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Miraculous Ladybug ~ Wahre Lügen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ~ Hallöle!
Hiermit starte ich in die eigentliche Geschichte und hoffe sie gefällt euch!
Danke für die ersten Rückmeldungen... da schlägt mein Herz höher!
Kleine Warnung:
In diesem Kapitel wird viel angedeutet, wenn auch nicht ausgeschrieben! Also es ist alles nur in eurem Kopf!
Ich wünsche euch viel Spaß beim Kopfkino >///< Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,
neue Woche - neues Kapitel!
Allerdings nur ein kurzes, da...
TAM-TAM-TAAaaaaaM ...ich spätestens übermorgen noch eines hochladen werde. Nächste Woche bin ich im Urlaub.

Natürlich hoffe ich, ihr seid mir weiter gewogen und dieses Kapitel erfreut euch!
Die Kommentare zum den letzten gingen mir sehr nah, da ich immer unsicher bin, ob ich überhaupt schreiben sollte...
Doch euer Zuspruch feuert mich an!!!

Also viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli- Hallo- Hallöchen!
Wie versprochen reiche ich noch ein Kapitel nach, bevor ich mich in den Urlaub verkrümmele.
Ein längeres um euch die Wartezeit zu versüßen... weil nächste Woche keins kommt.
Diesmal ist der Teil eingearbeitet, den ich als aller aller erstes je zu dieser Fanfiction geschrieben hatte... bis auf den Anfang. Ihr könnt gerne mal raten, welcher Teil das war XD

Ich wünsche euch jetzt eine gute Zeit, bis wir uns wieder lesen!
Passt bei dem Wetter auf euch auf!!!
Und jetzt viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!
Die Zeit des Darbens ist vorbei - Ich bin wieder da!!!
Wie geht es euch?

Urlaub war schön... aber auch anstrengend... genau genommen brauch ich Urlaub vom Urlaub XD
Egal wir starten in den nächsten Abschnitt!
Diesmal darf Plagg ordentlich seinen Senf... äh Käse dazugeben.

Leider hatte ich richtige Schwierigkeiten, einen guten Titel für das Kapitel zu finden...
Ich hoffe ihr seid zufrieden und habt viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli-Hallo!

Eine volle Woche liegt hinter mir und ein neues Kapitel vor euch!
Heute ohne langes Vorgerede: Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Törtchen!

Entschuldigt, dass letzte Woche kein Kapitel kam. Ich hatte Besuch von einer lieben Freundin und ich musste sie in die wundervolle Welt von "Miraculous Ladybug" einweihen... heißt wir haben alle zwei einhalb Staffeln durchgesuchtet XD
Hach das war schön... auch wenn ich mich immer noch über ein zwei Dinge tierisch aufrege...
Wie ist das bei euch?

Nun gut... jetzt gehts weiter!
Bei meinen Akuma Namen werde ich immer sehr kreativ... und ich liebe es Hintergründe zu ergoogeln... vielleicht hat das ja schon jemand gemerkt XD Und Chat Noir darf dann als gebildeter junger Mann immer klugscheißen XD

Viel Spaß mit dem Kapitel "Erntezeit" !!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Törtchen!

Ein bewegtes Con Wochenende liegt hinter mir... mit einer Woche cosplayworken vorne dran... ich bin geschlaucht aber glücklich!
Am Samstag durfte ich Marinette sein, mit meinem extrem schnittigen Adrien im Gepäck...

Dieses Kapitel liegt mir persönlich sehr am Herzen... ach was red ich ich, da steckt ne Menge Herzblut von mir drin. Darum haffe ich, dass es euch... meinen werten Lesern auch gefallen wird!

Viel Spaß <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgähn!!!

Vielen lieben Dank zu euren Kommentaren zu dem letzten Kapitel!
Ihr habt mich so berührt und motiviert... ich hatte keine Ahnung, dass Kommentare sowas machen können!
Deswegen wirklich vielen vielen lieben Dank!!!

Und ohne noch weitere Worte zu verschwenden...

Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Törtchen!

Danke für eure Kommentare!
Wie versprochen geht es heute weiter! Hoffentlich werde ich euch weiter gerecht...

Viel Spaß euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Törtchen!

Neuer Freitag - Neues Kapitel! Und... TATAAAAH mal ein längeres XD
Ich möchte euch knuddeln und mich bedanken für die Kommentare die da gekommen sind! Ich freue mich über jedes einzelne und versuche immer zu antworten! Es macht mir Spaß euch Freude zu bereiten und ich hoffe so euren Ansprüchen auch weiter gerecht zu werden!

Wie ihr sicher bemerkt habt... und der ein oder andere es schon angesprochen hat, recherchiere ich sehr genau die Hintergründe zu allem... also zwar denke ich mir die Geschichte aus, aber möchte eben den Figuren und Schauplätzen gerecht werden. Das heißt, bevor ich etwas aus der Serie verwende wird nochmal nachgeschaut, welche Worte benutzt wurden, welche Verwendung und Aussehen Gegenstände haben... wie die Orte aussehen... das ist mir persönlich sehr wichtig!
Meine eingebauten OCs haben wirklich nur die Verwendung akumatisiert zu werden. Warum mache ich das so? Einfach aus dem Grund, weil ich a) selber keine OCs in Storys mag und b) wiederrum nicht die vorhandenen Charaktere akumatisieren möchte, weil ich ja nicht sagen kann, wie diese sich in der Original Story noch weiter entwickeln. Daher diese Lösung.
Eventuell... aber wirklich nur eventuell mache ich aber dennoch mal eine weitere Fanfiction mit einer OC Heldin die eingebaut wird... aber erst wenn ich Lösungen für meine Diskrepanz im Hirn gefunden habe (...woher das Miraculous z.B.).

Oje soviel wollte ich gar nicht schreiben...
Jetzt viel Spaß euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute!

Drama Baby Drama! ...um Bruce mal zu zitieren.
Ich hab momentan eine Sinnkrise... Schuld daran sind die beiden finalen Folgen von Staffel 3.
Habt ihr DAS gesehen? Ich will nicht spoilern... aber NEIN ich bin nicht einverstanden...
Ich hab mir deswegen nun Gedanken gemacht und nur drei Lösungen gefunden:
1) ...ich breche die FanFiction auf der Stelle ab...
2) ...ich überarbeite sie komplett...
3) ...ich schei* auf die Serie und schreibe unbeirrt weiter, mit meinen Vorlieben, ohne weiter zu recherchieren, was ja bis jetzt meine Stärke war...

Wie steht ihr dazu?
Keine Sorge, durch meine Vorarbeit habe ich noch für zwei Wochen Update Material... also könnt ihr mir schreiben was ihr denkt.
Bin auch gern zu Disskusionen zu diesen Folgen bereit!

Jetzt aber erstmal viel Spaß euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
*schniff*
Hallöchen ihr Lieben,

ich... ich bin absolut sprachlos über all eure Anteilnahme... eure Kommentare... Ihr habt Recht! Von so nem mistigen Staffelabschluss lass ich mich nicht weiter beirren... ich hoffe die bekommen noch die Kurve in Staffel Vier. Jetzt heißt es erstmal der "Chat Blanc" Folge entgegenfiebern... welche mir im Moment schon Angst macht.

Also die FanFiction geht weiter! Schon allein, weil ich euch nicht so stehen lassen kann... und mir geschworen hatte, diese Geschichte als Übung abzuschließen. Ja, diese FanFiction startete eigentlich als Schreibübung für meine eigenen Geschichten... und ist ausgeartet. Der rote Faden blieb bestehen, aber inzwischen sind Ideen zusammengekommen wie es nach dem geplanten Ende weiter geht... also... geht es weiter XD Sogar länger als geplant. Wie lange genau kann ich noch nicht sagen... ich hab zumindest noch ein paar Dinge vor.
Gibt es Sachen die ihr schon immer mal in einer FF lesen wolltet?
Ich kann nichts versprechen, aber da ich die Geschichte angefangen habe um mal Sachen zu lesen, die ich sonst nirgends gefunden habe, dachte ich, ich frag euch auch mal XD

Das heutige Kapitel hat mir sehr viel Spaß gemacht! Gerade der Teil mit Alya und Tikki...
Euch fantastisch viel Spaß!
...und vielen Dank!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nyappy Halloween!!!

Geisternacht - oh herrliche Gruselnacht!!!
Die schönste Zeit im Jahr... zumindest für mich!!!
Schon seit Wochen pilgere ich in mein zweites Wohnzimmer und lasse mich inspirieren. Man sollte es nicht glauben, aber viele Teile dieser FanFiction habe ich tatsächlich dort erdacht... wovon rede ich? Kennt ihr den Europapark bei Rust? Ich liebe die Helloween Zeit dort und vor allem die Kürbissuppe!!! Da könnt ich mich reinlegen - zum Glück hab ich das Rezept XD

...aber ich schweife voll ab XD
Hab nur soooo gute Laune und hoffe euch nun auch ein Lächeln ist Gesicht zaubern zu können!
Ich liebe Kapitelnamen die ich mit bestimmten Situationen verbinden kann und diesmal ist es mal wieder der Fall... vielleicht kennt ja jemand die Quelle?!

Eine schaurig-schöne Nacht euch!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine Törtchen,

erstmal unglaublich lieben Dank für all euren Kommentare! Ich hatte privat Turbulenzen, deswegen konnte ich euch leider noch nicht einzeln antworten... das werde ich jetzt dann aber nachholen wenn ich... oh gleich werdet ihr mich lynchen... wenn ich in Japan bin.

Jaaa ich fliege übernächsten Montag für vier Wochen ins Land der aufgehenden Sonne und werde leider solange die FF pausieren müssen, weil ich nicht weiß ob ich dort die Möglichkeiten habe, groß ins Internet zu gehen. Klar mit meinem Smartphone schon... aber mit dem ist Kapitelbearbeitung graußig...
Der Lappi auf dem ich normal schreibe ist schrott! Ohne Stromkabel nimmer benutzbar und nicht Internettauglich (ich lade immer über den Tower hoch).
ABER... großes aber... ich verlasse euch nicht ohne Knall! Das heißt nächste Woche kommen zwei Kapitel und wenn ich zurück bin kommen nochmal zwei. Also schaut auch nächsten Mittwoch vorbei!

Bitte schreibt mir gern über all der Zeit immer wieder Nachrichten und Kommentare! Ich werde alle lesen und mich eilen zu antworten! Wie gesagt... Smartphone hab ich und zuhause auch WLan.
Sollte ich allerdings ne Möglichkeit finden, auch aus Japan hochzuladen werdet ihr es hoffentlich merken... hab mir extra einen neuen kleinen gebrauchten Lappi gekauft... doch wie funktionstüchtig der ist weiß ich erst nächste Woche...

Also kommen wir zum heutigen Kapitel... und vergesst nicht: Nächste Woche kommen zwei!
Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine Törtchen,

entschuldigt tausendfach! Ich bin mit Japanvorbereitungen beschäftigt und hab euch immer noch nicht einzelnd geantwortet... aus Japan werde ich das dann machen - versprochen! Dort habe ich dann die nötige Ruhe und mein Handy kann heiß laufen.
Ich werde auch die gestellten Fragen beantworten... gleich vorneweg: Ja, es wird auch das eine oder andere Adultkapitel geben. Wie detailiert kommt drauf an, wass ihr euch wünscht und was auf der Seite erlaubt ist XD
Ich komme eigentlich aus der Yaoi Schreibschiene... alsoooo kann ich auch böse XD
...oder entschärft und ne zweite Version via PN??? Weiß nicht genau was hier gestattet ist *drop*

Nicht vergessen, übermorgen kommt noch ein Kapitel, bevor ich mich nach Japan für vier Wochen aufmache. Und es wird ein längeres! *zwinker*

Nun aber erstmal viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben,

hier also das Finale vor meiner Abreise! Und wie versprochen ein wenig mehr zu lesen...
Jetzt heißt es vier Wochen darben... und für mich Fressorgien in meiner zweiten Heimat XD
Natürlich werde ich auch fleißig neuen Lesestoff für euch produzieren. Etwas trübsinnig werd ich bei den Gedanken, so lange vermutlich keine neuen Kommentare von euch zu bekommen... aber wer mir schreiben mag darf das gerne tun!!! Ich freu mich von euch zu hören!!!
Auch werde ich mich endlich um all die ausstehenden Antworten kümmern - versprochen!

Nun... was soll ich noch sagen... Ich hoffe ihr könnt Adrien hier gut nachvollziehen. Der Titel zu dem Kapitel hat mir derbe Kopfschmerzen gemacht. Aber irgendwie passt er auch auf meine Situation.

Lasst es euch gut gehen! Bleibt mir treu!
Bis in vier Wochen!!!
Bussi Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen meine lieben Törtchen,

ich bin wieder da... noch nicht ganz am Leben aber da. Der Jetlag hat mich noch in seinen Fängen... viel länger als normal...
Eure Kommentare haben mir in Japan das Herz gewärmt... leider war ich nur jeden Tag so eingespannt, dass ich nur vereinzelt geantwortet habe... anders als gedacht. Ihr möget mir verzeihen!!!

Ja, wie versprochen kommen diese Woche nun zwei Kapitel. ...Moment... die Woche ist ja fast rum... äh... also heute und morgen wie klingt das? Und weil ich euch so lieb habe, werde ich wohl auch ein Kapitel unter den Weihnachtsbaum legen XD
Das heißt auch nächste Woche zwei Kapitel...
Und dann muss ich nachproduzieren... da ich in Japan mein eigenes Ziel erreicht hatte muss gerade ein neuer Plan her. Eine Freundin wüschte sich, dass ich diese Geschichte weiter schreibe... nur muss eben erst ein neuer Erzählstrang her. Aber keine Sorge! Ich arbeite daran und noch habe ich etwas Stoff für euch XD
Habt ihr Sachen die ihr schon immer mal in einer ML FF lesen wolltet? Oder Ideen die zu dieser passen würden? Schreibt mir doch bitte ne PM. Ich kann nicht versprechen, was ich übernehmen kann... aber neugierig bin ich allemal!!!

Jetzt aber viel Spaß!
*knutsch* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr süßes Törtchen,

wie versprochen kommt das zweite Kapitel der Woche heute.
Ich hoffe euch damit zu erfreuen!

Einen schönen vierten Advent morgen!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo Hallöchen!
Wie habt ihr Weihnachten verbracht?

Bei mir wars tubulent... aber hey! Ich hab mal nicht die Küche abgefackelt oder mich verbrannt... nur zwei neue Narben... vermutlich... mein neuer Kater ist mir vom Kratzbaum auf die Schulter gesprungen, als ich gerade am Herd stand...

Soooo... zum letzten Kapitel! Vielen lieben Dank für die große geschockte Resonanz XD Ich hoffe euch gefällt meine Lösung des... nennen wir es Problem XD Ich hab mir lange den Kopf zerbrochen... aber dieser Weg stand von anfang an fest... musste nur angepasst werden, da sich viel vorher verändert hat...

Nach diesem Kapitel hoffe ich im gewöhnten Rahmen weitermachen zu können, denn mein Erzählstrang den ich gesponnen habe ist wie gesagt bald erzählt... aber ich möchte dem Wunsch nachkommen und weiter aus- und aufbauen...
Mal sehen was für eine Richtung das wird. Einen lieben Vorschlag hab ich schon erhalten XD Wieviel ich davon umsetzen kann muss ich sehen...

Auch zu diesem Kapitel könnte ich viel schreiben... aber alles was ich zu sahen hätte wäre Spoiler... daher lass ichs...
Ich danke euch auf jeden Fall für die super lieben Kommentare! Ich freue mich so sehr über jedesw einzelne!!! Ich lese alle!!!
Das stachelt mich unglaublich an, euch weiter mit dem Gespinsten meiner Hirnwindungen zu versorgen!

Jetzt aber erstmal viel Spaß und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,

*schniff* keiner hat meinen Lieblingsfilm erkannt... gut vielleicht hätte ich mehr als nur den Titel des wunderschönen Liebesliedes anmerken sollen...

Äh Schmerz... Scherz beiseite XD
Hier sind wir wieder mit einem neuen Kapitel nachdem es mich tatsächlich letzte Woche flach gelegt hatte... und ja damit ist mein Vorrat an Kapiteln fast erschöpft... ich muss dringend schreiben...
Das Problem... ich tu mir mit dem Date etwas schwer, weil ich an meinem ausgesuchten Dateplatz noch nie war... also heißt es nun Vlogs schauen XD
Der Tag danach würde sich von selber schreiben... aber so funktioniert das ja nicht XD

Naja... es folgt das ERWACHEN!
viel Spaß euch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben,

spät aber doch kommt heute dieses Kapitel... und damit ist mein Vorrat zuende *heul*
Ich hoffe ich kann euch nächste Woche wieder eines posten... aber ich tue mir gerade unglaublich schwer *seufz*
Dieses Date killt mich... vor allem... WAS hat mich geritten DIESEN Ort auszuwählen?
Habt ihr Ideen?
Der Abschnitt danach... der schreibt sich dann wieder wie von selber...

Egal... genug gejammert! Ich klinge schon wie PLagg XD
Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben,

lang... viel zu lang ist es her, dass wir uns lesen durften...
Wie ist es euch ergangen?
Auf Facebook und hier habe ich immer wieder Anfragen bekommen, wann es hier denn weiterginge... nun ja... jetzt!
Zwischenzeitlich hatte die Seite sogar angenommen ich hätte abgebrochen... obwohl ich das nie eingestellt hatte *schulterzuck*
Naja... das vergangene Jahr hatte es in sich. Nicht nur für mich... ich denke für uns alle. Es ist soviel passiert... alles aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen...
Aber gut! Ich bin zurück... Miraculous Staffel 4 ist in DLand angelaufen... viel ist auch da passiert... was ja keinen Einfluss auf meine jetzige Geschichte nehmen wird... hoffe ich XD

Ich kann leider nicht versprechen wie flott ich diesmal Kapitel hochladen werde... wöchentlich wird es leider nichts... dank Homeschooling eines Erstklässlers, der von mir im vergangenen Jahr mehr gelernt hat als das er in der Schule war *augenroll* ...aber hey: dafür kann er jetzt einwandfrei Pfannkuchen machen!
...ich schweife ab XD

Danke an alle die mir treu geblieben sind! Hallo ihr neuen Leser!
Was bleibt mir noch zu sagen? ...ah...

Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben,

da bin ich wieder... bzw. die Beiden mit ihren Irrungen und Wirrungen^^

Mir persönlich hat dieses Kapitel besonders viel Freude bereitet. Einmal weil ich wusste, dass ich es für euch schreibe und zum Zweiten weil meine Betahörerinnen sich herrlich bekaspert haben ^w^
Tja... hiernach gibt es noch soviel zu erzählen und gleichzeitig läuten wir das Finale ein... Umglaublich, diese Fanfiction ist inzwischen so lang wie ein dicker Roman... hätte man mir das gesagt, als ich angefangen habe, ich hätte es nie geglaubt.

Deswegen hätte ich eine Frage an euch geneigte Leser: wärt ihr an weiteren Geschichten von mir interressiert?
Ich schreibe schon länger eigenen Geschichten... und auch ne winzige Harry Potter Mystery Fanfic...
Natürlich träume ich auch davon, irgendwann mal was zu veröffentlichen... aber lasst mich kleine Brötchen backen^^

Jetzt erstmal wünsche ich euch viel Spaß! Komplett anzeigen

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Liebgewonnene Gewohnheit

~Marinette~

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Irgendwann war es zu einem liebgewonnenen Ritual geworden. Wenn sie als Ladybug und Chat Noir wiedermal Paris vor den Übergriffen durch Hawk Moth gerettet hatten, tauchte der Kater auf jeden Fall am Abend bei Marinette am Balkon auf.

In der Vergangenheit waren das Mädchen und der Katzenohrentragende Superheld immer wieder aneinander geraten, hatten sich geholfen, sich Gesellschaft geleistet, einander zugehört, miteinander schweigend in die Nacht geschaut, gelacht, manchmal mussten sie weinen. Zwei Freunde, die voneinander nichts und doch so viel wussten.

Es tat gut nicht allein zu sein. Sie Beide hatten Liebeskummer, das verband sie. Und obwohl die Bluenette wusste, dass sie selbst eigentlich der Grund für den von Chat Noir war, fühlte sie sich besser ihm wenigstens als Marinette eine gute Freundin sein zu können.

Nachdem diese Peinlichkeit passiert war, bei der ihr Vater angenommen hatte sie wäre in Chat Noir verliebt und zu Weredad geworden war, hatte Marinette das Bedürfnis gehabt, die Sache nochmals klarzustellen. Dafür hatte sie Chat Noir vor einiger Zeit abgefangen und ihn daran erinnert, dass sie wirklich Freunde sein konnten. Der Kater war überrascht gewesen, hatte gelacht und gesagt, dass er sich darüber freute und sie daraufhin immer wieder besucht, wenn er auf Patrouille an ihrem Haus vorbei kam. Inzwischen wartete das Mädchen schon wie selbstverständlich darauf. Sie wusste ja die Tage, hatte diese selber mit Chat Noir abgesprochen, dass sie diese Routinekontrollen abwechselnd machten. Neben den Akumatisierungen, gab es noch gewöhnliche Verbrechen in Paris und auch hierfür waren neben der Polizei die Superhelden dieser Stadt zuständig.
 

Heute war ihr nach weinen.

Mitten in der Nacht war ein Superschurke aufgetaucht. Hatte die Nacht zum Tag und Marinette so um ihren Schlaf gebracht. Nach ihrem Einsatz als Ladybug und dem üblichen halbherzigen Geflirte mit dem Kater war Marinette übermüdet und viel zu spät in der Schule erschienen, völlig außer Atem in den Klassenraum gestolpert und von Madame Bustier gleich wieder vor die Tür geschickt worden. Dabei war sie in Adrien gerannt… nein, genaugenommen hatte sie ihn umgerannt. Die ganze Klasse hatte gelacht, Chloe eine spitze Bemerkung über ihre Trampelikeit gemacht und dann mit Adrien auf dem Flur gestanden, weil dieser ebenfalls wegen Zuspätkommens nach draußen musste. Zu gern hätte Marinette mit ihm geredet, aber weder ihr Hirn noch ihr Mund funktionierten in der Anwesenheit des Blonden und so war nur unverständlicher Kauderwelsch von ihr gekommen. Adrien hatte sie völlig irritiert angesehen und Marinette war knallrot zusammen geschrumpft. Gott war das peinlich gewesen. Nicht mal ihn anschauen hatte sie sich noch getraut. Eine absolut unangenehme Situation. Und auch Adrien hatte nicht mehr das Wort ergriffen.

Der durch ihre Verspätung eh verkürzte Unterrichtsmorgen hatte sich gezogen, Alyas enthusiastische Erzählung über das nächtliche Abenteuer von Marinette… also von Ladybug und Chat Noir sie gelangweilt und dann war auch noch Kagami aufgetaucht und mit Adrien zum Fechtunterricht gegangen. Ganz vertraut, Arm in Arm.

Ja momentan war Marinette nach weinen. Da half auch ihre ansonsten positive Art nichts. Manchmal war eben auch die immer fröhliche Marinette traurig. Es hätte sie nicht mal gewundert, wenn sie heute Opfer eines Akumas geworden wäre.

„Darf… Darf ich mich zu dir setzen?“

Schon lange erschrak Marinette nicht mehr, wenn sie die Stimme des Katers hinter sich hörte.

Im Gegenteil! Sie fühlte sich erleichtert und augenblicklich besserte sich auch ihre Laune. Schnell wischte sich die Bluenette über die Augen, bevor sie sich umdrehte und den leuchtend grünen hinter dem Mauersims zunickte.
 

~Adrien~

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Was für ein Tag.

Die Nacht zu lang, der Akuma hartnäckig und Ladybug hatte ihn angefahren, dass er nicht so viel unnötig flirten sondern sich professionell verhalten sollte. Das hatte ihn getroffen, auch wenn Chat Noir das niemals zeigen würde. Kaum endlich zuhause ins Bett gefallen, hatte der Wecker geklingelt und Adrien diesen im Halbschlaf ausgestellt. Sein Kwami war mit vollen Backen im Schränkchen bei seinen Camembertvorräten gewesen und hatte es nicht für Nötig befunden ihn zu wecken.

Erst als Natalie geklopft hatte, war der Blonde hochgefahren und natürlich verspätet in die Schule gekommen. Dort wurde er von Marinette von den Füßen gerissen und musste mit ihr vor die Tür. Adrien gähnte und versuchte sich zu erinnern, was die Bluenette neben ihm gesagt hatte, aber es wollte ihm nicht einfallen. Hoffentlich war es nichts wichtiges gewesen. Zumindest war von ihr dann nichts mehr gekommen, worüber Adrien froh gewesen war. Er redete gern mit Marinette, sie war erfrischend und voller Leben, doch heute war er wirklich zu müde gewesen um sich überhaupt auf irgendwas zu konzentrieren. Das hatte er auch im Unterricht gemerkt und war erleichtert, als dieser endlich vorbei war. Nicht weil er das Bedürfnis verspürte nach Hause zu kommen, sondern weil er danach Fechttraining hatte. Bewegung tat gut um den Kopf frei zu bekommen und wacher zu werden. Zu Adriens Überraschung hatte ihn Kagami abgeholt, also verabschiedete er sich knapp von seinem besten Freund Nino um die steht ernst dreinschauende Japanerin nicht warten zu lassen.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte Kagami nach dem Training, als Adrien sich gerade mit einem Handtuch, den Schweiß von Gesicht und Nacken rieb.

„Bitte?“ ertappt sah der Blonde zu seiner Fechtpartnerin, die sich neben ihn an den Spind lehnte.

„Du wirkst erschöpft heute Adrien. Das Feuer deines Kampfgeistes glimmt nur.“

Er seufzte. Kagami konnte man nichts vormachen: „Entschuldige, ich bin nur etwas müde. Habe heute Nacht zu lange gelesen.“

Diese Ausrede schien dem Blonden durchaus plausibel, doch er konnte an Kagamis Blick erkennen, dass sie ihm nicht ganz glaubte. Doch sie lies es auf sich beruhen und legte ihm nur führsorglich eine Hand auf die Schulter: „Übertreib es nur nicht, ja?“

Damit packte sie ihre Sporttasche und verlies die Umkleide. Adrien sah ihr nach und lächelte dankbar.

„Ich versteh dich nicht?“ Plagg schwebte aus dem Spind und um den Kopf des Blonden herum.

„Was meinst du Plagg?“

Der schwarze Kwami verschwand wieder in Adriens Hemd, als dieser fertig war und seine Sporttasche schulterte: „Da ist dieses Mädchen, die aufdringliche Blonde, deine tausende Fans…“

„Zur Sache Plagg!“

„UND neuerdings besuchst du ständig die Bäckerstochter… du hast so eine Auswahl! Willst du dich nicht verlieben?“

Adrien seufzte und sah den Flur hinunter, ob noch jemand im Schulgebäude war ehe er antwortete: „Du weißt doch, ich bin in Ladybug verliebt. Gib es auf Plagg… ein Herz ändert sich nicht zu einfach.“

„Wir werden sehen!“ sagte der katzenhafte Kwami leise zu sich selber und versteckte sich.
 

„Adrien, das Abendessen ist bereits serviert. Dafür hast du 45min Zeit. Dann sind zwei Stunden Klavier üben und eine Stunde für die Hausarbeiten vorgesehen. Bitte denk daran heute zeitig ins Bett zu gehen. Morgen Nachmittag hast du ein wichtiges Probeshooting mit einem neues Model.“

Adrien hatte gerade erst das Haus betreten, da stand Natalie, die Assistentin seines Vaters schon vor ihm. Wie üblich mit Klemmbrett und strengen Gesichtsausdruck bewaffnet.

„Ich denke daran. Danke Natalie.“ Der Blonde setzte die Sporttasche ab und sah betreten zur Seite. „Und mein Vater?“

„Adrien du weißt…“

„…das er beschäftigt ist. Ja danke Natalie.“ Mit hängenden Schultern wandte sich der junge Mann dem Esszimmer zu. „Ich nehme mein Essen mit nach oben. Wenn ich eh allein esse, kann ich das auch in meinem Zimmer tun und dabei lesen.“

Natalie sah ihm bedauernd nach und seufzte. Dann straffte sie sich und wünschte Adrien einen guten Appetit. Die Frau mit dem streng nach hinten gebundenen Dutt wandte sich ab, um ihren Aufgaben nachzugehen.

Frustriert lehnte sich Adrien gleich darauf an seine hinter sich geschlossene Zimmertür. Die Sporttasche auf der einen Schulter, den raffiniert angerichteten Teller in der anderen Hand.

„Hmmm das sieht lecker aus!“ Plagg stierte gierig auf das Essen, welches der Blonde auf das Schränkchen abstellte, das der Kwami in Beschlag genommen hatte.

„Bedien dich Plagg.“

„Möchtest du nichts?“ Plagg flog neben Adriens Ohr, der damit beschäftig war, seinen MP3 Player auf zwei Stunden zu programmieren.

„Nein, mir ist der Appetit vergangen.“ Damit warf sich der junge Mann auf sein Bett und rieb sich über das Gesicht. Plagg setzte sich auf den Teller und betrachtete die Leckereien: „Kein Käse, schade… du solltest aber auch was essen. Was soll ich machen wenn du im Kampf schwächelst? Wer versorgt mich dann mit Camembert?“

„Deine Führsorge ist echt ungemein rührend.“ Adrien stand wieder auf und ging Richtung Badezimmer. „Ich bin erstmal duschen!“

Plagg stopfte sich die Backen voll: „Mach du nur… aber ist schade um den harzer Käseduft, der dich gerade umgibt. Pffft Körperpflege…“

Der blonde junge Mann musste lächeln.
 

Erfrischt stand Adrien vor dem Spiegel und versuchte seine blonden Zotteln zu bändigen. Er war nicht eitel, genaugenommen machte er sich nichts aus seinem Aussehen, aber gleichzeitig war das sein Kapital. Dadurch konnte er wenigstens irgendwie seinem Vater nutzen. Ihm dessen Aufmerksamkeit, wenn auch nur in seltenen Momenten, einbringen.

Adrien gab auf und föhnte sich die Haare. Mit Tshirt und Jogginghosen bekleidet ging er in sein Zimmer zurück und sah sich um.

Früher hatte ihn dieses wohl gut gemeinte, mit allem Luxus den man für Geld kaufen konnte, ausgestattete Zimmer erstickt. Immer noch fühlte Adrien sich hier gefangen. Er sah zu dem kugelrund gefutterten rülpsenden Kwami, der auf dem leeren Teller lag.

Doch Adrien hatte jetzt noch eine andere Alternative. Er musste sich nicht mehr nur dem Willen seines Vaters und den Blicken der Gesellschaft unterwerfen. Er konnte in eine Gestalt wechseln, wo sein Aussehen niemanden interessierte, sondern nur seine Taten. Das was ihn selber ausmachte. Legte er die Maske an war er frei… zumindest für eine begrenzte Zeit.

Der stets nach außen perfekt wirkende junge Mann, stellte den MP3 Player an, grinste schelmisch und drehte den rechten Handrücken in Kinnhöhe nach außen.

„Plagg! Verwandel mich!“
 

Sich frei fühlend sprang Chat Noir über die Dächer von Paris. Mit leichten Herz und noch leichteren Füßen absolvierte er seine mit Ladybug ausgemachte Patrouille. Das einzige was er bedauerte war, dass seine Lady heute ihm keine Gesellschaft leistete. Es sei denn es würde noch ein Akuma auftauchen. Oh bitte ja!

Chat Noir landete auf einem Schornstein und schüttelte den Kopf. Was dachte er da. Er musste lachen und setzte seinen Rundgang fort.

Paris sah wundervoll aus im Licht der untergehenden Sonne. Mit gutem Blick auf den Eifelturm setzte sich der Kater schließlich auf ein Dach und genoss das Schauspiel am Himmel. Leider konnte die Zeit nicht still stehen und so machte Chat Noir sich auf den Rückweg, als auch der letzte Lichtstrahl hinter dem Horizont versiegt war und Paris als funkelndes Lichtermeer erwachte. Er fuhr seinen Stab aus und stieß sich ab, segelte über Häuserfluchten, wie Kinder über einen Bach, sprang mit purer Lebensfreude durch die Dunkelheit. Ein schwarzer Schatten gegen den Nachthimmel. Seine glimmenden grünen Augen auf die Straßen und Menschen unter sich gerichtet. Zu seiner Enttäuschung war es heute friedlich. Nicht mal kleine Gangster die Chat Noir aufmischen konnte. Darüber ein wenig enttäuscht landete der Kater unweit der Notre Dame und sah hinüber zu der Bäckerei, die die Eltern seiner Klassenkameradin Marinette führten. Dank seiner scharfen Augen konnte er das Mädchen sofort auf ihrem Balkon ausmachen. Chat Noirs Herz machte einen Sprung. Es schien ihm, dass die Bluenette immer dort stand, wenn er unterwegs war. Wartete sie auf ihn? Ach Blödsinn… auch wenn es in der letzten Zeit vermehrt vorgekommen war, dass der Kater sie nach seinen Rundgängen besuchte. Er tat gut mit jemanden ungezwungen reden zu können. Marinette war eine gute loyale Freundin geworden. Er musste nur aufpassen, dass niemand, vor allen anderen nicht Hawk Moth Wind von der Sache bekam. Marinette und ihre Familie würden sonst zum Ziel werden und dies musste er unter allen Umständen verhindern. Die Vernunft riet ihm an ihrem Haus vorbei zu segeln und heim zu gehen. Genau! Am besten unterlies er diese Besuche ganz um kein Risiko einzugehen.

„Darf… Darf ich mich zu dir setzten?“

Er war als Chat Noir noch nie vernünftig gewesen.
 

~Marinette~

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Der Kater sprang auf ihren Balkon und stellte sich neben sie. Sie lächelten sich an, lehnten an der Brüstung und sahen dann über die Seine zur Notre Dame. Eine Weile schwiegen sie und genossen einfach den lauen Abend, dann öffneten sie zeitgleich den Mund.

„Wie war…“ äh „Hast du…“ äh…

Sie lachten und Marinette gestikulierte, dass der Kater anfangen sollte. Chat Noir wurde ernst und fragte vorsichtig: „Hast du geweint?“

Die Bluenette spielte mit einer Haarsträhne und nickte verlegen. Es hatte keinen Sinn ihrem aufmerksamen Partner etwas vorzumachen.

„Heute war nicht mein Tag.“ Gestand das Mädchen und spürte sogleich einen starken Arm, der sich ihr um die Schulter legte und sie aufmunternd drückte. Chat Noir war neben sie gerutscht und lächelte in die Nacht.

„Magst du darüber reden?“

Marinette schüttelte leicht den Kopf und der Kater ließ es darauf beruhen. Nach einem kurzen Moment sagte er jedoch: „Sowas passiert den Besten!“

Chat Noir sagte das mit beschwingter Stimme. „Wichtig ist nur zu wissen, dass morgen wieder ein guter Tag wird! Oder das der Ritter im glänzenden schwarzen Catsuit kommt, um die Jungfer in Nöten aus ihrem Kummer zu erlösen!“

Marinette starrte ihn ungläubig an und brach dann in schallendes Gelächter aus: „Du bist einmalig Chaton!“

Der Kater drückte sie noch etwas und zwinkerte: „Na hoffentlich! Stell dir vor ich müsste mit mir selber konkurrieren!? Ich wüsste nicht ob ich mich hassen oder heiraten soll!“

„Gnade!“ gluckste Marinette. Ihr schossen wieder Tränen in die Augen, aber diesmal kamen sie vom lachen. Warum war sie nochmal traurig gewesen? Sie hatte es vergessen. Nachdem die Bluenette sich unter den freundlichen Augen von Chat Noir beruhigt hatte lehnte sie sich nun ebenfalls gegen seine Schulter.

„Danke Chat Noir. Jetzt geht es mir besser.“

„Gerne Prinzessin.“ Grinste der Kater. „Solltest du aber mal über deinen Kummer reden wollen höre ich dir steht´s mit großer Freude zu.“

Oh Paris! Stadt der Liebe

~Ivette Roux~

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Ihr Herz schlug Ivette Roux heute aus zweierlei Gründen bis zum Hals. Zunächst einmal war sie von dem berühmten Modedesigner Gabriel Agreste angergiert worden für ihn auf der Pariser Fashion Week zu laufen. Eine Ehre von dem das noch recht unbekannte Model nie zu träumen gewagt hätte und weswegen sie bereits heute Nachmittag mit dessen Sohn Probeaufnahmen gemacht hatte. Doch viel bedeutender war jedoch für Ivette der Antrag den ihr heute morgen ihr fester Freund und Manager Maurice gemacht hatte. Mit einem Frühstück am Bett war sie überrascht worden und dann war ihr eine Kette mit einem reich verzierten Herzanhänger um den Hals gelegt worden. Ein Erbstück von Maurice Großmutter, welches er für die eine bestimmte Frau aufbewahrt hatte. Ivette schwebte auf Wolke sieben und mit den Augen über die Aufnahmen des Fotografen Vincent. Viele Bilder waren bei dem Shooting mit Agreste Junior entstanden. Ein zauberhafter junger Mann. Höflich und wohlerzogen. Leider war dieser direkt nach dem Shooting von seinem Bodyguard abgeholt worden. Vincent und Maurice unterhielten sich nun unweit von Ivette, die zwischen dem Equipment saß und weiter im Laptop hoch scrollte und neugierig auch die anderen Fotos des Fotografen betrachtete. Modeaufnahmen, Klassenfotos, Portraits… etwas, was wie künstlerische Aktaufnahmen wirkte. Dieser Fotograf war vielseitig und Ivette begeistert. Sie hoffte so, dass Monsieur Agreste zufrieden war. Verliebt sah sie zu Maurice, der dem Fotografen etwas auf dessen Kamera zeigte. Vielleicht konnte er noch ein zusätzliches Shooting rausholen. Die junge Frau mit den brünetten Locken lächelte und spielte mit dem Anhänger um ihren Hals. Ein Herzanhänger als Verlobungsgeschenk. Gut kein Ring, aber Ivette gefiel Maurice Idee. Eine Kette konnte man für jedes Shooting viel schneller abnehmen, einen Ring eventuell nicht, sollte der Tag besonders heiß sein und ihre filigranen Finger geschwollen. Leider neigte die schlanke Braunäugige dazu und trotzdem hatte sich ihr Manager, der von vielen jungen hübschen Frauen stehts umringt war sich für sie entschieden. Ivette war nicht eifersüchtig gewesen, nie! Sie hätte nur zu gern all diesen Tussis ihre schlanken Hälse umgedreht. Aber das war jetzt vorbei. Maurice gehörte ihr. Und nach diesem Job würde jeder in Frankreich… ach was dachte sie da, auf der ganzen Welt ihr Gesicht kennen. Ivette Roux, Ehefrau von Maurice Gauthier, angesagtes Model des berühmten Designers Gabriel Agreste. Ivette scrollte weiter nach oben und sah sich nun Aufnahmen der vergangenen Woche an. Kunstvoll hatte Vincent eine hübsche blonde Pariserin in Szene gesetzt, die vor dem Eifelturm nur mit Tüchern und einer Kette bekleidet auf ihn zuging. Die Tücher wurden vom Wind verwoben und bedeckten die intimen Körperstellen. Der herrlich verzierte Herzanhänger, der in der Abendsonne aufglimmte…

Moment! Ivette zoomte näher an den Hals heran und sah dann an sich herunter. Nein das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Oh dieser Schuft! Von wegen Familienerbstück! Von wegen sie war die eine Bestimmte! Ivette klatschte den Laptop so laut zu, dass beide Männer zu ihr hinüber sahen. Mit vor Wut verzerrten Gesicht fuhr die Brünette ihren Verlobten an: „Du verlogener Mistkerl! Betrüger! Von wegen ich bin die einzig Wahre für dich!“

Total überrumpelt kam Maurice auf seine Verlobte zu, während Vincent versuchte diskret wegzuhören: „Aber Cherie? Was ist denn plötzlich in dich gefahren?“

Ivette ballte die Fäuste und fauchte: „Frag das dein blondes Liebchen!“

Völlig außer sich vor Wut drehte sich Ivette um und lies ihren völlig verwirrten Verlobten hinter sich.
 

Verletzt und wütend lehnte Ivette an einer Häuserwand in einer Seitenstraße und nahm die Kette ab. Heiße Tränen tropften auf den Anhänger und sie ballte ihre Finger darum. Unglücklich rutschte die junge Frau in eine hockende Position und schlang die Arme um ihre Knie.

An einem anderen Ort in Paris öffnete sich eklipsenartig ein Fenster und ein kleiner schwarz-violett schimmernder Schmetterling flatterte über die Dächer davon. Zielsicher steuerte der Falter die Seitenstraße an, schlüpfte in Ivettes Hand und ihre Aura verdunkelte sich.

Eine sonore Stimme hallte in dem Kopf des Models wieder: „Luxuria, mein Name ist Hawk Moth. Wie ich sehe, verdient dieser Betrüger nicht deine tiefen Gefühle. Ich gebe dir die Macht jedem die Triebe aufzuerlegen, mit denen du verletzt wurdest. Als Gegenleistung erwarte ich von dir die Miraculous von Ladybug und Chat Noir!“

„Keine Sorge Hawk Moth. Niemand kann sich der Wollust wiedersetzen!“

Und mit um sich wabbernden Schwarz und hysterischen Gelächter erhob sich Ivette.
 

~Marinette~

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Marinette saß hinter dem Tresen der Bäckerei, spielte Super Pinguino auf ihrem Handy und wartete auf Kundschaft. Ihr Vater summte hinter ihr in der Backstube und hatte sie gebeten, solange auf den Laden aufzupassen bis ihre Mutter vom Einkaufen zurück war. Die Bluenette seufzte. Heute hatte sie nichts vor. Der Schulvormittag war ausnahmsweise ohne größere Zwischenfälle verlaufen und ihre Freundinnen hatten andere Pläne. Eigentlich freute sich Marinette nachher in ihr Zimmer zu kommen und an einem neuen Projekt zu arbeiten. Die Fashion Week stand kurz bevor und obwohl Marinette natürlich nicht daran teilnahm, inspirierte sie die allgemeine Aufregung und überall hängende Werbung für ihre eigenen Entwürfe.

Die Ladentür ging auf und Marinette hob den Kopf. Sabine Cheng, ihre Mutter kam mit einer großen Papiertüte bewaffnet herein und das Mädchen lies die Schultern hängen. Heute war fast zu ruhig.

„Was ist los Schatz?“ fragte ihre Mutter „War nichts los?“

Marinette nickte und Sabine schmunzelte. „Dann kannst du mir ja oben beim auspacken helfen. Tom!“ letzteres rief sie in Richtung Backstube und gleich darauf steckte ihr Mann den Kopf zur Türe hinein.

„Passt du einen Moment auf den Laden auf? Ich geh mit Marinette auspacken.“

Tom Dupain kam aus der Backstube und säuberte seine mehligen Hände an der Schürze: „Kein Problem!“

So gingen Marinette und ihre Mutter nach oben in die Küche, wo Sabine die Tüte auf der Arbeitsplatte abstellte. Sie begann sogleich alleine auszuräumen. Routiniert verschwanden die Einkäufe in Kühlschrank und Vorratsschränkchen und die Bluenette fragte sich, wieso ihre Mutter gemeint hatte, sie solle ihr helfen.

Ganz beiläufig sagte Sabine: „Ich hab dir übrigens was mitgebracht.“

Marinette, die sich an den Thekentisch gesetzt hatte um ihre Mutter zu beobachten, mit auf den Händen abgestützten Kinn hob den Kopf. Neugierig verfolgte sie wie Sabine Cheng in die Tüte griff und einen kleinen Karton in Marinettes Hände fallen lies.

Diese stutzte und sah sich dann den Karton näher an. Mit sofort puterroten Gesicht schrie sie auf und lies das Päckchen auf den Tisch fallen: „EEeeeeeeeh???“

Kondome? Ihre Mutter hatte ihr Kondome gekauft? Das war doch ein schlechter Scherz. Verwirrt sah das Mädchen ihre Mutter an, die unbeeindruckt weiter ausräumte, als hätte sie Marinette nur eine Tafel Schokolade gegeben.

„Ma… Ma… Maman?“

Sabine Cheng drehte sich um und lachte über das entgleiste Gesicht ihrer Tochter.

„Nun sieh mich doch nicht so an! Du bist jetzt in einem Alter wo du dir über Verhütung Gedanken machen solltest. Ich hoffe zwar, dass du sie noch lange nicht brauchst, aber es ist auch nicht verkehrt welche im Haus zu haben.“

Marinette konnte immer noch nicht glauben was sie da hörte. Ihre Mutter setzte sich zu ihr an den Tisch und nahm die Hände ihrer Tochter in die ihren. Ernst aber auch belustigt sprach sie weiter: „Aufklären muss ich dich jetzt aber nicht oder? Aber wenn du irgendwelche Fragen hast…“

Marinette starrte sprachlos ihre Mutter an und schüttelte dann fassungslos den Kopf. Sabine schien zufrieden, stand wieder auf und führte fort die Küche mit neuen Lebensmitteln zu füllen.

„Solltest du doch mal Fragen haben, scheu dich nicht. Und die,“ sie zeigte auf die Kondompackung „packst du irgendwo zu deinem Bett.“
 

Immer noch neben sich schlich Marinette nach oben. Umsichtig verschloss sie die Bodenlucke und stand dann nicht wissend was sie jetzt tun sollte in ihrem Zimmer. Mit Schamesröte im Gesicht betrachtete sie den kleinen Karton und öffnete ihn schließlich peinlich berührt.

„Hmmmmm! Sind das Fruchtbonbons?“

Mit einem kreischen riss Marinette die Arme nach oben, drehte sich um ihre eigene Achse und landete unsanft auf dem Hosenboden. Tikki, die über ihre Schulter gelugt hatte, schwebte hinunter und sah ihre Freundin besorgt an, der die durch den Schwung aus dem Karton gewirbelten Kondome auf den glühenden Kopf fielen.

„Marinette! Ist alles in Ordnung?“ fragte der Kwami führsorglich und die Bluenette nickte übertrieben hektisch. Schnell sammelte sie die einzeln bunt verpackten Kondome zusammen und stopfte diese in die Packung zurück, stolperte die Treppe zu ihrem Bett nach oben und schob den Karton hinter die Bücher auf ihren, als Nachttisch fungierendes Regal.

Völlig außer Atem starrte das Mädchen das Versteck an, fiel dann auf ihr Bett und schob sich ein Kissen über das Gesicht.

Ging es insgesamt noch peinlicher? Marinette stöhnte überfordert auf.

„Marinette?“ piepste ein zartes Stimmchen neben ihrem Ohr und Marinette nahm das Kissen soweit runter, dass sie Tikki ansehen konnte.

„Ich nehme an, das sind keine Fruchtbonbons?“

Die Bluenette stöhnte nochmals auf, schob das Kissen wieder über die Augen und schüttelte den Kopf.

Vielleicht würde sie irgendwann ihrem Kwami erklären, was es damit auf sich hatte, aber jetzt im Moment war Marinette froh, dass das kleine Geschöpf wohl verstanden hatte wie peinlich ihrer Besitzerin das alles war. Stattdessen setzte sie sich einfach nur zu ihr aufs Kissen, um ihr über die Haare zu streicheln.
 

Der Vibrationsalarm summte in ihrer Hosentasche. Unwillig murrte Marinette, drehte sich auf die rechte Seite und rollte aus dem Bett. Mit einem überraschten Aufschrei klatschte sie auf die Dielen und zählte Sternchen. So ein Mist… sie war tatsächlich eingedöst. Tikki schaute vom Bett auf die Bluenette hinab und kicherte, während diese ihr Handy aus der Tasche fischte.

„…uuuuh… Tollpatschhausen, sie sprechen mit Marinette…“

„Yo Marinette?“ hörte sie Alyas Stimme am anderen Ende der Leitung. „Bist du aus dem Bett gefallen?“

Freudlos lachte das Mädchen und drehte sich auf den Bauch: „Was gibt es Alya?“

Marinette hörte beinahe wie ihre beste Freundin tonlos lachte und den Kopf schüttelte: „Hast du was vor? Meine Eltern sind ausgegangen und haben mich gebeten auf die Zwillinge aufzupassen, bis sie wieder da sind.“

Die Bluenette erkannte einen Hilfeschrei wenn sie einen hörte. Alya war langweilig.

„Bin gleich da. Soll ich meinen Eltern sagen, dass ich über Nacht weg bleibe?“ Marinette stand auf und rieb sich den noch schmerzenden Hinterkopf.

Alya zog Luft zwischen den Zähnen ein: „Normalerweise gern… aber wenn meine Eltern wieder da sind wollte ich zu Nino rüber und…“

Marinette grinste: „Schon klar. Gut, dann rette ich dich jetzt vor den kleinen Monstern und gehe nachher wieder heim.“

„Du bist die Beste! Bis gleich!“ Und Alya beendete das Gespräch.

Marinette ging von der Empore, wo ihr Bett stand hinunter und packte ihre Umhängetasche. Tikki sauste hinterher und machte es sich im Inneren gemütlich. Kurz darauf stand das Mädchen in der Bäckerei, sagte ihren Eltern Bescheid und machte sich auf den Weg.

„Marinette?“ flüsterte Tikki, als sie ein paar Schritte gegangen waren und im Moment allein auf dem Gehweg waren aus der rosa geblümten Tasche.

„Hm?“

„Hättest du Alya nicht eines von dieses lecker aussehenden Nicht-Bonbons mitbringen wollen?“

Aprupt blieb Marinette stehen und legte die Hände auf ihr erneut aufgeflammtes Gesicht.
 

~Adrien~

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Adrien lehnte sich seufzend im Auto zurück und sah aus dem Fenster. Überall wuselten geschäftige Pariser durch die sonnige Stadt. Er konnte Leute sehen die Eis aßen, Kinder die herumtollten, gestresste Geschäftsleute, turtelnde Pärchen, einen Hund der Tauben aufscheuchte… einfach pures Leben und Adrien… der sich fühlte als würde er daneben stehen. Nicht zu diesem Bild dazugehören.

Sein Bodyguard und Chauffeur bog ab in die Straße die zum Anwesen Agreste führte und blieb plötzlich stehen. Vor ihnen war die Straße verstopft. Der Gorilla hupte, aber nichts geschah.

„Was ist denn los?“ fragte Adrien und drückte den Fensteröffner runter um rauszusehen. Ganz vorne vom Stau schienen sich massig Menschen versammelt zu haben. Adrien schnallte sich ab.

„Wissen sie was? Ich laufe schon vor!“ rief er seinen Bodyguard zu und öffnete die Tür. „Sie kommen dann einfach nach!“

Der Gorilla wollte wiedersprechend grummeln, doch der blonde Junge flüchtete bereits die Straße hinab.

Überall starrten Passanten und ausgestiegene Autofahrer die Straße hinunter. Ein seltsamer Tumult war zu hören. Adrien brauchte gar nicht wissen was los war. Sein katzengleicher Typ war verlangt.

Schnell verschwand der blonde junge Mann im Hauseingang, nachdem er geklingelt und seine Identität der Assistentin seines Vaters durch die Gegensprechanlage bestätigt hatte.

„Adrien?“ Natalie kam ihm in der Halle entgegen. „Wieso bist du allein unterwegs? Wo ist…“

„Alles gut!“ unterbrach sie Adrien und bemühte sich gelassen sie Treppe hoch zu gehen. „In der Straße war Stau, wohl wegen eines Akuma Angriffes. Ich dachte es wäre besser mich in Sicherheit zu bringen und bin vorgelaufen.“

Die Schwarzhaarige Frau mit der roten Strähne sah ihm nach und nickte schließlich verstehend.

„Sehr vernünftig. Dann kümmere dich bitte um deine Klavier- und Chinesisch Übungen.“

„Natürlich Natalie!“ sagte das junge Model noch und ließ die Türe hinter sich ins Schloss fallen.

Augenblicklich stürzte Adrien zu seinem Fenster und entriegelte es. Mit einem Sprung war er bei seinem Klavier und aktivierte den MP3-Player. Motiviert durch die klassische Musik öffnete er sein Hemd. Zu Plagg, der wie üblich mürrisch herausgeschwebt kam sagte er: „Zeit sich zu verwandeln! Plagg! Verwandle mich!“
 

Chat Noir hüpfte über die Dächer und landete neben einem Schornstein, der ihm einen gewissen Grad Deckung bot und von dem er gut auf den Platz unter sich schauen konnte. Mit offenen Mund und roten Ohren starrte er das Schauspiel an welches sich ihm bot. Männer und Frauen huschten umher wie toll, befummelten sich… entkleideten sich gegenseitig… schütteten sich Champagne in den Mund. Lippenstift war verschmiert… Krawatten gelöst… die meisten war ganz oder zumindest halbnackt. Es war eine einzige Orgie. Und mitten drin bewegte sich eine… Frau? Ein Teufel? Ihre Haut war purpurrot, ihre Haare ebenfalls. Zwei gewaltige Hörner links und rechts des Kopfes. Das Kleid ähnelte einer knappen Maid Uniform und war ebenfalls rot. Mit einem Zwinkern führte sie die behandschuhte Hand zuerst zu ihren schwülstigen Lippen und zeigte dann mit zwei Fingern auf Passanten. Ein nebeliges graues Herz flog auf den nächstbesten zu, zerbrach über dessen Kopf und sofort begann auch dieser sich die Kleider vom Leib zu reißen.

Ok, das war jetzt wirklich etwas zu heftig befand der Kater. Das war zwar nicht der erste Pornofilm den er sah, aber der erste den er öffentlich zu Gesicht bekam.

Zum Glück konnte Chat Noir keine Kinder ausmachen. Weder in der Orgie noch bei den Schaulustigen.

Er hoffte nur inständig, dass dies so blieb und Ladybug gleich auftauchte.
 

~Marinette~

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Fast war Marinette bei dem Häuserblock angelangt in dem Alya mit ihrer Familie lebte, da hörte sie die Nachrichten, die sich Menschen auf den Gehwegen in ihren Smartphones ansahen. Neugierig holte auch die Bluenette ihr Handy raus und suchte nach den News.

„Seid gespannt es wird brillant!“ begann Nadja Chamack ihre Moderation und machte ein wenig entspanntes Gesicht. „Gerade eben ist ein neuer Superschurke aufgetaucht, der hilflose Menschen in willenlose Sexsklaven verwandelt. So einen heftigen Zustand haben wir in den Pariser Straßen noch nie gesehen. Hoffentlich können Ladybug und Chat Noir Herr über die Sache werden!“

Augenblicklich drehte sich Marinette auf dem Absatz um und rannte die Straße zurück, die sie eben gekommen war. Im laufen wählte sie Alyas Nummer.

„Alya? Ich hab was zuhause vergessen, ich muss nochmal zurück!“

„Jetzt?“ Die Rothaarige klang wenig begeistert. „Hast du schon mitbekommen, was in der Stadt los ist? Sie sagen in den Nachrichten man soll zuhause bleiben. Dabei wär ich gern für den LadybugBlog life dabei, aber ich kann meine Schwestern nicht allein lassen.“

„Sorry Alya ich beeil mich und dann pass ich auf die Zwillinge auf, versprochen!“ Marinette beendete das Gespräch und hatte sofort ein schlechtes Gewissen wegen der dreisten Notlüge. Schnell lief sie eine Treppen zur Seine hinab und drückte sich an die Wand unter einer Brücke. Weit und breit war niemand zu sehen. Die Bluenette öffnete ihre Umhängetasche und ihr roter Kwami schwebte heraus.

„Kanns losgehen?“ quitschte Tikki und Marinette rief: „Tikki! Verwandle mich!“
 

Sie schleuderte ihr Jojo weit und es fand immer Halt. Eine der vielen erstaunlichen Eigenschaften des kleinen Hilfsmittels. Ladybug segelte an Fensterfronten vorbei und hörte Jubel von den Passanten unter sich, die ihre rote Heldin im Marienkäfer Gewand entdeckt hatten.

Gleich darauf landete sie neben Chat Noir, der eine Hand über seinen Mund gelegt hatte und fassungslos weiter auf das Treiben unter sich starrte. Sein ganzer Kopf glich einer roten Paprika mit Katzenohren.

„Keine nette Begrüßung heute Kätzchen?“ stichelte der Käfer und blickte nun ebenfalls nach unten. Sofort veränderte sich auch ihre Gesichtsfarbe.

„Äh…“

Chat Noir schüttelte sich und blickte vorsichtig zu seiner Partnerin: „Entschuldige Pünktchen… aber mir fällt gerade nichts ein, was dazu“ er machte eine ausladende Geste über den Platz „passen würde!“

Ladybug nickte und fragte sich, ob man ihr Gesicht noch von ihrem Anzug unterscheiden konnte.

„Und der Akuma?“ flüsterte sie.

Der Kater zeigte auf die rote gehörnte Dame, die sich einen Thron aus Lustsklaven errichtet hatte und lachend mit überschlagenen Beinen auf ihnen saß. Dieses Bild hatte etwas so surreales. Passierte das gerade wirklich?

Chat Noir seufzte: „Dieser Sukkubus… oder Inkubus? Was ist die weibliche Version? Egal… auf jeden Fall verteilt sie Küsschen und daraufhin fangen die Leute an verrückt zu spielen.“

„Du meinst wie bei Zombizou?“ fragte Ladybug und der Kater schüttelte den Kopf.

„Nein sie macht irgendwie so,“ Chat Noir führte zwei Finger zu seinen Lippen, zwinkerte und zeigte dann damit auf Ladybug „und dann kommt ein Nebelherz auf die Menschen zugeschwebt und wird man getroffen… nun ja…“

Die Bluenette hatte seiner Erklärung gefolgt und schob nun die Hand ihres Partners vor ihrem Gesicht weg: „Dann dürfen wir uns nicht treffen lasssen!“

Damit stupfste sie ihn auf die Katzennase und hopste vom Dach. Dicht gefolgt von Chat Noir.
 

Nebeneinander mit kampfbereiten Waffen liefen Paris´ Superhelden über den Platz. Es war ein reiner Spießrutenlauf, denn praktisch überall räkelten sich Leiber an Leiber und tatschten nach ihnen.

„Wooaah! Entschuldigt Leute, aber dieser Kater hat keine Lust auf Streicheleinheiten!“ witzelte Chat Noir und wich Flickflack schlagend einigen gierig dreinschauenden Pärchen aus. Ladybug rutschte zwischen den Beinen eines Mannes durch: „Konzentrier dich Chat Noir!“

„Immer doch MyLady!“ Der Kater führte seinen Stab und drehte sich so einen Tanzschritt gleich, um eine Frau, dass diese nun hinter ihm stand und er weiter konnte. „Aber du musst zugeben, dass diese ganze Situation einen ganz rollig macht!“

Gleichzeitig schlugen sie einen Purzelbaum und kamen wieder auf die Füße. Ladybug verdrehte die Augen: „In deinen Träumen Kätzchen!“

„Da ist eh nur Platz für dich Pünktchen. Besuch mich doch mal!“

Die Bluenette strafte ihn mit einem genervten Blick. War das jetzt sein Ernst? Chat Noir grinste und zuckte mit den Schultern. Seinen Elan hatte er jedenfalls wieder. Schon jagten sie weiter nach vorn.

Eine ganze Gruppe von im Liebesrausch herumtorkelnder Menschen erhob sich und kam auf die Helden zu.

„Sag mal Kätzchen, bist du gut im Sport?“ rief Ladybug im Lauf ihrem Partner zu.

„Das weißt du doch MyLady!“

Und mit Grätsche und Bocksprung überflogen sie die Leute und landeten endlich vor dem Thron der flammendroten Teufelin. Diese hatte den gesamten Angriff gelangweilt zugesehen und sich von ihren Sklaven Arme und Füße küssen lassen.

„Was meinst du stimmt an diesem Bild nicht?“ Chat Noir legte seinen Stab über die Schultern und Ladybug ließ ihr Jojo wie einen Schutzschuld kreisen.

„Ich würde sagen an diesem Bild stimmt alles nicht!“ antwortete der Käfer und versuchte auszumachen in welchen Gegenstand der Akuma versteckt sein könnte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Die Maid Uniform? Die High Heels? Etwa die Hörner? Dann bemerkte Ladybug das kleine Herz, welches die Teufelin um ihren Hals trug. Der einzige greifbare und andersfarbige Gegenstand.

„Ihre Kette!“ sagte die Bluenette zu ihrem Partner und dieser nickte wissend.

„Willkommen Ladybug und Chat Noir. Ich bin Luxuria.“

Die Stimme welche nun die Aufmerksamkeit der Pariser Helden auf sich zog war samtig und melodisch. Sie besaß einen Klang dem man sofort verfallen wollte. Augenblicklich fühlte sich Ladybug benommen. Ihre Gedanken wie in Watte gepackt. Kurz davor sich zu verlieren… Das Jojo fiel zu Boden.

Entschlossen schüttelte sie ihre blauschwarzen Zöpfe und der Nebel in ihrem Kopf lichtete sich. Alarmiert sah sie zu ihrem Partner, der dümmlich grinste. Nicht gerade sanft boxte der Käfer Chat Noir gegen die Schulter.

„AUaaAAA!!!“ getroffen hielt sich der Kater den Arm und starrte seine Verbündete an: „Ich wünsche mir zwar, dass du einen Schlag für mich hast Pünktchen, aber nicht so einen!“

„Red keinen Mist Chat Noir! Pass lieber auf Luxurias sirenenhafte Stimme auf. Sie verdreht einem den Kopf!“

Der katzenohrtragende Held rieb sich nochmals die schmerzende Stelle und zog eine verletzte Schnute.

Luxuria blieb weiter unbeeindruckt. Mit ausladenden Hüftschwung und weit geöffneten Armen trat sie über ihre willigen Sklaven von ihrem Thron herab.

„Wie schade.“ Säuselte sie mit ihrer betörenden Stimme. „Wollt ihr nicht auch Erfüllung erleben? Statt Heuchelei über ewige Liebe, Lügen über Treue sich einem Moment der absoluten Lust hingeben?“

Ladybug brachte ihr Jojo erneut zum rotieren und schützte so sich und Chat Noir, der ebenfalls eine Angriffshaltung eingenommen hatte, während die Teufelin näher kam.

„Vielen Dank für das Angebot, aber die von dir versprochene Erfüllung kann mir nur Ladybug geben!“ Der Kater feixte und der Bluenetten entfleuchte ein absolut abfälliger Ton. Der würde sich nie ändern.

„Wie ihr wollt.“ Luxuria zuckte mit den Schultern und wandte sich dann zu ihren Jüngern: „Ihr Liebenden, diese zwei Irrgläubigen wollen uns unserer Freude berauben. Zeigt ihnen wieviel Hingabe wir zu geben bereit sind!“

Im selben Moment sprangen dutzende Menschen zeitgleich auf und rannten auf die beiden Helden zu. Der ganze Platz schien in Bewegung gekommen zu sein und alle stürzten sich auf Ladybug und Chat Noir.

Tretend und um sich schlagen verteidigten sich die beiden jungen Menschen, doch die Welle an verwirrt aussehenden, aber dennoch erregten Passanten war so heftig, dass sie schier weggespült wurden. Aus den Augenwinkeln konnte Ladybug sehen, wie Luxuria das Treiben beobachtete und sich obszön zwischen den Fingern leckte. Schon musste der Käfer erneut sich grabschender Hände erwehren und sah nur noch, dass auch der Kater überrannt wurde.

Sie wurde überall berührt. Überall! Sie musste etwas tun. Sie musste hier raus… wurde runtergedrückt… konnte vor lauter erhitzter Leiber nichts mehr sehen. Das Jojo war nutzlos…

„Chat!“ schrie Ladybug panisch.

Ein Grollen ging durch die Meute. Eine Sekunde schien nichts zu passieren und dann plötzlich konnte das Mädchen frei atmen. Chat Noir hatte seinen Stab extrem weit ausgefahren und drehte sich, die aufgewühlten Menschen somit wegschleudernd. Gleich darauf war er bei Ladybug und zog sie auf die Füße, griff um ihre Hüfte, sie schleuderte ihr Jojo und zog sie Beide aus der Gefahrenzone auf das nächste Dach.

Schweratmend sackten sie hinter einen Mauersims nebeneinander zusammen. Die Bluenette sah den hektisch sich hebend und senkenden Brustkorb von Chat Noir, der sich angewidert Lippenstift vom Gesicht wischte. Sie saß zitternd auf den Knien.

„Ok… Plan B!“ Keine Witze. Der Kater war sauer und seine Partnerin konnte es ihm nicht verübeln. Sie musste sich zusammenreißen, auch wenn sie sich eher missbraucht fühlte. So war sie noch nie berührt worden…

Der Kater sah Ladybug mit einem Ausdruck an, den sie nicht kannte. War er jetzt auf sie sauer? Hatte er Angst? War er von ihren Anführerfähigkeiten enttäuscht? Gerade hätte sie das alles nicht gewundert. Doch dann sagte Chat Noir: „Niemand, absolut niemand fasst mein Pünktchen so an! Wenn, dann darf nur ich das und auch nur, wenn du das willst!“

Ladybug sah ihn mit offenen Mund an, dann musste sie lächeln. Ausnahmsweise beruhigte es die schwarzgetupfte Heldin, dass der Kater so besitzergreifend war und sie mit niemanden teilen wollte. „Klingt gut Kätzchen. Aber da kannst du lange warten. Ok…“ Sie stand auf und sah wieder hinunter zu dem Platz. Die sich windenden Menschen hatten aufgehört übereinander herzufallen und quetschten sich nun an die Wand des Hauses auf dem die Helden von Paris Zuflucht gefunden hatten. Glücklicherweise konnten sie keine Wände hochlaufen. Ladybug sah Luxuria noch immer selbstverliebt an der Stelle stehen wie zuvor.

„Pah… Luxuria…“ Die Bluenette drehte sich zu ihrem Partner, der noch immer Katzenwäsche betrieb. „Das ist lateinisch und bezeichnet eine der sieben Totsünden… die Wollust.“

„Du kannst Latein?“ eigentlich eine überflüssige Frage. Chat Noir stand auf und stellte sich neben Ladybug: „Selbstredend. Aber viel besser bin ich in französisch!“ Er zwinkerte und der Käfer rollte erneut mit den Augen.

„Und weißt du was wir nun brauchen könnten?“ stichelte der Junge Mann mit den strubbeligen Haaren. „Etwas Zuspruch von Fortuna!“

Die Bluenette stutze und rief dann: „Glücksbringer!“

Totale Finsternis

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erregung innerlichen Ärgernisses

~Adrien~

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Bei dem Geräusch wie ihr Kopf gegen die Luke knallte, war Chat Noir zusammen gezuckt. Plötzlich benahm sich Marinette wie… seinem anderen Ich gegenüber. Der Kater schluckte. Hatte sie es etwa herausgefunden? Dem würde er nachgehen müssen. Aber selbst wenn, es wäre ihm egal.

Noch immer fühlte er sich überfordert, aber irgendwie auch angekommen. Der Kater verstand das nicht wirklich. Vielleicht weil er in den letzten Wochen so oft hier gewesen war. Nicht in ihrem Zimmer, aber bei Marinette. Sie hatte ihm eine Sicherheit gegeben, einen Rückzugsort. Hatte ihn nicht weggeschickt in seiner schwächsten Stunde. Im Gegenteil! Dieses Mädchen hatte in aufgefangen und festgehalten. Ihn zum Bleiben aufgefordert. Chat Noir wurde ganz warm ums Herz. Sie war wirklich eine tolle Freundin.

Frösteln rieb sich der Katzenohrtragende Junge die Oberarme, stand auf und sah sich in dem, vorwiegend rosa eingerichtetem Zimmer um.

Seit dem Vorfall mit Troublemaker war er nicht mehr hier gewesen. Und als Adrien nur einmal zum Videospielen. Ah nein, als Marinettes Großonkel aus China angereist war, war er als Übersetzer eingesprungen, doch nur im Wohnzimmer gesessen.

Chat Noir schmunzelte. Aufmerksam betrachtete er all die Poster und Zeitungsausschnitte von sich selber an der Wand. Marinette war wirklich ein großer Fan der Mode seines Vaters. Ein bitterer Beigeschmack erschien in seinem Mund. Nein, nur jetzt nicht daran denken. Oh da hingen auch jede Menge Fotos! Der Kater erkannte all die Situationen wieder, bei denen sie endstanden waren und musste leise lachen. So viele schöne Erinnerungen!

Er drehte sich um und lies den Blick über den Schreibtisch und die Arbeitsplatte schweifen. Hier also arbeitete seine Klassenkameradin ihre kreativen Entwürfe aus. Manchmal beneidete der junge Mann sie. Sie hatte eine Leidenschaft. Alles was Marinette tat, machte sie so passioniert, dass es Freude bereitete ihr dabei zuzusehen. Als Adrien hatte er es schon erlebt. Nur wenn sie direkt mit ihm sprach wirkte die Bluenette plötzlich wie ein anderer Mensch. Verunsichert, tollpatschig und überfordert. Vielleicht mochte sie ihn nicht besonders und versuchte sich nur gut mit ihm zu stellen, wegen ihrer Vorliebe für Mode. Chat Noir seufzte und zuckte mit den Schultern, da entdeckte er einen Bilderrahmen. Neugierig hob er diesen an. Ah, ein Foto von ihm vom letzten Klassenausflug. Noch nicht mal ein besonders Gutes. Etwas unscharf… wieso rahmte Marinette sich sowas ein?

Gerade wollte er den Gedanken vertiefen, da öffnete sich die Bodenluke und Marinettes Kopf erschien in der Aussparung: „Magst du… äh kommst du runter?“

Chat Noir nickte, stellte den Rahmen zurück und folgte dem Mädchen nach unten. Schnell zeigte sie ihm das Bad und ging dann hinaus. Chat Noir verschloss vorsorglich die Türe. Er traute Marinette, aber wer wusste schon ob nicht einer ihren Eltern aufstand.

Als er Marinettes Schritte sich entfernen hörte flüsterte der junge Mann: „Verwandle mich zurück!“

Augenblicklich stand Adrien im Badezimmer.

„Maaaaaaann!!!“ Plagg war genauso gut gelaunt wie immer. „Bist du wahnsinnig durch solches Wetter zu rennen? Frustration hin oder her, etwas Hirn einschalten täte manchmal ganz gut oder?“

„Sagt der Richtige.“ Grinste Adrien, der sich sicher war, dass dies nur die Art seines Kwamis war ihm zu sagen, er solle sich das alles nicht so zu Herzen nehmen und besser auf sich aufpassen. Der Blonde griff nach dem Teller und stellte ihn auf den Boden. Sofort sauste Plagg hinzu und begann den Edelschimmelkäse in sich reinzustopfen.

„Möchtest du dich auch aufwärmen?“ fragte Adrien und deutete auf die Dusche. Angewidert schüttelte sich der schwarze Katzengeist. Dank der vollgefressenen Backen konnte er wenigstens nicht zetern.

Adrien lächelte und trat vor dem Spiegel. Wie er aussah? Fast nicht wieder zu erkennen. Verheult und aufgedunsen, mit verkrusteten Blut unter der Nase. Nicht gerade vorzeigetauglich. Als Model gänzlich ungeeignet.

Der junge Mann kniff seine grünen Augen zusammen und wandte sich ab. Schnell schlüpfte er aus seinen ebenfalls feuchten Kleidern und kletterte in die Badewanne.

„Hältst du das für ne gute Idee?“

Adrien sah zu seinem Kwami, der sich mit der Pfote Käsereste aus den Zähnen kratzte.

„Was? Duschen?“ fragte der Blonde und der kleine Kater sauste vor seinen Kopf: „Ne… und ja… und ich meine hier duschen.“

Vielsagend nickte er Richtung Badezimmertüre und Adrien verstand.

„Ich vertraue ihr.“ Damit schob er den Vorhang zu und stellte das Wasser an.

Plagg setzte sich auf den Waschbeckenrand und grinste vielsagend.
 

Kurze Zeit später stand Adrien wieder als Chat Noir vor dem Spiegel. Das heiße Wasser hatte ihm tatsächlich gut getan und dank Plaggs Magie waren seine Kleider mit der Verwandlung wieder trocken. Die benutzen Handtücher legte der Kater über den Badewannenrand und hob den Teller auf. Umsichtig lauschte er nach außen, ehe er die Badezimmertüre entriegelte und hinaussah. Es war dunkel und still in der Wohnung. Man hörte nur das Geräusch vom Regen, welcher monoton gegen die Fenster klopfte. War Marinette wieder in ihr Zimmer gegangen?

Auf Katzenpfoten schlich Chat Noir in die Küche und stellte den Teller zum Spülbecken. Als er sich umdrehte entdeckte er die zierlich schlummernde Gestalt auf dem Sofa. Sie war also doch in der Nähe geblieben um aufzupassen. Nur leider dabei eingeschlafen. Er konnte nichts dagegen machen. Plötzlich musste der Kater breit grinsen. Sie war so eine gute Seele!

Um ihr lästige Fragen durch ihre Eltern, warum sie nicht in ihrem Bett geschlafen hatte zu ersparen, beschloss Chat Noir die Bluenette nach oben zu tragen. Wie ein kostbares Gut hob er sie hoch und machte sich auf den Weg zur Treppe. Marinette seufzte im Schlaf und legte die Arme um seinen Hals. Überrascht hielt der Kater inne und sah nach unten in ihr Gesicht. Sie lächelte friedlich und Chat Noir ertappte sich dabei, dass er sie einen Moment zu lange betrachtete. Warum fing sein Herz plötzlich an schneller zu schlagen? Das war doch nur Marinette. Dieselbe Marinette wie immer… oder?

Vorsichtig gelangte er in ihr Zimmer. Zum Glück hatte er die Luke vorhin nicht hinter sich zugemacht, sonst wäre es schwierig gewesen mit einem schlafenden Mädchen im Arm nach oben zu kommen. Nachdem er die Bluenette in ihr Bett auf der Galerie abgelegt hatte, sprang Chat Noir wieder hinab, löschte das Licht und verschloss die Bodentüre. Letztere starrte er einen Moment unschlüssig an und dann wieder zu dem Bett hinauf. Die Dusche hatte ihm den Kopf geklärt. Auch wenn der junge Mann es nicht wollte, er würde wieder nach Hause gehen müssen. Er seufzte und machte sich an den Aufstieg zu Galerie. Marinette hatte sich auf die Seite gedreht und lag mit dem Gesicht zu ihm. Chat Noir ging in die Knie, stütze seine Arme auf dem Bett ab und beobachtete das Mädchen. Dank seiner Nachtsichtigkeit konnte er jede Sommersprosse auf ihrer Nase erkennen. Hätte sie ihn heute nicht aufgelesen, wer weiß was für eine Dummheit er gemacht hätte. Es war als wäre ihm ein Engel geschickt worden, als er es am dringendsten brauchte. Chat Noir lächelte dankbar und beugte sich vor. Ein kurzes Zögern, dann küsste er Marinette auf die Stirn.

„Merci Prinzessin!“

Damit stand er auf und drückte gegen die Dachluke.
 

Eine Hand schloss sich um seine und überrascht fuhr Chat Noir herum.

Marinette hatte sich aufgesetzt und sah ihn alarmiert aus ihren großen blauen Augen an.

„Wohin gehst du?“ Ihre Stimme zitterte. Der Kater war zu überfahren um sofort zu antworten. In dem Gesicht des Mädchens spiegelte sich Angst. Angst um ihn. Sie sorgte sich wirklich um ihn.

Chat Noirs Herz machte einen Sprung. Rasch drehte er sich und ging wieder in die Knie. Seine zweite Hand legte sich nun ebenfalls um die von Marinette, welche ihn immer noch festhielt.

Er wusste nicht was er sagen sollte. Drückte nur sanft die kleine Hand in den seinen. In dem Kater schwoll etwas an und er spürte wie ihm wieder die Tränen in die Augen schossen. Doch diesmal vor Glück. Er war so glücklich.

Marinette sah ihn immer noch ängstlich an und so schüttelte Chat Noir sachte den Kopf.

„Es ist alles gut. Dank dir geht es mir wieder gut. Danke Prinzessin!“

Die Spannung im Körper der Bluenetten lies nach und ihre Schultern sackten nach unten. Vorsichtig fragte sie: „Also… gehst du wieder… nach Hause?“

Chat Noir nickte.

Einen Moment schien seine Klassenkameradin nachzudenken. Ihr Griff lockerte sich nicht. Wollte sie ihn nicht gehen lassen?

Es rührte Chat Noir wieviel Gedanken Marinette sich wohl um ihn machte. Egal ob sie nun wusste wer er war oder nicht, auf jeden Fall lag ihr der Kater am Herzen.

Nur was sollte er jetzt machen?
 

„Rutsch mal!“

Verwirrt sah Marinette ihm in die Augen, errötete und kam dann zögernd seiner Bitte nach. Chat Noir legte sich neben sie und zog die Decke über sie Beide. Er öffnete die Arme und nach einem scheuen Moment kuschelte sich das Mädchen an seine Brust. Der Kater war sich sicher, dass sie seinen rasenden Herzschlag hören konnte und spürte den ihren ebenfalls in seinen Händen.

„Du… du machst aber nichts komisches… oder?“ flüsterte Marinette und der junge Mann schmunzelte.

„Versprochen!“ sagte er sanft und spürte wie nun auch die Bluenette die Arme um ihn legte. Es war schön und unangenehm gleichermaßen. Noch nie hatte Chat Noir sich in so einer Situation befunden. Mit einem Mädchen in ihrem Zimmer in ihrem Bett… nur sie Beide… allein… nur durch dünnen Stoff getrennt. Es war aufregend und gleichzeitig… Der Kater wusste einfach, dass seine Gedanken falsch waren. Zum Glück hörte er gleich darauf wieder die gleichmäßigen Atemzüge von Marinette. Sie war wieder eingeschlafen und das führte dazu, dass auch der katzenohrtragende junge Mann sich ein wenig beruhigte. Er schmiegte sein Gesicht in ihr weiches Haar und zog unbewusst ihren Duft ein. Sie roch gut und war so warm. Ihr weicher Körper kuschelte sich an seinen. Ihre Gestalt passte so gut in seine Arme. Ihre Rundungen ergänzten was ihm als Junge fehlte. Was dachte er da?

Ehe Chat Noir es sich versah raste sein Puls wieder.
 

~Marinette~

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Chat Noirs Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Die Augen unter der schwarzen Maske geschlossen. Sein Ausdruck friedlich. Und ihm gegenüber wütete der Sturm.

Völlig übermüdet war Marinette in den Armen dieses frechen Katers eingeschlafen, obwohl sie erst gedacht hatte, das würde nie passieren. Als sie aufwachte hörte sie nur seinen Atem und fühlte sich beschützt und geborgen. Eine Zeitlang hatte die Bluenette in betrachtet, sich über den gestrigen Tag den Kopf zerbrochen. Es war einfach zu viel passiert. Erst hatte der Tag so ereignislos begonnen und war dann so ausgeartet und am Ende… hatte Chat Noir bei ihr übernachtet.

Ihre Augen studierten sein entspanntes Gesicht. Es war ihr nie aufgefallen wie lang seine Wimpern waren, dass seine Mundwinkel immer leicht nach oben zeigten und seine echten Ohren fast immer verdeckt blieben egal wie er sich bewegte. Dafür hatte sie sich nie die Zeit genommen, obwohl sie so viel davon mit ihrem Partner verbrachte.

Wenn er die Klappe hielt und nicht wie ein rolliger Kater um Ladybug herum schlich wirkte er… nein er war eindeutig attraktiv. Sein Körper durchtrainiert und sein Griff stark. In den letzten Wochen hatte Marinette ihn besser kennengelernt. Etwas, dass als Ladybug kaum möglich war. Und gestern hatte sie seine verletzliche Seite erlebt und… ihr fehlte das richtige Wort dafür.

Chat Noir bewegte sich im Schlaf und das Mädchen spürte wie etwas gegen ihr Bein drückte. Was war das?

Es konnte nicht sein Stab sein, den hatte Marinette an seinem üblichen Platz unterhalb der Wirbelsäule ertastet. Ohne arg gleitete die Hand des Mädchens zwischen sie nach unten und…

Wie als hätte sie sich verbrannt zog Marinette ihre Hand nach oben. Von der plötzlichen Bewegung wurde Chat Noir zum Glück nicht wach, aber zog die Bluenette in eine feste Umarmung zurück. Jetzt konnte sie deutlich spüren was sich da an sie drückte und ihr Kopf entflammte.

Oh Gott! Oh Gott oh Gott! Das war nicht wahr?

Sie wagte es nicht sich noch irgendwie zu bewegen. Hoffte nur inständig darauf, dass der Kater bald aufwachte. Ihr Blut rauschte in Marinettes Ohren und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie lag direkt an der einzigen Stelle, die nicht von schwarzen Leder eingekleidet war, an Chat Noirs Hals und atmete so den würzigen Duft ein der von seiner Haut ausging. Noch etwas, was ihr nie aufgefallen war und ihre Sinne nun verrückt spielen ließ.

Der junge Mann bewegte sich erneut und Marinette hielt den Atem an. Chat Noir drehte sich auf den Rücken und entließ die Bluenette so aus seinen Armen. Er gähnte und sah sich um, versuchte sich zu orientieren. Man konnte direkt in seinem Gesicht lesen wie langsam die Erinnerung zurückkam. Als er sich zu Marinette wandte, kniff diese die Augen zusammen, um so zu tun, als ob sie noch schliefe.

Bitte, er musste es einfach glauben! Es war dem Mädchen so schon peinlich genug.

Ein Moment verging. Ein weiterer verging. Noch einer… langsam wurde Marinette unruhig. War der Kater wieder eingeschlafen?

Vorsichtig öffnete sie ein Auge… und wünschte sich sie hätte es nicht getan. Ihr innerstes wurde von einem Paar frühlingsgrünen Augen aufgesogen. Wie sie zuvor hatte Chat Noir die Bluenette nun all die Momente still beobachtet, die Lippen mit einem schwer zu deutenden sanften Lächeln umspielt.

„Möchte ich wissen, was für tiefgehende Gedanken du hast Prinzessin?“ plötzlich wurde das Lächeln frech. „Mit dieser Gesichtsfarbe?“

Marinette starrte ihn an. Ihr Gesicht wurde noch purpurner… wenn das überhaupt möglich war. Der Kater lachte. Dieser Mistkerl lachte!

Marinette sprang auf, packte ein Kissen und haute es ihm um die Ohren.

„Haha… Gnade! Gnade Prinzessin!“ Vergeblich versuchte sich der Pariser Held dem Angriff mit den Armen zu erwehren, doch die Bluenette dachte nicht daran. Erst würde sie ihm dieses inzwischen überdrehte Gegacker aus dem Gesicht klatschen. Sich über sie lustig zu machen! Dem würde sie es zeigen!

Marinette drehte sich um und packte noch ein zweites Kissen, doch diese Sekunde nutzte ihr Opfer und umgriff das eine Handgelenk und zog sie so wieder in eine liegende Position. Das Mädchen zappelte, doch half es nichts. Sie wurde entwaffnet und auch ihre zweite Hand ans Bett gepinnt. Der Kater immer noch lachend über ihr.

„Sachte Prinzessin! Was hab ich dir getan, dass du mich mit Daunen erschlagen willst?“

Fassungslos sah Marinette in dieses belustigte Gesicht und auf die Frage hin unfreiwillig zu des Katers Lenden hinab. So schnell ihre Augen auch wieder nach oben jagten, Chat Noir hatte es doch bemerkt und die Bluenette schimpfte sich für diese Unvorsichtigkeit.

Kurz schien er überrascht, fasste sich aber erstaunlich schnell wieder und kam ihr erneut grinsend näher. Chat Noir stoppte erst, als seine Wange an der ihren lag und er so in Marinettes gerötete Ohren flüstern konnte: „Oh… entschuldige. Ich dachte du wüsstest über Männer Bescheid. Andererseits… wenn ich dich so ansehe… scheint er dir so ganz gut zu gefallen.“

Seine Worte ließen die Haut des Mädchens prickeln. Wieder atmete sie den Geruch ein der von Chat Noir ausging und etwas in ihr auslöste, was sie nicht einordnen konnte. Irgendwie wünschte sich Marinette, dass dieser junge Mann ja nicht aufhörte, ihr noch näher zu kommen und die Situation ausnutzte… und andererseits…

Chat Noir entließ ihre Arme in Freiheit und setzte sich an den Bettrand.

„Entschuldige. Das lässt gleich nach. Das ist morgens normal… Tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht hab.“ Wieder saß er zusammengesunken da. Um sich zu beruhigen? Oder fürchtete er sich erneut davor weggestoßen zu werden?

Marinette hievte sich auf ihre Ellenbogen und betrachtete den Rücken des jungen Mannes mit den hängenden Schultern. Langsam setzte sie sich vollends auf, rutschte hinüber, legte ihre Arme von hinten um seinen Hals und ihren Kopf auf seine Schulter. Er hatte wohl nicht mit dieser Berührung gerechnet und zuckte zusammen.

Etwas veränderte sich in Marinette. Ihr ganzes Bild von Chat Noir hatte Risse bekommen. Kleine Fetzen bröckelten von der immer positiven gut gelaunten, kessen Fassade ab und gaben den Blick frei auf eine völlig andere Person. Verletzbar, emotional und liebenswert.

Das war das Wort, welches das Mädchen vorher gesucht hatte: der Kater war liebenswert.

„Prinzessin?“ Chat Noirs Stimme klang unsicher und Marinette verstärkte ihren Griff um ihm zu zeigen, dass sie ihm niemals überdrüssig werden würde. Eine behandschuhte Hand legte sich auf ihren Arm, doch sie ließ nicht los. Im Gegenteil! Sie drückte sich noch mehr gegen den starken Rücken und hoffte ihm so Trost zu spenden.

Doch als der katzenohrtragende junge Mann nun sprach, klang es überhaupt nicht entspannt: „Prinzessin, wenn du dich weiter so an mich presst…“

Er ließ den Satz unvollendet und trotzdem verstand die junge Frau sofort und schlagartig riss sie die Arme hoch. Doch von ihrem eigenen Schwung überwältigt fiel Marinette hinten über. Mit einem erschrockenen Aufschrei landete sie wieder auf ihrer Decke.

Chat Noir drehte sich verdutzt um. Ihre Augen fanden einander und unvermutet begannen sie Beide zu lachen. Ein befreiendes Lachen. Die ganzen Umstände waren einfach albern.

Marinette wischte sich gerade eine Lachträne aus dem Auge, da bemerkte sie die schwarze Hand die ihr aufhelfen wollte. Beherzt griff sie zu und saß dann neben dem Kater auf der Kante ihres Bettes.

Sein Mund war immer noch amüsiert verzogen und die Bluenette entdeckte, dass sie diesen Anblick mochte.

Doch dann war der Augenblick vorbei und die Züge von dem jungen Mann wurden wieder ernst.

„Ich… ich muss gehen.“ Er klang wenig begeistert. „Bestimmt werde ich schon vermisst.“

Sie wollte irgendwie nicht, dass er ging und trotzdem nickte Marinette.

„Aber… du kommst wieder ja? Und wenn du jemanden zu reden brauchst…“

Chat Noir sah sie einen Moment erstaunt an, dann schmunzelte er und spielte mit der Haarsträhne vor ihrem Ohr: „Dann komme ich zu dir. Danke Prinzessin.“

Damit stand er auf und kletterte durch die Dachluke ins Freie. Bevor er sie verschloss blickte er nochmals zu den großen blauen Augen hinab.

„Wirklich, vielen Dank!“

Dann war er fort.
 

Noch eine Weile richtete Marinette ihren Blick zu dem Fenster über sich. Blauer Himmel hatte die Regenwolken von gestern Abend abgelöst. Die Morgensonne erwärmte die Luft.

Das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet und versuchte zu verstehen, war in ihr vorging. Ein rosiger Schimmer umspielte ihre Wangen und sie spürte eine Sehnsucht die ihr neu war. Sie war ähnlich derer, die sie überfiel wenn sie in die Nähe ihres Klassenkameraden Adrien kam, aber irgendwie auch… anders. Verwirrend.

„Guten Morgen Marinette!“

Tikki hatte ihr Versteck verlassen und sauste um den Kopf der Bluenetten herum. Da sie keine Reaktion bekam setzte sich das kleine rote Wesen schließlich auf die rechte Schulter ihrer Besitzerin. Einen Moment starrte sie auch zu der Dachluke, schien zu begreifen und lächelte vielsagend.

„Vermisst du Chat Noir?“

Ertappt drehte sich Marinette dem Kwami zu, welcher zu kichern begann.

„Ga…gar nicht!“ stotterte das Mädchen und als Antwort sprach Tikkis Gesicht Bände.

Empört begann die Bluenette sich zu verteidigen: „Ich… mache mir nur Sorgen um ihn. Ob er klar kommt!“

„Ja klar.“ Tikki war noch mehr belustigt. Marinette strafte sie mit einem bösen Blick und musste dann ebenfalls lachen.

Conceal, don't feel!

~Adrien~

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Sein Zimmer lag dunkel und einsam vor ihm. Nichts deutete darauf hin, dass jemand nachgesehen hätte wie es ihm ging. Es war als würde die Einrichtung ihn verspotten. Die Stille schrie in seinen Ohren und brannte in seiner Brust. Chat Noir holte tief Luft und verwandelte sich zurück. Sofort erhellte sich der Raum mit Plaggs Gezeter: „Junge bist du des Wahnsinns? So lange in der Verwandlung zu bleiben… willst du mich verhungern lassen?“

Adrien grinste und öffnete das Schränkchen, aus dem sofort ein Schwall miefiger Käseduft ströhmte. Die Beschwerde von seinem Kwami erleichterte den blonden jungen Mann, füllte sie den Raum doch mit Leben.

„Entschuldige Plagg!“

Der kleine Katzengeist machte ein beleidigtes Gesicht und switchte dann in das Schränkchen. Mampfend wandte er sich wieder seinem Partner zu: „Alsooo… du und die Bäckerstochter?“

Ertappt rötete sich Adriens Gesicht: „Was redest du?“

„Nun ja, ich könnte mich irren, aber ich glaube wir haben noch nie woanders übernachtet und versuch mir nicht zu erzählen, du hättest nichts empfunden, als sie sich an dich gedrückt hat. Ich war dabei!“ Das Grinsen des schwarzen Kwamis wurde eindeutig dreckig.

Der Blonde hatte geweitete Augen und starrte in das Schränkchen. Jetzt würde er Plagg gerne seinen Käse in den Mund stopfen um auch ihn zum schweigen zu bringen. Stattdessen drehte der junge Mann sich um und entriegelte seine Zimmertüre. Beim verlassen des Raumes wäre er beinahe in seinem Bodyguard gerannt. Der Gorilla stand wie eine Mauer mit dem Rücken zu ihm und drehte sich nun grummelnd um.

„Äh… Guten Morgen.“ Sagte Adrien. Der große Mann mit dem kantigen Gesicht und den noch breiteren Schultern musterte seinen Schützling. Nickte dann und ging zur Treppe und diese hinab. Unbehaglich legte sich das junge Model eine Hand in den Nacken und folgte dann.

Der Gorilla blieb vor der Esszimmertüre stehen und wartete bis Adrien hindurchgetreten war, dann ging er seinen Aufgaben nach. Der Tisch war für eine Person gerichtet. Die Teller abgedeckt. Anscheinend hatte man erwartet, dass Adrien heute erst später erscheinen würde. Ohne großen Appetit begann er zu essen. Genaugenommen stocherte er nur darin herum und schob die Bissen von einer zur anderen Tellerseite. Er legte gerade das Besteck weg, da erschien Natalie.

„Guten Morgen Adrien. Ich hoffe du hast dich beruhigt?“

Resignierend nickte der Sohn ihres Chefs. Auch wenn sich ihr Gesichtsausdruck nicht veränderte, wirkte die Assistentin seines Vaters erleichtert und blickte auf ihr allgegenwärtiges Klemmbrett.

„Ich habe deine Termine auf heute Nachmittag verschoben. Damit hast du Zeit dich wieder herzurichten. Ich lasse dir ein Kühlpad für deine Augen bringen.“

Adrien seufzte: „Welche Termine habe ich denn?“

Durch die Ereignisse des gestrigen Tages und seinen bevorstehenden Hausarrest war sein Kopf blank. Eigentlich wollte er nicht daran denken.

„Heute Nachmittag um 15Uhr steht ein weiteres Fotoshooting mit dem neuen Model Ivette Roux an, danach noch ein Covershooting für die Vogue. Heute Abend beschäftigst du dich bitte mit deinem Schularbeiten. Ich habe Direktor Damocles gebeten dir den Schulstoff der nächsten Wochen via Email zu schicken.“

Gefügig nickte Adrien, bedanke sich und schlich wieder in sein Zimmer.

Nachdem die Türe ins Schloss gefallen war warf er sich auf sein Bett.

„Na? Standpauke abgeholt?“ Plagg schwebte über ihm wie eine schwarze Schmeißfliege und der Blonde schüttelte den Kopf. Eine Strafpredigt hätte wenigstens bedeutet, dass sich jemand um ihn gesorgt hätte. Irgendein tröstendes Wort zu gestern, aber nein, alles lief professionell ab. Er musste funktionieren.

Es klopfte und Adrien schwang die Beine über die Bettkante. Vor der Türe stand der Gorilla und drückte dem blonden jungen Mann grunzend ein Kühlpad in die Hand, sah ihn mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an und drehte sich wieder um.

„Vielen Dank!“ rief ihm Adrien nach und verschloss wieder sein Gefängniss.

„Der hätte dir lieber Eis zum essen bringen sollen. Das hebt die Laune!“

Plagg folgte Adrien, der sich an seinen Schreibtisch setzte und mit der Bereitschaftstaste den Computer hochfuhr. Sofort erschien das Bild seiner Mutter auf dem Bildschirm und blickte dem jungen Mann freundlich entgegen. Wie er sie vermisste!

Ihre Stimme. Ihren Geruch. Ihre Umarmungen. Die ganze Atmosphäre als sie im Haus war. Alles war wärmer und lustiger gewesen. Sein Vater wirkte schon immer ernster, doch damals waren sie dennoch das gewesen, was man… eine Familie nannte.

Nicht zum ersten Mal fragte sich Adrien was mit seiner Mutter passiert war. Es gab keine Anhaltspunkte. Emilie Agreste war von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden.

Adrien lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und legte brav das Kühlpad auf die Augen. Einfach funktionieren…

Plagg schwebte zu ihm und machte es sich mit einem Stück Camembert auf der grauen Tischplatte bequem.

„Du siehst so beknackt aus… möchtest du was?“

Der Blonde schob mit dem Daumen das Pad etwas hoch und sah wie sein Kwami das Stück Käse teilte. Sie waren schon ein seltsames Duo. Plaggs führsorgliche Art versteckte er gekonnt zwischen kecken Kommentaren und motzigen Gemecker. Eine Art, die Adrien erst hatte durchschauen lernen müssen. Doch jetzt war es ihm fast die liebste Art von Unterhaltung.

„Danke.“ Lehnte Adrien ab und der Katzengeist stopfte sich beide Käsestücke tief in den Rachen.

„Wer nicht will der hat schon!“ Plagg sauste davon und kramte in Adriens Comicsammlung. Dieser sah ihm lächelnd nach und legte dann das Kühlpad wieder über sein Auge. Links und rechts baumelten gleich darauf die Arme des jungen Models neben dem Stuhl hinab. Mit der Ruhe kamen die Gedanken. Es waren keine besonders erbaulichen Gedanken, die meisten drehten sich um den gestrigen Akuma Kampf und um Ladybugs Reaktion. Noch immer wusste Adrien nicht, was ihm als Chat Noir und unter Einfluss des Feindes passiert war, was sie so aufgebracht hatte. Er zermarterte sich das Hirn. Feststand nur, dass die sonst so besonnene Käferheldin völlig außer sich geraten war.

Mit einem Mal fiel es Adrien wie Schuppen von den Augen und das Kühlpad in seinen Schoß. Eilig tippte er in den Internetbrowser die News der vergangenen 24 Stunden ein und Nadja Chamack erschien auf dem Bildschirm.

„Seid gespannt es wird brillant!“ begann sie ihre übliche Moderation und der junge Mann verfolgte die nächsten Minuten die Bilder, welcher er eigentlich aus seinen Gedanken hatte verbannen wollen. Es war irgendwie seltsam. Adrien war dabei gewesen und doch kam es ihm vor als wäre er ein Außenstehender, als sehe er einen üblen Albtraum. Mit so einem manipulativen Akuma hatten sie es irgendwie noch nie zu tun gehabt. Oder doch… aber kein Kampf war den Pariser Helden so unter die Wäsche und unter die Haut gegangen. Gespannt legte der junge Mann eine Hand quer über den Mund und blendete Nadja Chamacks Kommentare komplett aus. Da! Da hatte er sich vor Ladybug geworfen und dann…

Schockiert lehnte sich Adrien wieder in seinem Stuhl zurück. Er schluckte und war angewidert von sich selber. Er hatte seine Lady schützen wollen und war über ihre Grenze getreten. Von all diesen Menschen auf dem Platz, war er es gewesen, der über sie hergefallen war wie ein wildes Tier. Das hatte nichts mit Liebe zu tun gehabt…

„Oh Mann…“ flüsterte der Blonde und verbarg das Gesicht in den Händen, die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt.

Das Video endete und das nächste startete automatisch. Erneut erschien die magenta haarfarbene Reporterin im Nachrichtenfenster: „Seid gespannt es wird brillant! Heute gaben das Model Ivette Roux und ihr Manager Maurice Gauthier offiziell ihre Verlobung bekannt. Wir wünschen ihnen alles Gute!“

Adrien sah auf. Das war doch die junge Dame mit der er neuerdings für seinen Vater modelte und sie war auch Luxuria gewesen. Scheinbar hatte sich ihr Problem geregelt. Auf dem Bild in Nadja Chamacks Hintergrund strahlte die junge Frau. Enthusiastisch begann die Nachrichtensprecherin den Werdegang des jungen Models zu analysieren. Fast sofort erschien auch ein Bild von Adrien und seinem Vater auf dem Bildschirm. Der aktuelle Höhepunkt in der Karriere der jungen Frau.

Den Browser beendend stand Adrien auf und ging zu seinem Fenster. Einen Arm über seinen Kopf an die Scheibe gelehnt sah er hinaus über die Dächer von Paris. Jetzt wusste er war geschehen war und auch wenn er es nur gut gemeint hatte, nur Ladybug schützen wollte… das hätte nicht passieren dürfen. Sie hatte ihm anvertraut, dass sie einen anderen Jungen liebte und als ihr Partner hatte er es akzeptiert, seine Gefühle hinten angestellt. War bereit gewesen sie immer zu unterstützen… und jetzt das!

Das musste er wieder gerade biegen! Und wenn er buckeln und zu Kreuze kriechen musste… er würde sich entschuldigen!

Hoffentlich würde sie ihm vergeben.

Der Vibrationalarm in seiner Gesäßtasche holte den Blonden in die Realität zurück. Nino hatte ihm geschrieben, was er heute noch vorhatte.

Tja, da konnte er ihm gleich von seinem Hausarrest erzählen.

Adriens drückte die Rückruftaste.

„Yo Alter! Damit hab ich jetzt gar nicht gerechnet.“ Begrüßte Nino seinen besten Freund.

„Mit was? Das ich anrufe?“ witzelte der Blonde und setzte sich auf die weiße Couch vor dem Fernseher.

Der Junge mit dem allgegenwärtigen Basecap lachte: „Nö! Das du sofort anrufst. Dachte vielleicht hat dein Alter dich verplant. Wie schauts aus? Haste Zeit? Alya und ich wollen ins Kino.“

Von hinten hörte man ein dumpfes: „Hi Adrien!“

Die Rothaarige war also schon da.

Wie gern hätte Adrien zugesagt. Wie gern wäre er seinem Gefängniss entkommen. Aber das ging nicht. Kurz erklärte er seinem Freund die Umstände. Ninos Antwort fiel genauso ausfallend aus wie Adrien es gewohnt war und auch von Alya hörte man den einen oder anderen Kommentar. Dann folgte belangloser Smalltalk, der den jungen Mann erfreute. Noch zwei Freunde die an ihn dachte und den Blonden nicht hängen ließen. Adrien war so dankbar. Sich durchzusetzen um in die Schule zu gehen war wirklich seine beste Idee gewesen.

„Alter, wenn du dich einsam fühlst melde dich! Ich weiß zwar, dein Alter siehts nicht gern… aber zur Not renn ich die Türe ein!“

Zustimmendes Gemurmel von Alya aus dem Hintergrund, dann lauter: „Marinette wird voll traurig sein, wenn du die nächsten Wochen nicht zur Schule kommst!“

Adrien stutzte. Wieso erwähnte die Rothaarige jetzt speziell Marinette? Vermutlich, weil sie ihre beste Freundin war. Trotzdem machte sein Herz einen kleinen Sprung. Irgendwie gefiel dem Blonden die Vorstellung, dass das Mädchen mit den Zöpfen ihn vermissen könnte. Ach Blödsinn! Marinette war einfach eine gute Freundin… zumindest für ihn. Ob sie ihn mochte oder nicht wusste er nicht. Sie war ihm gegenüber ja immer so… seltsam. Überdreht und distanziert. Ganz anders, als wenn er Chat Noir war.

Nino und Alya verabschiedeten sich mit den Worten, dass nächste mal wieder was zusammen zu unternehmen. Adrien ließ sein Smartphone sinken. Er beneidete sie. Um ihre Freiheit und um ihre Gemeinsamkeit. Gern wäre er selber jetzt bei seiner gepunkteten Lady und würde sie auf ein Eis oder Crepe ausführen. Bei dem Gedanken schmunzelte der Blonde und schloß die Lider. Die Vorstellung war so… unmöglich und trotzdem gab sich der junge Mann einen Moment der Illusion hin. Vor seinem inneren Auge wurde der Moment real. Er und Ladybug bei einem Date. In einem netten kleinen Cafe sitzend, vor einem wundervoll garnierten Eisbecher. Die Vögel sangen und Blumenrabatten schwängerten die Luft mit süßen Gerüchen. Ladybugs strahlenden Augen hinter der roten Maske, von einem Blau wie das Südseemeer. Leuchtend von der Sonne beschienen. Adrien wurde sehnsüchtig, da…

Plötzlich verzerrte sich das Bild seiner Imagination. Die unangefochtene Eleganz von Ladybug verschwamm und klare himmelblaue Augen ruhten auf ihm. Der rote enganliegende Suit löste sich auf und vor ihm am Tisch saß nun seine Klassenkameradin im rosanen Schlafanzug. Ihr Blick schüchtern, mit geröteten Wangen. Auch das Eis verschwand. Auf dem Tisch stand nun Gebäck. Noch dampfend wie frisch gebacken.

In dem Moment begann Adriens Magen zu knurren und er öffnete die Augen. Er hatte Hunger… richtig Hunger, aber wieder nach unten gehen in dieses weitläufige kalte Esszimmer? Nein das wollte er nicht. Der blonde junge Mann schob sein Handy nach einem Blick auf die Uhrzeit, zurück in die Hosentasche und schaute zu seinem Kwami, der auf seinem Bett lag, einen Asterix Comic vor der Nase und eine geöffnete Tüte Käsecracker daneben.

„Sorry Plagg!“ flüsterte Adrien und rief dann laut: „Plagg verwandle mich!“
 

Mit besonderer Vorsicht war Chat Noir hier her geflohen und saß nun unterhalb von Marinettes runden Fenster, welches zur Seineseite lag. Genausten darauf bedacht nicht gesehen zu werden spickte er durch das Glas und stellte erleichtert fest, dass Marinette zu Hause war. Sie wirbelte auf ihrem Schreibtischstuhl herum, schob sich von der Nähmaschine zu ihrem Computer, vor dem viele Papierstücke lagen, kritzelte darauf etwas rum und sauste wieder über den Boden vor die Maschine. Ihr Gesicht war so konzentriert. Die Zungenspitze ragte aus einem Mundwinkel. Sie trug immer noch ihren Schlafanzug… gut es war ja noch gar nicht so lange her, dass der Kater sie verlassen hatte.

Sollte er wirklich?

Jetzt war schon den ganzen Weg hier her gekommen… aber würde er die Bluenette nicht stören? Sie schien sehr beschäftigt und er hatte sie am Morgen schon genug behelligt. Vom gestrigen Abend gar nicht zu reden…

Der Magen des Katers grummelte erneut. Die Idee war ihm so spontan gekommen und hatte erst so verlockend geklungen. Seinen Hunger mit frischem Gebäck zu stillen… und jetzt kam er sich vor wie eine streunende Katze. Wer sagte denn, dass Marinette ihn füttern wollte?

Gib einer Katze zu fressen und sie kommt immer wieder! Das stimmte wirklich, stellte Chat Noir fest. Nur war es hier zuerst keine feste Nahrung gewesen, sondern eher solche von der emotionalen Art. Und davon wollte er ebenfalls mehr.

Der katzenohrtragende Held schluckte und schwang sich dann auf den Balkon. Etwas verunsichert ging er ein paar Schritte hin und her. Seine Gedanken rotierten. Vielleicht war das doch eine blöde Idee.

Schon schlüpfte er durch die nicht verschlossene Dachluke und schlich auf Katzenpfoten ein paar Stufen der Treppe hinab.

Marinette bemerkte ihn nicht. Gerade war sie dabei zwei Stoffbahnen ratternd durch ihre Nähmaschine zu jagen. Chat Noir hatte ehrlich vorgehabt seine Stimme an sie zu richten… sich irgendwie bemerkbar zu machen, aber dann entschied er sich anders. Still setzte er sich auf die Treppe und sah dem Tun der Bluenetten durch die Stufen zu.

Stecknadel um Stecknadel wurde aus dem Stoff gezogen und in ein Nadelkissen gepikst, immer wenn ein weiterer Abschnitt durch die Maschine mit Faden verbunden war. Surrend betätigte ein zarter nackter Fuß das Pedal unter dem Tisch. Dann schnitt Marinette den Faden durch und hob das nun vereinigte Stoffstück hoch um es zu betrachten. Summend schob sie sich nach links und legte das nächste Stück an, setzte Nadel um Nadel… und stach sich in den Finger. Recht undamenhaft fluchte das Mädchen mit den Zöpfen, stand auf und trat zu ihrem Kosmetiktisch, zog eine Schublade auf und badagierte sich den malträtierten Finger.

Chat Noir sah ihr dabei zu… träumerisch. Zu oft hatte er die verschiedensten Kleidungsstücke getragen. Immer und immer wieder für seinen Vater oder andere bekannte Designer. Selten war ihm eines in Gedächtnis geblieben. Es war sein Job als das bekannte Model Adrien Agreste jedes Teil perfekt zu präsentieren, doch bei ihrer Erschaffung zuzusehen, war ihm neu. Noch dazu tat Marinette es mit einer solchen Hingabe. Ein Stich in den Finger entmutigte sie nicht. Im Gegenteil! Das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren rutschte wieder vor ihre Nähmaschine und begann erneut die Nadel zum tanzen zu bringen.

Chat Noir zog sein rechtes Knie nach oben, legte die Arme darum und den Kopf darauf. Naht um Naht wurde gesetzt, dann stieß sich Marinette ab und rollte wieder vor ihren Computer, studierte die Notizen und Skizzen die sie angefertigt hatte, legte Stoffproben aneinander, strich eine Idee durch und fügte eine neue hinzu. Der Kater bemerkte zwei weitere Pflaster. Dann war das eben, nicht der erste Ausrutscher gewesen. Er schmunzelte. Marinette war wirklich toll.

In dem Moment rollte das Mädchen wieder vor ihre Nähmaschine und begann erneut Stoffbahnen zu verbinden.

Sie war so enthusiastisch dabei, wirkte routiniert und trotz des hektischen Treibens friedlich. Das gefiel Chat Noir! Wie in allem was Marinette tat ging sie vollends dabei auf. Das war ihm schon öfter aufgefallen. Wie oft hatte das Mädchen mit ihren Vorschlägen in der Klasse Krisen abgewandt und mit frischen Ideen, den Schulalltag bereichert?

Das Geräusch der Schere ließ den Kater aufhorchen. Die Bluenette stand auf und schritt entschlossen zu ihrer Chaiselongue wo sie ihr Werk ausbreitete. Kritisch beäugte sie das Kleidungsstück und auch Chat Noir reckte den Kopf um einen Blick darauf zu erhaschen. Es war eine Weste aus walnussbraunen Leinen mit raffiniert abgesteckten Ziertaschen. Das Innenfutter hatte ein blaues Paisley Muster. Noch fehlten Versäuberung und Knöpfe, aber man konnte schon erahnen wie fantastisch das Endproduckt aussehen würde. Marinette schien noch nicht zufrieden. Sie drehte sich um, setzte sich wieder auf den Stuhl, schlitterte zu ihrem Computer und holte einige ihrer Notizen, rollte an dem katzenohrtragenden Jungen vorbei ohne ihn zu bemerken. Chat Noir grinste und biss sich auf die Lippe. Wie versunken sie einfach nur war! Dieser Zustand machte sie ungemein attraktiv.

Was? Was dachte er da? Klar Marinette war hübsch aber… fand er sie wirklich attraktiv? Chat Noir kroch das Blut in die Wangen. So hatte er sie nie sehen wollen. Klar seit den letzten Wochen hatte er sie anders kennengelernt als in der Schule, wo sie seinem anderen Ich immer irgendwie auswich. Seinem katzenhaften Ich war sie tausendfach offener gegenüber. Und letzte Nacht… hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Etwas noch nicht greifbares… aber auch nicht bestreitbares.

Chat Noir wedelte mit der Tatze vor seinem Kopf herum um den Gedanken zu verscheuchen. Diese plötzliche Bewegung regte allerdings seinen Bauch an, der sich mit lautem Grummeln bemerkbar machte.
 

Marinettes Kopf schoss in die Höhe als sie das Geräusch hörte und wandte sich samt ihrem Stuhl drehend um. In der nächsten Sekunde beschleunigte ihr Puls. Mit einem erschrockenen Aufschrei und aufgerissenen Augen sprang sie auf und stolperte auf den amüsiert grinsenden jungen Mann zu.

„Chat Noir!“ Marinettes Stimme überschlug sich fast. „Wie lange… seit wann… was machst du hier? Ist was passiert?“

Die Sorge in ihrer Frage rührte den Kater, der sich übertrieben streckte und dann lässig, seinen Gürtel durch die Luft wirbelnd die restlichen Stufen zu ihr hinabschritt.

„Darf ich reinkommen?“

Fassungslos stand das Mädchen ihm gegenüber und Chat Noir genoss es richtig, sie so aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben.

Ohne eine Antwort abzuwarten ging er an ihr vorbei und betrachtete die Weste nun genauer. Marinette noch immer überrumpelt gesellte sich schließlich zu ihm und verschränkte beschämt die Hände hinter dem Rücken: „Es ist noch nicht fertig… es ist nicht mal sonderlich gut…“

„Machst du Witze?“ reagierte der Kater mit funkelnden Augen. „Jede Naht sitzt perfekt.“

„Du übertreibst…“ Dann zuckte Marinette plötzlich zusammen und packte Chat Noir am Arm: „Ist alles ok bei dir?“

„Hmm? Ja alles bestens!“

„Aber was machst du dann hier?“ Die Bluenette wirkte ehrlich besorgt und verwirrt. Dem Kater gefiel diese Gedankenfarbe in ihrem Gesicht. Wie als Antwort grummelte sein Magen erneut und plötzlich rutschte die selbstsichere Maske des jungen Mannes und ein leichter Rotstich legte sich auf seine Wangen.

Marinette sah hinab zu dem Körperteil, aus dem der laute Protest zu hören war. Einen Moment zu lange vielleicht, dann sah sie Chat Noir belustigt an: „Warte mal!“

Damit öffnete sie ihre Bodenklappe und verschwand aus seinem Sichtfeld.
 

~Tikki~

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Was macht der denn schon wieder hier?

Als Chat Noir sich durch die Dachluke hineingeschlichen hatte, war Tikki gerade auf dem Kissen gelümmelt. Sie hatte zum Glück bemerkt wie das Fenster angehoben wurde und konnte sich rechtzeitig auf dem Regalbrett, welches Marinette als Nachttisch diente hinter der Lampe verstecken.

Ladybugs Kwami lugte jetzt über die Bettkante von der Galerie hinab und beobachtete Chat Noir, nachdem ihre Besitzerin in den unteren Bereich der Wohnung verschwunden war. Sonderlich begeistert war das kleine rote Geschöpf nicht. Hatte dieser Junge nichts Besseres zu tun? Seit Wochen tauchte er hier auf und lungerte herum. Klar Marinette genoss seine Anwesenheit und Tikki gönnte den Beiden ihre gemeinsame Zeit ohne wirklich voneinander zu wissen. Sie selber wusste ja wer sich hinter der Maske der Pariser Superhelden verbarg und auch um deren gegenseitigen Gefühle. Aber trotzdem… Chat Noir benahm sich irrational!

Ständig hier aufzutauchen war gefährlich! Sowohl für ihn als auch für Marinette und ihre Familie. Was wenn Hawk Moth dies irgendwie erfahren würde? Keiner von ihnen wäre mehr sicher.

Und jetzt schlich dieser neugierige Kater erneut durch das Zimmer der Bluenetten und schaute sich um. Besonders interessiert schien er an Marinettes Skizzen.

Oje… wenn er las für wen… oder besser auf welches junge Model sie die Maße abgestimmt hatte…

Tikki passte einen günstigen Moment ab und flog lautlos durch den Raum und durchstieß die Decke. Vorsichtig vergewisserte sich der kleine Marienkäfergeist, dass Marinette allein in der Küche stand. Ihre Eltern waren wohl im Laden unten. Eilig surrte Tikki zu ihrer Besitzerin, die gerade ein Tablett mit einem Teller Croissants und zwei Gläsern selbstgemachter Limonade belud: „Marinette! Kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass Chat Noir ständig hier auftaucht?“

Das Mädchen wandte sich ihrer Freundin zu: „Hmmm? Was meinst du Tikki?“

Gute Frage. Tikki konnte ja nicht erzählen wer sich hinter der schwarzen Maske verbarg. Selbst wenn sie es gewollte hätte, wären nur blubbernde Seifenblasen aus ihrem Mund gekommen. Wie sollte der rote Kwami also Marinette begreiflich machen, dass das stets viel umschwärmte und ewig ausgebuchte junge Model nun schon seit Wochen scheinbar seine rare Freizeit bei ihr verbrachte. Nicht zu überhören war dabei das stetig ansteigende Herzklopfer der beiden jungen Menschen. Auch wenn diese es noch nicht einordnen konnten, so ahnte Tikki, was es bedeutete. Schließlich lebte sie schon tausende von Jahren unter den Menschen und hatte das eine oder andere erlebt.

„Naja…“ wie sagte sie es am besten? „Sollte er nicht auf… Patrouille sein? Ihr habt doch sowas ausgemacht.“

Marinette holte Erdbeeren aus dem Kühlschrank und schüttelte diese in ein Nudelsieb. Gleich darauf waren die süßen roten Früchte gewaschen.

„Naja… heute bin eigentlich ich dran. Aber erst heute Abend.“

Ok gut. Das hätte Tikki wissen müssen. Es gab keine abwechselnden Tage. Es war eher ein wann kannst du, da kann ich, wie die Beiden ihre Touren durch die Stadt festlegten.

„Aber,“ versuchte der Kwami es erneut „meinst du nicht, er sollte woanders sein, als oben in deinem Zimmer?“

Stutzig legte Marinette die Erdbeeren zur Seite, drehte sich um und lehnte mit dem Gesäß am Waschbecken: „Tikki raus mit der Sprache! Was versuchst du mir zu sagen?“

Oh Mann! Wenn sie nur wissen würde, wie sie der Bluenetten klar machen könnte, dass die ganze Situation verfänglich wurde.

Einerseits wollte Tikki die Liebe der Beiden unterstützen, aber andererseits auch, dass diese ihre Aufgaben ernst nahmen und zum Beispiel nicht ständig aus eigenem Interesse in der Verwandlung herumhüpften. Klar gönnte sie Plagg die Strapazen und doch hatte sie auch Mitleid.

„Chat Noir durchwühlt deine Skizzen für Adrien!“

„Was?“ geschockt packte Marinette das Tablett und huschte die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.

Manchmal war die Wahrheit zu sagen doch am effektivsten, lächelte Tikki.
 

~Adrien~

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Mit einem dumpfen Geräusch hörte er den Kopf der Bluenette gegen ihre Bodenluke dotzen. Gleich darauf ein unschönes Wort.

Chat Noir ließ das Papier, welches er eben betrachtet wollte sinken und trat zu der Eingangstüre um sie anzuheben.

Mit verkniffenen Gesicht kam Marinette nach oben, stellte das Tablett auf der lilanen Koffertruhe ab und rieb sich die Stirn: „Uuuuh…“

„Alles ok?“ den Kater klang belustigt. Doch eigentlich war er besorgt um diesen zarten Kopf, der nun schon zum wiederholten male in seiner Anwesenheit das Holz der Luke rammte. Wie oft geschah ihr das auch ohne ihn?

Marinette wischte abwehrend seine Worte mit der Hand aus der Luft und starrte ihn an. Auf ihrer Stirn war die Haut so gerötet wie ihre Wangen. Ihre Augen wanderten über Chat Noir und fanden schließlich was sie gesucht hatte: die Skizze der Weste in seiner Hand.

„Ah… ah…“ die Hitze stieg in das Gesicht der Bluenetten. Sogar ihre Ohren glühten. Der junge Mann im schwarzen Suit folgte irritiert ebenfalls ihrem Blick und hob das Stück Papier an um es zu betrachten, doch Marinette sprang vor und riss es ihm aus den Klauen… nur um von ihrem eigenen Schwung zu Boden gestreckt zu werden.

Chat Noir sah ihr konsterniert nach, die Arme angewinkelt und nah am Oberkörper. Was war das denn jetzt gewesen?

Marinette stöhnte und setzte sich schwerfällig auf. Schuldbewusst blickte sie in das erschrockene Gesicht des Katers und sah auf ihren zurückgewonnenen Entwurf. Ihre Gesichtsfarbe wurde panisch.

„Das… das… das… ist alles ganz anders!“ stotterte Marinette und fuchtelte wild mit ihren Händen durch die Luft. Dann ließ sie diese plötzlich sinken und machte ein unglückliches Gesicht: „Ach… wem mache ich etwas vor… es ist genauso wie es aussieht!“

Chat Noir sah sie einen Moment undeutbar an, dann schmunzelte er, bot dem Mädchen die Hand an und zog sie in die Senkrechte: „Klär mich auf!“

Beschämt reichte die Bluenette das Papier zurück und der katzenohrige Held betrachte dieses nun endgültig.

Vorher hatte er nur kurz erkannt, dass die Weste abgebildet war, jetzt aber konnte er die Maße lesen, die grobe Skizze des Models erahnen und erkannte seinen wahren Namen in der rechten oberen Ecke. Die Weste war für ihn. Nun nicht für Chat Noir, sondern sein wahres Ich.

Wieder fuhr ein Schauer durch sein Innerstes. Erneut schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass das Mädchen, welches nun betreten zu Boden blickte, um die von ihm gehütete wahre Identität wusste. Warum sollte sie sonst so reagieren?

„Ich…“ der junge Mann schluckte und lauschte den Worten, die nun langsam von der Bluenetten kamen. „…ich interessiere mich sehr für Mode und… gerade bereiten sich alle auf die Fashion Week vor. Ja ich mach nicht mit… aber mich inspiriert… die Mode von Gabriel Agreste. Also nicht nur seine… der ganze Flair… der Zauber der gerade in Paris herrscht.“

Marinette hatte mit der linken Hand ihren rechten Arm an sich gezogen und bis jetzt zur Seite gesehen. Nun aber sah sie Chat Noir schüchtern an: „Ist das nicht irgendwie blöde? Ich bin kein Teil davon und doch möchte ich entwerfen und nähen und… träumen.“

Mit einem Mal füllte sich Chat Noirs Brust mit Wärme. Nicht zum ersten Mal dachte er, dass Marinette absolut bezaubernd war. In allem was sie tat war sie so passioniert. Und auch entspannte sich sein Verdacht. Scheinbar wusste das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren doch nicht wer vor ihr stand. Er hatte sich umsonst fast verrückt gemacht.

„Also… ist die Weste für dieses junge Model? Adrien Agreste?“

Marinette nickte und ging zu ihrer Chaiselongue, auf der immer noch die Weste lag.

Chat Noir stieg der Duft der Croissants in die Nase. Schnell schnappte er sich eines und folgte ihr dann.

Nachdenklich besah das Mädchen sich ihr Werk, wirkte plötzlich nicht mehr so fröhlich wie zuvor. Der Kater wollte gerade nachfragen, was los sei, da begann Marinette von sich aus zu sprechen: „Weißt du Chat… es ist irgendwie wirklich blöde… all die Mühe, mein verfluchter Perfektionismus… und wofür? Für noch einen Entwurf der in meiner Kiste verschwindet. Ich meine… wer außer uns beiden wird je von diesem Kleidungsstück erfahren?“

Der Kater kaute: „Ich nehme an das junge Model wenn du ihm die Weste gibst. Wenn du sie schon auf seine Maße schneiderst wäre es doch sonst Verschwendung.“

Marinette sah ihn an, als hätte er etwas süßes und gleichzeitig unmögliches gesagt, nahm den unfertige Entwurf hoch und legte ihn wieder zu ihrer Nähmaschine. Chat Noir setzte sich auf das Sofa mit nur einer Seitenlehne und beobachtete sie genau, während er erneut in das Croissant biss. Damals, nachdem er zusammen mit Ladybug die akumatisierte Assistentin des Sängers Jagged Stone besiegte, hatte Marinette ihm am nächsten Tag anvertraut, dass sie sich sehr zur Modewelt hingezogen fühlte und ein Fan von seinem Vater war. Adrien hatte sich sehr darüber gefreut, dass sie auch ein Fan von ihm zu sein schien, trotz ihrer ansonsten verschreckten Art ihm gegenüber. Warum machte seine Aussage von eben sie so traurig?

Lag er wirklich richtig in der Annahme, dass sie mit ihm als Adrien nur auskommen wollte wegen seines berühmten Vaters? Aber warum schneiderte die Bluenette dann die Weste auf seine Maße?

Ah, manchmal lag die Lösung näher als gedacht! Bestimmt weil er nicht nur Gabriel Agreste Sohn sondern auch sein Hauptmodel war.

Dieser Gedanke deprimierte nun auch Chat Noir. Langsam sackten seine Arme auf die Oberschenkel und der Blick wanderte zum Boden. Dann stutzte er. Was lag da Gelbes hinter dem Fuß der Chaiselongue? Der Kater griff neugierig mit der freien Hand danach und besah den quadratischen Blister genauer. So schnell wie er diesen von sich warf und die Gesichtsfarbe änderte konnte man gar nicht in Millisekunden messen.

Von der plötzlichen Bewegung hinter ihr alarmiert drehte sich Marinette um, folgte den geweiteten Augen des Katers auf den kleinen Gegenstand und… schrie panisch auf. Erneut machte sie einen Satz nach vorne, landete auf ihrer Nase und schlitterte über den Boden, das Kondom mit ausgestreckten Händen verdeckend.

Ok diese Situation hatte etwas von Slapstick Comedy… nur das keiner lachte. Genau genommen war die Stimmung mehr als peinlich und unangenehm. Wie viele Sekunden waren vergangen? Waren es schon Minuten? Chat Noir wusste es nicht. Verlegen legte er eine Hand in den Nacken und versuchte sich zu beruhigen. Gut, Marinette besaß Kondome… was war schon dabei? Das war doch… gut, oder? Sicherheit ging vor. Aber für wen brauchte sie die?

Der junge Mann in ihm wusste ja, dass Marinette keinen festen Freund… oder glaubte er nur zu wissen, dass sie keinen hatte? Was war mit diesem… wie hieß der Gitarrist von >Kitty Section<, der Band in der auch drei seiner Klassenkameraden mitspielten und für die Marinette die Kostüme entworfen hatte? Der Bruder von Juleka? Ah genau Luka! Mit ihm war die Bluenette gut befreundet. Sie wirkten recht vertraut miteinander. Ein unangenehmes Gefühl drückte den Kater plötzlich in der Brust. War Marinette etwa richtig mit ihm zusammen? Irgendwie wollte Chat Noir das nicht. Nicht mal die Vorstellung wollte er. Doch er konnte gar nichts dagegen tun. Plötzlich formten sich Bilder vor seinem inneren Auge. Nein das konnte nicht sein! Beruhig dich Adrien! Marinette selber hatte ihm doch erzählt, dass sie unglücklich verliebt war und sich daran auch in all der Zeit nichts verändert hatte. Nur in wen wusste er nicht.

Der Kater schüttelte sich, doch die rote Farbe in seinem Gesicht fiel nicht ab. Er blickte zu Marinette, die immer noch gefällt auf dem Boden lag und sich tot stellte. Mit einem unbehaglichen Gefühl rutschte Chat Noir von der Chaiselongue und setzte sich im Schneidersitz direkt neben das Mädchen.

„Ähm…“ er blickte zur Decke und spielte mit den Fingern an seinen Füßen herum. „…sind die von deinem Freund?“

Oh Mann… reib noch Salz rein! Aber Chat Noir wollte es wissen. Wieso hatte er so großes Interesse daran?

Marinette stöhnte vom Boden: „Lass mich einfach sterben! Das ist oberpeinlich!“

Der Kater versuchte sich an einem Grinsen: „Was denn? Der Pariser? Oder das wir Pariser sind?“

„Verarsch mich nicht!“ fauchte das Mädchen zerknirscht aus ihrer Position.

Langsam rappelte sie sich auf und saß schließlich auf ihrem Hosenboden, die Beine rechts und links neben sich angewinkelt. Noch immer hielt sie das Kleinod in den geschlossenen Händen und sah bestimmt in eine andere Richtung. Auf ihrem Kopf hätte man ein Spiegelei braten können.

„Du weißt genau, dass ich keinen Freund habe!“ Marinette schien sich wirklich zu schämen, dies auch noch zuzugeben. Mit einer schnellen Bewegung hielt sie dem Jungen mit den Katzenohren das Kondom unter die Nase. Vermied aber weiter Blickkontakt: „Die sind von meiner Mutter… also nein… es sind schon meine… meine Mutter hat sie gekauft, weil man immer auf alles vorbereitet sein sollte… also bin ich nicht… ich meine… ich hab noch nicht darüber nachgedacht… ich…“

Chat Noir umfasste die Hand vor ihm und die Bluenette zuckte zusammen.

„Auch nicht mit dem Jungen in den du schon so lange verliebt bist?“

Überrascht blickte Marinette den Kater nun doch an. Er war mindestens genauso rot im Gesicht wie sie und lächelte unglücklich.

Was war das plötzlich? Warum ließ ihn das jetzt nicht los? Es konnte ihm doch egal sein. War es aber nicht!

Das Mädchen sah scheu in alle Richtungen bevor ihre Augen wieder die leuchtend Grünen von Chat Noir fanden. Sie schüttelte den Kopf. Gleich darauf nickte sie und schluckte hörbar.

Was war das nur für ein Trottel, dachte sich Chat Noir. Wie konnte man dieses wundervolle Mädchen einfach nicht bemerken? Wäre er an dessen Stelle, er würde… ja was würde er? Erschrocken von sich selber stellte Chat Noir fest, dass Marinette ihm eine Frage gestellt hatte.

„Äh was?“ sehr Geistreich.

Unbeholfen lächelte die Bluenette und fragte erneut: „Und… und du? Wolltest du das mit… Ladybug?“

Was für eine Frage? Die Antwort musste ja lauten. Sie konnte gar nicht anders sein. Doch der Kater zögerte. Wieso zögerte er? Warum kam ihm dieses kleine Wort nicht über die Lippen?

Er seufzte: „So einfach ist das nicht Prinzessin.“

Chat Noir stand auf und zog Marinette mit sich nach oben. Zusammen setzten sie sich auf die Chaiselongue, noch immer ihre Hand in seiner und in der Mitte der gelb gefüllte Blister.

„Weißt du,“ versuchte der junge Mann seine Gedanken in Worte zu packen, „nach gestern, weiß ich nicht mal, ob mich je wieder der Glanz ihrer Anwesenheit bestahlen wird. Ich habe ihre Grenze überschritten. Oh Gott weiß, dass hätte ich nie getan, wenn ich bei klaren Verstand gewesen wäre. Aber auch unter Akumaeinfluss hätte ich das nie zulassen dürfen. Ich muss sie beschützen… wie du schon sagtest: Meine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass Ladybug ihre Arbeit machen kann. Außerdienstliche Gefühle mag meine Lady nicht. Also schlucke ich das meiste, was ich ihr sagen will hinunter und verpacke den Rest in oberflächliches Geflirte. Hoffe so, sie zumindest zum lachen zu bringen, damit sie meiner Gesellschaft nicht überdrüssig wird. Aber das ist… hart und ja es tut auch weh. Darum habe ich mir nie weiter Gedanken gemacht, als dass sie irgendwann meine Gefühle erwidern könnte.“
 

~Marinette und Adrien~

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Chat Noir seufzte, ließ Marinettes Hand los und lehnte sich zurück. Einen Moment legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, dann wandte er sich aufmunternd lächelnd der Bluenetten zu.

„Und du? Magst du mir heute endlich erzählen, wer dir das Herz gebrochen hat?“

Marinette überlegte, dabei setzte sie sich in einen bequemen Schneidersitz und griff nach dem Kissen, welches sie auf ihrem Schoß umarmte. Das Kondom immer noch fest mit dem Fingern umschlossen. Eigentlich hatte sie mit sich ausgemacht ihrem Partner niemals wissen zu lassen, in wem sie verliebt war, aber jetzt gerade war sie nicht Ladybug sondern ein trauriges Mädchen, dass neben einem Superhelden saß, welcher ihr sein ebenfalls von Liebeskummer geplagtes Herz anvertraut hatte.

Marinette zeigte auf all die Poster und Fotos an ihrer Wand. Chat Noir war mit den Augen und dann mit dem Kopf ihrem Finger gefolgt und sah sich nun aufmerksam im Zimmer um. Auf was hatte seine Prinzessin gezeigt? Nichts schien sich verändert zu haben in all den Wochen, in denen er nun zu Besuch kam. Immer noch blickten in hunderte seiner Augen entgegen. Und seine eigenen weiteten sich. Nein! Das konnte doch nicht sein!?

Der Junge, der seiner Prinzessin das Herz schwer machte war…

„Adrien Agreste?“

Marinette versank noch tiefer in ihren Schneidersitz und konnte so nicht sehen, wie fassungslos Chat Noir sie anstarrte.

Er schluckte: „Du… bist nicht nur ein Fan der Mode von Gabriel Agreste, sondern auch in seinen Sohn verliebt?“

Das Nicken des Mädchens war so schwach, dass Chat Noir es fast übersehen hätte. Er war so geschockt, dass ihm die Worte fehlten. Warum war ihm das nie aufgefallen? Warum hatte er all die Zeit ihre Art ihm gegenüber falsch interpretiert? Der junge Mann fühlte sich mit einem Mal hundeelend… pardon, katzenelend. Plötzlich ergab alles einen Sinn! Sie konnte ihn doch leiden… sogar mehr als das. Statt der gedachten Ablehnung waren ihre Gefühle tiefer und vor allem romantischer gewesen. Adrien selber war der Trottel, der es nie bemerkt hatte. Schnell! Er musste etwas sagen. Sein schweigen schien ihm verdächtig. Also räusperte sich der Kater: „Weiß er es?“

Blöde Frage! Ganz blöde Frage! Oh Hirn funktioniere!

Marinette schüttelte den Kopf.

„Warum sagst du es ihm nicht einfach?“

Nun hob das Mädchen endlich wieder den Kopf und sah Chat Noir ungläubig an.

„Glaubst du, dass hätte ich nicht versucht? Aber egal was ich anfange – es geht immer schief. Ich bin so tollpatschig und in seiner Gegenwart bekomme ich nicht mal einen richtigen Satz heraus. Vermutlich hält er mich für total bescheuert.“ Marinette seufzte und sprach dann mit belegter Stimme weiter: „Und am schlimmsten ist, dass Chloe in jeder sich bietenden Gelegenheit an ihm hängt. Und wenn nicht sie, dann dieses Mädchen vom Fechtclub.“ Nun wurde ihre Stimmenfarbe eindeutig traurig: „Da hab ich doch gar keine Chance.“

Chat Noir schluckte. So hatte er das nie gesehen und musste ihr nun leider Recht geben. Es war ihm nie aufgefallen, da Marinette immer um jeden bemüht war. Sie war immer fröhlich und hilfsbereit, fand stets die richtigen Worte… außer in seiner Gegenwart. Und nun stellte sich heraus, dass er selber sie einfach falsch gesehen hatte. Nicht sie mochte ihn nicht… sie mochte ihn zu sehr und deswegen benahm Marinette sich gegenüber Adrien so… so anders.

Der Kater fluchte innerlich. Warum hatte er die Zeichen falsch gedeutet? Alles könnte einfacher sein, wäre ihm schon früher ein Licht aufgegangen. Dann hätte er sich sicherlich in Marinette verliebt!

Was?

Chat Noir starrte auf den Boden vor sich. Was hatte er da eben gedacht?

Ein kurzer Blick auf die Bluenette, welche wieder in ihren Schneidersitz versunken war und das Kissen drückte und er wusste es. Wenn Adrien sich die Mühe gemacht hätte, hinter die Fassade des schusseligen Auftretens von Marinette zu schauen, dann wäre er ihr verfallen! Sofort und mit Sicherheit!

Er dachte, wie auch nicht? Wie könnte jemand dieses Mädchen nicht lieben? Sie war talentiert, führsorglich und im Moment… so verletzlich. Irgendwie ganz anders als Ladybug.

Dann amüsierte ihn jedoch die Vorstellung, dass Marinette wohl auf Chloe und Kagami eifersüchtig war. Gut, bei letzterer war Adrien tatsächlich versucht gewesen, sich ein neues Ziel zu setzen.

Auch Marinette machte sich ihre Gedanken. Sie hatte Chat Noir ihr größtes Geheimnis, neben ihrer geheimen Identität erzählt und… es tat ihr gut… erstaunlicherweise. Der Kater war ein so viel einfühlsamerer Zuhörer, wenn sie nicht in ihrer Verwandlung war, wo er pausenlos versuchte ihr den Hof zu machen. Seine Gegenwart tat ihr gut. Mit jedem Mal, wo er sie besuchte schätzte sie seine Anwesenheit mehr. Gestern hatte sie ihn aufgefangen und heute…

„Ich bin froh, dass du da bist Chat.“ Flüsterte Marinette und der Kater sah sie fragend an. Erst schüttelte das Mädchen den Kopf, sprach dann doch ihre Gedanken aus: „Ich glaube… jetzt bin ich es, die nicht allein sein will.“

Chat Noir sah sie perplex an. Dann musste er über ihre Worte sanft lächeln und rutschte näher neben sie, um ihr einen Arm um die Schultern zu legen: „Gern zu Diensten Prinzessin!“

Sehnsucht und Angst - Bis das Käsemesser euch scheidet

~Marinette~

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Tikki mümmelte an einem Keks und beobachte argwöhnisch die verträumt vor sich hin summende Marinette, die gerade dabei war Knöpfe an die Weste zu nähen. Von dem hektischen Treiben am Vormittag war nichts geblieben, nachdem sich Chat Noir aufgemacht hatte. Die Bluenette wirkte nun entspannt und ausgeglichen.

Sie und Chat Noir hatten noch eine ganze Weile zusammen gesessen und gescherzt, sich über Croissants und Limonade her gemacht. Die Zeit war verflogen und gefühlt zu früh hatte der Kater aufbrechen müssen. Marinette war darüber traurig gewesen, doch sich damit beruhigt, dass sie nach dem Abendessen noch auf Patrouille wollte. Morgen Abend war ihr Partner dran, spätestens da würde sie ihn wiedersehen. Sie hatte vor ihn zu treffen und sich zu entschuldigen.

Tikki schwebte zu ihrer Besitzerin, als diese gerade den letzten Faden durchtrennte. Die Weste war fertig. Beschwingt stand Marinette auf und tanzte ein paar Schritte durch ihr Zimmer.

„Das ist wunderschön geworden Marinette!“ wisperte Tikki und sah dem Mädchen zu, wie sie ihr fertiges Werk in weißes Seidenpapier einschlug und in einen Geschenkkarton legte. Die Bluenette nickte dankend und wickelte ein Band zu einer Schleife.

Der rote Kwami flog in das Blickfeld des Mädchens: „Möchtest du es Adrien nicht doch geben?“

Marinette hörte auf zu summen und errötete wieder leicht: „Das… werde ich mich wohl nie trauen, Tikki.“

„Ach trau dich doch!“ der kleine Marienkäfergeist kuschelte sich an die gerötete Wange. „Du solltest dich nicht unter Wert sehen. Ich denke Adrien wird die Weste gefallen. So wie dein Hut und der Glücksbringer. Und nicht zu vergessen der Schal!“

Oh Tikki meinte es so gut, doch Marinette lächelte müde darüber und öffnete die riesige lilane Koffertruhe, in der bereits mehrere fertige Päckchen lagerten, neben ihren Stoffen. Bei der Erwähnung des Geschenkes, welches das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren vor Jahren ihrem Schwarm gemacht hatte, von dem dieser aber dachte es wäre von seinem Vater wurde Marinette nostalgisch und kramte in den Tiefen der Truhe. Schließlich förderte sie den blauen Stoff zu Tage, aus dem sie damals den Schal genäht hatte. Er war von einem besonders schönen hellblauen Farbton. Eigentlich sortierte die begeisterte Näherin immer mal wieder veraltete Stoffe aus, aber bei diesem konnte sie sich einfach nicht überwinden ihn wegzugeben. Dabei hatte die Bluenette nie etwas anderes daraus gemacht. Noch immer gefiel ihr die fließende Beschaffenheit. Kurzerhand stand Marinette auf und setzte sich an ihren Schreibtisch. Der Stoff wurde glatt gestrichen und mit Lineal und Schneiderkreide vermessen. Schon klippte die Schere und biss Gewebe auseinander um gleich darauf von der Nähmaschine abgelöst zu werden. Draußen sank die Sonne langsam Richtung Horizont. Marinette stieß sich ab und rollte samt ihrem Schreibtischstuhl zur Truhe zurück, wühlte kurz und holte weiße Wolle heraus. Tikki sah ihr begeistert zu, wie sie zwei Bommel herstellte und an die Enden der entstandenen Stoffbahn nähte.

Das Mädchen mit so himmelblauen Augen , das gleiche Blau wie der Stoff stand auf und trat vor ihren Ankleidespiegel. Kritisch sah sie hinein und wickelte sich den Schal um den Hals.

Tikki setzte sich auf den Rahmen des Spiegels und lächelte begeistert: „Der ist ja wunderschön Marinette! Und passt perfekt zu dem von Adrien! Wenn du ihn trägst wird er bestimmt merken, dass Beide von dir sind!“

Marinette lächelte ertappt zurück: „Sicher Tikki… aber das ist auch der Grund warum ich ihn nie tragen werde. Trotzdem… irgendwie wollte ich gerade jetzt diesen Partnerschal nähen.“

In Gedanken stellte sie sich vor, wie sie ihn doch trug. Draußen… neben Adrien… Arm in Arm spazieren gehend an einem sonnigen Herbsttag

Träumerisch begann die Bluenette wieder durch ihr Zimmer zu tanzen und hörte erst auf, als ihre Mutter von unten zum Abendessen rief.
 

~Adrien~

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Kühl rann das Wasser durch seine trockene Kehle. Die Sonne meinte es an diesem Tag zu gut und brannte auf den Park hernieder in dem Vincent das heutige Fotoshooting angesetzt hatte. Gerade machten sie eine kleine Pause und Adrien saß unter einem Baum im Schatten. Gleich würden wieder Visagisten sich um seine Haare und MakeUp kümmern für die nächste Fotoreihe. Ivette Roux kam auf ihn zu, mit wehendem Seidenkleid und Blüten in ihre brünetten Locken drapiert. Freundlich lächelnd setzte sie sich neben ihren heutigen Modelpartner und öffnete ebenfalls eine Wasserflasche.

Adrien war es schwer gefallen Marinette zu verlassen. Viel zu knapp hatte er sich aufgemacht und war so genau in dem Moment zum Fenster reingeschlüpft, als Natalie ihm Bescheid sagen kam. Plagg war wissend grinsend in seinem Hemd verschwunden und hatte sich jeglichen Kommentar verkniffen. Bis jetzt…

Der blonde junge Mann betrachtete die Frau neben sich, die ihm und Ladybug gestern so viel Ärger gemacht hatte. Sie wirkte so normal und ausgeglichen. Als sei nie etwas gewesen. Und doch hatte ihr Erscheinen Adriens Welt aus den Fugen gebracht. Erst die Sache mit Ladybug und jetzt… jetzt brachte seine Klassenkameradin das junge Model zum grübeln. All die Zeit schon war sie in ihn verliebt. Ihre Verschrobenheit nur ein Ausdruck ihrer Schüchternheit gewesen.

„Du bist mit deinen Gedanken woanders.“

Adrien zuckte zusammen. Ivette sah ihn nun ebenfalls an: „Ich kenne das. Gestern wusste ich auch nicht wo mir der Kopf steht.“

Sie sah wieder nach vorne auf die Assistenten, die das nächste Setting rund um den Brunnen aufbauten.

„Ich… geht es Ihnen jetzt wieder gut?“ fragte Adrien vorsichtig. „Ich meine nach… dem was geschehen ist?“

Die junge Frau verschluckte sich an ihrem Wasser und musste husten. Dann lachte sie: „Sag ruhig Du zu mir. Ich bin kaum älter als du. Und ja… alles wieder in Ordnung. Entschuldige… es hätte mir klar sein sollen, dass jeder in dieser Stadt mein Versagen gesehen haben muss.“

Es war nicht nur ihres gewesen, dachte Adrien. Auch er hatte versagt, als es darum ging Ladybug zu beschützen. Er sehnte sich nach ihr und gleichzeitig hatte er Angst ihr gegenüber zu treten. Ivette betrachtete ihren Modelpartner kurz und schlussfolgerte: „Ärger mit einem Mädchen?“

Jetzt schreckte der Blonde komplett hoch und starrte in die braunen Augen. Ivette gluckste belustigt und begann dann zu erzählen: „Eine starke Frau hat mir vor kurzen geraten, man sollte über seine Probleme reden. Und es stimmt… Weißt du, ich habe durch ein Missverständnis gedacht, mein Verlobter würde mich betrügen. Dabei wollte er nur romantisch sein und hat mir eine an den Haaren herbeigezogene schnulzige Geschichte erzählt. Nicht weil er Lügen wollte, sondern weil er wusste mir würde sie gefallen. Die Kette, welche mir zum Verhängnis wurde, hatte er an einem Straßenstand gekauft. Er wollte mir unbedingt einen Antrag machen, doch den Ring vergessen. Maurice ist ein exzellenter Manager aber privat ein recht unkoordinierter Mann. Inzwischen…“ Sie zeigte Adrien stolz ihren linken Ringfinger, an dem ein zarter goldener Ring mit einem Herzförmigen Stein glitzerte „…hat er seinen Fehler wieder wett gemacht und ich mein Verhalten komplett überdacht. Es tut mir leid was geschehen ist und… dass auch du es wohl mitansehen musstest!“

Der blonde junge Mann hatte aufmerksam gelauscht. So war das also gewesen. Jedem passierten Fehler, wichtig war nur daraus zu lernen. Hoffentlich dachte Ladybug genauso.

Vincent rief sie für das nächste Shooting. Adrien stand auf und bot Ivette die Hand an. Dankbar lächelte sie und richtete ihre Haare kaum, dass sie stand.

Während die Visagisten ihre Arbeit aufnahmen und ihr MakeUp überprüften zwinkerte die gelockte Frau Adrien zu. Sie hatte Recht. Erst würde er mit Ladybug reden müssen. Mit neuer Energie ging es weiter.
 

„Ich geh nicht nochmal raus!“ grummelte Plagg, als sie endlich nach einem langen Arbeitstag allein in Adriens Zimmer waren und schnalzte sich flach auf das Bett, wo immer noch der begonnene Comic und die Crackertüte lagen. Der Blonde konnte ihn verstehen. Auch er war geschafft und brauchte erstmal eine Dusche. Doch der Katzengeist schien ihm die Erfrischung nicht zu gönnen und quatschte den jungen Mann von schräg unten an, mit einem Ton in der Stimme der klar machte, dass es ihn schwer amüsierte: „Soooooooo… möchtest du nicht darüber reden, was für eine gute Freundin die Bäckerstochter ist?“

Adrien blieb vor der Badezimmertüre ertappt stehen. Gut das sein Kwami hinter ihm war und nicht sehen konnte, welche farbliche Höchstleistung das Gesicht des jungen Models vollbrachte. Doch Plagg konnte auf seinem Rücken lesen wie aus einem Buch, machte sich auf und kam mit einem vielsagenden Blick herangeschwebt.

„Sie ist nur eine Freundin! Eine gute Freundin.“ Äffte der Kwami seinen Besitzer nach und grinste dann eindeutig-zweideutig: „Aber deinen Hormonen geht’s gut ja? Pass auf, dass du nicht bald platzt!“

Mit hinter dem Kopf verschränkten Ärmchen gleitete Plagg um Adriens Kopf wie eine zu groß geratene katzenohrige Schmeißfliege: „Aber sie ist ja NUR eine Freundin! Wie hattest du gesagt? Vermutlich schwärmt sie für diesen gefärbten Gitarrenfutzie? Eilmeldung! Wer hätte es gedacht: die Bäckerstochter steht auf dich! Herzlichen Glückwunsch zum Preis des größten Trottels des Jahrtausends!“

„Bist du fertig?“ knirschte Adrien zwischen den Zähnen hindurch.

„Oh nein! Glaub mir ich fang gerade erst an Kleiner!“ Dreckig grinsend sauste der Katzengeist vor Adriens inzwischen knallrotes Gesicht und blieb auf Nasenhöhe vor ihm hängen: „Weißt du wie lange ich mir jetzt schon dein Geschmachte für Ladybug anhöre? Zu lange! Du hast massig Verehrerinnen, aber bei keiner schlägt dein Herz so aus wie bei der Bäckerstochter! Du hast es damals nicht gemerkt… oder wolltest es nicht merken, als du bei ihren Eltern zum Essen eingeladen warst. Aber allmählich sollte auch dir klar sein, dass dein Körper auf sie reagiert wie ich auf Camembert!“

Plagg segelte auf das Geländer der Galerie hoch, welche Adriens Zimmer in zwei Etagen teilte und die beachtliche Sammlung an DVDs, Büchern und CDs einrahmte. Die grünen Augen folgten ihm.

„Sie ist für dich wie ein reifer Livarot (extrem stinkender französischer Käse), der durch mehrere Türen seinen vorzüglichen Duft verströmt und dich nach einmaligen probieren nicht loslässt! Sie könnte dein Roquefort (König der Käse) sein, wenn du nur nicht so verbohrt wärst wie Emmentaler (Schweizer Käse deswegen buh für Plagg). Zusammen reift ihr heran, bis eine weiche Edelschimmelschicht euch bedeckt und ihr…“

„Ich wusste gar nicht, dass du eine romantische Ader hast!“ unterbrach Adrien den ins Schwärmen gekommenen Kwami bevor ihm schlecht werden konnte. „Ich dachte immer sowas wie Liebe interessiert dich nicht!“

Plagg sah zu seinem Besitzer hinunter und rutschte vom Geländer um wieder auf Augenhöhe in der Luft hängen zu bleiben: „Wenn es um Käse geht gibt es keinen Verliebteren als mich! Wenn es allerdings um dein Herz geht… wünsch ich mir nur, dass du glücklich bist!“

Das waren ungewöhnlich klare Worte von dem kleinen Geist. Adrien blinzelte und trat dann an diesem vorbei ins Bad.

„Ich liebe Ladybug!“ sagte Adrien das zu seinem Freund oder mehr zu sich selber um sich zu bestätigen.

„Ja klar!“ keckerte Plagg und flog ihm hinterher zu der Dusche, die der Blonde gerade anstellte. „Aber wenn du das nächste mal einen Herzkasper bekommst, weil sich ein leicht bekleidetes Mädchen an dich drückt, dann mach das bitte wenn du dir gerade nicht meine Kräfte leihst!“

Der schwarze Kwami schwebte Richtung Türe und hielt dann noch einmal an. Neugierig fragte er: „Ach übrigens… was war das für eine komisch verpackten Käsescheibe über die ihr euch so aufgeregt habt?“

Adrien stockte mitten in seiner Bewegung. Gleich darauf konnte man das Wasser auf seinem glühenden Kopf verdampfen hören.
 

~Marinette~

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Ladybug schwang sich durch das nächtliche Paris. Die Straßen waren gefüllt mit Nachtschwärmern, die durch die laue Sommernacht wandelten, in Brasserien saßen und mit Freunden lachten und die eine oder andere Weinflasche leerten. Viele Pärchen genossen den Anblick des erleuchteten Wahrzeichens der Stadt. Touristen sogen den Flair mit ihren Augen und Kameras ein. Ein romantischer Samstagabend, durchflutet von Lichtern, Musik und Magie. Auch der Käfer genoss die heitere Stimmung und ließ sich auf einem Dach nahe des Eifel Turmes nieder. Ihre Beine baumelten über die Dachkante. Dieser Anblick inspirierte die Designerin in ihr und sorgte gleichzeitig für eine träumerische Stimmung. Nie könnte sie aus dieser Stadt fortziehen. Genau hier gehörte Marinette hin.

Und Ladybug sowieso. Sie war eine der Helden die hier neben der Polizei für Recht und Ordnung sorgten. Zum Glück schien dies heute Nacht nicht nötig zu sein. Die Stimmung war im Allgemeinen friedlich und vergnüglich.
 

Sie hörte hinter sich auf dem Dach leise Schritte. Ladybug drehte sich aus ihrer sitzenden Position um. Im Schatten einiger Schornsteine konnte sie die Silhouette des Katers ausmachen. Augenscheinlich traute er sich nicht näher zu kommen… nicht nach den letzten Worten, die sie ihm ins Gesicht geschrien hatte. Wieder mürbte das schlechte Gewissen an der Pariser Heldin. Sie war aber froh ihn zu sehen und nicht bis morgen mit ihrer Aussprache warten zu müssen. Auch wenn sie diese eigentlich gern noch aufgeschoben hätte. Was sollte sie sagen?

Zögerlich stand Ladybug auf und ging sicheren Schrittes über die Schieferplatten mit denen das Haus gedeckt war. Langsam linste sie um die Schornsteine und konnte Chat Noir sehen, der mit hängenden Katzenohren und unsicheren Blick zur Seite sah. Er zippelte unbehaglich an seinen klauenbewährten Fingern und wagte nicht sich zu rühren. Das Mädchen mit den Zöpfen sah ihn an, doch spürte sie genau, dass er Angst hatte. Angst vor ihrer Reaktion. Würde sie ihn nun endgültig wegschicken? Würde sie alles einfach abtun? Wie sollten sie weiter machen?

Ladybug überwand die letzten Schritte und legte Chat Noir die Arme um den Hals. Erschrocken zuckte dieser zusammen und konnte wohl nicht glauben was sie tat. Doch dann erwiderte er die Umarmung und drückte sich erleichtert an seine Partnerin. Wie lange sie so standen konnte danach keiner von ihnen sagen, nur ihr befreiendes Lachen, als sie sich schließlich lösten hallte durch die Nacht.
 

~Adrien~

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„Es tut mir so unendlich Leid, MyLady!“

Noch immer völlig überwältigt von ihrer Umarmung saßen die beiden Superhelden wieder an der Dachkante nebeneinander und betrachteten Paris bei Nacht. Sie hatte ihn nicht verstoßen, Chat Noir konnte es schier nicht glauben. Nach dem was passiert war, hatte er gedacht, sie würde in Zukunft Abstand wollen. Noch mehr als sonst. Doch sie hatte von sich aus die Distanz aufgespaltet und ihn zurück an ihre Seite geholt. Der Kater war so dankbar und glücklich.

„Sag das nicht.“ Das Mädchen im getupften Anzug wippte mit den Beinen. „Ich bin es die sich entschuldigen muss. Ich hab gestern völlig über reagiert… du hattest es nur gut gemeint.“

Ihr Blick, der bis eben auf dem Eifel Turm gelegen hatte wanderte zu ihm. Ihre hellen Augen leuchteten gegen den Nachthimmel und flehten um Vergebung. Doch es gab nichts zu verzeihen. Was geschehen war, war geschehen und sie immer noch das Käfer-Katzen-Team.

Und das beruhigte Chat Noir.

„Danke…“ flüsterte er und Ladybug nickte.

„Ich hatte echt Angst, dass du mich nicht mehr in deiner Nähe ertragen könntest.“ Das Mädchen mit der roten Maske sah ihn kurz an, als hätte der Kater etwas unglaublich dummes gesagt, wandte aber dann ein: „Ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, dass du mir gestern keine Schrecken eingejagt hast. Aber eine Freundin hat mir gesagt, dass es ok ist wenn einem auch mal etwas zu viel wird. Und ich habe nicht vergessen, dass es eigentlich ich war, für die Luxurias Kraft bestimmt war. Ohne dich… wer weiß ob wir dann heute hier sitzen würden.“

„Du weißt ich würde es immer wieder tun!“ sagte der Junge mit den Katzenohren sanft und war überrascht als Ladybug plötzlich kicherte: „Was denn? Mich begrapschen?“

Geschockt riss der Kater die Augen auf und wurde rot. Panisch rief er: „Was? Nein! Mich vor dich werfen um dich zu beschützen!“

Das Mädchen lachte und Chat Noir… stimmte kurze Zeit später mit ein. Da war sie wieder: ihre Vertrautheit. Es tat so gut!

Er betrachtete Ladybug, die immer noch kicherte, die Hände bis knapp unter ihr Kinn gehoben. Das Haar vom Nachtwind zerzaust. Sie war so wunderschön wie immer. Sein größter Wunsch in ihrer Nähe bleiben zu dürfen war ihm erfüllt worden. Chat Noirs Blick wurde liebevoll. Niemals würde er zulassen, dass diesem besonderen Mädchen etwas passierte. Er würde immer ihr Schatten sein und zufrieden damit.

Er rutschte näher an sie heran und flüsterte: „Aber auf das begrapschen komme ich gerne zurück!“

„Untersteh dich!“ giggelte Ladybug und stupste ihn auf die Katzennase. Dann stand sie auf und reichte dem Kater die Hand um ihm aufzuhelfen.

„Komm lass uns diese Tour beenden. Es gibt da ein Bett was auf mich wartet!“

Chat Noir nickte und zusammen sprangen sie in die Dunkelheit.

Neues aus der Gerüchteküche

~Marinette~

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„Marinette!“ rief ihre Mutter aus der Küche und die Bluenette rollte sich murrend im Bett herum. „Marinette? Willst du nicht Frühstücken!“

Tikki schlüpfte gähnend unter dem Kissen hervor, streckte sich und ziepte dann an einer Strähne der vom schlaf zerzausten Haare.

„Marinette! Wach auf! Deine Mutter hat schon dreimal gerufen!“

Einem Zombie gleich erhob sich das Mädchen und wischte sich etwas Speichel vom Kinn. Für ihre Augen hätte sie Streichhölzer gebraucht, damit diese offen blieben.

Nach ihrem nächtlichen Treffen mit Chat Noir im malerische Paris war ihre Kreativität so beflügelt gewesen, dass Marinette bis tief in die Nacht neue Skizzen angefertigt hatte. Jetzt bereute sie es. Ihr Körper fühlte sich an wie gegen eine Wand gerannt: schwer und kaputt.

Mit hängenden Schultern schleppte sie sich schließlich nach unten und hockte sich, nach zwei gescheiterten Versuchen, da sie abrutschte auf einen Hocker am Thekentisch.

Ihr Vater blickte sie über den Rand der Sonntagszeitung an und sah zu, wie seine Tochter Müsli in die Zuckerdose löffelte, statt umgekehrt.

„Du siehst aus, wie dieses Mädchen aus dem Horrerfilm.“ Witzelte Tom Dupain. Marinettes Augen waren verständnislos. Ihre Mutter Sabine kam an den Tisch und räumte die Misere ihres Kindes weg. Gleich darauf hatte die Bluenette ein fertig gerichtetes Frühstück vor sich stehen.
 

Nicht wacher aber satt und mit einer großen Tasse Kaffee, plus einen Teller süße Teilchen bewaffnet schlurfte die Bluenette wieder in ihr Zimmer und setzte sich auf ihren rosanen Drehstuhl.

„Hmm riecht das lecker!“ der Marienkäfergeist schwebte herbei und setzte sich neben den mitgebrachten Teller.

„Bedien dich Tikki.“ Knauschelte Marinette und nahm einen Schluck von dem bitteren Gebräu. Angewiedert verzog sie das Gesicht, nahm aber tapfer noch mehr in den Mund. Nachdem sie die Tasse abgesetzt hatte griff sie nach ihren neusten Entwürfen. Sie zeigten diesmal verschiede Leute als Models. Alya in einem sportlich angehauchten blauen Kleid, Nino lässig mit Kapuzenshirt, auf ein paar mehr Skizzen war Adrien abgebildet mit verschiedenen Kleidungsstücken. Marinette lächelte, so viele gute Ideen in so kurzer Zeit. Dann stutzte sie und zog das letzte Papier hervor, welches hinter all den anderen steckte. Ihre Wangen bekamen einen Hauch mehr rosa und ihr Lächeln veränderte sich. Zärtlich fuhr sie mit dem Finger die Linien nach und versank in den grünen Augen, die sie selber koloriert hatte. Sie hatte ihren schwarzen Stift ganz schön geschändet um diesen vielen Flächen einzufärben, die nun den Kater in einem molligen Wintermantel zeigten. Tikki kannte diesen Blick, schluckte aber jeglichen Kommentar grinsend hinunter, samt Puddingcreme.
 

~Adrien~

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An einem anderen Ort in Paris saß das berühmteste Nachwuchsmodel Frankreich ebenfalls am Frühstückstisch. Allerdings allein. Lustlos trank er seinen Kaffee und kaute auf einem geschmacklosen Croissant rum. Alles was er serviert bekam galt als das Beste, was man für Geld kaufen konnte. Noch dazu sollten seine Mahlzeiten ausgewogen und gesund sein… aber sie schmeckten ihm nicht mehr.

Enttäuscht legte er den Rest des Gebäcks auf den Teller zurück, als die Assistentin seines Vaters anklopfte und eintrat.

Sie bemerkte, dass ihr Schützling wieder nicht richtig gegessen hatte: „Adrien, in letzter Zeit scheinst du keinen großen Appetit zu verspüren.“

Der blonde junge Mann sah auf sein Gedeck und dann Natalie an.

„Sagen Sie Natalie, dürfte ich einen Wunsch äußern, was das Frühstück betrifft?“

Irritiert gingen die Augenbrauen der Frau mit dem strengen Dutt nach oben. Eindeutig wusste sie nicht, was sie davon halten sollte.

„Äh… nun ja… um was handelt es sich?“

Adrien lächelte: „Könnten wir in Zukunft unsere Backwaren von der Boulangerie Dupain-Cheng beziehen?“

Einen Moment starrte die Assistentin seines Vaters ihn nur an. Hinter ihrer Stirn schien es zu arbeiten, dann machte sie sich Notizen auf ihrem Klemmbrett.

„Darf ich fragen wie du auf diese Idee kommst?“ Ihre Augen waren immer noch auf ihre Notiz gerichtet als der Blonde antwortete: „Nichts besonderes. Die Bäckerei gehört den Eltern einer Klassenkameradin. Sie bringt öfters mal was mit und… ich dachte es wäre eine gute Idee einen kleineren Betrieb zu unterstützen.“

Natalie sah ihn undeutbar an, schob ihre Brille zurecht und sagte: „Ich werde mich darum kümmern. Natürlich werde ich erst deinem Vater unterrichten. Nun zu deinen heutigen Terminen…“

Adrien lauschte, war aber mit seinen Gedanken woanders und lächelte zufrieden.
 

~Marinette~

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Interessiert blätterte Marinette durch ein Modemagazin. Dabei lümmelte sie auf der Chaiselongue. Tikki saß auf ihrer Schulter und linste ebenfalls auf die bedruckten Seiten. Bei den Artikeln mit und über Adrien blieben die Himmelblauen Augen jedes Mal hängen.

Der Sonntag war ruhig und gemütlich vergangen. Die Bluenette hatte ihre Hausaufgaben erledigt, sehr viel mit ihrer Freundin Alya über deren Erkenntnisse und Theorien über den letzten Kampf von Ladybug und Chat Noir getextet, dann überraschend eine Email eines ehemaligen Schulkameraden bekommen, weiter an einigen Entwürfen gesessen und auch einen neuen Schnitt angefertigt. Am späteren Nachmittag hatte ihr Vater sie zu einer Revanche in Ultimate Mecha Stricke III herausgefordert. Nach dem Abendessen war das Mädchen wieder nach oben gegangen. Von unten hörte sie immer noch ihre Eltern angergiert spielen.

Marinette lächelte. Sie hatte schon coole Eltern. Sie blätterte weiter und fand einen Artikel über eine Kollektion, die eindeutig von Ladybug und Chat Noir inspiriert war. Ein wenig war das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren stolz darauf. Die Helden von Paris beflügelten die Fantasie der Menschen. Ein gutes Gefühl.

Andächtig verweilten ihre Augen auf dem Foto, welches sie selber in ihrem Heldengewand und den Kater zeigte. Sie im Vordergrund, in der Mitte der Aufmerksamkeit und hinter ihr, halber verdeckt ihr ewiger Schatten. Ihr Partner. Ihr Verbündeter. Er blickte nicht in die Kamera, sondern auf ihre Rückenansicht. Keck grinsend und doch lag eine Sehnsucht in seinen Augen. Eine Sehnsucht die Marinette nur zu gut kannte. Sie ertappte sich dabei, wie sie das Foto von Chat Noir ebenfalls etwas zu lang anschaute und spürte, dass sie ihn eindeutig vermisste.

Heute war er mit der Patrouille dran. Würde er sie danach wieder besuchen?

Das Mädchen klappte das Magazin zu. Eigentlich wäre sie jetzt auch da draußen, doch da sie den Kater schon gestern getroffen hatte fehlte ihr nun der Grund sich aufzumachen.

Sie schwang die Beine vom Sofa und schlenderte durch ihr Zimmer. Ihr Kwami rutschte auf das kleine Kissen und sah ihr nach. Mit dem Finger der rechten Hand fuhr sie die Konturen ihres Drehstuhls, des Schreibtisches und den Kästchen darauf nach.

War das normal?

Marinette hob das gerahmte Foto von ihrem Schwarm hoch und betrachtete es. Sie spürte die Wärme, die sein Anblick ihr verschaffte. Ihr Herz klopfte schneller in der Brust. Dann schloss sie die Augen und das Bild wandelte sich. Die klaren Umrisse des höflichen jungen Models verschwammen und fügten sich neu zusammen. In ihrem Kopf erschien das Gesicht eines anderen jungen Mannes. Frech und führsorglich zugleich. Die Bluenette riss die Augen auf und stöhnte. Ihr Herz schlug genauso schnell wie zuvor.

„Ist alles in Ordnung Marinette?“ fragte Tikki vorsichtig und kam herüber geschwebt. Marinette starrte wieder auf das Foto und fasste sich an die Stirn. Sie hatte kein Fieber. Aber warum dann dieser Streich, den ihr Hirn ihr spielte. Ihre Schultern sanken und leise flüsterte sie ihrer Freundin zu: „Tikki… kann man in zwei Jungen gleichzeitig verliebt sein?“

Der kleine rote Kwami blieb in der Luft stehen. Sie schien angestrengt zu überlegen und sah dabei nicht glücklich aus.

„Weißt du Marinette,“ sagte Tikki schließlich und setzte sich wieder auf die Schulter des Mädchens, „ich denke das Herz macht was es will. Und wenn es nun für zwei Jungen schlägt, warum solltest du das nicht genießen?“

Die Bluenette sah zu ihrer Gefährtin und lächelte matt.

„Aber… der eine sieht mich nicht und der andere… liebt nur mein anderes ich…“ Jetzt wurde sie traurig. Doch zu Marinettes Überraschung kicherte Tikki.

„Was ist so witzig?“

Der Marienkäfergeist hatte die Pfötchen vor den Mund geschlagen und feixte noch lauter. Es dauerte einen Moment ehe Tikki sich beruhigte und zu den vorwurfsvoll gefüllten blauen Augen blickte: „Ach Marinette… glaubst du das wirklich? Lass es darauf ankommen! Ich meine… warum glaubst du kommt er seit Wochen dich besuchen?“

Kleinlaut antwortete die Bluenette: „Weil… weil ich eine gute Freundin bin?“

Der Kwami sah sie sprachlos an und schüttelte dann den Kopf. Dann flatterte das kleine rote Geschöpf vor Marinettes Gesicht und stupste sie auf die Nase: „Tu dir einen Gefallen! Wenn er das nächste Mal kommt höre auf dein Herz… und vor allem auf seines. Sollte es genauso schnell schlagen wie deins hast du deine Antwort.“

Das Mädchen errötete und wandte sich scheu lächelnd ab. Und plötzlich hoffte sie, Chat Noir würde heute Abend vorbei kommen.
 

Natürlich war er nicht gekommen. Dieser überhebliche, ewig Sprüche klopfende, dumme Kater.

Marinette stampfte wütend zur Schule. Ausnahmsweise mal pünktlich erreichte sie den Klassenraum und wollte auf dem Absatz kehrt machte, als sie das Drama sah, welches sich dort abspielte. Wie eine Sirene jaulte Chloe auf ihrem Platz und schwamm in ihren eigenen Tränen. Sabrina riss panisch Taschentücher aus einem Spender. Kim, Max, Rose und Juleka standen vor der Schulbank und sahen ebenfalls nicht glücklich aus.

Die Bluenette wandte sich um und wäre fast in Alya gerannt, die gerade ein Video davon machte wie Nino einen Monolog über Sehnsucht verfasste. Natürlich echt dramaturgisch mit einem Fuß auf der Schulbank und beide Arme Richtung unbesetzten Platz neben sich ausgestreckt.

Als wäre das nicht schon genug spielten Mylene, Ivan, Nathaniel und Alix die begeisterten… gut in Alix Fall sarkastisch grinsende Zuschauer.

Nur Lila saß unbeeindruckt auf ihrem Platz und wirkte gelangweilt.

Marinette trat neben ihre beste Freundin und flüsterte in ihr Ohr: „Was ist den hier los?“

Ohne ihr Smartphone abzuwenden wandte sich die Rothaarige um: „Oh Marinette, hab ich das tatsächlich vergessen, dir gestern zu schreiben?“

Noch immer ratlos nickte das Mädchen mit den Zöpfen. Alya beendete die Aufnahme ohne ihren Freund darüber in Kenntnis zu setzen, der gerade erst richtig in Fahrt geriet und legte einen Arm um ihre Freundin, während sie zusammen zu ihrem Platz in der zweiten Reihe schlichen.

„Bitte versprich mir tapfer zu sein!“ wisperte das Mädchen mit der Hornbrille und die Bluenette nickte.

„Adrien kommt die nächsten Wochen nicht zur Schule. Sein Vater hat ihn quasi wegen der Fashion Week gesperrt.“

„WAS! Aber das kann er doch nicht machen!“ geschockt sprang Marinette auf, bereute es sofort, weil wegen ihrem Aufschrei alle sie nun ansahen.

„Marinette Dupain-Cheng,“ schniefte Chloe nasal von vorne, „deine kläglichen Versuche die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, scheitern erneut an deiner Gewöhnlichkeit.“

„Oh hört wer da spricht,“ stichelte Alya sofort zurück „Madame die es wissen muss. Heute schon einen Spiegel gesehen?“

Jeder erwartete nun den Fortgang dieses Wortduells, doch stattdessen heulte die Blonde wieder auf und machte damit weiter ihre Tonnenschwere Schminke mit Tränen und Rotz aufzulösen. Dazu jammerte sie „Adri-Cherie… oh Adri-Cherie… verlass mich nicht!“

Lila rollte genervt mit den Augen.

„Hey, habt ihr den letzten Akumakampf gesehen?“ meldete sich plötzlich Alix zu Wort und augenblicklich gesellten sich alle zum ersten Schreibtisch, an dem normalerweise Adrien und Nino saßen. Gut, alle bis auf Lila und Sabrina, da letztere damit beschäftigt war ihre beste Freundin vor dem ertrinken zu bewahren. Natürlich war Alya jetzt in ihrem Element: „Natürlich! Ich konnte zwar nicht dabei sein,“ ein kurzer finsterer Blick zu Marinette, die schuldbewusst die Hände in den Schoß krallte, „aber habe jeden Filmschnipsel zusammengetragen, den ich im Netz finden konnte. Natürlich habe ich auch etliche Foren durchwühlt. Alles nun katalogisiert auf meinem Ladybug Blog!“

„Das war schon heftig.“ Meinte Ivan mit dumpfer Stimme und drückte seine Freundin etwas an sich. Mylene nickte: „Meine Mutter hat eine Bekannte, die unter den Einfluss des Akumas geriet. Sie sagt, sie kann sich an nichts mehr erinnern. Hat sich aber voll erschrocken, als sie die Bilder am nächsten Tag im Fernsehen gesehen hat. Sie will sich bald einem Aidstest unterziehen… aber das geht frühestens in sechs Wochen.“

Plötzlich betretene Stille. An die unangenehmen Folgen hatte bis jetzt keiner gedacht.

Nino hüstelte: „Wir müssen fast froh sein, dass diesmal nur Erwachsene betroffen waren… ich will mir gar nicht vorstellen, dass Kinder…“

„Halt den Rand Lahiffe!“ fauchte Alya und ihr Freund verstummte.

„Aber…“ vorsichtig ergriff Marinette das Wort „…meint ihr nicht der Glücksbringer von Ladybug hat alles wieder ins Reine gebracht?“

Skeptisches aber auch hoffnungsvolles Gemurmel bei ihren Klassenkameraden. „Hoffen wir das Beste!“ flüsterte Juleka und wischte sich ihre violett gefärbten Strähnen hinter die Ohren. Rose kuschelte sich an sie. „Das ist alles so tragisch!“ piepste die Blonde in ihrer rosa Kleidung. „Dieser Akuma wollte Liebe mit… entschuldigt das Wortspiel… mit Trieben ersticken. Dabei ist wahre Liebe viel schöner! Nur Liebe sollte einander so in Ekstase bringen!“ Sie drückte die Hand ihrer Freundin und Juleka lächelte verständnisvoll.

Absolute Zustimmung bei allen.

„Pah!“

Alle um Marinette wandten den Kopf zu Lila, die angewidert wirkte: „Eure tolle Heldin Ladybug kann auch nicht alles. Ich meine habt ihr gesehen, was passiert ist, nachdem sich Chat Noir für sie geopfert hat? Total hilflos war der Käfer da. Statt von Anfang an zu verhindern, dass sowas passiert hat sie es sicherlich genossen, den Kater als willenlosen Sklaven zu haben. Von wegen die haben nichts miteinander!“

Chloe knallte die Hände auf den Tisch und richtete sich auf. Aus verheulten Gesicht schrie sie über die Bänke: „Wage es nicht so über Ladybug zu reden! Du weißt nicht in was für einer Situation sie war…“

„Du auch nicht!“ schoss das Mädchen mit dem langen braunen Zopf zurück „Wo warst du eigentlich? Du absolut unverzichtbare Queen Bee?“

„Reden wir gar nicht über die Ohrfeige?“ Max stand mit einem Tablett da und hatte ein Foto von der genannten Situation geladen. Es gab sogar ein gif.

Markov, der kleine von Max programmierte Roboter mit künstlicher AI surrte neben ihm durch die Luft: „Ich kann zu 87% analysieren, dass dabei verletzte Gefühle im Spiel waren!“

„Ladybug hat ihm ganz schon eine verpasst!“ Kim legte die Arme in den Nacken und grinste dämlich.

„Ganz ehrlich… wer kann es ihr verübeln.“ Nathaniel sah nicht von seinem Block hoch.

„Naja, das war schon ungewöhnlich.“ Meldete Alix sich wieder zu Wort. „Solche Gefühlsausbrüche kennt man von Ladybug gar nicht.“

Zustimmendes Gemurmel.

Unbehaglich rutschte Marinette auf ihren Hintern hin und her und hörte zu, wie alle ihre Reaktion bewerteten. Sie hatten ja Recht. Das war nicht typisch für sie gewesen und deswegen bereute sie es zutiefst, dass es in der Öffentlichkeit passiert war. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Dagegen konnte sie gar nichts tun und bangte, dass es jemand bemerkte.

„Hoffentlich ist es jetzt nicht zwischen den Beiden aus!“ sagte Ivan und tauschte einen Blick mit Mylene. Auch sie, quatsch alle schienen denselben Gedanken zu haben.

Schnell, sag was! Dachte Marinette. Zerstreu dieses Gerücht bevor es sich verbreitet. Doch es war ausgerechnet Chloe die sie verteidigte: „Was redest du? Das ist lächerlich! Absolut lächerlich! Die ganze Situation wird Ladybug zu viel gewesen sein. Schließlich ist sie auch nur ein Mensch. Natürlich wäre mir so etwas nie passiert!“

„Gut gesagt Chloe!“ jubelte Sabrina und reichte der Diva weitere Taschentücher. Die Bluenette war in diesem Moment ihrer Rivalin sehr dankbar. Lila machte ein abfälliges Geräusch.

Einen Moment herrschte Stille, dann sagte Alya: „Ich denke das Beste wird sein wir warten ab, was Ladybug und Chat Noir selber zu all dem sagen. Es bring jetzt echt nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen, bevor die Beiden kein Statement abgeliefert haben. Und natürlich könnt ihr das sofort auf dem Ladybug Blog lesen, wenn ich etwas herausgefunden habe!“

Erleichtertes und erneut zustimmendes Gemurmel.

„Na wenn das jetzt geklärt ist, können wir ja mit dem Unterricht beginnen. Bitte geht auf eure Plätze.“ Überrascht wandten sich alle Madame Bustier zu, die in der Türe stand und aufmunternd lächelte. Nach einem Blick auf die Uhr, die zeigte, dass sie bereits seit zehn Minuten Französisch hatten kamen sofort alle ihrer Bitte nach und der Schultag konnte beginnen.

Marinette sah zu ihrer Freundin, die gerade ihr Mäppchen hochholte und nahm sich vor, sie bald als Ladybug aufzusuchen und ihr ein Interview zu geben. Vielleicht konnte sie Chat Noir dazu überreden mitzukommen. Es wäre gut die vermutete Uneinigkeit gemeinsam zu zerstreuen. Dann konzentrierte die Bluenette sich wieder auf den Schulstoff.
 

Erst in der Pause realisierte Marinette, was Alya ganz am Anfang des heutigen Morgens zu ihr gesagt hatte. Adrien war nicht da. Ihr leuchtender Stern, der den grauen Schulalltag erhellte, war nicht da. Wie Chloe lag Marinette nun auf ihrem Schreibtisch und versank im Elend. Nino hatte aus seiner Verzweiflung heraus angefangen einen Adrien aus Pappe zu basteln. Im Moment lag ein schäbig zusammen geklebter Kopf auf dem Tisch.

War es überhaupt erlaubt, einen schulpflichtigen Jungen einfach wochenlang aus dem Unterricht zu nehmen? Wenn der Vater Gabriel Agreste hieß wohl schon. Das Mädchen mit den Zöpfen seufzte lautstark, gleichzeitig mit Chloe.

„Muss ich mir jetzt Sorgen machen?“ witzelte Alya „Du bist mit Chloe einer Meinung?“

Ein empörter Laut war die Antwort und Marinette stütze die Stirn in die Hände: „Das ist eine Katastrophe… Adrien wird seinen Anschluss verlieren!“

Alya zog skeptisch eine Augenbraue hoch: „Echt jetzt? Das ist deine einzige Sorge? Das der Klassenbeste, der uns alle um Längen voraus ist, den Anschluss verliert?“ Die Rothaarige tippte eifrig auf ihrem Handy herum ehe sie weiter sprach: „Ich habe gehört, dass Direktor Damocles wohl den aktuellen Schulstoff und auch den nächsten per Email verschickt hat. Also ist das wohl eher nicht der Fall… und selbst wenn… du wärst ne miserable Nachhilfelehrerin.“

Die Bluenette sah ihre beste Freundin von schräg unten an: „Von wem?“

Doch Alya lachte nur: „Informantengeheimnis!“

Aus ihr würde sie also nichts rausbekommen. Marinette legte wieder die Stirn in die Hände und lauschte ihren Gedanken. Sie versuchte ihre Gefühle einzuordnen, die mit dem Ausbleiben von Adrien richtig gedämpft waren. Dazu mischte sich ihre Enttäuschung, dass der Kater sie gestern versetzt hatte. Alles in allem konnte man sagen sie fühlte sich mies und wollte nur noch zurück ins Bett, sich in ihre Decke einmummeln und die Welt Welt sein lassen. Doch noch lag schier ewiger Unterricht vor dem Mädchen mit den schwarzblauen Zöpfen.

„Hast du noch Kleber?“

Marinette schreckte hoch und blickte in Ninos braune Augen. Einen Moment wusste die Bluenette nicht was sie tun sollte, kramte aber dann in ihrem Rucksack und rückte das verlangte Bastelmaterial heraus.

Nino bedankte sich und bearbeitete weiter braune Pappe.

„Woher hast du den ganzen Kram eigentlich?“ fragte dessen Freundin mit verschränkten Armen. Und während die Beiden eine Debatte über Recycling starteten schweiften Marinettes Gedanken in die Ferne. Über die Dächer von Paris zu einer Villa gar nicht weit entfernt, in der sie ihren blonden Prinzen vermutete. Bewacht von einem bösen Zauberer, einer Hexe und einem Bergtroll. Darauf wartend von einer Prinzessin im rosanen Kleid gerettet zu werden.

Über diese Vorstellung musste Marinette schmunzeln. Wenn sie jemanden rettete, dann gewiss nicht in einem rosanen Kleid, sondern in einem hautengen roten Suit mit schwarzen Tupfen.

Gott wie gern würde sie ihn retten…
 

~Adrien~

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Auch Adrien war mit seinen Gedanken woanders. Er saß bereits den ganzen Morgen über seinem Schulstoff, alleine in seinem Zimmer. Fast alleine musste man fairerweise erwähnen, auch wenn Plagg keine besondere Bereicherung heute schien. Der kleine schwarze Kwami sortierte bereits seit Sonnenaufgang seine Käsesammlung, lauthals und voller Schwärmerei. Jedes Stück wurde nach Geruch, Größe und Farbe verlesen. Normalerweise wäre der blonde junge Mann etwas genervt gewesen, doch heute bemerkte er das Theater in seinem Rücken gar nicht. Mit dem Kugelschreiber tippte Adrien immer wieder auf sein Arbeitsblatt. Mit der anderen Hand stützte er seine Stirn, hinter der es arbeitete.

Das er hier quasi wieder eingesperrt war, damit hatte sich der junge Mann abgefunden. Natürlich belastete ihn es jetzt mehr als früher, da er den Geschmack der Freiheit gekostet und sich durchgesetzte hatte, indem er nun zur Schule ging. Dort waren seine Freunde, dort war er mehr oder weniger ein normaler Schüler. Dort war er nicht allein. Und dort… war ein Mädchen, das ihn schon lange mit anderen Augen sah. Gut, es gab viele junge Frauen die für ihn schwärmten. Adrien hatte viele Verehrerinnen und teils auch aufdringliche Fans, weiblich und männlich. Aber über keinen hätte er sich je so den Kopf zerbrochen wie jetzt über Marinette. Gestern bei seiner Patrouille war er lange in der Nähe ihres Zuhauses auf einen Dach gesessen und hatte sie durch die Nacht und ihr Fenster beobachtet, sich nicht getrauend sie heute zu besuchen, nach ihrem Geständnis am Vortag und seiner anschließenden Aussprache mit Ladybug.

Er war so Erleichtert gewesen und immer noch so dankbar, dass seine Lady ihm vergeben hatte. Das alles wieder zwischen ihnen gut war. Es bedeutete Adrien so viel, wo er doch diese junge Frau so sehr liebte. Er verzehrte sich nach ihrer Nähe, wäre gern jede Sekunde des Tages an ihrer Seite. Wenn sie es nur zulassen würde…

Und jetzt hatte er erfahren, dass es jemanden, den er für eine gute Freundin gehalten hatte genauso ging… nur in Bezug auf ihn. Doch wie ernst war es Marinette mit diesen Gefühlen? War es eine Schwärmerei, weil er ein berühmtes gutaussehendes Model war, der Sohn ihres Vorbildes Gabriel Agreste? Das musste so sein! Oder fühlte sie mehr… war es tiefer…

Adrien schnalzte den Stift auf den Tisch und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Angestrengt massierte er sich die Schläfen, legte dann die Hände in den Nacken und starrte an die Decke. Was fand sie sonst an ihm, wenn nicht sein Aussehen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich jemand um seinetwillen in ihn verliebte. Beziehungsweise in seine Fassade, die er trug um seinem Vater zu gefallen. Das Bildnis des perfekten jungen Models, immer höflich, freundlich und… nett. Wie er sich selber dafür hasste! Er hatte die Fassade inzwischen so perfektioniert, dass er gar nicht mehr unterscheiden konnte wo Adrien anfing und Agreste Junior aufhörte. Doch wenn er die Maske anlegte, wenn er Chat Noir war, dann verspürte er wie die Hülle Risse bekam und seine eigene Persönlichkeit das Bildnis schließlich sprengte. Und doch akzeptierte Marinette ihn auch als Chat Noir in ihrer Nähe. Hatte ihn sogar in seiner schwächsten Stunde aufgefangen ohne eine Gegenleistung zu fordern. Seine Umarmungen und auch körperlichen Reaktionen akzeptiert… ihn nie weggestoßen. Sie war die beste Vertraute geworden, die sich Adrien wüschen konnte. Und doch hatte er jetzt Angst ihr wieder zu begegnen, jetzt wo er wusste wie sie fühlte. Und nicht einschätzen konnte, was das in ihm auslöste. Er hatte auch die Worte seines Kwamis nicht vergessen… wie sollte Adrien auch, so eindringlich wie diese gewesen waren. Dabei war der blonde junge Mann sich weiter sicher, wem seine Gefühle galten. Er liebte Ladybug! Allein Ladybug!

Woher war dann dieser Gedanke gekommen, dass wenn er früher erkannt hätte mit welchen Augen die Bluenette ihn bedachte, er sich in sie verliebt hätte. Das war Quatsch! Absoluter Quatsch!

Im selben Moment realisierte Adrien bereits, dass er im Begriff war sich selber zu belügen. Marinette löste etwas in ihm aus, anders und doch gleich wie seine getupfte Partnerin. Aber das war doch unmöglich! Man konnte doch nicht in zwei Menschen gleichzeitig verliebt sein. Außer man war Bigamist und von der Idee wollte der Blonde mega Abstand nehmen. Vielleicht etwas zu schnell stand Adrien auf und stellte sich an seinen Kicker Tisch. Von seinen Gedanken genervt ließ er die Männchen rotieren und donnerte die kleinen Bälle lautstark in die Tore.

„Muss das so laut sein?“ Plagg sauste aus dem Schränkchen, welches er schon vor einer Weile in Besitz genommen hatte und stemmte die Ärmchen in die Seite. „Du erschreckst meinen Käse!“

„Wirklich?“ raunzte Adrien ohne aufzusehen „Deinen Käse?“

Das Geschöpf mit dem zu großen Katzenkopf legte die kleine Stirn kraus und gleitete durch die Luft herüber: „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Oder sollte ich besser fragen welcher Marienkäfer?“

Der Blonde bedachte seinen schwarzen Gefährten mit einem finsteren Blick, was diesen nur zum Grinsen brachte.

„Aaaah es geht um die Bäckerstochter!“

An dem Kwami war ein Detektiv verloren gegangen, musste Adrien zugeben. Mit allen Pfeilen direkt ins Schwarze und in die offene Wunde. Mit einem letzten kräftigen Stoß wirbelten die Figuren an ihrer Stange mehrere Umdrehungen. Der junge Mann wandte sich ab und lehnte gleich darauf an einem der bodentiefen Fenster. Plagg folgte ihm und klang nun versöhnlich: „Ach Kleiner, du nimmst das alles zu Ernst! Ist doch schön für dich, wenn du noch bei jemand Herzklopfen bekommst, als nur bei einer die es dir ständig bricht. Und noch dazu mag die Bäckerstochter dich auch ohne Maske. Ist das nichts wert?“

Es verging ein Augenblick ehe Adrien traurig antwortete: „Aber… bedeutet das nicht, sie liebt die Illusion von mir?“

Plagg dachte nach und grinste dann schelmisch: „Nun ja… aber liebst du nicht ebenfalls die Illusion von Ladybug?“

Touche!

Vielleicht hatte sein Kwami damit mehr Recht, als dem jungen Mann lieb war. Was genau liebte er an Ladybug? War es wirklich die junge engagierte Frau, die er hinter der Maske vermutete? Oder war das nur seine Vorstellung? Sein Wunschdenken? Sein Traum, sie werde irgendwann seine Gefühle erwidern und sie sich gegenseitig offenbaren?

Hatte er sie nur auf ein Podest gestellt, dass es jedem anderen Mädchen unmöglich machte, ihr gleich zu sein? War Ladybug für den Blonden eine Art Mauer um sein Herz geworden, so dass nur sie Platz darin fand, obwohl sie beteuerte das nicht zu wollen?

Adriens Kopf rauchte wegen all der Fragen und er stöhnte frustriert auf. Warum gab es keine Anleitung für Liebesangelegenheiten? Einen Leitfaden, der einem aus so verzwickten Situationen half?

Jetzt vermisste der junge Mann seinen Schulalltag noch mehr als zuvor. Dort gab es wenigstens Ablenkung und seine Freunde. Zu gern hätte Adrien jetzt mit Nino geredet und noch viel lieber mit… Marinette. Jetzt vermisste er ihr offenes Lachen, ihre lieben Worte, ihren Duft und das Gefühl sie zu umarmen. Ein Schauer fuhr Adrien durch den gesamten Körper. Das war doch völlig verrückt! Er liebte Ladybug! Nur Ladybug allein! …und doch wollte er bei Marinette sein…

Alles in Adrien schrie nach ihr. Genauso laut wie sonst nach seiner roten Partnerin.
 

~Plagg~

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Plagg bemerkte die Verzweiflung seines Schützlings. Zu gern hätte er ihm gesagt: Mach dich nicht verrückt, ist eh dasselbe Mädchen!

Aber das konnte er nicht. Meistens tat der schwarze Geist des Chaos als würde ihn das alles nichts angehen, doch eigentlich waren seine Gedanken viel tiefgründiger als er sich gab. Liebe war noch nie einfach gewesen. Weder in der Vergangenheit noch jetzt. Wichtig war nur herauszufinden, wie man mit den eigenen Gefühlen umgehen sollte. Als Kwami sollte er seinen Besitzer so gut es ging unterstützen ohne sich wirklich einzumischen. Eine Verantwortung, die Plagg schon immer zu anstrengend erschienen war, darum hielt der kleine Katzengeist sich möglichst aus allem raus. Doch mit seinem jetzigen Chat Noir hatte das Geschöpf Mitleid.

„Ich hasse es zu arbeiten, aber wenn dich das so beschäftigt geh zu ihr!“

Adrien sah auf: „Zu wem?“

Resignierend rollte Plagg mit den Augen: „Dahin wo du jetzt sein willst! Ladybug… Bäckerstochter… mir isses gleich!“

Sein blonder Schützling hatte eine Hand ans Kinn gelegt, die andere in der Hosentasche und lief im Zimmer auf und ab. Dabei dachte er so angestrengt nach, dass es aus seinen Ohren rauchte. Zumindest gefiel Plagg diese Vorstellung.

Doch bevor Adrien sich entscheiden konnte klopfte es an der Tür. Sowohl er als auch der Kwami erschraken, sahen sich kurz an, dann verschwand Plagg im weißen Hemd des jungen Models und dieser öffnete Natalie, die den Sohn ihres Chefs für die heutigen Termine abholte.

Dann später, dachte sich das kleine schwarze Geschöpf und rollte sich entspannt zusammen.
 

~Marinette~

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Mit nicht gerade bester Laune schlurfte Marinette neben Alya her. Die Abwesenheit ihres Schwarms, die aufkeimenden Gerüchte über ihren Ausraster, der Überraschungstest von Madame Mendeleiev und immer noch fragte sich das Mädchen, warum Chat Noir gestern nicht vorbei gekommen war. Natürlich konnte sie letzteres ihrer besten Freundin nicht erzählen, also mussten die ersten drei Gründe für ihre schlechte Stimmung reichen.

„Ach komm,“ Alya knuffte die Bluenette mit dem Ellbogen in die Seite, „die paar Wochen wirst du auch ohne diese fantastischen Limettengrünen Augen auskommen.“

Marinette grinste gequält. Natürlich hatte dieser findige Fuchs zumindest die eine Hälfte herausgefunden, warum sie so schlecht drauf war. Sie kamen an die Kreuzung wo die Mädchen sich trennen mussten um zu ihrem jeweiligen Zuhause zu gelangen und verabschiedeten sich. Gedankenverloren ging die Bluenette allein weiter. Reichte es nicht, dass sie sich wegen einem Kerl verrückt machte? Musste sie sich jetzt noch Sorgen um einen zweiten machen? Denn das war es was Marinette sich inzwischen wegen Chat Noir machte: Sorgen. Hoffentlich war ihm gestern auf seinem Rundgang nichts passiert! In den letzten Wochen hatte er sie stets danach besucht. Warum gestern nicht?

War er verletzt worden und brauchte Hilfe? Womöglich lag er in irgendeiner Seitenstraße. Verwundet, angeschossen… vielleicht sogar…

Halt! Nein! Stopp Marinette! Ihre Fantasie ging mit ihr durch. Dem Kater ging es sicher wundervoll! Er hatte sicher nur ne nettere Gesellschaft gefunden und sie einfach über. Gott sie machte sich wirklich verrückt. Vermutlich war einfach was dazwischen gekommen. Beziehungsweise war er ja gar nicht verpflichtet vorbei zu schauen.

Das konnte doch nicht wahr sein… jetzt zerbrach sie sich mehr den Kopf über diesen Katzenohrtragenden Flegel als über Adrien. Wie tief würde Marinette noch sinken? Sie krallte die Finger in ihre Haare und knurrte, was die Passanten um sie dazu brachte, das Mädchen anzustarren. Peinlich berührt kicherte die Bluenette und schlug den Kragen ihres Blazers hoch um sich dahinter zu ducken. Hastig huschte sie die Straße entlang und blieb endlich in einer Einfahrt stehen. Resigniert aufseufzend, mit geschlossenen Augen lehnte sie mit dem Rücken an der Mauer. Das war doch verrückt! Marinette musste sich klar werden, was in ihr vorging. So konnte sie nicht weiter machen. Es hatte ihr stets gereicht ihren Klassenkameraden Adrien aus der Ferne zu beobachten. Auch wenn sie ihm zu gern näher gekommen wäre. Jemand wie Chat Noir, ein junger Mann hinter einer Maske, zwar ihr Partner auf den sie sich als Ladybug jederzeit blind verlassen würde, war quasi ein Fremder. Sie wusste nicht wer er war und das sollte so bleiben. Hatte sie das nicht selber beschlossen? Also war es gut so. Vielleicht war es genau das. Dieses Geheimnisvolle was das Mädchen mit den Zöpfen plötzlich so anziehend fand. Das und die verletzliche Seite, die sie neu an ihm entdeckt hatte.

Entschlossen nickte Marinette. Genau, dies war nur eine gefährliche Schwärmerei. Die Versuchung des Unbekannten. Die Bluenette würde versuchen sich wieder komplett auf Adrien zu konzentrieren. Ihn kannte sie. War in ihn verliebt, seit er in ihre Klasse gekommen war. Er war greifbar… nun gut nicht wirklich, aber zumindest wusste Marinette seine Adresse.

Wo sie gerade daran dachte… das Mädchen öffnete die Augen und sah sich um. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, wohin sie gelaufen war. Nicht nach Hause… Marinette stand vor… der Villa Agreste.

Der Bluenetten entfuhr ein Aufschrei. Wie ein verstörtes Huhn tänzelte sie vor dem schweren verschnörkelten Eisentor herum. Oh Gott! Warum war sie ausgerechnet hier her gelaufen? Wollte das Schicksal ihr einen Wink geben, dass ihre Entscheidung richtig war? Was sollte sie jetzt machen? Marinette konnte keinen plausiblen Grund finden um zu klingeln, aber andererseits einfach wieder gehen war auch doof. Sie könnte sich ja nach dem Blonden erkundigen… genau! Einfach so als… Freundin… quatsch Klassenkameradin…

Wie ein zu muskulöser Bodybilder stellte sich die Bluenette vor die Klingel. Ihr ausgestreckter Finger zitterte dem Knopf entgegen. Da öffnete sich plötzlich das Eisentor. Mit einem erneuten Aufschrei brachte das Mädchen sich in Sicherheit und klebte wieder mit dem Rücken an der Wand und sah zu wie das Auto des Gorillas an ihr vorbei fuhr. Auf dem Rücksitz erkannte Marinette ihren Scharm. Einen Moment trafen sich ihre Augen und Adrien drehte den Kopf um den Blickkontakt solange wie möglich aufrecht zu erhalten. Dann war der Wagen um die nächste Kurve verschwunden und die Bluenette sank auf ihre zitternden Knie. Knarrend schloss sich das Tor neben ihr, doch Marinette sah immer noch die Straße hinab. Langsam hob sie die Hände an ihre Brust, in der ihr Herz hämmerte als ob es herausspringen wollte. Sie hatte ihn gesehen und Adrien sich sogar nach ihr umgedreht. Nie hatte das Mädchen geahnt wie eine solche Kleinigkeit sie so unendlich glücklich machen konnte. Und für diesen Moment waren die Gespinste an Chat Noir komplett aus ihren Gedanken verschwunden.
 

Wie ein Kind dem man eine große Tüte mit Süßigkeiten geschenkt hatte, tänzelte Marinette durch die Türe der Bäckerei. Sie trällerte eine Begrüßung und küsste ihre Eltern auf die Wangen, bereit sofort nach oben in ihr Zimmer zu schweben… doch ihre Mutter hielt sie auf: „Marinette! Liebes! Wir müssen mit dir etwas besprechen.“

Die Bluenette war so euphorisch um sich die Laune dämpfen zu lassen: „Was gibt es Maman?“

Sabine Cheng und ihr Mann wechselten einen schmunzelnden Blick ehe Tom Dupain mit der großen Neuigkeit herausrückte.

„Marinette, wir möchten dich bitten ab morgen jeden Tag eine Lieferung auszutragen!“

Mit einem Mal verpuffte das verliebte Lächeln im Gesicht der Bäckerstochter und sie sah verwirrt zwischen ihren Eltern hin und her.

Doch ihre Mutter lachte: „Du weißt wir würden dich nie um sowas bitten, wenn wir uns nicht einig wären, dass du uns gleich darum anflehen würdest es tun zu dürfen. Schließlich haben wir mal gesagt, dass Schule vorgeht und du nur in der Bäckerei helfen kannst, wenn es deine Leistungen nicht beeinträchtigt.“ Dann kramte die zierliche Chinesin eine Notiz mit einer Adresse aus dem Auftragsbuch und reichte sie ihrer Tochter. Ihr Mann sprach weiter: „Also ab morgen bringst du bitte jeden Tag eine Tüte Gebäck an diese Adresse. Leider musst du dazu sehr früh aufstehen, daher wäre es gut wenn du jetzt immer zeitig ins Bett gehst.“

„Frühstücken kannst du, wenn du zurück bist. Ist das ok Cherie?“ ergänzte ihre Mutter. Marinette hatte zugehört, doch ihre Augen hingen auf dem Zettel. Die Adresse die darauf stand war dieselbe, wie das Haus, vor dem sie bis vorhin sich noch herumgedrückt hatte.

Mit einem Jubelschrei gab die Bluenette ihr Einverständnis und ihre Eltern grinsten wissend.
 

~Adrien~

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Die Hand ins T-Shirt gekrallt, unter dessen Stoff sein Herz wie nach einem Marathon jagte, blickte Adrien in den Fußraum des Autos und versuchte sich zu sammeln. Marinette war vor seiner Tür gestanden. Was hatte sie da gewollt? Warum tauchte sie gerade jetzt auf wo er versuchte Abstand zu ihr zu halten? Zumindest versuchte er sich das einzureden, nachdem sein Kwami ihm vermutlich unwissentlich auf seinen Interessenskonflikt aufmerksam gemacht hatte. Wo wollte der Blonde sein? Bei Ladybug oder Marinette? Es war klar wem er den Vorzug gab, schließlich war Adrien schon ewig in Ladybug verliebt. Wie wundervoll Marinette auch war, sein Herz schlug für seine gepunktete Partnerin. Und doch verriet ihn das lebenswichtige Organ nun schändlich und brachte sein Blut in Wallung nach nur einem kurzen Blick in diese hellen Augen.

Sein Bodyguard sah in den Rückspiegel und grunzte einen Laut der wohl ausdrücken sollte ob alles in Ordnung war. Schnell nickte sein Schützling und rieb sich die geröteten Wangen. Schluss jetzt! Er würde sich nun beruhigen und funktionieren, wie es von ihm verlangt wurde. Verrückt machen konnte er sich ab morgen wieder. Natalie hatte Adrien bevor er das Haus verließ noch mitgeteilt, dass sein Vater dem Vorschlag zugestimmt hatte. Also würde ab morgen das leckere Brot und Gebäck der Boulangerie Dupain-Cheng zum Frühstück auf das junge Model warten. So würde er seine Klassenkameradin zwar nicht sehen, aber irgendwie ihre Wärme schmecken können und sich dabei hoffentlich klar werden ob seine Entscheidung, sich vorerst von ihr als schwarzer Kater fern zu halten richtig war. Noch einmal atmete Adrien tief durch und setzte sich dann aufrecht hin. Die Maske des perfekten jungen Models angelegt und konzentriert auf seine heutigen Termine.
 

~Marinette~

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Das Display ihres Smartphones lachte sie aus. Feixend zeigte die Uhr eine Zeit weit nach Mitternacht an. Marinette lungerte über das Geländer ihres Balkons und sortierte gefühlt seit Stunden die Sterne am Himmel.

„Marinette… du musst schlafen…“ flüsterte Tikki leise und das Mädchen nickte. Langsam stieß sie sich vom Eisen ab und tappte zu der Dachluke. Noch einmal sah die Bluenette über ihre Schulter ehe sie hinein rutschte und sich in ihr Bett legte.

Er war wieder nicht gekommen. Dabei war seine Rundgangzeit lange vorbei.

Marinette war niedergeschlagen und rollte sich unter ihrer Decke zusammen. Was hielt Chat Noir ab? Hatte sie das letzte Mal etwas Falsches gesagt? Gut wenn sie so darüber nachdachte war an diesem Samstag alles peinlich gewesen. Die Sache mit dem Kondom, wofür sie sich immer noch schämte, dann ihr Liebesgeständnis… aber er hatte sie doch gefragt! Was hätte sie sagen sollen? Am besten nichts. Doch hatte der Kater nicht selber schon öfters angeboten, dass sie mit ihm über alles reden konnte? Und dann als sie sich getrennt hatten in der Nacht, als Ladybug und Chat Noir war doch alles gut gewesen. Hatte ihr Partner nicht gleich wieder Annäherungsversuche gemacht? Also was war es? Was hielt ihn von ihr fern?

Marinette vergrub das Gesicht im Kissen. Sie brauchte ihn. Heute besonders! Sie wollte mit ihm über das reden was passiert war. Den verkorksten Morgen, die Begegnung mit Adrien, auch wenn dieser nur an ihr vorbei gefahren war und die Überraschung ihrer Eltern. Sie wollte ihre Freude mit dem Kater teilen. Jetzt wo er wusste für wen sie schwärmte. Klar konnte sie das auch mit Alya tun… genaugenommen hatte sie den ganzen Abend mit ihrer besten Freundin telefoniert und getextet, aber es war eben was anders sich mit einem jungen Mann darüber zu unterhalten. Er konnte ihr besser sagen, was sich Adrien wohl in der Situation gedacht hatte, einfach weil sie vom selben Geschlecht waren. Von Alya hatte Marinette nur zu hören bekommen: „Jungen denken sich nie viel dabei!“

Hatte Rose nicht vor Jahren auch schon mal sowas gesagt? Als sie mit all ihren Freundinnen zusammen hier gewesen war um der Bluenetten bei einem haarsträubenden Plan zu helfen, endlich an ein Date mit ihrem Schwarm zu kommen?

Ja aber wie reagierten Jungs denn nun? Chat Noir war ebenfalls männlich und konnte ihr vielleicht eine Antwort geben. Doch er war nicht hier und Marinette von dem Anblick der limettengrünen Augen aus dem vorbeifahrenden Auto ganz aufgewühlt.

„Marinette…“ seufzte Tikki die mit auf dem Kissen lag, „…du musst wirklich schlafen…“ ihr kleiner Kwami klang müde.

„Ja…“ flüsterte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren. „Gute Nacht Tikki!“

„Gute Nacht Marinette.“

Doch die Bluenette lag noch lange wach, ehe sie in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

Zum wiederholten Mal ging ihr Handywecker los und Marinette grummelte unwillig. Was sollte das? Es war doch viel zu früh… draußen dämmerte es erst.

„Marinette!“ Die Stimme ihrer Mutter schreckte das Mädchen auf. Moment, wieviel Uhr war es überhaupt? Mit einem Schrei fuhr Marinette auf und in ihre Kleider. Stolpernd überwand sie die Stufen zur Galerie und krachte die Treppe zur Wohnung hinunter. Ihre Mutter lachte, als sie die Panik im Gesicht ihrer Tochter sah, welche nun ins Bad stürmte. Gleich darauf wurde der Bluenetten in der Bäckerei von ihrem Vater eine Tüte mit noch warmem Gebäck übergeben.

„Komm rasch zurück! Damit du noch ruhig frühstücken kannst!“

Marinette lächelte gehetzt und rauschte aus der Tür.

„In Ruhe Frühstücken?“ Sabine füllte gerade die Theken auf. „Reden wir hier von unserer Tochter?“

Tom Dupain grinste und schob ein Blech mit Baguettes in den Ofen: „Einen Versuch war es wert. Hoffentlich kommt die Tüte heil an!“

Erntezeit

~Marinette~

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Marinette gähnte hinter vorgehaltener Hand und tappte durch das dämmernde Paris, welches langsam aus seiner Nachtruhe erwachte. Es war noch frisch, der Tau glänzte auf den Rasenflächen und angelegten Blumenbeeten. Die Vögel trällerten ihren Morgengruß. Nur vereinzelt waren schon Menschen unterwegs. Die Bluenette grüßte einen Straßenfeger und huschte über einen Zebrastreifen. Tief atmete sie ein und genoss die Atmosphäre des jungen Morgens und den köstlichen Geruch, der aus der Tüte strömte.

„Marinette, ich hab Hunger!“ flüsterte die kleine rote Gestalt aus der geblümten rosanen Umhängetasche. „Gedulde dich bitte Tikki. Nachher können wir essen. Jetzt muss ich die Bestellung pünktlich abgeben.“

Der Kwami kicherte: „Gib es zu, du hoffst Adrien zu sehen!“

Natürlich hoffte Marinette das. Doch statt einer Antwort errötete sie nur. Doch sie kannte ihre Quote in die Villa Agreste zu kommen. Meistens ging nur der Briefkasten auf.

Als sie endlich das große vergitterte Tor erreichte zögerte das Mädchen. Sie brauchte doch jetzt nur klingeln, das Gebäck abgeben und nach Hause gehen. Und doch war sie schrecklich nervös. Aber es half ja nichts. Ihre Eltern hatten ihr diesen wichtigen Auftrag gegeben und sie würde nicht kneifen und einfach die Tüte abstellen, um dann heimlich zu verschwinden.

Marinette war wirklich versucht… doch dann nahm sie ihren Mut zusammen und schellte. Augenblicklich öffnete sich das Kameraauge und studierte sie.

„Ja?“ fragte eine unfreundlich klingende weibliche Stimme aus dem kleinen Lautsprecher neben dem Klingelknopf.

„Äh…“ sag was Marinette. „Äh… Boulangerie Dupain-Cheng… sie haben bei uns bestellt… also bei meinen Eltern. Ich bin Marinette… ich war schon öfters hier… also hier an der Tür… ich bin in Adrien… quatsch in Adriens Klasse und…“

Scharrend ging die Tür auf. Erstaunt beobachtete die Bluenette wie das Eisen ihr den Weg freigab. Einfach so… langsam ging sie über den Vorhof und die Stufen zur Haustüre hoch. Als diese geöffnet wurde erwartete sie die Assistentin von Adriens Vater zu sehen. Vielleicht auch seinen Bodyguard. Doch als sie in das strahlende Gesicht ihres Schwarm sah fiel Marinette fast die Tüte aus dem Arm.

„Marinette komm rein!“ Adrien trat zur Seite und das Mädchen folgte der Aufforderung. Die Eingangshalle war weitläufig und kühl. In Schwarz-weiß gehalten. Zwei große Blumenkübel neben der Tür. Unwohl sah sich Marinette um und erschauderte, als das junge Model neben sie trat.

„Äh… deine Bäckchen… äh nein Brötchen! Dein… euer Gebäck… die Bestellung… hier!“ Fahrig drückte die Bluenette ihrem Schwarm die Tüte in die Hände und wollte sich umdrehen, doch seine melodische Stimme unterbrach ihr Vorhaben: „Bleib noch einen Moment. Ich wollte dich etwas wegen dem Schulstoff fragen. Das ist doch in Ordnung oder Natalie?“

Marinette hatte sie gar nicht bemerkt, doch die Frau mit dem strengen Dutt stand neben einer der Türen, nickte und kam dann herüber um Adrien die Gebäcktüte abzunehmen.

„Aber beeil dich bitte. In fünfzig Minuten müssen wir aufbrechen zur Schneiderei.“ Natalie wandte sich um und verlies die Halle durch die Tür, vor der sie bis eben gestanden hatte.

„Komm!“ Adrien packte die völlig überforderte Bluenette an der Hand und zog sie die große Treppe nach oben und in sein Zimmer. Erst hier löste er seinen Griff und ging zu seinem Schreibtisch. Wie bestellt und nicht abgeholt stand nun das Mädchen mit den schwarzblauen Zöpfen zwischen den Skateboardrampen, welche die Zimmertür einrahmten und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Ihre Hände zuppelten an dem Band der Umhängetasche herum. Marinette war zu aufgeregt um all die Eindrücke, die gerade auf sie einprasselten zu verarbeiten. Sie stand in Adriens Zimmer! In ADRIENS Zimmer! Einfach so.

„Könntest du mir das erklären?“ Marinette zuckte zusammen und sah zu ihrem Schwarm, der ihr ein Blatt entgegenhielt. Etwas staksig bewegte sich das Mädchen zu ihm hinüber und nahm das Blatt entgegen. Die Buchstaben und Zahlen verschwammen vor ihren Augen. Angestrengt krallte die Bluenette die Finger in das Papier und versuchte sich zu konzentrieren. Dazu wäre es gut gewesen sich zu beruhigen, aber genau das wurde in dem Moment unmöglich, denn Adrien stellte sich neben sie und sagte etwas. Ihr Blut rauschte wie die Niagarafälle in Marinettes Ohren und sie konnte nichts hören. Der Blonde berührte sie an der Schulter als er sich vorbeugte und mit dem Finger der anderen Hand auf eine Aufgabe zeigte. Das Mädchen hörte auf zu atmen. So nah! So nah! So nah war Adrien ihr nicht mehr seit Chloes Party gekommen, wo sie zusammen getanzt hatten. Aber da waren viele Leute gewesen. Hier waren sie allein. Nur sie Beide! In seinem Zimmer!

Der junge Mann wandte sein Gesicht zu der Salzsäule, die mal Marinette geheißen hatte und stutzte.

„Ist alles ok?“

Keuchend schnappte die Bluenette nach Luft und flüchtete zwei Schritte in den Raum. Ihr fast blau angelaufenes Gesicht normalisierte sich auf ein peinlich berührtes Rot. Adrien sah ihr sprachlos nach und lächelte dann.

„Du weißt die Antwort auch nicht oder?“ Er schenkte ihr sein gewinnendes Grinsen und legte das Blatt zurück. Antwort? Marinette hatte ja nicht mal die Frage verstanden. In ihr tobte ein Gefühlssturm. Das Herz wollte ihr aus der Brust springen. Das musste der Blonde doch hören, oder ihr zumindest ansehen, aber er lächelte nur unbeteiligt und kam erneut auf sie zu: „Was ich dich noch fragen wollte… was hast du gestern vor meinem Haus gemacht? Wolltest du mich besuchen?“

Schweißperlen sammelten sich auf Matrinettes Stirn. Panisch versanken ihre Augen in den abwartenden von Adrien. Schnell sag was! Lippen bewegt euch. Irgendwas würde da schon rauskommen.

„Iiirgh..un…mööö…en…“

Gut, das war nicht gerade das erhoffte Ergebnis ihres Sprechversuchs gewesen. Die Augenbrauen des jungen Mannes gingen kurz nach oben. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und betrachtete seine Klassenkameradin von oben bis unten und zurück, während Marinette immer noch dastand, als hätte man sie bei der Flucht unterbrochen. Abwartend stand ihr nun dieser viel zu gut aussehende junge Mann gegenüber. Komm schon Hirn! Irgendein brauchbarer Satzhaufen musste doch zu finden sein, den das Mädchen hochwürgen konnte.

„Heim…weg…“

„Was?“ Adrien legte den Kopf schief.

Die Bluenette stellte sich entspannter hin, zumindest hoffte sie so zu wirken und wippte auf ihren Fersen herum, die Hände verkrampft, auf der Unterlippe kauend und mit den Augen den Boden studieren. Es war ein schöner Boden! Der würde sie sicher auffangen, wenn sie in den nächsten Sekunden ohnmächtig würde.

„Ich wollte heim zu dir… äh heim zu mir! Und bin zu dir gelaufen… nein, zufällig hier vorbei gelaufen.“

Gott, bitte das musste er glauben. Sorry ich war in Gedanken und bin vor deiner Tür gelandet, weil ich hoffnungslos in dich verknallt bin, kam sicher nicht so gut.

„Aber du wohnst doch in der anderen Richtung von der Schule?“

Verdammt, warum musste der Typ auch noch gut in Geographie sein? Gut aussehen und auch noch intelligent sein sollte verboten werden.

„Aaaah… eeeh… iiich… wollte… mal woanders lang laufen!“ Während ich mir den Kopf zerbrochen habe was ich an Chat Noir anziehend finde und befunden habe, dass du immer noch der tollste Junge unter der Sonne bist. Oh konnte jemand ihren Gedanken einen Maulkorb anlegen bitte!

Zweifelnd musterte Adrien sie und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Er wirkte enttäuscht. „Ach so und ich hatte schon gehofft du hättest mich besuchen wollen.“

Das hatte er jetzt nicht gesagt? Marinette blinzelte und blickte nun in dieses herrliche frühlingshafte Grün von dem die Augen des Blonden waren.

Vorsichtig lockerte das Mädchen mit den Zöpfen ihre Haltung und gestand kleinlaut: „Hätte ich gern gemacht…“

Nun veränderte sich auch der Ausdruck des jungen Models. Verlegen legte er sich eine Hand in den Nacken und sah betreten weg.

„Äh… gut, mach das doch einfach das nächste Mal. Sorry, ich hab leider bis zur Fashion Week kaum Zeit. Bin ziemlich verplant. Aber wenn möglich…“

Er schluckte und straffte dann die Schultern: „Sonst alles ok? Bei dir?“

Marinette sah ihn aus großen Augen an und lächelte dann schüchtern.

„Alles gut.“

„Und in der Schule? Was macht unsere Klasse?“

Jetzt musste Marinette tatsächlich überlegen. Was sollte sie sagen? Am besten die Wahrheit: „Die kauen alle noch an dem letzten Akuma Angriff. Alle denken, dass Ladybug und Chat Noir Stress miteinander haben.“

„Glaubst du das auch?“ Adrien klang plötzlich sehr interessiert. Die Bluenette scharrte leicht mit dem rechten Fuß über den Boden und knibbelte ihre Finger. Dann wiederholte sie einfach, was ihre Freundin Alya zu dem Thema gesagt hatte: „Äh… ich denke wir sollten abwarten, was die Beiden selber dazu sagen. Aber bis jetzt hat… keiner von ihnen sich blicken lassen und ein Statement abgegeben.“

Der blonde junge Mann schien nachzudenken und legte eine Hand an sein Kinn, die andere stemmte er in die Seite. Langsam nickte er.

„Äh… kann ich dir bei noch was helfen? Sonst… ich muss langsam nachhause und dich frühstücken… äh… nein… du musst frühstücken!“

Adrien sackte die Hand vom Mund und Marinette lief noch röter an. Warum entwichen ihrem Mund immer so seltsame Versprecher.

Gerade wollte sie sich entschuldigen, da surrte ihr Handy. Beide junge Menschen starrten hinunter zu Marinettes Hosentasche, aus der sie das Smartphone fischte. Auf dem Display stand Alya. Wenn man den Teufel nennt…

„Entschuldige kurz!“ bat das Mädchen ihren Schwarm und nahm das Gespräch an.

„Ja?“

„Marinette!!! Ein Akumaangriff! Komm schnell in den Park, dass musst du sehen!“ Wie immer klang die Rothaarige euphorisch wenn sowas schlimmes passierte. Und legte einfach auf.

Die Bluenette starrte auf den nun wieder schwarzen Display und dann Adrien an. So laut wie Alya gesprochen hatte, musste auch er mitgehört haben. Zumindest erklärte das seinen nun ernsten Gesichtsausdruck.

„Du hast es gehört… Alya will mir was zeigen. Ich muss los.“

Vorsichtig schlich sich Marinette an dem jungen Mann vorbei, der sie plötzlich am Arm packte.

„Marinette…“

Überrascht sahen sich Beide an. Schon ließ Adrien sie wieder los: „Pass bitte auf dich auf!“ Die Bluenette lächelte und war schon an der Tür ehe sie zurück rief: „Du auch auf dich! Und lass dir die Croissants schmecken.“
 

~Gael Marteau~

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Das kleine Blumengeschäft Mille Fleurs hatte bereits früh an diesem Tag seine Tür geöffnet, um die frische Morgenluft in den Laden strömen zu lassen. Um anzuzeigen, dass eigentlich noch geschlossen war, stand das Ladenschild direkt im Eingang. Trotzdem war der Besitzer bereits fleißig dabei, die neu gelieferten Blumen und Pflanzen zu versorgen. Gael Marteau, ein schlaksiger Mann mittleren Alters liebte seine Arbeit. Zwar hatte sie seine Hände rau und die Fingerkuppen braun werden lassen, nie hatte er saubere Fingernägel, doch trotzdem würde er niemals aufhören Blumen zu hegen und pflegen. Ansonsten hatte er sich seit seiner Jugend nicht groß verändert fand er. Er war immer noch der Träumer mit einem wunderbaren Sinn für Humor. Dazu sein schier unerschöpfliches Wissen über die Bedeutung der Pflanzen in der Blumensprache. Etwas was seine Freunde sehr an ihm schätzten. Gael Marteau war ein pünktlicher Mann. Nie hatte er einen Termin übersehen oder nicht eingehalten. Dafür ging er mit Worten sparsam um. Reden brauchte er mit seinen Kunden nur das nötigste. Seine Arbeit sprach für ihn. Und die prächtig gedeihenden Pflanzen verstanden ihn auch so.

Scharrend wurde das im Weg stehende Ladenschild verschoben und eine genervt dreinschauende junge Blondine schob sich in den Laden. Den Blick starr auf ihr Smartphone gerichtet. Gael Marteau hievte gerade einen Kübel pfirsichfarbener Rosen auf den Verkaufstresen und blickte verwirrt auf die Uhr. Er öffnete erst in mehreren Stunden.

Die junge Kundin sah auf und sich im Laden um.

„Wird man hier nicht bedient? Hallo-ho?“ Geal Marteau seufzte. Die schneidende Stimme bedeutete Stress. Dann wechselte er in den Verkäufermodus und kam hinter der Theke nach vorne: „Guten Morgen Mademoiselle. Verzeihen sie aber ich habe noch nicht geöffnet.“

Mit einem vor Verachtung triefenden Blick bedachte die Blondine ihn. „Was soll das heißen? Wissen sie nicht wer ich bin?“

„Bedaure Mademoiselle.“

Nun baute sich die junge Dame vor dem Blumenverkäufer auf, als befände sie ihn für absolut inkompetent. Vermutlich entsprach das in ihren Augen auch der Wahrheit.

„Das ist inakzeptabel. Ich bin Chloe Bourgeois, mein Vater ist der Bürgermeister!“ Oha, ein Prinzesschen also. Gael Marteau seufzte innerlich. Das konnte heiter werden. „Pardon Mademoiselle Bourgeois. Womit kann ich behilflich sein?“

Chloe stolzierte durch den kleinen Laden als würde er ihr gehören, schnippste hier und da eine Pflanze an und rümpfte die Nase. „Was ist das hier?“ fragte sie schnippisch. Sofort war der Florist zur Stelle: „Was meinen sie Mademoiselle? Die Calla? Die Strelitzien? Oder vielleicht die Sonnenblumen?“ Die junge Frau blickte angewidert die genannten Blumen an und gleich darauf den hilfsbereiten Mann: „Wollen sie mich für dumm verkaufen? Was soll ich mit diesem Unkraut? Was ist das für ein Blumenladen ohne die Königin der Blumen? Nur die Rose ist meiner würdig!“

Gael Marteau schluckte alles was ihm im Moment auf der Zunge lag hinunter, knetete seine rauen Hände und lächelte gequält: „Mademoiselle, wie ich vorhin bereits angemerkt habe, ist der Laden noch nicht geöffnet und demnach noch nicht alle Blumen an ihrem Platz. Ich habe Rosen, doch bis auf die pfirsichfarbenden hier auf der Theke noch im hinteren Bereich. Schwebt ihnen eine bestimmte Farbe vor?“

„Was für eine dumme Frage! Rote natürlich!“

Der Florist nickte und verschwand hinter dem Perlenvorhang, der den Laden von seinem Lager- und Vorbereitungsraum trennte. Schnell fand er die verlangte Blume und brachte den schweren Kübel voller roter langstieliger Rosen nach vorne und stellte diese neben ihre helleren Schwestern. „Gefallen sie ihnen Mademoiselle? Wie viele darf ich ihnen richten?“ Chloe kam mit gekräuselter Nase näher und tippte mit einer Ecke ihres Handys gegen das spitze Kinn. Die andere Hand in die Seite drapiert.

Als hätte Gael Marteau wieder etwas unglaublich dummes gesagt gab sie gehässig zurück: „Was soll ich mit einzelnen Rosen? Ich benötige ein Bukett! Und zwar ein prächtiges! Der Preis ist egal! Die Rechnung geht an Papilein… ich meine natürlich an Bürgermeister Bourgeois.“

Der Florist seufzte still in sich hinein: „Natürlich Mademoiselle. Wünschen sie nur Rosen oder noch…“

„Fragen sie nicht so blöde! Machen sie endlich! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ Fauchte die Blondine und stolzierte zum Schaufenster.

Beruhig dich Gael, sprach sich der Mann selber zu. Er war genervte Kunden gewöhnt, aber nicht so früh am Morgen. Einen gewissen Grad an Höflichkeit konnte man doch verlangen. Aber gut…

Er begann Rosen zu arrangieren, nahm Goldrute und Delphinium (Rittersporn) dazu, wand Schleierkraut ein, steckte noch mehr Rosen nach und bedachte den Rücken seiner jungen Kundin mit gespielter Freundlichkeit.

„Mademoiselle, ist das Bukett für einen besonderen Anlass?“ Besser er fragte nach. Nicht, dass er Blumen verwendete die in ihrer Sprache unpassende Wünsche lieferten. Gern hätte er Narzissen verwendet, denn diese passten genau auf den Charakter vor ihm: Selbstsucht und Gleichgültigkeit. Aber das Delphinium musste reichen. In der Blumensprache stand diese für Untreue. Hatte er noch gelbe Nelken für Verachtung?

Die Blondine würdigte Gael Marteau keines Blickes, sondern studierte den Inhalt ihres Smartphones: „Das geht sie nichts an! Aber wenn sie es unbedingt wissen müssen, der Strauß ist für Adri-Cherie. Meinem Freund! Zur Aufmunterung. Ist das nicht eine nette Geste von mir?“

„Gewiss Mademoiselle!“

Der Florist band Farne, Pistaziengrün und Typhagräßer ein und studierte sein Werk. Ein prächtiges Bukett war es geworden. Groß und anmutig.

„Sind sie zufrieden Mademoiselle?“ fragte Gael Marteau und Chloe drehte sich mit geschürzten Lippen um. Entgeistert sah sie den wunderschönen Strauß an: „Was soll das sein? Der ist ja winzig! Das ist lächerlich! Absolut lächerlich! Sie können ja gar nichts! Hier kaufe ich nichts. Sicherlich weiß man woanders meine Wünsche zu respektieren!“ Und mit wehendem Haar schob sie sich neben dem Schild durch die Tür. Gael Marteau starrte ihr mit offenem Mund nach. Ungläubig betrachtete er den fantastisch schönen Strauß in seiner Hand und warf dann die Blumen vor sich. Er musste sich festhalten und griff nach der kleinen Gießkanne auf dem Tresen. Krampfhaft umklammerten seine Finger den Griff. Wo war der Stechginster der zu seiner aufbrodelnden Wut passte? Doch statt der Blume flatterte nur ein schwarzer Schmetterling mit violetten Schimmer durch die offene Tür und versank in der Kanne. Mit einem Schatten um die Augen richtete Gael Marteau sich auf und hörte eine wohlklingende sonore Stimme in seinem Kopf: „Monsieur Marteau, zerbrechen sie doch keine Blumenstiele, wenn sie ihre blühenden Freunde doch so lieben. Vergrößern sie stattdessen ihren Garten! Ich gebe ihnen die Macht, all diese Pflanzenzertrampelnden Menschen in zarte Gewächse zu verwandeln. Als Gegenleistung verlange ich von ihnen die Miraculous dieser Schädlinge Ladybug und Chat Noir!“

„Sie werden den Tag bedauern, an dem sie mir, Vertumnus über den Weg gelaufen sind!“ Und mit wabernden Nebelranken verschwand Gael Marteau in einem schwarzblühenden Rosenbusch.
 

~Marinette~

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Ladybug erreichte zeitgleich mit Chat Noir den Place des Vosges, der Park welcher normalerweise auf Marinettes Heimweg lag.

„Guten Morgen MyLady? So früh schon aus dem Schönheitsschlaf erwacht?“ schnurrte der Kater und verbeugte sich übertrieben. Ladybug sah ihn an und drehte sich schnell beleidigt weg. Na toll, jetzt tauchte dieser Typ grinsend auf als sei nichts gewesen, nachdem er sie zwei Tage versetzt hatte. Ah Moment, nicht sie als Heldin, sondern sie als Marinette. Zerknirscht lächelnd drehte sich der Käfer wieder ihrem Partner zu, der immer noch in seiner Verbeugung da stand und ihren abfälligen Blick so nicht gesehen hatte.

„Und du? Katzenwäsche beendet?“ das klang vielleicht etwas biestig. Ladybug musste sich sammeln und ihre persönlichen Gefühle vorerst verwahren. Es war nicht verwunderlich bei ihrem eisigen Ton, dass Chat Noir sich aufrichtete und sie fragend ansah: „Heute so ungehalten? Sag nur du bist ein Morgenmufffel?“

„Genau das! Vor dem Frühstück bin ich nicht zu gebrauchen!“ Gar nicht mal gelogen, denn noch hatte die gepunktete Heldin nichts im Magen. Aufmerksam bewegte sie sich nun über die Kieswege. Die Heldin mit den schwarzblauen Zöpfen konnte niemanden entdecken. Hatte Alya etwa einen anderen Park gemeint? Es war kein Name gefallen, aber normal trafen sie sich immer hier. Der schwarzgewandete Kater legte die Hände in den Nacken und schritt nun neben ihr. Dabei grinste er schelmisch: „Oh wenn das so ist, lade ich dich nachher gerne ein! Wie wäre das?“

Hmmm? Waren diese Blumenbeete neu? Ladybug konnte sich zumindest nicht an sie erinnern. Nachdenklich antwortete sie ihrem Partner: „Besser nicht. Ich steh nicht so auf Katzenfutter.“

„Soll ich dir dann ein paar Blattläuse sammeln?“ Der junge Mann lehnte sich zu ihr herüber, doch Ladybug grübelte still weiter. Eine Hand am Kinn, die andere am Ellenbogen.

„Sag mal Kätzchen, hast du mitbekommen, dass hier neue Blumen gepflanzt wurden?“

Chat Noir unterbrach seine Flirtversuche und sah sich nun ebenfalls um. Er drehte sich einmal im Kreis und schien genauso ratlos zu sein wie seine Partnerin: „Das sind aber seltsam angelegte Beete. Jeweils nur eine Blume darin.“ Ladybug nickte und beugte sich zu einer besonders schönen Tigerlilie hinunter.

„Das wurde aber auch Zeit!“

Mit einem überraschten Aufschrei hopste die Heldin zurück. Die Blume schüttelte sich und bedeutete mit ihren Blättern wieder näher zu kommen. Der Käfer und der Kater sahen sich kurz an und gingen dann auf alle viere. Die Tigerlilie wackelte hin und her und öffnete ihre Blüte weiter. Da wo ihre Stempel endeten erschien ein bekanntes Gesicht. Es war Alya.

Chat Noir fing sich als erstes: „Hey Ladyblog Missy! Steht dir gut… dieser florale Look.“

Mit einer feinen leisen Stimme wisperte die Alyablume: „Haha sehr witzig! Passt auf er verwandelt alle in Blumen, die er mit seiner Gießkanne erwischt!“ „Alle?“ fragte Ladybug und sah über den Platz. Entschlossen ging sie zu dem nächsten Beet, wo eine imposante Sonnenblume blühte. Nur das ihre Blütenblätter wie Dreadlocks aussahen und aus der Mitte Mylenes optimistische Augen blinzelten. Nicht weit davon standen eine Tulpe und eine Rose nahe beieinander. Die Rose war ungewöhnlich gefärbt. Schwarz mit lila Streifen. Die Tulpe hellrosa. Ihre Blätter lagen aneinander, als würden sie Händchen halten. Auch hier riskierte die Pariser Heldin einen genaueren Blick. Juleka und Rose. Das Veilchen weiter vorne war Alix. Ladybug hatte ein Déjà-vu. Ihre Freundinnen waren zu den Blumen geworden, welche als ihre Decknamen fungiert hatten, als Hawk Moth den kleinen August zum ersten Mal zu Babyzilla machte. Der Tag an dem ihr die Mädchen helfen wollten, endlich ein Date mit Adrien zu bekommen. Was für eine Ironie! Chat Noir hatte sich ebenfalls umgesehen und –gehört und als sich ihre Blicke trafen nickte er. Noch mehr verwandelte Menschen. Plötzlich wurde Ladybug panisch und rief ihrem Partner zu: „Siehst du irgendwo eine Butterblume?“ Oh bitte! Inständig hoffte das verliebte Mädchen in ihr, dass Adrien entkommen war… andererseits hätte sie gern an ihm gerochen. Ah nein… wie bescheuert… Ladybug wedelte ihre Gedankenblase von sich weg. Der Kater sah sie skeptisch an, dann sich nochmal um, kratzte sich am Hinterkopf und grinste verlegen: „Ich weiß nicht mal wie ne Butterblume aussieht!“

Mit einem angestrengten Gesichtsausdruck sagte Ladybug: „Hahnenfuß.“

„Aaaaah…“ der Kater schnippte und drehte sich mit wachsamen Blick um und schüttelte zu der Bluenetten Erleichterung den Kopf. Puh! Aber eigentlich hätte es ihr klar sein sollen. Marinette hatte Adrien erst vor wenigen Minuten verlassen. Wie sollte er so schnell hier her kommen?

„Ok… möchte ich wissen nach wem du dich umschaust Pünktchen?“

„Nein!“ sagte Ladybug bestimmt und lehnte sich wieder zu der Tigerlilien-Alya hinab. „Weißt du wo der Akuma ist?“

Die orange Blume mit den Tupfen schüttelte sich. Seufzend richtete die ebenfalls gefleckte Heldin sich auf. Gleich darauf stand das Käfer- Katzen Team beieinander. „Es ist so still in der Stadt. Keine Schreie… kein Krachen, weil der Gegner alle in Blumen verwandelt. Wo sollen wir mit der Suche beginnen?“ Chat Noir schmunzelte: „Vielleicht einfach hierbleiben? Hier scheint ja der Garten zu sein… einfach auf den Gärtner warten!“

Ladybug stieß gegen die große Glocke am Hals ihres Partners, die kurz klingelte: „Kluges Kätzchen.“ Ihr Partner errötete und schnurrte näher: „Wo wir schon mal in einem Blumengarten sind, könnten wir es uns ja gemütlich machen… nur pflücken werde ich dir heute nichts. Auf die Blumenkrone müssen wir verzichten.“

„Ich verzichte auf die komplette Vorstellung, danke! Nun gut…“ der Käfer drehte sich um und setzte sich auf eine der Bänke. Es war ihr etwas unangenehm die nun nötige Geduld aufzubringen. Die Bluenette lehnte genervt auf ihrer Hand, den Ellenbogen auf den überkreuzten Beinen abgestützt. In ihrem inneren beschäftigte sie sich sofort wieder mit der Frage, warum der Kater die letzten zwei Tage nach seiner Patrouille sie nicht besucht hatte. Also ihr wahres Ich… Ladybug wollte gar nicht daran denken, aber sobald sie einen Moment Ruhe fand krabbelte dieser Gedanke durch ihren Kopf und hinterließ einen kräftigen Nachgeschmack. Wie zu viel Knoblauch auf einer Pizza, in dessen Geruchgenuss alle um einen noch Tage später kamen.

Chat Noir setzte sich neben sie und lächelte unglücklich: „Ich… ich dachte zwischen uns ist alles wieder gut? Wieso hab ich das Gefühl, du bist immer noch sauer?“

Weil es so ist! Fauchte das Mädchen in Gedanken und schluckte den Wutball in ihrem Hals runter. Natürlich konnte sie das nicht laut sagen, aber Ladybug musste ihm antworten, denn sonst würde sie des Katers Verdacht verstärken, sie wäre noch wütend wegen der Grapsch Attacke. Also hüstelte das Mädchen mit den Zöpfen und versuchte sich an einem Lächeln: „Das ist es nicht… ich… ich hab vorhin… dieses Mädchen getroffen. Marinette, du erinnerst dich? Du hast sie vor dem Evillustrator und dem Glaciator beschützt.“

Chat Noirs Augen wurden groß und er sah betreten weg. Ladybug atmete tief ein und erfand dann weiter: „Also auf dem Weg hier her bin ich an der Boulangerie Dupain-Cheng vorbei gekommen, da stand sie auf dem Balkon oben. Du kennst den doch… nun ja, sie sah so traurig aus und deswegen hab ich kurz gefragt ob alles in Ordnung sei?“ Kaum hatte sie es ausgesprochen biss sich der Käfer auf die Lippen. Na toll, jetzt hatte sie den Eindruck erweckt, sein Ausbleiben würde sie extrem runterziehen. Dass dies so war wollte das Mädchen mit den Zöpfen allerdings nicht zugeben. Schnell weiterflunkern: „Nun ja… da hat sie mir verraten, dass du sie in letzter Zeit häufiger besucht hast und ihr gute Freunde geworden seid und jetzt macht sie sich Sorgen, weil du plötzlich verschwunden scheinst. Auch wegen der ganzen Sache mit… mir…“

Chat Noir rutschte unruhig hin und her. Ihm stand das schlechte Gewissen im Gesicht und irgendwie empfand Ladybug einen Hauch Genugtuung. Sie sah nach oben zum wolkenlosen blauen Himmel an dem eine strahlende Morgensonne stand und fantasierte als weiter: „Du weißt, dass wir bei Zivilisten aufpassen müssen. Wenn jemand herausbekommt, dass wir näheren Kontakt zu jemand pflegen, machen wir diese Person zur Zielscheibe für unsere Feinde. Du bringst Marinette und ihre Familie in Gefahr und dich… und uns ebenso… das ist dir schon bewusst, oder?“ So jetzt hatte die Heldin ihren Partner an seine Pflicht erinnert… jetzt war es an der Zeit, sich selber einen Gefallen zu tun. Sie faltete die Hände in den Schoß und streckte die Füße aus. Heute durfte sie ein wenig egoistisch sein, oder?

„Aber… ich finde auch, du solltest ihr keinen Kummer machen. Vielleicht ist dir das ja selber bereits bewusst geworden, aber dann solltest du es ihr sagen. Nicht einfach ohne Erklärung sie meiden. Und…“ Ganz ruhig bleiben Marinette. „…wenn du mir versprichst vorsichtig zu sein, habe ich nichts dagegen wenn du sie besuchst. Schließlich kämpfen wir für den Erhalt von Freundschaft und… Liebe. Warum sollte das nicht auch für uns gelten?“
 

~Adrien~

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Sie hatte es herausgefunden! Ladybug hatte sein kleines eigenes Geheimnis herausgefunden. Chat Noir rutschte das Herz in die Hose, als seine Partnerin erklärte warum sie heute so humorlos war. Sie hatte von Marinette erfahren, dass sie sich trafen! In ihm zog sich alles zusammen. Davor hatte der Kater Angst gehabt! Wie erwartet erinnerte Ladybug ihn an die Notwendigkeit von Professionalität und Abstand zu Zivilisten, um weder sie noch die Pariser Helden in Gefahr zu bringen. Er hatte es gewusst… gleich würde sie ihm sagen, er solle Distanz zwischen sich und seiner Vertrauten bringen. Dabei…

Was genau wollte er eigentlich! Nein, Ladybug hatte Unrecht mit ihrer Vermutung, dass er selber soviel Verantwortungsgefühl besaß und deswegen Marinette die letzten zwei Tage nicht besucht hatte. Da gab es andere Gründe… ein aufgewühltes irgendwie unbeständiges Herz zum Beispiel, welches sich gerade ganz unbehaglich fühlte. Unruhig rutschte der katzenohrtragende Held herum und fühlte sich wie ein Fünfjähriger, dem man erklärte was Richtig und Falsch war und ihm war klar er würde seiner Partnerin Recht geben. Es war vielleicht wirklich Besser Abstand zu halten. Vielleicht beruhigten sich dann auch endlich diese seltsamen Gefühle die in Chat Noir hochbrodelten wenn er seiner Klassenkameradin nahe kam und ihn allmählich verrückt machten. Also wappnete der junge Mann sich… doch zu seiner Überraschung gab Ladybug ihrem Partner die Erlaubnis. Er musste sich verhört haben!

„Du… verbietest es mir nicht?“

Das schwarzgetupfte Mädchen sah ihn verwundert an, hatte die Hände links und rechts auf die Bank abgestützt und schüttelte dann den Kopf: „Ich kann dir gar nichts verbieten. Ich bin nicht dein Boss. Wir sind Partner… Freunde und ich vertraue dir! Ich bin sicher du gehst verantwortungsvoll mit der Situation um.“

„Keine Sorge Pünktchen! Das tue ich…“ flüsterte Chat Noir und rutschte näher. „Und mach dir keine Gedanken, du brauchst nicht eifersüchtig werden. Sie ist zwar ein wundervolles Mädchen, aber in meiner Herzen thronst nur du!“

Ladybug rollte mit den Augen und stupste ihrem Verbündeten auf die Nase: „Darauf verzichte ich dankend! …und hör auf mich Pünktchen zu nennen, du…“

„VORSICHT!“

Aus den Augenwinkeln hatte der Kater eine Bewegung wahrgenommen und packte Ladybug, als er sich abstieß und sie so mit sich von der Bank riss. Ein grünschimmernder Regen ergoss sich über der Bank und ließ Efeu aus dem Holz sprießen. Die beiden Helden rollten über den Boden und kamen wieder auf die Füße. Im Baum über der Stelle, wo sie bis gerade gesessen hatten hockte… eine Ansammlung von Obst und Gemüse? Zumindest sah es so aus. Die Nase war eine Birne, die Wangen Pfirsiche, Augen Kirschen mit Erbsenschoten als Brauen. Der Kopf komplett von Trauben, Getreideähren und verschiedene Beeren eingerahmt. Das Kinn ungeschälte Esskastanien, der Hals Zucchini und Rettich, ein Kürbis als Brustkorb. Kohlköpfe saßen statt Schultern oberhalb der lauchigen, mit Bohnenranken umwundenen Arme. Überall konnte man Blumen ausmachen, die zwischen den Verbindungen von Obst und Gemüse wucherten und wohl alles zusammenhielten. Einzig die Rechte Hand schimmerte Goldmetallic und hatte die Form einer Gartenbrause.

„Ein wandelnder Obstsalat…“ sagte Ladybug fassungslos. Das seltsame Wesen welches nun herunter zu ihnen sprang, stemmte die vegetarischen Arme in die Seite und… äffte sie nach? Ohne Ton? Einfach durch Gestik?

Das Heldenduo sah sich verwirrt an, dann mussten sie ausweichen, denn der wandelnde Obstkorb schoss wieder eine Wassersalve auf sie. Zwischen den Blumen herum hopsend, bedacht ja keine umzuknicken oder platt zu treten kam Chat Noir hinter ihrem Gegner zu stehen und lehnte sich auf seinen Stab. Ladybug war ihm quasi gegenüber und ließ ihr Jojo kreißen.

„Hmmm… das erinnert mich an das berühmteste Werk des Malers Guiseppe Arcimboldo.“ Das Wesen wirbelte auf seinen Wurzeln herum und der Kater fuhr seinen Stab aus um über es hinweg zu segeln. Noch immer gab ihr Gegner kein Geräusch von sich. „Wer?“ fragte das Mädchen mit den Zöpfen als ihr Partner wieder neben ihr stand und Chat Noir grinste. Endlich zahlte sich all die Lernerei aus.

„Kennst du sicher MyLady! Er war bekannt für seine seltsamen Porträts aus Blumen, Früchten, Gemüse und anderen Zeug wie zum Beispiel Bücher. Sein berühmtestes Bild zeigt Kaiser Rudolf den Zweiten.“ Wieder entkamen sie dem unheilbringenden Wasser.

„Wieso weißt du sowas?“ Leider klang seine Lady nicht so beeindruckt wie gehofft, eher als wäre ihr Hirn überfordert. Der Kater grinste und schlug ein Rad um wieder an ihre Seite zu kommen: „Du etwa nicht? Bist du gar nicht überwältigt von meinem Wissen? Hey! Mit Essen spielt man nicht!“ Letzteres hatte er ihrem Gegner zugerufen, der soeben Radieschen nach ihnen schleuderte und Ladybug wirbelte ihren rotierenden Schutzschild vor sie Beide: „Später vielleicht! Da es nicht spricht werden wir kaum erfahren, was es so wütend gemacht hat… geschweige denn seinen Namen.“

„Was hältst du von wandelnder Komposthaufen?“ Mit Leichtigkeit entkam Chat Noir einem Rankenarm. Der Akuma war nicht so behände auf seinen Wurzelbeinen wie manch anderer Gegner zuvor. Ehrlich gesagt amüsierte sich der Kater gerade immer im Kreis um ihn zu hüpfen. Ladybug schwang ihre Waffe und segelte über den Feind hinweg. Fluchend korrigierte sie ihren Ladeplatz, da sie fast ein paar Blumen mitgenommen hätte. „Nicht hilfreich!“ fauchte sie.

Der schwarztragende junge Mann schnipste: „Ich hab’s! Vertumnus! Gott der Erde und Jahreszeiten!“

Wie aufs Stichwort wirbelte der benannte Gegner herum und rammte dem Kater eine riesige Melone vor den Latz.

Chat Noir ging zu Boden und sah bereits eine Fontäne auf sich zuschießen, doch dann zog etwas an seinem Bein und er wirbelte durch die Luft. Nicht gerade sanft landete der junge Mann mit den Katzenohren neben seiner Partnerin, die ihr Jojo löste.

„Gut, Vertumnus… ich bin dafür, dass wir ihn bekämpfen wo er weniger Wurzeln schlagen kann.“

Damit rannten sie zusammen los und der wütend gestikulierende Obstsalat hinter her.

Ladybug und Chat Noir verließen den Park und hechteten um eine Ecke in eine Häuserflucht. Auch in dieser Straße konnten sie niemanden mehr ausmachen. Nur der Wind sirrte über die zahlreichen Fenster. „Ich denke der Akuma ist in seiner Wasser-Spritze-Vorrichtung.“ Spottete der Kater und das Mädchen mit dem Zöpfen an seiner Seite nickte: „Denke ich auch… nur wie kommen wir da ran? Zwar bewegt sich Vertumnus nicht besonders schnell, aber um sich selber recht wendig. Wir müssen ihn zum stillhalten bringen.“

Sie hatte Recht, wie immer. Chat Noir war das schon gewöhnt. In ihrem Team war sie für die Effizienz zuständig. Er hatte schon versucht, alleine Akumas zu händeln… was meist nicht besonders erfolgreich ausgegangen war. Als der junge Mann im schwarzen Suit noch geglaubt hatte, Ladybug würde mit Absicht Geheimnisse vor ihm haben und immer wieder verschwand, war der Kater allein gegen Frozer vorgegangen, den akumatisierten Leiter einer Eishalle. Doch Teamwork zahlte sich aus und inzwischen wusste Chat Noir was es mit den Alleingängen seiner Partnerin auf sich gehabt hatte. Im Moment dachte sie angestrengt nach und tippte mit dem Finger an ihr Kinn. Dieser ernste Gesichtsausdruck machte sie einfach unwiderstehlich. Mit einem romantischen Ausdruck in den Augen beobachtete der junge Mann sie. Was war das? Wieder eine Bewegung im Augenwinkel. Sofort stellte sich Chat Noir beschützerisch vor Ladybug, nur um im nächsten Moment grob zur Seite gestoßen zu werden. Ein Weiß-gelber Blitz jagte an dem Kater vorbei und sprang in Ladybugs Arme.

„Ladybug!“ quietschte Chloe Bourgeois und umarmte ihre Heldin feste. Wo kam die denn her? Chat Noir nahm seinen Stab runter und hörte dem Wasserfall der den Mund der Blonden verließ nur bedingt zu.

Bla bla Blumenverkäufer… bla bla warum hast du mich nicht geholt… bla bla ich bin Queen Bee, du brauchst mich… bla bla ja ich weiß, ich darf es nicht mehr sein… bla bla… der Akuma ist hinter meiner Schönheit her… bla bla beschützt mich… und so weiter.

In dem Moment kam der träge Obstkorb um die Ecke. Mit einem Satz waren die Helden auseinander und Chloe wurde zwischen zwei parkende Autos geschleudert. Dabei verlor sie ihre Handtasche und der Inhalt verteilte sich auf der Straße. Sofort war ihr lautstarkes Gekeife zu hören, aber darauf konnten sie jetzt keine Rücksicht nehmen.

Seine gepunktete Verbündete warf ihren Glücksbringer in die Luft. Immer wieder wenn Chat Noir das beobachtete verspürte er ein seltsames Gefühl von Neugier und Stolz. Man konnte nie wissen was für ein überraschender Gegenstand erschien und noch weniger, was für ein absurder Plan seine Lady damit schmiedete. Seine Kräfte waren weniger Fantasievoll. Einfach aber funktionell.

Mit großen Augen fing Ladybug eine scheußliche rote Sonnenbrille mit schwarzen Punkten auf. Die dunklen Gläser waren mit kitschigen Blumen eingerahmt. „Was ist das jetzt wieder?“ fragte die Bluenette frustriert und fokussierte ihre Umgebung. Der Kater grinste: „Das ist wirklich die peinlichste Brille, die ich je gesehen habe, aber ich glaube mit deiner Anmut bringst du sie zum strahlen MyLady!“

Mit einem kecken Grinsen wandte seine Partnerin sich ihm zu: „Charmant, aber die Brille ist für dich!“

„Was? Nein!“ Chat Noir hüpfte zwei Schritte zurück. „Schlechter Scherz! Die setz ich nicht auf! Ich hab einen Ruf zu verlieren!“

Doch er wusste bereits, dass er verloren hatte.
 

~Marinette~

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Der getupfte Filter legte sich auf Chat Noir, die Fensterfronten und Chloes Spiegel, der unweit der Handtasche auf dem Boden lag. Ladybug trat zu ihrem Partner und flüsterte rasch den Plan in sein Ohr, ehe sie wieder dem Spritzwasser ausweichen mussten. Langsam wurde das nervig…

„Ok los!“ schrie Ladybug und warf dem Kater die Brille zu. Noch immer nicht begeistert fing er sie auf und setzte sie auf seine Nase. Er sah zum brüllen aus, doch die Bluenette unterdrückte den Pruster, der sich hochdrücken wollte. Stattdessen spurtete sie zu Chloe hinüber und packte den kleinen Schminkspiegel.

„Ladybug! Ich verlange das du…“ keifte Chloe und verstummte augenblicklich, als Ladybug ihr Jojo schwang und sich hochzog. Die für sie bestimmte Wassersalbe sauste unter den roten getupften Füßen durch und donnerte gegen die Blondine. Eine tiefendnasse Narzisse , mit weißen Blättern außen und gelber Krone im inneren blühte nun zwischen den Autos.

„Entschuldige Chloe!“ rief das Mädchen mit den Zöpfen und landete auf dem Dach der Reihenhäuser. Unter ihr starrte das Gemüsemonster zu ihr hinauf und bemerkte nicht Chat Noir, der Mitten auf der Straße stand, mit peinlicher Sonnenbrille. Seinen Stab wie ein Spazierstock vor sich und die Pfoten drauf abgestützt. Sie selber pfriemelte den Klappspiegel auseinander und sah zur Sonne. „Bereit Chat Noir?“ schrie Ladybug und hörte seine Stimme: „Kataklysmus!“

Vertumnus drehte sich dem Kater zu und wurzelte über den Beton. Noch immer entspannt stand der junge Held da, nur die rechte Hand erhoben, um die seine mächtige Zerstörungskraft wabberte. Das Monster aus Blumen, Obst und Gemüse richtete seine Wasserkanone auf ihn und… warf die Arme stumm schreiend nach oben, als plötzlich die ganze Straße von Licht durchflutete wurde. Ladybug richtete den Spiegel aus, hatte die Augen zusammen gekniffen und reflektierte nun das Sonnenlicht, welches sich zigfach an all den Fenstern brach und gleißend hell einen Lichtkäftig um Vertumnus formte. Nur Chat Noir blieb unbeeindruckt. Pfeifend ging er zu dem Gegner hinüber und streifte das metallische Ende an dessen vegetarischen Arm. Mit einem kreischenden Quitschen rostete die Spritzvorrichtung dahin und ein kleiner schwarzvioletter Schmetterling befreite sich. Dies war Ladybugs Stickwort. Achtlos lies sie den kleinen Spiegel fallen, öffnete die Augen und holte mit dem Jojo aus.

Ein geläuterter weißer Falter verlies den magischen Gegenstand und die Bluenette landete neben ihrem Partner, der ihr grinsend die Sonnenbrille reichte. Mit einem „Miraculous Ladybug!“ wurde Paris in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und füllte sich mit Leben, als der riesige Blumengarten verschwand und all die Menschen wieder auf zwei Beinen standen.

„…mich beschützt! …nanu?“ Verwirrt sah Chloe sich um. Ladybug konnte es ihr nicht verübeln, richtete aber ihre Aufmerksamkeit auf den Mann der eben mitten auf der Straße aufgetaucht war. Er hatte eine Gießkanne in der Hand und wirkte desorientiert. Das Mädchen mit den schwarzblauen Zöpfen kannte das Gefühl. Kurz sah sie zu Chat Noir der stolz dastand und ging dann freundlich auf den ihr unbekannten Mann zu.

„Ist alles in Ordnung mit ihnen, Monsieur…?“

„Marteau… Gael Marteau… ja ich denke schon.“ Sagte der Florist., warf einen enttäuschten Blick auf Chloe und ging dann nach einem kurzen Dank davon.

Ladybug seufzte. Mal wieder Chloe. Sie hatte sich zwar schon verändert, durch ihre Verbundenheit mit dem Bienen Miraculous, aber immer noch einen weiten Weg zu gehen um ein netter Mensch zu werden.

„Tja… ich denke ab heute werde ich immer brav mein Gemüse aufessen!“ Der Kater war herüber geschwänzelt gekommen und hielt Ladybug seine Faust entgegen. Sie lächelte amüsiert und mit einem „Gut gemacht!“ besiegelten das Heldenduo ihren heutigen Sieg.

„Hey und was ist mit mir?“ fauchte die Blondine von der Seite, doch in dem Moment begannen die roten Ohrringe von Ladybug zu piepsen.

„Ich muss los! Das nächste Mal Chloe!“ Der Käfer schleuderte ihr Jojo, bemerkte dann aber den sehnsüchtigen Blick ihres Partners. Kurz ging das Mädchen in sich und lächelte dann aufmunternd: „Wir sehen uns Kätzchen!“

„Immer MyLady! Spätestens in meinen Träumen!“

„Du Spinner!“ lachte die Bluenette, überwand den Abstand zwischen sich und ihrem Verbündeten und flüsterte nochmals in sein Ohr: „Und klär das mit deiner Freundin!“ Dann sauste sie über die Dächer davon. Der dabei entstandene Luftzug brannte auf ihren geröteten Wangen.
 

~Adrien~

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„Du bist die einzige die ich als Freundin will!“ schrie Chat Noir seiner Lady hinterher, doch sie hörte ihn nicht mehr.

„Pah! Wirst du es nie müde, Ladybug hinter her zu schmachten?“ Der junge Mann mit den Katzenohren drehte sich um und sah zu einer genervten Chloe Bourgeois. Diese hatte ihre Habseligkeiten wieder eingesammelt und stand in einer überlegenen Haltung da. Das Smartphone wieder gegen ihr Kinn tippend. Nur nicht hinhören, sagte sich der Pariser Held und wandte sich ab. Jetzt wo die Gefahr vorbei war, fluteten immer mehr Menschen die Straße. Die Stadt füllte sich mit Leben und man ging zum Alltag über. Immer wieder sahen neugierige Augen zu ihm herüber. Chat Noir allein am frühen morgen auf den Pariser Straßen. Ein seltener Anblick. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendetwas an dem Gespräch, welches das Käfer- Katzen Team geführt hatte machte ihn stutzig. Ein Detail stimmte nicht… Chat Noir war es vorher schon aufgefallen, doch hatte er sich in dem Moment zu ertappt und befangen gefühlt um direkt darauf einzugehen. Wie konnte Ladybug Marinette auf deren Balkon gesehen haben? Seine Klassenkameradin war doch zuvor bei ihm zuhause gewesen und wollte zum Park… aber wo war die Bluenette? In den Blumenbeeten war dem Kater nirgendwo eine Blume aufgefallen, die das Wesen von Marinette wiederspiegelte. Doch es war auch unmöglich, dass sie so schnell nach Hause laufen konnte… vor allem wenn sie mit Mademoiselle Journalistin verabredet war. Irgendwas stimmte da nicht.

„Hey ignorierst du mich?“ Chloe war herübergekommen und baute sich vor dem Pariser Held auf. Verlegen grinste der Kater, verneigte sich vor der Blondine und stieß sich mit dem Stab vom Boden ab als sein Ring zu piepsen begann. Chat Noir ließ alles hinter sich und rannte über die Dächer davon.
 

„Darf ich fragen, was dich so lange aufgehalten hat? Dieses Mädchen ist doch schon vor geraumer Weile gegangen.“

„Entschuldige Natalie!“ Adrien machte ein zerknirschtes Gesicht. Schnell er brauchte eine Ausrede, die halbwegs plausibel klang: „Nachdem mir Marinette die Aufgabe erklärt hat, habe ich mich gleich hingesetzt und dabei die Zeit vergessen.“

Naja nicht ganz, aber die Wahrheit konnte er sowieso nicht sagen. Der blonde junge Mann, war sofort aus seinem Zimmer gespurtet, nachdem er zum Fenster rein und sich zurück verwandelt hatte. Natürlich stand die Assistentin seines Vaters da schon am Treppenabsatz, mit dem Finger an der Armbanduhr und hatte ihm einen tadelnden Blick zugeworfen. Jetzt trat sie hinter ihn und schob ihren Schützling zur Haustüre: „Keine Zeit mehr. Wir sind schon viel zu spät dran!“ Draußen parkte schon der Wagen und Adriens Bodyguard grunzte ungeduldig aus dem geöffneten Fenster. Eilig setzte sich das Model in das bereits gestartete Auto und dachte sehnsüchtig an die Backwaren, die seine Klassenkameradin am frühen Morgen gebracht hatte. Adrien grummelte der Magen, aber es half ja nichts. Deprimiert seufzte er… da wurde ihm ein Termosbecher und eine kleinere Papiertüte gereicht. Überrascht sah der Blonde in Natalies Gesicht. „Du wirst heute leider im Auto essen müssen. Und jetzt los!“ Damit stieß die Frau die Türe zu und der Wagen brauste davon.

Ungläubig starrte Adrien auf sein unerwartetes Frühstück, klemmte den Becher zwischen seine Knie und öffnete die Tüte, auf der das Emblem der Bäckerei Dupain-Cheng aufgedruckt war. Darin waren zwei Croissants. Die grünen Augen begannen zu leuchten und dankbar biss der junge Mann in die krossen Gebäckstücke.

In jener Nacht...

~Marinette~

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Ach es war einfach unfair. Niemand durfte wissen was sie als Ladybug tat, aber dafür auch noch bestraft zu werden…? Marinette seufzte auf dem Gang der Schule, auf den sie wegen ihres zu spät Kommens wieder mal stehen musste. Nur diesmal allein. Letzte Woche hatte wenigstens Adrien ihr Gesellschaft geleistet… war neben ihr gestanden. Nicht das dies besonders gut gelaufen wäre…

Die Bluenette lehnte neben der Klassenzimmertüre an der Wand und erinnerte sich gut an die Rüge ihrer Eltern, weil sie so spät von der Lieferung zurückgekommen war. Morgen sollte sie sich besser bemühen. Und zu allem Überfluss hatte Madame Mendeleiev sie sofort wieder hinausgejagt. Das Leben war schon ungerecht.

Aber… ein großes ABER, sie hatte heute früh Adrien gesehen. Mehr noch, er hatte sie an der Hand genommen und mit in sein Zimmer gezogen. Marinette war selig, giggelte mit den flachen Händen an den erröteten Wangen und hätte davon tanzen können. Doch im gleichen Moment verschlechterte sich ihre Laune. Dieser vermaledeite Straßenkater kam ihr in den Sinn. Wo hatte er sich nur rumgetrieben? Vor lauter Kummer über diese Frage hatte sie ganz vergessen mit ihrem Partner zu besprechen, was sie gegen dieses Gerücht, sie wären zerstritten tun sollten. Stattdessen hatte die Bluenette als Ladybug ne haarsträubende Geschichte erflunkert. Nun sah es so aus, dass ihr wahres Ich sich verzweifelt nach dem Streuner verzehrte. Sie sollte sich schämen! Ja gut, genau das tat Marinette gerade auch. Statt ihn sanft in ne Richtung zu lenken, war sie mit Pauken und Trompeten vorgefahren. Oh Mann! Wenn Chat Noir klug war blieb er jetzt erst Recht weg. Jawohl! Sonst würde sich das Mädchen mit den Zöpfen noch mehr Ausreden einfallen lassen müssen und irgendwann den Überblick verlieren. Ging es noch erbärmlicher?

„Bei deinem Gesichtskino würde ich gern Eintritt in deine Gedanken zahlen!“ grinste Alya in der geöffneten Tür zum Klassenzimmer lehnend. Ertappt stellten sich die schwarzblauen Haare auf. Seit wann stand die Rothaarige denn da?

Marinette schossen die Schweißperlen auf die Stirn, was ihre Freundin dazu brachte lauthals zu lachen: „Jetzt komm endlich rein! Hast du nicht gehört, dass es geläutet hat?“ Die Bluenette schüttelte den Kopf und der Schulalltag hatte sie wieder.
 

„Doch wirklich! Als ich auf dich gewartet habe ist plötzlich dieser schweigsame Obstkorb vor mir gestanden… da schau mal, er hat direkt in meine Kamera gesehen. Ich kann dir sagen da ging mir kurz die Muffe, aber dann… war ich plötzlich ne Blume!“ Begeistert wie immer informierte Alya den kompletten Schulhof über den Akumaangriff des Morgens. Gut eigentlich wollte sie nur Marinette alles erzählen, doch inzwischen stand sie auf der Bank und rezitierte als wäre sie im Theater und alle die nicht dabei gewesen waren lauschten mitfiebernd. Die Rothaarige machte ausführlich weiter: „Nach und nach hat dann dieser bescheuerte Gärtner immer mehr Blumen angeschleppt. Halb Paris muss das gewesen sein. Du kannst dir vorstellen wie doof ich geschaut… äh geblüht habe, als ich die Mädels erkannt hab. Naja, dann tauchten Ladybug und Chat Noir auf. Ich hab mit den Blättern gewedelt um sie auf mich aufmerksam zu machen… aber die Fähigkeiten einer Tigerlilie sind arg begrenzt. Wenigsten weiß ich jetzt, dass die Beiden nach wie vor ein Team sind… Ich meine, sonst wären wir ja jetzt nicht da!“

Marinette saß ebenfalls auf der Bank, schaute von ihrem Handy auf, wo wieder eine Nachricht ihres ehemaligen Klassenkameraden eingegangen war und bemühte sich nun ein gespanntes Gesicht zu machen. Puh, wenigstens etwas Gutes hatte der Morgen gebracht. Trotzdem würden sie und ihr Partner schnellstens die Lage klarstellen müssen. Die Leute durften nicht das Vertrauen in ihre Helden verlieren.

„Mal was anderes!“ Rose warf sich zwischen Alya und Marinette und hielt letzterer das Modemagazin unter die Nase, in welchen sie erst selber am Sonntag gestöbert hatte. „Hast du das gesehen? Da ist ein Wettbewerb drin zur Fashion Week. Man muss ein Kleidungsstück gestalten und sich dabei von Ladybug und Chat Noir inspirieren lassen.“ Das Mädchen mit den kurzen blonden Haaren und dem auffälligen pinken Outfit schlug die Doppelseite auf, wo der Artikel zu den Pariser Helden stand. Derselbe, den die Bluenette angestarrt hatte… gut eigentlich nur das Bild von sich selber und Chat Noir. Was da stand war ihr gar nicht aufgefallen. Die abgebildete Kollektion war nur ein Beispiel. Man sollte selber kreativ werden.

„Hey das ist doch genau was für dich Marinette!“ Alix kam ebenfalls herüber und sah auf die bedruckten Seiten. „Aber Einsendeschluss ist schon Sonntag via Email. Schaffst du das?“

Die schaulustigen Schüler bemerkten, dass Alya nicht mehr weiter ausschweifen würde und begannen sich wieder um sich selber zu kümmern, während nun auch die Rothaarige nach dem Magazin griff und den Artikel überflog. „Nun gut, es geht erstmal um einen Entwurf. Also nähen musst du es nicht so eilig. Aber da werden viele mitmachen. Deine Idee muss also unglaublich sein!“

Marinette sah zwischen ihren Freundinnen hin und her: „Äh… ihr tut ja so, als würde ich da auf jeden Fall mitmachen. Ich weiß ja gar nicht ob ich das will.“

„Natürlich willst du!“ kicherte Rose und nahm Alya das Heft wieder ab um ihre Freundin mit den Zöpfen auf etwas aufmerksam zu machen: „Wenn dein Entwurf gewinnt wird er von Adrien getragen! Oder von dem neuen Model seines Vaters… diese Ivette. Man kann auch für Beide etwas einreichen.“ Anscheinend war es beschlossene Sache. Marinette bekam einen roten Schimmer auf den Wangen. Ihre Mädels glaubten an sie, doch…

„Ich bin nicht so gut.“ Die Bluenette schluckte. Da klopfte ihr die Rothaarige auf die Schulter: „Hallo? Wer hat den hier damals den Wettstreit um den besten Hut gewonnen? Etwas mehr Selbstvertrauen!“

„Genau, wir glauben an dich!“ sagte Juleka und alle nickten. „Und wenn du Hilfe brauchst sind wir zur Stelle!“ lächelte nun auch Mylene. Nochmals sah Marinette in die erwartungsvollen Augen ihrer Freundinnen. Tränen der Freude stiegen in ihr hoch und sie musste sich über die Augen wischen.

„Marinette?“ fragte Rose lächelnd und die Schwarzblauhaarige nickte. Mit Schwung und voller Kampfgeist sprang sie auf: „Ihr habt Recht! Auf in die Schlacht!“

Und die Mädchen jubelten begeistert auf.
 

„Das ist ne saublöde Idee, Tikki! Das schaff ich niemals!“

Marinette war kaum nach Hause gekommen, da hatte sie sich schon an ihren Schreibtisch gesetzt und wie wild drauf los gezeichnet. Jetzt war es draußen dunkel und die Bluenette lag flach, mit dem Gesicht nach unten zwischen all den zerknüllten Papierkugeln, die sich auf dem Tisch und überall um sie herum auf dem Boden stapelten. Ihr Kwami schaute von einem Macaron auf und kicherte belustigt: „Aber warum denn nicht?“

Das Mädchen mit den Zöpfen drehte den Kopf und zog eine Schnute: „Ich hab absolut keine Ideen. Und keine Zeit! Bis Sonntag ist das nicht zu schaffen… warum hab ich den Artikel nicht früher gelesen?“

Überlegen sah Tikki ihre Besitzerin an: „Ich würde sagen du warst von einem paar besonders strahlender grüner Augen abgelenkt.“ Marinette stöhnte auf und versank wieder im Papierberg. Warum musste dieses kleine Geschöpf auch noch Recht haben?

Tikki legte ihr Macaron nieder und sauste zu der Mappe in der die Bluenette ihre Entwürfe aufbewahrte, die sie nicht in ihr Notizbuch gezeichnet hatte und zog ein Blatt heraus: „Was ist denn damit? Das ist doch… eindeutig passend zum Thema.“ Das Blatt segelte durch die Luft und landete genau vor dem Mädchen. Es war die Skizze die den Mantel für Chat Noir zeigte. Natürlich hatte der Marienkäfergeist Recht, aber war ein Mantel wirklich gut genug für einen Wettbewerb? Noch dazu hatte Marinette ihn nicht für so einen geplant gehabt, sondern einfach gezeichnet. Den Kopf voll von ihrem schnurrenden Partner. Diese Augen… seine Wärme… die breiten Schultern… die Gefühle, welche die Bluenette ausgefüllt haben, als er neben ihr lag…

Marinette schüttelte den hochroten Kopf. Tikki sah sie seltsam an: „Ich glaube deine Reaktion hat gerade nichts mit dem Mantel zu tun, kann das sein?“ Ertappt schreckte das Mädchen zusammen und studierte mit den Augen die Decke. Kleine Schweißperlen auf der Stirn. Der Kwami kicherte.

„Oh Marinette!“

Die Angesprochen wandte nur die Augen ihrer Freundin zu und schürzte die Lippen, dann musste sie ebenfalls lachen und streckte die Zunge raus, dabei wuselte das kleine Wesen ihr durch die Haare.

Das Mädchen mit den Zöpfen schob sich vom Tisch weg und stand auf: „Ich brauch ein wenig frische Luft. Kommst du mit raus Tikki?“ Ihr Kwami saß bereits wieder bei ihrem Macaron, schaute dieses sehnsüchtig an und antwortete ihrer Freundin: „Ich komm gleich nach!“

Marinette lächelte verständnisvoll und erklomm die Treppe zur Galerie. Seufzend stieß sie die Dachluke auf und versteinerte. Gegen den Nachthimmel und die erleuchtete Notre Dame zeichnete sich der Umriss des Katers ab. Er stand mit dem Rücken zu ihr, die Ohren hingen leicht hinunter. Seine ganze Haltung strahlte Unsicherheit aus. Plötzlich fluteten all die Gedanken, welche die Bluenette während der letzten Tage beschäftigt hatten durch ihren Kopf. Das der Kater so lange fern geblieben war, sein freches flirten heute Morgen, die Sorge um ihn und eine leichte Wut, dass sie als Ladybug ihn erst hatte darauf aufmerksam machen müssen, er solle nicht einfach ohne Erklärung von ihr Abstand nehmen. War er deswegen gekommen? Wollte er Lebewohl sagen? Marinette schnürte es die Kehle zu. Das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass dieses vertrauensvolle Band, was sie in den letzten Wochen gemeinsam knüpften schon wieder zerriss. Sie wusste, es war besser so… schon allein, wegen dieser verwirrenden Gefühle, die der Pariser Held in ihr aufwühlte. Aber sie befürchtete auch, dass Chat Noir wieder so einen Einbruch erleben könnte. Letzte Woche hatte er Glück gehabt und kein Akuma war über ihn gekommen, doch was wenn es wieder passierte? Immer noch beschäftigte Marinette die Frage ob ihr Partner ansonsten jemanden hatte, an den er sich wenden konnte? Sich anlehnen konnte wenn er traurig und sich allein fühlte. Bei seinem Zusammenbruch klang es so, als gäbe es niemanden… außer jetzt sie, Marinette. Diesen Anker wollte sie ihm nicht nehmen… konnte er ihn aufgeben?

Das Mädchen mit den Zöpfen sollte sauer auf ihn sein. Zwei verdammte Tage war er nicht gekommen… davor ständig nach seinen Rundgängen erschienen, frech grinsend und zum kurzweiligen Zeitvertreib. Doch jetzt wo sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, war er auf Distanz gegangen. Obwohl der junge Held sagte, er würde ihr immer zuhören, so wie sie ihm. Doch als die Bluenette ihn gestern gebraucht hätte, um zugegebenermaßen ein banales Mädchen-Liebesthema zu besprechen, war er nicht da gewesen. Ja Marinette sollte wütend sein… erst gestand sie ihm wen sie liebte, dieses riesige Geheimnis welches die Schwarzblauhaarige preisgab. Dies war ihr schwer genug gefallen und jetzt wollte er einfach aus ihrem Leben verschwinden? Den würde sie jetzt was husten!

Marinette kletterte nach oben und stampfte auf den Kater zu, der immer noch mit dem Rücken vor dem Geländer stand. Unmöglich das er sie nicht hörte. Er zuckte auch zusammen bei jedem ihrer Schritte. Ihm schien bewusst wie sauer und enttäuscht Marinette von ihm war?

Jetzt stand sie hier, nur wenige Zentimeter hinter Chat Noir und plötzlich wusste die Bluenette nicht mehr was sie ihm an den Kopf hatte werfen wollen. Mitfühlend betrachtete sie seine Körpersprache, unsicher, ihren Wutausbruch erwartend. Die Ohren gesenkt, die breiten Schultern angespannt, die Hände vor der Brust. Auf einmal hatte Marinette ein ganz anderes Bedürfnis als ihren Verbündeten rund zu machen. Ihr Herz pochte bis in ihre Ohren und trieb die Röte in ihr Gesicht. Sie wollte ihn berühren…

Er sollte nicht so verschämt sein, er sollte wenn er bei ihr war lachen, sich sicher fühlen. Wer wusste schon, was er sonst einstecken musste und als Ladybug, war sie auch nicht immer die Freundlichste zu ihm. Obwohl die Bluenette es sich vorgenommen hatte. Genauso wie ihr Verlangen, ihr Herz wieder mehr auf ihren Klassenkameraden zu fokussieren. Doch Adrien war jetzt nicht hier und überhaupt schien er unerreichbar. Nach Chat Noir musste Marinette nur die Hand ausstrecken… doch war das richtig? Hatte ein Akuma von ihr besitzt ergriffen? In ihrem Magen flatterte es, wie tausende Schmetterlinge. Langsam hob das Mädchen die Arme und legte sie um Chat Noir, ihre Hände auf die Seinen auf dessen Brust. Wollend schmiegte sie sich an den warmen Körper vor sich. Er war da! Das zählte! Und für diesen Moment wollte Marinette ihn Nahe sein, ehe er ihr vermutlich sagte, dass er in Zukunft nicht mehr kommen würde. Es war besser so… und doch schmerzte es. Nach ihrer verkorksten Lügengeschichte war es das Beste. Er stand vor ihr, die Muskeln gespannt, aber drehte sich nicht weg. Wies das Mädchen mit den Zöpfen nicht ab. Der aufkommende kühle Nachtwind spielte mit ihren Haare und umschmeichelte ihre von der Umarmung verbunden Körper. Marinette hörte sein Herz zwischen den Schultern schlagen. Genauso laut wie ihr eigenes. Tikki hatte Recht gehabt und so hörte sie weiter zu. Ein Lächeln auf den Lippen. Anscheinend war sie ihm ebenfalls nicht egal. Was war das nur für eine Situation, in die sie sich gebracht hatten?

„Ich hab dich vermisst!“ flüsterte die Bluenette gegen den schwarzen lederartigen Stoff. Punkt! Aus! Vorbei! Ihre Würde ging über Bord.
 

~Adrien~

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Ganz deutlich konnte er ihren Busen spüren, der sich samt ihrer zierlichen Gestalt an ihn drückte. Unter normalen Umständen hätte Chat Noir das Aufwallen seiner Hormone genossen, doch jetzt war es absolut unpassend.

Also atmete er tief durch, zog seine Hände unter denen der Bluenetten hervor und legte sie nun seinerseits auf ihre. Heute Morgen hatte der Blonde am Fenster gestanden, obwohl er nicht wusste wer die Bestellung der Backwaren liefern würde. Als er Marinette entdeckte konnte ihn nichts mehr halten. Adrien war die Treppe hinunter gestürmt und natürlich auf Natalie getroffen, die ihn überrascht ansah. Schnell hatte er ihr erklärt, er würde öffnen und dann gerne noch etwas mit seiner Klassenkameradin wegen der Hausarbeit besprechen. Die Assistentin seines Vaters war verwundert gewesen, akzeptierte dann aber nickend. Natürlich war es gelogen. Adrien war ein guter aufmerksamer Schüler. Der Beste seines Jahrganges. Er brauchte keine Hilfe und doch schien es ihm ein guter Vorwand Marinette auch mal ohne seine Verwandlung und außerhalb der Schule, ohne all die Anderen näher kennen zu lernen. Wie der junge Mann vermutete, konnte die Bluenette sich gar nicht konzentrieren und war fahrig geworden. Ihre gerötete Nasenspitze, die verschreckte Art… bis letzte Woche hatte Adrien geglaubt, seine Gegenwart wäre dem Mädchen unangenehm. Jetzt wusste das junge Model es besser! Jetzt konnte er deutlich sehen, was es mit seiner Klassenkameradin machte wenn er ihr Näher kam. Vielleicht genoss er deswegen ihre Reaktion so. Doch ihr Geständnis, sie wäre ihn gestern gern besuchen gekommen hatte ihn dann doch überfordert. Wer weiß wie ihr Gespräch weiter verlaufen wäre, doch man konnte fast sagen zum Glück… oder zum Unglück hatte Alya sie unterbrochen und Marinette abgeordert. So musste man es ja fast nennen, so schnell wie die Bluenette aufgebrochen war. Adrien lies Plagg nicht mal Zeit eine gehässige Bemerkung zu machen, verwandelte sich und flüchtete aus dem Fenster. Statt eines reichlich gedeckten Frühstückstisch waren Ladybug und er gegen einen wandelnden Obstsalat angetreten, der Paris in einen Garten verwandelt hatte, mit den Einwohnern der Stadt als Zierpflanzen. An den Kampf selber konnte sich Chat Noir kaum erinnern, es war einer von vielen gewesen. Doch an das Gespräch mit seiner gepunkteten Partnerin, davon wusste der katzenohrtragende Held noch alles. Wieso hatte Marinette geplaudert, ihr beider Geheimnis preisgegeben? War sie wirklich so traurig über sein Ausbleiben gewesen? Hatte sich Sorgen gemacht? Und wie war sie so schnell wieder zu sich nach Hause gekommen um dies überhaupt zu können?

Nach wem suchte Ladybug unter all den Blumen? Ihre wachsamen Augen voll von Furcht? Wer war der Typ in den seine Lady verliebt war und warum konnte er es nicht sein? All das beschäftigte Chat Noir den restlichen Tag. Beim Schneider konnte er sich kaum konzentrieren. Gut musste er zum Glück auch nicht, sondern nur stillhalten. All die Fragen im Kopf quälten ihn weiter, auch jetzt noch.

Wirklich der Kater hatte überlegt, ob es nicht doch besser war, von Marinette fern zu bleiben. Doch die Sehnsucht war größer und er wollte sie nicht traurig wissen. Auch wenn er ihre Gefühle nicht auf die dieselbe Art erwiderte, wollte er nicht der Grund sein, dass sie sich sorgte und plötzlich einsam fühlte. Er kannte das letztere Gefühl zu gut und außerdem war er ihr das schuldig, nachdem sie ihn aufgefangen hatte. Sie war sein Rettungsboot und er wollte auch ihres sein. Wäre da nicht sein Herz, welches stärker und stärker für sie schlug. Genauso verzehrend wie für Ladybug.

Plagg hatte ihn ausgelacht, als Adrien seinen Kwami nach dem Abendessen davon erzählte. Erneut erinnerte der Katzengeist mit dem zu groß wirkenden Kopf daran, dass es besser war bei einem Mädchen zu sein, welches ihn ebenfalls liebte, als sich nach einer Heldin zu verzehren, die den jungen Mann nur zurück wies. Doch konnte er das einfach tun? War Chat Noir in der Lage sich darauf einzulassen? Würde er Marinette dann nicht als Trostpflaster ansehen, weil der Kater wusste wo er sie finden konnte?

Mit einem schlechten Gewissen hatte Chat Noir sich schließlich auf den Weg gemacht und dann unschlüssig auf dem Balkon der Bluenetten gestanden. Wie sollte er ihr begegnen? Würde sie ihn überhaupt noch sehen wollen? Sicher war sie sauer und es wunderte den Blonden nicht. Zuerst hatten sie sich immer öfter gesehen, er sie besucht ohne sich was dabei zu denken und jetzt… war irgendwie alles anders. Unsicher stand Chat Noir an der Brüstung der Dachterrasse und sah zur Notre Dame hinüber. Wie friedlich sie auf ihrer Insel stand. Am Freitag hatte sie ihm keinen Trost gespendet, doch jetzt schien die Kathedrale ihm ermutigend zuzulächeln. Doch der Kater hatte Angst vor Marinettes Reaktion ihn wieder zu sehen und mehr noch was er darauf hin tun würde. Wenn sie ihn wegschickte würde er es akzeptieren. Es war besser so…

Da hörte er ihre wütenden Schritte hinter sich. Sie hatte ihn entdeckt. Chat Noir wappnete sich und knibbelte mit den Krallenbewehrten Händen vor der Brust herum. Er spürte die Angst in sich hochkriechen, jeden Zentimeter den das Mädchen näher kam. Schick mich nicht weg! schrie sein Herz, während der Kopf darum flehte. Warum wusste der junge Mann nicht mehr was er fühlte? Was wollte er wirklich? Wo wollte er sein? Diese Frage hatte auch sein Kwami gestellt.

Und jetzt umarmte Marinette ihn. Einfach so. Fest schmiegte sie sich an ihn und verwirrte den jungen Mann damit vollends. Sei nicht gut zu mir, flehte er und spannte sich an, dabei wollte Chat Noir nichts mehr als ihre Umarmung erwidern. Sei wütend, schrei mich an, doch gib mir nicht das Gefühl, dass du mich auch in dieser Gestalt magst. Das der junge Held von Marinettes Liebe zu seinem anderen ich wusste machte es auch nicht leichter.

„Ich hab dich vermisst!“

Vier Worte und Chat Noir lief ein Schauer über den Rücken. Ein kleiner Satz und er fühlte sich wie Pudding in ihren Armen. Feste drückte er die zarten Hände mit den seinen, darauf bedacht die Bluenette nicht mit den Krallen zu verletzen. Mit gesenktem Kopf drehte der Kater sich zu ihr um, unfähig mit dem Chaos in seinem Kopf etwas zu erwidern. Marinette legte ihm eine Hand auf die Wange, zwang den jungen Mann quasi sie anzusehen, studierte seine ängstlichen Züge.

„Ich hatte Angst um dich in den zwei Tagen, nachdem was… passiert ist…“

Warum musste sie so lieb sein?

„Geht es dir gut?“

Bitte kümmere dich nicht so um mich. Gib mir nicht diese Gefühle.

„Warum bist du nicht mehr wieder gekommen?“

Chat Noir nahm vorsichtig die Hand des Mädchens von seiner Wange und legte sie auf sein Herz, fixierte sie mit seiner eigenen. Stutzig folgte Marinette mit den Augen und als sie errötete wusste der Kater, dass sie bemerkte wie wild ihm das Herz in der Brust schlug.

„Ich konnte nicht…“ flüsterte Chat Noir wahrheitsgetreu und sah dem Mädchen vor sich nun tief in die hellblauen Augen. „Ich bin verwirrt…“

„Verwirrt…?“ wiederholte Marinette fragend und der Kater beugte sich zu ihr hinunter: „Prinzessin… schick mich weg… bevor ich etwas sehr dummes mache…“

Ihre Augen wurden größer, als das Mädchen tonlos nachplapperte: „…etwas Dummes?“ Chat Noir konnte ihr ansehen, dass sie es genau verstanden hatte. Lauernd, auf jede Regung ihres weiter mit einem roten Schimmer belegtes Gesicht kam er noch näher. „Bitte halt mich auf, wenn du das nicht willst!“ Samtig schimmerten Marinettes Lippen, nur Millimeter von seinen eigenen entfernt.

„Chat… ich liebe jemand anderes…“ sagte sie, aber drückte den Kater nicht weg. Traurig lächelte er: „Ich auch Prinzessin.“

Marinette schloss die Augen und Chat Noir lies es geschehen.

Blick hinter die Masken

~Marinette~

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In ihrem Bauch kribbelte es. Tausende Schmetterlinge wirbelten auf und gaben Marinette das Gefühl zu schweben. Chat Noirs Lippen auf den ihren, warm und zärtlich. Nicht zu vergleichen mit dem Kuss damals bei Dark Cupid, oder dem Übergriff in der vergangen Woche. Obwohl es also nicht ihr erster Kuss war, fühlte es sich für die Bluenette so an.

Der Kater legte seine freie Hand auf ihre Hüfte und zog sie näher an sich. Wie er sie nun so berührte fühlte es sich richtig an. Marinette verspürte keine Angst und legte ihre zweite Hand nun ebenfalls auf seine Brust.

Mit einem feuchten Geräusch trennten sich ihre Lippen. Marinette ließ die Augen geschlossen, fühlte dem Kuss nach mit rosigen Wangen. Bis eben war es ihr nicht bewusst gewesen, aber genau diesen Kuss hatte sie mehr als alles andere gewollt. Sie spürte wie Chat Noir seine Hände auf ihre Schultern legte, während das Mädchen die ihren an sich zog, eine Hand auf der anderen zwischen der Brust ruhend. Nicht irgendwer hatte der Bluenetten diesen Moment geschenkt, und somit die negative Erinnerung an den brutalen Kuss in etwas Neues verwandelt. Dafür war sie dankbar. Sie fühlte pures Glück.

Langsam öffnete Marinette die Augen. Auch die des Katers waren noch geschlossen, sein Gesicht ebenfalls gerötet. Nur sein Gesichtsausdruck wirkte so gar nicht entspannt. Er atmete schwer, die Lippen verkniffen. Bereute er es? Sofort fluteten tausend Bedenken den Verstand des Mädchens mit den Zöpfen. Was hatte sie da eben gemacht? Verlegen strich Marinette sich die Haare hinters Ohr und schlupfte beim wegdrehen unter den Händen des jungen Mannes mit den Katzenohren weg.

„Äh…“ unsicher lächelte sie und zuppelte weiter an ihrer Haarsträhne herum. Wie sollte die Bluenette jetzt ihren Partner ansehen?

Das er ihr nicht egal war, dass hatte Marinette längst begriffen. Nicht umsonst hatte sie Tikki gefragt ob man in zwei Jungen gleichzeitig verliebt sein konnte. Aber war das richtig? Konnte sie das mit ihren Werten und sich selber vereinbaren? Noch dazu wo sie Chat Noir gesagt hatte, dass sie in jemand anderen verliebt war… genau vor dem Kuss. Und was hatte der Kater geantwortet? Er ebenso? Und Marinette wusste genau wen er meinte. Sie war eine Betrügerin! Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie Ladybug war… er tatsächlich sie geküsst hatte… er musste sich genauso komisch fühlen wie sie. Ok, sei stark, sprach sich die Bluenette selber Mut zu und drehte sich wieder um. Chat Noir stand vor ihr mit hängenden Schultern. Eindeutig arbeitete es auch hinter seiner Stirn. Einen schier unendlichen Moment herrschte absolute Stille zwischen ihnen. Marinette schluckte. Mit zitternden Fingern hob sie die Hand, berührte den Kater erneut an der Wange… und er schreckte zurück. Mit panischen Augen starrte er die Bluenette an, flammend rot im Gesicht, drehte sich ab und sprang auf das Geländer des Balkons. Geistesgegenwärtig packte Marinette ihn am Arm.

„Chat was ist plötzlich…?“ Sie hatte Angst. Wenn das Mädchen mit dem Zöpfen ihren Verbündeten jetzt gestattete zu flüchten, würde sie ihn verlieren. Er nie wieder zu ihr kommen.

„Hab ich was falsch gemacht?“ Tränen stiegen in ihr hoch. Das wollte Marinette nicht. Sie wusste es wäre besser es hier enden zu lassen. Für sie Beide. Doch… was war das für ein Brennen in ihrer Brust. Marinette wollte ihn nicht aufgeben.

„Nein… nicht du…“ Chat Noir drehte sich nicht um, war immer noch zum Absprung gespannt. Doch das Mädchen ließ ihn nicht los, sondern verstärkte ihren Griff: „Das verstehe ich nicht… Chat was ist los?“

Bitte lass mich nicht so stehen, flehte Marinette innerlich, noch eine Zurückweisung verkrafte ich nicht! Es war schon schwer genug Adrien nur von Weiten zu lieben. Jetzt wo ihr Herz ebenfalls für Chat Noir schlug würde sie ihn um jeden Preis festhalten.

„Bitte…“ flüsterte die Bluenette und der Kater zuckte zusammen. Absoluter Schmerz lag in diesem kleinen Wort. „Lass mich los Prinzessin.“ Wieso klang Chat Noir genauso gepeinigt. Verzweifelt flutete nun Salzwasser die hellblauen Augen. Wenn er sich losriss würde sie ihn nicht halten können.

Noch energischer wurde Marinettes Stimme: „Nein, erst will ich wissen warum du…“

„Weil mein Körper auf dich reagiert!“

Der Nachtwind nahm zu. Trieb Wolken vor die aufglimmenden Sterne und kündigte ein nahes Sommergewitter an. Es vergingen Sekunden die sich wie Stunden anfühlten zwischen den beiden jungen Menschen. Endlich fand die Bluenette ihre Stimme wieder: „Wie… wie meinst du das?“

Eine zögerliche Frage. Sie wusste genau was der Kater meinte und hatte keine Angst davor. Wieder zog das Mädchen am Arm des Helden und erleichtert stellte sie fest, dass er sich nicht weiter wiedersetzte. Langsam betrat Chat Noir wieder den Boden des Balkons und Marinette packte auch seine andere Hand. Er sah sie weiter nicht an. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Er atmete laut, als wäre der Kater einen Marathon gelaufen. Die Bluenette spürte ihren Puls ebenfalls laut in den Ohren pochen. Aber egal wie aufgewühlt sie nun war, ihr war bewusst dem jungen Mann ging es genauso. Laut seiner Aussage sogar noch…

„Du… dein… Körper… heißt das… du bist…“ wie sollte Marinette das aussprechen? Es war ihr selber peinlich, obwohl es sie auch ehrte. Wer konnte schon behaupten einen Superhelden zu erregen? Er hätte es verneinen können, doch mit einem mehr als unglücklichen Gesicht nickte Chat Noir. Die Bluenette wiederstand der Versuchung an ihm hinunter zu blicken. Aufmerksam studierte sie stattdessen seine Gesichtszüge und forschte in sich selber nach. Es war ihr nicht unangenehm. Erleichtert atmete die Dunkelhaarige aus. Zum Glück… anscheinend war sie stark genug… konnte wohl mit den Geschehenen bei Luxuria nun abschließen.

Von Chat Noir als Frau angesehen zu werden, noch dazu in ihrer wahren Gestalt, war weit mehr als sie sich je von Adrien erhoffen konnte und allein der Gedanke machte sie glücklich. Marinette war sich nach wie vor sicher ihren Klassenkameraden zu lieben, doch nun begann sie zu akzeptieren was sie ihren Kwami bereits gefragt hatte: Ihr Herz schlug ebenfalls für diesen frechen, ewig Sprüche klopfenden flirtenden Kater, der aber in ihrer Gegenwart verletzlich und ehrlich wirkte.

„Ich glaub… ich meine ich hoffe… ich denke… ich weiß was du fühlst…“ versuchte das Mädchen mit den Zöpfen wieder ein Gespräch ins Rollen zu bringen und biss sich gleich auf die Zunge. Das war vielleicht in dieser Situation nicht gerade ein verständlicher Anfang. Also schluckte sie und startete erneut: „Gut… nein… nicht das… ich wollte sagen… nun vielleicht doch auch das… äh… ich… du… was ich sagen will…“ Oh nein! Ihr Hirn verzettelte sich. Aus dem Mund kamen genauso unverständliche Wortwirrwars heraus wie in Gegenwart ihres Schwarmes. Reiß dich zusammen Marinette! „Dein Schritt… nein… im Schnitt… ich meine vielleicht… nur vielleicht… könnte es sein… also… ich auch… ach quatsch… natürlich nicht… du bist ein Junge… äh auf jeden Fall bist du einer… oh Mann!“ Jetzt musste Marinette den Kater doch loslassen. Peinlich berührt verbarg sie ihr Gesicht in den Händen. Bitte… nur einmal wollte sie ihre Gedanken klar aussprechen. Aber das sie so stotterte war eindeutig der Beweis, dass sie für den Kater mehr fühlte. Ok, sie hatte es nie geschafft es Adrien zu sagen. War immer zurück gerudert. Wie sollte sie es nun also Chat Noir sagen?

Ein Geräusch ließ Marinette aufhorchen. Jemand lachte. Langsam rutschten ihre Hände nach unten und sie sah zu dem Kater, der hinter vorgehaltener Klaue griente. Dieser unmögliche Kerl!

Nun sehr angesäuert stemmte die Bluenette die Arme nach unten und zog einen Schmollmund. Wütend fauchte sie: „Lach mich nicht aus!“

Was Chat Noir nur dazu brachte noch mehr zu feixen! Noch immer eine Schnute ziehend sah das Mädchen zu Seite, dann durchfuhr sie ein Schauer… noch einer… und ehe sie sich versah musste Marinette ebenfalls lachen. Gott die Situation war echt zu dumm, aber wenigstens schien sich das andere Problem des katzenohrtragenden Superhelden erledigt zu haben.
 

~Adrien~

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Er hatte wieder eine Grenze überschritten. Warum konnte Chat Noir sich nicht mal beherrschen, wenn er bei klarem Verstand war? Eigentlich wollte er doch mit Marinette reden und dann…

Der Kater fühlte sich wie ein verlogener Betrüger. Die Bluenette hatte es selber gesagt, sie liebte jemand anderen und seit kurzen wusste Chat Noir ja wen. Ihn selber… nur ohne engen schwarzen Ledersuit. Aber… wieso stotterte seine Klassenkameradin herum, als wäre er nicht verwandelt? Gerade noch pochte das meiste seines Blutes im Unterleib und schon wurde es wieder im Kopf gebraucht und er konnte ein prusten nicht unterdrücken. Konnte es wirklich sein?

Vielleicht hatten sie mehr gemeinsam als er geahnt hatte. Chat Noir traute sich wieder den Blick zu heben. Wie unglaublich niedlich Marinette nur aussah wenn sie schmollte. Dann bebte sie und musste ebenfalls lachen und das machte sie noch attraktiver. Seinerseits fuhren seine Finger nun um ihre Handgelenke, überwand die kurze Distanz und stand nun wieder direkt vor ihr, das Gewicht auf das rechte Bein gelagert. Noch immer schmunzelnd ging er in sich, öffnete dann die Augen und blickte in die bezaubernden Hellblauen von Marinette. Da war eindeutig mehr zwischen ihnen und scheinbar hatten sie es Beide erkannt. Nur… konnte er sie danach fragen?

„Darf ich bleiben?“ Der Kater wusste er sollte es nicht, aber gleichzeitig wollte er die Bluenette nicht verlassen und war froh, dass sie ihn ebenfalls immer wieder daran hinderte. Als sie nun nickte war der junge Mann regelrecht erleichtert. Marinette nahm ihn wieder an, selbst nachdem er ihr gesagt hatte, was ihre Anwesenheit mit seinem Körper machte. Sie akzeptierte es und vertraute ihm wohl voll. Ansonsten hätte sie ihn sicher nicht nach all dem wieder in ihr Zimmer gelassen.
 

„Fühl dich wie zuhau… nein… setz dich bitte!“ Seine Klassenkameradin verschwand durch die Bodenluke, die zum Rest der Wohnung führte. Sie wollte Tee und etwas zum knabbern holen und auf letzteres freute sich Chat Noir. Bei Marinette gab es immer leckere Sachen. Diesmal wiederstand er der Versuchung in ihrem Zimmer herumzuschnüffeln. Nein natürlich nicht! Um und auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Papierkugelberge, die es unmöglich machten sie zu übersehen, deswegen trat der Blonde hinzu. Raschelnd entknüllte er ein Blatt und stutzte. Wieder eine Skizze die ihn zeigte… also ihn als Model. Nun war seine Neugier gepackt und er strich weitere Blätter auseinander. Alle zeigten ihn… aber auch nicht… Waren das Kleidungsstücke für Chat Noir auf… seinem wahren Ich? Erschrocken riss der Kater wieder einmal die Augen auf. Hatte Marinette nun etwa doch eine Theorie? Nein! Stopp! Nicht die Pferde scheu machen… mit der Idee hatte er sich schon einmal vergaloppiert. Stattdessen griff er nach dem einzigen Blatt Papier, welches nicht zusammen geknüllt war. Nun sackte ihm allerdings die Kinnlade runter. Das zeigte nun ganz eindeutig seine Superhelden Präsents. Viel feiner ausgearbeitet, als die groben Skizzen zuvor. Mit großer Detail Verliebtheit war Chat Noir abgebildet in einem warm aussehenden Wintermantel. Sah sie ihn so? Nicht hingeschmiert, sondern genau gezeichnet? Sein Herz wummerte abermals in der Brust.

Mit einem Rumms wurde der Kater wieder in die Gegenwart geholt. Er schüttelte schmunzelnd den Kopf und hob dann das Holz der Luke an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kam Marinette nach oben. Chat Noir nahm ihr das Tablett ab und schob es über all das Papier auf dem Schreibtisch, kam dann zu dem Mädchen zurück, zog die Hand von ihrer Stirn, mit der sie sich eben über die schmerzende Stelle gerieben hatte und legte seine Lippen darauf. Augenblicklich hielt die Bluenette ganz Still. Jetzt merkte auch der Kater was er getan hatte, lies von ihr ab und verschanzte die Hände über kreuz in seinen Achseln. Dabei grinste er verlegen. Das war jetzt schon das zweite Mal an diesem Abend, dass er sie irgendwo küsste. Er musste sich echt zusammenreißen. Doch Marinette kicherte nur, mit den Fingern der linken Hand an den Lippen. Sie nahm es ihm nicht übel.

Sie setzten sich auf die Chaiselongue und die Bluenette reichte ihm eine Tasse. Ein Teller Kekse vervollständigte den späten Snack. Ob ihre Eltern noch auf waren? Das Mädchen hatte nichts gesagt.

„Sind deine Eltern noch wach?“ startete der junge Mann ein Gespräch. Marinette nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf: „Meine Mutter ja… mein Vater muss morgen früh um vier schon wieder in der Backstube stehen. Aber Maman hat mich ermahnt auch bald ins Bett zu gehen. Weißt du ich… ich liefere seit heute Gebäck zu… Adrien Agreste.“

Sie war immer leiser geworden. Schämte sie sich etwa? Aufmunternd lächelte der Kater: „Oh! Ist doch gut, dann siehst du ihn ja jetzt öfters.“ Das war ja auch seine Hoffnung gewesen, auch wenn er nicht geahnt hatte wer die Lieferung übernehmen würde. Das es Marinette machte war pures Glück gewesen.

„Ich weiß nicht ob das wirklich gut ist… ich hab mich wieder zum Trottel gemacht.“ Gestand die Bluenette und tunkte einen Keks in ihren Tee ehe sie abbiss. „Weißt du Chat, er hat mich gefragt was ich gestern vor seinen Haus gemacht hab… ich war so Gedankenverloren, dass ich irgendwie nach der Schule dorthin gelaufen bin. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, sorry, aber ich bin so verknallt in dich, alle meine Wege führen zu dir!“

Hustend verschluckte sich Chat Noir. Das hatte sie jetzt nicht gesagt? Alarmiert klopfte ihm Marinette auf den Rücken: „ Iss langsam! Alles ok?“

Noch immer nachschluckend nickte der junge Mann mit den Katzenohren. Seufzend setzte sich seine Klassenkameradin wieder hin und erzählte weiter: „Ich hab mir so gewünscht du wärst gestern gekommen. So gern wollte ich dir das alles erzählen… jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher warum. Schließlich hab ich mich schon mit Alya… du kennst sie ja, mich ausgetauscht. Aber… ich hatte irgendwie gehofft weil… weil du… nun ja… weil du…“ Marinette lief wieder knallrot an und verhaspelte sich beim reden. Dabei sah sie Chat Noir immer wieder unsicher an. Irritiert erwiderte er den Blick: „Weil ich was?“

Das Mädchen nahm einen großen Schluck Tee. Unsicher starrte sie auf den Boden: „Weil du auch ein Junge bist… was denkt ihr euch dabei wenn ein Mädchen plötzlich ohne Grund vor eurer Tür steht?“

Ach so ist das also. Wie süß! Der Kater hüstelte künstlich: „Also ich für meinen Teil hätte mich gefreut, wenn so ein hübsches Mädchen vor meiner Haustür stehen würde.“

„Hübsch? Ich?“ Marinette schien ehrlich überrascht, dieses Wort mit ihr im Zusammenhang zu hören. Also legte Chat Noir nach: „Ja sehr hübsch!“ Und das Mädchen mit den Zöpfen errötete weiter, was ihn freute. Er machte eine Geste, dass Marinette fortfahren sollte.

„Nun gut… also heute Morgen hat er mir die Tür aufgemacht, als ich Backwaren geliefert hab und mich… er hat mich mit in sein Zimmer genommen. Adrien wollte mir eine Frage zum Schulstoff stellen, aber… er hat mich an der Schulter berührt und ich konnte nicht mehr denken. Ich konnte ihn fast schmecken…“

Ich würde dich jetzt auch gerne schmecken, schoss es durch Chat Noirs Gedanken. Entschieden schüttelte er den Kopf, was das Mädchen aber nicht bemerkte. „Ach ich weiß auch nicht… wahrscheinlich denkt er sich gar nichts. Für ihn bin ich nur eine gute Freundin und dafür sollte ich dankbar sein… denn…“ Nun sah die Bluenette den Kater an, aber sofort wieder weg. Nanu? Was war das denn gewesen?

Bis eben hatte Chat Noir mehr oder weniger entspannt auf dem Sofa mit nur einer Lehne gelümmelt, jetzt richtete er sich lauernd auf.

„Sag mal… was genau findest du eigentlich an diesem… Adrien Agreste?“

Eine Frage welche ihn schon länger beschäftigte. Was anderes als sein Aussehen konnte es ja nicht sein. Viele Mädchen schwärmten deswegen für ihn. Warum sollte es bei Marinette anders sein. Es wäre zwar schön, wenn sie ihn vom Gegenteil überzeugte, aber diese Illusion hatte das junge Model schon lange nicht mehr. Überrascht sah seine Klassenkameradin auf. Das schamhafte rot auf ihren Wangen wurde blumig. Ihre Augen träumerisch. Als sie nun sprach, war ihre Stimme durchtränkt von Liebe: „Er… Adrien… er ist einfach einmalig. So mitfühlend… immer hilfsbereit und überhaupt nicht abgehoben oder eingebildet. Er kümmert sich immer erst um andere. Seine ganze Art ist stets höflich, zuvorkommend und liebevoll. Und schlau ist er! Weißt du, er ist der Beste in der Klasse… ach was rede ich, vom ganzen Jahrgang. Er ist immer gerecht und freundlich… charismatisch und charmant…“ Die Bluenette schwärmte weiter und Chat Noir war sprachlos. Nicht ein Wort über sein Aussehen. Konnte es sein… er musste es genau wissen. „Und er sieht super gut aus!“ warf er ein. Marinette sah ihn kurz an, dann auf ihre Zehen, ein zartes Lächeln auf den Lippen: „Das ist mir nicht wichtig. Ehrlich gesagt, dachte ich erst er wäre ein reicher arroganter Schnösel, der sich auf sein gutes Aussehen beruft, weil er so berühmt ist und auch noch mit Chloe befreundet. Aber dann… nein es ist nicht sein Aussehen was mich anzieht… es ist sein Herz.“

Das Mädchen stellte die Teetasse auf den Boden, wo auch schon die des Katers stand und packte das kleine Couchkissen welches sie fest umarmte. Ihre Augen wurden melancholisch ehe sie weiter sprach: „Ach… was rede ich da… er wird mich nie bemerken…“

Ein eisiger Schauer durchfuhr Chat Noir als er ihre Trauer sah. Ihre Art ihn zu beschreiben, oder besser sein Ich ohne Maske hatten ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Sie liebte ihn wirklich und das nicht wegen seines berühmten Vaters oder seinem Gesicht. Marinette verzerrte sich nach seinem Herzen. Und doch… malte sie sich keine Chance aus. Das machte das Mädchen in diesem Moment klar.

„Ich bin tollpatschig…“

Du irrst dich, schrien Chat Noirs Gedanken.

„…bekomme ihm gegenüber keinen einzigen Satz heraus…“

Ich bemerke dich!

„Sicher findet er mich schräg…“

Jetzt in diesem Moment!

„Vermutlich bin ich das auch!“

Ich beginne zu begreifen…

„Er ist ein berühmtes Model.“

…das ich dich nicht verlieren darf!

NUR eine Freundin

~Marinette~

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„Ich… bin… nur…“ Marinette flüsterte diese Worte mit kurzen Unterbrechungen, da Chat Noir nach einer Haarsträhne von ihr gegriffen hatte und sie nun zwischen seinen Krallen zwirbelte. Verwirrt drehte sich das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren ihm zu und spürte wie seine Lippen sich auf ihre pressten und sie so am weiter sprechen hinderte. Zu überrascht um es zu begreifen ließ die Bluenette zu. Doch sofort schob der Kater sie wieder von sich, eindeutig erschrocken über sich selber. Und Marinette… musste lachen.

„Du solltest dein Gesicht sehen!“ Vielleicht sollte sie das Ganze ernster nehmen, konnte es aber nicht und das schmollende Gesicht von Chat Noir machte es ihr auch nicht leichter. Seine Augen waren immer noch unsicher, doch die Schnute eindeutig gespielt. Das Mädchen mit den schwarzblauen Zöpfen versuchte erneut ihn zu berühren, legte ihre Hand auf die Wange des Katers und diesmal zuckte er nicht weg. Diesmal flüchtete er nicht. Also waren sie schon einen Schritt weiter. Noch immer glucksend sah sie ihren Partner an: „Das nächste Mal frag mich bitte.“

Chat Noir stutzte: „Das nächste… mal?“ Marinette nickte. Vielleicht sollte sie es einfach akzeptieren. Sich gegen die eigene Gefühle zu wehren war eh unmöglich. Und mit dem jungen Mann mit dem Katzenohren konnte sie wenigstens noch halbwegs normal umgehen. Der Blonde schmunzelte erleichtert, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf in die Hand des Mädchens. Leise begann er zu schnurren.

Sie sollte nicht… doch Marinette erlag der Versuchung und begann den jungen Mann zu graulen, wie eine richtige Katze. Dieser grinste und öffnete eines der grünschimmernden Augen zu einem Spalt: „Willst du mich domestizieren Prinzessin?“

Mit gespielter Arroganz antwortete die Bluenette: „Ich dachte das hätte ich längst. Schließlich schlawenzelt schon seit Wochen so ein Streuner auf meinem Balkon herum. Und seit neusten auch in meinem Zimmer. Doch scheinbar wird er noch woanders gefüttert… zwei Tage war er mir untreu!“

„Autsch!“ Chat Noir hielt sich getroffen die Brust. Marinette triumphierte, doch dann wurde ihre Miene ernst. Das was ihr Partner gesagt hatte fiel ihr wieder ein: „Du hast gesagt… du konntest nicht kommen, weil du verwirrt warst?“ Sofort hörte der Kater auf zu schnurren. Ertappt setzte er sich gerade auf und blickte in den Raum. Dann nickte er.

„Warum?“ Marinette meinte es zu wissen, wollte es aber von ihm hören. Etwa aus dem gleichen Grund wie sie? Schließlich liebte ihr Partner sie als Ladybug, hatte aber nun ihr wahres Ich bereits zweimal geküsst. Zwei einhalbmal wenn man den Kuss auf die Stirn mitwertete und das allein heute. Voller Spannung rutschte sie näher und schob dabei den Teller mit den Keksen zur Seite.

Die Bluenette ließ dem Kater Zeit sich zu fassen, die richtigen Worte abzuwägen. Ein paarmal öffnete er den Mund und wagte es doch nicht zu sprechen. Marinette wusste, ihr würde es genauso gehen, darum war sie froh, dass nicht sie es erklären musste. Vermutlich wäre eh nichts Brauchbares aus ihr heraus gekommen… nur seltsames Gestammel.

„Du weißt…“ ergriff Chat Noir das Wort und das Mädchen schenkte ihm ungeteilt ihre Aufmerksamkeit. „Du weißt… dass ich in Ladybug verliebt bin. Schon seit ich sie kennen gelernt habe fühle ich so.“

Ja das wusste die Bluenette. Viel zu lange hatte sie geglaubt, die ganzen Flirtereien ihres Partners seien seinem flatterhaften Charakter zu verschulden. Er hatte es ihr erst sagen müssen, damit sie merkte wie ernst es ihm war. Wie lange das schon her war… genauso lange wie sie in Adrien verliebt war. Und jetzt… schlug ihr Puls wie verrückt als der Kater weitersprach: „Aber… ich fühle auch etwas für dich… bitte versteh mich nicht falsch… ich sehe dich garantiert nicht als… als…“

„Trostpflaster?“ half Marinette und biss sich unbehaglich auf die Unterlippe. Der blonde junge Mann mit den strubbeligen Haaren nickte unwohl.

„Und das verwirrt dich? Das ist der Grund warum du weg geblieben bist?“ Chat Noir nickte wieder und starrte auf die behandschuhten Hände in seinem Schoß. Das Mädchen zwang sich zur Ruhe und stellte eine Frage, die sie beschäftigte: „Meinst… meinst du nicht, das ist wegen letzter Woche… wegen… als ich dich aufgelesen habe? Ist es vielleicht… falschverstandene Dankbarkeit?“

Fassungslos starrten sie zwei komplett grün schimmernde Augen an und schon tat es der Bluenetten leid, dass sie gefragt hatte. Schließlich war sie auch sicher, nicht aus Mitleid sich zu dem Kater hingezogen zu fühlen. Schnell fasste sie nach einer Klaue und verschränkte ihre Finger mit seinen: „Vergiss die letzte Frage…“

„Nein… nein… du hast Recht…“ sagte Chat Noir und Marinettes Herz machte einen Aussetzer. „Du must so denken… ich meine jeder… ich auch, wenn ich nicht in der Situation wäre, würde das so betrachten… aber… Prinzessin…“

Die Tiefe seiner Augen schienen das Mädchen mit den Zöpfen aufzusaugen… es lag so viel Gefühl in dem Blick… so viel wie sie selber spürte und ihr Herz jetzt zum bersten drohte.

„…glaub mir… das ist nicht der Grund warum ich so gerne bei dir bin… warum ich dich… küssen will… warum ich total erreg-“ „Sprich es nicht aus!“ unterbrach Marinette knallrot und der Kater grinste. Er holte Luft und schloss dann: „Ich wusste nicht, dass man für zwei Menschen so fühlen kann… das ist verrückt oder? Ich meine… das ist doch unmöglich…“

Noch immer mit flammenden Wangen wandte sich die Schwarzblauhaarige um. Nein es war nicht verrückt, zumindest nicht für sie. Schließlich fühlte sie genauso. Gerade öffnete die Bluenette den Mund, da…

„Marinette!“ rief ihre Mutter von unten.

Panisch richteten sich beide junge Leute auf. Das Mädchen versetzte Chat Noir einen Schlag vor die Brust und er segelte, einen Aufschrei unterdrückend hinter der Chaiselongue krachend zu Boden.

„Ja… Ja Maman???“

„In 10min ist das Licht bei dir aus!“ Madame Cheng entfernte sich von der Treppe und Marinette atmete erleichtert aus. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie die Luft angehalten hatte.

„Ist gut Maman! Gute Nacht!“ Gott, irgendwann würden ihre Eltern noch spitz kriegen, dass sie in letzter Zeit öfters Herren… äh Heldenbesuch bekam.

„Oh Chat!“ Das Mädchen schreckte erneut zusammen und drehte sich um. Dabei landete sie auf dem Bauch und lugte über den Rand des Sofas nach unten. Doch da lag kein Kater. Verwirrt sah sich die Bluenette im Zimmer um. Wo war dieser Streuner nur hin?

„Chat?“ ein gebrülltes flüstern. Keine Reaktion. War er gegangen ohne auf Wiedersehen zu sagen? „Chat Noir? Wo bist du?“

Zwei schwarze Ohren stellten sich hinter der lilanen Kiste auf und Marinette atmete tief durch.

„Puh… ich dachte echt deine Mutter kommt hoch.“ Der Blonde hievte sich nach oben und lungerte über die Kiste, was das Mädchen hinter vorgehaltener Hand zum kichern brachte. Schelmisch grinsend nahm Chat Noir das zur Kenntnis, stand auf und kam um die Kiste herum auf sie zu.

„Prinzessin es bricht mir das Herz, aber ich vermute es ist besser wenn ich dich jetzt verlasse!“ Er deutete eine Verbeugung an. Marinette lächelte verständnisvoll und nickte, bevor sie aufstand. Schüchtern spielte sie mit ihren Fingern hinter dem Rücken, schlich die zwei Schritte zu ihrem Partner hinüber und sah betreten zu Boden: „Aber… du kommst diesmal wieder ja? Lässt mich nicht so lange warten… oder?“

In ihrem inneren kribbelte es. Die Bluenette spürte genau die Blicke, welche der Kater über ihren Körper und ihr Gesicht wandern lies. Dann bemerkte Marinette die behandschuhte Hand in ihrer Hüfte. Bestimmt wurde sie an den muskulösen Körper von Chat Noir gezogen, der ihr tief in die Augen sah, als das Mädchen aufblickte.

„Darf ich wiederkommen?“ Die Schwarzblauhaarige versank schier in diesem Grün. Wie ein junger Frühlingsmorgen im Wald. Frisch, klar und rein. Sie nickte und der Kater verstärkte den Griff.

Langsam senkte er den Kopf hinab. Die Bluenette spürte seinen Atem über ihr Gesicht huschen.

„Darf ich…?“ flüsterte ihr Verbündeter und Marinette schluckte. Errötend nickte sie erneut. Chat Noir lächelte liebevoll und verschloss ihre Lippen mit den Seinen. So warm… so weich… so gewollt…
 

Gleich darauf saß der Kater auf der Brüstung des Balkons und machte sich bereit zum Absprung.

„Also… bis morgen Abend Prinzessin!“ grinste er mit seiner überlegenen Art und Marinette schmunzelte. Dann wurde ihre Miene wieder ernst und sie fasste nochmal nach der Hand von Chat Noir, der sie überrascht anblickte.

„Was… was du… was wir vorhin geredet haben… äh… was du gesagt hast…“ Kommt schon Worte, flehte die Bluenette, nur dieses eine Mal.

„Äh… wegen dem… das du in Ladybug verliebt bist… und jetzt auch was... was fühlst… für mich…“ Ein roter Schleier schlich sich über die Wangen des Pariser Helden, der es nicht wagte zu atmen. Marinette schluckte hart und packte die krallenbewährte Hand fester: „Das ist nicht verrückt! Ich versteh das… weil… ich… ich auch… ich dachte auch, das ist unmöglich… aber… ich… du… verstehst du?“

Warum war es so schwer? Warum verfiel das Mädchen mit den Zöpfen immer ins Stottern, kaum dass es um ihre romantischen Gefühle ging? Es konnte doch nicht so schwer sein? Von sich selber enttäuscht zitterte Marinette und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Fasse dich, fluchte die Bluenette und startete erneut: „Was ich sagen will… du… ich freue mich… weil… ich auch… dich…“

„Darf ich dich küssen!“ Überrascht blinzelte Marinette und starrte in das total überforderte, knallrot glühende Gesicht des Katers, der bereits wieder vom Geländer rutschte und sie ohne eine Antwort abzuwarten wieder an sich zog und von ihrem Mund Besitz nahm. Gierig erwiderte die Bluenette den Kuss, legte ihre Arme um Chat Noirs Nacken und gewährte auch seiner Zunge den Einlass, als er danach verlangte. Dieser Kuss war wieder anders als alle zuvor, weder zweckmäßig oder brutal wie bei den Akumakämpfen, noch sanft und zärtlich wie alle an diesem Abend zuvor. Diesmal sprach die Lust aus ihm. Nach Luft schnappend trennten sich ihre Lippen, doch blieben sie in der Umarmung, nur Millimeter voneinander getrennt und sahen sich aus erregten Gesichtern in die Augen.

„Ich… ich muss gehen…“ schluckte Chat Noir und Marinette nickte.

„Wenn du mir sagst… ich soll bleiben… kann ich für nichts garantieren…“ Augenblicklich glühten die Wangen des Mädchens und der Kater grinste glücklich.

„Ich seh schon… Prinzessinnen benötigen ihren Schönheitsschlaf. Wir sehen uns morgen.“ Ein eiliger Kuss auf ihre Stirn, dann war der Kater tatsächlich über die Brüstung und entschwand in die Nacht. Marinette stemmte die Hände gegen das Eisen und beugte sich drüber hinweg um dem jungen Mann mit den Katzenohren nachzuschauen, doch bis auf einen gelegentlichen Schatten gegen den inzwischen wolkenreichen Himmel konnte sie nichts sehen. Sich benommen fühlend taumelte Marinette zurück, landete in ihrem Liegestuhl und wedelte sich mit den Händen Luft zu. Ihr war heiß und sie fühlte etwas in sich, was ihr neu war… eine schreiende Lust auf mehr. Wie war das alles nur passiert?

Ein wenig überfahren von all den Gefühlen, die gerade über sie rollten war Marinette schon und doch genoss sie es. Nicht immer nur aus der Ferne zu schwärmen, sondern plötzlich absolut gewollt zu sein… obwohl man wusste nicht die Einzige zu sein… oder doch wenn man es genau nahm, dass machte die Bluenette unglaublich glücklich. Kichernd umschlang das Mädchen mit den Zöpfen sich selber und kuschelte mit ihrer Vorstellungskraft.

„Ich brauche dich wohl nicht fragen, wie es gelaufen ist?“ Ein kleines rotes Leuchten schwebte aus der Dachluke und gesellte sich zu der ebenfalls wieder errötenden Marinette. Diese schüttelte grinsend den Kopf. Tikki lächelte verständnisvoll: „Und? Wie ist es den wirklichen Chat Noir zu küssen?“

Hmm? Eine gute Frage. Die Bluenette legte einen Finger auf ihre Unterlippe und fuhr sie langsam nach. Noch immer meinte sie den jungen Mann zu schmecken. Frisch und prickelnd…

„Wie ein warmer Frühlingsregen.“ Antwortete Marinette schließlich ihrer Freundin. Beide kicherten sie, bis der Kwami wieder das Wort ergriff: „Und? Denkst du, du kannst schlafen? Oder machen wir noch unseren Rundgang? Heute ist Ladybug dran wenn ich mich nicht irre.“

Marinette stand auf und streckte sich. Ihre wackeligen Beine fühlten sich wieder standfest an und bis auf die Schmetterlinge im Bauch ging es ihr gut, jedoch zu aufgekratzt um überhaupt an schlafen zu denken.

„Pflicht ist Pflicht!“ gestand die Bluenette und strich über ihre Ohrringe: „Tikki verwandle mich!“
 

~Adrien~

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Ungeduldig wartete Adrien an diesem regnerischen Morgen auf die Lieferung der Backwaren. Nicht weil er besonders hungrig war, sondern weil der Blonde Marinette wieder sehen wollte. Unruhig rieb er sich das müde Gesicht. Nachdem was in der Nacht passiert war hatte er unmöglich schlafen können. Auch wegen Plaggs andauernden Fragen, die ihn löcherten und verspotteten. Und das schlimmste war, dass dieser kleine schwarze Kwami Recht hatte. Bis vor kurzen hätte Adrien sich nie vorstellen können, Marinette näher zu sein als die guten Freunde die sie waren. Oder er zumindest gehofft hatte. Jetzt plötzlich war alles anders… sie war in seinen Augen anders. Nicht so abweisend und unnahbar wie Ladybug, die Adrien nach wie vor verehrte und sich nach ihr sehnte, sondern warm und sanft, leidenschaftlich und liebenswert. Die Wand um seinem Herzen, errichtet von ihm selber, als Schutz um nicht verletzt zu werden bekam Risse und Sprünge. Die sehnsüchtige Liebe zu der Pariser Heldin, welche wie auf einem Podest dort thronte und so den Wall verstärkte, niemanden näher heran lies wurde poröser und schuf kleine Löcher, durch die Adrien nun die reine Art von Marinette schimmern sehen konnte.

„Wie ist es NUR eine Freundin zu küssen?“

Kaum dass Chat Noir zum Fenster rein und sich zurückverwandelt hatte, war sein Kwami Zeter und Mordio brüllend in seinen Vorratsschrank verschwunden und erst mit vollgestopften Backen wieder aufgetaucht. Die Frage überhörte Adrien gekonnt, schwang sich auf seinen Schreibtischstuhl und rollte mit diesem durch den Raum. Eigentlich fehlte nur der Blütenregen um seine Stimmung zu untermalen. Der Blonde fühlte sich beflügelt und gleichzeitig benebelt von all den Emotionen die durch seinen Körper jagten. Plagg hatte unter jedem Arm ein Camembertstück und kam herübergeschwebt um sich auf der Lehne niederzulassen und wie ein Katzenköpfiger Geier auf den jungen Mann hinunter zu blicken. Schmatzend ergriff er wieder das Wort: „Oder muss ich jetzt schon Ladybug als NUR eine Freundin betiteln? Ich kann mich nicht erinnern, dass du je mit ihr so innig rumgeknutscht hast.“

Adriens gute Laune bekam einen säuerlichen Beigeschmack. „Hör schon auf!“ bat er seinen Begleiter, der nur die Nase rümpfte und erneut in den Käse biss. Plagg schluckte und grinste gehässig: „Kleiner mein Käse schimmelt schneller, als das du es begreifst! Du bist total in die kleine Bäckerstochter verschossen! Dein Herz jagt schneller und öfter als je bei Ladybug. Gut eventuell gleichschnell… was ja nicht blöd ist…“ Letzteres nuschelte der Katzengeist und das junge Model zog eine Augenbraue hoch.

Adrien war aufgestanden und Richtung Badezimmer verschwunden, aus dem er rief: „Ich bin wirklich baff, dass du dich seit neusten so um mein Liebesleben bemühst! Sonst machst du doch auch immer keinen Hehl daraus, dass dich sowas nicht interessiert.“

„Äh…Ähm… das ist nur weil ich auf das ganze Gebäck scharf bin!“ Plagg flog ebenfalls ins Badezimmer wo der Blonde mit Zähneputzen beschäftigt war. „Stell dir nur mal vor: Käse Croissants, Käse Cracker, Käse Stangen, Käsekuchen, Creamcheese Törtchen, überbackene Käsebrötchen, Käse…“

„Es gibt auch noch andere Sachen als Käse!“ grinste Adrien nachdem er ausgespuckt hatte. Der Kwami machte ein schwärmerisches Gesicht: „Für dich die Bäckerstochter, für mich das Käsegebäck!“

Ja so war ihr Unterhaltung abgelaufen, ehe der blonde junge Mann sich auf sein Bett geworfen hatte, nur um festzustellen, dass seine Gedanken immer wieder zu den Küssen wanderten, die er mit Marinette teilte. Wie weich und warm ihre Lippen waren. Kaum dachte er daran sprudelten wieder Hormone durch seinen Körper. Das würde er unter Kontrolle bringen müssen. Es war nicht gerade von Vorteil jedes Mal nur durch ihre Anwesenheit erregt zu werden. Leider sah es nämlich ganz danach aus.

Plagg schnappte sich den Asterix Comic, den er immer noch nicht beendet hatte und parkte sich unter der Nachttischlampe.

„Junge, du hast echt ein Problem!“

Da hatte der nervige Katzengeist tatsächlich ins Schwarze getroffen. Die ganze Nacht war Adrien darüber wach gelegen, um sich darüber klar zu werden, wie es jetzt weiter gehen sollte. Er wollte Marinette nahe sein, noch näher als eh schon. Gleichzeitig liebte er Ladybug, die ihn aber nur zurück wies. Waren die Gefühle seiner Klassenkameradin gegenüber wirklich aufrichtig… oder Adrien nur faul geworden. Doch allein die Erinnerung an den letzten Kuss, der so viel leidenschaftlicher gewesen war, trieb ihm die Röte ins Gesicht.

„Oh Mann…“ stöhnte Plagg und blätterte um.

Und nun stand Adrien vor seiner Zimmertüre. Erwartete jede Sekunde das Schellen der Türklingel. Aufgeregt wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen. Gähnend schob sich ein kleiner katzenartiger schwarzer Kopf aus dem Schränkchen, welches der Kwami bewohnte, erblickte seinen Besitzer und verkroch sich stöhnend wieder.

„Hast du einen Kater?“ witzelte der junge Mann und erntete einige unschöne Worte. Adrien lachte. Nichts konnte ihm heute Morgen die Laune verderben. Zwar würde er sich Marinette gegenüber zusammen reißen müssen, aber er würde sie sehen. Nicht erst heute Abend und diese Vorfreude versüßte ihm alles. Selbst den Hausarrest und die vielen Termine wirkten auf einmal erträglicher.

Endlich! Mit einem lauten Klingeln kündigte sich die Lieferung an. Adrien stürmte aus seinem Zimmer und die Treppe hinab und ergriff die Türklinke, gerade als die Assistentin seines Vaters ihre Hand danach ausstreckte.

„Ich mach das schon! Danke Natalie!“

Die Frau mit dem strengen Dutt starrte ihren Schützling in das abgehetzte Gesicht, zuckte dann mit den Schultern und trat beiseite. Der Blonde atmete tief durch und öffnete dann mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht…

Und wurde von Blumen erschlagen!

Einen riesigen Strauß nach dem anderen wurde in die Halle getragen. Die fünf Lieferanten zückten ihr Cappi als sie sich umdrehten, dass Haus verließen und erneut mit einem Bukett wieder kamen. „Wa…was zum…“ Adrien war fassungslos und auch Natalie fiel die Kinnlade runter. Schließlich standen zwanzig extrem große rote Rosenbündel auf der Treppe, daneben und davor. Die Männer gingen hinaus zu ihrem Liefervan und eine gut gelaunte Chloe Bourgeois schob ihre Sonnenbrille hoch und stürmte mit ausladenden Armen auf den Blonden zu: „Adri-Cherie, Darling! Wie geht es dir? Ach was frag ich… wenn ich da bin, kann es dir ja nur gut gehen. Schau ich hab keine Kosten und Mühen gescheut um dir eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die besten Rosen von Paris!“

Theatralisch warf sich die Blondine um Adriens Hals und klebte nun unbeeinflussbar an ihm fest. Mit hilfloser Höflichkeit versuchte der junge Mann etwas Abstand zwischen sich und seiner Kindheitsfreundin zu bringen, doch musste es sich eingestehen, dass es aussichtslos war. Chloe indessen quasselte wie ein Wasserfall auf ihn ein. Gequält lächelnd nickte Adrien und stutzte dann, als er einen kurzen Blick zur Tür wagte. Da stand Marinette, mit der Brottüte in einem Arm, einem Regenschirm in der anderen Hand und starrte auf ihn mit der Klette um seinen Hals. Ihr Gesicht fahl. Die hellblauen Augen geweitet. Mit einem Kopfschütteln trat Natalie in das Sichtfeld, nahm der Bluenetten die Lieferung ab und bedankte sich. Marinette sah die Assistentin seines Vaters nicht an. Wortlos nickte sie, drehte sich um und ging die Stufen hinab in den Regen. Adrien konnte es nicht sicher sagen, weil Chloe ihn weiter fest im Griff hatte und beim Reden durchschüttelte, aber er war sich fast sicher in den Augen des Mädchens mit den Zöpfen Tränen gesehen zu haben.

Irgendwann ist auch nur ein Wort

~Marinette~

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Geknickt huschte die Bluenette die nasse Straße hinunter. Es tat weh! Warum tat es weh? Das Chloe an Adrien hing war doch nichts Neues. Das machte sie doch bei jeder sich bietenen Gelegenheit. Heute war es mal wieder soweit gewesen. Aber musste das sein, wenn Marinette nicht ausgeschlafen, noch nicht gefrühstückt und sich so sehr darauf gefreut hatte Adrien zu sehen? Das geschah ihr Recht! Sie war ihren Gefühlen untreu geworden. Ihr Herz, welches nur für ihren Schwarm schlagen sollte, verzehrte sich nun auch nach diesem frechen Kater… genau in diesem Moment mehr den je. War Chat Noir etwa doch ein Trostpflaster für sie?

Genau jetzt begann das Mädchen zu zweifeln. So schön waren die Küsse gewesen. So wohl hatte sie sich gestern in den Armen des jungen Mannes im Catsuit gefühlt. War das nun die Strafe?

Sie wollte nicht weinen. Marinette sah Adrien doch nicht zum ersten Mal mit einem anderen Mädchen. Egal ob Chloe, Lila oder Kagami… obwohl, da war die Blondine noch das kleinste Übel. Adrien und Chloe waren nur Freunde… gute Freunde seit Kindertagen. Und sie? Marinette war auch nur eine gute Freundin… es war wie Dornen in ihrem Herzen. Stechend bei jedem Schlag. Eilig huschte das Mädchen durch die Eingangstüre zur Bäckerei und schloss den tropfenden Regenschirm.

„Na schon zurück Cherie!“ begrüßte sie ihre Mutter und sah zu ihrer Tochter. Augenblicklich stoppte Sabine Cheng das Einräumen der Theken, stellte das Tablett ab und kam zu ihrem Kind um sie in den Arm zu nehmen.

„Ma Cher, was ist passiert? Du bist ja völlig aufgelöst.“

Marinette war es nicht aufgefallen, doch die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Haltsuchend schmiegte sie sich an ihre Mutter, die ihr tröstend über die Haare strich.

„Was ist passiert?“ Führsorglich sanft waren die Worte, doch die Bluenette konnte nur den Kopf schütteln. Sie konnte ihrer Mutter keine Antwort geben. Marinette verstand selber nicht warum sie weinte.

„Gut,“ sagte Sabine „geh nach oben. Ich komme gleich nach. Du willst sicher nicht, dass Papa dich so sieht, oder? Er regt sich immer gleich so übertrieben auf.“ Jetzt schmunzelte das Mädchen und musste dabei hicksen. Ja es war wirklich besser wenn Tom Dupain nichts mitbekam, also löste die Bluenette sich dankbar von ihrer Mutter und schlich an der Backstube vorbei nach oben.

Der Bäckermeister sang gerade voller Inbrunst die französische Nationalhymne, als die Tür ins Schloss fiel. „War das Marinette?“ flötete Tom Dupain und seine Frau schaute in den hinteren Raum der Bäckerei: „Ja, ich mach ihr schnell das Frühstück zurecht. Übernimmst du kurz den Laden?“

„Natürlich Cherie!“ Und sofort grölte der riesige Mann eine imposante Version von Aux Champs Elysées. Sabine schüttelte amüsiert den Kopf.
 

„Marinette, ist alles in Ordnung?“ Tikki flog aus der geblümten Umhängetasche und kuschelte sich an die Wange ihrer Freundin. Die Bluenette hatte sich in der Küche an den Thekentisch gesetzt und schniefte nickend: „Ich weiß auch nicht Tikki… ich weiß nicht warum ich weine.“

„Wegen Adrien und Chloe?“ Natürlich wusste ihr Kwami sofort Bescheid. Doch warum traf es Marinette so? Das wollte sie doch gar nicht.

„Es fällt mir immer noch schwer… ihn so zu sehen… mit einer Anderen… dabei hab ich gar kein Recht darauf so zu empfinden. Ich muss mich damit abfinden… irgendwann wird er eine Freundin haben… und ich… ich werd es nicht sein…“ Augenblicklich fluteten sich wieder die hellblauen Augen und Marinette sackte auf den Tisch zusammen, um in ihre verschränkten Arme zu weinen. Das kleine rote Geschöpf umarmte das Mädchen und vergrub das Schnäutzchen in den Blauschwarzen Haaren. Was sollte sie nur tun? Wie die Hoffnungslosigkeit ihrer Besitzerin schwächen?

„Marinette… aber es war doch nur Chloe… wir kennen sie doch… du weißt, sie ist eben so…“

Die Bluenette zog die Nase hoch: „Ich weiß… aber ich… ich hab ihn einfach angesehen… und… irgendwann wird da ein anderes Mädchen an ihm hängen… und er wird sie umarmen… und anlächeln… ich weiß es.“

Tikki schwieg. Ihr fehlten die Worte. Zu gern hätte sie Marinette nun gestanden, dass der kleine Marienkäfergeist es besser wusste. Sie die Identität hinter der schwarzen Maske kannte und somit dessen Gefühle sowohl für Ladybug, als auch inzwischen ihrer Freundin. Aber das durfte sie nicht und vor allem konnte sie es nicht. So blieb Tikki nur, dem traurigen Mädchen beizustehen so gut sie eben konnte.

Auf dem Flur waren Schritte zu hören. Der Kwami gab unfreiwillig sein Trösten auf und verschwand wieder in der Umhängetasche, als Marinettes Mutter hereinkam. Sabine Cheng baute sich in der Küche auf als wäre sie bereit für die Schlacht: „So Cherie, jetzt ersticken wir die Tränen mit einem guten Frühstück. Was hältst du von Crêpe mit Eis? Viel Eis!“

Marinette wischte sich über die Augen und musste lachen.
 

Proppen satt und mit etwas gehobener Laune erschien Marinette noch vor dem Läuten in der Schule. So früh aufzustehen hatte Vorteile, wenn nicht gerade ein Akuma in der Stadt sein Unwesen trieb. Innerlich auf alles gewappnet betrat die Bluenette ihr Klassenzimmer und bekam einen riesigen Schreck. In der ersten Reihe neben Nino saß… Adrien? Nein… nicht der Echte… Nino hatte sein Pappedouble fertiggestellt und anscheinend aufgegeben, das Gesicht halbwegs vernünftig zu modellieren und stattdessen ein hochwertiges Fotos ausgedruckt. PappAdrien lehnte nun auf dem Schreibtisch und starrte auf die Tafel. Verstört schlich Marinette daran vorbei, ignorierte Chloe, die mit ihrer morgendlichen Überraschungsaktion prahlte und rutschte zu Alya in ihre Reihe.

„Na? Schreck verwunden?“ grinste die Rothaarige und ihre Freundin schüttelte entsetzt den Kopf. Alya lehnte sich über den Tisch nach vorne und schlug ihrem Freund von hinten gegen den Kopf: „Na Prima, Lahiffe! Jetzt hast du Marinette zerbrochen!“ Schuldbewusst feixte der junge Mann und lehnte sich zurück: „Ist gut geworden nicht? Fast wie echt“

„Aber nur fast!“ Das Mädchen mit der Hornbrille lachte, wandte sich dann aber wieder ihrer Freundin zu: „Alles gut bei dir? Du siehst… sagen wir nicht ganz fit aus.“

Marinette packte ihre Tasche aus und nuschelte: „Hab nicht gesschlafen.“

„Wie bitte? Was war das?“

„Ich hab nicht geschlafen!“ Viel zu Laut hingen die Worte der Bluenetten in der Luft und einen Moment lang sahen all ihre Klassenkameraden zu ihr. Gleich darauf begann Chloe schallend zu lachen und mit Sabrina zu lästern. Alya legte ihrer Freundin kameradschaftlich einen Arm um die Schultern.

„Du Arme,“ unterstützte sie die Rothaarige „zu viele Ideen für den Wettbewerb? Dann schlage ich vor, der erste Kaffee geht heute auf mich! Nino, du zahlst!“

„Wieso ich?“ echauffierte sich der junge Mann mit Basecap. Alya lachte: „Weil ich es sage!“
 

Spät an diesem Nachmittag schleppte sich Marinette nach Hause. Ihre Freundinnen hatten sie nach der Schule noch in den Kunstraum geschleift um sie bei den Ideen für den Designerwettbewerb zu unterstützen. Da die Bluenette nicht zugeben wollte, warum sie heute eigentlich schlecht drauf war und nicht mal Alya wusste, dass sie nun Gebäck zu Adrien lieferte, war Marinette darauf eingegangen. Zum Glück war ihr Zusammentreffen heute Morgen sogar für Chloe zu unwürdig um darüber herzuziehen. Oder hatte die Blondine sie in der Früh gar nicht bemerkt? Schließlich hatte sie nur Augen für Adrien gehabt. Wieder zog sich in dem Mädchen mit den Zöpfen alles zusammen.

Sie erreichte die Bäckerei und begrüßte ihre Eltern lachend. Sie sollten sich keine weiteren Sorgen machen. Sabine Cheng musterte ihre Tochter eindringlich, ließ es aber im Moment auf sich beruhen. Vielleicht auch, weil gerade mehrere Kunden im Laden standen. Also ging die Bluenette nach oben in ihr Zimmer und warf sich auf die Chaiselongue. Ein bekanntes Stimmchen drang an ihr Ohr: „Alles in Ordnung, Marinette?“

Die Angesprochene drehte den Kopf und sah zu ihrem Kwami, welche eine besorgte Miene im Gesicht hatte.

Dankbar lächelte das Mädchen: „Ja Tikki. Ich glaube ich komm klar… bin nur schrecklich müde!“ „Dann solltest du dich ausruhen!“ bestimmte das kleine rote Geschöpf und lehnte sich gegen seine Freundin. Natürlich hatte sie Recht, doch allein bei dem Gedanken an all die Hausaufgaben, die Marinette heute bekommen hatte wurde ihr schlecht. Wie sollte sie all das schaffen? Hausaufgaben? Schlafen? Für den Wettbewerb planen? Und natürlich Ladybug sein? Etwas viel für ein Mädchen allein.

Wenigstens war sie heute nicht mit der Patrouille dran, also blieb ihr ein wenig Zeit. Ob der Kater diesmal wirklich wieder kommen würde? Wie in Trance schob sich ihre Hand nach oben und die Bluenette berührte ihre Lippen. Was war sie doch für eine Heuchlerin? Gerade noch trauerte sie dem einen jungen Mann nach und schon verzehrte sie sich nach dem anderen. Dieses hin und her würde sie noch verrückt machen. Wenn Marinette es nicht längst schon war!

Das Mädchen mit den Zöpfen seufzte, packte das kleine Sofakissen und legte es sich über den Kopf. Sie hatte Kopfschmerzen von all dem Denken und heulen.
 

Das laute Prasseln des Regens gegen ihr Fenster weckten sie. Schlaftrunken setzte sich Marinette auf und blickte sich orientierungslos um. Wann war sie eingeschlafen? In ihrem Zimmer war es ganz finster. Grummelnd rieb sich das Mädchen übers Gesicht. Licht. Sie musste Licht machen. Nur schwer gewöhnten sich ihre übermüdeten Augen an die Dunkelheit. Tapsig stand die Bluenette auf und ging auf den Schalter zu… und stolperte prompt über ihren Teppich. Mit einem Aufschrei verlor Marinette das Gleichgewicht, erwartete die Landung auf den harten Boden und wurde aufgefangen.

„Hoppla, nicht so stürmisch Prinzessin.“ An der Stimme konnte man genau hören, dass Chat Noir die Situation belustigte. Mit Kraft zog er das Mädchen wieder in einen sicheren Stand und ließ sie dann los. Die Bluenette hörte wie er sich entfernte und gleich darauf wurde das Licht angeschaltet. Geblendet schlug sich Marinette die Hände vor die Lider und rieb sich den Schlaf heraus. Langsam gewöhnte sie sich an die Helligkeit und blickte zu dem Kater, der grinsend an dem Dachbalken lehnte, welcher das Zimmer in zwei Bereiche teilte.

„Chat? Was machst du schon hier? Es ist doch erst…“Ihre Augen suchten nach der Uhr und plötzlich war das Mädchen hellwach.

„Oh Gott! 23Uhr vorbei?“ Verwirrt sah sie wieder zu ihrem Verbündeten. „Seit wann bist du da?“

Noch breiter feixend kam Chat Noir auf sie zu: „Schon eine Weile. Weißt du, dass du im Schlaf redest?“ Marinette lief knallrot an: „Gar nicht wahr!“

Der Kater nickte mit dem Kopf hin und her und zuckte mit den Schultern: „Ok, war gelogen. Aber du sabberst!“

Ob das nun wirklich besser war wusste Marinette nicht. Die Scham tropfte ihr aus dem Gesicht und am liebsten hätte sie das fiese Grinsen des jungen Mannes mit den Katzenohren ihm wieder ins Gesicht gedrückt.

Stattdessen drehte sie sich weg und löste ihre Zöpfe. Vom Schlafen drückte der Gummi auf einer Kopfseite. „Du hättest mich wecken können!“

Sie spürte wie der junge Mann hinter sie trat und durch die nun gelöste Frisur fuhr: „Ich hab es beim letzten Mal ganz versäumt zu sagen, aber die offenen Haare stehen dir ausgesprochen gut.“ Ein Schauer fuhr Marinette durch den Körper und sie drehte sich langsam um, sah Chat Noir in die Augen. Er lächelte, doch nicht mehr gehässig, sondern zärtlich und… besorgt?

„Du hast geweint?“ Woher wusste der Kater das? Waren ihre Augen etwa immer noch gerötet? Das war doch unmöglich. Ein ganzer Tag lag zwischen den Geschehnissen am Morgen und jetzt. Vermutlich war die Bluenette nur vom schlafen etwas verquollen. Sie wollte nicht, dass sich ihr Partner auch noch Sorgen machte, also schüttelte das Mädchen den Kopf: „Ich hab bis eben geschlafen…“ Chat Noir zog die Augenbrauen hoch und kam lauernd näher. Begleitet von dem plätschernden Geräusch des Regens. „Ich spüre genau, wenn du schwindelst. Was ist passiert?“ Ertappt zuckte Marinette zusammen. Schuldbewusst sanken ihre Schultern nach unten und ihr Kopf an die Brust des Pariser Helden.

„Warum tut es so weh?“ flüsterte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren und der junge Mann mit den Katzenohren purrte fragend. Konnte Marinette ihrem Verbündeten wirklich alles erzählen, wie er es ihr angeboten hatte? Oder würde sie ihn damit wieder verschrecken? Obwohl er scheinbar dasselbe Emotionschaos in sich hatte? Gefühle für zwei Personen…

„Ich… ich hab heute Morgen wieder Backwaren ausgeliefert… und Adrien hatte bereits Besuch… von… egal… Es tat einfach weh ein Mädchen in seinem Arm zu sehen. Irgendwann wird das wirklich was ernstes sein… und die Vorstellung… sie traf mich… und es tat so weh… egal wer es sein wird… das ich es nie sein könnte… diese Erkenntnis… es tut weh…“

Trauer ballte sich in Marinettes Brust zusammen, schob sich nach oben, belegte ihre Stimme und drückte auf die Tränendrüsen, doch sie schluckte es tapfer hinunter. Chat Noir hatte seine Hände auf ihre Schultern gelegt und still zugehört. Gleich bekam das Mädchen ein schlechtes Gewissen: „Chat… es tut mir leid… jetzt jammere ich schon wieder… ich weiß ich bin selber schuld. Wäre ich nur mutiger…“

Wie musste es für ihren Verbündeten sein, der ihr erst gestern gestanden hatte, dass er neben Ladybug nun auch etwas für sie empfand, nun die Geschichte ihrer unerwiderten Liebe anzuhören? Das war dem Kater gegenüber nicht fair. Egal ob er ihr gesagt hatte, dass sie ihm immer alles erzählen könne… sicher wollte er nicht ihr Geschmachte über Adrien hören. Doch plötzlich nahm er sie fest in die Arme. Überrascht legte Marinette ihm die Hände auf den Rücken und schloss die Augen. Diese Umarmung tat ihr gut, so unglaublich gut und der Kloß in ihrem inneren löste sich auf, machte Platz für ein anderes viel wohligeres Gefühl.

„Entschuldige dich nicht!“ bestimmt klang die Stimme Chat Noirs. „Wäre er nur halb so stark wie du, hätte er längst verstanden, was er an dir hat. Du bist so besonders, Prinzessin…“

Wie meinte er das? Und warum musste er so verständnisvoll sein? Wieso hatte Marinette als Ladybug sich nicht schon früher die Mühe gemacht, unter die oberflächliche, stets frech flirtende Fassade des jungen Mannes mit den Katzenohren an ihrer Seite zu blicken? Warum tat dieser Gedanke nun auch weh?

„Ich versteh dich…“ sprach Chat Noir weiter „Ladybug hat mir einst gesagt, dass sie in einen anderen Jungen verliebt ist. Bis heute frage ich mich, warum ich nicht er sein kann. Warum ich egal wie ich mich anstrenge, sie nicht beeindrucken… ihr Herz nie erreichen kann…“

Seine Worte waren wie zusätzliche Stiche. Marinette verstärkte die Umarmung, wollte ihm und sich selber Halt geben. Ja sie war eine Heuchlerin, sich selber und Chat Noir gegenüber. Sich von dem jungen Mann trösten zu lassen, der in ihr anderes ich verliebt war… wie unglaublich gemein von ihr.

Der Kater seufzte. Man konnte hören, dass das war er als nächstes sagte ihm sehr schwer fiel: „Prinzessin… vielleicht… vielleicht hattest du gestern Recht… vielleicht trösten wir uns doch mehr, als wir zugeben wollen… weil wir… wir so unglücklich verliebt sind.“

Also doch. Marinette hatte es befürchtet. Aber jetzt wo ihr Partner es aussprach verletzte es die Bluenette mehr, als sie geahnt hatte.

„Und… wäre das schlimm?“ Eine schüchterne Frage. Chat Noir schob sie von sich weg und blickte in die traurigen Augen des Mädchens. Seine Miene war unglücklich. Er dachte nach und schließlich flüsterte er: „Ich will dich nicht so sehen… ich bin mir sicher, dass an meinen Gefühlen für dich nichts falsches ist… aber…“

„Aber es ist viel passiert… mir geht es genauso… ich will glauben, dass ich dich mag… sogar mehr als das…“ beendete Marinette den Satz und lächelte unsicher. Betreten sahen die Beiden sich noch eine Weile an. Dann zuckte es in ihren Mundwinkeln. Wieder und wieder und plötzlich begannen sie schallend zu lachen. Noch immer prustend verschloss die Bluenette den Mund von dem Kater: „Sheeescht… meine Eltern schlafen sicher…“ Doch es half nichts. Sie lachte ebenso weiter.

„In was für eine Situation sind wir nur geraten?“ Mit Lachtränen in den Augen ließ sich Chat Noir auf die Chaiselongue fallen. Marinette wischte sich ebenfalls über die Augen: „Ich weiß nicht… vielleicht sind wir einfach Beide liebeskranke Trottel.“

„Dabei so liebenswert!“ Stolz und voll Überzeugung warf sich der Kater in die Brust und das Mädchen kicherte wieder. Ziemlich aufgekratzt gestand sie aber schließlich: „Das würde ich ja gerne vertiefen… aber ich muss dringend noch Hausaufgaben machen. Und wenn ich an die Uhrzeit denke und daran wann ich morgen aufstehen muss, wird mir richtig schlecht!“

Chat Noir lehnte sich vor auf seine Knie: „Oh? Benötigst du etwa Hilfe? Glaub mir ich atemberaubend gut aussehender Kater bin auch bei Schularbeiten der strahlende Ritter in glänzender schwarzer Rüstung.“

Sofort prustete Marinette erneut los und musste sich den Bauch heben.

Mit einer beleidigten Schnute griff der Kater nach ihrem Arm und zog sie unter sich auf das Sofa. „Du wagst es mich auszulachen? Ich dachte du bist eine Jungfer in Nöten!“

Keck grinste das Mädchen ihn an: „Jungfer vielleicht, aber in Nöten sicher nicht.“ Schon lachten sie wieder. Sie waren einfach unmöglich. Alberten herum wie kleine Kinder, obwohl ihre Situation so ernst war. Doch… das war auch gut so, oder?

„Ok… Spaß beiseite.“ Grunzte der Kater. „Möchtest du, dass ich dir schnell bei den Hausaufgaben helfe? Ich bin gut, ehrlich!“

Das wusste Marinette. Wie oft hatte Chat Noirs unvermutetes Fachwissen ihnen aus brenzligen Situationen geholfen… oder erst in welche gebracht, bzw. kam teilweise nur unnützes Wissen dabei raus. Egal wie, der Kater hörte sich bei Missionen scheinbar zu gern selber reden. Egal ob es passend war oder nicht…

Aber, dachte die Bluenette, wenigstens würde es nicht langweilig werden. „Es wäre mir eine Ehre mich in deinem allwissenden Glanz zu sonnen!“

Chat Noir hörte den ironischen Ton sofort heraus und griente: „Werd bloß nicht frech Prinzessin!“ Würden sie je wieder aufhören zu lachen?
 

~Adrien~

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„Und dann setzt du die Zahl hier ein und voila! Fertig!“

Sie lagen bäuchlings auf Marinettes Bett über Mathebuch und Heft. Stöhnend rollte sich das Mädchen herum und blieb wie erschlagen liegen. Chat Noir betrachtete ihr angestrengtes Gesicht und lächelte. Es hatte Spaß gemacht Marinette die Aufgaben zu erklären. Sie war aufmerksam und wissbegierig. Ihr etwas zu erläutern fiel leicht. Nun hatten sie es geschafft und die letzte Hausarbeit war beendet. Der Kater rutschte näher an die Bluenette heran: „So schlimm?“

Mühsam nickte Marinette und schüttelte gleich darauf den Kopf: „Dank dir nicht. Allein hätte ich Stunden gebraucht… und vermutlich trotzdem nichts verstanden.“ Ihre Worte machten ihn stolz. Lernen war für Adrien Routine geworden. Gute Leistungen Alltag. Sein Kopf hatte Systeme geschaffen, wie er schnell sich neues Wissen aneignen konnte. Alles nur um den Ansprüchen und Forderungen seines Vaters zu genügen. Vielleicht mal ein Lob zu erhalten. Doch es war zu einer Selbstverständlichkeit geworden und der Blonde hatte Lesen und Lernen nun auch als Weg aus seinem goldenen Käfig in die Freiheit gefunden. Er reiste in seiner Fantasie an ferne Orte und konnte auch die hiesigen Sprachen, einfach weil er sich dafür interessierte. Zum ersten Mal aber machte es ihn glücklich, soviel gelernt zu haben und dieses Wissen nun mit der Bluenetten zu teilen.

Chat Noir lehnte sich an ihre Seite und begann zu schnurren, als sie ihre Arme um seinen Kopf legte. Hier wollte er sein. Genau hier in diesem Moment. Morgen konnte es anders sein, doch der Kater verspürte absolute Zufriedenheit.

„Danke Chat!“ flüsterte Marinette in seine blonden Haare und zufrieden grinste der junge Mann: „Gerne Prinzessin.“

Ruhig bleiben sie beieinander liegen und lauschten den Topfen auf dem Dachfenster, bis sich das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren mit einem unfreiwilligen Laut rührte. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck setzte sie sich auf und sah auf den Pariser Helden hinab, der sich auf die Seite gelehnt hatte um zu ihr aufzuschauen.

„Es ist sehr spät…“ Die Müdigkeit sprach aus ihrer Stimme und Chat Noir verstand. Nach der letzten Nacht war er auch nicht gerade fit, dann der verkorkste Morgen, welcher ihm immer noch quer im Magen lag und auch der Tag war vollgestopft gewesen mit Terminen zur Vorbereitung auf die Fashion Week. Sein Vater wollte nichts dem Zufall überlassen. Also hieß es Ausdrucks- und Lauftraining und natürlich den Unterricht bei Natalie, nachdem er die Hausarbeiten von Direktor Damocles schon alle erledigt hatte. Was für drei Wochen sein sollte, arbeitete Adrien mal eben in wenigen Stunden ab.

Gähnend setzte sich der Kater auch auf und lehnte auf seinen Armen: „Verstehe ich das richtig als Rauswurf?“

Marinette sah ihn an, als hätte er etwas Unmögliches gesagt: „Das würde ich niemals sagen… nur, dass es eben spät ist… und wir Beide schlafen sollten.“

Artig schob sie die Hefte und Ordner zusammen und machte mit den Büchern einen Stapel, den sie neben ihrem Bett auf den Boden abstellte. Mit der Hand vor dem Mund gähnte sie nun ebenfalls und stand auf: „Ich muss ins Bad… möchtest du hier bleiben?“ Eine scheue Frage, denn natürlich hatte sie nicht vergessen, was zuletzt passiert war, als sie sich näher gekommen waren. Chat Noir allerdings hatte tatsächlich nicht die geringste Lust sich jetzt in die feuchte Nacht aufzumachen. Wie eine Katze warf er sich zurück auf die Decke und streckte sich quer über das ganze Bett: „Darf ich wirklich?“

„Wenn du dich benimmst ja!“ lachte das Mädchen und stand schon auf den Stufen der Treppe die von der Galerie hinab führten. Der Kater grinste schalkhaft: „Ich kann für nichts garantieren…“ wurde aber von seinem eigenen Gähnen unterbrochen. Anscheinend reichte das der Bluenetten als Sicherheit, denn sie tapste nach unten und verschwand durch die Luke in die Wohnung ihrer Eltern. Zufrieden rollte Chat Noir auf die Seite und betrachtete die Bilder von sich an Marinettes Pinnwand. Ihre Worte von vorhin waren ihm wieder nahe. Ihre Angst ihn jemals mit einem anderen Mädchen zu sehen. Die zarte Eifersucht in der verzweifelten Stimme. Der Schmerz der unerwiderten Liebe… Marinettes gequältes Leiden tat dem Kater weh. Zu gerne würde er sie auffangen und ihr Mut zusprechen, doch was würde dann passieren. Konnte er als Adrien ihr wirklich gerecht werden? Der Bluenetten wirklich die Verbundenheit geben, die sie sich ersehnte? Chat Noir wünschte es sich, in diesem Moment mehr, als er je zugegeben hätte… aber da war seine hoffnungslose Liebe zu Ladybug, die ihn ebenfalls von Innen aufzufressen drohte. Die der junge Mann nicht aufgeben konnte und es irgendwie auch nicht wollte. Zeit… er hatte der gepunkteten Heldin Zeit zugesagt, wollte warten ob sich ihre Gefühle irgendwann zu seinem Gunsten ändern würden. Was war er nur für Träumer?

Der Blonde schloss die Augen und sah den Blick seiner Klassenkameradin vor sich, als sie heute früh in der Tür gestanden hatte. Das ansonsten strahlende hellblau fahl, die Lippen verkniffen… und das nur weil seine Kindheitsfreundin sich einen üblichen Überheblichkeitsanfall erlaubt hatte. Zwanzig riesige Blumensträuße als sogenannte Aufmunterung. Was sollte Adrien damit? Sein Vater war darüber ebenfalls nicht erfreut gewesen. Kaum war Chloe rausbugsiert und Adrien auf seinem Zimmer, konnte er den Herrn des Hauses brüllen hören. Der Gorilla hatte daraufhin die schönen Blumen in den Container hinter dem Haus geschmissen. Es hatte den jungen Mann nicht gekümmert, weil er immer an Marinette denken musste. An den Schock in ihrem Gesicht. Das tat dem jungen Model leid. Gerade ihr wollte er keinen Kummer machen.

Die Luke ging auf und der Kater hörte die Bluenette nach oben kommen. Sie trug ihren Schlafanzug, eine hellrosane Freizeithose und ein weißes, pink gepunktetes Top mit schwarzen Trägern. In der Hand trug sie einen Teller.

„Hast du Hunger? Meine Mutter hat für mich Sandwiches gerichtet. Scheinbar wollte sie mich zum Abendessen rufen… aber ich hab zu tief geschlafen.“ Marinette stellte den Teller auf dem Bett ab und setzte sich daneben. Unter Frischhaltefolie, neben einem kleinen Salatsträußchen standen vier dreieckige belegte Sandwiches und allein bei deren Anblick lief Chat Noir das Wasser im Mund zusammen. „Wenn ich bei dir bin, hab ich immer Hunger.“ Gestand der junge Mann und pfrimelte mit den krallenbewährten Handschuhen an der Folie herum. Was stimmte. Zuhause konnte das beste Essen auf dem Tisch stehen, doch Adrien verspürte keinen rechten Appetit. Dabei wurden die Speisen extra für ihn zubereitet von ihrem hauseigenen Spitzenkoch. Abgestimmt auf einen strickten Ernährungsplan, den der Blonde als Model einhalten musste und ihn trotzdem mit allen nötigen Nährstoffen versorgte. Lag es an der Gesellschaft der Schwarzblauhaarigen? Diese lachte gerade selig: „Greif ruhig zu. Ich hab schon Zähne geputzt.“

Das ließ sich der Kater nicht zweimal sagen. Unter Marinettes glücklichen Augen, weil es ihm so schmeckte wurde der Teller leergefegt. Katzenmanierlich schleckte sich Chat Noir die Finger rein, fuhr mit dem Handrücken über seine Wangen und leckte auch diese ab. Natalie würde ihn lynchen, würde sie je erfahren, was Adrien außerhalb der Mahlzeiten alles verputzte. Die Bluenette nahm den Teller an sich und stellte diesen neben ihre Schulbücher auf den Boden. „Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, junge Männer haben immer Hunger, weil sie wachsen. Mädchen würden immer hübscher und Jungen stärker um sie zu beschützen.“ Ihre Worte klangen irgendwie nostalgisch. Der Kater streckte sich: „Wirklich? Ich finde Mädchen brauchen keine Beschützer, sondern Unterstützer. Man kann schön und stark gleichzeitig sein. Nimm Ladybug zum Beispiel. Oder noch viel wichtiger mich! Ich bin super stark und unwiderstehlich gutaussehend!“ Gekonnt spielte er mit seinen Muskeln und Marinette musste lachen. Ihr Lachen war so schön. Chat Noir hätte es sich ewig ansehen können. Doch plötzlich wurde ihm eine Zahnbürste unter die Nase gehalten. „Voila Monsieur! Ich hab noch eine unbenutzte im Schrank unten gefunden. Bring sie aber bitte wieder mit hoch. Damit meine Eltern sie nicht finden. Ich werde sie hier deponieren.“

Der junge Mann mit den Katzenohren war baff und starrte auf die knatschpinke Zahnbürste in seinen Pfoten, verstand den Wink und schlich ebenfalls ins Badezimmer. Bei seiner Rückkehr war es bis auf die Nachttischlampe im Zimmer dunkel und die Bluenette lag auf einer Seite ihres Bettes. Monoton prasselte der Regen auf die Dachluke und tauchte alles in eine heimelige Stimmung.

„Ich hab die Bürste auf deinen Schreibtisch gelegt, in ein Taschentuch gewickelt.“ Chat Noir setzte sich an den Bettrand und betrachtete das Mädchen mit sanften Augen. Sie nickte müde und klopfte dann neben sich auf die Matratze. Schnurrend kam der Kater der Aufforderung nach und merkte ebenfalls wie die Schwere der Müdigkeit nach ihm griff, kaum dass er ruhig auf dem Rücken lag. Ein paar Atemzüge war es still im Zimmer.

„Prinzessin?“ flüsterte der Blonde.

„Hmm?“

„Ich… ach nichts.“ Chat Noir rollte sich auf die Seite und rutschte näher an die bereits fast eingeschlafene Bluenette heran. Umsichtig löschte er die Lampe und besah sich die entspannten Gesichtszüge dank seiner Nachtsichtigkeit. Dann legte er ihr einen Arm um die Schulter und augenblicklich kuschelte sich Marinette an seine Brust. Glücklich gab sich auch der Kater dem Schlaf hin.
 

~Marinette und Adrien~

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Der Morgen kam unliebsam schnell. Unbarmherzig klingelte der Handywecker der Bluenetten, die unwirsch danach angelte. Doch zu ihrem Frust fiel das nervig laut surrende Gerät vom Bett und vibrierte auf dem kleinen Stück Boden weiter, über welches die Galerie neben dem Bett noch verfügte. Verschlafend murrend schob das Mädchen sich unter den Armen von Chat Noir hervor, der auch nicht die geringsten Anstalten machte sich zu rühren und förderte schließlich das Smartphone nach oben und beendete die Tortur. Oben in der Ecke war das Symbol einer neuen Nachricht. Gähnend ignorierte sie Marinette, ließ sich wieder nach hinten fallen und landete auf dem Kater, der überrascht aufkeuchte. Obwohl sie noch so müde war, brachte das die Bluenette zum lachen.

Verschlafen arbeitete sich der Pariser Held in eine sitzende Position und betrachtete den Schalk auf seinem Schoß, der mit amüsierten Blick den seinen suchte.

„Du hast Glück, dass du so niedlich bist…“ grummelte der Kater morgenmuffelig und streckte sich ausgiebig. Verspielt nutzte Marinette diesen Moment, rutschte herum und zwang den jungen Mann mit ihrem Gewicht auf seiner Brust wieder in die Kissen. Grinsend lag sie auf ihren Händen und betrachtete sein erstauntes Gesicht. Doch keine Sekunde später hatte Chat Noir sich gefangen und griente ebenfalls frech: „Oha, so mutig heute Prinzessin? Hab ich was verpasst?“

„Nö!“ lachte Marinette und strich mit dem Zeigefinger die Konturen im Gesicht des Katers nach und stupste ihn auf die Nase. „Ich mag es einfach, neben dir aufzuwachen.“ Eine Aussage, die dem jungen Mann einen roten Schimmer auf die Wangen legte. Genau denselben welcher auch bei dem Mädchen zu finden war. Langsam erhob sich eine krallenbewerte Hand und verwob sich mit den schwarzblauen Haaren auf dem Hinterkopf von Marinette. Mit einem undeutbaren Ausdruck im Gesicht stemmte sich Chat Noir wieder auf dem anderen Arm in die Höhe, legte den Kopf schräg, verstärkte seinen Griff und nahm den Mund der Bluenetten in Besitz. Diesmal hatte Marinette den Kuss erwartet… insgeheim auch erhofft und gab sich dem wohligen Schauer hin. Allerdings machte sie das Gefühl an ihrem Oberschenkel nervös. Der Kater zog sie noch mehr an sich und machte es unmöglich, dass die Bluenette seine Erregung ignorierte. Unruhig legte das Mädchen ihrem Verbündeten die Hände auf die Schultern und drückte sich etwas ab. Unwillig löste der junge Mann sich von ihr und sah Marinette fragend an. „Dein… dein Stab…“ stammelte die Schwarzblauhaarige und der Pariser Held fasste irritiert an seinen Rücken und überprüfte seine Waffe. Dann erhellte die Erkenntnis sein Gesicht und mit einem selbstsicheren Grinsen schnurrte er wieder näher: „Oh… dieser Stab! Ich hatte dir doch gesagt… das ist morgens normal… und…“ Damit lehnte er über ihre Schulter und wisperte in das Ohr der Bluenetten, welches wie ihre Wangen rot glühte: „…deine Nähe… dein Geruch… du weißt, was das mit mir macht. Ich hab dir gesagt… ich kann für nichts garantieren… Mein Herz schlägt wie wahnsinnig in deiner Gesellschaft. Ich kann nicht mehr klar denken… Sag mir Prinzessin… was ist das nur?“

Marinettes bekam eine Gänsehaut. Alles kribbelte und zu ihrer Nervosität mischte sich eine ihr neue Aufregung und… auch Neugier. Wie sollte sie auf Chat Noirs Frage antworten? Wusste sie selber doch nicht was da passierte. Oder besser versuchte sie es nicht zu verstehen? Eigentlich verstand die Bluenette genau, doch war sie dafür bereit? Waren sie Beide dafür bereit?

Der Kater klang so selbstbewusst… war das weil er ein junger Mann war? Marinette hatte öfters schon die Jungen ihrer Klasse sich über Sex unterhalten hören. Großkotzig und prahlend… überhaupt nicht so, wie sie es sich vorzustellen wagte. Alya hatte mal gesagt, Jungs seien eben so.

„Ich… ich hab Angst…“ flüsterte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren und legte ihre Arme um den Hals des jungen Mannes, der die Umarmung wie automatisch erwiderte. Sie wollte es gar nicht, vor allem weil sie doch erst gedacht hatte, sie wäre darüber hinweg… doch die Erinnerung an die Art wie die akumatisierten Menschen und Chat Noir die Dunkelhaarige in ihrer Verwandlung letzte Woche angefasst hatte, auch wenn er dort nicht bei Sinnen gewesen waren mischte sich mit ihrer Unsicherheit. Wollte sie das wirklich? Natürlich… aber konnte die junge Frau sich nach all den Ereignissen der vergangenen Tagen einfach fallen lassen? Die negative Erfahrung quasi überschreiben? Sie hatte Angst. Ihr Puls raste und sie wollte den Kater nicht anblicken. So sah Marinette auch nicht wie dieser überrascht in den Raum sah und sich verlegen mit einer Kralle an der Nase kratzte. Dann schloss er wieder seine Arme um das Mädchen und vergrub das Gesicht in ihren Haaren. Tief zog er ihren Geruch ein. Als er seine Stimme wiedergefunden hatte klang er gar nicht mehr selbstgefällig: „Prinzessin… ich… ich auch…“

Verwirrt sah die Bluenette Chat Noir nun doch an, der mit Schamesröte zur Seite blickte. Warum sollte er Angst haben? Doch ehe sie eine Frage in der Richtung stellen konnte rief ihre Mutter von unten aus der Wohnung. Beide jungen Menschen rutschten hektisch auseinander. Sie hatten völlig die Zeit vergessen. „Ah… äh… die Lieferung… ich muss… ich muss los.“ Marinette stand auf und stolperte die Treppe zu ihrem Zimmer hinab. Chat Noir kratzte sich am Hinterkopf und blieb auf dem Bett sitzen, bis ihm seine Ohren signalisierten, dass das Mädchen angezogen war. Dabei rieb er sich die rote Farbe aus dem Gesicht.

„Kannst… kannst du die Zahnbürste noch verstecken?“ rief die Bluenette, als sie in ihre Schuhe schlüpfte und schon fast bei der Bodenluke war. Der Kater, welcher gemächlich die Treppe runterkam nickte und fragte gleichzeitig: „Warum?“ Marinette versuchte hoffnungslos ihr offenes Haar zu bändigen, kam nochmals auf den Pariser Helden zu und gab ihm wie selbstverständlich ein Küsschen auf die Wange: „Damit meine Eltern sie nicht finden. Meine Mutter kommt manchmal zum aufräumen oder Wäsche suchen nach oben.“ Lächelnd legte Chat Noir eine Hand auf die Wange wo eben noch ihre Lippen gelegen waren: „In Ordnung!“

„Danke!“ Die Bluenette hatte sich Notgedrungen nun einen Pferdeschwanz gemacht. Wieder war sie bei der Luke angelangt, wollte das Holz anheben und stockte in der Bewegung. Mit unsicheren Augen suchte sie den Blick des Katers: „Du… kommst du heute wieder?“

War das Hoffnung oder Angst in ihrer Stimme? Eventuell beides. Der junge Mann mit den Katzenohren versuchte sich an einem Grinsen: „Ich versuchs!“

Marinette nickte und verschloss die Bodenluke hinter sich.
 

~Adrien~

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Er hörte noch wie Marinette etwas zu ihrer Mutter sagte, dann die Tür unter sich ins Schloss fallen. Dann war es in der Wohnung still. Unschlüssig drehte sich Chat Noir herum. Augenblicklich rutschte seine selbstsichere Miene von seinem Gesicht und er war flammend rot. Was wäre da eben fast zwischen ihm und seiner Klassenkameradin passiert? Gut, natürlich wusste der junge Mann die Antwort. Doch seit wann war er so fordernd geworden? Aber was sollte der Kater machen? Allein Marinettes Nähe machte ihn fast Wahnsinnig. Seit wann war sie in seinen Augen so ungemein attraktiv? Immer mehr vergaß der junge Mann in ihrer Anwesenheit Ladybug, der eigentlich allein seine Liebe gelten sollte. Eigentlich… Die Morgenlatte mal außen vor gelassen… er musste nur an Marinette denken und schon liefen die Hormone in seinem Körper Amok. Das Gefühl ihre Haut zu berühren, der Duft der von ihr ausging, dieser verführerischen Lippen und die tiefen himmelblauen Augen… wie sie seine Umarmungen und Annäherungsversuche erwiderte… ihn nicht zurück wies… ihm gegenüber absolut ehrlich war. Die Bluenette hatte Angst? Das traf sich gut… Chat Noir ebenfalls. Noch nie war er so mit einem Mädchen beisammen gewesen. Hatte absolut keine Erfahrung… wenn man das, was man auf diversen Internetseiten zu sehen bekam mal abzog. Doch wenn der junge Mann und Marinette sich annäherten, schaltete sich sein Hirn aus und der Instinkt übernahm die Führung. Und jetzt war es ihm peinlich.

Überfordert aufstöhnend drehte sich der Kater um und griff nach der Zahnbüste. Ein Versteck. Er brauchte ein gutes Versteck. Im Schminktisch? Zu offensichtlich. Chat Noir sah sich um und entdeckte das schwarz-pinke kleine Kästchen auf Marinettes Schreibtisch. Vermutlich für Schulzeug und Nähsachen. Ideal. Der Pariser Held schlenderte in die Ecke und zog die untere Schublade auf. Wie erwartet fand er Nähutensilien. Fein säuberlich sortiert und eine Einlage mit Stiften. Da würde die Zahnbürste nicht auffallen. Triumphierend verstaute der junge Mann mit den Katzenohren den Hygieneartikel und schob die Lade wieder zu. Nur war nun leider seine Neugier gepackt. Was verstaute seine Klassenkameradin wohl noch hierin?

Er hatte noch etwas Zeit. Über die Dächer wäre Chat Noir längst zuhause wenn die Bluenette endlich das Tor zur Villa erreichte. Ein großer Vorteil der Superkräfte, die sein Kwami ihm verlieh. Also öffnete der neugierige Kater auch die obere Schublade. Hmm, nichts außergewöhnliches. Fotos von seinem wahren ich und von Klassenausflügen, einige Zeitschriften aus denen wohl die Poster an den Wänden stammten, ein zerknittertes Blatt Papier, ein paar Origami Faltereien, ein paar Modeskizzen, Briefpapier… Chat Noir ließ die Sachen in die Schublade zurück gleiten, dabei streiften seine Krallen das zerknitterte Papier. Es schien mal zusammengeknüllt gewesen zu sein und irgendwie kam ihm die Schrift darauf bekannt vor. Stutzig zog der junge Mann das Blatt aus dem Stapel und hielt es sich vor die Nase.
 

„Dein Haar wie Ebenholz so schwarz

So Himmelblau die Augen

Ich frag mich wer du bist

Wer hinter dieser Maske ist

Wir sehen uns jeden Tag

Ich hoffe, dass ich dich bald frag

Und du dann weißt wie ich dich mag

Verbring mit mir den Valentinstag“
 

Beim lesen waren die grünschimmernden Augen immer größer geworden. Das war sein Gedicht! Chat Noir hatte es als Adrien vor Jahren zum Valentinstag für Ladybug geschrieben, für naiv befunden, zusammen geknüllt und im Klassenzimmer in den Müll geworfen. Am Abend auf wundersame Weise jedoch eine Antwort erhalten. Auf einer roten herzförmigen Karte ohne Unterschrift. Immer hatte der junge Mann gehofft… oder besser sich eingebildet, dies wäre eine Reaktion seiner Lady gewesen, obwohl ihm schon mal aufgefallen war, dass Marinettes Schrift und die auf der Karte sich sehr ähnlich sahen. Doch immer noch wollte er glauben, dass diese Antwort von Ladybug stammte. Chat Noir schluckte hart. Seine Klassenkameradin war es gewesen… sie hatte sein Gedicht gefunden und ihm augenscheinlich geschrieben. Immer mehr Puzzleteile setzten sich zusammen und ergaben das Bild von Marinettes Sehnsucht und Liebe zu ihm… zu Adrien. Geschockt schob Chat Noir das Papier wieder in die Schublade und diese zu. Die Bluenette hatte das Gedicht geschrieben. Es war nun offensichtlich… natürlich! Es musste ja jemand aus der Schule gewesen sein. Wer sonst wäre in den Klassenraum gekommen… und wer sonst hätte seine schnulzigen Zeilen aus den Müll fischen können. Der Kater meinte sich zu erinnern, dass Marinette als eine der letzten noch im Zimmer gewesen war. Mit Alya…

Natürlich konnte es auch sein, dass ihm jetzt seine Vorstellung einen Streich spielte und der junge Mann mit den Katzenohren es sich nur einbildete. Gott war er blind gewesen!

Einen Moment stand der Pariser Held noch unschlüssig im Raum und ärgerte sich über sich selber, dann sprintete er die Treppe zur Galerie hinauf, umfasste den Rahmen des Deckenfensters und rutschte mit den Beinen voraus, dass Fenster aufstoßend nach draußen in die vom Regen reingewaschenen Morgenluft.

Romeo und Julia ?

~Adrien~

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Wie sollte Adrien jetzt mit dieser Erkenntnis umgehen? Kaum in seinem Zimmer suchte er die herzförmige Karte und auch die Notiz, die Marinette ihm vor einiger Zeit geschrieben hatte. Wie konnte er nur je glauben, dass die Schrift verschieden war? Seine Liebe zu Ladybug hatte ihn wahrlich blind gemacht. Eigentlich sollte das junge Model glücklich sein, dass es sich endlich aufgeklärt hatte… doch er war eher enttäuscht… und auch wütend. Doch beides auf sich selber. Die rosane Brille, welcher er wegen seiner Verbündeten trug war echt zu dunkel und beschlagen gewesen.

Es klingelte!

Plagg, der nach der Rückverwandlung beleidigt in sein Schränkchen geschlüpft war und sich mit Camembert vollstopfte streckte den Kopf heraus: „Da kommt die Julia zu unserem Romeo!“

„Ach sei still…“ Adrien war mies drauf. Langsam öffnete er die Tür und schlurfte die Stufen nach unten, wo schon Natalie stand, ihr allgegenwärtiges Klemmbrett umarmend. Fragend sah der Blonde sie an.

„Ich nahm an, du möchtest selber öffnen. Wie die letzten zwei Tage.“

Adrien konnte den Blick der Assistentin seines Vaters nicht deuten und nickte nur. Tief durchatmend stand er nun vor der großen schweren Haustüre, drehte sich dann nochmal der Frau in seinem Rücken zu: „Äh… danke Natalie. Das wäre im Moment alles.“

Die Dunkelhaarige mit der roten Strähne sah ich nun eindeutig überrascht an, zuckte mit den Schultern und verließ dann die Halle durch eine Seitentür. Nochmal atmete der junge Mann tief durch, umfasste die Klinke und drückte sie runter.

Draußen stand die Bluenette, die Gebäcktüte und einen Regenschirm an sich gepresst wie zwei Stofftiere. Die Augen unsicher über den Hof wandernd. Nun von dem Geräusch der sich öffnenden Pforte abgelenkt.

„Hi Marinette.“ Sagte Adrien leise und beobachtete jede Regung in dem Gesicht des Mädchens. Erst vor wenigen Minuten hatte er sie als Chat Noir verlassen, wäre nach dem aufwachen fast über sie hergefallen. Dieser unsichere Ausdruck in ihrer Miene tat ihm weh. In seiner wahren Gestalt hatte die Bluenette ihn gestern mit Chloe gesehen, aber es wäre egal gewesen, mit welchem Mädchen. Marinette konnte es sich nicht vorstellen, dass er, Adrien sie irgendwann als Frau sehen könnte. Wenn sie nur wüsste, dass er es längst tat. Sich zu ihr genauso hingezogen fühlte wie zu der Pariser Heldin. Er musste es ihr beweisen. Adrien schluckte entschlossen und setzte sein strahlendes Lachen auf: „Komm doch rein!“

Das Mädchen, welches heute nur einen schlampigen Pferdeschwanz trug versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, welches aber schief ging und ihr Gesicht mit einer Grimasse teilte. Doch selbst das ließ sie bezaubernd aussehen. Etwas steif kam sie der Aufforderung nach. Die Tür schloss sich mit einem dumpfen Laut. Da standen sie nun, in dieser großen kühlen Halle und wagten irgendwie Beide nicht die Stimme zu erheben. Das war doch albern, dachte sich Adrien, drehte sich entschlossen um und nahm seiner Klassenkameradin die Lieferung ab. Sie zuckte zusammen, wurde knallrot und händigte die Tüte aus. Der Blonde stellte sie auf den Treppenabsatz und griff nach der kleineren Hand: „Ich… muss dich was fragen. Kommst du kurz mit rauf?“

Überrascht blinzelte Marinette ihn an: „Äh… ja… klar… darf ich?“

„Hab ich doch gesagt.“ Das klang vielleicht etwas wirsch. Also grinste der junge Mann gewinnend und das Mädchen an seiner Hand schmolz.

Erst in seinem Zimmer bekam Marinettes ihre Freiheit wieder. Gut, wie sollte es nun weiter gehen. Soweit hatte Adrien gar nicht gedacht. Freie Improvisation war angesagt: „Äh… warum bist du gestern nicht geblieben?“

Gut blöde Frage. Er wusste doch die Antwort.

Die Bluenette wurde noch eine Spur roter und strich sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. Nervös beantwortete sie die Frage: „Ich… ich hatte meine Aufgabe ja erledigt… Brötchen liefern… und du… du schienst beschäftigt…“

Hm, was sollte er da erwidern? Der Blonde entschied sich für die Wahrheit: „Ich hatte mich ehrlich gesagt gefreut dich zu sehen. Mit Chloe hatte ich gar nicht gerechnet.“

„Mich?“ Ungläubig zeigte das Mädchen auf sich und Adrien nickte. Er drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch, um etwas davon aufzuheben. Laut las er vor:
 

„Dein Haar so strahlend und so schön

Die Augen leuchten so grün

Seh ich dich an erscheint der ganze Raum mir wie ein Traum

Die Deine wär ich gern am Valentinstag

Unsere Liebe wär für alle Zeit

Und hielt in alle Ewigkeit“
 

Bei jedem Wort schien Marinette zu schrumpfen und dabei die fehlende Körpergröße mit roter Farbe auszugleichen, die sich über ihren Kopf, ihre Arme und Beine, sogar über ihren Kleidung auszubreiten drohte. Am Ende stand eine peinlich berührte, rot glühende Stehlampe im Zimmer, die mal Marinette geheißen hatte. Adrien drehte sich mit der herzförmigen Karte in der Hand um und blickte die Bluenette an.

„Das hast du geschrieben, kann das sein?“

Zwei Tellergroße hellblaue Augen starrten ihn an. Wie ein Goldfisch öffneten und schlossen sich Marinettes Lippen, aber kein Ton kam heraus. Sie schien regelrecht in Schockstarre verfallen zu sein. Der Blonde verkniff sich ein Lachen. Wie ulkig das Mädchen gerade aussah.

„Wi… wie…?“ Mehr brachte die Schwarzblauhaarige nicht heraus.

„Entschuldige… ich hab es nicht gleich bemerkt.“ Adrien fischte auch den Zettel hervor, den seine Klassenkameradin geschrieben hatte, als sie ihm die Schulaufgaben nachbrachte, nachdem er und Ladybug mal wieder Stormy Weather aufhalten mussten. Warum er diese Notiz aufbewahrte, wusste der junge Mann selber nicht, jetzt war es ihm klar. Langsam trat er zu der Genmanipulierten Tomate mit den hellblauen Augen: „Unsere Liebe wär für alle Zeit, Und hielt für alle Ewigkeit… wie meinst du das?“ Adrien sah seine Klassenkameradin an, die nun einem Herzinfarkt nahe schien und inzwischen wie ein Wasserfall schwitzte.

Nun sag es schon, dachte der Blonde. Trau dich und sag es mir endlich!

Warum wollte er das überhaupt? Adrien wusste doch längst, dass sie ihn liebte und auch, dass er sich selber nicht sicher war, was er empfand. Warum also Marinette zwingen es zuzugeben? Das würde ihnen Beiden wehtun. Aber jetzt konnte er auch nicht mehr zurück. Das Mädchen mit dem Pferdeschwanz stand indes wie ein Häufchen Elend da. Anhand ihrer Mimik konnte man die Höchstleistung erahnen, welche ihre Gedanken gerade vollbrachten.

„Ich… äh… ich… ich hab dein Gedicht geschunden… äh gefunden… äh…“ Hektisch hob sich Marinettes Brustkorb, als sie nun losstotterte. „Es… ich… äh… irgendwie wirkte es fertig… nein, nicht fertig… also… äh… ich habs fertig geschieden… äh… geschrieben!“ Der blonde junge Mann schürzte skeptisch die Lippen und kam wieder herüber: „Gefunden? Ich hatte es in den Müll geworfen… spionierst du mir nach?“ Provozierend lehnte er sich nach vorne und so waren seine und Marinettes Nase nur Millimeter voneinander entfernt: „Und was die Fertigstellung anbelangt…“

„Ich gestehe!“ platzte es aus der Bluenetten heraus und Adrien zuckte zurück. Woah, vielleicht war es doch nicht gut gewesen seine Klassenkameradin, welches in seiner Gegenwart ja eh schon durch den Wind schien, derartig an die Wand zu drängen. Aufgewühlt stand sie vor ihm, puterrot im Gesicht, Tränen in den Augen, Schweißtropfen auf der samtigen Haut und stemmte die Arme nach unten. Panisch atmete sie ein und aus und starrte auf den Boden zwischen ihnen.

„Ich… gestehe… ich hab dein Gesicht aus dem Müll geholt.“ Marinettes Worte explodieren förmlich aus ihrem Mund. „Ich wollte einfach wissen, was du so angeregt geschrieben hast, bevor Madame Bustier dich abfragte. Und dein Gesicht… äh Gedicht war schön… ist schön… nur… ohne Gegenstück… also dachte ich… ich schreib eine Antwort dazu… einfach so. Nichts weiter! Und was du mit Chloe, oder irgendeinem Mädchen treibst geht mich nichts an. So! Kann ich gehen? Schönen Tag Adrien!“

Fest umklammerte das Mädchen ihre Handtasche und stürmte aus dem Zimmer. Einen Moment stand das junge Model überrumpelt da. Was war da eben passiert?

„Toll gemacht Casanova!“ Plagg huschte hervor und segelte neben Adriens Ohr: „Und nun? Willst du sie echt so gehen lassen? Wenn du vorhattest sie völlig von dir wegzuscheuchen, dann Glückwunsch! Das hast du erreicht! Die kommt nie wieder!“

Der junge Mann antwortete nicht. Seine Augen verweilten noch auf dem Fleck wo eben noch seine Klassenkameradin gestanden hatte. Dann setzte er sich in Bewegung und rannte ihr nach. Der schwarze Katzengeist indes keckerte spitzbübisch.
 

~Marinette~

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Ohne sich umzudrehen raste Marinette die Stufen der Treppe hinab, packte ihren Regenschirm und war aus der Tür zur Villa ehe ihr Schwarm sie eingeholt hatte. Ihr Kopf war wie leergefegt und platzte gleichzeitig aus allen Nähten. Adrien wusste es! Er wusste, dass das Gedicht von ihr war? Woher? Nur wegen der Notiz? Diese war doch hektisch geschrieben… ganz krakelig. Bei der Karte hatte die Bluenette sich Mühe gegeben. Und was sollte das ganze? Warum war er so eindringlich gewesen? So kannte sie den Blonden gar nicht.

„Marinette!“

Seine Stimme verfolgte sie durch den Regen der wieder eingesetzt hatte. Sie drehte sich nicht um. Er würde ihr nicht folgen. Nicht über den Hof des Grundstückes hinaus. Sein Vater hatte es verboten und der junge Mann hielt sich strickt an die Regeln. Wenn sie erst durch das Tor war, würde er aufgeben. Eine kräftige Hand schloss sich um die Ihre und zog sie hart zurück. Überrascht aufschreiend, landete Marinette in den Armen des blonden junges Mannes, der sie fest an seine Brust drückte.

„Lass mich… lass mich los…“ Marinette bäumte sich auf, doch Adriens Umarmung lies nicht nach. Was sollte das Ganze? Warum hielt er sie zurück? Wieder zappelte das Mädchen, doch kam nicht frei.

„Beruhig dich Marinette! Bitte es tut mir leid! Ich bin zu weit gegangen!“

Da hatte der junge Mann vollkommen Recht. Sie so fies zu konfrontieren… Marinette startete noch einen Versuch, doch Adrien verstärkte seinen Griff. Schließlich gab das Mädchen auf. Ihr Schwarm war bei weitem muskulöser, sportlich und… Gott, warum musste er so gut riechen? Die Bluenette sackte zusammen und der Blonde atmete laut aus. Die Umarmung lockerte er nicht, begann stattdessen ruhig zu sprechen: „Bitte… es tut mir ehrlich leid. Ich… hab nicht gut geschlafen und bin… etwas launisch… entschuldige… gerade du solltest es nicht abkriegen!“

So war das? Er hatte ein Ventil gebraucht? Und sie war ihm gerade gut gekommen? Naja, so verwunderlich schien es Marinette nicht. Nicht groß raus zu dürfen, weil der Vater zu besorgt um seinen Sprössling war, der Vorbereitungsstress der Fashion Week und noch das Theater mit Chloe und seinen Fans… das würde jeden um den Schlaf bringen. Aber… was er oben in seinen Zimmer gesagt hatte… er klang beinahe so, als wollte der Blonde, dass Marinette ihm ihre Liebe gestand. Doch das musste Blödsinn sein? Davon konnte er nichts wissen… oder doch?

Der Regen wurde stärker. Adrien ließ seine Arme um das Mädchen geschlungen, damit sie ihm nicht auskam, nahm ihr den Regenschirm ab und spannte diesen auf. Mit klopfenden Herzen gewährte die Bluenette es ihm und starrte auf ihre flachen Hände, die auf seinem T-Shirt ruhten. Sie konnte seine Brust deutlich unter dem dünnen Stoff spüren. Auch sein Herz schlug schneller. Vielleicht war das aber auch Wunschdenken.

„Verzeihst du mir?“ drang die Frage an ihr Ohr und Marinette traute sich langsam den Kopf zu heben. Sie hatte Angst was sie im Gesicht des Blonden finden würde. Doch mit seinem entschuldigenden Lächeln hatte sie nicht zu rechnen gewagt. Wie sie so standen, erinnerte das Marinette an etwas… oder an jemanden… doch es war nicht greifbar für ihr überfordertes Hirn. Stand sie wirklich gerade mit Adrien unter einem Schirm und auch noch… in dessen Armen? Sie musste noch schlafen. Genau, der Wecker hatte sie gar nicht geweckt! Die Bluenette lag immer noch auf der Galerie, in den Armen von… Moment, wieso musste sie jetzt an Chat Noir denken?

„Marinette?“ Die fragende Stimme des jungen Mannes lenkte ihre Aufmerksamkeit zu ihm. Was sollte die Schwarzblauhaarige sagen? Was tun?

„Ich… ich muss los… bitte las mich los…“ stammelte sie leise und diesmal kam ihr Schwarm ihrem Wunsch nach. Verschämt legte er sich eine Hand in den Nacken. Mit der anderen hielt er weiter tapfer den Regenschirm über sie Beide. Marinette hatte ihre Hände wieder an sich genommen. Zwischen ihrem Busen lag nun die eine auf der anderen.

Erneut suchte der Blonde seine Worte: „Wirklich, es tut mir leid… ich hätte dich nicht so bedrängen dürfen… der Stress weißt du…“

„Ist schon gut.“ Flüsterte die Bluenette, obwohl es das nicht war. Aber was sollte sie sonst sagen. Adrien irgendwie böse sein konnte sie sowieso nicht.

„Wirklich?“ fragte der junge Mann verlegen und das Mädchen nickte.

„Puh gut… weißt du, ich fände es schade dich als Freundin zu verlieren.“

Tausend rot glühende Pfeile bohrten sich in ihr Herz und drohten es zu bersten. Einen Moment wurde Marinette schier schwarz vor Augen und sie taumelte einen Schritt zurück. Sofort spürte sie Adriens Hand an ihrem Arm, entzog sich ihm aber sofort wieder. Tapfer lächelte sie: „Alles gut… wirklich… ich muss los. Wir sehen uns morgen!“

Damit drehte sie sich um und rannte davon… stoppte und kehrte durch den Regen zurück.

„Der… der Schirm…“ flüsterte sie tonlos und Adrien händigte ihn freundlich lächelnd aus. Stutzte aber dann.

„Dieser Schirm… der kommt mir bekannt vor…“

Erwischt! Marinettes Gesichtsfarbe wechselt wieder zu Gentomate. Natürlich kam er dem jungen Mann bekannt vor. Schließlich war es seiner! An dessen ersten Schultag hatte er ihn der Bluenetten gegeben. An diesem Tag hatte sie sich in ihn verliebt. In seine limettengrünen freundlichen Augen. In sein strahlendes Lachen, welches sie zu gern sah und hörte. Adrien sah den Schirm noch einen Moment an, dann in die hellblauen Augen ihm gegenüber und grinste lieb: „Du hast ihn aufgehoben?“ Warum klang seine Stimme erleichtert?

„Willst… willst du ihn zurück?“ stammelte das Mädchen. Das wollte sie nicht. Dieser Schirm war ihr Schatz. Ein Kleinod, welches sie stets an den ersten Tag ihrer aufkeimenden Liebe erinnerte. Dieser Schirm, der Adrien gehört hatte… nun gut… gehörte. Traurig verkniff sie sich die Lippen und reichte den Schirm wieder an ihn, doch der Blonde schob ihre Hand zurück.

„Behalt ihn,“ seine Stimme klang sanft und freundlich, „sonst wirst du noch nässer, als wir eh schon sind. Ich freue mich aber, dass du den Schirm noch nutzt.“

„Natürlich… schließlich ist er von dir…“ mit einem überraschten Laut schlug sich Marinette die freie Hand auf den Mund. Doch ihr Schwarm verzog keine Miene und so verabschiedeten sie sich nun endgültig. Adrien winkte ihr nochmal, ehe er wieder im Haus verschwand und die Bluenette… tanzte auf dem Nachhauseweg durch die Pfützen. Egal was da heute Morgen passiert war, jetzt wurde sie vom Glück beflügelt und konnte nicht mal sagen warum. War es weil der junge Mann sie in den Arm genommen hatte?

Egal, Marinette war selig! Vielleicht war ihre Liebe doch nicht Hoffnungslos.
 

~Adrien~

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„Adrien, auf ein Wort?“ Natalie stand in der Eingangshalle, als der junge Mann diese wieder betrat. Mit verschränkten Armen, dass Klemmbrett nur in einer Hand. Artig nickte er und folgte der adretten Frau in den Speiseraum. Umsichtig verschloss diese hinter ihm die Tür und sah sich aufmerksam um, ehe sie sich Adrien wieder zuwandte. Ihm schwante nichts Gutes und so schluckte der Blonde seine Nervosität hinunter.

„Es geht mich nichts an, wenn du dir eine Freundin gesucht hast… aber lass das ja nicht deinen Vater und schon gar nicht deine Fans, oder die Presse herausfinden. Du weißt deine Popularität hängt unter anderen mit deinem Beziehungsstatus zusammen. Als Single bist du geschäftsfördernder zu verkaufen.“

„Bitte?“ was sagte die Assistentin seines Vaters da? Wann hatte er sich eine… oh! Sie meinte Marinette. Gut so wie er die letzten drei Tage, wo sie nun Gebäck lieferte reagiert hatte, konnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass er mit der Bäckerstochter zusammen war. Adrien musste grinsen. Eine unmögliche Vorstellung! Schließlich liebte er weiterhin Ladybug und trotzdem… irgendwie gefiel ihm die Idee.

Natalie sah ihn wieder so undeutbar an und förderte dann ihr Klemmbrett zu Tage. Sie hob einige Blätter hoch und seufzte dann: „Dein Vater fährt morgen auf eine Vernissage außerhalb von Paris. Er kommt erst Sonntagabend zurück. Sollte es möglich sein, verlege ich deine Samstagtermine auf morgen und Sonntag.“

Irritiert verfolgte Adrien wie die Frau mit dem strengen Dutt ihren Kugelschreiber zückte und etwas notierte. Was wollte sie ihm da sagen?

Der junge Mann schluckte ungläubig: „Ich… ich darf raus?“

Natalie wandte sich zum gehen. Bevor sie die Türe öffnete sagte sie: „Ich verlasse mich darauf, dass dies unter uns bleibt.“ Damit verließ sie das Zimmer. Zurück blieb nur ein völlig verdatterter junger Mann. Die Assistentin seines Vaters handelte gegen dessen Willen. Das war ja noch nie vorgekommen. Adrien konnte es immer noch nicht glauben. Dach langsam schlich sich Dankbarkeit in sein Herz und plötzlich sprang er jubelnd in die Luft. Bester Laune machte er sich auf zum Frühstück.
 

~Marinette~

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„Adrien weiß, dass die Valentinskarte mit dem Gedicht von mir ist!“

Alya spuckte fontänenartig den Saft wieder aus, welchen sie gerade aus einem Tetrapack geschlürft hatte und starrte Marinette an, die über den Tisch in der Cafeteria geschmolzen war.

„WTF Was?“ Das Mädchen mit der Brille sprang so abrupt auf, dass die Tabletts klapperten. Nino, der ebenfalls auf der Tischplatte lag und sich im Selbstmitleid suhlte, weil Madame Mendeleiev den PappAdrien bei einem Experiment in Flammen aufgehen hatte lassen, jammerte theatralisch auf. Doch auf ihn konnte die Rothaarige jetzt keine Rücksicht nehmen. Geschockt wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und griff nach der Schulter ihrer besten Freundin und rüttelte daran: „Wieso? Was ist zur Hölle passiert!“

Unbehaglich richtete die Bluenette sich auf: „Ich… ich muss dir was erzählen, aber bitte tick nicht aus. Ich hatte wirklich nicht vor es dir zu verheimlichen… aber irgendwie hat es sich auch nicht ergeben, dir davon zu erzählen…“

Alya schluckte und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. In der Cafeteria der Schule herrschte zur Mittagszeit reges treiben. Überall waren quatschende oder essende Schüler. So ging Marinettes Stimme fast unter, als sie sprach: „Ich… seit Dienstag liefere ich morgens Gebäck aus.“

„Du?“ Die begeisterte Bloggerin grinste amüsiert, was ihr einen bösen Blick ihrer Freundin einbrachte. „Entschuldige, aber… du bist nicht gerade als unfallfrei bekannt, was das transportieren zerbrechlicher… sagen wir Sachen anbelangt. Ich bin ja schon froh, wenn du gerade aus gehst ohne zu stolpern!“

„Ha ha, selten so gelacht.“ Das Mädchen mit dem unordentlichen Zopf nahm beleidigt einen Schluck von ihrem Saft und führte, nach einer aufmunternden Handbewegung seitens Alya ihre Erzählung fort: „Du bist echt gemein, das weißt du aber… naja… also ich bringe die Backwaren nicht irgendwo hin… sondern… zu… Adrien!“

Einen Moment starrte sie die Rothaarige nur an. Hatte diese überhaupt zugehört? Dann verzog sich das Gesicht der jungen Frau mit Vorliebe für karierte Hemden zu einen dreckigen Grinsen und sie rutschte näher.

„Mari… Details! Ich will alle schmutzigen Infos über Agreste Junior! Hast du ihn gesehen? Etwa mit ihm geredet?“

„Alya!“ schockiert schob die Bluenette ihre Freundin etwas von sich, die ihr wahrlich auf die Pelle rückte. Nino sah seufzend zu ihnen hinüber. „Mensch Alya… ja ich hab ihn getroffen und… ach du kennst mich… es kommt immer nur Stuss beim reden raus… aber… er hat mich heute Morgen umarmt… also nein… Moment! Er hat mich mit dem Gedicht konfrontiert und ich… ich konnte nicht mehr klar denken und bin weggelaufen und dann… dann hat er mich in seine Arme gezogen…“ Flammend rot stammelte Marinette herum und knibbelte ihre Finger. Kurz sah sie zu ihrer besten Freundin. Deren Gesicht war so gespannt, dass eigentlich nur Popcorn fehlte um das Bild zu vervollständigen. Alya packte ihre Sitznachbarin am Arm und schüttelte sie durch: „OMG Mari! Das sind ja wundervolle Nachrichten… nach all den Jahren, wo du nun schon schmachtest! Vielleicht war der Zwangs Hausarrest das Beste was passieren konnte! Vielleicht denkt Adrien endlich mal etwas nach… nun ja ganz offensichtlich! Sonst wäre ihm das mit dem Gedicht nicht endlich aufgefallen!“

Das Mädchen mit den dunkleren Haaren befreite sich aus dem Griff und wedelte abwehrend mit der Hand: „Nein… nicht… setz mir nicht solche Flausen in den Kopf… ich bin eh ganz durcheinander!“

Alya ballte die Hände zu Fäusten und quietschte dahinter.

„Wovon redet ihr?“ Nino kroch aus seiner Lethargie und blickte die beiden Mädchen verständnislos an. „Mädchenkram!“ schoss seine Freundin und der junge Mann mit der dunkleren Haut legte sich wieder auf dem Tisch ab: „Oh… viel Spaß!“

Alya schob sich dicht an Marinettes Ohr und flüsterte hinein: „Nach der Schule will ich alles wissen! Wehe du lässt was aus!“ Die Bluenette lächelte gequält und nickte gehorsam. Dann klingelte es zur nächsten Stunde.

Dinge die ich wissen muss...

~Marinette~

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Wieder prasselte Regen gegen die Fenster in Marinettes Zimmer. Alya lag verkehrt herum auf der Chaiselongue, so dass ihr Kopf runter hing und sie Marinette von unten ankuckte, die auf ihrem Schreibtischstuhl saß. Den ganzen restlichen Schultag war die Bluenette wie auf heißen Kohlen herumgerutscht. Hatte überlegt was und wie sie ihrer besten Freundin von den vergangenen Tagen erzählen sollte. Nur abgelenkt von den vereinzelten Fragen der Mädchen in ihrer Klasse, wie es mit dem Entwurf für den Wettbewerb aussah. Tja was sollte sie sagen? Im Moment ging ihr Leben so drunter und drüber, dass sie die Skizze völlig zu vergessen schien. Die Teekanne auf dem Teppich war fast leer, solange waren Marinettes Erzählungen gewesen. Obwohl sie nur über Adrien geredet hatte… und notgedrungen über Chloe… die Geschehnisse mit Chat Noir konnte sie ja nicht sagen. Die Rothaarige drehte sich stöhnend herum: „Also… erstmal, wie konntest du mir von der ganzen Liefersache nicht erzählen? Schäm dich… und weiter… wieso hast du Adrien nicht endlich gesagt, dass du total in ihn verschossen bist? Das war die Gelegenheit! Wenn du nicht willst, dass er eine andere zur Freundin hat.“

„Das geht doch nicht!“ schüttelte die Dunkelhaarige den Kopf und Alya haute nach ihr, kam bloß nicht ran. Deswegen fluchte sie leise.

„Natürlich geht das… wenn der Typ nicht schwul ist, wäre er dir verfallen! Du hättest ihm jetzt nur deine Lippen aufdrücken müssen!“

Marinette flammte auf: „Bist du wahnsinnig?“

„Ne du! Wie kann man jahrelang demselben Kerl nachlaufen und dann so ne Gelegenheit ungenutzt lassen. Ich mag dich Mari, aber du bist manchmal echt doof!“

„Alya!“ Das Mädchen mit den hellblauen Augen schmollte mit geschürzten Lippen, während ihre Freundin fies grinste.

Marinette sah schüchtern zur Seite. Die Rothaarige hatte sich das Fashion Magazin, wo unter anderen der Wettbewerb abgedruckt war gegriffen und blätterte durch die Seiten. Da gab es etwas, was die Schwarzblauhaarige fragen wollte. Etwas was sie inzwischen immer stärker beschäftige und sich nicht traute auszusprechen. In ihrem Zimmer fühlte sie sich sicherer und die Bloggerin war ihre beste Freundin. Unruhig rutschte Marinette auf ihrem rosa Drehstuhl über den Teppich, dann sah sie zu der jungen Frau mit der Hornbrille, welche schon immer reifer gewirkt hatte.

„Alya…“ die Bluenette schluckte „…darf… darf ich dir mal ne blöde Frage stellen?“

Die Rothaarige sah nicht auf. „Es gibt keine blöde Fragen… nur dumme Antworten!“ korrigierte sie klugscheißerisch und nickte dann: „Schieß schon los! Was willste wissen?“

Marinette schluckte erneut. Gott war ihr das peinlich! Aber wen sollte sie sonst fragen? Mit ihrer Mutter wollte sie nicht darüber reden. Es reichte, dass diese ihr die Kondome gekauft hatte.

„Wie ist es mit einem Jungen zu schlafen?“

Die Worte hingen in der Luft wie schreiend bunte Girlanden, die man nicht übersehen konnte. Langsam ließ Alya das Magazin sinken und sah ihre puterrote Freundin mit Tellergroßen Augen hinter den Brillengläsern an. Marinette sank auf ihrem Stuhl zusammen. Wie sollte sie diesem abschätzenden Blick standhalten?

„Nur fürs Protokoll… war da mehr zwischen dir und Adrien als du mir gerade erzählt hast?“ Vielleicht etwas zu schnell schüttelte die Bluenette den Kopf und Alya setzte sich lauernd aufrecht hin: „Andere Frage… wir reden hier jetzt schon über Sex, ja?“

„Musst du das so laut sagen?“ stammelte die Dunkelhaarige und legte sich die Hände auf die glühenden Wangen. War der Regen gerade stärker geworden? Zumindest rauschte es in Marinettes Ohren. Das Mädchen mit den roten gewellten Haaren rutschte an den Rand der Chaiselongue: „Aber es geht um Adrien? Ich meine du denkst darüber nach…“

„Alya es gibt auch noch andere junge Männer auf diesem Planeten!“ Hysterisch klang die Stimme der jungen Designerin und ihre Freundin begann erneut fies die Lippen zu verziehen.

„Oha… ganz neue Töne! Hast du schon ein Opfer vor Augen? Etwa Luka?“

Wie kam Alya jetzt auf Julekas Bruder? Wieder schüttelte die Tomate namens Marinette den Kopf. Gott wenn sie so weiter machte, würde sie ihre Hautfarbe im Pass ändern müssen. Ständig stieg ihr das Blut in den Kopf.

Die Rothaarige hatte einen Ausdruck im Gesicht, der klar machte, dass sie ihrer Freundin nicht recht glaubte, seufzte aber dann: „Gut… was genau willst du wissen?“

Von der Bereitschaft überrumpelt schrumpfte die Bluenette auf ihren Stuhl zusammen und drückte ihre Zeigefinger gegeneinander: „Äh… einfach… alles… wie… wie ist es so? Tut es weh? Ich meine… ich weiß schon… wie es funktioniert… theoretisch… aber… ich hab Angst und dachte… vielleicht wenn du mir erzählst wie es für dich war…“

Alya zog die Augenbrauen nach oben, wobei ihr Schönheitsfleck fast in ihren Haaren verschwand. Dann lachte der schlaue Fuchs und tätschelte Marinettes Schulter: „Mari… es bringt dir gar nichts, wenn ich dir erzähle wie es für mich war. Schließlich bin ich nicht du… aber ok… Also, zu aller erst… Nino war viel aufgeregter als ich. Wehgetan? Nein… aber das ist bei jedem unterschiedlich. Ich hab schon gehört, dass es Mädchen gibt, bei denen das erste Mal sehr unangenehm war. Ich hatte einfach Glück, dass es bei mir nicht so war. Aber… wie gesagt ich hab die Führung übernommen. Wenn du darüber nachdenkst es mit einem Jungen zu tun, dann… lass es einfach geschehen? Seit Jahrmillionen schlafen Leute miteinander. Nicht zu viel nachdenken… dein Körper wird schon wissen was zu tun ist.“

Alya hatte bei ihrer Ausführung die Augen geschlossen gehabt, nun sah sie Marinette von schräg unten an: „Und jetzt Klartext: Wer ist der Glückliche?“

„Alya!!!“ wehrte sich die Bluenette peinlich rot im Gesicht und ihre beste Freundin lachte.
 

„Wie sieht es eigentlich mit dem Entwurf für den Wettbewerb aus?“

Alya inspizierte die Skizzen auf Marinettes Schreibtisch, während diese sich am Waschbecken das Gesicht kühlte.

Draußen wurde es bereits dunkel, was aber vorwiegend an dem dicht verhangenen Wolkenhimmel lag, der immer noch gnadenlos, seine Tränen gen Erde schickte. Blitze erhellten kurz den späten Nachmittag, gefolgt von rollendem Donner. Die Bluenette trocknete sich die Wangen ab: „Ich… ich komm nicht voran. Alix hat mich das heute auch schon gefragt… dann Rose… schließlich Mylene… ich hab keine Antwort. Alles was ich gezeichnet habe ist Mist.“

„Aha.“ Die Rothaarige zuckte mit den Schultern und zog das Blatt mit dem Mantel für den Pariser Helden heraus: „Und was ist damit? Das sieht…“

Alya unterbrach sich und blickte gebannt auf die schwarzen Flächen. Begeistert nahm sie die Unterhaltung wieder auf: „Mädchen, das sieht doch klasse aus! Echt mal, so nen Mantel würde ich auch tragen! Und wie gut du Chat Noir getroffen hast!“ Unsicher kam das Mädchen mit den dunklen Haaren näher und sah ebenfalls auf die Skizze: „Findest du? Na ich weiß nicht…“

Marinette zog ihrer Freundin das Blatt aus den Fingern und legte es zurück auf ihre rosane Arbeitsplatte zu all den anderen zerknüllten Papierkugeln. Missmutig setzte sie sich auf ihr Sofa und stützte den Kopf in die Hände. Die Bloggerin sah ihre entmutigte Freundin kurz an, lächelte diabolisch, zückte dann ihr Handy und machte ein Foto von dem Entwurf. Eifrig tippte sie auf dem kleinen Gerät mit dem Marienkäferanhänger herum und wandte sich zum gehen: „Wie dem auch sei… wenn du noch Fragen hast kannst du mich gern jederzeit anrufen. Auch wenn du mir verraten magst wer Mister NiceGuy ist.“

„Du gehst schon? Ich dachte wir machen uns einen schönen Abend… mit Keksen… Film…“ Marinette hob enttäuscht ihren Kopf aus den Händen und sah ihrer Freundin zu, wie sie ihre Schultasche schulterte: „Sorry Süße, aber ich muss heute Abend auf Ella und Etta aufpassen. Ich würde dich ja einladen mitzukommen, aber ich hab schon Nino zugesagt.“

„Oh… und da würde ich natürlich stören.“ Griente nun auch die Bluenette und Alya nickte vielsagend.

„Nächstes mal wieder ok? Bis morgen!“

„Bis morgen Alya!“

Marinette lauschte der Rothaarigen nach bis diese aus der Wohnungstür war und warf sich dann auf die Chaiselongue zurück. Grüblerisch hingen ihre Augen an den Dachbalken. Sie dachte über die Worte ihrer Freundin nach. „Nicht zu viel nachdenken… dein Körper wird schon wissen was zu tun ist.“ Die hatte echt leicht reden. Passierte sowas wirklich rein… instinktiv? Das klang wenig romantisch. Und warum zerbrach sie sich jetzt überhaupt den Kopf über sowas? Das Mädchen, deren Haare inzwischen wirr aus dem schnell gemachten Pferdeschwanz rutschten stöhnte genervt auf. Das war alles die Schuld von Chat Noir und seinen unkontrollierbaren Körper… und Adriens starken Armen… die Art wie der Kater sie gierig umschnurrte… diese neue fordernde Seite des jungen Models… Verdammt! Marinette packte ihr Sofakissen und drückte es sich aufs Gesicht. Sie konnte es wirklich nicht verleugnen… die Bluenette fühlte sich zu beiden hingezogen. Aus Luftnot zappelte sie mit den Beinen.

„Willst du dich etwa umbringen?“

Unwillig lugte Marinette unter dem Kissen hervor und sah Tikki an, die skeptisch nun ebenfalls auf der Chaiselongue platz genommen hatte. Schnell nickte die Schwarzblauhaarige.

Das kleine rote Geschöpf kicherte und drückte gegen das Kissen: „Ach Marinette… ist es dir wirklich so unangenehm darüber nachzudenken, dass du Adrien und Chat Noir magst?“

„Woher weißt du woran ich denke?“ fragte das Mädchen und der Kwami stupste gegen einen Ohrstecker. Stimmt ja… sie waren dadurch immer verbunden. Marinette vergaß das gerne mal. Gleich wurde sie wieder rot im Gesicht und setzte sich kerzengerade auf. Verstört knetete sie das Kissen: „Sag mal Tikki… äh… du lebst ja jetzt schon… ewig… ist… ist dir das ganze nicht manchmal zu viel… ich meine… alles mitzukriegen… ich meine… wirklich alles?“ Gott war das schon wieder peinlich. Doch zu ihrer Überraschung kicherte der Marienkäfergeist amüsiert.

„Was ist so lustig?“

„Ach Marinette!“ Tikki flog rot glimmend auf und vor der Bluenetten Gesicht. „Nein für mich ist das nicht seltsam. Wie du schon sagtest existiere ich seit Anbeginn der Zeit. Ich habe mehr gesehen als du dir vorstellen kannst und ein ganz anderes Verständnis über Raum und Welt. Aber ich liebe diese Unverfälschte Art von euch Menschen… die kurze Zeit, welche euch im Leben bleibt mit so viel Herz zu füllen. Zu Träumen, zu Hoffen, im Hier und jetzt zu sein und dennoch an Vergangenheit und Zukunft zu denken. Ihr seid mir nie langweilig… du bist mir so viel wert! Ich bin so dankbar, eine so tolle und liebenswerte Ladybug kennengelernt zu haben! Natürlich kann ich es nur behaupten, aber ich glaube wenn sich nicht unsere Linien gekreuzt hätten… ja ich hätte dich vermisst!“

Mit offenen Mund sah Marinette ihre kleine Freundin an, ließ das Kissen fallen und drückte, nachdem Tikki in ihren Händen gelandet war diese an ihre Wange: „Oh Tikki… ich hab dich auch so lieb! Ich bin auch froh dich getroffen zu haben!“

Der rote Kwami lachte glücklich und das Mädchen tat es ihm gleich.
 

Bald darauf hatte ihre Mutter sie zum Abendessen runter gerufen. Jetzt saß Marinette wieder über ihren Entwürfen für den Wettbewerb und könnte kotzen. Warum war sie nur so unzufrieden? Normal gingen ihr Skizzen so gut von der Hand. War es die Nervosität, dass es sich hier um ein Kleidungsstück handelte welches, sollte sie gewinnen, von Adrien getragen werden würde? Das war ja nicht das erste Mal und doch schien nichts was die Bluenette zeichnete gut genug. Draußen schüttete es immer noch wie aus Eimern. Seufzend sah das Mädchen zum Fenster. Bei diesem Wetter würde der Kater sicher nicht kommen. Was hatte er gestern gesagt… er würde es versuchen? Doch bei diesem Regen war das Selbstmord. Um das laute prasseln zu übertönen hatte Marinette ihren Computer hochgefahren und ließ aus den Lautsprechern ihre liebste Playlist ertönen. Es war nichts Bestimmtes. Songs von Jagged Stone, einige bekanntere Klassiker, Disneylieder und Musicalstücke, einfach was das Mädchen mit den Schwarzblauen Haaren mochte. Doch auch die Musik konnte sie nicht recht motivieren und so zog Marinette den Haargummi aus dem ohnehin gelösten Zopf und strubbelte sich durch die Haare. Tikki war bereits schlafen gegangen. Aus Vorsicht, weil der Kater sich angekündigt hatte, in ihrem kuscheligen Versteck. Frustriert schob die junge Designerin den rosanen Drehstuhl zurück und stellte sich ans Fenster. Sehnsüchtig legte sie eine Hand auf die Scheiben und beobachtete die Wasserbahnen, welche sich ihren Weg suchten. Ab und zu beleuchtet von einem Blitzgewitter und gefolgt von gewaltigen Donner. Früher, als sie kleiner gewesen war, hatte solches Wetter Marinette Angst gemacht. Auch jetzt fühlte sie eine melancholische Einsamkeit. Hoffentlich ging es ihrem Verbündeten gut. Und Adrien ebenso. Beiden wünschte sie eine kuschelige Behaglichkeit und fröhliche Gedanken. Sie war hier… so nah und doch weit weg und hoffte einfach, dass die beiden jungen Männer, welche ihr Herz zum fliegen brachten nicht traurig waren. Nicht so wie die Welle, welche nun über die Bluenette schwappte und sie ihre Stirn an die kühle Scheibe lehnen ließ. Liebte sie wirklich Beide? War das wirklich ok? Durfte sie das? Konnte sie es mit ihren Gewissen vereinbaren?

Wieso tat es so weh darüber nachzudenken? Heute Morgen war sie in Chat Noirs Armen aufgewacht und am Vormittag in denen von Adrien gelandet. Beide Male drohte sie ihr Pulsschlag umzubringen, so heftig pumpte dieser ihr Blut durch den Körper. Auch jetzt wieder… die Art wie der katzenartige Blonde sie berührt… sie geküsst hatte… die fordernde Art, wie das junge Model sie mit dem Gedicht konfrontiert hatte… die forsche Art, wie er sie in die Umarmung gezogen hatte… Marinette verspürte eine ihr bis jetzt unbekannte Art von Sehnsucht. Als Frau gesehen zu werden… endlich aus dem Schatten einer Freundin herauszutreten… Ihr Herz vibrierte. Doch wurde es auch von Sorge zerfressen. Wo war Chat Noir wenn er nicht bei ihr war? Warum klang er so deprimiert wenn er von seinem Zuhause sprach. Als wäre er dort nicht glücklich… und Adrien… der von seinem Vater in einem goldenen Käfig gehalten wurde. Über den immer wieder einfach bestimmt wurde… und der das alles mit einem Lächeln abtat. Wie gern würde sie Beide auffangen… würde sie sich irgendwann entscheiden müssen? Darüber wollte die Bluenette nicht nachdenken. Schwer seufzte sie…

Leise Schritte über den Boden weckten Marinettes Aufmerksamkeit. Doch ehe sie sich umdrehen konnte schlossen nasse kühle Arme sie von hinten ein und ein ebenso kalter Körper presste sich an ihren Rücken.

„Iiirghs!“ keuchte das Mädchen auf, als ein nasser Haarschopf mit spitzen schwarzen Ohren auf ihrer linken Schulter landete. Er war doch gekommen! Durch dieses Wetter!

„Chat…“ keuchte das Mädchen bibbernd und legte ihrem Partner die Hände auf die muskulösen Arme. „Bist du wahnsinnig bei diesem Regen draußen rumzurennen? Du bist eiskalt… wenn du dich nun erkältest…“

Statt einer Antwort schmiegte der junge Mann sich nur noch mehr an und schnurrte leise. Untermalt von der Musik aus den Lautsprechern.

„Chat?“ flüsterte Marinette und der Kater rührte sich. Seine kühle feuchte Wange berührte die von der Bluenetten als er sprach: „Zuhause ist es noch kälter… und einsamer… ich brauche etwas von deiner Wärme…“

Es war als hätten sie ihre Gedanken eingeholt. Vor wenigen Sekunden, hatte Marinette genau darüber nachgedacht. Wendig drehte sie sich in der Umarmung und legte nun ihrerseits die Arme um des Katers Hals und zog ihn bestimmt an sich: „Shhhhht… ist gut… du bist jetzt bei mir…“ Was sagte sie da? Chat Noir schnurrte entspannt und ließ sich vollends in die Umarmung fallen und das Mädchen tat es ihm gleich… bis auf das Schnurren. Es war gut so. Sich gegenseitig zu halten, sich zu spüren… zu wissen, dass man nicht allein war. Wären da nicht diese dummen Gedanken, welche schon wieder durch Marinettes Kopf jagte, kaum das sie zur Ruhe kam. Vielleicht war sie einfach überfordert. All die Ereignisse der letzten Tage und das durcheinander ihrer eigenen Gefühle… die Wärme, welche sich trotz der Nässe ansammelte, wo sich ihrer und Chat Noirs Körper berührte. Plötzlich musste das Mädchen schniefen. War sie traurig? War sie glücklich? Irgendwie alles auf einmal…

Der junge Mann mit den Katzenohren hörte augenblicklich auf zu schnurren und löste die Umarmung. Aus verunsicherten grünschimmerten Augen sah er sie an: „Prinzessin… warum weinst du?“

Marinette schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Doch ihr Partner beließ es nicht dabei, sondern wartete bis sie die Worte gefunden hatte und leise flüsterte: „Chat… ich… ich glaube… ich glaube ich liebe dich… aber… ich weiß nicht ob das in Ordnung ist so zu fühlen… mit deinen Gefühlen für Ladybug… und meinen für Adrien…“

Sie hatte es gesagt. Genau das, was sie von innen aufzufressen drohte war endlich über ihre Lippen gekommen. Sie und ihr Partner hatten erst vorgestern davon gesprochen, doch war es noch schwammig gewesen… nicht fest greifbar. Doch jetzt, nachdem was alles zwischen ihr und Chat Noir und auch Adrien passiert war lichtete sich der Nebel und Marinette konnte es sagen. Doch wie dachte der Kater darüber? Bei ihrem Gespräch vor zwei Tagen hatte er geklungen als würde er genauso fühlen. Vielleicht hatte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren es sich aber auch nur eingebildet. War es reines Wunschdenken gewesen? Doch warum sonst hätte er sie küssen sollen? Wieso sonst seinen erregten Körper an ihren gepresst? Ihr so süße… manchmal auch verstörende Sachen in die Ohren geflüstert?

„Marinette…“

Was? So hatte er sie lange nicht genannt. Und jetzt klang seine Stimme so unendlich sanft und liebevoll. Vorsichtig öffneten sich die hellblauen Augen, gewährten sich einen Blick in ihre grünschimmernden Gegenstücke. Chat Noir legte ihr die Hände sachte an die Seiten des Kopfes, eine Kralle streifte ihr Ohr und führte ihr Gesicht an seines. Ergeben schloss die Bluenette sofort wieder die Lieder, spürte das prickeln seines Atems auf ihrer Haut, konnte erahnen wie seine sehnsüchtigen Augen sich ebenfalls schlossen. Unendlich zärtlich berührten sich endlich ihre Lippen und mit einem elektrischen Schlag fluteten Gefühle ihre beiden Körper.

Shall we dance?

~Adrien~

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„Chat… ich… ich glaube… ich glaube ich liebe dich… aber… ich weiß nicht ob das in Ordnung ist so zu fühlen… mit deinen Gefühlen für Ladybug… und meinen für Adrien…“

Ihre Worte hallten in seinen Ohren wieder und dem Pariser Helden stockte der Atem. Sie liebte ihn? Sowohl als Adrien, wie auch als Chat Noir? Einerseits Makellos und auf der anderen Seite unperfekt.

Hatte er sie heute Morgen zwingen wollen es seinem realen Ich gegenüber zuzugeben und jetzt gestand sie es seiner katzenhaften Präsenz einfach so?

Der Kater schluckte. Zum Glück trug er Handschuhe, denn seine Hände fühlten sich schwitzig an, so aufgeregt war er. Er versuchte ruhig die Atmung wieder aufzunehmen, doch sein Herz polterte in seiner Brust, sodass es unmöglich schien. Eine unbändige Freunde überwallte ihn… eine die er irgendwie nicht verstand. Wieso machte ihn dieses Liebesgeständnis so euphorisch? Würde Ladybug vor ihm stehen, könnte er nicht glücklicher sein. Am liebsten wollte er das Mädchen vor sich packen und mit ihr durch den Raum tanzen. Aber da waren noch ihre Tränen. Tränen der Verunsicherung. Wie Chat Noir quälte sich seine Klassenkameradin mit der Frage ob es wirklich in Ordnung war, sich in zwei Menschen zu verlieben? Gut, er konnte Marinette schlecht sagen, dass ihre Sorge unbegründet war. Schließlich war er Adrien. Zu gern würde er es ihr ins Gesicht schreien. Doch das konnte und vor allem durfte er nicht. Was sagte seine Partnerin immer: Ihre geheime Identität musste unter allen Umständen gewahrt bleiben.

Also zwang sich der Kater zur Ruhe. Fühlte in sich nach und fand nichts als weiterhin ungestüme Freude über die Worte der Bluenetten. Das sie weinte tat ihm weh. Wieso schien es ihm leichter zu fallen, das Unmögliche zu akzeptieren? Wo er doch der gepunkteten Heldin Loyalität geschworen hatte… war er wirklich so wankelmütig? Darüber konnte er sich später noch den Kopf zerbrechen. Jetzt in diesem Moment wollte er nichts mehr, als Marinette Halt zu bieten. Sie so aufzufangen wie sie es bei ihm getan hatte. Ihre Angst und Bedenken zerstreuen.

„Marinette…“ Mit leiser fester Stimme erreichte er ihr Herz und die verängstigen schwimmenden Augen wandten sich ihm zu. Chat Noir hatte das Mädchen schon lange nicht mehr bei ihrem Namen genannt. Sie war so schön und stark wie eine Prinzessin, dabei gleichzeitig auch zerbrechlich und zart wie eine Blume. Doch genau jetzt musste er ihren Namen sagen, damit sie sicher sein konnte gemeint zu sein. Ihr alle Sicherheit zu geben die sie im Moment brauchte. Gleichzeitig war es auch genau das was der Pariser Held wollte. Nervös leckte er sich über die Lippen als er sich zu Marinette hinunter beugte. Wie ein kostbares Od berührte er sie, nahm umsichtig ihren Kopf in seine Hände und näherte sich diesen samtig schimmerten Lippen, die den Kater anzogen und allein die Vorstellung diese gleich zu küssen ihm schier wahnsinnig werden ließ. Das Mädchen hatte ihn beobachtet und schloss nun erwartend die Augen. Sie wollte es genauso sehr wie der junge Mann mit den Katzenohren. Explosionsartig fluteten allerlei Emotionen seinen Körper, als sich sachte ihre Münder aneinanderlegten und im selben Moment wusste Chat Noir, dass er Marinette nie wieder aufgeben konnte. Ihm wurde ganz schwindelig und so drückte er den zarten Körper der Bluenetten gegen die Wand neben dem Fenster, ein Bein zwischen den ihren. Sie seufzte ergeben und ließ es mit sich geschehen, schlang nur die Arme wieder fester um seinen Hals. Noch immer liefen stumme Tränen über ihre Wangen. Chat Noir wollte sie zum versiegen bringen… unter allen Umständen. Er entließ den Kopf der Bluenetten in Freiheit, schob einen Arm um ihren Nacken und stützte sich mit dem Anderen gegen sie Wand. Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Ihre weiche Brust drückte sich beim atmen gegen seine und der Blonde musste sich zusammenreißen, dass nicht die Gier gleich hier und jetzt über seine Klassenkameradin herzufallen ihn übermannte. Den diese Schwäche konnte signalisieren, dass er nur auf ihren Körper aus war, der momentan erbebte und genau das entsprach nicht der Wahrheit. Natürlich erregte den Kater diese zierliche Gestalt, sogar sehr… auch jetzt spürte er wie das Blut aus seinem Kopf abgezogen wurde und sich in seinen Lenden sammelte. Unmöglich das Marinette es nicht bemerkte… doch Chat Noir würde standhaft bleiben… er würde…

Marinette seufzte gegen seine Lippen und der junge Mann warf schwer atmend den Kopf in den Nacken. Mit geschlossenen Augen zählte er langsam bis zehn ehe er zu dem bibbernden Mädchen sah, welche ihn unsicher anblickte und schamhaft errötete. Beherrsch dich Adrien, fauchte sich der Pariser Held selber zu, spürte wie die Bluenette ihre Arme von ihm nahm und flach gegen die Wand legte. Warum musste sie so verführerisch aussehen? Mit ihren leicht ängstlichen Rehblick und dieser Brust, die sich hektisch hob und senkte. Genauso wie die seine.

Behutsam entfernte Chat Noir den Arm aus ihrem Nacken und legte drei Finger an das Kinn des Mädchens, drehte ihren Kopf sachte von links nach rechts und wieder zurück und küsste ihr die Tränen weg. Bei jeder Berührung seiner Lippen zuckte die Dunkelhaarige zusammen. Sie hatte die Augen geschlossen und wirkte wie ergeben in ihre Situation und doch auch ängstlich. Der Kater konnte nicht anders. Er musste ihre Bedenken zerstreuen. Tief atmete er erneut durch.

„Marinette…“ Chat Noir hatte selber nicht gewusst wie fürsorglich er klingen konnte. Geduldig wartete er bis das Mädchen den Mut fand ihm in die Augen zu sehen. Der Kater versuchte sich an einem Lächeln, welches etwas verunglückte. Auch seine Wangen waren rot getüncht, die grünschimmernden Augen weich. „…es ist gut… ich fühle genauso. Meine Zuneigung zu dir ist so stark… so verzehrend… wie ich es bis jetzt nur zu Ladybug empfand. Ich weiß auch nicht ob das richtig ist… aber ich bereue es nicht! Du bist so süß… so herzlich… bezaubernd und liebenswert. Ich möchte dich am liebsten nicht mehr teilen…“

Gott, das klang ja als wäre er auf sich selber eifersüchtig. Doch seine Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Die Bluenette verbarg das immer mehr flammende Gesicht in den Händen und wäre nicht das Knie zwischen ihren Schenkeln gewesen, wäre sie sicherlich die Wand hinunter gerutscht. Da dadurch seine eine Hand keinen Nutzen mehr hatte spielte Chat Noir an den wirren blauschwarzen Haarsträhnen herum, fuhr mit einem krallenbewehrten Finger eine Linie am Hals des Mädchens entlang und umfasste schließlich die mit einer Gänsehaut überzogene Schulter.

Aus den Lautsprechern an Marinettes Computer erklang eine Musette (französischer Walzer) und der Kater spitzte die Ohren. Obwohl selber noch aufgewühlt brachte er etwas Platz zwischen sich und seine Klassenkameradin, die überrascht die Hände sinken ließ. Der junge Mann mit dem im Moment viel zu eng geschnittenen Catsuit zwinkerte und griff nach ihrer linker Hand und legte sie sich auf die Schulter. Er selber umfasste die schmale Taille des Mädchens und nahm ihre andere Hand in seine. Mit einem überraschten Laut wurde Marinette von der Wand gezogen und durch den Raum gewirbelt. Chat Noir drehte sich mit ihr sicher durch das Zimmer, führte Marinette im Walzerschritt zur Musik. Mit großen Augen starrte sie in sein lächelndes Gesicht, versuchte mit den Füßen nachzukommen und musste schließlich lachen. Genau das hatte Chat Noir erreichen wollen und auch ihm tat es gut, dass die erregte Spannung zwischen ihnen nachließ.

„Chat… ich bin eine miserable Tänzerin.“ Stöhnte die Bluenette und der Kater griente: „Nicht soweit ich mich erinnern kann.“

Mist! Sofort biss sich der Kater auf die Unterlippe. Einen Moment kam er aus dem Takt, fing sich wieder und tanzte weiter. Marinette starrte ihn an: „Wie… wie meinst du das? Wir haben noch nie zusammen getanzt, oder?“

Unglücklich lachte der Kater. Was sollte er jetzt sagen? Dann kam ihm eine zündende Idee: „Ich muss zugeben, dass ich mir schon manches Mal erträumt habe mit dir über das Pakett zu schweben. Und jedes Mal war es fantastisch!“

Die Dunkelhaarige sah ihn ungläubig an und lachte dann: „Du Spinner!“

Puh, nochmal gut gerettet! Beschwingt drehte er das Mädchen an seiner Hand und kam ihr näher, als sie wieder in seinem Arm war. Innig versanken seine Augen in den ihren. Scheinbar hatte sich ihre Sorge und Angst zerstreut und auch Chat Noir fühlte sich wieder beruhigt.

Er tanzte so gern, doch leider ergab sich viel zu selten eine Gelegenheit. Seine Mutter hatte es Adrien beigebracht. Wenn er früher traurig gewesen war, hatte sie sich zu ihm gesetzt, ihm beruhigend über die blonden Haare gestreichelt, ihn mit so unendlicher Güte angesehen. Dann ihr Handy und seine Hände ergriffen und zu ihren liebsten Musikstücken durch den Raum getanzt, bis ihr Sohn wieder lachen konnte.

Der Song endete und ein neuer begann. Ein ruhiges Liebeslied. Überrascht sahen beide jungen Menschen auf und dann sich an. Chat Noir betrachtete dieses Gesicht mit den rosigen Wangen, welches ihm in den letzten Wochen und Tagen so lieb geworden war mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann zuckte er mit den Schultern, lächelte ermutigend und zog Marinette an sich. Legte ihr beide Hände um.
 

~Marinette~

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Marinette stand steif da. Das erinnerte sie an etwas… oder genauer an jemanden. Eine ihrer liebsten Momente in der Vergangenheit. Sie hatte erst einmal mit einem Jungen so getanzt… mit genau demselben Ablauf. Nur diesmal war es nicht ihrer besten Freundin verschuldet, dass die Bluenette ihrem Tanzpartner nun die Hände um den Hals legte. Auch waren sie hier allein, anders als auf der Party von Chloe wo die Dunkelhaarige zum ersten Mal mit ihrem Schwarm getanzt hatte. Wieso fühlte es sich genauso an? Das war doch unmöglich? Innerlich schüttelte Marinette den Kopf und schmiegte sich richtig an den kühlen feuchten Lederartigen Stoff. Egal wie sehr sie sich nach Adrien verzerrte, jetzt wollte sie einmal nur an Chat denken. Diesen Moment genießen. Zulassen, dass der junge Mann mit den Katzenohren, die Geschehnisse und Erlebnisse die ihr Angst gemacht hatten zu etwas neuen wunderschönen werden ließ. Zum ersten Mal fühlte Marinette etwas wie eine tiefe Vertrautheit zu ihren Partner. Nicht so wie sie es als Ladybug tat. Als Superheldenteam mussten sie sich schließlich blind Vertrauen. Diesmal war es anders. Es war eine Ruhe, obwohl einen die Aufregung schier umbrachte. So eng mit einem jungen Mann zu tanzen, der zugab genauso zu fühlen… genauso verwirrt darüber war…

„Ist dir nicht kalt?“ Führsorglich flüsterte Marinette gegen die Schulter, an die sie sich geschmiegt hatte, während sie und ihr Tanzpartner sich weiter zur Musik wiegten. Der Kater schüttelte sacht den Kopf und beruhigt schloss das Mädchen die Augen um seine Nähe noch mehr zu genießen. Langsam klang die Melodie ab und plötzlich jagten wilde Beats durch den Raum. Ein Rockstück von Jagged Stone. Mit einem überraschten Aufschrei wurde die Bluenette an der einen Hand gepackt und ausgedreht. Beide junge Manschen sahen sich lachend an und feierten dann zu der Musik ihres Lieblingssängers. Hier wurde geheadbangt, dort Luftgitarre gespielt und wie toll durch die Luft gesprungen. Chat Noir drehte sich etwas zu nah an Marinettes Schreibtisch und seine Rute fegte Stifte, Papierkugeln und –blätter von der Arbeitsplatte. Abrupt blieben die beiden Nachwuchsrockstars stehen und sahen sich außer Atem an, dann mussten sie lachen und beugten sich zu dem angerichteten Chaos hinunter.

„Ups!“ kommentierte der Pariser Held die Aktion und die Dunkelhaarige kicherte. Es war ja nichts passiert. Alle Skizzen waren noch intakt. Chat Noir besah sie sich beim zusammen sammeln genauer: „Sag mal… hast du damit was besonderes vor? Mir scheint du bist im Moment ständig an Kleidungsstücken dran für… Ladybug und… mich?“

„Äh…“ Marinette sah in die grünen Augen, biss sich auf die Unterlippe und nahm dann dem Kater die Blätter ab. Sie stand auf und griff nach dem Magazin, welches noch auf dem Schreibtisch lag, suchte nach den richtigen Seiten und reichte es an den jungen Mann. Dieser überflog mit einem skeptischen Gesicht den Artikel.

„Wusstest du nicht, dass es einen Wettbewerb zu euren Ehren zu der Pariser Fashion Week gibt?“ Vermutlich nicht. Marinette hätte es selber nicht mitbekommen, wenn ihre Freundinnen sie nicht darauf gebracht hätten. Obwohl sie das Magazin selber besaß und auch den Artikel angeschaut, wenn auch nicht gelesen hatte. Chat Noir schüttelte den Kopf: „Nein… wusste ich nicht… auch nicht das i… das Adrien quasi als Hauptpreis, das Gewinnermodel tragen wird… oder eben Mademoiselle Roux.“

„Oder Beide!“ schloss die Bluenette und legte die restlichen Sachen auf der Arbeitsplatte ab. Warum sagte sie das? Sie tat sich ja schon schwer überhaupt einen Entwurf anzufertigen mit dem sie zufrieden war. Unmöglich für beide Models einen hinzubekommen.

„Hmmm…“ Der Kater trat hinter sie und schob Skizzen auseinander. Marinette spürte seine Nähe an ihrem Rücken wie ein Kribbeln und seinen Arm an ihrem. „Und hast du schon entschieden, welche von diesen Skizzen der glückliche Gewinner ist?“ Mit wieder aufkeimender Unruhe in ihrem inneren strich sich das Mädchen Haare hinter das Ohr: „Äh… nein… egal was ich versuche… ich bin einfach nicht zufrieden… nichts scheint perfekt dafür…“

Chat Noir hob den Arm an, streifte Marinettes Schulter und griff nach dem Entwurf, welcher oben auf der Sammelmappe lag. Aufgeregt verfolgte die Bluenette seiner Bewegung. Da der Kater sich vorlehnte, legte er seine freie Hand auf ihrer Schulter ab. Umfasste sie sachte mit seiner krallenbewährten Klaue.

„Was ist hiermit?“ Der katzenhafte junge Mann hielt Marinette ihren Entwurf von dem Mantel vor die Nase, den sie gemalt hatte, als ihr Kopf voll von Sehnsucht nach dem Kater war.

Schnell umfasste sie das Blatt und schob es in den Ordner zurück: „Äh nein… das ist… das ist… ich glaube nicht… Alya hat mich das auch schon gefragt… aber nein… das… diese Skizze… die hab ich einfach so gezeichnet… einfach so… die hat nichts zu bedeuten… war einfach in meinem Kopf… aber nicht für Adrien… sie ist… äh…“

„Sie ist für mich?“

Es dauerte einen Moment, dann nickte das Mädchen peinlich berührt.

„Du hast diesen Mantel wirklich für mich designet?“ Wieso klang er so glücklich? Wieder nickte Marinette. „Dann solltest du ihn einreichen! Er ist perfekt!“

Marinettes Wangen blümten auf. Sie freute sich unendlich darüber, dass ihr Verbündeter das sagte und nahm sich auch gleich vor, den Mantel bald umzusetzen. Selig lächelnd drehte sie sich um und legte dem jungen Mann die Hände flach auf die Brust, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Nase. Überrascht aber auch erfreut murrte der Kater. „Danke!“ sagte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren glücklich, auch wenn sie ihn nicht ansah. „Aber… wie gesagt… bei dem Mantel hab ich… hab ich an dich gedacht… es wäre seltsam, würde Adrien diesen dann tatsächlich tragen. Das wäre so, als würdest du seinen Schal tragen.“

Die spitzen schwarzen Ohren stellten sich auf. „Schal?“ fragte Chat Noir mit seltsam klingender Stimme. Marinette stutzte, sah auf und strich sich verlegen eine weitere Haarsträhne hinters Ohr: „Äh… ja… als Adrien damals an unsere Schule kam, hatte er bald darauf Geburtstag… da hab ich ihm einen Schal genäht.“ Warum sah der junge Mann sie auf einmal so ernst und aufmerksam an. Unruhig schlupfte die Bluenette an dem Pariser Helden vorbei. Irgendwie war plötzlich die Stimmung kälter geworden. Lag es an ihr? Hatte sie etwas Falsches gesagt?

Der Kater räusperte sich und lehnte mit dem Hintern gegen ihren Schreibtisch. Dabei verschränkte er die Arme vor der Brust. Sein Mund lächelte, doch seine Katzenhaften Augen blieben ernst: „Strickt man nicht normalerweise Schals? Welche Farbe hatte er denn?“

„Hmm? Ich stricke nicht so gern… ich kann besser nähen und hatte einen echt schönen Stoff da in… ist das wichtig?“ Als Chat Noir interessiert nickte seufzte das Mädchen und trat an ihre lilane Truhe heran. Es war ihr etwas peinlich, aber schließlich zog sie den hellblauen Schal hervor mit den weißen Bommeln an den Enden und warf diesem ihrem Partner zu: „Du hast Glück… normalerweise sortiere ich alte Stoffe immer wieder mal aus… aber um diesen war es mir leid. Darum hab ich…“

„Einen Partnerschal genäht?“ Warum traf dieser neunmalkluge Kater den Nagel auch noch auf den Kopf? Marinette beobachtete wie er den Schal genauer betrachtete. Irrte sie sich oder verlor sein Gesicht deutlich an Farbe? Alarmiert trat die Bluenette zu Chat Noir und legte ihm eine Hand auf den Arm: „Hey? Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen…“

„Wie? Was?“ stotterte der Kater und sah so erschrocken niedlich aus. Marinette verkniff sich ein Lachen. Ihr Verbündeter schürzte kurz ertappt die Lippen und reichte dann den zweiten Schal an sie zurück: „Nein das ist es nicht… ich hab mich nur erinnert… also ich meine zu glauben, dass Adrien mal einen blauen Schal getragen hat… aber von seinem Vater… kann das sein? Aber ich finde der Stoff von deinem Schal ist diesem sehr… ähnlich?!“

Traurig packte Marinette den Schal zurück in die Truhe: „Äh… das war wohl ein dummes Missverständnis. Ich wollte Adrien sagen, dass der Schal von mir ist… aber als er damals sagte, er hätte sich so über das Geschenk von seinem Vater gefreut… hab ich es nicht übers Herz gebracht. Das ist auch nicht wichtig… er war so glücklich und das ist die Hauptsache. Und dieser zweite Schal… den hab ich einfach aus Jux genäht. Ich kann ihn eh nie tragen…“ Und mit einem Blick auf Chat Noir fügte die Dunkelhaarige leise hinzu: „Möchte ich im Moment auch gar nicht…“

Ja das stimmte. So sehr sich ihr Herz auch nach dem jungen Model verzerrte, so sehr freute sie sich über die Gesellschaft des Katers. Seine Nähe, seine Hingabe und Wärme. Konnte ihr das nicht genug sein?

Plötzlich gab es einen hellen Schein gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krachen. Beide junge Menschen zucken zusammen und dann war das Licht aus. Auch der Computerbildschirm wurde dunkel. Die Musik verstummt. Ein lautes Donnergrollen rollte über Paris.

„Marinette? Cherie? Bist du noch auf?“ Sabine Cheng klopfte gegen die Bodenluke. Marinette sah vor sich einen Schatten weghuschen und öffnete dann den Eingang zu ihrem Zimmer: „Ja Maman! Was war das? Ist ein Blitz eingeschlagen?“

„Es scheint so Cherie. Auf jeden Fall sind die Sicherungen raus und lassen sich gerade nicht überreden wieder reinzugehen. Auf einmal war der Fernseher aus. So was blödes… gerade lief meine Sendung.“ Marinette konnte ihre Mutter kaum ausmachen, die halber auf der Treppe stand. „Ich denke du kannst sie morgen im Internet schauen Maman. Aber vielleicht kommt der Strom auch gleich wieder.“ Versuchte die Bluenette einen Aufmunterungsversuch. Ihre Mutter nickte: „Wie dem auch sei… brauchst du eine Taschenlampe?“

„Nein Maman… ich hab mein Handy. Und außerdem wollte ich eh dann ins Bett.“ Gespielt gähnte die Bäckerstochter und ihre Mutter nickte erneut: „Ist gut… ja dahin werde ich jetzt wohl auch gehen. Ach sowas blödes… Gute Nacht ma Cher!“

„Gute Nacht Maman!“ Damit schloss Marinette die Luke wieder und drehte sich seufzend dem schwarzen Raum zu. Jetzt wo die Musik aus war hörte man umso lauter das Rauschen des Regens. Gefühlt regnet es zurzeit ständig, dachte das Mädchen. Vielleicht kam es ihr aber auch nur so vor, weil in den letzten Tagen soviel passiert war. Ohne Elektrizität fühlte sie sich seltsam unwohl und tastete zu ihrem Schreibtisch um nach ihrem Handy zu suchen.

„Chat?“ fragte Marinette in den Raum hinein und spürte die behandschuhte Hand, welche nach ihrer ausgestreckten griff. „Ja?“

Erleichtert atmete die Bluenette aus. Mit ihm, der im Dunkeln sehen konnte ging es ihr gleich besser. Vertrauensvoll verschränkte sie ihre Finger mit seinen und drückte sachte die Klaue: „Siehst du irgendwo mein Handy? Die Sicherungen sind wohl raus… dann haben wir ein wenig Licht.“

Ein Schnurren, eine Bewegung Richtung Schreibtisch, doch er ließ Marinettes Hand nicht los. Gleich wurde ihr in die Freie das Smartphone gedrückt.

„Prinzessin?“ Seine fragende Stimme unterbrach die Bluenette dabei das Gerät zu entsperren. „Hmm?“

Der Pariser Helden klang nun verlegen… richtig unsicher, als er weitersprach: „Äh… Prinzessin… ich… ich würde gern etwas ausprobieren… jetzt wo es so dunkel ist… ich meine… vertraust du mir? Äh… ich vertraue dir zumindest… also… könntest du deine Augen kurz zu machen?“

Hatte sie das gerade richtig gehört? War es jetzt soweit? Wollte Chat Noir so etwa zu verstehen geben, dass er mit ihr schlafen wollte? Marinettes Gesicht flammte auf und ihr Blut jagte von einem schnellen Puls angetrieben durch ihren Körper. Nein… dafür war sie nicht bereit… oder doch… nein… ja… aargh, sie wusste doch selber nicht ob sie das wollte. Schon doch ja… aber mit Chat Noir? Schließlich war er ihr Partner… ihr Verbündeter… ihr… was noch? Gut, sie hatten sich jetzt ein paarmal geküsst… und ja auch ihre Gefühle quasi einander gestanden… war dann dieser nächste Schritt nicht… normal? Aber so… schnell? Andererseits… worauf warten? Darauf, dass Adrien sie endlich bemerkte? Dann konnte Marinette wohl gleich ins Kloster gehen. Es gab sicher eines, dass sich auf Nur eine Freundin spezialisiert hatte… logisch, bei all den verschmähten Freundinnen. Was dachte sie da?

„Äh… Chat… ich weiß nicht… ob ich dafür… dafür bereit bin… jetzt heute… ich… weißt du, ich mag dich sehr… aber ist das nicht… überstürzt?“

Stille. Wieder hörte man nur das Rauschen des Regens, der gegen die Fenster klatschte und in Sturzfällen die Regenrinnen strömte.

Irrte sich Marinette oder wurde der Kater unruhig? Seine Hand wärmer?

Plötzlich hüstelte dieser gequält: „Äh… nein… das war jetzt nicht meine Absicht… also ich hätte nichts dagegen… aber… äh nein ich… ich wollte was anderes versuchen. Aber wenn du nicht magst, dann…“

„Ich mag schon!“ Ok, dass war etwas zu hektisch gekommen, aber die Bluenette war so erleichtert, dass Chat Noir gar nicht von Sex redete. „Äh… aber warum die Augen zumachen? Es ist doch schon dunkel… ich kann dich kaum erkennen.“

Ein belustigtes Schnauben: „Vertraust du mir Prinzessin?“

Marinette sah zum Boden… also zumindest dorthin, wo dieser sein musste und nickte dann. Da sie vor lauter Aufregung vergessen hatte, dass der junge Mann mit den Katzenohren sie im Dunkeln sehen konnte, fügte sie hinzu: „Ich vertraue dir Chaton.“

Dann schloss die Bluenette die Augen, als sie ihren Partner erleichtert ausatmen hörte.

„Ok… äh… wundere dich nicht wenn du gleich noch eine Stimme hörst. Ich kann dir alles erklären.“

Erklären? Was erklären? Marinette schwante es, doch bevor sie noch protestieren konnte sagte Chat Noir: „Verwandle mich zurück!“

Leichtsinn

~Adrien~

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Der leuchtende grüne Schein ebbte ab und ihre kleine Hand lag in seiner. Warme Haut an warmer Haut. Mit der Rückverwandlung verschwand auch die Fähigkeit im Dunkeln zu sehen, doch das war es Adrien wert. So eine Chance bot sich ihm wahrscheinlich nicht so schnell wieder, Marinette vertraut zu berühren ohne in schwarzes Leder gehüllt zu sein. Selbst wenn nun wie durch ein Wunder plötzlich wieder das Licht angehen würde, dieses Risiko wollte der junge Mann eingehen. Natürlich war er nicht ganz doof. Während Marinette mit ihrer Mutter sprach war der Kater auf Katzenpfoten durch das Zimmer getappt und hatte, als ihm dieser Geistesblitz gekommen war, den Lichtschalter umgelegt. Wenigstens die Gefahr reduzieren.

„Was hast du jetzt wieder vor, A…?“ Plaggs genervtes Stimmchen endete abrupt in einem Blubbern. „Oh hi Marinette!“ Adrien spürte wie sich die Finger der Bluenetten noch fester mit seinen verschränkten. Natürlich musste sie verwirrt sein.

„Äh… Prinzessin… darf ich vorstellen, dass ist Plagg mein Kwami. Durch seine Magie werde ich zum Helden von Paris. Aber eigentlich… bin ich ein ganz normaler Kerl.“

„Pffff normal?!“ ätzte der kleine schwarze Geist, den man bis auf die glurrenden grünen Augen nicht ausmachen konnte in dem dunklen Raum, wofür der Blonde sehr dankbar war.

„Ja normal!“ fauchte das junge Model und wandte sich dann wieder der Richtung zu, wo seine Klassenkameradin stehen musste: „Ich weiß, dass klingt vermutlich sehr schräg… aber… entschuldige, dass ich dich damit so überfallen habe. Ich wollte nur einfach… einfach deine Wärme spüren… ohne den Anzug dazwischen.“ Umsichtig drückte er ihre Hand und tastete mit der freien ebenfalls nach ihrem Gegenstück. Marinette hatte noch nichts gesagt, war wohl zu überfahren. Jetzt gerade wünschte sich Adrien doch etwas Licht um in dem Gesicht der Bluenetten lesen zu können. Doch das ging nicht. Unter keinen Umständen! Was er hier gerade tat war eh leichtsinnig. Marinette hatte immer noch ihr Handy in der anderen Hand. Mit einer Bewegung konnte sie ihn enttarnen. Der Blonde schluckte. Nein, er kannte dieses Mädchen. Ihr konnte er blind vertrauen. So blind wie er sich im Moment fühlte.

„Prinzessin…?“

Ein sausender Luftzug und eine genervte Stimme um seinen Kopf forderten Aufmerksamkeit: „Hey Romeo, wo ist mein Camembert? Ich hab mächtig Hunger! So viel fantastische Supermagie muss schließlich genährt werden!“

Der junge Mann schluckte jeglichen Kommentar runter, der gerade auf seiner Zunge lag. Er ließ die Hand mit dem Handy von der Dunkkelhaarigen wieder los und langte in die Tasche von seinem TShirt, in der sich normalerweise sein Kwami versteckte. Doch zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass kein Käse darin war.

Verflucht, schimpfte sich das junge Model. Da hatte er nicht mitgedacht. Ohne Camembert… wie sollte er später wieder nach Hause kommen, wenn er sich nicht verwandeln konnte?

„Äh…“ Überrascht sah Adrien in die Schwärze vor sich, aus der Marinettes Stimme kam. „Im Schrank hab ich Kekse… gehen die auch?“

„Selbstgebacken?“ feixte der Katzengeist und der Blonde war sich ziemlich sicher, dass die Bluenette nickte. Mit einem freudigen Aufschrei verschwand sein Kwami im genannten Schrank.

„Wieso hast du Kekse im Schrank?“ Neugierig fragte der junge Mann seine Gegenüber und hörte ein nervöses Kichern: „Aus verschiedenen Gründen. Kleiner Hunger zwischendurch… Mitternachtssnack… äh… Seelentröster… äh… Heißhungerattacke… äh… du weißt schon!“

Nicht wirklich, aber Adrien ließ es auf sich beruhen. Er musste ja nicht all die Geheimnisse der Mädchen verstehen. Lächelnd, obwohl er wusste, das Marinette ihn nicht sehen konnte, legte der Blonde ihr erneut eine Hand auf die Hüfte und zog sie näher an sich.

„Darf ich nochmal um einen Tanz bitten Prinzessin?“ fragte er in die Dunkelheit und spürte, wie sich das Mädchen kurz wegdrehte und dann ihre Arme, die sich um seinen Hals legten. Das Handy scheinbar in ihrer Hosentasche verstaut.

„Aber… ohne Musik? Im Finstern?“ Ihre Stimme klang schüchtern, was in Adrien nur noch mehr den Wunsch schürte ihr wieder näher zu sein und diesmal als er selber. Einmal hatte er mit seiner Klassenkameradin schon so getanzt. Angenehm war es gewesen, auch wenn er sich damals noch nichts dabei gedacht hatte. Aber die Art wie sich dieser warme zierliche Körper an ihn geschmiegt hatte, fühlte sich schon zu der Zeit richtig und vertraut an.

„Vertrau mir!“ flüsterte der junge Mann und legte seiner Tanzpartnerin nun auch die zweite Hand auf die Hüfte. Sanft begann er zu summen und vorsichtig sich mit ihr zu der Melodie zu wiegen. Adrien war sich ziemlich sicher, dass Marinette ihn gerade mit großen Augen bedachte, wie auch nicht… vielleicht benahm er sich wirklich gerade ziemlich bescheuert. Dennoch summte das junge Model unbeirrt weiter und als sich auf einmal der Kopf der Bluenetten an seine Halsbeuge schmiegte, verspürte Adrien ungebändigtes Glück. Eine kleine Weile bewegten sie sich so auf der Stelle und trotzdem im Kreis, immer auf dem runden Teppich bleibend, damit nicht plötzlich sich einer von ihnen den Fuß am Schreibtisch oder der Chaiselongue anstieß. Ganz leise flüsterte Marinette: „…strahlend…“

„Hmm?“ kam es fragend von dem unverwandelten Pariser Helden.

„…sorglos…“ murmelte die Dunkelhaarige weiter. „…verträumt… Adrien, das Parfüm…“

Den selbigen durchfuhr ein eisiger Schauer. Verdammt! Daran hatte er gar nicht gedacht. Er war ja jetzt wieder er selber… in seiner Kleidung und den eigenen Pflegeprodukten. Wenn Marinette so verschossen in ihn war, wie sie behauptete, dann…

„Du riechst genauso wie Adrien…“ raunte die Dunkelheit an seiner Brust, drückte sich dann etwas ab und der junge Mann musste sich zwingen, nicht einfach zur Salzsäule zu erstarren, sondern weiter zu tanzen. In seinen Kopf waren sämtliche Schubladen gleichzeitig aufgesprungen und tausende Gedanken wirbelten umher, wovon er keinen fassen konnte. Eine Erklärung… er brauchte eine glaubwürdige Lüge… Nervös leckte sich Adrien über die Lippen: „Äh… nun ja… das ist auch nicht verwunderlich…“ Oh Hirn komm schon! Nur eine gute Ausrede. Er schluckte leise: „…äh… ich benutze das gleiche Parfüm… weil… weil ich weiß, dass du es gern hast… weil… ja weil es eben von Adrien ist.“

Würde sie ihm das abnehmen? Was Besseres war dem Blonden nicht eingefallen. Am liebsten hätte er sich selber gern mit der flachen Hand gegen den Kopf geschlagen. Sollte Plagg lauschen, hatte dieser das sicher längst erledigt.

Mit wachsender inneren Unruhe versuchte der junge Mann den Tanz weiterzuführen… sich nur nichts anmerken lassen. Eine ihm gefühlte Ewigkeit hörte er nur wie Marinette atmete. War er jetzt aufgeflogen? Wegen so einem Leichtsinnsfehlers? Wenn das Ladybug herausfand, dann konnte er sich gleich selber in einen Sack packen und in die Seine werfen. Noch ein Moment verging. Bitte sag was! flehte Adrien in Gedanken und schluckte erneut.

Die Bluenette kuschelte sich wieder an ihn, noch inniger als zuvor.

„Ach so…“ flüsterte das Mädchen ruhig. „Aber… das musst du nicht. Es genügt mir, dass du da bist. Du must nicht versuchen er zu sein… Chat ich… als ich gesagt hab, dass ich… dass ich glaube… dich zu… du weißt schon… das ist um deinetwillen. Du brauchst nicht Adrien nacheifern… Ich mag dich… um deinetwillen!“

Wie in einem Schmetterlingshaus wirbelten tausende und abertausende Falter in Adriens Bauch herum. Ihre Worte machten ihn leicht und zerrissen seine Befürchtungen in der Luft. Wie konnte sie so süße Dinge einfach sagen? Das er ihr als Chaosgeist Chat Noir vollkommen genug war? Gerade hörte es sich an, als würde sie auch mit ihm glücklich werden können. Sein turbulentes innerstes Ich hinter der perfekt inszenierten Fassade einfach akzeptieren. Die Risse in der Mauer um seinem Herzen waren voller Spannung… nur ein weiterer Lufthauch würde sie zum bersten bringen. Das Podest mit der uneingeschränkten Liebe für seine Lady war porös geworden… wackelte… bröselte an mehreren Stellen. Der Blonde schluckte, diesmal hörbar: „Prinzessin… wenn… ich dich fragen würde, ob du mit mir ausgehst… was würdest du antworten?“

Marinette stolperte über seinen Fuß und presste sich, nach Gleichgewicht suchend fest an seinen Körper. Alles konnte der junge Mann spüren und das wühlte ihn nur umso mehr auf. Sie bewegten sich nicht mehr. Inständig hoffte Adrien, dass die Dunkelhaarige sich gleich fangen und wieder aufrichten würde, denn diese Art von Nähe ließ seine untere Region anschwellen und das konnte er gerade so gar nicht brauchen. Endlich fand Marinette ihre Standhaftigkeit wieder, richtete sich auf, so dass sie sich nun wieder gegenüber standen. Seine Hände lagen immer noch auf ihren Hüften, ihre Arme um seinen Hals. Der unverwandelte Pariser Held sah in das Schimmern in der Finsternis, welches wohl die Augen seiner Tanzpartnerin waren, in denen sich das spärliche Licht der regnerischen Nacht spiegelte. Das Warten auf ihre Antwort machte ihn zusätzlich nervös.

„Ich… äh…“ Marinettes Stimme klang leise und doch unnatürlich laut durch das ansonsten stille Zimmer. „Ich… glaube nicht, dass das möglich ist…“

Adriens Herz zog sich zusammen.

Ruhig sprach das Mädchen weiter: „…äh… ich meine… stell dir mal vor wie die Leute schauen würden, wenn der legendäre Chat Noir plötzlich mit einem Mädchen Händchenhaltend durch Paris spazieren würde… meine Familie wäre nicht mehr sicher… du wärst angreifbar, wenn das jemand von uns wüsste… außer Ladybug… man könnte mich benutzen um dir zu schaden… und das… das könnte ich nicht ertragen!“ Adrien horchte auf und lauschte weiter, was Marinette sagte: „Unter anderen Umständen… also… wenn es möglich wäre…“ Sie wurde immer verlegender: „Ich… ja… ich würde gern mit dir ausgehen… danke… danke, dass du mich das gefragt hast!“

Mit einem gewaltigen Krachen zerbarst Adriens selbst errichteter Schutzwall.
 

~Tikki und Plagg~

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Überrascht sah Tikki von Marinettes Laptop auf, als Plagg durch die Schranktür gehuscht kam. „Hallo Zuckerschnute! Hast du noch ein Plätzchen frei für einen armen hungrigen Kater?“

„Plagg? Was zum… wieso bist du hier? Dein Besitzer…“

„Macht sich gerade eine schöne Zeit mit der Bäckerstochter. Aber keine Sorge, es gab einen Stromausfall… also hast du ein Plätzchen für mich? Und eine Plätzchen natürlich auch!“ keckerte der schwarze Katzengeist und seine Freundin rollte mit den Augen. Aber sanft wie sie nun mal war rutschte sie etwas und bot ihrem Kameraden auch ein Stück von dem weißen rosagetupften Schal an, der Tikkis Rückzugsort kuschelig und behaglich machte.

„Leichtsinnig… die Beiden sind so leichtsinnig…“ fluchte der kleine Marienkäfer leise und scrollte durch Youtube. Nach einigen suchen startete sie einen alten französischen Film in schwarz-weiß. Plagg würgte neben ihr: „Ach nicht doch? So nen Schund will ich nicht sehen!“

„Es steht dir frei wieder zu verschwinden!“ sagte Tikki schnippisch, doch der schwarze Kater rollte sich bereits in den Schal und zog einen Cookie näher an sich, von denen einige auf einem kleinen Teller im Schrank standen. Das der Keks eigentlich größer war, als er selber schien ihn nicht zu stören.

„Und was treiben die Beiden? Schleichen sie immer noch umeinander wie die Katze um den heißen Brei?“ Eigentlich sollte diese Frage beiläufig klingen, doch natürlich wusste Plagg längst wie neugierig seine rote Freundin war. Frech keckerte er: „Also eben haben sie wild rum geknutscht… wenn es das ist was du mit treiben meinst!“

„Plaaagg!“

„Ach komm schon Zuckerschnute, soll ich mal nachsehen was die machen? Anders als bei dir sind meine Fähigkeiten viel großartiger!“

„Nur was das sehen im Dunkeln betrifft!“ knurrte das kleine stets penibel sich an Regeln haltende Wesen. Der Katzengeist lachte und schwebte dann zur Schranktüre. Dank ihrer Magie konnte er einfach durch das Holz den Kopf strecken.

„Oho!“ entfuhr es ihm. Tikki, von diesem Laut alamiert und voller Neugier kam näher. „Was passiert gerade?“

Sie schüttelte ihren Katzenkumpel an der schwarzen Schulter. Dieser machte wieder Laute, als müsse er sich übergeben.

„Die Tanzen! Schon wieder! Wie verliebt kann man sein ohne es wahrhaben zu wollen? Am liebsten würde ich ihnen sagen was Sache ist, weil die zu doof sind es zu rallen!“

„Sei still! Das dürfen und vor allem können wir das nicht.“ Jetzt zog der Marienkäfergeist ihren Kollegen zurück und wieder zu dem Schal und den Keksen.

„Ich weiß!“ nervte Plagg und schüttelte die kleinen roten Pfoten ab. Tikki kicherte und konzentrierte sich dann wieder auf den Film. Das schwarze Wesen machte erneut Geräusche, als würde ihm der Keks hochkommen.
 

~Marinette~

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Dieser verrückte Kater. Wollte er ihr so unbedingt gefallen, dass er schon dasselbe Parfüm wie Adrien benutzte? Marinette war gerührt. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Das jemand mal so etwas für sie tun würde… für sie, die so absolut gewöhnlich war, wenn sie nicht Ladybug war. Tollpatschig, schüchtern und schusselig… doch dieser unmögliche Katzenohrtragende Typ gab ihr wirklich das Gefühl gewollt zu sein. Nur um einmal mit ihr zu tanzen, riskierte er seine geheime Identität. Um einmal ihre Hand zu halten, verwandelte er sich zurück… was wenn sie eine Nachricht in diesem Moment bekommen hätte? Ihr Handy aufgeleuchtet oder der Strom zurückgekehrt wär? Dieser Leichtsinn für den sie ihn schimpfen sollte imponierte ihr und Marinette schmiegte sich an den jungen Mann vor sich. Diese Wärme war echt und der jagende Herzschlag in seiner Brust ihrem so ähnlich. Die Dunkelhaarige schmunzelte.

„Prinzessin… wenn… ich dich fragen würde, ob du mit mir ausgehst… was würdest du antworten?“

Stille. Was hatte der Kater sie da gerade gefragt? Das… das war ein Witz oder? Ein schlechter Scherz? Er wollte mit ihr ausgehen? So… so richtig? Auf ein Date? Marinette verhaspelte sich und stolperte hart gegen den Pariser Helden. Unfähig sich zu rühren hing sie wie ein nasser Sack an seinem Hals und lauschte dem Blut in ihren Ohren, welches genauso tobte wie der Regen außerhalb ihrer Fenster. Chat Noir hatte sie wirklich gerade nach einem Date gefragt? Wie stellte er sich das vor? Meinte er das überhaupt ernst? Keiner von ihnen sagte was. Seine gestellte Frage hing wie buntes Graffiti in der Luft und brauchte Antworten. Die Bluenette schluckte und hievte sich langsam wieder in eine aufrechte Position und sah in die Dunkelheit über sich, wo sie den Kopf des jungen Mannes vermutete.

„Ich… äh… Ich… glaube nicht, dass das möglich ist…“ sagte sie wahrheitsgetreu und fummelte nervös an ihren Haarspitzen herum. Das vorsichtig formulierte Hoffen ihres Partners, schürte auch in Marinette eine Sehnsucht. Bis eben hatte die Dunkelhaarige gar nicht gewusst, wie gern sie mit dem Kater das normalste von der Welt machen würde… einfach auszugehen. Hand in Hand… vielleicht bei Andre Eis essen. Aber das war in ihrem Fall unmöglich! Traurig sprach sie weiter, als sie spürte wie der Pariser Held sich verkrampfte: „…äh… ich meine… stell dir mal vor wie die Leute schauen würden, wenn der legendäre Chat Noir plötzlich mit einem Mädchen Händchenhaltend durch Paris spazieren würde… meine Familie wäre nicht mehr sicher… du wärst angreifbar, wenn das jemand von uns wüsste… außer Ladybug… man könnte mich benutzen um dir zu schaden… und das… das könnte ich nicht ertragen!“ Marinette schluckte und dachte einen Moment angestrengt nach. „Unter anderen Umständen… also… wenn es möglich wäre…“ sagte sie und spürte wie ihr die Röte wieder ins Gesicht stieg: „Ich… ja… ich würde gern mit dir ausgehen… danke… danke, dass du mich das gefragt hast!“

Ohne Vorwarnung zog der junge Mann die Bluenette in eine feste Umarmung. Marinette japste überrascht und starrte über seine Schulter in die Dunkelheit ihres Zimmers. Einen Moment hörte sie nur Chat Noirs rasenden Herzschlag… spürte das Zittern, als würde alle Spannung auf einmal von ihm abfallen… verwirrt, aber sanft lächelnd legte auch das Mädchen ihrem Gefährten die Hände auf den Rücken und schloss entspannt die Augen. Wie lange sie so standen hätte die Bluenette danach nicht sagen können. Als der Kater endlich wieder die Sprache fand und sich wieder aufrichtete, verspürte Marinette ein wenig Enttäuschung. So als wollte sie nicht, dass sich ihre Umarmung löste.

„Äh… was hältst du von… oh Mann, die Idee ist sicher doof… aber… magst du… Sollen wir dann vielleicht… sollen wir hier… äh…“

Die Bluenette kicherte. Chat Noir stotterte nun so, wie normalerweise sie vor ihrem Schwarm Adrien. Komisch… die ganze Zeit hatte sie nicht mehr an das junge Model gedacht. Und es störte sie nicht. Ermunternd sagte sie: „Sollen wir was?“

Die Dunkelhaarige konnte ihren Partner laut schlucken hören: „Äh… wenn du möchtest können wir auch hier einen Film schauen… quasi ein KinoDate… bei dir zuhause?“

„Ok!“ Überrascht legte Marinette sich die Finger der linken Hand auf die Lippen. Hatte sie das gerade wirklich laut gesagt ohne weiter darüber nachzudenken? Aber warum auch nicht? Noch immer lagen Chat Noirs Hände von der Umarmung auf ihren Oberarmen und zärtlich legte nun das Mädchen die ihren flach auf seine warme Brust. Sie konnte den Stoff eines T-Shirts spüren, unter dem im Brustkorb ein Herz hämmerte… genauso wie ihr eigenes. Es fühlte sich so gut an, dass dies wegen ihr war, dass dieser unbekannte junge Mann nur wegen ihr so aufgeregt war. Und sie wegen ihm nicht minder. Die Bluenette stellte sich auf die Zehenspitzen und suchte mit dem Mund ihr Gegenstück. Bis jetzt waren die Küssen von dem Kater ausgegangen, aber jetzt wollte Marinette ihm zeigen, dass sie es wirklich mochte mit ihm so innig zu sein. Überrascht zuckte der junge Mann kurz zurück, das plötzliche Gefühl an seinen Lippen einen Moment nicht einordnen können, doch augenblicklich erwidern. Doch scheinbar war ihnen dieser gemeinsame Moment nicht weiter vergönnt. Zeitgleich surrten die zwei Handys in den Hosentaschen. Marinette ahnte sofort, was das bedeuten musste: Akuma Alarm!

Denn welchen Grund sollte es sonst geben, dass auch Chats Handy gerade jetzt vibrierte. Diese speziell eingerichtete App gab es bereits seit einiger Zeit und war eine gemeinsame Idee der Superhelden, der Pariser Polizei und der Stadtverwaltung gewesen. Zwar war sie auf die aufmerksamen Bürger angewiesen und deswegen nicht immer aktuell, denn jede Sichtung musste neue eingetragen werden, da die Superschurken ja kein Naturphänomen waren und so nicht vorausgesehen werden konnten, half aber doch der ein oder anderen Privatperson zu wissen, von welchen Bereich von Paris man sich manchmal fern halten sollte.

Rasch drehte sich das Mädchen von ihrem Partner ab, so dass sie nun mit dem Rücken zu ihm stand und holte ihr Telefon hervor. Wie sie vermutet hatte gab es eine erneute Akumasichtung. Die Bluenette spürte, wie sich auch der Blonde hinter ihr umwandte und ebenfalls nach seinem Handy angelte. Genervt stöhnte er auf: „Gerade jetzt… entschuldige bitte Prinzessin. Ich muss gehen… würdest du bitte einen Moment die Augen schließen?“

Marinette nickte und sagte laut: „Ist gut.“ Dann legte sie sich die Hände über die Augen. Der junge Mann hinter ihr rief nach seinen Kwami und sofort erschallte das Gemecker des schwarzen Katzengeistes: „Muss das sein? Ich dachte wir haben Feierabend… du willst doch auch nicht raus bei dem Wetter!“

„Es hilft nichts Plagg… Verwandle mich!“

Trotz das sie ihre Augen verdeckte konnte Marinette den grünen Schein sehen. Sie wollte ebenfalls nicht, dass der Pariser Held sie nun verließ und vor allem hatte das Mädchen absolut kein Verlangen in den strömenden Regen hinaus zu treten und gegen einen Superschurken zu kämpfen. Aber Pflicht war nun mal Pflicht. Hoffentlich würde der Kater gleich losziehen, damit sie sich verwandeln konnte. Doch stattdessen schmiegte sich plötzlich sein Körper an ihren Rücken und Chat Noir legte ihr die Arme um die Schultern. Den Kopf auf ihrem abgelegt.

„Was hab ich nur verbrochen, dass mich das Schicksal nun zwingt, dich zu verlassen?“ flüsterte der Kater sehnsüchtig. Über diese Melodramatik musste Marinette lachen. Das ihr Partner immer übertreiben musste, der nun leicht gekränkt sie an den Schultern packte und umdrehte. Sich bewusst, dass er sie nun wieder im Dunkeln sehen konnte griente das Mädchen weiter und streckte ihm die Zunge raus: „Tja… das Leben eines Superhelden nehme ich an.“ Dann wurde die Dunkelhaarige wieder ernst: „Bitte pass da draußen auf dich auf!“

Sie hörte den jungen Mann schnauben: „Keine Bange! Der Böse macht mir nichts… viel schlimmer ist dieser scheußliche Regen. Und…“

Mit einer Kralle fuhr er die Konturen ihres Gesichtes nach, ließ diese unter Marinettes Kinn ruhen.

„Darf ich dich zum Abschied nochmal küssen?“

Die Blunette legte nun ihrerseits die Hände an seine Wangen: „Sag nicht Abschied… das klingt nach Lebe wohl…“

Er schmunzelte und kam ihr näher: „Dann… wie klingt ein Gute Nacht Kuss für dich?“

„Viel besser!“

Diva Infernale

~Marinette~

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Marinette hatte Chat Noir durch den Regen nachgesehen, bis sie sich sicher war, dass er nicht nochmal zurückkommen würde. Anders als er wusste sie, dass sie sich gleich wiedersahen.

„Geht es los?“ fragte Tikki und das dunkelhaarige Mädchen nickte. Gleich darauf schlug ihr der kalte Regen harsch ins Gesicht, als sie als Ladybug sich über die Pariser Dächer schwang. Die akumatisierte Person auszumachen war nicht sonderlich schwer. Vom Theater de la Ville gingen riesige Scheinwerfer aus, die den Himmel fluteten und sogar die Blitze neidisch verglimmen ließen. Völlig durchnässt landete die Pariser Heldin neben ihrem Partner, der sich fröstelnd die Arme rieb auf einem Dach.

„Hallo MyLady, ist das nicht ein herrliches Wetter für einen romantischen Nachtspaziergang?“ Sarkastisch zog der Kater die Nase hoch. Ladybug wischte sich die triefenden Haare aus dem Gesicht: „Lass das! Mir ist nicht nach scherzen…“

Wie gern würde sie sich nun an ihn schmiegen, wie erst Momente zuvor.

„Dann halt nicht, Sauerdrops.“ Chat Noir sah nach vorne zu dem Theater und konnte so nicht ahnen, mit welchen Blicken seine Gefährtin ihn von der Seite bedachte. Wieder und wieder zog der Blonde die Nase kraus und dabei hoch. Ständig im Regen sich zu tummeln war seiner Gesundheit sicher nicht zuträglich. Die sonst so störrischen Haarsträhnen hingen nun durchtränkt vom Regen hinunter. Der Käfer wiederstand der Versuchung, die Hand nach ihm auszustrecken sondern ballte stattdessen die Faust: „Ok, lass uns mal herausfinden womit wir es hier zu tun haben!“

Chat Noir straffte sich: „Klingt gut. Es gibt da eine heiße Dusche mit meinem Namen drauf!“ „Meinst du nicht eher eine kalte Dusche?“ rutschte es Ladybug über die Lippen. Sofort bereute sie die Worte. Die Marinette in ihr, mit den Erinnerungen an die lustvollen Berührungen von dem Kater zuvor hatten kurz die Kontrolle über ihr denken übernommen.

„Wa…was?“ Der blonde junge Mann starrte sie aus einem entgleisten Gesicht an. Schnell ließ Ladybug ihr Jojo sausen und schwang sich vor den Eingang des Theaters. Sie konnte nicht glauben, dass sie das gerade wirklich gesagt hatte. Der Kater landete neben ihr: „Hey, was hast du gerade gemeint mit…“

„Nicht jetzt Chat Noir!“ unterbrach das Mädchen mit dem getupften Anzug. „Konzentrieren wir uns erstmal auf den Akuma!“ Ihr Partner zog eine beleidigte Schnute, die sie ihm nicht verübeln konnte, beließ es aber dabei. Zusammen traten sie in das Gebäude.

Prunkvoll glitzerte die hellerleuchtete Eingangshalle. Alles wirkte neu, unverbraucht, ausstraffiert wie in der opulenten Rokokozeit. Hinter den schweren dunklen Türen mit beeindruckenden geschnitzten Reliefen, die zum Saal führten hörte man Musik, wie von einem riesigen Orchester und… Gesang.

„Findest du es nicht auf merkwürdig, dass niemand hier ist Pünktchen?“ sagte Chat Noir, der sich überall umgesehen hatte. „Vermutlich werden alle da drin sein.“ Antwortete seine Partnerin und zeigte auf die Pforten. Der Kater schüttelte die Nässe aus dem Pelz, legte den Stab über die Schultern und wandte sich dann wieder an seine nachdenkliche Gefährtin: „Bevor wir da rein gehen… magst du mir nicht sagen was los ist? Du… bist irgendwie seltsam MyLady… du hast dich gerade nicht mal darüber aufgeregt, dass ich dich Pünktchen genannt hab.“ Er legte sich eine Kralle auf das Kinn: „Generell… auch als wir uns das letzte Mal gesehen haben…“

Ertappt durchfuhr Ladybug ein Schauer, der nicht von der Nässe in ihren Gliedern her rührte. „Äh… gar nicht… äh… konntest du das Problem mit deiner Freundin klären?“ Ablenkung war manchmal der beste Angriff.

Wie erhofft schlich sich ein roter Schatten unter die Maske des Pariser Helden. Entschieden schüttelte dieser den Kopf: „Du hast Recht MyLady! Konzentrieren wir uns erstmal auf den Akuma!“

Damit trat er die Türe ein und Ladybug ging in Kampfstellung.
 

Schallend tönte ihnen die Musik um die Ohren als sie den abgedunkelten Saal betraten. Silbrig-durchsichtige geisterartige Schemen saßen auf den mit roten Samt gepolsterten Stühlen. Bewegungslos. Den Blick starr nach vorne gerichtet, wo der schwerer Vorhang sich in dem Moment aufschob und den Blick freigab auf ein bombastisch inszeniertes Bühnenbild. Blendend wurden Scheinwerfer entzündet und beschienen eine ebenfalls verzerrte Gestalt welche theatralisch die Arme nach oben gestreckt hatte.

Chat Noir schrie gegen das Tosen der Musik an. Er und Ladybug hatten sich die Hände auf die Ohren gedrückt, um nicht auf der Stelle taub zu werden. Die Pariser Heldin konnte ihn ohnehin nicht verstehen und konzentrierte sich soweit möglich auf die Person… oder Wesen auf der Bühne.

Die Käferdame griff nach ihrem Jojo und drückte den Ohrknopf heraus, setzte denselben ein und brauchte so nur noch eine Hand um ihr anderes Ohr zu schützen. Mit der nun freien Hand bedeutete sie Chat Noir dasselbe zu tun. Gequält grinsend nickte der junge Mann und folgte ihrem Beispiel.

„Hörst du mich?“ fragte Ladybug und der Kater nickte erneut. „Wie sollen wir kämpfen ohne taub zu werden?“ ertönte seine Stimme. Eine gute Frage die die Bluenette gerade nicht beantworten konnte. Das laute Trommeln und die dröhnenden Pauken fühlten sich an, als würden sie direkt in ihren Kopf, auf ihre Schultern einschlagen. Bei jedem Schlag zuckte Ladybug nun zusammen. Dann war es von einer Sekunde auf die andere Still. Die Musik verstummt. Nur ein extrem nerviger hoher Piepslaut blieb in den Ohren des Heldenduos zurück. Angestrengt stöhnte Chat Noir auf und fasste sich an die Stirn. Die nebeligen Schemen verfielen in einen begeisterten Applaus ohne auch nur ein Geräusch zu machen.

„Ok, dass ist jetzt etwas gruselig.“ Flüsterte der Kater und rieb sich dabei die Schläfen. Auch seine Partnerin brummte der Schädel. Von einem Extrem ins nächste. Erst viel zu laut, dann Totenstill. Umsichtig trat die gepunktete Heldin an eine Stuhlreihe, des ausverkauften Saales heran und blickte in das verzerrte ausdruckslose Gesicht von… „Penny!“ entfuhr es Ladybug. Das war Jagged Stones Assistentin. Daneben saß Max. Chat Noir sah sich ebenfalls um: „Der Bügermeister und seine Frau, die Nachrichtensprecherin und der Moderator Alec… ich glaube ganz Paris ist hier.“

„Spinn nicht Kätzchen… ganz Paris würde hier nicht reinpassen… aber das Haus ist voll.“ Gemeinsam marschierten sie den Mittelgang hinab, genauestens von dem Wesen auf der Bühne beobachtet.

„Nehmt doch Platz!“ Die Stimme die ihnen entgegenbrüllte war viel zu laut und schrill. Wie ein Windtosen riss es das Heldenduo von den Füßen. Ladybug schwang ihr Jojo um einen Souffleurkasten und stemmte sich mit den Füßen gegen den roten Teppich. Chat Noir verkeilte seinen Stab mit zwei Stühlen. Benommen schüttelten Beide den Kopf, als es wieder ruhiger wurde. Doch diese Pause war nur von kurzer Dauer: „Ihr Helden von Paris! Auch ihr seid gekommen, um euch in meiner Brillanz zu sonnen? So lauscht meiner Arie der absoluten Vollkommenheit! Und als Ehrerbietung gestatte ich euch mir eure Miraculous zu überreichen! Alle sollen vor meinem Gesang in die Knie gehen und mich preisen. Zu lange bin ich übergangen worden und jetzt lasse ich mir diesen Auftritt unter keinen Umständen mehr entreißen. Weder von einem Saboteur und Neider, noch diesen Barbaren, die gesagt haben Opernmusik sei Vergangenheit! Dieser Ruhm ist mein!!!“

Die gewaltige Stimme schmetterte in ihren Gehirnen, ließ sich nicht abflauen, trotz auf die Ohren gepresster Hände. Die Pariser Helden schrien gepeinigt auf und rannten aus dem Saal, gerade noch rechtzeitig bevor das unsichtbare Orchester erneut zu spielen begann. Die dunkeln Türen dämpften den Krawall zu einem erträglichen Maß.

„Meine armen empfindlichen Ohren!“ jammerte Chat Noir los. „Ich wiederhole mich ungern aber… wie sollen wir gegen was auch immer die ist kämpfen, wenn uns ständig die Ohren klingeln?“

Ladybug wusste keine Antwort. Im Moment wünschte sie sich erstmal Kopfschmerztabletten und davon ziemlich starke. Dass sie eigentlich nachdenken sollte, machte den Umstand nicht besser. Die Dunkelhaarige mit den, bei der Verwandlung aufgezäumten Zöpfen bemühte sich, gab aber schließlich auf und warf ihren Glücksbringer in die Luft. Insgeheim hoffte sie auf Schmerztabletten, oder Watte zum in die Ohren stopfen… aber so funktionierte der Glücksbringer nicht und keiner wusste das besser als sie. In ihre Hände fiel ein Holzrahmen, der mit Reispapier hinterleg war und im Inneren ein Muster aus fünf weiteren rechteckigen Rahmen hatte. Es wirkte wie ein Kreuz. Das Mädchen mit dem gepunkteten Anzug sah ihn verwirrt an. Auch der Kater, welcher neugierig herüber geschwänzelt kam stutzte: „Schick… was machen wir damit? Prallt vielleicht das laute Getöse daran ab?“ Ladybug schenkte seinen Worten keine Beachtung sondern sah sich um. Ihr dröhnender Kopf konnte sich kaum konzentrieren. Dann ging ihr ein Licht auf. „Ich hole uns Verstärkung!“ triumphierte sie und verstaute den Rahmen unter dem Arm. Chat Noir seufzte und setzte sich auf einen Sessel im pompösen Vorraum: „Lass mich raten… und ich spiele hier solange Wachkatze?“ Die Bluenette grinste, bereute die Verzerrung ihrer Lachmuskeln aber sofort, als der Kopfschmerz vollends hinter ihrer Stirn explodierte: „Braves Kätzchen! Ich bin gleich zurück!“

„Beeil dich Pünktchen!“
 

Marinette rannte durch die dunklen Pariser Straßen. Der Regen war kaum schwächer geworden und da sie keinen Regenschirm dabei hatte, war sie nass bis auf die Knochen als sie bei dem Haus ankam, in dem sich der Hüter der Miraculous versteckte. Umsichtig klopfte sie an und trat dann in den Raum welcher nur von Kerzen erhellt wurde. Scheinbar war der Stromausfall wirklich noch nicht behoben.

„Guten Abend Meister!“ flüsterte das Mädchen ehrfürchtig zu dem kleinen alten Chinesen, der ihr über die Zeit ein guter Freund geworden war. Fast wie ein Großvater. Meister Fu lächelte über eine Tasse Tee hinweg: „Sei willkommen, was kann ich für dich tun?“ Marinette wrang ihre nassen Haare aus und setzte sich auf die Matratze, die die Mitte des Zimmers ausfüllte und ihrem Mentor als Massageliege diente. Ein Teil seiner geheimen Identität. „Meister, mein Glücksbringer hat mich zu euch geschickt. Chat Noir und ich brauchen Hilfe! Der Akuma ist so laut, dass wir nicht an ihn heran kommen.“

Wayzz, das Kwami mit dem Aussehen einer Schildkröte begleitete seinen Besitzer zu dem antiken Grammophone, in dem dieser die Miraculous Schatulle verwahrte. Nach drücken der beiden Drachen rechts und links und dem eingeben eines nur Meister Fu bekannten Codes öffnete sich das Versteck und Marinette wurde vor die Wahl gestellt.

„Marinette Dupain- Cheng, wähle einen Verbündeten, dem du zutraust bei dieser Mission an deiner Seite zu kämpfen. Überlege gut! Diese Kräfte dienen dem Allgemeinwohl. Nach der Mission wirst du demjenigen das Miraculous wieder abnehmen und mir zurückbringen.“

Marinette fuhr sich fröstelnd über die Arme und betrachtete die kleinen Schubladen, die im Kreis aus der Schatulle sprangen. Ich brauche jemanden, der den Akuma ablenkt und… auch uns etwas Zeit verschafft… dachte die Pariser Heldin und griff schließlich zu.

„Bist du dir sicher?“ fragte Meister Fu und das Mädchen nickte. Der alte Mann schien zufrieden, nahm die magische Box wieder an sich und stand auf. Da Marinette sitzen blieb wandte er sich nochmal um: „Kann ich noch etwas für dich tun?“

Verlegen rutschte die Bluenette hin und her und fragte dann keinlaut: „Meister… haben sie zufällig was gegen Kopfschmerzen?“
 

Gleich darauf landete Ladybug wieder vor dem Theater. Wie versprochen hatte der Kater auf sie gewartet, allerdings nicht still auf dem Sessel harrend. Um ihn herum lagen drei leere Popcorntüten. Eine vierte auf dem Schoss, deren Inhalt schmatzend in seinem Maul verschwand. „MyLady… das wurde auch Zeit… ich bin schon am Stressessen. Und ich hab Durst! Bis auf Champagner konnte ich hier nichts finden. Und den zu trinken… hielt ich für keine gute Idee.“

„Na dann hab ich hier was für dich!“ grinste der Käfer und drückte ihrem Partner ein kleines Fläschchen in die Hand. Verwirrt starrten sie zwei grünschimmernde Augen an, dann kippte Chat Noir ohne nachzufragen den Inhalt hinunter. Angewidert verzog er kurz die Miene. Ladybug freute sich über das Vertrauen, dass dieser junge Mann ihr entgegenbrachte und noch mehr darüber seine Gesichtszüge zu beobachten, die sich langsam entspannten. Das seltsame Gebräu von Meister Fu schmeckte scheußlich, wirkte aber Wunder. Ohne weitere Worte nahm sie Chat Noir das Fläschchen ab und drückte ihm stattdessen ein Miraculous in die Krallen. „Ach nö wirklich? Ich muss wieder in den Regen?“ stöhnte der Kater und seine Gefährtin nickte. Gleich darauf sprangen sie vor der Türe in verschiedene Richtungen.
 

~Adrien~

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Vielleicht hätte er diese seltsame Flüssigkeit nicht trinken sollen? Kaum klärte sich Chat Noirs Kopf und er war allein über die Dächer der Stadt unterwegs holten ihn seine Gedanken schreiend und tosend ein, wie die Musik im Theater de la Ville. Den ganzen Abend wollte der junge Mann mit den Katzenohren es verdrängen. Es einfach überspielen. Nicht wahrhaben. Der hellblaue Schal, das bis jetzt ihm liebste Geschenk seines Vaters… war eine Riesen Lüge. Marinette hatte ihn genäht. Marinette allein. Wie hatten sein Vater und Natalie ihn nur so anlügen können? Und warum wunderte er sich überhaupt? So unberechenbar wie sein Vater war… hatte er etwa seine Sekretärin dazu veranlasst? Oder war die akkurate Frau mit dem strengen Dutt auf diese Idee gekommen? Dabei hatte sie ihm heute Morgen einen Dienst erwiesen… ein Geheimnis nur zwischen ihnen. Egal wie… Adrien war erneut belogen worden, von den Menschen, denen er eigentlich am meisten vertrauen wollte… es aber schon lange nicht mehr konnte.

Und Marinette? Liebe süße Marinette… wie oft hatte sie zurück gesteckt um ihn glücklich zu sehen? Trotz der nassen Kälte die allmählich auch unter seinen schwarzen Anzug kroch füllte sich die Brust von Chat Noir mit wohliger Wärme und er musste auf einem Schornstein landend kurz inne halten und mit geröteten Wangen grinsen. Sie mussten schnell diese Mission beenden. Vielleicht konnte er dann zu ihr zurück… zu diesem Mädchen mit den großen hellblauen Augen, deren Umarmungen so wohltuend und deren Küsse so heiß waren. Was dachte er da? Immer hatte er sich danach gesehnt Ladybug zu sehen, die junge Frau, die er mehr liebte als sein eigenes Leben… als irgendetwas auf diesem Planeten… außer vielleicht seine… Mutter. Und… Marinette…

Oh Gott wie konnte sein Herz nur so hämmern, wenn er nur an jede einzelne Sommersprosse dachte, die wie fein hingetuscht die Nase des Mädchens zierten. Mit ihr heute zu tanzen hatte den Blonden so erfüllt wie lange nichts mehr. Und er wollte sie wieder in seinen Armen wissen…

Entschlossen sprang er weiter und segelte, seinen Stab aus- und einfahrend von Dach zu Dach, nur um am Ende auf einem Balkon zu landen, der von einem massiven Steinzaun eingerahmt war. Die Sonnenschirme waren geschlossen. Der Swimmingpool abgedeckt. Sich innerlich wappnend schob der Kater die Balkontüre auf und schlüpfte in das Hotelzimmer, welches niemand geringeres bewohnte als die Tochter des Besitzers: Chloe Bourgeois.

Die Königin schlief schnarchend in ihrem Doppelbett. Eine grüne Maske über dem Gesicht verteilt und eine Schlafbrille auf den Augen. Chat Noir rümpfte erst die Nase, begann aber dann schalkhaft zu grinsen. Lauernd schlich er sich an, krabbelte den gepolsterten Abschluss am Kopfende des Bettes hinauf und setzte sich genau über das blonde Itgirl. Mit Daumen und Zeigefinger drückte er deren Nase zu. Unruhig schlug Chloe im Schlaf nach ihm. Chat Noir lachte und hob sich die freie Klaue vor den Mund. Erneut spielte er dieses Spiel. Wieder murrte Chloe und wischte mit der Hand durch die Luft. Dabei murmelte sie ungehalten: „Jean-Michel… lassen Sie das… sie sind gefeuert… geben Sie mir meinen Teddy…“

Jetzt musste der Kater lauthals über seine Kindheitsfreundin lachen. Diese schreckte zusammen und zog sich die Maske vom Gesicht. Aus bösen, aber auch verwirrten Augen funkelte sie nach oben zu diesem spitzohrigen Kobold, der nun absprang und neben dem Bett landete.

„Hah! Ich wusste es!“ triumphierte die selbstbewusste junge Frau und setzte sich auf. Sofort schwang sie auch die Beine aus dem Bett und hielt fordernd dem Pariser Helden die Hand entgegen: „Von wegen ich kann nicht mehr mitmachen. Dann sei mal so gut und rück mein Miraculous raus, Kätzchen!“

Chat Noir rollte genervt mit den Augen. Wieso machte er das? Zwar war es witzig gewesen Chloe zu necken, aber jetzt wieder mit ihr zusammen zu arbeiten würde anstrengend werden. War dieser Kampf nicht schon nervenraubend genug?

„Wie heißt das Zauberwort?“ noch war der Kater im Vorteil. Er besaß etwas, was die selbsternannte Königin von Paris mehr wollte, als eine neue Tasche von Channel. Chloe stemmte die freie Hand in die Seite. „Flott!“ fauchte sie und Chat Noir schüttelte den Kopf. Eine steile Zornesfalte wölbte die grüne Gesichtsmaske. „Sofort!“ knirschte Chloe und Chat Noir drehte ab. „Ich habs versucht Ladybug,“ sagte der junge Mann theatralisch, „aber ich schätze es war eine weise Entscheidung, Queen Bee abzusetzen!“

„Ist ja gut! Ist ja gut!“ die blonde junge Frau hielt den Pariser Helden am Arm zurück, der sich abwartend umwandte.

„Bitte.“ quetschte das bekannte Society Girl hervor. Chat Noir coverte eines seiner Ohren und schnurrte näher: „Wie war das?“

Sauer fuhr Chloe ihn an: „Verdammt noch mal! Willst du dieses Spiel echt immer wieder treiben? Bitte! BIIIIIIITTE! Zufrieden? Bitte gib mir mein Miraculous!“

Mit einem gewinnenden Grinsen kam der Kater nun ihrem Anliegen nach.
 

~Marinette~

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Zur gleichen Zeit erreichte auch Ladybug das Fenster von ihrer Freundin Alya. Umsichtig linste sie durch das Glas und wandte sich dann mit Schamesröte ab. Sie hatte gewusst, dass die Rothaarige heute auf ihre Schwestern aufpasste UND das Nino sie dabei unterstützen würde. Anscheinend schliefen die Zwillinge schon. Zögerlich klopfte Ladybug an. Einen Moment später öffnete das rothaarige Mädchen und schob ihre Brille zurecht: „Ladybug? Du? Hier? Ist was passiert?“

Sich übertrieben räuspernd schlupfte die Heldin durch die Scheiben und grüßte Nino, der sich in Alyas Bettdecke gewickelt hatte und gar nicht glücklich aussah… zumindest das, was die Bluenette im Dunkeln erkennen konnte.

„Habt ihr den Stromausfall in Paris mitbekommen?“ fragte das Mädchen mit den Zöpfen und die Rothaarige schüttelte ertappt mit dem Kopf. Ladybug lächelte verständnisvoll: „Nun ja, scheinbar hat ein Akuma den Moment ausgenutzt. Im Theater de la Ville tost ein bombastisches Konzert. Es ist so laut, dass es Chat Noir und mich quasi weggeweht hat…“ Aus den Augenwinkeln konnte der Käfer sehen wie Nino nach seinem Handy langte und scheinbar auf die Nachrichten zugriff. „Wir könnten also Hilfe von Rena Rouge gebrauchen. Interesse?“ Ladybug hatte den Satz noch nicht mal fertig beendet schon nickte die Bloggerin eifrig und nahm das kleine Kästchen freudestrahlend an sich.

Plötzlich flutete sich der Raum mit weißem Licht. Geblendet schlugen sich beide Mädchen die Arme vor die Augen um diese etwas abzuschirmen. Kreischend erhob sich Nino… nein er schwebte. Den Blick starr auf das Smartphone gerichtet. Ein silriger Faden sponn sich um seinen Körper, lies ihn aussehen wie die Schemen im Theater. Einem Geist gleich schoss der junge Mann an den Freundinnen vorbei aus dem Fenster und flog von dannen.

„Nino!“ panisch stürzte Alya ans Fenster und starrte ihm nach, drehte sich um, packte ihr Handy und wollte aus der Tür… doch Ladybug hielt sie zurück und schlug ihr das mobile Gerät aus der Hand.

„Nicht! Ich vermute langsam was hier passiert… haben Nino und du… habt ihr seit vorhin auf eure Smartphones geschaut?“ Mit ängstlichem Blick schüttelte das ansonsten taffe Mädchen den Kopf. Nachdenklich legte die gepunktete Heldin eine Hand an ihr Kinn.

All die Leute im Theater waren Menschen gewesen, die ohne Strom automatisch nach ihrem Handy griffen. Eigentlich machte das jeder… auch sie und Chat Noir, als der Alarm losging… aber zuvor… der Kater hatte sie abgehalten, mit dem Smartphone Licht zu erzeugen. Für die Akumawarnung hatte sie ihr Handy nicht mal entsperrt… lag es daran?

Waren all die Leute, die nach der Ursache schauen wollten Opfer dieses höllischen Orchesters geworden? So absurd klang die Theorie nicht… allerdings konnte die Pariser Heldin es auch nicht sicher sagen. Aber besser war es die Handys erstmal nicht zu entsperren. Entschlossen drückte Ladybug die Hände ihrer besten Freundin, die immer noch das Kästchen mit der Fuchskette darin umklammerte: „Bereit?“

Alya nickte grimmig.
 

„Meine Haare!!! Das ist inakzeptable! Das nächste Mal ruft ihr mich nur, wenn das Wetter nicht so scheußlich ist! Ladybug schau dir das an! Dieser dumme Kater hat sich geweigert mir wenigstens einen Regenschirm aufzuhalten! Kannst du dir das vor…“

„Konzentriere dich Queen Bee!“ unterbrach die gepunktete Heldin ihre Teamkollegin indem sie ihr die flache Hand präsentierte. Chat Noir stand hinter der selbsternannten Anführerin und lies die Arme hängen. Der klatschnasse Kater machte ein so unglückliches Gesicht, dass das Mädchen mit den Zöpfen den großen Wunsch verspürte ihn sofort in die Arme zu nehmen. Rena Rouge hingegen stand hinter Ladybug und hatte ihre Arme verschränkt und die Augenbrauen hochgezogen. Sie alle waren völlig durchnässt und standen nun wieder im Vorraum des Theaters. Hinter den Saaltüren wütete eine geschmetterte Arie.

„Darum geht es? Um ein wenig laute Musik?“ fragte die Füchsin und zeigte mit einem Schlenker ihres Zeigefingers in die Richtung des Saales. Ihre ganze Haltung war cool, trotz der Wasserbahnen die von ihren Wangen tropften. Ladybug nickte und erklärte kurz ihre und Chat Noirs vorherigen Erlebnisse. „Hier ist der Plan! Chat Noir, Queen Bee ihr geht auf das Dach…“

„Auf das Dach?“ unterbrach die Heldin mit dem geringelten Zopf empört. „Bin ich noch nicht nass genug?“

Die Bluenette seufzte und redete dann weiter: „Versucht euch irgendwie Zugang zu verschaffen – dafür bist du zuständig Kätzchen. Rena und ich versuchen die Diva abzulenken, dass ist dann dein Stichwort Queen Bee und deinen Stachel. Wenn alles gut geht kommen wir alle schnell nach Hause und können eine heiße Dusche nehmen!“

„Oder eine kalte…“ stichelte Chat Noir und der Käfer zuckte ertappt zusammen. Mit einem roten Schimmer auf den Wangen wandte sie sich ab. Rena Rouge blickte zwischen den Beiden hin und her: „Sagt mal… es geht mich zwar nichts an, aber alles ok bei euch Leute?“

„A… alles gut!“ haspelte die Dunkelhaarige etwas zu schnell. Verdammt, warum war sie nur so durcheinander. Als Ladybug musste sie sich professionell verhalten, doch mit jedem Blick auf Chat Noir und jedem Wort von ihm wurde ihr innerstes mehr und mehr aufgewühlt. „Da bin ich mir nicht so sicher…“ flüsterte ihr Katzenohriger Partner und der Fuchs und die Biene sahen zu ihm hinüber. Mit seinen glurrenden grünschimmernden Augen spießte er die getupfte Heldin auf, kam auf sie zu und nahm sie an der Hand. Mit ängstlichen Blick hatte Ladybug sein tun verfolgt und ließ es zu, dass er sie nun wegzog in Richtung Ausgang.

„Die Damen, wenn ihr uns kurz entschuldigen würdet? Macht es euch bequem, nehmt euch vom Popcorn – das schmeckt köstlich! Wir müssen kurz was klären zwischen Schnurrhaaren und Antennen.“ Sagte der Kater bestimmt. „Wir sind gleich zurück!“

„Hey!“ fauchte Queen Bee, doch da war das Käfer- Katzen Team schon wieder draußen im Regen.

Geht eine Tür zu...

~Adrien~

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„Du bist mir immer noch böse wegen dieser Sache bei Luxuria.“

Kaum um die nächste Häuserecke blieb der Kater unvermittelt stehen, sodass Ladybug, die er losgelassen hatte gegen ihn stolperte und sich die Nase rieb. Chat Noir hatte es gewusst, eher geahnt… all diese seltsamen Ausweichaussagen von seiner Lady. Sie wollte ihm verzeihen, doch der junge Held hatte selber gesehen, wie er sie berührt hatte. Vermutlich war jeder Moment in seiner Nähe für Ladybug unerträglich. Auch wenn sie es tapfer zu verstecken versuchte, ihn sogar umarmt hatte, bei ihrer Aussprache. Die Heldin von Paris war einfach so: stellte ihre eigenen Gefühle hinten an, egal wie heftig die Erlebnisse waren. So war seine Lady eben. Hier stand sie nun vor ihm im strömenden Regen, rieb sich die Arme und sah verunsichert zur Seite.

„Bin ich nicht…“ sagte sie leise, wurde aber augenblicklich rot. Wie stark sie sein wollte… aber ihr innerstes so aufgewühlt… Chat Noir drehte sich um, kniete nieder und packte die rotgewandeten Hände. Sanft küsste er die Handrücken und legte die Stirn darauf: „Ich weiß… ich weiß du versuchst all das passierte zu verdrängen… aber zwing dich nicht dazu MyLady. Ich hab dir das angetan… ich weiß es… ich hab es mir angesehen was die Nachrichten gefilmt haben… ich… ich kann das nie wieder gut machen… aber ich will es versuchen. Bitte… glaub mir… auch wenn ich unter feindlichen Einfluss stand… ich hätte stark genug sein müssen… mich selber von dieser Verzauberung lösen. Ich konnte es nicht und büße nun damit, dass du leidest mich nur zu sehen…“

Chat Noir redete weiter und weiter und Ladybugs Augen wurden immer größer, ihren Wangen roter und roter. Der Regen konnte sie nicht noch mehr durchweichen, als sie eh schon waren. Der Kater biss sich auf die Unterlippe und stand wieder auf, traute sich aber nicht in dieses Gesicht, welches er so sehr verehrte zu sehen. All die Jahre in denen sie Beide ihr Vertrauen füreinander aufgebaut hatten zerstört von einem Kampf. Es tat weh, aber jetzt war nicht er an der Reihe. Chat Noir war aufgefangen worden. Fühlte sich geliebt wie schon lange nicht mehr. Nicht von seiner Familie… wenn man das was übrig war Familie nennen konnte, auch nicht von seiner Lady wofür er sich vor kurzen noch beide Beine ausgerissen hätte für nur ein liebes Wort von ihr. Jemand anderes gab ihm nun diesen Halt. Und Ladybug verdiente ebenfalls weiter machen zu können. Die Erinnerungen an das Vergehen an ihrem Körper zu überwinden. Das klang so einfach… aber das war es nicht. Der Kater konnte das nur ahnen. Zwar hatten schon viele Fans Ambitionen gezeigt das begehrte Model zu berühren, ihm näher zu kommen. Ja sogar eine Stalkerin hatte er schon gehabt… aber der große Unterschied war, das Adrien mit all dem Rummel um ihn aufgewachsen war. Er kannte es nicht anders. Hatte Präventivtraining genossen und einen Bodyguard. Und er war ein junger Mann. All die Aufmerksamkeit eher Schmeichelhaft, manchmal bedrohlich aber für ihn erträglich. Doch all das was er von Ladybug glaubte zu wissen schien ihm das Gegenteil. Viel hatte sie nicht aus ihrem Leben preisgegeben und doch wusste er, dass sie wohl ein normales Leben führte. Mit Sicherheit geliebt von jedem, der ihren Weg kreuzte. Genau wie…

Plötzlich entzog Ladybug den Kater ihr Hände und ihn an sich, packte seinen Kragen und presste ihre Lippen auf seine. Überrascht riss Chat Noir die Augen auf. Das… passierte das gerade wirklich?
 

~Marinette~

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Dieser dumme dumme Kerl! Was reimte er sich da wieder zusammen? Warum musste er sich stets alle Last allein aufladen? Falsch verstehen was auch immer es falsch zu verstehen gab?

Sie ihm noch böse? Das war sie nie wirklich gewesen… aufgebracht ja, aber sich dessen bewusst, dass ihr Partner nichts dafür konnte. Und überhaupt was das nicht der Grund warum die Bluenette nicht wusste, wie sie mit diesem sich selber witzig findenden, gutaussehenden, starken und durchtrainierten Kater umgehen sollte. Seine Berührungen der letzten Tage, seine Küsse… ihr gegenseitiges Wissen einander und doch auch noch jemanden anderes zu lieben… DAS waren die Gründe, warum sie als Ladybug unaufmerksam wurde. Nicht bei der Sache war… ihn ständig berühren wollte…

Chat Noir packte sie an den Armen und drückte den Käfer von sich weg. Unter seiner schwarzen Maske war er knallrot, die grünschimmernden Augen aufgerissen und verwirrt.

„My…Lady… was… was…?“

Ja was? dachte nun auch Ladybug. Das war unüberlegt gewesen. Sie hatte sich mitreißen lassen. Ihrerseits wich sie nun zurück und verdeckte ihren Mund mit den Händen. Die von Chat Noir rutschten dabei von ihren Armen, doch sie hingen in der Luft, als wäre er zu fassungslos um sich irgendwie zu bewegen. Doch dann schüttelte der Pariser Held kurz hart den Kopf und rieb sich das Gesicht, als müsse er begreifen, dass dies gerade wirklich passiert war.

„Warum… warum jetzt… weißt du wie sehr ich mir das immer gewünscht habe?“ flüsterte der junge Mann und Ladybug schüttelte nun ihrerseits den Kopf. Gut es war mehr wie ein Zittern. Bis eben hatte die gepunktete Heldin selber nicht gewusst wie nahe sie ihrem Partner inzwischen sein wollte. Doch nicht in ihrer jetzigen Verwandlung… oder doch, da diese ja zu ihr gehörte, aber das wusste er ja nicht. Irgendwie geriet alles durcheinander… mehr und mehr… Chat Noir der Ladybug liebte… Marinette die Adrien liebte… plötzlich befanden sie sich in einem verwirrenden Liebesviereck. Gerade und überkreuz schienen die Linien zu verlaufen, umwickelten einander… die Grenzen verschwammen. Das durfte nicht sein. Das durften sie nicht zulassen. Ruhig Marinette, dachte das Mädchen mit den Zöpfen. Fest stellte sie sich in einen sicheren Stand, verschränkte die Arme und… zwang sich zu einem Lachen. Chat Noir starrte sie an. Ladybug gluckste: „Ich wollte dir nur zeigen, dass ich dir wirklich wegen der Sache letzter Woche nicht nachtragend bin. Weder deine Anwesenheit noch sonst was. Vielleicht war das allerdings nicht die klügste Aktion von mir… aber meinen Worten schienst du nicht zu glauben.“ Sie lachte. Gott wie sie sich selber dafür hasste. Es war, als würde sie seine Gefühle nicht ernst nehmen. Aber was sollte sie sonst tun?

„Aktion?“ Die verletzte Stimme von Chat Noir ließ die gepunktete Heldin aufhorchen. Er stand vor ihr wie ein getretener Hund… oder wie eine nasse Katze, was eventuell auch am Regen lag und knirschte mit den Zähnen: „So nennst du das? Eine Aktion? Soll ich an unseren ersten richtigen Kuss, an den ich mich erinnere, so daran denken? Eine Aktion? Ein Witz? Weißt du wie grausam das ist?“ Er drehte sich von ihr ab.

„Chat…“ flüsterte die Bluenette, doch der Kater wehrte ab: „Es ist gut. Ich hab verstanden! Lass uns jetzt dieser Diva in den Arsch treten. Für heute hab ich echt genug…“

Chat Noir lies sie im Regen stehen. Er war wütend und das zu Recht. Ladybugs Herz zog sich zusammen. So wie sie sollte man niemanden behandeln… vor allem nicht, wenn man ihn mehr mochte, als sie es zu zugeben wagte. Das alles war ihre Schuld. Die Pariser Heldin hatte ihren Partner mehr wertschätzen wollen, seine Gefühle ernster… ja sogar über seine dummen Witze lachen sollen… stattdessen ihn mehr verletzt als jemals zuvor. Nach dem Kampf mit Luxuria war er verzweifelt gewesen, jetzt aber war der Kater aufgebracht.

Ihre Beine setzten sich in Bewegung, erreichten ihn bevor er um die Ecke war. Fest schlossen sich ihre Arme um seinen Brustkorb. Ladybug presste sich an seinen nassen Rücken.

„Chat… es tut mir leid… wirklich es tut mir leid…“

Er griff nach ihren Händen: „Nein mir tut es leid Ladybug. Belassen wir es dabei… wir haben zu tun.“

Der Kater klang ruhig, löste ihren Griff und ging weiter. Sie hatte ihn verloren.
 

„Was hat denn so lange gedauert?“ geiferte Queen Bee und stemmte die Arme nach unten.

„Und was macht ihr für Gesichter?“ fragte Rena Rouge alarmiert, doch Chat Noir winkte ab: „Die Damen mögen mir verzeihen! Es hat sich bereits ausgeschnurrt. Zurück zum Plan… Ladybug?“

Sie war gerade durch die Tür gestolpert, als alle sechs Augen auf ihr ruhten. Dem dunkelhaarigen Mädchen war so flau im Magen, doch richtete sie sich auf und warf ihren Glücksbringer in die Luft. Ein rotgetupfter Teddybär fiel in ihre Arme.

Queen Bee begann schallend zu lachen: „Wie originell! Als würde Ladybug noch ein Plüschtier brauchen. Ich mag es kaum glauben, aber der Glücksbringer scheint kaputt zu sein!“

Die Füchsin sagte gar nichts. Analytisch betrachtete sie das Superheldenduo, beobachtete jede Regung der Körper und Gesichter. Chat Noir sah weg. Nicht mal eine dumme Bemerkung machte er. Die Bluenette schluckte. Genug jetzt! Sie musste sich konzentrieren. Und das tat sie dann auch. Abschätzend studierte sie ihre Umgebung. Der getupfte Filter erschien, legte sich über ihre Gefährten und den Teddy und Ladybug ging ein Licht auf.

„Mir wäre zwar nach knuddeln, aber dafür ist er nicht. Hier Chat Noir, etwas zum Krallen schärfen!“ Erst jetzt sah er sie wieder an und fing überrascht den Bären auf. Mit der Kralle löste er die Rückennaht, so dass die Wattefüllung rausquoll.

„Ah ich verstehe…“ sagte der Kater und reichte das Kuscheltier in die Mitte.

„Jeder nimmt sich etwas, steckt sich den Knopf ins Ohr und stopft dann mit der Watte das andere aus. So sollte es uns möglich sein zu kommunizieren und trotzdem nicht taub zu werden.“ Sagte Ladybug. „Ansonsten bleibt der Plan so wie er war. Queen Bee und Chat Noir aufs Dach. Rena und ich hier in der Halle als Ablenkung. Alles klar?“

„Alles klar!“ kam die Antwort und der Bär wurde zerpflückt. Nur die bienenhafte Heldin verzog kurz das Gesicht, folgte dann aber brav Chat Noir nach draußen.

„Ladybug bist du in Ordnung?“ Rena Rouge stellte sich neben das Mädchen mit dem getupften Anzug und bedachte sie mit einem besorgten Blick. Die Angesprochene nickte tapfer. Alya hatte wirklich ein feines Gespür, doch die Dunkelhaarige wollte sie nicht noch mehr beunruhigen.

„Chat hat glaube ich einfach endgültig verstanden, dass zwischen uns nie mehr sein wird als… als diese Partnerschaft. Und jetzt lass uns loslegen. Holen wir Nino und all die anderen da raus!“

Der Fuchs und der Käfer positionierten sich vor den schweren Türen, hinter denen immer noch die abartig laute Musik tobte.
 

„Miraculous Ladybug!“ rief die selbige und mit tausenden Marienkäfern wurde das Theater de la Ville in seinen ursprünglichen Zustand zurück versetzt. Die Menschen, welche von der Benutzung ihrer Handys in Geister verwandelt worden waren verschwanden, wurden an den Ort gebracht wo ihr Abend begonnen hatte. Nur wenige blieben verwirrt auf den Sitzplätzen zurück, da sie wirklich die Vorstellung der älteren Diva besucht hatten, welche nun auf dem Boden der Bühne saß und sich nun von Rena Rouge und Chat Noir aufhelfen ließ.

Die Ablenkung von dem Fuchs war ein voller Erfolg gewesen. Mit ihrer Illusion hatte sie den stummen Beifall der Schemenhaften Zuschauer in tosenden Begeisterten Applaus verwandelt, welcher die Diva Infernale tatsächlich lange genug abgelenkt hatte, damit Queen Bee ihre Betäubung setzten konnte. Sie und der Kater waren durch den Regen auf den flachen Dachvorspung gehechtet, welche wie eine Terrasse wirkte. Nachdem die gezopfte Blonde sich ausgekotzt hatte, was sie von dem ganzen Wasser hielt, war Chat Noir mit seinem Kataklysmus durch eine verschlossene Türe geprescht und der Rest ist Geschichte.

Im Theater war es dunkel. Einzig die Notbeleuchtung welche die Fluchtwege anzeigte funktionierte. „Was ist passiert?“ fragte die ältere Dame und sah sich in der Halle um. Jetzt wo sie wieder aufrecht stand konnte man ihre grazile Haltung sehen. Anmutig trug sie ein royal blaues Abendkleid und ein Diamantbesetztes Collier. Das silberne Haar zu einem Dutt drapiert, um diesen ebenfalls eine funkelnde Haarspange gelegt.

„Das fragen wir sie Madame?“ lächelte Ladybug. Der Kater überließ die Diva seinen Partnerinnen und verschwand hinter der jetzt kargen Bühne, nur um gleich darauf mit einem Stuhl zurück zu kehren, um diesen der betagten Dame anzubieten. Dankbar setzte diese sich: „Ich… ich weiß noch, wie ich mich auf diesen Auftritt gefreut habe. Ach Kindchen es ist so lange her, dass ich überhaupt auf ein Konzert eingeladen wurde… früher strömten die Leute von überall her um mich zu hören. Und nun… sehen Sie sich um. Kaum ein viertel des Saales ist besetzt. Die Oper nicht mehr Zeitgemäß. Und dann hat diese Dame mit den wildgefärbten Haaren dies auch noch extra in die Kamera betont…“ die Diva nickte in Nadja Chamacks Richtung. „…und dann ging auch noch das Licht aus. Das Publikum wollte gehen, alle sahen sie auf diese neumodernen Telefone… keiner beachtete mich… Ich war so enttäuscht und traurig… und dann? Ich erinnere mich nicht…“

Ladybug empfand Mitleid mit der alten Frau. Es war grausam wenn man für etwas, dass man liebte nicht mehr die Anerkennung bekam, die man verdiente. Klackend ging das Licht wieder an und die Menschen im Saal atmeten erleichtert aus.

Die Pariser Heldin sah zwischen ihren Gefährten hin und her. Rena Rouge nickte und verschwand im Musikgraben. Chat Noir grinste, sah sich um und fand vom Vorhang verdeckt ein Piano. Quietschend schob er es auf die Bühne. Queen Bee rollte mit den Augen und sprang auf die Galerie um sich eines Scheinwerfers zu bemächtigen. Augenblicklich ertönte über die Lautsprecher ein sanftes Instrumental. Überrascht sah die Diva auf und ergriff die Hand von Ladybug, welche ihr einladend entgegen gestreckt wurde. Das Publikum, welches sich zu den Ausgängen bewegt hatte hielt inne sah sich um und besetzte dann wieder ihre Plätze, als auch der Kater begann begleitend zu spielen.

„Was passiert hier?“ fragte die Diva, während der Käfer sie in den Scheinwerfer führte.

„Madame, dies ist ihr Augenblick. Es ist egal ob man vor einem ausverkauften Saal singt oder alleine vor dem Spiegel. Wenn man etwas macht wofür man brennt, sollte man jede Sekunde genießen! Singen sie Madame!“

Damit trat die Pariser Heldin zurück. Die Diva blickte vor sich in das strahlende Licht welches sie umspielte. Nur sie, die Bühne und die Musik… und sie sang! Ihre Stimme durchflutete den Raum, einnehmend und bezaubernd. Die wenigen Menschen im Publikum lehnten sich zurück, erfüllt von Emotionen und genossen das Privileg heute die richtige Entscheidung getroffen zu haben und hier zu sein.

Sanft lächelnd drehte Ladybug sich um. Ihre Augen wanderten zu ihrem Partner, der anmutig seine Krallen über die Tasten schweben ließ. Sein gelöster Gesichtsausdruck bereitete ihr Gänsehaut und beschleunigen ihren Puls. Langsam schritt sie zu dem Piano… suchte den Blick des jungen Mannes mit den Katzenohren. Er sah kurz auf und wieder hinunter, ignorierte sie. Es tat weh… jetzt wo die Bluenette nichts mehr wollte als ihm nahe zu sein, hatte sie als Ladybug den Kater komplett von sich gestoßen. Plötzlich fühlte sie sich einsam… so einsam wie noch nie in ihrem Leben. Fröstelnd rieb das Mädchen ihre Arme. Da bemerkte sie die grün schimmernden Augen. Chat Noir sah sie an, einen Mundwinkel frech verzogen nickte er hinter sich. Von einer Woge des Glückes überrollt stiegen der gepunkteten Heldin Tränen in die Augen. Dankbar trat sie hinter ihren schnurrenden Partner und legte ihm die Arme um den Hals, schmiegte ihr Gesicht in das feuchte störrische blonde Haar. Rena Rouge sprang aus dem Musikgraben und stellte sich neben das Duo. Auch Queen Bee kam hinzu. Zusammen lauschten sie diesem Moment der Vollkommenheit.
 

~Alya~

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Dankbar nahm Alya das Fuchs Miraculous von ihrem Hals und reichte es an die Bluenette zurück. „Das können wir jederzeit wiederholen, Ladybug!“

Der Käfer, dessen Ohrringe bereits blinkten und piepsten nickte lächelnd und war dann aus dem Fenster. Die Bloggerin sah ihr nach und verschloss dieses dann, bevor sie sich Nino zuwandte, der mit einer Miene des Unverständnisses im Bett saß und versuchte, sich an die letzte Stunde zu erinnern.

„Vergiss es Babe, du warst ein Geist… wie ein sogenannter Handyzombie. Einmal drauf geschaut und völlig weggebeamt.“ Die Rothaarige setzte sich neben ihren Freund und strich ihm über die Wange.

„Ich weiß…“ flüsterte der junge DJ, wurde rot und wedelte mit den Händen in der Luft: „Beziehungsweise… nein weiß ich nicht… nur du warst da und Ladybug war da und… Alter ich fühl mich als hätt ich gesoffen.“

Alya musste lachen. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.

„Nino… ich… ich hab das Gefühl zwischen Ladybug und Chat Noir ist was passiert. Etwas wirklich Wichtiges… und mich fuchst es, nicht zu wissen was. Mir ist klar, dass selbst wenn ich es herausfinden sollte, diese Neuigkeiten nicht auf den Ladyblog stellen könnte, aber… Chat Noir hat heute aufgehört Ladybug als seine MyLady zu bezeichnen und sie war… ihre Augen waren so voller Traurigkeit… so hab ich sie noch nie gesehen.“

Der junge Mann mit der allgegenwärtigen Basecap rutschte samt der Decke näher an seine Freundin heran und legte ihr einen Arm um: „Ach komm schon Babe… du kennst die Beiden besser, als jeder andere Mensch in Paris. Vermutlich haben sie nur sowas wie… ne Ehekrise.“

Fassungslos starrte Alya ihren Freund an und musste dann lachen: „Ehekrise? Ernsthaft?“

„Mit allem was dazu gehört! Hey, vielleicht streiten sie gerade wegen dem Sorgerecht für den Hamster!“

Wie konnte Nino sowas auch nur mit ernster Stimme raushauen. Die Rothaarige musste laut glucksen: „Wie kommst du auf nen Hamster? Als würdest du von Marinette reden!“

Unschuldig zuckte der junge Mann die Schultern: „An die hab ich jetzt ehrlich gesagt gar nicht gedacht.“

Alya lächelte und zog dann dem überrascht aufquickenden Nino die Decke weg.

„Weißt du woran ich gerade denke?“ frage der schlaue Fuchs und schob sich ebenfalls vollständig ins Bett. Ihr Freund machte große Augen wie eine Maus, die wusste, dass sie gleich verspeist werden würde.

„Wo waren wir vorher stehen geblieben?“ hörte man noch, dann legte sich die Decke über Beide.
 

~Adrien~

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Die Kopfschmerzen kehrten zurück und Adrien warf sich stöhnend auf sein Sofa. Was zur Hölle war das für ein Abend gewesen? Hatte das Schicksal beschlossen ihn fertig zu machen? Ständig nochmal drauf zu hauen, wenn er grad eine Sache halbwegs verkraftet hatte?

Ihn fröstelte. Er sollte dringend aus den nassen Klamotten raus und unter eine heiße Dusche. Das der Blonde bis jetzt nicht krank geworden war glich einem Wunder. Nach dem spontanen Konzert hatte Chloe Ladybug ihr Miraculous zurückgegeben. Zwar zögerlich aber ohne großen Aufstand und die gepunktete Heldin war mit Rena Rouge davon geeilt. Doch nicht ohne Chat Noir nochmal anzusehen… mit einem Blick, den er nicht deuten konnte. Er selber hatte dann seine Kindheitsfreundin heimgebracht, die ihm die Balkontüre vor der Nase zuknallte und dann im Bad verschwand um wohl eine heißes Wanne einzulassen. Der Kater war durch den etwas abgeklungenen Regen heim gejagt. Auf der Flucht vor seinem nervig laut piepsenden Ring. Gerade noch rechtzeitig rutschte der Blonde durch das offenstehende Fenster, verwandelte sich zurück und da lag er nun.

Plagg hatte gar nichts gesagt. Nicht mal gemeckert oder geflucht wie es sonst seine Art war. Der schwarze Katzengeist war einfach in seinen Camembert Vorräten verschwunden. Gelegentlich hörte man ein schmatzen und kehliges Rülpsen. Wenn sogar der Kwami zu geschafft war um ihn rund zu machen, wie sollte Adrien sich aufraffen? Neben dem pochenden Schmerz hinter seiner Stirn wirbelten die Gedanken und piesackten den jungen Mann zusätzlich. Vorerst versuchte er sie noch zu ignorieren, hievte sich hoch und drückte den Ruf Knopf neben seiner Zimmertüre.

„Ja?“ erklang sofort die Stimme der Assistentin seines Vaters. „Natalie, würden sie mir ein Kopfschmerzmittel bringen?“ fragte Adrien und rieb sich über die Augen. Ein Pause erklang, dann: „Natürlich. Einen Moment.“

Dankbar zog Adrien sich die nassen Kleider aus, warf diese ins Bad und schlüpfte in einen trockenen Trainingsanzug. Gleich darauf klopfte es und die Frau mit der roten Strähne trat ein.

Stumm stellte sie ein Tablett mit einem Glas Wasser und einer Tablettenpackung auf das kleine Schränkchen. Letztere nahm sie und drückte zwei der weißen ovalen Pillen in ihre Hand und reichte diese Adrien, gefolgt von dem Glas Wasser. „Danke Natalie!“ sagte dieser brav und schluckte Beides hinunter. „Ist alles in Ordnung Adrien?“ fragte die Frau mit dem adretten Hosenanzug und stets tadelloser Frisur und ihr Schützling nickte: „Der Tag war einfach anstrengend. Entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten Natalie. Ich hätte nicht so viel lesen sollen.“

Wieder sah ihn die Assistentin seines Vaters so undeutbar an, während sie die Tablettenpackung wieder verschloss. Sie nahm das Tablett auf und wandte sich zum gehen: „In zwei Wochen sollte wieder Normalität einkehren. Versuche dich bitte so weit möglich zu schonen. Ich habe es wie heute Morgen besprochen geschafft, deine Termine von Samstag auf morgen zu verlegen. Allerdings wenn du dich nicht wohl fühlst…“

„Danke!“ unterbrach der Blonde „Es sind wirklich nur Kopfschmerzen. Danke, dass sie sich die Mühe gemacht haben.“

Natalie nickte: „Dein Vater ist bereits auf die Vernissage aufgebrochen. Es war mir leider nicht möglich die Termine von Samstag aufzuteilen, deswegen wird morgen ein sehr anstrengender Tag. Wenn es dir zu viel wird sag bitte rechtzeitig Bescheid. Und nun geh zu Bett. Es ist spät!“

Adrien strich sich durch die Haare und ließ die Hand im Nacken ruhen: „Nochmal vielen Dank Natalie. Ich kann ihnen gar nicht genug danken, dass sie das für mich machen.“

„Ist schon Recht. Erinnere dich nur an dein Versprechen, dass dies unter uns bleibt. Guten Nacht Adrien.“

Die Tür schloss sich hinter ihr und Plagg kam aus seinem Versteck hervor geschossen: „Bist du nun endlich zufrieden? Ich war fast verhungert! Mein armer kleiner geschundener Körper! Jeden Tag! Jeden verdammten Tag jagst du mich über die Dächer! Und wofür? Für dein eigenes Vergnügen! Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Ich bin faul! Ich bin nicht dafür gemacht rund um die Uhr zu arbeiten!“

Das Gezeter war Adriens Kopf nicht zuträglich, trieb ihn aber an schleunigst das Weite zu suchen. Darum wandte er sich ab und flüchtete ins Bad, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Natürlich folgte Plagg ihm. Hatte dieser ja nun lange genug schweigen müssen: „Wie lange soll das noch so weiter gehen? Wie masochistisch bist du eigentlich? Leg die Bäckerstochter bitte endlich flach, damit dein Hormonhaushalt wieder in normalen Bahnen läuft und mach das vor allem ohne mich!“

Der blonde junge Mann, der gerade die Dusche angestellt hatte und sich des vorher schnell angezogenen Jogginganzugs entledigte sah entgeistert zu seinem Verbündeten: „Wa…was?“

Der freche Katzengeist flog mit verschränkten Ärmchen näher: „Ganz langsam zum mitschreiben: Du liebst sie! Sie liebt dich! …irgendwie… Ich versteh das nicht so ganz! Du bist scharf auf sie und… Ladybug scheint dich nicht mehr so anzumachen. Also was spricht dagegen? Was hättest du sonst für Gründe ständig dort zu sein? Und komm jetzt ja nicht wieder mit deiner lahmen sie ist ne gute Freundin Ausrede! Junge, du hast dich heute vor ihr zurück verwandelt! Du willst ihr so unbedingt Nahe sein, dass dir alles egal wird! Mir ist das schnuppe… aber es gibt Leute, die könnten empfindlich reagieren!“

Adrien hatte sich auf den Rand der Badewanne gesetzt, welche neben seiner Dusche angebaut war und hörte dem Wettern seines Kwamis zu. Dieser hatte Recht. Der heutige Abend hatte etwas in dem Model verändert. Etwas war untertrieben! Eigentlich war zu viel passiert. Der ganze Tag war so mit Höhen und Tiefen durchlaufen, wie die krasseste Achterbahn des Lebens. Was war nicht alles geschehen? Am morgen, als die Welt noch in Ordnung schien war er neben Marinette aufgewacht… war da das erste Mal an diesem Tag über sie hergefallen. Hatte sein Gedicht wiedergefunden, wovon er immer gehofft hatte, dass die Antwort von Ladybug stammte. Nein natürlich nicht… wie blind war er gewesen? Und wie dumm Marinette gleich damit zu konfrontieren? Ihr so dreist ins Gesicht zu sehen und sie zwingen zu wollen, endlich ihre Gefühle zuzugeben? Er war ein Mistkerl… kein Wunder, dass sie völlig aufgebracht weglaufen wollte. Er hatte ihre Flucht gestoppt… hätte sie am liebsten nie wieder losgelassen. Sie besaß immer noch den Regenschirm. Adrien hatte diesen schon vergessen gehabt. Es war schließlich kein besonderer Regenschirm gewesen und als er ihn an seinem ersten Schultag Marinette überlassen hatte, war einfach der Gentleman mit ihm durchgegangen. Anders sah es allerdings mit dem Schal aus.

Adrien ignorierte Plagg, stellte sich unter die Dusche und verbrachte die nächsten Minuten damit sich heißes Wasser über den Körper laufen zu lassen. Das Schmerzmittel tat seine Arbeit und befreite seinen gepeinigten Kopf, nur um noch mehr Platz für die Rädchen der Gedanken zu schaffen. Plötzlich schlug Adrien mit dem Faust gegen die Fließen, stützte sich mit der anderen Hand ab. Dieser verlogene Mistkerl! Marinette hatte den Schal genäht. Es war Marinettes Geschenk an ihn gewesen und sein Vater… es musste einfach sein Vater gewesen sein, hatte diese von Liebe durchtränkte Geste entweiht. Der junge Mann spürte eine Wut in sich aufsteigen wie er sie selten von sich kannte. Wie konnte man sowas tun? Und wie blöde musste man sein, um all das nicht zu merken… egal was es war, alles war von seiner Klassenkameradin ausgegangen. Sie hatte so viele Momente verbracht, die sie nur an ihn dachte und sich aber nie aufgedrängt. Immer den Blonden unterstützt, niemals eine Gegenleistung verlangt. Ihm als Chat Noir geholfen, nur einmal ihn in eine unangenehme Situation gebracht, woraufhin ihr Vater akumatisiert wurde. Aber vielleicht… vielleicht hatte sie damals ihn schon geliebt. Schließlich wusste Adrien ja jetzt, dass Marinette extrem unbeholfen war, was ihre eigenen Gefühle anbelangte. Und heute… heute hatte sie dem Pariser Helden gesagt, dass sie ihn liebte…

Dieses bezaubernde liebevolle Mädchen liebte ihn. Beide Seiten an ihm! Und er… das junge Model fühlte sich so schlecht. Immer und immer wieder hatte er sich eingeredet, dass er nur Ladybug gegenüber verpflichtet war. Nur seiner Partnerin treu sein wollte… dass seine Gefühle ihr galten und nur ihr allein… Hatte er sich selber all die Zeit belogen?

Nein. Adrien hatte Ladybug mehr geliebt als je jemanden zuvor… auch jetzt noch fühlte er sich zu ihr hingezogen, doch etwas war anders geworden. Der junge Mann wusste es. Sein Herz hatte sich der gepunkteten Heldin abgewandt… schon länger, aber heute war es ihm endgültig bewusst geworden. Als Ladybug ihn geküsst hatte… was für eine Überraschung. Chat Noir hätte durchdrehen müssen vor Freude und tat es nicht… stattdessen sie von sich gedrückt und Ladybug? War das wirklich ihre Antwort nach all der Zeit? Dieser Kuss nur ein Scherz, der ihm zeigen sollte, dass sie seinen Übergriff durch Luxurias Einfluss keine Beachtung mehr schenkte?

Wieder schlug der Blonde gegen die Fließen. Das war nicht fair! Wie konnte Liebe nur so grausam sein? Wen auch immer Ladybug liebte… er sollte sie endlich bemerken. Ihr die Aufmerksamkeit schenken die sie verdiente! Sie sollte glücklich sein! Und dasselbe würde er nun auch tun… er…

Adrien stellte die Dusche ab und griff nach dem erstbesten Handtuch. Grob rubbelte er sich ab und schlüpfte erneut in den Jogginganzug. Sein Kwami war nirgends zu sehen und so stellte sich der junge Mann vor den großen Spiegel. Stützte die Arme auf das Waschbecken.

Genug war genug! Er würde sich in Zukunft um das Mädchen kümmern, welches alles an ihm liebte. Es war Zeit loszulassen. Der Kater würde seiner Gefährtin weiterhin ein loyaler Partner sein. Zur Hölle, er würde sie weiterhin beschützen und unterstützen… nichts würde sich daran ändern. Nur sein Herz sollte in Zukunft woanders schlagen. Adrien fühlte wieviel Liebe er inzwischen für Marinette verspürte. Das war gut… so sollte es sein… nicht für eine geheimnisvolle Superheldin, sondern für ein besonderes Mädchen. Doch… ein Problem blieb…

Die Bluenette wusste nicht wer er wirklich war. Und Ladybug zuliebe würde Adrien sich an sein Versprechen halten und dies auch so lassen. Wie also sollte er mit ihr zusammen sein? Als das junge Model? Als der Superheld mit den kessen Sprüchen und Katzenohren? Er war Beides… doch nicht für Marinette.

Adrien sah sich selber ins Gesicht. Irrte er sich oder wirkte sein Spiegelbild verzerrt? Der junge Mann stieß sich vom Porzellan ab und ging in sein Zimmer zurück. Nach kurzen kramen hatte er den hellblauen Schal in der Hand. War es wirklich derselbe Stoff? Regte er sich vielleicht unnötig auf? War es vielleicht nur ein dummer Zufall? Bitte! Er drückte sich den Schal ins Gesicht.

Nein… Adrien hatte es begriffen. Sein Leben um ihn herum war eine Lüge. Schon seit langer Zeit. Er selber ein Fake… eine echte Maske, angelegt um einfach jedem zu gefallen. Aus Angst zurück gewiesen zu werden, nicht geliebt zu werden… seine Daseinsberechtigung! Das perfekte freundliche Model Adrien Agreste. Das einzige Wahre in seinem Leben waren seine Freunde, die Schule und… dieses Mädchen mit den blauschwarzen Haaren, den himmelblauen Augen und den niedlichen Sommersprossen. Ein wenig unbeholfen und tollpatschig, aber immer für ihn da. Sie hatte er geküsst weil er es wollte! Mit ihr getanzt, weil er es wollte! Nicht weil man es von ihm verlangte. Adrien erinnerte sich daran wie sein Vater mal zu ihm sagte, dass es gut für seine Geschäftsbeziehungen mit den Tsurugis war, dass der Blonde nun des Öfteren Zeit mit seiner Fechtpartnerin Kagami verbrachte. Die junge Japanerin war eine perfekte junge Frau und Adrien hatte wie selbstverständlich ihre Begleitung übernommen. Bei Veranstaltungen, nach dem Training… aber privat? Es waren immer Anlässe gewesen, wo kein Widerspruch geduldet wurde und er hatte sich lächelnd gefügt. Warum auch wiedersprechen? Sicherlich wäre auch Kagami eine gute Partie für ihn, aber schnell war klar gewesen, dass Adriens Herz weiter für Ladybug schlug. Daran konnte auch die freundliche Art der jungen Frau nichts ändern. Sie war neben der Pariser Heldin bis vor kurzen die Einzige gewesen mit der der junge Mann sich eine Beziehung hatte vorstellen können. Zum Glück war Adrien nun aufgewacht! Was er wollte und brauchte war jemand Echtes! Es gab genug Lügen in seinem Leben, doch lieben wollte er nun jemanden ohne Maske.

Seine Gedanken wirbelten nun Erinnerungen hoch und alle drehten sich um Marinette. Unwillkürlich musste der junge Mann grinsen. All diese süßen Momente, wo sie sich wie ein tapsiger Welpe aufgeführt hatte… oder eine total Irre um fair zu bleiben… diese unbeholfene echte unverfälschte Art, die er nur nicht hatte einordnen können. Ihre halbherzigen Ausreden, weil sie zu schüchtern war um ihm ehrlich zu sagen was sie fühlte. Oh Gott, wie musste sie sich damals gefühlt haben, als der junge Mann sie zu Liebesangelegenheiten befragt hatte? Adrien sagte damals klar, dass es sich um Kagami handelte… wie weh er seiner Klassenkameradin nur getan haben musste… und sie… hatte gelacht… ihn unterstützt…

Seine kurz aufgeglommene gute Laune war wieder bei Null. Adrien warf sich auf sein Bett, noch immer den Schal in den Händen. Warum hatte Marinette damals Luka mitgebracht? Plötzlich verspürte der Blonde eine aufbrodelnde Eifersucht, obwohl er dazu gar kein Recht hatte… schon gar nicht nach all der Zeit. Was sollten überhaupt diese doofen Gedanken? Die Bluenette liebte ihn, Schluss aus… das war genug! Überhaupt mehr als Adrien verdiente. So wie er immer mit ihr umgegangen war… von nun an würde er das Mädchen behandeln wie es ihr zustand: wie seine Prinzessin!

„Du wirkst gefestigt… wusste gar nicht, dass heißes Wasser so ne Wirkung auf euch Menschen hat.“ Dem jungen Mann war gar nicht aufgefallen, dass Plagg ebenfalls auf dem Bett faulenzte. Adrien drehte sich auf die Seite und blickte in die glurrenden grünen Augen: „Du hattest Recht Plagg… mit allem… danke, dass du mich nie aufgegeben hast!“

Überrascht schlich sich ein roter Schimmer unter die Schnurrhaare des Katzengeistes und überhetzt sprang dieser in die Luft und sauste außer Sichtweite. „So ein Blödsinn! Ich weiß nicht wovon du redest! Ich will Käse! Den Besten teuersten!“ keckerte die Stimme aus dem Schatten und sein menschlicher Freund lachte.
 

Mit klopfenden Herzen wartete Adrien am Morgen auf Marinette und die Backwarenlieferung. Er ermahnte sich immer wieder zur Ruhe, aber es half nichts. Eigentlich hatte er schon in der Nacht zu ihr gewollt, doch nach dem Akumakampf war es besser gewesen erstmal seine Gedanken zu ordnen. Nun saß er auf den Stufen der Treppe und konnte das Klingeln der Türglocke kaum abwarten. Natalie öffnete die Tür zum Esszimmer. Ihre Schuhe klackerten auf dem polierten Boden, die Augen starr auf ihr Klemmbrett gerichtet, wo sie Dokumente durchsah. Sie ging an ihrem Schützling vorbei, blieb abrupt stehen und drehte sich erschrocken ihm zu.

„Adrien… ist alles in Ordnung?

Der Angesprochene lächelte und nickte: „Ja danke nochmal wegen gestern Natalie.“ Die dunkelhaarige Frau sah ihn weiter durchdringend an: „Das meine ich nicht. Was tust du hier? Das Frühstück ist noch gar nicht aufgetragen. Es ist ungewöhnlich dich um diese Uhrzeit außerhalb deines Zimmers zu sehen.“

Statt einer Antwort zeigte der junge Mann auf die Haustüre und grinste mit geröteten Wangen. Natalie folgte seinem Finger, seufzte und zuckte mit den Schultern. „Mademoiselle Dupain- Cheng ist frühestens in einer halben Stunde bestellt. Möchtest du schon einen Kaffee?“

Nachdem Adrien verneint hatte, zuckte die Assistentin erneut mit den Schultern und wandte sich dem Arbeitszimmer seines Vaters zu: „Gut… bitte halte dich heute kurz. Dein erster Termin ist ein eineinhalb Stunden.“

Dann war sie durch die Tür und der Blonde wartete.

Verwirrung to Go

~Marinette~

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Was hatte sie sich dabei gedacht? Chat Noir zu küssen… als Ladybug. Ihm solche Worte zu sagen… ihn so zu verletzen… 

Unwohl wälzte sich Marinette in ihrem Bett herum. Sie hatte sich zurück verwandelt, kaum dass sie aus Alyas Fenster gesprungen war und hart auf dem Boden gelandet. Alles tat ihr weh, trotzdem war sie völlig durchnässt zu Meister Fu geeilt und hatte die beiden geliehenen Miraculous zurück gebracht. Ihr Mentor wollte sie so gar nicht gehen lassen, doch die Bluenette konnte ihm glauben machen, dass alles in Ordnung sei, sie nur müde war und eine heiße Dusche brauchte. Tikki hatte geschwiegen, obwohl sie sich Sorgen machte. Durch die Dunkelheit, als junges Mädchen allein an sich keine gute Idee, doch sie wollte sich nicht nochmal verwandeln, schlich Marinette durch die inzwischen wieder beleuchteten Straßen. Ohne, dass ihre Eltern es mitbekamen huschte die Bluenette durch das Treppenhaus und verschwand sofort im Badezimmer. Vergeblich versuchte sie die Kälte aus ihrem Körper zu vertreiben, lag in der gut gefüllten Badewanne und gab es schließlich auf. Der Frost den sie spürte kam nicht von dem Wetter… es war ihr eigenes Versagen die Heldentätigkeit und ihr Liebesleben strikt zu trennen. 

Tikki schwebte mit einem Handtuch herbei. „Marinette, komm raus und geh ins Bett. Das Wasser ist längst kalt geworden!“ piepste ihre kleine rote Freundin. Was sagte sie da? Die Bluenette war doch eben erst in das heiße Wasser gestiegen. Ein Blick auf die Uhr über der Badezimmertüre verriet ihr aber, dass dies bereits vor einer Stunde gewesen war. Bibbernd trocknete Marinette sich ab und schlich auf Zehenspitzen in ihr Zimmer. Dort suchte sie einen frischen Schlafanzug heraus und kroch in ihre Kissen. Ihr Kwami kuschelte sich neben ihren Kopf ein und sah sie tadelnd an: „Du musst besser auf dich aufpassen! Bei dem Sturz hattest du großes Glück! Das gibt sicherlich einen blauen Fleck.“

Marinette drehte sich ihrer Freundin zu, schob eine Hand unter der Decke hervor und streichelte Tikki über den Kopf. Das kleine Geschöpf ließ sich das wohl gefallen. „Meinst du… meinst du Chat Noir ist mir sehr böse… also mir als Ladybug?“ fragte das Mädchen kleinlaut. Ihr Kwami öffnete die großen dunkelblauen Augen, die sie vor Genuss geschlossen hatte und wiegte den zu groß wirkenden Kopf hin und her: „Ach… ich glaube nicht, dass Chat Noir dir überhaupt lange böse sein kann. Eingeschnappt vielleicht… beleidigt und in seinem Stolz gekränkt sicher… aber böse? Nein glaube ich nicht… dazu kennen wir ihn schon zu lange. Und überhaupt wäre er dann nur Ladybug böse.“ 

„Aber ich bin Ladybug…“ flüsterte die Dunkelhaarige und bekam ein kleines Kichern als Antwort: „Aber das weiß er nicht!“

Da hatte Tikki Recht, trotzdem quälte Marinette das schlechte Gewissen. Ihn zu küssen war in dem Moment ihr innigster Wunsch gewesen, so dass sie völlig vergessen hatte, wie sie in dem Augenblick aussah. Sie wollte ihn aufheitern und hatte mit ihren unbeholfenen Worten alles verdorben. Diesmal war Ladybug glücklich darüber, dass der Kater sie danach wieder zurück genommen hatte… nun gut, hinter sich genickt hatte er und sie ihn umarmt. Danach mussten sie sich so schnell trennen, weil ihre Miraculous anzeigten, dass ihre Zeit abgelaufen war. Wäre Chat Noir danach hier aufgetaucht, sie hätte ihn nicht ansehen können… doch scheinbar schlief er heute in seinem Katzenkörbchen. Das war doch nicht schlimm und doch vermisste sie ihn jetzt schon schmerzlich. Warum wünschte sich das dunkelhaarige Mädchen im Moment nichts sehnlicher, als das der Kater jetzt wieder hier neben ihr im Bett liegen würde? Sie mit seinem schiefen Grinsen ansah und seine Arme einladend öffnete, damit sie sich an seine Brust kuscheln konnte. Ihn spüren… ihn riechen… sich sicher fühlen. Ihre Hüfte, auf die sie beim fallen geplumst war schmerzte. Chat Noir würde sie heil küssen… vielleicht auch… mehr… als… das? 

Marinette wälzte sich herum. Sie war so erschöpft und müde und fand keinen Schlaf. Stattdessen war ihr nach weinen. Tikki beobachtete ihre Besitzerin und seufzte. Das kleine Geschöpf rutschte näher und streichelte nun ihrerseits über die Haare des Mädchens und begann zu summen. Es war keine bestimmte Meldodie, aber Marinette lauschte und plötzlich war sie weg.
 

Das Brummen ihres Handyweckers verlangte Aufmerksamkeit. Marinette kroch unter ihrer Decke hervor und griff nach dem nervigen Gerät. Orientierungslos setzte sie sich auf und sah sich in dem noch recht dunklen Raum um. Der Himmel war weiterhin bewölkt, aber zumindest regnete es endlich mal nicht. Murrend rieb das Mädchen ihre Augen und gähnte. Das Nachrichtensymbol leuchtete zuverlässig wie auch schon die letzten Tage und schlaftrunken überflog die Bluenette die Zeilen und tippte unbeholfen eine Antwort. Dann stolperte sie aus dem Bett und die Stufen der Treppe hinunter. 

„Guten Morgen Marinette!“ flötete Tikki und die Angesprochene lächelte. Den Schmerz in ihrer Hüfte ignorierend machte sie sich fertig und tapste nach unten ins Badezimmer. Literweise schaufelte sie kaltes Wasser in ihr Gesicht und langsam fühlte Marinette sich frisch und bereit sich dem Tag zu stellen. Ihr Kwami war ihr gefolgt und reichte die roten Haargummis an, mit denen das Mädchen die beiden Zöpfe band. 

Nach den gestrigen Ereignissen hatte Marinette Angst. Sie wollte Adrien treffen, doch fürchtete sie sich auch davor was heute passieren würde. Für ihn war sie weiterhin nur eine gute Freundin, sein Drängen Früchte der Überarbeitung gewesen. Stress konnte selbst den sanftesten jungen Mann zu unbeholfenen Taten verleiten. Hatte sie das nicht selber gestern gemerkt? Zwar nicht vor Stress, sondern vor Verlangen und ihn endlich von seinen abwegigen Gedanken abzubringen war sie als Ladybug Chat Noir zu Nahe gekommen. So wie Adrien sie verletzt hatte, hatte sie es bei Chat Noir getan… Marinette sah sich im Spiegel an, atmete tief durch und streckte sich die Zunge raus. Einladend öffnete sie ihre Umhängetasche und Tikki nahm, nach einem letzten nachdenklichen Blick darin Platz.

In der Bäckerei herrschte schon emsiges Treiben. Ihre Mutter kam mit dem Auffüllen der Theken kaum hinterher. Doch statt die Hilfe ihrer Tochter anzunehmen, drückte Sabine Cheng dem Mädchen die Bestellung für das Haus Agreste in den Arm und scheuchte sie aus der Tür. Die vom Regen frische und kühle Morgenluft umspielte Marinette. Sich ablenkend tänzelte sie um Pfützen herum und erreichte mit der aufgehenden Sonne das schwere Eisengatter, welches das Anwesen von dem Rest der Stadt trennte. Unschlüssig drückte das Mädchen sich an der hohen Mauer herum, studierte die metallischen Verzierungen mit den Augen, trat von einem Bein aufs andere und konnte sich nicht überwinden zu klingeln.

„Marinette, was treibst du da?“ wisperte Tikki aus der Umhängetasche und die Bluenette ging in die Knie, lehnte mit dem Rücken an dem kühlen Stein und druckste herum: „Gar nichts… ich… ich warte auf den richtigen Zeitpunkt! Oder auf ein Zeichen… genau! Vielleicht wäre es besser wann anders wieder zu kommen… die Sterne stehen schlecht für so eine Lieferung…“ Der Kwami zog die Augenbrauen zusammen: „Du weißt schon, dass die Backwaren bestellt sind… du kannst sie nicht ein anderes Mal abliefern. Du hast nur Bammel Adrien zu begegnen!“

„Gar nicht wahr!“ Marinette schüttelte ihre Zöpfe und presste die noch warme dampfende Tüte an sich. Der Marienkäfergeist kicherte. „Marinette!“ sagte Tikki tadelnd und zeigte mit dem Pfötchen Richtung Tor. „Klingel endlich!“

Schluckend folgten die hellblauen Augen dem gewiesenen Weg. Die Dunkelhaarige straffte sich, stand auf und drückte sich an Mauer und Pforte vorbei zur Türklingel. Mit ungelenken Bewegungen wich ihr Finger immer wieder dem Knopf aus. Schwitzend und rot im Gesicht ratterten Gedanke wie ein Film hinter der kraus gezogenen Stirn ab. All die Situationen mit ihrem Schwarm fielen ihr wieder ein, seit dieser wieder unter Hausarrest stand. Ihr Herz wummerte, als wolle es aus der Brust springen. Seine unbeabsichtigten Berührungen, die Worte welcher der Blonde gesprochen hatte… und die Harsche Umarmung von gestern im Regen. Der Schmerz, den es Marinette bereitet hatte ihn mit Chloe zu sehen… nicht weil es Chloe war, sondern die Erkenntnis, dass Adrien irgendwann eine Freundin haben würde und sie weiter nur eine gute Freundin blieb. Aber… was beschwerte sie sich? War Marinette ihren Gefühlen nicht selber untreu geworden? Hatte sie nicht erst in der Nacht selber wieder die Gesellschaft eines anderen schnurrenden jungen Mannes gewünscht? 

Die Bluenette seufzte und klingelte endlich. Ihr Verhalten war albern und unreif. Dann war es eben so… Adrien spielte eh in einer anderen Liga. Er war ein berühmtes Fotomodel aus gutem Haus und sie nur eine kleine Bäckerstochter. Was sollte er denn mit einer wie ihr? Sie konnte neben ihm auf dem roten Teppich sicher keine annehmbare Figur machen. Stattdessen würde sie herumhampeln und sich zum Affen machen. Das wäre Adrien sicher peinlich und er würde nie wieder auch nur mit ihr reden… Und dann war da ja noch sein Vater. Gabriel Agreste würde sicher nie zulassen, dass sein absolut perfekter Sohn jemanden aus niederen Stand heiratete… drei Kinder bekam, ein Haus… einen Hamster… was dachte sie da?

Als wäre Adrien ein Prinz und sie eine Magd…  naja, so abwegig klang das gar nicht, schließlich lieferte sie ja wirklich gerade Backwaren wie ein Laufbursche. Vielleicht hatte Chloes Einteilung damals beim Arbeitsschnuppertag im Hotel ihres Vaters Marinettes Schicksal bereits besiegelt. Und Adrien? Er war doch wirklich ein Prinz… blond, gutaussehend, charmant… es fehlte nur das weiße Pferd.

Surrend ging das Tor auf und holte das Mädchen mit den Zöpfen aus ihrer Traumwelt. 

Entmutigt schlurfte sie über den Hof und schleppte sich die wenigen Stufen zur Haustür hinauf. Unwohl strich Marinette sich ein paar Strähnen hinter ein Ohr, hob erst den Blick als die Tür aufging und schluckte als sie in dieses frische limettengrün von Adriens Augen sah. Wie konnte ein einzelner junger Mann nur soviel Charisma besitzen? Sein Lächeln war einfach nicht von dieser Welt. Wie ein Engel strahlte er sie an und Marinette spürte nur, wie sie augenblicklich vor Sehnsucht verging.

Dümmlich aus ihrer Traumwelt grinsend sah sie, wie ihr Schwarm die Lippen bewegte… etwas sagte… Marinette schreckte zusammen. „Was?“ entfuhr es ihr schrill und Adrien zuckte zurück. Augenblicklich fand er aber seine Fassung wieder: „Möchtest du nicht rein kommen hab ich gefragt?“ Hecktisch nickte die Bluenette und schob sich an dem jungen Mann vorbei, der zur Seite getreten war. Da standen sie nun und sahen sich an. Verlegen legte sich Adrien eine Hand in den Nacken, suchte nach den richtigen Worten: „Ähm… danke… danke, dass du wieder gekommen bist. Nach gestern war ich mir nicht sicher, ob ich dich nicht vergrault habe.“

„Pfff!“ machte Marinette und winkte mit einer Hand ab. „Das macht doch nichts! Äh… ich meine, mach dir nichts draus! Von dir lass ich mir alles gefallen… nein ich meine, ich halt was aus… also lass ruhig alles an mir aus… äh, nein ich meine… lass uns raus… nein… geht es dir besser?“

Was stotterte sie denn schon wieder so herum? Doch der Blonde lächelte weiter seine Zahnpastalächeln: „Danke ja. Heute wird nochmal ein heftiger Tag, aber morgen hab ich frei und ich hab mich gefragt… hättest du morgen Zeit?“ 

Er fragt mich, ob ich Zeit habe? Awwwww!!! Marinette schmolz innerlich und ihre Wangen zierte ein romantisches Rosa. Adrien hatte sie gefragt ob sie Zeit hätte – ein Traum wurde wahr! Doch so schön der Höhenflug, so hart war die Landung. Wenn dieses vielbeschäftigte Model endlich mal einen Tag frei hatte, würde er sich sicherlich mit all seinen Freunden treffen wollen. Vermutlich hatte er Nino, Nathaniel, Max, Ivan und Co längst gefragt. Vielleicht wollte er ins Kino… oder Eis essen… vielleicht wieder ins Eisstadion. Hatte er auch Kagami eingeladen? Chloe ging sicher nicht mit… das tat sie nie…

Kleinlaut räusperte Marinette sich und strich sich wieder eine Haarsträne hinter ein Ohr: „Äh… klar… ich hab Zeit… soll ich Alya, Juleka, Mylene, Alix und Rose auch Bescheid sagen? Was möchtest du denn machen? Wir können ein Picknick organisieren…“

Irritiert starrte Adrien sie an. Hatte die Dunkelhaarige was Falsches gesagt? Oh… vielleicht brauchte er sie wieder als Ratgeber für Liebesangelegenheiten. Wollte er etwa, dass sie wieder mitging, wenn er sich mit seiner Fechtpartnerin treffen wollte? Sollte sie Luka wieder einladen? Sie hatte ihn länger nicht gesehen… das wäre eine gute Gelegenheit…

Ein seltsames Geräusch ließ die Bluenette aufhorchen, die während sie nachdachte auf ihre Füße gesehen hatte. Adrien zog zischend Luft mit den Zähnen ein, wirkte plötzlich gar nicht mehr so selbstsicher, kratzte sich wieder den Nacken und sah mit geröteten… Moment? …geröteten Wangen zur Seite. Nein, das musste sie sich einbilden! Genau! Wunschdenken! Ihre Tagträume schlichen sich über die Realität. 

„Äh… nein… ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir ausgehen würdest?“

…Marinette.exe stopped working…
 

~Adrien~

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„Marinette? Mari-nette???“

Adrien wedelte mit der flachen Hand vor den Augen seiner Klassenkameradin herum, die zur Salzsäule erstarrt war. Hatte er sie jetzt kaputt gemacht? Mit dieser einfachen Frage?

Ok… so einfach war die Frage eigentlich nicht. Wenn die Bluenette wohl seit seinem ersten Schuljahr an dem Francoise Dupont College in ihn verliebt war, dann hatte er sie mit seinem plötzlichen Tür ins Haus fall jetzt völlig überfordert. Der blonde junge Mann seufzte und ließ die Schultern hängen. Dann umspielte ein Lächeln seine Lippen.  Umsichtig nahm er ihr die Tüte ab und griff mit der freien Hand nach einer der ihren. „Marinette…“ flüsterte Adrien und die starren hellblauen Augen zuckten, wanderten zu seinem Blick. „Deine Antwort?“

Als hätte sie sich verbrannt entzog Marinette ihm ihre Hand und stolperte zwei Schritte zurück und krachte somit gegen die Haustüre. Als würde sie an ihr Halt suchen, drückten ihre Hände mit ihrem Rücken dagegen und sie öffnete den Mund wie ein Goldfisch auf dem Trockenen. Das junge Model schmunzelte und überwand den geringen Abstand zwischen ihnen. Den freien Arm lehnte er ebenfalls an die Türe, so dass er seiner Klassenkameradin nun wieder ganz nah war: „Du solltest atmen. Du läufst langsam blau an.“

Die Bluenette japste und schloss den Mund. Mit unsicheren Augen sah sie ihn aus einem überhitzten Gesicht an. Langsam schien ihr Kopf wieder die Arbeit aufzunehmen, denn einen Moment später rang sie nach Worten: „…hast… was… du… gesagt… hast?“

Jetzt lachte der Blonde und schüttelte sanft den Kopf. Sie war so unerhört süß. „Ich hab dich gefragt, ob du morgen Zeit hast, weil ich gern mit dir ausgehen würde?“

Er ließ dem Mädchen Zeit, seine gesagten Worte zu verarbeiten. Beobachtete ihre übertrieben verstörte Art, die er inzwischen besser einordnen konnte. Hatte akzeptiert, dass sie ihm gegenüber einfach so war, wenn er nicht im hautengen schwarzen Catsuit vor ihr stand. Eigentlich hoffte er, sie würde irgendwann realisieren, dass er gar nicht so einschüchtern war. Aber gut, vorerst würde Adrien sich damit zufrieden geben. Marinette atmete schwer, löste sich aus ihrer verkrampften Haltung und sah nun betreten zu Boden. Unruhig wippte sie auf ihren Fersen

Hin und her, drückte den linken Arm mit der rechten Hand an ihre Seite. „Äh… Zeit… ja… ich hab Zeit… für dich alle Zeit der Welt… nein ich meine… für  meine“ sie schluckte „Freunde hab ich immer Zeit. Soll ich dir bei was helfen? Ausgehen… haha… äh… ausgehen mit einem Freund… äh… klar warum nicht…“

Oh dieses Mädchen! Adrien verdrehte die Augen. Sie konnte es nicht begreifen, damit hätte er rechnen müssen. Ihm gegenüber schien all ihr Selbstvertrauen, welches sie sonst an den Tag legte wie ausgelöscht.

„Marinette, so meine ich das nicht… ich will nicht nur als ein Freund mit dir ausgehen.“

Panisch sah sie auf: „Du… willst nicht mehr mit mir befreundet sein?“

Na das war jetzt überraschend zusammenhängend aus ihrem Mund gekommen. Und natürlich missverstanden. Der junge Mann langte sich an die Stirn und strich sich kopfschüttelnd die blonden Haare zurück. Dann packte er eine Hand seiner Schulkameradin: „Marinette, versteh doch… ich möchte mehr als nur mit dir befreundet sein… in etwa so…“ Damit lehnte sich das Model vor und küsste das Mädchen, der es die Haare zu Berge stehen ließ. Dann war der Moment vorbei. Adrien löste den Kuss auf und sah in ein kalkweißes Gesicht. Marinette taumelte und klebte wieder an der Haustüre. Ihr Brustkorb hob und senkte sich so hektisch, dass der Blonde Angst bekam, dass sie jede Sekunde einen Herzinfarkt bekommen könnte. Dann konnte er beinahe wie bei einem Thermometer zusehen, wie die rote Farbe in der Bluenetten hochstieg und sie aus den Ohren zu dampfen begann. Adrien lachte. Dieser Anblick… er konnte nicht mehr. Marinette übertrieb maßlos. Glucksend wischte sich der junge Mann eine Träne aus den Augenwinkeln: „War das ok?“

„Ok?“ keuchte das Mädchen mit den Zöpfen. „Mehr als ok…“

„Gut. Dann hole ich dich morgen ab?“ Als Marinette endlich nickte, öffnete das Model hinter ihr die Tür und das Mädchen tapste langsam nach draußen. Adrien winkte ihr: „Bis Morgen Marinette!“

Die angesprochene Tomate nickte und winkte unbeholfen zurück und ging dann in Slalom Lienen davon. 

Grinsend schloss der junge Mann die Türe und wandte sich samt Gebäcktüte dem Esszimmer zu. Glücklich fischte er ein Croissant heraus und biss hinein, noch ehe er am Tisch saß.
 

~Marinette~

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Ihr Gesicht brannte. Mit flachen Händen auf den Wangen stolperte Marinette durch das erwachende Paris. Unkonzentriert, mit einem Tunnelblick suchten ihre Füße den gewohnten Heimweg. 

Adrien hatte sie geküsst… ADRIEN HATTE SIE GEKÜSST!!!

Die Bluenette taumelte und lehnte gegen eine Hauswand. Mit aufgerissenen Augen starrte sie hinunter ins Leere, verdeckte die Lippen mit den Fingern und flammte noch mehr auf. Das war kein Traum gewesen, oder?

„Tikki?“ flüsterte das Mädchen tonlos. „Ist das eben wirklich passiert?“

Ihre Umhängetasche öffnete sich zu einem Spalt und zwei große dunkelblaue Augen blinzelten heraus: „Soll ich dich kneifen damit du es glauben kannst?“ Marinette nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, so dass ihre Zöpfe zu Propellern wurden. Schwindelig rutschte sie am Stein hinab, saß nun auf dem Hosenboden, die Knie angezogen und die Hände wieder auf den flammenden Wangen. Adrien hatte sie geküsst! Ihr Schwarm hatte nach all der Zeit zu ihr gesagt, dass er mehr als nur eine Freundschaft wollte. Woher der Sinneswandel? Beziehungsweise, woher kam plötzlich überhaupt diese Idee bei ihm? Hatte der Blonde nicht erst gestern gesagt, dass er Marinette nur ungern als Freundin verlieren würde? War er über den Tag etwa noch auf den Kopf gefallen? Oder war es so wie Alya gesagt hatte: dieser Zwangshausarrest tat dem jungen Model gut und hatte ihm endlich die Augen geöffnet…

Kurz kam dem dunkelhaarigen Mädchen auch der Gedanke, dass er ihr womöglich einen Streich spielte… nein… oder doch? Warum ausgerechnet jetzt? Was hatte sich verändert? 

Strahlte sie etwa nun etwas weiblicheres aus, seit… Marinette schluckte… seit sie mit Chat Noir mehr verband? War das ihr sexuelles Erwachen? Konnte man noch roter werden? Über was dachte sie schon wieder nach? Das war doch jetzt völlig egal! Adrien hatte sie geküsst… und wollte mit ihr ausgehen… und zwar als mehr, als nur Freunde. 

Wollte sie das? Also wollte sie das wirklich? Warum gerade jetzt? Natürlich! Oder? Wie konnte ein Kopf nur so voll und gleichzeitig so leer sein? Marinette konnte nicht mehr klar denken. Um sie drehte sich alles. Zum Glück saß das Mädchen bereits auf dem Boden. „Marinette?“ Tikki klang besorgt und das vielleicht nicht unbegründet. Ihre Besitzerin war völlig durcheinander. Ihre erste große Liebe hatte sie geküsst. Von sich aus! Und Marinette gesagt, dass er mehr wollte, als nur befreundet mit ihr zu sein. Gut, Adrien hatte jetzt nicht gesagt, dass er in sie verliebt war, aber… lief es darauf nicht hinaus? Die Bluenette sacke zusammen, verbarg das Gesicht hinter und legte die Arme um ihre Knie. Das war zu viel für sie. Marinette war heiß und gleichzeitig lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das Herz pumpte so schnell, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte. Aber ein Gefühl blieb aus. Etwas, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Marinette fühlte sich nicht glücklich, sondern hoffnungslos überfordert.

„Mademoiselle? Fühlen sie sich nicht wohl?“

Verwirrt hob Marinette den Kopf und blickte einem Mann ins Gesicht, der mit Anzug und Aktentasche ausstraffiert wohl gerade auf den Weg zu seiner Arbeit war. Hörbar zog das Mädchen die Nase hoch, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und schob sich an der Mauer nach oben bis sie wieder aufrecht stand. „Danke.“ Wisperte die Bluenette. „Es geht schon.“

„Soll ich jemanden für sie anrufen?“ Dieser Passant klang ehrlich besorgt. Marinette zwang sich zu einem Lächeln: „Nein danke. Wirklich es geht wieder.“ Damit wandte sie sich ab und stakste davon. Sie spürte den Blick des Mannes im Rücken, der ihr skeptisch nachsah.

Mit leerem Kopf erreichte Marinette schließlich ihr Zuhause. Noch immer tummelten sich Kunden im Verkaufsraum, weswegen das Mädchen tapfer weiter lächelnd an ihren Eltern vorbei kam ohne eine Frage beantworten zu müssen. Schnell, immer eine oder zwei Stufen überspringend gelangte sie nach oben in die Küche, hielt nicht an, sondern rannte auch die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Völlig außer Atem fiel Marinette auf die Chaiselongue und blieb erschlagen liegen, nachdem das Sofakissen gepackt und zwischen ihre Arme gequetscht worden war. Eigentlich sollte sie jetzt die Zeit nutzen und frühstücken, doch spürte die Dunkelhaarige keinen Hunger. Aufregung wirbelte durch ihren Körper, krabbelte über ihre Haut und verursachten eine Gänsehaut. Es war schön und unangenehm zu gleich. Das hatte Marinette sich doch immer gewünscht, aber nicht zu hoffen gewagt. Adrien hatte sie bemerkt! Oh Gott… dem Mädchen wurde schlecht. 

„Hat da jemand Schmetterlinge im Bauch?“ neckte Tikki, die aus der Umhängetasche geflogen war und nun bei ihrer Freundin auf der Lehne der Chaiselongue saß. Überdreht kicherte Marinette und strampelte mit den Füßen und setzte sich dann auf, die Beine zu einem Schneidersitz unterschlagen. „Tikki! Adrien hat mich geküsst!!!“ klang sie wirklich so schrill? Ihr Kwami sah sie mit großen Augen an: „Ja, ich war dabei! Herzlichen Glückwunsch! Du musst ja wahnsinnig glücklich sein!“

Augenblicklich stutzte die Bluenette und wandte sich verunsichert ab: „Ja… wer wäre da nicht glücklich… ich meine ich bin wirklich…“ Warum fühlte sie sich nicht glücklich? Schon vorhin war ihr das aufgefallen. Was war das für ein seltsames Gefühl in ihr? Sie… musste doch glücklich sein! Was war eigentlich das für ein Wort? Glücklich? Und wieso fragte sie sich das ständig ob sie es war oder nicht? Dabei… dabei wusste sie doch wie es sich anfühlte… und hatte dies nicht in Frage stellen müssen. Und das war als… als… Ihre Gedanken drehten sich nun um einen quirligen, frechen Streuner mit glühenden Augen, kessen Sprüchen und engen schwarzen Lederanzug.

„Und denkt da jemand jetzt an einen gaaanz anderen?“ Seit wann konnte Tikki so gehässig klingen? Allerdings verfehlten die Worte nicht ihre Wirkung und Marinette schoss erneut Farbe ins Gesicht und sie verbarg es hinter dem Kissen. Der kleine Marienkäfergeist stieß sich ab und flog um den dampfenden Kopf: „Und wer küsst besser? Adrien oder Chat?“ 

Musste das kleine Wesen das in ihr ohnehin glühendes Ohr wispern? „Tikki!“ japste Marinette und ihre Freundin lachte laut hinter vorgehaltenen Pfötchen. Es ging nicht darum, wer besser küsste sondern, dass beide junge Männer sie geküsst hatten. Wie konnte es soweit kommen und warum jetzt? Hatte sie nicht erst vor ein paar Tagen Angst gehabt, dass sie vielleicht mal in die Situation kommen könnte, sich eventuell für einen von Beiden entscheiden zu müssen? Aber so schnell… Hatte sie mit dieser Frage das Schicksal herausgefordert? Es schien so…

Ihr Handy verkündete den Eingang einer Nachricht, aber Marinette ignorierte es. Wieder war ihr schwindelig von all den Emotionen. Adrien hatte sie geküsst… Chat Noir hatte sie geküsst… und bei letzteren, war sie schon bereit gewesen, sich in die Situation zu ergeben. Sich fallen zu lassen… irgendwie zumindest. Das was sie sich immer von ihrem Schwarm erhoffte, hatte der Kater ihr gegeben. Geborgenheit und eine fragwürdige Sicherheit. Das Gefühl gewollt zu sein…

Wieso hatte ihr Verbündeter sie schneller gesehen? Seit wann wurde sie überhaupt so gesehen? Gut Nathaniel war mal in sie verliebt gewesen, bevor er Marc kennengelernt hatte. Nino irgendwie auch und war nun glücklich mit Alya. Aber Adrien… und Chat Noir? Dass das junge Model sich ihr plötzlich so zuwandte und der Kater ihr Ich hinter der Maske auf einmal anziehend fand… alles geriet durcheinander. So wie sie es gestern schon bemerkte. 

Ein Klopfen an die Bodenluke schreckte Marinette auf und Tikki versteckte sich. „Marinette?“ erklang die Stimme ihrer Mutter. „Musst du nicht los zur Schule?“

Schule? Verdammt, daran hatte die Bluenette vor lauter Ablenkung gar nicht mehr denken können. Nach einem Blick auf die Uhr sprang sie von dem Sofa mit nur einer Lehne, stolperte über die Teppichkante und klatschte mit einem panischen Aufschrei auf den Boden. Sabine Cheng hob die Türbretter an und sah in das verzerrte Gesicht ihrer Tochter: „Liebes ist alles in Ordnung?“ Die Angesprochene hüpfte auf, griff nach ihrer Schultasche und sauste an ihrer Mutter vorbei, mit einem quasi im Flug verteilten Küsschen auf die Wange: „Natürlich Maman! Bis später Maman!“

Dann war sie aus der Wohnungstür und Sabine zuckte mit den Schultern. „Dieses Kind!“ sagte sie lächelnd.
 

Marinette rannte zur Schule, als sei der Teufel hinter ihr her. Keuchend durchflog sie die schweren Schultore und jagte die Treppe nach oben. Dabei sah sie Madame Bustier, welche gerade im Begriff war, den Schulraum zu betreten. Marinette setzte zu einem verzweifelten Endspurt an, drückte die Zehen durch, sprang ab… und krachte gegen die schließende Klassenzimmertür. Erschrocken riss ihre Lehrerin diese wieder auf und von drinnen hörte man grölendes Gelächter.

„Marinette!“ sagte Madame Bustier alarmiert „Hast du dir was getan?“

Die Angesprochene zählte die Sternchen über ihren Kopf zu Ende und schüttelte diesen dann, stand auf und schlich auf ihren Platz. Immer noch lachten ihre Klassenkameraden… ok Chloe tuschelte irgendwas mit Sabrina und peinlich berührt versank die Bluenette auf ihren Sitz. „Na? Wieder zu lang bei Adrien gewesen?“ wisperte Alya fies grinsend und erntete einen bösen Blick. Ihre Lehrerin vorne klatschte in die Hände und zog so alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Unterricht begann.

Warum ich?

~Marinette~

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Zischend atmete Marinette aus, als sie sich vor dem Spiegel auf der Mädchentoilette an die Stirn fasste. Unter ihrem Pony erfühlte sie eine kleine Beule. Prächtig, dachte sie, passt ja vorzüglich zu meinem blauen Hintern.

Alya lehnte an der Wand mit verschränkten Armen und amüsierte sich: „Zum Glück ist dein Haar so dicht, sonst würde ich mich wohl genötigt fühlen Das letzte Einhorn anzusingen.“

Die Bluenette funkelte zu ihrer besten Freundin hinüber, die nur noch fieser griente. Dann seufzte Marinette, drehte sich um und stützte Hände und Po gegen das Waschbecken, verzog kurz wegen dem blauen Fleck am Gesäß das Gesicht. Alya merkte man ihr nächtliches Abenteuer gar nicht an. Sie wirkte fit und adrett wie eh und je. Während das Mädchen mit den zwei Zöpfen deutlich spürte, was zu wenig Schlaf mit ihr machte. Von dem ganzen Gefühlswirrwarr gar nicht erst zu reden. Das Smartphone in ihrer Hosentasche pingte und Marinette tippte eilig eine Antwort. Alya beobachtete sie.

„Was?“ fragte die Bluenette und die Bloggerin schlich näher: „Nun sag endlich! Wie war es heute bei du-weißt-schon-wem, nach der gestrigen Kuschelattacke?“ Sofort schoss der Angesprochenen die Röte auf die Wangen. „Gu… gut!“ sagte Marinette kleinlaut. Wollte sie Alya von dem Kuss erzählen? Nach Adriens Frage nach einem Date? Sie konnte es doch selber nicht glauben. Vielleicht war es doch ein abstruser Tagtraum gewesen. Die Rothaarige schien nicht zufrieden mit der Antwort und bohrte weiter: „Mari… was verschweigst du mir? Du weißt ich bekomm es eh raus. Und wenn ich Nino foltern muss.“

Uff, dass würde das Mädchen mit der Hornbrille sicher bringen, schließlich war Nino Adriens bester Freund und wusste eventuell längst Bescheid. Marinette gab auf und tuschelte in das Ohr ihrer Freundin. Deren Augen wurden immer größer und als die Dunkelhaarige geendet hatte, entfuhr Alya ein Freudenschrei und sie tanzte auf der Stelle. Dann packte sie die Hände der Halbchinesin und schüttelte diese: „Herzlichen Glückwunsch Misses Ageste! Ich möchte die erste sein, die ihnen zu ihrer bevorstehenden Hochzeit gratuliert!“

„Bist du wahnsinnig?“ kicherte Marinette, konnte aber nicht verhindern, dass die Rothaarige sie mit sich zog und im Kreis wirbelte.

Außer Atem, aber immer noch lachend lehnten sie gleich darauf wieder am Waschbecken nebeneinander.

„Weißt du schon was du anziehst?“

„Hmm? Darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.“ Gestand die junge Designerin. Alya nickte. Dann grinste sie wieder fies: „Und wie ist es den Jungen seiner Träume zu küssen?“

Ja wie war es? Marinette strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Schließlich sagte sie wahrheitsgetreu: „Ziemlich aufwühlend.“

Zufrieden nickte ihre Freundin. Einen Moment schwiegen sie, bevor die Bluenette wieder die Stimme erhob: „Alya… ich… das hab ich mir doch immer gewünscht… aber… warum fühle ich mich nicht glücklich?“

Zwei große hellbraune Augen hinter Brillenglas musterten das Mädchen mit den Zöpfen, als wäre sie verrückt geworden. „Definiere nicht glücklich!“

Unwohl rutschte Marinette auf ihrem Armen herum, auf die sie ihren Kopf abgelegt hatte: „Ich… ich weiß auch nicht… vielleicht… kann ich es einfach nicht fassen. Ich mein, bis heute Morgen dachte ich, Adrien würde mich nie bemerken.“

Alya dachte nach indem sie zwei Finger an ihr Kinn legte und darauf herumtrommelte. „Das könnte gut sein. Das war sicherlich ein Schock… gut möglich, dass du noch darunter stehst.“ War ihre Antwort und Marinette nickte. Der Fuchs legte ihr einen Arm um die Schultern: „Hey Mari… genieß es morgen einfach! Ich bin sicher, der Glücksknoten wird sich lösen wenn ihr erst unterwegs seid… apropos wohin geht’s?“

„Äh…“ Die Bluenette erschauderte. Darüber hatte sie mit Adrien gar nicht gesprochen. Auch keine Uhrzeit ausgemacht… oder einen Treffpunkt? Ah doch, er wollte sie abholen. Aber wann???

Alya beobachtete ihr Mienenspiel und seufzte dann. Wissend schüttelte sie kurz den Kopf: „Marinette… Marinette… du bist echt unverbesserlich. Aber ich will danach sofort unterrichtet werden! Rufst du mich an, oder soll ich am Abend gleich vorbei kommen… obwohl, ich möchte ja nicht stören!“ Vielsagend zwinkerte die Rothaarige und Marinette flammte auf. „ALYA!“

Diese lachte laut. Dann gongte es zur nächsten Stunde. Zusammen verließen sie das Mädchenklo und gesellten sich zu all den Schülern, die über die Gänge der Galerie zu ihren Klassenzimmern zurückströmten. Marinette harkte sich bei ihrer Freundin unter: „Ähm… wegen dem unterrichten und vorbeikommen… ich wollte dich eh noch was fragen.“

„Schieß los!“ sagte Alya während sie sich wieder auf ihre Plätze setzten.

„Nun,“ begann die Bluenette „Seit ein paar Tagen schreibt mir ein alter Schulfreund. Er war früher in meiner Klasse, bis seine Eltern wegen der Arbeit wegziehen mussten. Ich wollt ihn gern am Sonntag treffen, weil er für das Wochenende in der Stadt ist. Seine Eltern haben hier wohl was zu tun… äh… was ich sagen wollte… würdest du mitkommen?“

Die Rothaarige hatte interessiert zugehört: „Klar komm ich mit. Du weißt wie neugierig ich bin und kann dich ja schlecht allein gehen lassen.“ Dann grinste der Fuchs diabolisch: „Hat etwa dieser junge Mann mit deiner Frage von gestern zu tun?“

„Nein! Spinnst du?“ schrie Marinette auf und die gesamte Aufmerksamkeit, der ihre Plätze einnehmenden Schüler war ihr erneut sicher. Nino drehte sich um: „Soll ich darauf antworten?“

Alya verpasste ihrem Freund eine gespielte Kopfnuss, während die Bluenette wieder einmal in ihrer Bank versank.
 

„Wie heißt der Gute eigentlich?“ fragte Alya nach der Schule, als sie auf dem Heimweg waren. Marinette schlurfte neben ihr und versuchte die Bilder aus dem Kopf zu verbannen, wie Nino angefangen hatte PappAdrien 2.0 zu bauen. Er würde dieses Projekt nicht aufgeben! Er wollte seinen besten Kumpel wieder neben sich sitzen haben. Dazu noch all die Fragen ihrer Freundinnen, wie es nun um den Entwurf für den Wettbewerb stand. Erst als der Fuchs sie in die Seite knuffte fuhr die Bluenette zusammen und bemerkte, dass sie angesprochen worden war. „Äh… Louis. Louis Bertrand.“

„Ist er süß?“

„Bist du nicht vergeben?“

„Man wird doch wohl fragen dürfen.“ witzelte Alya. Marinette zuckte mit den Schultern: „Weiß ich nicht… es kommt mir vor als hätten wir uns ewig nicht gesehen. Aber süß… doch irgendwie schon.“

Die Rothaarige verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Naja, ich werds übermorgen ja sehen. Und du kannst mir dann auch gleich alles erzählen, was du morgen angestellt hast! Solltest du nicht mehr anrufen können. Viel Spaß dir und Adrien!“

Damit verabschiedete sich ihre beste Freundin an der Kreuzung und die Bluenette ging allein weiter. Mit roten Wangen lief sie auf die Boulangerie zu. Das passierte also wirklich. Sie und ihr Schwarm würden ausgehen! Das war so unfassbar… unmöglich… nicht greifbar… aber wahr! Adrien hatte sie gefragt. Aber… wieso jetzt? Nach all der Zeit. Marinette fand keine Antwort, egal wie oft sie darüber nachdachte.

In der Bäckerei konnte das Mädchen mit den Zöpfen lautstark ihren Vater Làmour es un oiseau rebelle aus der Oper Carmen summen hören, wie immer wenn er Brotteig bearbeitete. Sabine Cheng sortierte gerade die vom Morgen übriggebliebenen süßen Teilchen auf frische Bleche: „Hallo mein Schatz. Wie wars in der Schule?“`

„Gut Maman! Brauchst du mich gerade?“

„Nein Schatz, der Ansturm von heute Morgen scheint vorbei.“

Marinette schob sich zur Tür, die in das Treppenhaus führte: „Ok, dann… werd ich gleich etwas raus gehen zeichnen. Heute regnet es mal nicht, dass muss ich ausnutzen.“

Ihre Mutter nickte: „Nimm aber vorsichtshalber trotzdem einen Schirm mit. Ich meine vorhin im Radio gehört zu haben, dass es später noch einen Schauer geben soll. Und hier…“ Raschelnd wurden zwei köstlich aussehende Backwaren in einer Tüte verstaut und an die Dunkelhaarige weitergereicht. „Ich hatte leider heute keine Zeit zum kochen.“

„Danke Maman, das ist prima! Bis später!“

Marinette stapfte die Stufen empor, griff noch einen Apfel aus der Obstschale vom Küchentisch und verschwand durch die Bodenluke in ihrem Zimmer. Kaum die Schultasche abgelegt sauste Tikki aus der Handtasche: „Marinette teilst du mit mir? Ich hab ganz schön Hunger!“

„Natürlich!“ lächelte das Mädchen und öffnete die Gebäcktüte. Jubelnd bediente sich der rote Kwami, während ihre Besitzerin unter all den Skizzenbergen und Papierkugeln nach ihrem Notizbuch kramte.

„Wo ist es nur?“ seufzte sie und hob auch die Mappe mit den fertigen Entwürfen an. Darunter kam das rosane Buch zum Vorschein und die Dunkelhaarige triumphierte. Die Marienkäferdame kam an gesurrt: „Ich bin fertig Marinette!“ Die junge Frau lächelte und nahm die bereits wieder verschlossene Papiertüte ihrer Freundin ab, dann packte sie diese und das Notizbuch, sowie einige Zeichenstifte und einen faltbaren Regenschirm in ihren Rucksack, schulterte ihn und lud Tikki ein in der kleinen Umhängetasche Platz zu nehmen. Zusätzlich holte Marinette, als sie die Küche betrat noch einige frisch gebackene Kekse und ließ diese ebenfalls zu ihrem Kwami in die Tasche gleiten, welcher glücklich über die für später gedachten Snacks jubelte. Dann machten sie sich auf den Weg durch Paris zu dem Platz an dem die Bluenette sich stets inspiriert sah: den Place de Trocadéro. Umsichtig huschte sie zwischen den sich tummelnden Touristen hindurch und suchte sich einen halbwegs trockenen Platz auf den Stufen, wo sie eine gute Sicht auf das Wahrzeichen von Paris hatte. Wie üblich an einem Freitagnachmittag war hier viel los, trotz des noch immer etwas trüben Wetters, doch Marinette ließ sich nicht beirren, schlug das Notizbuch auf ihrem Schoß auf, sah zum Eifelturm und begann zu skizzen. Zwischendurch fischte sie den Apfel aus dem Rucksack und biss hinein. Blatt um Blatt füllte sich, wurde teilweise herausgerissen und zusammengeknüllt neben die Bluenette gelegt. Als plötzlich die Sonne durch die Wolkendecke lugte konnte man ein Raunen über den Platz hören. Jeder erfreute sich über die warmen lichten Strahlen, die in den letzten Tagen so spärlich gewesen waren. Auch Marinette atmete tief durch, hob den Kopf und spürte das prickeln auf ihrem Gesicht. Ihr Blick schweifte über den Park zwischen dem Trocadéro und dem berühmten Wahrzeichen von Paris. Erschrocken rutschte dem Mädchen das Buch vom Schoß. Das konnte doch nicht sein? Solche Zufälle gab es nicht! Dort unten vor dem ausschweifenden Brunnen auf den Grasflächen konnte Marinette einen blonden Haarschopf ausmachen, umringt von einem Fotografenteam, abgeschirmt von seinem Bodyguard und weiteren Sicherheitspersonal. Die Bluenette rieb sich die Augen, doch das Bild verschwand nicht. Und warum erkannte sie ihn unter all den Menschen sofort? Das war doch nicht normal. Genauso wie das ihr Herz augenblicklich wieder begann schneller zu schlagen. Der Kuss vom Morgen fiel ihr ein und unwillkürlich berührte das Mädchen ihre Lippen. Früher wäre sie sofort aufgesprungen und in seine Nähe geeilt. Auch wenn Marinette es sich nie getraut hatte Adrien direkt anzusprechen, einfach ihn zu sehen war ihr genug gewesen. Und jetzt sah sie ihn jeden Morgen… regelmäßig. Sie sprachen sogar miteinander. Gut ihr Schwarm redete mit ihr und sie stammelte irgendwas zusammen. Die Bluenette hatte es also gar nicht mehr nötig ihm hinterher zu stellen. Vor allem nicht, nachdem der Blonde sie nach einem Date gefragt hatte. Trotzdem zog es sie in seine Nähe und unfähig sich der Versuchung zu widersetzen stand sie auf.

Marinette verstaute fahrig ihre Sachen im Rucksack und schlich hinunter zum Park. Wie all die anderen Schaulustigen stellte sie sich hinter der Absperrung auf, die wohl vorsorglich aufgebaut worden war, um wilderen Fans Einhalt zu gebieten. Da stand sie nun, zwischen kreischenden Mädchen und männlichen Fans, die ihrem Idol nacheifern wollten, zwischen Passanten und Neugierigen und sah mit geröteten Wangen zu ihm! Dem begehrten jungen Model Adrien Ageste, der gerade einen Paillettenanzug in Gold und Lila trug, welcher irrsinnig in dem wenigen Sonnenlicht glitzerte. Professionell stellte der junge Mann sich in Szene, brachte das Kleidungsstück perfekt zur Geltung. Reagierte sofort auf die Anweisungen der Fotografen und setzte diese um. Marinettes Augen funkelten verträumt. Wie oft hatte sie ihren Klassenkameraden schon aus der Ferne beobachtet? Wie oft sich gewünscht, er würde sie bemerken, trotz ihrer verschrobenen Schüchternheit… und jetzt plötzlich war es passiert. Doch wie ernst meinte das junge Model das? Oder steigerte sich die Dunkelhaarige wieder einmal in ihre Fantastereien rein? Hatte sie ihn womöglich heute Morgen doch falsch verstanden? Dazu neigte sie nun mal und gestand es sich auch ein. Aber warum sollte Adrien sie sonst küssen?

„No! No! No!“ konnte man den Fotografen Vincent hören, der die Kamera sinken ließ und nun mit seinen Daumen und Zeigefingern einen Rahmen formte und das Setting betrachtete. „Wir brauchen etwas anderes… vielleicht etwas romantisches. Bringt mal die Vorhänge! Signore Agreste, sie haben kurz Pause. Wir bauen um!“ Letzteres hatte er seinem Team zugeschrien. Adrien seufzte erleichtert und trat vom Brunnen zurück. Seine Fans jubelten und riefen nach ihm und ganz der Profi winkte das junge Model ihnen zu. Dann stutzte er. Marinette duckte sich hinter einige Schaulustige. Hatte er etwa gerade zu ihr gesehen? Das war doch verrückt! Hier standen so viele Leute, warum sollte er ausgerechnet sie dazwischen bemerken?

Nach einem kurzen Moment wagte die Bluenette wieder den Kopf zu heben und konnte ihren Schwarm nirgends mehr entdecken. Irgendwie enttäuscht seufzte Marinette, als sie von hinten angetippt wurde. Mit fragenden Blick drehte sie sich um und starrte auf eine breite Brust. Überrascht hob das Mädchen den Kopf und erkannte den gorillaartigen Bodyguard ihres Klassenkameraden. Dieser grummelte und bedeutete mit der Hand ihm zu folgen. Gehorsam tat Marinette dies. Der große Mann führte die Dunkelhaarige hinter die Absperrung und unweit zu einem Bereich, der mit Bauzäunen abgesperrt war. Diese waren mit Planen verhängt. Eine improvisierte Umkleide. Adrien stand darin. Um ihn tummelten sich zwei Visagisten und frischten sein MakeUp auf. Der junge Mann stand still, öffnete nur kurz ein Auge und sah zu ihr herüber. Er lächelte und Marinette schmolz. „So das wärs im Moment.“ Sagte der männliche Visagist und packte die Puderpinsel zusammen. Mit seiner Kollegin verließ er die Umkleide und Adrien hüpfte zu der Bluenetten hinüber: „Marinette! Was machst du denn hier? Zufall oder verfolgst du mich?“

„Äh…“ Ertappt flammte das Mädchen mit den Zöpfen auf. Heute war das zwar nicht der Fall, aber sie musste zugeben, dass sie in der Vergangenheit sich teilweise wie eine Stalkerin aufgeführt hatte. Der junge Mann lachte und schüchtern stimmte seine Klassenkameradin mit ein.

„Das war nur ein Witz!“ grinste der Blonde und griff nach ihren Händen. „Aber wo kommst du plötzlich her?“

Laut ausatmend starrte Marinette auf ihre verbundenen Hände und dann wieder in dieses freundliche Gesicht. Die Haare des jungen Mannes waren frech nach hinten gegelt, seine Wangenknochen durch das MakeUp hervorgehoben. Insgesamt wirkte er reifer und im Fall von Marinette unglaublich anziehend. Leider schlug ihr seine Nähe bereits wieder auf das Denkvermögen und so stammelte sie los: „Äh… Trocadéro… also da oben… habe dich gezeichnet – ÄH Nein! Ich hab dich gesehen… äh… als ich gezeichnet habe… also wollte ich… hab ich…“

Sanft drückte Adrien die Hände in seinen: „Atme durch. Ganz ruhig.“

Überrascht riss die Bluenette die Augen auf und kam dann seinen beruhigenden Worten nach. Dann startete sie einen neuen Versuch: „Ich… ich wollte auf dem Place de Trocadéro sitzen und mir Inspiration holen zum zeichnen und dann… hab ich dich im Park gesehen. Aber ich wollte echt nicht stören!“

Der junge Mann sah ihr lächelnd in die Augen: „Du störst doch nicht.“ Hatte sie das richtig gehört? Kam ihr Schwarm gerade näher? Schloss er die Augen? Wollte er das tun, was sie glaubte, dass er tun wollte? Marinette sah ihm entgegen und kniff ebenfalls die Lieder zu, doch verschwamm das Bild des jungen Models vor ihren inneren Augen und setzte sich neu zusammen. Zu einem grienenden blonden jungen Mann mit schwarzer Maske und Katzenohren. Plötzlich wurde die Dunkelhaarige nervös. Ihr innerstes stemmte sich gegen den Kuss, noch bevor er stattfand und sie wusste nicht warum. Zwang sich still zu halten…

Ein Grummeln unterbrach sie. Überrascht öffnete das Mädchen mit den Zöpfen wieder die Augen. Adrien verzog kurz das Gesicht und die Bluenette musterte ihn fragend: „Ist… ist alles ok?“ Ertappt straffte sich der junge Mann und legte sich verlegen lachend eine Hand in den Nacken: „Wie? Äh ja, alles gut… ich bin nur seit heute Morgen von Termin zu Termin gerast und hatte noch keine Zeit etwas zu essen.“ „Oh!“ entfuhr es Marinette. So war das also. Adrien tat ihr leid. Den ganzen Tag auf Achse und unter Zeitdruck, dabei immer perfekt aussehen war sicher hart. Fahrig zog das Mädchen ihren Rucksack ab und wühlte darin. Ihr Schwarm beobachtete sie irritiert, bis ihm eine Papiertüte entgegen gestreckt wurde. „Wenn… wenn du magst… aus unserer Bäckerei…“ Mit großen Augen nahm Adrien die Tüte entgegen und schaute hinein. Sein Gesicht erhellte sich. „Für mich?“ fragte er und Marinette nickte hektisch. Mit einem fragenden Gesicht hob das junge Model den Kopf und sah zu Natalie und seinen Bodyguard die unweit zwischen den herumwuselnden Fotografenteam standen, welches Kisten und Equipment umräumten. Die Assistentin seines Vaters sah auf ihre Armbanduhr und wandte sich an den Fotografen. Nach ein paar kurzen Worten drehte sie sich um und nickte in die Richtung der nur vom Team einsehbaren provisorischen Umkleide: „Zehn Minuten!“

Dankbar griff Adrien wieder nach Marinettes Hand, die sofort zu einem Dampfkessel mutierte und zog sie mit sich zum Rand des Brunnens, wo sie sich hinsetzten. Gierig öffnete der junge Mann die raschelnde Tüte und förderte eine Zimtschnecke hervor. Glücklich biss er hinein und reichte Marinette die Tüte zurück. Diese lächelte schüchtern und zog dann die von Tikki angeknabberte Apfeltasche soweit aus dem Papier, dass sie dieses als Handschutz nutzen konnte. Adrien zu beobachten wie er es sich schmecken lies, füllte die Bluenette mit einem warmen Gefühl aus.

Ihr Schwarm verdrückte das Gebäck in Rekordzeit und schleckte sich die Finger sauber. Neben seinem Mund waren noch Zuckerbrösel zu sehen und ohne zu überlegen hob Marinette die Hand und wischte mit dem Daumen über die weiche Haut. Überrascht sahen sie zwei limettengrüne Augen an, doch weder zuckte Adrien zurück noch hielt er sie auf. Stattdessen wurde sein Blick plötzlich sanft und er schloss einen Moment entspannt die Augen. Ertappt zog Marinette nun die Hand zurück und knisterte an der Tüte herum. Dann bot sie ihrem Schwarm auch diese an. „Du nicht?“ fragte er hoffnungsvoll und die Dunkelhaarige schüttelte ihre Zöpfe.

„Äh… was du heute Morgen gesagt hast…“ begann Marinette die gefräßige Stille die sich gebildet hatte zu durchbrechen, während Adrien selig kaute und sie dann fragend mit vollen Backen ansah. Die Bluenette straffte sich und knibbelte ihre Finger zwischen den Knien. „Äh… also…“ wie sollte sie es sagen ohne gleich wieder durchgeknallt herum zu stottern? Sie schluckte: „Mein… Meintest du das ernst? Also das mit… dem ausgehen?“ Marinette hatte es gesagt.

„Shhhht!“ Der Blonde drückte mit einer Hand die Luft runter und bedeutete seiner Klassenkameradin so leiser zu sprechen. Ertappt blickte er sich um und flüsterte dann erklärend in ihre Richtung: „Ich darf offiziell niemanden daten! Aber ja ich will mit dir ausgehen. Wieso sollte ich über sowas Witze machen?“

„Aber… warum ich?“ Eigentlich wollte die Dunkelhaarige fragen: Warum gerade jetzt? …brachte es aber nicht über die Lippen. Verunsichert blickte sie auf ihre Schuhspitzen, krallte ihre Finger in den Stein des Brunnens. Wann war die Realität so unglaubwürdig geworden, sie so hoffnungslos, dass sie sich einfach nicht traute, seinen Worten zu glauben? Wieso fühlte das Mädchen sich, als wäre sie nicht gut genug für ihn? Wo war ihr Selbstvertrauen in seiner Gegenwart?

Sachte berührten seine Finger ihre Hand und die verunsicherten hellblauen Augen suchten die seinen, welche niedergeschlagen waren und sich nun mit einem sanften Blick hoben: „Warum nicht?“

„Adrien wir müssen weiter machen!“ Natalie winkte mit ihrem Klemmbrett. Der junge Mann seufzte und zog Marinette mit sich hoch. „Wir reden morgen, ja? Bis dann!“ Ein entschuldigendes Lächeln, dann nickte Adrien zu jemand hinter dem Mädchen, der augenblicklich eine schwere Pranke auf die Schulter gelegt wurde. Der Gorilla führte die Bluenette umsichtig wieder hinter die Absperrung, grunzte als Antwort auf ihr Danke und kehrte zu seiner Aufgabe zurück. Da stand sie nun, sah wieder zu dem Getümmel rund um die Shooting Area und erhaschte auch einen Blick auf ihren Schwarm, der bereits wieder seiner Arbeit nachging und all sein Posen natürlich aussehen ließ. Der neu gestaltete Hintergrund, der an einen Fensterrahmen erinnerte welcher mitten auf die Wiese vor den Brunnen gestellt worden war, verziert mit weißen wallenden Vorhängen und hellen Rosenranken gaben mit den Blick auf das Wasser einen fantastischen Kontrast, zu dem funkelnden, farbenprächtigen Anzug in dem Adrien wild, aufmüpfig und cool wirkte. Das gold- lilane Jackett war nun aufgeknöpft, darunter kam seine nackte Brust zum Vorschein, welche nur von einer Kette geziert wurde. Marinette errötete und drehte sich ab. Fest verankerte sie ihre Hände an den Rucksackträgern und flüchtete Richtung Zuhause.
 

„Das hast du ihn nicht wirklich gefragt?“

Kaum in ihrem Zimmer hatte die Bluenette einen Videoanruf mit Alya gestartet. Haspelnd und stotternd versuchte sie ihrer besten Freundin zu erzählen was eben passiert war. Die Rothaarige schob ihre Brille nach oben als wäre sie komplett fassungslos: „Marinette, man fragt den Jungen in den man schon ewig verschossen ist doch nicht, wieso er plötzlich mit einem ausgehen will! Ich hab langsam das Gefühl, du freust dich überhaupt nicht. Immer hast du davon geträumt, aber jetzt wo es tatsächlich passiert bist du nur am hinterfragen. Als… als wärst du nicht mehr sicher, ob du Adrien liebst?!“

„Ich liebe ihn!“ kam es wie aus der Pistole geschossen und die Dunkelhaarige war von sich selber überrascht. Alya grinste: „Das weiß ich doch! Aber hab etwas mehr Selbstbewusstsein! Kneif Titten und Arschbacken zusammen und stell dich deiner Unsicherheit!“

Musste das Mädchen mit der Hornbrille das so deutlich sagen? Marinette verkniff sich die Lippen und sah zur Seite. Ja, sie liebte ihn. Sie hatte ihn immer geliebt… und doch krochen nun Zweifel in ihr hoch in Form eines anderen jungen Mannes an den sie immer wieder denken musste. Gegen dessen Küsse sie sich nicht zur Wehr setzen wollte und konnte. Wann war Chat Noir ihr so wichtig geworden?

„Und? Hast du den Entwurf von der Jacke inzwischen eingeschickt?“

„Häh?“

„Erde an Marinette!“ tadelte Alya „Den Entwurf für den Wettbewerb! Oder hast du inzwischen noch was anderes brauchbares gezeichnet? Tick-Tack! Übermorgen ist Einsendeschluss!“

Marinettes Kopf landete auf der Tischplatte, das Handy in ihren Händen von sich gestreckt: „Der Mantel passt doch nicht… hatte ich doch gesagt… ich bin völlig blockiert… ich zeichne und zeichne… schöne Dinge, dumme Dinge, aber nichts was für einen Wettbewerb passt. Ich glaub ich geb auf!“ Was sollte das auch bringen. Sie hatte einmal Glück gehabt mit der Melone, welche sogar Audrey Bourgeois gelobt hatte, aber ein zweites Mal würde sie sicher nicht gewinnen. Warum sich also weiter verrückt machen? Im Moment hatte die Bluenette mit ihren Liebesleben genug um die Ohren.

„Nichts da!“ wetterte ihre beste Freundin. „Streng dich gefälligst an! Wir glauben alle an dich! So ich muss Schluss machen. Denk daran! Ich will gleich einen vollständigen Bericht haben, wenn du von dem Date mit Agreste Junior zurück bist. Ach und Mari…“

„Hmm?“

„Kopf abschalten und genießen!“ Damit verschwand die Bloggerin von dem Smartphone Bildschirm und nur das Aufgelegtzeichen leuchtete. Marinette legte das Handy verdeckt auf die Tischplatte, lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und seufzte.

„Weißt du, Alya hat Recht!“ Tikki schwebte herüber und setzte sich ebenfalls auf den Tisch. „Vielleicht solltest du wirklich mal abschalten. Du stehst im Moment unter Dauerstrom.“

Müde lächelnd sah das Mädchen zu ihrer kleinen roten Freundin. Wahrscheinlich hatte sie Recht. „Tikki, was hälst du davon wenn ich uns Sandwiches mache und wir uns dann in mein Bett verkrümeln und etwas Film schauen? Etwas Ablenkung wäre vielleicht echt nicht verkehrt.“ Der Kwami kicherte und nickte begeistert: „Leg noch was Süßes drauf und ich bin dabei!“

Filmabend

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Adrien ?

~Marinette und Adrien~

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Stille.

Jede Bewegung schien erstarrt.

Von sich selber erschrocken schlug sich das Mädchen die Hände vor den Mund. Das hatte sie jetzt nicht getan!

Sie lag hier mit einem jungen Mann und stöhnte den Namen eines anderen?

„Wa… was?“

Die Stimme des Katers klang genauso ungläubig. Er hatte sich von ihr weggedrückt. Starrte vermutlich in ihre Richtung.

„Chat…“ stammelte Marinette. „Es tut mir leid… Oh mein Gott… es tut mir so…“

Ein Finger verschloss ihre Lippen und sie hörte über sich ein belustigtes Glucksen: „Keine Angst Prinzessin!“ Sie spürte seine Schwere, als er sich wieder zu ihr legte. Seine Nasenspitze an ihrer.

„Heute Nacht lass mich sein, wen auch immer du haben willst. Und wenn es Adrien ist… dann bin ich für heute der Mann deiner Träume.“

Was noch nicht mal gelogen ist, dachte sich das junge Model und bedeckte das Gesicht des Mädchens unter sich mit kleinen Küssen, um ihr die Unsicherheit zu nehmen. Marinette spürte, wie sie bei seinen Worten noch mehr errötete. Eigentlich wollte sie gar keinen anderen als ihn in diesem Moment. Verstand selber nicht, warum ihr der Name ihres Schwarms rausgerutscht war. Aber sie fühlte wie ehrlich Chat Noir es in dem Moment mit ihr meinte. Er wollte unter allen Umständen, dass sie sich wohl fühlte. Dasselbe sollte auch er spüren. Seine Küsse waren so süß. Ergeben schlang die Dunkelhaarige ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn zu einem tiefen Kuss zu sich.

„Dann…“ hauchte Marinette leise „…lass mich heute Nacht Ladybug sein.“

Was noch nicht mal gelogen ist, dachte das Mädchen. Ein paar Sekunden vergingen, dass prusteten Beide los. Ein schönes vertrauensvolles vereintes Lachen. „Danke für das Angebot…“ griente der Blonde, dessen Umrisse gegen das Fenster schummrig erkennbar waren „…aber das ist nicht nötig. Tatsächlich will ich nur dich!“ Die junge Designerin lauschte auf. Was? Hörte sie richtig? Hatte Chat Noir das gerade wirklich gesagt? Warum wurde sie plötzlich unruhiger… nervöser… seine Berührungen wie Feuer, wenn er über ihre Haut strich. „Bist du dir sicher?“ seine Frage hallte durch den dunkelhaarigen Kopf. Sie sah zu der schemenhaften Gestalt, die sich vor dem Fenster abzeichnete. Der Kater war so bemüht um sie, obwohl es ihm hörbar schwerfiel. Unter keinen Umständen, wollte er etwas tun, was ihr unangenehm war. „Nein…“ sagte Marinette wahrheitsgetreu, führte sein Gesicht wieder nahe zu sich und flüsterte in das brennende Ohr: „Aber ich will es!“

Stürmisch vereinigte er seine Lippen mit ihren, küsste den schlanken Hals, rutschte tiefer und tiefer. Seine Hände suchten den Weg und der Mund folgte… gierig . Sein Knie drückte gegen den Zwischenraum ihrer Schenkel und Marinette entkam ein tiefer Laut. Nie hatte sie geahnt, dass sie zu solchen Tönen fähig war und auch nicht zu was es den jungen Mann animieren würde. Fest hielt er ihren Busen, leckte um die Knospen, biss sanft in die Nippel und durch den kleineren Körper jagte ein Schauer. Eine Hand schob sich unter den Bund ihrer Schlafanzughose… in ihre Unterwäsche… berührte sie und Marinette keuchte auf. Er rieb ihre empfindlichste Stelle, küsste ihren Bauch…

Es war anders, als sie es sich vorzustellen gewagt hatte. Viel intensiver… machte sie schier wahnsinnig… war es das was man Vorspiel nannte? Quälte er sie mit Absicht? Sie wollte mehr… sie wollte ihn… verwob ihre Hände mit seinen blonden, nun weicheren Haaren… krallte sich hinein… spürte einen Finger der sich in sie drängte… sich bewegte… und sie aufstöhnen ließ… Ihr inneres Auge stellte sich das Gesicht des Katers vor. Grienend… glühende grüne Augen hinter einer schwarzen Maske… die Maske… welche seine wahre Identität schützen sollte… die nun nicht da war… hatte er auch in Wirklichkeit so grüne Augen? Berstende pulsierende Augen… frisch, grün und voller Leben wie ein Frühlingsmorgen… Lippen wie ein rosaner Pfirsich, mit Haaren wie aus Gold gesponnen…

Marinette erstarrte. Das Bild vor ihren Augen war verändert… an wen dachte sie da? Warum jetzt? Das wollte sie nicht! Das sollte sie nicht! Das war Chat Noir gegenüber nicht fair! Erst rutschte ihr sein Name heraus und nun konnte die Bluenette an niemand anderen mehr denken als ihren Schwarm. Diesen besonderen Moment sollte man mit dem Menschen teilen, den man liebte. Und sie liebte den Pariser Helden doch… aber auch immer noch…

„Prinzessin?“

Chat Noir hatte aufgehört sie zu berühren und rutschte nach oben. Vorsichtig wischte er ihr über die Augen. Wann hatte sie begonnen zu weinen? Marinette war es nicht aufgefallen.

„Chat…“ ihre Stimme klang brüchig. Der junge Mann über ihr schüttelte beruhigend den Kopf und nahm das Mädchen dann liebevoll in die Arme.

„Es ist gut. Habe ich dir wehgetan?“ Marinette schüttelte nun ihrerseits den Kopf und kuschelte sich fest an die warme Brust… konnte einen wilden Herzschlag hören. Vergrub die Hände in seinem Rücken.

„Wir können es jederzeit lassen…“

Warum musste er nur so lieb sein? Noch enger schmiegte die Bluenette sich. Stumme heiße Tränen füllten ihre Augen, suchten den Weg hinab.

„Es… es tut mir leid!“ schniefte sie leise, doch Chat Noir machte ein Geräusch mit dem er festmachte, dass er ihr nicht böse war. Im Gegenteil! Sanft streichelte er über die schwarzblauen Haare: „Möchtest du darüber reden?“

Immer war er so rücksichtsvoll, so sehr das es schmerzte. Schluchzend ergriff Marinette das Wort: „Es tut mir leid! Ich will es… ich will es ja… mit dir… aber plötzlich… hatte ich sein Gesicht vor Augen. Ich will nicht an ihn denken… nicht jetzt… Es tut mir so leid, Chat! Das ist dir gegenüber nicht fair! Ich… du bist kein Trostpflaster für mich… Ich wünschte ich…“

„Du redest von Adrien?“

Auch die Stimme des Katers klang belegt. Die Bluenette fühlte sich so schlecht.

„Ich mag dich so sehr Chat… mehr noch ich… Es ist so unglaublich, dass es schmerzt… Es tut weh… ich… liebe immer noch Adrien… aber…“

Noch heißer brannten ihre Tränen. Sie war eine Verräterin! Im Moment hasste sich das schwarzblauhaarige Mädchen. Sie hatte es gewollt… so sehr gewollt! Warum konnte sie ihren Kopf nicht ausstellen?

„Du liebst ihn wirklich ja?“

Chat Noirs Frage war wie ein Dolchstoß ins Herz. Marinette konnte nicht antworten sondern nickte nur gegen seine nackte Brust.

Sie hatte es verdorben! Diese Nacht, die für sie Beide besonders hätte werden können… Das würde ihr der Kater nie verzeihen! Wie sollte sie es sich selber je verzeihen?

Der unverwandelte Pariser Held drückte sich wieder von ihr weg, streckte sich und kramte auf dem als Nachttisch fungierendes Regalbrett herum. Mit einem Mal war die Galerie lichtdurchflutet. Ein überraschter Aufschrei entkam Marinettes Kehle und hastig schlug sie sich die Hände vor die Augen. Der Kater hatte ihr Nachtlicht eingeschaltet. War er verrückt geworden?

„Chat? Was macht du da?“ keuchte das Mädchen panisch, doch die Stimme die ihr antwortete klang ruhig und bestimmt: „Prinzessin… bitte sieh mich an!“

„Bist du irre???“

Das musste Chat Noir sein. Eine andere Erklärung gab es nicht. Die Dunkelhaarige wandte sich ab, immer fester ihre Augen verdeckend.

„Bitte mach die Augen auf! Sieh mich an!“ Seine Stimmfarbe wurde flehend. Er packte sie an der Schulter.

„Nein! Nein!“ Angsterfüllt versuchte das Mädchen seine Hand abzuschütteln.

„MARINETTE!“

Stille. Nur das Bersten der Tropfen auf dem Dachfenster war zu hören. Zwei Hände umschlossen die der Bluenetten… zogen sie von ihren Augen, welche sie weiter zukniff. Die Daumen streichelten ihre Handflächen, versuchten Marinette Sicherheit zu geben. Eine Stimme voller Vertrauen flüsterte: „Mach die Augen auf… bitte!“

Voller Angst hob Marinette die Lieder. Jetzt war alles vorbei! Chat Noirs bestgehütetes Geheimnis lag vor ihr… eher über ihr und sah sie aus diesen tiefen limettengrünen Augen an. Die blonden Haare waren völlig durcheinander. Das Lachen entschuldigend und unsicher.

„Hi Marinette.“

Die Bluenette starrte ihn an und konnte spüren, wie unangenehm dieser Moment gerade für ihren Klassenkameraden war. Ihr Gesicht verlor an Farbe, wurde wieder schreiend rot… abwechselnd wie eine Achterbahn liefen ihre Gedanken Amok… durcheinander… nicht greifbar… war das gerade real?

Mit zitternden Fingern berührte Marinette Adriens Wange. Dieser schloss die Augen, nahm ihre Hand in seine, küsste die Innenfläche. Er war echt! Adrien war… sie hatte gerade beinahe mit…

Die Dunkelhaarige spürte wie ihr die Sinne schwanden.
 

„Marinette?“ unwirsch schüttelte der Blonde an ihren Schultern. Kurz hatte die Bluenette ihre Besinnung verloren, nun aber war sie hellwach und stieß mit voller Kraft den jungen Mann von sich, der überrascht aufkeuchte.

Das konnte sie nicht glauben! Das war ein Albtraum! Marinette packte ihre Decke, rutschte soweit es in ihrem Bett möglich war weg und verbarg ihre Blöße. Flammend rot waren die sommersprossigen Wangen, gehetzt der hellblaue Blick. Immer wieder jagten ihre Augen über das Erscheinen ihres Schwarmes, der wie ein getretener Hund nun am anderen Ende des Bettes saß und mit schmerzverzerrtem Gesicht über die getroffene Stelle auf seiner Brust strich.

„Du..?“ Nur langsam wollte ihr Kopf begreifen was sie sah. Das Unmögliche akzeptieren: „Chat… du… Adrien du… bist Chat Noir?“

„Autsch… du hast ganz schon Kraft, weißt du das?“

„Lenk jetzt ja nicht ab!“ fauchte Marinette, packte ein kleineres Kissen und pfefferte es dem Blonden ins Gesicht. „Du Betrüger! Mieser Lügner! Wie konntest du?“ Tränen der Wut sprangen in ihre Augen. „Verschwinde! Auf der Stelle!“ Sie griff nach einem weiteren Kissen, hielt dieses diesmal fest und haute es immer und immer wieder ihren Klassenkameraden um die Ohren, der sich nicht wehrte, legentlich versuchte, seinen Kopf zu schützen bis er plötzlich katzengleich eine Lücke fand und vorschnellte, ihre Handgelenke ergriff und sie unter sich pinnte. Ihren Mund fest mit seinen verschließend um ihr Zetern zu ersticken. Die Dunkelhaarige tobte und wand sich unter ihm, doch sein Griff war stark. Sie biss ihn, schmeckte sein Blut und erschrak über ihr tun… lag plötzlich still und… weinte. Adrien lies von ihr ab, wollte ihrem Wunsch nachkommen, wurde aber augenblicklich in eine Umarmung gezogen, schloss seinerseits sie fest in die Arme. Machte klar, er würde sie nie wieder loslassen. Gab ihr Zeit… wusste selber nicht was er sagen sollte. Sie hatte ja Recht. Er war ein mieser Lügner! Wochenlang hatte er sie belogen. Ihr vorgemacht ihr Vertrauter zu sein und sie hatte ihm alles erzählt. Spätestens als sie ihm sagte, dass sie in sein wahres Ich verliebt war hätte er es beenden müssen. Doch er war zu schwach gewesen. Oder besser, der Wunsch nach ihrer Nähe und Wärme zu stark. Ihre Zuneigung zu schmeichelhaft und unwiderstehlich… wie hätte er von ihr lassen sollen?

Marinette lauschte mit brennenden Augen dem Herzschlag in der Brust, an der sie gedrückt lag. Das war nicht nur Chat Noirs Blut was sie pulsieren hörte. Das war Adrien. Sie lag hier mit dem jungen Mann, in den sie seit Jahren verliebt war. Dessen Aufmerksamkeit sie sich so wünschte und erst von dem Kater bekommen hatte. Aber jetzt verstand sie den Sinneswandel des jungen Models. Deswegen also war er an diesem Morgen und Nachmittag so fordernd gewesen… so sicher… Er wusste um ihre Gefühle… aber…

„Du… bist Chat Noir…“ klang ihre Stimme heißer, oder hatte die Dunkelhaarige einfach keine Luft zum Sprechen? Adrien nickte in ihr Haar. Wie hätte sie es ahnen sollen? Und doch ergab es auf seltsamerweise Sinn. Irgendwie war auch er immer nicht zu sehen gewesen, wenn sie als Heldenduo die Feinde Paris bekämpften. Und die paar Male wo sie ihn gesehen… nein gehört hatte… gut, dass konnte Chat Noir gefaket haben. Aber das eine mal… als Adriens Bodyguard akumatisiert wurde… da hatte sie ihn doch sicher gesehen… also Beide… das junge Model und den katzenohrigen Helden. Aber sicher gab es dafür eine simple Erklärung, die es nur herauszufinden galt. Ein anderes Mal! Im Moment musste die Bluenette mit etwas anderweitigen fertig werden. Ihr sich oft völlig bekloppt aufführender schnurrender, um keinen Spruch verlegener flirtender Verbündeter war ihr Schwarm. Marinette schluckte: „Aber… aber du bist… Adrien du bist… du bist in Ladybug verliebt?“

Ertappt brachte der junge Mann etwas Raum zwischen sie, suchte ihren Blick: „Ich… würde ich nein sagen, wäre das eine Lüge. Ich hab sehr viel für Ladybug empfunden… aber Prinzessin…“

„Nenn mich nicht so!“

„Ist gut… Marinette… ich… ich hab dich in der letzten Zeit sehr lieb gewonnen. Mehr noch… ich möchte wirklich mit dir zusammen sein. Wenn… wenn du mich jetzt überhaupt noch willst!“

Was sollte sie sagen? Es lag eine so gering schwingende Hoffnung in Adriens Stimme, als würde er annehmen, die Bluenette würde ihn doch noch augenblicklich zum Teufel jagen, nach seinem Geständnis. Vielleicht war das gar nicht so abwegig… Marinette betrachtete dieses Gesicht, nach dem sie sich immer gesehnt hatte, doch nie zu hoffen wagte ihm irgendwann so nahe zu kommen. Ihre Augen blieben an seinen Lippen hängen und an dem Makel, welchen sie selber verursacht hatte. Noch leicht blutete ihr Biss. Das tat ihr leid… ihre Reaktion war übertrieben gewesen… oder auch nicht. Mit zittrigen Fingern berührte sie Adriens Wange, strich zu seinem Kinn… lehnte sich vor und küsste die wunde Stelle. Der junge Mann erschauderte. Nicht wegen dem ziehen, welches die kleine Wunde verursachte, sondern ihrer plötzlichen Berührung wegen. Er hatte erwartet erneut weggeschickt zu werden, doch stattdessen suchte Marinette wieder seine Nähe.

„Es tut mir leid.“ Ihr Flüstern war leise und der junge Mann wusste nicht warum seine Klassenkameradin sich entschuldigte. Es war doch an ihm. Zärtlich strich Adrien Marinette Strähnen ihrer schwarzblauen Haare aus dem Gesicht und wischte auch die letzten Tränen weg: „Du brauchst dich nicht entschuldigen… du hast mit allem Recht. Ich bin der Lügner… ich muss mich entschuldigen… Dafür, dass ich Jahrelang so blind war. Dafür was du alles mit mir und wegen mir durchstehen musstest. Dafür, dass ich dich heute so überfallen hab. Dafür, dass ich dein Herz fast zerrissen hab. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen und akzeptieren, dass der Typ hinter der schwarzen Maske, dich genauso liebt wie der schnurrende Streuner, wie du mich gern nennst. Und vielleicht kannst du beide Seiten von mir lieben lernen… den wahren Adrien, der nur als heldenhafter Kater frei ist und den jungen Mann mit der echten Maske. Perfekt inszeniert um allem und jedem zu gefallen.“ Während er den letzten Satz sagte lag eine bittere Traurigkeit in seiner Stimme und augenblicklich konnte Marinette ihm nicht mehr böse sein. Eher schämte sie sich. Wie oft war ihr als Ladybug Chat Noirs Art auf die Nerven gegangen. Seine dummen Sprüche, die aufdringlichen Flirtversuche… wie oft hatte sie seine Einladungen ausgeschlagen, seine Gefühle an ihrer roten Haut abgeschmettert… dafür nur die schillernde unbefleckte Fassade ihres Schwarms gesehen. Der Sohn ihres Idols Gabriel Agreste. Stimmt, als Adrien hatte er sich nie zu einem unpassenden Gefühlsausbruch hinreißen lassen… als schwarzer Kater ständig. Hatte sie nur sehen können was sie wollte? Nur die Art, die sein Vater von ihm verlangte aus ihm gemacht hatte? Wer war immer an ihrer Seite gewesen? Hatte sie stets aufgefangen und unterstützt… und das nicht nur als Ladybug? Und sie war ihm gegenüber so unfair gewesen. Ihm keine Chance gewährt, solange er ihrem ich als Ladybug gegenüber die schwarze Maske trug.

„Marinette?“ warum klang seine Stimme so hoffnungslos? War er sich so sicher, sie könne ihn vielleicht nicht komplett lieben? Hatte die Dunkelhaarige noch bis vorhin gedacht, sie müsse sich irgendwann für einen der beiden jungen Männer entscheiden, davor riesige Angst gehabt… und nun stellte sich heraus, sie hatte sich umsonst verrückt gemacht. Adrien und Chat Noir… sie waren zwei Seiten derselben Münze. So wie sie und…

Erschrocken starrte die in diese tiefen limettengrünen Augen. Wusste nicht wie sie ihm antworten sollte. Marinette konnte doch nicht auch ihre geheime Identität preisgeben. Vielleicht wäre es richtig gewesen… aber nein, dass durfte sie nicht!

Der Blonde seufzte: „Ich… ich versteh schon…“

Was verstand er? Gar nichts verstand er! Oder vermutlich alles falsch! Wie immer!

Resignierend schloss Adrien die Augen und verkniff nun seinerseits die Lippen. Sie hatte ihm nicht geantwortet und das tat weh. Aber war es ein Wunder? Seine Klassenkameradin musste völlig überfordert sein. Er wusste sie war in ihn verliebt und auch, dass sie für sein ich als Katzenohriger Superheld nun Gefühle hegte. Aber nicht ob sie bereit war ihn so komplett anzunehmen. Er hoffte es… doch so wie er damals Ladybug Zeit zugesichert hatte um sich ihrer Antwort ihm gegenüber klar zu werden musste er nun auch Marinette gegenüber fair sein und sie in Ruhe nachdenken lassen. Nur wusste der junge Mann selber nicht wie er nun mit der Situation umgehen sollte. Hoffentlich würde die Antwort der Bluenetten anders ausfallen, als die seiner Partnerin. Allein die Erinnerung an die vergangene Nacht und diesen grausamen Kuss schmerzte. Nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Jetzt ging es um ihn und Marinette. Und sie war ganz anders als die Käferheldin. Wenn sich Adrien über etwas den Kopf zerbrechen sollte, dann darüber wenn Ladybug herausfand, dass er jemanden von seinem wahren Ich erzählt hatte. Dann konnte er sich gleich selber an ihrem Yo-Yo aufhängen.

Er wollte sich aufsetzen, der Bluenetten Abstand gewähren. Sie mussten wohl beide erstmal wieder klar werden… doch zierliche Finger hielten ihn zurück. Verwirrt sah Adrien in diese hellblauen Augen, zu diesem unsicheren Lächeln. Ließ sich bereitwillig wieder neben die Bluenette in die Kissen ziehen, atmete tief ein, als sie näher rutschte und nun die Konturen seines Körpers, Hals und Brustkorb nachzog. Dann lagen ihre Hände auf seinen Wangen und ihre Blicke versanken ineinander.

„Wie soll ich mein Schoßkätzchen nicht lieben?“ sagte sie neckisch.

Was? Hatte sie das wirklich gesagt?

„Hey!“ muffelte der Angesprochene und musste augenblicklich grinsen, legte seine Hand auf eine der ihren, verschränkte die Finger. Die noch freie Hand der Dunkelhaarigen ging bereits wieder auf Wanderschaft. Das alles war derselbe junge Mann. Jeder Muskel, jede Haarsträhne… es gab nicht Chat Noir oder Adrien. Es gab nur ihn!

As the World falls down

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Frühstück bei Tiffany... äh... Sabine

~Marinette~

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Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Dachfenster und kitzelten Marinette an der Nase. Unwillig mummelte sie etwas und schüttelte langsam den Kopf. Schlaftrunken wollte sie sich die Decke über den Kopf ziehen, aber… das ging nicht. Etwas lag schwer über ihren Arm… irgendwie über ihre ganze Seite. Auch ihre Beine waren verkeilt… mit…

Mit einem Schlag war das Mädchen hellwach und starrte mit aufgerissenen Augen in das entspannte Gesicht vor sich, welches nur wenige Millimeter von ihrer Nasenspitze entfernt schlief. Leicht panisch kniff Marinette die Augen zusammen. Das war kein absurder Traum gewesen? Sie hatte mit Chat Noir… mit… ihr Kopf wollte es nicht begreifen. Mit hochrotem Gesicht blinzelte die Bluenette wieder zu ihrem Schwarm hinüber. Er war echt… Chat Noir… ihr Partner… war Adrien… sie hatte mit Adrien geschlafen! Wie lange saß sie nun schon mit ihm abends zusammen? Wie lange kämpften sie schon miteinander gegen Hawk Moths Akumas? Wie oft hatte sie sein Werben abgeschmettert? Wie lange dem Blonden hinter her geschmachtet? Und jetzt lag er in ihrem Bett!

Gott, sie hatte tatsächlich mit dem Jungen geschlafen den sie liebte… irgendwie mit beiden jungen Männern um genau zu sein… und der das wusste… also das mit dem lieben… Sie musste sich nicht entscheiden… er war dieselbe Person… wie hätte sie dies ahnen sollen? Aber vielleicht war das auch ganz gut gewesen. Wie hätte sie auch nur einen Superschurken bekämpfen können, wäre sie wegen ihrem Schwarm peinlich berührt herumgestolpert? Nein, dass sie Chat Noirs wahre Identität nicht gekannt hatte war gut gewesen. Dieser Mistkerl!

Obwohl sie sich immer noch schämte verspürte Marinette nun eine Wut auf ihren Partner. Sie selber hatte ihm gesagt, dass sie ihm liebte und er… so getan als ginge ihn das alles nichts an. Als wäre er jemand anderes…

Gleichzeitig wusste die Bluenette, dass sie es genauso gemacht hätte. Also waren sie quitt… bis auf das Adrien nichts von ihrer geheimen Identität wusste. Plötzlich fühlte sich Marinette ganz schlecht. War nun nicht sie die Lügnerin? Schließlich hatte sie entschieden ihrem Gefährten nicht zu sagen, dass sie Ladybug war.

Behutsam rutschte die Dunkelhaarige unter dem Arm des jungen Models nach oben, entknotete ihre Beine von seinen, ignorierte das ihr inzwischen bekannte Drücken am Oberschenkel und griff nach ihrem Handy. 5:30Uhr… viel zu früh für einen Samstag. Sogar für die Lieferung… aber selbst wenn sie wollte, hätte Marinette keinen Schlaf mehr gefunden. Wieder sah sie zu dem schlummernden Jungen neben sich. Es kam ihr so unwirklich vor. Chat Noir… Adrien… er sagte er würde sie lieben. Und zwar ihr wahres Ich… und vorher war er in ihr perfektes anderes Ich verliebt gewesen. Hieß das jetzt, er war schon immer in sie verliebt gewesen? Ach das war so verwirrend…

Marinette wünschte sich gerade so sehr mit Tikki darüber zu reden, doch ihre kleine Freundin hielt sich verständlicherweise bedeckt. Ob Chat Noirs Kwami ihr Gesellschaft leistete? Schließlich hatte Adrien ihn nach seiner Rückverwandlung ebenfalls in den Schrank geschickt. Zu viele Gedanken… zu viele Fragen… der schwarzblaue Kopf rauchte.

Adrien rührte sich. Wärmesuchend rutschte er näher an Marinette heran und kuschelte sich gegen ihre Hüfte. Das Mädchen blieb wie erstarrt sitzen. Fast vergaß sie zu atmen. Wenn er jetzt aufwachte… sie war immer noch nackt… Was würde er sagen? Was von ihr denken? Würde er nach dieser Nacht überhaupt noch mit ihr sprechen? Oder wäre er womöglich enttäuscht? Angewidert? Ihr Gehirn lief Amok!

Der Blonde drehte sich auf den Rücken und gähnte, dann blinzelte er den Schlaf aus den Augen, schaute zum Deckenfenster hinauf, orientierungslos zur Wand und schließlich zu Marinette. Jetzt hielt sie wirklich die Luft an. Doch sein glückliches Lächeln war das letzte was sie erwartet hatte. Wie konnte er sie so voller Liebe anschauen? Und Marinette… stiegen die Tränen in die Augen.
 

~Adrien~

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Erschrocken riss Adrien die Augen auf. Was hatte er getan?

Panisch schaffte er sich ebenfalls in eine sitzende Position und griff zögerlich nach dem bebenden Mädchen vor sich, welches das Gesicht hinter ihren Händen verbarg.

„Prinzessin… es… es tut mir leid!“ stotterte der Blonde, wusste nicht was er sonst sagen sollte. Hatte er etwa doch was falsch gemacht? Ihr wehgetan? Er hatte sich nicht zurückhalten können… war einfach seinen Instinkten gefolgt… und vielleicht auch etwas dem Einfluss diversen Internetseiten… trotzdem war er unerfahren. Für ihn war es schön gewesen und er hatte gedacht… sich gewünscht für das Mädchen in seinen Armen auch. Aber… jetzt weinte sie… hatte sie Schmerzen? Bereute sie es?

Marinette schluchzte, nahm dann ihren Mut zusammen und blickte in diese hellgrünen besorgt schimmernden Augen, nach denen sie sich immer gesehnt hatte. Glucksend sagte sie zwischen zwei Schniefern: „Wo… wofür… entschuldigst du dich?“

Jetzt war der Blonde verwirrt. Weinte die Bluenette etwa nicht wegen ihrer gemeinsamen Nacht? Aber weswegen dann? Er versuchte Blickkontakt aufzunehmen, was nicht einfach war, denn Marinette wich seinen Augen wieder aus.

„Aber… wenn du nicht weinst wegen dem was wir getan haben… weswegen dann?“

Überrascht blickte die Bluenette auf. Energisch schüttelte sie den Kopf: „Doch nicht deswegen… Adrien… du bist Chat Noir… du bist mein… du bist Ladybugs Partner. Warst… bist in sie verliebt… und ich… ich bin einfach nur ich. Ich… ich hab so Angst… dass du von mir enttäuscht bist… Das du es bereust…“ Die letzten Worte sagte sie so leise, dass sie fast in ihren Schluchzen untergingen. Adrien hörte sie trotzdem und seine Wangen und Ohren brannten. Sie war so süß! So unglaublich süß! Statt auf ihn böse zu sein, machte sie sich Sorgen ihm nicht genug zu sein? Wie kam sie überhaupt auf so einen Gedanken? Ohne zu überlegen schloss der junge Mann Marinette in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Du spinnst doch… wie könntest du mich enttäuschen?“

Als wäre dies ihr Stichwort gewesen brachen endgültig alle Dämme bei der Bluenetten. Ihre Hände ballten sich auf seinem Rücken und sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. So saßen sie eine Weile, bis das Beben von Marinettes Schultern nachließ und scheinbar keine Tränenflüssigkeit mehr übrig war. Die ganze Zeit drückte der Blonde sie an sich, nun brachte er etwas Abstand zwischen sie Beide, aber nur soweit, dass er sich hinunter beugen und ihr die Tränen von den Wangen küssen konnte. Er berührte auch die Beule auf ihrer Stirn und flüsterte: „Was hast du hier gemacht?“

Die Dunkelhaarige schniefte: „Ich… da… ich bin gegen die Klassenzimmertür gelaufen… als Madame Bustier sie gerade schließen wollte…“ „Du musst besser auf dich aufpassen.“ Adrien streichelte ihr über die Haare, versank im feuchten hellblau der träumerischen Augen. Grinste dann: „Andererseits… hast du ja jetzt mich zum Pflegen. Allerdings wäre es mir lieber wenn du diese Art von Betreuung nicht so oft beanspruchen würdest.“ Vielsagend nahm er ihre Hände in seine und küsste die Fingerspitzen, welche bis vor kurzen noch von Pflastern umwunden gewesen waren. Marinette verstand und wurde wieder schreiend rot um die Nase. Als wüsste sie nicht wohin mit ihren Augen blickte sie hektisch nach unten und um sich herum. Dann flüsterte sie: „Aber… ich hätte da noch eine Stelle…“

„Hmm? Wo?“

Zögerlich drehte sich das Mädchen um und schob die Decke, welche immer noch über ihrer beiden Beine lag etwas weg. Mit den Armen versuchte sie die Blöße ihrer Brust zu verdecken. Adrien schluckte bei dem Anblick ihres Rückens, die losen Haare welche auf ihre hellen Schultern lagen und erblickte dann den blauen Fleck unterhalb ihrer Hüfte, auf der rechten Pobacke. Seine Hand legte sich auf den zierlichen Beckenknochen, mit dem Daumen strick er über den Makel und die Bluenette zuckte zusammen. Der unverwandelte Pariser Held beugte sich hinab und legte seine Lippen auch hierauf und das Mädchen unterdrückte einen hellen Laut.

Augenblicklich schoss dem jungen Mann das Blut in den Unterleib und er musste an sich halten, nicht sofort seinen Verstand zu verlieren. Stattdessen richtete er sich wieder auf, umfasste die junge Designerin vor sich und zog sie zurück, bis sie an seinem Oberkörper lehnte. Sein heißer Atem streifte ihr Ohr und sie quietschte erneut. Ok, er würde nicht cool bleiben können, vor allem nicht weil Adrien genau wusste, dass Marinette spürte wogegen ihr Gesäß nun drückte. Ihr zittern verriet sie.

Er schluckte: „Heute… heute keine neue Umschreibung meines Geschlechts? Oder ein verstörter Blick? AUTSCH!“ Sein schnurrender Ton endete in einem schmerzenden Aufschrei, als ihn ein Ellbogen in den Bauch traf. Mit schmollend aufgeschürztem Mund drehte sich das Mädchen um und erdolchte ihren Klassenkameraden mit ihrem Blick. Diese Rache geschah ihm Recht und deswegen lachte Adrien gequält. Marinette starrte ihn an und fiel schließlich mit ein, lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.

„Ich… ich kann es immer noch nicht begreifen…“ wisperte das Mädchen leise. „Du und er… ihr seid du… Ich hab mich nicht in Zwei verliebt… nur in die verschiedenen Seiten derselben Person… ich war so blind.“

Adrien lauschte auf. Zum ersten Mal, seit er ihr offenbart hatte, dass Chat Noir Adrien war sagte sprach Marinette frei über ihre Gefühle. Und es berührte ihn. Liebevoll legte der Blonde einen Arm um die zierlichen Schultern. „Das waren wir wohl beide.“ Flüsterte er und drückte einen Kuss auf das schwarzblaue Haupt. Dann verfinsterte sich sein Blick und Adrien stellte eine Frage die er nicht aussprechen wollte: „Wieviel Uhr ist es?“

Zwar hatte Natalie ihm heute einen freien Tag verschafft, dennoch würde es auffallen, wenn er nicht zum Frühstück erschien. Marinette sah ihn an, wusste weshalb er fragte und drehte sich wieder zu ihrem Handy um. „Kurz nach sechs… du musst los oder?“

„Jaaaa…“ warum zog Adrien diesen Vokal so in die Länge? Er schluckte: „Aber zuvor… ich… muss dir noch was sagen.“ Alarmiert wurden die Augen der Bluenetten größer. Was erwartete sie, dass er nun sagte? Der junge Mann schluckte und legte sich verlegen die Hand in den Nacken: „Äh… heute Nacht… also es könnte sein… ach Mist. Ich war auf Toilette und beim raufkommen… ich hab deine Mutter getroffen.“

„Was?“ Marinette lief wieder rot an. „Was hat sie gesagt?“

„Äh… nichts… ich hab ihr einen Guten Morgen gewünscht und bin wieder in dein Zimmer geflüchtet.“ Starrte sie ihn nun ehrlich mit offenem Mund an? Gut es war ja kein Wunder. Marinette wurde plötzlich fahl. Würde sie wieder das Bewusstsein verlieren? Bereit sie festzuhalten breitete der Blonde die Arme aus, doch zu seiner Freude kuschelte sich Marinette zu ihm in eine Umarmung.

„Oh Gott… du… oh Gott…“ Sie packte ihn an den Schultern und schob Adrien grob von sich, sah ihn an: „Du musst das Haus durch die Haustür verlassen! Wenn du einfach durch das Fenster verschwindest schöpft meine Mutter noch verdacht! Oh Gott… die bringt mich um…“

„Und dein Vater mich, wenn er mich entdeckt… schließlich hab ich dir damals eine Abfuhr erteilt.“ Schluckte das junge Model. Fassungslos ratterten wohl Gedanken hinter der Stirn mit der kleinen Beule, dann erhellte die Erkenntnis Marinettes Gesicht: „Das warst du doch als Chat Noir… von dir weiß mein Vater nichts… also, zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Nur…“ Sie stockte und wurde wieder tiefrot.

Oh? Neugierig schnurrte der junge Mann näher: „Nur?“

Wie sie sich nur immer selber verriet. Die hellblauen Augen flogen panisch zu ihrem schwarzen Brett und den Fotos von ihm. Vielsagend grinste das begehrte Model: „Ah, also hängen die Fotos da wirklich nicht nur, weil du dich SEHR für Mode interessierst.“

Er hatte ihre Ausrede von Damals nicht vergessen, als Jagged Stone für die Sendung Tritt in meine Fußstapfen in der Bäckerei bei Marinettes Vater ausgeholfen hatte und dessen Assistentin Penny in Troublemaker verwandelt wurde. Als Adrien die Bluenette am nächsten Tag fragte, ob zuhause wieder alles in Ordnung sei, hatte sie sich so rausgeredet. Jetzt war der Blonde schlauer.

Die junge Designerin vor ihm zog erneut eine Schnute, die Wangen wieder peinlich ertappt erblüht. Adrien biss sich grienend auf die Unterlippe, bereute dies sofort, da der Biss schmerzte und zog stattdessen Marinette wieder in seine Arme. Oh Gott, er liebte dieses Mädchen wirklich! Zum Glück hatte die letzte Zeit ihm die Augen geöffnet. Marinette trommelte gespielt protestierend mit den Fäusten gegen seine Brust, stoppte und legte stattdessen ihre flachen Hände darauf. Vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Wieso fühlte es sich so gut an Haut an Haut zu spüren?

Sie umarmten sich noch eine kleine Weile länger, dann schob die Dunkelhaarige ihren Schwarm zögerlich weg. „Ich… ich… schau mal ob die Luft rein ist… also… ob du gehen kannst, ohne meinem Vater zu begegnen…“ Marinette sah den jungen Mann nicht an, stattdessen suchten ihre Augen das Bett ab, fischten nach ihrem Schlafanzugoberteil. Adrien schluckte, nickte dann und tat es ihr gleich. Seine Shorts und Jeans trug er bereits. Auch der Rest fand sich schnell. Nur die Bluenette sah sich weiter ratlos um, immer noch die Decke um ihre Hüfte geschlungen. Ihr Klassenkamerad beobachtete sie, blickte dann neben das Bett und hob grinsend die Schlafanzughose plus Schlüpfer hoch. Übertrieben schnell riss Marinette ihm die Sachen aus den Händen und zog sich an. Adrien lachte.
 

~Marinette~

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Marinette lauschte in die Wohnküche unter sich und schloss dann die Luke über ihr. Leise tapste sie die Treppe hinab und sah sich um. Der Thekentisch war gedeckt, frischer Kaffee tropfte durch die Maschine. Auf der Couch lag eine Papiertüte. Skeptisch trat die Bluenette dazu und lugte hinein. Es war die Bestellung für das Haus Agreste. Marinette schluckte, wandte sich um und stand direkt vor ihrer Mutter. Ertappt schreckte das Mädchen zurück.

„Guten Morgen ma Cher!“ flötete die Chinesin und strahlte ihre Tochter unheimlich fröhlich an, so dass dieser eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Ma… Maman… äh… guten Morgen!“

Sabine Cheng trat immer noch bedrohlich lächelnd näher: „Du kannst den jungen Mann gern runter bringen. Oder soll er nach so einer Nacht verhungern?“

Marinette schluckte, wich sich übertrieben verbiegend ihrer Mutter aus und ging gehorsam die Treppe nach oben, als diese noch etwas zusetzte: „Und ma Cher… wir haben nachher etwas zu bereden!“

Das Mädchen nickte wissend und stieß dann die Bodenluke wieder auf.
 

Adrien saß Fingerknibbelnd auf den Stufen zu ihrem Bett und sprang auf, als seine Klassenkameradin wieder im Zimmer stand.

„Und?“ fragte er aufgeregt und Marinette nickte. Verstört stich sie sich ein paar Haare hinter ein Ohr und drückte dann ihren linken Arm mit der anderen Hand an die Seite: „Äh… meine Mutter… äh… hast du Hunger? Äh… es gibt Frühstück… sie sagt… äh…“ Und damit war ihr Gesicht wieder schreiend rot. Dem Blonden war es ebenfalls peinlich. Schuldbewusst kratzte er sich im Nacken. Dann straffte er sich und trat mit seinem gewinnenden Lächeln an sie heran, löste ihre verkrampften Hände und nahm sie in seine. Ängstlich hoben sich die hellblauen Augen. Wie konnte dieser junge Mann so eine freundliche Sicherheit ausstrahlen? So dass es ihr plötzlich egal war ob ihre Mutter ihr später den Kopf abreißen würde?

Adrien zog leicht an den kleineren Händen, dass sie sich wieder sehr nahe gegenüberstanden und küsste ihre Stirn: „Dann sollten wir deine Mutter besser nicht warten lassen.“ Marinette nickte.
 

Es war Adrien der sie nun führte. Selbstbewusst lächeln hob er die Bodenluke an und ließ das Mädchen an seiner Hand durchschlüpfen, kam nach und verschloss den Eingang hinter sich, trat mit ihr die Stufen hinab, seine Finger mit ihren verschränkt.

Sabine Cheng erwartete sie schon neben dem Tisch stehend.

„Guten Morgen Madame!“ Der Blonde zog Marinette neben sich und lächelte freundlich, bot seine freie Hand zum Gruß an und tatsächlich schüttelte ihre Mutter diese automatisch. Anscheinend überrascht von diesem souveränen Auftreten des jungen Models.

„Guten Morgen… äh…“ Sabines Augen wanderten zu ihrer Tochter, als der junge Mann schon antwortete: „Adrien Agreste. Ich bin in derselbe Klasse wie ihre Tochter. Nun normalerweise… im Moment werde ich wegen der bevorstehenden Fashion Week wieder zuhause unterrichtet.“

„Also ist er wirklich der Sohn von diesem bekannten Modedesigner?“ Ihre Mutter sprach immer noch mit Marinette, die aber gar nicht zum Antworten kam. Das tat ihr Partner für sie: „Das stimmt. Sie sind gut unterrichtet Madame.“

Sabine Cheng sah ihn nun zweifelnd an und zuckte dann mit den Schultern: „Nenn mich nicht Madame… sag Sabine zu mir. Und jetzt setzt euch. Ihr habt sicher Hunger.“ Damit wandte sie sich ab und trat zum Kühlschrank. „Adrien? Kaffee oder Tee?“

„Kaffee bitte!“ Er grinste die Bluenette an, die noch nicht wusste wie sie mit dieser Situation umgehen sollte, ließ sich aber zum Tisch ziehen und saß gleich darauf neben ihrem Schwarm an einer Seite des Tisches mit Blick in die Wohnküche. Ihre Mutter stellte Milch und Käse auf den Tisch und brachte die Kanne Kaffee, sowie Kakaopulver und setzte sich dann ebenfalls mit einer Tasse Tee in der Hand den jungen Menschen gegenüber.

Der unverwandelte Pariser Held bedankte sich und griff nach der Kanne und schenkte sich ein, bot auch Marinette die braune Brühe an die den Kopf schüttelte und schüchtern begann sich einen Kakao zu richten. Hungrig nahm der junge Mann sich dann ein Croissant und begann zu essen. Die Bluenette schielte ihn von der Seite an. Wie machte er das? Er wirkte so sicher und ausgeglichen… sie selber überhaupt nicht Herr über ihre Lage. Vielleicht weil sie erst heute Nacht herausgefunden hatte, mit wem sie seit Monaten beisammen war? Den sie seit einigen Tagen auch in der schwarzen Maske anziehend fand? Mit dem sie… schüchtern versteckte sich Marinette hinter ihrer Tasse, nahm schnell einen tiefen Schluck. Ihre Mutter beobachtete beide, über den Rand ihres Tees hinweg. Die grauen Augen wanderten hin und her. Am liebsten wäre die Dunkelhaarige unter den Tisch gerutscht. Nervös knibbelten ihre Finger zwischen den Knien, als sie plötzlich eine Hand auf ihren spürte. Sie schreckte hoch und sah in dieses tiefe frühlingshafte Grün, in dieses Gesicht, dass sie anlächelte… ihr Sicherheit gab und zum ersten Mal zuckten auch ihre Mundwinkel nach oben und Marinette war es, als würde die ganze Anspannung in ihr leichter. Dankbar drückte sie die größere Hand und begann nun auch etwas zu essen.

Was ihr aber gleich im Halse stecken blieb, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte: „Sag einmal… Adrien… wie lange triffst du dich schon mit meiner Tochter?“

Es ging los. Das Kreuzverhör einer Mutter. Marinette schluckte, doch die Hand welche ihre hielt ließ nicht los.

„Genaugenommen schon seit meinem ersten Schultag.“ antwortete der junge Mann und trank von seinem Kaffee. „Aber das ist nicht die Antwort die Sie interessiert. Um ehrlich zu sein, habe ich erst vor kurzen festgestellt welches außergewöhnliche Mädchen mich schon seit Jahren beobachtet. Ich muss zugeben, ich war ganz schön blind.“

Na da musste die Bluenette ihm Recht geben, schluckte aber jeglichen Kommentar hinunter. Vermutlich hätte sie eh nur wild rumgestottert und den Moment schlimmer gemacht.

„Und seit wann geht ihr aus?“ Uff… ihre Mutter wollte es jetzt genau wissen. Darauf gab es keine Antwort, schließlich war sie ja noch nie mit Adrien ausgegangen. Die Flucht damals vor seinen Fans mal außen vor… oder das Doppeldate mit Kagami und Luka… oder…

„Oh, tatsächlich wird heute unser erstes Date stattfinden. Irgendwie sind wir in der Reihenfolge wohl etwas durcheinander geraten.“ Wie konnte er das so sagen? So ohne schlechtes Gewissen und ohne Zweifel?

„Etwas…“ wiederholte Madame Cheng, dachte einen Moment nach. Dann setzte sie spitz an: „Du bist sicher sehr begehrt, so als erfolgreiches Jungmodel.“

Auch hier fand Adrien die richtigen Worte: „Ich würde lügen, wenn ich das verneine. Aber wissen Sie… Sabine, wegen der Bestimmungen meines Vaters ist es mir verboten überhaupt eine Freundin zu haben. Deswegen wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie meine Beziehung zu ihrer Tochter nicht an die große Glocke hängen würden. Wenn ich volljährig bin werde ich meinen Vater selber davon unterrichten, dass ich die Absicht habe Marinette zu heiraten.“

Und diese spuckte ihren Kakao über den Tisch. Das hatte er jetzt nicht gesagt? Das… das… das ging etwas plötzlich oder? War das sein Ernst? Knallrot starrte die Bluenette ihren Schwarm an, der weiter selbstbewusst lächelte.

Sabine Cheng stand ebenfalls der Mund offen. Dann stand sie auf und holte einen Lappen, wischte die Sauerei weg und setzte sich wieder. „Eigentlich bezog sich die Frage darauf, ob du mit vielen jungen Damen das Bett teilst bevor du mit ihnen ausgehst?“ Dass ihre Mutter nun gar nicht mehr um den heißen Brei herumredete, sondern direkt zur Sache kam zeigte Marinette, dass diese nun auch völlig aus dem Konzept gekommen war. Adrien drehte den Kopf in ihre Richtung: „Das war mir schon klar. Aber wie gesagt, verbietet mir mein Vater generell den Umgang mit Mädchen. Nicht, dass es nicht genug Gelegenheiten gegeben hätte… aber ihre Tochter ist die Erste für die ich bereit bin mich den Regeln zu wiedersetzen.“

Jetzt starrten ihn zwei offene Münder an, während er seinerseits wieder in das begonnene Croissant biss. Es verging ein Moment, dann rutschte die Chinesin von ihrem Stuhl und stellte die noch halbvolle Tasse auf das Waschbecken: „Nun gut… wie dem auch sei. Übertreibt es nicht und Adrien…“ Der Angesprochene hob den Kopf und Sabine Cheng wies auf die Tüte mit dem Emblem der Bäckerei: „Du nimmst diese nachher mit. Wenn du schon hier bist, kann Marinette sich den Weg sparen und sich stattdessen… zurecht machen für später.“ Sie wandte sich zum Gehen, sprach aber dann doch noch zu ihrer Tochter: „Ich gehe deinem Vater in der Bäckerei helfen. Aber wir sollten bald mal ein gemeinsames Essen organisieren. Heute allerdings, sollte dein Freund noch das Haus verlassen, ohne das Tom sich aufregt.“

Endlich fand auch die Bluenette ihre Sprache wieder: „Ja Maman.“

„Einen schönen Tag Sabine.“ Grüßte auch das junge Model. Marinettes Mutter nickte und verließ die Wohnung.

Augenblicklich sackte Adrien in sich zusammen und stöhnte auf. Erschrocken zuckte das Mädchen zurück und starrte ihn an, wie er mit dem Kopf fast auf seinem Teller landete. Er lachte… aber jetzt überdreht und war knallrot im Gesicht. Von der Selbstsicherheit war nichts geblieben. Auch zitterte er, als würde die Spannung von ihm abfallen. Marinette fasste überfordert nach seiner Schulter.

„Oh Gott sei Dank…“ grinste ihr Schwarm und lehnte sich plötzlich an sie, sodass es der Bluenetten die Haare aufstellte. „Ich hab nicht gewusst, wie lange ich noch diese Fassade aufrechterhalten kann… bin innerlich gestorben vor Aufregung!“ Na das hat man dir aber nicht angesehen, wollte Marinette sagen, schluckte den Kommentar aber hinunter, weil ihr etwas anderes wichtiger erschien nachdem sie fragen wollte: „Du… Adrien… du… was du gesät… gesagt hast… du… ich… war das dein Ernst?“

Er kuschelte sich gegen sie, wäre er verwandelt würde er schnurren, dachte die Dunkelhaarige. Seine Worte, welche er zu ihrer Mutter gesagt hatte schwirrten durch ihren Kopf… wäre er erst volljährig…

„Hmm?“ kam der fragende Ton von ihrer Brust und ihre Wangen blümten auf. Sie konnte ihn doch nicht ernsthaft jetzt danach fragen. Das war sowieso langsam echt zu viel, was sie verkraften musste. Erstmal würde Marinette lernen müssen mit diesem neuen Wissen umzugehen.

„Nichts… nichts…“ flüsterte sie daher und streichelte ihrem Schwarm über das noch wirre Haar.

„Ich will ja nicht stören…“ scharrte eine quengelige Stimme durch den Raum und beide jungen Menschen schauten auf. Plagg sauste durch die Decke und landete direkt neben dem Käse auf dem Tisch, welchen er auspackte und schmatzend verschlang. „…musst du nicht langsam los? Kümmert mich zwar nicht, aber wenn du nicht bald aus deinem Zimmer stolperst wird Madame Penibel sicher argwöhnisch.“

Genervt stöhnte Adrien auf und richtete sich auf. Marinette beobachtete wie der junge Mann vom Stuhl rutschte und seine Tasse austrank. Resignierend sah das Mädchen zu dem schwarzen Katzengeist, der ihr vielsagend zuzwinkerte. Marinette sah flammendrot wieder weg und Plagg keckerte.

„Zu meinem Leidwesen hat mein Kwami Recht. Ist es in Ordnung, dass ich wiederkomme, sobald ich zuhause los kann, Prinzessin?“ Der Blonde streckte sich und sah sie dann an. Ohne zu überlegen nickte Marinette, rutschte dann auch von ihrem Stuhl und reichte die Tüte mit den Backwaren an ihren Klassenkameraden.

„Ich… ich bring dich runter…“ flüsterte sie und versuchte sich an einem schüchternen Lächeln. Gesagt getan gingen sie ins Erdgeschoss und schlichen an der Tür zur Backstube vorbei. Die Bluenette öffnete die Haustür und ließ Adrien vorbei gehen, der aber stoppte, sich umdrehte und rasch seine Lippen auf ihre drückte.

„Also… bis später!“ flüsterte er lachend und war dann aus der Tür.

„Ja… ja… bis… später…“ beeilte das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren noch nachzurufen, während ihre Wangen brannten.

Das erste Date

~Marinette~

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Völlig überfordert kehrte Marinette in ihr Zimmer zurück und setzte sich auf die Chaiselongue. Wann war ihr Leben so aus dem Ruder gelaufen? Sie hatte sich in Adrien verliebt… dann Gefühle für Chat Noir entwickelt… nun stellte sie fest, dass beide junge Männer ein und derselbe waren. Und sie… hatte ihren Schwarm tausendfach als Ladybug von sich gestoßen. Ihren Partner als Schutzschild benutzt, quer durch Paris geschleudert, gestoßen, ihm Befehle erteilt, mit ihrem Yo-Yo gefesselt, geschlagen und öfters belehrt als sie zählen konnte… und er… hatte sie in ihrer getupften Gestalt trotzdem geliebt… liebte sie noch… nur jetzt ihr ich hinter der Maske…

Und sie hatte… ihre Hände legten sich auf die erhitzten Wangen.

Und was er vorhin in der Küche gesagt hatte…

Quietschend ließ sich Marinette nach hinten fallen, verdeckte endgültig ihr Gesicht und zappelte mit den Beinen.

Ein rotes Funkeln machte es sich neben ihrem Ohr bequem. „Marinette, ist alles in Ordnung?“ zwitscherte Tikki und beobachtete wie ihre Besitzerin sich ertappt aufsetzte und sofort wieder Hitze in ihr Gesicht stieg.

„Äh… äh…“ sehr geistreich, aber was Besseres kam der Bluenetten im Moment nicht über die Lippen. Dann kniff sie die Augen zusammen und blinzelte die Kwamidame mit leicht verkniffenen Lippen an: „Du… du wusstest es Tikki… nicht wahr? Das… das Chat Noir… und Adrien…“ Warum fiel es ihr so schwer, das offensichtliche auszusprechen? Schuldbewusst hob der Marienkäfergeist die kleinen Schultern und ließ den Kopf hängen: „Es tut mir leid Marinette… ich durfte dir nichts sagen… hätte ich auch nicht gekonnt. Wir können die Namen unserer Besitzer nicht aussprechen, wenn jemand im Raum ist der nicht Bescheid weiß.“

Marinette sah ihre kleine Freundin an, lächelte und streichelte ihr über den Kopf: „Ist schon gut Tikki… du hast alles richtig gemacht… Eigentlich hätte Adrien es mir nicht sagen dürfen… er hat unsere Regeln gebrochen… und ich weiß nicht ob ich froh sein soll, oder nicht. Jetzt weiß ich, dass ich nicht verrückt bin und zwei Jungen liebe… aber wie soll ich jetzt mit ihm umgehen? Mit ihm wenn er Chat Noir ist… und ich Ladybug?“

Das war eine gute Frage! Würde sich ihr Wissen auf ihr tun als Superheldin auswirken? Die Dunkelhaarige hoffte es nicht… aber die Sorge knabberte an ihren Nerven. Genau wie der Gedanke, den Blonden nachher wiederzusehen… und das Gespräch mit ihrer Mutter. Und was Alya sagen würde… und ihr Vater… irgendwann musste er es ja erfahren. Was wenn Monsieur Agreste es herausfand?

Stöhnend drückte sich das Mädchen ihr Sofakissen aufs Gesicht. Saß aber sofort wieder aufrecht. Oh Gott! Was sollte sie nur anziehen?

Gehetzt stürzte sie zu ihrem Kleiderschrank und wühlte sich durch etliche Arten an Stoff. Wann war sie das letzte Mal einkaufen gewesen?

In ihre Gedanken mischte sich ein säuselndes Stimmchen: „Und? War es schön?“

Mit einem Schrei ging Marinette in ihren Kleidern baden und Tikki lachte hell auf.
 

Eine geraume Zeit später saß die Bluenette nervös am Thekentisch in der Küche und versuchte sich die Nägel zu lackieren. Schon zum sechsten Mal nahm sie die rosa Farbe wieder runter, weil sie einfach zittrig herumpatzte. Wenigstens war sie inzwischen angezogen… oder etwas ähnliches. Was trug man zu einem Date mit dem Jungen seiner Träume? Tikki war in der Hinsicht keine große Hilfe gewesen. Egal was Marinette hochhielt, ihr Kwami verdrehte die Augen und fragte wie alt sie war? Also trug die nun Jeans, in denen ihr zu warm war und ein Top, welches ihr zu gewagt vorkam… und wo ihre kleine Freundin nur den Kopf schütteln konnte.

„Was machst du denn da?“

Überrascht drehte das Mädchen den Kopf und sah ihre Mutter, die gerade durch die Türe kam. Ohne ein weiteres Wort setzte sich Sabine Cheng ihrer Tochter gegenüber, griff nach der gerade wieder gereinigten Hand und den Nagellack und pinselte sauber los. Ihre Tochter schluckte und senkte schuldbewusst den Kopf. Jetzt war es soweit. Ihre Mutter würde dieses Gespräch führen wollen, welches sie in der Frühe angedroht hatte. Marinette versuchte sich zu wappnen, sich Ausreden einfallen zu lassen, gab es aber auf und wartete. Darauf, dass ihr schlechtes Gewissen mit dem Nudelholz namens mütterliche Enttäuschung auf Sportplatzgröße ausgerollt wurde. Doch ihre Mutter schwieg und strich Nagel um Nagel in ein zartes Rosa. In der Bluenetten begann es zu brodeln. Ihre Nervosität plus die Anspannung und all diese Gedanken von zuvor erzeugten ein explosives Kribbeln, britzelte durch ihre Venen und jagten ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Sie hielt es nicht mehr aus. Gerade wollte ihre Mutter nach der zweiten Hand greifen, da sprang Marinette auf.

„Es tut mir leid Maman! Ich weiß… ich hab… ich… du hast gesagt, du hoffst, dass ich mir noch Zeit lasse… das… weißt du… geplant war das nicht… aber ich bereue es… nein tu ich nicht… ich…“ Die Bluenette stockte und sah auf einen unbestimmten Punkt vor sich und dann langsam zu den grauen Augen, die sie ruhig beobachteten. Plötzlich kam sich das Mädchen lächerlich vor und plumpste wieder auf ihren Hintern. Sie bereute es nicht. Sie hatte mit dem Jungen geschlafen, den sie schon immer liebte. Es war doch alles in Ordnung. Es war kein Fremder gewesen. Nur eine Verkettung von Umständen und unvorhersehbaren Ereignissen, die dazu führten, dass aus einem schwarzen Kater ihr Prinz wurde… nach einigen Küssen. Einigen vielen Küssen!

Zu ihrer Überraschung griff Marinettes Mutter nur über den Tisch und zog die noch farblose Hand zu sich um sich dieser zu widmen. So saßen sie am Tisch. Schweigend, bis auch diese Fingernägel rosa waren.

„So!“ sagte Sabine Cheng und verschloss das Fläschchen. Marinette starrte auf die helle Farbe, welche sie so liebte und dann vorsichtig zu der Frau ihr Gegenüber. Diese drehte den Nagellack in ihren Fingern und atmete tief durch. Jetzt ging es los. Die Bluenette setzte sich pflichtbewusst aufrecht hin.

„Weißt du Schatz,“ hörte man endlich die ruhige Stimme erklingen, „die Freundin einer berühmten Persönlichkeit zu sein bringt nochmal so viele Probleme mit sich, wie schon eine normale Beziehung. Ich möchte, dass du verstehst, dass ich mir nur Sorgen um dich mache! Wie der junge Mann es selbst sagte… offiziell wird er sich vorerst nicht zu dir bekennen können. Auch wenn seine Ansprache heute Morgen sehr sicher klang, wie er sich die Zukunft mit dir vorstellt…“ Sabine Cheng atmete tief durch und lächelte dann ihre Tochter an: „Schatz… ich wollte eigentlich sagen, du weißt dein Vater und ich stehen immer hinter dir! Und auch hinter deinen Entscheidungen. Und ich freue mich für dich… aber, bist du dem allen gewachsen?“

Marinette schluckte und sah auf die Tischplatte. War sie das? Sie entschied sich für die Wahrheit und sah ihre Mutter an: „Ich weiß es nicht Maman… aber ich bin noch nie vor einer Herausforderung weggelaufen.“

Sabine Cheng schloss die Augen und lächelte, als hätte sie diese Antwort erwartet. Dann stand sie auf, kam um den Tisch herum und nahm ihre Tochter in den Arm: „Ich hab dich lieb ma Cher!“

„Ich dich auch Maman!“

„Eins noch…“ mit einem kritischen Blick studierte sie Marinettes Outfit und dieser war sofort klar was das bedeutete. „Ist schon gut!“ Fluchtartig jagte die Bluenette ihre Treppe nach oben. „Ich zieh mich um!“
 

~Adrien~

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Nervös schlich der junge Mann um ein paar Ecken, bis er eine gute Stelle zum Verwandeln gefunden hatte. Dann sprang er über die Dächer und landete vor dem Anwesen seiner Familie, klingelte und wartete bis Natalie öffnete.

„Guten Morgen Madame! Eine junge Dame bat mich dies abzugeben, nachdem sie eine unliebsame Begegnung mit einer Pfütze hatte. Der Tüte ist jedoch nichts passiert.“

Die Assistentin seines Vaters starrte ihn an und seufzte schließlich, bedanke sich und nahm die Tüte ihm ab. Chat Noir grüßte und jagte dann sich mit seinen Stab in die Höhe und in eine andere Richtung davon, um keinen Verdacht zu erwecken. Nach einem weiten Umweg rutschte er schließlich in sein Zimmer, verwandelte sich zurück und schloss das Fenster. Eilig verschwand er im Badezimmer und drehte die Dusche auf, als auch schon die Dunkelhaarige Frau mit der roten Haarsträhne klopfte.

„Ja?“ rief er aus dem Bad.

„Deine Freundin konnte heute Morgen nicht kommen. Stattdessen wurde die Lieferung von Chat Noir übernommen.“

Sich die schnell angefeuchteten Haare trockenrubbeln kam Adrien in sein Zimmer: „Oh… ist Marinette etwas passiert?“

Natalie zuckte mit den Schultern: „Sie hatte wohl eine feuchte Begegnung mit einer Pfütze. Das Frühstück ist bereitet.“

„Danke Natalie! Ich komme gleich!“ rief der Blonde ihr nach, als die Frau mit dem strengen Dutt sich bereits wieder umwandte, stehenblieb und ihren Schützling betrachtete.

„Ist noch was?“ wollte Adrien wissen, als Natalie schon näherkam und ihre Brille zurecht rückte.

„Deine Lippe?“

Mist! Den Biss hatte der junge Mann schon völlig vergessen. Hoffentlich war der Assistentin seines Vaters dieser Makel nicht vorhin auch aufgefallen, als er verwandelt vor ihr stand.

„Äh…“ Na toll! Ihm fiel keine plausible Erklärung ein.

„Momenttan scheinst du weniger Aufmerksam zu sein.“ Bemerkte seine Aufpasserin. „Erst die Wange, gestern Kopfschmerzen… und wie ist das passiert?“

Gott, sie durfte nichts merken. Weder, dass all die Arbeit ihn allein schon schlauchte, sondern seine nächtlichen Aktionen auch noch fertig machten. Noch dazu wo gerade sein Sexleben in Fahrt kam.

„Das Buch…“ rutschte dem Blonden über die Lippen. Natalie hob die Augenbrauen. Adrien plapperte weiter: „…war so spannend. Ich hab gar nicht gemerkt… ich hab vor Aufregung auf der Lippe gekaut und… tja…“

„Buch?“

„Ja… das was ich gestern angefangen habe zu lesen.“ Bitte fragen Sie mich nicht nach dem Titel, betete das junge Model. Doch die Frau mit den dunklen Dutt sah sich bereits um. Mist! Nirgends lag ein Roman. Nur Schulbücher und Lexikas. Natalie kniff die Augen zusammen, sah ihren Schützling an, seufzte und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Nach Luft schnappend schmiss Adrien sich auf seinen Schreibtischstuhl. Das war knapp gewesen.

„Duuuu!“ Plagg sauste aus seinem Schränkchen, wo er sich erstmal hatte stärken müssen und baute sich vor dem Gesicht seines Besitzers auf. Stützte die zu kurzen Ärmchen in die Seiten. „Du bist soooo ein Idiot!“

Adrien biss sich auf die Unterlippe, spürte Marinettes Biss dabei schmerzhaft und wich den glurrenden Augen aus. Anscheinend hatte sein Kwami gerade mitgehört und die Aussprache, dass er seine Identität preisgegeben hatte stand auch noch aus. Wenigestens hatte der Katzengeist vor Marinette keine Szene gemacht.

„Ich weiß!“ gestand der Blonde, sah aber dann seinen schwarzen Freund direkt an: „Aber ich bereue es nicht! Es war richtig! Vor allem Marinette gegenüber fair! Wie sollte ich diese Beziehung sonst führen? Auf Grundlagen von Lügen? Marinette sich weiter verrückt machen lassen, dass sie sich zu meinen beiden Ichs hingezogen fühlt?“

Plagg verschränkte die Ärmchen nun vor sich: „Das wird Meister Fu nicht gefallen! Womöglich nimmt er mich dir weg!“ Adrien schluckte. Soweit hatte er noch gar nicht gedacht. Nur bis dahin, was seine getupfte Partnerin wohl mit ihm machen würde. Dann schüttelte er diesen Gedanken ab und wiederholte fest: „Es war richtig… nicht überlegt, aber richtig! Ich bitte dich Plagg… unterstütze mich dabei.“

Wie hoch gingen die nicht vorhandenen Augenbrauen seines Kwamis? Eine kleine Ewigkeit wartete der junge Mann auf eine Antwort und schließlich seufzte der Katzengeist.

„Das kostet dich aber einiges!“ keckerte er frech und Adrien grinste: „Ist mir klar!“ Er fuhr seinen Computer hoch und öffnete einen Versand für überteuerten Gourmetkäse.

Erfreut jubelnd stürzte sich sein gieriger schwarzer Freund auf die Maus und klickte sich durch das Angebot.

Sein Besitzer erhob sich indessen und trat zu seinem Bett. Umsichtig pfriemelte er vier Kondome aus seiner Hosentasche, die er bei Marinette eingesteckt hatte und versteckte sie in einer seiner Trophäen. Wenn er so etwas kaufen würde, wäre das Geschrei groß sollte ihn wer erkennen. Und bestellen ging auch schlecht. Also hatte er sie mitgehen lassen. Ein fünftes behielt er in der Hose. Sicher war sicher. Ob der Bluenetten auffallen würde, dass sie fehlten? Irgendwie hoffte er es und fürchtete es gleichzeitig. Eine Erinnerung quoll in Adrien hoch. Eine sehr schöne und er fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. Berührte mit der Zunge die kleine Wunde. Es war die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht. Sie war nicht geplant gewesen, aber das schönste was hätte passieren können und sein Verlangen dieses für ihn besondere Mädchen wiederzusehen wuchs sekündlich. Mit jemanden zusammen zu sein, der einen nicht zurück wies… es war atemberaubend!

Mit einem unguten Gefühl blickte der Blonde zu Plagg, der fröhlich summend einen horrenden Einkaufskorb füllte. Dann ging Adrien zum Frühstück.
 

„Und denk bitte daran: taucht nur ein Foto von dir in den sozialen Netzwerken auf, wie du dich mit diesem Mädchen triffst ist unsere Abmachung hinfällig!“

Mit diesen Worten schloss Natalie ihre Belehrungen zu seinen heutigen freien Tag und ging mit dem geleerten Frühstücksteller und einem letzten bösen Blick wegen seiner Lippe aus dem Raum. Platt von ihrem Vortrag rutschte Adrien tiefer in seinen Stuhl. Uff, die Assistentin seines Vaters hatte ihm tatsächlich eine halbe Stunde einen Einlauf verpasst, was sein Handeln alles auslösen konnte, würde er sich falsch verhalten. Sowas war früher nie in solchen Maß vorgekommen. Nun ja, da war er auch nicht mit einem Mädchen ausgegangen. Gut, er würde sich und der Frau mit dem strengen Dutt den Gefallen tun und vorsichtig sein. Dazu gehörten vor allem andere Klamotten. Etwas benommen ging der junge Mann also in sein Zimmer und suchte in seinem Schrank nach dem für ihn untypischsten Outfit. Ganz hinten fand er einen weinroten Hoodie, den er noch nie angehabt hatte und ein senfgelbes TShirt mit einer samtigen tribalartigen schwarzen Eule darauf. Wohl ein Fangeschenk. Das würde es tun. Die Jeans und seine Schuhe behielt er an, zerstrubbelte sich die Haare und griff nach einer Sonnenbrille mit grünschimmernden Gläsern. Fast wie meine Augen als Chat Noir, schmirkte der Blonde und betrachtete sich im Spiegel im Badezimmer. Was andere Klamotten mit einem machten. Er erkannte sich selber nicht wieder.

„Und jetzt siehst du auch noch aus wie ein Idiot!“ kommentierte Plagg das gesehene, als er angeflogen kam. Adriens grinsen schmolz und er zog eine beleidigte Schnute: „Der Herr kennt sich neuerdings auch mit Mode aus?“

„Ne!“ keckerte der Katzengeist. „Aber wenn jemand sich lächerlich macht, sehe ich das!“

„Da in deinen Augen alles was mit Liebe zu tun hat lächerlich ist, sage ich danke für das Kompliment!“ Überlegen öffnete der junge Mann den Sweater, damit sein Kwami sich darin verkriechen konnte. Was dieser auch tat, allerdings nach einem vernichtenden: „Das Lachen wird dir vergehen, wenn du den Preis für meine Unterstützung siehst!“

Und so war es auch.
 

Adrien hatte Natalies extrem strengen abschätzenden Blick Stand gehalten und durfte dann ohne weitere Worte aus dem Haus. Damit sein Bodyguard nichts von allem mitbekam, hatte die Assistentin seines Vaters ihm heute frei gegeben. Unter der Bedingung vorher eine Runde mit der Limousine zu drehen um die Presse abzulenken.

Mit einem Stapel alter Zeitungen unterm Arm und einer Basecap auf dem Kopf, die ihn aussehen lassen sollten wie ein Zeitungslieferant schlüpfte der junge Mann schließlich durch das schwere Eisentor und suchte das Weite. Tatsächlich nahm niemand von ihm Notiz. Kein lauernder Paparazzo interessierte sich für den Zeitungsjungen. Natalies Idee ging auf.

Adrien lief zügig durch die Straßen, warf sie Zeitungen irgendwo in einen Mülleimer und war schon fast bei der Bäckerei. Sein Herz hämmerte ihm in der Brust. Nur noch drei Straßen, dann würde er Marinette endlich wiedersehen.
 

~Marinette~

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Was machte sie denn da? Das war doch lächerlich.

Seit über einer halben Stunde stand Marinette nun vor ihrer Haustüre und wartete. Und warum?

Nur damit ihr Vater nicht mitbekam, wenn Adrien klingelte. Bescheuert… sie hätte ihm ja schreiben können. Ihn bitten sie anzurufen wenn er da war. Stattdessen stand sie im Schatten des Hauses, da das Wetter beschlossen hatte, endlich vom Dauerregen zu Sonne überzugehen. Es ging nur ein leichter Wind. Skeptisch zog die Bluenette an dem rosanen Kleid mit Blumenprint, welches sie unter einer hellen Jeansjacke mit Spitzenumschlägen anhatte. Sie sah sicher dämlich aus… mit den Spitzensöckchen und den rosanen Sneakers. Wie ein kleines Mädchen auf den Weg zum Kindergarten. Dazu noch ihre allgegenwärtigen Zöpfe. Warum hatte sie sich von ihrer Mutter überreden lassen, dies anzuziehen? Ah weil sie selber völlig überfordert gewesen war.

„Du siehst gut aus Marinette!“ flüsterte Tikki aus der Umhängetasche und die Angesprochene versuchte sich an einem verrutschten Lächeln. „Adrien wird das auch sagen!“ Ok, das Lächeln wurde besser.

„Meinst du wirklich Tikki?“

Die dunkelblauen Augen hinter dem Schlitz der Tasche nickten. Ein wenig erleichterte die Dunkelhaarige nun doch die Meinung ihrer Freundin.

Etwas gelangweilt lehnte das Mädchen an der Hausmauer und lies ihre Gedanken schweifen. Sie würde tatsächlich ein Date mit ihrem Schwarm haben. Wie oft hatte sie davon geträumt? Aber sie hatte sich erst in Chat Noir verlieben müssen um hinter die Fassade des perfekten jungen Models zu blicken. Dass sie sich in Beide verliebt hatte… als wäre es Schicksal gewesen…

Ihr Lächeln wurde verträumt. Hatte sie sich das nicht immer vorgestellt. Umso absurder, dass es nun Wirklichkeit zu werden schien.

„Na Schönheit? Wartest du auf jemanden?“

Marinette schreckte zusammen. Er war gekommen! Mit dem schönsten Lächeln was sie zustande brachte drehte das Mädchen den Kopf und sah… in das Gesicht eines ihr fremden jungen Mannes. Oh… nicht Adrien. Seufzend lehnte die Bluenette sich wieder an die kühle Hauswand.

„Hey? Ignorierst du mich?“ fragte der Typ. Er war nicht hässlich. Im Gegenteil. Sogar recht adrett… aber Marinette hatte einfach kein Interesse. Sie machte sie nicht mal Gedanken, dass jemand mit ihr flirten wollte. In ihrem Kopf gab es nur Platz für diesen einen besonderen Jungen mit dem sie heute ausgehen würde. Innerlich schmunzelte das Mädchen.

Jetzt legte dieser Kerl ihr eine Hand auf die Schulter: „Hey? Ich beiße nicht!“ Mann, der nervt. Gerade machte Marinette sich bereit ihn anzufauchen, er solle sich verpissen, da landete eine Hand an der Mauer zwischen ihr und diesem aufdringlichen Verehrer. Überrascht starrte Marinette auf den Rücken vor sich. Diese Kleidung? War das etwa…

Adrien nahm die Sonnenbrille ab und taktierte den jungen Mann vor sich mit einem giftigen Blick: „Aber ich! Zieh Leine!“

Das Blickduell ging einige Sekunden, dann drehte der Typ sich ab: „Pah! Sag doch einfach, dass du nen Freund hast.“ Damit verzog er sich.

Einen Freund! Sie hatte einen Freund… nicht einen Freund-Freund, sondern einen festen Freund. Oh Gott! Erst jetzt wurde Marinette bewusst, dass sie und das junge Model noch gar nicht darüber gesprochen hatten, ob sie nun zusammen waren. Also Adrien hatte klar gemacht, dass er es wollte… aber sie hatte ihm bis jetzt nicht geantwortet. Und jetzt blickte sie diesen fremd angezogenen jungen Mann vor sich an. Nein Moment, er sah sie an! Und zwar angesäuert. Er hatte sich ihr zugedreht und sah… wirklich wirklich sauer aus!

War ihr gerade noch nach grinsen gewesen, verging es der Bluenetten gerade.

„Was machst du denn da? Wieso wartest du denn nicht drinnen? Das hätte schief gehen können!“ Adrien blaffte sie an und Marinette zuckte schuldbewusst zusammen. Er war wütend auf sie. Aber warum? Sie hatte doch gar keine Schuld. Aber plötzlich bekam sie das Gefühl es doch zu sein. Was hatte sie sich dabei gedacht? Bei was? Sie wusste es irgendwie nicht… aber scheinbar hatte sie einen Fehler gemacht. Oh Gott… Adrien würde sich gleich umdrehen und sie stehen lassen. Recht hatte er! Ihre Unterlippe zitterte…

Starke Arme zogen sie in eine Umarmung. Adrien drückte Marinette an sich und viel zu überrascht legte sie ihm ebenfalls die Hände auf den Rücken.

„Ach Mensch… warum bist du auch so verdammt niedlich! Ich muss echt auf dich aufpassen!“

Häh? War er jetzt sauer auf sie oder nicht? Die Dunkelhaarige war verwirrt, aber glücklich, dass er bei ihr geblieben war. Sehnsüchtig schmiegte sie sich an seine Halsbeuge. Moment! Hatte er sie gerade niedlich genannt?

„Nie… niedlich?“ rutschte ihr raus. Sie war doch nicht niedlich. Sah sicher total bescheuert aus und Adrien nannte sie niedlich? Der Blonde sah zu ihr runter und küsste ihre Stirn, sodass sie eine Gänsehaut bekam. „Verdammt niedlich sogar!“ antwortete ihr Schwarm und Marinettes Wangen flammten auf. Er lockerte etwas seine Umarmung, verschränkte die Finger auf ihren Hüften. Betrachtete sie von oben bis unten.

„Bitte sag mir, dass du dich für mich so herausgeputzt hast!?“

Nervös knibbelte das Mädchen die Finger vor ihrer Brust… und auch seiner Brust. Sie standen so eng. Sicher hörte er ihren jagenden Herzschlag.

„Ich… äh… für dich sonst… äh nein… für wen sonst… dich… eh…“ Sie stotterte wieder. Oh war das peinlich! Scham puderte ihre Wangen zusätzlich Purpur. Adrien schloss die Augen und grinste glücklich. So hätten sie den ganzen Tag stehen können. Marinetten war glücklich. Doch der junge Mann hatte wohl andere Pläne, denn er löste die Umarmung, griff nach ihrer Hand und zog sie weg von ihrem Elternhaus.

„Also… worauf hast du Lust? Ehrlich gesagt versteh ich nicht viel von auf Dates gehen…“

Wenigstens war er ehrlich. Die Bluenette hatte ebenfalls keine Erfahrung… Wahnvorstellungen vielleicht… oder Träume? Wie ihr perfektes Date aussehen sollte… blöderweise war ihr Hirn jetzt leergefegt. Ihre Hand in seiner Hand… das fühlte sich so gut an. Adrien hatte sich für sie so verkleidet, damit sie unterwegs sein konnten wie jedes normale Pärchen. Ohne nervige Fanaufmärsche. Aber es war egal was er anhatte! Ob schwarzes Leder samt Maske, oder sein weißes Hemd, oder dieses Outfit in herbstlichen Tönen… es war der Mensch der darin steckte, der ihr Herz so zum Schlagen brachte.

Adrien stoppte abrupt und die Dunkelhaarige lief gegen seinen Rücken. Das hatte sie doch schon mal gemacht. Gestern früh… nur als Ladybug…

„Ah ich weiß!“ Triumphierend streckte der Blonde einen Finger in die Höhe, schielte über seine Schulter und griente verschlagen.

„Wa… was?“ fragte das Mädchen mit den Zöpfen, während sie sich die Nase rieb, doch Adrien zog sie bereits weiter. „Überraschung!“ flötete der junge Mann.

Lost and Found

~Marinette~

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Sie gingen zur Metrohaltestelle Gare de Lyon und fuhren bis nach Nation. Dort stiegen sie um in den Zug. Ihre Fahrt endete eine halbe Stunde später am Gare de Marne la Valleé Chessy und Marinette schwante es. Adrien fuhr mit ihr nach Disneyland Paris. In ihr machte sich eine noch größere Aufregung breit. Sie war erst einmal hier gewesen, mit ihren Eltern vor einigen Jahren. Kaum kam der Park in Sichtweite blieb der junge Mann stehen und beschirmte die Augen. Die Bluenette stellte sich daneben und beobachtete ihn und dann den Ausblick, der ihn so verzückte.

„Ahhhh…“ seufzte der Blonde. „Ich hab immer davon geträumt hier her zu kommen!“

„Warst… warst du noch nie hier?“ fragte das Mädchen und das junge Model schüttelte den Kopf. „Nur zum arbeiten… aber nie wirklich… Ich wollte… also es war geplant… aber dann ist meine Mutter…“ er sprach nicht weiter. Marinette verstand es auch so und schmiegte sich eng an seinen Arm. Wollte ihn trösten und mit einem sanften Lächeln blickte Adrien zu ihr. Er verschränkte nun die Finger mit ihren. „Komm!“ forderte er sie auf, doch Marinette erinnerte sich an etwas. „A… Adrien… ich hab gar… gar nicht so viel Geld dabei…“ Für Kino hätte es sicher gereicht. Auch noch für Kaffee und Kuchen… aber Disneyland war eine andere Hausnummer. Mit Unverständnis sah das junge Model zurück, drehte sich dann zu ihr um und stupste gegen die sommersprossige Nase seiner Begleitung.

„Prinzessin… ich weiß nicht ob ich das klar gemacht habe… aber das ist ein Date. Eines um was ich gebeten habe. Ich möchte mit dir ausgehen und das letzte worüber ich mir Gedanken machen muss ist Geld. Also… zerbrich dir darüber nicht dein bezauberndes Köpfchen. Lass mich dich einladen, wie es sich für einen Gentlekater gehört.“

Marinette blinzelte. Blinzelte noch mal und kicherte dann: „Hast du gerade echt Gentlekater gesagt? Adrien dein Chaton kommt durch!“

Er schnurrte näher: „Und? Stört dich das?“

Sein Ton bescherte ihr eine Gänsehaut und etwas zu schnell schüttelte sie die schwarzblauen Haare. Strich sich eine Strähne davon zurück. Wie machte er das? Wie konnte der Blonde so selbstsicher klingen, während sie vor Nervosität fast einging? Schließlich stand sie nun hier mit ihm! Nachdem sie nach einer gemeinsamen Nacht mit Chat Noir nun wusste, dass ihr Partner auch der junge Mann war, den sie schon ewig liebte. Und der nicht ahnte, dass sie ebenfalls seine gepunktete Gefährtin war… für die er bis vor kurzen noch extrem tiefe Gefühle gehegt hatte. Marinette fühlte sich schlecht. Umso länger sie schwieg umso mehr begann es sie aufzufressen. Aber… wenigstens sie musste dieses Geheimnis wahren… sie musste…

„An was denkst du?“

Wie aus Trance erwachend blickte die Bluenette in diese neugierig dreinschauenden grünen Augen. An was dachte sie?

An so vieles und doch so wenig. Daran, dass sie den schwarzen Kater in ihrem Schwarm liebte.

Dass sie endlich seine unterdrückte freche Seite hinter dem aufgesetzten Lächeln kannte.

Dass sie es nie sehen wollte, wie ähnlich sich diese beiden jungen Männer waren.

Dass bei Adrien nur ein Blick gereicht hatte und sie schmolz, während sie Chat Noir erst hatte brechen sehen müssen um festzustellen wie viel sie für ihn empfand.

Dass sie mit ihm…

„Dass ich mit dir ge…“ Marinette erschrak über ihre eigene Stimme, die plötzlich viel zu laut zwischen ihnen schwebte. Adrien sah sie genauso ungläubig an, wie sie die Augen aufriss und aufflammte.

Dann stahl sich ein fieses Grinsen in dieses makellose Gesicht und er sprach ihren Gedanken zu Ende: „Dass wir miteinander geschlafen haben?“

KLATSCH!

Die Dunkelhaarige verschloss mit aufeinander gelegten Händen seinen Mund. „Sprich es nicht auch noch aus!“ flehte sie mit dünner Stimme und spürte das Lachen in ihrer Handfläche. Er legte wieder die Arme um sie. Ein Drücken gegen ihre Hüften und des Blonden erneut verschränkte Finger schoben sie noch näher in seine Arme, sodass ihre Lippen nur von ihren Händen getrennt wurden und ihre Nasenspitzen sich berührten. Seine Augen blicken sie intensiv und leidenschaftlich an. Er bereute es mit keiner Faser seines Körpers. Das spürte das Mädchen nun intensiv, denn ihre Körper waren sich wieder so nah… so nah…

Alles begann zu kribbeln und dann berührte sie seine Zunge… schob sich in die Zwischenräume ihrer Finger. Das war zu viel! Zitternd hob Marinette ihre Schultern, verbarg den Kopf dazwischen, spürte weiter was ihr Schwarm da tat und merkte was dies mit ihr anstellte. Die nervöse Unruhe welche sie verspürte wurde größer, verlangender, heißer…

Warum brachten solche Kleinigkeiten ihr Blut so in Wallung? War es die Erinnerung an die vergangene Nacht, als sie in Chat Noirs… in Adriens Armen gelegen hatte und er ihr so intensive Gefühle beschert hatte?

Sie spürte seine Mitte gegen sich drücken. Der junge Mann spürte es auch. Dachte er vielleicht an dasselbe? Endlich schaffte die Bluenette es ihre Hände auseinander zu ziehen, gab den Mund ihres Klassenkameraden frei, der sich nach vorne lehnte und seine Lippen auf ihre drückte. Haltsuchend krallte Marinette sich in den weinroten Stoff der ungewohnten Hoodiejacke, versuchte vergeblich ihre Beine daran zu erinnern sie zu tragen. Zu Glück war Adriens Griff um sie stark.

Um sie herum bewegten sich Leute. Unglaublich viele Leute, die ebenfalls in den Park strömten, den Kassenbereich fluteten und sich nicht um das küssende Pärchen kümmerten. Vielleicht ein flüchtiger Blick, ein kurzes Aufkeimen von Erinnerungen, ein neiderfülltes Augenzucken. Doch keiner vermutete hier einen Promi und seine Freundin. Alle kümmerten sich um sich, ihre Begleitung oder Familie.

Mit unregelmäßigem Atem trennte der Blonde den Kuss, sah von sich selber überrascht in die bebenden hellblauen Augen. Schluckte hart und vergrub dann den Kopf auf ihrer Schulter.

„Bitte… lass uns eine Weile einfach so stehen… so… so kann ich nicht weiter gehen.“ Und Marinette verstand was der junge Mann meinte. Spürte das pochende Verlangen gegen ihre Mitte. Nickte tonlos und umarmte ihren Schwarm fester, kuschelte sich in das strubbelige blonde Haar, was unter der Basecap herausquoll.

Es gab nur sie. All die Menschen um sie herum hatten keine Bedeutung. Nicht heute. Nur die zwei Herzen, die wild gegeneinander klopften, sich schier durch ihren Brustkorb umarmen wollten… nur die zählten. Marinette wollte es glauben. Adrien hatte sich für sie entschieden… für ihr tollpatschiges verschrobenes Ich. Akzeptierte ihre Aussetzer… hatte ihr sein schwarzes katzenohriges Geheimnis anvertraut… war sie nicht in der Pflicht ihm dieses Vertrauen zurück zu geben?

„A… Adrien ich bin…“ stohlen sich die Worte von ihren Lippen. Sofort verbiss sie es sich. Nein, sie durfte nichts sagen.

Der Blonde bewegte sich, horchte. Wollte hören, was sie zu sagen hatte. Das Mädchen mit den Zöpfen schluckte nun ihrerseits: „Ich… ich kann es nicht erwarten, dir ein Paar dieser peinliches Mausohren aufzusetzen!“

Eine dumme Ausrede. Aber die erste die ihr einfiel.

Ihr Klassenkamerad lachte auf. Noch immer grinsend sah er sie an: „Aber nur, wenn ich dir Minnie Maus Ohren aufsetzen darf!?“

Marinette nickte schief lächelnd. Adrien schien es besser zu gehen. Er umfasste wieder ihre Hand und zog sie nun endgültig zu den Kassen.

Doch der Bluenetten zog es den Magen zusammen. Sie war eine Lügnerin.
 

~Adrien~

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Das Mädchen mit den Zöpfen wartete auf ihn, wie er von der Kasse zurückkam. Mit den beiden Tickets wedelte. Lächelte, doch Adrien bemerkte den nachdenklichen Blick. Irgendwas krübelte hinter dieser Stirn mit der kleinen Beule. Er würde sie fragen. Später, wenn sie unter sich waren und nicht in der Öffentlichkeit. Am liebsten hätte der Blonde sie vorhin weiter umarmt, sie mit sich fort gezogen und das nächstbeste Hotelzimmer gebucht. Die Erinnerung an ihre Nacht brodelte in seinen Lenden. Er wollte mehr… vor allem nicht, dass es bei dem einen Mal blieb. Adrien wollte jeden Millimeter dieses Körpers kennenlernen… und auch den Menschen der hinter dem Namen Marinette Dupain-Cheng steckte. Einige Sachen wusste er jetzt, doch vieles gab es noch zu entdecken. Und dies würde er heute beginnen, dieses Erforschen von dem der Blonde sich sicher war, dass es ewig dauern würde um alles kennenzulernen. Und er freute sich darauf!

„Können wir?“ Die Bluenette nickte und nahm wie selbstverständlich seine ausgestreckte Hand an. Allein diese Kleinigkeit brachten den unverwandelten Pariser Helden zum Grinsen. Es war so schön…

Mit großen Augen schlenderten sie durch die Allee mit all ihren kleinen Geschäften und Häuschen, ließen sich mit der großen Woge an Menschen weiter in den Park spülen, bis sie am Horizont das berühmte Schloss erkennen konnten. Verzaubert holte Marinette ihr Smartphone hervor und begann Fotos von der Kulisse zu machen. Amüsiert wurde sie von hellgrünen Augen hinter verdunkelten Brillengläsern beobachtet.

Doch als das Objektiv in seine Richtung wanderte, griff er dem Mädchen vor die Linse. Irritiert starrte sie ihn an.

„Sorry! So gern ich möchte… und auch so sehr ich dir vertraue… die Assistentin meines Vaters hat mir gedroht… sollte auch nur ein Foto von mir auftauchen…“

Er ließ den Satz unvollendet, konnte aber sehen wie es hinter der Stirn mit der kleinen bläulichen Erhebung arbeitete.

„Wenn das meine einzige Entbehrung ist, damit ich mit dir Zeit verbringen darf…“ sagte Marinette dann tapfer und knipste stattdessen wieder die Umgebung auf den Weg zum Schloss.

Entschlossen zog Adrien das Mädchen auf die Plattform und zückte seinerseits das Handy.

„Ein Selfie muss drin sein! Nur du und ich und dieses Schloss im Hintergrund!“

Marinette war zu erstaunt um sofort zu realisieren, was ihr Freund meinte. Starrte ihn an und dann mit offenen Mund in die Linse. Da war das Foto schon gemacht. Adrien blickte auf den Bildschirm seines Smartphones und lachte: „Du siehst aus wie ein Goldfisch!“

Mit schmollenden Lippen wollte die Bluenette ihm das kleine Gerät abnehmen, doch wich er ihr geschickt aus.

„Nichts da!“ grinste Adrien. „Das Foto behalte ich… du bist darauf einfach zu süß!“ Er packte ihre Hand und zog sie an sich. „Aber, wir machen noch eines. Ich will meine Prinzessin lachen sehen!“

Zum Glück ließ sie sich nach einem Moment mit trotzigen Blick darauf ein.
 

„Also? Wohin als erstes?“ Total motiviert entfaltete der junge Mann den Parkplan, welchen er beim Eingang geschnappt hatte und hielt ihn so, dass auch Marinette draufschauen konnte.

„Hm,“ machte sie und legte sich einen Finger tippend ans Kinn, „gute Frage? Wollen wir erst was essen… oder gleich was fahren? Mit meinen Eltern war ich damals mehr im Fantasyland… du weißt schon… Mickey Maus und Prinzessinnen suchen.“ Marinette zuckte etwas verschämt errötend ihre Schultern. „Ich war noch klein.“ Sie sagte es, als müsse sie sich rechtfertigen und der Blonde schüttelte innerlich den Kopf. „So Prinzessinnen würde ich auch gerne sehen! Und ja ein Foto mit Mickey Maus… das muss doch irgendwie sein, oder?“ Er grinste und stieß seine Begleitung mit dem Becken an, woraufhin sie noch eine Spur roter wurde.

„Du… das musst du wissen… also das mit dem Foto!“ Die Sorge in ihrer Stimme, wegen Natalies Warnung freute das junge Model, dann blickte er wieder auf den Plan. Zum Glück waren sie nicht die einzigen, welche Startschwierigkeiten hatten. Überall standen Menschen und diskutierten über den Parkplan gebeugt, oder liefen mit eiligen Schritt in irgendeine Richtung. Die Karte vor sich herschiebend. Andere hatten sich mit kalten Getränken eingedeckt, an denen das Kondenswasser abperlte. An so einem schönen Wochenendtag war der Park natürlich voll. Marinette wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Langsam wurde es warm. Adrien spürte es in seiner Sweatjacke auch. Er seufzte: „Halt mal!“ Damit drückte er dem Mädchen neben sich den Plan in die Hand und schlüpfte aus dem Hoodie. Geschickt band er diesen um seine Hüfte. Ein paar hellblaue Augen beobachteten ihn dabei ganz genau und erneut mit einem rosa Schimmer um die Nase. Adrien nahm den Lageplan und knüllte ihn unter seinen Arm und half seiner Freundin dann aus ihrer Jacke. „Es ist heiß oder?“

„Ja… du bist heiß…“ flüsterte Marinette, die immer noch gedankenverloren auf den Knoten auf seiner Hüfte starrte. Sofort hob die Bluenette flammendrot den Kopf. „Äh… äh…“ scheinbar wusste sie nicht, wie sie sich da rausreden sollte. Der Blonde lachte nur und wisperte dann in ihr Ohr: „Du auch!“

Und Marinette dampfte aus den Ohren.

Ob sie sich je ändern würde? Adrien dachte darüber nach wie er es seiner Gefährtin einfacher machen könnte mit ihm umzugehen, während seine Augen erneut den Parkplan musterten. Es war eben alles noch frisch. Von gestern auf heute, vor allem nach der Nacht… so schnell ging es scheinbar für das Mädchen mit den blauschwarzen Haaren nicht.

Vorsichtig, nur ganz leicht spürte das junge Model dann plötzlich wie sich ein paar Finger in den Saum seines TShirts griffen. Marinette blickte ebenfalls auf den Plan, aber eindeutig angestrengt. Suchte seine Nähe. Viele Menschen strömten um sie herum. Hatte sie Angst von ihm weggestoßen zu werden? Oder wollte sie ihn einfach irgendwie festhalten?

Egal was es war, es ließ Adrien sanft lächeln.

„Vielleicht sollten wir uns einfach treiben lassen? Mal sehen was wir finden.“ Entschlossen faltete der Blonde den Plan zusammen, steckte ihn in die Gesäßtasche und sammelte die Finger des Mädchens von seinem Shirt um seine mit ihren zu verschränken. Planlos reihten sie sich in die Besucherwogen ein.
 

Seit fünfzehn Minuten standen sie mittlerweile in der Warteschlange zum Big Thunder Mountain. Um sie herum redeten Menschen durcheinander. Ein Kind schrie, ein anderes sang laut den Mickey Maus Marsch und seine Mutter klatschte den Takt. Teenager starrten auf ihre Handys, ein Vater spielte `Ich sehe was, was du nicht siehst` zum dutzenden Mal mit seiner fünfköpfigen Familie. Marinette stand vor ihm und Adrien hatte seine Arme um sie gelegt und den Kopf auf ihrem abgelegt.

„Das nächste Mal gehen wir unter der Woche.“ brummte der junge Mann. Marinette kicherte: „Das war aber an einem Samstag klar oder? Dass es so voll sein würde.“

„Jaaaa…“ seufzte Adrien. „Das hab ich eindeutig nicht gut durchdacht. Andererseits kann ich mich unter vielen Menschen viel leichter verstecken.“

Das Mädchen mit den Zöpfen zuckte mit den Schultern: „Wenn du meinst. Es könnte aber auch ein Riesendesaster werden, wenn du weiterhin so LAUT darüber sprichst!“

Der Blonde rollte seinen Kopf auf ihren hin und her und seufzte resigniert.

„Hast ja Recht… wie lange stehen wir hier schon?“

Marinette suchte umsichtig ihr Handy in der kleinen Tasche: „Äh… ca. 15 Minuten… also haben wir noch knapp 40 vor uns.“

Der junge Mann stöhnte seine Ungeduld in die Luft und drückte das Mädchen mehr an sich. Ja er war einiges gewöhnt. Lange Pausen auf Fotoshootings. Ewiges Stillstehen beim Schneider. Einsamkeit und Lethargie in seinem Zimmer, bevor so ein Käseliebhabender kleiner magischer Quälgeist in sein Leben getreten war. Und bevor er dieses bezaubernde Geschöpf an das er sich jetzt schmiegen durfte beachtet hatte. Eigentlich war Adrien dankbar. So verkorkst sein Leben war, so schön war es auch. Seltsamerweise verdankte er das alles… Plagg! Wär hätte das gedacht? Adrien grinste. Sein Kwami hatte sich den sauteuren Warenkorb auf der Gourmet Käseseite mehr als verdient.

„An was denkst du?“ flüsterte die Bluenette und legte ihm die Hände auf seine Arme. Der junge Mann hob den Kopf, lehnte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange: „Daran das es mir egal ist wie lange wir hier noch stehen. Hauptsache du bist bei mir!“

Dann seufzte er: „Und das ich jemanden jede Menge Käse schulde!“

Jetzt kicherte Marinette, als hätte sie genau verstanden was er meinte und lehnte sich anschmiegend an ihre Begleitung.

Irgendwann saßen sie in einem der kleinen Zugwagons und drückten den Bügel runter. „Jetzt geht’s los!“ freute sich Adrien an Marinette gewandt. Das Fahrpersonal kontrollierte jeden Wagen ob die Sicherheitsrichtlinien eingehalten worden waren. Hin und wieder wurde jemand ermahnt, hastig den Anweisungen folge geleistet, da blieb eine der Mitarbeiterinnen an Adriens Seite stehen.

„Bitte Mütze und Brille abnehmen.“ sagte sie freundlich aber bestimmt mit einem Lächeln.

Überrascht sah der junge Mann auf: „Bitte?“

Die junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz wiederholte ihre Aufforderung und fügte noch „Sie könnten diese verlieren bei der Fahrt.“ hinzu. Marinette starrte ihn an. Daran hatten sie gar nicht gedacht. Vorsichtig kam das junge Model der Aufforderung nach, hoffte inständig keiner würde genauer hinsehen. Er senkte den Blick, studierte den Sicherheitsbügel… und dann ging die Fahrt los.
 

Der Big Thunder Mountain drückte sie gegeneinander, wenn er sich scharf in die Kurven legte. Von dem Schrecken noch nicht ganz erholt wurde sein Kopf zurück geworfen und er konnte Marinette von der Seite sehen. Führsorglich und weil er es genoss legte Adrien der Bluenetten seinen Arm um die Schultern. Zog sie noch enger an sich. Sein blondes und ihr schwarzblaues Haar wurden wie bei den restlichen Passagieren vom Fahrtwind nach hinten geweht. Man hörte Gekreische und Gelächter, auch von ihnen. Es löste die eben geschaffene Spannung, trotzdem wirbelten Gedanken hinter den grünen Augen. Hoffentlich hatte eben keiner genau hingesehen!

Kaum fuhren sie wieder auf die Ein- und Ausstiegsrampe setzte der junge Mann seine Verkleidung wieder auf. Fast flüchtend verließen sie den Bereich um die Attraktion kaum das die Bügel sich hoben und stoppen erst, als Beide völlig außer Atem waren.

Adrien sackte in die Knie und stöhnte: „Gott… das war ein Stress!“

Marinette stütze sich japsend auf seine Schultern.

„Findest du?“ Noch hatte sie ihre Stimme nicht wieder unter Kontrolle und klang leicht schrill. „Er… erinnert mich an damals… nur ohne Brunnen.“

Der Blonde lachte auf. Dann erinnerte er sich an noch mehr: „Darf… darf ich fragen warum du eigentlich an dem Tag deinen Schlafanzug getragen hast?“

Ihm fehlte auch noch die Luft, doch sah er auf und in ein tomatenrotes Gesicht.
 

~Marinette~

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Sie würde ganz sicher an einem Herzinfarkt sterben!

Wie diese Mitarbeiterin des Fahrgeschäfts geschaut hatte, als Adrien die Basecap und die Brille abzog. War da ein Fünkchen erkennen in ihren Augen gewesen? Hoffentlich nicht! Dann die Flucht aus der Wild Westartigen Kulisse bis hier her… Marinettes Herz hämmerte hart von innen gegen ihre Brust.

Und natürlich war die Frage des Blonden keine Hilfe. Wie blöd musste man eigentlich sein, sich selber ständig in Fettnäpfchen zu befördern? Wieso hatte Marinette ihn an den Tag erinnert, an dem sie gemeinsam auf der Flucht vor Adriens Fans waren , weil er so gern ins Kino wollte um seine Maman wenigstens auf der Leinwand zu sehen?

„Äh… äh…“ Wie sollte sie das erklären? Die Bluenette schluckte und sagte dann wahrheitsgetreu: „Ich… ich hab schlichtweg vergessen mich anzuziehen.“

Gott war das peinlich! Adrien sah sie schräg von unten an. Absoluter Unglaube im Gesicht. Marinette stieß sich von seinen Schultern ab und wedelte beschwichtigend mit den Händen: „Äh… ich meine… ich war mit Alya und den Anderen im Schwimmbad verabredet und… abgelenkt und… zu spät dran… und…“

Der Blonde richtete sich auf und grinste. Es schien im wirklich Spaß zu machen, sie ständig aus dem Konzept zu bringen.

„Abgelenkt? Von was?“

Musste er so dumm fragen? Marinette knibbelte ihre Finger und trat von einem Bein aufs andere. Er würde keine Ruhe geben. Die Bluenette sah es ihm an.

„Von… dir…“

Ganz leise sagte sie es und doch hatte Adrien es gehört. Fragend legte er den Kopf schief, während er immer noch durchschnaufte.

„Deine… Parfümwerbung. Erinnerst du dich? Die… die hatte an dem Tag Premiere.“ Sie spürte die Hitze im Gesicht. Sicher war sie wieder knallrot. Dazu purzelte Marinettes Herz im Brustkorb herum.

Jetzt legte der noch die Stirn in Falten. Dann lachte der junge Mann: „Stimmt ja! Den Text davon kannst du ja auswendig.“

Am liebsten hätte die Bluenette ihn gehauen. So frech wäre Adrien nie gewesen, doch seine andere Identität mit schalkhaften Blick und schwarzen Katzenohren schwappte in ihrer Gegenwart nun immer häufiger durch. Er fühlte sich bei ihr sicher und plötzlich verwandelte sich Marinettes Scham in Stolz. Ein wohliges Kribbeln, welches ihre Brust ausfüllte. Das Herz des Mädchens zersprang fast, diesmal vor innigen Gefühlen. Adrien sah ihr wohl an, dass sich ihre Stimmung verändert hatte. Motiviert richtete er sich auf und legte seinen Arm um ihre Schulter: „Hast du Hunger? Auf den Schreck brauch ich erstmal was in den Magen.“

Marinette kicherte und nickte.
 

Am Churros Stand war eine lange Schlange und darum hatte Adrien ihr angeboten, im Schatten auf einer Bank zu warten. Da saß Marinette nun und beobachtete ihn von weiten.

„Marinette ist alles gut?“

Das Mädchen mit den schwarzblauen Haaren zuckte zusammen und sah dann zu ihrer Handtasche, aus der sie zwei große blaue Augen anblickten.

Hektisch beugte Marinette sich hinab und tat so als würde sie etwas in der Tasche suchen: „Tikki! Du hast mich erschreckt!“

Der Kwami kicherte: „Entschuldige. Und? Ist alles gut?“

Mit einem roten Schimmer auf den Wangen nickte das Mädchen.

„Es ist sehr schön… aber ich bin so durch. Tikki ich glaube ich sterbe noch an Aufregung. Meinst du das Date läuft trotzdem gut? Oder bereut Adrien schon mich gefragt zu haben?“ Ihre Stimme wurde hektisch. „Bin ich langweilig? Oh Gott… deswegen wollte er allein zu Stand gehen oder? Vielleicht bin ich ihm peinlich! Ich hätte dieses Kleid nicht anziehen sollen. Und das vorhin…“

„Marinette!“ unterbrach Tikki ihre Besitzerin rasch und diese, welche in ihrem Wahn die Hände auf die Wangen geschlagen hatte sah wieder zu dem kleinen roten Leuchten zwischen dem Schnappverschluss. Der Marienkäfergeist lächelte beruhigend: „Marinette, das glaubst du doch selber nicht. Du machst dir viel zu viele Gedanken. Ich hab zwar keine wirkliche Ahnung von solchen Dingen… aber ich glaube Adrien genießt die Zeit hier mit dir wirklich.“

„Glaubst du echt?“

„Natürlich!“ Das Lächeln der Kwamidame wurde sanft. „Du merkst es schon allein daran, dass er sich dir gegenüber erlaubt wie Chat Noir zu sein. Er selber zu sein.“

Die unverwandelte Pariser Heldin sah auf und wieder über die Menschen hinweg zu ihrem Schwarm, der genau in diesem Moment sich ebenfalls umwandte und breit grinsend winkte. Automatisch hob auch Marinette die Hand und ließ sie langsam sinken, als Adrien sich wieder der Schlange vor sich zuwandte. Tikki hatte Recht. Zumindest hoffte es die junge Designerin. Leise sprach sie ihre Gedanken aus: „Tikki… ich… ich möchte es ihm so gern sagen. Ihm sagen… wer ich bin. Adrien weiter anzulügen, obwohl er es mir gesagt… ok, fast aufgedrängt hat… das tut mir weh. Es ist nicht richtig. Er vertraut mir so sehr. Sollte ich… da nicht ehrlich mit ihm sein?“

Spaßsuchende Passanten liefen vor ihr auf dem Weg vorbei. Die Luft war schwer vor Hitze, dem surren der Insekten und Duft der Blumenrabatten. Die Blätter in den Bäumen über ihr rauschten. Alles war friedlich, obwohl es gleichzeitig überall trubelte. Von weiten sah Marinette Adrien einen Schritt weiter in der Schlange vor der begehrten Leckerei vorrücken.

In ihrer Handtasche seufzte es schwer. Tikki sprach es nicht aus und trotzdem wusste das Mädchen genau, was ihre Freundin sagen wollte. Traurig ließ sie den Kopf hängen. Auch hierbei hatte der rote Kwami Recht. Sie wusste es und trotzdem hasste sich Marinette gerade für ihre Vernunft.

In ihrem gerade recht eingeschränkten Blickfeld, der eigentlich nur etwas von ihrem Rock, ihren Schuhen und dem Boden beinhaltete erschienen zwei kleine Füße. Jemand schniefte. Irritiert sah die Bluenette auf und in das Gesicht eines kleinen Jungen, der lautstark die Nase hochzog. Wie alt mochte er sein? Etwas jünger als Manon? dachte Marinette und fühlte sich an ihr Babysitterkind erinnert. Nur, dass das Kind vor ihr blond war, mit schwimmenden blauen Augen und trostlos die Händchen in sein grün, blau, weiß gestreiftes TShirt knetete. Suchend sah die Bluenette nach links und rechts und dann wieder auf das Häufchen Elend vor sich.

„Äh… kann ich dir helfen?“

Zögerlich nickte das Kind. Hatte es sich verlaufen? Kaum gedacht sprach Marinette es aus und wieder nickte der Junge. Augenblicklich straffte sich die junge Frau und sah sich erneut um, doch diesmal eindringlicher. Doch die einzigen suchend aussehenden Personen schienen nur ihren Weg finden zu wollen. Mitfühlend wandte sie sich wieder dem Kind zu: „Wie heißt du denn?“

Schniefend wischte sich der Junge über die Augen und flüsterte dann: „Adrien…“

Sofort hob Marinette den Blick und suchte ihren Gefährten im Getümmel. Doch der Blonde stand immer noch in der Reihe, die sich kaum vorwärts bewegte. Gerade gähnte Adrien vor Langeweile. Beruhigt, aber auch mitleidig wandte die junge Frau sich wieder ihrer kleinen Ablenkung zu: „Hallo Adrien. Ich heiße Marinette. Bist du alleine hier?“ Eine blöde Frage. Niemals war so ein kleines Kind allein in Disneyland. Aber Marinette wollte vorsichtig den Jungen, der genauso hieß wie ihr Schwarm zum Erzählen bringen. Zum Glück ging er darauf ein.

„Nein… schniff… mit Maman und Sarah… aber ich weiß nicht wo sie sind… ich… ich wollte nur… schniff… ich wollte nur schnell Donald sehen…“

Dicke Tränen rollten nun aus den kleinen Augen. Marinette seufzte. Nochmal blickte sie zu ihrer Begleitung und zog dann ihr Smartphone hervor. Schnell tippte sie für Adrien eine kleine Nachricht: Bin sofort wieder da. Dann stand sie auf und bot dem kleinen Namensvetter ihre Hand an: „Soll ich dir helfen sie zu finden? Ist Sarah deine Schwester?“

Der kleine Adrien sah auf die ihm angebotene Geste und nickte auf beide Fragen. Dann nahm er die Hand der Bluenette, welche sich umschaute nach einem Informationsschild und dann mit ihrer kleinen Begleitung losging.

„Adrien ist ein schöner Name. Ein Freund von mir heißt auch Adrien.“ plapperte Marinette ablenkend, während sie mit ihrem kleinen Bündel Traurigkeit an der Hand durch die Massen an Spaßsuchenden einen Slalom lief. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken, ihre Augen scannten weiter die Umgebung nach einer suchenden Frau mit einem Mädchen im Schlepptau oder Sicherheitspersonal. Endlich sah sie ein Schild, welches auf einen Infopoint hindeutete. Schnell zeigte sie mit dem Finger darauf: „Schau Adrien, da können wir hingehen. Die netten Leute dort können deine Maman ausrufen lassen.“

„Und Sarah?“ fragte das Kind. Marinette lachte: „Natürlich auch Sarah!“

Zum ersten Mal stahl sich ein kleines Lächeln in das Gesicht des Jungen.
 

„Der kleine Adrien sucht nach seiner Maman! Bitte kommen sie zu…“

Laut schallte die Ansage über die Lautsprecher durch den Park. Marinette stand mit dem kleinen Adrien am Infoschalter. Seine schmächtige Hand immer noch in ihrer. Eine souverän aussehende Dame telefonierte hinter dem Tresen. Eine andere beugte sich zu dem Jungen hinunter und sprach ihm gut zu. Die Bluenette dachte an ihren Adrien. Hoffentlich nahm er es ihr nicht übel, dass sie schnell weggegangen war. In der Aufregung hatte sie gar keine Erklärung dazu getippt. Tikki hatte sie beruhigt. Allein wie Adrien sich in ihrer Gegenwart benahm bewies doch, dass er sich bei ihr wohl fühlte. Er war anders… aber gut anders. Immer noch freundlich und zuvorkommenden, aber auch frech und flirty wie sein schwarzgewandetes Alter Ego. Sie musste aufhören sich dauernd selbst runter zu machen. Adrien…

„Adrien!“

Eine Frau kam mit wedelnden Armen auf sie zugelaufen.

„Maman!“ Marinettes kleine Begleitung ließ ihre Hand los und lief weinend seiner Mutter entgegen. Endlich wieder vereint sackten sie sich umarmend in die Hocke. Hinter ihnen erschien ein Mädchen mit glatten braunen Haaren. Auch sie war völlig aus der Puste. Die Bluenette blickte erleichtert auf die wiedervereinigte Familie. Bedankend verabschiedete sie sich von der Dame hinter der Infotheke und ging davon. Sie wollte nicht stören und brauchte keinen Dank. Allein das Wissen, dass dieses Kind wieder bei seiner Mutter war reichte ihr. Jetzt wollte sie nur wieder zurück. Zurück zu ihrem Adrien. Ihrem… Marinette blieb stehen. Gehörte er jetzt wirklich zu ihr? Ein Freund? Hatte sie vor dem kleinen Jungen Adrien wirklich als einen Freund bezeichnet? Wäre ‚mein Freund‘ nicht die bessere Bezeichnung gewesen? Die Bluenette wurde rot. Sie wollte schnell zurück zu ihm. Also rannte Marinette los.
 

War sie hier vorhin wirklich vorbei gekommen? Um sie herum drängten sich immer wieder Parkbesucher. Lachend, motzend, schreiend. Praktisch jede Stimmung schallte auf Marinette ein. Dazu die Dauerberieselung aus den Lautsprechern um mit Disneysongs die Atmosphäre zu verzaubern. Und irgendwie sah diese Kulissenfasade aus wie die letzte an der sie vorbei gekommen war. Die Bluenette war fassungslos. Sie konnte sich doch nicht tatsächlich auf den kurzen Weg verirrt haben? Wo war dieser Churros Stand nur hin? Wo war Adrien?

Sie konnte jetzt auch nicht Tikki fragen. Um sie herum waren einfach viel zu viele Menschen. Marinette konnte doch jetzt nicht zurück zu der Information gehen und dann ihre Begleitung ausrufen lassen? Wie sähe das denn aus? ‚Die kleine Marinette sucht den großen Adrien!‘ …nein, das war zu peinlich! Und vor allem gefährlich, wenn die freundlichen Damen hinter der Infotheke nach Adriens vollen Namen fragen würden.

Verzweifelt sah sich die junge Frau also weiter um. Nur irgendeinen kleinen Anhaltspunkt… nur einen, der ihr zeigte wo lang sie müsste.

In ihrer Handtasche vibrierte es. Das Handy! Natürlich! Fahrig fischte Marinette das kleine Gerät hervor und sah auf zwei Nachrichten. Die eine war von Adrien: „Wo bist du?“

Gut, diese Frage war legitim. Doch wegen der zweiten Nachricht fielen der Bluenetten fast die Augen aus dem Kopf. Es war ihre eigene. Sie hatte vergessen sie abzuschicken. Panisch drückte die junge Designerin auf die Wahltaste. Geh ran! Geh ran! Bitte geh ran!

Da… es klackte… Adrien hatte das Gespräch angenommen.

„Marinette? Wo bist du?“

„Adrien! Ich…“

Mit einem weiteren Vibrieren fuhr das Smartphone runter. Ungläubig starrte das Mädchen auf das Gerät mit dem leeren Akku. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie hatte das Handy doch aufgeladen gehabt… oder? Marinette dachte panisch nach. Nach einem kurzen Moment musste sie sich jedoch eingestehen, dass sie es nicht wusste. Schließlich war in der vergangenen Nacht so viel passiert. Und wieder färbten sich ihre Wangen.

Entschlossen schüttelte das Mädchen mit den blauschwarzen Zöpfen den Kopf. Das brachte doch nichts. Sie musste erstmal Adrien finden.

Wild entschlossen lief Marinette wieder los… zumindest wollte sie es, doch die Passanten um sie machen es einfach unmöglich. Wie in Wellen gefangen schwappte die Bluenette mit dem Strom in irgendeine Richtung. Fühlte sich bedrängt und konnte nicht entfliehen aus dem Stimmenwirrwarr. Wohin trieben all diese Menschen?

Einzelne Satzfetzen drangen an die Ohren des Mädchens mit den Zöpfen:

„…lass uns Fotos machen…“

„Schnell… bevor… weg ist…“

„…verkleidet…“

„…neues Outfit…“

„Ich will ein Foto!“

Der jungen Frau wurde es ganz flau. Konnte es sein? War Adrien entdeckt worden? Seine Tarnung aufgeflogen? Wie oft hatte Marinette im Fernsehen gesehen wie von Promis die quasi inkognito unterwegs waren doch Fotos aufgetaucht waren. Gerade in Amerika war das doch gang und gebe. Warum sollte es bei ihrem berühmten Klassenkameraden anders sein? Würde die Bluenette, wenn sie weiter hier zwischen all den Menschen eingekeilt war zu dem jungen Model gespült werden?

Jemand schubste sie und Marinette purzelte gegen einen Mann, der sie nur missbilligend ansah und dann wieder mit seiner Familie aufschloss. Verzweifelt sah das Mädchen sich um. Versuchte sich zu orientieren und sah nur Köpfe und drüber die Bäume einer Grünanlage. Langsam stiegen ihr Tränen in die Augen. So viele drängende Körper aneinander und sie mittendrin. Unwohl vor Angst um Adrien und…

Plötzlich waren da wieder diese Bilder. Die Erinnerungen an den Akumakampf gegen Luxurias Anhänger drängten aus ihrem Unterbewusstsein nach oben. Wurden wieder präsent. Obwohl die junge Designerin damit abgeschlossen zu haben glaubte war die Panik plötzlich wieder da. Sie wollte hier raus…

Etwas umgriff Marinettes Handgelenk. Ein Ruck! …und Marinette flutschte aus der Masse. Stieß gegen jemanden. Ein Arm legte sich um sie. Haltsuchend krallten sich die zierlichen Finger ihrer freien Hand in den Stoff eines gelben TShirts. Dieser Geruch… sie kannte ihn. Schniefend sah Marinette auf und in die ernsten frühlingsgrünen Augen von Adrien.

„Was machst du denn? Du solltest doch auf mich warten!“

Seine Stimme war wie Musik in ihren Ohren. Erleichtert vergrub das Mädchen sich an der Brust ihres Retters. Adrien hatte sie gefunden. Er hatte sie tatsächlich gefunden. Wie hatte er das geschafft? Egal. Marinette war einfach nur dankbar. Ob als Chat Noir, noch als er selbst, er schaffte es immer sie aus der Gefahr zu holen.

Der Blonde sah auf den Haarschopf unter sich, seufzte und entließ ihr festumschlossenes Handgelenk um seine Freundin richtig in den Arm zu nehmen. In der anderen Hand die inzwischen kalten Churros.

The happiest place on earth feat. Pierre

~Adrien~

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Als Adrien mit seiner Beute zu der Bank zurückkehrte auf der er Marinette verlassen hatte, fand er diese neu besetzt vor. Sich nichts weiter denkend steckte er sich ein frisches nur so vor fett triefendes Gebäckstück in den Mund und sah auf sein Handy. Keine Nachricht. Vermutlich war das Mädchen einfach schnell aufs Klo gegangen. Das junge Model zuckte mit den Schultern und lehnte sich an eine Parklaterne. Entspannt beobachtete er die immer mehr werdenden Menschen. Ja, Samstag war wirklich kein guter Tag für Disneyland. Vor allem wo endlich mal wieder die Sonne schien. Erneut fand ein Churro seinen Weg zwischen Adriens Zähne. Wenn Marinette sich nicht beeilte aß er sie alle weg. Selber schuld! Der Blonde musste grinsen. Die Minuten zogen sich. Sich langweilend sah der junge Mann erneut auf sein Handy. Immer noch kein Lebenszeichen. Also tippte er eine kurze Frage in den Messanger und wartete weiter.

Über die Lautsprecher wurde die Mutter eines Kindes was genauso hieß wie er ausgerufen. Dann dudelte die Parkmusik weiter. Adrien lachte. Zum Glück war nicht er verloren gegangen… obwohl? Plötzlich verspürte er einen Stich im Herz. Genaugenommen war er verloren gegangen, oder besser; Er hatte jemanden verloren. „Der kleine Adrien sucht seine Mutter!“ Diese Worte hinterließen nun einen schalen Beigeschmack in seinem Mund. Genau so war es doch! Adrien suchte seine Mutter. Ihr verschwinden schmerzte ihn wieder. Dehnte sich in der Brust des Blonden aus… der Entschieden den Kopf schüttelte. Fest dachte er an Marinette. Das Glück welches er nun hatte. Ihre Wärme, ihre Liebe. Das zählte nun! Natürlich würde der unverwandelte Pariser Held nie aufhören, seine Mutter zu suchen, die er so vermisste, doch im Moment wollte er im Jetzt leben, sich anstrahlen lassen von der neuen Sonne in seinem Herzen: Marinette.

Erneut sah er auf sein Smartphone. Immer noch nichts. Wo war das Mädchen nur? Langsam wurde er etwas nervös. Schließlich besaß seine Freundin ein Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen. Aber gleichzeitig auch mit ihrem Optimismus immer eine Lösung zu finden. Sie war schon etwas ganz Besonderes.

„Hast du vor die alle allein zu essen?“ scharrte eine genervte Stimme aus der Tasche von Adriens Sweatjacke, die um seine Hüfte hing. Der Blonde sah hinunter und in Plaggs gierige grünschimmernde Augen. Schnell blickte das begehrte Model sich um und reichte dann auch seinem Kwami eines der zuckrigen Gebäckstücke, als er sicher war, dass ihn niemand beobachtete. Zufrieden verschwand der schwarze Quälgeist wieder in den Tiefen der Tasche. Adrien seufzte und lehnte weiter an der Laterne. So ein verfressener kleiner Kerl!

Sein Smartphone klingelte. Erleichtert las der junge Mann Marinettes Namen auf dem Bildschirm.

„Marinette?“ fragte er. „Wo bist du?“

Zwischen vielen lauten Hintergrundgeräuschen hörte er ihre Stimme: „Adrien! Ich…“ TUT TUT TUT

Der Blonde blinzelte hinter seiner Sonnenbrille. „Häh?“ Ungläubig starrte er auf das Handy und drückte dann die Rückruftaste.

„Der von ihnen gewünschte Teilnehmer ist vorübergehend nicht zu erreichen.“ Sagte die Ansagenschleife. War das ein schlechter Witz?

Jemand rief auf dem Weg vor ihm: „Donald Duck und Micky Maus sind da vorne! Schnell lass uns hin Fotos machen!“

Natürlich hörten das auch andere und sofort bewegten sich viele Menschen in die gleiche Richtung. Adrien beobachtete das hektische Aufkommen. Toll, gerade jetzt fehlte von seiner Begleitung jede Spur. Sollte er sie etwa auch ausrufen lassen? Was wie eine ulkige Idee in seinem Kopf aufkeimte, schien dem jungen Mann nach den nächsten Sekunden wie die beste Lösung. „Der große Adrien sucht seine Freundin!“ Also drückte er sich grinsend von der Laterne ab und reihte sich am Rand der fotogeilen Menschenmassen ein.

Wieder stopfte Adrien sich ein Churro in den Mund. Allmählich kühlten diese aus, aber schmeckten immer noch zuckersüß zimtig. Umsichtig verschwand auch ein Stück wieder in der Tasche seines weinroten Kaputzenpullis. Der Weg spülte die Leute auf einen breiteren und der Blonde zog sich zurück an den Rand um die Parkschilder, welche den Weg weisen sollten zu studieren. Vor ihm herrschte weiter ein Gedränge und Geschubse. Hoffentlich würde sich das später bei der Parade besser verteilen. Gerade wollte Adrien sich in Richtung der Information abdrehen, da sah er zwischen all diesen Menschen kurz ein bekanntes Gesicht aufblitzen. Ein Gesicht, eingerahmt mit schönen schwarzblauen Haaren und ängstlichen blauen Augen. Marinette?

Sofort drückte sich der unverwandelte Pariser Held in den dicht bedrängten Weg, schwamm gegen den Strom und streckte den Arm weiter hinein. Noch ein paar cm… gleich… da! Er ergriff das dünne Handgelenk und stürzte nach hinten. Seine Klassenkameradin mitzerrend. Plötzlich waren sie frei und Adrien taumelte mit dem Mädchen in seinen Armen wieder an den Rand einer eingezäunten Grünanlage. Sie presste sich an ihn, zitterte, sah aus wässrigen Augen ihn ungläubig an.

„Was machst du denn? Du solltest doch auf mich warten?“ klang seine Stimme wirklich gerade so harsch? Doch statt einer Antwort kuschelte sich Marinette nur wieder an ihn. Adrien seufzte. Soviel zum Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen.
 

Das hektische Treiben um sie herum lies nach. Die Menschen verstreuten sich wieder. Der Auftritt der Maskottchen war wohl vorbei. Noch immer standen sie Beide fest umschlungen da, fühlten einander und das Schlagen ihrer Herzen. Irgendwann regte sich Marinette, rückte etwas ab und lächelte tapfer zu dem Blonden hinauf.

„Mein Akku ist leer.“

„Hab ich gemerkt.“

Sie lächelte tapfer. Trotzte ihren nassen Augen.

„Ich… ich hatte Angst… sie… hätten dich entdeckt… die ganzen Menschen. Ich hab gehört wie sie darüber sprachen unbedingt ein Foto mit… dir machen zu wollen.“ Adriens Blick weitete sich. Sie hatte sich um ihn gesorgt? Aber warum war sie dann überhaupt verschwunden?

Bevor der junge Mann das seine Freundin fragen wollte, küsste er die kleine Beule auf ihrer Stirn. „Keine Sorge… es ging nicht um mich. Mickey und Donald waren hier in der Nähe. Die Leute wollten Fotos mit ihnen.“

„Aber…“ sagte Marinette „Ich hab doch gehört… oder hatte sie neue Outfits an?“ Sie grübelte.

Adrien lächelte: „Das weiß ich nicht. Ich hab nach dir geschaut. Wollte dich eben ausrufen lassen…“

„Oh!“ Die Bluenette legte sich die Finger ihrer linken Hand über die Lippen: „Von… von da komm ich gerade…“

Und dann erzählte seine Klassenkameradin ihm die Geschichte seines kleinen Namensvetters, der verloren gegangen war. Also hatte die Durchsage vorhin tatsächlich was mit ihm zu tun gehabt. Indirekt. Adrien musste grinsen und drückte seine Klassenkameradin nochmal feste ehe er sie aus der Umarmung entließ. Bevor sie noch irgendetwas sagen konnte nahm der Blonde eines der inzwischen kalten Churros und steckte es ihr in den Mund. „Du hast Glück, dass noch was da ist! Hätte fast alle allein gegessen!“ Naja fast allein. Plagg erwähnte er nicht. Marinette lächelte kauend, nahm dann ebenfalls ein Gebäckstück und hielt es ihrem Schwarm unter die Nase. Und er ließ sich nur zu gerne füttern.
 

Wirbelnde Tassen fahren war nach fettreichen zuckrigen Zimtchurros vielleicht nicht die beste Idee gewesen. Und gleich danach im Discoveryland vom Space Mountain ins All geschossen zu werden erst recht nicht. Ihnen war schlecht und trotzdem kicherten sie wie die kleinen Kinder vom Adrenalin. Trotz, dass der Blonde sich jedes Mal seiner Verkleidung entledigen musste war niemand auf sie aufmerksam geworden. Nun tuckerten Adrien und Marinette in einem kleinen Boot durch ‚It’s a smal world‘ mit seinem eingängigen Ohrwurm.

„Was macht der Magen?“ flüsterte die Bluenette in sein Ohr. Ihr Freund grinste als Antwort und kuschelte sich in ihr Haar. Adrien war glücklich. Beim Aussteigen half er seiner Begleitung und sie schlenderten Arm in Arm durch den vollen Park und schafften es trotz der langen Wartezeiten zwei, drei weitere Attraktionen zu fahren. Ohne Zeitdruck oder Stress. Schließlich suchten sie in einem Café nach einem freien Tisch, nachdem sie gemeinsam das Tablett mit Donuts, Muffins und flachen Törtchen vollgeladen hatten. Der junge Mann hatte sich geweigert Marinette allein gehen zu lassen, aus Angst sie würde wieder verschwinden. Jetzt balancierte sie zwei Milchkaffee. Zum Glück wurde gerade ein Tisch frei. Gierig stürzte sich Adrien auf die Köstlichkeiten. Die Bluenette beobachtete ihn belustigt und nippte an ihrem Kaffee.

„Was denn?“ verteidigte sich der Blonde. „Heute schaut keiner auf meine Ernährung. Das muss ich ausnutzen!“

„Ich hab nichts gesagt!“ lachte das Mädchen mit den Zöpfen.

Danach machte Marinette ihre Drohung war und sie standen vor der Auslage der dutzenden reich verzierten Mausohren in einem Geschäft.

„Nimm mal die Cappi ab!“ forderte seine Klassenkameradin ihn auf und nach einem umsichtigen Blick fügte sich das junge Model seinem Schicksal. Um besser in dem Geschäft sehen zu können, hatte er auch die Sonnenbrille abgezogen. Lässig hing diese nun im Ausschnitt seines TShirts.

„Hmm…“ Marinette tippte sich nachdenklich gegen das Kinn und wägte die verschiedenen Optionen ab. Neben den typischen Mickey und Minnie Maus Ohren gab es noch dutzende mit verschiedener Dekoration. Mal ein Zaubererhut, mal Merjungfrauenflosse. Schleifchen in allen möglichen Farben. Mit Glitzer oder Leoprint. Sogar mit Donuts statt der runden schwarzen Ohren. Inständig hoffte das junge Model, dass ihm sowas erspart bliebe. Zum Glück griff seine Begleitung zu den klassischen Model… allerdings mit roten Schleifchen und weißen Punkten. „Voila Madmoiselle!“ flötete die Bluenette und setze ihm den Haarreif auf. Sie hatte sichtlich Spaß. Adrien rollte mit den Augen. Dann entdeckte er etwas. Neben dem Stand mit Ohren gab es auch Masken. Und zwar von den Helden von Paris! Mit einem fiesen breiten Lächeln griff der unverwandelte Pariser Held nach einer Chat Noir Maske und drückte sie sich vor die Augen: „Na was sagst du?“ Ihre Euphorie hielt sich in Grenzen: „Spinnst du? Nimm die ab!“

„Warum denn?“ Adrien drehte sich um und wollte seiner Begleitung ebenfalls eine reichen. „Da… wolltest du heute Nacht nicht meine Ladybug sein?“ Marinette bekam riesige Augen und flammte augenblicklich auf. „Vergiss es!“ fauchte sie. Sauer riss die Bluenette Adrien beide Masken aus der Hand und hängte sie zurück. Um sie wieder milde zu stimmen nahm er dann einen grünen Haarreif, der auf den Ohren links und rechts je einen rosane Pfingstrose genäht hatte.

„Ich denk, der passt am besten zu dir!“ grinste der junge Mann versöhnlich und Marinette stutzte. Nun glücklicherweise sichtlich geschmeichelt starrte sie verlegen auf ihre eigene Wahl, drehte sich dem Stand mit der großen Auswahl hastig zu und tauschte die weiblichen Ohren auf dem Kopf ihres Schwarms aus, gegen welche mit Zauberhut. Adrien lachte und auch seine Freundin stimmte mit ein. Dann trafen sich ihre Augen. Wie konnte Marinette nur so schön sein? Immer mehr verzauberte sie ihn. Gerade lehnte der Blonde sich vor um einen Kuss zu stehlen, da…

„Oh Gott, sind sie Adrien Agreste?“

Erschrocken starrten die Beiden in die Gesichter von drei Mädchen, die unvermittelt neben dem Stand aufgetaucht waren um sich ebenfalls mit Mausohren einzudecken.

Panik stieg in Adrien hoch. Erwartungsvolle Augen scannten ihn… und auch das Mädchen an seiner Seite. Ein Handy wurde gezückt. Weitere Leute im Laden blieben stehen, sahen herüber. Verdammt, er war aufgeflogen! Die Worte von Natalie sprangen dem jungen Mann ins Gedächtnis: „…taucht auch nur ein Foto von dir auf…“

Marinette stieß ihm grob gegen den Arm und lachte auf.

„Hahaha… sag ich’s dir nicht ständig?“ Breit grinsend wandte sich das Mädchen mit den Zöpfen zu den Schaulustigen um: „Ich sag ihm ständig, er soll sich als Double bewerben! Als Lookelike kann man heutzutage viel verdienen… aber er will ja nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern.

Die drei Mädchen sahen sich an.

„Dann… dann ist er es gar nicht?“ Unsicher fragte die eine.

Adrien schluckte. Dann hatte er verstanden, stieg in das Schauspiel ein und grinste: „Ich finde, ich seh‘ dem doch gar nicht soooo ähnlich… aber wenn jetzt schon andere das sagen sollte ich wohl doch mal darüber nachdenken.“ Marinette nickte. Die umstehenden Passanten hatten bereits das Interesse verloren und auch die drei Mädchen wirkten entmutigt. Da setzte die Bluenette noch einen drauf: „Pierre, vielleicht solltest du den Dreien trotzdem ein Autogramm geben… wenn du als Double mal berühmt geworden bist…“

„Pierre?“ kam es aus drei Mündern.

Erleichtert sah Adrien die endgültige Vernichtung des Wunschtraumes seiner drei Fans, wovon eine „Schon gut!“ sagte und ihre Freundinnen zum Gehen drängte. „Entschuldigt bitte!“ meinte die nächste. „War ein Versehen!“ die Dritte, dann waren die Mädchen aus dem Laden gehuscht ohne etwas zu kaufen. Adrien drehte sich zu Marinette um und setzte ein entgeistertes Gesicht auf: „Pierre? Ernsthaft?“

Die Bluenette lachte: „Was denn? Hat doch gut funktioniert… Pierre!“ Letzteres schnurrte sie beinahe mit einem schalkhaften Blick. Jetzt musste der junge Mann lachen und drückte seiner Freundin dankbar einen Kuss auf die Lippen. Zum Glück hatte sie so schnell geschaltet und ihn somit vor dem Ärger seines Lebens bewahrt.
 

Mit den Mausohren auf dem Kopf und der grün getünchten Sonnenbrille wieder über den Augen spazierten sie Hand in Hand weiter durch Disneyland. Adrien blickte immer wieder glücklich zu dem Mädchen an seiner Seite. Wie selbstverständlich es langsam wurde. Nach dem Schrecken im Laden war dieses Mädchen nun endgültig seine persönliche Heldin. Ladybug war für alle da, aber diese bezaubernde Prinzessin für ihn. Nun gut, auch oft für ihre Klassenkameraden. Es war so, wie er damals bei dem Picknick zum Tag der Helden gesagt hatte: Marinette war ihre alltägliche Ladybug.

„Adrien?“ Überrascht starrte der Angesprochene in zwei fragend dreinblickende himmelblaue Augen.

„Äh… was?“

„Hast du mir nicht zugehört?“ fragte die Bluenette. Oh das hatte der Blonde tatsächlich nicht. Er war so in Gedanken gewesen. Da war ihm gar nicht aufgefallen, dass seine Klassenkameradin ihre wunderschönen Lippen bewegte. Doch statt zu schmollen lächelte sie nur sanft und wiederholte sich: „Ich hab dich gefragt was wir als nächstes machen wollen!“

„Oh!“ sehr geistreich. Zum Glück war es nichts Wichtigeres gewesen. Adrien kramte den Parkplan aus seiner Hosentasche und reichte ihn weiter. „Such du aus!“ Marinette entfaltete den Plan und sah ihn gleich darauf mit leuchtenden Augen an: „Sollen wir zu ‘Pirates oft the Caribbean‘ gegen?“

Der junge Mann konnte sich schon denken weswegen die Vorfreude seiner Begleiterin so groß war.

„Du willst doch nur Jack Sparrow sehen.“ Griente er wissend.

„Captain Jack Sparrow!“ verbesserte das Mädchen mit den Zöpfen verschwörerisch. Sie sahen sich an, lachten laut auf und machten sich auf den Weg.
 

Weiter und weiter ging es durch den Park und viel zu schnell verging der Tag. Als es für die Parade an der Zeit war suchten sie sich erschöpft aber glücklich einen Platz an der Strecke. Die Durchsagen aus den Lautsprechern verkündete immer wieder wie lange es noch dauern würde, während immer mehr Menschen zusammenkamen. Umsichtig hatte Adrien seine Freundin vor sich geschoben, damit niemand sie anrempeln oder bedrängen konnte und die Arme um sie gelegt. Dankbar kuschelte Marinette sich an ihn. Ein leichter Wind spielte mit ihren Haaren und dem Laub der Bäume. Vor ihnen standen einige Kinder über die sie problemlos blicken konnten. Erwartungsvolles Gemurmel schwellte an. Die Vorfreude auf die bunte schillernde Parade riesengroß.

Doch etwas Melancholie schwebte über Adriens Gedanken. Auch wenn er sich freute, bedeutete die Parade gleichzeitig auch den Abschluss seines Dates mit Marinette. Danach wurde es Zeit sie nach Hause zu bringen. Und er würde in das Agreste Anwesen zurückkehren. Und darauf hatte der Blonde ehrlich gesagt überhaupt keinen Bock!

„Ich mag dich nicht hergeben…“ flüsterte er in die Haare seiner Begleitung. Es war so laut um sie, Marinette hatte es sicher nicht gehört. Vor allem weil nun die Musik aufdrehte und die Parade startete. Die Passanten jubelten, klatschten und winkten während bunte Wägen vorbeifuhren, Disney Prinzessinnen grüßten, Tänzer und Akrobaten ihr Talent zeigten und selbst die beliebten Maskottchen des Parks ihre Aufwartung machten. Marinette hatte ihre Hände auf seine Arme gelegt und lies diese dort, trotz des schillernden Trubels vor sich. Irgendwann drehte sie den Kopf, sah ihren Schwarm an mit einem unbeschreiblich lieblichen Ausdruck im Gesicht.

„Ich dich auch nicht… niemals mehr!“

Die Bluenette hatte ihn doch gehört gehabt. Und obwohl alle anderen Augen nur auf die Parade schauten gehörten die von Marinette und Adrien nur einander, als sie sich in den Armen liegend ihre Lippen vereinten.
 

~Marinette~

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Den Kopf völlig auf Wolke Sieben schloss Marinette die Haustür hinter sich und klebte am Holz. Adrien hatte sie nach Hause gebracht und den sinnlichsten Abschiedskuss gegeben von dem die Bluenette nur bis dahin träumen konnte. Und was er in ihr Ohr geflüstert hatte!? Sanft gefragt ob er später wieder kommen dürfte… wie hätte Marinette nein sagen können?

Völlig überfordert legte sie sich die Hände auf ihre glühenden Wangen. Es war passiert: Sie hatte ein Date mit Adrien gehabt! Und zwar ein richtiges Date! Nicht nur als Freunde, sondern wirklich wirklich als Pärchen! Völlig unkontrolliert quietschte das Mädchen mit den Zöpfen los.

Knallend flog schräg neben ihr die Tür zur Backstube auf und alamiert starrte sie ihr Vater an.

„Ma Cherie! Ist alles in Ordnung?“

Erschrocken starrte Marinette in die besorgten Augen. „Äh… äh…“ Oh wenn einem doch manchmal die Ausreden einfach zufliegen würden. „Äh… ja Papa! Alles ok! Es… es ist… war heiß draußen! Ich geh hoch… duschen!“

Eilig versuchte sie an den abschätzenden Blick von Tom Dupain vorbei auf die Treppe zu kommen.

„Einen Augenblick, Cherie!“

Na toll, das hatte nur semi gut funktioniert. Ihr Vater kam in den Flur, wischte sich die mehligen Hände an der Schürze ab um die dann seiner Tochter auf die Schultern zu legen. Eine hob er nochmal und befühlte ihre Stirn, betrachtete sie genau.

„Du hast keinen Sonnenstich oder? Du bist so rot… und diese Ohren?“

Ohren? Was für Ohren? Oh, die Mickey Maus Ohren! Marinette hatte hoch gegriffen und den durch die Blüten raschelnden Haarreif erfühlt. „Ah… ja richtig! Die Ohren! Ich war in Disneyland!“

„Allein?“

Musste ihr Vater gerade jetzt zum Detektiv werden? Die Bluenette wusste früher oder später würde sie ihrem Vater von Adrien erzählen müssen, aber musste das jetzt sein? Sie war doch selber noch ganz aufgewühlt von den Ereignissen der vergangenen Stunden. Was dachte sie da: Tagen!

Natürlich hätte sie jetzt lügen können, ihre Freundinnen vorschieben, aber das wollte Marinette nicht. Ihr Vater wäre nur enttäuscht, wenn er später die Wahrheit erfahren würde. Aber gleichzeitig… ihre Hochzeit zu planen, dazu fehlte der jungen Designerin gerade auch die Muße. Und genau darauf würde es hinauslaufen, denn Tom Dupain neigte leider zur völligen Übertreibung wenn es um die Gefühle seiner Liebsten geht.

„Tom?“ Die Rettung erschien in Gestalt ihrer Mutter, die ihren Mann suchend nun ebenfalls aus der Backstube kam. „Was machst du denn hier? Die Baguette gehen zu sehr auf. Oh, hallo Schatz“ Auch Sabine betrachtete ihre erhitzt aussehende Tochter sorgfältig zupfte dann aber ihren Mann am Ärmel: „Komm schon Tom! Lass Marinette erstmal heim kommen und sich frisch machen. Sie kann uns nachher beim Abendessen alles erzählen.“

„Aber Ma Cher…!?“

„Komm jetzt!“ Sabine Dupain-Cheng zwinkerte Marinette zu und schubste dann ihren Mann zurück in die Backstube.

Dankbar eilte das Mädchen nun die Stufen hinauf, bevor ihr Vater es sich noch anders überlegen konnte.
 

Erfrischt von der Dusche stand Marinette summend vor dem Spiegel und kämmte ihre Haare. Tikki saß auf dem Porzellan des Waschbeckens und spielte mit den roten Haargummis. Eines zog sie sich über das Köpfchen und sauste vor den Spiegel. Amüsiert beobachtete die Besitzerin des Marienkäfer Kwamis wie diese sich kritisch beäugte. „Möchtest du, dass ich dir ein Kopfband nähe Tikki? Oder einen Hut?“ Große blaue Augen funkelten die Bluenette an: „Das würdest du tun, Marinette?“

„Natürlich Tikki! Du bist meine Freundin. Und nachdem du seit Neusten so viel Zeit im Schrank verbracht hast ist es das mindeste. Aber ich wusste gar nicht, dass du dich für so etwas interessierst.“ Ein bisschen wurde sie rot.

Der Marienkäfergeist kicherte und flog auf Augenhöhe: „Das liegt wohl an dir. Du bist so kreativ und hast ständig neue Ideen für Kleidung, das färbt wohl langsam ab.“ Auch Marinette lächelte jetzt: „Du wirst doch nicht etwa eitel oder Tikki?“

„Solange du nicht wie Chloe bist… glaube ich weniger!“

Beide Freundinnen lachten.

Gleich darauf stiegen sie in das Zimmer der jungen Designerin empor und diese öffnete eine Schatulle mit Perlen und kleineren Dekorationen zum aufnähen, damit der Kwami sich aussuchen konnte was ihr gefiel. Währenddessen holte Marinette ihren Skizzenblock, betrachtete ihre schwebende Freundin und machte sich daran etwas Passendes zu entwerfen. Damit waren sie beschäftigt, bis Sabine ihre Tochter zum Essen rief.



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Kommentare zu dieser Fanfic (76)
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Von:  Anna_Asakura
2023-03-27T11:40:26+00:00 27.03.2023 13:40
Halli hallöchen ~

Ich weiß, diese Fanfic ist nun auch schon etwas älter, aber ich komme jetzt doch nicht drum herum, dir ein Kommentar dazulassen. Ich bin (leider) noch gar nicht allzu lange in das Ladybug Universum verliebt, aber jetzt ist es auch um mich geschehen. Natürlich musste ich da eine alte Leidenschaft aufflammen lassen, und mal eben auf Animexx nach Fanfictions suchen. ^^
Erst einmal: WOW. Deine Geschichte ist wirklich super klasse. Ich liebe deinen Schreibstil, er ist so eingängig und so schmoof - einfach wunderbar flüssig zu lesen. Ich selbst liebe ja adult Szenen und Drama, ganz viel DRAMA, und deine Storyline hat davon so viel zu bieten, dass ich diese in den letzten zwei Nächten einfach komplett gesuchtet habe. Wie geil ist das hier bitte? Wirklich!
In mir flammt natürlich auch noch eine kleine Hoffnung, dass du irgendwann Lust hast und dich die Kreativität packt, dein Werk zu vollenden - das wäre einfach traumhaft (wir hätten natürlich sicher nichts gegen die noch ein oder andere spicy Szene, höhö). Aber wirklich, das hier ist einfach zu toll geschrieben, als das du es einfach abstoßen solltest :3 ...

Ganz viele Liebe Grüßen von einem neuen Fan der sehnsüchtig wartet und hofft.
XoXo, Anna
Von:  momoko007
2021-09-16T19:02:48+00:00 16.09.2021 21:02
Ich habe diese Fanfiction bereits zweimal gelesen, einige Kapitel mehrmals! Der Spannungsaufbau und das Gefühlleben ist einfach packend und fesselnd. Ich bete schon mehrere Ave- Maria, dass es bald eine Fortsetzung gibt. Ich bin gespannt ob / wie Marienette ihre geheime Identität bewahren wird. Ich platzte soooo vor Neugier. Und bitte bitte noch so ein oder zwei intime Kapitel, wenn ich einen solchen Wunsch äußern darf. Schöne Grüße
Von:  AmuSuzune
2021-07-23T18:54:03+00:00 23.07.2021 20:54
Das hast du wieder sehr schön geschrieben. Und ich kann nur erneut erwähnen wie ich deinen Schreibstil liebe. Es macht richtig Lust auf das nächste Kapitel.
Da fragt man sich wirklich wann Adrien sich gegen sein Vater durchsetzt. Und wann er ihm von Marinette erzählt. Hach, ich freu mich einfach darauf wie es weiter geht!

Nun zu der Frage am Anfang, ich wäre durchaus geneigt mehr von dir zu lesen. Wie erwähnt, ich liebe deinen Schreibstil.

Liebe Grüße bis zum nächsten Kapitel
Von:  Yuna_musume_satan
2021-07-20T15:11:00+00:00 20.07.2021 17:11
Wieder ein super Kapitel besonderst Adrian seine Reaktion auf die Durchsage fand ich super geschrieben. Freu mich schon auf die nächsten Kapitel
Von:  AmuSuzune
2021-07-19T14:23:08+00:00 19.07.2021 16:23
So, ich habe jetzt keine Ahnung wie oft deine FF gelesen und bin einfach nur begeistert. Du bringt die Emotionen so schön herüber und man liest deine Fiction unglaublich flüssig. Es macht richtig Freude. Und was ich besonders gut gelungen finde ist die Enthüllung von Chat Noir. Es ist nicht übertrieben oder abwegig, wie ich es zuvor schon gelesen habe.
Ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Teil und hoffe, dass es nicht wieder ein Jahr dauert.

Liebe Grüße
Von:  Kikono-chan
2021-05-31T13:16:39+00:00 31.05.2021 15:16
*bricht in Jubelschreie aus*
Es geht weiter!!! :D
Seit über einem Jahr mache ich mir Gedanken, wohin das Date gehen könnte - und endlich habe ich eine Antwort :D auf die Idee bin ich gar nicht gekommen... vielleicht, weil ich selbst nie da war *grübel*
Es ist einfach herrlich^^ Es macht Spaß, den beiden bei ihrer Entwicklung zuzusehen, wie Adrien so nach und nach all die (für Marinette sehr) peinlichen Situationen entschlüsselt, wie er seine Freundin immer mehr "entdeckt" und versteht, welche Gedanken die zwei sich machen und hach, ich leide so mit Marinette, dass sie es ihm einfach nicht sagen kann, wer sie ist...

Es waren viele sehr witzige Stellen mit bei, vor allem, der Moment, wo sie raushaut "Ja... du bist heiß..." und er es direkt erwiedert XD das knistert schon ganz schön heftig^^
Irgendwie war es klar, dass sie sich auf dem Rückweg verläuft oder... entweder das, oder ein Akuma wäre aufgetaucht (kommt vielleicht noch?) Ich hab richtig mitgefiebert, denn ich weiß wie es ist, in einem großen Vergnügungspark plötzlich allein zu sein (als ich 5 war, musste ich nämlich auch unbedingt auf eine Rutsche in einem ziemlich großen Freizeitpark und als ich unten ankam, war meine Familie weg - das ist ein Schreck fürs ganze Leben >_<)
Ich bin mal gespannt, ob sie nun ihren gemeinsamen Tag noch schön ausklingen lassen können oder ob Papa dem ganzen einen Strich durch die Rechnung macht... ob Adrien dann erst Marinette als Chat Noir in Sicherheit bringt? Bestimmt... ob sie dann zufällig an Marinettes Versteck während des Kampfes vorbeikommen? Und sie nicht mehr da ist... uuuuuhhhh.... da wallen schon wieder mögliche Szenarien im Kopf auf XD
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel^^
Von:  Yuna_musume_satan
2021-05-29T14:22:11+00:00 29.05.2021 16:22
Omg omg endlich geht es weiter ich bin so neugierig wie es weitergehen wird und ob die beiden es schaffen glückliche zu werden und om marinette Adrian verrät das sie Lady Bug ist
Von:  Chaos346
2020-08-11T04:24:57+00:00 11.08.2020 06:24
Ich hoffe auch das du bald weiter schreibst ich finde deine Geschichte echt cool.
Von:  Chaos346
2020-08-06T16:32:01+00:00 06.08.2020 18:32
Definitiv weiter Schreiben
Von:  Chaos346
2020-08-06T10:22:53+00:00 06.08.2020 12:22
Ich weiß auch nicht mehr ob ich mit der Geschichte lachen oder weinen soll. Super formuliertes Kapitel.
Antwort von:  Sparkis
06.08.2020 13:13
Hallöchen
Welches meinst du?


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