Ken an.

„Es … war nicht schlecht“, meinte Ken leise.

Daisuke errötete leicht und grinste dann schief.

„Aber denkst du denn, dass es Hikari-chan auch mögen würde?“

Ken seufzte leicht. „Daisuke, ich kann dir nicht sagen, ob Hikari-san es ebenfalls mögen wird. Ich bin nicht sie.“

„Ich weiß, ich weiß. Also, es hat dir gefallen? Nicht auf eine romantische Weise, sondern einfach nur, dass du es nicht bereust?“

Ken zuckte mit den Achseln. „Du bist jedenfalls definitiv nicht schlecht im Küssen, okay?“ Dann beugte er sich vor und griff nach dem zweiten Controller, der neben Daisuke auf dem Boden gelegen hatte.

„Was hältst du davon, wenn ich dich noch einmal kurz fertig mache, ehe ich nach Hause fahre?“, fragte er grinsend. Daisuke verstand, dass das Thema damit für ihn vorbei war.

Und das war es auch für Daisuke. Es war nur ein Kuss unter Freunden gewesen, damit Ken ihm sagen konnte, ob er schlecht im Küssen war. Mehr nicht.

Also griff er ebenfalls nach seinem Controller und brach sein aktuelles Spiel ab, um in den Mehrspieler-Modus zu wechseln.

„Träum weiter, Ken!“, erwiderte er grinsend.

2.

[JUSTIFY]„Wir haben August. August!“ Mürrisch stampfte Daisuke mit dem Fuß auf. „Regen sollte zu dieser Jahreszeit verboten werden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war der erste August und wie jedes Jahr wollten sich die zwölf auserwählten Kinder für ihr Picknick treffen und den Tag feiern, an dem die Älteren von ihnen das erste Mal in die Digiwelt gereist waren. Ein Picknick, dass dieses Mal zuhause bei Yamato stattfand, denn seit den frühen Morgenstunden schüttete es draußen wie aus Kübeln.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir können halt nichts dran ändern“, meinte Hikari. Sie und Ken saßen sich gegenüber auf den beiden Sofas, die um den Wohnzimmertisch standen, und hatten sich anscheinend gerade noch über irgendetwas unterhalten. Ihre Digimon spielten zusammen auf dem Boden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß“, murrte Daisuke und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenbehangen und es regnete noch immer. Es war Yamato gewesen, der sie alle nacheinander angerufen und ihnen vorgeschlagen hatte, dass sie das Picknick in seiner Wohnung abhalten könnten. Bisher waren nur Daisuke, Ken und Hikari da, plus ihre Digimon. Yamato war zum Supermarkt gelaufen, nachdem sie festgestellt hatten, dass er nicht genug Getränke auf Vorrat hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es ist trotzdem ärgerlich“, murrte Daisuke und ließ sich dann aufs Sofa neben Ken fallen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sollte die Hauptsache nicht sein, dass wir alle zusammenkommen?“, fragte dieser neben ihm und lehnte sich leicht an ihn. Er war so erfreut gewesen, dass Ken diesem Treffen zugesagt hatte. Daisuke wusste, dass sein bester Freund normalerweise große Menschenmengen mied und dass er nun hier war, bedeutete Daisuke alles. Er nahm sich vor, ein Auge auf Ken zu haben, um sicherzugehen, dass dieser sich wohl fühlte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hikari nickte zustimmend. „Wir sehen uns generell schon zu wenig.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Deshalb ist dieses Wetter ja auch eine absolute Unverschämtheit“, beschwerte sich Daisuke und warf seine Arme in die Luft, um seine Aussage zu unterstreichen. „Ich wollte die Chance nutzen und Taichi und Yamato zum Fußballspielen herausfordern.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß ja, dass du viel von dir hältst, aber denkst du nicht, dass du alleine etwas wenig Chancen hast?“ Hikari hob skeptisch eine Augenbraue an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nicht, wenn Ken in meinem Team spielt“, erklärte Daisuke überzeugt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und wer sagt, dass ich mitspielen will?“ Ken blickte ihn skeptisch an. Daisuke rollte seine Augen und streckte ihm die Zunge raus. Er wusste, dass Ken nur scherzte. Seine Körpersprache verriet es eindeutig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trotzdem schob Daisuke seine Unterlippe vor und sah ihn mit bettelnden Augen an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„A-a-aber, Ken!“, jammerte er theatralisch. „Willst du mich nicht glücklich machen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch ehe Ken antworten konnte, klingelte es an der Haustür.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hikari sprang auf und eilte zur Tür. Stimmen waren zu hören, Rascheln und dann kamen Sora und Takeru zusammen mit Biyomon und Patamon ins Wohnzimmer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie begrüßten sich und dann setzte sich Sora neben Hikari, während Takeru den Platz neben Ken einnahm. Verwundert runzelte Daisuke seine Stirn. Normalerweise saßen Takeru und Hikari doch immer nebeneinander.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vor allem, seit sie vor drei Monaten angefangen hatten, miteinander auszugehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sag mal Ken, was ist denn mit Takeru und Hikari-chan los?“, flüsterte er seinem besten Freund ins Ohr, nachdem er die beiden eine Weile länger beobachtet hatte. Sie vermieden es regelrecht sich anzusehen und wann immer sie es taten, wichen sie sich gleich wieder aus und blickten in die entgegengesetzte Richtung. Hatten sie sich etwa gestritten?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken blickte ihn irritiert an. „Weißt du es denn nicht?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was denn?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die beiden haben sich getrennt“, erklärte Ken leise und Daisuke klappte die Kinnlade auf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Verarsch mich nicht!“, fluchte er, vielleicht etwas zu laut, denn auf einmal hatten sich drei Augenpaare auf ihn und Ken gerichtet.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was genau tuschelt ihr beide denn schon wieder?“, fragte Takeru neugierig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Geht dich absolut gar nichts an“, erwiderte Daisuke.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oh, jetzt bin ich aber auch neugierig“, warf Sora dazwischen und beugte sich vor. „Rück schon mit der Sprache raus!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Glücklicherweise klingelte es, bevor Daisuke sich eine Ausrede ausdenken konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich mach auf!“, erklärte Daisuke hektisch und eilte zur Tür. Hinter sich hörte er Takeru und Sora leicht grummeln, aber er beschloss, das Ganze zu ignorieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hikari und Takeru hatten sich getrennt. Wieso hatte er davon nichts bemerkt?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er beschloss, Ken gleich weiter auszufragen und öffnete dann die Tür.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jyou und Gomamon standen im Flur. Jyou atmete schwer, so als wäre er hergerannt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Jyou-san, hallo.“ Lächelnd begrüßte er den Älteren. Jyou hatte leichte Augenringe, wahrscheinlich hatte er wie üblich gestern noch bis spät in die Nacht gebüffelt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Daisuke, wie schön dich zu sehen.“ Er lächelte leicht und schlüpfte dann aus seinen Schuhen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Siehst du, Gomamon, ich habe dir doch gesagt, dass wir nicht die letzten sind“, meinte Jyou, als die drei das Wohnzimmer betraten. Sein Digimon murrte etwas von „Wenn ich nicht so gedrängt hätte, dann würdest du immer noch über deinen Büchern hängen“ und gesellte sich dann zu den anderen Digimon. Daisuke setzte sich wieder neben Ken und Jyou setzte sich auf den einzelnen Sessel, ehe er von Takeru gefragt wurde, wie das Medizinstudium lief.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hast du das eben ernst gemeint?“, fragte Daisuke leise.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken nickte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hast du das echt nicht mitbekommen?“, wunderte er sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke dachte angestrengt nach und schüttelte dann seinen Kopf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nun, jetzt weißt du es ja“, meinte Ken und deutete dann zu Hikari hin. „Und?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke sah ihn verwundert an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie ist gerade Single. Du könntest die Chance nutzen und sie nach einem Date fragen. Vielleicht sagt sie dieses Mal zu.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oh.“ Daisuke blinzelte überrascht. Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass Hikari ja jetzt wieder sozusagen ‚auf dem Markt war‘. Verstohlen warf er ihr einige Blicke zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wenn ich ehrlich bin, dann will ich sie nicht fragen“, gestand er leise. Kens Augen weiteten sich überrascht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Naja, sie haben sich doch gerade erst getrennt“, beeilte Daisuke sich zu sagen. „Da will ich Hikari halt-chan Zeit geben und so…“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und wenn er ganz ehrlich mit sich war, dann wollte er Hikari überhaupt nicht nach einem Date fragen. Jetzt wo er die Chance dazu hatte, war ihm auf einmal klar geworden, dass da keine Gefühle mehr für sie waren. Beinahe verrückt, wo er doch noch vor einem Jahr mit Ken ‚Küssen‘ geübt hatte, für den Fall, dass Hikari endlich einem Date mit ihm zusagte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken hob skeptisch eine Augenbraue, so als ahnte er, dass da mehr dahintersteckte, und Daisuke schüttelte seinen Kopf. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Später, wenn sie alleine waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken nickte verständnisvoll. Es faszinierte Daisuke immer wieder aufs Neue, dass sie sich ohne Worte unterhalten konnten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jemand steckte von außen den Schlüssel in das Türschloss und drehte diesen um. Dann wurde die Tür geöffnet und Yamatos Stimme erklang.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bin wieder da!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sora und Daisuke sprangen auf und eilten zur Wohnungstür, um ihrem Freund zu helfen. Er trug mehrere vollgepackte Einkaufstüten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sora, du bist ja auch da!“ Grinsend begrüßte Yamato sie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Denkst du etwa, ich würde unser Treffen verpassen?“ Sie streckte ihm neckend die Zunge entgegen, ehe sie nach zwei Tüten griff. „Okay, was genau hast du da drin?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Naja, ich dachte mir, dass ich gleich meinen Wocheneinkauf erledigen kann“, meinte er. „Stell es einfach in die Küche, ich räume es dann später ein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sora nickte und verschwand dann Richtung Küche.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke griff nach einer einzelnen Tüte. „Die hier auch in die Küche?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ah, nein. Da sind Knabbersachen und Getränke drin, also bring sie am besten gleich zu den anderen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay.“ Daisuke ging zurück ins Wohnzimmer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Leute, ich habe Getränke!“, verkündete er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wird auch Zeit“, jammerte Hikari. „Ich hole gerade mal Gläser für uns alle.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Warte, ich helfe dir beim Tragen.“ Ken stand ebenfalls auf, während Daisuke in seine Richtung ging, um die Tüte neben dem kleinen Wohnzimmertisch abstellen zu können.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und genau dann nutzte V-mon die Gelegenheit und lief genau zwischen Daisukes Beine hindurch. Die Einkaufstüte rutschte ihm aus der Hand und plumpste auf den Boden. Daisuke selbst stürzte auf Ken drauf, der überrascht von dem plötzlichen Sturz sein Gleichgewicht ebenfalls nicht halten konnte und nach hinten aufs Sofa stürzte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Kopf landete direkt auf Takerus Schoß und dann prallten Daisukes und Ken Münder aufeinander.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihre Freunde lachten laut und hektisch sprang Daisuke von Ken runter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Scheiße, habe ich dir wehgetan?“, fragte er besorgt und half ihm beim Aufstehen. Seine Lippen schmerzten ebenfalls – er war sich sicher, dass Ken ihn versehentlich gebissen hatte – aber Kens Wohlergehen war ihm wichtiger.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, ist schon in Ordnung“, meinte Ken. Seine Unterlippe war leicht geschwollen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Lasst mich das mal angucken“, bat Jyou sie und nach einem kritischen Blick erklärte er, dass definitiv alles in Ordnung wäre, sie aber trotzdem ihre Lippen etwas kühlen sollten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Leute, was macht ihr denn für Sachen?“, fragte Yamato, der gerade ins Wohnzimmer kam.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich glaube, Daisuke und Ken wollten uns von ihrer Beziehung erzählen“, neckte Takeru die beiden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oh, wirklich?“ Yamato pfiff anerkennend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bin einfach nur über V-mon gestolpert und auf Ken draufgefallen“, erklärte Daisuke verärgert, während Ken einfach nur mit rotem Gesicht danebenstand und nichts sagte. „Mehr war da nicht.“[/JUSTIFY]

3.

[JUSTIFY]Laut und teilweise schief sangen die zehn auserwählten Kinder ein Ständchen für Mimis achtzehnten Geburtstag. Mimi hatte sie zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen und sie waren alle da, bis auf Iori, der kurz vorher wegen einer Grippe abgesagt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie lieb von euch“, rief Mimi entzückt. Miyako beugte sich vor und drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. Mimi verbrachte derzeit einige Wochen bei Miyako und ihrer Familie. Nachdem Miyako Ken immer wieder nach einem Date gefragt hatte, hatte er ihr schließlich gestanden, dass er schwul war. Niedergeschmettert hatte Miyako dann die Ferien bei Mimi in den USA verbracht. Als sie wieder zurückkam, erklärte sie ihnen fröhlich, dass sie und Mimi jetzt ein Paar waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke war froh darüber, dass Mimi nun mit Miyako zusammen war. Er hätte nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte, seinen besten Freund teilen zu müssen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also, was haltet ihr von ein paar Party-Spielen?“, fragte Mimi begeistert und griff nach einer der leeren Flaschen, die auf dem Tisch standen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die anderen warfen sich vielsagende Blicke zu. Mimis Party-Spiele waren legendär.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mimi-san, hier sind immer noch Minderjährige anwesend“, meinte Yamato. „Also bitte kein Strip-Poker.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mimi rollte genervt mit den Augen und streckte ihm die Zunge entgegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich dachte eher an sowas wie ‚Wahrheit oder Pflicht‘“, erklärte sie grinsend. „Los setzt euch hin, dann kann ich euch erklären, wie es funktioniert.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da niemand einen Einwand hatte – sie kannten das Spiel ja nicht einmal – nahmen sie alle auf dem Boden im Kreis Platz. Daisuke wollte sich neben Ken setzen, doch dann quetschte sich Jyou neben ihn und Hikari schnappte sich Ken und zog ihn zu sich, sodass er gegenüber von Daisuke saß. Die Auserwählte des Lichts unterhielt sich leise mit ihm. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Daisuke die beiden. Ken schien noch immer entspannt zu sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay, das Ganze läuft in etwa so ab wie Flaschendrehen, aber anstatt, dass die Person, die die Flasche dreht, dann die Person küssen muss, auf die Flasche zeigt, muss der oder die Auserwählte entweder eine Frage wahrheitsgemäß beantworten oder irgendeine Aufgabe erfüllen. Das kann von ‚Küss die Person rechts neben dir‘ bis zu ‚Watschel wie ein Pinguin durch den Raum‘ alles Mögliche sein. Und ihr könnt einmal verweigern, wenn ihr was nicht machen wollt. Alles klar?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie nickten alle und Mimi gebührte als Geburtstagskind die Ehre, die Flasche als Erstes zu drehen. Sie blieb vor Yamato stehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wahrheit!“, bat er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es gibt da etwas, was mich immer gewundert hat“, meinte sie und das Grinsen auf ihrem Gesicht verriet, dass sie nichts Gutes im Sinn hatte. „Hatten du und Taichi-san mal was miteinander?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yamato schluckte sichtbar und warf dann einen Blick zu Taichi rüber.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Einmal“, gab er zu. „Es hat nicht geklappt, von daher haben wir’s gelassen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wusste ich es doch!“ Mimi lächelte triumphierend.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Yamato beugte sich vor, um die Flasche erneut zu drehen. Alle Blicke waren auf die Flasche gerichtet, die schließlich vor Daisuke stehen blieb.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wahrheit“, entschied sich Daisuke.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hm.“ Yamato legte seinen Kopf zur Seite und dachte nach. „Du besitzt die Digimentals des Mutes und der Freundschaft. Würdest du also eher mit mir oder Taichi rummachen wollen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke lief knallrot an und rutschte ungemütlich hin und her. „Keine Ahnung“, murmelte er. „Mit euch beiden?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das gilt nicht“, warf Mimi dazwischen. „Du musst dich schon für einen entscheiden, Daisuke.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wütend warf er ihr einen Blick zu. Daisuke wusste genau, wen er wählen würde. Immerhin war Taichi sein Kindheitsidol gewesen, seit er ihn das erste Mal beim Fußballspielen gesehen hatte. Und ja, vielleicht hatte Daisuke auch ein klein bisschen einen Crush auf ihn gehabt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Du kannst die Frage auch aussetzen, Daisuke-kun“, erinnerte Sora ihn. Sie hatte recht, aber vielleicht war es keine allzu gute Idee, gleich bei der ersten Frage davon Gebrauch zu machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Taichi“, murmelte er stattdessen und vermied es die beiden Älteren anzusehen. Takeru pfiff anzüglich und Mimi murmelte ein leises „Hab ich’s doch gewusst“ zu Miyako. Seufzend drehte Daisuke die Flasche.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Flasche landete auf Takeru, der Pflicht wählte. Daisuke verpflichtete ihn dazu, die Treppen vom fünften Stock ins Erdgeschoss und wieder zurückzulaufen. Takeru stand auf und joggte nach draußen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schließlich kam er schwer atmend wieder und ließ sich auf seinen Platz fallen. Yamato reichte ihm eine Wasserflasche, die Takeru mit großen Schlücken leerte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Takerus Flasche zeigte auf Taichi und er wurde aufgefordert, die Person zu küssen, die er von den Anwesenden zuletzt angerufen hatte. Lautes Johlen ertönte, als Taichi sich zu Koushiro beugte und ihm einen Kuss auf den Mund drückte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Taichi fragte Jyou, ob er irgendwelche Hochzeitspläne mit seiner langfristigen Freundin hatte, die dieser mit knallrotem Kopf verneinte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Flasche drehte sich erneut. Es wurden noch mehr peinliche Fragen beantwortet und peinliche Aufgaben erfüllt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann war Hikari dran mit Drehen. Sie kicherte und brauchte mehrere Anläufe, um die Flasche zum Drehen zu bringen. Doch schließlich drehte sich diese, wurde langsamer und langsamer und kam dann vor Daisuke zum Stillstand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wahrheit oder Pflicht?“, fragte sie unschuldig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Pflicht?“ Er hatte schließlich schon Wahrheit genommen. Und egal was sich Hikari ausdachte, es würde sicherlich nichts allzu Schlimmes sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay. Küss die Person im Raum für exakt eine Minute, die du … nein, die die Mehrzahl von uns am hübschesten findet“, forderte sie ihn auf. „Und nein, für euren Freund oder eure Freundin dürft ihr nicht stimmen“, fügte sie mit einem Seitenblick auf Miyako und Taichi zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dann gehe ich mit Ken“, erklärte Miyako. Taichi und Sora nickten beide.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ken, definitiv“, meinte Yamato ebenfalls.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Normal würde ich ja Miyako sagen, aber da mir das nicht gestattet ist, stimme ich auch für Ken“, pflichtete Mimi ihnen zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken hatte kein Wort gesagt, sondern saß stocksteif mit knallrotem Gesicht da und mied es, aufzublicken. Daisuke warf seinen anderen Freunden einen wütenden Blick zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ken?“, fragte er zaghaft. „Wenn du nicht willst, dann …“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Regeln sind Regeln“, meinte Mimi grinsend. „Wenn Ken nicht will, hätte er von Anfang an nicht mitmachen sollen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist schon okay“, meinte Ken. „Es ist ja schließlich nur ein Kuss.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und es war ja nicht so, als wäre das ihr erster Kuss. Daisuke sah Ken fragend an, um sicherzugehen, dass er auch wirklich damit einverstanden war. Ken nickte kaum merklich, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Also krabbelte Daisuke rüber zu Ken, packte ihn am Kragen seines Polohemdes und drückte dann seine Lippen auf die von Ken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken verkrampfte sich leicht, also fuhr Daisuke ihm mit den Fingern durch sein seidiges, dunkles Haar, wie er es so oft tat, um ihn zu beruhigen. Wie weich seine Lippen doch waren. Daisuke entfuhr ein leichtes Seufzen und er rutschte näher an Ken heran. Wenn er ehrlich war, dann war es gar nicht so schlecht, Ken zu küssen. Er wusste, dass die anderen sie beobachteten, doch es war ihm egal. Ken küsste ihn sanft zurück, beinahe ängstlich, so als fürchtete er, dass Daisuke den Kuss jede Sekunde unterbrechen würde. Gerade als er seinen Mund öffnete und mit seiner Zunge neckend Kens Lippen anstupste, ertönte das Piepsen von Hikaris Handy. Allem Anschein nach hatte sie einen Timer gestellt. Die eine Minute war vorbei.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke löste sich langsam von Ken und blickte ihn fragend an. Die anderen hatten Recht, Ken war wirklich am Hübschesten von allen. Daisuke hätte Stunden damit verbringen können, einfach nur in diese violetten Augen zu blicken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Alles okay?“, fragte er nach. Ken nickte langsam und lächelte ihn an. Ein Lächeln, dass er nur Daisuke gegenüber zeigte und das aussagte, dass alles in Ordnung war. Daisuke streichelte noch einmal kurz über Kens Wange und rutschte dann zurück auf seinen ursprünglichen Platz.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich hoffe euch hat die Show gefallen“, sprach er in die Runde und griff dann nach der Flasche, um sie erneut zu drehen.[/JUSTIFY]

4.

„Seid ihr sicher, dass ihr schon gehen wollt?“ Taichi sah ihn fragend an. „Der Abend ist doch noch jung.“

Daisuke nickte, während er sich seine Jacke anzog. Oder genauer gesagt, er versuchte, sich seine Jacke anzuziehen. Seit wann war es so schwer, das Ärmelloch zu finden? Mit dem anderen Arm hatte er es doch auch geschafft. Vielleicht hätte er doch etwas weniger trinken sollen.

Schließlich seufzte Daisuke frustriert und warf sich die Jacke einfach nur über die Schulter. Bis zu ihm nach Hause waren es nur knapp zwanzig Minuten, die würde er schon mit offener Jacke ertragen.

Wie jedes Jahr feierten sie Weihnachten zusammen. Wenn Daisuke ehrlich war, dann hatte er eigentlich noch gar nicht gehen wollen. Er war gerade mal seit drei Stunden da.

Der Grund für sein frühes Gehen lehnte mit geschlossenen Augen am Rahmen der offenstehenden Wohnungstür. Jacke und Straßenschuhe hatte er bereits wieder angezogen. Natürlich, ihm fiel diese Aufgabe gerade leichter. Ken hatte im Gegensatz zu Daisuke auch nichts getrunken.

Dabei hatte Ken ihn nicht einmal gebeten, früher gehen zu können. Ein Blick war ausreichend und Daisuke bemerkte, dass es Ken nicht gut ging. Er war ruhiger als sonst, rieb sich immer wieder die Schläfen und hatte die meiste Zeit am gekippten Fenster verbracht.

Daisuke wusste nicht, was los war. Aber er wollte nicht, dass Ken sich schlecht fühlte und wenn er dafür früher von der Weihnachtsfeier gehen musste, dann war das halt so.

Er zog sich seine Schuhe an und umarmte Taichi dann zum Abschied. „Nächstes Mal bleiben wir länger“, versprach er ihm. Als er Ken angeboten hatte, dass sie früher gehen könnten, hatte dieser – freundlich wie er war – gemeint, dass Daisuke seinetwegen nicht auf seinen Spaß verzichten sollte.

Dabei konnte Daisuke doch keinen Spaß haben, wenn es Ken schlecht ging.

„Ken?“ Vorsichtig berührte er seinen besten Freund am Unterarm. „Komm, lass uns gehen.“

„Hm“, war alles, was von ihm kam. Daisuke verhakte seinen Arm mit Kens und zog ihn dann in Richtung Fahrstuhl.

„Du hättest wegen mir nicht früher gehen müssen“, sagte Ken leise, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen schlossen. Daisuke verkrampfte leicht. Er war noch nie ein großer Fan von Fahrstühlen gewesen und normalerweise nahm er immer die Treppe. Aber jetzt wollte er Ken so schnell wie nur möglich nach Hause bringen. Die paar Sekunden konnte er sich zusammenreißen.

„Rede nicht … so einen Mist“, lallte Daisuke. „Wenn es dir schlecht geht, dann gehen wir nach Hause. Ernsthaft, es macht mir nichts aus.“

„Danke.“ Ken drückte kurz seinen Unterarm und lehnte seinen Kopf dann gegen Daisukes.

Sie verließen den Fahrstuhl und gingen schweigend nach draußen. Es war kalt draußen und ein starker Wind wehte, der sie beide zum Frösteln brachte. Ken drückte sich enger an Daisuke.

Seinen besten Freund so nah an sich gepresst zu fühlen, ließ ihn knallrot im Gesicht werden. Aber Ken machte keine Anstalten zurückzuweichen, also ließ er ihn gewähren. Wenn Daisuke ehrlich war, dann mochte er es, wie sich Ken an ihn klammerte, während sie beide nach Hause gingen. Oder in Kens Fall zur Wohnung der Motomiyas, wo sie Minomon und Chibimon zurückgelassen hatten. Taichis Wohnung war zu klein für all die Digimon und so hatten Daisuke und Ken die beiden zuhause bei Daisukes Eltern gelassen.

Eigentlich sollte Ken Minomon abholen und dann wieder nach Hause fahren.

„Schlaf mit mir“, bat Daisuke ihn. Ken blickte ihn verwundert an, doch es dauerte einige Minuten, bis Daisuke klar wurde, was seine Worte bedeuteten.

„N-nicht so“, beeilte er sich zu sagen. „Übernachte bei mir?“

Ken seufzte.

„Ich kann dich nicht nach Hause fahren lassen, wenn es dir so schlecht geht“, erklärte Daisuke langsam.

„Ist okay.“

„Und sag mir nicht, dass es nur zwanzig Minuten Fahrt sind“ fuhr Daisuke fort. „Als dein bester Freund kann ich … Warte, was?“

„Ich bleibe die Nacht“, wiederholte Ken seine Aussage. „Lass mich nur meine Eltern anrufen und ihnen Bescheid geben. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen.“

Daisukes Mund breitete sich zu einem weiten Grinsen aus.

„Oh, wie toll!“, rief er begeistert aus.

Ken nickte einfach nur, ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht.

Sie erreichten die Wohnung der Motomiyas. Vorsichtig schloss Daisuke die Tür auf und nachdem sie beide ihre Schuhe und Jacken ausgezogen hatten, gingen sie leise den Flur entlang. Ken blieb am Telefon stehen und wählte die Nummer seiner Eltern, während Daisuke ins Wohnzimmer ging. Seine Eltern saßen auf dem Sofa und unterhielten sich leise, während der Fernseher lief.

„Daisuke?“ Seine Mutter blickte ihn fragend an, als sie ihn bemerkte. „Es ist doch erst halb acht. Was machst du denn hier?“

„Ken geht es nicht gut“, erklärte Daisuke ihnen. Im Hintergrund konnte er Ken mit seinen Eltern sprechen hören.

„Okay. Im Badezimmerschrank dürften noch Aspirin sein“, meinte sein Vater. Daisuke nickte und ging dann wieder zu Ken, der gerade den Hörer aufgelegt hatte. Seine Eltern hatten glücklicherweise nicht bemerkt, dass er getrunken hatte. Oder aber es war ihnen egal.

„Ich darf bleiben“, erklärte er und Daisuke seufzte erleichtert.

„Dad meint, dass wir im Bad noch Aspirin haben“, erklärte er und zog seinen Kumpel ins Badezimmer, wo sie sich gemeinsam fertig machten. Daisuke lieh Ken seinen Schlafanzug, während er sich selbst bis auf seine Boxershorts auszog und dann so ins Bett krabbelte. Ihre beiden Digimon schliefen am Bettende. Minomon hatte nur einmal kurz aufgeblickt, als sie reingekommen waren, aber war dann gleich wieder zum Schlafen übergegangen.

Ken legte sich neben ihn und drehte sich dann auf die Seite, mit dem Rücken zu Daisuke.

Er selbst starrte nachdenklich an die Decke und lauschte auf Kens Atem. Zuerst war er gleichmäßig und Daisuke war kurz davor selbst einzuschlafen, als er ein leises Wimmern vernahm.

„Ken?“ Er rutschte zu seinem besten Freund und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Durch das Fenster fiel Mondlicht und Daisuke konnte sehen, dass Ken weinte.

„I-ist schon okay“, murmelte Ken und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Schlaf ruhig weiter.“

Daisuke schüttelte seinen Kopf. „Willst du mir nicht sagen, was los ist? Du bist schon die ganze Zeit so in dich gekehrt.“

„Wirklich, es ist nichts…“ murmelte Ken. Daisuke seufzte und verhakte ihre Finger miteinander, schob sein linkes Bein zwischen Kens Beine und rutschte mit dem Gesicht so nah an Ken heran, dass sich ihre Nasenspitzen berührten.

Er sagte nichts, sondern lag einfach nur da und sah Ken abwartend an. Auch wenn Daisuke betrunken war, er wusste, dass Ken nicht bedrängt werden wollte. Also hielt er ihn einfach fest und wartete.

„Ich weiß nicht einmal, warum ich traurig bin“, gestand Ken leise. „Es fühlt sich alles nur so schwer an.“

„Ist schon okay“, flüsterte Daisuke und ließ seine Hand los, um ihm durchs Haar streicheln zu können. „Wenn du traurig bist, dann bist du halt traurig. Ich bin für dich da, Ken-chan.“

Ein Gedanke kam Daisuke in den Sinn. Hätte er nicht getrunken, dann hätte er wahrscheinlich noch einmal nachgedacht, ob dieser Gedanke wirklich so gut war, wie in den Moment, als Daisuke ihn aussprach. Aber so rollten die Worte über seine Zunge, ehe er es sich noch einmal anders überlegen konnte.

„Wenn ich dich küsse, würde dich das dann trösten?“

Ken blickte ihn überrascht an und Daisukes Hirn fing langsam an zu verarbeiten, was er da gerade gesagt hatte. Andererseits, es war nur ein Kuss. Ken würde einfach ablehnen und dann war alles gut.

„Okay“, flüsterte er jedoch. Daisuke blinzelte kurz und streckte sich dann vor, um seine Lippen auf die von Ken zu drücken.

Er wusste, wie Kens Lippen sich anfühlten. Trotzdem fühlte es sich so gut an, als Daisuke seine Lippen gegen die von Ken bewegte. Daisuke seufzte leicht und vergrub seine Hand in Kens Haar. Er öffnete seinen Mund und strich mit der Zunge über Kens Unterlippe, saugte an dieser und dann war Kens Mund ebenfalls offen. Daisuke dachte nicht nach – Denken fiel ihm im Moment generell zu schwer – sondern ließ seine Zunge in Kens Mund schlüpfen. Verdammt, fühlte sich das gut an. Trotz all seinen bisherigen Küssen mit Mädchen und dem ein oder anderen Jungen, nichts kam auch nur ansatzweise daran, wie fantastisch es sich anfühlte, Ken zu küssen.

Als er Luft brauchte, löste er sich widerwillig von Ken und rutschte ein Stück zurück. Vorsichtig streichelte er ihm über die Wange.

„Geht es dir besser?“, fragte Daisuke und schloss kurz seine Augen mit dem Vorhaben, sie gleich wieder zu öffnen.

Aus dem Gleich wurden mehrere Stunden später. Als Daisuke am nächsten Morgen aufwachte, war bereits später Vormittag. Sein Kopf dröhnte, so als würde jemand Nägel durch seinen Schädel hämmern. Er und Ken hatten sich im Schlaf noch mehr miteinander verknotet. Während Daisuke ihn weiter beobachtete, kam die Erinnerung an letzte Nacht zurück. An den Kuss.

Ob er Ken darauf ansprechen sollte? Daisuke entschied sich dagegen, immerhin war es doch nur ein Kuss gewesen. Gut, er hatte eigentlich nicht vorgehabt, seine Zunge in Kens Mund zu stecken, andererseits war er betrunken gewesen. Es hatte absolut nichts zu bedeuten.

5.

[JUSTIFY]„Kannst du mir verraten, was das sein soll?“ Daisuke sah seinen besten Freund irritiert an und pikste ihm gegen die Brust. Das konnte er nun wirklich nicht ernst meinen. Es war schließlich Sommer und sie waren zusammen mit ihren Digimon auf dem Weg zum Strand. Es war etwas, was Daisuke schon die ganze Zeit gestört hatte, seit sie sich ihre Badesachen angezogen hatten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das nennt sich T-Shirt“, erklärte Ken ruhig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich weiß, wie sich das nennt“, erwiderte Daisuke und rollte mit den Augen. „Was ich aber nicht verstehe, ist, wieso du das noch trägst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er machte ausschwenkende Bewegungen mit seinen Armen. „Wir sind am Strand, Ken. Siehst du hier irgendeine andere männliche Person im T-Shirt rumsitzen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken blickte sich um und deutete dann auf einen älteren Herrn im weißen T-Shirt, der in etwa im Alter von Daisukes Vater sein musste.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Irgendjemand in unserem Alter?“ korrigierte Daisuke seine Aussage.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken antwortete nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich mache mir halt einfach Sorgen um dich“, erwiderte Daisuke, während sie ihre Freunde suchten, mit denen sie sich am Strand treffen wollten. Sie waren nicht die Einzigen, die sich für einen Strandbesuch entschieden hatten. Das laute Kreischen zweier sich streitender Kinder ertönte von irgendwo her und auf dem Volleyballfeld spielten zwei junge Männer gegeneinander.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und warum machst du dir Sorgen um mich?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Daisuke-kun!“, ertönte Takerus Stimme zu ihnen. Er, Miyako, Hikari und Iori saßen zusammen mit ihren Digimon unweit von ihnen auf einer großen Picknickdecke. „Hier sind wir!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Komme!“, rief Daisuke ihm grinsend zu. Dann wandte er sich wieder an Ken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich will halt einfach nicht, dass du wegen einem Hitzekoller zusammenbrichst“, erklärte er. „Und das wirst du, wenn du weiter in einem T-Shirt hier rumläufst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich ziehe es schon aus, sobald ich ins Wasser gehe“, meinte Ken und setzte sich dann neben Hikari auf die Decke. Genau wie er trug auch sie ein T-Shirt über ihrem Badeanzug.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hm. Und wann genau hast du vor ins Wasser zu gehen?“, erkundigte sich Daisuke. Er kannte Ken schließlich allzu gut und wusste, dass dieser es normaler mied, im Meer schwimmen zu gehen. Schließlich hatte Ken die letzten Jahre immer abgesagt, wenn Daisuke ihn zum Strand eingeladen hatte. Ein Besuch im Schwimmbad war okay, mehr jedoch nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Später.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke sah ihn kopfschüttelnd an, sagte jedoch nichts weiter. Dass Ken zugesagt hatte, bedeutete ihm immerhin viel. Und er wollte sein Glück nicht zu sehr strapazieren. Es hatte immerhin einiges an Überzeugungskunst gekostet. Nicht nur, dass Ken seit seinem Erlebnis am Dark Ocean das offene Meer mied, er verbrachte nun auch jede freie Minute damit um für die Uni-Prüfungen zu lernen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]V-mon und Wormmon begrüßten die anderen Digimon und gemeinsam eilten sie dann zum Wasser, um sich im flachen Ufer abzukühlen. Einige der Anwesenden blickten ihnen neugierig hinterher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke zeigte auf den Strandball, den Miyako mitgebracht hatte. „Was haltet ihr von einer kleinen Runde Wasserball?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Immer!“, entgegnete sie und sprang auf. „Hikari-chan, kommst du auch?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Angesprochene schüttelte ihren Kopf. „Nachher, vielleicht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Okay.“ Miyako lächelte und eilte dann Richtung Wasser, Takeru und Iori waren ihr dicht auf den Fersen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke sah noch einmal zu Ken und Hikari.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Stellt bloß nichts an, was ich nicht auch anstellen würde“, meinte er grinsend und lief dann zu dem Rest seiner Freunde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Seufzer entfuhr ihm, als seine nackten Füße das kalte Wasser berührten. Ken und Hikari wussten definitiv nicht, was sie verpassten. Was gab es besseres, als bei so einem heißen Sommertag sich im Wasser abzukühlen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie spielten sich den Ball gegenseitig zu, spritzten sich mit Wasser voll. Immer wieder warf Daisuke Blicke zu Hikari und Ken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Etwas Buntes flog an ihm vorbei und dann hörte er Takeru laut jammern. Anscheinend war er so abgelenkt gewesen, dass er den sich nähernden Ball nicht bemerkt hatte. Und dieser trieb nun weiter aufs offene Meer hinaus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Jetzt hol den Ball schon wieder!“, rief Miyako ihm zu. Daisuke rollte mit den Augen, sprang aber ins Wasser und schwamm dem Ball so schnell wie möglich hinterher.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als er wieder zurückgeschwommen war, spielte er den Ball weiter an Iori und warf dann aus Gewohnheit einen kurzen Blick zu Ken und Hikari.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nur, dass Hikari nicht mehr da war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Verwundert runzelte Daisuke seine Stirn und sah sich am Strand um. Er entdeckte sie in einer Schlange vor dem Eisverkäufer stehen. Natürlich, wenn die beiden das Wasser mieden, dann würden sie sich mit einem Eis abkühlen wollen. Zufrieden seufzte er auf und sah dann wieder zu Ken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einer von den Kerlen, die vorhin Volleyball gespielt hatten, stand neben Ken. Daisuke kniff seine Augen zusammen. Was genau wollte dieser Typ von seinem Ken?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oi, Daisuke!“ Miyakos Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte zu ihr. Sie hielt den Ball fest und sah ihn wütend an. „Spielst du eigentlich noch?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„J-ja“, meinte Daisuke und widmete sich wieder ihrem Spiel. Aber schon bald flog sein Blick wieder zu Ken und dem fremden Kerl.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Volleyball-Typ hatte sich nun zu Ken gebeugt und … war das da eine Hand, die er auf Kens Oberschenkel gelegt hatte?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke beugte sich vor, um besser sehen zu können und wurde dann von dem Strandball mitten ins Gesicht getroffen. Er verlor sein Gleichgewicht und platschte rücklings ins Wasser.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Panisch schlug er um sich, bis auf einmal seine Hand gepackt wurde und Takeru ihn an hochzog. Er, Miyako und Iori standen besorgt um ihn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ernsthaft, was ist los mit dir, Daisuke-san?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ist alles in Ordnung, Daisuke-kun?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe, Dai-chan.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke hustete mehrmals, bis er wieder normal Luft schnappen konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„N-nein, ist schon alles okay“, meinte Daisuke. „Aber vielleicht sollte ich mal aus dem Wasser raus und nach Ken schauen. Will sichergehen, dass es ihm auch gut geht.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„So wie das von hier aussieht, brauchst du dir wirklich keine Sorgen um ihn zu machen“, meinte Takeru grinsend. Verwundert sah Daisuke wieder zu Ken und schnappte nach Luft, als er Ken lächeln sah.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wobei … nein, das war nicht Kens Lächeln. Jedenfalls nicht sein echtes Lächeln. Daisuke kannte all die verschiedenen Arten von Kens Lächeln und das war die Maske, die er aufsetzte, wenn er sich unwohl fühlte und trotzdem gute Miene zum bösen Spiel machte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Flirtet der Kerl da etwa mit Ichijouji-kun?“, wunderte sich Miyako.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisukes Augen weiteten sich erschrocken. Miyako hatte recht, dass da war definitiv Flirten. Merkte dieser Kerl denn nicht, dass Ken kein Interesse hatte?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bin gleich wieder da!“, murmelte Daisuke und eilte so schnell es ging aus dem Wasser. Eine Idee kam ihm in den Sinn und er grinste fies. So würde er den Kerl definitiv verjagen können. Das hatte er davon, Ken zu belästigen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ken-chan!“ Lächelnd lief er zu den beiden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken und der Typ blickten beide auf. Der Kerl sah Daisuke verärgert an, so als gefalle es ihm kein bisschen, dass Daisuke sie gerade störte. Nun, Daisuke war es egal. Er ließ sich neben Ken auf die Decke fallen und beugte sich dann vor, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Alter, wieso hast du nicht gesagt, dass du schon vergeben bist?“, fragte der Volleyball-Kerl beleidigt und stand dann auf. Daisuke grinste triumphierend, während der Kerl weg ging und löste sich dann wieder von Ken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken blickte ihn überrascht an, dann verfinsterte sich sein Blick jedoch.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tu das nie wieder“, verlangte er und stand dann selbst auf. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er zu Hikari, die ihnen gerade mit zwei Waffeln Eis entgegenkam.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ken sagte etwas zu Hikari, die daraufhin Daisuke einen entsetzten Blick zuwarf, und dann gingen die beiden in entgegengesetzte Richtung weg von ihm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daisuke sah ihnen verwundert nach. Er hatte Ken doch nur helfen wollen, wieso reagierte er also nun so merkwürdig?[/JUSTIFY]

+1

Auf der Hinfahrt hatten Ken und Daisuke zusammen auf der Rückbank gesessen, ihre Seiten aneinandergepresst, während sie sich über alles Mögliche unterhalten hatten, was ihnen in den Sinn kam. Nun war es Abend, Daisukes Vater hatte sie wie vereinbart wieder abgeholt, doch dann war Ken auf den Beifahrersitz geklettert.

„K-Ken?“ Verdutzt blickte Daisuke zu ihm, doch Ken hatte seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung gedreht und vermied es, ihn anzusehen.

„Daisuke, lass ihn.“ Hikari hielt ihn am Arm fest, gerade als er die Beifahrertür öffnen wollte, um Ken zu fragen, was das sollte. Er hatte den restlichen Nachmittag kein Wort zu Daisuke gesagt. Daisuke hatte ihn nicht vor den anderen ansprechen wollen, sondern darauf gehofft, dass sie später im Auto miteinander reden konnten.

Hikari, Iori und Miyako wurden von Taichi abgeholt. Iori und Miyako hatten sich bereits von ihnen verabschiedet, nur Hikari stand noch bei ihnen. Sie hatte Ken zum Abschied umarmt und sagte nun auch Daisuke auf Wiedersehen.

„Hikari-chan, weißt du vielleicht, wieso Ken sich so verhält?“ Daisuke sah sie verzweifelt an. Es tat weh, dass sein bester Freund nicht mehr mit ihm redete.

Sie seufzte und warf dann einen Blick zu Ken, ehe sie Daisuke wieder ansah.

„Natürlich weiß ich das. Aber Ken würde nicht wollen, dass ich es dir sage, tut mir leid, Daisuke“, erklärte sie ruhig. „Denk vielleicht einfach mal nach, was deine Handlungen für Ken bedeuten könnten“, fügte sie hinzu und ging dann zum Auto ihres Bruders. Daisuke blickte ihr verwundert hinterher, bis Taichis Auto nicht mehr zu sehen war. Erst dann stieg er selbst ein.

Daisuke hatte sich hinter seinen Vater gesetzt und warf die ganze Fahrt über immer wieder besorgte Blicke zu seinem besten Freund. Doch Ken starrte weiter beharrlich aus dem Fenster. Daisuke wollte ihn so sehr fragen, was los war.

Sie erreichten ohne große Umstände die Wohnung der Ichijoujis. Eigentlich war geplant gewesen, dass Ken seine Badesachen daließ und seine Schlafsachen holte, um dann den Rest des Wochenendes bei Daisuke zu verbringen.

Ken machte zunächst keine Anstalten, aufzustehen. Erst als Herr Motomiya leicht räusperte, blickte er überrascht auf, so als hätte er gar nicht bemerkt, dass sie in Tamachi angekommen waren, und löste dann den Gurt.

„Danke für die Heimfahrt, Herr Motomiya.“ Freundlich lächelte Ken ihn an und stieg dann aus dem Auto. Daisuke sah ihm ängstlich hinterher. Er hoffte darauf, dass Ken sich umdrehte und ihm zurief, dass er gleich wiederkommen würde. Aber Ken blickte kein einziges Mal nach hinten.

„Daisuke?“ V-mon blickte ihn besorgt an. Das Digimon hatte mitbekommen, dass etwas zwischen ihm und Ken passiert war und machte sich nun Sorgen um seinen Partner. Auch wenn es nicht genau verstand, weshalb sich die beiden überhaupt gestritten hatten.

Herr Motomiya seufzte und öffnete dann ebenfalls die Autotür. „Ich rauch gerade eine“, meinte er, während er eine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche zog. „Nutz die Gelegenheit und hock nicht nur im Auto wie sieben Tage Regenwetter.“

Daisuke stürzte aus dem Auto und eilte zur Tür, die gerade dabei war, wieder zuzufallen. V-mon war ihm dicht auf den Fersen. In letzter Sekunde erreichte er diese und stieß sie auf. Ken stand am anderen Ende des Hausflurs vor dem Fahrstuhl.

„Ken!“, rief er ihn und eilte auf ihn zu. Überrascht blickte Ken ihn an. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und er machte einen Schritt nach vorne.

„Ken, warte bitte.“ Daisuke erreichte den Fahrstuhl und stellte sich dann in den Türrahmen, sodass die Türen nicht wieder schließen konnten.

Schwer atmend stütze Daisuke seine Hände auf seinen Knien ab und schnappte nach Luft. Er konnte Kens Blicke auf sich spüren, doch ansonsten machte dieser keine Mühen etwas zu sagen oder zu tun.

„Was ist los mit dir, Ken?“, fragte Daisuke, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. Er trat auf Ken zu, der einen Schritt zurückwich.

„Es ist alles in Ordnung“, behauptete Ken. „Ich bin einfach müde und will ins Bett.“

Daisuke schluckte. Keine Erwähnung davon, dass Ken eigentlich heute bei ihm übernachten sollte.

„Ich weiß, dass du lügst“, entgegnete Daisuke. „Du bist schon die ganze Zeit so komisch drauf, seit ich dich geküsst habe.“

„Du bildest dir was ein“, meinte Ken kopfschüttelnd und mied es jedoch Daisuke anzusehen.

„Ken-chan, du solltest wirklich mit Daisuke reden“, meldete sich Wormmon zu Wort. Das Digimon hatte bisher stumm in Kens Armen gesessen und keinen Ton von sich gegeben. Nun sprang es jedoch auf den Boden.

„Wormmon?“

„Ich glaube, ihr solltet jetzt alleine sein“, meinte das Raupendigimon und krabbelte auf V-mon zu.

„Komm schon“, forderte es seinen Jogresspartner an. V-mon sah verwundert zwischen den beiden Menschen hin und her, doch dann hatte es scheinbar verstanden, worauf Wormmon hinauswollte und gemeinsam gingen die beiden Digimon dann wieder den Flur entlang, um ihren Partnern die benötigte Privatsphäre zu geben.

„Wormmon hat recht“, meinte Daisuke und trat noch einen Schritt auf Ken zu. Ken zuckte leicht zusammen, blieb dieses Mal jedoch stehen. Die Fahrstuhltüren schlossen sich hinter Daisuke mit einem leichten Pling.

„Ken, sag mir bitte, warum du sauer auf mich bist. Ich habe dich doch nur geküsst, damit dieser Kerl aufhört, dich zu belästigen.“

„Geflirtet, Daisuke. Er hat mit mir geflirtet“, merkte Ken an.

Daisuke seufzte laut.

„Denkst du ernsthaft, ich hätte nicht gemerkt, dass du dich unwohl fühlst?“

„Und selbst wenn, das gibt dir noch lange nicht die Erlaubnis, mich einfach ungefragt zu küssen“, erwiderte Ken laut und blickte Daisuke wütend an.

Daisuke zog seine Augenbrauen zusammen. Vielleicht hätte er anders agieren können, aber merkte Ken denn nicht, dass er es nicht böse gemeint hatte?

„Entschuldige, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe“, platzte es aus ihm heraus. „Es war deutlich zu sehen, dass du den Typen nicht bei dir haben wolltest und mir fiel in dem Moment einfach nichts Besseres ein, als deinen festen Freund vorzuspielen.“

„Und du konntest das nicht tun, ohne mich küssen zu wollen? Du hättest ihm ja auch einfach sagen können, dass ich schon vergeben bin!“

Erschrocken trat Daisuke einen Schritt zurück. Eine kleine Stimme in seinem Unterbewusstsein meldete sich leise zu Wort und stimmte Kens Worten zu. Daisuke hätte anders handeln können.

Er blickte auf zu Ken und erschrak, als er sah, dass dieser weinte. Eine einzelne Träne kullerte über Kens Gesicht und fiel dann zu Boden. Ken weinte. Ken weinte seinetwegen.

Daisukes Herz zog sich krampfhaft zusammen, so sehr schmerzte es ihn, seinen besten Freund weinen zu sehen.

„Gut, vielleicht hätte ich anders handeln können“, räumte Daisuke ein und ging auf Ken zu. „Aber ich wollte einfach sichergehen, dass er dich in Ruhe lässt. Und vielleicht war es auch falsch und unverschämt von mir dich ohne deine Erlaubnis zu küssen.“

„Vielleicht?“

„Okay, es war definitiv scheiße von mir“, beeilte sich Daisuke zu sagen. „Ich habe nicht nachgedacht, sondern einfach das Erstbeste getan, was mir in den Sinn kam. Außerdem haben wir uns auch schon vorher geküsst. Die anderen Male hat es schließlich auch nie etwas bedeutet.“

Ken sah ihn unter tränenreichen Augen an und sagte kein Wort. Etwas, was Daisuke unglaublich nervös machte.

„Oder?“, fragte er unsicher.

„Und was, wenn deine Küsse mir etwas bedeutet haben?“, fragte Ken leise. „Ich meine, ist dir nie aufgefallen, dass immer, wenn du mich küssen wolltest oder solltest, ich immer gleich damit einverstanden war?“

Angestrengt dachte Daisuke nach. Ken hatte definitiv recht, er hatte noch nie ein Problem damit gehabt, wenn Daisuke ihn küsste.

„Ken, willst du damit etwa sagen, dass du…?“ Daisuke schluckte. Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Denn wenn er es aussprach, dann war es real und dann gab es kein Zurück mehr.

„Dass ich was, Daisuke? Dass ich wahrscheinlich schon seit unserem ersten Kuss in dich verliebt bin, obwohl ich ganz genau weiß, dass diese Küsse ja absolut nichts für dich bedeuten?“, platzte es aus Ken heraus. „Das ich jedes Mal darauf hoffe, dass du mich aus welchem Grund auch immer wieder küsst, obwohl ich genau weiß, dass es dir nichts bedeutet oder zumindest nicht das Gleiche bedeutet wie mir? Und ich bin auch noch so dumm und lasse es jedes Mal zu. Ich hoffe jedes Mal darauf, dass du vielleicht endlich auch etwas für mich empfindest. Aber dann bestehst du immer darauf, dass es ja nichts bedeutet. Du fragst nicht einmal, was es mir bedeutet. Aber jetzt wo du es weißt, vielleicht überlegst du es dir dann beim nächsten Mal lieber zweimal, bevor du mich küsst.“

Ken war in ihn verliebt.

Ken war seit Jahren in ihn verliebt und er Trottel hatte es nicht gemerkt. Kein Wunder, dass Hikari ihn so entsetzt angesehen hatte, vorhin am Strand. Wahrscheinlich hatte Ken sich ihr anvertraut. Daisuke war so dumm gewesen und hatte Ken immer wieder geküsst, ohne auf die Gefühle seines besten Freundes zu achten.

„Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte er nun sanft und wischte die Tränen aus Kens Gesicht.

„Damit du mir eine Abfuhr erteilst?“, entgegnete Ken verbittert. Seine Unterlippe zitterte leicht und Daisuke konnte seinen Blick nicht abwenden.

Etwas nagte an ihm, während er über all die Küsse mit Ken nachdachte. Vielleicht zählte ihr erster Kuss nicht, Daisuke war damals immer noch in Hikari verknallt gewesen. Und ihr zweiter Kuss zählte definitiv nicht, immerhin war Daisuke über V-mon gestolpert und auf Ken drauf gefallen.

Bei dem ‚Wahrheit oder Pflicht‘-Kuss hätte Daisuke genauso gut einfach aussetzen können. Aber eigentlich hatte er Ken küssen wollen.

Er hatte Ken geküsst, weil er ihn hatte aufmuntern wollen. Dabei hätte es Ken doch auch gereicht, wenn er ihn einfach nur gehalten hätte. So wie sonst auch, wenn es ihm schlecht ging.

Er hatte Ken geküsst, weil er es wollte.

„Ken“, sprach Daisuke nun seinen Namen aus und schlang seine Arme um dessen Nacken.

„Daisuke, bitte …“, flüsterte Ken und verstummte dann, als Daisuke ihn kopfschüttelnd ansah.

„Was, wenn ich dir sage, dass ich von dir geküsst werden will?“, fragte Daisuke und blickte auffordernd in Kens violette Augen, die sich vor Überraschung weiteten. Dann zog er Daisuke zu sich hoch und drückte ihre Lippen aufeinander.

Daisuke musste auf Zehenspitzen stehen, um Ken zu erreichen und dieser drückte ihn enger an sich, damit er das Gleichgewicht nicht verlor. Ein Stöhnen entwich Daisuke, während Ken beinahe schon ungeduldig mit seiner Zunge über Daisukes Lippen strich und Einlass forderte.

Einlass, den Daisuke ihm nur allzu gerne gewährte. Kaum hatte er seinen Mund geöffnet, war Kens Zunge auch schon in ihm. Verdammt, fühlte es sich gut an. Kens Lippen, seine Zunge, alles an ihm war verlangend und überwältigend. Daisuke ließ sich nur allzu gerne mitreißen. Es fühlte sich beinahe so an, als wolle Ken ihm all die Gefühle übermitteln, die er sonst immer zurückgehalten hatte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Ken ihn wieder los und für einige Sekunden starrten sie sich einfach nur an, versanken in den Augen des anderen.

Schließlich bewegte Ken seine Hand zur Seite, um einen Knopf zu drücken und kurze Zeit später öffneten sich die Fahrstuhltüren wieder.

„Wartest du hier solange, bis ich meine Sachen geholt habe?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, dass die 5+1 fics normalerweise als One-Shot hochgeladen werden, aber da mir die Fic explodiert ist, hab ich mich entschieden, sie in 6 Kapitel aufzuteilen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh, Daisuke~
Bist du dir sicher, dass da nicht mehr ist?

Ich danke fürs Lesen und hoffe, es hat euch gefallen. ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jemanden zu küssen, ohne dass die Person damit einverstanden ist? Geht gar nicht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke fürs Lesen und hoffe, es hat euch gefallen. ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KenIchijoji
2020-04-05T21:24:20+00:00 05.04.2020 23:24
Die Szene war schon so typisch episch. Hat mir sehr gut gefallen, freue mich sehr auf den Rest!
Antwort von:  CharleyQueens
06.04.2020 06:30
Danke dir ♥♥♥


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