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Normalität mit Biss

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöleee~
Dies ist eine Dankeschön FF und war eigentlich eine One-Shot Idee. Also die Vorgaben, waren für einen OS gedacht und das hat ma wieder nicht geklappt.
Viel Spaß also mit dieser Story, welche bisher 9 geschriebene Kapitel umfasst ...

Nichts gehört mir an Charakteren, nur die Idee.
Das Bild fand ich im Internet.
Mein größtes Lob an den oder die Erschaffer/in! (Wenn jemand sein Kunstwerk wieder erkennt, dann Bescheid sagen, dann nehme ich es auch gern wieder raus.) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Auf dieses Kapitel freue ich mich schon lange. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöleee~
Bevor es das nächste Kapitel bei Schlachtfeld der Gefühle gibt, gibt es hier ein neues Kapitel.
Diese Story ist wirklich wie meine ganz persönliche Steuererklärung.
Immer wenn ich anfange hier zu schreiben oder schreiben will, dann müsste gaaaanz dringend irgendwas aufgeräumt werden. Oder vielleicht doch noch ein kleines Nickerchen? Mäh ... einfach nervig, selbst für mich. Selbst wenn ich ne Storyline habe, krieg ich es hier nicht hin -.-* Komplett anzeigen

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Prolog

Der Krieg war vorbei. Voldemorts Asche in alle Winde verflogen. Es war endlich Zeit für Frieden. Die Schlacht lag über ein Jahr zurück und theoretisch war eigentlich alles gut. Tja, leider nur in der Theorie und ‘eigentlich’.

    Der Krieg mochte durch ihn - Harry Potter - beendet worden sein, doch Voldemorts Spuren und Auswirkungen waren immer noch deutlich spürbar. Der große Frieden bestand immer noch in den Köpfen der gutgläubigen, im Freudentaumel befindlichen einfach gestrickten Menschen. Menschen, welche fest an den Frieden glaubten und die Realität einfach ausblendeten. Die alles was ihren Frieden und das gute, normale Leben bedrohte, ignorierten.

Im besten Fall einfach nur ignorierten.

 

Dass es in der Realität auch ganz anders laufen konnte, dies wusste der junge Held der Nation nur allzu gut. Denn durch den entgültigen Finalkampf hatte er wohl mehr bekommen als gewollt. Oder war ihm mehr genommen worden, als er es sich bisher hatte ausmalen können?

Genauso unveränderlich wie Tom Marvolo Riddles Tod, war auch die folgende Tatsache: Harry war nun ein Vampir. Wer es gewesen war, der ihm dieses grausame Schicksal auferlegt hatte, wusste er nicht, aber was machte es auch für einen Unterschied?

 

Mit stumpfen Augen blickte der Schwarzhaarige über den Rand des Astronomieturms. Lauschte auf die Geräusche der Bauarbeiten, die hier und da immer noch an Hogwarts durchgeführt wurden. Sei es nun von Magiern oder vom Schloss selbst.

Das Schloss und die Ländereien mochten mehr als alles andere sein Zuhause sein, doch das familiäre Gefühl war vollkommen verschwunden.

Wie leicht wäre es doch für ihn einfach hier herunter zu springen? Aber bei seinem aktuellen Glück würde er diese Aktion auch noch überleben. Es war ja nicht so, dass ihn irgendwer vermissen würde. Vielleicht Remus, so dieser denn irgendwann aus seiner Lethargie kam, oder Luna. Die kleine Ravenclaw hielt immer noch zu ihm. Machte ihre seltsamen Späße über seinen Zustand, behandelte ihn ansonsten normal und versank in ihrer eigenen Welt. Kopfschüttelnd versuchte Harry seine Gedanken von dem Dilemma namens ‘Freunde’ loszureißen. Tief in ihm, verschüttet unter all den bestehenden - deprimierenden - Kriegstraumata, steckte der Wille der Welt zu zeigen, dass er nicht alles mit sich machen ließ. Dass sie ihn nicht so leicht kleinkriegen oder in den Selbstmord treiben würden!

 

Mit geschlossenen Augen atmete der Potter tief den Geruch des aufgefrischten Windes ein.

Er roch nach Leben und Tod zugleich. Dem Leben der Menschen und Tiere, welche vom Wind berührt worden waren. Der Geruch des Todes entstammte mittlerweile nur noch den Pflanzen, welche jetzt im September schon teilweise verblühten oder abstarben. Dazu der leicht salzige Geruch des Schwarzen Sees und der kräftige - ganz eigene Geruch -  des Verbotenen Waldes.

     Auch nach beinahe eineinhalb Jahren hatte der Potter noch so seine Probleme mit den vampirischen Eigenheiten. Sei es das Gehör, der Geruchssinn oder der Bluthunger. Vor allem Letzteres machte ihm das Leben schwer. Oder besser gesagt, seine Weigerung das eigeneLeben davon bestimmen zu lassen. Die Weigerung, zu akzeptieren, dass Bluttrinken nun mal jetzt zu seinem Leben gehörte.

 

Der Blick zum Mond sagte ihm, dass es nach Mitternacht war.

Ein Mond, der wieder abnahm, denn gestern war Vollmond gewesen. Kein Wunder also, dass Harry wirklich nicht nach Schlafen war. Alles in ihm schrie danach ‘Gas zu geben’. Die durch den Vollmond gewonnene Kraft auszuschöpfen und etwas zu erleben.

Doch er verbot sich, diesem Instinkt nachzugehen. Es war nicht normal und genau das suchte er gerade. Eine Normalität, an der er sich festklammern und entlang hangeln konnte.

Aber das war wohl niemals in seinem Lebensplan vorgesehen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Hunger ihm die körperliche Kraft raubte.

    Tief seufzend kletterte er auf die Turmbalustrade und ließ den Wind über seinen Körper streichen. Blickte hinab und wunderte sich wieder einmal über das vampirische Sehvermögen. Bei Tag konnte er bestimmt die Inschriften der zahlreichen Gräber von hier oben lesen.

 

“Haben wir diese Situation nicht längst hinter uns gelassen, Mr. Potter?”, schnarrte es plötzlich hinter ihm.

Harry, der vollkommen auf das verbesserte Sehvermögen konzentriert gewesen war, schreckte so stark zusammen, dass er von der kleinen Mauer rutschte und die Schwerkraft ihn augenblicklich hinabzog.

Ein leiser Schrei und der Gedanke, ‘Überleb’ ich oder nicht?’, schoss ihm noch durch den Kopf, ehe er abrupt aufgehalten wurde.

Verdutzt blickte er nach oben und direkt in die dunklen, funkelnden und geradezu Blitze schießenden Augen von Severus Snape, welcher über der Balustrade lehnte und ihn fest an der Hand hielt.

“Finden Sie nicht, Sie übertreiben jetzt nicht doch ein wenig, Mr. Potter? Die Treppe ist doch der deutlich schonendere Weg, um mir aus dem Weg zu gehen. Für uns alle …” Damit wurde Harry entschlossen und ohne große Schwierigkeiten hinauf und über das Mäuerchen gezogen.

 

“Da … nke, Professor”, krächzte der frisch Gerettete, als er wieder auf der Plattform stand.

Die Hand immer noch in der des Professors und ehrlich gesagt, hatte der Junge auch nicht so schnell vor die andere Hand loszulassen. Die Wärme, welche vom Professor ausging, war eine, die er endlich einmal wieder spürte. Dazu dieser Geruch nach Tränken, Kräutern, Aftershave und irgendetwas, was ihm seltsam bekannt vorkam, gaben ihm endlich mal wieder das Gefühl der Normalität und Konstanz in seinem jungen Leben.

“Severus …”, schaffte er noch zu hauchen, ehe ihn eine lange nicht gespürte Müdigkeit überkam und er geradezu in die Arme des Lehrers sackte.

Den Kopf auf Severus linker Brust, ließ Harry sich durch das kräftig schlagende Herz des Älteren in den Schlaf treiben. Ausgefüllt von dem Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein.

 

Stimmungsschwankungen Marke Bluthunger

Lose, durcheinander und schnell flogen Erinnerungen aus siebzehn Jahren Existenz durch seine Träume. Selbst in diesem Zustand des Dämmerschlafes, an der Grenze zum Wachsein, konnte er nicht anders als sarkastisch festzustellen, dass man es bei ihm nicht Leben nennen konnte. Er war immer nur eine Marionette, ein Roboter oder Hauself gewesen.
 

Schon seine Erinnerungen als Kleinkind waren geprägt von Unterdrückung, Ausgrenzung und Ausnutzung. Gezeichnet von einem gravierenden Mangel an ‘Familie’ und ‘Liebe’ sowie dem Fehlen einer wirklichen, individuellen Existenz. Für die Dursleys war er nur ‘Bengel’, ‘Junge’ oder ‘Freak’.

Später dann, als Hagrid ihn abgeholt hatte, war er oftmals nur der ‘Junge-der-überlebt-hat’. Ein Wunderkind, welches die Hoffnungen tausender Menschen auf den Schultern trug, bis es sich irgendwann zum ‘Auserwählten’ hoch geschaukelt hatte. Und jetzt? Jetzt war er in der Muggelwelt ein unbeschriebenes Blatt, sobald er den Ligusterweg verließ. In der magischen Welt jedoch trug er Namen wie ‘Held der Nation’, ‘Junge, der überlebt’ und ‘Bezwinger Voldemorts’.
 

Zwei Welten, die eine versteckt vor der anderen und doch hatte er in beiden die Extremformen der positiven und negativen Beachtung kennengelernt. Rückblickend war die Zeit, als ihn alle als Lügner und Wichtigtuer abgestempelt hatten, geradezu Luxus gewesen. Das Gefühl der Dankbarkeit überkam ihn auch jetzt nich, wenn er an das fünfte Schuljahr dachte. War es doch geprägt gewesen davon, dass die für ihn wichtigen Menschen damals ans seiner Seite gestanden hatten. Sie hatten ihm vertraut und geglaubt. Ihm Halt und einen Sinn, all die Schmach durchzustehen, gegeben. Verdammt, gemeinsam hatten sie Dumbledores Armee gegründet und sich Umbridge in den Weg gestellt. Auch wenn das Ende des Schuljahres so grausam geendet hat, hatte er sich doch bis dahin so lebendig wie lange nicht gefühlt.

Unruhig begann er sich hin und her zu werfen, als Bilder aus dem letzten Jahr auftauchten. Bilder mit angeekelten, ängstlichen und verachtenden Blicken. Von Menschen, die für ihn so etwas wie Familie darstellten, die er geglaubt hatte zu kennen.
 

“... ter! Harry!” Die laute und energische Stimme riss ihn glücklicherweise von diesen Erinnerungen fort. Einen kurzen Moment war er zu schlaftrunken, um die Stimme zuzuordnen, doch da schob sich schon ein bekannter schwarzer Haarschopf in sein Gesichtsfeld.

“Sev … erus”, flüsterte er leise, als die dunklen Augen auf ihn nieder starrten. Mehr war momentan mit seiner kratzigen Kehle einfach nicht drin. Trinken! Ja, was würde er jetzt für ein schönes Glas Blu … WASSER, ja, ein Glas kühles Wasser geben.

“Geht’s?”, erklang es besorgt von dem Älteren.

“Wasser. Ich meine … hättest du ein Glas Wasser für mich?”
 

Kaum dass der Professor sich erhoben und in Richtung Küche aufgemacht hatte, nutzte der Potter den Moment, um sich zu orientieren. Schnell bemerkte er, dass er in der Wohnung des Lehrers auf der Couch lag. Wieso, weshalb, warum? Er wusste es nicht, genauso wenig wie die Antwort darauf, warum es hier schwach nach Remus roch.

Wäre er damals, kurz nach der Schlacht, nicht halb besinnungslos durch eben diese Wohnung via Kamin in den Grimmauld Place gebracht worden, hätte er wohl immer noch keine Ahnung wo er war. Diese an Vanille und Beige erinnernde Wandfarbe. Die zahlreichen Zierpflanzen und Minipalmen, die dazu im Kontrast stehenden dunkelbraunen Möbel und diese magischen Fenster … all dies ließ niemanden glauben, dass hier Severus Snape wohnte. Auf jeden Fall niemanden, der den sonst so grimmigen Mann mit dem Spitznamen ‘Kerkerfledermaus’ kannte.
 

Da wurde ihm die Absurdität der Situation bewusst.

Er lag hier im Wohnzimmer bei dem düsteren Lehrer von dem er schon im ersten Schuljahr das Gerücht gehört hatte, dass dieser ein Vampir war. Und der einzige Vampir hier weit und breit war Harry James Potter selbst.

Ein Glucksen entwich seinem Mund und steigerte sich zu einem hysterischem Lachanfall, als Severus mit wehendem Umhang wieder in das Wohnzimmer rauschte.

Harry selbst war nun die Kerkerfledermaus, so er denn hier herunterziehen würde. Wenn er sich jetzt noch einen schwarzen Umhang mit Stehkragen zulegte und etwas von der Sonnenbräune verlor, konnte er voll das Klischee erfüllen und einen auf Dracula 2.0 machen. Ein bisschen Schwebezauber und Rauchkugeln dazu … oh Gott! Dieses Bild würde er wohl niemals wieder los werden.

Japsend rollte er von der Couch und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Wobei der Professor da wirklich keine Hilfe war mit dieser steifen Sprachweise.
 

“Wahrlich, manchmal benehmen Sie sich reichlich … seltsam. So langsam zweifle ich an Ihrem Geisteszustand”, schnarrte der Professor kühl und schien nicht auf eine Antwort Harrys zu warten. “Wollen Sie mir vielleicht verraten, was die Aktion auf dem Turm darstellen sollte? Inzwischen dürfte selbst Ihnen bekannt sein, das Fliegen nur in Geschichten zu den Fähigkeiten der Vampire gehört. Erklären Sie sich!”
 

Einige Augenblicke waren nur Harrys Lachgeräusche und das leise Plingen des Löffels in Snapes Teetasse in dem gemütlichen Wohnzimmer zu hören, ehe der junge Potter es schließlich schaffte soweit zur Ruhe zu kommen, dass er halbwegs reden konnte.

Auch wenn er wusste, dass in dem Zustand in welchem er sich befand, Klappe halten eindeutig besser für ihn wäre.
 

“Pro … Professor, Sie reden wie Ichabod Crane”, meinte Harry unter Schluckauf, während er auf dem Rücken liegend immer noch den Boden belagerte.

“Ichabod … wer?”

“Das ist … ich hatte viel Zeit für Fernseh gucken in letzter Zeit und das ist ‘nen Typ aus ‘ner Serie. Wirklich, Professor, es ist nicht mehr siebzehnhundertschlagmichtot.”

“Bitte? Wie meinen …”

“Ha! Genau das, Professor!” Seufzend krabbelte Harry wieder auf die Couch. Von der Euphorie von eben war nichts mehr zu spüren.

“Was ich damit sagen wil,l ist, dass sie immer so geschwollen reden. So distanziert … dabei haben Sie mich vorhin sogar geduzt.” Vorsichtig hob Harry den Kopf, um Snape direkt in die Augen zu blicken. “Ich dachte halt, wir wären irgendwie über diese Stufe hinaus. Also nach all dem, was sie für mich getan haben. Im Gegenzug habe ich Sie mit der letzten Ampulle Phönixtränen vor Nagini gerettet. Dann diese Geschichte mit der Erinnerungsträne … oh, OH! Jetzt verstehe ich.” Es war geradezu, als würde ein Licht bei ihm aufgehen. Jetzt verstand er den Professor und klar war ebenso, dass er vollkommen falsch lag. “Wir sind quitt. Ja … wir sind quitt.” Die letzten Worte waren nur ein kraftloses Flüstern.
 

Eine Mischung aus Resignation und seltsamerweise auch Angst überfiel ihn, sodass er Schutz suchen die Knie auf die Couch zog und die Arme darum schlang. Weiterhin klebte Harrys Blick an dem Gesicht Snapes, denn unter der skeptischen Maske hoffte er in beinah kindlichem Optimismus irgendetwas zu sehen, was ihm das Gegenteil seiner Einstellung gab.
 

“Sie retten mich, ich rette Sie und dann Sie mich wieder eben auf dem Turm. Damit sind wir quitt. Sie haben nicht nur ihr Versprechen gegenüber Mom erfüllt, sondern auch die Lebensschuld beglichen. Wir sind quitt und somit müssen Sie nicht mehr ‘nett’ oder so sein.

Wir … wir sind nur Lehrer und Schüler. Alles auf Anfang, nur ohne Pflichten und dann … dann geht jeder seiner Wege.” Bedrückt unterbrach der Jüngere den Blickkontakt und legte die Stirn auf seinen Knien ab. Vielleicht konnte er so die aufsteigenden Tränen verdrängen.
 

“Mr. Potter, ich weiß zwar nicht, was Sie meinen, aber Sie benehmen sich gerade wie ein verrückt gewordener Bowtruckel.”

“Bin nicht grün und keine Pflanze”, murmelte der Potter zickig zurück.

“Nein, aber so klein und in den Emotionen genauso explosiv”, hörte er die amüsierte Antwort seines Lehrers und wagte vorsichtig einen Blick zu dem Älteren. Und tatsächlich entdeckte er den sonst so düsteren Mann auf dem Sessel ihm schräg gegenüber, wenn auch deutlich anders als erwartet.
 

Mit großen Augen und offenem Mund starrte er den Lehrer an. Also … wer würde das nicht bei dem Anblick? Es war immerhin Professor Severus Snape, welcher barfuß, mit schwarzer Leinenhose und weißem Hemd vor ihm saß. Gekrönt wurde das Ganze davon, dass der Mann tatsächlich LÄCHELTE! Ok, bei jedem anderen Menschen wäre dieser Gesichtsausdruck wohl normal gewesen, doch für Snapes Verhältnisse waren die minimal hochgezogenen Mundwinkel und die blitzenden Augen ein gravierender Unterschied. Harry musste sich eingestehen, dass es dem Professor wirklich außerordentlich gut stand.

“Wow …”, hauchte er, während der sein Blick instinktiv zum freigelegten Hals des Snapes wanderte. Harry musste sich nicht mal anstrengen, um das Pulsieren der Hauptschlagader zu sehen. Das Rauschen des Blutes und den Geruch zu vernehmen war ebenso einfach und machte ihm das Leben gerade wirklich nicht leichter. Trocken schluckend rutschte er auf der Couch näher an Snapes Sessel. “Wow. Einfach … wow.”
 

“Mr. Potter, jetzt tun Sie nicht so, als würden Sie mich zum ersten Mal erblicken. Teenager! Wirklich, Sie benehmen sich heute äußerst seltsam. Was ist los mit Ihnen, Mr… ähm, was glauben Sie da zu tun, Mr. Potter?”
 

Snapes skeptische Frage ließ ihn einen Moment innehalten und registrieren, dass er plötzlich vor dem Professor kniete. Doch woanders wollte er gerade gar nicht sein, obwohl … mit in dessen Hals vergrabenen Zähnen wäre es doch besser. Viel besser!
 

“Was denn Professor … Severus?”, gurrte Harry mit schmeichelnder Stimme zu dem Älteren hinauf. “Mache ich Ihnen etwa Angst? Nun … das ist inzwischen nichts Neues für mich. Meine Freunde beschimpfen und meiden mich. Mein Leben ist nicht mehr normal, ich bin nicht mehr normal. Ich bin ein Monster!” Selbst Harry hörte, dass das liebliche Gurren immer mehr der tiefen Frustration wich. Doch, NEIN! Er wollte nicht schon wieder in diesen depressiven Modus verfallen. Unter dem Knirschen seiner stark zusammengepressten Zähne zog er Luft in seine Lungen und schloss die Augen. “Severus, dies alles ist mit mir. Ich versuche die Antwort auf die Frage zu finden, wozu ich hier bin. Warum mache ich diesen verschissenen Schulabschluss? Ich meine … HALLO? Es ist ja nicht so, als wenn meine Chancen dadurch deutlich besser sind in der Arbeitswelt. Ich bin ein verfluchter Vampir und mein einziges Glück ist es wohl, dass ich nicht wie Edward in der Sonne glitzere.”
 

Ein Schnauben entwich dem Schüler, als der Verstand über die Instinkte siegte und er sich aufrichtete. Gedankenversunken lief auf und ab. Bah, wie tief wollte er noch sinken? Er hatte gerade ernsthaft geplant, Snape als Essen zu verwenden. Apropos Snape, da brannte ihm noch eine Frage unter den Nägeln. Abrupt hielt er mit dem Furchen in den Teppich laufen inne und fixierte den Lehrer. Nun überfiel ihn die vampirisch verstärkte Wut.

“Professor Snape, würden Sie mir freundlicherweise eine Frage beantworten?” Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung. “Sagen Sie mir doch bitte, warum Remus anscheinend Kontakt zu Ihnen hat und mich ignoriert und abwimmelt?”
 

“Hat er nicht…”
 

“LÜGEN SIE MICH NICHT AN, VERDAMMT, ICH KANN IHN AN IHNEN RIECHEN!”, schrie er und schoss nach vorne. Wütend packte er den älteren Schwarzhaarigen am Kragen und zerrte ihn empor. “Über … überall … und der Kontakt muss eng gewesen sein.”

Ein Stich fuhr durch seine Brust bei diesem Gedanken, sodass er Snape erschrocken wieder los ließ. Stolpernd wich er zurück und drehte sich von dem Schwarzhaarigen weg.

“Ich ... Ich muss … muss gehen. Schulkram und so … als ähm, danke und so”, plappernd winkte der Schüler über die Schulter zurück und wollte nur noch die Wohnung verlassen. Lange konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten und die verfluchten Instinkte ebenso wenig mehr kontrollieren.
 

Doch wenn er sich gedacht hatte, so für den Moment aus dieser Nummer raus zu kommen, dann hatte er sich getäuscht.

“Von wegen, Mr. Potter, Sie gehen jetzt nirgendwo hin, sondern bleiben schön hier. Und wenn ich Sie fesseln muss! In dem Zustand, in dem Sie sich befinden, sind sie eine Gefahr für sich und für andere. Ich glaube kaum, dass Ihnen das Leben der anderen Schüler genauso egal ist wie Ihr eigenes!”
 

Schnaubend drehte sich Gebremster herum und verschränkte die Arme.

“Fesseln? Ich wusste gar nicht, dass Sie auf sowas stehen, Professor”, gab er keck zurück.

“Eigentlich sollte es mir egal sein, so wie sie mit mir umgehen. Aber trotzdem werde ich gehen. In der Heulenden Hütte sind alle vor mir Monster sicher.

Sie entschuldigen mich also, Professor?” Höflich nickte Harry dem Älteren noch zu, ehe er sich wieder umwandte.
 

Er hatte gerade mal zwei Schritte gemacht, da landete er auch schon krachend an der Eingangstür zu Snapes Wohnung. Er spürte, wie sich die raue Maserung und kleine Splitter in seine Haut bohrten, hörte das Knacken des Holzes, während Severus Snape ihn gegen die Tür presste. Jetzt gerade war er froh, nicht unbedingt auf Atmen angewiesen zu sein, denn dies war ihm in dieser Position kaum möglich.

“Prof … essor”, keuchte der Schüler und versuchte sich gegen den Griff zu wehren, doch der Professor griff nur fester zu.
 

Dicht an Harrys Ohr schnurrte der Tränkeprofessor: “Ich sagte doch, Sie gehen nirgendwohin … Harry.”

Einen an der Klatsche haben

“Was? Lassen Sie mich los!”, forderte der Vampir, doch hörte er nur belustigtes Schnauben.

“Professor, hören Sie auf mit dem Scheiß! Verdammt, lassen Sie mich los, ich kriege keine Luft.”

Dunkles Lachen ertönte hinter ihm und jagte einen Schauer über seinen Rücken. “Schon vergessen, dass Sie ein Vampir sind oder sind Sie doch dümmer als gedacht? Sie brauchen nicht zu atmen, Mr. Potter.”
 

Ein Knurren entwich Harry, als er den spöttischen Unterton in Snapes Stimme hörte. Ja, er war ein Vampir und nicht einmal der Tod würde dies ändern. Also wenn der Lehrer es schon so betonte, dann würde er sich jetzt nicht mehr zurück halten. Dann würde der Mann vielleicht nicht mehr über ihn sprechen, als wäre er nur ein schwaches Kind. Bei allen Thestralen, Voldemort hatte er ja schließlich auch nicht NUR durch Glück besiegt!
 

So begann er sich knurrend und fauchend ernsthaft gegen die Zwangslage zu wehren.

Legte die Hände gegen die massive Holztür und drückte sich ab. Trat so gut es ging nach dem Mann hinter sich und schnappte in dessen Richtung, kaum dass er den Kopf ein kleines Stückchen mehr bewegen konnte.

Seine Haltung in soweit verbessert, dass er sich nur noch auf einen Arm stützte, streckte er den anderen nach hinten. Und tatsächlich erwischte er den Snape irgendwo an der Seite und vergrub seine zu Klauen veränderten Finger im Fleisch des anderen. Euphorie durchfuhr ihn, als dieser zischend den Griff lockerte, und nutzte den Moment um abzutauchen und geschwind hinter der Couch zum Stehen zu kommen. Mit siegessicher funkelnden Augen fixierte er den ziemlich angepisst wirkenden Professor.
 

“Vergessen, dass ich ein Vampir bin, Professor?” Herausfordernd legte der Potter den Kopf schief. “Ich heile Sie später gern wieder von den Folgen Ihrer Vergesslichkeit … nun ja… das Alter.” Schulterzuckend ignorierte er sein Unterbewusstsein, welches ihn anschrie, ob er lebensmüde wäre, denn der Meister der Zaubertränke und ehemalige Spion fand garantiert an die hundert Methoden, um ihn schmerzhaft um die Ecke zu bringen. Aber wenn Harry ehrlich war, dann hatte er lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Dieser ganz bestimmte Adrenalinstoß, welcher durch seinen Körper jagte wenn er sich mit dem Professor maß, ließ ihn sich lebendig fühlen. Es war einfach so vertraut und Normalität seit dem ersten Schuljahr dass er, mal mehr, mal weniger Konter gab und sie beide ihr ganz eigenes ‘Tänzchen’ aufführten.
 

“Sie kleiner Knallrümpfiger Kröterich!”, grollte es aus Richtung der Tür und Harry entschlüpfte ein leises Lachen.

“Ist das Ihre beste Beleidigung … Severus?”

Eine Hand auf die bestimmt ordentlich aufgeschlitzte Stelle gedrückt, knurrte der Professor ihn tief an: “Genauso arrogant und hochnäsig wie Ihr Vater!”
 

Kopfschüttelnd schnalzte Harry mit der Zunge.

“Aber, aber, Professor! Haben wir das nicht längst hinter uns gelassen?” Es waren ganz ähnliche Worte, wie der Schwarzäugige ihm auf dem Turm entgegen geworfen hatte.

“Ich bin NICHT mein Vater. Egal ob Sie, Sirius oder Remus ihn in mir sehen wollen: ICH BIN UND BLEIBE EINFACH NUR HARRY POTTER! ICH BRAUCHE KEINE VERSTÄRKUNG UM IHNEN DIE STIRN ZU BIETEN UND VERDAMMT, ER HATTE EIN KURZES, ABER DOCH WENIGSTENS NORMALES LEBEN!” Schwer atmend stützte sich der Vampir wider Willen auf der Sofalehne vor sich ab und senkte den Kopf. Allein Sirius Namen zu nennen, riss Wunden auf, von denen er gedacht hatte, dass sie verheilt gewesen waren. Wenn der Black ihn jetzt sehen würde, wie würde er reagieren? Würde er sich ebenso abwenden wie beinahe alle anderen? Oder hatte Sirius ihn wirklich wie ein Familienmitglied geliebt und würde nun an seiner Seite stehen, ihm helfen und Remus in den Arsch treten? Mit diesem zusammen dafür sorgen, dass Harry nicht durchdrehte?
 

Eine Hand, welche ihn am Kragen packte, über die Couch und schließlich auf den gefährlich knackenden Wohnzimmertisch krachen ließ, holte ihn aus den melancholischen Gedanken.
 

“Sie sollten endlich lernen, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, Mr. Potter. Sonst ist die Unkonzentriertheit irgendwann ihr Tod.” Ein diabolisch wirkendes Grinsen zierte das Gesicht des Lehrers.

“Lassen sie mich gefälligst los, verdammt! Was stimmt denn nicht mit Ihnen?”, fauchte Fixierter.
 

Ein kaltes Lachen war die Reaktion, ehe Harry mit Leichtigkeit empor gezogen und in den nahe stehenden Sessel geworfen wurde. “Was MEIN Problem ist? Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Potter.

Nicht ich bin es, der im Blutrausch-Modus herum wütet. Die Iris blutrot und die Eckzähne ausgefahren.

Nicht ich bin es, der stärkere Stimmungsschwankungen hat als eine Drachendame in den Wechseljahren!

Nicht ich bin es, der vorschnell reagiert, ohne auf die Fakten oder die Beantwortung der selbst gestellten Fragen zu warten.” Mit blitzenden Augen baute sich sein Lehrer vor ihm auf und irgendwas an der Ausstrahlung von diesem brachte Harry dazu, die Klappe zu halten. Snape schien kurz vor dem Explodieren zu stehen, dies verrieten Harry die zusammengebissenen Zähne, das Kneifen in die Nasenwurzel und auch das angestrengte Atmen. Hatte er den Schwarzhaarigen jemals so außer Kontrolle gesehen? Also wenn Snape jetzt meinte, er, Harry, würde unter Stimmungsschwankungen leiden, dann sollte der sich mal selbst im Spiegel betrachten. Nebenbei bemerkt musste das mit den Wechseljahren bei Drachen echt mal nachlesen.
 

“Mr. Potter, hören Sie auf gegen Ihr Wesen zu kämpfen. Akzeptieren Sie, wer und was Sie sind und stehen Sie dazu, welche Veränderungen nun in Ihrem Leben eingetreten sind. Das Blut trinken gehört nun mal dazu und sie hatten eineinhalb Jahre Zeit sich damit auseinander zu setzen. Warum also haben sie damit anscheinend immer noch Probleme und verwandeln sich in eine tickende Zeitbombe? In einen Süchtigen, der nur nach dem nächsten Schuss giert, obwohl er doch eigentlich clean werden möchte. Nur um es einmal in einer Muggelversion darzustellen.

Mr. Potter … Harry, hören Sie auf, sich das Leben schwer zu machen, sondern lassen sich helfen. Damit tun Sie nicht nur sich einen großen Gefallen.”
 

Mühsam beherrscht ließ sich der Ältere seufzend auf das Sofa fallen und Schweigen senkte sich über die Schwarzhaarigen. Beide versanken in ihren Gedanken, während sie damit zu tun hatten ihr Temperament unter Kontrolle zu bekommen.

Harrys Gedanken überschlugen sich geradezu. Hatte er Snape jemals so viel am Stück reden hören? Und dann nicht nur die Masse an Worten, sondern auch WAS der Mann gesagt hatte.
 

Benahm er sich wirklich wie ein Junkie? Nein, der Vergleich hinkte irgendwie. Er benahm sich eher wie ein Schmerzpatient, der sich die Leben erleichternden Medikamente versagte. Der lieber mit dem Nerven zerfressenden Schmerz lebte, als mit den eventuellen Nebenwirkungen der Medizin.

Wenn er Blut trinken würde, würde das Feuer welches er glaubte in seinen Adern zu spüren aufhören. Das ewig trockene Gefühl in seinem Mund und Rachen würde verebben und die Kraft zurückkehren.

Doch die Nebenwirkungen? Zum Beispiel die übermenschliche Kraft, welche ihm ehrlich gesagt Angst machte. Was, wenn er den Verzicht beendete und es ihn dann NOCH MEHR nach Blut lechzte, einfach weil es ihm plötzlich schmeckte? Weil er Gefallen und nicht Ekel damit verband?
 

Ja, Snape hatte Recht, es war genug Zeit vergangen, um mit der neuen Situation klarzukommen, und doch … doch war das alleine nicht möglich.

Das hatte er versucht und es war eskaliert. Es hatte schließlich damit geendet dass er, im Grimmauld Place 12 verschanzt, beschlossen hatte zu fasten.

Die reine Erinnerung daran, was im Blutrausch mit ihm geschah, sorgte dafür, dass er mit den grausamen Schmerzen und Launenschwankungen lebte und nur alle ein bis zwei Wochen trank.
 

Doch was … was, wenn er Hilfe bekam?

Während Severus langer Rede hatte er keine Lüge heraushören können, sondern eher Frust, Wut und … ja, auch Sorge. So ihn sein Gefühl nicht vollkommen täuschte, natürlich. Tief durchatmend löste er seine verkrampften, zur Faust geballten Hände. Schnell leckte er über die Verletzungen, welche er sich selbst in den Handinnenflächen zugefügt hatte, und hob den Kopf.
 

“Professor …” Angesprochener zog einzig eine Augenbraue hoch.

“Sie … Sie haben recht.”

“Dies ist mir bewusst, Mr. Potter.”

“Können Sie mich bitte einfach reden lassen? Das ist so schon schwer genug für mich. Also, bitte Klappe halten, ja?” Die zweite Augenbraue Snapes wanderte in Richtung Haaransatz, doch er schwieg.

“Sie haben recht, dass ich meine Umwandlung immer noch nicht akzeptiert habe. Dass ich Hilfe brauche, denn alleine kriege ich mich nicht unter Kontrolle.

In jedem der Texte, die ich über Vampire las, stand, dass die Hilfe eines anderen Vampirs brauchen, um das mit dem Blut und so zu erlernen. Am besten ist dabei der Erschaffer, da dieser durch die Verbindung am meisten Kontrolle über den Frischling hat. Der Erschaffer kann selbst einen vollkommen unkontrollierten Vampir mit nur einem Machtwort stoppen. Auf jeden Fall so die Schreiber nicht gelogen haben.”
 

“Haben Sie nicht”, kommentierte der Professor und setzte sich bequemer hin. Harry aufmerksam zugewandt. Für diesen war diese Geste der ausschlaggebende Punkt, an die Ehrlichkeit von Snape zu glauben. An das ehrliche Interesse ihm, wieder mal, zu helfen. Kam er wohl jemals wirklich von diesem Mann ‘los’?
 

“Ok … nur dann habe ich das nächste Problem, denn ich weiß NICHT, wer mein Erschaffer ist. Daher … also … würdenSiemirhelfen?”

“Bitte? Nicht nuscheln, Mr. Potter”, ermahnte der Ältere.

Räuspernd versuchte es dieser erneut.

“Ich fragte, ob Sie mir helfen würden?” Unsicher biss sich Harry auf die Unterlippe und linste zu dem Mann herüber.

Erneut senkte sich Schweigen über die Beiden. Von Sekunde zu Sekunde bereute Harry diese Frage mehr und war kurz, davor die Wohnung fluchtartig zu verlassen.
 

“Wie stellen Sie sich diese Hilfe vor, Potter?” Erleichterung durchströmte Angesprochenen. Es war immerhin kein sofortiges ‘Nein’.

“Nun …” Ja, was genau hatte er eigentlich erwartet? “Hmm, nun ja, Sie waren auch ein Teil von Voldemorts Geschwader. Vielleicht können Sie mir sagen, wer von denen alles ein Vampir war. Oh, und ein Tipp, wo ich diesen Jemand finden könnte, wäre auch nicht schlecht.”

“Ich stimme Ihnen insoweit zu, dass ich ein Spion beim dunklen Lord war. Jedoch kannte keiner von uns alle Anhänger. Die magischen Wesen unter ihnen waren nur dem Lord bekannt. Außer natürlich bei denen, die damit angaben wie beispielsweise Fenrir. Ansonsten hütete jeder diese Information so gut es ging. Niemand von uns wollte, dass ein anderer mehr als nötig über einen wusste, auch wenn wir auf der gleichen Seite standen.”

“Aber … wenn sie auf ihren ‘Einsätzen’ waren und dann plötzlich jemand Krallen und lange Zähne hatte, dann wussten doch alle Bescheid”, gab Harry stirnrunzelnd zu bedenken.

“Bei den Unvorsichtigen, ja. Bei einigen war es jedem, der regelmäßig Zeit mit dieser Person verbrachte, schnell klar, dass da ‘mehr’ war. So wird Sie die Information, dass Bellatrix im wahrsten Sinne ein Furie war, nicht wirklich überraschen.”

Trocken auflachend nickte der Potter. “Das ist ja alles schön und gut - oder halt nicht - aber das bringt uns nicht weiter. Zusammengefasst haben Sie keine Ahnung, WER mich gebissen haben könnte, richtig?”

Mit düsterem Blick nickte der Ältere, ehe dieser den Blick abwandte.
 

Seufzend ließ Harry den Kopf auf die Rückenlehne fallen. Wow … er hatte wirklich mal wieder unglaubliches Glück.

“Wissen Sie denn wenigstens von IRGENDEINEM Vampir in greifbarer Nähe? Diejenigen, welche für Voldemort bei der Schlacht kämpften, sind meiner Information nach tot, in Askaban oder ins Ausland geflüchtet und verstecken sich in Rumänien und Transsylvanien.”

“Da sind Sie richtig informiert, Mr. Potter. Jedoch haben Sie in diesem Punkt deutlich mehr Glück, wobei diese Information an Bedingungen geknüpft ist.”
 

Aufgeregt und doch stutzig richtete Harry sich wieder auf und fixierte den Schwarzhaarigen vor sich.

“Wie meinen Sie das, Professor? Was für Bedingungen sollen das bitte sein?” Nun fixierten in die schwarzen Augen des Lehrers.

“Wie lange haben Sie kein Blut zu sich genommen?”

Wow, bei diesem plötzlichen Themenwechsel konnte man ja nur verwirrt sein.

“Bitte?”, erkundigte sich der Potter daher blinzelnd.

“Wie lange?”, beharrte der Ältere nur ruhig.

Seufzend strich sich der Potter durch die Haare. “Acht Tage”, nuschelte er und zuckte mit den Schultern. “Vierzehn Tage ist mein Maximum, dann werden die Schmerzen zu stark.”

Nickend nahm der Lehrer diese Information hin, erhob einen Finger und lehnte sich leicht nach vorne.
 

“Die erste Bedingung ist, dass Sie mit dieser unsäglichen Abstinenz aufhören und anfangen damit klar zu kommen, dass das Blut trinken nun einmal zu Ihnen gehört. Sie sind ein Vampir und dies ist kein Zustand, der sich ändern lässt. Weder durch Magie noch Tränke. Es gehört nun zu Ihnen und macht Sie auch aus!” Nun war Snape wieder Vollblut-Lehrer.

“Ich benehme mich wie Remus, der hat Moony auch immer nur verleugnet und verflucht”, nuschelte der Potter voller plötzlicher Klarheit. Beschämt über sich selbst, senkte er den Kopf. Seinen Ehrenpaten machte er Vorhaltungen, dass dieser nicht mich sich ins Reine kam, dabei war er selbst nicht einen Deut besser. Was war er doch für ein verlogener Heuchler!
 

“Die zweite Bedingung ist, dass Sie mir sagen, was die Situation mit Ihren Freunden so veränderte. Was ist geschehen? Es muss nicht sofort sein, aber ich werde es so oder so in Erfahrung bringen. Bringen MÜSSEN, um Ihnen helfen zu können, und auch, um die Sicherheit aller Schüler zu gewährleisten.” Es war klar, dass der Stellvertretende Schulleiter aus Snape sprach. Es ehrte den Mann und doch … doch würde es wohl zu den schwersten Sachen gehören, denen er sich jemals stellen musste.

Es reichte schon jedes Mal, wenn er in einen schlafähnlichen Zustand fiel, von den Bildern daran verfolgt zu werden. Wenn er es aussprach … war es noch einmal eine ganz andere Situation. Realer.
 

Und doch nickte der Potter und fügte sich so auch dieser Bedingung.

Er brauchte - wollte - die Hilfe des Mannes, denn Harry vertraute auf die Fähigkeiten seines Lehrers. Wenn einer in all den Jahren einem verkappten Ritter in strahlender Rüstung am nähesten kam, dann niemand anderes als Severus Snape. Auch wenn die Rüstung schwarze Umhänge waren und auch gerade deswegen, weil alles heimlich aus dem Hintergrund geschah.
 

“Danke …”

“Wofür, Mr. Potter?”

“Sie wissen schon … für alles, was Sie in den Jahren für mich getan haben. Ohne Sie wäre ich wohl ziemlich früh ‘am Ende gewesen’. Auch habe ich Ihnen nie wirklich für die Hilfe während der Suche nach den Horcruxen gedankt. Da wäre ich definitiv am Ende gewesen. Sie haben in Rons Gegenwart einen Kommentar über Licht, welches einen zum Ziel führt, fallen gelassen.

Sie haben mir Ihren Patronus geschickt und so konnte Ron mich vor dem Ertrinken retten und wir mit dem Schwert das verfluchte Medaillon zerstören.

Also: Vielen Dank! Ohne Sie würde Voldemort immer noch auf dieser Welt wandeln, während ich Wolkentürme baue oder so.” Ehrlich lächelnd zwinkerte er dem Professor zu. Den Gegenkommentar, zu welchem dieser ansetzte, unterband er mit einem energischen Kopfschütteln. Der Hinweis, dass der Mann ihn eh nicht von seiner Meinung abbringen konnte, egal was er sagte, half wohl ebenso diesen zum Schweigen zu kriegen.
 

Oh man, soviel am Stück wie heute hatte er schon lange nicht geredet.

Einerseits tat es irgendwie gut und doch … doch verstärkte es den Hunger. Immer wieder bemerkte Harry, wie sein Blick in Richtung von Severus Hals wanderte. Zu der Vene, die nur so knapp unter der Hautoberfläche entlang lief. Wenn er sich jetzt konzentrieren würde, konnte er auch das Rauschen des Blutes in der tiefer liegenden Hauptschlagader hören.

Mit zusammengekniffenen Augen biss er sich auf einen Finger, um die erneut aufsteigenden Instinkte zu unterdrücken.
 

“Ich nehme Ihren Dank an, wenn Sie damit aufhören mich wie einen wandelnden Blutbeutel zu betrachten und hier und jetzt anfangen, die erste Bedingung zu erfüllen”, knurrte der Mann und als ein ‘Glonk’ ertönte, öffnete Harry blinzelnd die Augen.
 

Der Geruch und die Farbe des Blutes, welches in einem Scotchglas vor ihm auf dem Tisch stand, ließ ihm sofort die Eckzähne wachsen und der Hunger stieg, soweit möglich, noch mehr an. Bestimmt waren seine Augen auch wieder von diesem grausigen Rotton getränkt.

“Ich … Professor … ich kann nicht …”

“Bedingung, Potter. Sonst lasse ich Ihnen keine Informationen zu kommen. Es wird nichts geschehen und ich bin zwar nicht Ihr Erschaffer oder, entgegen all der Gerüchte, überhaupt ein Vampir, aber ich werde es schaffen, Sie zu bremsen.”

Mit zittriger Hand streckte der Jüngere die Hand zu dem Glas aus, zog sie jedoch kurz vorher wieder zurück.

“Es … ich spüre die Wärme durch das Glas.”

“Nun ja, kaltes Blut schmeckt laut meinen Informationen gar nicht. Es wird nicht dazu beitragen, Ihren Ekel zu überwinden. Vertrauen Sie mir, Mr. Potter.”

“Harry …”

“Wie meinen?”

“Harry. Hören Sie auf mit dem Scheiß ‘Mr. Potter’, Severus. Wenn auch nur, wenn wir unter uns sind. Ich habe den leisen Verdacht, dass wir in nächste Zeit mehr zusammen abhängen.”

“Meine Nerven”, jammerte der Professor leise, doch Harry hörte es trotzdem und musste leicht schmunzeln. “Nun, dann nehmen Sie nun das Glas, trinken und vertrauen mir, Harry.”
 

Und wieder tat er, was dieser Mann von ihm wollte. Begab sich ganz in die Hände des Älteren. Wenn er Severus nicht vertrauen konnte, wem dann?

Mit zittrigen Händen führte er das Glas schließlich an seine Lippen und nippte daran.

Gurrend schloss er die Augen und genoss den sich ausbreitenden Geschmack des Blutes in seinem Mund. Die Wärme welche sich mit jedem vorsichtigen Schluck weiter durch seinen Körper schob, tat ziemlich gut.

Schließlich öffnete er die Augen wieder. Auch wenn ihm seine Instinkte wieder einmal zuriefen keine Blutkonserve, sondern frisches Blut, voll mit Lebenskraft, zu saugen, schaffte er es doch auf dem Sessel sitzen zu bleiben.

Nebenwirkung Marke Vampir.
 

“Nun … dann mal raus mit der Information, Severus.”

“Weiter trinken und vor allem, sitzen bleiben oder ich hexe Sie fest”, mahnte der Mann und machte eine zurück scheuchende Handbewegung.

Irritiert bemerkte Harry, dass er bis an den Rand des Möbelstücks gerutscht und zum Sprung bereit war. Scheiße!

“Wäre vielleicht besser. T’schuldigung”, nuschelte der Jüngere und schob sich wieder zurück. “Ach … was ist übrigens mit der Verletzung? Soll ich …”

“Schon lange lange erledigt.” Kurz offenbarte der Ältere die gerötete aber doch verheilte Risswunde.
 

Schwer seufzend kniff Severus sich in die Nasenwurzel und ging nicht auf Harrys genuschelte Entschuldigung ein..

“Wie ich sagte, habe ich von einem Vampir in England Kenntnis. Was noch wichtiger ist, es ist ein Vampir, welcher Ihnen wohl ohne große Diskussion helfen wird und vor allem bei dem nicht direkt die Gefahr besteht, dass er Sie sofort zerfetzt.”

“Klasse”, kommentierte Harry trocken und nippte erneut.

“Diese Person ließ sich, im Gegensatz zu Ihnen, ganz bewusst verwandeln im Krieg.”

“Ok …” Skeptisch zog Harry eine Augenbraue empor. Wieso ließ man sowas machen? “Und wer ist dieser Kerl jetzt bitte?”, erkundigte er sich nun neugierig. In seinen Augen hatte der Kerl einen ‘an der Klatsche’, wie die Muggel sagten.
 

“Sie kennen ihn, Harry.”

“Echt?” Stirnrunzelnd nahm Harry noch einen Schluck

“Es ist niemand anderes als Lucius Abraxas Malfoy.”
 

Und zack, war der Professor von oben bis unten mit Blut bespuckt.

Verwirrung

Hustend wischte sich Potter das Blut aus dem Mundwinkel und von herzhaftem Lachen begleitet hob er eine Hand.

“Sorry, Professor. Aber selbst Schuld. Knallen mir so eine Information einfach vor den Latz.” Grinsend den Kopf schüttelnd erhob er sich. “Glückwunsch, Professor. Um ein Haar hätten Sie mich dran gekriegt. Nun versuchen Sie es am ersten April doch einfach nochmal.” Keck zwinkerte er dem Älteren zu. “Ich denke, ich geh dann mal besser. Mein Dank bleibt natürlich bestehen. Auch dafür, dass ich so viel Spaß hatte wie schon lange nicht mehr.” Nochmal lächelte er den Mann ehrlich an und wandte sich in Richtung Ausgang. Sarkasmus mochte nicht zu der Situation passen, zu seinem erlittenen Schock jedoch sehr gut. Also wirklich. Lucius Malfoy und ein Vampir. Tzz! Dieser versnobte Reinblüter?
 


 

Severus glaubte im falschen Film zu sein, wie die Muggel zu sagen pflegten.

Er haderte schon seit einiger Zeit damit, Lucius und Harry zusammenzuführen, damit sie sich halfen. Vor allem Lucius fühlte sich ein wenig verloren, was jedoch nicht weiter verwunderlich war. Zumindest für jeden, der den blonden Mann wirklich kannte.

Narzissa befand sich immer noch auf einer Weltreise, von welcher Lucius vorzeitig zurückgekehrt war. Als Vampir fühlte sich dieser einfach am wohlsten im neu renovierten Malfoy Manor - in seinem Zuhause . Draco hatte, seit oder vielleicht durch die Finalschlacht, eine gehörige Portion Selbstbewusstsein sowie Eigenständigkeit entwickelt, und war nicht mehr mit dem verwöhnten Papakind von damals zu vergleichen. Ehrlich gesagt war Severus ziemlich stolz auf sein Patenkind.

‘Konzentrier dich, Severus’, mahnte er sich selbst. Der junge Vampir vor ihm war eine härtere - oder dümmere - Nuss, als er geglaubt hatte.
 

Der Junge beliebte doch zu scherzen mit dieser Aktion! Nicht nur, dass der Bengel ihn von oben bis unten mit Blut bespuckt hatte, welches er nur grob von seinem Gesicht wischte, sondern der Potter plapperte auch noch wie ein überdrehtes Augurey. Was im Namen aller Tränkemeister seit Merlin erzählte der Dummkopf von April?

Und dann wurde es ihm bewusst. Harry ging felsenfest davon aus, dass die Information über Lucius ein Witz war. Ein Ausbruch von Severus seltsamen Humor oder was auch immer.

Woher nahm Harry eigentlich die Unverfrorenheit, SO mit ihm, Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin, ehemaliger und ausgezeichneter Doppelspion, aber vor allem ewiger Babysitter des grünäugigen Monsters vor ihm, zu reden? Er war der Typ, der Schüler in Angst und Schrecken versetzte und das mit einem einzigen Blick.
 

Und jetzt? Jetzt wurde er von niemand anderem als diesem Rotzblag namens Harry James Potter zum Narren gehalten! Oh, der sollte sich gar nicht erst an den Gedanken gewöhnen, diese Gemächer allzu schnell wieder zu verlassen! Ein tiefes Grollen bahnte sich seine Kehle empor und im gleichen Moment, als dieses seinen Lippen entwich, feuerte er mit seinem Zauberstab einen schwarzmagischen Zauber ab.
 

Er sah, wie der Junge ob des Geräusches wegen herum wirbeln wollte, die Hand automatisch zum eigenen Zauberstab wandernd, doch zu spät! ‘Zu langsam, Potter!’, ging es dem Snape gehässig durch den Kopf. Der Zauber tat, was er sollte, er fügte dem Jungen einen leichten Schnitt auf der Wange zu und das ausgetretene Blut zeichnete, vermischt mit Severus Magie, ein rotes ‘X’ auf die Eingangstür.
 

“Ich sagte doch, du gehst nirgendwohin, Harry, und jetzt setz dich gefälligst wieder hin. Ich kann hier auch ganz andere Seiten aufziehen!”

Seine Stimme ließ keinen Zweifel, dass dies Versprechen und Drohung zugleich war.
 


 

“Äh … was?” Vollkommen perplex legte Harry eine Hand auf die Wange, starrte ungläubig auf sein eigenes Blut, welches diese anschließend zierte und blickte zwischen Hand und Tür hin und her. Harry kam einfach nicht mehr hinterher, was hier zwischen ihnen beiden ablief.

Eben noch hatte er enttäuscht gemeint, dass der Ältere ihn an der Nase herumgeführt hatte, und jetzt?
 

Jetzt hatte der Mann einen schwarzmagischen Spruch auf ihn gehetzt. Ihn verletzt und dadurch einen verdammt wirksamen Verriegellungszauber geschaffen. Er mochte den genauen Spruch nicht mitbekommen haben, aber doch konnte er die dunkle Energie tief in sich fühlen und zudem hatte er die Isolation gut genutzt, indem er die Bibliothek im Grimmauld Place durchgearbeitet hatte. So war er an eine Menge Informationen über die schwarze Magie gekommen. Hatte dieses Wissen geradezu in sich aufgesaugt. Was hatte er auch sonst mit seiner vielen Zeit tun sollen? Nur vor dem Fernseher hocken oder im Garten arbeiten wurde mit der Zeit doch etwas … öde. Und wenn er eins sofort akzeptiert hatte, dann dass er jetzt als schwarzmagisches Wesen galt.
 

“Jetzt setzten Sie sich endlich, Harry!”

Taumelnd und zu sehr aus dem Konzept gebracht, kehrte Angeblöffter zu dem Sessel zurück. Konnte Severus sich zudem vielleicht mal bezüglich Laune und Anrede entscheiden?

“Sie … Sie haben mich verletzt … und hier eingesperrt, mit meinem eigenem Blut.”

“Ihr Talent, das Offensichtliche zu sagen, ist mal wieder faszinierend”, schnarrte der Professor.

“Aber … was … wie … war das mit Mr. Malfoy etwa doch kein Scherz?”, brachte Harry mühsam stotternd über die Lippen. Verdammt, warum schaffte es Snape immer und immer wieder ihn so dermaßen aus dem Konzept zu bringen? Das hier mochte keine Kleinigkeit sein und doch … doch sollte Harry inzwischen mit solchen Aktionen rechnen, oder?

Sollte er nicht mit Attacken aus dem Hinterhalt rechnen, gerade von Menschen, welchen er vertraute oder vertrauen wollte?
 

Langsam hob der Potter seinen Kopf und blickte unsicher zu dem Professor hinüber. Die Verzweiflung und auch die Resignation waren immer noch deutlich spürbar. Ebenso allerdings auch … “Es war kein Scherz von Ihnen?”

Hoffnung.
 

Der Entschluss, sich einzig und alleine von dem Zaubertranklehrer helfen zu lassen, hatte sich tief in ihm festgebrannt. Gab ihm, warum auch immer, einen Sinn an dem ganzen Mist. Ok, und DER Gedanke ergab überhaupt keinen Sinn, doch ihm fiel momentan auch nichts besseres ein.
 

“Glauben Sie, Mr. Potter, dass jeder Lehrer dieser Schule Blut zwischen den Weinvorräten stehen hat? Glauben Sie, jeder Lehrer setzt sich freiwillig und relativ entspannt mit einem unkontrolliertem Jungvampir in einen Raum? Verriegelt diesen sogar noch?”
 

Irgendwie waren die Worte des Lehrers logisch, und gegen seinen Willen ebbten die Widerstände in ihm ab. Er kam zur Ruhe. Kurz kam in ihm die Frage auf, ob Snape irgendwas in das Blut gemischt hatte - Beruhigungsmittel oder so - doch er verwarf den Gedanken wieder. Fokussierte sich auf die Worte des nun wieder ruhigeren Mannes schräg vor sich.
 

“Antworten Sie auf meine Fragen, Mr. Potter.”

Doch Harry schüttelte nur mit dem Kopf. Fing an, den Stoff seines Umhangs durch die Finger gleiten zu lassen. Eine Marotte, welche er schon seit der Kindheit sein Eigen nannte: Bei Unsicherheit oder Überforderung mit der Kleidung spielen.
 

“Gut, also sagen Sie mir, welche Gründe es sonst für diese Dinge geben würde.” Wie schnell dieser Mann doch im ‘Lehrer-Modus’ war.

“Nun …”, setzte Harry an, stockte jedoch und nahm überlegend noch einen Schluck aus dem Blutglas. “Nun, es könnte immer noch die Möglichkeit bestehen, dass Sie sich wirklich einfach nur einen seltsamen Scherz erlauben. Dass Sie sich diesen Abend später immer und immer wieder im Denkarium ansehen und mächtig viel Spaß haben?” Letzteres mehr eine Frage.

“Nächster Versuch”, kam es von der Lehrer-Front.

“Ähm … es ist ein Test?”

“Vielleicht auch”, gab der Mann zu, machte jedoch eine auffordernde Handbewegung.

“Also dann… dann fällt mir nur ein, dass sie Recht haben und Lucius Malfoy wirklich ein Vampir ist.” Als dieses typische süffisante ‘Snape - Lächeln’ auf dem Gesicht des Älteren eintrat, wusste er, dass dies alles hier wirklich kein Scherz war. Mal ganz davon abgesehen, dass sein Gryffindor’scher Übermut mal wieder mit ihm durchgegangen war, nein. Mit einer Blamage mehr oder weniger konnte er relativ leicht leben.

Aber die Bedeutung dieser Aussage war so… so… groß. Kam so unerwartet und war so weitreichend. Wieso hatte sich der blonde Mann damals freiwillig wandeln lassen? Wie ging es ihm damit?
 

“Harry James Potter, hätten Sie vielleicht die Güte mir Ihr Ohr schenken?” Es war dieser überspitzt höfliche Ton Snapes, der Angesprochenen aus den Gedanken holte.

“Sorry, Professor, was haben Sie gesagt?”

Kellertief und auch ein wenig erschöpft seufzte der Ältere und fuhr mit der Hand durch seine schwarzen, langen Haare. “Ich sagte … ach egal, lassen wir das. Sie hören eh nicht zu. Bei Merlin, meine Nerven.” Mit gequältem Gesichtsausdruck stand der Mann auf und schritt zum hell brennenden Kamin herüber. Den Rücken in Richtung Harry gedreht und anscheinend vollkommen in der Betrachtung der tanzenden Flammen vertieft.
 

Was für ein Abend. Voll mit den widersprüchlichsten Gefühlen, Reaktionen und Informationen, die beinahe für ein ganzes Leben reichten.

Grübelnd nahm Harry das Blutglas in die Hand und kuschelte sich tiefer in den Sessel. Einen tiefen Schluck aus diesem nehmend, bemerkte er erst jetzt, dass dieses sich automatisch nachfüllte.

Eigentlich … ja, eigentlich war es gar nicht so verkehrt hier bei Severus in der Wohnung zu entspannen und dabei einige leckere Tropfen Blut zu trinken. Gut … jetzt mussten nur noch die Gesprächsthemen besser und Blut lecker werden, bemerkte er zynisch grinsend. Nach einem erneuten Schluck blickte er Severus an, auch wenn er nur dessen Rücken sah.
 

“Severus? Du meinst wirklich, dass Lucius Malfoy mir helfen wird?” Reine Hoffnung schwang in dieser Frage mit.

“Ja, das meine ich sehr wohl.”

“Und das, obwohl Draco und ich … nun ja, unsere Probleme hatten? Obwohl wir eigentlich auf der jeweils anderen Seite im Krieg standen?”

“Ja, meine ich.”

“Nun … dann glaube ich dir und … und ich vertraue dir.”

Stille trat zwischen ihnen ein, während das laute Knacken eines unter den Flammen brechenden Holzes durch den Raum hallte.
 

“Ich denke … ich denke, ich bin jetzt wieder genug ‘ich’, um ins Bett zu gehen. Würdest du bitte die Blockade lösen?”

Was doch ein wenig Blut ausmachen konnte. Nicht nur spürte er dieses Brennen, Reißen, Ziehen, Stechen und sonstigen Mist nicht mehr, sondern seine Gefühle hatten sich ebenfalls beruhigt.

Auch wenn die Instinkte immer noch nach einer Vene bettelten und sein Vampir nun bestimmt schmollte, es ging ihm besser. Nicht zuletzt auch dadurch, dass er einen ganzen Teil seiner Wut herausgeschrien hatte.
 

Kurz bevor er die nun grün schimmernde Tür erreichte, drehte er sich noch einmal herum.

“Würdest … würdest du Remus sagen, dass er mir fehlt? Dass ich mich sehr darüber freuen würde, wenn er meine Briefe nicht einfach unbeantwortet zurück schicken würde? Ich verstehe ja, dass er - der Werwolf -, mich, den Vampir hasst, verabscheut oder was auch immer … aber er fehlt mir so unglaublich. ” Der letzte Teil nicht mehr als ein Flüstern und doch war ein knappes Nicken die Antwort.

“Danke.”

Oh man, so auseinander gehen wollte er eigentlich nicht.

Es war so viel ungesagt und ungeklärt.
 

“Mr. Potter.” Es war Severus feste Stimme die ihn beim Tür öffnen innehalten und herumdrehen ließ. “Ich wüsste nicht, dass wir im Sandkasten miteinander gespielt haben und auch nicht, dass ich das ‘Du’ angeboten haben.”

Mit hochgezogener Augenbraue drehte sich der Mann endlich herum.

“Aber trotzdem werde ich mit Remus, sowie auch mit Lucius reden. Sobald ich Informationen habe, werde ich eine Eule schicken oder so.”

“Danke”, gab Harry strahlend zurück und hatte für einen kurzen Moment den Wunsch Severus dafür in die Arme zu springen. Aber er beherrschte sich, denn damit kam er vielleicht doch nicht mehr so gut davon. Vor allem nicht nach all dem, was er sich heute Abend schon geleistet hatte. Besser, er verschwand nun in den Turm.
 

“Gute Nacht, Severus”, meinte er nickend.

Doch bevor er die Tür wieder hinter sich schließen konnte, drang Severus Stimme erneut zu ihm heran.

“Harry, du kommst morgen wieder?” Eine Frage, kein Befehl.

Schnell steckte er den Kopf nochmals durch den Türspalt.

“Aber klar, Severus. Bis morgen und träum was schönes.” Ein letztes Zwinkern und zurück blieb ein verwirrter Professor vor dem Kamin, während ein junger Vampir leicht irre grinsend in seinen Turm raste, als wäre die Inquisition hinter ihm her.
 


 

Zurückgebliebener versuchte zu ergründen, WAS genau hier heute Abend passiert war. Klar war nur, dass es damit endete, dass er mit dem Potter zum ‘Du’ gewandelt war. Gut, eigentlich lag dies auch einfach nur an den ungehobelten Manieren des Jüngeren, aber egal. Nun war es so und Severus hatte nicht vor, diese Tatsache zu ändern. Natürlich galt dies nur im privaten Bereich und dessen war sich der junge Vampire hoffentlich bewusst. Ansonsten … ja, ansonsten musste sich Gryffindor wohl von einigen Punkten verabschieden. Einigen vielen Punkten. Diabolisch-vorfreudig grinsend, kehrte er dem Kamin komplett den Rücken zu.
 

Es war die Nacht von Freitag auf Samstag und auch wenn es noch nicht Mitternacht war, steckten ihm die letzten Tage wirklich in den Knochen. Er mochte seine persönlichen Kriegsfolgen gut verarbeitet haben und damit auskommen, jedoch machte das Alter es trotzdem nicht besser.

Als alt konnte er zwar maximal bei den Muggeln durchgehen, so er sich unter diese mischte und darauf konnte er wirklich verzichten.

Harry hingegen hatte sich wohl in der Zeit bis Schulbeginn reichlich mit Muggelkram beschäftigt. Wer war dieser - wie hatte der Junge ihn noch genannt? - Ichabode Crane?
 

Leichte Schuldgefühle kamen in dem Snape empor, denn er hatte kaum einen Gedanken an Harry verschwendet während der letzten beinahe zwei Jahre. Er war zu beschäftigt mit sich selbst gewesen und hatte sich auf verschiedenste Quellen verlassen. Quellen wie die Weasley-Granger-Kombi und Remus. Tja, nun wusste er, dass er sich auf den falschen Hippogreif gesetzt hatte. Und wer hatte wieder einmal darunter leiden müssen?

Genau, Harry! Wie makaber es doch war, dass der Junge, welcher sie gerettet hatte, von allen Seiten mit Füßen getreten oder für den Sieg in den Himmel gelobt wurde.
 

Scharf zog er die Luft ein und ein Kloß bildete sich in seinem Magen, als ihm bewusst wurde, dass er Mitleid mit dem Kleinen hatte.

MITLEID MIT EINEM POTTER! Dass ihm dies einmal passieren würde, hatte er bisher beim besten Willen auch nicht geglaubt. Leise über sich lachend, zauberte er Briefpergament, Feder und Tinte herbei.

So gern er auch schlafen wollte, wusste er doch, dass sein Kopf noch lange keine Ruhe geben wollte. Dass die Gedanken noch lange hin und her flogen und viele ‘Was wäre wenn’- und ‘Hätte, könnte, würde, wenn’-Szenarien ausmalen würde, ehe er an Schlaf denken konnte.
 

So schrieb er zuerst an Lucius, dass er morgen mit diesem reden musste, und ließ dem Anderen gnädigerweise frei, wo und wann sie sich treffen wollten. Der Brief an Lucius war zwar förmlich, aber doch persönlich genug, um jedem zu zeigen, dass diese beiden Männer sich nahe standen.
 

Der Brief an Remus jedoch war eine ganz andere Nummer.
 

“Remus,

ich komme morgen zu dir und wenn du mir nicht aufmachst oder verschwunden bist, erlebst du dein blaues Wunder!
 

Severus”
 

Oh ja, er war stocksauer auf den Lupin.

Dass dieser Harry von sich stieß, obwohl jener den Mann so sehr brauchte, war da quasi nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Länger würde er sich von dem älteren Werwolf nicht mehr hinhalten lassen! Genug war genug und irgendwann ließ sich ein Severus Snape nicht mehr hinhalten und aus dem Leben des Lupins sperren!

Überraschung 1

Nur noch für wenige Stunden befand sich Severus im Wochenende, denn es war bereits Sonntag Spätnachmittag. Die Herbstsonne zeigte noch einmal was sie konnte und ließ Bäume und Blätter leuchten. Der große See Hogwarts wirkte als wenn er glitzern würde. Vor allem dann, wenn der Krake, Wasserwesen oder ein Fisch kurz die Wasseroberfläche durchbrachen und Wasser verspritzten. Aus dem Verbotenen Wald drang der Geruch von Moos, Pilzen und wurde von den verschiedensten leisen und lauteren Geräuschen untermalt. Hin und wieder erklang das Schuhen von Eulen, welche immer wieder den Himmel mit ihrer Silhouette verschönerten.

Allgemein konnte man dieses Szenario wohl als ‘malerisch’ bezeichnend. Als harmonisch und beruhigend, und das allein schon von einem kleinen Hügel, zwischen Schule und See, aus.

Deswegen hatte er Harry - verdammt, in seinen Gedanken nannte er den Jungen nur noch beim Vornamen - auch direkt auf dem weitläufigen Gelände Hogwarts gesucht und gar nicht erst innerhalb der Mauern.

 

Aus dem gestrigen Gespräch hatte er herausgehört, wie sehr Harry die Natur mochte. Auch wenn sie eigentlich nur wenige Floskeln ausgetauscht hatten, ehe jeder in ein Buch vertieft war. Rückwirkend hatte Severus zerknirscht bemerkt, dass er gerne mehr von dem Jungen erfahren hätte, als dieser mit Müh und Not erzählt hatte. Zwar war der Sinn dieses Abends erfüllt worden, denn Harry hatte drei Gläser Blut zu sich genommen, doch davon abgesehen … war es angenehm, aber nicht erfüllend.

Oh verdammt, das Verschwinden von Voldemort hatte ihn wirklich mehr verändert als gedacht. Er brachte da vollkommen falsche Wörter mit Harry in einem Satz in Verbindung. Ach was, er schuf, beziehungsweise ließ vollkommen seltsame Situationen mit dem kleinen Schwarzhaarig zu.

Würde er je von dem Jungen los kommen?

 

Kopfschüttelnd setzte sich der Hauslehrer Slytherin wieder in Bewegung und folgte seiner Nase um den Jungen zu finden. Auf dem Weg zum Versteck dieses, fauchte er eine Gruppe Hufflepuff an, nicht herum zu lungern und zog drei ihm nicht weiter bekannten Gryffindor Punkte ab, weil diese verdächtig in Richtung Verbotenen Wald rannten. Sich selbst auf die Schulter klopfend, den eigenen Ruf wieder einmal untermalt zu haben, ging er schließlich am Ufer des Sees entlang. Einen schnellen Blick und Illusionszauber später, verschwand er leise zwischen großen, dornigen Büschen welche diesen Teil des Ufers versteckten.

 

Kurz hielt er inne, als er den Grund seiner Bemühungen entdeckte.

Mit angezogenen Beinen saß der junge Vampire auf einem großen Stein und schien entweder vollkommen in seinen Gedanken oder im Anblick des Sees versunken zu sein. Jedenfalls zeigte der Jüngere keine Anzeichen dafür dass er Severus gehört hatte.

Und wieder kroch in Severus ein Bedürfnis hoch, welches er so nie gefühlt hatte. Nicht in Verbindung mit Harry Potter. Es war das Bedürfnis, diesen in die Arme zu schließen und den verloren wirkenden Jungen zu trösten,beschützen … was auch immer. Oh bei Merlins Bart, er brauchte mehr Schlaf. Irgendwas stimmte so gar nicht mit ihm!

Ein stechender Geruch drang in seine empfindliche Nase und ließ ihn nießen. Doch der Junge reagierte auch nun nicht. Seltsam! Sehr seltsam!

Langsam ging er näher, den Blick nicht von dem Schüler nehmend. Wer wusste schon ob der Kerl nicht nur wieder auf einen seiner ‘Trips’ war und ihm im nächsten Moment an die Gurgel sprang?

 

Am Fuße des Steins stehend, welcher ihm bis zur Hüfte reichte, beobachtete er den Jüngeren und nun sah er auch alle Gründe dafür, dass Harry ihn weder gehört noch gerochen hatte. Kopfhörer in den Ohren und eine Zigarette in der Hand, an welcher der Junge gerade zog. Seit wann rauchte der Bengel denn?

Mit einem Schnipsen ließ er den Glimmstengel verschwinden und endlich kam mehr Leben in den Vampir. Hektisch und verwirrt blickte sich der Jungvampir um. Als der Blick dann auf Severus fiel, tauchte Resignation auf dem jungen Gesicht auf.

Ok, so ging das nicht mehr weiter mit diesem depressiven Gemütszustand, denn das war nicht Harry James Potter!
 

 

Die Musik voll aufgedreht, zog Harry entschlossen an seiner Zigarette. Die wievielte es war, wusste er nicht und was änderte dieses Wissen schon? Er merkte nur die Vorteile und eventuelle Nebenwirkungen verschwanden recht schnell wieder. Da war es tatsächlich praktisch ein scheiß Vampir zu sein.

Doch diese beiden Dinge waren es, die ihn den Alltag am besten durchstehen ließen. Die Musik übertönte all die Umweltgeräusche und der stechende Zigarettenrauch beschäftigte die Nase genug. Mit diesen Dingen kam sich Harry beinahe normal vor, denn seine ‘Superkräfte’ waren mehr oder weniger ruhig gestellt.

Doch plötzlich und vollkommen unerwartet verschwand die Zigarette aus seinen Fingern und hektisch blickte er sich um. Dann fiel sein Blick auf den Mann, den er gerade gar nicht sehen wollte. Vollkommen ruhig, mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue stand niemand anderes als Severus neben ihm. Ach verdammt!

 

Sich selbst verfluchend, dass er sich hatte erwischen lassen von der Kerkerfledermaus, nahm er die Kopfhörer aus den Ohren.

“Äh … hi? Auch ne Runde verstecken vor all den Idioten? Am Zutaten suchen oder nur frische Luft schnappen?” Plappernd versuchte der Jüngere die Situation zu überspielen. “Also hier hat man nen echt schönen Blick auf den See und manchmal kommt der Kraken hier nah an die Oberfläche.” Fahrige Handbewegungen deuteten in Richtung See. Entschuldigend blickte er den Älteren an, biss sich auf die Unterlippe und hoffte dass die Strafpredigt nicht zu laut ausfiel.

 

“Na los, rutsch mal nen Stück”, kam es seufzend von dem Anderen und perplex blinzelnd tat Harry dies. Mit einem schon beinahe grazilen Sprung landete der Lehrer auf dem großen Stein, öffnete einige Knöpfe und setzte sich schließlich neben Harry. Dieser glaubte gerade im falschen Film zu sein und konnte den Professor nur ungläubig anstarren. War er irgendwie in ein Paralleluniversum geraten oder hatte jemand den Mann verhext? Die Frage kam ihm in letzter Zeit eindeutig zu oft in den Sinn.

 

“Nun hör schon auf zu starren wie ein Mondkalb”, schnaubte der Slytherin, den Blick auf den See vor ihnen gerichtet.

“Sorry”, nuschelte der Gryffindor und drehte sich ebenfalls in Richtung des Gewässers. Entspannte sich von Moment zu Moment mehr und lauschte den Atemgeräuschen . Wie hypnotisiert ließ er sich von Severus Herzschlag fesseln.

 

“Du weißt, dass diese Zigaretten nicht gut für dich sind?”

“Ja … aber sie helfen mir. Musik und Zigaretten helfen die Gelüste zu kontrollieren. Dann höre und rieche ich das Leben um mich nicht so.

Und ja, ich habe auch schon verschiedene Zauber mit ähnlichen Funktionen ausprobiert. Jedoch sind diese entweder zu umständlich und nervig für den Dauergebrauch oder sie zerren an meiner Magie, sodass die Gelüste um so stärker werden. Dass die scheiß Blutlust nur mehr an mir zehrt. So oder so, bringt es also keine Erleichterung.”

 

Warum er Severus gegenüber gerade so offen war, wusste er nicht so genau. Aber schließlich hatte er vor zwei Tagen beschlossen sich von dem Mann helfen zu lassen und diesem zu vertrauen. Da hatte dieser in seinen Augen Ehrlichkeit verdient. Zusammen würden sie wesentlich besser vorankommen, als getrennt.

 

“Verstehe. Dann freut es vielleicht zu hören, dass Lucius bereit ist sich mit uns zu treffen.”

“Wirklich?” Aufgeregt drehte sich der Potter herum.

“Wirklich und wenn du magst, können wir jetzt noch los.”

“Wirkliiich?” Die Stimme inzwischen mehr ein Quietschen als alles andere.

“Hörst du überhaupt zu?” Grummelnd wandte sich nun Severus zu ihm herum und fixierte ihn aus dunklen, blitzenden, Augen.

“Äh ja … sorry. Ich bin nur total baff”, gestand Harry und lächelte schief.

“Na dann, auf. Ich habe noch Tränke auf dem Feuer und habe somit nicht den ganzen Tag Zeit”, bestimmte der Professor und war schneller als erwartet wieder auf der festen, trockenen Erde angekommen.

“Ok, dann mal los. Wie kommen wir ins Malfoy Manor?”, erkundigte sich der Junge und sprang neben Severus.

“Ganz einfach”, hörte Harry gerade noch, dann verschwand die Welt in Wirbeln und dem Gefühl durch einen Tunnel gezogen zu werden.

 

Keuchend krallte sich Harry an seinem Begleiter fest. Oh, wie er Apparieren doch verabscheute. Klar, es war besser als flohen, allein schon weil man sich dabei nicht so einsaute, aber trotzdem mochte er es absolut nicht. Aus Erfahrung wusste er, dass die latente Übelkeit noch eine ganze Zeit sein Begleiter war für den Rest des Tages.

 

“Gehts?”, erkundigte sich sein Rettungsanker und hielt den Schwarzhaarigen am Oberarm fest, als dieser nochmals schwankte.

“Ja … wird schon gehen.” Noch einmal atmete Harry tief durch und trat ein wenig aus Severus Reichweite. Zu peinlich war ihm diese Situation gerade.

Während er versuchte die Nebenwirkungen des Apparieren unter Kontrolle zu bekommen, blickte er auf das Manor vor ihnen.

 

“Es … es ist anders als beim letzten Mal”, gab Harry seine Meinung bekannt.

“Nun, das mag daran liegen dass nun noch die Sonne scheint, sie freiwillig hier sind und zudem eine umfangreiche Renovierung stattgefunden hat”, meinte Severus und ging auf das große schmiedeeiserne Tor zu. Auf einen Wink des Älteren schwang dieses auf und gab den beiden Gästen den Weg zur Villa frei.

 

Staunend und den Blick neugierig immer wieder von Rechts nach Links huschend lassend, folgte Harry dem Snape. Das Manor war gar nicht so unheimlich, wie er es in seiner Erinnerung gespeichert hatte. Aber gut, beim letzten Mal waren er und seine Freunde hierher verschleppt worden und hatten eine menge Mist durchgemacht. Diese Erinnerungen waren es auch gewesen, die ihn die letzten beiden Tagen beschäftigt hatten.

Die Rückkehr in dieses Manor ließ ihn Hermines Schreie, vermischt mit Bellatrix irren Lachen, immer und immer wieder hören. Vor allem im Schlaf konnte er nichts dagegen tun und so hatte er es einfach so gut es ging vermieden zu schlafen. Beziehungsweise hatte er sich Weckzauber installiert, welche ihn davon abhielten in die Rem-Schlafphase eintreten zu können.

 

“Nicht trödeln, Mr. Potter.”

“Ach, jetzt sind wir wieder beim Nachnamen?”

“Na wenn du dich benimmst wie ein Schüler bei seiner Einschulung auf Hogwarts: selbst Schuld.”

“Was kann ich dafür, dass die Malfoys hier alles auf links drehen? Freu dich doch, dass ich nicht schreiend davon renne und wippend in irgendeiner Ecke sitze”, gab Harry spitz zurück und biss sich sofort auf die Lippe. Mist, da war ihm schon wieder mehr raus gerutscht als er gewollt hatte.

“Bin ich. Bin ich wirklich”, antwortete Severus ernst und drehte sich leicht zu ihm herum. “Dann würden die Anderen nämlich gewinnen.”

 

Die Anderen? Welche Anderen? Und…  war das gerade ein verkapptes Kompliment von dem Professor? Allein der Gedanke daran gab ihm ein gutes Gefühl.

Lautes Pochen drang durch den Moment der Schweigen, ehe sich die große Haustür lautlos öffnete und eine grimmig dreinblickende Hauselfe erschien.

 

“Ja?”, grummelte das knautschige Wesen. Nur um sofort freundlicher gestimmt zu wirken, als es erkannte wer vor ihm stand. “Mr. Snape, Jamius freut es Sie wieder zu sehen. Welch ungewohnte Art ...

“Wir, Mr. Potter und ich, sind hier um Lucius zu sprechen. Er weiß Bescheid”, schnarrte der Mann dazwischen und die beiden Gäste wurde von dem diensteifrig nickenden Elfen eingelassen.

“Jamius wird Master informieren. Bitte, nehmen Sie Platz.”

 

Ohne dass Harry es wahrgenommen hatte, waren sie zu einem kleinen Raum geleitet worden, der an die Eingangshalle grenzte.

Neugierig blickte er sich um. Eine Sessel-Sofa Kombination, ein kleiner Beistelltisch, magische Zeitungen und in einem kleinen Regal waren einige Bücher ausgestellt. Natürlich alles Bücher geschrieben von Zauberern. Alles andere wäre auch absolut unpassend für einen Malfoy. Wobei, was war überhaupt noch ‘typisch Malfoy’?

 

Noch ehe sich die Tür wieder öffnete, roch Harry, dass es Lucius Malfoy war, der gleich hereinkommen würde. Warum genau, wusste er nicht mal, denn es war ja nun nicht so dass er jemals bewusst auf den Geruch des blonden Mannes geachtet hatte. Nein, definitiv nicht!

Und doch … doch war dieses Duftwasser, welches schon durch den kleinen Türspalt in den Raum schwappte, einfach so passend. Doch auch das stärkste Parfüm war nicht in der Lage, den ‘Vampirgeruch’ zu überdecken. Bisher hatte Harry darüber nun gelesen. Nun, heute hatte er die Möglichkeit für praktische Erfahrungen. Ebenso nicht zu vergessen all die Informationen, welche ihm der andere Vampir zukommen lassen konnte.

 

“Ah, Severus, mein alter Freund.” Elegant wie immer schritt Lucius Malfoy in den Raum. Der Unterschied war, dass er ein kleines Lächeln auf den Lippen trug und dem Tränkemeister eine Hand auf den Oberarm legte.

“Hallo Mr. Potter, schön Sie hier begrüßen zu dürfen.”

“Mr. Malfoy, hallo und danke für die Einladung.”

“Lucius.” Nickend erwiderte der ältere Schwarzhaarige die Berührung und schien den blonden Vampir zu mustern. “Du siehst gut aus. Anscheinend funktioniert dein Unterfangen?”

“Das Kompliment kann ich nur zurück geben. Und ja, tut es. Es läuft, trotz einiger Fehlschläge, ganz zu meinem Wohlgefallen.”

 

Harry, welcher ein wenig außerhalb dieser Begrüßungsszene stand, wollte am liebsten mit den Augen rollen. Immer dieses hochnäsige Getue und dann dazu diese Sprechweise. Wirklich … waren die beiden im falschen Jahrhundert stecken geblieben? Und was begrabbelten die sich da eigentlich die ganze Zeit? Schnaubend verschränkte der Jungvampir die Arme vor der Brust. Sollte es bei diesem Besuch nicht um IHN, und nicht um die beiden, gehen? Was auch immer die miteinander am Laufen hatten, Harry wollte davon weder was wissen und erst recht nicht live mitbekommen!

Er spürte, wie sein Wutlevel stieg, als dieser blonde Beißer immer noch die Hand an Severus hatte. Oh diese verdammten, scheiß dreckigen Reinblüter, glaubten wirklich dass …

 

“Ach, Mr. Potter. Schön dass wir uns nun endlich einmal treffen. Vielleicht können wir nun endlich einen Neuanfang beginnen. Bitte, folgt mir.”

Diese samtene und gleichzeitig so ölige Stimme des Malfoys riss Harry aus seinem mentalen Gefluche. Vollkommen aus dem Konzept gerissen stolperte er hinter den beiden Älteren her.

Aufklärung bei Lucius

“So, bitte setzt euch doch. Möchtet ihr etwas? Jamius!”

Während der Elf erschien, musterte Harry von seinem Sessel aus den anderen Vampir. Sah der eigentlich schon immer so … gut aus? Nun ja, das war wohl typisch Malfoy, selbst als Monster sahen sie gut aus. Wie Ungerecht!

“Nein, danke”, meinte Harry ohne den Blick von dem Anderen zu nehmen. Er spürte wie sein Wesen den anderen als Vampir erkannte und war gespannt. Der einfache Grund war, dass Vampire sich gegenseitig oftmals als Konkurrenz um Revier oder Beute sahen und es schneller ausuferte, als man gucken konnte. Ein Grund warum es in einem Land oftmals nur einen großen Clan gab, der mit Mühe und Not und mit Leichen aufgebaut worden war. Es gab halt immer wieder Fehlschläge, wen Untergebene und wen das Clanoberhaupt als ‘passend, nützlich und ungefährlich für den Clan’ einschätzte. Oder halt nicht und diese Person musste oftmals ihr vampirisches Leben lassen. Russland sowie Rumänien waren nur zwei Länder welche ihm auf Anhieb einfielen und Clans besaßen.

Ein weiterer Grund war, dass er…  ja was genau fühlte er eigentlich wenn er Lucius und Severus beobachtete?

 

“Nun wir sollten nicht lange um den heißen Brei herum reden. Findet ihr nicht auch?” Lucius Stimme holte Harry aus den Überlegungen. Warum sah er den Blonden Mann nicht prinzipiell als Feind? Schließlich waren sie es während des Krieges gewesen und auch nicht nur einmal aneinander geraten.

Der Elf erschien mit dezentem Knall wieder und brachte eine Karaffe voll Blut und eine mit Wein, wie Harry sofort erschnupperte. Schneller als er sehen gucken konnte, hatte Severus eines der beistehenden Gläser mit dem Lebenssaft gefüllt und ihm in die Hand gedrückt.

 

“Wie ich dich kenne, hattest du heute noch nichts.” Dunkle Augen blickten ihn bestimmt an.

“Ja, aber ich hab doch erst gestern …”

“Der Deal. Denk an unseren Deal.”

“Ich halte ihn ja anscheinend ein, denn sonst wären wir nicht hier, oder?”, gab Harry trocken zurück.

“Was nicht heißt, dass wir jetzt damit aufhören. Also trink!”

 

“Keine Sorge Mr. Potter. Es ist freiwillig gespendetes Blut und dazu 0 negativ. Vielleicht lässt diese Info Ihre Vorbehalte sinken. Sie werden es gut vertragen”, unterbrach der Malfoy das aufkommende Streitgespräch.

Stirnrunzelnd blickte Harry zwischen dem Glas und dem Blonden hin und her. “0 negativ? Vertragen?”

 

“Zuerst einmal, wollen wir nicht auch zum ‘Du’ übergehen, Harry? Wenn Sie mit Severus diesen Schritt geschaffen haben, sollten wir es doch auch schaffen, was meinen Sie?”

Verdutzt blinzelnd ob des Themenwechsels, stimmte der Jüngere zu und so besiegelten sie dies mit einem Handschlag. Lucius Haut schien genauso warm wie seine eigene zu sein.

“Harry”. “Lucius”. Kurz und schmerzlos und so saßen schließlich alle wieder, sodass Malfoy erneut das Wort erhob.

 

“Du fragtest eben bezüglich der Blutverträglichkeit nach. Es ist wie bei jedem Menschen, ob Muggel oder Zauberer ist egal, dass nicht jede Blutgruppe vertragen wird. Bekommt man eine Blutspende, wird die eigene Blutgruppe bestimmt und die fremde Spende muss die Eigene sein oder eine mit den wenigsten Nebenwirkungen. Beim menschlichen Blut sind es vor allem unterschiedliche Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, welche wie Antigene wirken. Das Immunsystem bildet Antikörper und es kommt zu diesen Kreuzreaktionen wie zum Beispiel das Verklumpen.

Ganz ähnlich ist es bei uns Vampiren.

Bei uns verklumpt das Blut zwar nicht, aber es wird nur schwer durch den Körper transportiert und wir bekommen nicht das volle Potenzial des Blutes. Auf Dauer laufen wir auf Sparflamme und besitzen einen größeren Hunger. Ebenso fühlen wir nach der Nahrungsaufnahme Schmerzen in Form von Bauch- und Kopfschmerzen. Ebenso kann sich dies auf den Gemütszustand auswirken. Die Intensität hängt dabei von der Menge und ebenso vom Alter des Vampirs ab.”

 

Jetzt wo Lucius dies sagte, ergaben die Schmerzen welche er bei früherem Trinken verspürt hatte, plötzlich Sinn.

“Und dieses 0 negativ Blut macht dies nicht? Das Blut bei dir ist auch diese Sorte, oder?” Bei den Fragen blickte Harry zwischen den beiden Älteren hin und her.

“Beides kann ich mit ja beantworten, Harry. Ich gab Severus dieses Blut für den Fall der Fälle, dass ich ihn besuche. Der Grund ist ebenso, wie bei den Blutspenden. Blut der Gruppe 0, positiv wie negativ, gelten als so genanntes Universalblut, da sie sich mit den anderen Blutgruppen vertragen. Du kannst dir vorstellen was dies bedeutet?”

 

“Dass Menschen mit dieser Blutgruppe ziemlich beliebt sind?”, riet der junge Vampir. Das Nicken des anderen Wesen ließ ihn weiter grübeln. “In einer Arztserie habe ich gehört, dass gerade negatives Blut sehr selten sind. Was macht dann ein Vampir, welcher die Blutgruppe AB negativ braucht? Laut der Serie ist dies die seltenste Variante. Hat der dann einfach ‘Pech’ gehabt? Und wie erkenne ich überhaupt ob jemand die richtige Blutgruppe hat?”

“Nun in diesem Fall sollte der Vampir ein Vorrat mit diesem Blut anlegen, für den Notfall, und ansonsten bei anderem negativ Blut bleiben. Für uns ist nicht die Blutgruppe sondern der Rhesusfaktor, also sprich ob negativ oder positiv, wichtig.”

“Das ist jetzt aber nicht wie mit der Magie, sprich schwarzer und weißer Magie, oder?”, platzte Harry dazwischen.

Die trockene Antwort von Lucius ließ ihn die Augen aufreißen.

“Genau so ist es. Negativ verträgt sich besser mit schwarzer sowie grauer Magie, und positiv mit weißer.”

 

Grübelnd nippte der Jungvampir an dem Glas und tatsächlich, es schmeckte wie das Blut in Severus Räumen. Wenn man wusste worauf man zu achten hatte, merkte man es. Niemand sprach es aus, doch Harry war sich sicher dass es auch den beiden Erwachsenen klar war, was diese Aussage bedeutete. Für Harry bedeutete. Nämlich dass er gar nicht so ‘weiß’ war, wie alle dachten. War er von Geburt an kompatibel mit dunkler Magie? War es durch die Verbindung mit Voldemort gekommen … oder gar durch sein ganzes beschissenes Leben? Wenn ihn all der Mist schon vom Verhalten und den Gedanken her düster hatte werden lassen, warum dann nicht auch seine Magie? Von dem unbedarften, von den Verwandten gemobbten, schüchternen Jungen war nun wirklich nicht mehr viel übrig.

Wenn er alleine an den Sectumsempra Spruch dachte, welchen er nicht nur gegenüber Draco gesprochen hatte … es hatte sich nicht schlecht, sondern nur anders angefühlt diesen schwarzmagischen Spruch zu sprechen. Im Fall Draco war es einfach schlechtes Gewissen gewesen, denn damals wusste er noch nicht um die Macht des Zaubers. Kopfschüttelnd versuchte er die Gedanken zu verscheuchen. Darüber konnte er später immer noch nachdenken. Der Hauptgrund war allerdings, dass er nicht wieder den aufgeschlitzten, Blut überströmten, Draco vor seinem inneren Auge sehen wollte. Ja, er besaß deswegen immer noch ein reichlich großes schlechtes Gewissen. Egal ob er mit Draco gesprochen und dieser ihm verziehen hatte.

 

Stumm trank er langsam von dem Blut, lehnte sich zurück und beobachtete die beiden anderen Männer.

Die Worte welche die beiden leise miteinander wechselten interessierten ihn dabei weniger, als die Interaktion der beiden miteinander. Wenn man wusste, dass die beiden Freunde waren, sah man die Vertrautheit. Nur wie weit diese Vertrautheit ging, dessen war sich Harry nicht sicher. Aber das würde er schon noch rausfinden. Irgendwie - irgendwann. Doch dieser Anblick der Gelöstheit auf Severus war etwas, das ihn zugleich erfreute und wurmte. Wie gerne würde er ebenso dieses leise Lachen hören, wenn sie beide zusammen in Severus Hogwartswohnung zusammen saßen. Wie gerne würde er einfach Zeit mit Severus verbringen, weil dieser es wollte und nicht nur weil dieser es als eine erneute Pflicht sah?

Woher kamen diese Gedanken? Warum jetzt? Warum überhaupt? Es brachte doch eh nichts so etwa zu wollen, denn für Snape würde er wohl ewig das ‘wandelnde Magengeschwür’ bleiben um dass sich der Ältere aufgrund irgendwelcher Versprechungen kümmern musste. Musste, nicht wollte und somit ein himmelweiter Unterschied. Energisch stürzte er den Rest des Blutes geradezu herunter und schüttete sich sofort nach. Vielleicht half dies ja den aufkommenden Knoten in seinem Hals fortzuspülen.

 

“Warum hast du dich freiwillig beißen lassen?”, platzte Harry einfach zusammenhangslos heraus.

“Was? Ach so, ich dachte Severus hätte es dir erklärt.”

“Nicht meine Geschichte, Lucius. Das kannst du gefälligst selbst erzählen”, schnarrte der Schwarzhaarige im üblichen Ton.

“Nun … Grumpy, warum gehst du nicht nach deinem Trank gucken und ich kläre Harry auf?” Erkundigte sich Lucius und selbst Harry hörte die Aufforderung hinter dieser Frage. Severus anscheinend auch, denn der Blick wurde finster.

“Noch einmal brauche ich diese Story auch wirklich nicht hören”, giftete der Tränkemeister, leerte sein Weinglas und erhob sich galant.

“Aufklärung bei Lucius Malfoy”, kicherte Harry und unterdrückte den aufkommenden Lachanfall indem er sich auf den Zeigefinger biss. Der Blick welcher ihn Severus zuwarf machte die Sache nicht besser.

“Du klärst ihn über deine Geschichte auf und mehr nicht, verstanden?”, mahnte der Ältere noch einmal, als er an der Tür angekommen war.

“Was sonst, Sex? Keine Sorge, das braucht niemand mehr”, frotzelte Harry und brach letztendlich in Gelächter aus, als ein fluchender Severus den Raum geradezu fluchtartig verließ.

 

“Es ist wirklich interessant … “, murmelte der Blonde.

“Ent … entschuldigung”, kicherte Harry, atmete mehrmals tief durch und versuchte es erneut. “Was ist so interessant?”

“Euer Verhalten. Wie Hund und Katz und doch … vertraut. Eingespielt. Beschützend.”

“Hmm … man kennt sich lang genug, hat sich gegenseitig das Leben gerettet, ausgesprochen und Severus hat in seinem Leben nichts anderes getan, als mich zu überwachen und beschützen.” Das war für Harry die logischste Erklärung.

“Hmm… nun, weg von euch, so interessant ihr beiden auch seid. Du wolltest wissen warum ich mich habe verwandeln lassen.”

“Ja und darauf bin ich echt gespannt, denn ich kann es mir nicht so recht erklären.”

 

“Nun, eigentlich ist es ganz einfach: Ich tat es um meine Familie zu beschützen.”

“Aber … ihr seid doch abgehauen …” Er hatte die Familie doch selber weggeschickt, nachdem er Draco am Kragen vom Schlachtfeld gezogen und in Narzissas Arme geschubst hatte.

“Das stimmt und doch war nicht nur Hogwarts, sondern auch drum herum alles in Kämpfe verstrickt. In Hogsmead rannten wir in eine Horde wütender Todesser und ich schaffte es gerade so Frau und Sohn in ein noch halbwegs stehendes Gebäude zu scheuchen und dieses zu versiegeln. Doch dann stand ich da. Alleine gegen eine Gruppe wütender Menschen die nichts zu verlieren hatten. Die irgendwem die Schuld an allem geben mussten und wer ist da besser geeignet als ein Verräter?” Ein bitteres Lächeln zierte die Lippen des anderen Vampirs und Harry konnte ihm leider nur zustimmen. Kannte er dieses Verhalten doch nur zu gut.

“Ich kämpfte, doch ich trug bereits zahlreiche Verletzungen davon. Meine Kraft war immens durch all die vorherigen Kämpfe geschwächt, während ich genau wusste, dass ich siegen musste um das Leben meiner Familie zu retten. In dem Moment, als alles verloren schien, tauchte ein befreundeter Vampir auf, begriff die Lage und gab mir die Wahl. Mich verwandeln und gemeinsam kämpfen oder sterben.”

 

“Und da aufgeben nicht zu den Stärken eines Malfoys gehören …”, mutmaßte Harry schmunzelnd.

“Genau so ist es. Darum leben meine Familie und ich. Auch wenn ich dafür diese Bürde trage. Wobei, inzwischen sehe ich es nicht mehr so.”

“Du … du kannst stolz auf dich sein. Nicht jeder hätte sich so entschieden. Vor allem weil auf das Überleben der Umwandlung nicht sicher ist. Ich glaube, viele hätten aufgegeben oder die Flucht ergriffen. Du jedoch, hast dich allem gestellt. Für deine Familie.” Es war Bewunderung welche aus Harry sprach.

 

“Hättest du jemals aufgehört gegen Voldemort vorzugehen?”, erkundigte sich Lucius sanft aber bestimmt.

“Ähm … was? Nein, natürlich nicht”, antwortete Harry perplex.

“Nun, und warum?”

“Weil Voldemort vielleicht richtig lag mit der Gleichstellung von Schwarz und Weiß, sowie der Eingliederung der magischen Wesen, jedoch nicht mit dem ‘Wie’. Er war zu radikal, ließ nicht mit sich reden und hat alles nur noch schlimmer gemacht. Voldemort war eine Gefahr für all die, welche mir wichtig sind und waren. Genug von mir wichtigen Personen sind durch ihn gestorben. Ich musste doch irgendwas tun. Irgendeiner musste sich ihm doch entgegen stellen.”

“Wenn dazu gehört hätte, dass du zum Vampir wirst, wärst du diesen Schritt gegangen?”

Ohne zu überlegen, bejahte Harry dies.

“Nun, warum bist du dann nicht auch stolz auf dich? Du hast dies größtenteils sogar ohne den Vampirismus geschafft. Und vielleicht hast du alles was nach dem Biss kam, nur durch diese Hilfe geschafft, schon mal daran gedacht?”

“Du meinst … ich konnte Tom nur töten, eben weil ich ein Vampir geworden bin?”

“Wer weiß. Vielleicht. Vielleicht auch nicht, aber solange Niemand das Gegenteil beweisen kann, würde ich es an deiner Stelle so sehen. Du hast soviel mehr gerettet. Ich mag meine Familie gerettet haben, du jedoch hast die magische Welt von einem Monster befreit.”

Leise gestand Harry: “Ich habe erstmal gar nicht gemerkt, dass ich gebissen wurde. Ich hatte so einige Handgemenge, wurde gekratzt und sonst was. Erst nach dem Kampf als das Adrenalin abflaute wurde es komisch.”

“Siehst du, umso beachtlicher ist deine Leistung”, war Lucius nüchterne Meinung und Schweigen senkte sich über die beiden. Harry dachte über die Worte von Lucius nach, welche irgendwie Sinn ergaben. Er spürte förmlich, wie die Abneigung gegen seinen Zustand schrumpfte. Lucius ließ ihn in Ruhe die Gedanken sortieren, auch wenn der Potter den Blick des Vampir auf sich liegen spürte.

 

“Und trotzdem … habe ich gemordet”, flüsterte der Jungvampir schließlich, stellte das Glas ab und zog die Beine auf das Sesselpolster.

“Ja, hast du. Ein Mord zum höheren Wohl.”

“Mord, bleibt Mord.” Tatsache blieb, dass man sich auch einfach Voldemort hätte unterwerfen können und dieser somit zur Ruhe gekommen wäre. Ok, eine These mit großem VIELLEICHT und EVENTUELL, aber trotzdem eine Alternative zu Mord.

 

“Lucius, darf ich dich noch etwas fragen?” Das Kinn auf den Knien und die Arme um die Beine, fixierte er den ihm gegenüber sitzenden Mann. Aufmunternd lächelte dieser ihm zu und nickte.

“Warum … warum hast du zugestimmt, mir zu helfen? Wir waren Feinde …”, gab Harry ein weiteres Bedenken bezüglich Lucius Verhalten bekannt.

“Nun, ich könnte es jetzt bei einem einfach ‘als Gegenleistung’ oder ‘Dankbarkeit’ oder gar ‘weil Severus es so wünscht’, belassen. Doch ich finde, du hast die Wahrheit verdient. Natürlich spielen die drei genannten Punkte eine Rolle, jedoch ist der Hauptantrieb rein egoistischer Natur.”

“Hä?”

Seufzend strich sich der Blonde durch die Haare und erhob sich um ans Fenster zu treten. Die Hände waren auf dem Rücken gefaltet, während der Blick anscheinend ziellos in die Ferne schweifte.

Neugierig beobachtete der Jungvampir dieses Verhalten. Die Melancholie, welche der Andere ausstrahlte, war beinahe greifbar.

 

“Narzissa genießt ihre neue Freiheit. Draco hat immer noch Probleme mit meiner Verwandlung, vor allem weil ich ihn nicht ebenso verwandeln will. Er soll erst wissen wie sich das Leben anfühlt, so ohne Krieg. Nun … jedenfalls sind es die egoistischen Wünsche nicht immer alleine zu sein und vor allem eine neue Aufgabe zu haben, die mich dir helfen lassen.” Mit einem billigen, verzehrten Abklatsch eines Grinsen blickte ihn Lucius über die Schulter gewand an. “Nicht sehr Malfoy like, nicht wahr?”

 

Langsam gab Harry seine Schutzhaltung auf und trat schließlich neben den Älteren ans Fenster.

“Es ist die Einsamkeit, welche mich am meisten stört. Ich habe kaum noch Freunde. Siri ist tot, Remus meidet mich und der Rest verehrt mich oder hat Angst. Ich verstehe, wie es dir geht. Hey, ich suche sogar freiwillig die Nähe von Severus, nicht sehr Potter like, nicht wahr?”

Kurz sahen die beide sich an, ehe sie gemeinschaftlich auflachten.

 

“Du warst für mich nie ein Feind, Harry. Du warst für mich ein Kind, welches mit viel zu viel Verantwortung beladen und schließlich als Schlachtfigur in den Krieg geschickt wurde. Also, darf ich dir helfen?” Schlecht versteckte Hoffnung schwang in dieser Frage mit.

Konnte Harry dem Mann trauen? An dessen Wahrhaftigkeit glauben? Tief in sich hineinhorchend, spürte er zwar die Angst wieder einmal hinters Licht geführt zu werden, aber Lucius war so ehrlich es ging zu ihm. Und irgendwie ... mochte er diese Seite des Familienoberhaupt. Ein Mann, welcher alles für die Familie tat und sie mit seinem Leben beschützte. Wenn der Kerl erstmal aufgetaut war, sprach er auch nicht mehr als würde ein Besen in seinem Hintern stecken.

“Wenn du mich erträgst und ich dir ebenso helfen darf, gerne”, antwortete der Jüngere und zwinkerte dem Älteren zu.

“Deal”, stimmte der blonde Vampir nun warm lächelnd zu und reichte Harry die Hand.

“Deal”, gab Harry ebenso grinsend zurück und schlug ein.

 

In dem Moment, als sie ihre Abmachung besiegelten, spürte Harry ein Kribbeln und wollte schon erschrocken seine Hand wegziehen, doch Lucius hinderte ihn daran.

“Nicht. Keine Angst, dein Wesen hat meins nur als Mentor und Freund anerkannt. Was alles viel einfacher macht.”

“Och. Ähm … wow. Cool”, stotterte Harry und kämpfte gegen den Drang an, sich gegen Lucius zu lehnen.

Zu seiner Rettung flog in diesem Moment die Tür wieder auf und Severus rauschte mit wehendem Umhang herein.

 

“Ah, wie ich sehe, sind sich die Herren einig geworden. Sehr schön. Lucius, es tut mir leid, wir können leider nicht zum Essen bleiben. Minerva braucht mich und Mr. Potter wohl in der Schule.” Langsam kam der Schwarzhaarige näher.

Seufzend löste der blonde Vampir die Hand und nickte. Der kurze stumpfe Ausdruck in dessen Augen, gefiel Harry nicht wirklich. Warum auch immer das so schnell ging, aber sein Vampir hatte den Malfoy akzeptiert und so wollte er einfach nur dass dieser zufrieden war. Wie bei jedem, der ihm wichtig war, wollte er keine trostlosen Augen sehen. Ob er diesen ‘Helferkomplex’ wohl jemals ganz ablegen konnte?

Langsam legte er dem Anderen eine Hand auf den Oberarm und lächelte diesem entschuldigend entgegen. “Ich komme wieder und dann erklärst du mir, wie ich die passende Blutgruppe herausfinde und auch später erkenne. Die Antwort schuldest du mir noch!”

“Einverstanden. Bis dahin nur der Rat: Lass die Zigaretten weg. Die beeinträchtigen den Geruchssinn, und haben auch nicht die gleiche schädliche Wirkung wie bei Menschen, aber sie verkleben doch kurzzeitig deine Blutgefäße. Also, Finger weg, verstanden!” Streng blickte Lucius ihn an und konnte nur baff nicken. Elendiger vampirischer Geruchssinn!

 

“Los Potter, ich habe keine Lust auf eine schlecht gelaunte Direktorin”, schnarrte der Tränkeprofessor knurrig dazwischen, schnappte nach Harrys Arm und riss ihn so von Lucius fort.

“Hey, ich bin doch kein Stofftier! Bis dann Lucius.” Winkend wurde der Potter aus dem Raum gezogen.
 

 

Die gespielten Gehässigkeiten, welche sich dieses ungleiche Duo an den Kopf warfen, wurden immer leiser. Lucius hingegen stand noch einige Zeit am Fenster und blickte auf die vorbei fliegenden Blätter.

Dieses Treffen war kurz gesagt so ganz anders verlaufen, als er erwartet hatte. Es war dieses Verständnis in Harrys Augen, welches ihn dazu gebracht hatte so offen zu reden. Es war diese Unsicherheit, welche ihn dazu brachte, den Jungen solche Fragen zu stellen. Jetzt wusste er was Narzissa damals gemeint hatte, als sie sagte, man musste den Jungen einfach mögen.

Selbst nach all dem was der Kleine durchgemacht hatte, besaß er ein gutes Herz und verfluchte nicht Gott und die Welt. Er besaß eine Schläue und Weitsicht und im gleichen Moment eine solche Naivität.

Auflachend wurde ihm bewusst, dass der Junge der ihn gar nicht kannte, nicht nur direkt anerkannt hatte, sondern ihn auch noch versucht hatte zu trösten. Draco hatte Recht, der Junge war der geborene Held.

 

Ein Held, welcher voller düsterer Gedanken und Selbstzweifel steckte. Der so sehr auf das Wohl aller anderer bedacht war, dass er sich selbst vergaß. Und dies würde er dem Junge austreiben.

Er würde dem Jungen, der immer nur für andere aber nie für sich gekämpft hatte, zeigen wie es war wenn jemand für ihn da war.

Verdammt, Alucart hatte ihn genau davor gewarnt. Der Moment in dem sein Vampir sich einen Schützling seiner Art suchen würde. Lucius hatte zwar nur mit einem Ohr abwinkend zugehört, aber doch meinte er sich erinnern zu können, dass dieser Beschützerinstinkt nur stärker wurde und vor allem nicht mehr umzukehren war. Sein Vampir hatte sich für eine Clanbildung mit Harry entschieden! Und kaum war er sich dessen bewusst, spülte eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit die Sorgen davon und füllten das Gefühl der Leere in ihm auf.

Irgendwie kam ihm der Verdacht auf, dass Severus noch zu einem Problem werden würde. Er hatte das Blitzen in den Augen genau gesehen. Oh, das würde noch wirklich interessant werden.

Überraschung 2 mit Geschichte

“Sag mal, spinnst du jetzt vollkommen? Was soll denn das Theater? Ich wäre doch mitgekommen ohne dass du versuchst meinen Arm auszurupfen!”, fauchte Harry kaum dass er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Der Kopf rauschte vom Apparieren. Doch sein Begleiter antwortete gar nicht erst, sondern drehte sich einfach um und ging langsam davon. “Ähm … das hier ist definitiv nicht Hogwarts”, stellte Harry fest, kaum dass er sich seiner Umgebung bewusst wurde.

“Scharfsinnig wie eh und je. Na los, komm. Ich hab da noch eine Überraschung für dich.”

Perplex folgte Harry dem Professor. Wo waren sie hier?

  Angekommen waren sie auf einem kleinen Fleckchen Gras in einem Wald. Kaum dass sie diese Bäume hinter sich gelassen hatten, musste Harry die Augen zusammenkneifen. Das satte Grün vor ihnen blendete geradezu. Wo auch immer sie gelandet waren, hier strotzte die Natur nur so vor Kraft und Leben. Eine kreischende Möwe segelte über ihre Köpfe und der Geruch des Meeres drang schwach in Harrys Nase.

 

“Wo sind wir hier? Am Meer? ” Doch der Mann vor ihm schwieg und schritt einfach zielstrebig weiter. “Wo sind wir, Severus? Sind wir überhaupt noch in England?”

Gebannt überblickte Harry dieses Wust aus verschiedenen Grüntönen und ließ alles auf sich wirken. Das leise Rauschen vom Meer, kreischende Vögel, blökende Schafe, Stimmen - laut und leiser - und … war dass das Geräusch einer Eisenbahn? Waren sie an einem Abschnitt des Hogwarts Express? Aber der Zug fuhr doch nur am Anfang und Ende eines Schuljahres, oder nicht?

 

Lautes Bellen und Fauchen, holte Harry aus den Gedanken und ehe er sich versah, steckte er anscheinend mitten in einer Meinungsverschiedenheit. Mühsam und perplex versuchte er gleichzeitig die Katze davon abzuhalten in Angst sein Gesicht zu zerkratzen, während er mit dem Fuß den anderen Vierbeiner abwehrte. War er hier in einem schlechten Film geraten? Warum musste die Katze gerade auf SEINEM Arm Schutz suchen? Das blöde Viech war direkt, laut fauchend, im Bogen an Severus vorbei gelaufen und hatte ihn angesprungen.

  “Ey! Mistvieh! Könnt ihr euren Streit mal woanders klären? Severus, jetzt hilf mir doch mal!”

Hatte dieses Fellbeutel mehr Beine als normal? Himmel, die Pfoten waren ja überall! Wäre er ein Normalsterblicher, würden ihm die ganzen Kratzer wohl einige Probleme bereiten. “Verflucht, Hund verschwinde. Katze, du auch! Severuuuuuuuuuuus! Auaaa!”

“Na los, verschwindet.” Man hörte die Genervtheit sehr deutlich heraus.

Fauchen und Knurren, jedoch in Severus Richtung, was Harry von dem Versuch die Katze aus den Haaren zu kriegen ablenkte.

“Oh nein, ihr Fellknäule ohne mich!” Knurrend schritt der Erwachsene bedächtig näher, den Blick zwischen den beiden Tieren hin und her schwenkend.

Fazit der Aktion: Hund switchte von Knurren und Bellen, auf Winseln und Ducken. Katze geriet von Angst in Panik und versuchte nun kopflos die Pfoten aus den Haaren zu kriegen. Schließlich, unter einem schmerzhaften Ruck, war das fauchende Ding befreit und verschwand in Richtung einiger Häuser. Der Hund schoss, nach einem letzten Blick zu Severus, mit neuem Elan hinterher.

 

“Notiz an mich: Auf Haargel in Zukunft verzichten! Merlin, selbst das Schlachtfeld war ungefährlicher. Argh, die Heilung dieser Minikratzer kitzelt. Du hättest mir echt mal früher helfen können!” Motzend und murrend klopfte sich Harry den Schmutz von der Kleidung.

“Warum sollte ich sofort einschreiten? Ich kann ja nicht ahnen, dass du der Bewältigung dieses Problems nicht mächtig bist, sondern wie ein ordinären Muggel quietscht und Aua rufst”, gab Ermahnter unbeteiligt zurück.

“Machst du dich gerade über mich lustig?”, genervt fixierte Harry den Erwachsenen. Lässig, und mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht, verschränkter dieser die Arme vor der Brust. “Aber nein. Mit nichten!”

Schnaubend machte Harry klar, wieviel er von dieser Aussage hielt. Nämlich nichts!

“Ich mache mich ebenso über dich lustig, wie du dich vorhin über mich im Manor.” Damit drehte sich Severus herum und schritt weiter in Richtung des nur ihm bekannten Ziels. “Na los, komm.”

 

Mit großen Augen blickte der Jüngere dem Älteren hinterher.

Das konnte doch nicht Snapes verdammter Ernst sein, oder? Echt jetzt, der Kerl hatte zugesehen und das nur als ‘Spaß’? Um Harry den Sexkommentar heimzuzahlen? Der Kerl war aber auch eine alte Miesmuschel.

Ohhhh, da hatte der Professor sich aber den falschen Gegner ausgesucht. Garantiert! Denn Harry war der Jung-Erwachsene. Ein Teenager quasi, mit mehr Lebenserfahrung als manch Erwachsener und dafür umso weniger Kindheit. Erfahren in der Welt des Fernsehen und dazu noch ein Vampir. Die wichtigsten Bonuspunkte jedoch, waren die Freundschaften zu den Weasleyzwillingen, Draco und Blaise … die hatten unglaubliches drauf was ‘heimzahlen mit Stil’ anging.

 

“Wirklich, Severus, solch ein Verhalten hätte ich nicht von dir erwartet.” Mit gespieltem Tadel joggte er hinter dem Mann her.

“Warum? Du bist nicht nur Magier, sondern auch Vampir. Kann unser kleiner Held sich etwa nicht mehr gegen Haustierchen wehren?” Die dunklen Augen funkelten, als Severus kurz zu ihm rüber blickte.

Genau dieses Funkeln war es auch, welches Harry davon abhielt den Mann zusammenzustauchen. Der Kerl hatte Spaß und meinte es nicht gemein oder abfällig. Er wirkte frei und beinahe ausgelassen.

“Das waren Tiere! Also ernsthaft … Tiere verfluchen geht gar nicht!”, schnappte Harry zurück. Rief sich dann jedoch zur Räson, denn Streit wollte er jetzt wirklich nicht haben. Severus gute Stimmung sollte ruhig noch anhalten. “Zudem kann ich meinem ewigen Retter doch nicht die Chance nehmen, mir wieder Mal den Hintern zu retten”, zwinkernd gab Harry den ‘Spielball’ zurück an Severus. Sollte der sich alte Mann ruhig in Sicherheit glauben.

 

Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, beobachtete Harry neugierig die Umgebung. Hogwarts mochte große Ländereien und den Verbotenen Wald haben, doch trotzdem war das nichts gegen diese Gegend.

Sie gingen einen Trampelpfad entlang. Anscheinend vom Meer weg, denn das Möwengeschrei war hinter ihnen eindeutig lauter. Um sie herum erblickte Harry erst in einiger Entfernung Häuser, ansonsten Felder und Schafe soweit das Auge reichte. Es war einfach ein schöner, von warmer Meerluft erfüllter und leicht bevölkter Tag.

“Severus, wo sind wir hier?” Warum er flüsterte, wusste Harry nicht. Aber diese naturische ‘Übermacht’ wirkte so beruhigend und beängstigend zu gleich. Beinahe erwartete er dass irgendwelche magische Tierwesen hervor kamen. Feen und Elfen passten hier doch hervorragend hin. Irland ha! Genau, sie waren in Irland!

 

“Wales”, zerstörte Severus Harrys neueste Erkenntnis.

“Wales? Ähm … was machen wir hier? Und wo in Wales? Das ist ja nun nicht gerade klein! Wenn ich mich recht erinnere, ganz grob, einundzwanzigtausend Quadratkilometer groß. Ach was red ich mir den Mund fusselig ...”

Schnell war der Zauberstab gezogen, doch zum Sprechen des Ordnungszauber kam Harry nicht.

“Zwanzigtausendsiebenhundertfünfunddreißig, um genau zu sein. Wir sind in Nordwales - Bezirk Gwynedd - Stadt Tywyn und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nicht zauberst, sondern deine Magie bedeckt hälst!” Streng blickte Severus ihn an. Der Typ meinte es ernst. Warum war die Frage? Doch so eloquent und wohl formuliert diese Frage auch in seinem Kopf war, hinaus brachte er nur ein Nicken und irritiertes “Hä?”. Die Hand auf seiner, lenkte viel zu stark ab. Er wollte sie zugleich abschütteln und Fauchen und doch … doch würde er das Gefühl gerne länger spüren und schnurren. Oooh, er hasste apparieren und flohen! Da kam sein Kopf immer durcheinander und deswegen auch diese inneren Widersprüche! “Und was tun wir hier? Vor allem, warum laufen wir? Zudem … das Leben scheint eher Richtung Meer abzugehen und nicht … hier - bergauf. Oder willst du ein Schaf klauen?” Glucksend zwinkerte Harry in Richtung eines dieser Tiere. Wenig erstaunend, kaute das Tier unbeirrt weiter.

 

“Merlin, dieses Geplapper!” Theatralisch riss Severus die Arme in die Luft und ließ Harry somit los. “Meine armen Nerven. Also … komm erstmal mit, ich will hier nicht weiter wie auf dem Präsentierteller stehen.”

Stumm folgte Harry einige Minuten, ehe Severus von ihrem schmalen Pfad abwich, indem er über eine kleine Steinmauer zu ihrer linken sprang. “Da an der Baumreihe werde ich dir ein paar Fragen beantworten.” Sprachs und marschierte stur weiter, den sprachlosen Harry einfach zurück lassend.
 

 

Er wusste, Harry würde schon folgen. Dafür war der Bengel viel zu neugierig. Inzwischen war er sich nicht mehr ganz so sicher, ob diese Aktion hier eine gute Idee war. Seufzend ließ er sich am Fuß eines Baumes nieder und den Blick wandern. Von den ruhig grasenden Schafen, hin zu einem Waldstück, welches ihr Ziel war. Es war eine ganze Zeit her, seit er zuletzt hier gewesen war und irgendwie war er … nervös.

  Nicht ernst gemeinte Verwünschungen gegen Severus und die Welt in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelnd, ließ sich Harry plumpsend neben ihm nieder. So nah, dass Harrys Knie sein Oberschenkel berührte, als der Junge die Beine überkreuzte. Auch wenn es ihn ein wenig verwirrte, versuchte er es doch so gut es ging zu ignorieren und zog stattdessen zwei Phiolen aus seinem Umhang. Eine davon hielt er dem Jungen neben sich hin, während er selbst die andere in einem Zug leer trank.

Deutlich spürte er den skeptischen Blick Harrys auf sich liegen,

“Nicht nur du hast mit Folgen des Krieges zu kämpfen”, war sein einziger Kommentar und anscheinend hatte der Junge den Unterton richtig gedeutet, fragte er doch nicht weiter nach. Aber Severus wusste aus Erfahrung, diese Ruhe würde nicht lange anhalten.

 

“Aaaaaalsoooooo ….?” Wow, sie hatte eine halbe Minute länger als gedacht angehalten.

“Wie ich schon sagte, sind wir in Tywyn und ich habe hier eine Überraschung für dich. Tywyn ist eine kleine Stadt mit einer interessanten Geschichte. Sie entstand um die St. Cadfan Kirche und diese irgendwann im 6 Jahrhundert. Hier gibt es noch die zweitälteste Schmalspurbahn: Talyllyn. Dazu gibt es heutzutage noch die üblichen Touristenattraktionen und Geschäfte. Das besondere in dieser Stadt ist der sogenannte Cadfan-Stone. Ein Stein um den sich verschiedene Mythen und Legenden ranken. Ein Stein, welcher angeblich die älteste, überlieferte Walisische Inschrift enthält.” An dieser Stelle pausierte er und blickte vorsichtig zu dem Jüngeren. Doch entgegen seiner Erwartung blickte dieser ihn einfach nur interessiert an. Der ‘Lehrer-Modus’ half Severus das beginnende Gefühlschaos zu dämmen.

 

“Das klingt nach einem großen ‘Aber’”, kommentierte Harry freundlich lächelnd.

“So ist es. Die Muggel haben es versucht zu übersetzen und grob spricht der Stein davon, dass der Stein zwei Frauen gewidmet sind, welche Leid und Trauer zurück lassen. Das stimmt insoweit auch, doch wissen die Muggel nicht, dass es zwei Hexen waren. Laut UNSEREN Überlieferungen sind sie gemeinsame Kinder von Merlin und - halte dich fest - Artur.”

“Waaaaaaaas? Moooooment mal! Ich dachte Artur hatte diese Guineviere und Merlin seine Morgana”, brach es aus Harry heraus und Severus nahm es ihm nicht übel. Diese Überlieferung fand unter Muggeln keine und in magischen Kreisen nur sehr schwer Akzeptanz. “Was … wie … ALTER!”

Ein leises Lachen verließ Severus Lippen, denn es sollte nicht der letzte geschichtliche Schock für heute sein.

 

“Warte ab. Merlin gilt als Urvater der Magie, auch wenn sie schon zuvor existierte und Menschen hier und da Zauber anwandten. Doch erst durch Merlin lernte die Menschheit damit umzugehen. Selbst die Muggel verehren ihn dafür. Nun, der Geburtsname Merlins war ‘Myrddin Lailoken’, bekannt als Dichter und Seher. Er kämpfte in der Schlacht von Arfderydd und soll dort seinen Verstand verloren haben.

Doch die Wahrheit sieht anders aus.

Merlin verlor schon als Kleinkind seine Eltern und konnte sich nur dank seiner Magie am Leben erhalten. Schon damals, war er außergewöhnlich. Als Bursche schloss er sich freiwillig den Truppen des Königs an. Er hatte nichts zu verlieren, aber das Land viel zu gewinnen. Mochte seine Kampfkraft auch gering sein, so konnte er als Barde und Magiebegabter doch etwas für die Truppen tun. Hier lernte er wahrscheinlich auch Artur kennen, welcher ein Knappe Ambrosius Aurelianus war.”

 

Das zustimmende Nicken Harrys, entging ihm keineswegs. Erst jetzt wurde ihm bewusst, auch Harry würde so handeln. Ein Kloß bildete sich in Severus Hals und für eine Sekunde zogen die Erinnerungen an die Finalschlacht durch seinen Kopf.

 

“Doch dann passierte es mitten im Kampfgetümmel: Merlins Magie erwachte in der Gefahr vollkommen zum Leben. Er wusste nicht was passierte und keiner konnte oder wollte ihm helfen. In einer Nacht hatte er seine erste Vision, den Sieg des Gegners. Niemand glaubte einem jungen Barden, sondern quartierte ihn immer weiter an den Rand des Lagers ein. 573 dann, kam es zur finalen Schlacht in welcher der König starb und der Gegner siegte - ganz wie Myrddin vorraus gesagt hatte. Was meinst du, ist dann passiert?”

“Ganz klar, sie haben ihn als den Schuldigen angesehen.” Schulterzuckend riss der Jungvampir ein Büschel Gras aus.

Es erschreckte Severus immer wieder, mit welcher Bitterkeit der junge Mann neben ihm von so etwas sprach. Und vor allem wurden es mehr und mehr Paralleln zwischen Harry und Merlin.

“Genau so kam es und Merlin floh nach Schottland.”

Schweigen senkte sich über die beiden Männer. Einer versunken im Gras ausrupfen und zerfleddern, der andere beobachtete die trägen Fellbündel auf Beinen.

 

Träge hielt der Junge die Blutphiole in einen Sonnenstrahl, der Blick dabei leer und irgendwie … gebrochen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er wie die Phiole geöffnet und der Inhalt in Harrys Mund verschwand. Seufzend streckte der Jüngere die Beine aus und lehnte den Kopf mit geschlossenen Augen gegen den Stamm hinter sich.

Er war wirklich versucht, Legilimentik anzuwenden, aber wahrscheinlich verscherzte er es sich dann komplett mit Harry. Dieser war kein großer Freund der Mentalmagie, wie Severus eines Abends erfahren hatte.

 

“Das ist alles wahnsinnig interessant! Woher weißt du das alles, Severus?” Langsam öffnete Harry die Augen wieder und strahlendes, neugieriges Grün traf auf entspanntes Schwarz.

“Ich hatte viel Zeit als Voldemort erstmal Geschichte war. Ich dacht mir ‘Du berufst dich immer auf Merlin, aber was weißt du über ihn?’”

“Du bist ein kluger Kerl, Severus, wirklich. Allein darauf, sich diese Frage zu stellen, kommen nur die wenigsten. Mich eingeschlossen.” Severus spürte wie ihm ob dieses Lobes die Wangen warm wurden. “Ach waaaaas”, nuschelte er, wand den Blick ab und rupfte nun seinerseits ein Büschel Gras heraus.

 

“Tywyn? Merlin und Artur?”, erinnerte ihn Harry an das vorherige Gespräch, lehnte sich gegen ihn und bette seinen Kopf an Severus Schulter. Die Verwirrung und die Fragen herunterschluckend, erinnerte er sich daran, wo er stehen geblieben war.

 

“Merlin floh nach Schottland. Irgendwann, man weiß nicht wo und wann, traf er Artus wieder.

In den Texten, welche ich durchstöbert habe, ergibt sich das Bild, dass sich etwas zwischen ihnen anbahnte. Merlin war etwas älter, aber umso weiser und auch durchtriebener. Artus war ein Muggel mit einem großen Herzen und Gerechtigkeitssinn. Ein fleißiger Junge, welcher nicht davor zurück schreckte sich die Hände schmutzig zu machen. Und der junge Muggel schreckte nicht davor zurück sich von Merlin unterrichten zu lassen. Während die beiden ‘ihr Ding machten’ und Artur schwanger wurde - die erste überlieferte Männerschwangerschaft - baute ein alter Priester Namens Cadfan hier in Gwyneed ein Kloster mehr und mehr aus. Begonnen hatte er damit schon, als seine Söhne in die Schlacht nach  Arfderydd zogen. Er wollte dass sie bei ihrer Heimkehr ein behütetes, gutes Leben haben konnten, doch nur einer von drei kehrte zurück. Cadfan Senior war der Obermagier der Siedlung. Die Trauer über den Verlust seiner geliebten Söhne brachte eine Magieexplosion und das Kloster entstand. Er bat seinen Jüngsten das Amt zu übernehmen, übertrug diesem all seine Magie - ein übliches Prozedere, die sogenannte Magiespende - und starb.”

“Der arme Cadfan Senior. Da predigst du von Gott, Friede und so und dann wird dir ein Großteil deiner Familie genommen. Und wie kam es dann zum Stein?”

“Nun, die Magieexplosion sprach sich schnell rum. Wenn der Vater schon solch eine Macht besaß, was konnte man da erst von dem Sohn erwarten? Es war eine Kriegs und Aufstände gebeutelte, unsichere Zeit. Die Leute sehnten sich nach Schutz und Cadfan versprach dies. Mehr und mehr Leute siedelten hier an und Tywyn entstand. Die Bevölkerung: Muggel, wie Magiebegabter und magische Wesen.” Er spürte, dass sie nicht mehr alleine waren. Nun, mal schauen wie lange ihr heimlicher Zuhörer noch die Klappe halten konnte oder wann Harry ihn bemerkte.

 

“Und das hat damals geklappt?” Es war ehr ein Nuscheln, als klare Worte, doch Severus hatte ihn verstanden.

“Aber ja, doch schon damals stand fest, dass in diesem Dorf zwar jeder geduldet ist, aber nur die bleiben dürfen, welche Magie nicht oder nur für wirklich Schweres nutzen und auf der anderen Seite diejenigen welche mit Magiebegabten leben konnten ohne Neid. Cadfan hat laut einer Überlieferung genug Opfer durch Missgunst und Magieunfällen gesehen.

Dieses Gebot hält sich bis heute. Auch wenn die Muggel nichts mehr davon wissen, beziehungsweise immer nur die Kirchenhäupter, welche, ironischerweise, den Magierrat n Tywyn bilden. Mit andern Worten, kein Muggel weiß es und doch halten sich alle Einwohner dran.”

“Oh man. Aber wenns funktioniert … aber Severus, der Stein!”

Seufzend strich sich Ermahnter durch die Haare. Stimmt ja … der Stein und die Nachkommen. Oh man, er war wirklich abgeschweift. “Also, das mit dem Stein ...”

 

Ein mittelschweres Seufzen erklang. “Die Tochter von Merlin und Artur musste ein wohlgehütetes Geheimnis bleiben und so schickten sie ihre Kleine zu einem alten Kriegsfreund, nämlich Cadfan Junior. Im Schutz der St. Cadfan Kirche sollte das Mädchen aufwachsen wie ein Familienmitglied. Tja, da kam allerdings der Sohn Cadfan Juniors dazwischen und die Tragödie nahm ihren Lauf.” Die Worte waren nüchtern, und ein wenig sarkastisch gesprochen.

 

Während Severus es nur mit einem abwinkenden “Ja ja, du mich auch”, abtat, reagierte Harry ganz anders. Aus den Augenwinkeln sah der Ältere, wie der Jungvampir sich erst versteifte, dann die Augen aufriss und ihren Zuhörer anstarrte. Nur um dann in einem Affentempo auf diesen zuzurasen, anzuspringen und dabei umzuwerfen.

Das laute und freudig überraschte “REMUUUUUUUUUUUS”, konnte man wohl bis zum Meer hören. Jedenfalls nahmen die Schafe die Beine in die Hand und rannten laut blökend soweit der Zaun sie ließ.
 

 

Vollkommen überfordert und unendlich glücklich, drückte er sich an Remus. Atmete tief dessen Geruch ein und hatte nicht vor, den Mann so schnell wieder los zu lassen. Wenn dies die Überraschung von Sev gewesen war … dann .. WOW!

“Du bist es wirklich … in echt und Farbe. Du hast dich nicht gemeldet ...” Ein Kloß blockierte Harrys Hals.

“Schhht, Welpe. Alles gut … es tut mir leid. Komm, wir stehen auf und gehen in meine Hütte.”

Wieder und wieder hörte er Remus beruhigende Worte, während er selbst es immer noch nicht fassen konnte. Seltsam wie schnell man bei dem richtigen Menschen wieder zum weinenden Kleinkind wurde.

“Na los, aufstehen. Wir beide Apparieren in mein Zuhause und der alte Tränkemischer kann laufen.” Langsam und ein wenig umständlich erhob sich Remus mit ihm, denn Harry klammerte sich immer noch an ihn wie ein Ertrinkender an ein Holzstück. “Hast du zugenommen, Severus?”, hörte er Remus frotzeln und unter dem Geschimpfe Severus, ließ Harry sich gut gelaunt von Remus fortbringen.

Gegen die Wand

Schmunzelnd, und doch voll erfüllt von schlechtem Gewissen, blickte Remus auf den Jungen in seinen Armen hinab. Severus Briefe hatten ihn schockiert.

Den ersten hatte er noch nicht wirklich ernst genommen und ihn einfach verbrannt. Severus war früher immer wieder aufgetaucht und hatte geschrieben. Doch die Besuche hatten aufgehört als klar wurde, wie unterschiedlich die beiden Männer mit dem Leben nach dem Krieg umgingen, beziehungsweise umgehen wollten.

  Remus wollte und konnte den alten Tränkemischer nicht sehen. Dadurch wurde das unterdrückte schlechte Gewissen aktiv und ebenso die Erinnerungen an die Schlacht in welcher er Frau und Sohn verlor. Getötet noch vor dem Finalkampf von Fenrir persönlich, als Strafzettel dafür, dass Remus sich dem Lord und Fenrir verweigert hatte. Dadurch war er zwar innerlich zerbrochen, hatte Wut, Hass und Trauer dann jedoch in der Schlacht herausgelassen. Ein kopfloser, von Fehltritten gezeichneter persönlicher Rachefeldzug und doch war er mit Fenrirs Kopf belohnt worden. Fenrirs Kopf und einem Rudel von wenigen überlebenden Werwölfen, welches er nicht bedacht hatte.

  Energisch den Kopf schüttelnd versuchte er die blutigen Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Lieber widmete er sich dem Jungvampir in seinen Armen.

 

Sanft schob er den Jungen auf Armlänge von sich. Stirnrunzelnd nahm er den schwachen Rauchgeruch ebenso wahr, wie die Haare, welche nicht mehr so glänzten. Freude, Unglaube und Verzweiflung versprühte der Kleine nur so. Remus zweifelte nun keineswegs am Wahrheitsgehalt von Severus Worten, dass es Harry nicht gut ging. Nur warum? Schließlich war die Gefahr vorbei. Nun konnte der Junge richtig leben.

 

  “Es … es tut mir Leid, Welpe”, waren die ersten Worte welche ihm über die Lippen kamen seit sie hier waren. Große, grüne, mit Tränen gefüllte Augen blickten ihn fragend an. “Ich hab dich im Stich gelassen. Dich von mir gestoßen. Das hast du wirklich nicht verdient. Es liegt …” Abrupt löste sich der Junge von ihm.

“Remus lass diese Tirade aus ‘Es liegt nicht an dir sondern an mir.’ Ehrlich, lass den Scheiß, denn dafür sind wir uns beide zu schade.” Schnaubend zog Harry eine Augenbraue hoch, bevor er zum Fenster trat.

  Unangenehmes Schweigen senkte sich über die Beiden. War dass wirklich der kleine Junge, welcher stolz mit dem Kinderbesen durch das Haus der Potters geschwebt war? Und diese Geste eben … das war eindeutig der Einfluss von Severus!

  “Harry …”, setzte Remus erneut an. Doch was sollte er sagen? Eine Entschuldigung würde der Welpe anscheinend nicht gelten lassen. So richtig wusste er ja selbst nicht, warum gerade dies seine ersten Worte gewesen waren. Es war schließlich der Jüngere, welcher die Worte fand um aus dieser belastenden Stille auszubrechen.

 

“Schön hast du es hier. Viel Grün, Stille, Platz zum Rennen. Severus hat mir ein wenig über Tywerns Geschichte erzählt. Wirklich sehr interessant die Sache mit Merlin und Artur. Fühlst du dich hier wohl?”

  Merlin? Artur? Ehrlich gesagt hatte Remus sich nicht groß um die Geschichte des Dörfchen gekümmert. “Hmm ja … mir gefällt es hier und den anderen auch.” Schulterzuckend blickte er auf Harrys Rücken. “Der Snowdonia Nationalpark bietet uns alles was wir brauchen. Ein gutes, normales, ruhiges Leben eben.”

Noch immer starrte Harry ohne große Regung aus dem Fenster.

“Aha. Na dann … wer sind die anderen?”

  Und so ließ Remus sich in seinem Lieblingssessel nieder, welcher direkt neben Harry stand und begann zu erzählen.
 

 

Er hatte sich so gefreut Remus gesund und munter wieder zu sehen. So lange hatte er seinen Ehrenpaten nicht in die Arme schließen können. Nicht einmal bei der Verarbeitung des Verlustes der kleinen Familie hatte er dem Mann wirklich helfen können. Eine Woche - in welcher er selbst voller Verleugnung der eigenen Umwandlung steckte - hatte er noch versucht für Remus da zu sein, doch dann … dann war Remus weg gewesen. Weg von einen auf den anderen Tag, ohne Verabschiedung oder einen Hinweis. Auf Briefe gab es keine Antwort. Tja und Harry? Tja, der war das erste Mal durchgedreht. Die Bilder und Erlebnisse des Krieges, die Unsicherheit was mit ihm passiert war, der Freudentaumel oder die tiefe Trauer um ihn herum. Keines von beidem hatte ihn erreichen können.

 

  Ja, es hatte eine Zeit gegeben, da hatte der Lupin ihm gefehlt und Gedanken um dessen Verbleib waren die einzigen ‘positiven’ Gedanken gewesen. Hatte … damals … vor einer gefühlten Ewigkeit und in einem anderen Leben.

Jetzt gerade hatte er Probleme damit seine Emotionen zu unterdrücken.

  Verdammt, in diesem Augenblick wünschte er sich wirklich, dass der alte Werwolf einfach nur seinen Mund hielt. Naja, Harry war ja selbst Schuld. Was hatte er auch nachfragen müssen und es nicht einfach bei dem ‘Aha’ belassen können? Neeeein, er hatte sich diesem verdammten Ding namens ‘Smalltalk’ angenommen.

  Wütend ballte er die Hände und ertrug Remus Worte. Dieser meinte es garantiert nicht so und war sich auch der Wirkung seiner Worte nicht bewusst, aber jedes weitere steigerte Harrys Wut und Enttäuschung.

Die Erzählungen über das unfreiwillige und doch ach so tolle Leben als Alphawerwolf samt Rudel am Arsch der Welt … die Ruhe und dieses Familiäre, ließen eine heiß-kalte Sehnsucht in Harry auflodern. Eine Sehnsucht nach einem Leben, mit dem er abgeschlossen und die Gedanken daran tief in sich vergraben hatte. Nun ja … wohl eher geglaubt hatte, wie er nun bemerkte. Verdammt … seine Gefühle tanzten wild durcheinander und die Gedanken überschlugen sich. Scharf Luft holend presste er die Zähne aufeinander; ermahnte sich selbst immer wieder dass er sich beruhigen musste. Dass es Remus war, welcher bestimmt einen vollkommen verständlichen Grund für all …

 

  Dieses Mantra wurde niemals zu Ende gedacht, denn die nächste Frage des Werwolfes drehte das Blatt. “Aber genug von mir. Wie war es denn bei dir? Was gibts neues? Wie läufts in Hogwarts?”

  Stocksteif und sehr bedächtig drehte Harry sich zu dem Älteren herum.

  “Wirklich? Willst du es wirklich wissen?”, presste er mühsam beherrscht hervor.

Doch anscheinend hatte die Zeit des Friedens Remus unachtsam werden lassen. “Macht das ‘Goldene Trio’ alles unsicher und Minerva das Leben schwer?” Eine unschuldige Frage. Eine unschuldig gestellte Frage welche jedoch bei Harry mal wieder für ‘durchbrennende Sicherungen sorgte’.

 

Ein kaltes Lachen hallte durch die kleine, bis eben noch so heimelige, Holzhütte. Mit Genugtuung nahm Harry das Zusammenzucken seitens des braunhaarigen Mannes war. Remus wollte wissen wie es bei ihm gewesen war … und was es Neues gegen hatte in der langen Zeit. Nun, dann würde Harry es dem Lupin wohl live zeigen und er war gespannt ob dessen Reaktion.

 

  Langsam verzog er die Lippen zu einem Lächeln und blickte auf den Mann im Sessel hinab. Es war ein groteskes Lächeln, denn bewusst entblößte Harry dabei seine Fangzähne. Das Gefühlschaos ließ diese wachsen und es würde ihn auch nicht wundern, wenn seine Augen wieder einen roten Schimmer zeigten. Es war ihm schnurzpiepegal!

  “Du willst wissen wie es bei mir war? Nun … gib mir die Zeit um kurz in mich zu gehen. Nur damit ich die richtige Formulierung finde.” innerlich schmunzelnd stellte er fest, dass wohl wenige Minuten mit Lucius und Severus zusammen ausreichten, um ebenso affektiert zu reden. Als würde er wirklich nachdenken, legte er einen Finger ans Kinn und begann gemächlich auf und ab zu gehen. Das Remus Verwirrung ausdünstete, machte die Sache noch besser.

  “Also, ich versuche es mal zusammenzufassen:

Ich bin ein Vampir. Ich komme damit nicht allzu gut klar. Hogwarts ist nur eine Farce und Leute die ich für Freunde hielt, stellten sich als Feinde heraus. Es ist einiges geschehen in der Zeit in welcher wir keinen Kontakt hatten. Dinge auf die ich nicht wirklich stolz bin.” Sein Ton war glücklicherweise immer noch so neutral als würde er nur über das Wetter reden. Jeden Punkt hatte er mit einem erhobenem Finger verdeutlicht. Erst jetzt blieb er stehen und blickte Remus in die goldbraunen Augen. “Nicht nur einmal habe ich daran gedacht dem Ganzen ein Ende zu setzen.”

  Erstaunlicherweise half es so nüchtern und kalt zu reden. Die Methode bändige ein wenig die Wut beziehungsweise leitete diese in andere Bahnen. Vorerst.

 

“Harry … was … wieso”, stotterte Remus während sich der Geruch nach Wolf verstärkte und die Augen eine Nuance goldener wurden. Anscheinend war Moony in Aufruhr, schließlich hatte der Wolf Harry schon zu Kleinkind Zeiten als Schutzbefohlenen angesehen. Dem Tieranteil von Remus nahm er auch überhaupt nichts übel. Dem menschlichen Teil … definitiv!

  “Schon gut Moony. Mir geht es besser. Ich habe unerwartete Hilfe gefunden.” Zeitgleich schüttelte der Mann vor ihm mit dem Kopf und nickte.

“Was zum … Harry, was erzählst du da und warum bei Merlin redest du mit Moony?” Aufgebracht stand Remus auf.

  “Immer noch nicht eins mit dir?”, flapste Harry zurück und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. “Ich bin ein Vampir, Remus. Ich kannte deinen und Moonys Geruch schon lange bevor ich mich verändert habe. Ich kenne die Anzeichen, wenn der Wolf in dir nicht einfach nur ‘da’ ist, sondern auch wenn er sich an die Oberfläche drängt. Ernsthaft, wunderst du dich wirklich dass ich lieber mit Moony rede?”

 

“Was glaubst du eigentlich mit wem du sprichst? Was ist denn los mit dir? Du bist nicht mehr der Harry den ich kannte …” War die Stimme anfangs noch knurrig und voller unterdrückter Wut gewesen, so wurde sie von Wort zu Wort leiser.

Endgültig hin war die Pottersche Selbstbeherrschung.

  “MIT WEM ICH SPRECHE? MIT DEM MANN, WELCHER MIR EBENFALLS WIE EIN VATERERSATZ WAR UND DER SICH EINFACH MIR NICHTS DIR NICHTS VERPISST HAT. KEINE NACHRICHT, NIIIIIICHTS. ‘PUFF’ UND WEG WARSTE!

ICH HÄTTE DICH GEBRAUCHT. ICH WOLLTE FÜR DICH DA SEIN … ABER NEIN DER HERR HAT SICH MIT DEM RUDEL ABGESETZT OHNE EIN WEITERES WORT!” Tief Luft holend schloss er die Augen und trat zurück während er die Hände immer wieder zu Fäusten ballte.

“Der Harry, den du kanntest, gibt es nicht mehr. Er ist …” Langsam öffnete er die Augen und blickte in die weit geöffneten des Lupin. “Der Harry, ist tot.” Nicht nur Remus zuckte bei dieser Aussage zusammen, auch Harry selbst durchfuhr ein Schauer. Tot und doch untot. Tot und doch ein Leben mit vergleichsweise unendlicher Länge.

 

Schweigen senkte sich erneut über die beiden Wesen.

Der eine musste sich beruhigen und der andere schien nach Worten zu suchen - oder auch um Selbstbeherrschung zu kämpfen, so sicher war Harry sich da nicht. Aber sollte Remus ihn nur versuchen anzugreifen, er würde sich wehren. Und der familiär ausgerichtete Moony machte da garantiert auch nicht mit.
 

 

Langsam näherte sich Severus der Holzhütte. Ein junger Wolf hatte ihn knurrend abgefangen, doch als dieser erkannt hatte wer da vor ihm stand, hatte er ihn nur ein Stück begleitet ehe er wieder nach sonst wohin verschwand.

Genüsslich saugte er die frische, reine Luft ein. Genoss die Geräusche der Natur welche nur hin und wieder die behagliche Stille unterbrachen. Es war ein herrlicher Ort und gut gewählt von Remus, soviel musste er dem alten Wolf zugestehen. Und doch … doch trug er immer noch diese Wut mit sich herum. Nicht wegen dem WAS geschehen war, sondern das WIE. Vor allem das Verhalten des Lupin nach dem Krieg, als dieser noch in London und Schottland gewesen war, war ihm unverständlich.

 

Was geschehen war, war geschehen und nicht rückgängig zu machen. Aufgeben oder das Beste draus machen, hieß es dann und Severus hatte sich für die zweite Variante entschieden. An aufgeben war gar nicht zu denken, denn dafür hatte er sich viel zu oft eine Zukunft nach dem Krieg vorgestellt. Sachen die ihm bisher nicht einfach so möglich gewesen waren, aufgrund seiner Rolle in diesem Theater. Gut, dann mochte es anders gekommen sein als geplant, aber auch das war nicht schlecht.

In seinen vorherigen Pläne hatte er nämlich keinen Gedanken an einen Platz von Magengeschwür Harry Potter in seinem Leben verschwendet. Nein, er bereute es definitiv nicht.

 

“JETZT FANG NICHT SCHON WIEDER DAMIT AN!” Laut war Harrys wütende Stimme schon einige Meter vor der Hütte zu vernehmen.

“LASS MICH DOCH WENIGSTENS AUSREDEN!”, brüllte Remus ebenso laut zurück.

Den Kopf schüttelnd stellte Severus leise fest “Ok, Projekt ‘Zusammenführung’ fehlgeschlagen” und trabte nun zügig zu dem Unterschlupf des Werwolfes. Konnte man die Kerle nicht wenigstens einmal für wenige Augenblicke unbeobachtet lassen? Das Schuhuhen einer Eule klang für ihn, als würde das Tier über diese gedankliche Frage lachen.

  Harry mochte heute schon Blut getrunken haben, aber trotz dessen war er noch hochgradig emotional unstabil. Ganz ähnlich einer tickenden Zeitbombe. Doch Severus hatte sich von der vorherigen ruhigen und entspannten Stimmung ebenso täuschen lassen, wie von der überschwänglichen Freude des Potters.

Nicht nur er war auf das Gebrüll aufmerksam geworden denn er sah drei Werwölfe im großen Gebüsch in der Nähe der Hütte, wie viele sich im weiteren Umkreis versteckt hielten, war unklar.

  “Ich klär das. Ihr mischt euch nicht ein. Verstanden?” Es war klar dass jeder der sich dieser schlecht verpackten Aufforderung widersetzte, ein Problem mit Severus bekam. Und Severus wusste sie würden gehorchen, denn als er zuletzt hier gewesen war, hatte es mit einer handfesten Auseinandersetzung zwischen ihm und Remus geendet, welche mit Gleichstand geendet hatte.

 

  “ICH HABE MICH SO GEFREUT DICH ZU SEHEN. ICH DACHTE ECHT JETZT WIRD ALLES GUT UND DANN…”

“DANN GEH DOCH!”

  “KEINE SORGE, DAS WERDE ICH …”

 

In dem Moment stieß Severus energisch die Holztür auf. Als diese mit einem lauten Knall gegen die Hauswand krachte, fuhren die beiden Kontrahenten zu ihm herum.

  Severus hatte viel gesehen und war in so einige unangenehme oder potenziell gefährliche Situationen geraten, aber dies hier, war eine ganz andere Situation. Einerseits war da der alte Werwolf, welcher mit gefleschten Zähnen und teilverwandelt einen skurillen Anblick bot, und zum Anderen war da Harry. Harry welcher nur so vor schwarzer Magie pulsierte, die Zähne ebenso gebleckt, die Augen leuchtend rot und die Finger absurd verkrampft. Die beiden standen quasi kurz vor der Magischen-Wesen Version einer Atomexplosion.

  “Was zum heiligen Kobold …?” Doch weiter kam er nicht, denn da hängte sich Harry auch schon an seinen Arm und zog ihn in Richtung Ausgang.

“Ah, Severus. Wir gehen. Jetzt!” Grimmig zog Harry an seinem Arm, doch nicht mit Severus.

 

  “Nichts da. Hiergeblieben, Fledermaus! Was ist hier los? Euer Gebrüll hört man bestimmt bis zum Meer. Die halbe magische Bevölkerung steht vor deiner Hütte und drückt sich in ihrer Neugierde gleich die Nasen an deinen Fenstern platt. Bevor ich auch nur einen Schritt mache, will ich eine Erklärung.”

“Remus und ich haben unterschiedliche Ansichten. Soll er es dir erklären, aber erst will ich hier weg. Komm mit oder lass es, mir scheiß egal!” Wütend funkelte Harry ihn an.

  Aus Harry würde er nichts raus kriegen, soviel war ihm sofort klar. Der Kleine musste erst runter kommen um wieder klar denken zu können. Fragend sah er Remus an, doch dieser wandte sich nur schnaubend ab.

Wie gerne Severus die beiden Idioten gerade gegen die Wand werfen würde, konnte er nicht ansatzweise beschreiben. Merlin, einer war sturer als der andere.

  Anscheinend war es Harry nun zu blöd geworden, denn mit einem Ruck löste er sich von Severus, rauschte an ihm vorbei und war nach einem “Macht doch was ihr wollt!” mit einem Knall verschwunden. Das Letzte was der Professor von seinem Schützling sah, war der Schmerz und die Tränen in den roten Augen. Ein Blick, welcher sich tief in sein Herz brannte.

 

  Wütend drehte er sich zu Remus herum. “Was hast du getan?”

“Ich? Was ICH getan habe?”, schnaubend drehte sich der Wolf zu ihm herum. “Harry ist es, welcher plötzlich anfing auf Vampir zu machen, meinte alles wäre kacke und dann anfing mich anzuschreien. Such die Schuld bei ihm!” Wie war das noch mit den beiden Idioten? Auch Remus schien nicht in der Lage zu sein klar zu denken.

  “Was hast du ihm erzählt?”

“Na ich habe ihm von dem Leben hier und dem Rudel erzählt. Eben das was es bei mir Neues gab.”

  Baff starrte Severus sein gegenüber an. “Du … du bist so ein Hornochse von Werwolf”, fauchte er den Alphawolf an, welcher augenblicklich knurrend auf ihn zutrat, doch Severus ließ sich davon keineswegs beeindruckend.

  “Hast du die Briefe, in welchen ich dir sagte, dass es Harry schlecht geht und er dich braucht, gelesen und verstanden oder hast du die Buchstaben nur wie ein Ghul angeglotzt? Merlin, selbst Grawp hat mehr Gehirn als du!”

“Severus …”, mahnte der Wolfsmensch mit immer goldeneren Augen, doch Severus zog nur eine Augenbraue hoch.

  “Komm runter, denk nach und dann kannst du dich melden. Ich habe jetzt besseres zu tun, nämlich einen aufgebrachten Jungvampir suchen, welchem ich in diesem Zustand alles mögliche zutraue!” Damit dreht sich Severus herum, rauschte aus der Hütte und verschwand, ebenso wie Harry kurz zuvor, mit einem Knall. Sein erstes Ziel war Hogwarts.

Sorgen und kleiner Mut

Harry hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange er hier schon saß, wusste er nicht. Ein grober Hinweis dass es nicht nur eine Stunde war, waren die zahlreichen leeren Feuerwhisky Flaschen um sich herum.

  Nachdem er bei Remus abgehauen war, war er in Hogsmead gelandet. Der kleine Ort war ihm bei seiner Flucht als Erstes eingefallen. Ok, als zweiter Ort, denn der Erste war ‘Malfoy Manor’ gewesen, doch die Skrupel einfach so bei Lucius aufzutauchen war zu groß gewesen.

  Alles was er im Moment wollte, war ein Ort wo ihn niemand so schnell fand und er sich in Ruhe seinem Selbstmitleid und der Traurigkeit hingeben konnte. Ein Ort zum ‘selbstverlieren’ und an Nichts und zugleich alles denken. Kurz entschlossen hatte er Abe um eine Kiste Feuerwhisky erleichtert, natürlich nur den guten Jahrgang welcher selbst bei Vampiren voll anschlug im Gegensatz zu sonstigem Standard Whisky, und war zur Schule marschiert. Hier gab es einen Ort wo nur er den Zugang für hatte: Die Kammer des Schreckens. Genauer gesagt war er in der ehemaligen Wohnung von Salazar Slytherin. Oder vielleicht war es ebenso ein geheimes Versteck vor der Welt für den Mann gewesen? Wer wusste es schon, Harry jedenfalls nicht.

Hier konnte niemand einfach so ‘reinmarschieren’ und ihn vollblubbern, auch kein dämlicher Severus Snape.

 

Harry fühlte sich so alleine und verraten. Von Remus und Severus und von wem mehr, das wusste er gerade nicht.

Seufzend lehnte er den Kopf an das Sofa hinter sich und blickte an die steinernde Decke.

  Ja doch, es war Remus, welcher ihn mehr enttäuscht hatte, denn dieser hatte anscheinend nicht ein Wort von dem verstanden, was Harry dem Mann erzählt hatte. Wenn er eins bei diesem Besuch verstanden hatte, dann dass der Lupin ihn nicht wollte und er nicht in dessen friedvolles Leben passte. Während Harry selbst sich dem Leben hier mit all seinen Vor- und Nachteilen stellte; es irgendwie ertrug, hatte Remus sich in einem walisischen Nationalpark verkrochen. Dass der Kerl nicht gleich komplett die Insel verlassen hatte, war beinahe ein Wunder, wie Harry sarkastisch feststellte.

  Der Junge konnte ja verstehen, dass der Werwolf nach dem Verlust der Familie genug von der Welt hatte und auch dass Wölfe die Natur brauchten - alles in Ordnung so weit, aber warum so und überhaupt? Das Gespräch war auch vollkommen eskaliert und um ein Haar hätte er Remus die Krallen durchs Gesicht gezogen. Oder einen Fluch auf den Mann abgelassen, egal was, aber er hatte den beinahe übermachtigen Wunsch verspürt den Lupin zu verletzen. Beinahe, denn Severus war noch rechtzeitig in die Hütte gerauscht.

  Severus … wo der Kerl jetzt wohl steckte? Wahrscheinlich immer noch bei Remus, denn so wie er meinte rausgehört zu haben, hatten auch die beiden Männer sich länger nicht gesehen.

Wahrscheinlich feierten Sie ausgiebig ihr Wiedersehen oder zogen über Harrys kindisches Verhalten her. Warum war Severus nur nicht direkt mitgekommen? Tja, da sah man wohl wo die Prioritäten des Giftmischers lagen; nicht bei Harry.

Gepeinigt durch Schwindel, dickem Kloß im Hals und dazu einem scharfen Stechen in seinem Herzen ließ er sich auf die Seite fallen. Lustlos angelte er nach einer nur noch schwach gefüllten Flasche, richtete sich wieder leicht auf und leerte auch diese Flasche. Weder die Tatsache, dass er das typische Brennen nicht mehr mitbekam, noch dass ein Teil des Alkohols im Teppich landete, störte ihn.

Der letzte Gedanke, bevor er sich dem Alkohol voll hingab, war, dass er Severus auch nicht sehen wollte weil dieser wieder nur nach Remus roch.
 

 

Drei Tage. Drei verfluchte Tage war es her, dass er mit Harry bei Remus gewesen war und inzwischen würde er sich selbst am liebsten auf dem Mond hexen. Wie hatte er nur glauben können, dass dies einfach so klappte? Wo doch weder Harry noch Remus ganz ‘koscher’ tickten. Seit diesem Besuch beziehungsweise Harrys abrupten Verschwinden aus Tywyern, hatte er den Jungen nicht mehr gesehen. DIe letzte Spur hatte ihm Abe liefern können, welcher ihm von Harrys Alkoholkauf erzählt hatte. Wohin der Junge dann verschwunden war? Niemand konnte dazu etwas sagen.

Unglücklicherweise hatte es wie aus Eimern zu regnen begonnen und Harrys Spur fortgewaschen, sodass Severus sich nicht einmal auf seine Kräfte verlassen konnte. Und im Schloss roch es an allen Ecken und Kanten nach dem Bengel, sodass er nur die schwächeren Spuren ausschließen konnte. Ob sie es nicht wollten oder konnten, aber weder Hauselfen, noch Geister oder die Bilder waren eine Hilfe. Merlin, das war doch alles zum Verzweifeln!

 

  “Wo bist du nur?”, murmelte er leise und raufte sich die Haare. Oh, wenn er den Bengel in die Finger bekam, dann konnte der was erwarten. Nachsitzen bei ihm, Filch und Trelawney war da noch viel zu harmlos!

Er war zugleich so absolut wütend, ratlos und auch voller Sorge. Das Rauschen seines Kamins ließ ihn langsam aufsehen. Es konnte eh nur Lucius sein.

“Und hast du ihn gefunden oder was gehört?”, erkundigte sich auch gleich der Malfoysche Vampir. Da war nur Sorge in der sonst so beherrschten Stimme.

Kraftlos schüttelte Severus mit dem Kopf. “Ich habe das Schloss magisch und körperlich auf links gedreht, hier ist er nicht. In den Grimmauld Place komme ich nicht rein und Godric Hollow habe ich auch durchsucht. Nichts!”

“Grimmauld Place ist er nicht”, gab Lucius begann und ließ sich in einem Sessel nieder.

“Wie …?”

Leicht überheblich schmunzelnd blickte der Blonde ihn an. “Manchmal hat es doch gewisse Vorteile ein Malfoy und Reinblüter zu sein. So ließ mich dieser unverschämte Hauself wenigstens bis in den Hausflur und so bemerkte ich, dass es keine frische Geruchsspur von dem Jungen gibt. Nur ein grantiger Elf, der trotz diverser und mannigfaltiger Beleidigungen hinter seinem Meister steht.” Der Gesichtsausdruck wich düsterer Nachdenklichkeit. “Und was nun?”

“Außer dass ich den Kerl nach Istanbul hexe und mich auf den Mond? Keine Ahnung. Ach und Lupin zieh ich das Fell über die Ohren!”, spie Severus aus und sprang auf.

Wieder einmal versuchte sein bester Freund ihn davon zu überzeugen, dass weder das eine, noch das andere etwas brachte, doch es erreichte Severus nicht.

“Priorität hat es den Jungen zu finden. Wohlbehalten, denn anscheinend hat er seit drei Tagen nichts anderes zu sich genommen als Feuerwhiskey. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welchen Hunger er verspüren muss und mit dem, wie ich den Jungen einschätze, kommt er eben deswegen nicht hervor weil er zum einen Angst vor sich selbst und auch vor deiner Reaktion hat.” Das mit dem Hunger hatte Severus sich auch schon gedacht. Aber Angst vor ihm selbst?

 

  Abrupt hielt er mit dem Furchen laufen auf und wandte sich Lucius zu. “Was meinst du? Warum sollte er Angst wegen MIR haben?”

Das leise Auflachseines Gegenüber irritierte ihn noch mehr als dessen Aussage. “Oh Severus, es ist wirklich herrlich wie sehr du doch manchmal auf dem Schlauch stehen kannst. Wirklich mein Freund, willst du etwa sagen, dass du diese Spannung zwischen euch nicht gemerkt hast? Nicht gemerkt hast, dass er zu dir aufsieht, dir vertraut und deine Meinung ihm wichtig ist?”

Gesichtsausdruck und Geste reichten aus um seinem besten Freund zu vermitteln dass er nicht nur nicht verstand wovon der Mann redete, sondern auch dass er an dessen Zurechnungsfähigkeit zweifelte. Also wirklich! Spannung ja, die gab es nun wirklich. “Er ist seit vielen Jahren mein Schüler! Können wir jetzt BITTE beim Thema bleiben? Deine hanebüchenen Aussagen bringen uns kein Stück weiter, verdammt!” Ein Sofakissen flog quer durch den Raum.

Gerade als Lucius ebenfalls aufstand und klar war, dass nicht nur Severus Gemüt erhitzt war, klopfte es einmal an der Eingangstür, ehe eben jene auch schon mit einem lauten Knall aufflog. Sofort begaben sich beide Männer ganz automatisch in Verteidigungshaltung.

 

“Onkel, ich weiß vielleicht wo Harry steckt”, brüllte Draco und schlitterte ob seines Tempos geradezu in den Raum. “Hey Dad, du hier? Egal, Blaise und ich haben Informationen.” Eben jener kam nun keuchend hinterher geschlittert, doch die Maulerei dieses interessierte niemanden in diesem Raum.

“Raus damit!”, befahl der Wohnungsbesitzer während er seinen Zauberstab zurück steckte.

“Los die Herren, was habt ihr herausgefunden?”, wollte nun auch Lucius wissen.

Ein siegessicheres Lächeln erschien auf Dracos Gesicht. “Die Hauselfen, sie wissen etwas und die kleine Lovegood ebenso! Wir waren draußen am See und da saß das Mädel alleine rum. Dann erschien diese komische Elfe die Potter nach unserem Dobby befreite. Wir hörten nur Fetzen aber einer ….”

“Einer davon war ‘Mr. Harry Potter wünscht Mrs. Lovegood zu sehen’ und dann waren ‘se weg”, unterbrach Blaise Draco, welcher ihn böse anfunkelte.

“Wie lange ist das her? Moment … Severus, wo gedenkst du hinzugehen?”, rief Lucius noch hinter ihm her, doch Severus war schon aus der Wohnung raus. Natürlich, diese Lovegood! Er hatte nur das die ‘üblichen Verdächtigen’ Granger, Weasley und Longbottom beobachtet, die kleine Ravenclaw jedoch vollkommen außer Acht gelassen. Nun hatte er zwei neue Spuren und er würde bei den Elfen anfangen! Während er wie ein schwarzer Orkan durch die Flure rauschte, betete er zu Merlin und Co, dass es Harry gut ging.
 

 

“WO IST HARRY POTTER?” Severus wütende Stimme erfüllte die geräumige Küche Hogwarts. Es war kein Wunder, dass die Hauselfen allesamt panisch umher blickten und teilweise wie Espenlaub schlotterten. Er war froh dass er seinem Sohn und dessen Freund untersagt hatte mit in die Küche zu kommen.

“SAGT ES SCHON. ICH BEFEHLE ES EUCH ALS STELLVERTRETENDER SCHULLEITER!”

“Wir nichts wissen, Mister Snape, Sir”, piepste eine vollkommen verschüchterte Elfe unter Aufbietung all ihres winzigen Mutes, nur um sich zusammenzukauern, als Severus sie mit leuchtenden Augen nieder starrte.

Entschlossen trat er ein und stellte sich zwischen den tobenden Schwarzhaarigen und die kleinen Wesen. “Severus, hör auf!” Nun traf ihn der wilde Blick. Langsam schüttelte Lucius den Kopf. Da sollte noch mal einer Sagen, dass Vampire kopflos wurden, der jenige hatte Severus noch nicht gesehen! Im Gegensatz zu den Elfen ließ er sich nicht von dem Blick einschüchtern, denn er wusste der Mann vor ihm konnte im Moment nicht klar denken. Im Gegensatz zu ihm, hatte der Mann noch nie diese Angst und Sorge in solch einem Ausmaß durchgestanden. Zudem fühlte er sich Harry zwar verbunden und er machte sich wahnsinnig viele Gedanken um den Jungen - wollte dass es ihm gut ging und ihn in Sicherheit wissen - aber er hatte nicht solch eine tiefe, intensive Verbindung wie sein bester Freund zu dem Jungvampir. Egal ob der Sturkopf vor ihm es ein sah oder nicht.

  “Los, geh raus! Sofort! Du erreichst nichts! Geh an die frische Luft und komm runter.” Befehl und Bitte in einem Satz. Und glücklicherweise ging der Hitzkopf nicht sofort auf ihn los. Stattdessen schloss dieser nach einigen Augenblicken die Augen, stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus und verschwand schließlich ohne weiteren Kommentar - und dafür bauschendem Umhang - das Reich der Hauselfen. Was zur Folge hatte dass nicht nur Lucius erleichtert durchatmete.

 

“Entschuldigt bitte sein Verhalten.” Müde ließ sich Lucius auf einem Stuhl nieder, welchen er sich zuvor auf die passende Größe gezaubert hatte. “Hättet ihr freundlicherweise etwas negativ Blut für mich? Es ist momentan alles etwas kräftezehrend.” Entschuldigend blickte er die sich langsam beruhigenden Elfen an.

“Mieps wird besorgen.” Es war das kleine Elfenmädchen, welche vorhin auch Severus geantwortet hatte, die nun als erstes reagierte.

Sanft lächelte er dem kleinen Ding zu, welche mit ihrer rosa Ohrschleife schon beinahe putzig aussah, auch wenn sie aus einem Küchenhandtuch gefertigt worden war. Es gab ihr etwas besonderes und so entschied er sich an die kleine zu halten. “Mieps - darf ich dich so nennen?” Ein Nicken war die Antwort. “Vielen Dank, für das Blut Mieps. mein Name ist Lucius Malfoy”, dankbar nickte er ihr zu, ehe er sich einen kräftigen Schluck genehmigte. Oh, wie gut es doch tat. Dieser Moment der Ruhe und das Kraft spendende rote Gold. Doch er durfte sich noch nicht vollkommen entspannen, vorher galt es seinen Schützling zu finden.

“Magst du dich zu mir setzen? Nur falls ich dich nicht von deinen Aufgaben abhalte, natürlich.”

“Mieps darf noch nicht mehr machen, als sauber und Karotten schälen. Mieps in der Ausbildung ist weil noch zu jung. Mieps nicht wissen ob ...”

“Verstehe.” Nun richtete er das Wort an die anderen Elfen, welche nach und nach wieder ihren Tätigkeiten nachgingen.

  “Meine Damen und Herren, wäre es für Sie tragbar der tapferen Mieps einen Moment Pause zu gönnen? Schließlich hat sie sich in ihrem jungen Alter einem wütenden Professor Snape entgegen gestellt und wir alle wissen, das ist nicht ohne.” Die kleine Spitze gegenüber der Feigheit der anderen, älteren Hauselfen, hatte er sich dann doch nicht sparen können.

Ein deutlich älter Elf trat hervor. Das Lendenschurz Handtuch hatte schon deutlich bessere Zeiten gesehen und Lucius hatte Mühe damit dass Gesicht nicht zu verziehen. Er durfte es sich nicht ebenso mit den Wesen verscherzen, wie Severus.

  “McHotch, ist Vertretung von Winky und Großonkel Mieps. Mieps dürfen Pause nehmen”, grummelte der hunzlige Hauself.

“Vielen Dank”, gab Lucius zurück, während der Elf nickte und etwas in den nicht vorhandenen Bart nuschelnd zurück zu einem großen Topf kehrte. Mieps ließ sich vorsichtig auf einem kleinen Stuhl gegenüber von Lucius nieder.

 

“Mieps, du sagtest vorhin, dass ‘ihr’ nichts wisst. Aber wir wissen, dass mindestens eine Hauselfe von Harrys Aufenthaltsort weiß. Kleines, wir wollen ihm nichts böses, wir machen uns nur unglaubliche Sorgen um ihn. Darum ist Mr. Snape vorhin aus so laut geworden. Wir wissen, dass auch Mrs. Lovegood mit einbezogen ist. Mein Sohn sah, wie eine Elfe diese vorhin irgendwohin brachte. Bitte, kannst du uns helfen? Ich habe mir und ihm versprochen, dass ich für ihn da bin. Mich um ihn kümmere und für ihn sorge. Er ist mein Schützling.” Hoffnungsvoll blickte er die Kleine über das Glas hinweg an.

Nervös spielte das Mädchen mit seinen Fingern und Lucius spürte dass er auf dem richtigen Weg war. “Du kannst mir vertrauen. Du weißt anhand meines Geruchs und meines Getränkes, welches Wesen ich in mir trage. Ich gehe davon aus, du weißt dass auch Harry nicht vollkommen menschlich ist?”

“Harry Potter ist ein Vampir wie Mr. Malfoy. Mr. Potter ist immer nett und höflich, obwohl alle so gemein zu ihm sind. Mieps bekam die Schleife von Harry.” Ehrlich strahlte die Kleinere ihn an und strich behutsam über das Stück Stoff an ihrem Ohr.

“Du magst ihn”, stellte Lucius sanft fest.

  Sofort nickte Mieps enthusiastisch. “Mieps mag Harry sehr. Mutter erzählt mir immer welche große Taten Harry alle für sie und Vater tat. Nur dank Harry, gibt es mich und dafür bin ich sehr dankbar. Mutter sagt, es geht ihm einigermaßen gut, aber ich darf ihn nicht besuchen. Mieps glaubt, dass Harry nicht ganz gesund ist und Mieps ihn deswegen nicht besuchen darf.” Traurig wackelten die kleinen Öhrchen und Lucius Sorge schrumpfte zu gleichen Maßen, wie sie wieder anschwoll.

Doch er durfte seine Gesprächspartnerin jetzt nicht verunsichern. “Das freut mich schon mal ein kleines bisschen zu hören, dass er immerhin am leben ist. Wer ist denn deine Mutter, meine Kleine?”

  “Winky. Mein Vater war Dobby”, strahlte Mieps voller Stolz.

Dies war der Moment, in dem Lucius seine Selbstbeherrschung vergass und sich mit der freien Hand gegen die Stirn schlug. ”Natürlich, wie konnten wir so blind sein!”

“Mr. Malfoy nicht selbst hauen”, warf Mieps verunsichert ein.

  Aufgeregt tigerte der Malfoy hin und her. “Nur wo er ist und wie es ihm wirklich geht …  nein so wird das nichts. Und wenn ich … nein …” Immer wieder murmelte unzusammenhängende Dinge, während die Gedanken wie ein Billywig Schwarm durch seinen Kopf tobten. Eins war klar, die Loyalität von Winky und auch Mieps, lag ganz eindeutig bei Harry. Gerade die der Hauselfenmutter, denn diese war vor dem sicheren Tod bewahrt worden. Wenn diese also nicht mitspielte, dann sahen sie Harry im Ernstfall niemals wieder. Hoffentlich war sich der Junge seiner Möglichkeiten nicht bewusst!

 

  Eine kleine runzlige Hand auf seinem Arm ließ ihn innehalten. Irritiert blickte er hinab und erblickte eine ihm vertraute Hauselfe. Mit großen Augen starrte er das Wesen an. “Winky …”, flüsterte ungläubig, hatte er doch nicht damit gerechnet sie persönlich anzutreffen. Gutmütig lächelte eben jene ihn von unten herauf an.

“Mr. Malfoy können ganz ruhig sein. Winky spürt dass sie es ernst mit dem kleinen Harry meinen. Winky ist froh, dass sie gekommen sind. Harry fragte bereits nach Ihnen und auch nach Mr. Snape. Ich werde Sie zu ihm bringen, so beide sich beruhigt haben. Kleiner Vampir ist sehr … verwirrt. Er hat Angst und schämt sich.”

Ein Stein fiel von Lucius geplagter Seele. Ach was, Stein. Das war ein ganzer Felsbruch. Und wenn Severus die Nachrichten erfuhr wurde daraus ganz Hogwarts. “Ich hole ihn”, rief Lucius euphorisch aus, doch Winky stoppte ihn erneut.

   “Warten Sie, Mr. Malfoy. Winky wird mitkommen und Sie dann zu Harry bringen. Die Appariermöglichkeiten zu diesem Ort sind beschränkt.” Erstaunlich würdevoll trat das Wesen an ihm vorbei.

Es verwunderte Lucius nicht im geringsten, dass neben Severus auch Draco und Blaise augenblicklich ‘Gewehr bei Fuß standen’.

Jedoch ignorierte es das aufgeregte Plappern schlichtweg. “Jungs, ihr geht in euer Haus zurück und du Severus kommst mit. Zügig, sonst verlieren wir unsere einzige Spur zu Harry aus den Augen.”

Damit setzte er sich mit langen Schritten in Bewegung und ging hinter Winky her.  Die kleine Hauselfe hatte nämlich nicht abgewartet ob sie folgten.

 

  Severus Aura neben ihm war selbst für ihn, nach so vielen Jahren, schwer zu deuten. Verborgen unter einem Illusionszauber der Elfe war das Trio nun schon einige Minuten unterwegs. Quer durch die Schule ging ihre Reise und endete schließlich bei einem alten Kloraum. Lucius brannte die Frage unter den Nägeln wo sie waren, aber bei Severus verkniffenen und düsteren Gesicht sparte er sich dies. Die Sorge um Harry wuchs, denn es war klar dass dieser Raum nicht Harrys Versteck war und tatsächlich verschwand die Elfe kurz und nur wenige Sekunden später eröffnete sich ihnen unter Getöse ein Durchgang an unerwarteter Stelle.. Ein dunkler Durchgang in einem alten Waschbecken der irgendwie in die unbekannte Tiefe führte. Nur dank seiner verbesserten Sicht erkannte er das schwache Licht von Fackeln. Wo hatte sich der Junge verkrochen und warum hatte ihn keiner der Suchzauber aufspüren können?

Die dunkle Gestalt Severus sprang ohne zu zögern hinab und rief ein ungehaltenes “Komm schon” zu ihm hinauf. Noch einmal blickte sich Lucius um, erblickte die maulende Myrrthe wenige Meter von sich entfernt und folgte schließlich irritiert Severus. Warum hatte ihn dieses Geistermädchen so streng angeblickt? Moment. Altes Klo, der Geist und ein gesicherter Geheimgang … oha!
 

 

Meter um Meter schritten sie im Lichte magischer Fackeln durch steinernden Flure. Severus ging ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Kaum waren sie hier unten angekommen, hatte er einen deutlich frischeren Geruch von Harry in der Nase. Hier, an diesem negativen Ort hatte er den Jungen niemals erwartet, er hatte ja nicht mal einen einzigen Gedanken an die Kammer verschwendet. Ein wirklich gutes Versteck, das musste er dem Jungvampir eingestehen.

Severus wusste nicht, wie Lucius es geschafft hatte diese Winky dazu zu kriegen sie zu Harry zu bringen, aber bei Merlin, konnte das nicht etwas schneller gehen? Er wollte den Jungen hier wegbringen. Wie musste es damals für den Kleinen gewesen sein, als er hier das erste Mal langschritt, in dem Wissen, dass Voldemort auf ihn wartete? Und dann der Basilisk.

 

“Sag mal … trügt mich mein Gefühl, oder sind wir …”

“In der Kammer des Schreckens”, beendete er Lucius Satz, und beide blieben mit großen Augen stehen.

Sie waren in eine riesige Halle eingetreten. Große Säulen, schwarzer Marmorfußboden und Wassergräben sowie Kanäle an den Seiten.

Doch dass was sie stehen lassen blieb, war der gewaltige Körper des ehemaligen Kammerhüters. Es war eine grausige Vorstellung, dass der kleine, zwölf jährige Harry hier ganz alleine gegen das höchst aggressive und gefährliche Wesen hatte antreten müssen. Er hatte der Erzählungen über diesen Tag gehört, einige Erinnerungen mit Dumbledore angesehen, aber nie war er sich des wahren Schreckens so richtig bewusst gewesen.

  Schlechtes Gewissen überfiel ihn und brachte ihn dazu demütig den Kopf zu senken. Warum zog es Harry gerade hierher, wo er hier doch beinahe den Tod gefunden hatte?

Ein scharfes “Komm schon” holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. “Dein innerer Tränkemeister wird den Verlust der Zutaten verkraften”, gab Lucius noch hinterher, wobei sein Freund schon weiter gegangen war. “Wenn du Glück hast, hat Harry auch etwas von den guten Stücken heile gelassen. Merlin bin ich dankbar für den verwendeten Stasiszauber.”

 

  “Was meinst du?” Der Vampir brauchte nicht antworten, denn nun sah Severus es mit eigenen Augen. Hätte er bis eben noch jedem gesagt dass ihn nichts mehr erschüttern konnte, so wäre diese Aussage nun Lügen gestraft. Während der Kopf vollkommen intakt - bis auf die zerstörten Augen - wirkte, sah der meterlange, breite Schlangenkörper ganz anders aus. Immer wieder fehlten ganze Stücke. Kratzspuren verteilten sich über die Schuppen und … waren das vampirische Zahnabdrücke? Bei allem was ihm heilig war, WAS WAR HIER GESCHEHEN?

“Los lass uns weiter. Ich will hier nur weg und das mit Harry im Gepäck!”

Schnell bewegte er sich zu der wartenden Hauselfe, Lucius direkt neben sich.

 

  “Harry, jetzt trink das Blut. Winky hat mir extra deine Sorte gegeben und meins kriegst du nicht, denn dann geht es dir noch schlechter. Du kannst dich nicht nur an der Schlange austoben und diesen Alkohol in dich reinkippen. Bitte …” Es war Lunas ruhige, aber eindringliche Stimme, welche sie in der erstaunlich gemütlichen Wohnung zuerst wahrnahmen. Eine Welle von Eifersucht überrollte ihn und er konnte das Knurren nur mit Mühe zurückhalten. Oder war es Neid, weil das Mädel in Harrys Nähe sein durfte und sie selbst es nur durch Lucius Verhandlungsgeschick geschafft hatten? Doch Lunas nächste Aussage ließ ihn alle Gedanken daran vergessen.

“Kleiner, du kannst dich nicht dauernd vom restlichen Blut des Basilisken ernähren, das kann doch einfach nicht gesund für dich sein!” Was eine glatte Untertreibung war, denn auch das Blut der Riesenschlange beinhaltete Anteile von dessen Gift. Dazu noch viele andere ungesunde Dinge die selbst für einen Vampir nicht gut sein konnten! Während sein Gehirn noch vollkommen damit beschäftigt war, sich all die Folgen auszumalen, war es mit Lucius Selbstbeherrschung vorbei. Mit einem lauten “HARRY”, schoss der Mann an ihm vorbei in den Raum.
 

 

Nichts auf der Welt konnte Lucius hier halten. Harry musste hier weg. Aus der Kammer, aus der Schule, weg von dem momentanen Alltag.

Innerhalb von Sekunden hockte er vor dem kleinen schwarzhaarigen Vampir und man sah mit einem Blick, dass es diesem nicht gut ging. Vom Geruch nach Erbrochenem und Alkohol mal ganz abgesehen. Der Kleine sah einfach schrecklich an.

  “Endlich sind Sie da, Mr. Malfoy”, war der einzige Kommentar dieses Lovegood Mädchens, ehe sie aufstand und den Raum verließ. Er hörte sie etwas mit Severus bereden, aber es war ihm egal. Alles was zählte war dieses traurige kleine Bündel Mensch welches auf einem Teppich hockte. Nur langsam richtete sich dessen Blick auf ihn. Glasig, unsicher und doch hoffnungsvoll.

“Lucius … hallo”, krächzte sein Gegenüber. Vorsichtig streckte Begrüßter eine Hand aus und strich Harry eine klebrige Haarsträhne von der Stirn.

“Hallo Kleiner. Ich bin froh dass ich dich endlich gefunden habe. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht und dies anscheinend vollkommen zu recht.”

Ein musternder Blick traf ihn. “Siehst nicht gut aus.”

Der Malfoy konnte ein zynisches Auflachen nicht verhindern. “Dann guck dich mal an, Harry. Na komm, was hälst du davon wenn wir von hier verschwinden?”

Zugleich versuchte der Junge zu nicken und den Kopf zu schütteln. “Muss … aufräumen. WIll nicht raus. Die Welt ist kacke. Niemand will mich. Hier hab ich Ruhe und wenn ich will bringt Winky mir alles was ich brauche, aber ich brauche nichts. Nur das hier.” Dabei angelte sich der vollkommen betrunkene Jungvampir eine der Whiskeyflaschen und hielt sie bitter lächelnd empor. “Prost!” Doch er kam nicht dazu einen Schluck zu nehmen, denn Severus erschien neben dem Jungen und riss ihm die Flasche aus der Hand.

 

“HEY das gehört mi … Severus, du hier und nicht bei Remus?”

“Du hast genug. Und was glaubst du eigentlich was ich getan habe die ganze Zeit?” Die Flasche flog zielsicher in einen der magischen Mülleimer, welcher die Flasche unter lautem Rülpsen vernichtete.

Schulterzuckend blickte Harry seinen Professor an. “Mit Remus die verlorene Zeit nachgeholt? Wat weiß ich schon?”

“Ich hab dich GESUCHT DU IDIOT!”, rief Severus laut. Was anscheinend Leben in den Betrunkenen brachte, denn dieser stand unsicher und wackelig auf. Ganz automatisch wollte Lucius ihm helfen, doch der Potter ignorierte ihn. Die nur mäßig vorhandene Konzentration reichte nur für eine Person.

“Hätt’st ja gleich mitkommen können”, giftete Harry zurück.

“Du hast ja nicht mal abgewartet!”

“Du bist dageblieben!”

“Du bist einfach disappariert und dann warst du verschwunden! Ich habe Remus zur Sau gemacht und bin dir hinterher.”

“Als wenn, ihr habt euch durch die Betten gewälzt!” Schrie Harry und wandte sich ab. Es mochte nur ein Aufblitzen gewesen sein, aber dennoch hatte Lucius den Schmerz in den grünen Augen gesehen. Oh man, wenn das hier nicht so ernst wäre, dann war Lucius beinahe drauf und dran in einen Lachanfall zu verfallen.

 

  “Harry, das bringt doch alles nichts. Komm mit mir nach Malfoy Manor. Du wirst sehen, dann sieht das alles schon ganz anders aus”, versuchte er zu vermitteln.

“Niemand will mich und wenn … dann nur aus Mitleid oder irgendwelchen Versprechen gegenüber Toten. Remus haut ab, vergisst mich und sperrt mich aus seinem Leben. Meine angeblichen Freunde schneiden mich. WUHUUU, Party!”

Es war nicht gerade ein würdevolles Verhalten - nein, es war ganz und gar hinterhältig und konnte das wenige Vertrauen des Jungen zerstören - aber Lucius wusste sich nicht mehr anders zu helfen.

Schneller als irgendeiner - erst recht nicht diese kleine Schnapsfledermaus - reagieren konnte, hatte er seinen Zauberstab gezogen und Vampirgerechte Lähm- und Schlafzauber auf Harry geworfen. Ohne zu zögern nahm er den viel zu leichten Jungen auf seine Arme. “Lasst uns gehen.” Was ein Nicken aller Beteiligten zur Folge hatte und so verließ die zusammengewürfelte Truppe diesen bedrückenden Ort.

Für eine bessere Zukunft

Immer wieder tauchte Harry aus seinem schlafähnlichen Zustand auf. Doch was er sah verwirrte ihn und so schloss er jedesmal wieder die Augen. Neben der Tatsache dass er nicht wusste wo er war - der Einrichtung nach nicht in der Kammer - tat es auch seinem dröhnendem Kopf gut. Merlin, spielte da eine Ogergruppe Fußball drinne? Egal, mit all dem wollte er sich jetzt nicht beschäftigen.
 

 

“Severus du kannst nichts tun. Seh lieber zu, dass du McGonagall erklärst was mit ihrem Goldjungen geschehen ist. So sie ihn denn vermisst. Von Suchaktionen ihrerseits habe ich die ganzen Tage nichts mitbekommen.” Eine Augenbraue hochgezogen fixierte er den hin und her tigernden Mann. Wenn das so weiterging hatte sein Teppich bald eine Lauffurche. Es war bereits dunkel draußen und laut seinem Überwachungszauber war Harry nur ein paar mal kurz wach geworden. “Ich denke, ebenso möchte unsere werte Ms. Lovegood wieder zurück nach Hogwarts.”

 

Doch das Mädchen nahm ihm den Wind aus diesem Argument. “Nö, ich bleibe hier. Zudem habe ich, während Sie hier wie Glucken herumgelaufen sind und Harry versorgt haben, Professor McGonagall schon Bescheid gegeben. Auch dass ich ebenso hier bin. Ich soll Sie grüßen und dafür sorgen, dass Mr. Snape ebenso wieder zu Kräften kommt. In Hogwarts, denn Sie erwartet ihn morgen pünktlich im Unterricht.” Ein Schnauben erfolgte seitens des Erwachsenen. “Poppy steht schon quasi parat um ebenso herzukommen, so sie nicht kooperieren.” Gab Luna monoton hinterher und spielte an einem komischen Ohrring.

  Einerseits bewunderte er die kleine Blonde für ihre Entschlossenheit und Treue gegenüber Harry, anderseits verfluchte er das Mädchen gedanklich dafür. Ehrlich gesagt wollte er alleine sein. Ok, Luna war nicht das Problem - Severus sehr wohl.

  Er hatte Harry vorhin genau zugehört und deutlich mitbekommen, was dieser dem Snape an den Kopf geworfen hatte. Auch hatte er den versteckten Kontext herausgehört. Es war dringend Zeit für ein Gespräch zwischen den beiden, aber erst mussten beide wieder auf dem Damm, zurechnungs- und aufnahmefähig sein.

  Räuspernd unterbrach er das Gespräch zwischen Lovegood und Snape. Wobei Severus eher darauf beharrte dass er hier blieb, und Luna scheinbar gelangweilt, sowie unbeeindruckt, in einem umgedrehten Klitterer blätterte. Wo auch immer die den her hatte.

  “Also meine Lieben, da ich der Hausherr bin, gilt mein Wort: Severus verschwinde, ruh dich aus und wenn es Harry besser geht, dann rufe ich dich. Ich glaube es ist vorerst besser wenn du nicht in seiner Nähe bist. Ms. Lovegood ich werde Ihnen ein Zimmer hier geben.”

“Lucius, aber ...”

“Keine Umstände, Mr. Malfoy. Ich schlafe bei Harry.”

“Werden Sie nicht!”, schnaubte Severus augenblicklich.

Die Augen verdrehend rief Lucius nach seiner Hauselfe und befahl ihr Severus hinauszubegleiten. Der Hausherr hatte die Nase voll von dem Kindertheater. Er wollte Luna zu Harry bringen, diesen noch einmal untersuchen und mit neuem Blut versorgen und dann ins Bett gehen. Der Streß nagte an Nerven und Geduld. Wenn er jetzt nicht die Reißleine zog, tat er noch etwas was er schnell bereute.

“Kommen Sie, Ms. Lovegood.” Und so deutete er dem Mädchen den Weg zu dem Jungvampir und zusammen ließen sie einen protestierenden und rebellierenden Severus Snape zurück.
 

 

Es war bereits vier Uhr Morgens und an richtigen Schlaf war in der Snapschen Lehrerwohnung nicht zu denken. Er war zwar ab und an weggenickt, aber dann kamen ihm irgendwelche Sequenzen und Gedanken der letzten Tage in den Sinn.

  Er fühlte die verwirrende Unsicherheit. Die erdrückende Ratlosigkeit. Die aufkochende Wut und auch ein Gefühl, was er in den letzten Stunden als Eifersucht erkannt hatte. Die Frage war nur: Auf wen war er eifersüchtig und warum überhaupt? Lucius, weil sich Harry in dessen Manor befand und der Mann diesen versorgte sowie behütete wie ein Vampir es eben tat?

  Severus hatte begriffen, dass es das Wesen in Lucius war, welches ihn bei der Suche nach Harry angetrieben hatte. Anscheinend hatte es so gut geklappt bei dem kurzen Besuch, dass Lucius den Jungen als seinen Schützling angenommen hatte. Das Problem an der Sache für Severus war der Gedanke, welchen Platz er selbst dann in Harrys Leben einnehmen sollte. Wenn Harry einen Vampir als Unterstützer und Beschützer haben konnte, was sollte er dann mit ihm? Sie waren nicht von einer Art und überhaupt … war irgendwie alles komisch zwischen ihnen. Immer wieder hatte Harry angedeutet, dass Severus sich nur wegen dem Versprechen gegenüber Lily um ihn kümmern und Sorgen würde. Konnte der Junge tatsächlich recht haben? War er immer noch nicht über all das hinweg? Nein, es konnte nicht nur das alte Versprechen sein, denn er hatte in letzter Zeit überhaupt nicht mehr daran gedacht. Nicht mal an Lily hatte er einen Gedanken verloren, und erstaunlicherweise hatte er bei dieser Feststellung kein schlechtes Gewissen.

  Es war jetzt eher die Sorge, ob Harry ihn noch als Ansprechpartner haben wollte, so er nun Lucius hatte. Nach der zweiten Flasche Elfenwein hatte er sich eingestanden dass es Harry selbst war, weswegen er so verrückt spielte. Er hatte sich an die Gesellschaft des Jungen gewöhnt, denn es war so angenehm und … einfach mit ihm. Wenn sie beide nicht gerade vollkommen aneinander vorbei redeten, dann war es wirklich nett mit dem kleinen Schwarzhaarigen die Zeit zu verbringen. Wenn da nicht dieser Dickkopf wäre …

  Apropos Dickkopf! Diese kleine blonde Ravenclaw, ja, für die musste er sich wirklich noch etwas ausdenken. Das Mädchen war heute eindeutig zu weit gegangen. Diese Unverschämtheiten ihm gegenüber war er nicht bereit durchgehen zu lassen! Und Lucius, sein angeblich bester Freund, hatte sich auch noch auf die Seite des Kindes gestellt. Ja, das Gör durfte anscheinend auch noch in Harrys Zimmer übernachten! “Die haben doch nicht mehr alle Zauberstäbe im Halfter!”, murmelte er düster, stürzte ein weiteres Glas Wein hinunter und erhob sich schließlich schwerfällig. Er musste morgen - heute - halbwegs ordentlich im Klassenzimmer stehen, sonst machte ihm Minerva garantiert die Hölle heiß.
 

 

“Hey Luna.” Schief lächelnd richtete Harry sich im Bett auf als das Mädchen leichtfüßig - barfuß - ins Zimmer tänzelte.

  Als er heute Morgen wach geworden war, hatte er erstaunt festgestellt dass Luna neben ihm gelegen und ihn beobachtete hatte. Dadurch hatte er auch erfahren dass sie in Malfoy Manor waren nachdem Severus und Lucius von Winky in die Kammer gebracht worden waren. Laut Luna konnte er darüber nur froh sein und wenn er die Hilfe von irgendeinem Eingeweihten abweisen würde, dann versprach sie ihm dauerhaft Kunstflügel anzuhexen.

  Harry wusste nicht mehr alles was in der Kammer geschehen war - ein Hoch auf guten, starken hochprozentigen Feuerwhiskey - und es war ihm auch relativ egal. Die wenigen Erinnerungen die er noch hatte, waren geprägt von Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Angst, Hunger und Selbstmitleid. War es Einbildung oder Wirklichkeit, dass er den armen toten Basilisken geschändet und sich mit Severus gezoffte hatte? Nun … zweiteres würde er wohl irgendwann notgedrungen erfahren.

  “Mir wurde gerade das ‘Du’ vom Hausherren angeboten. Ein seltsames Gefühl wieder in diesem Haus zu sein, findest du nicht?”, erkundigte sich Luna während sie ein Tablett mit Essen für Mensch sowie Vampir auf Bett schweben ließ und sich dazu setzte.

“Ja ist es. Die Erinnerungen welche wir mit diesem Manor verbinden, sind einfach nicht … schön. Aber findest du nicht, es sieht viel besser aus nach der Renovierung?” Zögerlich nahm er das von Luna angereichte Glas mit Blut entgegen. Genau so zögerlich nippte er daran. Es war befremdlich vor jemand anderem als Severus zu trinken. Selbst bei Lucius hatte er Hemmungen. Kurz kniff er die Augen zusammen um die Gedanken an einen gewissen Schwarzhaarigen zu verdrängen. Ein Glück war Luna in dem Punkt wirklich umgänglich und verzog nicht das Gesicht, sondern ging auf das Thema Manor ein.

Und so unterhielten die beiden sich über die Veränderungen des Hauses, der Angebot des ‘Dus’ und auch über die neuesten Entdeckungen von seltsamen Wesen.
 

 

  Einen Tag war Luna noch bei ihm geblieben, hatte ihn sogar dazu überredet zu duschen, frische Sachen anzuziehen und dann das Zimmer zu verlassen. Zusammen hatten sie den Tag bei Sonnenschein im Malfoyschen Garten verbracht. Entweder waren sie umhergestreift und hatten erstaunt festgestellt wie groß und wohlgepflegt das Grundstück war, hatten die Pferde geputzt und gefüttert, oder träge im Gras gesessen.

  So viel hatten sie gar nicht geredet und wenn, dann waren es oft Albereien. Harry hatte dieser Tag unglaublich gut getan, es fühlte sich so normal an. Luna war eine angenehme, ehrliche und doch verträumte, aber sehr verlässliche Gesellschaft. Bei einem der wenigen längeren Gesprächen hatten sie über die Zeit gesprochen, als ihr Kontakt nach dem Krieg und Harrys Umwandlung abgekühlt war. Er rechnete es dem Mädchen hoch an, dass sie sich nicht damit rausredete dass sie mit Neville zusammen war und dieser Angst vor Harry hatte. Nein, die Blonde schob niemand anderen vor sondern stand dazu, dass sie sich albern verhalten hatte. Sie hatte auf Hermine und Ron gehört, die ihn als ein Menschenfressendes Monster hingestellt hatten. Auch betonte sie immer wieder, dass es der Verdienst ihres Vaters war, welcher sie zum Nachdenken und nachlesen über Vampire gebracht hatte und damit für Harry wieder geöffnet hatte. Dank der reichhaltigen Datensammlung ihrer Familie hatte es Luna geschafft über ihren eigenen, laut ihren Worten dummen Schatten zu springen und auf Harry zuzugehen. Und der junge Vampir war darüber sehr, sehr dankbar.

  Doch nun war es soweit Abschied von Luna zu nehmen, da die Schulleiterin das Mädchen zurück ins Schloss beordert hatte. Eigentlich wollte die Frau sie beide wieder in der Schule haben, doch da Harry vorerst nicht gewillt war nach Hogwarts zurück zu kehren, stand Luna nun alleine die Rückreise via Kamin bevor.

  “Pass auf dich auf”, murmelte Harry und schloss seine Freundin in die Arme.

Diese erwiderte die Umarmung und legte ihre Wange an sein Schlüsselbein. “Du auch und … rede mit Lucius. Er mag dich sehr. Vergiss nicht was ich dir gesagt habe: Wenn ein Vampir sich einen Schützling ausgesucht hat, ist dies quasi unabänderlich und der Schutzbefohlene bedeutet automatisch Familie. Also genieß es ein wenig, bevor dich die Welt - die Realität - da draußen wieder verlangt.” Sanft hauchte die Lovegood einen Kuss auf die Wange. “Soll ich noch jemanden von dir grüßen?”

Lächelnd schüttelte Harry den Kopf; hielt Luna auf Armeslänge von sich und hauchte ihr schließlich ebenfalls einen Kuss auf die Stirn. “Nein, nur wenn Draco oder Severus dich fragen. Pass auf dich auf, Hogwarts ist ein Schlachtfeld.”

“Werde ich. Bis bald”, entschlossen löste Luna sich, trat zum Kamin,  nahm eine Hand Flohpulver aus der Schale auf dem Kaminsims und warf dieses in den brennenden Kamin. Ein letztes Winken und Zwinkern, dann verschwand die kleine Blondhaarige in den nun grünen Flammen.

 

  “Und du willst sicher nicht zurück?”

Leicht den Kopf schüttelnd drehte sich Harry zu Lucius herum. “Nein. Solange ich dich nicht störe, würde ich gerne noch ein wenig hier bleiben. Ein bisschen, entspannen und so.”

Lächelnd trat der Vampir auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. “Du kannst bleiben, solange du willst. Und wenn du gar nicht zurück willst, dann kümmern wir uns um Hausunterricht.”

“Danke Lucius” Froh über so viel Verständnis umarmte er den Mann kurz. “Sag mal, wolltest du mir nicht noch was über das Rausfinden über die passende Blutgruppe beibringen?”

“Ja, klar. Na dann, auf ins Wohnzimmer. Da spricht es sich deutlich angenehmer”, gab der Malfoy gut gelaunt zurück und führte Harry aus der Empfangshalle.

 

  “Ok, also wenn ich jetzt hier ein Tropfen Blut drauf gebe, dann zeigt mir dieses .. Stück Papier an, welches die richtige Blutgruppe für mich ist?” Skeptisch blickte Harry zwischen Lucius und dem Blatt vor sich hin und her. “Mehr ist das nicht?”

“Ganz genau. Mehr ist es nicht. Ich habe es extra so entwickelt.”

“Wie jetzt, du hast es entwickelt?”

“Ja warum nicht? Es musste einfach eine bessere Variante als ‘Ausprobieren’ geben. Eine die nicht Schmerzen und Übelkeit mit sich bringt.”

“Moment mal, das ist alle mal besser als Versuch und Irrtum, aber das heißt ja ...

“Dass ich und jeder Vampir zuvor so verfahren mussten”, vervollständigte Lucius seinen Einwurf. “Man hat sich querfeldein ernährt und genommen was am wenigsten Probleme bereitet. So war es in alten Zeiten. Dann ging man dazu über sich eine Sorte nach der anderen mit Spritzen zu injizieren. Wobei … die meisten hörten nach ‘positiv’ oder ‘negativ’ auf. Nur die wenigstens wollten sich weiter quälen, wenn der für uns wichtigste Bestandteil geklärt ist. Der Großteil war sich auch nicht bewusst, welche Möglichkeiten sie verpassten. Welche Kraft eigentlich in ihnen schlummerte. Sie waren dem ‘einfachen Leben’ so nah, standen quasi davor und sahen es doch nicht.” Langsam schüttelte der Malfoy den Kopf, als wenn er dies nicht verstand. Und Harry konnte diesen Gedankengang nachvollziehen.

   “Der Mensch ist letztendlich doch ein bequemes, feiges Wesen. Ob nun Muggel oder Zauberer. Vampir, Werwolf oder weiß der Geier, man geht dann doch den Weg des geringsten Widerstandes”, murmelte Harry leise. Noch einmal stieg seine Bewunderung für den Vampir vor sich an. Dieser Mann hatte sich nicht einfach mit altbekanntem und bewährtem abgefunden, sondern hatte für sich, aber auch alle anderen, eine bessere Variante gesucht und gefunden. Und Harry war seinem Mentor dafür sehr, sehr dankbar. So biss er sich schließlich in den Daumen und ließ vier Tropfen schwer auf das Pergament vor sich fallen.

 

  Gebannt beobachtete er den kleinen roten Fleck, welcher sich erst aufwölbte und schließlich wie das überlaufende Wasser aus einem vollen Glas über den magischen Test floss.

Doch es breitete sich nicht ähnlich einer Pfütze aus, sondern fing plötzlich an Kreise zu ziehen. Schneller und schneller kreiste die Lebensflüssigkeit um sich selbst, so schnell, dass sie vor Harrys Augen schon wieder zu einer Einheit verschmolz. Ein roter Schleier legte sich über alles, sodass der Jungvampir sich fragte, ob die Blutgier wieder bei ihm durchbrach, also schloss er schnell die Augen.

  “Harry, schau. Du verpasst doch das Beste”, schmunzelte Lucius.

Seufzend öffnete Angesprochener wieder seine Augen. “Wow. Das ist ja wie … Magie!”, hauchte der Jüngere fasziniert bei dem Anblick vor sich. Diese Aussage war es, die Lucius ein Glucksen entlockte.

“Manchmal bist du wirklich ... unterhaltsam, Kleiner. Es mag dich ja vollkommen überraschen, aber wir sind Zauberer.”

Gespielt streckte Gefoppter die Zunge raus. “Haha, sehr lustig. Aber … ich meine … hallo? Das hier ist voll cool! Ich meine, wann sieht man schon mal tanzendes Blut?” Denn genau das war es, was den jungen Potter so faszinierte.

Da vor ihm tanzten acht kleine Männchen aus seinem Blut und tanzen war keine Übertreibung. Die kleine Blutfiguren drehten sich, sprangen und … schienen zu lachen.

  “Ich gebe zu, dass ich es da wohl etwas mit der Effekthascherei übertrieben habe. Nun ja, mir war langweilig”, gestand der ältere Vampir entschuldigend und zuckte mit den Schultern. Jedoch bekam der Mann nur eine lapidare Handbewegung von dem Jüngeren, dieser war nämlich viel zu sehr von dem Geschehen vor sich gefesselt. Die kleinen Männchen gaben sich gerade nacheinander die Hände, während Felder für jede Blutgruppe erschienen, und schlitterten dann jeder zu einem Feld.

“Was …”

“Sieh hin.”

Und das tat Harry, denn kaum dass die Blutfiguren auf ihren Plätzen waren, lösten sich die Gestalten auf und versickerten in den Pergament. Alle Tropfen bis auf einer und das Ergebnis ließ Harry leise stöhnen.

“AB negativ … das war so klar”, jammerte Harry und vergrub das Gesicht in den Händen. “Warum kann es nicht einmal einfach sein?”
 

 

   Leider musste Lucius sich eingestehen, dass ihn dieses Ergebnis nicht wirklich verwunderte. Nein, insgeheim hatte er genau damit gerechnet. Er hätte es schon als Glücksfall betrachtet wenn es B negativ gewesen wäre. Denn egal ob Muggel oder nicht, AB negativ war nun mal die seltenste Blutgruppe und B negativ die zweit seltenste. Null negativ Blut würde den Jungen zwar am Leben erhalten und keine unnötigen Schmerzen bereiten, aber die volle Kraft und ‘Leichtigkeit’ bekam der Jungvampir nur mit der passenden Blutgruppe. Leider konnte er Harrys Frage nur zustimmen, wann würde es für den Jungen einmal einfach und leicht werden? Das Schicksal schmiedete manchmal wirklich unfaire Pläne.

  Langsam stand er auf und ging zu dem Häufchen Elend auf der Couch herüber. Behutsam, als würde der Junge zerbrechen, setzte er sich neben diesen und zog ihn an sich heran.

“Wir kriegen das schon hin. Keine Sorge, in den Krankenhäuser weltweit gibt es passende Blutkonserven”, versuchte er den enttäuschten Jungvampir zu trösten, während er diesem über den Kopf strich.

Harrys nächste Worte ließen ein seltsames Gefühl in ihm emporsteigen. Eine Mischung aus Hochachtung und Missbilligung. “Nein Lucius …” Lächelnd blickte ihn der Kleine an. “Wir können nicht wegen mir die Blutbanken plündern, wo ich doch auch mit der bisherigen Sorte gut klar komme. Wirklich, mir geht es gut damit und es wird reichen. Entschuldige dass ich mich so beklage, wo ich doch eigentlich froh sein sollte dass ich überhaupt noch lebe. Ich habe wirklich Schlimmeres durchmachen müssen, als schlecht an die ideale Blutgruppe zu kommen. Mir geht es besser als vielen anderen auf der Welt - allein in England - und vor allem habe ich Draco, Luna, dich und Se … dich an meiner Seite.”

    Mehr als ein gehauchtes “Harry”, bekam Lucius ob dieser Worte nicht heraus. Doch er ahnte, dass er hier und jetzt nichts an Harrys Meinung ändern konnte und so entschied er sich das Thema vorerst fallen zu lassen. Fallen lassen, ja. Vergessen, nein!

 

   “Dann erzähl mir doch mal was schlimmer war. Mal abgesehen von deinen ganzen Kämpfen gegen Voldemort.”

Und so erzählte ihm Harry von dem Erlebnis als Lockhardt ihm alle Knochen wegzauberte anstatt sie zu heilen.  

“Ach und dann war da noch dieses Theater mit deinem Sohn”, kam es von Harry und grinste schief.

Ja, so wollte er den Jungen sehen. Gut gelaunt, frei, offen und einfach ein normaler Teenager.

“Welches meinst du jetzt genau? Eure kleinen Reibereien und Wettkämpfe im Quidditch sind wohl jedem Bekannt”, schmunzelte Lucius.

 

Leise lachend nickte der Potter. “Ja, die werden wohl in die Hogwarts Chroniken aufgenommen. Aber … sag mir nicht, Draco hat dir nicht brühwarm vom ‘Mistelunfall’ erzählt?” Neugierig neigte Harry den Kopf zur Seite und irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit einer Katze in diesem Moment.

“Mistelunfall?”

  “Wow, ich dachte damit rennt er direkt zu dir”, gestand sein Gegenüber. “Also es war im Dezember meines fünften Schuljahres. Dumbledore hatte es für einen ‘genialen’ Einfall gehalten, überall im Schloss magische Mistelzweige entstehen zu lassen, sobald sich zwei Personen auch nur ansatzweise annährten. Nun ja, auf jeden Fall waren die Weihnachtsferien nicht mehr fern, Umbridge ging uns gewaltig auf den Zeiger und ich kam gerade von einer nervigen Stunde Wahrsagen. Mal ganz abgesehen davon, dass eh kaum einer was mit mir zu tun haben wollte, weil ich als Lügner galt. In dem Punkt fand ich Dumbledores Idee klasse, denn so bekamen auch alle anderen einmal zu spüren wie es war, wenn sich jeder von einem fernhielt.”

Überrascht von dieser düsteren Aussage, zog Lucius eine Augenbraue hoch. Tief in seinem Inneren war auch der kleine Held nur ein verbittertes Kind welches sich nach Zuneigung, familiären Halt, sowie Freunden sehnte.

“Egal, also ich war abgelenkt auf dem Weg in die Halle fürs Mittagessen und es kam wie es kommen musste: Draco und ich trafen aufeinander, keiften uns an und wurden schließlich von einem lachenden Blaise abgelenkt.”

Nun brauchte der Erwachsene alle Selbstbeherrschung um nicht zu lachen. “Lass mich raten, der Zauber wirkte.”

Schnaubend verschränkte Harry die Arme. “Du liegst richtig und wir kamen wegen dem Zauber nicht weg. Nicht wenn wir uns nicht küssen oder Dumbledore den Zauber löst.”

“Und mein Sohn hat garantiert gezetert wie ein Bowtruckle, oder?” Lucius durfte sich die Szene auf keinen Fall bildlich vorstellen, denn dann war es ihm garantiert nicht mehr möglich die Fassade aufrecht zu erhalten. Aber bei Merlin, es war verdammt schwer. Vor allem weil sein Sohn, im Gegensatz zu ihm selbst, etwas homophob war. Oder besser gesagt damals gewesen war.

“Ich hab ihn letztendlich geschockt und einfach geküsst. Ich gestehe, sein Theater hat mich genervt, also hab ich eine Spitze drauf gelegt und einfach über seine Lippen geleckt. Der Blick war herrlich.”

Einen Moment herrschte Schweigen, dann verlor Lucius seine Selbstbeherrschung und brach in herzhaftes Gelächter aus, worin Harry umgehend einstimmte.

   “Herrlich, danke dass du mich daran hast teilhaben lassen Harry. Wenn Draco jetzt mal frech wird, hex ich ihm einfach einen penetranten Mistelzweig über den Kopf.” Eine Vorstellung welche wieder für herzhaftes Lachen bei beiden sorgte.

“Oh ja, bitte. Aber sag Bescheid, da will ich bei sein”, gluckste der Junge neben ihm und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht.

“Möchte da etwa jemand wieder meinen Sohn küssen?”, mutmaßte Lucius gespielt überrascht und zog eine Augenbraue empor.

Augenblick riss Harry die Augen auf und schüttelte hektisch seinen Kopf. “Nein, nein. So meinte ich das doch gar nicht. Ich meinte doch nur…”

Leise lachelnd strich er dem überrumpelten, stotterten Jungen durch die Haare und eine Strähne aus dem Gesicht. “Keine Sorge, Kleiner. Ich zieh dich doch nur auf.” Erleichtert und zugleich ertappt blickte der Jungvampir ihn an. “Also, es ist schon spät. Was hälst du davon wenn wir den Elfen noch ein wenig Arbeit geben und ich erzähle dir während eines leckeren Essen von Dumbledores Aktionen zu meiner Zeit?” Geschmeidig erhob er sich um für sie beide eine Karaffe Blut zu holen.

Harrys leise Worte in seinem Rücken bestätigte eine seiner Vermutungen. “Wie soll ich jemand anderen ernsthaft küssen wollen, wo ich doch …”

 

Nachdenklich blickte er zu dem in sich zusammen gesunkenen Jungen, welcher auf die ineinander gefalteten Hände starrte.

Ja, das mit Harry und Severus war weit über den Status Schüler-Mentor hinaus. Die beiden hatten es nur noch beide nicht richtig begriffen und vor allem war eine ganze Menge Ungesagtes zwischen ihnen. Aber Lucius wollte helfen.

Na wenn das mal nicht das größte und komplizierteste Projekt seines Lebens wurde bei den beiden Sturköpfen.

Freundschaften

Die Tage vergingen und Harry bereute es nicht ein bisschen, in Malfoy Manor geblieben zu sein. Hier konnte er ausschlafen, bekam leckeres Essen - erstaunlich wie die Elfen Blut zu verarbeiten wussten - und hatte allgemein Zeit für sich. Nur selten verließ Lucius das Haus beziehungsweise das Grundstück. Eigentlich nur um Severus in Hogwarts zu besuchen oder um irgendwelchen Menschen im Zaubereiministerium auf die Nerven zu gehen. Der düstere Tränkemeister hatte schon mehrfach herflohen wollen, aber Lucius hatte dies untersagt und Harry war ihm irgendwie dankbar dafür. Irgendwie fühlte er sich nicht bereit dem Mann gegenüber zu stehen; war nicht bereit sich dem zu stellen was geschehen und gesagt worden war.  Sobald seine Gedanken auch nur ansatzweise in diese Richtung glitten, lenkte er sich ab. Manchmal war er eben doch einfach nur verdammt feige.

  

Und an Ablenkung mangelte es hier wirklich nicht. Da waren die wunderschönen, aber feurigen Rennpferde, die riesigen, gutmütigen Kutschpferde und sogar ein altes Pony, welches einmal Dracos Augenstern gewesen war. Dieses kleine Schätzchen zu versorgen war dem jungen Vampir inzwischen ins Blut übergegangen.

  Aber da waren auch noch die Bibliothek, kochen mit den Elfen - etwas, dass die Wesen anfangs schwer aus dem Konzept gebracht hatte - und vor allem Unterricht bei Lucius. Mit dem Mann zusammen hatte er sogar Fortschritte im Tränke brauen gemacht. Minerva sorgte via Eulenpost dafür, dass Harry nicht allzusehr hinter dem Lernstoff her hing.

  Auch Luna war noch mal zu Besuch da gewesen. Zu dritt waren sie über die Länderreien geschlendert, hatten sich über dieses und jenes unterhalten und waren schließlich am Stall angekommen. Da hatte seine beste Freundin gemeint sie wolle unbedingt auf einem der Rennpferde sitzen, denn dessen Aura wäre absolut positiv. Genau das was ihre neust entdeckten komischen Wesen dringend brauchten. Unaussprechliche Wesen, die natürlich nur Luna wahrnahm. Tja, gut dass Lucius dagewesen war, denn der Vampir hatte Luna schnell aufgefangen als diese im hohen Bogen abgeworfen wurde.

 

Weiter hatte Harry gesehen, welche hervorragende Dienste die Familie Malfoy für die Vampire tat. Der blonde Vampir forschte sich quasi die Finger wund in dem Bemühen das untote Leben besser zu machen. Egal wie oft der Mann betonte, dass er dies nur aus Langeweile tat, so waren die neuen Teststreifen ein einfacher Zaubertrick gegen Lucius eigentliches Anliegen.

 Denn die elementare Frage welche sich Lucius stellte, war, welcher molekulare Bestandteil des Blutes es genau war, welcher für die Ernährung wichtig war. Wenn man dies wusste, dann war es wahrscheinlich möglich künstliches, nahrhaftes, Blut zu erzeugen und DAS wäre die Entwicklung des Jahrtausend. Wenn man es schaffen konnte jeden Vampir mit auf ihn abgestimmten künstlichen Blut zu versorgen … welch eine traumhafte Vorstellung.

  Doch Lucius hatte ihm auch frustriert erklärt, dass es, wenn überhaupt, erst in vielen Jahren so weit war. Es fehlte an ‘Versuchskaninchen’ und pro Testpersonen kamen auch noch hunderte Test, welche natürlich nicht alle auf einmal gemacht werden konnten. Dann gab es auch noch Unterschiede zwischen Vampiren, gebissenen Zauberern und sogenannten Vamp-Mugs. Die eine Sorte so geboren. Die anderen beiden dazu gebissen.

 

  So erfuhr Harry auch, dass es selbst in der Vampirgemeinschaft Gruppen und Hierarchien gab. Wenigstens so ungefähr. Das uralte Vampirrecht war ein wenig undurchsichtig und in Harrys Augen in einigen Punkten veraltet.

  Geborene Vampire waren die Wächter. Sie hatten dafür Sorge zu tragen, dass gebissene Vampire sich benahmen und an das Geheimhaltungsabkommen hielten. Wildes Verwandeln, welchem auch Harry zum Opfer gefallen war, galt als Tabu und unschicklich. Der entsprechende ausführende Vampir galt fortan ebenso als ‘schändlich’ wie auch dessen Clanoberhaupt. So denn eins vorhanden war. Vor allem wenn dieser nicht selbst bestrafte oder - bei größeren Vergehen - den zuständigen geborenen Vampir informierte, gab es Theater.

  Zwischen den ganzen gebissenen Vampiren gab es dazu noch die Unterteilung zwischen magisch und nicht magisch. Wobei zweitere auch den Begriff ‘V- Insult’ hatten. Ein Begriff, welcher im Muggelsinn schon ‘Bart ansetzte’, so alt war er bereits. Von albern erst gar nicht zu reden. Damals noch ein rassistischer Begriff welcher von geborenen Vampiren erfunden wurde und allgemein für gebissene Vampire stand. Dass dieses Gespräch in eine Grundsatzdiskussion über Rassismus, Reinblütigkeit und Unterdrückung ausuferte, war kein Wunder. Gerade wegen Harrys leicht unberechenbaren Verhalten sowie seinen eigenen Erfahrungen in der Kindheit, aber auch weil er in der Lage war Logikfehler in Lucius Argumenten zu finden, war es keine Null-Acht-Fünfzehn Diskussion. Zum Glück war der Erwachsene erfahren darin, wie er mit heißblütigen Gesprächspartnern umgehen musste und so eskalierte die Situation nicht.

 Jedenfalls wusste Harry am Ende dieses Tages, dass geborene Vampire gebissene Muggel als Beleidigung ansahen, sowie diese öfter die Verwandlungsphase nicht überstanden und wenn doch, dann oftmals Probleme hatten oder bereiteten. Einfach weil plötzlich Kräfte und Gelüste vorhanden waren, welche sie sich ebenso niemals erträumt hatten, wie die Existenz und Ausmaßen dieser neuen ‘Welt’. Daher galt es auch als strenges Verbot Muggel zu beißen und wenn es doch geschah, war der Erzeuger ein Leben lang verantwortlich für diesen Vampir. Es war die Magie in den Zauberen selbst, welche sie bei allem unterstützte, ihnen Kraft gab und sie, ebenso wie geborene Vampire, auch in die Sonne gehen konnten. Etwas, das für Muggel nicht möglich war, ohne klischeemäßig in Flammen aufzugehen. Mit anderen Worten: Kein verlockendes untotes Leben.

 

  Genüsslich räkelte sich der Jungvampir in seinem gemütlichen Bett. Was hier in diesem Raum fehlte, war ein Fernseher. Diesen hatte er wirklich zu schätzen gewusst während der ‘Grimmauld-Place Zeit’. Vielleicht sollte er seinen Fernseher aus dem düsteren Haus her holen? Es steckte schließlich eine Menge Arbeit in dem Gerät um dies trotz Magie zum Laufen zu kriegen. Wenn er jetzt noch einen Fernseher zur stumpfen Berieselung am Bett hätte … ja, dann würde er sich das Essen ans Bett bringen lassen und es nur für den Gang ins Badezimmer verlassen. So jedoch …

 

  “Harry, bist du soweit? Geht es dir gut? Es ist bald schon Mittagszeit”, erklang es fragend vom Flur vor seinem Zimmer.

“Alles gut. Ich steh schon auf”, antwortete er und zog sich doch die Decke über den Kopf.

Er hörte wie die Tür geöffnet wurde, Schritte sich seinem Bett nährten und nur Sekunden später wurde ihm langsam die Decke vom Gesicht gezogen.

  “Von wegen, du Schlafmütze. Na los, komm essen und dann wolltest du doch endlich richtig reiten lernen, oder hast du etwa Angst vor der Gefahr runter zu fallen?” Fragend legte der Ältere den Kopf schief, während er zu ihm herunter sah.

“Angst? Gefahr? Hörst du das Gefahr, ich lach dir ins Gesicht. Hahaha”, rief Harry und sprang aus dem Bett und weiter ins angrenzende Badezimmer.

   “Kein König der Löwen mehr für dich”, rief Lucius lachend hinter ihm her. “Ich geh schon mal ins Esszimmer.”

Lachend rief Harry ihm hinterher, dass Malfoy dann nicht mit ihm in eins der alten Muggelkinos gehen durften. Zu Harrys Freude war da nämlich der beliebte Disneyfilm gelaufen.

   

 

   Stöhnend rieb sich Harry über den Hintern. Ja, er hatte reiten lernen wollen und ja, er wollte dies auf Muggelweise erlernen, aber verdammt sein Hintern schmerzte vom ewigen Hinunterfallen. Leider hatte er nicht auf dem Pony reiten können, denn dies war inzwischen einfach zu alt um noch als Reittier zu fungieren. Die Rennpferde waren zu temperamentvoll und nervös für einen Anfänger und so blieben nur die Abraxaner. Dabei war ihm wieder mal aufgefallen, dass Fliegen doch deutlich einfacher und angenehmer war als Schritt, Trab und Galopp. Auf den geflügelten Kutschpferden zu fliegen war gar kein Thema und es hatte nicht ein einziges Mal die Gefahr bestanden zu fallen. Es fühlte sich einfach vertraut an. Als es dann jedoch darum ging hinter Lucius herzutraben, war er so verkrampft gewesen dass er schlichtweg vom Pferd gerutscht war wie ein gefällter Baum. Sehr zur Belustigung Lucius. Doch am Ende hatte er sogar einen kurzen Galopp geschafft.

 

“Sag mal Lucius … also …”

   “Ja, Kleiner?”

Geschmeidig setzte sich Lucius auf einen der Terrassenstühle. Nach dem sie den Reitunterricht für heute beendet und die Tiere versorgt hatten, wollten sie noch gemeinsam einen Bluttee zu sich nehmen. Eine weitere Erfindung Lucius und auch wenn Harry nicht genau wusste was alles dadrin war, schmeckte es doch vorzüglich, vor allem weil das Blut erwärmt war.

“Nun … mir ist da eben so ein Gedanke gekommen.” Langsam setzte auch er sich hin und biss sich unsicher auf der Unterlippe herum. “Also, als ich da eben geflogen bin, musste ich an Seidenschnabel denken.”

   “Seidenschnabel? Wer ist das?”

“Der Hippogreif den du eigentlich töten lassen wolltest, weil dein Sohn vollkommen übertrieben hat und auch noch selbst Schuld aufgrund seiner Unverschämtheit war”, antwortete Harry ruhig und trank langsam von dem Tee.

   “Oh … ja, jetzt erinnere ich mich.” Deutlich war dem Mann ins Gesicht geschrieben, dass ihm die Erinnerung daran unangenehm war. Ein Umstand, den Harry durchaus bereit war für seine Zwecke zu nutzen.

“Nun ja, ich habe Seidenschnabel damals zu Bill ins Drachenreservat gebracht, weil ich ihn nicht dauernd im Grimmauld Place einsperren konnte und wollte. Dort konnte ich ihm nie erlauben richtig zu fliegen, denn der Grimmauld Place mag einen größeren Garten haben, aber doch ist es ein Stadthaus umgeben von Muggeln und daher für einen Hippogreif ungeeignet. Der Arme musste wie ein Kirmespferd immer im Kreis fliegen und so flog ich mit ihm zu Bill. Jedoch versprach ich beiden, dass ich Seidenschnabel sofort wieder abholen würde, sobald ich Platz für ihn habe.” Einen Moment gab er seinem Mentor Zeit über das gesagte nachzudenken. “Und naja … ich habe mich gefragt, ob du hier wohl Platz für einen alten Hippogreifen hättest. Ein Hippogreif mit einem Herz aus Gold und treu bis in die Unendlichkeit. Vorausgesetzt …”

  “Vorausgesetzt man hält sich an die Etikette oder ist du”, ergänzte der Malfoy und trank nun ebenfalls einige Schlücke. “Nun ja, Platz genug ist hier, die Abraxaner fliegen hier ja ebenfalls herum, aber doch habe ich gewisse Vorbehalte. Ich gestehe, ich habe ebenfalls wie mein Sohn, unschöne Erfahrungen mit diesen Tieren gemacht.”

“Wäre dies nicht die perfekte Möglichkeit um dies zu ändern? Du bringst mir so viel bei, da kann ich dir den richtigen Umgang mit Hippogreifen beibringen, was meinst du?”

  Lachend stellte sein Gegenüber die Tasse auf den Tisch. “An dir ist wirklich ein Slytherin verloren gegangen, Harry. Na los, kontaktiere Bill und hol deinen Geier hier her. Ich werde ihm eine angemessene Box vorbereiten.” Schmunzelnd zwinkerte Lucius ihm zu.

  Keine drei Sekunden später hing Harry dem anderen Vampir quietschend um den Hals. “Danke Lucius. Vielen, vielen dank!” Und schon verschwand er mit einem “Seidenschnabel ich komme!”, ins Haus um alles in die Wege zu leiten.
 

 

Harry war noch am gleichen Abend nach Rumänien gereist, kaum dass Bill das Ok gegeben und Lucius ihn mit Warnungen sowie Proviant versorgt hatte. Manchmal benahm der Mann sich wirklich überfürsorglich. Aber Harry genoss es, denn in diesem Ausmaß hatte er so etwas nie gehabt. Einen ganz kurzen Moment hatte er sogar den klischeemäßigen Satz “Ja Dad, ich passe auf und melde mich” auf den Lippen gehabt.

   Zwei Tage hatte er bei Bill im Reservat verbracht, auch um den Hippogreifen überhaupt wieder vertraut mit sich zu machen. Das stolze Wesen war zugleich beleidigt und ausgelassen gewesen, kaum dass Harry aufgetaucht war.

Anfangs war es etwas verkrampft zwischen dem Weasley und ihm gewesen, so als Halbwerwolf und Vampir, gerade weil sie sich seit der Schlacht nicht gesehen und Bill nur einige wenige Gerüchte durch seine Familie gehört hatte. Es war letztendlich Fleur gewesen, welche ihnen beiden einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf gegeben hatte und meinte sie sollten sich nicht so albern benehmen. Schließlich hatten sie sich vorher auch gut verstanden. Danach wurde viel gelacht, Erinnerungen ausgetauscht, Missverständnisse beseitigt und Harry durfte sogar bei einer Drachengeburt dabei sein.

  Er durfte dem gerade mal Handflächen großen Weibchen sogar einen Namen geben und so nannte er das kleine grüne Wesen einfach ‘Midori’. Ein japanischer Mädchenname, welcher soviel wie ‘grün’ bedeutete. Es war einfach ein ganz besonderes Erlebnis gewesen und er versprach nun regelmäßig zum Besuch zu kommen. Schließlich wollte er wissen, wie es seinem geschuppten Patenkind ging.

 

Es war ein atemberaubendes Gefühl mit Seidenschnabel unterwegs zu. Seit drei Tagen waren sie am Fliegen, natürlich hauptsächlich Nachts und Harry tat diese Zeit sehr gut. Klar dachte er an Lucius und Luna und vor allem kreisten seine Gedanken immer wieder um Severus Snape. Inzwischen war er sich sicher, dass all die Erinnerung aus der Zusammenkunft in der Kammer keine Einbildung war und so war es dringend Zeit zu reden, aber vor allem wurde es Zeit dass er sich bei Snape entschuldigte.

  Lucius hatte ihm gestanden, wie schlecht es beiden Erwachsenen gegangen war weil sie nicht wussten wo Harry gewesen war. Das Severus beinahe vor Sorge durchgedreht war und warum auch immer, der Malfoy hatte immer wieder gemeint dass es nicht nur an dem Lehrerberuf lag. Und was hatte sein pubertäres Gehirn daraus gemacht? Eine Schnulzenfilm Version, in welcher Severus dieses Verhalten wegen irgendwelcher romantischen Gefühle hatte.

  Also hatte Harry die Reise mit Seidenschnabel bisher intensiv genutzt um in Ruhe über alles nachzudenken. Seine Gefühle zu analysieren und zu sortieren; sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Und auch wenn er noch immer nicht wusste wie er wegen den Mitmenschen weiter machen wollte, so war doch klar dass er nach dem Wochenende wieder nach Hogwarts gehen würde. Die Zeit dass er sich wie ein Feigling versteckte und den Konfrontationen mit Ron und Co aus dem Weg ging, war nun eindeutig vorbei!

Wenn Hogwarts erst geschafft war, dann wollte er irgendwas studieren mit dem er Lucius in der Vampirforschung helfen konnte. Vielleicht würde er auch eine Zeit unter den Muggeln verbringen dafür, aber das sollte die Zeit schon zeigen. Erstens hatte er als Vampir genug Lebenszeit und auch Geld um nichts zu überstürzen und zweitens musste Lucius ihn überhaupt als Assistent akzeptieren. Aber das hatte noch Zeit und diese für ihn plötzliche Klarheit über diese Tatsache nahm ihm quasi eine Felswand vom Herzen. Jetzt hieß es noch die letzten Stunden Zweisamkeit genießen.

 

   Seufzend löste Harry seinen Mund von dem Blutbeutel. Es war sein letzter und somit ging Lucius Planung genau auf: Harry hatte nicht einmal hungern müssen. Die beiden Weggefährten saßen gemeinsam in einer leeren Höhle und warteten auf die Nacht. Die Sonne berührte schon beinahe den Horizont und tauchte das Tal unter ihnen in wunderschöne Farben. Der Fluss, welcher sich durch die kleine Siedlung schlängelte, glitzerte. Es wirkte alles so … friedlich und ursprünglich. Wenn der Wind richtig stand, dann konnte Harry das Krähen von Hähnen oder das Blöken von Schafen hören. Ebenjene Tiere standen verstreut um die wenigen Häuser herum und sahen aus wie weiße Flecken.

  Seidenschnabel hatte in ihrem momentanen Versteck ein Rattennest aufgetan und befand sich nach dessen Plünderung im Dämmerzustand.

Schmunzelnd blickte Harry auf das Wesen. “Hast dich wohl ein wenig übernommen, was mein Freund?”

Schwer atmete der Hippogreif durch.

“Darf ich mich trotzdem zu dir setzen oder stört dich das?”, erkundigte sich Harry.

Seidenschnabel hob nur den Flügel an und so ließ Harry den leeren Blutbeutel nach Malfoy Manor verschwinden - eins der verabredeten Hinweise dass es ihm gut ging - und ging zu seinem Begleiter um sich an dessen Federn zu kuscheln.

 

  “Weißt du Seidenschnabel, es ist eine ganze Menge passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.” Seufzend schloss Harry die Augen und kuschelte sich tiefer ein.

“Ich bin wieder in Hogwarts, aber meine angeblichen Freunde wollen trotzdem nichts mit mir zutun haben. Aber hey immerhin sehe ich selbst mich nicht mehr nur als Monster an, das ist doch ein Fortschritt, nicht wahr?”

Ein Brummen erklang seitens Seidenschnabel und Harry war wieder einmal verwundert über dessen Klugheit.

  “Das habe ich vor allem Lucius Malfoy zu verdanken. Er hat mir geholfen, mit meinem jetzigen Zustand klar zukommen. Dank ihm sehe ich nicht nur die Blutrage und habe Angst vor meinen eigenen Kräften. Nein, es ist soviel mehr. Ich bin nicht schlechter oder gar besser als andere Menschen, nur anders. Klar ich muss Blut trinken um zu leben und das am Besten aus der Vene, aber es geht auch anders. Für den absoluten Notfall habe ich jetzt einen aufladbaren Blutstein mit der richtigen Blutgruppe sowie Lucius speziellen Blutriegel. Kannst du dir das vorstellen, das sind Müsliriegel vermischt mit Blut. Willst du mal einen probieren, mein Freund? Ohne Magie im Ofen gebacken.”

Neugierig drehte ihm das Tier den massigen Kopf zu und zwinkerte, woraufhin Harry grinsend einen der Riegel auspackte und in den geöffneten Schnabel warf. Er machte sich keine Sorgen dass das Wesen den Riegel nicht vertrug, denn die sonstige Beute Seidenschnabels besaß schließlich auch Blut und in den Mägen der Nager waren ebenfalls Körner.

 “Ich vermisse Sirius”, platzte Harry heraus als das klackernde Schmatzen verstummte. Dass der Hippogreif sich enger um ihn schmiegte und beruhigend brummte, deutete er so, dass dieses kluge Tier genauso fühlte. “Lass …  lass uns noch eine Runde schlafen. Ok?”, murmelte Harry mit belegter Stimme. Sirius fehlte ihm immer noch so unglaublich. Sein Fehlen war an jeder Ecke spürbar. Es war zwar besser geworden seit er nicht mehr im Grimmauld Place hockte und zudem Menschen wie Lucius und Severus um sich hatte, aber doch … doch überfielen ihn die Erinnerungen ab und an. Überfielen und rissen ihn hinab.

 “Er war meine Familie. Wie ein kindlicher, verrückter Vater. Der Typ Mensch, welcher eher mit Fred und George Scherze plant und macht, als an wichtigen Sitzungen teilnimmt. Der heißblütig los stürmt und zwar mit Einsatz und Herz am Kampf dabei ist, aber eigentlich eher eine Plage ist. Schließlich musste man ihn immer genau im Auge behalten.” Ein trostloses Lachen entwich ihm. “Klingt nicht gerade positiv, nicht wahr? Aber für mich war er so viel mehr und ich habe mir schon eine Zukunft mit ihm ausgemalt. Weißt du was die verrückteste Fantasie war? Ich hab nen Typen nach Hause gebracht und Siri hat einen auf Klischee Vater gemacht, mit Sprüchen a la ‘Tust du meinem Sohn weh, wünscht du dir den Avada. Bekloppt ich weiß … und doch habe ich mich beinahe drauf gefreut auf die Zeit, wo so etwas meine einzigen Probleme sind.”

Sanft beschnäbelte Seidenschnabel ihn und erst jetzt fiel Harry auf dass er weinte.

“Danke mein Großer.”
 

 

“Seidenschnabel, guck mal. Wir müssten bald da sein”, brüllte Harry gut gelaunt gegen den Wind. Er war froh über Kompass- und Heimfindezauber, welche Bill ihm vor der Abreise gelehrt hatte. Der Wind war zum Morgen hin immer stärker geworden und hatte sie ein ganzes Stück vom Kurs abgebracht. Was sich über dem Meer als ungünstig herausstellte.

Anscheinend konnte auch Seidenschnabel ihre Ankunft nicht mehr erwarten, denn der Hippogreif legte noch einmal an Geschwindigkeit zu und Harry drückte sich flach auf dessen Rücken. Als das Tier dann auch noch vollkommen übermotivert einen Looping flog, konnte Harry nicht anders als, sich festklammernd, zu schmunzeln. Diese Reise tat ihnen beiden sehr gut und Harry schwor sich, dass es nicht die Letzte gewesen war. Ab und und an und ganz bewusst, tat es sehr gut alleine zu sein und sich um nichts großartig kümmern zu müssen. Ja, so Seidenschnabel Lust dazu hatte, würde er das nächste Mal schon auf dem Hinweg nach Rumänien fliegen.

  “Hast du das gespürt, Kumpel? Das war der Erkennungszauber von Malfoy Manor. Wir sind … Zuhause.” Und es fühlte sich gut an dies zu sagen. Er sah das schnell größer werdende Haupthaus schon und sein Herz schlug freudige Purzelbäume. Ja, dass hier war Zuhause. Nicht Grimmauld-Place, nicht Hogwarts sondern hier. Hier wartete jemand auf ihn, der das Gefühl vermittelte, dass es ihm in erster Linie um Harrys Wohl ging. Der Ort, wo er er selbst sein konnte. Und da sah er auch schon eine blonde Gestalt, wie diese in den Garten rannte.

  “Schau Schnäbelchen, da ist Lucius. Ich muss sagen, rennen steht ihm nicht wirklich. Sieht ulkig aus”, gluckste Harry und winkte dem Mann zu. “Denk dran was ich dir gesagt habe, sei nett zu ihm. Er hat mehr Angst vor dir als du vor ihm.” Sanft streichelte er den Hippogreif über den Hals und dieser klackerte mit dem Schnabel.

 

   Er wollte Seidenschnabel gerade bitten in einen gesitteten Sinkflug über zu gehen, da tauchte ein Patronus neben ihm auf und er bat Seidenschnabel wieder aufzusteigen. Die silbrige Gestalt hatte ihm nämlich überbesorgt gesagt, dass er vorsichtig sein solle beim Fliegen und das Severus gerade spontan aufgetaucht war. Welcher wohl gar nicht begeistert darüber war, dass Harry alleine in der Weltgeschichte unterwegs gewesen war. Irgendwie ehrte es ja beide Männer … aber doch störte es Harry ein wenig.

“Sag mein Guter … wollen wir den beiden einen kleinen Schrecken einjagen?”, erkundigte er sich vorfreudig bei dem Hippogreifen, welcher erneut mit dem Schnabel klackerte und freudig klingende Geräusche von sich gab.

   Über den Wolken traf Harry die Vorbereitungen. Er legte Illusion- und Muffliatozauber auf sie.

“Na dann, auf zum Erwachsenen scheuchen.”

 

“Lucius, hast du nicht gesagt der Schutzbann wäre durchbrochen worden? Bist du dir sicher, dass du nicht halluzinierst?”, hörte der Jungvampir Severus skeptische Stimme.

“Wenn ich es dir doch sage. Er ist hier irgendwo, ich hab ihn sogar schon gesehen”, kam es von Lucius der den Himmel absuchte.

Harry unterdrückte ein Kichern. Die Heimkehrer standen nur wenige Meter vor den beiden Männern und die bemerkten ihn nicht.

“Hmm … ich spüre ihn beziehungsweise seine Magiesignatur. Wenn auch nicht stark”, kam es überlegend von dem Professor. Was Harry dazu brachte den Mann und sich selbst verfluchte. Severus wegen dessen Fähigkeiten und sich selbst weil er Snape unterschätzt hatte. Mal wieder.

 

Mit einer scheuchenden Handbewegung schickte Harry Seidenschnabel von den beiden weg, kletterte auf dessen Rücken und wies das Wesen an um die Männer herum zu fliegen.

  Es war herrlich dessen Verwirrung zu sehen wenn Schnäbelchen sie mit den Flügelspitzen berührte oder Wind zufächelte. Dass sie sich im Kreis drehten und nach ihm Ausschau hielten, sah einfach nur lustig aus. Das Ganze mochte albern sein, aber auch Harry war nur ein Teenager mit Flausen im Kopf.

 

“Du willst spielen? Na bitte”, kam es von Severus und Harry war froh gerade vor dem Mann zu schweben, denn so sah er das Schmunzeln.

  Seile schwirrten auf sie zu, ebenso wie Netze. Lucius half nun mit Harry zu entlarven und der Junge hatte seine liebe Müh nicht getroffen zu werden. Die Männer waren nicht nur sehr geschickt und geübt im Umgang mit dem Zauberstab, nein. Dazu kam auch noch, dass sie ein eingespieltes Team waren, wie Harry neidvoll anerkannte.

 “Schnäbelchen … was die können, können wir auch”, flüsterte er dem Greif zu. “Die beiden wollen uns fangen. Sie glauben nicht, dass wir aufeinander aufpassen können.” Aufgebracht klackerte der Hippogreif mit dem Schnabel und schnaubte empört. “Ja, genau so denke ich auch. Also Kumpel, lass uns klar machen, WEN sie hier vor sich haben. Hör zu … was hälst du von…”

 

Heiter bis albern, mit Aussicht auf Hippogreif

Severus lauschte und beobachtete. Seine Sinne liefen auf Hochtouren. Lucius ging es nicht anderes, wie er an der konzentrieren Miene sah. Leider konnte er nicht in Abrede stellen dass dies hier Spaß machte. Er konnte nicht umhergehen sich zu fragen, ob dies der Sinn dieser Aktion des Bengel war. Hatte der Junge ihre Anspannung gemerkt, als sie auf die Wiese getreten waren? Bei diesem empathische Wesen würde es ihn nicht wirklich wundern. Ein Charakterzug, welcher schon immer zu Harrys größten Stärken, aber auch Schwächen zählte. Und Severus war überhaupt nicht angetan gewesen von der Information dass Harry durch die halbe Welt reiste, nur um einen Hippogreifen aus Rumänien abzuholen. Ganz alleine mit diesem seltsamen Wesen, dem er schon in Hogwarts nicht getraut hatte. Dieses Tier war einfach klüger als es normal war und dazu stolz für mindestens drei seiner Art. Von nachtragend gar nicht erst zu sprechen! Jedoch konnte er eine Sache nicht bestreiten, nämlich dass dieser fliegende Sonntagsbraten mit Hufen dem Kleinen geholfen hatte.

  Es hatte ihn nicht gewundert, dass Harry hier - wo er Ruhe und Verhätschelung bekam - tiefer in die beginnende Depression gerutscht war. Hier konnte Potter sich diesen Luxus erlauben und das war auch nicht nur Grund für seine Weigerung dass Harry hier blieb gewesen, sondern auch warum er her gereist war. Notfalls war er gewillt Harry mit Gewalt nach Hogwarts zu bringen und ihn dort wieder auf Kurs zu bringen.

Jetzt jedoch stand er hier im Malfoyschen Garten und versuchte die Kindsköpfe Potter und Hippogreif einzufangen.

 

  “Das ist er nicht”, gab er schmunzelnd an Lucius weiter, welcher gerade ein Kaninchen in einem Netz aus dem Gebüsch schweben ließ.

“Haha. Wenigstens hab ich mal ein lebendes Wesen erwischt und nicht nur Luft, so wie du”, schnaubte Malfoy zurück und entließ das schockierte Tier wieder in die Freiheit. “Wo versteckt der Junge sich, merlinnocheins! Harry, komm schon. Severus der muss in der Luft sein … wenn wir ihn einkesseln in dem wir in die Luft zielen …”

“Dann verbrauchen wir nur Energie. Meinst du der weicht nicht einfach nach oben aus?”

“Stimmt. Also was nun, abwarten?”

“Und wo bleibt dann der Spaß?” Den Blick in den Himmel gerichtet rief er laut “Darum geht es dir doch, oder Harry?”

 

Und als hätte der Junge nur darauf gewartet, fielen die Verhüllungszauber von Hippogreif und Reiter ab.

  “So ist es, Severus. Also, glaubt ihr wirklich, ich lasse mich so einfach einfangen? Meine Herren seid ihr eingerostet. Friedliche Zeiten sind wohl nicht für alles gut.”

“Harry, schön dich wieder hier zu haben!”, rief Lucius glücklich und winkte dem über ihnen schwebenden Jungen zu. Doch dieser ging gar nicht darauf ein.

“Ihr habt euch also wieder mal unnütze Sorgen um mich gedacht? Geglaubt es wäre gefährlich für mich Schnäbelchen abzuholen? Lasst mich raten, ihr habt beide auch immer noch vorbehalte gegen Seidenschnabel?” Mit verschränkten Armen und festem Blick starrte Harry sie an. Das sah Severus selbst aus der Entfernung.

“Komm doch runter zu uns, dann brauchen wir nicht so brüllen.” Ein guter Einwand Lucius, der jedoch nur mit einem Augenbrauen seitens Potter quittiert wurde.

  Severus hatte Mühe eine möglichst neutrale Miene beizubehalten. Denn erst jetzt merkte er mit voller Kraft, wie sehr ihm dieser Sturschädel gefehlt hatte. In Hogwarts war es so … eintönig ohne einen gewissen Schwarzhaarigen. Wieder mal wurde ihm bewusst, dass er dringend mit Harry reden und Unklarheiten aus der Welt schaffen musste. Er wollte den Jungen wieder dort, in seiner Nähe, haben.

 

 “Wie wäre es, wenn ich euch noch einmal in Erinnerung rufe, WER ich bin?”

Keiner der Erwachsenen kam dazu nachzufragen, denn da klappte dieser verflixte Hippogreif auch schon die Flügel ein und stürzte rasant gen Boden. Als Harry dann auch noch von dem Viech - in einer der vielen Drehungen dessen - ab sprang und ebenfalls wie ein Pfeil herabstürzte, malte sich Severus schon aus, wie der Junge auf dem Boden aufkam. Wie der Kleine als blutige Masse endete, denn so ein Sturz konnte weder ein Harry Potter, noch ein vampirischer Potter überleben.

Doch weder er noch Lucius brachten einen Ton hinaus. Es ging zu schnell, überraschte und schockierte sie so sehr, dass sie einfach nur stumm und mit schreck geweiteten Augen in den Himmel starrten.

  Es war auf schreckliche Art faszinierend, als nun auch Harry damit begann, sich wie eine Schraube in Richtung Boden zu drehen. Das Ganze während der Hippogreif Loopings und andere Figuren flog. Und da wurde es dem Professor klar, dass die beiden hier ein Schauspiel zeigten. Blieb nur zu hoffen, dass es so klappte wie Harry sich dies vorgestellt hatte. Verfluchter, hitzköpfiger, unberechenbarer Potter! Den Jungen nicht aus den Augen lassend drückte er Lucius Zauberstab herunter. “Lass ihn machen. Er hegt keine Suizidabsichten.”

 

Lucius Erwiderung ging im lauten, gefährlichen Kreischen der beiden Luftakrobaten unter.

Klar er fand es immer noch nicht gut, dass der Kleine alleine durch die Weltgeschichte geflogen war, aber er musste auch zugeben, dass Harrys Schauspiel ihr Ziel erreichte. Er zweifelte nicht daran das ein Großteil an potenziellen Gegnern die Beine in die Hand nahm, wenn er sich diesem Szenario gegenüber sah.

  Einerseits war da ein Hippogreif, welcher kreischte, gefährlich mit dem Schnabel in die Luft schnappte und dessen Flügelkanten scharf wie Diamantklingen schienen. Von den spitzen Krallen an sehr muskulösen Vorderfüßen gar nicht erst zu sprechen. Das Ding war schon an sich eine Gefahr, wütend jedoch kaum zu stoppen.

Anderseits war da Harry, von dem man eigentlich genau die gleiche Aussage treffen konnte. Severus konnte nur den Kopf über sich selber schütteln. Der Kleine hatte Voldemort schließlich nicht durch Streicheln den Gar ausgemacht. Glück mochte geholfen haben, aber es war die Magie, der Mut und das Können Potters, welche für das Ende einer Schreckensherrschaft gesorgt hatten. Das durfte er niemals vergessen. Egal wie unsicher, schutz - und hilflos der Junge wirken mochte!

Es war dieser Junge, der jetzt mit entblößten Vampirzähnen, roten Augen und einen um ihn wirbelnden Hippogreif unter Fauchen und Kreischen auf sie hinab stürzte.

  “Sag mal, hast du gerade auch das dringende Bedürfnis dich entweder vom Acker zu machen oder dich zu verteidigen?”, sprach Lucius seine Gefühle ob dieses Szenario aus.

“Worauf du Eisenkraut schlucken kannst”, gestand der ehemalige Spion seine Gefühlslage.
 

 

Harry wollte am liebsten laut lachen. Er sah ganz deutlich, wie unruhig die beiden Männer wurden; sah wie unwohl sich die beiden fühlte, je näher er ihnen kam. Es war vor allem Severus, den er damit aus dem ‘Armer kleiner, hilfloser Harry’ Kreislauf holen wollte. Ja, eigentlich hatte er wegen dessen überbesorgten Verhalten das Ganze erst veranstaltet.

  “Jetzt, Schnäbelchen”, rief er und sprach zugleich nonverbal einen Bremszauber. So schaffte er es in Anbetracht seiner Fallgeschwindigkeit relativ sanft auf dem Rücken des Wesen aufzukommen. “Sehr gut Kumpel und jetzt … ATTACKEEEE!”

Unter lachen, fauchen und schreien rauschten die beiden über die Köpfe der Erwachsenen hinweg. Seidenschnabels Krallen rasten dabei nur knapp über diese. Ausgelassen flog der Hippogreif noch einen Looping, ehe er wieder zurück zu ihren Opfern schwebte.

 

  “Sagt mal … habt ihr Kleingeld gefunden oder warum liegt ihr im Gras?”, wollte Harry unschuldig wissen, als er vom Rücken seines Begleiters rutschte und sich mit verschränkten Armen gegen diesen lehnte. Ein breites, leicht diabolische Grinsen zierte sein Gesicht.

“HARRY!”, kam es da auch schon zweistimmig zurück, ehe die Männer sich aufrichteten und den Dreck von der Kleidung wegzauberten.

“Sag mal, was ist denn in dich gefahren? So ein Spektakel zu veranstalten … das war verdammt gefährlich, junger Mann!”

“Lucius … dein Zauberstab. Nimm. Ihn. Runter. Fuchtel da nicht so mit herum”, knurrte Severus.

  “Gefährlich war es nur für euch. Ich war die ganze Zeit, auch während der Reise, sicher. Ihr habt gesehen, welche Verbindung zwischen ihm und mir besteht.” Sanft tätschelte er den Hals des Hippogreif. “Und Lucius, was Severus gesagt hat, halte ich für einen guten Ratschlag. Seidenschnabel mag es nicht.” Wie zur Verdeutlichung breitete dieser die Flügel aus, tänzelte unruhig auf der Stelle und zischte.

Schnell kam der blonde Vampir dieser Aufforderung nach, wollte er sich doch mit dem großen Geschöpf nicht anlegen.

 

Unsicher wippte Harry vor und zurück. In ihm schrien zwei Stimmen um die Wette und dies so gegensätzlich, dass der Jungvampir bestimmt kurz vor einem Hirnschlag stand.

  Eine Stimme rief ihm zu, sich in die Arme von Lucius und auch Severus zu schmeißen. Sie überschwänglich zu begrüßen, sich bei Lucius für die geniale Planung zu danken und bei Severus eine Litanei an Entschuldigungen herunter zu rattern.

Sie in Haus zu ziehen und von der Reise zu erzählen. Von Bills baldigem Nachwuchs und auch den Drachen.

  Tja und dann war da noch dieses andere brüllende ‘Etwas’. Dieses Ding mahnte und warnte davor, genau DAS NICHT zu tun. Einfach um die bisherige ‘Show’ nicht zu zerstören und überhaupt, war er ein erwachsener Mann der dann anderen Erwachsenen um den Hals fiel wie ein Kleinkind. Anscheinend hatte das Gespräch mit Bill doch Früchte getragen. Dass der Mann seine Meinung nicht in ihn geprügelt hatte, war wirklich alles gewesen. Denn Bill war der Meinung gewesen, dass es jetzt Zeit für den wahren Harry war. Nicht dieses unsichere Ding, sondern der junge Erwachsene mit eigener Meinung und der Selbstsicherheit, welche definitiv in ihm steckte.

 

  “Ich ähm…”

“Wir würden dich ja beide gern begrüßen, aber … das Ding da guckt, als wenn es uns frisst wenn wir auch nur einen Schritt näher kommen.”

“Lucius!”, rief Severus aus und schlug die deutende Hand gen Boden. “Hast du aus damals wirklich nichts dazu gelernt? Seid ihr Malfoys lernresistent im Punkto Hippogreif?” Schnaubend zog Severus eine Augenbraue hoch und funkelte sein gegenüber an.

“Jetzt fahr doch nicht gleich so aus der Haut, mein Guter. Ich hab doch recht! Guck dir doch mal den Blick an.” Wieder fuchtelte Lucius in Richtung Hippogreif. Was dieser natürlich mit einem Grollen beantwortete.

“Wenn mir noch mal einer sagt, dass Malfoys über so viel Können, Wissen und Geschick verfügen … dem lass ich einen Haufen Lexika auf den Kopf regnen. Denn dieser arme Mensch hat die Bedeutung dessen nicht verstanden.”

  Als Malfoy Senior einfach nur stumm der Mund aufklappte, war es um Harry geschehen und er setzte sich Tränen lachend auf den Boden.

“War das gerade eine Beleidigung, Severus?”

Ironisch klatschend, schmunzelte Gefragter. “Glückwunsch, mein Herr. Anscheinend verfügen Sie doch über eins der gesagten Dinge.”

Nun war es an Lucius die Arme zu verschränken und dabei ungeduldig mit dem Zauberstab auf seinen Oberarm zu klopfen. “Darf ich Sie, Mr. Snape, daran erinnern, wer damals unbedingt in diesen Wald wollte um irgendwelche Blumen zu pflücken?”

“Das waren seltene, kostbare Pflanzen welche ich dringend für mein Studium brauchte”, kam es postwendend empört zurück.

 

  “Halt … ihr … stop … bitte … ihr”, japste Harry und drückte die Hand in seine Seite. Seidenschnabel hatte sich hinter ihm niedergelassen und stupste ihn immer wieder an. Harry, welcher erneut in einen Lachanfall ausbrach, versuchte gleichzeitig das Wesen zu beruhigen und diesem klar zu machen, dass alles gut war.

Tief durchatmend kam er langsam zur Ruhe, auch wenn ihm immer wieder ein Glucksen entwich. “Ihr seid echt der Burner, ihr Zwei.” Unverständliche, aber amüsierte Blicke trafen ihn. “Ich zeige Seidenschnabel sein neues Zuhause und daaaann, möchte ich diese Story von Hippogreifen und wichtigen Pflanzen hören.”

  “Aber nur, wenn wir etwas über deine Reise hören”, antwortete Lucius gut gelaunt, während Severus stumm nickte. ”Darf ich dich jetzt vielleicht endlich mal begrüßen wie es sich gehört?” Unsicher lugte Lucius zu dem wieder stehenden Wesensgenossen.

Schmunzelnd richtete sich der Jungvampir auf und schritt in Richtung der Männer. Doch er kam nicht weit, denn da hatte Lucius auch schon nach ihm gegriffen und in die Arme geschlossen. “Du hast mir gefehlt, Kleiner.”

  Einen Kloß herunter schluckend schloss er die Augen und genoß es so gehalten zu werden. Langsam öffnete der Junge sie wieder und blickte direkt in die schwarzen Augen Severus. “Du mir auch. Unerwartet stark sogar.”

Geschenke

Severus war dem zufriedenen Lucius in das Wohnzimmer gefolgt, wo sie nun auf den kleinen Heimkehrer warteten.

“Was für ein Wiedersehen, nicht wahr? Ich bin froh dass ich ihm das ermöglicht habe. Die depressiven Tendenzen scheinen vorerst verschwunden. Ich war wirklich kurz davor mir Sorgen zu machen.”

Lächelnd strich sich der Lehrer durch die Haare. “Da sagst du was und diese Befürchtung hatte ich schon, als es um seinen ‘Einzug’ hier ging. Aber heute haben wir wieder mal gesehen: Er ist doch immer wieder für eine Überraschung gut. Ich glaube zudem, unsere kleinen Anekdoten haben ihm gefallen.” Severus war froh, dass Lucius so gut mitgespielt hatte. Selbst ihm gegenüber zeigte der Mann sich nicht so albern. Nun ja, albern für Reinblüter Maßstäbe, natürlich.

“Ja, dies ist wohl wahr. Wie gut dass ich schon tot bin. Noch mehr solcher Aktionen verkrafte ich wirklich nicht. Ich dachte ja bisher, er wäre ein recht einfacher Junge und du hättest übertrieben … aber, wie hast du das all die Jahre ohne Herzinfarkt verkraftet?” Gespielt resigniert seufzend schüttelte der Blonde den Kopf.

  “Eine gute Frage. Aber ja, es mag nicht immer einfach mit dem kleinen Wildfang sein, aber es lohnt sich alle mal. Er ist besonders …” Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ja, er mochte den Jungen und dies wohl schon länger als er bisher geahnt hatte. In den letzten Tagen hatte er immer wieder gegrübelt und gegrübelt. Dabei war ihm bewusst geworden, dass es in Harrys fünftem Schuljahr begonnen hatte, wo sich seine Einstellung radikal änderte. Die Kraft die der Junge aufwies um gegen Umbridge vorzugehen und andere zu schützen; sie sogar unterrichtete. Dann im sechsten Jahr, als der so unbeholfen wirkende Junge weiter an und mit dieser Gruppe arbeitete, zudem mit Dumbledore sonst wo hin reiste und auch noch dem Unterricht folgen konnte. Von der Verarbeitung des Todes von Black gar nicht zu reden. Harry hatte eine Menge geleistet und dies fernab von Voldemort und Konsorten. “Weißt du, ich habe nicht nur einmal den Fehler gemacht ihn zu unterschätzen, das ist mir eben sehr deutlich bewusst geworden. ”
 

  “Das freut mich zu hören, Severus.”

Am liebsten würde eben Jener jetzt rot anlaufen, aber dies ziemte sich einfach nicht als erwachsener Mann und Slytherin. ”Lauschen gehört sich nicht, Potter”, schnarrte er pikiert und räusperte sich.

“Erwischt, Severus”, kam es gut gelaunt von Lucius. “Ich wollte dich nicht in deiner Gedanken verloren Plauderei stören, darum hab ich nichts gesagt als er im Türrahmen erschien.” Nun flog diesem feixenden Blutsauger tatsächlich ein Sofakissen ins Gesicht.

  “Sagt mal, habt ihr was genommen oder ich was verpasst? Warum habt ihr so gute Laune?” Kichernd schmiss sich Harry in einen der Sessel  und mopste sich einen Blutkeks vom Tisch. Dass der Gryffindor dabei quer auf dem Möbelstück lag, ließ Severus Augenbraue zucken. Doch er schwieg, vorerst, auch wenn er dieses herumgelunger nicht gerne sah.Auch Lucius schien nicht begeistert.

“Du siehst … erholt aus und wirkst so … gelöst. Erzähl, wie wars?”, erkundigte sich Severus lieber um die gute Laune nicht zu vertreiben.

  “Das ist vielleicht Bill zu verdanken. Er und auch Fleur haben mir den Kopf gewaschen.Vor allem Bill hat großen Einfluss auf meine momentane Verfassung gehabt. Er hat mir sogar eine Stelle im Reservat angeboten. Dann könnte ich auch die Entwicklung meiner Kleinen überwachen.”

  Severus wusste gerade wirklich nicht, ob er dem jungen Drachenbändiger dankbar sein sollte oder nicht. Keine Frage schien diese Reise positiven Einfluss auf Harry gehabt zu haben, aber dieser Gedanke an das Stellenangebot …

“Das klingt, als müsse ich mich bei diesem Bill bedanken”, kommentierte Lucius.

Lautes Lachen war von Harry zu hören und Severus verstand es durchaus.

“Das wäre das erste Mal, dass sich ein Malfoy bei einem Weasley bedankt”, erklärte er dem Blonden welcher irritiert zwischen ihnen hin und her sah.

“Nun … dann ist es wohl mal Zeit dafür”, überspielte dieser die Situation.

“Harry, du sprachst von ‘deiner Kleinen’, was meinst du damit?” Etwas dass Severus weitaus mehr interessierte als Gespräche über alte Familienfehden. Aufmerksam blickte er seinen Schüler an.

  Nun setzte sich Harry richtig in den Sessel und dass er nicht wie ein kleines Kind vor Aufregung auf und ab sprang, war wirklich alles. Noch einmal holte der Junge tief Luft und schon sprudelten ihnen zahlreiche Worte entgegen. Worte, so schnell gesprochen, dass sie sich teilweise gegenseitig verschluckten, aber es störte nicht. Sie beide erfreuten sich an der Lebensfreude des Jungen, an seinen Erlebnissen in Rumänien und auch die Geburt des Drachenbabys wurde von Harry sehr lebensecht vorgetragen. Vielleicht zu real für Lucius, welcher während dessen ein wenig grün um die Nase aussah.
 


 

Harry war glücklich mit sich und der Welt. Er saß hier mit den beiden ihm wichtigsten Männern und sie schienen aufmerksam zu lauschen. Und das nicht weil sie es mussten oder sonst was, sondern die Blicke und Nachfragen zeugten von wahrem, reinem Interesse an seiner Erzählung. Es herrschte eine ruhige, friedliche Stimmung und es war zudem sehr lustig. Nach dem er grob von seiner Reise berichtet hatte, erzählten die beiden von ihrem Hippogreif-Abenteuer. Die Geschichte, wie zwei junge Männer in Lucius letzten Osterferien los zogen um Pflanzen für Severus Tränke zu sammeln und beinahe als Hippogreif Mahlzeit endeten, war äußerst unterhaltsam. Tja, der Aufenthalt in Irland hätte so schön werden können, wenn Lucius nicht auf die idiotische Idee gekommen wäre sich mit einem Babyhippogreif anzulegen. Das Junge hatte es noch als Spaß aufgefasst, Mutti hingegen keineswegs. Dass Lucius dann auch noch geglaubt hatte sich mit gestenreichem Geschrei und sogar Zaubern rechtfertigen zu müssen, hatte wohl den Rest der Herde auf den Plan gerufen. Nur Severus früh erlernten Seit-an-Seit Apparierfähigkeiten war es zu verdanken, dass die beiden bloß einen gehörigen Schrecken davon getragen hatten.

  Dass Harry ob dieser Geschichte lachend auf den Boden gerutscht war, nahm ihm anscheinend niemand übel. Inzwischen konnte selbst Lucius über diesen Schrecken lachen. Severus hingegen war immer noch missgestimmt dass er seine Tränke nicht herstellen konnte, weil das Gestrüpp wohl nur selten blühte und die Herde nun auch diese Wiese wie einen Schatz hütete.

“Das ist echt schlecht gelaufen. Aber keine Sorge Lucius, ich bring dir die Hippogreife schon näher. Sie sind deinen Abraxaner gar nicht so unähnlich und vor denen hast du doch auch keine Angst.” Zwinkernd blickte er zu seinem Wesensgenossen, welcher etwas in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelte. Es klang wie dass man das ja nicht vergleichen konnte. Aber Harry war fest entschlossen Seidenschnabel und Lucius den Schrecken voreinander zu nehmen und er bezweifelte nicht dass es klappte.
 


 

Lucius war froh seinen kleinen Schützling wieder im Haus zu haben. Endlich herrschte hier wieder Leben. Draco war zwar auch einen Abend vorbei gekommen, aber erst da war ihm bewusst geworden, welch Unterschied zwischen den Jungs herrschte. Mit Schrecken hatte er festgestellt, wie sehr sich sein eigener Sohn von ihm entfernt hatte. Wie fremd sie sich geworden waren, war gruselig. Genau darüber hatte er auch schon mit Severus gesprochen bis Harry auftaucht war. Er hatte gehofft über den düsteren Slytherinvorstand Informationen über seinen Sohn zu bekommen.

  Kopfschüttelnd scheuchte er die düsteren, deprimierenden Gedanken davon. Lieber beobachtete er Harry welcher immer noch auf dem Boden hockte und sich mit Severus spielerisch käbbelte. Auf den ersten Blick mochte es alles andere als freundlich wirken, doch wenn man beide kannte, sah man die Vertrautheit, das Glitzern ihrer Augen und auch merkte man, dass keiner der Foppereien unter der Gürtellinie war. Es war ein Spiel, ohne welches die Beiden wohl nicht mehr konnten und das Regeln besaß, welche nur sie verstanden.
 

“Das Jahr deines zweiten Schuljahres. Schon da habe ich euch des Diebstahls verdächtigt.”

Lachend lehnte sich Harry unbewusst gegen Severus Bein. “Ja, weil du uns nichts nachweisen konntest. Unsere Angst vor dir und auch unsere bis dahin gemachten Erfahrungen mit der Verlässlichkeit der Lehrer hat uns extrem vorsichtig gemacht. Zudem haben wir wohl schon damals nach ‘Helf dir selbst’ agiert. Im Jahr zuvor hat vor allem McGonagall uns zu sehr im Stich gelassen. Klar wir haben den Falschen verdächtigt …”

“Ja, mich! Nicht nur Minerva hat meine Nerven extrem strapaziert mit ihrer Fragerei.”

“Sorry. Jedoch bin ich immer noch der Meinung, dass wir ernster hätten genommen werden müssen. Stattdessen bekam ich den Ruf des Erben und Schuldigen.”

“Da bist du durch die Parselaktion mit Draco nicht unschuldig dran”, erinnerte Severus den Jüngeren.

Nun schaltete sich auch Lucius wieder in dieses interessante Gespräch ein. “Meint ihr diese Duellier - Club Situation als mein Sohn eine Schlange heraufbeschwor?”

Finster nickten die beiden.

“Ja, die meinen wir. Als dann auch noch dieses inkompetente Ding von Lehrer falsch zauberte …”

“Hab ich den zu groß geratenen und sehr wütenden Regenwurm gebeten Justin nicht anzugreifen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja nicht mal, dass ich Parsel kann.”

“Klang es für dich denn gar nicht …  anders oder fühlte sich beim Aussprechenfremdartig an?” Severus Neugierde konnte Lucius nur zu gut verstehen und so rutschte er auf die Kante des Sofas.
 

Zischelnde, knackende und irgendwie hart wirkende Worte drangen aus dem Mund des Jungen, während dieser mit den Schultern zuckte. “Klingt, und nein, überhaupt nicht.”

 Ein Blick in Severus Gesicht reichte Lucius, um zu sehen, dass auch seinem besten Freund diese Geräusche nicht zusagten. Zu oft waren sie mit Negativem begleitet worden. Mit Wut, Schrecken, Folter und Tod.

“Du … du kannst es noch?”, flüsterte der Vampir. Er war froh darum dass er sich unter Kontrolle hatte, sonst wäre er wohl zurück geschreckt ob Harrys Parselfähigkeit, wenn nicht sogar aus dem Raum geflohen. So kämpfte er nur gegen das Gefühl einer Gänsehaut an.

“Interessant … wirklich”, kam es leise von Severus, welcher den Jungen wie eine seltene Pflanze betrachtete. “Ich hatte bisher gedacht, dass dieses ‘Talent’ mit Toms Tod auch Geschichte ist.”

  Seufzend schüttelte Harry den Kopf. “Das wäre normal und somit wohl nicht typisch für mich, nicht wahr?” Wieder mal war dieser bittere Unterton und dieses verkrampfte, schiefe Lächeln auf dem jungen Gesicht zu sehen. “Wie gesagt, ich merke nicht wirklich ob ich ins Parsel abrutsche, einfach weil ich es schon seit klein auf unbewusst nutze. Erst in Rumänien habe ich wirklich gemerkt dass ich es immer noch kann, nämlich als ich bei einem Zwischenfall mit einer Eierschlangen Familie half. Abends habe ich mich mit Fleur unterhalten darüber. Laut ihr ist es gar nicht so unwahrscheinlich und auch nicht unnormal, dass ich es deswegen noch kann, weil ich es schlicht und ergreifend gelernt habe.”

  Wieder waren sich die Erwachsenen mit einem nachdenklichen “Hmm”, einig. Parsel war nicht zu erlernen, oder?

“Na ist doch klar: Durch die Horcrux Sache hatte ich so etwas wie eine Hilfe, eine Art Übersetzungszauber im Kopf und konnte dadurch Parsel lernen. Ich habe es oft heimlich genutzt. Wusstest du zum Beispiel, dass es in Hogwarts Aschwinderinnen im Kamin der Bibliothek gab?”

“Mooooment, kam daher das Paket Schalen auf meinem Schreibtisch?”, rief der Lehrer überrascht aus.

Lachend boxte der Junge seinem Lehrer gegen das Bein. “Na bestimmt nicht von einer heimlichen Verehrerin. Die machen dir andere Geschenke”, gluckste Harry gut gelaunt, doch plötzlich verebbte die gute Laune und der Junge sprang schneller auf als ein Springteufel aus einer Box. Alles was übrig blieb, waren zwei ratlose Erwachsene.

“Hab ich was falsches gesagt?”, erkundigte sich Severus.

“Da fragst du den Falschen”, antwortete Lucius nur und zuckte mit den Schultern. Wobei er dies nicht glaubte, auch wenn Harry sich da selbst ein Loch gegraben hatte mit den Geschenken und den heimlichen Verehrern.
 


 

  Zehn Minuten später kehrte Harry zurück ins Wohnzimmer. Er war manchmal aber auch ein Trottel. Da hatte er sich in Rumänien den Kopf über Mitbringsel zerbrochen und dann vergass er diese einfach aus seiner Reisetasche heraus zu nehmen. Unter der Hilfe einer freundlichen Hauselfe schleppte er diese in den Raum.

“Dankeschön”, bedankte er sich bei der Elfe Jamius, als dieser den Karton vor Lucius auf den Tisch stellte. Seelig grinsend verbeugte sich das Wesen ehe es wieder disapparierte.

  “Du scheinst meine Hauselfen ja wirklich gut um den Finger gewickelt zu haben”, stellte Lucius fest und Harry biss sich unsicher auf die Lippen, während er auch Severus einen Karton hinstellte. “Aber das wundert mich wirklich nicht, denn sie lieben es anderen zu helfen und wenn man nett zu ihnen ist. Du wertschätzt sie selbst wenn du selber kochst, denn du gibst ihnen nie das Gefühl überflüssig zu sein.”

“Also … also ist es nicht schlimm, dass sie mir geholfen hat? Es sind immer noch deine Angestellten.”

  Langsam stand Lucius auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Harry, bitte, glaub mir dass es mir nichts ausmacht. Denk dran, die Kleinen helfen dir weil sie es wollen und nicht weil sie müssen. Ich habe da nichts gegen, solange du nicht mit ihnen zusammen zum Angriff bläst, natürlich.”

Lachend blickte der Junge zu dem Vampir empor. “Nein keine Sorge, das werde ich bestimmt nicht. Das heißt … ich werde es nicht, wenn ihr jetzt endlich eure Geschenke auspackt.”

  “Wie vorsichtig muss ich denn sein beim Öffnen dieses … Ding?”, wollte nun Severus skeptisch wissen und stupste den Karton vor sich mit dem Finger an.

“Es ist kein Geschenk von Weasleys Zauberscherze, also keine Sorge. Schütteln würde ich es denn noch nicht.” Schnell stoppte Harry mit dieser Aussage Lucius, welcher deutlich mutiger an das Geschenk heran ging. Der Grünäugige hatte den Inhalt nicht den weiten Weg mitgeschleppt, damit es auf den letzten Metern kaputt ging! Schließlich hatte er schon saumäßig Glück gehabt dass die Sachen bei dem ‘Erschrecken-Spiel’ nicht zu Bruch gegangen war.

“Es geht also wirklich nicht in die Luft oder so?”, ging Severus nochmals sicher und Harry konnte ein verdrehen der Augen nicht verhindern.

“Nein und jetzt mach es auf oder ich behalte es. Du warst eins so mutig und kühn, hast du diese Eigenschaften vorhin im Gras verloren? Soll ich sie suchen gehen?”

“Frecher Bengel, du gehörst übers Knie gelegt”, knurrte der Lehrer, zog sich jedoch den Karton heran um ihn zu öffnen

   Die Gedanken, welche Harry bei dieser Aussage durch den Kopf schossen, behielt er dann doch lieber für sich. Das würde nur die gute Stimmung verfälschen und alles verkrampfen. Für Pubertäres hatte er später noch genug Zeit wenn er im Bett lag. Und da gab es genug, es reichte allein Severus so entspannt auf der Couch sitzen zu sehen, mit dem engen Hemd, der feinen Stoffhose und diesem zufriedenen Gesichtsausdruck wirkte der Kerl so … anziehend normal. Egal wie dunkel die Kleidung war oder vielleicht gerade deswegen - der Mann war heiß.
 

“... samkeitsspanne eines Eichhörnchens.” Dumpf drang Severus Stimme zu ihm heran und Harry lief umgehend puterrot an.  “Sag mir bitte, dass alles ist nicht das, was ich glaube?”

“Was glaubst du denn?”, wollte Harry wissen und setzte sich tapfer auf die Lehne neben den Mann.

“Ist das Drachenblut, - leber und … ach, bei allen Merlinshaaren, ist das pulverisiertes Drachenhorn?”

Dass die Stimme des sonst so finster wirkenden Mannes auf einmal klang wie ein quietschendes Fangirl, ließ Harry kichern. “Vergiss nicht die Schuppen und die Eierschalen”, gab er wie unbeteiligt hinterher und zuckte mit den Schultern.

  Mit der nächsten Tat Severus, hatte der Junge jedoch keineswegs gerechnet. Denn kaum hatte er dies ausgesprochen, schlang der Mann die Arme um Harry und zog ihn mehr oder weniger auf den Schoß.

“Du bist doch verrückt, Potter. Das muss doch schweineteuer gewesen sein!”

“Heißt das, ich habe das Richtige ausgesucht?”

“Du hast mir hier etwas geschenkt, dass jeden Meister der Zaubertränke in den siebten Himmel schickt. Also ja, auch wenn es viel zu teuer ist.” Severus drehte ihn ein wenig herum, sodass er jetzt richtig im Arm des Mannes lag und sein an dessen Schulter.. Ein Bein auf Severus Bein und eine Hand auf dessen Brust. Wie gut sich das anfühlte und der Geruch des Mannes war … betörend. Tief einatmend lehnte sich der Jungvampir näher.

“Ich hab gar nichts bezahlt sondern es von den Drachen bekommen. Sie sind ausgefallen beziehungsweise einer der Drachen war recht alt. Die Art, Namen hab ich vergessen, kann sich ganz bewusst dafür entscheiden, neugeboren zu werden. Dafür muss das noch schlagende Herz des Drachen jedoch ganz bestimmt und rituell beerdigt werden. Der Rest des toten Drachen wird für so etwas wie Tränke verwendet.” Dieses Verhalten war so gar nicht typisch Severus, dass es Harry doch ein wenig aus dem Konzept brachte und so zitierte er einfach Bill.

   “Danke, danke, danke”, japste der Erwachsene und drückte Harry noch näher. Dass sein Gesicht dabei sehr nah an den Hals von Snape kam, ließ seinen Mund kribbeln.

“Harry!”, rief Lucius aus und ehe der junge Erwachsene wusste was ihm geschah, hatte der Blonde ihn energisch von Severus weggezogen. Begleitet von zweistimmigen Knurren.  

 

Eine Hand an Harrys Ellenbogen, in der anderen ein durchsichtiger Beutel, dazu ein skeptisch bis angeekelter Gesichtsausdruck. “Severus kriegt sowas cooles und ich nur … das hier?”

Der nicht so versteckt eingeschnappte Unterton Lucius, rückte die Verärgerung über die Störung etwas in den Hintergrund. Seufzend wand er sich dem Vampir zu.

  “Das ist auch ziemlich cool, glaub mir. Dieses Zeug, welches du gerade in der Hand hälst, habe ich von Fleur bekomme. Ich habe ihr von deinen Forschungen erzählt. Von deinen Bemühungen künstliches Blut zu erschaffen. Kurz vor meiner Abreise drückte sie mir dies in die Hand und meinte es könnte dir helfen.”

“Das alles ist ja wirklich nett von der Dame, beantwortet jedoch nicht meine Frage.” Unsicher schüttelte der Blonde den Beutel.

 Kichernd legte Harry dem Mann eine Hand auf den Arm. “Vorsichtig das lebt. Noch.”

“Lebt?” So denn möglich wurde der Gesichtsausdruck noch angeekelter. Ein Anblick welcher den Jungen erneut in Gelächter ausbrechen ließ.

“Lucius, bitte, denkst du wirklich ich würde dir irgendetwas gefährliches ins Haus schleppen? Oder glaubst du, deine Elfe hätte es auch nur ansatzweise in deine Reichweite gelassen? Das was du da in der Hand hälst ist eines der Geheimnisse der Veela Heiler. Es sind magische Blutegel. Den Veela Namen kann ich beim besten Willen nicht aussprechen. Ich mag mit Schlangen, aber nicht mit Vögeln sprechen können.”

Zustimmende Laute waren von den Männern zu hören.

“Ich nenne sie einfach … Französische Blutegel oder kurz Fregel. Auf jeden Fall werden diese Tiere von den Heilern eingesetzt um entweder Giftstoffe oder auch um Vampiren Blut zu entziehen wenn sie im Rausch sind. Dies soll diese wohl wieder beruhigen, oder so. Frankreich ist Vampiren gegenüber irgendwie offener. Bei Veelas wird es für irgendwas im Zusammenhang mit Gefährten verwendet, aber das hab ich nicht so ganz verstanden, da Fleur herumdruckste.”

Inzwischen saß er neben dem Blonden auf dem Sofa und dieser hielt den Beutel immer noch als würde er gleich in die Luft gehen. Langsam entwand Harry diesen und holte eine der dicken, Handflächen großen Wesen heraus. “Die fünf hier sind alle vollgefressen mit vampirischen Blut. Fleur ist total begeistert von deinen Forschungen und daher hat sie mit ihren Heilern in Frankreich gesprochen, welche die Fregel per Eil-Eule schickten.”

   Es dauerte genau 15 Sekunden, da begriff Malfoy Senior was Harry da gesagt hatte. Der Jungvampir hatte extra die Sekunden gezählt und Lucius Gesicht nicht einen Moment aus den Augen gelassen. So sah er auch, wie dessen Augen größer wurden und ein seltsames Funkeln zeigten. Schneller als der Vampir reagieren konnte hatte sich Lucius den Beutel ebenso geschnappt, wie den Fregel von Harrys Hand. Kurz aber kräftig wurde er an den Mann heran gezogen, dann raste dieser auch schon mit einem “Was für ein famoses Geschenk!” aus dem Raum.

  Baff blickte Harry auf die Tür ehe er sich mit einem “Äh, bitte” wieder in Richtung Severus drehte.

Einen Moment schauten sie sich an, dann brachen die Männer gleichzeitig in Gelächter aus.

RemusxSirius

“Also, wenn, dann hätte ich diese Reaktion von dir erwartet, und nicht von ihm.“ Zufrieden mit sich selbst legte er sich auf die Couch, nicht ohne weiter Severus anzusehen.

“Ich bin auch nur noch hier, weil die für diese Tränke notwendigen Bestandteile noch nicht reif oder zu ernten sind”, gestand der Mann lächelnd.

  Eine Elfe erschien mit Tee, Blut und Häppchen. Lucius hatte sie geschickt um mitzuteilen, dass er wohl vor dem Abendbrot nicht hinauf kommen würde und sie machen konnten was sie wollten, so lange das Manor heil blieb. Zudem hatte Severus beim Essen dabei zu sein.

“Na immerhin kann er noch Forderungen stellen”, kommentierte Severus dies, als wäre es nichts besonderes. Aber wahrscheinlich war es das auch nicht für den Mann. Als Tränkemeister, so dachte sich Harry, musste Severus es nur zu genau kennen wenn man wegen einem Projekt die Umwelt vergass.
 

“Du willst also nochmal zurück nach Rumänien?”, brach Severus das eingetretene Schweigen und Harry brauchte einen Augenblick um den Gesprächsfaden wieder zu finden.

“Äh, ja, ich denke. Es war sehr unterhaltsam, lehrreich und entspannend. Einfach cool.” Ratlos zuckte er mit den Schultern und lächelte schief. Jetzt wo er plötzlich mit Severus alleine war, wurde er fürchterlich nervös. Seine Lockerheit und Coolness schien mit Lucius aus dem Raum geflohen zu sein. Das Wissen, dass er ernsthaft mit Severus reden musste und auch dass sich seine Einstellung sowie Gefühlslage dem Mann gegenüber gewandelt hatte, brachte ihn aus dem Konzept. Hätte er doch nur nicht ganz so viel gegrübelt ...

“Severus” - “Harry”, sprachen die beiden Hogwartsbewohner gleichzeitig.

“Was hälst du davon, wenn wir noch mal zu Seidenschnabel gehen? Lucius wird ja nicht so schnell zurückkommen und … ich würde gerne mit dir reden.”

“Ja, das müssen wir wohl. Na los, lass uns zu deinem Federvieh gehen und sehen, ob er den Stall schon auseinander genommen hat.”
 


 

“Sag mal, wann willst du eigentlich nach Hogwarts zurückkehren?”, erkundigte sich Severus, während sie gemächlich zu den Stallungen herüber schritten.

“Eigentlich nach dem Wochenende. Ich wollte Montag wieder am regulären Unterricht teilnehmen. Mir ist bewusst geworden, dass ich mich nicht immer hier verschanzen kann. Ich habe gegen Voldemort gekämpft um irgendwann richtig leben zu können. Frei, ohne Angst im Nacken. Einfach nur leben. Einfach ich sein. Das ich trotz dem ungewollten Vampirismus soweit bin, verdanke ich dir und Lucius.”

Ein unerwartetes warmes Gefühl stieg in Severus auf.

“In Hogwarts mögen genug sein, welche mich verabscheuen und ich wundere mich wirklich, dass die Presse noch nichts darüber gebracht hat. ‘Harry Potter ist ein blutsaugendes Monster’ müsste die Auflagen sämtlicher Zeitungen doch wohl um 100% steigern und somit ein gefundenes Fressen sein.”

“Jetzt wo du es sagst. Wer weiß denn alles davon?”

“Die Gryffindors, auf jeden Fall viele Leute in meinem Jahrgang. Draco und Blaise. Ihr beiden, die Elfen. Luna, Remus …”

“Nun, bei den Schülern von Hogwarts und vor allem den Gryffindors, wundert es mich nicht, dass sie nichts verraten haben.” Minerva kannte ihre Schüler wohl wirklich gut und zeigte ungeahnte Weitsicht, dies musste Severus der alten Dame zusprechen.

“Minerva hat zu Anfang des neuen Schuljahres einige neue Zauber gesprochen, darunter auch Verschwiegenheitszauber. Vor allem die Gryffindors hat sie damit belegt und diese werden sie wohl daran hindern alles in die Weltgeschichte hinaus zu tragen. Leider kann ich dir nicht genau sagen, wie dieser Zauber wirkt, da es wohl ein Familiengeheimnis ist. Meine Güte, mir wird erst jetzt klar, wie gern sie dich hat.”

“Häää? Wie jetzt? Ich versteh nur Bahnhof”, kommentierte Harry verwirrt und Severus konnte es dem Jungen nicht verübeln. Hatte die Direktorin doch beim besten Willen bisher nicht den Anschein gemacht.

  “Lass uns dort Platz nehmen.” Damit führte er Potter zu einer Bank unter einem riesigen Baum. Vögel sangen fröhliche Lieder über ihren Köpfen. “Bevor Hogwarts wieder eröffnet wurde, rief Minerva mich zu sich. Sie bat mich nicht nur weiterhin der Hausvorstand von Slytherin zu sein, sondern zudem Zaubertränke zu unterrichten und Stellvertretender Schulleiter zu werden. Ich wusste eh nichts mit mir anzufangen und so stimmte ich zu.” Severus hatte spontan beschlossen mit so offenen Karten zu spielen, wie er es schaffte. “Bei diesem Gespräch weihte mich Minerva auch in dein kleines Vampirproblem ein.”

“Sehr verschwiegen, die Gute. Wahrscheinlich hat sie es dir direkt erzählt, kaum dass ich damals aus ihrem provisorischen Büro verschwunden war”, grollte Harry finster.

  “Ja, es mag auf den ersten Blick nicht nett wirken. Jedoch tat sie es zu deinem Wohl. Sie offenbarte mir nämlich, dass es von Familien dir bezüglich Vorbehalte gebe ob deines veränderten Wesens. Um genau zu sein, waren es wohl die jüngsten Weasleys die bei ihr auf der Matte gestanden und gefordert hatten, dich von Hogwarts zu verweisen.”

Dass Harrys Augen rot aufleuchteten, konnte er dem Jungen nicht böse nehmen bei diesem Verrat durch die eigenen Freunde. Ihm selber war ja bei Minervas Erzählung beinahe alles aus dem Gesicht gefallen.
 

“Beruhig dich und hör mir zu.” Sanft drehte er den Kleineren herum und es war morbide Faszination die vielfältige Gefühlslage in dessen Gesicht zu beobachten. “Konzentrier dich auf mich, wenn du etwas über Minerva erfahren willst”, mahnte er mit fester Stimme und es half tatsächlich. Severus konnte nach wenigen Augenblicken beobachten wie die Wut verrauchte und das Rot in den Augen verblasste. “Also, wie gesagt beorderte mich Minerva zu sich, machte mir diese Angebote und meinte dabei dass Vorkehrungen getroffen werden mussten. Ihre Worte waren ‘Ehe unser kleiner Mr. Potter wieder hier erscheint, muss sich einiges tun.’ Damals hielt ich es einfach nur für die dir nur zu bekannte Heldenverehrung. Jetzt jedoch ist mir klar, dass sie es für und nicht wegen dir tat. Sie hat vorausgesehen, dass es zu Problemen führen könnte und hat daher die Zauber gesprochen. Weil sie dir ein normales Leben ohne nervige Artikel bieten wollte. Unsere Direktorin mag dich wirklich, denn sonst würde sie auch nicht so locker damit umgehen, dass du nicht in Hogwarts bist und auch nicht, dass du dort so wenig Zeit im Gemeinschaftsraum verbringst. Merlin, die Frau ist durchtriebener als ihr Lehrmeister. Verstehst du Harry? Sie schützt dich auf die ihr möglichen Arten und Weisen, ohne dass du dadurch Probleme wegen Bevorzugung oder so bekommst. Sie fragt mich jeden Abend ob ich Neuigkeiten über dich habe, wie es dir geht.”
 

“Oh”, war alles was eine ganze Zeit lang von Harry zu hören war, doch Severus sah wie tief der Junge in seinen Gedanken war. “Dann ist das wohl noch eine Person mehr, bei der ich mich entschuldigen muss.” Seufzend drehte sich Harry nach vorn, zog die Beine auf die Bank und schlang die Arme darum.

Severus lehnte sich zurück und richtete den Blick ebenfalls auf die Parkähnliche Landschaft vor ihnen. Miteinander schweigen und Gedanken sortieren war auch sehr schön, zudem würde Harry früher oder später seine grüblerisch Verschwiegenheit brechen.

  “Severus …” Verunsicherung schwang in der Stimme mit und so wendete sich der Erwachsene seinem Gesprächspartner zu.

“Severus … oh verdammt, warum ist das so schwer? Iwill mich doch nur entschuldigen. Dafür, dass ich mich so kindisch benommen habe. Dass ich einfach so abgehauen bin und mich versteckt habe. Dass ihr euch solche Sorgen gemacht habe. Und auch, dass ich dich wegen Remus so angegiftet habe. Ich meine, das ist allein deine, nein, deine und Remus Angelegenheit und ich hab mich da gefälligst rauszuhalten. Wer bin ich denn bitte, dass ich dir deine Beziehung… nur weil ich… “

“HARRY! Stopp!”, rief Severus streng und stoppte dieses Plappermonster damit erneut effektiv. Interessant, dies musste er sich merken.

“Aber ich will mich doch …”

“Kleiner, ich nehme deine verquere Entschuldigung an.”

  Schmunzelnd verwuschelte er die schwarzen, unbändigen Haare, worauf er kurz angefunkelt wurde. “Auch wenn wir an dem direkt entschuldigen wohl noch ordentlich üben müssen, erkenne ich den Kern deines Geschnatters an.” Sanft lächelte er den Kleineren an, welcher dieses scheu aber dankbar erwiderte. Der unsichere Teenager war also doch noch da und nicht gegen dieses Übersprudelnde-Ich ausgetauscht worden. So sehr ihm Harrys Entschuldigung zusagte, so sehr missfiel ihm doch was da sonst noch gesagt wurde.
 

“Harry, ich glaube, ich muss dir da was erzählen. Etwas das Remus und mich betrifft.” Leises Grollen war vom Schüler zu hören. Severus konnte nur mutmaßen dass Remus wohl noch länger ein rotes Tuch blieb.

  “Als aller Erstes solltest du wissen, dass ich es aufs schärfste verurteile, wie Remus mit dir bei unserem Besuch umgegangen ist. Da hat er wirklich das Einfühlungsvermögen eines Ogers bewiesen und ich bin froh, dass du ihm dafür nicht an den Hals gesprungen bist. Ebenfalls möchte ich mich entschuldigen, dass der Tag so miserabel geendet ist, obwohl es doch eigentlich als Überraschung erdacht war.”

Über sich selbst den Kopf schüttelnd, schloss er kurz die Augen ehe er fortfuhr. Dankbar darüber, dass Harry wenigstens einmal seinen vorlauten Mund hielt.

“Es stimmt, Remus und ich hatten nach Kriegsende noch einigen Kontakt und der war … nennen wir es intensiv. Jedoch ist es nie, hörst du, niemals zu intimen Handlungen zwischen uns gekommen! DER Kerl ist nicht ansatzweise mein Beuteschema und kann sich nicht mit mir messen. Wir gingen nicht unbedingt im Guten auseinander, da unsere Entscheidungen über die Zukunft zu weit auseinander liegen. Du weißt es selbst am besten: Der Krieg, vor allem der Finalkampf, hat gegeben und genommen. Es ist nur die eigene Auslegung welche einen entscheiden lässt, was auf einen zutrifft.” Erneut richtete er den Blick gedankenverloren auf die Landschaft. Ja, er hatte die Weichen gut gestellt für das weitere Gespräch. Er hoffte nur, dass der Junge es auch glaubte.

Harrys nächste Frage, ließ ihn jedoch ungläubig blinzeln.

  “‘Intime Handlungen’ ernsthaft, Severus?” Kichernd stieß ihn der Jüngere an.

“Wie meinen?”, erkundigte er sich irritiert.

“Erinnerst du dich daran, dass ich dich mit Ichabod Crane, dem Typen aus der Fernsehserie, verglich? Du redest schon wieder so.” Weiterhin giggelnd hielt sich Harry eine Hand vor den Mund.

“Du veräppelst mich und …  dies ist zudem alles, was du zu meinen vielen Wörtern zu sagen vermagst?” Der Junge war doch wohl die Höhe! Er redete sich hier den Mund fusselig und der Bengel hatte nichts besseres zu tun als sich über die Ausdrucksweise zu amüsieren. Angefressen verzog er sein Gesicht, konnte er ja hier nicht mal sowas wie Punkteabzug oder Nachsitzen androhen für solch ein unverschämtes Verhalten.

“Oh Severus, du bist wirklich ein Unikat. Ehrlich”, kam es gut gelaunt von Harry welcher sich jetzt umständlich im Schneidersitz hinsetzte und zu ihm herumdrehte. “Jetzt guck doch bitte nicht so pikiert, nur weil ich es ulkig finde, wenn du in deinen ‘Snob-Modus’ verfällst, auch wenn es einfach zu dir und Lucius passt. Ich hingegen bin einfach nur ein Teenager, der eine Handvoll Manieren besitzt und es daher als ‘es ist nichts gelaufen’ bezeichnen würde. Dir gegenüber jedenfalls. Mit Draco, Blaise oder Luna rede ich nochmal ganz anders.”

“Allerdings! Die Jugend hat ihre eigene Sprache und Ausdrucksweisen, welche oftmals fern des Logischen oder Anständigen liegen.” Dies war etwas, über dass er sich tagtäglich ärgerte. Zum Glück halfen Angst und Respekt dieses Geflapse in seinem Unterricht stark zu unterdrücken.
 

“Auch wenn ich darauf gar nicht hinaus wollte, stimme ich dir zu dass man einigen meiner Schulkameraden den Mund mit Seife auswaschen müsste. Was ich eigentlich sagen wollte … ist … dass ich dir glaube. Es hat sich nicht nur wahr angehört sondern auch so gerochen. Meine Güte, das klingt jetzt irgendwie ekelig, aber es stimmt, denn Lucius hat mir beigebracht dies am Geruch zu erkennen. Liegt wohl an irgendwelchen Hormonen oder so. Natürlich kann ich es nicht so gut wie er und zudem ist das nicht hundertprozentig und überhaupt … ach man, was wollt ich nochmal sagen?”

  Leise auflachend half Severus dem Jüngeren nach “Dass du mir das mit Remus glaubst?”

“Äh ja, danke. Ich glaube es dir und ich bin dir beim besten Willen nicht mehr böse. Ich war richtig wütend auf dich. Ich habe mich verraten gefühlt. Jetzt ist mir jedoch bewusst, dass ich mich einfach nur albern und höchstgradig pubertär benommen habe. Es war unmöglich von mir, einfach abzuhauen und dass ich euch solche Sorgen bereitet habe, tut mir wie gesagt wirklich leid. Dass ich keine Zeit für Erklärungen ließ. Leider kann ich die Zeit nicht zurückdrehen, außer ich komme an einen Zeit-Umkehrer.” Schief grinsend zwinkerte Harry seinem Gesprächspartner zu. “Leider kann ich dir auch nicht versprechen, dass es das letzte Mal gewesen sein wird dass, ich so über reagiere. Ich glaube das ahnst du genau so wie ich.”

  “Ich ahne es nicht, ich weiß es. Das ist einfach das Erbe deiner Eltern. Dein Vater war der losstürmende Part. Lily in der Regel eher der beherrschte. Wenn sie sich jedoch in etwas reingesteigert hat, dann konnte sie Nichts und Niemand bremsen oder vom Gegenteil überzeugen. Nicht bis sie es selbst gemerkt hat, wie seltsam sie sich verhält oder wie falsch sie lag.” Und da fielen Severus so einige Momente ein die nicht immer einfach gewesen waren. “Genau so wie du, wollte sie immer alles ‘zum Guten verändern’.

“Erzählst du mir irgendwann mehr über diese Seite von Mom? Mir wird sie nämlich immer nur als lerneifriger, mutiger Engel dargestellt.”

Leicht grinsend nickte Severus. Es würde nicht unbedingt einfach für ihn werden, einfach weil es Wunden aufreißen würde; die Trauer über ihren Verlust erneut an die Oberfläche spülen würde, aber es musste sein. Für Harry, denn dieser hatte es einfach verdient.

  “Übrigens glaube ich dir auch, weil ich herausgefunden habe, warum du immer nach Remus riechst.”
 


 

Harry genoss die Zweisamkeit mit Severus wirklich und in seinen Augen klappte das mit dem Aussprechen wirklich gut. Es mochte etwas holprig und manchmal umständlich ablaufen, aber sie waren sich bisher nicht an die Gurgel gegangen, hatten sich nicht verflucht und keiner war abgehauen. Es wunderte ihn immer noch, dass Severus so offen war, aber er wollte es besser gar nicht genauer überdenken warum es so war, sondern einfach als Gelegenheit sehen. Die Ehrlichkeit des Mannes half ihm den Mut zu finden, selber klarer das zu sagen was er auf dem Herzen trug. Nicht alles, natürlich, aber einiges. Es hatte ihn so erleichtert zu hören, dass nichts zwischen den Beiden gelaufen war und wohl auch nicht würde. Auch das Severus auf seiner Seite war, tat so gut zu hören auch wenn es das schlechte Gewissen verstärkt hatte. Aber damit musste er leben, denn er hatte sich total kindisch sowie egoistisch benommen und musste nun mit dieser Konsequenz leben. Das war das Leben und aus den gemachten Fehlern wollte er definitiv lernen. Nie wieder sollte sich Severus - oder irgendwer anderes - solche Sorgen um ihn machen müssen. Er wollte nicht mehr als Kind gesehen werden, sondern als quasi Erwachsener und dementsprechend musste er sich auch verhalten.

Es waren eine Menge neuer Informationen die der Lehrer ihm mitgeteilt hatte und er wusste, wenn er erst eine Nacht darüber geschlafen hatte, würde er wohl erst so richtig begreifen was er alles erfahren hatte.
 

   “... und was ist deine Entdeckung?”, erkundigte sich Severus.

Kurz stutzte Harry ob des seltsamen Untertons, klang es doch merkwürdig angespannt. Aber wahrscheinlich sah er schon Gespenster.

   Langsam hob der Vampir seine Hand und legte sie auf das warme Handgelenk seines Gegenüber. “Deswegen.” Behutsam strich er mit den Fingern über ein sehr schmales Armband. “Es ist aus Remus, besser gesagt aus Moonys Haaren gefertigt und ermöglicht es Remus einen schnell zu finden und gibt zudem Schutz an Vollmond. Für den Fall der Fälle dass man in dieser Nacht auf Moony trifft, erkennt dieser den eigenen Geruch und wird vorher überlegen ob es ein Rudelmitglied ist, das er da drauf und dran ist anzugreifen. So erklärte es mir Remus, als er mir genau so eines anfertigte.” Umständlich zog Harry einen kleinen schwarzen Samtbeutel aus der Hosentasche. Den Inhalt schüttelte er kurzerhand in die dafür umgedrehte Hand seines Gesprächspartner. “Als mir das bewusst wurde, hätte ich mich am liebsten wie eine Hauselfe selbst bestraft. Leider hatte ich dieses Geschenk vollkommen vergessen. Ich habe es zwar immer bei mir, aber mit Zaubern belegt, welche es verbergen und auch den Geruch verdecken.”

  “Harry, das …”

Doch der Junge schüttelte energisch den Kopf. “Nein, ich bin einfach nur ein Trottel dass ich nicht darauf geachtet habe und auch dass ich dieses Geschenk von Remus vergessen habe. Dabei es nur logisch dass er dir auch eins angefertigt hat, wenn ihr einen engeren Kontakt hattet. Remus will niemanden beißen und ich glaube der Tod von Fenrir nagt an ihm.”

  Erneut versuchte Severus ihn zu unterbrechen, doch Harry überging den Mann einfach.

“Merlin, komme ich eigentlich heute noch aus dem Entschuldigen raus?” Lachendschüttelte er den Kopf. Wahrscheinlich eher nicht. Dieses Aussprache hatte ihn enorm erleichtert und das nicht nur wegen der Severus-Remus Geschichte.
 

“Severus, ich mag dich wirklich gerne und ich bin heilfroh, dass wir unseren Streit oder besser gesagt diese Farce abgelegt haben. Erst durch dich war es mir überhaupt möglich mein Vampir-Dasein nicht als Strafe, sondern als Möglichkeit zu sehen. Wie sagtest du so schön vorhin? ’Geben oder nehmen’ und ich habe mich für ‘geben’ entschieden. Du bist ein toller Mensch und ich wünschte, die anderen würden das auch endlich mal bemerken.” Dankbar lächelnd drückte er die Hand seines Gegenüber, welche er immer noch hielt. Die Wärme des Mannes war so unglaublich anziehend und beinahe besser als der Geruch von dessen Blut.

  “HARRY, HÖR AUF!” Abrupt entzog ihm Severus die Hand und stand auf. Aufgebracht schritt der Mann vor der Bank auf und ab.

“Severus was …” Langsam stand auch Harry auf um sich dem Aufgebrachten in den den Weg zu stellen. Er verstand nicht was dieser plötzliche Umschwung bedeutete. War er zu weit gegangen? Dem Mann zu sehr auf die Pelle gerückt? Verdammt, er hätte er doch Severus Sprechversuche nicht einfach übergangen!

“Es tut mir …”, setzte er an, doch der düstere Mann wirbelte herum und starrte auf ihn nieder.

“Hör auf dich zu entschuldigen, du Idiot. Ich habe doch gesagt ich verzeihe dir”, grollte Severus ungehalten und wedelte mit der Hand, als wolle er eine Fliege verscheuchen.

“Aber … was …”

“Halt doch einfach mal die Klappe, Potter! Verdammt Harry, ich rieche nicht deswegen nach Remus. Der hat sich auch nicht nur deswegen verkrochen weil er Fenrir umgebracht und dessen Rudel übernommen hat.” Energisch rieb sich der Lehrer über die Augen, ehe er Harry wieder anstarrte.
 

Als ihre Blicke sich nun wieder trafen, wich der Vampir unbewusst einen Schritt zurück.

“Er hat mich gebissen und ich bin ebenfalls ein Werwolf”, knurrte ihm Severus entgegen, während sich goldene Augen in seine bohrten.

  Und mit einem Mal, stand Harrys Welt Kopf.

Stromschlagwetter

“Was … wie … aber.”

“Ironie des Lebens, nicht wahr? Die Fledermaus ist ein Werwolf und der goldene Held ein Vampir. Das Schicksal ist manchmal ein mieser Verräter.” Grollend schüttelte der Ältere den Kopf.

   “Aber … das ist doch nicht möglich”, flüsterte Harry, auch wenn er genau wusste dass Severus die Wahrheit sagte. Die Beweise waren da gewesen. Immer, und wenn er nicht so mit sich selbst beschäftigt gewesen wäre, hätte er es wohl schon eher gemerkt. Er war in seinen Augen einfach nur ein verdammt selbstsüchtiger Ignorant! Dabei hatte er doch die erstaunliche Kraft, den Geruch und auch die Müdigkeit nach Vollmond bemerkt. Jedoch war diese nicht so extrem wie bei Remus und so hatte er es darauf zurückgeführt, dass der Mann irgendwas wegen seiner Tränke gemacht hatte. Gebraut, Zutaten gesucht oder was auch immer. Schließlich wusste er ja aus dem Unterricht, dass in dem Bereich einiges nur an Vollmond möglich war. Er hatte sich eingeredet, dass Severus so sein neues Leben nutzte.

“Das ist doch alles ein Scherz. Du und ein Werwolf?” Kopfschüttelnd trat Harry noch einen Schritt zurück. Er weigerte sich die Wahrheit zu akzeptieren. So etwas hatte Severus nicht verdient!

   Tiefes Knurren ließ ihn den Kopf wieder heben.  “Und plötzlich hast du Angst. Plötzlich ekelst du dich vor mir. Potter, du bist so ein gottverdammter Heuchler!” Wütend wirbelte Severus herum, rannte über die Grundstücksgrenze und ehe Harry wusste was ihm geschah oder wie er reagieren sollte, war der Mann verschwunden. Einfach disappariert.

   “Aber ich hab doch keine Angst, du Idiot”, brüllte Harry in die Landschaft. Natürlich brachte es nichts, aber es musste einfach gesagt werden. Und er musste mit dem Mann reden, denn dieser schien wirklich zu glauben dass Harry etwas gegen ihn beziehungsweise das Werwolf-Dasein hatte. Was für ein ausgemachter Unsinn! Wenn einer so gar kein Problem mit magischen Wesen hatte, dann ja wohl Harry. Er war einfach nur überrumpelt von dieser Offenbarung und auch von der Tatsache dass Remus schuld daran war. Warum wusste wer nicht, aber er selbst hatte ein schlechtes Gewissen, weil … obwohl ... Remus dies getan hatte.

  Schnell drehte er sich um und raste wieder ins Haus. Er musste Lucius Bescheid geben, was passiert war und fragen, ob dieser noch mehr Ideen hatte wo Harry Severus suchen konnte. Er hatte zwar selber einige Ideen, aber es schadet auch nicht, wenn man den besten Freund mit ins Boot holte.
 

  “Von Streiten habe ich auch nicht gesprochen. Merlin, wie die Kinder”, kommentierte Lucius Harrys Schilderung über das mies gelaufene Gespräch und die plötzliche Enthüllung.

“Ich wollt nur nicht einfach abhauen und dich zudem fragen, ob du noch was weißt, außer Hogwarts und den Verbotenen Wald. Ich weiß, dass sein Haus in Spinner End zerstört wurde, also fehlen mir ein wenig die Anhaltspunkte wo ich ihn suchen kann.” Ratlos zuckte Harry mit den Schultern und trat unruhig auf der Stelle.

“Merlin, wenn ihr beiden nur einmal ORDENTLICH miteinander reden und von mir aus zanken würdet, ohne das einer abhaut und man einen Suchtrupp losschicken muss. Nur mache ich mir da bei Severus deutlich weniger Sorgen. Der kommt schon wieder unter seinem Stein hervor.” Scheinbar genervt kniff Lucius sich in die Nasenwurzel.

“Luc … bitte. Dann bin ich auch schon verschwunden und du kannst weiter forschen.”

  Murrend schloss der Blonde die Augen und schien nachzudenken. Die Zeit raste und stand doch mucksmäuschen still. Die Unruhe in Harry wuchs von Sekunde zu Sekunde. Gerade als der junge Vampir schon nachfragen wollte, öffnete Lucius seufzend die Augen.

“... icht”, murmelte der Mann mit seltsamen Gesichtsausdruck und begann mit den Händen zu wedeln.

“Wie bitte? Sorry Lucius, ich hab dich nicht verstanden.” Warum wurde der Mann denn jetzt so unruhig und fahrig?

“Ich weiß es nicht. Verstehst du, Harry? Ich begreife gerade, dass ich so etwas nicht weiß und dies bei einem Mann, welchen ich meinen besten Freund nenne. Ich, der immer wieder auf andere hinab sieht und als allwissend bezeichnet wird … ich weiß nicht mal wo mein bester Freund sich verkriecht wenn er schlecht drauf ist.” Ein seltsames und irgendwie verzweifelt klingendes Lachen erklang von Lucius, während dieser sich auf einen Stuhl fallen ließ und unverständliche Dinge in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelte.

  Natürlich tat der Blonde ihm Leid. Es war verständlich, dass diese Erkenntnis Lucius schockierte, aber sein Hauptgedanke galt Severus. Wenn man es genau sah, konnte er auch nicht viel für den Mann tun damit es ihm besser ging. Das war etwas, womit der Vampir wohl alleine klar kommen und vor allem mit Severus klären musste.

  Genau das wollte Harry auch endlich tun, denn er befürchtete, dass Severus mit jeder Minute überzeugter von der Meinung, Harry würde ihn verachten, war. In dem Punkt, so musste der Jungvampir feststellen, waren sie sich wirklich sehr ähnlich: Sie neigten zu übermäßigen Grübeln und wenn es mit liebgewonnen Menschen zu tun hatte, setzte die Logik aus, nu  um durch impulsartige, voreilige Gefühle ersetzt zu werden. Energisch schüttelte Harry den Kopf, die Gemeinsamkeiten konnte er auch mit Severus zusammen bereden. Nur musste er ihn dafür erst mal auftreiben!

Langsam trat er auf seinen betrübten Mentor zu und legte eine Hand auf dessen Schulter. “Entschuldige”, flüsterte er leise, ehe er den plötzlich so düster wirkenden Raum verließ. Wieder einmal stellte er für sich fest: Unheil verbreiten konnte er sehr gut.
 

Harry war schnell zum Kamin gerannt und, nach dem Ok der Direktorin, nach Hogwarts gefloht. Die Schule war nun mal sein erster Anhaltspunkt. Er selbst versteckte sich ja auch gern er in dem großen Gebäude. Oh man, der Vampir hatte vollkommen Recht: Severus und er benahmen sich wohl wirklich wie Kinder. Sobald auch nur die geringste Unstimmigkeit auftrat, hauten sie ab und versteckten sich. Wie hatten die beiden nur bisher ihr Leben als Held und Doppelspion geschafft beziehungsweise überlebt?

  “Keine Zeit, Professor”, rief Harry, kaum dass er aus dem Kamin torkelte und unterbrach damit die Willkommensrede der Älteren. “Ab Montag komm ich wieder zur Schule.”

“Es heißt Direktorin”, war das Letzte, was belustigt von der Frau zu hören war, ehe Harry den Raum durchquert hatte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Einzig eine überrumpelte Direktorin und Aschespuren zeugten von dem kurzen Zusammentreffen. Das leise “Willkommen zurück, Harry”, bekam er ebenso wenig mit, wie das nachsichtige Lächeln der Älteren.
 

In der dunklen Ecke eines leeren Flurs hatte der Gryffindor nach Winky gerufen und die Hauselfe gebeten ihm seinen Tarnumhang zu bringen. Er konnte darauf verzichten von irgendwelchen Schülern in diesem aufgeregten Zustand gesehen zu werden. Vor allem weil garantiert bekannt war, dass Harry momentan nicht am regulären Unterricht teilnahm. Nach der Aussage wie erholt er aussehe, hatte die Elfe ihm zufrieden nickend den Umhang überreicht, jedoch musste sie verneinen als er nach Severus fragte. Also hatte der Vampirjunge ihr Hilfsangebot angenommen und sie in den Raum der Wünsche geschickt. Mit Hilfe der Hauselfenmagie konnte Winky sämtliche ‘Ebenen’ des magischen Raumes durchsuchen, ein Fakt der Harry sehr gelegen kam. Auch wenn er nicht auf einen Erfolg hoffte. Aber hatte Severus ihn nicht schon öfter überrascht?
 

   “Ich bin so ein Esel”, fluchte Harry und trat wütend gegen die Eingangstür von Severus Privatwohnung. Entweder der Kerl war nicht da, oder er ignorierte Harry schlichtweg. Wobei der Jungvampir ersteres vermutete und zudem war dies nicht der Grund seines Ausrufes. Nur mit halbem Ohr hatte er Winky zugehört wie diese erzählte, dass sie ihm noch etwas mitgebracht hatte. Aber was hatte er getan? Er war kopflos losgestürmt, ohne nach zu sehen, was es war. Tja, ‘Erst denken, dann handeln’ war halt noch nie seine große Stärke gewesen. Dafür hatte er sich früher viel zu sehr auf Hermine verlassen.

  Schnell blickte Harry sich um, doch niemand war nach seinem verbalen Ausfall in dem schwach beleuchteten Flur zu sehen. So entfaltete er umständlich die Karte der Rumtreiber, welche Winky in die Innentasche des Umhangs gesteckt hatte und suchte sie hoffnungsvoll ab. Und endlich sah er den gesuchten Namen: Severus Snape - Astronomieturm.

Schmunzelnd steckte Harry die Karte wieder weg. “Da hast du dich also versteckt”, murmelte er leise und trabte los.
 

   Dass Severus ihn bemerkt hatte, sah er daran dass sich die Körperhaltung des Mannes versteifte. Aber kein Wunder, der Mantel verbarg einen nur vor den Augen, nicht vor den Ohren oder dem Geruchssinn.

  “Da haben wir wohl noch etwas gemeinsam”, meinte Harry nüchtern, während er langsam neben den Anderen trat und den Blick ebenfalls auf den Horizont richtete. Da von Severus nichts kam, plapperte er einfach weiter. “Wie oft ich hier oben war, weiß ich gar nicht mehr. Nach der Sache mit Dumbledore hat es mich sogar noch mehr hergezogen. Seltsam nicht wahr? Eigentlich sollte man meinen, dass gerade wir diesen Ort meiden, aber nein, wir kommen immer wieder her und hängen unseren komisch verstricken Gedanken hinterher.”

  Tiefes Durchatmen war die einzige Reaktion seines Gesprächspartner, aber das war immer noch besser als wenn der Kerl wieder wegrannte.

“Ich fürchte die Direktorin lässt mich nachher noch ihr Büro putzen, ohne Magie, denn ich habe da ordentlich Asche verstreut.”

“Was willst du, Potter? Putztipps?” Grollend rutschte Severus ein Stück weg, ohne ihn auch nur kurz anzusehen.

Innerlich seufzend drehte Harry sich zu seinem Gesprächspartner herum. “Jetzt sind wir wieder beim Nachnamen? Nein, die will ich nicht wirklich. Das kriege ich schon alleine hin. Du weißt warum ich hier bin.”

“Sinnloses Gerede? Verzieh dich!”

“Nein, werde ich nicht, Severus.”

   Knurrend drehte sich der Ältere herum und wollte tatsächlich wieder verschwinden. Doch nicht mit Harry! Dieser wollte nicht erneut eine Suchaktion starten, also schoss er an dem Werwolf vorbei und baute sich an der Tür auf. “Vergiss es Severus, du kommst hier nicht weg. Dieses ewige Wegrennen ist doch albern und ganz ehrlich, ich bin der Teenager und somit für solche Aktionen zuständig.”

  “Geh weg, Harry”, grollte Severus und die Augen blitzten gelb auf. Wenn der Mann glaubte so aus der Situation zu kommen, dann unterschätzte er Harry wieder mal. Mit verengten roten Augen und gebleckten Zähnen fauchte dieser zurück. “Vergiss es, du gehst nirgendwo hin, Severus.” Ein diabolische Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Jetzt konnte er dem Mann seine ‘Gefangennahme’ heimzahlen.

  Die gelben Augen leuchteten geradezu. “Unterschätz mich nicht, Potter! Im Gegensatz zu Lupin habe ich schnell gelernt wie ich mich mit meinem zweiten Ich aussöhne. Ich kann mich jeder Zeit verwandeln.” Laut knallte Severus die Hand direkt neben Harrys Kopf und lehnte sich in seine Richtung. “Glaub gar nicht erst, dass du eine Chance gegen mich hättest”, grollte der aufgebrachte Mann dunkel.

  Harry war stocksteif. Jedoch nicht vor Angst. Nein. Er war gefangen in diesem gelben…  nein, goldenen Blick. In dem Geruch des Mannes und auch in der Wärme welcher dieser abgab. Es war beinahe wie ein Rausch und als sein Zahnfleisch und ebenso sein Körper zu prickeln begann, schloss er langsam die Augen. Allerdings machte das tiefe Durchatmen es keineswegs besser, denn so nahm er den ganz eigenen und typischen ‘Severus-Geruch’ erst richtig wahr. Es war der altbekannte Geruch nach Kräutern, Tränken, Salben, ein Hauch von Aftershave, nur irgendwie wilder. Herber, würziger und doch irgendwie lieblich. Für Harry sprach er von Freiheit, Leben und Stärke. Von Vertrauen und Verlässlichkeit.

  “Zur Seite, oder du bekommst gleich ein Problem.”

Das Geräusch von splitterndem Holz ließ ihn den Kopf herum drehen. Severus hatte seine Hand verwandelt und Krallen gruben sich in das alte Holz; hinterließen tiefe Krallenspuren. Nun, letztens hatte er ja noch Simba rezitiert, jetzt konnte er dies praktisch beweisen. Besänftigend lächelnd schluckte er den Kloß herunter und blickte den wilden Mann an. Behutsam legte er seine Hände auf die sich stark hebende Brust.
 

  “Weißt du eigentlich, dass ich mich nach Normalität und Wärme in meinem Leben gesehnt habe, als wir uns hier das letzte Mal trafen? Ich habe mich so verloren, betrogen und unnütz gefühlt. Als ich gestürzt bin, wusste ich für eine Sekunde nicht, ob ich dankbar oder wütend sein soll dass du mich aufgefangen hast. Doch du, mein dunkler Ritter, hast schnell dafür gesorgt dass ich dankbar war. Du warst es, der mir die Wärme ins Leben zurück brachte. Du warst es, der mich zwang, im Blut trinken nicht nur etwas widerliches zu sehen. Du hast mir meinen Lebenswillen und die Freude zurück gegeben.”

  Er fühlte und hörte nur zu genau wie sich der Herzschlag seines Gegenüber beschleunigte. Harry spürte die abgehakte Atmung auf seinem Gesicht und konnte nicht verhindern, dass sein Blick zu den Lippen des Werwolfes wanderten. Merlin, dies zu denken und sich nicht zu wundern würde wohl noch ein wenig dauern, stellte der Vampir fest und zwang sich wieder nach oben zu sehen. Severus war und blieb nunmal ein Werwolf.

“Du kannst mir keine Angst machen. Egal wie viel du knurrst und murrst: Mein Vertrauen in dich ist viel zu groß.” Lächelnd veränderte er seinen Stand und mehr als eine hochgezogene Augenbraue brachte Severus nicht zustande, ehe Harry ihn in die Arme nahm. “Verwandel dich ruhig, ich nehm dich auch als Wolf in den Arm. Versprochen.”
 

  Selbst die Luft schien stehen geblieben zu sein nach Harrys Worten. Einzig zwei stark schlagende Herzen und ein stocksteifer Severus in seinen Armen waren über geblieben. Der Vampir traute sich nicht, auch nur einen Millimeter zurückzuweichen. Wie gut dass Atmen und Blinzeln nur noch übrig gebliebene Reflexe, aber nicht lebensnotwendig waren, er wollte keine noch so kleine Reaktion des Werwolfes verpassen.

  Harry bereute die Worte nicht, jedoch fragte er sich nach einiger Zeit doch, ob er den Tränkemeister dadurch jetzt vielleicht irgendwie kaputt gemacht hatte.
 

  Hatte er ernsthaft geglaubt, dass Harry ihn hier nicht finden würde? Nein, eigentlich nicht. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er gar nicht geglaubt, dass der Junge ihn überhaupt suchen würde. Nicht bei dem Verhalten, welches der gezeigt hatte. Wieder und wieder bekam er die geweiteten Augen, das leichte Kopfschütteln und auch die Rückwärtsbewegung vor Augen. Kleine Gesten und doch hatten sie ihn verletzt. Verletzt und enttäuscht, also war er abgehauen, ehe er noch etwas tat oder sagte, was er schnell bereute. Er war nicht gewillt noch mehr von seiner seelischen Verfassung zu offenbaren, nicht mal vor sich selbst!

   Severus hatte nicht ansatzweise mit solchen Worten gerechnet. Wenn überhaupt, dann nichtssagendes Geplapper, erneute Entschuldigungen, aber … so was? Eben noch war er bereit gewesen Harry notfalls mit Gewalt von der Tür zu entfernen, wenn dieser nicht zügig den Weg frei hab, jetzt war er wie versteinert.

Die Worte des Kleineren hatten irgendwas in ihm ausgelöst. Nachdem sein Herz einen Moment stehen geblieben war, als Harry ihn plötzlich umarmte und schlug es nun im viel zu schnellen Takt weiter. Ob es ihm wohl gleich aus der Brust sprang?  Doch jetzt stand er hier und sämtliche Gedanken an Wegrennen und auch die Zweifel waren wie weggeblasen, die verzweifelte Wut mit der er eben um sich gebissen hatte, verpufft. Alles nur durch ein paar Worte und den Körperkontakt.

  “Wie machst du das nur?”, flüsterte er schwach und legte den freien Arm um den Jüngeren. Seufzend schloss er seine Augen und legte das Kinn auf Harrys Kopf ab. Jedoch wagte er nicht die Hand von der Tür zu nehmen, denn dann verlor er bestimmt auch noch den letzten Halt. Die Splitter unter seiner nun wieder normalen Hand pikste ihn und halfen nicht ganz aus der Realität zu entschwinden.

“Vielleicht ist es Magie?”, kam es es fragend von Harry und Severus konnte ein Schmunzeln nicht verhindern. So eine Antwort war einfach typisch Harry. Der Junge war ein Unikat und jeder der dies nicht bemerkte, war ein Arsch mit Ohren, wie die Muggel so schön zu sagen pflegten.

“Wie schaffst du es nur so erwachsen zu sein, kleiner Blutsauger?” Seufzend drückte er Harry fester an sich. Eigentlich war es ja ein Armutszeugnis für ihn, dass er es war der Kraft aus dem Jüngeren zog; dass er der Schwache war. Aber weder konnte, noch wollte er jetzt gerade etwas daran ändern.

  Harry hatte seine Schutzmauer innerhalb weniger Sekunden zerstört. Mit dem verbalen Vorschlaghammer in davon wehenden Staub verwandelt, und er wusste, dem Kleinen gegenüber würde er sie nicht einfach wieder aufbauen können. Das Gefühl, angenommen und akzeptiert zu werden, trotz des ’kleinen Makels’ war unbeschreiblich.
 

  Seit an Seit saßen sie auf dem Astronomieturm. Angelehnt an die dicken Steine, blickten sie in den immer dunkler werdenden Himmel. Einzelne Sterne blitzten hier und da schon hervor, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Severus konnte nicht anders, als diesen Augenblick als ‘herrlich beruhigend’ einzustufen. Es passte einfach ebenso in die Situation, wie die Lieder der Eulen.

   “En … entschuldige dass ich vorhin so dämlich reagiert habe wie eine sitzengelassene Hufflepuff”, unterbrach der Werwolf das einträchtig Schweigen.

“Schon gut. Ich hab ja auch ziemlich ungeschickt reagiert”, antwortete Harry und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, ehe er wieder nach vorne blickte.

“Ich bin dir nicht böse, Harry. Ich wollte es dir eigentlich schonend beibringen, aber stattdessen bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Es hat mich wahnsinnig gemacht, dass du dir da eine falsche Vorstellung zurecht bastelst.”

Ein leises Seufzen war von Harry zu hören. “Wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, dann war mir wohl schon länger bewusst, dass etwas nicht mit dir stimmt. Mein Unterbewusstsein hat die Zeichen alle bemerkt, aber ich habe es immer wieder vermieden weiter über dein neues Ich nachzudenken. Ich habe es immer und immer wieder darauf geschoben, dass der Krieg vorbei ist und du nicht mehr spionieren musst. Dass du jetzt frei bist und endlich das Leben leben kannst, welches du dir vorgestellt hast.” Ein erneutes schiefes, jedoch entschuldigendes Lächeln, gepaart mit schulterzucken. “Ich dachte einfach, es wäre dein wahres Ich.”

“Ich habe mich so schlecht gefühlt, es zu verheimlichen. Vor allem weil du bereit warst mir zu vertrauen. Dich mir geöffnet hast.” Betrübt ließ der Ältere den Kopf hängen.

“Wenn wir beide eins gut können, dann aneinander vorbeireden, den Anderen falsch, weil zu gut gemeint, behandeln und streiten.” Kichernd stupste Harry ihn mit der Schulter an.

“Ja, das stimmt wohl.” Ehrlich lächelnd verwuschelte er dem Jungen die Haare, was dieser mit unwilligem Murren kommentierte.
 

“Sag mal … wie genau kam es dazu, dass Remus dich gebissen hat? Ich meine, ganz ehrlich, allein dass er Fenrir getötet hat, war für mich schon eine Überraschung. Nein, ganz ehrlich gesagt war es ein Schock. Ich kenne Remus so nicht und hätte ihm es auch nie zugetraut. Egal wie nachvollziehbar seine Reaktion ist. Dass er den Kerl mit Zaubern belegt und auch außer Gefecht setzt, ok. Aber dass er ihn als Werwolf tötet? Nein. Ganz entschieden nein. Ein Wunder eigentlich, dass mich die Information über dein neues Ich, und von wem du es hast, so aus dem Konzept gebracht hat. Dass Remus nicht so ist, wie ich ihn eingeschätzt habe, sollte ich eigentlich begriffen haben.”

  Severus hatte aufmerksam gelauscht und war dabei von einer erneuten Welle schlechten Gewissens erfasst worden. Es war nicht Angst, sondern Unglaube gewesen, welcher Harry hatte zurück weichen lassen. Severus hatte dem Jungen die Illusion über den lieben, zuverlässigen und zurückhaltenden, aber magisch begabten, Lupin geraubt. Das zurechtgelegte Bild des Mannes war in Flammen aufgegangen und zudem gab Harry sich anscheinend die Schuld daran, dass er den älteren Werwolf so verkehrt eingeschätzt hatte. Jedoch kannte er Harry in dem Punkt gut genug: Keine Worte von ihm würden den Jungen vom Gegenteil überzeugen. Der Kleine musste selbst darauf kommen, dass diese Einstellung nicht die Richtige war.

  Halt suchend legte er einen Arm um den kleinen Vampir und zog ihn näher an sich heran, ehe er tief seufzte und von der zweit schlimmsten Nacht seines Lebens berichtete.
 

  “Es war kurz nachdem Remus Fenrir getötet hatte. Ich bekämpfte einige niedere Todesser, dauernd untermalt von den grausigen Geräuschen des Werwolf Kampfes in der Nähe. Das war kurz nachdem du mich gerettet hast und somit war noch nicht voll da. Ok, ich bin ganz ehrlich, ich stand da wie ein Fähnlein im Winde und nur dem nicht vorhandenen Talent meiner Gegner ist es zu verdanken, dass ich noch lebe. Der Schwindel und auch die Kraftlosigkeit erschwerten alles und nur die Energie- und Aufputschtränke sorgten letztendlich dafür, dass ich überhaupt stehen konnte und nicht komatös herumlag.”

“Du hättest nicht …”

Energisch schüttelte Severus den Kopf. “Doch Harry, ich musste kämpfen. Allein schon für mich selbst, wollte ich doch nicht nur tatenlos zu sehen. Außerdem kannst du ja wohl nicht allen Ruhm für dich absahnen oder?” Schelmisch zwinkerte er in Harrys Richtung.

Lachend klappste Harry ihm aufs Bein. “Schon gut, schon gut. Ich bin schon still. Also was war dann?”

  “Sehr gnädig. Ich hatte gerade meine zwei Gegner besiegt, da hörte ich es. Qualvolles Jaulen und nur Sekunden später ein Heulen, welches von reinem Sieg sprach. Von Freude und unendlichem seelischen Schmerz. Wirklich, Harry, es war grausam. Vor allem als dann auch noch andere Werwölfe ein Heulen anstimmten. Erst später begriff ich, dass es Klagelaute waren um des gestorbenen alten Alphas wegen und zugleich eine Antwort auf das Heulen des Neuen.” Eine Gänsehaut rann bei dieser Erinnerung über seinen Körper. “Ich stand da, die Tränke ließen nach, und starrte auf den Verbotenen Wald, wo der alles entscheidene Kampf stattgefunden hatte. Ich hätte wegrennen müssen, aber ich konnte es nicht mehr, denn auf den Beinen halten war das Einzige, was noch möglich war. Vor allem als Remus aus dem Gebüsch trat, war ich wie festgehext und selbst das Adrenalin schien eingefroren zu sein. Ich erkannte ihn, obwohl er nicht diese bizarre Zwischenform hatte, nein. In dem Moment stand mir ein riesiger, blutverschmierter und sehr wütender Wolf-Remus gegenüber. Schockstarre, nennt man das wohl. In diesem Moment arbeitete Lupin mit seinem Mitbewohner zusammen und unterdrückte ihn nicht; sie waren eine Einheit. Kurz hoffte ich, dass dies mein Vorteil wäre, aber dies erwies sich als Trugschluss. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich sprang der Kerl nach vorne, erwischte meinen Arm und versenkte seine Zähne da drin. Die Schmerzen …”
 

  Sanft legte Harry eine Hand auf seine Brust. “Schon gut, ich kann es mir vorstellen und ehrlich gesagt reicht mir das. Quäl dich also nicht.”

Dankbar lächelnd drückte er Harrys Hand und hielt sie weiter fest.

“Remus war außer Rand und Band und vollkommen im Rausch des Kämpfen und Töten gefangen. Ich weiß nicht, ob er mich wirklich getötet hätte, aber das wollte ich nicht herausfinden. Nicht nach dem ich durch dich eine Chance auf Leben bekommen hatte. Also schoss ich ihm Zauber in die ungeschützte Unterseite und irgendwann ließ er los. Der Blick, kurz bevor er wieder im Wald verschwand und die anderen Werwölfe vom Kampf abzog, sprach von reiner Schuld und schlechtem Gewissen. Ich blieb schwer verletzt und am Rande des Todes im Dreck liegen.”

“Er wollte nie selbst ein Werwolf werden und erst recht nicht, dass jemand durch ihn der Lykanthropie zum Opfer fällt. Ich weiß, Remus ist eigentlich der Böse an der Geschichte und du das Opfer, aber doch tut er mir Leid.”
 

  Wieder einmal war Severus sprachlos ob Harrys  reflektiertem, empathischen Verhalten. Andere hätten Lupin verbal auf den Mond gewünscht, doch Harry zeigte wieder mal ein Einfühlungsvermögen, dass es Severus überrumpelte. Es reichte wahrscheinlich für sie beide und so beließ er es bei einem Schnauben als Antwort.

  “Erinnerst du dich an dieses komische Ding im Ministerium?”

“Du meinst die Sache mit der Medaillenverleihung und so?”, erkundigte sich Severus und zog eine Augenbraue hoch. Die Geschichte damals war Kingsley ein wenig aus dem Ruder geraten. Eigentlich hatte der Minister nur eine Dankesrede und ein Essen geben wollen. Ja, auch der Dunkelhäutige wollte ihnen Orden und Ehrentitel geben, jedoch hinter den Kulissen. Doch der feiernde Mob und allen voran eine sensationsgierige Rita Kimmkorn hatten nach einer öffentlichen Ehrung geschrien. Eine verkrampfte Farce, welche eine Ausrede für maßloses Saufen gab, mehr nicht.

  “Ja genau, den Quatsch meine ich.” Langsam setzte Harry sich um, sodass Severus Hand auf den Arm des Kleineren rutschte. Den Blick auf dieses Bild gerichtet, redete der Junge weiter. “Weißt du, ich war so froh dich damals zu sehen. Das letzte Mal sah ich dich, als ich dich wegen dem Schlangenbiss behandelte. Danach konnte mir niemand sagen wie es dir geht. Ob du überhaupt noch lebst. Ich war mit Remus da, er hat mich wirklich an den Haaren aus dem Haus gezogen, und ich konnte nicht aufhören immer wieder in deine Richtung zu gucken. Ich hatte Angst, du löst dich in Luft auf oder so. Dass du den Geistern mit deiner Blässe Konkurrenz gemacht hast, war da wirklich keine Hilfe.” Über sich selbst schmunzelnd schüttelte Harry kurz den Kopf, ehe er weitersprach. “Ich war mehrmals drauf und dran einfach zu dir zu gehen, aber letztendlich hab ich mich nicht getraut. Und dann mussten wir auf die Bühne und so …” Scheuch blickte ihn der Jüngere an.

  “Das war eine harte Zeit. Ich kam noch nicht wirklich klar mit der Werwolf Geschichte. Ich wusste, der Werwolf Trank kommt für mich absolut nicht in Frage, also musste ich den harten Kampf mit mir ausfechten. Remus war mir, gelinde gesagt, auch keine allzu große Hilfe. Er hatte schreckliche Schuldgefühle, der Verlust Doras, die Sorge um das neue Rudel und wer weiß was noch, hat ihn abgelenkt. Ich habe mich gefühlte Tausend mal verwandelt um keine Schmerzen mehr zu haben. Habe wenig geschlafen und dafür umso mehr meditiert. Ich wollte auch zu dir, mich bedanken, dich fragen wie es dir geht. Aber die Angst vor …  ich weiß nicht mal wovor ich genau Angst hatte, hat mich ebenso zurück gehalten, wie Remus Befehl nicht zu euch zu kommen.”

Mit aufgerissenen Augen starrte Harry ihn an.

  “Auch wenn er sich so schäbig verhalten hat, bist du in seinen Augen ein Teil seines Rudels; ein Welpe. Er wollte dich immer beschützen. Auch vor mir. Er sagte einmal, dass er dich am liebsten einsperren würde, nur damit dir nichts geschieht.”

“Der…  er… der hat doch einen an der Waffel. Echt jetzt! Ich meine … hallooo?”

Behutsam ergriff Severus die in der Luft fuchtelnden Hände. “Er war … ist … immer noch mein Alpha und Erschaffer. Damals habe ich es noch nicht geschafft diesen Instinkt zu überwinden, sondern mich gefügt. Zu dem war da auch noch die Dankbarkeit für die wenige Hilfe welche er mir bot. Er gab mir eine Unterkunft, Tränke, sorgte dafür dass ich auch mal schlief und in den ersten beiden Vollmondnächten haben wir gemeinsam in Käfigen gesessen, damit wir nicht irgendwelchen Mist bauen.”

“Das klingt eigentlich relativ positiv und vor allem nach dem Remus, welchen ich kenne.” Seufzend legte Harry den Kopf in den Nacken und schien das Gehörte zu überdenken, während er in den nun Sternen übersäten Himmel starrte.

  Die Geräusche der Tiere der Nacht wurden immer lauter. Tiere der Dunkelheit, welche sich nun auf die Jagd begaben. Geschöpfe der Dunkelheit, zu welchen auch Harry und er nun gehörten.

“Du sagtest, dass du und Remus nicht im Guten auseinander gegangen seid, erzählst du mir davon?” Neugierig legte Harry dem Kopf schief. Seufzend drehte nun auch er sich herum und verschränkte die Beine. Innerlich schmunzelnd stellte er fest, dass sie hier saßen wie kleine Kinder die den nächsten Streich planten.
 

  “Es kam irgendwann der Punkt, da konnte ich mich ohne Schmerzen verwandeln und auch an Vollmond kontrollieren. Ich war weiter als Remus, der sich immer noch in den Käfig sperrte. Als ich ihn darauf ansprach, rastete er aus und meinte diese Enge sowie die Gesellschaft mit ihren Vorurteilen wäre schuld. Hier könnte Niemand frei sein. Ich wiederum habe ihm vorgehalten, dass er einfach nur feige ist. Naja, wir stritten uns und kurz danach haute er unerwartet ab.” Kurz dachte er an die Rat- und Hilflosigkeit zurück, als sein Erschaffer ihn alleine zurückließ.

  “Dann war er plötzlich wieder da und ließ das gesamte Rudel antreten. Dabei eröffnete er uns, dass er ein Dorf gefunden hatte, wo wir alle leben konnten. Wer will im Wald, auch dauerhaft in Wolfsgestalt, die anderen im Dorf. Doch die größte Überraschung war, dass er jetzt plötzlich jedem frei stellte das Rudel zu verlassen. Dies stand vorher überhaupt nicht zur Debatte, jeder der es versuchte wurde gejagt und zurück gebracht. Laut Remus um sicher zu gehen, dass sie keinen Mist bauten, welchen sie noch aus Fenrirs Zeiten im Kopf hatten. Glaub mir, so unscheinbar er sonst wirken mag, in dem Punkt war er unerbitterlich und hart bis brutal.” Energisch schloss Severus die Augen um die Bilder zu verscheuchen, welche seine Worte hervorgerufen hatte. Diese unglaubliche brutale Entschlossenheit, als Lupin einem Flüchtling kurzerhand den Hals umdrehte weil dieser glaubte, diskutieren würde ihn retten.

“Das klingt seltsam, hart aber doch irgendwie gut, oder? Dann bist du zu dem Punkt also gegangen?”

  Hart lachend strich sich Severus durch die Haare und öffnete die Augen wieder. “Das wäre echt schön gewesen, wenn es so einfach gegangen wäre. Aber dem war nicht so.” Gedankenverloren drehte er den Kopf zur Seite.

“Und warum? Entweder redest du wie ein Wasserfall, oder man muss dir alles aus der Nase ziehen.” Spielerisch schlug Harry ihm auf ein Knie.

“Schon gut, du Quengelkopf.” Gespielt genervt schnalzte er mit der Zunge.

“Quengelkopf? Oh man, Severus.” Lachend schüttelte Harry den Kopf. “Aber gut, ich zügle meine kindliche Neugierde und Ungeduld und lasse den Herren in Ruhe erzählen.”

Schmunzelnd neigte Severus den Kopf. “Ergebensten Dank, der Herr.”

“Sehr gern doch, eure Hoheit.” Nun brach Harry wirklich in Gelächter aus und die grünen Augen strahlten.

  Auch Severus konnte sich gegen diese gute Laune nicht wehren und stimmte in das Lachen ein, wenn auch verhaltener. Dieser Bengel war doch manchmal wirklich albern. Aber vielleicht, so dachte er sich, war dies auch eins von Harrys Geheimnisse um das Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu meistern. An Kleinigkeiten den Spaß, trotz all dem Ernst, zu finden und nicht alles nur schlecht zu sehen, war eine Gabe. Eine Gabe, welche er selbst nicht wirklich besaß. Dafür war dann vielleicht zu viel ‘Slytherin in ihm’ und auch hatte sein Leben dies einfach bisher nicht hergegeben.

  “Severus?”

“Hmm? Entschuldige, ich habe nachgedacht.”

“Dies habe ich gemerkt. Dass dir keine Rauchwolken aus den Ohren gekommen sind, ist wirklich noch alles. Deine Stirn war wie die Grand Canyons gefurcht. Aber wenn du glaubst, dass du mich so von meiner ursprünglichen Frage ablenkst, bist du schief gewickelt.”

Diese Jugend von heute, keine Geduld und Zurückhaltung mehr. Oder vielleicht doch einfach nur die unverblümte Art Harrys?
 

  “Der Großteil des Rudels entschied sich dafür mit Remus zu gehen. Nur drei wollten aussteigen und England komplett verlassen. In Kanada gibt es genug Platz, trotz zahlreicher Rudel, und allgemein sind die Kanadier toleranter dabei Werwölfen gut bezahlte Jobs anzubieten. Er gab denen die mit wollten Portschlüssel und diese machten sich augenblicklich auf den Weg. Nur er und ich blieben übrig. Kaum waren sie weg, eröffnete ich Remus, dass ich nicht mitkommen würde. Dass ich nicht bereit war am Arsch der Welt zu leben und mich zudem nicht verstecken würde. Dass ich es besser als er hinkriegen würde hier zu leben und da Minerva mir bereits eine Eule mit der Frage schickte, ob ich nach Hogwarts zurückkehren würde, stand für mich fest, dass ich nicht weggehen würde. Vielleicht wäre es ein guter Neuanfang gewesen, aber … ich konnte es einfach nicht. Jedoch eröffnete Remus mir, dass die Geschichte mit der Wahl nicht für mich bestand. Ich hatte mitzukommen und laut ihm brauchte ich da auch gar nicht diskutieren. Kurz und knapp: Es kam zum Kampf welchen ich durch die spontan Verwandlung gewann und verschwand. Erst einige Monate später bin ich nach Tywern gereist und habe versucht normal mit ihm zu reden.”

  “Wow … ähm … ok. Ich gestehe, ich dachte jetzt einfach an nen Streit oder so aufgrund eures alten Zoffs, aber ganz ehrlich, dass es so eskalierte? Vor allem, warum wollte er gerade dich nicht gehen lassen? Ist das seine Art es gut mit dir zu meinen, oder ist es Angst dass du es hinausposaunst und Jagd auf ihn gemacht wird? Du zählst schließlich auch als Kriegsheld.” Grübelnd zog Harry die Stirn kraus. “Aber ich versteh dich. Alpha oder nicht, ‘Erschaffer’ oder nicht, Remus hat kein Recht dazu über dein Leben zu bestimmen oder irgendeinem vorzuschreiben wo und wie er zu leben hat. Das Rudel schützen, ok, aber doch nicht mit solchen Methoden! Aber das erklärt mir wenigstens, warum er auch mir gegenüber immer harscher und wortkarger wurde. Warum er sich mehr und mehr zurückzog und letztendlich verschwand. Von daher danke für deine Offenheit.”

Offen strahlte Harry ihn an und Severus konnte einfach nicht anders, als stumm die kühle Hand des Jungvampirs zu ergreifen und zu drücken. Auch er merkte, wie sehr ihm dieses Gespräch geholfen hatte, war er doch nicht mal Lucius gegenüber so offen gewesen. Der Mann wusste zwar, dass es eine harte Zeit gewesen war und das Severus von Lupin verwandelt worden war, aber wirklich genaues hatte er Lucius nicht mitgeteilt. Der hatte auch nicht wirklich nachgefragt, wie ihm jetzt auffiel.

Einträchtiges Schweigen kehrte ein, während die beiden sich an den Händen hielten und grüne auf schwarze Augen trafen.

Was geschah hier nur?
 

“Ich bin so froh, dass du nicht gegangen bist. Ich hätte dich schrecklich vermisst”, flüsterte Harry, und wenn Severus nicht den verbesserten Gehörsinn besessen würde, hätte er es wohl nicht gehört.

“Genau so geht es mir auch”, antwortete er ebenso leise und schenkte dem Kleinen ein ehrliches Lächeln.

 

Schwingungen

“Hier ist es doch wesentlich annehmlicher, als auf dem zugigen Turm.” Lächelnd entledigt Severus sich seines Umhangs, indem er ihn im Schrank aufhängte.

Nickend streifte sich Harry die Schuhe von den Füßen oder hängte auch seinen Umhang in den Schrank. “Aber wenigstens brauchen wir uns keine Sorge um eine Erkältung machen. Kälte und auch Hitze machen uns wesentlich weniger aus.” Der Zauberstab landete auf dem Wohnzimmertisch und genüsslich streckte Harry sich. “Ich mache uns erst mal einen leckeren Tee.” Sprachs und verschwand fröhlich pfeifend in die Küche.

  Und Severus? Der stand da und starrte einfach baff hinter dem Jüngeren her. Was war das denn gerade? Der Junge verhielt sich, als wäre nichts gewesen. Kein Streit, keine Offenbarung über veränderte Dasein und all das, was in kurzer Zeit geschehen war. Man sollte zudem nicht meinen, dass Harry hier eigentlich nur Gast war. Das ganze Verhalten des Gryffindor war viel zu selbstverständlich und ähnelte viel mehr einem nach Hause kommen. Ein Gedanke, bei dem Severus sich gut gelaunt auf die Couch setzte und den Blick auf den momentan leeren Sessel heftete. So lange war es nicht gar nicht her, dass sie wie Fremde hier die Zeit beziehungsweise die geforderte Menge Blut absaßen. Und doch ... doch fühlte es sich an wie eine Ewigkeit oder gar ein anderes Leben. Nein, er bereute es wirklich nicht, dass er sich gegen Remus und stattdessen für Hogwarts entschieden hatte. Dort wäre er wahrscheinlich nie wirklich glücklich geworden. Jetzt jedoch, kam ihm das alles schon wie Glück vor. Und das alles einfach nur, weil Harry mit seiner unbändigen, wieder gefundenen guten Laune auf ihn abfärbte. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf bei diesem Gedanken, er klang wie Romantiker. Über diese absurde Feststellung lachend, legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
 


 

Mehrere Sekunden stand Harry einfach nur mit den Teetassen in der Hand neben der Couch und beobachtete den entspannt wirkenden Werwolf. Nach Normalität, Akzeptanz und Freundlichkeit hatte er gesucht und durch Severus im Übermaß bekommen. Wie sollte er es dem jemals zurückzahlen? Nicht anders war es auch mit Lucius, er hatte dem Mann so viel zu verdanken.

So sah er den Professor wirklich lieber, als wütend und beinahe verzweifelt herumbrüllend. Wenn es sich dabei nicht um Severus gehandelt hätte, dann wäre er beim besten Willen auch nicht so verrückt gewesen und hätte den Weg versperrt. Er wusste ja nicht mal, wie gut Werwölfe und Vampire miteinander kompatibel waren.

   “Sag mal, was würde eigentlich passieren, wenn du mich beißt?”, fragte er laut, stellte die Tassen auf den Tisch und setzte sich kurze ntschlossen neben Severus.

“Hmm?”, war alles, was dieser von sich gab, und drehte langsam den Kopf in seine Richtung.

“Na, ich meine, läuft es eher so Twilight oder Vampire Diaries mäßig ab?”  

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe.

“Hab ich einfach nur saumäßig Schmerzen und ‘ne verdammt schlecht heilende Wunde, oder hab ich Schmerzen, Halluzinationen und sieche langsam und qualvoll dahin?”

Die zweite Augenbraue wanderte empor. “Ich weiß weder wie du darauf kommst, noch was du mit diesen Namen meinst.”

“Achso … äh, ja. Also das sind Muggelserien. Es ist sehr interessant, wie sich Muggel all die magischen Wesen vorstellen. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen, Ängste und Wünsche zu dem Thema und jeder touchiert ein bisschen die Wahrheit. Ich habe sie damals geguckt um irgendeine Vorstellung zu bekommen, was mich erwartet. Lehrmaterial, wenn du so willst.”

Schnauben von Severus.  

“Nun, ich hab mich gerade gefragt, was passieren würde, wenn du mich beißen würdest. Sterben, also ich meine so richtig, würde ich inzwischen nur ungern und erst recht nicht durch dich. Von daher, wäre das doch wirklich gut zu wissen, oder nicht?”

   Langsam richtete sich der Ältere auf, die Stirn stark gefurcht. “Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Ich kann mich auf die Schnelle auch an kein Buch erinnern in dem das genau drin stand. Dass wir für euch todbringend sind, ja. Aber in welchem Sinne genau, keine Ahnung.” Nach einem unsicheren Schulterzucken ergriff Severus die dampfende Teetasse und genehmigte sich einen Schluck. “Gut gemacht. Sehr lecker.”

“Danke, aber hast du nun keine Antwort auf meine doch recht wichtige Frage?” Um seine Aufregung zu überspielen, trank auch er etwas von dem heißen Gebräu.

“Ich könnte dich ja einfach mal anknabbern und wir gucken was passiert.” Überlegend tippte sich Severus ans Kinn.

Schnell hob Harry die freie Hand hoch. “Danke, ich verzichte.”

“Ach wirklich? Na dann knabber ich dich halt nicht an.” Schulterzuckend wandte sich Severus wieder seiner Tasse zu.

“Vielleicht knabber ja auch ich dich an? Was ist dann?”, forschte Harry nun neckend nach.

“Dann tut es weh, je nach Stärke des Bisses, aber ich sterbe nicht daran. Lucius hat mich einmal ausversehen bei einem Ausraster erwischt und wie du siehst, sitze ich hier in Fleisch und Blut. Zum Anbeißen quasi”, antwortete Severus und schnurrte den letzten Satz schon beinahe. Keck zwinkerte der Werwolf ihm zu, während Harry sich auf die Innenseite seiner Wange biss, um jetzt ja nichts falsches zu sagen.
 

Die Wahrheit war nämlich, dass er sich eigentlich gar nicht so sehr gegen diese Vorstellung sträubte, wie er es sollte.

Während der Rückreise hatte er intensiv über Severus nachgedacht. Besser gesagt darüber, warum er selbst keine Probleme mit dessen Nähe hatte. Es war genug zwischen ihnen vorgefallen, dass er den Mann hassen könnte. Oder wenigstens alles dafür tun könnte, dass der Kontakt zwischen ihnen niemals über das Lehrer-Schüler-Verhältnis hinausging. Doch stattdessen freute er sich darüber, wie es jetzt war. Er genoss es, dass sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen aufbaute und vor allem ehrte es ihn, dass Severus ihm gegenüber so offen war.

In seiner Grübelei war ihm bewusst geworden, dass er Severus mochte, wirklich mochte und sehr gerne die Zeit mit ihm verbrachte.  Er fühlte sich auf unerklärliche und irgendwie nervige Weise hingezogen zu dem Älteren. Harry glaubte langsam nicht mehr daran, dass es Dankbarkeit, Respekt oder so etwas einfaches wie Heldenverehrung waren, denn dafür spielten seine Hormone einfach genau so oft verrückt, wie auch seine Fantasie ins Reich des Schlüpfrigen wanderte.

  Zudem war der schwarzhaarige Erwachsene leider wieder ein wandelndes Vorbild, so wie dieser mit der Werwolf Geschichte umging. Wie sollte man ihn da nicht mögen und bewundern? Energisch trank er die Tasse leer. Er klang wirklich wie ein Teenager vor dem ersten Date, wie peinlich. Dass man sich so sehr für die eigenen Empfindungen fremdschämen konnte, hatte Harry bis jetzt auch nicht für möglich gehalten.
 

“Sag mal, Severus … würdest du mich noch mal begleiten?”, wechselte er lieber das Thema um das langsam seltsame Schweigen zu unterbrechen. Es war einträchtig und wurde doch von Minute zu Minute angespannter. Zwischenzeilige Worte und Bedeutungen schwebten herausfordernd in der Luft.

“Wohin denn? Solange es keine dämliche Ministeriumsveranstaltung ist …”

Schnell schüttelte Harry den Kopf, stellte die leere Tasse ab und setzte sich bequemer hin um den Gesprächspartner anzusehen.

“Nein, damit will ich nichts zu tun haben. Ich habe alle Einladungen von Winky verbrennen lassen. An sie geht meine Post als erstes um sie auf Schädliches zu untersuchen. Man sollte nicht meinen auf was für niederträchtige und lebensgefährliche Ideen einige kommen.” Kopfschüttelnd dachte er an die vergifteten oder mit magischen Waffen bestückten Briefe, welche ihn unter all der Fanpost erreicht hatten.

“Das ist das Naturell von Menschen. Jeder ist zu Bösem fähig, sobald er nur einen richtigen Antrieb hat. Der Krieg hat auch viel Gram und Hass hervor gebracht. Nicht nur bei übrig gebliebenen Todessern.”

“Und die brauchen halt einen Sündenbock.” Ein resigniertes Seufzen entwich ihm. “Naja, damit muss ich leben und halt aufpassen. Nichts was ich nicht bereits kenne, von daher passt das schon so. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir zusammen noch mal zu Remus reisen würdest.”

Kurz runzelte der Ältere die Stirn, bevor er sich erkundigte, warum Harry dahin wollte.

“Ich möchte einfach noch mal mit ihm reden. In Ruhe. Ihm sagen, dass ich enttäuscht war und all das. Einfach die Situation klären und wenn man es ganz drastisch sehen will, im Guten auseinander gehen. Er lebt sein Leben und ich meins.”

Einen Moment schien der Professor zu überlegen, doch dann nickte er langsam. “Einverstanden. Ich werde aufpassen, dass ihr zwei euch nicht gegenseitig um die Ecke bringt.”

Leise erleichtert lachend ließ Harry sich einfach zur Seite fallen, sodass sein Kopf auf dem Oberschenkel von Severus zum Liegen kam. “Danke, Severus.”

  Er spürte, wie verkrampft die Muskeln des Anderen waren und bereitete sich innerlich schon darauf vor weggeschoben zu werden. Doch dann stieß der Ältere ein tiefes Seufzen aus und eine Hand landete vorsichtig auf Harrys Kopf. Finger strichen langsam durch seine Haare und der Vampir hatte alle Mühe ein wohliges Gurren zu unterdrücken. Glücklich schloss er seine Augen. “Erzählst du mir was? Wie hast du dir dein verlängertes Leben vorgestellt?”

Und so drifteten sie in leichten Small Talk ab, genossen die Ruhe und lästerten zwischendurch wie alte Klatschweiber.
 

Klopfen, nein, eher ein lautes, die dunkle Wohnung durchdringendes Hämmern an der Wohnungstür riss Harry aus dem Schlaf. Auch Severus ging es da nicht viel besser, nur dass dieser schneller wach war als er selbst.

“Merlin, was soll denn das?”, knurrte der Mann ungehalten.

“Weiß nicht”, nuschelte Harry und kuschelte sich wieder an. Moment, an? Das hier unter ihm war kein Kissen, sondern Severus auf dem er mehr oder weniger lag.

Wieder bollerte der ungebetene Gast gegen das Stück Holz.

“Wird schon wieder verschwinden”, murrte Severus, und zog die Decke ein Stück höher, ehe er Harry wieder in die Arme schloss.

“Ähm … Severus … warum liegen wir hier so?”, erkundigte sich der Vampir, war jedoch nicht gewillt seinen Posten zu verlassen.

“Du bist irgendwann einfach eingeschlafen. Ich habe mir ein Buch her beschworen und war letztendlich zu faul aufzustehen. Also bin ich liegen geblieben, hab ne Decke her- und uns Schlafanzüge angezaubert.”

“Du … du hast was?”, quietschend hob Harry die Decke an und brach augenblicklich in Gelächter aus. “Ein Pyjama mit Fledermäusen, ernsthaft?” Darüber, dass ihn sein Lehrer eventuell nackt gesehen hatte, wollte er jetzt besser nicht genauer nachdenken.

“Also stört es dich nicht, dass ich dich nicht geweckt habe?” Der Grünäugige hörte die schlecht versteckte Unsicherheit in dieser Frage.

Lächelnd schloss er sie Augen und legte seinen Kopf wieder auf Severus Brust. “Nein … überhaupt nicht.”

  “ICH KANN HÖREN DAS JEMAND DA IST. MACH AUF VERDAMMT!”, brüllte es von der Tür her.

Seufzend richtete sich der Wohnungsbesitzer etwas auf und schnippte in Richtung Tür. “Das ist Draco, der verschwindet nicht einfach. Vorher weckt er das ganze Schloss. Wir hören ihn uns an und dann schlafen wir weiter.”

“Will nicht”, murrte Harry knatschig und versteckte sich unter der Decke. Anscheinend arbeitete sein Gehirn wirklich noch nicht richtig. Dies wurde ihm auch prompt zum Verhängnis, kaum das Draco in den Raum gestolpert war.
 


 

Draco hatte schlechte Laune. Richtig schlechte, rabenschwarze Laune, um es ganz genau zu sagen.

   Begonnen hatte es in der Nacht, als ein Brief durch eine Elfe an sein Bett gebracht wurde. Nur mit Mühe hatte er ein panisches Schreien unterdrücken können, als das Wesen ihn geweckt hatte und er schlaftrunken in das knautschige Gesicht geblickt hatte. Für eine Sekunde hatte er gedacht Voldemort würde neben seinem Bett stehen und daher einen Moment gebraucht, ehe sein rasendes Herz nicht mehr in den Ohren dröhnte und der Verstand sich wieder einschaltete.

  Nachdem er die Kreatur zusammengestaucht und den Brief gelesen hatte, war er stöhnend wieder in die Kissen gesunken und hatte die Decke einfach über den Kopf gezogen. Dass sein Vater ihm schrieb, kam selten vor. Dass der Mann es in der Nacht tat, nur ein einziges Mal und das während des sechsten und schwersten Schuljahres. Da war es allerdings mehr oder weniger um Leben und Tod gegangen und somit vollkommen in Ordnung. Jetzt jedoch ging es wiedermal um Potter und Severus, welche beide höchstwahrscheinlich hier durch Hogwarts streiften. Kurzerhand war der Brief in Flammen aufgegangen und Draco genervt wieder ins unruhige Reich der Träume abgetaucht. Er war doch kein verdammter Babysitter!

   Tja, und jetzt stand er doch hier und würde wohl gleich mit blutiger Hand da stehen, wenn Severus nicht bald die Tür aufmachte, denn sein Vater hatte ihm noch mal geschrieben und gefordert, dass er die Gesuchten auftrieb.

Er konnte ganz schwach Geräusche wahrnehmen, also wurde er schlicht und ergreifend ignoriert und DAS trieb seinen Puls in die Höhe. Die hatten doch allesamt nicht mehr alle Federkiele beisammen. Wenn Harry nicht bei Severus war, dann fraß er einen Besen, denn die hatten ja irgendwie alle einen Narren an Narbengesicht gefressen. Wieder einmal, wohlgemerkt!

   Knurrend trat er einen Schritt zurück und dass seine Augen die Tür nicht in Brand setzten, war wahrlich ein glückliches Wunder.

“Was bin ich froh, wenn ich hier abhauen kann”, murmelte er sich selbst zu und wollte zum gefühlten hundertsten Mal gegen das störrische Stück Holz schlagen, als sich die Tür leise klickend öffnete und Draco in die Wohnung stolperte. Pate hin, Pate her, er würde den Mann jetzt zurechtweisen und all seine schlechte Laune abladen. Dies war nur gerecht in seinen Augen.
 

   “Sag mal, seit wann schläfst du denn so lange? Du hast mein Klopfen doch genau gehört und auch dass es dringend war. Weißt du wie wenig ich geschlafen, nur weil du …” Doch kaum hatte Draco die Schwelle zum Wohnzimmer übertreten, stoppte nicht nur sein Körper in der Bewegung, sondern auch die Zurechtweisung. Mit großen Augen starrte er auf das Szenario vor sich. Wann genau noch mal war sein Leben eine schlechte Komödie geworden?

“Was hast du … äh, was wird das, wenn es fertig ist?”, erkundigte er sich stotternd und mit fuchtelnden Händen. Mühsam darum bemüht, das Kinn nicht hinunter zu klappen und wie ein Troll zu glotzen.

“Wenn du weg bist, schlafen wir wieder weiter”, überging Severus einfach den anklagenden Tonfall.

“Ah, das beantwortet eine meiner Fragen zu wenigen Prozent. Harry ist also hier. Hättest du vielleicht die Güte da wegzukommen? Merlin, ihr macht mich verrückt! Harry, verdammt, was machst du da überhaupt?” Es war nicht die Frage warum Potter in dieser Wohnung war, sondern warum er mehr oder weniger auf Severus lag. Auf jeden Fall sah es trotz - oder wegen - der Decke so aus. Und überhaupt, seit wann schlief sein Patenonkel auf der Couch?

“Mich vor dir verstecken”, kam es nuschelnd unter dem Stück Stoff hervor. “Verschwinde und hör auf so zu brüllen.”

   Wütend stampfte er mit dem Fuß auf. “Hör auf mich zu verarschen. Ich bin auch nicht zum Spaß hier, sondern weil Vater mich wahnsinnig macht mit seinen Briefen. Wenn er euch sucht, soll er seinen Arsch doch selber herbewegen, aber neeeiiin. Mister Obervampir muss ja im Manor hocken und mir auf den Zeiger gehen.”

“Draco, mäßige deine Zunge”, kam es streng von Severus, doch sich aufzusetzen sah der Mann anscheinend nicht ein, sondern er blieb mit Harry im Arm einfach liegen. Sollte Draco jetzt glücklich sein, dass ihm überhaupt der Kopf zugedreht wurde?

    Wenigstens Harry schien Manieren zu haben und kam aus seinem schlechten Versteck hervor. Gähnend streckte sich der Schwarzhaarige und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Eine Geste, welche nicht nur Severus ein Schmunzeln auf die Lippen brachte, denn Harry sah gerade nicht aus wie ein quasi Erwachsener und der Held Englands, sondern einfach nur wie eine Katze, welche man aus dem wohligen Mittagsschlaf geholt hatte.

  “Ich mach uns mal Kaffee”, murmelte der Verschlafene und krabbelte von der Couch, um in Richtung Küche zu wanken.

Mühsam kniff Draco die Lippen zusammen, als er sah, was sein Mitschüler an hatte. “Hübscher Pyjama, Fledermaus”, rief er dem Wankenden hinterher und brach in Gelächter aus. Was ihm einen erhobenen Mittelfinger einbrachte, jedoch hatte er das kurze Stocken genau gesehen. Harry hatte wohl komplett vergessen, welch peinlichen Auftritt er hier hinlegte und Draco hatte nicht vor es so schnell in Vergessenheit geraten zu lassen.

“Willst du dich vielleicht auch herrichten?”, erkundigte er sich mit hochgezogener Augenbraue bei seinem Paten, während er sich erschöpft in einen Sessel fallen ließ.

Einen genervten Blick später stand auch Severus kommentarlos auf und verschwand nach einem Abstecher ins Schlafzimmer in Richtung Bad.

  Seufzend lehnte sich Draco zurück. Immerhin hatte er die beiden gefunden, sie waren heile und zudem aus dem Bett - äh von der Couch gekommen. Leider stellte er fest, dass ein Großteil seiner Wut verraucht war. Nichts gönnten die einem!
 

“Hier der Kaffee. Frühstück kommt gleich.” Damit landete ein Tablett mit drei Tassen voller Kaffee, sowie Zubehör, auf dem Tisch. “Severus, ich benutze mal eben dein Bad.” Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, wie Draco überrascht bemerkte. Er war schon gespannt, wie sein Pate dies zu verhindern wusste.

“Mach mal. Solange du es nicht wie ein wild gewordenes Tier verwüstest”, antworte der sonst so scharfzüngige Mann jedoch nur mit den Schulter zuckend, und schnappte sich eine der dampfenden Tassen. Jetzt klappte Dracos Kinn doch gen Boden, während Harry nach einem “Bis gleich” in Richtung Bad verschwand.
 

“Was bei Morganas Stringtanga geht denn mit euch ab?”, platzte es dann doch aus ihm heraus. So ganz kam er nicht mehr mit.

“Man nennt es glaub ich Waffenstillstand und Freundschaft. Dürfte dir doch bekannt sein, oder soll ich ein Lexikon holen?”

  Süffisant grinsend nippte Severus an seiner Tasse und das sich gerade wieder an seinem vorgesehenen Platz befindende Kinn rutschte wieder gen Boden. Einen Augenblick war Draco wirklich sprachlos.

“Wer bist du und was hast du mit Severus Snape gemacht? Der Mann, welcher Potter nicht ausstehen kann und überhaupt keinen Gryffindor? Der immer beherrscht wirkt, als würde alles an ihm abprallen, auch jeglicher Humor. Habt ihr irgendwelche Kräuter geraucht, oder was?”

“Draco …”, seufzend stellte der Ältere die Tasse wieder ab und blickte ihm direkt in die Augen. “Draco, warum führst du dich eigentlich so auf? Du hast doch ebenso mit Harry einen Waffenstillstand vereinbart, so ich mich richtig an die hitzigen Diskussionen im Slytherin Gemeinschaftsraum erinnere. Nicht jeder war davon so begeistert, dass die beiden Aushängeschilder der beiden Häuser einträchtig nebeneinander in der Bibliothek saßen.”

“Aber das ist doch was ganz anderes”, brauste Draco umgehend auf.

Nun war es an Severus eine Augenbraue hochzuziehen und der Jüngere wusste, sein Pate erwartete eine Erklärung.

“Na, bei uns ist es Gewohnheit gewesen. Es fing am ersten Tag an und ist dann für jeden Normalität geworden. Es hat die Rivalität aufrecht erhalten und auch, dass jedes Haus besser als das andere sein wollte.”

“Ich frage ganz direkt: Wo ist der Unterschied?”

“Na … das hab ich doch gesagt!”, rief Draco frustriert aus.
 

  Das plötzliche Auftauchen von einer großen Menge Essen, auf dem mit einem Mal viel zu klein wirkenden Tisch, ließ Draco genauso zusammenzucken, wie das unbemerkte Auftauchen von Harry. Welcher sich einfach ungefragt auf die Armlehne von seinem Sessel setzte.

“Ah, die Elfen haben wirklich ganze Arbeit geleistet”, kommentierte der Gryffindor das reichhaltige Mahl. “Na los, greift schon zu.”

“Potter, erschreck mich nicht so und setz dich gefälligst woanders hin”, schnappte Draco mit einer scheuchenden Handbewegung. Doch natürlich ignorierte Harry ihn einfach, impertinent wie der Kerl nun mal war.

“Nö, hier sitzt es sich doch recht angenehm”, kam es von dem nun grinsenden Jungen, welcher sich gerade Blut in den Kaffee mischte.

“Boar, das ist so ekelhaft, ernsthaft!”Angewidert schaute er dabei zu, wie Harry das Gesöff mit Genuss zu sich nahm. Die Schokodrops, welche er heute Morgen aus Frust gegessen hatte, überlegten sich, ob sie nicht die Rückreise antreten sollten.

Von Harry kam nur ein Schulterzucken und Severus war dabei ein Brötchen mit noch ziemlich roh wirkenden dünnen Fleischstreifen zu belegen.

“Ihr seid doch beide nicht mehr ganz klar im Kopf.”

“Nein … das sind wir wohl nicht, Draco”, stimmte Harry zu und leerte nun ein Glas Blut “Hab ich Hunger. Sag mal Severus, kannst du mir was erklären?”

“Worum geht es?”

  Stöhnend legte Draco den Kopf in den Nacken, ehe er sich ebenfalls am Essensangebot bediente. Das abrupt abgebrochene Thema mit der Waffenruhe war nicht vergessen, nur verschoben! Auch wenn er sich nicht mehr ganz so sicher war, warum er damit ein Problem hatte.
 


 

  Harry hatte selbst im Bad jedes Wort verstanden, während er sich wieder anzog.

Er hatte Winky in Severus Küche gerufen und die Elfe um ein reichhaltiges Frühstück, sowie frischer Kleidung für ihn gebeten. Schließlich konnte er ja nicht ewig in diesem Pyjama herumrennen. Es war schon peinlich genug gewesen, dass Draco es mitbekommen hatte und Harry war sich sicher, Malfoy würde das noch gegen ihn verwenden.

  Ja, es stimmte, dass er mit Draco - dem Haus Slytherin - Frieden geschlossen hatte. Das war einer seiner ersten Taten gewesen, kaum dass Hogwarts wieder aufgemacht hatte. Er hatte schlicht und ergreifend keine Lust mehr auf dieses Kindertheater und daher die Freundschaft oder wenigstens Ignoranz angeboten. Das hatte noch einmal zu einer lauten Unterhaltung zwischen dem Slytherinprinzen und ihm geführt - wenn man es genau nahm, hatten sich beide angeschrien - und letztendlich war Ruhe eingekehrt. Harry war sich bewusst, dass die Schmach, welche er dem Blonden unbewusst im ersten Jahr zugefügt hatte, noch nicht vergessen war, aber er glaubte fest daran, dass die Zeit in dem Punkt für sie arbeiten würde. Im Bereich ‘Neustart’ war der Großteil der Schlangen positiver eingestellt, als die eigenen Hauskameraden. Nur warum Blondie jetzt solch ein Problem damit hatte, dass zwischen Severus und ihm ebenfalls Ruhe eingekehrt war, erschloss sich Harry momentan nicht. Jedoch war er gewillt dies raus zu bekommen, wenn Draco sich etwas beruhigt hatte.
 

“Sag mal …”, grübelnd legte er die Stirn in Falten und blickte den Wohnungsinhaber an. “Es gibt etwas, das ich mir beim besten Willen nicht erklären kann und ich fürchte, das wird mir sonst den Schlaf rauben, ehe ich die Antwort nicht weiß.”

  Fragend zog Severus eine Augenbraue hoch.

“Warum, komme ich mir in deinem Bad so vor, als wäre ich in die Beautyabteilung eines Muggelsupermarktes geraten?” Neugierig legte er den Kopf schief und musste sich bei den Emotionen auf Severus Gesicht ein Lachen verkneifen. Draco hatte damit eindeutig mehr Probleme und versuchte das Lachen als Husten zu tarnen.

  Bei den letzten Besuchen war er hier nie ins Bad gegangen und bei einem Mann, wie Severus Snape, war es ja wohl nur angebracht dies zu fragen, wenn man sich plötzlich zahlreichen Cremen, Lotion, Pinzetten und anderen Dingen gegenübersah. Den Tränkemeister brachte man nunmal mit vielem, aber nicht einem Muggelrasierer in Verbindung.

Kurz weiteten sich die dunklen Augen, ehe Severus unter einem leichten Rotschimmer ertappt den Blick abwandte.

“ … ius Schuld”, nuschelte der Mann in den nicht vorhandenen Bart.

Mit einer Hand am Ohr lehnte Harry sich nach vorne. “Bitte? Ich hab dich nicht verstanden.”

“Alles Lucius Schuld”, knurrte der Ältere nun ungehalten.

  Es war Draco, der Severus davor rettete, selber eine genaue Erklärung abliefern zu müssen. “Harry, geh mal in das Bad meines Vaters, dagegen ist Sev echt mau ausgestattet.”

“Wie jetzt?” Neugierig drehte Harry sich herum, um den Jungen besser anzusehen.

“Na, mein Vater könnte locker seine eigene Beautylinie vom Bad aus verkaufen, ohne das er schnell in Not geraten würde. Der hat da wirklich alles Mögliche und das nicht nur aus der magischen Welt. Da sind Dinge bei, welche er nie benutzt hat und glaube ich nicht mal weiß, wozu sie da sind. Aber jedes Mal, wenn er in der Muggelwelt war, hat er irgendein anderes Schönheit versprechendes Zeug mitgebracht. Mein Vater ist fürchterlich eitel, falls du es noch nicht gemerkt hast.” Seufzend strich Draco eine blonde Haarsträhne zurück.

“Ach … daher hast du das also”, gab Harry halblaut zurück und tippte sich ans Kinn. Was natürlich augenblicklich eine empörte Reaktion seitens Dracos hervorrief.

“Blödmann”, grummelte der Blonde offensichtlich beseitigt und biss fest in ein Brötchen.

Grinsend schüttelte Harry den Kopf. Waffenstillstand hin oder her, mit Draco zankte es sich doch einfach am besten.

“Also hat Lucius dich mit seinem Schönheitswahn und der Eitelkeit angesteckt? Hätt ich nicht gedacht.”

Als Severus ihm einen finsteren Blick zu warf, biss Harry sich auf die Unterlippe.

“Warum? Weil ich die ‘schleimige Kerkerfledermaus’ bin?”

“Äh …”, beschämt kichernd zuckte Harry mit den Schultern und Draco freute sich einen Wolf darüber, dass Harry in ein Fettnäpfchen getreten war.
 

  Seufzend betrachtete der Erwachsene eine Haarsträhne, welcher er wieder und wieder um den Finger drehte. “Es war einerseits ein Teil meiner Tarnung. Ich bin lang genug Lehrer, um zu wissen, dass an Internaten wie Hogwarts Schülerinnen und auch Schüler schneller mal ihr Herz an eine Lehrkraft hängen. In dem ich mich unansehnlich ‘kleide’ und auch unausstehlich benehme, verschrecke ich gleich schon ein Großteil. Der Hauptgrund ist jedoch: Schutz. Ich hantiere jeden Tag mit potenziell gefährlichen Stoffen und unterrichte dazu noch Klassen voll mit untalentierten Schülern. Daher sind meine Haare immer mit einer öligen, nicht brennbaren, Paste eingerieben. Daran hab ich mich so gewöhnt, dass ich diese in der Regel täglich, selbst am Wochenende, auftrage.”

Verstehend nickte Harry ob dieser Erklärung und ein kleines bisschen ergriff ihn das schlechte Gewissen. Aber wenn er ehrlich mit sich war: Woher hätte er das wissen sollen?

“Und Haare abschneiden kommt nicht infrage, weil damit nicht nur das Ego leiden würde, sondern auch das Ansehen”, kam es monoton von Draco, welcher an einem Stück Obst herumknabberte.

  Verwirrt zog Harry die Stirn erneut in Falten. “Und … warum? Also klar, es steht dir, und auch Lucius, und ich kann mir euch gar nicht mit kurzen Haaren vorstellen, aber warum?”

Jetzt war es Severus, welcher nach einer weiteren Scheibe Fleisch ohne Brot, eine Erklärung lieferte. “Was fallen dir als Erstes für drei Wörter ein, wenn du an langes Haar denkst?”

“Alter, Dumbledore, weiße Haare”, kam es auch prompt von Gefragten.

“Da hast du schon ein Teil der Antwort. Zauberer lassen oft Magie in ihre Haare, und auch in ihren Bart, fließen. Schneidest du also einem Zauberer sein langes Haar ab, nimmst du ihm auch einen Teil seiner Magie und gilt daher auch als Foltermethode. Es sind zwar nur minimale Teile, selbst bei so alten Zauberern wie Dumbledore, aber es ist dennoch ein Verlust. Da ist das Wissen darüber, wichtiger, als die wirkliche Verlustmenge. Lange Haare und ein guter Bart stehen in manchen Kreisen immer noch für Macht, Alter und damit Weisheit.”

“Ok, das ergibt irgendwie Sinn.” Zwar hatte er noch zahlreiche Fragen und Bemerkungen dazu auf der Zunge, aber er schluckte sie runter. Irgendwie waren Schönheitsideale nicht das richtige Thema für den Frühstückstisch. Auf jeden Fall nicht für ihn.
 

  Irgendwie war das zwischen Severus und ihm auch komisch, seit Draco da war. Die Stimmung war so … künstlich und irgendwie distanziert. Als würden sie umeinander herumtanzen. Grübelnd goss er sich ein weiteres Glas Blut ein. Er hatte heute wirklich Hunger, mehr als sonst. Woran das wohl lag? Instinktiv wanderte sein Blick zu Dracos Hals, fixierte sich auf das Pochen der Blutgefäße.

  “Harry, komm her.”

Blinzelnd löste sich der Junge von dem verführerischen Anblick des schlanken Halses und spülte den Kloß mit einem großen Schluck Lebenssaft herunter. Langsam erhob er sich und schritt zu Severus herüber. Doch da sollte er gar nicht erst ankommen.
 


 

“So, da du jetzt stehst, und wir alle mehr als Süßkram im Magen haben, können wir ja los. Ich hab schließlich noch anderes zu tun.” Entschlossen stand er auf und richtete sich die Kleidung.
 

“Wovon sprichst du, Draco?”, erkundigte sich Harry stirnrunzelnd und legte den Kopf schief.
 

Harry hatte ihm vor Kurzem dieses Muggelsprichwort ‘Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen’ erklärt. Jetzt fragte er sich gerade ernsthaft, ob es auch half, fest zuzuschlagen. So kräftig, dass nur so gerade noch der Kopf auf der Schulter blieb.

“Sag mal, habt ihr mir vorhin eigentlich zugehört? Dad sucht euch, weil ihr wohl mal wieder irgendeinen kindischen Mist gebaut habt und abgehauen seid.”

  Als Harry verschwunden war, hatte er mitgeholfen weil es einerseits Abwechslung vom tristen Schulalltag bot und zum anderen, weil ihn das Verhalten von den Erwachsenen nervte.
 


 

“Aber ich hab ihm doch gesagt, wo ich hingehe”, versuchte sich Harry zu rechtfertigen. Er hatte zwar vorhin verstanden, dass Lucius sie suchte, aber er hatte es nicht richtig dringend angesehen. Schließlich wusste Lucius ja, dass er Severus suchte und auch, dass er nach Hogwarts gereist war. Oder? Somit hatte er Dracos Ansprache vorhin einfach auf die Draco typische Melodramatik geschoben.

Severus schien ebenso grüblerisch auszusehen und murmelte etwas von übermäßig besorgtem Vampir, welcher den Instinkt unterdrücken sollte.
 

“Los, hopp, hopp. Ich weiß nicht, was heute Nacht hier abgelaufen ist - und will es auch wirklich nicht genauer wissen - oder ob nur noch Watte in eurem Hirn übrig ist, mein Vater hasst es jedoch zu warten. Also ZACK!” Energisch schritt Draco zum Kamin und warf Flohpulver hinein um augenblicklich nach Malfoy Manor zu reisen.
 

“Wie der Vater, so der Sohn”, grummelte Severus. “Na los, lass uns auch dahin flohen und uns anhören, was Lucius Problem ist. Wie ich ihn kenne, macht er mal wieder einen auf beleidigte Diva, das kann er nämlich sehr gut.”
 

Lachend harkte Harry sich bei dem spöttelnden Werwolf ein. “Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob ihr nun Freund oder Feind seid, so wie ihr übereinander redet."
 

“Beste Freunde”, korrigierte Severus und zog Harry in die Flammen.
 

Interessanterweise musste Harry feststellen, dass kaum, dass sie alleine waren, diese spielerische Atmosphäre wieder auftauchte und sie aneinanderhingen. Tief blickte er Severus in die Augen, während sie so in den Flammen standen, und das leichte Lächeln des Älteren, zauberte auch ihm eines auf die Lippen.
 

“Na dann, stellen wir uns mal dem Vampirproblem”, kam es gut gelaunt von Severus, woraufhin Harry ob dieser Zweideutigkeit kichern musste.

Familienangelegenheit

“Ich glaube, das Abendessen haben wir verpasst”, kam es trocken vom Werwolf, während er ihn stützte.

Ohne Severus wäre Harry einfach auf dem Hintern gelandet. Flohen hinterließ immer ein dösiges Gefühl im Kopf, weswegen er beim Ausstieg aus dem Kamin immer aussah, wie ein betrunkener Thestral der nicht mehr wusste wie man die Beine koordinierte.

“Gehts?”

“Ja, alles gut, Severus”, dankbar lächelte er den Mann an und trat einen Schritt vor. “Sag mal, kommt es nur mir hier dunkler und kälter vor?” Musternd blickte er sich um. Von Draco war auch keine Spur. Irgendwie hatte es hier gerade was von Gruselhaus und erinnerte stark an die alten Zeiten. Unwohl strich sich Harry über die Arme und irgendwie beruhigten ihn der Gedanke, dass nicht nur Severus bei ihm, sondern auch sein Zauberstab schnell erreichbar war.

“Nein, die Kerzen brennen teilweise nicht”, stimmte Severus zu und zog die Stirn in Falten.
 

Draco erschien unerwartet aus dem Halbdunkeln, brachte Harry damit dazu einen Schrei unterdrücken zu müssen und offenbarte ihnen, dass sein Vater in der Bibliothek auf die Besucher warten würde. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, marschierte Draco erhobenen Kopfes wieder davon. Hatte Harry da gerade so was wie Schadenfreude auf dem blassen Gesicht gesehen?
 

  Unsicher blickte Harry zu Severus. “Hab nur ich ein ganz schlechtes Gefühl?”

“Wird schon nicht so schlimm werden. Lass dich nur nicht von ihm einwickeln, ein schlechtes Gewissen kann der Kerl einem nämlich gut machen.”

“Also nein, du hast auch eins”, fasste Harry zusammen, straffte jedoch die Schulter und marschierte in Richtung Bibliothek. Er wollte es nicht nur hinter sich haben, sondern hatte seit dem trauten Zusammensein mit Severus auch so ungefähr dreihundert Fragen an den anderen Vampir. Zwei davon waren der unerklärliche Herzschlag und auch der Bluthunger, welchen er verspürte. Auch die Sache mit dem Biss musste in Erfahrung gebracht werden.

“Na dann, wollen wir mal”. Gewohnheitsmäßig holte er tief Luft, ehe er die Tür zur Bibliothek öffnete. Severus direkt hinter sich spürend.

   Kam es hier nur so vor, oder war es hier noch kühler? Aber vielleicht lag das auch nur an dem Blick, welchem ihm Lucius zuwarf, ehe der Mann sich wieder einer Zeitung widmete.
 

“Ähm … hi”, brachte der Jungvampir verunsichert hervor, da ihn dieses desinteressierte Verhalten irritierte. Er hatte sich innerlich auf Geschrei und ähnliches eingerichtet, aber nicht damit, dass Lucius tat als wären sie nicht mehr als verirrte Fliegen. Langsam ging er zu dem Mann und setzte sich auf das gegenüberstehende Sofa. Nervös knetete er die Finger. “Bin wieder da?” Es sollte nicht wie eine Frage klingen, aber er war einfach vollkommen aus dem Konzept gekommen. Der Mut und die Entschlossenheit, welche er eben noch verspürt hatte, waren verschwunden und gegen kindliche Unsicherheit ausgetauscht worden.

Severus ließ sich neben ihm nieder, flüsterte etwas von ‘Diva’ und ließ ein Buch heranschweben.

  Noch mehr irritiert, blickte Harry zwischen den beiden Männern hin und her. Was wurde das, Lesestunde? Stark verkniff er sich ein überfordertes Kichern. Wo war Draco, wenn man ihn mal brauchte? Als Puffer wäre der doch jetzt ganz gut geeignet. Obwohl, nein. Dafür war Blondi eindeutig zu schlecht gelaunt und schadenfreudig gewesen.

“Äh … ich bin wieder da und ich hab Severus mitgebracht. Er war in Hogwarts”, sprach er das Offensichtliche aus um irgendwie das erdrückende Schweigen zu brechen.

Eine Seite der Zeitung wurde umgeblättert.

“Wir haben nochmal geredet und alles mögliche aus der Welt geschafft. Oder so. Nicht wahr Severus?” Hilfe suchend blickte er zu dem Lesenden, bekam aber nur ein einsilbiges, wenig hilfreiches “Hmm” als Antwort.

So langsam wurde ihm das Ganze hier zu blöd. Seine Gefühle wandelten sich erneut, als sein Temperament an die Oberfläche fand.

  “Sagt mal, was soll das hier werden? Gemütliche Lesestunde mit Tee und Gebäck? Löst ihr beiden es so immer, wenn ihr euch in der Wolle habt?” Aufgebracht warf er die Arme in die Luft, ehe er den Vampir hinter der Zeitung fixierte und diese kurzerhand einfach entriss. Gefolgt von Severus Lektüre, landeten beide in einer Ecke.

“Das wollte ich noch lesen”, erklang es zweistimmig.

“Ach, da seid ihr euch jetzt doch einig? Sehr schön. Kommen wir zum Wesentlichen. Lucius, warum hast du die Pferde scheu gemacht und Draco durchs Schloss gejagt um uns zu suchen? Du wusstest doch, dass ich Severus suche und auch dass ich in Hogwarts anfange. Was soll also das Theater?”

Gefragter kniff die Lippen zusammen und überschlug die Beine.

“Es ist sein Instinkt. Du bist sein Schützling und Clanmitglied. Er hat erst vor kurzem durchmachen müssen, wie du spurlos verschwunden warst. Das nagt wohl noch an ihm. Wahrscheinlich hat er die ganze Zeit auf einen Statusbericht gewartet. Einfach damit er dir im Ernstfall zur Hilfe kommen kann”, kam es erklärend von Severus.

Langsam, Millimeter für Millimeter, drehte Harry sich zu dem Werwolf herum. Seine Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten. “Und das fällt dir JETZT ein? Dir ist nicht in den Sinn gekommen, das mal früher zu sagen?”

Schulterzuckend lächelte der Mann. “Ich hatte anderes, woran ich gedacht habe.”

Wäre Harry kein Vampir, würde er jetzt wohl rot werden. Ihm war es ja nicht anders ergangen, auch wenn eigentlich gar nicht so viel zwischen ihnen passiert war. Nur reden und kuscheln. Oh Merlin, er hatte mit Severus Snape, seines Zeichens fieser, gemeiner Tränkeprofessor und Werwolf, GEKUSCHELT!

“Was meinst du, wie ich den da”, locker wedelte Severus mit der Hand in Richtung Lucius, “... genervt habe, während du auf deiner kleinen Weltreise warst.” Damit schaffte er es Harry aus den beginnenden, leicht hysterischen und in seinem Kopf mädchenhaft quietschenden, Gedanken zu holen.

  Schwer seufzend drehte der Jüngste sich wieder weg und rieb mit den Händen über sein Gesicht. “Es ehrt mich und macht mich glücklich, dass ihr euch so um mich sorgt. Aber das braucht ihr nicht. Ich bin schon ein großer Junge und auch nicht schwach. Vielleicht habe ich das Talent in seltsame, vielleicht sogar teils gefährliche, Situationen zu kommen, aber ich habe es da immer irgendwie raus geschafft. Ohne euch. Denn Severus, auch wenn du immer ein Auge auf mich hattest, musste ich die schwersten Momente meines Lebens alleine durchstehen.” Es waren vielleicht harte Worte, mit denen er den beiden wenig dankbar vor den Kopf stieß, jedoch musste es einfach sein.
 

  “Nein.” Dieses einfache Wort, war das Erste, was vom Malfoy Oberhaupt kam, seit sie den Raum betreten hatten.

Perplex blinzelte Harry den Mann an. Ehe es sich versah, hatte dieser seine Hand ergriffen.

“Harry, ich werde damit nicht aufhören. Egal was du sagst oder tust. Selbst wenn du dich von mir abwendest, es geht nicht. Du bist mein Schützling und Clanmitglied. Auch wenn ich dich nicht selber verwandelt habe, kommst du im Vampirischen Sinne einem Erstgeborenen gleich. Es ist meine Aufgabe über dich zu wachen und dich vor allem zu beschützen und zu bewahren, was dir schaden könnte. Nenne es Bauchgefühl, nenne es Instinkt, egal wie du es nennst, dieser Drang ist seit dem du mich als dein Mentor akzeptiert hast, nur stärker geworden.”

  Harry musste einen trockenen Kloß herunter schlucken.

“Tja und bei mir ist es nicht viel anders”, kam es trocken von der anderen Seite und Harry drehte Severus den Kopf zu.

“Ich habe jahrelang auf dich aufgepasst. Dich im Blick behalten und aus dem Hintergrund geschützt, so gut es ging. Nenn es bei mir ruhig Gewohnheit … aber wie auch immer, auch ich werde nicht einfach mein Leben leben, nur weil du meinst, dass du jetzt ein großer Junge bist.”

Wenn er gekonnt hätte, würden ihm bei diesen rührenden Worte wohl die Tränen fließen. Niemals hatte ihm jemand so etwas gesagt. Niemals zuvor, hatte er solch einen Zusammenhalt, Vertrauen und Liebe erfahren. Gerührt ergriff er auch Severus Hand. “Lucius … Severus … ich … ich weiß nicht was ich sagen soll”, brachte er stotternd hervor.
 

  “Wie wäre es mit ‘Wir haben uns alle lieb, piep piep’”, schnarrte es kühl aus dem Halbdunkeln hinter ihnen.

Alle Drei zuckten sie zusammen, waren sie doch so aufeinander fixiert, dass sie nicht mitbekommen hatten, dass Draco durch die hintere Tür eingetreten war. “Wenn dann alle damit fertig sind, Potter Einhornpulver in den Hintern zu blasen, hätte ich da auch noch was zu sagen.”

“Draco …”, kam es überrumpelt von Lucius, welcher sich erhoben hatte und den eigenen Spross einfach nur ungläubig anstarrte.

Harry schoss es durch den Kopf, dass der Mann wohl noch nie dieses Gesicht - diese Seite Dracos - kennengelernt hatte. Anders als Harry selbst. Langsam erhob er sich ebenfalls, schenkte den beiden verwirrt wirkenden Männern ein beruhigendes Lächeln und schritt um das Sofa herum.

“Was ist los Draco?”

Schnauben war von dem Gefragten zu hören. “Mein Problem? Nun, momentan bist du es! Der Krieg ist vorbei, Voldemort nur noch Blumendünger und doch kriegst du dein Leben nicht auf die Reihe. Schaffst es kaum einen Fuß vor den anderen zu setzen ohne das einer die Hand aufhält. Potter, ernsthaft, irgendwann ist auch mal gut mit dieser ewigen Verhätschelung und Beweihräucherung.”

“Draco, wie redest du denn?”, kam es perplex und ein wenig erbost von Lucius. Was dem Mann den Fokus seines Sohnes einbrachte.

“Tja, Vater…”, das Vater eindeutig sarkastisch hervorgehoben “dein Sohn ist erwachsen geworden, während du dich hier verbarrikadiert und geforscht oder Babysitter gespielt hast. ICH habe aus dem Krieg gelernt und will ein neues Leben beginnen. Fern den Zwängen der Familie.” Nochmals wurde ein feuriger und verachtender Blick auf alle geworfen, dann wirbelte der blonde Junge herum und stürmte aus der Tür heraus, durch die er eingetreten war. Nur dass das dieses Mal wohl alle im Manor mitbekamen, so laut wie das Stück Holz ins Schloss fiel und Bücher zum Wackeln brachte.
 

  Seufzend strich sich Harry durch die Haare, während Lucius nur irgendwas stotterte, ehe er eine Erklärung von Severus forderte.

Das Malfoy Oberhaupt hatte wohl nie eine solche Situation mit Draco durchmachen müssen, einfach weil der Junge bisher immer gekuscht hatte aus lauter Angst. Doch es stimmte, was Draco sagte. Der einst eingebildete schlaksige Junge mit der Frisur welche an Schmalz erinnerte, war gewachsen. War älter und reifer geworden. Zudem hatte er unabhängig von allen Parteien gegen Voldemort gekämpft, in dem er Harry half da er seine Mutter bat die Augen aufzuhalten. Was diesem mehr als nur einen enormen Vorteil brachte. Doch dazu kam noch, dass Draco auch deutlich selbstbewusster geworden war und sich nicht mehr allem fügte oder wie ein Spielball hinnahm. Der Junior hatte sich bewiesen und einen ehrenvolleren Namen in der Finalschlacht gemacht. Und doch … doch war auch Draco nur das Kind Lucius’. Ein Kind, dass in der Vergangenheit viel schlechtes und Manipulation erlebte, dafür aber um so weniger wirklich schönes. Ganz so wie Harry selbst und genau auf dieser Basis war ihre Waffenruhe gegründet worden.

  “Entschuldigt mich, ich werde mit ihm reden”, kam es monoton von Lucius, der wohl wieder einmal sämtliche Masken auflegte und damit alle Emotionen in das Reich der Mythen und Legenden verbannte.

“Sollte ich nicht lieber …”, setzte Severus an, wurde jedoch von Harry unterbrochen.

“Nein. Bei dir würde er vielleicht am wenigsten auf stur stellen, Severus, aber ich bin es, wegen dem er ein Problem hat. Weswegen er sich so fühlt wie er nun mal fühlt und daher sollte ich mit ihm reden. Auch wenn es vielleicht in einen kleinen Kampf enden könnte.” Lächelnd drehte Harry sich zu den beiden herum, die ihn mit ausdrucksloser und skeptischer Miene ansahen. “Ich bin der Grund für euer Verhalten das er anprangert, also werde ich mich mal mit ihm unterhalten. Drückt mir die Daumen.” Damit grinste er noch einmal schief und rannte hinter Draco her.

  Das “Und ihr klärt inzwischen eure Differenzen miteinander”, schwebte noch auffordernd im Raum, als er schon durch die Flure rannte.
 

Kurz bevor Harry schon aufgeben wollte, einfach weil er Draco nirgendwo fand - der Junge wusste wie man die Sinne eines Vampirs verwirrte - fand er den Jungen schließlich an einem Ort, wo er ihn nicht erwartet hatte: AM Gatter von Seidenschnabels großer Weide. Mehrere Minuten beobachtet der den blonden Jungen, welcher sich mit den Unterarmen auf dem Holz abstützte und den in der Sonne dösenden Hippogreif zu beobachten schien.

  “Wie lange willst du da noch stehen, Potter?”

“Oh … äh …”, stotterte Harry verlegen und trat langsam näher. “Woher wusstest du, dass ich es bin?”, versuchte er es mit Smalltalk, als er sich neben Draco stellte und ebenfalls Seidenschnabel betrachtete.

“Tz … meinst du nicht, ich kann deine Schritte nach all den Jahren nicht erkennen? Vor allem wenn du trampelst wie eine Horde Oger? Ehrlich Potter, das mit dem lautlosen Vampirgang solltest du echt mal auf die Reihe kriegen”, gab der Andere schnippisch zurück. “Was willst du? Reichen dir die Schnulzereien da drinnen nicht und du brauchst jetzt auch noch meinen Zuspruch?” Ruckartig drehte Malfoy sich zu ihm herum. “Bitte: Harry Potter, du bist so ein toller Junge, bitte sei nicht traurig, denn sonst leuchtet der Regenbogen nicht mehr in all den tollen Farben. Ich hab dich ganz doll lieb.” Vollkommen übertrieben klimperte Draco mit den Wimpern, ehe das Gesicht wieder ernst und harsch wurde. “So und jetzt verschwinde und lass mich in Ruhe!” Sprachs, drehte sich wieder um und trat einen großen Schritt von Harry weg.

  “Draco, warum beißt du gleich um dich?” Kopfschüttelnd dreht er sich zu dem Blonden herum. “Warum legst du so einen Auftritt da drinnen hin und vor allem, warum stößt du Lucius so vor dem Kopf? Der arme Mann ist vollkommen verwirrt weil er dich so nicht kennt.” Harry hatte eine Vermutung, aber er wollte es von seinem Gegenüber hören. Und wie man die ehrlichsten Antworten, ohne irgendwelches Slytheringetue von dem Anderen bekam, wusste er nur zu genau. “Lucius liebt …”

“HALT DIE KLAPPE!” Wütend und mit geballten Fäusten drehte Draco sich ihm wieder zu. “Verdammt Potter, halt einfach deine verdammte Vampirfresse und lutsch an deinem dummen Stein herum. Das ist eine Sache zwischen Vater und mir und damit eine FAMILIENANGELEGENHEIT! Also halt dich merlinnocheins einfach raus! Kümmer dich um deinen Scheiß, davon hast du ja wohl genug!”

  Harry hatte Mühe nicht zusammen zu zucken ob dieser gebrüllten Worte. “Vielleicht solltest du dann einfach, endlich mal, mit Lucius reden was dich bewegt, was du dir wünscht und was du für deine Zukunft planst! Versteck dich nicht dauernd in Hogwarts, dann wäre ihm der ‘neue Draco’ auch nicht so fremd!”

“Das mit dem Verstecken sagt ja wohl der Richtige, nicht wahr?”, gab Draco böse zurück.

“Im Gegensatz zu dir, bin ich nach einer kleinen Starthilfe aber bereit mich all meinen Problemen zu stellen, die mein Leben für mich bereithält.”

Theatralisch riss Draco die Arme in die Luft. “Der große Held, kämpft gegen die Irrungen und Wirrungen des Lebens. Stellet ihm ein Denkmal auf! Auf Seite eins des Tagespropheten damit!”

Ganz entgegen der momentanen Situation, begann Harry zu kichern.

“Was lachst du denn jetzt so bescheuert? Verdammt, hör auf du Idiot!”, versuchte Draco ihn zu stoppen, sorgte aber nur dafür dass er weiter lachte.

“Du … du bist so ein Spinner, Malfoy.”

“Ach und das sagst ausgerechnet du?”

“Malfoy … was hältst du davon, wenn wir ein kleines Duell austragen?” Harry begriff dass er so nicht weiterkam und nur an der Oberfläche des Kernproblems kratzen würde, egal wie viel er provozierte. “Danach reden wir dann ordentlich miteinander. Ich denke, wir haben da noch einiges zu klären.”

Skeptisch zog der Malfoy Spross eine Augenbraue hoch, ehe ein berechnendes Lächeln auf den rosigen Lippen erschien. “Wenn du gewinnst, reden wir. Wenn ich gewinne …”, kurz tippte Draco überlegend gegen das Kinn, “dann lässt du mich nicht in Ruhe bis auf Hallo und Tschüss, sondern wirst auch noch eine Woche mein Butler spielen und dabei permanent Fledermausflügel tragen.”

Tief atmete Harry durch. Nun hatten sie beide etwas, weswegen sie unbedingt gewinnen wollten. “In Ordnung!”

“Oh … und keine Vampirtricks, Potter”, gab Draco noch süffisant grinsend zurück.
 

Erschöpft aber zufrieden lagen die beiden Teenager zwei Stunde später nebeneinander im Gras und blickten in den Himmel. Sie hatten sich nicht nur mit Zaubern duelliert, sondern auch noch Besen und einen Schnatz organisiert um sich in der Luft zu messen. Letztendlich hatten sie aufgehört, als klar war, dass es nur unentschieden ausgehen würde.

“Guck mal, das sieht aus wie ein Schaf”, bewertete Harry eine Wolke mit ausgestrecktem Finger.

Lachend antwortete Draco: “Du bist auch ein Schaf, Harry.”

Schweigend lagen sie wieder nebeneinander, einfach den Moment genießend. Dieses auspowern und das miteinander messen hatten sie beide gebraucht. Auch wenn es keinen Sieger gab.

“Danke … das hab ich gebraucht”, sprach Draco Harrys Gedanken aus. “Irgendwie bin ich seit dem alles vorbei ist und alles ruhiger geworden ist so … ruhelos.”

“Ich weiß was du meinst. Mein ganzes Leben hatte ich eine Aufgabe. Ein Ziel für das ich entbehrt, trainiert und einfach gelebt haben. Das Voldemorts Tod so eine Lücke in mein Leben reißt, hätte ich vorher niemals gedacht. Und wenn, dann hätte ich mich wohl selbst ins St. Mungos eingewiesen.”

“Ich hätte dir Blumen und Schokolade geschickt”, kam es trocken von dem neben ihm Liegenden. “Aber ganz ehrlich, mir geht es ähnlich. Dieses Haus hat so viele schreckliche Erinnerungen für mich parat. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, kommen mir die ganzen Lektionen ‘Wie verhält sich ein Malfoy’ und ‘Wie überlebe ich auf der dunklen Seite’ in den Sinn.”

“Man mag sich fragen, wer von uns die beschissenere Kindheit hatte”, offenbarte Harry seine Überlegung.

“Also mit dir tauschen will ich garantiert nicht”, kam es ernst von Draco.
 

  Vielleicht kam er ja am ehesten an Draco heran, wenn er sich selbst etwas öffnete? Quasi mit gutem Beispiel voran ging? Langsam setzte er sich auf und spielte mit einem ausgerissenen Grashalm herum. “Nein, das willst du wohl wirklich nicht. Weißt du, bevor ich überhaupt wusste, dass es die magische Welt gibt, lebte ich ein Leben als persönlicher Hauself meiner Verwandten. Es mag überall heißen, dass ich behütet und geliebt aufgewachsen bin, aber das war eine hervorragende Finte Seitens Albus. Bis zu meinem elften Geburtstag habe ich mit dem Gedanken gespielt, dass ich wirklich der Freak bin, den mich meine Familie schimpfte. Bis dahin verstand ich nicht, warum immer nur mir solche seltsamen Sachen passierten. Meine Haare waren einen Tag später wieder genau so lang, obwohl meine Tante sie raspelkurz geschoren hatte. Ich landete auf Dächern. Dinge bewegten sich und Lampen flackerten, wenn ich mich aufregte. Mein Cousin und seine Gang benutzten mich als ihren persönlichen Spiel- und Punchingball und durch ihren Einfluss an der Schule, hatte ich keine Freunde oder Bonuspunkte bei den Lehrern.”

Tief holte der Jungvampir Luft, ehe er weitersprach und Draco in seinem Gefluche über dumme Muggel unterbrach.

“Mein Leben begann sich erst zu verändern, als kurz vor meinem elften Geburtstag Post mit einer Eule kam. Meine Verwandten rastet aus, ließen ihre Wut und Angst an mir aus und letztendlich reisten wir irgendwo ins Nirgendwo. Dort, in einer alten, zugigen Fischerhütte, war es schließlich Hagrid der mir die erste Geburtstagstorte meines Lebens und den Hogwartsbrief überreichte. Ab dem Zeitpunkt war mein Leben ein ganz anderes und ich wurde vollkommen unwissend in eine Welt katapultiert, die fremd, groß und verwirrend war. Eine Welt, in der ich ein dickes Fadenkreuz auf dem Rücken hatte und plötzlich eine Berühmtheit war. Aber doch, habe ich dort Menschen gefunden die mir lieb und teuer geworden sind. Freunde, Weggefährten und eine Vorstellung davon was ‘Familie’ bedeutet..” Ein kleiner Stich fuhr durch seine Brust, als seine Gedanken zu Ron und Hermine wanderten.
 

  “Wow … das ist … äh, krass. Da kommt mir mein Leben echt irgendwie besser vor”, kommentierte Draco unsicher und setzte sich ebenfalls auf. “Aber … Moment mal. Wenn du vorher nichts von der magischen Welt wusstest, nicht mal wusstest dass du ein berühmter Zauberer bist, wie konntest du dann zum jüngsten Sucher Hogwarts werden? Ich meine, es war unsere erste Flugstunde und du hast da eine Show abgezogen als wärst du auf dem Besen aufgewachsen! Ich bin seit ich denken kann geflogen, hatte sogar zwischendurch einen Privattrainer und doch …” Ratlos schüttelte der Blonde den Kopf. “Wie zur Hölle hast du das gemacht?”, wollte Draco lachend wissen und pickte ihm in die Seite.

Schief lächelnd blickte er den Slytherin an “Anfängerglück? Keine Ahnung. Ich hab dich da mit Nevilles Erinnermich gesehen und du hast mich so an Dudley erinnert, dass bei mir alles ausgesetzt hat.”

  Dramatisch verdrehte der Andere die Augen, legte den Handrücken an die Stirn und kippte nach hinten. “Ich habe also selbst dafür gesorgt, dass du der Starspieler wirst und Gryffindor uns immer wieder den Quidditchpokal abgeluchst hat. Oooooh, diese Schmaaaach!”

“Blödmann!”, kichernd schlug Harry dem alten Dramatiker auf den Oberschenkel. Wieder breitete sich einträchtiges Schweigen zwischen ihnen aus, bei denen wohl beide ihre Gedanken sortierten. Harry rechnete es Draco hoch an, dass dieser ihn nicht wegen seiner unmöglichen Verwandten aufzog oder ausfragte. Auch diese Geschichte bezüglich ‘gefundener Freunde’ ließ der Andere unkommentiert. Geduldig wartete der Vampir darauf, dass sein Gesprächspartner die Stille brach.

“Du weißt ja, warum ich so giftig dir gegenüber wurde. Erst verwehrst du meine Freundschaft und dann wirst du auch noch ein Löwe. Das ging gar nicht!”

“Und du weißt, warum ich dich so vor den Kopf gestoßen habe. Du warst echt unmöglich damals.” Das alles hatten sie in ihrer ersten Aussprache besprochen und eingesehen, dass sie beide hochnäsig gewesen waren. Worauf Draco wohl hinauswollte?

“Weißt du … es hat mich besonders getroffen, weil ich dich bewundert habe. Als Kind habe ich mir immer wieder vorgestellt und gewünscht wir wären Brüder. Ich lag nachts wach und habe mich in diese Vorstellung geflüchtet.”

“WAS?”, platzte es Harry ungläubig heraus und er drehte sich schwungvoll auf dem Hintern zu Draco herum. Blinzelnd, als hätte Draco ihm gerade gebeichtet, dass er eigentlich auf Koboldballett abfuhr, starrte er den Jungen an der mit einem schiefen Grinsen die Hand vom Gesicht gleiten ließ.

“Ja, es ist wahr. Ich habe es mir nicht gewünscht weil du berühmt bist, nicht wegen deinem Namen. Sondern ich habe gehofft dass du mich beschützen würdest. Dass du dich, auch wenn du jünger bist, vor mich stellst und all das böse, unheimliche und strenge aus meinem Leben verschwindet und mir nichts anhaben kann. Das ich jemanden habe der auf meiner Seite ist und sagt alles ist gar nicht so schlimm, wenn Mutter wieder einmal in Depressionen versinkt, weil ihre Schwester in Askaban sitzt. Oder sie und Vater glauben ich kriege es nicht mir, wenn sie voll heraushängen lassen, dass ihre Ehe arrangiert ist. Oder wenn Vater mal wieder nicht weiß, ob er sich freuen soll weil Voldemort nicht mehr ist, oder nicht. Sich stattdessen in eine politische Karriere flüchtet. Vater, der trotz deines Sieges immer wieder treue Todesser ins Manor einlädt und Mutter mich ihnen präsentiert wie ein besonders seltenes Wesen. ‘Der Stolz der Familie Malfoy, der es nach dem Wiederauferstehen des Lords weit bringen wird.’” Schnaubend schüttelte Draco den Kopf. “Damals haben die beiden echt noch irgendwie an den Idioten geglaubt, auch wenn sie nicht immer alle Maßnahmen gut fanden. Einfach weil sie nicht ‘schicklich’ waren. Klingt alles total schräg, oder?” Ein bitteres Lächeln zierte Dracos Gesicht und zeigte einen Jungen, der sich ungewöhnlich verletzlich und menschlich zeigte.

“Irgendwie … ja”, gab Harry zu. “Aber … wieso sollte gerade ich dich beschützen? Wie dein kindliches Gehirn auf den Gedanken gekommen ist, verstehe ich nicht so ganz.” Auch er hatte sich immer wieder einen Fantasiefreund ausgedacht, welcher ihn vor den Dursleys beschützte und in den dunklen, von Schmerzen gezeichneten Stunden in seinem Verschlag eine gute Gesellschaft war.

“Keine Ahnung, Harry. Vielleicht einfach nur damit ich nicht einsam war, wenn meine Familie mal wieder durchdrehte. Wer als Baby den gefährlichsten Magierer seiner Zeit ausschaltet, der kommt wohl auch gegen eine strenge, verrückte und fanatische Familie an, so habe ich glaube ich gehofft. Hoffnung auf Unbesiegbarkeit oder so.”

“Hast du geglaubt, dass wenn wir Freunde werden und ich dann nach Slytherin komme, dass sich dann diese ‘Bruderschaft’ bildet?” Es war ein spontaner Einfall. Draco hatte zudem mit seinem Geständnis eine gute Überleitung zu dem heutigen Streit gemacht und Harry fühlte, sie kamen dem Kern immer näher. Irgendwas Neues würde heute beginnen.

“Ich weiß nicht, vielleicht. Vielleicht hat es mich auch deswegen stärker getroffen als es kam wie es kam und ich wollte dann wenigstens besser als du sein”, gestand Draco und drehte sich auf die Seite. Blickte jedoch auf das Gras welches er Halm für Halm ausrupfte.

 

Harrys Gedanken rasten. Wie wäre sein Leben wohl verlaufen, wenn er Dracos Freundschaftsangebot am ersten Tag angenommen hätte? Hätte er Voldemort auch bekämpft, wenn er sich für Slytherin entschieden hätte? Hätte er dann alles ‘von Innen heraus’ bekämpft? Oder hätte Dumbledore dann Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit er ja das Haus wechselte und somit auf der Seite des Lichts stand?

Es gab so viele Möglichkeiten die er nie bedacht hatte. Natürlich auch die, dass Tom Riddle schon im ersten Schuljahr zurück ins Leben kam, einfach weil er selbst nicht dauernd schlechtes über den Mann und die dunkle Seite hörte; weil Ron und Hermine nicht an seiner Seite waren und den Kampf mit ihm ausfochten. Nein, über seine Gefühle den Kopf schüttelnd beschloss er, dass es schon gut so war, wie es nun war. Und das mit Draco … da war das letzte Wort ja noch nicht gesprochen.
 

“Vielleicht habe ich vorhin auch deswegen so empfindlich reagiert. Damals als Kind habe ich mir dich als Bruder gewünscht und dafür Probleme mit meinem Vater bekommen, als dieser es leider herausfuhr. Jetzt behandelt er dich wie den lang verschollenen Erbfolge, nur weil ihr beide Vampire seid. Mich will er jedoch nicht verwandeln, egal wie oft ich ihn darum bitte.”

  Entschuldigend blickte Draco ihn von unten herauf an und schien nach den richtigen Worten zu suchen.

“Ich … ach, verdammt!” Aufgebracht sprang der Blonde auf und tingelte hin und her. “Ich … also ich gönne es dir ja echt, dass du nach all dem Mist den du erlebt hast so was wie eine Familie findest und auch dass du dich so gut mit Severus verstehst. Auch wenn da irgendwas ganz schräges zwischen euch läuft. Nicht nur Werwolf und Vampir, sondern auch Snape und Potter. Aber … ach keine Ahnung … ich … ich … ICH BIN NEIDISCH UND EIFERSÜCHTIG.” Kraftlos sackte der blonde Schopf nach vorne, während Draco schwer atmend auf dem Rasen stand.
 

Das Neid und Eifersucht einige von Dracos Problemen war, das hatte Harry schon gedacht. Dass es so tief ging und gleichzeitig komplexe wie einfache Ursachen hatte, dies hatte er nicht vermutet. Blinzelnd blickte er den Anderen an, welcher wohl versuchte ein Loch der Schande mit den Schuhspitzen in den Boden zu hämmern. Unruhig ballte der Junge die Hände und öffnete sie wieder.

  Langsam erhob der Jungvampir sich und schritt vorsichtig auf seinen Schulkameraden zu. Er wollte den nur wenig Älteren nicht verschrecken, wo dieser doch anscheinend eh schon kurz davor war vor den ausgerufenen Worten und Harry davon zu laufen.

   “Jetzt lach scho…”, rief Draco aus und riss den Kopf hoch, um einen vernichtenden Blick anzufeuern. Dadurch, dass Harry jedoch eine Armlänge vor dem Blonden stand und milde lächelnd den Kopf schüttelte, verstummte Draco augenblicklich. Die Mimik wurde zu einem großen Fragezeichen.
 

Wieder einmal holte Harry tief Luft um sich zu sammeln, ehe er das Einzige was ihm in den Sinn kam, über seine Lippen fließen ließ: “Draco, willst du mein Bruder werden?”

Große graue Augen starrten ihn an, ein gehauchtes “Was … wie?”, von sich gebend.

  “Wir sind zwar keine wirkliche Familie, aber Lucius wird immer mein Mentor und wohl so etwas wie eine Vaterfigur sein. Und ja, ich weiß wie schräg sich das bei unserer Vergangenheit anhört. Aber das ist es, was mein neues Wesen nun verlangt.”

Kurz schüttelte er den Kopf um wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen. Dracos Stirn war inzwischen gefurcht wie der Grand Canyon.

“Also, was ich sagen wollte, was hälst du von einem wirklich richtigen Neuanfang, in dem wir Blutsbrüderschaft schließen? Wenn wir zusammen arbeiten, dann haben die beiden da drinnen nichts mehr zu lachen. Also …?” Unsicher trat Harry von einem Fuß auf den anderen.

“Bluts … brüder? Du meinst so wie diese Muggel früher, Itaner oder wie die hießen?” Neugierig trat Draco einen Schritt näher.

“Indianer, aber ja. Damals galt es als großes Zeichen mit jemanden einen Blutsbruderpakt zu schließen. Die wussten damals schon wie wichtig Blut für Rituale ist. Und ich könnte mir ehrlich gesagt keinen besseren Blutsbruder als dich vorstellen.” Breit lächelnd streckte Harry seine Hand aus, hob den Zauberstab und fuhr mit der Spitze über die rechte Handinnenfläche. Augenblicklich quilten aus dem Schnitt kleine rote Tropfen hervor. “Also, ja oder nein? Beeil dich, gleich ist die Wunde verheilt”, lockte Harry den Jungen.

  Mit der Beteuerung, dass Harry verrückt wäre, streckte Draco breit grinsend die linke Hand aus und ließ sich ebenfalls einen Schnitt verpassen. Schnell pressten die beiden Jungen ihre Hände gegeneinander und verschränkten die Finger miteinander.

“Ähm … müssen wir jetzt irgendwas besonderes sagen?”, erkundigte sich der Blonde unsicher.

Harry zuckte mit den Schulter. “Ich, Harry James Potter, nehme Draco Malfoy zu meinem gewählten Blutsbruder. Unterstützer, Freund, Familie.”

“Ich, Draco Malfoy, nehme Harry James Potter zu meinem gewählten Blutsbruder. Unterstützer, Freund, Familie”, wiederholte der Junge ernst und verstärkte seinen Griff.

Ein leichtes Prickeln ließ beide Jungen überrascht nach Luft schnappen, endete jedoch genauso unerwartet wieder wie es begonnen hatten. Langsam lösten sie die ineinander verflochtenen Hände voneinander.

“Also ich würde sagen, das war erfolgreich”, kam es gut gelaunt von Harry, was Draco nickend bestätigte und den Arm um Harrys Schultern legte. “Los wirst du mich jetzt nicht mehr, Kleiner”.

“Hey, werd mal nicht gleich frech, Spargeltarzan.”

“Gewöhn dich dran, Brillenschlange.”

“Und du dich auch, Schönling. Ich werd dich immer und immer wieder von deinem hohen Ross holen.”

  Hin und her gingen die kleinen Foppereien, während sie gemütlich wieder in Richtung Manor schlenderten.
 

Harry war sich klar, dass auch zwischen ihnen noch lange nicht alles gesagt und geklärt war. Einiges wohl nie besprochen werden würde. Aber er hoffte, dass sich einfach alles irgendwie fügte. Der Akt der Blutsbruderschaft war zwar nur ein Symbol, aber ein wichtiges. Denn Harry wollte Draco zeigen, dass er den Jungen nicht nur mochte, sondern auch zu ihm gehören wollte - das Draco nicht alleine da stand. Bei der guten Laune die dieser ausstrahlte, schien dies geklappt zu haben. Etwas, das Harry sehr erfreute, denn es war wirklich so, dass er wohl irgendwie mit Lucius aufgrund ihrer Wesen verbunden war und da konnte es nur von Vorteil sein wenn er sich gut mit Draco verstand. Vielleicht konnte er ja sogar irgendwie dabei behilftlich sein, dass Vater und Sohn wieder besser miteinander auskamen.

Die nächste Frage des Malfoy Spross holte ihn abrupt aus den Zukunftsgedanken.

   “Sag mal … werde ich jetzt zum Vampir, weil ich ein bisschen Blut von dir im Zyklus habe? Also für den Fall dass ich jetzt stolpere und mir den Hals breche.”

Lachend legte Harry den Arm um Dracos Hüfte. “Würde ich sein lassen, denn dann bist du einfach nur tot und hast ‘nen gebrochenes Genick. Da gehört mehr zu, Naseweis.”

“Ok, dann passe ich wohl besser auf wo ich hintrete, nicht wahr?”, gab der Junge mit einem leisen Lachen zurück und rempelte Harry beim Gehen an.
 

Sie blödelten noch weiter herum, Harry behielt sich die Worte jedoch im Hinterkopf. Das war etwas, dass er dringend mit Lucius und dieser mit seinem Sohn besprechen musste. Sonst kam der Junge noch auf irgendwelche dummen Gedanken.

 

(Ein) Geständnisse

Gut gelaunt begaben sich die die beiden neu verbundenen in den Salon und verwandelten kurzerhand Sessel und Couch in eine große Sitzlandschaft. Große und kleine Kissen schmückten den Raum und wenig erinnerte an den so vornehmen, edlen Raum. Eine Hauselfe kam diensteifrig der Bitte nach Snacks und Trinken nach und so genossen die Jungs einfach die Zeit miteinander.

   “Sag mal, waren Lucius und Severus schon immer solche Zicken? Ernsthaft jetzt, ich kam mir vorhin vor wie im Kindergarten. Als hätten sie sich gegenseitig in die Förmchen gepinkelt. Lachhaft, wenn man bedenkt wie lange sie sich schon kennen und dass sie keine fünfzehn mehr sind.” Neugierig blickte Harry von seinem Blutkeks auf.

“Ja … ich glaube schon. Wenn sie nur unter sich sind, ist das normal. Ich weiß nicht, ob sie jemals richtig miteinander gesprochen haben was sie aneinander stört. Es ist einfach nicht ‘reinblütig’ und ‘slytherinhaft’. Ich habe auf jeden Fall noch nie einen richtigen Streit mitbekommen, nur dieses unterschwellig anklagende.” Schulterzuckend ließ sich Draco mit einem Stück Waffel nach hinten fallen.”Vielleicht macht das ja ihre jahrelange Freundschaft aus.”

“So wie unsere durch Wettkampf geprägt ist?”, erkundigte der Schwarzhaarige sich und fläzte sich ebenfalls tiefer in die zahlreichen weichen Kissen. Daran konnte er sich wirklich gewöhnen. “Verdammt, warum haben wir sowas nicht in Hogwarts?”

“Zu deiner ersten Frage: Ja. Und zu deiner zweiten Frage: Weil es noch keiner versucht hat?”

“Wäre doch mal Zeit, meinst du nicht?", erkundigte sich Harry verschwörerisch und mit einem vielsagenden Grinsen.

Gehässig lachend nickte Malfoy. “Den Blick der Rektorin will ich sehen. Aber Moment, heißt dass du kommst jetzt wirklich mal zurück nach Hogwarts und trittst den Idioten in den Allerwertesten?”

“Nicht ich, sondern WIR treten ihnen in den Hintern. Also ja, ich komme zurück. Vielleicht zieh ich einfach spontan bei den Schlangen ein”, gab Harry gut gelaunt zurück und meinte es auch so. Wieder ein spontaner Einfall, der vielleicht wirklich nicht schlecht war.

“Oooooh, das wird ein Spaß werden!”, giggelte Draco mit vorfreudig blitzenden Augen und klatschte sogar wie ein Kind in die Hände.
 

“Was wird ein Spaß werden?”, kam es skeptisch von niemand anderem als Severus, welcher gerade mit empor gezogener Augenbraue in den Raum trat. Neben ihm Lucius, welcher jedoch mehr Augen für den deutlich veränderten Raum hatte.

“Och, nur dass ich nach Hogwarts zurück gehe. Darüber freut sich unser Dray Dray wie ein Kind.” Ein Kissen landete in seinem Gesicht.

“Noch einmal diese Verunglimpfung meines Namens und du erlebst was, Potty.”

Das Kissen flog unter Gelächter umgehend zurück. “Ebenfalls.”

Ehe die Situation jedoch in eine ausgewachsene Kissenschlacht ausarten konnte, trat Lucius näher und ließ sich vorsichtig auf der Kissenlandschaft nieder.

“Meine Möbel kriege ich aber schon wieder, oder? Hmm, so unbequem ist das gar nicht. Na los Severus, jetzt setz dich schon und steh da nicht wie ein Ölgötze.” Auffordernd klopfte der blonde Vampir neben sich und wurde umgehend von den beiden Schülern unterstützt. Nur langsam kam Severus der Aufforderung nach. Irgendwas darüber murmelnd, dass es schon einen Grund gab, warum Möbel noch heutzutage modern und angesagt waren.

  “Ihr scheint ja ziemlich guter Laune und auch versöhnt zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt gut finden soll oder nicht”, kam es skeptisch von Severus, welcher immer wieder zwischen den beiden Jungen hin und her blickte.

“Ach, wir haben uns nur ein paar Flüche auf den Hals gejagt und versucht uns gegenseitig vom Besen zu fegen.” Grinsend schnappte sich Harry noch einen von den weichen und doch knackigen Blutkeksen, ehe er sich wieder in die Kissen fallen ließ.

“Vergiss nicht, dass wir uns den Schnatz an sämtliche Orte stecken wollten”, kam es lapidar von Draco, welcher an einem Glas Limonade nippte.

Eine Aussage die dafür sorgte, dass Lucius sich an seiner Portion Blut verschluckte. “Bitte?”

Verschwörerisch grinsend winkte Draco ab. “Aber das ist ja noch nicht alles.”

Schnell blickte Harry zu dem neben ihm Sitzenden. Der wollte doch jetzt wohl nicht …

“Wir sind jetzt auch Brüder. Tja Vater, damals konntest du es verhindern, jetzt ist Harry mein Blutsbruder.”

… doch Draco wollte und er tat es: Er offenbarte ihre neue Verbundenheit. Seufzend senkte der Schwarzhaarige den Kopf. Draco war ein miserabler Geheimniswahrer, leider hatte er dies kurzzeitig komplett vergessen.

“Ihr habt bitte was gemacht?” - “Wie bitte?”, kam es zeitgleich von den Erwachsenen und wieder mal quasselte Draco voller Stolz drauf los.

  Harry wollte dem Jungen am liebsten den Mund zukleben oder gleich die Stimmbänder wegzaubern, aber der Schaden war angerichtet und jetzt blieb ihm nur angespannt auf die Reaktion durch Dracos Erzählung zu warten. Auf eine positive rechnete er nach diesen zwei Einleitungsfragen nicht wirklich. Wäre dies noch möglich, wäre er jetzt bestimmt Schweiß überströmt, jedoch blieb ihm nur nervöses Finger kneten und auf der Unterlippe herumbeißen.
 

  “Harry, dass du dir vielleicht nicht bewusst bist, was ihr da gemacht habt, kann ich noch auf deine Familie zurückführen. Aber Draco, du solltest es eigentlich besser wissen.”

“Euch kann man wirklich keinen Moment aus den Augen lassen, oder?”, kam es auch seufzend von Severus.

Langsam hob Harry den Kopf und blickte zu dem ebenso irritierten Draco herüber. Anscheinend hatte auch Blondie keine Ahnung, welches Problem die beiden Erwachsenen mit der neuen Blutsbruderschaft hatten.

“Aber das haben die Indianer doch auch früher gemacht? Millicent war immer ein heimlicher Fan von diesem Muggelschriftsteller und hat mir versucht ein Ohr abgekaut. Hat mich aber nie wirklich interessiert”, kam es erklärend von Draco. Auch wenn Harry die leise Hoffnung hatte, dass diese Aussage irgendwie helfen würde, so wurde er durch Severus bitter enttäuscht.

“Nur, dass die von Karl May dargestellten Personen reine Fiktion waren. In Wirklichkeit haben die Indianerstämme niemals so etwas wie Blutsbrüderschaften geschlossen, auch wenn sich einige so nannten. Ein wirklicher Blutsbruderpakt wurde zum Beispiel von den Germanen oder Mongolen durchgeführt. In der Magischen Welt findet es kaum noch Verwendung. Früher noch bei Hochzeiten oder Zwangssklaverei.”

“Äh …”, kam es nun unsicher von den beiden Teenager.

“Harry, was genau habt ihr gesagt, als ihr den Pakt geschlossen habt?”, erkundigte sich nun Lucius und überging nicht nur Severus Erklärung, sondern auch die große Unsicherheit der beiden Jungen.

  Wie konnte es etwas schlechtes sein, was Draco und er getan hatten?

“Könnt ihr vielleicht mal klipp und klar sagen, was ihr damit für ein Problem habt? Was soll das ganze Gerede?”, kam es genervt von Draco und Harry nickte eifrig.

“Ganz einfach, weil ihr da vielleicht etwas in Gang gesetzt habt, dessen Tragweite wir noch nicht beabsichtigen können. Teils brauchen wir mehr Informationen von euch und ansonsten wird dass die Zeit zeigen”, erklärte Lucius ruhig und nahm sich ein Glas Blut.

Severus, der sich die Nasenwurzel massierte, fügte hinzu: “Wie ich euch beiden kenne, habt ihr beiden es geschafft ein schwarzmagisches Ritual abzuschließen.”

“‘Ich, Harry James Potter, nehme Draco Malfoy zu meinem gewählten Blutsbruder. Unterstützer, Freund, Familie’, das habe ich als Erster gesagt. Er hat es wiederholt, nur halt mit vertauschtem Namen”, wiederholte der Jungvampir die nur kurz vorher so unbedacht gesprochenen Worte mit einem Kloß im Hals. Die Erwähnung des schwarzmagischen Rituals machte ihn doch ein wenig … unruhig. Einfach weil er damit bisher keinerlei Erfahrungen sammeln konnte und alles was er darüber je gehört hatte, negativ war. Er hatte es doch nur gut gemeint. Was, wenn er Draco dadurch jetzt alles andere als einen Gefallen getan hatte?

Lucius durchbrach seine sorgenden Gedanken. “In Ordnung. Ihr entschuldigt mich, ich werde etwas darüber nachlesen. Dann können wir vielleicht sagen, was ihr ausgelöst habt.” So elegant wie möglich, versuchte sich der blonde Vampir zu erheben, aber ob Malfoy und Vampir oder nicht, die Kissen machten dem Mann einen Strich durch die Rechnung. Etwas, dass Draco zum unterdrückten Lachen brachte und dadurch einen finsteren Blick von seinem Vater kassierte. “Und ich will meine Möbel zurück!”, fauchte der Ältere und rauschte wie ein beleidigtes Kind aus dem Raum.

Nun kicherte auch Harry und schielte zu Draco, welcher die Lippen zusammen kniff und zu ihm herüber zwinkerte. Hatten sie doch genau darüber vorhin gesprochen, über dieses kindische Verhalten.
 

  “Anstatt wie betrunkene Knuddelsmuffs zu giggeln, solltet ihr euch mal Gedanken darüber machen, was für ein Schwachsinn ihr angestellt habt. Ist euch die Tragweite eigentlich bewusst?” Schwer seufzend begann der verbliebende Erwachsene damit, sich die Schläfen zu massieren. Harry wäre ihm ja nur zu gern behilflich dabei, aber das kam jetzt wohl nicht allzu gut an.

“Nein, wie sollte es auch, Onkel Severus? Ihr redet, schimpft oder geht irgendwas nachlesen. Aber genaues lasst ihr nicht verlauten. Wir haben doch nur eine symbolische Blutsbruderschaft geschlossen. Was ist schon dabei? Vater sieht Harry doch auch als seinen vampirschen Sohn an und hier geht keiner auf die Barrikaden. Gut, außer mir, aber das haben der Kleine und ich ja geklärt.”

“Wenn es ganz arg mies gelaufen ist - was bei euch beiden Trotteln durchaus möglich wäre - dann habt ihr nicht nur etwas symbolisches gemacht, sondern einen schwarzmagischen Schwur und damit die Verpflichtungen für das Leben des Anderen auferlegt.” Severus genoss es augenscheinlich wirklich, dass sich die beiden anstarrten, ehe sie wieder Severus anglotzen und ihnen synchron die Münder aufklappten. Wahrscheinlich sahen sie aus wie Fische auf dem Trockenen.

“Ist euch jetzt klar, warum wir hier keinen Freudentanzen aufführen, nur weil ich jetzt so seit?” Dabei hob der Ältere eine Hand und verkreuzte Zeige- und Mittelfinger. “Wir können nicht sagen, wie tief dieser Schwur geht und vor allem inwieweit er durch den Vampirismus verändert wurde.” Kurz blitzten die schwarzen Augen noch auf eine gewisse Art und Weise belustigt. Dann verschwand sämtliches positives aus dem Gesicht und die Augen sprachen von Wut. “Vielleicht bist du jetzt auch der persönliche Blutbeutels unserer Nachwuchs  Fledermaus.” Zähne wurden geflescht. “Dann kannst du dich mental schon an seine Zähne im Hals vorbereiten.” Grollend verschränkte Severus die Arme.

  Harry jedoch, hatte keinen Kopf für dieses seltsame Verhalten. Er war kurz davor zu hyperventilieren. Das schlechte Gewissen drückte ihn gen Boden und nahm ich jegliche Luft und das, obwohl er gar nicht mehr atmen musste. Aber alte Gewohnheiten legten Körper und Geist nunmal nicht einfach ab. Verstärkt wurde die Panik dadurch, das er merkte wie sein Hunger rasant anstieg.
 


 

Severus fand, die beiden Idioten vor ihm konnten ruhig sehen, dass er alles andere als begeistert war. Er war so… enttäuscht und wütend, wie sich dieser kleine Streit der Jungs entwickelt hatte. Wäre er doch nur selber gegangen um mit seinem Patensohn zu reden. Reden und den Hosenboden stramm ziehen, wegen diesem ganzen albernen und bockigen Verhalten. Aber dass es SO kommen würde ...

Darum hielt er seine schlechte Laune auch nicht bedeckt, sondern ließ ihr verhältnismäßig freie Bahn. Nur, auf wen er wütender war, das war ihm noch nicht ganz klar. Draco, weil dieser mit seinem kindischen Verhalten erst den Grundstein dafür gelegt hatte oder Harry, weil dieser sich einfach so mir nichts, dir nichts blauäugig mit jemanden verbunden hatte. Und das, wo er selbst doch extra …

  “Harry, hey Harry beruhig dich”, kam es besorgt von seinem Patensohn.

Severus kannte diesen Zustand, er hatte Lucius einmal in solch einem vorgefunden und dieser hatte es ihm erklärt. Wenn ein Vampir emotional oder körperlich stark belastet wurde, erhöhte sich auch die Zersetzung der Blutreserven. So genau wollte es der Lehrer damals gar nicht wissen, hatte jedoch noch im Hinterkopf, sich dieser Zustand bis zu einer ausgewachsenen Blutrage steigern konnte. Harry Potter - der temperamentvolle, hitzköpfige, sture Bengel - war die komplett falsche Person um ein Vampir Dasein zu führen. ‘In sich ruhen’ und ‘über Dingen stehen’ tat der Kleine ja nun nicht wirklich.

  “Ich … ich … oh Gott! Das wollte … ich nicht. Es tut mir so … leid”, japste der Junge aufgebracht und vergrub den Kopf in den Händen; machte sich so klein wie möglich. “So leid . so leid …”

“Hey, jetzt hör schon auf, ich wollte es doch ebenso wie du”, versuchte Draco den aufgebrachten Vampir zu beruhigen und berührte ihn am Arm. Eine Geste, dich dazu führte dass Severus sich anspannte, Schuldgefühle wegen allem und jedem zu haben, war schon immer eins von Potters Problemen.

“Nicht! Fass mich nicht an”, fauchte Harry und schlug die Hand weg. “Ich wollte dir helfen. Wollte dir zeigen, dass du nicht plötzlich den Stellenwert eines Hinternfurunkels hast. Ich hab es doch nur gut gemeint und jetzt …” Abrupt hob Harry den Kopf und dass Draco zischend die Luft einzog, war kein Wunder. “Guck … GUCK ES DIR AN! Du bist vielleicht mit einem Vampir verbunden und aufgrund unserer Blutsbruderschaft muss ich von dir trinken! Das wollte ich nicht. Nicht für dich, nicht für mich … für niemanden.” In der nächsten Sekunde war der aufgebrachte Blutsauger mit ausgefahrenen Zähnen und roten Augen in der anderen Ecke des Raumes und lief im Kreis. Energisch an seinem Blutstein saugend.

“Onkel … was … also”, überrumpelt blickte ihn Draco an, richtete sich dann jedoch wieder an Harry. “Harry, hey, komm schon, beruhig dich. Ich bin auch schockiert wie es sich entwickelt hat, aber es gibt schlimmeres. Dann trinkst du halt ab und an von mir.”

Severus musste ein Knurren unterdrücken. Seinem tierischen Anteil gefiel diese Opferbereitschaft keineswegs.

“Was ist schon dabei?”, erkundigte sich Draco versöhnlich.

“WAS DABEI IST? DU HAST KEINE AHNUNG WAS ... WIE … niemals wieder …” Das letzte eher ein Flüstern und für den schwarzhaarigen Erwachsenen wohl nur wegen seines Werwolf Anteils zu verstehen. Irgendetwas sehr traumatisches musste geschehen sein und Severus vermutete, dass es damit zusammenhing, dass das ehemalige Trio zerbrochen war.

“Onkel Severus, jetzt mach doch was! Harry murmelt da irgendwas mit einem Stein im Mund, der gleich garantiert leer ist und sieht noch lange nicht aus wie er selbst! Jetzt mach doch was, auf dich hört er wenigstens!” Auffordernd zerrte Draco ihm am Oberteil. Ihm blieben verschiedene Variante, eine sehr verlockende war die, Harry zu schnappen und mit ihm nach Hogwarts zu flohen. Dort konnte der Teenie in seinen Privaträumen runterkommen. Nein, das würde vielleicht eine kurze Beruhigung bringen, aber keine Klärung der Situation. Lucius ließ sich wirklich Zeit, was nichts gutes vermuten ließ und sie mussten wissen woran sie waren. ER musste es wissen.
 

“Draco, schneid dich und füll etwas Blut in dieses Glas.” Entschlossen drückte er dem perplexen Jungen eines der leeren Gläser in die Hand.

“Was ... warum?”

“Ganz einfach: Wenn eure Verbindung so tief geht, wie ich befürchte, wird ihm dein Blut helfen. Unabhängig davon, welche Blutgruppe du hast.” Ein schneller Blick auf den Vampir sagte ihnen, dass dieser noch vollkommen in seiner eigenen Welt gefangen war.

“Ok”, kam es unsicher von Draco, doch er tat worum er gebeten worden war und überreichte Severus das Glas mit vielleicht zwei Schlücken  Blut. Jetzt kam der schwere Teil.

“Bleib hier sitzen!”, befahl der Professor streng, ehe er einen Heilungszauber auf den Schnitt sprach und sich erhob um langsam auf Harry zuzugehen.

  “Harry? Guck mal ich habe hier Blut von deinem Blutsbruder. Nur ein bisschen und schon geht es dir wieder gut”, versuchte er den Jungen zu locken. Dieser wandte sich jedoch von ihm ab und Severus hörte das Knirschen des Steins, auf dem der Vampir wohl inzwischen herum biss, da er leer gesaugt war.

“Na los, komm schon, Fledermaus.”

“Verssschwinde”, grollte der Junge und ließ kein Zweifel daran, dass es ansonsten unangenehm werden konnte. Sogar ins Parsel rutschte er ab.

Jetzt reichte es Severus endgültig! Der Bengel nahm jetzt seine Hilfe an und fertig. Punkt. Aus. Ende!

“Harry James Potter, du hörst jetzt augenblicklich auf vor dich hinzujammern! Dadurch wird geschehenes auch nicht rückgängig gemacht. Also dreh dich jetzt um, trink von Dracos Blut und komm gefälligst wieder klar! Los, SOFORT!” Auch seine Stimme versprach Unheil bei nicht befolgen, die Autorität darin pulsierte durch den Raum. Und anscheinend zeigte es Wirkung, drehte sich der Kleinere doch langsam herum und hatte schon wieder den ihm so bekannten Trotzblick aufgelegt.

“Und wenn ich nicht will? Verstehst du das denn nicht, Severus?”

“Nein. Ich sehe nur ein magisches Wesen. Einen quasi Erwachsenen, der sich wie ein bockiges Kleinkind benimmt. Hast du dich jemals so benommen um vor deiner Verantwortung zu fliehen? Ist das erst ein Nebenprodukt des Sieges über Voldemort?” Finster starrte er mit gold blitzenden Augen zurück.

“Dann, Harry Potter, bist du einfach nur feige geworden!”, reizte er den Jungen weiter.

Dieser bleckte die Zähne und fauchte. Vampirspeichel flog und Tropfen landeten zischend auf seiner Haut. Ja, sein Wolf war wirklich nah an der Oberfläche. Auch wenn sie miteinander zu leben gelernt hatte, blieb das Tier in seinem Inneren ein für andere potenziell gefährliches Monster und momentan kochten die Emotionen geradezu.

Mit einer schnellen Bewegung wurde ihm das Glas entrissen und Harry trank es in einem Zug leer. “Bah. Sorry Draco, aber du schmeckst mir gar nicht”, kam es von schiefen Lippen.

Eine Aussage, die nicht nur Draco ein erleichtertes Seufzen entlockte. “Kein Ding, kann ich gut mit leben”, rief der Blonde lachen aus der Kissenlandschaft. “Ich werde mal sehen, ob ich Vater nicht helfen kann”, schob der Junge hinterher und rannte geradezu aus dem Raum.
 

“Gehts?” Vorsichtig streckte Severus die Hand aus um Harry am Arm zu berühren. Alles in ihm rief danach, den Kleinen in den Arm zu nehmen und wenigstens in so weit wollte er diesem Wunsch nachkommen. So ganz begriff er sich ja selbst nicht, oder besser gesagt, wollte er da jetzt nicht weiter drüber nachdenken.

Sanft legte Harry die Hand auf seine. “Danke”, kam es flüsternd von dem Jüngeren, ehe dieser sich an der Wand hinab rutschen ließ. Man konnte ihn gerade für einen ganz normalen Jungen halten, der bloss eine Panikattacke und einen Wutanfall durchgestanden hatte und stark atmend versuchte wieder runter zu kommen. Wenn denn da nicht die immer noch  roten Augen und verlängerten, spitzen Eckzähne wären.

“Ich will doch nur normal sein. Aber ich bin nicht normal, ich habe Blut an den Händen und Zähnen kleben. Ich kann und werde niemals normal werden”, murmelte der am Boden hockende und neigte den Kopf zwischen die angezogenen Knie.

Schwer seufzend ließ sich Severus neben Harry nieder. Merlin, er war wirklich eingerostet nach dem Krieg. Wolf hin oder her, denn allein diese einfache Bewegung war staksig. Auf Zurückhaltung pfeifend legte er Harry den Arm um die Schultern und zog den Jungen an sich heran. “Was erzählst du denn da schon wieder für ein selbstmitleidiges Zeug, Kleiner? Hatten wir das nicht schon hinter uns gelassen, Potter?”

Ein halbherziges Auflachen war von Harry zu hören. ”Du wiederholst dich, Severus. Das hast du auch auf dem Turm zu mir gesagt.”

“Nun, ich meine es auch genauso und mal ganz ehrlich, wer will schon nur normal sein? Es ist menschlich etwas besonderes sein zu wollen. Etwas Einzigartiges an sich zu haben und damit einen Wiedererkennungswert zu besitzen. Seh es doch mal so, dir wurde in die Wiege gelegt, was alle anderen suchen. Manchmal sogar bis zum letzten Atemzug.”

“Schön und gut, aber ich habe nicht danach gefragt. Ich hätte lieber nach dem Besonderen gesucht”, kam es ein wenig trotzig vom Vampir und ließ ihn damit jünger wirken als er war.

“Und doch kannst es nicht ändern, sondern nur damit leben. Nutze es so gut es geht zu deinem Vorteil. Mach das Beste daraus und habe Spaß und Freude am Leben. Das ist auch, was sich all die von dir wünschen würden, die nicht mehr unter uns weilen.” Er spürte und hörte, dass Harry auf seine Worte reagierte. was er jetzt noch nachlegen wollte, war vielleicht hart aber etwas, was der Junge hören und begreifen musste. “Die Leute werden nicht wieder lebendig, nur weil du dich in Selbstmitleid suhlst. Was sollen deine Eltern und dein Pate von dir denken, wenn sie von ihren Wolken hinab sehen?”

Der schmächtige Körper zuckte, versteifte sich und sackte dann noch ein wenig in sich zusammen. Einige Augenblicke gab es keine Geräusche oder Regungen von Seiten Potters. Severus rechnete jeden Moment damit, dass der Junge seine Aufregung ob der harten Wahrheit zum Ausdruck brachte. Das wäre einfach typisch Potter. Doch es sollte anders kommen.

  “Du hast Recht”, murmelte der Jüngere und richtete sich ein wenig auf, nur um schwer gegen ihn zu fallen. “Ich benehme mich grausig. Wie ein kleines Kind, welches den Schokoriegel an der Supermarktkasse nicht bekommt, total bockig.”

Erneut lachte Harry leise und es war reiner Zynismus der bei den nächsten Worten mitschwang. “Ich würde sagen, alles erfüllt: Quengeln, schreien und auf dem Boden landen. Zwar nicht so Bühnenreif wie Dudley damals, aber durchaus solide.” Tief atmete der Junge durch. “Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt in wenigen Sekunden, es leben sie Vampiremotionen hoch!”
 

  Es war nicht die Schuld des Vampirismus, davon war Severus überzeugt. Es war die Depression und die posttraumatische Belastungsstörung, welche dem Kleinen so zu schaffen machten, das war seine hobbypsychologische Einschätzung als lebenserfahrener Lehrer. Es wurde Zeit, dass Harry nach Hogwarts zurück gekehrte, denn da konnte er am ehesten wieder sowas wie Normalität finden. Einen geregelten Tagesablauf und Regeln, an welchen sich der Gryffindor entlanghangeln konnte.

Lucius mochte Harry im ersten Moment geholfen und auch einiges gelernt haben, aber Malfoy Senior würde wohl nie eine solche Bindung zu dem Jungen haben wie er. Lucius kannte den Jungen einfach nicht so wie er selbst. Sein Wolf gurrte zufrieden.

Wenn Harry erstmal wieder in Hogwarts war, dann musste er sich mit den alltäglichen Sorgen eines Schülers, wie Hausaufgaben und Unterricht herum schlagen. Klar, es würde nicht nur Friedefreudeeierkuchen mäßig zu gehen, nicht bei den Unstimmigkeiten welche im Haus der Löwen herrschte. Aber vielleicht sollte er diesbezüglich nochmal mit Minerva reden. Ein Plan begann sich in seinem Kopf zu bilden.

  “Ich wollte Draco nicht schaden. Verdammt ich hasse das wenn ich doch eigentlich nur helfen will - es gut meine - und dann alles viel schlimmer mache. Diese Schuldgefühle sind grausam. Vor allem seit dem ich ein Vampir bin, habe ich das Talent das Leben von mir lieb gewordenen Menschen zu erschweren. Deins ja zum Beispiel auch. Ohne mich könntest du jetzt was sehr viel besseres machen, als hier auf dem Holzboden der Malfoys zu hocken und einem Haufen Selbstmitleid zuzuhören.” Schmale Finger gruben sich in sein Oberteil, während Harry das Gesicht ebenfalls in den Stoff drückte.

  Severus Innerstes war in Aufruhr. Geschrei oder ähnliches hatte er erwartet und was hatte er stattdessen bekommen? Einen gebrochenen Jungen der durch einen gedachten Akt der Freundschaft wieder ein Schatten seiner Selbst war. Der nicht wusste wohin mit all den Gefühlen durch die Vergangenheit, Gegenwart und Gedanken an die Zukunft. Hatte Harry überhaupt jemals gelernt, sich richtig mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen? Oder hatte der Junge immer nur funktioniert und sich um das seelische und körperliche Wohl der Anderen gekümmert? Dann wären alle diese Extreme jetzt absolut kein Wunder. Es waren wirklich schlichtweg zu viele Gefühle in Harry, welche er nicht ‘betäubt’ oder ‘abgelenkt’ bekam.

Sein Wolf wollte den Kleinen nicht so sehen, wollte nicht dass es dem Jungen schlecht ging, zu dem er sich hingezogen fühlte. Der menschliche Teil Severus’ war, gelinde gesagt, geschockt ob des Ausmaßes. Er wollte Harry helfen zu lernen!

  Vorsichtig legte er auch den anderen Arm um das emotionale Bündel Vampir. “Ich bin ja da. Ich lass dich nicht alleine und zusammen kriegen wir das alles schon irgendwie hin. Das wird schon wieder, du wirst schon sehen. Zusammen schaffen wir das schon.” Warum es gerade diese Worte waren, die er von sich gab, war ihm nicht bewusst, aber er bereute sie auch nicht, denn es fühlte sich richtig an. Das Wichtigste war jedoch, dass sie Erfolg hatten, was sich daran zeigte, dass nach einigen Minuten die Anspannung aus dem kleineren Körper wich.

“Danke, Severus…”

Schmunzelnd hauchte er einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf seinen Armen. Ja, es war richtig gewesen, nicht mit Remus mitzugehen. Es war richtig gewesen, bei dem Jungen geblieben zu sein, zu dem er sich - unerklärlicher Weise - auf wölfische und menschliche Art hingezogen fühlte. Und so ganz schlecht schienen seine Chancen ja nicht zu stehen, oder?
 


 

“Ok, mein Sohn. Ich denke, es wird Zeit dass wir ernsthaft miteinander reden, was meinst du?” Angespannt verharrte Lucius in seiner Tätigkeit das große Bücherregal abzusuchen. Was wenn Draco wieder so seltsam wurde, oder, Merlin verhindere dies, anfing zu weinen? Wie sollte er dann damit umgehen? Die wenigen Male in denen sie damit konfrontiert waren, hatte sich Narzissa oder eine der Hauselfen dem Jungen angenommen.

“Ja, denke schon. Kann ja eigentlich nicht mehr schaden oder?”

Lucius konnte den Unterton in dieser rhetorischen Frage nicht deuten. Steif nickte er, zog ein Buch heraus und drehte sich langsam herum. “Sollen wir uns hier setzen oder lieber…”

“Nein, alles gut. Also ich meine …” Nervös lachte Draco und strich eine Strähne aus der Stirn.

Waren die Haare seines Sohns gewachsen?

“Oh man, ist in der Praxis echt schwerer als gedacht. Lass uns hier in der Bibliothek bleiben, Vater. Ich habe das Gefühl, dass Severus und Harry ein wenig Zeit für sich brauchen. Merlin, das klingt so seltsam.” Erneut unsicher kichernd schritt Draco steif zum Sessel und ließ sich so vorsichtig darauf nieder, als wenn dieser jeden Moment zubeißen würde.

Schmunzelnd folgte Lucius seinem Spross und setzte sich ebenfalls. “Ja, irgendwie hat das Leben nach dem Krieg eine komische Wendung genommen. Eine der Seltsamsten ist wohl das Verhältnis zwischen Severus und Harry. Wenn ich bedenke, wie der Griesgram immer über den Jungen hergezogen hat und nicht nur einmal davon sprach den Jungen einfach auszuliefern um Ruhe zu haben. Oder all die Sprüche und Flüche welche er an seinem Schüler hatte testen wollte.”

Leise auflachend, schüttelte er den Kopf. “Severus ist wirklich ein genialer Schauspieler und Stratege. Er hat uns allen die ganze Zeit etwas vorgemacht. Zum Glück bin nicht nur ich darauf herein gefallen.”

“Nein, ich vermute, dass alle um die beiden herum gedacht haben, dass vor allem Severus Harry hasst. Wahrscheinlich hat Onkel Sev sich seine Tarnungs-Einstellung so lange eingeredet, bis es ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ich habe in dem einen Jahr, als das goldene Trio in der Welt herumirrte, miterlebt, wie Severus immer und immer wieder Eulen und Patroni ausschickte und mehr und mehr verzweifelte. Wütend oder nachdenklich wurde und sich sogar im Direktorenbüro verschanzte. Eines Tages empfing er mich hingegen freudestrahlend, zog mich ins Büro und knuddelte mich, als wenn er dafür eine Belohnung bekommen würde, wenn er mir damit die Augen herausquetscht.

Doch noch gruseliger als dieser Gefühlsausbruch, war, dass er mir eröffnete, dass er endlich Potter aufgetrieben hatte und dass dieser lebt. Dass der Zwerg-Held bald zurück kehrte, alles ein Ende hat und er dann bald wenigstens wusste wo der Junge sich aufhielt: In seiner Nähe.”

Mit großen Augen starrte Lucius seinen Sohn an. Sprachen sie hier immer noch von Severus? Der Mann, dem nachgesagt wurde, dass er Kinder beim Nachsitzen verschliss, wie andere ihre Unterwäsche? “Das erklärt mir auch rückwirkend seine schlechte Laune zu der Zeit. So unberechenbar, dass selbst Voldemort es vermieden hat, mit ihm Kontakt aufzunehmen und Werwölfe reißaus nahmen.”

“Ja, da hat er wohl begriffen, dass er die ganze Zeit eine Lüge gelebt und gefühlt hat. Muss Onkel Sev ordentlich durcheinander gebracht haben. Aber wusstest du, dass Harry …”

Und so ereiferten sich die beiden darin alte, kleine Situationen aus dem Leben von Werwolf und Vampir aufzuwärmen und lebten ihre tief vergrabenen Klatschtanten aus.
 

“Wir sind wirklich schlecht darin, miteinander zu reden”, stellte Lucius betrübt fest, als nach einigen Minuten eine Redepause eintrat.

Unschlüssig zuckte Draco mit den Schultern. “Naja, war ja auch nicht geplant und bisher war es nicht wirklich nötig oder möglich über unsere persönlichen Gefühle, Meinungen und Zukunftswünsche zu reden.”

  Dieser … pragmatischer Realismus gab Lucius einen Stich. “Wir sind dir schlechte Eltern gewesen und was habe ich dir als Vater vorgelebt? Wir sind uns so fremd, wie du und deine Tante Nymphadora. Was für ein Armutszeugnis, wo ich dieses Verhalten doch meinem eigenen Vater vorgeworfen habe und nie so werden wollte. Allein dass ich so überfordert war von deiner Ansprache vorhin … dass ich dich nicht mehr einschätzen kann …” Seufzend vergrub Lucius das Gesicht in den Händen. Er war wirklich ein schrecklicher Vater. Dem Jungen mochte es nie an etwas gefehlt haben, dies jedoch nur auf materieller Basis. Was war er nur für ein Vater? Er hatte es gut gemeint, dass er alles für ein friedliches und behütet weiteres Leben für seinen Sohn getan hatte und dadurch war ihm dieser doch entglitten. War er vielleicht ebenso wie Severus auf seine eigene Tarn-Einstellung hereingefallen?

“Vater, nicht …” Dracos Hand, welche sich auf seine Schulter legte, holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. “Es ist schön für mich zu sehen, dass dir unser abgekühltes Verhältnis nicht egal ist. Ich bin jung und du sogar unsterblich, wir haben also noch eine Menge Zeit uns neu kennenzulernen. Ohne all die Kriegsmachenschaften. Wobei es bestimmt nicht nur ruhig und friedlich zugeht.”

Blinzelnd blickte das Familienoberhaupt zu dem Jungen, welcher auf der Lehne neben ihm hockte und unsicher grinste, empor. “Ich weiß gerade nicht, ob ich stolz sein soll, oder nicht, dass du solch eine nüchterne, zuversichtliche Einstellung zu allem hast. So erschreckend erwachsen.”

“Ich glaube, der Draco der einfach alles macht was ihm gesagt wird um zu überleben und sich doch nachts in den Schlaf weint oder vor Angst fast in die Hosen macht, ist mit Voldemort gestorben. Das ich auf meinem Weg nicht weiter komme habe ich wohl erst so richtig begriffen, als Harry und Co mich aus dem Raum der Wünsche gerettet haben. Der Junge, den ich kurz vorher noch auf Befehl des Dunklen Lords gefangen nehmen wollte, rettete mir meinen eingebildeten Hintern und meinte, dass wir nicht auf gegnerischen Seiten stehen müssen. Einfach weil das nicht wirklich ich bin, dass ich mehr und besser bin. Klar, schon die Sache mit Dumbledore hat mich zum nachdenken gebracht, jedoch habe ich es da immer wieder verdrängt. Harrys Worte und Verhalten jedoch, hat all das brachial an die Oberfläche gezogen. In dem Moment habe ich beschlossen, alles für einen besseren Draco, einen wahren Draco, zu tun. Es war also wohl vor allem Egoismus, welcher mich antrieb.”

“Wir haben dem Jungen wohl alle mehr zu verdanken als uns - der ganzen Bevölkerung - bisher bewusst ist. Und du magst es Egoismus nennen, ich nenne ich ‘malfoy- und slytherinlike’. Egal was es ist, ich bin sehr stolz auf dich das du dich dafür entschieden hast. Es ist nicht leicht, aus seinem festgefahrenen Leben auszubrechen und alles im neuen Licht zu betrachten und anzugehen. Ich bin sehr froh, dich als Sohn und Erben zu haben.” Ein ehrliches, schüchternes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Dies war die reine Wahrheit und eine Menge Bewunderung für den Mut des blonden Jünglings dabei.

“Vater …”, hauchte Draco ergriffen und ehe Lucius wusste wie ihm geschah, lag ihm die schlacksige Gestalt in den Armen.

“Dad …”

“Hmm?”, kam es murmelnd von dem Jüngeren.

“Vater behalten wir uns für die Öffentlichkeit auf, findest du nicht, mein Kind?”

Mehr als ein Nicken und ein stockendes Luft holen bekam er nicht von dem Kleinen. Aber es war ok, er war ja selbst überwältigt von all diesen Worten und Emotionen.
 

Eine gute Viertelstunde saßen Vater und Sohn wieder über den Büchern und lasen sich die Augen wund. Seite um Seite wurde studiert, Buch um Buch aus den Regalen gezogen und andere wieder dort verstaut.

“Ich werde wohl echt noch brauchen, bis ich mich an diesen Anblick gewöhnt habe.”

Stirnrunzelnd blickte Lucius von dem aktuellen Buch auf. “Was genau meinst du?”

“Na, dieses Blut trinken. Wie du da sitzt und an deinem Weinglas nippst. Selbst ich rieche den Blutgeruch, das ist so creepy irgendwie.”

“Creepy?” erkundigte sich der Vampir und blickte auf das Glas in der Hand. Für ihn war es inzwischen absolut normal und naja … notwendig.

“Gruselig, unheimlich. Wobei du da wesentlich gesitteter mit umgehst, als Harry. Der kippt Blut teilweise runter, als wäre es Butterbier oder Kürbissaft. Ungezügelter … hungriger.”

“Harry ist nicht nur ein wild gewandelter Vampir, welcher nicht von Anfang an angelernt wurde, wie ich, sondern ans sich auch noch ein sehr junger Mann mit anderer Erziehung und Angewohnheiten. Er wird es schon lernen. Immerhin trinkt er jetzt regelmäßig. Was Severus mir da erzählte, von dem Hungern was der Junge freiwillig tat … ja, da ist das jetzt schon eine Verbesserung.”

“Aber kann das nicht auch gefährlich werden? Ich meine … wenn ich jetzt wirklich sein laufender Blutspender werden sollte und er dann so ungezügelt ist …”

“Emotionen, vor allem starke und dazu auch noch unbekannte, verstärken den Hunger. Wir mögen zwar Anstrengungen später merken, aber auch wir merken ihn weil der Körper das gespeicherte Blut schneller ‘verdaut’, wenn man es so nennen will.”

Stirnrunzelnd legte Draco den Kopf schief. “Also ist ein Vampir letztendlich wie ein Tank, der dann irgendwann einfach austrocknet?”

Lächelnd schloss Lucius das Buch vor ihm. Auch hier fand er nichts was wirklich hilfreich war. “Nun, der Vergleich mit dem Tank könnte ein gutes Bild sein. Unsere Körper - die Verdauung - arbeitet nicht normal. Wie genau der Körper das Blut also aufnimmt, ist nicht geklärt und konnte selbst in Versuchen nicht ergründet werden. Die einschlägige und logischste Erklärung ist, dass es nach dem Osmoseprinzip funktioniert und das Vampire über ein bestimmtes Enzym verfügen. Aber wie gesagt, da streiten sich die Gelehrten. Es braucht an Folter anmutende Untersuchungen am ‘lebenden’ Vampir und die ist heutzutage niemand mehr bereit einzugehen. Zum Glück!”

Angeekelt schüttelte sich Draco. “Danke, das reicht an Informationen. Es funktioniert ja alles irgendwie, also passt das schon so.”

“Sehr pragmatisch, aber ja, genau so ist die wissenschaftliche Meinung. Ich forsche nur an einer Verbesserung des vampirischen Lebens und muss nicht alle Geheimnisse dessen aufdecken.”

“Weißt du eigentlich, dass ich auch auf dich sehr stolz bin?”

Nun war es an Lucius die Stirn zu runzeln, während sich Draco ein weiteres sehr altes Buch heranzog und wahllos aufschlug.

“Wieso?”

“Na … du machst dich echt gut als Vampir und versuchst auch noch anderen zu helfen. Du hast dich wirklich verändert, Dad und das zum Positiven.”

Der Lob seines Sohn machte ihn stolz und glücklich. Es war seiner Meinung nach mehr, als er von dem Jungen verdient hatte. “Eigentlich ist es auch bei mir Egoismus. Wenn ich schon als Vampir leben muss, dann will ich es auch so gut und einfach wie möglich.”

Energisch schüttelte die jüngere Version seiner Selbst den Kopf und blickte ihm fest in die Augen. “Nein, mach das nicht schlecht. Klar, hat es so vielleicht begonnen, aber denk doch mal nach in wie weit deine Forschungen gewachsen sind? Wie weit bist du in der ganzen Materie versunken und das obwohl es deine eigenen Bedürfnissen übersteigt? Wirklich, Dad, mach deine ganze Mühe nicht schlecht.”

Ergriffen von den Worten legte Lucius seine Hand auf die seines Sohns. “Danke, mein Junge.”

“Wir sind eben Malfoy, nicht wahr?”, meinte Draco zwinkernd, als wäre dies die ultimative Erklärung für alles, ehe er die Aufmerksamkeit wieder dem Text vor sich widmete.

Lachend nickte Lucius. “Ja, wohl wahr”, stimmte er zu und ergriff eine Pergamentrolle.

   

  “ACH DU SCHEIßE!”

Bei diesem Ausruf hob Lucius alarmiert den Kopf und erblickte Draco, welcher sich die Haare raufte.

“Was …?”

Doch er kam nicht dazu die Frage auszuformulieren, da wurde ihm auch schon das alte, vergilbte Buch geradezu entgegen geschossen. “LIES! Wenn Harry dies erfährt …”

Angespannt heftete der Vampir seinen Blick auf die schwarzen Buchstaben vor sich. Wieder und wieder las er sich den Text durch, bis der Sinn dahinter zu ihm durchdrang. “Na wunderbar …”

Dramatik und käbbelnde Eichhörnchen

“Ok … wer sagt es ihm?”, wollte Draco lachend wissen.

“Wir alle zusammen. Oder Severus, wobei ich glaube das der es selber nicht allzu positiv aufnimmt.”

“Ja wunderbar, das klingt wirklich nach einer Menge Spaß. Halt warte, nein tut es nicht! Schon alleine sind die beiden aufgebracht eine Nummer für sich, aber dann gemeinsam? Ich würde ungern angeknabbert werden … oder ähnliches. Auch wenn Harry den Geschmack meines Blutes nicht mag … sag mal muss ich das jetzt eigentlich als Beleidigung ansehen, wenn ein Vampir mich ekelig findet?” Unzusammenhängend redete der Junge wild drauf los.

“Nun werde mal nicht gleich hysterisch mein Sohn. Nein, es ist nicht als Beleidigung gemeint, jedenfalls nicht von unserem Nachwuchs-Vampir. Freu dich lieber darüber. Geh doch schonmal vor und guck ob mein Salon noch steht. Ich werde etwas nachlesen um fundierteres Wissen zu erlangen.”

“Nenn mich feige oder nicht, aber ich verzichte auf dieses Schauspiel. Ich kehre schon mal nach Hogwarts zurück und werde alles für Harrys wiederkommen vorbereiten. Eine kleine ‘Willkommen zurück Party’. Daran hat er bestimmt seine Freude. Also, in dem Sinne: Viel Spaß und bis demnächst, Paps.” Sprachs und flüchtete gerade zu aus dem Raum. Wäre der Bibliothekskamin an das Reisenetzwerk angeschlossen, es hätte Lucius nicht wirklich verwundert wenn sein Junge mit einem Kopfsprung dort hinein geflohen wäre. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf über seine alberne Fantasie und strich sich seufzend durch die Haare. Manchmal neigte sein Sohn wirklich zur Dramatik.

   Vielleicht war es wirklich besser, wenn Draco bei dem folgenden Gespräch nicht dabei war. Harry konnte mit der Information umgehen und eigentlich war das ganze auch nur halb so schlimm.  Eigentlich, denn da war immer noch Severus, der in seinem leicht besitzergreifenden Verhalten und Denken doch eventuell für Komplikationen sorgen konnte.

 

Nachdem er eine weitere Viertelstunde mit der Recherche verbracht hatte, war er persönlich beruhigt, klaubte alle nötigen Bücher zusammen und machte sich auf den Weg in den Salon.

  Ob Harry und Severus wohl miteinander gesprochen oder Severus den Kleinen wenigstens beruhigt hatte? Es war Severus’ Plan gewesen, dass beide mit ihren jeweiligen Schützlingen sprachen und für ihn selbst war dieser Plan aufgegangen. Er fühlte sich Draco nicht mehr ganz so fremd, auch wenn es noch ein weiter Weg war.

   Es hatte ihn ernsthaft überrascht, dass Severus ihr eigenes Gespräch damit begonnen hatte, dass er darum bat Harry nicht wegzunehmen. Vollkommen baff konnte Lucius seinen besten Freund einfach nur anstarren, ehe er in Gelächter ausgebrochen war. Es war einfach so ein abstruser Gedanke, Harry und Severus ernsthaft voneinander trennen zu können und das hatte er dem Werwolf auch ins Gesicht gesagt. Von der folgenden Erklärung bezüglich der Gefühle und Verbundenheit zwischen den beiden wollte Severus natürlich nichts wissen. Jedoch kannte Lucius den Mann ja nicht erst seit gestern und somit sah er ganz genau wie es in dem Wolf arbeitete. Severus mochte es anderen gegenüber noch abstreiten, doch sich selbst war er sich bewusst, dass da mehr war als einfach nur Lehrer-Schüler oder die Freundschaftsebene. Für jeden, der gewillt war diese Gedanken zuzulassen, war ersichtlich wie gut die beiden sich taten und das sie sich anzogen wie Magnete. Sie brauchten einander um sich aufzuregen und dann wieder runterzukommen. Sie verstanden sich auf eine Art, die trotz der schwierigen Vergangenheit - oder vielleicht gerade deswegen - unglaublich tief ging und auf einer Ebene ablief, die Lucius so noch nie erlebt hatte. Die beiden teilten Erlebnisse sowie Anekdoten miteinander und auch ihre Wesen fanden so sehr gefallen aneinander, das es schon beinahe befremdlich war. Wobei ihm auch auffiel, dass er da doch noch einmal ein Mentorengespräch mit Harry führen musste. Die Kombination Werwolf x Vampir hatte einfach nicht nur Vorteile.

  Energisch schüttelte er den Kopf, als er für ihn unerwartet am Zielraum ankam. “Contenance, Lucius! Hör auf die beiden geistig zu verkuppeln, sonst endet das Gespräch hier im Chaos!”, befahl er sich streng, strich eine störische Strähne aus dem Gesicht und öffnete schließlich selbstbewusst die schwere Holztür.

 

  “Lucius, warum stehst du in der Tür und hast die Augen zu?”, kam es neugierig von Harry.

“Ich bin mir nicht sicher, ob ich sehen will wie es hier oder ihr ausseht”, gab Lucius ehrlich zurück.

“Jetzt mach die Augen schon auf. Du siehst aus wie ein kompletter Idiot”, kommentierte nun auch Severus trocken.

  Zögerlich kam der Hausherr dem nach, wurde dann jedoch angenehm überrascht. Der Raum war nicht nur im Urzustand, es standen auch noch ein paar Vasen mit bunten Blumen herum und der Tisch war mit allerlei Kleinigkeiten gedeckt.

“Äh … wow? Aber … Moment, ist das etwa Narzissas gehegt und gepflegtes Blumenbeet, welches hier herum steht? Sind das frisch gebackene Kekse? Und warum kuschelt ihr mit Schullektüre auf meiner Couch? Ist das hier ein Paralleluniversum?” Vorsichtig ließ er sich auf einem Sessel nieder, während Harry gluckste und Severus schnaubend hinter dem Buch hervorguckte.

“Blumen wachsen wieder, vor allem bis sich Madame mal wieder Heim bewegt.”

  Autsch, das saß. Nur Severus wusste - dank einer Alkohol durchtränken Nacht - dass er eigentlich täglich darauf wartete, dass eine Eule mit Scheidungspapieren ankam. Arrangiert und einzig auf Akzeptanz und Dracos Schutz aufgebaut, hatte Narzissa nach Kriegsende keinen Sinn darin gesehen ‘Noch länger mit ihm hier eingesperrt zu sein.’ Lucius konnte ihr nur zustimmen, war keineswegs böse auf sie und half sogar die Sachen zusammen zu packen. Sie war es gewesen, die einzig für Draco in Voldemorts Nähe geblieben war, auch wenn sie heimlich anonyme Briefe an den Orden geschickt hatte, weil sie den Lord und dessen Machenschaften verachtete. Das sie nicht aufgeflogen war, zeigte was für eine starke, raffinierte und auch hinterlistig - verlogene Person die ehemalige Black war. Vielleicht ging sie nun doch in die Politik oder wurde Schauspielerin, kam ja fast auf das Selbe heraus. Trotzdem hatte das für ihn einen Beigeschmack des persönlichen Versagens.

  “Du warst mehrere Stunden verschollen, also haben wir beschlossen sie zu nutzen. Wir haben Harrys weniges Hab und Gut von hier nach Hogwarts gebracht, da er noch morgen zurück kommt und vorerst bei mir wohnt. Dann wollte sich die kleine Fledermaus vor dem Lernen drücken und hat mit den Hauselfen Kekse gebacken. Er hat deine Angestellten beinahe zum Weinen gebracht weil er selber backen wollte, aber das hat sich dann doch friedlich geklärt.” Gut gelaunt plauderte Severus dahin, ehe der Kopf wieder hinter dem Buch verschwand. “Hat es aber gut hingekriegt mit seiner sturen Art und am Ende waren alle glücklich. Die haben sich beinahe überschlagen hier wieder Ordnung zu schaffen.”

  “Ich bin nicht stur, sondern beharrlich und du bist ja nur neidisch weil die Kleinen dich nicht so mögen wie mich”, konterte Harry salopp.

  Lucius konnte jetzt natürlich verschnupft reagieren, weil sie ihn nicht wie auf heißen Kohlen erwarteten und mit Fragen überhäuften. Jedoch sah er schnell, das die beiden hier nur eisern versuchten eben jenes nicht zu tun. Keiner der beiden blätterte auch nur einmal um und man sah das Zucken der Beine und Hände bei Harry. ‘Tu als würde dich das alles gar nicht interessieren’, eine Taktik die Severus in all den Jahren unter Voldemort perfektioniert hatte und Harry anscheinend übernahm. Also hielt er es ebenso: Er lehnte sich in seinem Lieblingssessel zurück und schlug wahllos eines der Bücher auf.

 

Es dauerte genau fünf Minuten, dann verlor Harry dieses kleine ‘Spiel’.

“Ok, ok. Ich halts nicht mehr aus”, rief der Jungvampir und warf das Buch von sich. “Jetzt sag schon, was du rausgefunden hast, Lucius. Wo ist Draco überhaupt? Das der weg ist macht mir jetzt nicht wirklich Hoffnung!”

  Während Severus immer noch auf der Couch lag, wenn auch deutlich angespannter, war Harry aufgesprungen und stand hibbelig, sowie mit den Hände fuchtelnd vor ihm.

“Lucius, bitteeeeee. Komm schon, spucks aus was für ein Mist ich wieder gebaut habe. Dann können wir nach einer Lösung suchen, ich wander aus oder was weiß ich.”

   Vorsichtig erhob er sich, schritt auf den Jungvampir zu und ergriff sanft die Hände, welche schnell durch die Luft wirbelten. “Niemand wandert aus, also beruhig dich, denn sonst werde ich gar nichts erzählen.” Streng blickte er seinen Schützling an.

  “Aber …”

“Nein, Harry. Auch wenn dies vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist, musst du lernen dich zu beherrschen und dies nicht nur im Bezug auf Blut. Du magst dich manchmal wie ein Slytherin verhalten, doch du brauchst auch die Selbstbeherrschung und -kontrolle.”

“Jetzt hör schon auf, Lucius. Lass den Mentor stecken und komm zum Punkt!” Eine geknurrt Drohnung während sein bester Freund aufstand um den Zähne knirschenden Harry zurück auf das Sofa zu ziehen. In beiden brodelte es.

  Seufzend setzte er sich wieder. “Nun gut. Da ich sehe, dass du dich wenigstens versuchst du beherrschen, werde ich euch an meinen, nein Dracos und meinen, Erkenntnissen teilhaben lassen”, ging er Kompromiss bereit auf die beiden ein. Das nächste Mal würde er jedoch nicht so leicht aufgeben, denn dann konnte es vor allem zwischen den beiden Vampiren zu Problemen führen. Dafür waren ihre Persönlichkeiten zu stark.

“Nun, es hat leider etwas gedauert um diese besondere Situation zu beleuchten. Dadurch, dass diese ‘Blutsbruderschaft’ zwischen schwarzmagischem Wesen und Mensch geschlossen wurde, gibt es spezielle Punkte zu beobachten. Bevor ich euch alles genau erkläre, kann ich euch schon folgendes berichten:” Fest blickte er Harry in die Augen, “Ihr habt keinen schwarzmagischen Schwur geleistet und euch untrennbar aneinander gekettet.”

  Leises, erleichtertes Lachen war von Harry zu hören, während der Junge gegen Severus sackte. Auf dem Gesicht des Werwolfes war Erleichterung zu sehen und auch ein Teil der Anspannung wich aus dessen Körperhaltung. Während Harry diese Information für den Moment vollkommen reichte, sah es bei Severus anders aus, jedoch hatte Lucius nichts anderes erwartet.

“Aber?”, erkundigte sich der Wolf skeptisch.

 

  “Es ist kein Schwur, jedoch wohl ein Versprechen. Seht hier.” Schnell schlug er das richtige Buch auf, legte es auf den kleinen Tisch zwischen ihnen und deutete auf die wichtige Textstelle.

  Severus war es, der sich das Buch schnappte und mit angespannter Stimme vorlas. “Anders sieht es aus, wenn bei einer Blutsverbindung der Vampir nach der Verbindung kein Gefallen an dem Blut des neuen Verbindungspartner findet. Tritt dieser Fall ein, wird nur ein lebenslanges Versprechen gegeben füreinander da zu sein, auch nach dem Tod. Vampir und Mensch sind eine Familie und der Mensch erhält eine Art Vampirstatus. Da der Mensch nicht als Nahrungsquelle dienen kann, findet wohl keine magische Blutänderung statt, wie bei einem Schwur zwischen Vampir und Mensch.”

“Das klingt gut, find ich”, kommentierte Harry schulterzuckend.

“Was steht in den anderen Büchern? Du wirst sie nicht umsonst mitgebracht haben. Das alles klingt so, als wäre da noch mehr.”

Langsam nickte Lucius, denn Severus’ Einschätzung war vollkommen richtig. “So ist es. Ich werde es euch zusammenfassen und später die wichtigen Stellen mit einem Zauber markieren. Dann könnt ihr in Ruhe nachlesen, in Ordnung?”

Steif nickten beide.

“Also ‘nach dem Tod’ bedeutet für dich Harry, dass du dich als Pate für Dracos Kinder verpflichtet hast und auch dass du auf seine Frau oder seinen Partner achten wirst, bis auch diese sterben. Draco hat sich dazu verpflichtet alles menschenmögliche zu tun, dass es dir gut geht. Heißt wenn du jemanden brauchst der dir Blut besorgt, er wird es tun auch wenn er nicht selber spenden kann. Du hast ihm letztendlich einen Gefallen getan, denn andere Vampire riechen dich an ihm und denken er ist dein Blutbeutel. Du musst wissen, es gibt ein unbeschriebenes Gesicht keinen menschlichen Blutbeutel eines anderen Vampires zu nutzen.”

  “Ok, stop. Kannst du aufhören von Draco zu reden, als wäre er nur ein Gegenstand?”, wurde er von Harry gebeten.

“Leider ist er dies auf traditionell vampirische Sicht jedoch. Menschen und vor allem natürlich Muggel, sind nur Nahrungsquelle und sobald man einen von ihnen ‘erwählt’, sind sie ein Eigentum.”

Knurrend verschränkte Harry die Arme. “Gar nicht rückständig!”

“Du sagst es”, stimmte Lucius ironisch zu. “Leider war der Vampirgemeinschaft lange der Zutritt zur normalen magischen Gesellschaft verwehrt und konnte machen was sie wollte. Mit eigenen Gesetzen, Regeln und Rückständen. Immerhin werden diese Menschen nicht mehr wie Vieh eingesperrt.”

“Aber wie ich dich kenne, hast du da schon Pläne dies zu ändern, oder? Wie soll denn unser Ruf besser werden, wenn wir uns wie im Mittelalter benehmen? Da ist es ja kein Wunder, dass die Menschen solch ein abweisendes und ängstliches Verhalten zeigen.”

Es war sehr interessant für Lucius, das Harry ebenso dachte wie er. Auch wenn ihn das nicht wirklich wundern sollte bei dessen Helfersyndrom.

  “Könntet ihr beiden vielleicht aufhören vom Thema abzulenken? Es wäre doch sehr angebracht, wenn wir uns erstmal unseren Problemen widmen würden, ehe ihr als Retter der Vampirehre loszieht!”

“Entschuldige, ich hab mich mitreißen lassen”, nuschelte Harry und warf dem Wolf neben sich den besten Welpen-Blick und er wirkte.

Tief atmete der Lehrer durch und lächelte leicht gehässig. “Das war ja schon immer dein Problem. Dadurch sind deine Tränke auch so miserabel geworden, weil du dich von allem möglichen hast ablenken lassen. Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchen.”

  Beleidigt plusterte Harry die Wangen auf und brachte den Gesprächspartner damit zum Glucksen. Kein Wunder, wie der Hausherr fand, denn Harry sah einfach nur niedlich aus wie er da mit aufgeplusterten Wangen, zusammengekniffen Augen und verschränkten Armen saß.

  Sicherheitshalber entschied sich der ältere Vampir dazu einzuschreiten um weitere Käbbeleien zu unterbinden.”Also um auf unser Ursprungsthema zurückzukommen: Du und Draco, ihr habt euch ein familiäres Versprechen gegeben aufeinander aufzufassen und bei Problemen zu helfen. Stirbst du vor Draco, gilt das mit den Kindern und Partnern ebenfalls.

Jedoch seit euch im Klaren, dass in jedem der Texten herauszulesen ist, dass es alles nur kurzzeitige Beobachtungen und sie damit ungenau sind. Die Vampire haben darüber kaum Bücher verfasst und wenn, dann nur darüber wie man den menschlichen Blutbeutel findet und bestmöglich am Leben erhält und erzieht. Die Hexen und Zauberer haben sich auf die Vorteile, welche sich für sie aus dieser Verbindung ergeben beschränkt. Ich kann nicht sagen, ob sich das noch ausweiten wird und ja, manche meiner Aussagen sind Schlussfolgerungen aus dem was zwischen den Zeilen gestanden hat. Somit müssen wir wohl oder übel abwarten.” Damit hatte er wohl auch die letzte Freude genommen. Dachte er jedenfalls.

  “Aber ich finde, es passt schon so”, kam es ruhig von Harry, woraufhin sich die Blicke der Erwachsenen auf ihn legten. “Also ich meine, es hätte viel schlimmer kommen können, nicht wahr? Ich bin nicht mit Draco verkettet, jeder kann ein unabhängiges Leben führen und bei Problemen helfen wir uns. Genau so, wie es in einer Familie sein sollte, finde ich. Somit hat unser Versprechen und damit unsere Blutsbrüderschaft genau das erreicht, was wir wollten. Jetzt guckt nicht so verdattert und schnaub nicht so, Severus du bist kein Stier. Ja, es war echt keine gute Idee - kindisch. Aber es ist gut gegangen und ich denke, wir alle haben daraus gelernt. Ich jedenfalls werde so schnell kein Blut mehr für irgendwas hergeben.”

“Schön zu hören”, antworten beide Männer gleichzeitig und blickten sich an. Lucius sah, dass es in Severus arbeitete.

“Ich werde nicht nur darauf achten, dass du in Hogwarts nicht direkt wieder in eine solche Situation kommst und zudem muss ich mit Minerva reden. Mir ist durch das Ganze bewusst geworden, das der Lehrplan dringend geändert werden muss.”

Nickend stimmte Lucius seinen besten Freund zu. Das war wirklich etwas, was sie in Angriff nehmen mussten. Denn es war Direktor Dippet gewesen, der dies aus dem Lehrplan gestrichen hatte. “Ihr habt beide recht. Euer Fall ist nochmal gut ausgegangen. Aber ich mag mir nichtmal vorstellen welche Verbindungen auf Blut aufgebaut wurden, ohne dass dies den Betroffenen bewusst ist.”

   “Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich könnte jetzt was richtiges zu essen gebrauchen ehe wir uns darüber die Köpfe zerbrechen. Kekse sind doch nur ein Snack. Ein blutiges Steak wäre doch jetzt genau das Richtige, oder?”, mischte sich Harry ein und stand auf.

“Du hast vollkommen Recht”, stimmte Severus zu, erhob sich ebenfalls und legte eine Hand auf die Schulter des dabei strahlenden Vampirs.

   

 

Es war bereits spät in der Nacht, als Lucius mit Harry wieder im Salon saß. Severus war wieder nach Hogwarts gereist um Vorbereitungen für Harrys Rückkehr zu treffen - es musste Platz in der Lehrerwohnung geschaffen werden - und mit der Direktorin zu reden. Harry hatte ihn kurz darauf um dieses vertrauliche Gespräch gebeten.

  “Lucius, als erstes wollte ich dir sagen, dass ich dir unendlich dankbar bin, dass du mich körperliches und geistiges Frack aufgenommen hast als es mir schlecht ging. Dass du dich um mich gekümmert und mir Dinge beigebracht hast und du mir gezeigt hast, dass es nicht schlimm ist ein Vampir zu sein sondern dass ich stolz sein sollte.” Dankbar lächelte ihn sein Schützling an.

“Jedoch glaube ich, dass ich hier zwar eine Menge über das Vampirleben, Manieren und so lerne, aber doch auf der Stelle trete. Ich möchte einen guten Schulabschluss um dann vielleicht irgendwann einen Job zu bekommen, mit dem ich dir bei deinen Vorhaben wirklich effizient helfen kann.”

  Verstehend nickte der ältere Vampir. “Das ist wirklich lobenswert und ich freue mich darauf, wenn es soweit ist. Es ist gut, dass du dich entschlossen hast nach vorne zu sehen und gehen.”

“Was mir, nur wegen dir überhaupt möglich ist. Du hast mir hier die Möglichkeit gegeben, eine Auszeit aus dem Stress zu nehmen. Severus mag den Anstoß gegeben haben, aber in Hogwarts hätte ich mich nicht ‘auf Null’ setzen und dann wieder neu beginnen können. Gott das klingt so kompliziert, ich kann echt nur plappern.” Über sich selbst lachend strich sich der Jungvampir durch die Haare.

Gutmütig lächelte Lucius. “Schon in Ordnung, Kleiner. Ich nehme deinen Dank an. Aber du möchtest doch noch mehr besprechen vor deiner morgige Rückreise?”

Schnell nickte Harry. “Ja, also eigentlich … ähm … waspassiertwennseverusmichverletzt?”

“Langsam, Harry. Selbst mit meinen Fähigkeiten konnte ich dein Genuschel nicht entziffern. Was auch immer du wissen willst, ich werde nicht lachen oder dich sonst wie beschämen. Also trau dich ruhig frei zu sprechen”, sprach er dem Grünäugigen Mut zu.

   “Was passiert, wenn Severus mich verletzte? Also mich beißt oder kratzt?”

Dadurch, dass der Kopf abgewendet wurde, sah der Junge nicht das kleine Lächeln auf Lucius’ Lippen. “Eine gute Frage und wenn du nicht damit angefangen hättest, hätte ich dir morgen ein Buch in die Hand gedrückt. Ich werde dir beide Seiten erklären. Vampire können Werwölfe durch den Biss oder tiefe Kratzer verletzen. Die Wunden heilen sehr schlecht und sind unangenehm. Würdest du einen Werwolf ernsthaft Schaden wollen, so beiß ihn so nah wie möglich am Herzen oder dem Gehirn. Damit hat er am längsten zu kämpfen. Natürlich sind wir nicht vollkommen unterlegen, denn unsere Klauen und unsere Kraft reichen potenziell aus, um einem Werwolf ernsthaft die Haut zu zerschlitzen und Knochen zu durchtrennen. Werwölfe haben wie wir eine schnelle Wundheilung, daher muss im Kampf der Schnitt so stark, tief und an einer möglichst tödlichen Stelle sein, dass der Gegner sich nicht oder nur sehr, sehr langsam davon erholt. Im Klartext: Hauptschlagader oder gleich Kopf ab.”

Schnell hob Harry die Hände. “Ich will Severus ja nicht angreifen! Aber es freut mich, dass ich ihn wirklich verletzen muss um ihm zu schaden.”

“Anders herum, gestaltet es sich leider nicht so. Es reicht ein einziger Biss und du findest dich in einer Welt aus flammenden Schmerzen wieder und der Tod wird deine Erlösung sein.”

Mit großen Augen starrte Harry ihn an, vollkommen überrumpelt von dieser Ehrlichkeit.

“Es ist so, dass der Werwolfspeichel die Zellen des Vampirs zerfallen lässt. Getrunkenes Blut kann nicht mehr verwertet werden und der Vampir verfällt von innen nach außen. Der Vampir wird mehr oder weniger zum Menschen und damit kommen Schmerzen und Co zu einem zurück. Kratzer heilen zwar schlecht und jucken, aber die vampirischen Selbstheilungskräfte sind stark genug um dagegen an zu gehen.”

“Das … das ist ja schrecklich”, quietschte Harry sprachlos und warf die Hände in die Luft. “Severus weiß das nicht, oder? Nein kann er gar nicht, denn sonst hätte er sich viel vorsichtiger in meiner Nähe verhalten. Und er erzählt noch was davon, das er mal an mir knabbert.” Nun verfiel Harry wieder in hysterisches Plappern.

  “Stop, stop! Steiger dich nicht gleich wieder so rein sondern höre mir erst zu Ende zu.” Streng blickte er dieses Quasselmonster an und dies schloss schnappend den Mund. “Das ist schlimm, jedoch nur der Fall wenn Vollmond ist und oder er im Pelzgewand ist. Die Ursprünge der Fehde zwischen den beiden Arten liegt noch vor Merlins Zeiten. Vielleicht sind Werwölfe und Vampire seit Anbeginn der Zeit Feinde. Beide für die Kontrolle des jeweils anderen zuständig. Der Vampir kann dem Werwolf außerhalb des Mondes Schaden zufügen, der Wolf hat an Vollmond seinen Vorteil.”

“Bedeutet an Vollmond gehen er und ich besser getrennte Wege und ich seh zu, dass ich ihn nicht dolle kratze oder beiße.”

“Genau so ist es. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob er dich überhaupt ernsthaft angreifen könnte, da er sich ja mit seinem Wolf versteht und mit diesem zusammenarbeitet. Riskieren würde ich dennoch nichts. Ach und von Reisen nach Kanada sowie Rumänien, rate ich ab. Kanada ist inoffiziell in Hand der Wölfe und Rumänien in Hand der Vampire. Dort werden oftmals noch alte Praktiken eingesetzt und Traditionen hochgehalten. Hier und zum Beispiel in Frankreich, sowie Deutschland mag man langsam versöhnlicher mit Werwölfen und Vampiren umgehen. Vor allem auch die Wesen untereinander verstehen, dass sie mehr als Feinde sein können. In anderen Teilen der Welt sieht es nicht so aus.”

“Ok, wenn wir verreisen, dann vielleicht zu Fleur und Bill nach Frankreich, ist vermerkt.”

Nun konnte Lucius ein spitzbübisches Grinsen nicht mehr unterdrücken. “Was ich ja viel interessanter finde, ist dass du überhaupt in Erwägung ziehst Severus näher zu kommen sodass du in die Situation kommst ihn zu beißen oder kratzen und auch mit ihm zu verreisen.”

  Wenn Harry gekonnt hätte, wäre der Junge jetzt wohl rot wie eine Tomate, während er den Blick auf den Boden richtete und nervös die Finger knetete. Es dauerte einen Moment, ehe sich die grünen Augen wieder auf ihn richteten. Dann jedoch platzte es geradezu aus, dem Jüngeren heraus und er legte seine Gefühle dar.

 

  “Ich kann es mir auch nicht erklären. Aber ich fühle mich halt wohl in seiner Nähe. Ich kann mich aufregen, aber er hilft mir mich zu beruhigen, bringt mich zum Nachdenken und achtet auf mich. Ich kenne ihn seit so vielen Jahren und begreife erst jetzt so richtig, wie sehr er mir in all den Jahren wirklich geholfen hat. Dieser andere Severus, hinter all den Masken, fasziniert mich und ich werde irgendwie in seine Richtung gezogen. Irgendwie fühlt es sich an als würde mein Herz anfangen zu schlagen. Er ist mir unglaublich wichtig und ich habe ihn sehr gern. Allein der Gedanke, dass er sich von mir abwenden könnte, lässt mich beinahe rot sehen.”

“Kennst du die Sprüche ‘Liebe ist stärker als jede Magie’ und ‘Wahre Liebe ist die stärkste Magie’? Ich denke das deine Emotionen so stark für ihn sind, dass dein Körper Blut schneller verarbeitet und zu den Zellen zieht und es dadurch wie ein Herzschlag wirkt.”

  Die Stirn runzelnd legte Harry dem Kopf schief. “Ich habe auf jeden Fall mehr Hunger. Also wenn ich jetzt so drüber nachdenke …”

“Schon als Mensch hast du intensivere Emotionen als andere in dir getragen. Du bist mitfühlend, ehrenvoll, setzt dich für andere ein und beschützt die Personen welche dir nahestehenden. Du liebst auf so viele Arten und ich denke dass dies alles dich zu einer besonderen Person macht. Liebe, in all seinen Facetten, ist das was dich durch dein Leben begleitet und daher wundert es mich nicht, dass dich deine Gefühle für Severus so aufwühlen.”

“Also hat mich die Liebe meiner Mum damals vor dem Tod geschützt und jetzt erschwert mir die Liebe das weitere Leben? Sorgt dafür, dass ich irgendwann kurz vor einem alles verdrängend Hunger stehe und sogar Severus anknabbern will? Na danke Schicksal.”

Nachdenklich schüttelte Lucius den Kopf. “Ich kann dir leider nicht sagen, wie eine wirkliche Beziehung zwischen Werwolf und Vampir laufen kann. Einfach weil ich nie von einem solchen Fall gehört oder gelesen habe. Außer in den Büchern von romantisch verklärten Muggeln.”

  Stumm blickte Harry wieder auf den Teppich, anscheinend tef in seinen Gedanken gefangen.

  Ja, es war vielleicht nicht die einfachste Basis für eine Beziehung zwischen den beiden, aber keineswegs zum Scheitern verurteilt. Lucius würde in den nächsten Tagen seine vampirischen Kontakte in Anspruch nehmen um Informationen zu bekommen. Aber erst wenn er etwas vorzuweisen hatte, würde er den Betroffenen davon berichten. Er wollte keine falschen Hoffnungen machen.

  “Das wird schon. Auch da ist die Zeit auf unserer Seite und vorerst solltest du einfach sicher gehen genug Blutkonserven und aufgeladen Blutsteine in der Nähe zu haben.”

Unsicher lächelte Harry.

   “Erzähl mir doch noch, wann du morgen los willst und was für Schandtaten du für Hogwarts geplant hast. Bei der Kombination aus Draco, dir und Luna, bekomme ich ja jetzt schon beinahe Mitleid mit den anderen”, versuchte er Harry abzulenken.

Und es klappte. So sprachen sie die ganze Nacht über verschiedene unvergängliche Themen, aßen mit Blut vermischte Kekse und lasen auch zufrieden einige Bücher. Eine schlaflose Nacht, aber wozu war man Vampir? Wenigstens hatten sie alles mehr oder weniger klären, und somit einige Bedenken und Sorgen ad acta legen können.

 

Alles neu, macht der Tag

Harry war gerade auf Höhe des Kamins in der Eingangshalle, als dieser seltsame Geräusche von sich gab, grün wurde und ihm nur Sekunden später eine Person mit blonden langen Haaren in die Arme flog.

  “Hallo, Harry. Na, alles fertig? Ich bin gekommen um dich abzuholen”, flötete Luna gut gelaunt und strahlte ihn von unten herauf an.

Perplex starrte er auf das temperamentvolle Mädchen herunter. “Was machst du denn hier? Es ist doch mal gerade sechs Uhr oder geht meine Uhr falsch?”

Lachend drückte Luna ihn noch mal, ehe sie sich von ihm löste und die Hände hinter dem Rücken verschränkte. “Ich begegnete gestern Abend Draco und konnte ihn davon überzeugen mir etwas über dich zu erzählen und wir haben etwas Zeit miteinander verbracht.”

   Skeptisch zog Harry eine Augenbraue empor. Irgendwas an dieser Geschichte stank doch gegen den Wind! Draco und freiwillig Zeit mit Luna verbringen? Soweit Harry wusste hatten die beiden bisher nicht wirklich mehr als gemeine Sprüche ausgetauscht. Der Kerl stand ja nicht mal auf Frauen sondern hatte aktuell was mit Blaise am Laufen. Oder war Draco Bi und Blaise Geschichte? Ach, was! Das war absoluter Unsinn, denn allein von Lunas Seite war es nicht mal ansatzweise möglich, dass einmal was intimes zwischen denen lief. Luna frühstückte den Slytherin und ließ nur ein wimmerndes Etwas zurück. Daher war Draco nichts für die junge Rabin.

   “Und später traf ich deinen Professor, als er auf dem Weg zur Direktorin war …”

“Mooooment, als Severus hier verschwunden ist, war es weit nach der Sperrstunde. Was hast du denn dann noch außerhalb deines Hauses zu suchen?” Ob die Kleine wieder Probleme mit Mobbing im eigenen Haus hatte? Zwar war es deutlich besser geworden dadurch, dass sie in der großen Schlacht tapfer und erfolgreich an seiner Seite gekämpft hatte, aber dennoch gab es immer noch genügend Idioten.

Kichernd wippte Luna vor und zurück. “Du klingst gerade wie der Professor. Nein, wie niedlich.”

  Schmunzelnd verdrehte Harry die Augen. “Na los komm mit, wir sagen den Elfen Bescheid, dass du auch mit isst. Dann freuen sie sich, weil endlich jemand ihr Essen richtig genießen und gebrauchen kann.”

Gut gelaunt harkte sich Luna bei ihm ein. “Wie funktioniert das eigentlich genau bei euch? Ich habe dich ja schon ganz normale Sachen essen sehen.”

“Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Wird wohl irgendwie zersetzt und löst sich ungenutzt in Nichts auf. Aber bitte, frag Lucius nicht danach, denn dann kommt der nur wieder mit Gruselstorys über alte, fiese Experimente um die Ecke.”

“Dann lass mich dir erzählen, was Nargel und Co momentan in Hogwarts treiben, die sind nämlich reichlich aktiv.”

  Und das tat die kleine Ravenclaw dann auch mit aufgeregter Stimme. Auch beim Frühstück, bei dem sich Lucius zu ihnen gesellte, erzählte Luna munter weiter. Band sogar den Hausherr mit ein, welcher nicht einmal den Eindruck machte, als wenn er Luna für verrückt hielt. Darüber war Harry sehr glücklich und dankbar.
 

  Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich für den Moment von Lucius verabschieden musste. Ein wenig planlos darüber, was er sagen sollte - was die richtigen Worte waren um den Dank auszudrücken - stand er vor Lucius und nestelte an seinem Shirt herum. Es war plötzlich, als wenn er wieder Kind war. Weg war der selbstsichere junge Vampir und Held der magischen Welt.

“Also … ähm …”

  Weiter kam er jedoch nicht, da nahm ihn der Ältere plötzlich in den Arm. “Es war schön dich hier zu haben. Du hast mir einiges zum Nachdenken gegeben und gezeigt, dass ich etwas ändern muss, wenn ich Draco nicht komplett verlieren will. Fortschritte für die Vampire sind genauso wenig alles, wie das Manor. Daher danke ich dir.” Noch einmal drückte Lucius ihn, ehe er sich wieder löste.

“Aber … Lucius ich hab doch …”, versuchte Harry zu intervenieren, hielt jedoch inne, als der Blonde den Kopf schüttelte.

“Nein, Harry, nimm es einfach an. Du magst es nicht bewusst getan haben, aber das Resultat zählt. Du magst in einer Kriese gesteckt haben als du hier ankamst, aber irgendwie hättest du diese nur mit Severus zusammen bewältigt. Ihr beiden seid ganz spezielle und besondere Persönlichkeiten. Zusammen schafft ihr eine Menge, wenn auch vielleicht mit einigen Turbulenzen. Ich bin nur ein Bonus des Schicksals, wenn du so willst. Eine Abkürzung.Somit hast du mir mehr gegeben, als ich dir.” Sanft, aber eindringlich, lag der Blick auf ihm.

  Harry war überfordert, wollte widersprechen und wusste doch, dass es das hier nicht besser machte. Er würde nur die friedliche Stimmung ruinieren und Lucius eventuell wütend machen. Daher kniff er die Lippen zusammen und tat das Einzige, was ihm übrig blieb: Er umarmte Lucius ebenfalls. “Danke für alles. Danke, das du mir eine Abkürzung gezeigt hast, wie ich mit mir klar komme.” Glücklich bemerkte er wie der Ältere ebenfalls erneut die Arme um ihn legte.

Einen Moment standen die Vampire schweigend in der Umarmung gefangen, ehe Lucius sich daran erinnerte, dass sie nicht alleine waren.

   Räuspernd löste der Mann sich von ihm und trat zwei Schritte zurück. “Ich denke, ihr solltet jetzt gehen. Ihr werdet in Hogwarts sicher schon sehnlichst erwartet.” Ein sanftes Lächeln war auf den reinblütigen Lippen zu sehen.

“Ich passe gut auf den kleinen Blutsauger auf, versprochen”, klingte sich Luna in das Gespräch ein und harkte sich bei Harry ein.

“Draco und ich kommen dich besuchen, versprochen.”

“Und ich komm mit, schließlich will ich unser Pony besuchen”, kam es verträumt von Luna, welche ebenfalls einen Narren an dem alten Pony gefressen hatte.

“Ihr seid hier jederzeit willkommen. Und jetzt macht euch endlich auf den Weg, sonst kommt gleich noch einer durch den Kamin und zieht euch an den Ohren zurück.”

Das jeder von ihnen dabei an Severus dachte, konnte man in den drei Gesichtern ablesen.

“Sag mal meine kleine Fledermaus, wollen wir nicht mit Seidenschnabel reisen? Wie ich eben gesehen habe, steht er nämlich auf der Terrasse und scheint gewillt mitzukommen.”

“Wie der Herr, so das Gescherr”, kommentierte Lucius lachend das Verhalten des Hippogreifs.

Nun war es Harry der breit grinste. “Na dann, fliegen wir wohl nach Hogwarts. Solange wir nicht wieder in der Peitschenden Weide landen, bin ich dabei.”

  Und so kam es das die beiden besten Freunde auf dem sehr stolzen Seidenschnabel nach Hogwarts zurückkehrten, während Lucius via Kamin dort nicht nur Bescheid gab, sondern auch Harrys Gepäck hinschickte.
 

  “Es ist ein seltsames Gefühl wieder hier zu sein”, gestand Harry während er an Seidenschnabel lehnte und den Blick über Hogwarts und dessen Ländereien schweifen ließ. Sie waren auf der Weide an Hagrids Hütte gelandet. “Ich war ja nicht lange weg, aber es kommt mir so vor. Irgendwie war ich zuletzt ‘richtig hier’, bevor wir zur Horkrux Suche aufbrachen. Danach … war alles anders.”

“Der Kampf hat vieles verändert. Die Zeit heilt nicht alle Wunden und verändert manche so gravierenden, dass sie andere Menschen werden.”

Harry gab nur ein zustimmendes Grummeln von sich, ehe er sich nochmal zu Seidenschnabel herum drehte.

  “Also mein Guter, wenn du willst kannst du hier bleiben. Ich denke nicht, dass Hagrid diese Weide irgendwie anders nutzt. Du kannst auch jederzeit zu Lucius fliegen und den ein bisschen ärgern, nur pass bitte auf wenn du in den Verbotenen Wald gehst.”

Pikiert schnaubend plusterte sich Seidenschnabel auf und stampfte mit einem Vorderbein auf.

Lachend tätschelte Harry dem Wesen den Hals. “Schon gut. Tut mir leid, natürlich ist der Wald für ein Wesen wie dich keine Gefahr. Die da drinnen sollten sich vor dir in Acht nehmen.”

Stolz reckte Gelobter den Kopf in die Luft. Gedanklich schüttelte der junge Vampir den Kopf über die Eitelkeit des Hippogreifs. “Aber dennoch sei vorsichtig und mach den Bösen da drinne das Leben schwer.”

Wieder versöhnt gurrte Seidenschnabel, rieb den Schnabel an Harrys Wange und wandte sich ab um mit wenigen Galoppsprüngen im Wald zu verschwinden.

   “Ihm wird schon nichts passieren. Er ist klug, stark und keiner der sich leichtsinnig mit jemanden anlegt.” Behutsam legte Luna ihm eine Hand auf die Schulter. “Na los, lass uns rein gehen. Die Direktorin und dein Professor erwarten uns bestimmt schon. ”

“Hmm”, seufzte Angesprochener und ließ sich von Luna ins Schloss führen. Klar hatte Luna Recht mit der Beschreibung des Hippogreif. Aber vor seiner Flucht nach Malfoy Manor hatte Hagrid ihm erzählt, dass der Verbotene Wald momentan einem Bombarda glich. Einem Bombarda der kurz vor der Implusion stand, einfach weil die Hierarchie und Ökologie dort seit dem Finalkampf gestört war.
 

  “Mister Potter, es ist schön Sie wieder wohlbehalten hier zu haben. Hogwarts ist nicht Hogwarts, wenn Sie nicht hier sind.” Freundlich lächelnd drückte die Direktorin die Hand des Jungen Vampirs. “Nehmen Sie Platz und Sie auch, Miss Lovegood.” Auf zwei Stühle zeigend, schritt die Frau hinter den Schreibtisch und setzte sich ebenfalls.

“Ich freue mich auch wieder hier zu sein, Professor, äh Direktorin. Daran muss ich mich wohl echt noch gewöhnen.”

 “Keine Sorge Mister Potter, da geht es nicht nur Ihnen so. Nun, lassen Sie uns über etwas wichtigeres sprechen. Eigentlich wollte ich dies im Beisein von Severus tun, jedoch ist er noch wegen einem Zwischenfall verhindert. Er bat mich sie schonmal in die weiteren Vorgänge einzuweihen, da er diese mit mir zusammen entwickelte.”

Irritiert blickten die beiden Schüler sich an. Was ging hier vor und gehörte es zum Direktorenposten nebulös zu sprechen? Lange mussten sie nicht unwissend bleiben.

   “Für alle hier im Raum ist es weder ein Geheimnis, dass Sie ein Vampir sind, noch dass es im Haus Gryffindor Unstimmigkeiten gibt. Ich kann dies so nicht dulden und ja, bevor sie intervenieren, Sie bekommen einen Sonderstatus von mir. Nicht weil Voldemort durch Ihren Einsatz vom Erdboden getilgt wurde, sondern weil sie ein ganz besonderer Mensch sind. Sie sind mehr als nur der Held der magischen Welt und nur deswegen habe ich den Vorschlägen zugestimmt. Das mit Gryffindor habe ich bereits in die Wege geleitet, die Unruhestifter stehen unter Beobachtung. Dieses Haus ist nicht mehr das, was es einmal war.”

    “Ähm, Prof … Direktorin, entschuldigen Sie, aber ich verstehe gerade wirklich nur Bahnhof. Ich meine, ich weiß was mit den Unstimmigkeiten gemeint ist … wobei ich es eher als Mobbing und Hetze ansehe. Dazu Bestrafung der Falschen ...” Es war eine Spitze gegen den Umgang der Direktorin und sämtlichen Lehrern in Bezug auf dieses Thema, welche er sich nicht verkneifen konnte.

“Ja … nun auf jeden Fall sind Sie jetzt wieder hier”, versuchte die Ältere erneut auf das ursprüngliche Thema zu kommen. Man sah ihr deutlich an, dass ihr das von Harry angesprochene Thema unbehaglich war. Für den Moment war der Junge gewillt es dabei zu belassen und nickte McGonagall zu.

    “Severus hat mich über die Gründe ihrer Abwesenheit unterrichtet.”

Verkniffen presste der Vampir die Lippen zusammen.

“Ich denke, dass er mir nicht alles erzählt hat, aber doch, dass Sie Zeit benötigten um sich selbst zu finden. Um mit dem Krieg und den Folgen davon Frieden zu schließen.”

Das Gefühl des Verrats in Harry ebbte ab. Eine gute Umschreibung.

“Wieder einmal haben Sie uns auf ein Thema aufmerksam gemacht, welches wir nicht genügend bedacht und beachtet haben …” Der Blick der Älteren schweifte ab, ehe sie sich mit einem energisches Kopfschütteln selbst aus den Gedanken holte. “Nun, bevor ich wieder abschweife, komme ich auf den Punkt. Ehe Sie wieder in eine Krise geraten und dann etwas unwiderrufliches anstellen, werden Sie in den Keller ziehen. Professor Snape ist ihr direkter Ansprechpartner und wenn man es so nennen will, Babysitter. Sie und auch Miss Lovegood bekommen von mir mehr oder weniger einen Freifahrtschein, da ich Ihnen beiden vollkommen vertraue.”

Baff blickten die beiden Schüler sich an, ehe sie synchron die Köpfe in Richtung Direktorin drehten und diese angafften, als wären sie Mondkälber. War das ein Scherz? Wusste Severus von der Babysitter Titulierung?

Ein leises Glucksen entwich der Dame. “Dies bedeutet für Sie, dass Sie sich nicht zwingend an die Ruhe-und Sperrzeiten halten müssen. Zu dem können Sie jederzeit kommen und gehen, sind also nicht gezwungen die ganze Zeit hier zu wohnen. Weiter haben Sie die Befugnis auch unter der Woche nach Hogsmead zu gehen.”

 

 Erstaunte und freudige Laute entwichen den Schülern. Doch McGonagall wusste sie erfolgreich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

“Das gilt jedoch nur solange ...”, streng blickte McGonagall zwischen ihnen hin und her. “Nur solange, wie Sie beide sich an die anderen Regeln der Schule halten, keinen Ärger provozieren und fleißig lernen. Schlagen Sie über die Stränge, sind alle Privilegien verschwunden und Sie putzen sämtliche Rüstungen. Mit der Hand und bis diese sagen, dass es ihnen reicht.”

   Das war beinahe eine der härtesten Strafen, welche von Lehrern verhängt wurde. Anders als die Kessel, konnte sich die ein oder andere Rüstung dagegen nämlich ‘wehren’ oder immer wieder ein Fleckchen finden, wo es angeblich noch vor Dreck juckte. Man wurde nie wirklich fertig.

Zeit diese ganzen Informationen wirklich zu verarbeiten und auch zu hinterfragen, bekamen die beiden nicht, da die Direktorin schon fortfuhr. “Miss Lovegood, auch Sie haben die Wahl. Der neue Wohnbereich von Mister Potter ist theoretisch für zwei Personen ausgelegt.”

Mehr musste die Lehrerin nicht sagen, da hatte Luna schon, nachdem Harry zustimmend genickt hatte, Winky gerufen und diese gebeten ihre Sachen ihre neue Wohnung zu bringen. Nur zu gerne war die breit grinsende Elfe dem nachgekommen.

“Aber … ich wohne nicht bei Severus?” Es gelang ihm nicht den Funken Enttäuschung aus der Stimme zu halten. Insgeheim hatte er sich schon in Tagträumen verloren.

Schmunzelnd schüttelte Minerva den Kopf. “Seine Wohnung ist langfristig nicht groß genug und kann leider auch nicht weiter vergrößert werden. Wenn Sie ihn jedoch dazu bringen, sein streng gehütetes Labor oder einen der anderen ach so wichtigen Räume aufzugeben …”

Lachend winkte Harry ab. “Eher friert die Hölle zu. Nein, so ist es schon gut und ich glaube, Luna und ich kriegen das ganz gut da unten hin.”

  “Wie oft wir wohl falsch abbiegen, wenn wir schlafen gehen wollen? Welche Vorhänge soll ich denn aufhängen? Wenn ich einen Niffler finde ...” Vor sich hinbrabbelnd tauchte Luna in ihre eigene Welt ab und Harry schüttelte schmunzelnd den Kopf.

“Gibt es sonst noch etwas, Direktorin oder können wir gehen?”

“Die Jugend, so ungeduldig. Nein, Mister Potter, Sie können gehen. Über den Unterricht und all dieses wird Severus Sie aufklären. Das macht er bestimmt gerne.” Ein seltsames Grinsen erschien auf dem Gesicht der Frau.

“Ähm … danke.”

“Gerne. Gehen Sie und wenn Sie dazu kommen, grüßen Sie Severus von mir.”

Unruhig erhob Harry sich. Er war neugierig. Neugierig auf die neue Wohnung. Neugierig was Severus dazu sagte, dass sie Nachbarn waren und ja, er war auch voller Sehnsucht den Werwolf wieder zu sehen. So kurz sie sich nicht gesehen hatten, so sehr fehlte ihm der Mann dennoch.

“Danke für alles”, brachte er noch strahlend über die Lippen, ehe er Luna kurzerhand einfach Huckepack nahm und mit seiner besten Freundin aus dem Büro trat. Trabte war wohl der bessere Begriff. Ehe die Tür sich wieder hinter ihnen schloss, hörte er noch das lauthalse Lachen der Direktorin.
 

Kinder und Teenager in einem Internat glichen einem neugierigen Bienenschwarm. Es war beinahe so als wenn sie nicht nur ein paar, sondern sämtliche Schüler auf ihrem Weg in den Keller trafen. Warum musste auch gerade Raumwechsel sein? Dauernd traf er auf jemanden der sich wunderte und freute, dass Harry wieder da war. Sich wunderte, dass Harry Luna auf dem Rücken trug oder sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen konnte. Junge Gryffindors, die er enttäuscht hinter sich ließ, nachdem er ihnen mitteilte nicht mehr im Turm zu wohnen.

Immerhin waren ihm die Menschen erspart geblieben, welche er am wenigsten sehen wollte: Ron und sein verwirrter, gehässiger Mob. Dafür erwartete Sie ein ungeduldiger Draco an der Treppe, welche von der Empfangshalle hinab in den Slytherinbereich führte.

   “Na endlich. Wo bleibst du denn?”

“Spar dir deinen finsteren Blick, der zieht bei mir nicht, Dray.” Lieblich klimperte Harry den Blonden an.

“Hälst du wohl die Klappe, du Nachwuchsfledermaus! Los runter jetzt und sag bloß nichts falsches, sonst …”

“Sonst? Wollen wir das in einem guten alten Duell ausfechten?” Grinsend rempelte Harry seinen Freund so gut es ging an. Immerhin trug er immer noch Luna.

“Aber nur, wenn du deinen menschlichen Rucksack ablegst? Hast du der was gegeben oder warum ist die so drauf?” Skeptisch zog Draco eine Augenbraue hoch und musterte die verträumte Luna.

“Nope. Sie ist gerade einfach nur faul. Stimmts Lunchen?” Vorsichtig drückte er Lunas Beine, welche leise kicherte.

“Auf dem Rücken der Hogwartsfledermaus in den Keller. Welch Dramatik.”

“Ihr habt sie doch beide nicht mehr alle”, kam es kichernd von Draco. “Lunchen? Ernsthaft jetzt, Harry?”

“Grünauge hat kein Händchen für Spitznamen”, unterstützte Luna den Slytherin, während sie von Harrys Rücken kletterte.

Anscheinend hatte der Blonde nicht damit gerechnet. Harry sah den kurzen Ausdruck von Verwirrung auf dem blassen Gesicht.

“Warum ist sie eigentlich mit hier unten?”

Luna überging einfach, dass Draco in der dritten Person über sie sprach, als wäre sie nicht anwesend. “Ich wohne jetzt auch hier unten.”

   “So, tun Sie das?”

Alle drei Schüler zuckten zusammen und blickten zu Severus, welcher mit verschränkten Armen an der Wand, neben einer Tür, lehnte. An dieser Tür entdeckte Harry die Initialen H.J.P und L.L.

“Das ist es also?” Sprach die einzige Frau der Runde, schnappte sich die Hand Dracos und verschwand mit dem absolut überrumpelten Jungen in der neuen Unterkunft.

Zurück blieben, ein wenig verloren wirkend, Werwolf und Vampir.
 

“Hast du also endlich wieder den Weg nach Hogwarts gefunden …” Es war Severus, welcher als erstes das eingetretene Schweigen brach, sich löste und auf den jungen Vampir zutrat.

Jener fühlte sich plötzlich so nervös wie zum Zeitpunkt seiner kindischen Schwärmerei für Cho Chang. Nein, das hier war schlimmer.

“Hi”, brachte er trocken hervor und grinste Severus von unten herauf an.

Ein leichtes Schmunzeln tauchte auf den Lippen des Lehrers auf. “Es ist schön, dich wieder hier zu haben”, gestand der ältere und legte Harry eine Hand auf die Schulter.

  So harmlos und behutsam diese Geste auch war, so sehr brachte sie den Haufen Insekten in Harrys Magen in Wallung.

“Haben wir das Sprechen verlernt, oder bringt dich mein Antlitz in diese Situation?” Lasziv wackelte Severus mit den Augenbrauen.

Innerlich puterrot, plusterte Harry die Wangen auf. Ja, Severus' ‘Antlitz’ - was für ein komisches Wort, das klang eher nach einer Krankheit - war sehr ansprechend. Ansprechend und perfekt für Tagträume sowie Nachtfantasien.

“Haha, du Witzbold.” Kurz funkelte er den Wolf finster an, ehe er dafür sorgte, dass dem Mann alles aus dem Gesicht fiel. Er trat einfach nach vorne und umarmte Severus. “Ich freu mich auch, wieder hier zu sein. In Hogwarts. Bei dir”, murmelte er in den nach Kräutern und Essenzen duftenden Umhang.

Brummend und ein wenig steif, erwiderte der Werwolf die Geste und murmelt irgendwas von “Überraschung gut”.

  Lautes Polter aus der neuen Schülerwohnung, ließ die beiden Wesen dorthin blicken. Dadurch dass die Tür nur angelehnt war, konnte das erneute dumpfe Poltern sowie Dracos Motzen zu ihnen auf den dunklen Flur gelangen.

Seufzend löste Severus sich von ihm und Harry ließ den Älteren nur ungern los, aber auch er wollte wissen was da drinnen los war … und dann beide zusammenstauchen, da sie den Moment zerstört hatten!

“Blödis”, motzte er mit einem leichten Fauchen, stapfte an dem Professor vorbei und öffnete die Tür so energisch, dass sie knallend an die Wand dahinter schlug.

  “Was macht …”, abrupt blieb er stehen. Musste einen Moment verwirrt blinzeln, ehe Severus eloquent formulierte, was sein Hirn nicht hinbekam.

“Was bei Merlins Seidenstrümpfen macht ihr beiden da?”

Eine gute Frage, wenn man bedachte, dass Draco auf einem Sitzsack saß, Luna breitbeinig auf dessen Schoß, während sie Dracos Kopf hin und her drehte.

“Hil … fe”, kam es von dem Blonden.

“Miss Lovegood, stehen Sie augenblicklich auf!”, befahl Severus streng, doch von dem Mädchen kam keine Reaktion.   

  Harry hatte seine beste Freundin schon einmal so erlebt. Irgendwie hatte er sie, wenn auch nach einigem zureden und abwarten, aus dieser seltsamen Trance bekommen. Strenge und Strafe, so vermutete er, brachten da gar nichts. Langsam trat er zu den beiden und ging neben Luna in die Hocke. Die quatschenden Slytherins vollkommend ignorierend.

“Hey Kleines. Was ist da?” Seine Stimme war sanft und leise wie ein Windhauch.

Doch es zeigte Wirkung bei der blonden Ravenclaw. “Schau … ein Diddikus. Ist er nicht niedlich?”

“Ich fürchte, er hat Angst vor mir. Scheint ein Meister der Tarnung zu sein.”

Leise kichernd strich Luna über Dracos Haare, welcher unruhig quietschte und den Kopf versuchte wegzuziehen.

“Eine kleine Maus mit Stacheln. Sie zeigt sich nur zu Zeiten großer Veränderungen. Vor allem bei dem Bezug neuer Wohnungen oder Häuser. Sie können dein Freund, oder Feind sein. Ist es ein gutes Zeichen, dass ich eine sehe?”

“Vielleicht stellen wir ihr eine Schale mit Essen hin? Was hälst du davon?” Behutsam nahm er Lunas Hand in die eigene und hinderte diese somit darin, Dracos Haare noch weiter in Unordnung zu bringen.

Mit einem seligen Grinsen drehte Luna den Kopf zu Harry herum. “Sie mag Nüsse.”

Harry, der froh war zu seiner besten Freundin durchgedrungen zu sein, erwiderte das Lächeln, hob Luna kurzerhand einfach von Draco herunter und führte sie in die Küche.

   Mit einrichten, ausstatten, kochen mit Winky und einem Spaziergang vertrieben sie sich die Zeit, während die anderen beiden dem normalen Hogwartsalltag nachgingen.
 

Am Abend saß er mit Severus und Draco in der Lehrerwohnung. Blut, Wein und Butterbier waren dabei die Getränke ihrer Wahl.

Luna war alleine in der neuen Wohnung zurückgeblieben, ruhig gestellt durch einen von Severus' Tränken und mit einem Überwachungszauber lag sie in ihrem Bett.

“Sobald du wieder hier bist, ist gleich wieder viel mehr Trubel. Kannst du mir erklären, was da vorhin los war?”, sprengte Severus die Aufzählung Dracos über den neusten Klatsch und Tratsch in Hogwart.

Seufzend fuhr sich Harry mit der freien Hand durch die Haare, trank noch ein Schluck und stellte das Glas dann auf den Tisch.

  “Das, was ihr da vorhin erlebt habt, war eine von Lunas Attacken.”

“Attacke? Ist sie nicht immer so, dass sie von irgendwelchen komischen Viechern spricht? Viecher von denen noch niemand gehört hat und die auch kein Mensch ausser sie sieht?”, erkundigte sich Draco skeptisch.

Langsam nickte der Vampir, ehe er den Kopf schüttelte. “Ja und nein. Ja, sie sieht die Welt wohl schon immer anders. Voller Schlickschlupfe und Lenkpflaumen und weiß der Geier was noch. Ich kann weder beweisen dass sie Recht hat, noch dass sie sich alles nur einbildet. Auch das sie wegträumt und nicht anwesend wirkt, ist für sie noch relativ normal.”

“Vorhin … so habe ich Miss Lovegood wirklich noch nie erlebt”, stimmte auch der Professor nachdenklich zu. “Darum habe ich ihr auch den Trank verabreicht.”

“Ja, ich glaube das war auch ganz richtig. Diese Attacken hat sie immer wieder. Mal im normalen Ausmaß, manchmal tut sie auch nur so. In solch einem Ausmaß habe ich es bisher nur einmal erlebt. Es war so skurril, weil ich hinter ihr her gerannt bin. Quer durch Muggellondon weil sie der Meinung war, dass dort irgendwo ein Rosiesprite wäre. Ich hab keine Ahnung was es ist oder war. Als ich sie endlich zu fassen gekriegt habe, habe ich sie geschockt, in eine dunkle Gasse gezogen und bin nach Hause appariert. Das war, bevor sie erfuhr, dass ich ein Vampir bin und ich selbst noch mit mir kämpfte.”

“Die kriegt dabei überhaupt nicht mit, was um sie herum passiert, kann das sein?”, wollte Draco wissen.

“Das glaube ich auch. Ich weiß nichtmal, ob sie sich richtig daran erinnert. Letztes Mal hat sie es zwar versucht zu vertuschen, aber … ach keine Ahnung.” Ratlos zuckte Harry mit den Schultern.

“Aber du bist heute zu ihr durchgedrungen. Ich habe euch und vor allem die kleine Ravenclaw ganz genau beobachtet. Ihr Blick war … konfus. Leer und doch wild. Riesige Pupillen und sie hat kaum gezwinkert. Als sie dich erkannt hat, kam wieder Leben in sie. Der Ausdruck war friedlich, beinahe verträumt. Also für sie normal.” Grübelnd tippte sich Severus ans Kinn.

Auch wenn es unpassend war, Harry musste feststellen dass der Mann grübelnd ziemlich sexy aussah. Dumme Teenager Hormone!

  “Ähm ja, wie gesagt, ich hab es jetzt auch erst zum zweiten Mal mitbekommen. Aber ich schiebe es auf PTBS.”

“PT … was?”, kam es wenig sinnreich von Draco.

Nun war es an Severus zu seufzen und in den Lehrer-Modus zu verfallen. “PTBS oder umgangssprachlich Post-traumatische- Belastungsstörung ist eine Erkrankung, der Psyche. Sie wird durch schwerwiegende Traumata ausgelöst. Es ist sehr gut möglich, dass diese Zustände PTBS und Kriegsbedingt verstärkt wurden. Jedoch glaube ich, dass es bei Luna tiefer geht. Nur um mal ganz direkt zu sein.”

Neugierig lehnte sich Harry näher. Da er neben Severus saß, lag er bald auf dessen Schoß wenn er so weiter machte.

Der Professor in Severus' Herzen genoß es geradezu, dass er solch eine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich liegen hatte, das sah Harry ganz deutlich. Dennoch stupste er den Mann an weiterzureden.

“Eine PTBS gibt es in zwei Typen. Einmalig mit kurzer Dauer oder eben öfter und länger. Definitiv hat Luna, wenn überhaupt, den zweiten Typ.” Nun drehte sich der Lehrer-Werwolf zu Harry herum. “Hat sie manchmal Flashbacks, Albträume oder Dejavue? Vermeidet sie Dinge oder Orte? Ist gefühllos beziehungsweise gleichgültig? Schlafstörungen allgemein? Reizbar? Schreckhafter?”

“Ähm …” Ratlos kratzte Harry sich am Hinterkopf. “Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so wirklich … Wisst ihr, wir sind zwar schon seit meinem fünften Schuljahr befreundet, aber jetzt ist die Zeit des engsten Kontakts. All der Scheiß aus Horkrux Suche mit Dumbledore, mein Spezialtraining, dann unsere Flucht um die Horkruxe zu dritt zu finden und zu zerstören. Schließlich der Finalkampf und alles was es mit sich brachte. Erst vor kurzem haben Luna und ich uns richtig ausgesprochen und die gute, tiefe und vertraute aber nie wirklich enge Freundschaft wieder aufleben zu lassen.

Ich weiß also nicht ob sie Schlafstörungen hat und eigentlich ist sie wie immer. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, sucht seltsame Wesen und gibt irgendwelche Halbweisheiten zum besten, wenn sie nicht gerade einfach nur den Augenblick genießt. Ich bin letztendlich einfach froh, dass nicht alle meine alten DA Leute so verbohrt und dumm wie Ron sind.”

“Onkel Severus, du willst doch auf irgendwas hinaus.”

“Hmm … ja, das will ich wohl. Aber das ist etwas, was ich mit Miss … mit Luna selber, unter vier Augen besprechen sollte.”

Skeptisch zog Harry die Augenbrauen hoch.

“Keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Wir sollten nur vorerst sicher gehen, dass sie nicht allzuviel Neues über sich ergehen lassen muss. Denn auch dass kann sie in so einen Zustand versetzen. Wenn ich richtig liege, ist es ein Schutzmechanismus ihrer Psyche. Aber wie gesagt, das weitere bespreche ich vorerst mit ihr selber und nicht mit euch neugierigen Gören.”

  “In Ordnung, Onkel.” Mürrisch warf Draco sich gegen die Rückenlehne. “Was denn? Jetzt guckt nicht so. Ja, ich bocke wie ein Kleinkind, das braucht ihr mir nicht sagen. Aber wir fangen hier so ein Thema an und dann als es wirklich spannend wird … SCHLUSS.”

Harry konnte den Blonden durchaus verstehen. Er wollte auch nur zu gerne wissen, was Severus bezüglich Luna im Kopf herum ging. Aber der Mann hatte wohl recht damit, zuerst mit Luna zu sprechen. Auch wenn Harry Luna als sehr wichtige Person ansah, war es doch etwas sehr, sehr intimes und privates über die Psyche zu sprechen. Das wusste er nur zu genau. “Wenn ich irgendwie helfen kann, sag einfach bescheid.”
 

Dankbar lächelnd nahm Severus seine Hand und drückte sie sanft. “Du bist uns allen schon eine große Hilfe, wenn du einfach für Luna da bist. Du hast einen guten Einfluss auf sie und sie vertraut dir. Sie hängt an dir. Für uns alle, ist deine reine Existenz schon eine Hilfe.”

    Wenn Severus nicht augenblicklich aufhörte, bekam Harry noch Schnappatmung. Ok, konnte er nicht wirklich bekommen. Beziehungsweise schon, aber er brauchte den Sauerstoff nicht zum Überleben und damit war hyperventilieren kein Problem. Aber gefühlt, da hyperventilierte er gleich garantiert. Merlin, was dachte er eigentlich für einen Quatsch? Der Typ vor ihm brachte ihn einfach dauernd um sämtliche Sinne! Wie, bei allen je bekannten Gottheiten sämtlicher Welten, sollte er auch nur einen Moment ruhig, cool und souverän wirken, wenn Severus ihn mit diesen dunklen, sanften und doch feurig-lebendigen Augen ansah. Augen, in denen Harry meinte so viel zu sehen. So viel positives ihm gegenüber.

“Ich werde immer für Luna da sein. Ich werde für alle die mir wichtig sind da sein. Hilfst du mir dabei, dass ich mich dabei nicht wieder selbst verliere?” Erwartungsvoll blickte er sein gegenüber an. Sein eigenes Herz schlug ihm eindeutig bis zum Hals und bei Severus war es nicht anders. Vorsichtig legte Harry seine rechte Hand auf den kräftigen Leben spendenen Muskel seines Gegenüber. Das schnelle Klopfen fachte Harrys Hunger an. Es war berauschend!

Stumm ließ der Professor dies über sich geschehen, ehe er plötzlich stutze und langsam eine Hand über Harrys Herz platzierte.

“Was …”, brachte der Werwolf mit trockenen Lippen leise hervor.

“Nur wegen dir, schlägt mein Herz.” Und als er dies sagte, spürte er das Stolpern von Severus’ Herzschlag und das glückliche purzeln des Insektenschwarms in seinem Magen.

    Laute Würgegeräusche zerbrachen diesen seltsamen und doch besonders schönen Moment zwischen den beiden Wesen. Erschrocken fuhren sie auseinander und blickten zur Quelle des Geräusches.

“Boar … ernsthaft ihr zwei? Das ist wie ein Quidditchunfall. Wirklich … das ist so … ekelig schnulzig.” Rief der junge Slytherin aus und verschwand aus der Lehrerwohnung. Das Bier schwappte im Glas noch fröhlich vor sich hin und her, als die Tür laut hinter dem immer noch würgenden Draco zu fiel.

Einen Moment starrte Harry einfach nur hinterher, dann begann er zu kichern und schließlich lauthals zu lachen.
 

Severus brauchte einen Moment, um wieder richtig in der Realität anzukommen. Zu sehr hatte ihn dieser kurze, intime Moment mit Harry abgelenkt. Für diesen kurzen Augenblick, hatte er wieder einmal vergessen, was um ihn herum los war. Das sie nicht alleine waren. Es war so schrecklich-herrlich einfach, mit Harry die Welt auszublenden.

Danach hatte er so lange insgeheim gesucht. Den Menschen, der alles in ein anderes Licht tauchte und für mehr Frieden in seiner Seele sorgte.

Es war so skurril, dass es gerade Harry war, der dies in ihm auslöste. Aber er wusste, er wollte, und ganz egoistisch gesehen, brauchte er mehr solcher Momente. Es war wie eine Droge, wenn man sich in der Nähe des Jungen aufhielt und solche Dinge fühlte, die man seit Jahrzehnten vergessen hatte. Oder nie in solch einem Ausmaß erlebte. Er wusste, seine Chancen standen keineswegs schlecht bei dem Jungen und somit würde er nicht einfach aufgeben. Er wollte mehr. Von allem! Von Harry!

   Lächelnd blickte er zu dem Jungen der sich langsam wieder beruhigte.

“Meinst du, der traut sich nochmal mit uns alleine irgendwo hin?”

“Heißt das, du hast öfter vor bei mir zu sein?”, harkte der Lehrer nach.

“Klar, warum nicht? Es ist angenehm mit dir. Du forderst mich genau so, wie du mich bremst. Die Welt ist nur halb so schlimm.” Schief grinsend zuckte Harry mit den Schultern und nahm das Blutglas vom Tisch. Nun offensichtlich ein wenig beschämt, starrte Harry auf das Glas, während er es in den Händen drehte.

“Das freut mich. Mir geht es genau so”, flüsterte Severus und konnte den Impuls nicht unterdrücken, Harry über die Wange zu streichen. Die warme Kälte zu spüren, welche der Junge abgab. Innerlich machte er drei Kreuze, dass er nicht dem Wolf nachgab, welcher ihm vorschlug den Jungen einfach zu bespringen und zu markieren.

  “Lucius hat übrigens gesagt, dass das mit dem Beißen nur ein Problem ist, wenn du mich beißt. Sollten wir tunlichst vermeiden. Ich muss dich schon versuchen zu töten oder dein Herz herausreißen damit du davon überhaupt großartig was merkst. Aber da würde ich mir ja ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich das versuche. Also von daher …”

“Mooooment. Langsam und eins nach dem andern. Was heißt hier Problem?”, unterbrach er den plappernden Jungvampir.

Grübelnd legte Harry die Stirn in Falten. “Er hat was erzählt von wahnsinnigen Schmerzen und Tod. Letztendlich also nur Dinge die ich schon kenne.”

“Würdest du vielleicht mal aufhören abzulenken und zu verharmlosen? Warum sagst du mir das erst jetzt?”, aufgebracht fuhr er sich durch die Haare und rutschte unwillkürlich von dem Jüngeren weg. Wenn das so war … wenn er eine Gefahr für Harry war, dann …
 

Weiter kam er mit dem Gedanken nicht, denn plötzlich spürte er kalte Lippen auf den eigenen. Hände welche sich links und rechts auf seine Wangen legten. Noch ehe er richtig begriff und genießen konnte, was hier geschah, lösten sich die Lippen von seinen.

    “Was …”

“Severus, ich weiß du würdest mich niemals verletzen. Ich war auch geschockt, als Lucius es mir erzählt hat. Aber es ist mir egal. Denn wie gesagt, ich weiß du würdest mich nie ernsthaft oder willentlich verletzen. Ich weiß nicht, warum ich es gerade jetzt und nicht in einem besseren Moment gesagt habe, aber … aber ich habe über uns nachgedacht. Wohin das mit uns beiden führt und egal wie du dich entscheidest: Ich werde nicht dagegen sprechen.

Weder scheut mich unser Wesen, noch das Alter, noch Schüler oder Lehrer, noch das wir wie Materie und Antimaterie sind. Und wenn das hier mit uns, dieses komische hin und her weitergeht, weiß ich nicht, wie es wird. Ich habe über Werwölfe gelesen und weiß, dass da einiges über Beisen abläuft. Vielleicht ist es mir deswegen über die Lippen gekommen. Im Kopf war ich wohl schon einige Schritte weiter. Diese ganze Spannung zwischen uns, diese Anziehung, macht mich halb wahnsinnig und ich weiß, ganz unbemerkt geht das auch an dir nicht vorbei.”

  Eine Hand löste sich von der Wange und rutschte hinab auf Severus’ Herz.

“Ich mag dich … sehr und du, allein du auf dieser Welt, bringst mein totes Herz wieder zum Schlagen.” Aus sanften Augen blickte Harry ihn an. Schien nach irgendetwas zu suchen.

Als der Wer-Mensch es nach mehreren Atemzüge immer noch nicht geschafft hatte den Buchstabensalat in seinem Kopf zu richtigen Wörtern und Sätzen zu formulieren, spürte er voller entsetzen, wie sich Harry von ihm zurückzog. Nicht nur körperlich, denn er sah die Enttäuschung, ehe die Maske der Neutralität Platz auf dem jungen Gesicht nahm.

“Ich … ich geh mal nach Luna sehen”, murmelte der Vampir, stellte sein Glas ab und erhob sich langsam.

   Das hier lief so falsch! Aber Severus wusste, er durfte Harry jetzt nicht einfach gehen lassen! Egal ob er sich dabei eventuell bis auf die Knochen blamierte!

“Gute Nacht, Severus.”

Ehe er wusste, was er tat, war er aufgesprungen und vor Harry gesprungen, welcher gerade die Wohnungstür öffnen wollte.
 

“Du bleibst hier!”

“Severus …”

“Nein, Kleiner. Jetzt bin ich mit reden an der Reihe.” Entschlossen starrte er den jungen Vampir an.

“Du kannst mir das alles nicht einfach vor den Kopf werfen, mich einfach küssen und dann abhauen wollen. Nicht mit mir, mein Freund!”

“Ich wollte nicht …”

  Schnell legte Severus den Zeigefinger auf Harrys Mund. “Bist du jetzt wohl mal still und hörst dir an, was ich zu sagen habe?”

Zögerlich nickte Gefragter und so entfernte er seinen Finger.

“Es hat mich einfach nur erschreckt, das mit dem Beißen. Vor allem, weil ich noch so lapidar gewitzelt habe dich zu beißen. Was wenn ich es wirklich gemacht hätte? Mir wurde bewusst, dass ich einfach viel zu wenig über die Schattenseite WerwolfxVampir nachgedacht habe. Dies sollte ich aber wohl, denn, auch ich mag dich. Keine Ahnung wie ich es erklären soll, du kannst das besser, aber du bist nicht alleine. Schon seit deiner Schulzeit, ich glaube das erste Mal seit dem Turnier, sah ich dich mit anderen Augen. Ich habe deine Hartnäckigkeit bewundert. Während eurer Suche bin ich beinahe verrückt geworden. Habe jeden Tag damit gerechnet, deine Todesanzeige auf der Titelseite der Zeitung zu sehen oder gar bei deiner Ermordung live dabei sein zu müssen. Seit dem ich ein Werwolf wurde, ist es keineswegs besser geworden, denn jetzt zieht mich mein magisches Wesen auch noch in deine Richtung. Jetzt kann ich dagegen nicht mehr ankämpfen, dass ich dich … mag.”

Mit nur einem Schritten stand er direkt vor dem Jüngeren, blickte lächelnd auf diesen hinab und strich federleicht über die kühle Wange.

“Severus …”, hauchte dieser deutlich ergriffen.

“Ich bin es satt, mich zurück nehmen zu müssen und dennoch stolz darauf, meinem Wolf nicht direkt nachzugeben. Dann würde ich dich nämlich hier und jetzt bespringen.” Ein heiseres Knurren mischte sich in den Satz, während ihm die Fantasie Bilder sandte.

“Unser erstes Mal hätte ich dann doch lieber im Bett oder wenigstens auf der Couch”, schnurrte Harry mit hungrigem, leicht rötlichem Blick. Die Hände des Jungen hatten sich in Severus' Oberteil vergraben. Wann? Nicht wichtig!

Erneut entwich ihm ein Knurren, ein hungriges, und schon im nächsten Moment war Harry eingeklemmt zwischen ihm und der Tür.

“Ich habe ein Déjàvue.”

“Ach ja? Dann wollen wir es mal verschönern”, raunte Severus und presste seine Lippen auf Harrys.

    

Bei allen heiligen Trankzutaten, war das GUT! Die Nähe des Jungen war super, klar. Aber das hier war genial! Atemberaubend … unbeschreiblich, selbst mit allen Worten dieser Welt.

Harry, der längst nicht so lange wie er selbst brauchte um neue Situationen zu verarbeiten, stieg nicht weniger hungrig in den Kuss ein. Von sanft waren sie Lichtjahre entfernt, dass hier war der Abbau von hormonellen Spannungen der letzten Wochen. Von Fantasien welche sie Nachts gequält hatten und Blicken, die man sich zu geworfen hatte. Kleine, eigentlich unbedeutenden Berührungen, welche inzwischen ein großes Kribbeln am ganzen Körper geworden waren.

  Freudig und sehnsüchtig erwiderte er den Zungenkuss zu welchem Harry aufforderte und schob sich grollend noch näher.

Er wusste, wenn sie hier so weiter machten, mit dieser Mischung auf wildem Geknutsche und wandernden Fingern - mit dem aneinander reiben, dann gab es bald kein zurück mehr. Dann würde er dem Wolf nachgeben! Harry an Ort und Stelle bespringen und vögeln, bis sie Sterne sahen sowie ihre Namen vergaßen. Aber das, so sagte ihm der letzte, leise Teil seines Verstandes, war falsch. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, egal wie nötig es wohl beide hatten, wie Severus an der Beule in Harrys Hose bemerkte. Eine Tatsache, welche ihn sehr erfreute und auch ein wenig irrational stolz machte.
 

  Als Harry, vollkommen gefangen im Rausch des harten sexuellen Vorspiels, eine Hand Severus’ Bauch hinab fuhr, ließ er den Verstand siegen und hob den Kopf.

“Stop!”

Lautes Fauchen und knallrote Augen waren die Antwort.

“Ich will es auch, aber denk darüber nach, ob es wirklich der richtige Moment ist!”

“Ach halt die Klappe und leg mich einfach flach!”, grollte Harry und riss an der Lehrerkleidung.

Harrys Aufforderung ließ die Vernunft stark schwanken.

“Nein, warte. Hör mir erst zu.” Entschlossen packte er sich die eifrig zupfend und ziehenden Hände und hielt sie fest.

“Das ist nicht wie ich mir unser erstes Mal vorstelle. Aus dem Stehgreif und in solch einem Überfallkommando.”

“Du willst es auch, oder trägst du seit neustem Tränkephiolen oder deinen Zauberstab im Schritt?”, fauchte Harry, wurde jedoch urplötzlich handzahmer. “Das erste Mal zählen doch eh viele nicht … es ist nur Sex. Guter Sex, zwischen zwei Wesen die nicht so schnell an den Rand ihrer Ausdauer kommen. Stell dir nur all die Möglichkeiten vor”, gurrend rieb sich der Junge an ihm.

Wann hatte dieser Vampiraal denn ein Bein um ihn geschlungen? Bei allen Mächten!

  “Ich will aber, dass es etwas besonderes wird. Ich will mich an unser erstes Mal erinnern und es zählen, denn es soll der Beginn von vielen Malen sein. Ich mein es ernst, Harry. Als Paar sollte man jeden Sex als besonders ansehen.”

Und zack, stand der Junge auf beiden Beinen vor ihm und starrte ihn an. Ein Wimpernschlag, zwei …

“Gute Nacht, Severus”, flüsterte der Junge, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und entzog die Hände.

“Wie jetzt?”, kam es ihm baff über die Lippen.

“Du hast vollkommen Recht. Ich bin ein wenig meinen Vampirhormonen verfallen, entschuldige. Ähm … ich geh dann mal.” Plötzlich hatte der Vampir es ziemlich eilig aus der Wohnung zu verschwinden und schob Severus etwas weg.

“Du haust einfach ab?” Er konnte sich ein enttäuschtes und leicht wütendes Grollen nicht verkneifen.

Schnell wirbelte Harry herum und pikte ihm in die Brust. “Zwei Möglichkeiten. Entweder wir gehen jetzt und sofort ins Schlafzimmer und beenden gemeinsam was wir … du bei mir angerichtet hast”, dabei zeigte der Jüngere auf den Schritt in dem man immer noch eine große Beule sah, “Oder, ich gehe jetzt in meine Wohnung, belege sie mit Stillezauber und mache es mir selbst.”

   Und wieder nagten diese Worte stark an der Vernunft.

Nur langsam und mit zusammengebissenen Zähnen schaffte er es die Tür freizugeben, damit Harry hinaus huschen konnte.

“Bis morgen.”

Ein letzter Kuss auf dem Flur, ein schiefes Lächeln, dann war der Vampir aus seiner Wohnung verschwunden und Sekunden später in der eigenen.

   Es sah bestimmt reichlich grenzdebil aus, wie er hier auf dem Flur stand und immer wieder mit dem Zeigefinger über die Lippen strich. Kopfschüttelnd trat er wieder in seine Wohnung und schloss langsam die Tür.

   Jetzt würde er ein heißes Bad einlassen und es sich dort ebenfalls selbst machen. Mit dem, was eben passiert war und der Vorstellung, dass Harry jetzt ebenfalls an sich herum spielte … er sollte die eigenen Schutzzauber verstärken!

Ansprache

Was für eine Nacht!

Sein Verstand hatte noch in soweit funktioniert, dass er vor der Eroberung des Badezimmers nach Luna gesehen, ihr einen Kuss auf die Stirn gehaucht und die weg gestrampelte Decke hochgezogen hatte. Dann ging es schnellst möglich ins Bad um sich dem Problem zwischen den Beinen zu widmen.

Das Ergebnis war, dass er sich dabei so ausgepowert hatte, dass er vor lauter Hunger nur noch rot sah. Auch wenn sein Verstand nur noch Matsche war, war er doch so geistesgegenwärtig gewesen Winky zu rufen und um Blut zu bitten. Nur zu gern hatte die Elfe gleich einen Fünf Liter Eimer voll magisch gekühltem Blut gebracht und Harry hatte es bis zum Morgen komplett leer getrunken. Erschöpft, aber glücklich, war er am frühen Morgen unter die Dusche getreten und hatte sich Blut und Sperma vom Körper gewaschen. Heilfroh, dass Luna die ganze Nacht über geschlafen hatte und nicht auf Klo musste. So sollte sie…  sollte niemand ihn sehen, denn es war bestimmt ein verstörende Anblick. Doch wofür er sich früher geschämt hätte, das nahm er jetzt einfach hin. Er tat niemanden weh dabei und fühlte sich auch noch unglaublich gut danach.
 

“Du grinst wie Daddy, wenn er einen Beweis für ein magisches Wesen findet”, holte ihn Luna aus den Erinnerungen an die letzte Nacht.

“Ich hatte gestern ein Gespräch mit Severus. Wir waren sogar zu ekelig für Draco, der ist geflüchtet.” Grinsend steckte er sich eine Stück frische Blutwurst in den Mund. Sie hatten entschieden hier schon mal zu essen. In der Halle würden sie vor lauter Blicken und nervigen Fragen eh nicht dazu kommen.

“Das hätte ich gerne miterlebt”, kam es von der grinsenden Ravenclaw, die sich gerade über ein Brötchen mit japanischer, sehr süßer, Erdbeermarmelade hermachte. Ein Geschenk von Lucius der Lunas Vorliebe für süße Aufstriche bemerkt hatte.

Harry trank erst noch einen Schluck Kaffee, ehe er erneut zum Reden ansetzte.

   “Luna … weißt du was gestern los war?”

Nachdenklich legte Gefragte den Kopf zur Seite. “Ich weiß, dass wir zur neuen Wohnung gegangen sind und dann Draco sowie den Professor trafen.”

“Weißt du auch, was dann war?”

“Hmm … ich habe etwas gesehen?” Eine Frage, keine Aussage.

“Du hast den armen Draco vollkommen überfordert, indem du dich einfach auf seinen Schoß gesetzt hast und in seinem Gesicht sowie auf dem Kopf herum getascht hast”, klärte Harry seine Freundin auf. Konnte dabei allerdings nicht ganz den Schalk aus der Stimme halten. Dracos geschocktes Gesicht war einfach zu herrlich.

“Hmmm … nun wollen wir los zur Großen Halle?” Plötzlich sehr geschäftig erhob sich Luna und trug ihren Teller zur Spüle. Drehte ihm damit den Rücken zu.

Doch Harry hatte nicht vor so schnell aufzugeben. “Luna, du weißt dass du mit mir reden kannst, wenn dich irgendwas bedrückt? Du weißt dass ich nicht lache?” Ruhig erinnerte er die Blonde daran, während er dem Mädchen ihren Freiraum ließ und am Küchentisch sitzen blieb. Leider war er sehr schlecht darin, etwas anderes als panische Angst geruchlich war zu nehmen und somit war ihm dieser Sinn keine große Hilfe.

“Luna, ich weiß, dass du keine Ahnung hast was genau passiert ist. Erinnerst du dich daran, dass du mit mir die Küche eingeräumt hast und so?”

Stocksteif stand Luna an der Anrichte und folterte ein Küchenhandtuch mit den Händen.

“Du hast noch mit uns gegessen, geredet …”

“Der Trank war total ekelig. Dein Professor muss am Geschmack arbeiten”, vernahm Harry dank seines guten Gehörsinn.

   Langsam erhob sich der Vampir und trat ebenso langsam auf Luna zu, welche inzwischen mühsam zu versuchen schien, ein Zittern zu unterdrücken. Das sie irgendetwas quälte, dies sah ein Blinder und Harry zerriss es beinahe das Herz, die zarte, herzensgute Luna so zu sehen. Sanft legte er beide Hände auf die bebenden Schultern.

“Kleines, es ist ok. Hörst du? Du lachst, überspielst alles, aber du belügst nicht nur alle andere, sondern vor allem dich selbst. Wenn einer weiß, dass das nicht gut ist, dann ich. Auch dank deiner Hilfe habe ich verstanden, dass ich einfach mehr an mich denken muss. Das ich nicht immer nur der Strahlemann sein muss. Wenn ich dir also irgendwie helfen kann, scheu dich nicht zu fragen. Ok?”

Einen Augenblick geschah nichts, dann drehte sich die Kleinere erstaunlich schnell herum und warf sich Harry in die Arme. Ihre Tränen nässten sein Hemd, drangen bis auf seine Haut, doch es störte ihn nicht. Er ließ Luna einfach weinen, murmelte ihr verschiedenste Dinge zu und strich beruhigend über ihren Rücken. Harry wusste, weinen konnte helfen und heilen. Insgeheim fragte Harry sich, wie oft Luna schon alleine in ihrem Bett lag und Tränen vergoss, ohne das es jemand mitbekam. Mehr als das Beben und Zittern des Körpers sowie das Knirschen der zusammengepressten Zähne war nicht wahrzunehmen dabei.
 

   Irgendwann spürte Harry wie sich das gebrochene Bündel Mensch in seinen Armen beruhigte.

“Danke”, murmelte Luna an seiner Brust und Harry hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf.

“Gern geschehen.

“Meinst du, dein Professor gibt mir nochmal so einen Trank? So gut habe ich lange nicht geschlafen.”

“Wenn du vorher mit ihm sprichst, bestimmt. Er hat mich gestern versucht auszufragen, aber ich konnte ihm nicht sagen was er hören wollte. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht richtig gemerkt habe, dass es dir auch schlecht geht.” Erneut drückte er das Mädchen an sich und verpasste ihr noch eine Kuss auf den Schopf. “Sehr gerne würde ich ebenso für dich da sein, wie du für mich. Keiner wird es wagen, dich irgendwie zu nerven und wenn du irgendein neues Wesen siehst, dann sag mir einfach Bescheid. Dann können wir es gemeinsam erforschen. Brauche da ja eh deine Hilfe, denn mit Hippogreifen und Drachen komm ich klar, aber alles was kleiner ist....”

Kichernd schmiegte sich das Mädchen an ihn. “Wir kriegen das schon hin.”

“Wenn nicht wir, wer dann?”

Es waren die unausgesprochenen Versprechungen, welche den Moment besonders machten. Die beiden Leidgeplagten noch enger zusammenschweißte.
 

“Und Severus hat gesagt wir müssen das wirklich ertragen?”

Verkniffen lächelte Harry zu Luna hinab.

“Mit dieser Rede beim Frühstück will McGonagall wohl gleich sämtliche Gerüchte zerstören. Es irgendwie erklären, dass ich wieder da bin und vor allem dass ich im Keller wohne.”

“Ist vielleicht wirklich nicht verkehrt”, stimmte Luna zu. Wirkte allerdings trotzdem, als wenn sie gleich ohne Narkose alle Weisheitszähne gezogen bekam.

“Du kannst auch ohne mich reingehen und ich warte noch einen Moment. Oder halt anders herum.” Es war immerhin ein Versuch wert, Luna die Laune zu bessern.

“Und mir entgehen lassen, dass mir angedichtet wird eine Beziehung mit dir zu haben? Wenn die rauskriegen, dass wir zusammen wohnen …”

“... Dann gehen die Wettquoten hoch, wann du schwanger bist, wir uns trennen und son Kram.”

Breit grinste Luna und nickte. “Siehst du. Es wird lustig werden, nur diese Rede muss ich nicht haben.” Abwertend wedelte Luna in Richtung Große Halle. Ein schlechter Versuch der Blonden, allem eine positive Note zu geben.

Entschlossen schnappte sich Harry die kleinere Hand. “Na dann wollen wir denen was zum Tratschen geben!” Als Luna nickte, öffnete er behutsam das große Portal. Man musste ja trotzdem nicht alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

“Wir sind nur solange Thema, bis das mit dir und deinem Professor herauskommt”, kam es leise glucksend von der Blonden.

Und zack, hatten Sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich liegen, denn Harry hielt Luna den Mund zu und rief laut: “Luna!”

   

Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es, für sonstige Verhältnisse, gespenstig still war in der Halle. Immerhin saßen hier sämtliche Schüler und nahmen das Frühstück zu sich. Wer kurz vorher noch kaum über den Tassenrand blicken konnte, wurde vom Sitznachbar angestoßen und schon ging das große Flüstern los.

  Luna wollte sich von ihm lösen, doch Harry hielt sie fest.

“Nichts da Fräulein, du bleibst schön hier und wirst neben mir sitzen. Brust raus, Kopf hoch.”

Die Antwort bestand darin, dass die kleine Ravenclaw lächelte, sich straffte und Harry kurzerhand zum Gryffindortisch zog. Ganz am Rand, in der Nähe des Lehrertisches, fanden sie Platz.

“Dein Professor guckt ganz grimmig”, flüsterte Luna und stupste ihm in die Rippen.

Ertappt zuckte der Vampir zusammen und drehte den Kopf herum. Augenblicklich zuckte er erneut zusammen. Severus’ Blick war finster und doch mit einem leicht goldenen Schimmer. Der Mann war alles andere als begeistert von diesem Auftritt. Entschuldigend lächelte Harry ‘seinen’ Professor an, der daraufhin nur eine Augenbraue hochzog.

  “Harry stimmt es wirklich, dass du nicht mehr im Turm wohnst?”

“Seit ihr zusammen?”

“Warum sitzt eine Ravenclaw hier?”

“Stimmt es, dass du einen Nervenzusammenbruch hattest?”

“Hast du wirklich für das Ministerium als Auror geholfen und flüchtige Todesser gejagt?”

“Luna, wie ist es mit ihm zusammen zu sein?”

“Ist er gut im Bett?”

Diese und viele weitere Fragen prasselten auf sie ein. Sogar Schüler anderer Häuser kamen wie Bienen auf der Suche nach Nektar zu ihnen. Um essen, ging es hier schon lange nicht mehr.

Dies schien auch die Direktorin so zu sehen.

  “Liebe Schüler”, rief die Frau mit magisch verstärkter Stimme. Nur so war es auch nur ansatzweise möglich, lauter als das Stimmenmeer zu sein. Gab ihr trotzdem nicht die gewünschte Aufmerksamkeit.

“RUHEEEEEEE!”, brüllte die Direktorin und zeigte damit ganz deutlich, dass sie einiges von Dumbledore übernommen hatte. Denn genauso wie bei ihm, verstummten augenblicklich sämtliche Gespräche und die Köpfe wandten sich zum Lehrertisch.
 

“So, da ich nun endlich Ihrer aller Aufmerksamkeit besitze … setzen Sie sich hin.” Nur wenige folgten der Aufforderung.

“Na, mal wieder der Star im Rampenlicht”, zischte Ron ihm zu, welcher sich an ihn herangeschoben hatte.

Harry ignorierte ihn.

“Die arme Luna, jetzt vergreifst du dich an ihr. Beschmutzt sie.” Rons Stimme war nur hörbar, wenn man das Ohr direkt an den Mund hielt … oder einen verbesserten Gehörsinn hatte.

“Ich denke, Sie haben die Direktorin alle gehört. Setzen Sie sich hin und halten augenblicklich den Mund. Sie auch, Mr. Weasley!” Severus musste nicht einmal die Stimme erheben. Jeder von ihnen hörte die Drohung in der dunklen Stimme.

Dankbar lächelte Harry dem Mann zu, als sich die Schüler eiligst an ihre Tische verzogen, auf dem Boden Platz nahmen oder einfach den erstbesten Bankplatz an irgendeinem Haustisch beanspruchten.

  Draco quetschte sich mit zu ihnen an den Tisch neben Harry und wurde umgehend begafft.

“Guckt nicht mich an, sondern McGonagall!”, knurrte Draco und drehte sich demonstrativ in Richtung Lehrertisch.

Auch Harry und Luna folgten diesem Beispiel. Die Hände die ganze Zeit miteinander verschränkt, sodass Luna nun zwischen Harry und Draco saß.

“Nun, wie Sie alle mitbekommen haben, ist Mr. Potter wieder in Hogwarts. Jedoch war er nicht verschwunden um dem Ministerium zu helfen, sich auf die faule Haut zu legen oder sonstigen Gründen. Mr. Potter hat, ebenso wie einige andere Schüler, Hausunterricht genommen. Während dieser Zeit hat er jedoch die Weichen für neue Ideen gestellt. Ideen die den Lehrstoff verändern und auch hoffentlich das Miteinander.”

Kurz hielt die Direktorin inne um den Blick schweifen zu lassen.

“Hogwarts und auch wir alle, vor allem diejenigen welche beim Finalkampf dabei waren, haben uns noch nicht von diesem Erlebnis erholt. Wir, auch ich, haben uns in die fadenscheinige Illusion der Normalität geflüchtet.” Erneut holte die Lehrerin inne und holte tief Luft.

“Ich werde euch etwas sagen. Selbst ich wache Nachts schweißgebadet auf, weil mich Bilder der Schlacht quälen. Erinnerungen die sich nicht bändigen lassen und nicht mal Schlaftränke ausreichen, um zur Ruhe zu kommen.

   Experten sagen, dass es hilft wieder besser klar zu kommen, wenn man feste Strukturen hat, an welchen man sich entlanghangeln kann. Das ein ganz normaler Alltag helfen kann. Darum habe ich Hogwarts zum schnellstmöglichen Zeitpunkt wieder für euch geöffnet. Alles sollte seinen normalen, alten Gang gehen. Doch dabei vergaß ich, dass wir nicht mehr die Selben sind. Wir haben uns verändert und ihr seid in eine Umgebung geworfen worden, die vertraut und doch komplett neu ist. Ich habe euch letztendlich im Stich gelassen, auch im Bezug der Unstimmigkeiten in den Häusern. Mobbing und Hetze ist nichts, mit dem ich einverstanden bin. Genau so auch nicht mit Rassismus oder der Diffamierung von Wesen. Ich habe in den letzten Tagen erfahren, dass nicht nur der herzensgute Grawp mit Steinen beworfen wurde, sondern auch Zauber auf den Schwarzen See. Mit dem Ziel den Kraken zu treffen.”

    Nun ging das Flüstern und Quatschen wieder los. Keiner wollte es gewesen sein oder auch nur einen Hauch davon gewusst haben bisher. Das übliche also.

“Ich sage euch, das wird ein Ende haben! Darum wird es auch bald ein neues Fach geben. Einmal die Woche und es Pflicht, meine Damen und Herren”, intonierte die Direktorin und versuchte noch Grawps Rolle im Krieg zu veranschaulichen, doch Stöhnen und Motzen erfüllten die Halle.

“Luna, bitte bleib kurz bei Draco, Ok?”

“Pass auf sie auf”, forderte Harry seinen Blutsbruder auf, der diesem sofort nachkam und näher an Luna rückte, sobald Harry aufgestanden war.

“Was hast du vor?”, wollte Luna wissen.

Sanft lächelte Harry zurück. “Gerüchte vermeiden … und für Stimmung Sorgen.”

Ein gehässiges Lachen war Dracos Antwort, gepaart mit einer scheuchenden Handbewegung.

 

  Langsam ging Harry die wenigen Stufen zum Lehrertisch empor und stellte sich davor.

“Mr. Potter”, flüsterte die Direktorin leise. “Was haben Sie vor?”

“Keine Sorge. Ich weiß was ich tue”, besänftigend lächelte Harry die Frau an.

Ein Schnauben kam von Severus, gefolgt von einem “Seit wann?”, doch der junge Vampir ging nicht darauf ein.

Lieber drehte er sich herum und ließ stumm den Blick über die Schüler wandern. Warten war eine Eigenschaft, die er nicht gut beherrschte, aber das Glück war auf seiner Seite. Nach nur wenigen Momenten hatte es sich unter den Schülern herumgesprochen, dass Harry vorne stand. Gebanntes Schweigen senkte sich über die Halle.

   “Liebe Mitschüler, ja ich bin wieder da. Live und in Farbe.”

Verlegenes Kichern ertönte hier und da.

“Ich spreche hier zu euch, damit es gar keine großen Gerüchte gibt. Ja, ich war einige Zeit weg. Ja, jetzt bin ich wieder da und ebenfalls ja, ich wohne nicht mehr im Gryffindorturm. Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Vielmehr ist es das Klima dort, welches mich massiv stört.” Tief atmete Harry dreimal durch. Eine Atemtechnik zur Beruhigung, welche Lucius ihm gezeigt hatte. Er hörte Ron sehr genau darüber flüstern, dass er einfach nur ein weinerliches Muttersöhnchen war. Und so wie Weasley grinste wusste der es auch.

  “Die Direktorin hat es schon gesagt: Der Krieg war grausam. Wer von euch dabei war, kennt dieses Gefühl der nagenden Angst. Die Angst wenn man aus dem Schlaf aufschreckt, wegen irgendeinem Geräusch. Der automatische Griff zum Zauberstab und auch die pure Erleichterung, wenn man feststellt dass man das Fenster nicht zugemacht hat und der Windstoß etwas umgekippte.

Jeder kennt wohl die Sorge, hat man in den Ferien überhaupt noch ein Zuhause, wohin man zurückkehren kann?

Jeder, der einen Menschen vor seinen Augen sterben sah, wird sich auf ewig an diesen Moment erinnern. Von einem auf den anderen Moment erlischt das Licht in den Augen. Die Welt dreht sich anders, vor allem wenn es eine für einen selbst wichtige Person war. Dieses Loch kann niemand füllen oder den Schmerz nehmen.”

   Harry biss die Lippen zusammen. Bei den Worten war Sirius Bild vor seinen Augen erschienen. Hier und da hörte er Schüler schniefen.

“Doch, wir leben. Haben irgendwie überlebt, dank derer die für uns und eine bessere Welt gekämpft haben.”

Erneut legte er eine kurze Redepause ein.

“Warum also, benehmen wir uns dann auch nicht dementsprechend? Warum können wir den Frieden, für den wir so viel in Kauf nahmen und zugleich entbehrten, nicht genießen? Fasst euch an die eigene Nase, ich habe es auch getan.

Seid ihr irgendwann aufgewacht und habt euch genau daran erfreut?

Eure Eltern verbieten euch etwas? Freut euch, ihr habt Eltern die leben und auch noch für euch da sein können. Nicht durch Gitterstäbe wie bei einigen eurer Mitschülern.

Die Lehrer nerven? Glückwunsch, ihr könnt nach Hogwarts gehen.

Versteht ihr? Hört auf, euch wie offene Hose zu benehmen. Erfreut euch an Kleinigkeiten und vor allem, lasst eure Mitschüler in Ruhe. Wenigstens hier sollten wir es hinbekommen uns nicht gegenseitig Steine in den Weg zu legen und den Alltag unerträglich zu machen. In nur einem Wimpernschlag kann die Welt eine andere sein. Ich sage es euch jetzt ganz direkt und nehmt euch daran ein Beispiel: Ich zog in den Keller, denn es waren Slytherin, welche mich, als es mir wirklich schlecht ging, auffingen und davor bewahrten durchzudrehen. Darum wohne ich dort unten. Dort wurde ich einfach akzeptiert und als Mensch, nicht als Held gesehen.

Ihr könnt uns gern besuchen kommen. Schickt einfach eine Eule an Luna oder mich. Schließlich wohnt sie auch dort.”

Harry hatte erwartet, dass jetzt wieder das große Raunen und Flüstern los ging. Doch es hielt sich in Grenzen, zu sehr waren viele in die eigenen Gedanken verwickelt.

“Nun, ich denke es ist alles gesagt: Bewahrt den Frieden für den wir alle gekämpft haben. Ich denke das war's.”

   Schief grinsend und plötzlich irgendwie unsicher zuckte Harry mit den Schultern. Doch dann fiel ihm noch etwas ein, was er besser jetzt noch einmal ganz direkt ansprach.

“Freunde, da wäre doch noch etwas, wenn ihr mir noch einen Moment zuhören wollt?” Letztendlich ließ er ihnen keine Wahl, da er nonverbalen die Türen versiegelte. Was jedoch nur von der Direktorin bemerkt wurde, da diese in Verbindung mit dem Schloss stand. Der zweite Zauber musste von ihm leise gemurmelt werden, während er die Hand von der linken zur rechten Wand bewegte. Er hörte Severus’ verdutztes “Was soll das, Potter?”

   Die Luft flimmerte und ging dann wie sanfter Regen auf jeden einzelnen Schüler nieder. Ein Verschwiegenheitszauber der verhinderte, dass einer der Anwesenden über das Folgende sprechen konnte.

“Gut, nun noch etwas ganz privates von mir, damit es alle gleich wissen: Erstens kriege ich mit dass einer von euch einen anderen verleumdet, Hetze oder Mobbing betreibt, dann werde ich einschreiten. Das zweite ist: Der letzte Kampf hat mich mehr verändert als man meinen mag. Ja  ich sehe immer noch all die Toten im Schlaf. Ich rieche immer noch den verbrannten Geruch vermischt mit dem Geruch des Blutes. Ich sehe immer noch Voldemorts Lebenslicht erlöschen und für immer wird eine gewisse Schuld an all den Toten meine Seele belasten. Aber damit komme ich immer besser klar. Die Veränderung welche ich durchmachen musste, ist die, dass einer der gegnerischen Vampire mich in die Finger bekam.”

   Langsam schloss er die Augen, ließ die Gedanken in Richtung Blut, vor allem zu Severus’ wandern. Malte sich aus wie er die Kraft und Essenz des Mannes in sich aufnahm.

Als er die Augen wieder öffnete, waren sie in rot getaucht.

“Die Folgen davon seht ihr hier!” Raunen und erstickte Schreie sowie ungläubige Rufe erfüllten den Raum.

Snape murmelte “Idiot”, McGonagall und Flitwick “Immer für eine Überraschung gut”. Was ihm am Gemurmel jedoch sehr wohl freute, war die Sorge bezüglich Luna. Besorgte Stimmen um ihre Gesundheit wurden laut.

Eben jene hatte sich vom Gryffindortisch gelöst und war zu ihm gerannt. Dankbar für ihre Unterstützung, legte er einen Arm um die schmalen Schultern.

“Bevor euch graue Haare vor lauter Sorge um die Kleine hier wachsen, ihr passiert nichts. Sie ist auch nicht meine Sklavin oder der laufende Blutbeutel. Sie hat nicht den passenden Bluttyp. Wer von euch mit dieser Information nichts anfangen kann, dem rate ich zu einem Besuch unserer Schulbibliothek.”
 

   “Was für ein gequirlter SCHEIß!”, brüllte Ron über die Aufregung hinweg und besaß sofort sämtliche Aufmerksamkeit. “Du…”

   “Mr. Weasley, wollen Sie das wirklich noch weiterführen?”, schaltete sich Severus mit lauernder Stimme ein. Verdutzt blickte Harry nach rechts, wo unbemerkt Severus an sie heran getreten war.

“Er ist doch nichts weiter, als ein Monster!”, brüllte Ron wider besseren Gewissens.

Harry wusste, dass sein ehemaliger bester Freund so dachte, es jedoch laut ausgerufen zu hören … vor all den anderen, war etwas ganz anderes. Es tat schrecklich weh.

Draco sah gar nicht ein, sich da raus zu halten. “Und du bist ein dämlicher, verbohrter Hornochse!”

“Was hast du gesagt, du Mistschlange?”, brauste der rothaarige auf und baute sich vor Draco auf um auf ihn hinabzustarren.

   Doch als dieser sich von der Bank erhob, waren sie auf Augenhöhe. Harry sah die Anspannung in Dracos Haltung, doch er war Malfoy durch und durch. “Und taub ist er auch noch. Wirklich, ich vermisse die alten Zwillingszeiten, das war noch unterhaltsam. Das Gute endet leider immer als erstes.”

Harry, und jeder der Ron kannte, wusste, dass dies das Tröpfelchen auf dem I war. Schneller als Draco wusste wie ihm geschah, hatte er eine Zauberstabspitze am Hals.

Knurrend machte sich Harry bereit dazwischen zu springen. Niemand, vor allem nicht dieses Schandbild eines Weasleys, bedrohte seinen Blutsbruder.

Jedoch wurde er durch die Hand des Slytherin Oberhaupt aufgehalten. “Nicht. Du hast schon genug Trubel verursacht. Lass das die Direktorin klären.”

   Und tatsächlich sauste in diesem Moment ein Entwaffnungszauber in Richtung Ron und kurz darauf der Zauberstab des Jungen in McGonagalls Hand. Eis war noch warm, aufjedenfall im Vergleich zu ihrer Stimme.

“Mr. Weasley, halten Sie augenblicklich Ihr loses Mundwerk und setzen sich auf Ihren Hintern!  So meine Damen und Herren, vor wenigen Momenten sagte ich klar und deutlich, dass ich kein Mobbing und keine Hetze dulde. Egal ob Mensch, Wesen oder von mir aus Tannenbaum. Mr. Weasley, Sie haben hiermit die Ehre, als leuchtendes Beispiel voran zu gehen.”

“Aber Professor …”

“Nein, sein Sie einfach still. Ihren Zauberstab bekommen Sie für den Unterricht wieder, danach geht er wieder in die Obhutnahme der Lehrer. Desweiteren bin ich an einigen Rüstungen vorbei gekommen, welche noch nicht wieder im alten Glanz erstrahlen. Auch dagegen werden Sie unter der Aufsicht von Mr. Filch etwas unternehmen.”

   Das Ron alles aus dem Gesicht fiel, war eine nette Umschreibung dafür, dass der junge Weasley kalkweiß wurde. Im Schnee würde man nur noch Kleidung, Sommersprossen und Haare sehen. Doch leider hielt dieser Anblick nicht lange, denn nur wenige Wimpernschläge später biss sich das rote Gesicht mit den Haaren. Harry wusste, wäre es ein Schüler als Gegenüber, dann hätte der Jenige schon längst eine Faust im Gesicht.

“Oh und natürlich wird auch ihre Mutter hiervon erfahren. Und jetzt alle man Abmarsch in den Unterricht. Mr. Potter, wenn Sie so gütig wären … ?”
 

 Schnell nickte Angesprochener und machte innerlich drei Kreuze den Schweigezauber nicht beendet zu haben. Das hier wollten bestimmt alle an die Eltern schreiben. Jeder Schüler leuchtete noch einmal, unter japsen und erstaunten Ausrufen auf und der Verschwiegenheitszauber war beendet. Nichts was zwischen dem Beginn und Ende des Zaubers gesprochen wurde oder geschehen war, konnte in irgendeinerweise die Halle verlassen. Somit konnten die Schüler auch nur hier darüber reden. Ja, er wusste, dass war ein drastischer Schritt gegen die Redefreiheit, aber für mindestens eine Woche würde er diesen Zauber bestehe lassen. Einfach um wenigstens ein klein bisschen Kontrolle über die Lage zu haben.

  Während er über richtig und falsch nachdachte, strömten die Schüler aus der wieder entriegelten Tür. Nicht wenige warfen ihm Blicke zu, die er nicht deuten konnte. Es war keine Panik oder kopflose Angst, eher Neugierde und Skepsis bis Abneigung. Aber, so stellte er fest, dies waren alltägliche Dinge für ihn und somit vollkommen in Ordnung.

  Draco kam breit grinsend auf sie zu. “Na das nenn ich doch mal gelungen. Du kennst auch nur die ‘Kopf durch die Wand’- Methode, oder? Herrlich!”

Entschuldigend zuckte Harry mit den Schultern.

“Würdest du aufhören ihn auch noch zu ermutigen?”, schnarrte Severus.

“Wieso? Das war …”

“Mutig, selbstlos und eine gute Idee”, kommentierte Luna und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

  Nun schaltete sich auch die Direktorin ein. Inzwischen waren sie nur noch zu viert, da der Rest von den anderen Lehrern hinausgetrieben worden war. “Wie meinen Sie das, Miss Lovegood? Im Moment bin ich mir noch nicht schlüssig, ob ich Mr. Potter auf den Mond hexe, oder doch lieber einen Orden verleihe.”

“Er hat es allen gezeigt in dem er offenen zu seinem neuen Wesen steht. Er hat Schülern, welche in ähnlichen Situationen sind gezeigt, dass man sich nicht verstellen sein soll. Ebenso hat er diesen Schülern indirekt eine Anlaufstelle gegeben. Es würde mich nicht wundern, wenn Harry jetzt dauernd Post bekommt.”

“Hey, ich hab nicht gesagt, dass ich ein Kummerkasten bin.” Eigentlich war es reiner Egoismus gewesen.

“Wow, da steckt ja richtig was unter den blonden Haaren. Nicht nur irgendwelche Tiere.”

“Bist du geschwind im Denken,

gelehrsam auch und weise,

dann machst du dich nach Ravenclaw,

so wett ich, auf die Reise”, konterte Luna Dracos Ausruf.

“Bevor ihr euch jetzt die Sprüche des sprechenden Hutes an den Kopf werft: Abmarsch. Meine Herren, wir haben die nächsten Stunden das Vergnügen miteinander. Miss Lovegood, Sie haben?”, unterbrach Severus genervt die Flapsereien.

“Freistunde”, grinste sie Blonde und bekam neidische Blicke von ihren beiden Mitschülern.

“Ich werde in der Zeit mit der Direktorin daran arbeiten, was wir FÜR die Schüler tun können.”

“Ach ja?”, erkundigte sich die ältere Frau überrascht.

Harry konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Doch schon im nächsten Moment wurde er ebenso wie Draco am Kragen gepackt und in Richtung Ausgang geschoben. Severus’ Geduld war aufgebraucht.

 

Ansprache 2.0

“Ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend Schule ist!” Stöhnend ließ sich Harry seitlich auf ein Sofa fallen.

Es war Wochenende und damit hatte Harry eine Woche Schule nach der Kurzpause hinter sich gebracht. Wie versprochen saßen Draco, Luna und Harry in Malfoy Manor und genossen das gute Essen und Trinken.

“Fledder, das war nur eine Woche und wir haben nichtmal Prüfung.” Glucksend lümmelte sich Draco tiefer in den Sitzsack, welchen er sich gezaubert hatte.

Höchst theatralisch jammernd drückte sich Harry ein Kissen auf sein Gesicht. Aus dem Schulalltag raus, war man schnell. Wieder rein zu kommen in diesen ganzen Stress, war etwas ganz anderes.

“Was soll denn eigentlich dieses ‘Fledder’ bedeuten?”, klinkte sich Lucius neugierig in das Gespräch ein.

“Hör bloss auf”, zischte Harry unter seinem Kissen hervor und drehte den anderen Anwesenden den Rücken zu. Luna und Draco fanden das ganze einfach zum Kichern.

“Ein Spitzname, welchen wir uns für Harry ausdachten”, hört Harry Luna stolz säuseln.

“Aha.” Deutlich war die Verwirrung aus diesem einen Wort von Lucius heraus zu hören.

Nur zu gerne half Draco in bester Hermine-Manier nach. “Harry ist ein Vampir. Im Klischee assoziiert mit Fledermäusen. Fled deswegen und der Rest dazu eine Anspielung auf Keller, Potter, flatterig und ledrig.” Kichern war von Malfoy Junior zu hören.

Ruckartig riss Harry das Kissen vom Gesicht. “Weißt du was lustig ist, Lucius? Mir werfen sie vor, ich wäre schlecht im Spitznamen suchen. Aber mich nennen sie wie etwas, das an alte Putzlappen erinnert!”

Nun legte auch Lucius sämtliche Beherrschung ab. “Ah, verstehe. Er hängt herum”, gab der Mann gut gelaunt von sich und erntete damit zweistimmiges Gelächter sowie brüskiertes Schnauben.

“Ihr seid soooo fies”, jammerte Harry in bester Hypertheatralik. Legte sogar den Handrücken an die Stirn.

“Und kein Severus der zu deiner Ehren-Rettung herbei eilt, Lady Potter”, frotzelte Draco weiter.

Düster grinsend drehte Harry seinen Kopf zu diesem herum. “Ich gebe dir drei Sekunden Vorsprung.”

Mit große Augen richtete der Blonde sich auf. “Wie jetzt?”

“Lauf, Draco”, kam es freundlich von Luna, welche sich mühsam ein Grinsen verkniff.

Auch der Hausherr gab seine Meinung kund. “Ich denke, du solltest deine Beine in die Hand nehmen, mein Sohn.”

“Was … aber…”

“Eins.” Dabei hielt Harry einen Finger empor.

“Waaaah!”, schrie Draco, erkannte was ihm blühte und flitzte aus dem Raum.

“ZWEI”, brüllte Harry hinterher und erhob sich langsam.”Ihr entschuldigt mich, ich müsste da eben was erledigen.”

“Geh nur, ich denke Lucius wird nichts dagegen haben mich zu unserem Pony zu begleiten.”

“Mit nichten. Es ist mir ein Vergnügen. Schnapp dir meinen Sohn, nur bitte erledige ihn nicht wirklich..”

Breit grinsend schritt Harry zur Wohnzimmertür. “In Ordnung. Bis später.  DREI!”
 


 

  Kopfschüttelnd blickte Lucius dem jungen Vampir hinterher. Das Schmunzeln bekam er jedoch nicht aus dem Gesicht.

Es freute ihn unglaublich, Harry so gelöst und zufrieden zu sehen. Anscheinend tat ihm Hogwarts wirklich gut, denn von dem depressiven und beinahe lebensängstlichen Jungvampir war nichts zu merken. Auch die Zeichen des Blutentzugs waren nicht, wie bei Harrys erstem Besuch, zu sehen. Ganz im Gegenteil, der Potter strahlte geradezu und das war garantiert nicht nur den gleichaltrigen Freunden zu verdanken. Ob er wohl noch einmal ein ernstes Wort mit Severus reden sollte? Er wollte zwar nicht glauben, dass Severus sich Harry aufdrängte, aber sehr wohl, dass Harry von den Hormonen überrumpelt wurde. Leider blieb es immer noch ein Rätsel für ihn, wie sich die beiden zueinander hingezogen fühlen konnten. Nicht weil er es ihnen nicht gönnen würde oder sie charakterlich nicht zueinander passten, sondern weil Vampir und Werwolf normalerweise nicht solche romantischen Gefühle füreinander entwickelten. Es widersprach einfach der Natur der Wesen - des potenziellen Todes füreinander. Eigentlich sorgten die Instinkte dafür, das die Wesen zueinander nicht mehr als ein höfliches miteinander pflegten. Wenn überhaupt. Aber … man sprach hier immerhin von Severus Snape und Harry Potter, da war wohl alles möglich.
 

“Wollen wir?”, erkundigte sich Luna, welche plötzlich vor ihm stand.

“Aber sicher.” Mühsam darum bemüht sich die Gedankenverlorenheit nicht anmerken zu lassen, erhob er sich, strich die Kleidung glatt und hielt Luna den Arm hin. “Mylady, ich stehe zu Ihrer Verfügung.”

Kichern hinter vorgehaltener Hand war die erste Reaktion der kleinen Ravenclaw, welche ihn erfeute. Die zweite, durchaus schockierende Tat Lunas, war, dass sie einfach nach seiner Hand griff und durch die schnell geöffnete Terrassentür einfach ins Freie zog. Vollkommen überrumpelt ließ Lucius dies geschehen.

   Kaum dass die Terrasse überquert war, ließ Luna seine Hand los und harkte sich wie selbstverständlich bei ihm ein.

Während die beiden die drei Stufen hinabstiegen, konnte Lucius nicht anders, als blinzelnd auf Luna hinab zu blicken. Die Blonde war beinahe wie eine Naturgewalt, welche einen in ihren Bann zog. Obwohl, das passte nicht so ganz, Naturgewalten waren potenziell gefährlich und DAS, war kein Wort welches er mit der Lovegood in Verbindung brachte.

Xenophilius Lovegood hatte es ganz gut hinbekommen, die Rolle des Alleinerziehenden Vaters. Auf jeden Fall in Lucius Augen.

   “Weißt du eigentlich, wie schön es hier geworden ist?”

Erneut aus den Gedanken gerissen, zuckte er unüberlegt mit den Schultern. Eine Geste, recht untypisch in der ‘Öffentlichkeit’ für ihn. Luna war, auch wenn sie Harrys beste Freundin war, letztendlich immer noch eine Fremde. Irgendwie auf jeden Fall. Am liebsten wollte er sich die Haare raufen, ob seiner konfusen Gedanken. Da schon wieder!

   “Als ich damals hier her verschleppt worden bin, haben mir allein schon die dunklen Hecken und der trostlose, teils vertrocknete Garten eine unglaubliche Angst gemacht. Alles war so trostlos, ohne Glanz und Leben.”

“Du wurdest hier her gebracht und machst dir Sorgen um den Garten deines Feindes?” Der Vampir glaubte sich verhört zu haben.

“Hmm”, nickend stimmte Luna zu und ließ eine Hand über eine große Blume gleiten. “Der Garten kann doch nichts dafür und kann sich noch weniger wehren, als wir Menschen.” Das verschrobene Mädchen löste sich von ihm und begann sich mitten im Garten zu drehen. “Aber jetzt … jetzt blüht alles auf und erfreut sich am Leben. Sie sind glücklich ihr Zuhause wieder zu haben.”

Es war ein merkwürdiger Anblick, Luna bei ihrem eigentümlichen Tanz zu beobachten. Sie drehte und wiegte sich, kicherte und schien irgendetwas unsichbares auf der Hand zu balancieren. Jetzt verstand Lucius erst richtig, warum sein Sohn die Ravenclaw vor einigen Jahren als ‘verrückt’ bezeichnet hatte. Und doch … doch konnte er den Blick nicht abwenden. Denn so skurril es auch wirkte, so zufrieden und glücklich, so mit sich selbst im Reinen wirkte Luna in diesem Moment. Schlagartig fühlte er Bewunderung für die Kleine, denn sie musste genau wissen wie unnormal das hier gerade für ihn wirken musste und doch tat sie wonach ihr war.

    Ein einzelner Sonnenstrahl brach durch die graue Wolkendecke, tauchte Luna in ein sanftes Licht und dem Vampir schoß das Wort ‘schön’ durch den Kopf. Doch was ihm wirklich gefühlt den Boden unter den Füßen wegzog, war der kurze Anblick einer schimmernden winzig kleinen Gestalt auf Lunas Hand.

“Wie aufgeregt die Schlickschlupfe heute sind”, kam es kichernd von Luna und Lucius verlor die seltsmae Gestalt aus den Augen. Hatte er es sich nur eingebildet? Oder war es tatsächlich möglich, dass Luna nicht nur irgendwelchen Hirngespinnsten nachjagte?

“Schlickschlupfe?”, erkundigte er sich vorsichtig und trat näher an die Jüngere heran.

“Schlickschlupfe sind …” Doch Luna kam nicht dazu eine Erklärung abzugeben, da in diesem Moment Knallgeräusche sowie immer lautere Rufe ertönten.

Neugierig drehte sich das ungleiche Duo zur Quelle des Lärms herum.
 

  “Du magst schneller sein, aber ich zaubere besser!”, rief Draco siegessicher und schoss einen Zauber auf Harry, welcher in dem Moment um die Hausecke schlitterte.

“Eingebildet wie eh und je, Malfoy!”

“Potter, dreht sich die Welt mal nicht um dich?”

“Malfoy, wo ist dein Fußvolk?”

“Potter pass auf was du sagst, oder ich zwinge dich dazu mein Blut zu trinken.”

“Lieber trinke ich Seidenschnabels Urin! Das schmeckt bestimmt besser als du.”

   Lucius wollte schon dazwischen gehen, konnte er doch nicht dulden dass die beiden sich solche Beleidigungen an den Kopf warfen. Sie hatten doch schließlich Frieden und sogar Blutsbrüderschaft geschlossen! Was war denn nur los heute?

Doch Lunas Hand auf seinem Arm, ließ ihn innehalten.

“Nicht. Die beiden brauchen das. Sie machen das aus Freundschaft, nicht aus Hass. Schau hin.”

Und das tat er und fragte sich zugleich, wie er die lila Haare seines Sohnes und die pinken Fledermausflügel bei Harry hatte übersehen können. “Wie die Kinder. Benehmen die sich in Hogwarts genau so?”

“Nein, da ärgern sie gemeinsam andere. Die haben sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass die beiden sich nicht mehr dauernd streiten. Dass ich auch noch mit Harry zusammen wohne, hat die Schüler ganz schön in Aufregung versetzt.”

“Anscheinend habt ihr Spaß. Aber warum wohnst du mit Harry zusammen?” Eine Frage die ihn wirklich interessierte, auch wenn er es nicht zeigte, während er die Jungs bei ihrer Kappelei beobachtete.

“Nun … ich habe mich in meinem Haus nicht mehr wohl gefühlt. So ist es besser”, wich Luna aus und hüpfte in Richtung der Jungs und ließ unbemerkt einen merkwürdig aufgewühlten Vampir allein zurück.
 


 

  Es war inzwischen Sonntagnachmittag und Harry bedauerte es, dass das Wochenende beinahe vorbei war. Andererseits konnte er es jedoch auch kaum erwartet, denn er vermisste Severus. Der Werwolf hatte seinen Aufgaben als Stellvertretender Schulleiter und Professor nachkommen müssen. Aber nach dem Abendessen stand die Rückreise an und dann würde der erste Weg zu Severus führen.

   Abgesehen vom Vermissen, war es ein schönes und lustiges Wochenende gewesen. Auch wenn Lucius die drei angehalten hatte zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Da war der Mann strenger aber auch einfühlsamer als McGonagall und somit deutlich effektiver.  Der Mann ging individuell auf die Fragen und Schwierigkeiten der Schüler ein. Zum Lernen waren, neben leckerem Essen, auch Schachspielen mit Draco gekommen und Reitunterricht, welchen Lucius ihnen gegeben hatte. Luna hatte den älteren Vampir so lange gebeten, bis dieser eingeknickt war und einer Stallelfe befohlen hatte das lammfrommste Pferd zu satteln. Irgendwie hatte das Einknicken Harry neugierig gemacht und so hatte er seinen Mentor und seine beste Freundin im Auge behalten und festgestellt, dass Lucius in Lunas Nähe irgendwie menschlicher wirkte. Nicht wie der versnobte Reinblüter, den der Mann selbst bei Draco und ihm durchblicken ließ. Luna schien irgend etwas in dem Mann zu wecken und auch die kleine Ravenclaw schien keine Angst vor dem Mann zu haben. Viel mehr gab sie ihm höflich Konter. Kichernd konzentrierte sich Harry wieder auf das Quidditchheft, mit der er es sich in der Bibliothek bequem gemacht hatte.

   “Harry, hier bist du!” Draco stürmte heftig atmend in die Bibliothek und ließ die Tür gegen den Rahmen knallen. “Ich hab dich schon gesucht.”

“Was ist los? Gibt es ein Problem?” Schnell legte der junge Vampir das Heft zur Seite und stand alarmiert auf. Den Zauberstab parat.

Dies blieb von seinem Blonden gegenüber nicht unbemerkt. “Steck den Zauberstab weg, so schlimm ist es auch wieder nicht. Es ist Besuch gekommen und ich dachte, das interessiert dich.”

“Meine Güte, du tust ja so als wenn Merlin oder der Papst höchstpersönlich aufgekreuzt sind.”

Schnaubend schnippte Draco ihm gegen die Brust. “Weniger Blödsinn quatschen, mehr bewegen!”, sprachs und verschwand wehenden Haares aus der Bibliothek.

Nun war auch in Harry die Neugierde erwacht und er schritt entspannt hinter Draco her.

  Nur kurze Zeit später, war nichts mehr von Entspannung über als sein Geruchssinn ihm verriet, wer sich da in Malfoy Manor eingefunden hatte. Innerhalb von wenigen Sekunden war er die Treppe herunter und im Wohnzimmer. Nun war er es, der die Tür laut knallend an die Wand beförderte.

“Severus ....” Der Wunsch, dem auf der Couch sitzenden Werwolf einfach auf den Schoß zu springen war sehr groß. Das sanfte Lächeln Severus’ machte es nicht besser. “Hätte Draco gesagt, dass du es bist, wäre ich schon eher hier gewesen. Was machst du hier?” Mühsam beherrscht, aber mit einem breiten Lächeln, trat er näher.

Severus jedoch, hatte wesentlich weniger Probleme damit seine Wünsche einfach offenzulegen. Kaum war Harry bis auf zwei Armlängen heran getreten, stand Severus auch schon vor ihm und zog ihn in die Arme. Einen Wimpernschlag lang war der junge Vampir überrumpelt, dann jedoch legte er die Hände um den Werwolf und schmiegte sich an ihn.

“Ich dachte mir, wir essen hier gemeinsam, ehe wir alle zurück reisen.”

“Find ich gut”, gurrte Harry, als sich eine von Severus Händen in seinem Nacken wiederfand.

   “Siehst du Dad, hab ich zu viel versprochen?”

“Nein, mein Sohn, dieser Anblick ist wirklich wie ein Quidditchunfall.”

“Aber glaub mir, das ist nichts gegen das ewige Schmachten in der Schule weil sie weiß der Himmel was zur Schau stellen.”

Tief sog Harry nochmals den typischen Severus Geruch in sich auf, ehe er sich löste und mit finsterem Blick sowie verschränkten Armen herumdrehte.
 

“Ihr seid wie alte Sabbelhexen, wisst ihr das? Selbst Mädels im ersten Jahr haben weniger für Klatsch und Tratsch über.”

Augenblicklich ging Draco darauf ein. “Hast du mich gerade Mädchen genannt?”

“Ja, mein lieber Bruder, du bist oftmals reichlich weibisch.”

“Bitte?”

“Jetzt geht das schon wieder los, Severus wie hälst du das nur mit denen aus?”, erkundigte sich Lucius.

Severus, welcher neben ihn getreten war, zuckte mit den Schultern. “Ich häufe sie mit Arbeit zu, dass sie nicht mehr wissen wo ihnen der Kopf steht.”

“Und lass mich raten, da bist du nicht der Einzige.”

“Natürlich! Arbeit behindert die Schüler in irgendwelchen Streitereien oder anderem Unsinn.”

   Nun waren Draco und Harry wieder ganz einer Meinung, denn beide brachen nach einem kurzen Blick in Gelächter aus.

Das Severus pikiert wissen wollte, was denn nun genau so lustig wäre, beruhigte die Schüler auch keineswegs. Welch lustige Welt sich die Lehrkräfte da zusammenbastelten.
 

  Ein Glück war Luna nur am Grinsen und nicht in einem Lachanfall Marke Hyäne gefangen. “Die beiden lachen, weil das was gerade gesagt wurde, Mist ist. Um es mal ganz unverblümt zu sagen.”

“So eine Ausdrucksweise hätte ich dir gar nicht zugetraut”, offenbarte Lucius leise. Auf jeden Fall hörte es sich für Harry so an, während er immer noch vor sich hin gluckste.

“Würde mir das mal einer genauer erklären? Ihr habt doch schon so vorlaut angefangen Hogwarts zu verändern, dann helft mir doch auch in dem Punkt nach.”

“Du musst dir nicht gleich auf den Schlips getreten fühlen, Onkel Severus.”

Harry stimmte gedanklich zu. Das klang reichlich pikiert. Seufzend strich er sich durch die Haare, denn Severus auf die Füße zu treten war garantiert nicht das, was er wollte.

“Severus, also …”

  “Also ich habe Hunger und ihr? Mein Papa pflegt zu sagen, dass ein voller Bauch gut tut. Also, kommt ihr?”

Blumiger Vorschlaghammer, dies war vielleicht eine ganz schöne Metapher, welche zu Lunas Vorgehen passte. Aber es gab ihnen eine Möglichkeit für einen kleinen Aufschub. Somit ergriff er diese Chance nur zu gerne.

“Das klingt gut. Du hast es ja schließlich geschafft das Vertrauen der Küchenelfe zu bekommen, somit habt ihr bestimmt etwas sehr außergewöhnliches gezaubert. Klingt interessant, oder Draco?”

Auffordernd starrte er seinen Blutsbruder an, welcher glücklicherweise nicht auf der Leitung stand, sondern schnell aufstand und zu ihnen herüber kam. “Ja, das klingt echt gut. Dann mal los”, sprachs, harkte sich bei Harry und Luna ein und marschierte mit seinem Ballast aus dem Raum. Besser gesagt er zog sie beiden hinaus.
 

“Mhmmm, Luna. Das … das ist echt lecker!” Ein ernst gemeintes Kompliment Harrys, welchem auch die anderen Männer zustimmten. Zehn Minuten waren sie schon am essen und bisher hatte keiner der Erwachsenen das vorherige Thema aufgegriffen. Aber Harry wusste, dass es nicht all zu lange dabei bleiben würde.

“Ein wirklich sehr außergewöhnlicher Geschmack, Luna. So etwas haben mir meine Elfen in all den Jahren nicht vorgesetzt.”

“Danke.”Lächelnd schob Luna sich eine weitere Portion in den Mund, ehe sie fortfuhr. “Das ist Hühnchen auf einem Salatbett mit Lenkpflaumen und Flussgrass.”

“Ähm …”, kam es nun sehr skeptisch von Draco, welcher das Essen nun mit anderen Augen betrachtete.

“In der Mittagssonne gepflücktes Flussgras hat einen besseren - nussigen - Geschmack, keinerlei magischen Anteil und die Lenkpflaumen bringen die Süße mit.”

“Hmm, verstehe. Eine gelungene Mischung.” Als wären es nicht äußerst ungewohnte Zutaten, aß Lucius weiter. Jedoch blieb es nicht lange dabei, denn der Mann schien nun seiner Neugierde nachgehen zu wollen. “Wie mir scheint, habt ihr drei mir nicht alles erzählt, als ich fragte, was ihr so in Hogwarts erlebt habt und ob es etwas Neues geschehen ist. Also, wer mag mich auf den neuesten Stand bringen?”

Es waren zehn Minuten länger als gedacht, ehe das Gespräch wieder auf Hogwarts und die Abläufe dort gekommen war.

   “Nun, mein lieber Freund. Ich will dir gerne erzählen, was diese drei hier, in die Wege geleitet haben.”

Und Severus ließ nichts von Harrys erstem Schultag nach der Pause aus. Teilweise etwas gruselig, weil selbst Harry nicht mehr alle genauen Worte wusste, die er gesagt hatte.

   “Es war wirklich sehr mutig, aber auch leichtsinnig von dir, dein neues Wesen vor allen zu offenbaren. Aber ich denke, es war, nein ist, eine gute Sache. Luna hat vollkommen Recht mit dem Argument, dass du wohl nicht der Einzige sein kannst, der seit dem Kampf oder durch das Alter eine Veränderung erlebt. Das widerspricht einfach der Logik. Vielleicht trauen sie sich dank dir wirklich dazu zu stehen. Also bitte weiße sie nicht ab, wenn sie sich an dich wenden.”

“Luna hat mich damit auch vollgetextet und inzwischen ist mir klar geworden, dass ihr alle recht habt. Ich wollte einfach nur reinen Tisch machen, damit nicht irgendwann doch was durch die Gryffindors durchsickert und dann alles hochgeht. Mein Gedanke dahinter war egoistisch, denn ich wollte es einfach unter Kontrolle haben und selbst entscheiden, wann alle Bescheid wissen.”

   “So magst du noch denken, aber ich glaube, wenn du tief in dich hinein horchst, dann ist da noch ein anderer Beweggrund. Du magst Slytherin Eigenschaften haben, aber du bist beim besten Willen kein Egoist.” Es war Severus, welcher ihm eine Hand auf den Arm legte und mit warmen Blick ansah. “Minerva mag den Schülern vorweg schon gezeigt haben, dass auch Erwachsene Schwächen haben, aber du warst es, der allen gezeigt hat, dass auch ihr Held nur ein Mensch ist. Mit Ängsten und Problemen. Und diese beiden Mitverschwörer hier haben gezeigt, dass man zusammen daran arbeiten kann um dennoch frei zu leben. Ihr drei, gerade auch weil ihr aus verschiedenen Häusern kommt, habt allen Schülern gezeigt, dass Zusammenhalt, Hilfe sowie Freundschaft über Häusergrenzen hinaus gehen kann und dass dies nicht zum Nachteil sein muss.”

“Severus …” Harrys Herz schlug im ungleichen Takt und seine Stimme war nur ein Wispern vor lauter Rührung. Solche Worte von dem ach so gefürchteten Lehrerschreck zu hören, gab ihm ein unglaublich gutes und warmes Gefühl. Bisher hatte der Mann nicht mehr als Murren für Harrys große Rede über gehabt. Der Blick in Severus’ strahlende Augen zeigte Harry so viel, dass er gar nicht genauer benennen konnte, welche Emotionen es alles waren. Am liebsten würde er jetzt mit ihm in dessen Wohnung verschwinden und Zeit zu zweit genießen. Nicht wegen irgendwelcher körperlicher Nähe, sondern um das Gefühl der Verbundenheit und des Verstehens einfach ganz in Ruhe zu genießen.
 

Räuspernd sorgte Lucius dafür dass sich der intensive Blickkontakt löste. “Nun, bevor mir hier noch jemand am amoristischen Herzinfarkt stirbt, hätte ich da doch nicht ein paar Fragen.”

Ein wenig widerwillig richteten beide Wesen ihre Aufmerksamkeit wieder dem älteren Vampir zu. Jedoch war Harry durch die Tatsache abgelenkt, dass Severus einfach ihre Hände miteinander verschränkt hatte. Diese Wärme und das Kribbeln …

   “Meine Fragen wären: Minerva möchte also wirklich einen neuen Weg einschlagen? Sie hält also nicht weiter stur an die Linie ihres Mentors?”

Nickend bejahte Severus dies. “Die drei hier haben sie wirklich zum Nachdenken gebracht. Aber auch Mr. Weasleys Ausbruch hat deutlich gezeigt, dass sich etwas ändern muss. Sie hat nicht vor, einfach weiter die Beobachterin zu spielen.”

“Wusstet ihr übrigens, dass sich einige Rüstungen selber putzen, nur damit das Wiesel sie nicht anrührt?”, platzte Draco dazwischen und erntete Lachen und Grinsen.

“Man kann es ihnen nicht verdenken, meine ich”, offenbarte Lucius. “Nun ich habe weitere Fragen, jedoch möchte ich für heute nur wissen, warum ihr vorhin so gelacht habt.”

Wieder war es die unverblühmte Art Luna, welche alles aufwirbelte, sortierte und klar darlegte.

“Das ist doch ganz klar. Schon damals haben sich vor allem Harry und Draco niemals durch Hausaufgaben, Test oder Abschlussprüfungen davon abhalten lassen, anderen Dingen nachzugehen. Der eine reparierte das plante Verschwörungen, der andere kämpfte jährlich gegen eine neue Bedrohung seitens Tom Riddle. Von den nächtlichen Duellen Nachts ganz zu schweigen.”

“Oh, weißt du noch Harry, der im Verwandlungsraum? Ach, das sah aus danach.” Grinsend schwelgte Draco in alten Erinnerungen.

“Hör mir bloß auf, das Aufräumen hat Stunden gedauert.”

“Aber lustig wars schon irgendwie.”

“Stimmt … au Severus meine Hand.”

  “Erstens: Ihr weicht Lucius Frage aus und zweitens, hier ist ein Lehrer anwesend der garantiert eine Möglichkeit findet euch rückwirkend nachsitzen zu lassen. Filius war eine Woche aufgelöst weil ein Tisch wo anders stand und zwei komplett verschwunden waren. Von seinem magischen Lieblingshocker gar nicht erst zu sprechen!”

“Man kann die Schüler nicht mit so viel Arbeit bedecken, dass sie nichts anstellen. Es sind alles Kinder und keiner ist so ehrgeizig. Wir sind jung und wollen Spaß.” Damit wendete sich Luna einem Pudding zu.

“Sie hat Recht, Severus. Hogwarts ist letztendlich absolut langweilig. Ich weiß nicht wie ich es richtig erklären soll. Es gibt einige AGs. Es gibt als Sport Quidditch, dann eine Bibliothek und Gemeinschaftsspiele. Aber was wenn deine Freunde alle in unterschiedlichen AGs sind, für Sport nichts über haben oder so? Wenn du nicht einfach deinen Besen schnappen kannst um einfach nur zu fliegen? Wenn Menschen, welche sich zum Wald und ihren Geschöpfen hingezogen fühlen, nicht einfach mit dafür sorgen dürfen, dass es dem Wald und seinen Bewohnern gut geht? Selbst den Pflanzenfreunden ist, bis auf wenige Ausnahmen, der Zutritt zu den Gewächshäusern außerhalb des Unterrichts versagt. Wir haben so viel in Hogwarts und können es doch nicht nutzen.” Grübelnd strich sich der junge Vampir mit der freien Hand übers Kinn.

“Goldener Käfig”, kam es trocken von Draco und wurde grüblerisch angesehen. “Nun, es ist wie ein goldener Käfig. Man bekommt alle möglichen Annehmlichkeiten, aber man sieht die guten Sachen und kann sie nicht nutzen. Darum bringen Regeln, Hausaufgaben und so wenig, denn in der Nacht sind viele bereit sie alle zu vergessen um der Langeweile zu entfliehen. Und entschuldige Onkel, aber die nächtliche Patroulliere ist echt schlecht und letztendlich werden nur die Dummen erwischt.”
 

  Einen Moment herrschte nachdenkliches Schweigen. Ein wenig angespannt trank Harry von seinem Blut-Wein Gemisch.

“Jetzt verstehe ich, warum ihr gelacht habt. Es war vollkommen angebracht, wenn man bedenkt, welch’ hirnrissige und widersprüchliche Aussage ich vorhin getroffen habe. Welchen grundlegenden Irrglauben wir Lehrer auferliegen.”

“Wie meinst du das, Severus?”, wollte nun Lucius wissen und sprach damit die Frage der Schüler ebenso aus.

“Man geht von der Prämisse aus, dass Hogwarts eine hervorragende, eine elite Schule ist, welche ihren Schülern alles bietet was ihnen beliebt um sie zu guten, am besten ausgebildeten Erwachsenen zu machen. Ich habe nie weiter darüber nachgedacht, denn zu meiner Schulzeit war mir das alles nicht wichtig. Selbst da habe ich auf diesen Blickwinkel niemals geachtet.”

Ernst wandte sich Harry in Richtung des Werwolfs. “Hör mal, wir wollten damit weder dir, noch den anderen Lehrern oder gar der Direktorin etwas schlechtes nachsagen oder auf die Füße treten. Ihr leistet großartige Arbeit und bereitet uns nach bestem Wissen und Gewissen auf die Prüfungen und die Arbeitswelt vor. Darauf, dass wir überhaupt gute Noten haben um eine Chance auf gute Jobs zu haben. Aber …”

“Aber wir müssen dringend etwas tun, damit ihr nicht nur im Bereich der Noten gefördert werdet.”

“Wisst ihr, rückblickend hatten wir die gleichen Probleme, wir waren nur zu sehr auf die schwarze Magie, das gute Ansehen durch hervorragende Noten und Voldemort fixiert, um das volle Ausmaß zu begreifen. Rückwirkend wird mir klar, dass schon zu meiner Zeit die Abschlussjahrgänge während des Berufsberatungsgespräch einfach irgendeinen Berufswunsch angegeben haben. Ohne wirklich zu wissen ob sie dafür geeignet sind, da sie schlicht nicht wussten welches Potenzial letztendlich in ihnen schlummert.” Auch Lucius schien tief in Gedanken zu sein.

Zeitgleich offenbarten die drei Schüler, dass es jetzt auch noch so war.

Ein leises Auflachen war von Severus zu hören. Die Häme konnte der Mann sich ebenso nicht verkneifen. “Da kommt eine Menge unerwarteter Arbeit auf Minerva da. So hat sie sich das bestimmt nicht vorgestellt.”

“Aber die neue Direktorin scheint mir doch bisher immerhin ein wenig Spaß daran zu haben, wenn ich mir eure Erzählung über Ronald Weasleys Bestrafung noch einmal durch den Kopf gehen lasse”, gab Lucius gut gelaunt zu bedenken.

“Stimmt, Dad! Oh man, das Gesicht des Wiesels war einmalig!”

Und so wandte sich die Gruppe deutlich leichteren Themen zu, während sie das ungewöhnliche Mahl weiter genossen.

Harry stellte dabei fest, wie wichtig ihm diese drei geworden waren. Wie sehr sie miteinander harmonierten und alle möglichen Arten von Themen besprechen konnten. Etwas, dass er in all den Jahren mit Hermine und vor allem mit Ron vermisst hatte.
 

“Danke für das schöne, lustige Wochenende Lucius. Ich würde dich ja umarmen, aber leider habe ich die Hände voll.” Grinsend blickte Harry auf Luna, welche schlafend in seinen Armen lag.

“Schon in Ordnung, bring sie schnell ins Bett. Nicht dass sie sich verkühlt.”

“Oh stimmt, ich bin zu kalt für sie. Severus würdest du…”

Schnell hob Angesprochener die Hände hoch. “Definitiv nein, ich trage keine schlafenden Schüler durch die Gegend. Also sieh zu, dass du rüber kommst.”

Schnell ließ Harry, für alle deutlich sichtbar, die Augen rollen, ehe er in die bereits grün leuchtenden Flammen stieg.

“Bis bald.” Ein letztes Lächeln für Lucius, dann verschwand er nach Hogwarts.
 

  Harry hatte die seelenruhig schlafende Luna bereits in ihren Plüschpyjama gehext und ins Bett gelegt, als Draco den Kopf ins Mädchen Schlafzimmer steckte.

“Hast die Tür aufgelassen. Wollte dir nur schnell gute Nacht sagen.”

Lächelnd nickte Harry. “Gute Nacht Draco. Und danke fürs Lernen und auspowern.”

“Kein Problem.” Ebenfalls breit grinsend verschränkte Draco die Arme.

“Woher wusstest du, dass ich das brauche? Das ganze Fliegen und die Duelle?”

“Keine Ahnung.” Ratlos zuckte Draco mit den Schultern.”Ich brauchte es dringend, also dacht ich mir ich spann dich einfach ein. Dachte mir du wirktest im Laufe der Woche immer unruhiger und es kann nicht schaden. Hat sich einfach richtig angefühlt.”

“Ohne unseren kleinen Machtkämpfchen können wir wohl nicht, was?” Schmunzelnd richtete Harry noch einmal Lunas Decke und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Licht löschte und den Raum verließ.

 “Du hast sie echt gern.”

“Weißt du Draco, anfangs hielt ich sie auch für seltsam und genauso wie alle anderen für durchgeknallt. Aber dann habe ich mir gedacht, dass ich ja nunmal für andere ebenso wirke. Ich höre die Stimmen der Schlangen, ich hatte immer wieder die Sicht von Voldemort und habe von Dingen geredet, die niemand verstand, sah oder nachvollziehen konnte. Mir wurde es nur verziehen, weil ich ‘der Junge der überlebt hat’ war. Damals, als ich das erste Mal mit Luna im Verbotenen Wald die Thestrale fütterte, war sie es die mir ungewollt das Gefühl gab, dass anders sein nicht schlimm ist. Das man nur auf sich selbst vertrauen muss und das andere schon irgendwie wird. Leider vergass ich diese Lektion recht schnell wieder.”

Nachdenklich blickte Draco auf die geschlossene Tür. “Man kann eine Menge von ihr lernen, oder?”

“Luna gehört für mich zu den stärksten Menschen die ich kenne. Wenn sie an jemanden glaubt und dafür kämpft, dann kann man sich geehrt fühlen. Ja, sie hat auch ihre Probleme, aber ich glaube das kriegen wir schon hin. Ich bin es ihr für ihre Treue und den Glauben an das Gute in mir schuldig. Und dann ist da ja noch die Geschichte mit dem Diadem, denn ohne sie hätte Voldemort vielleicht gesiegt.”

“Hmm … ja”, murmelte der Slytherin immer noch gedankenversunken, ohne wirklich zuzuhören. Erst als Harry es sich schon auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, erwachte der Junge aus seinen Gedanken. “Was? Wie jetzt?” Neugierig setzte er sich auf einen Sessel direkt neben Harry.

“Nun, du weißt, ich musste die Horcruxe zerstören. Einer davon war das Diadem. Nur hatte ich absolut keine Ahnung wo ich anfangen soll und wollte daher den Ravenclaw Turm auf links drehen. Luna kam mir hinterher und brachte mich darauf mit Helena Ravenclaw zu reden. Nur so kam es wie es kam.”

“Oh …”, war alles was Draco dazu sagte. Überraschung und auch Schmerz standen seinem Blutsbruder deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber kein Wunder, es war grausam gewesen wie sich alles entwickelt und sogar einen Toten im Raum der Wünsche gefordert hatte. Egal ob es selbst verschuldet war, die beiden waren lange Freunde gewesen.

Mitfühlend legte Harry seine Hand auf die blasse des Slytherin. “Wenn du reden willst, du weißt wo du mich findest und dass ich dir zuhöre?”

Tränen schimmerten in den grauen Augen. “Es … es …”

   Doch Draco kam nicht dazu sein Herz auszuschütten, denn Severus betrat die Schülerwohnung.
 

“Ihr seid also noch auf. Draco du … alles in Ordnung?” Wachsam musterte Severus die Szene und hockte sich neben Draco, als er dessen trauriges Gesicht sah. “Was ist passiert?”

“Erinnerungen an die Schlacht … an den Raum der Wünsche”, war alles was Harry sagte. Er wusste nicht inwieweit Severus darüber Bescheid wusste und ebenso nicht, wie intensiv sein Blutsbruder darüber mit dem Patenonkel reden wollte. Seine Bedenken waren nicht unbegründet.

Räuspernd wischte Draco eine Träne aus dem Augenwinkel, ehe er sich steif, aber mit erhobenem Kopf erhob. “Schon in Ordnung, Onkel Severus. Harry, danke für alles. Ich … ich geh dann jetzt ins Bett, schließlich ist morgen wieder Schule. Also bis dann.”

Eine Flucht, denn der junge Malfoy wartete gar nicht erst auf eine Antwort, ehe er aus der Wohnung lief.

  Seufzend ließ sich Severus auf dem drei gewordenen Sessel nieder. “Es scheint mir, ich bin genau im falschen Zeitpunkt aufgetaucht.”

“Je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet”, gab Harry schulterzuckend zurück.

“Hmm?”

“Nun … für Draco wäre es vielleicht nicht verkehrt gewesen, wenn er sich einmal alles von der Seele geredet hätte. Ich jedoch, freue mich dass du noch hergekommen bist.”

  Ein verschlagenes Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf und sein Gegenüber hob eine Augenbraue hoch. Der Mann ließ ihn nicht aus den Augen, als Harry sich erhob und auf der Sessellehne wieder Platz nahm.

“Du hast mir gefehlt. So nah und doch fern …”

“Nun, du hast Minerva gehört. Bis sie keinen unbeteiligten Prüfer für dich gefunden hat, müssen wir nunmal weiter bei Schüler-Lehrer bleiben in der Öffentlichkeit.”

Mürrisch verzog Harry das Gesicht. “Dabei bist gerade du es, der mich ehrlich bewerten und benoten würde. Selbst wenn ich dadurch durchfallen würde.”

“Das stimmt. Wenn du nicht die erforderlichen Mindestanforderungen erfüllst, dann würdest du bei mir durchfallen. Einfach weil …”

“Weil du im Bezug auf schulischen Leistungen keine Freunde kennst. Ganz ehrlich, etwas anderes will ich ja auch gar nicht. Ich möchte danach beurteilt werden was ich durch meine Anstrengung und meinen Fleiß erreicht habe und nicht durch irgendeinen Zufall oder Status.”

“Und das ist es was ich an dir sehr hoch schätze. Es zeigt ganz deutlich dass du mehr nach Lily und nicht nach deinem Erzeuger kommst.”

Erneut verzog Harry sein Gesicht.  “Bitte Severus, ruiniere dein Kompliment nicht durch die Erwähnung von meinem Dad. Weißt du, ich habe mich immer mehr mit Mum identifiziert. Habe immer mehr Sehnsucht nach einer Mutter, als nach einem Vater gehabt. Ihr habe ich mich immer irgendwie näher gefühlt.”

   Wie war es dazu gekommen, dass sie auf dieses Thema gekommen waren? Das war garantiert nicht sein Anliegen gewesen, als er sich zu dem Werwolf setzte. Und doch ergriff ihn jetzt die Schwermut. Dankbar lehnte er sich an Severus, als dieser einen Arm um ihn legte.

“Es ist in Ordnung, Harry. Hörst du? Ich werde dich garantiert nicht dafür verurteilen. Und es tut mir Leid, dass ich das Gespräch darauf brachte.”

“Nein, schon gut. Ich kann die Gefühle und Gedanken nicht immer unterdrücken. Der Schmerz und auch das schlechte Gewissen bezüglich meiner Eltern gehört zu mir. Es macht mich zu dem, der ich bin, nicht wahr?”

“Wann bist du nur so erwachsen geworden? Manchmal erschreckt mich das wirklich”, gestand Severus und Harry spürte den skeptischen Blick auf sich liegen.

“Ist nunmal so und lässt sich nicht ändern.” Spielerisch drückte er dem Wolf den Ellenbogen in die Rippen ehe er sich erhob.

“Magst du noch einen Wein oder so? Ich werde mir nämlich noch ein Glas gönnen.”

“Wir wechseln also von Butterbier zu Wein?”

Harry hörte wie Severus ihm in die Küche folgte.

“Es ist eine von Lucius Sorten. Sieht aus wie Wein, riecht wie Wein, ist aber mit viel Blut und macht nicht betrunken. Naja, wenn man es nicht übertreibt. Also?”

“Also unter diesen Umständen kann ich über Alkohol in Hogwarts und vor allem wenn am nächsten Tag Schule ist, hin weg sehen.”

Schmunzelnd füllte Harry ein zweites Glas mit dem edlen Tropfen und übergab es. “Immer ganz der Vollblutlehrer.”

“Immer ganz die Vollblutnervensäge.” Grinsend stießen die beiden Wesen an, während sie nebeneinander am Küchentresen lehnten.

“Ich hoffe wirklich, dass die Direktorin bald jemanden passenden für mich findet.”

Ein leises Grollen entwich Severus. “Entschuldige wenn ich mit dieser Formulierung Probleme habe. Aber ja, es wäre gut wenn bald ein externer Prüfer gefunden wird.”

“Heißt das etwa, dich stört der Status Quo ebenfalls?”

“Natürlich! Ich habe jahrelang Scharade gespielt. Habe vorgeben müssen irgendjemand zu sein und Dinge gern zu tun, was alles nicht der Wahrheit entspricht. Ich will zeigen was meins ist.”

Lasziv wackelte Harry mit den Augenbrauen während er sich vor den Werwolf stellte. Es wäre gelogen wenn er sagen würde, dass ihn diese Seite des Mannes nicht anmachte.

“Ich gehöre also dir? Habe ich denn gar kein Mitspracherecht?” Eine rein rhetorische Frage. Erneut gab Severus ein tiefes Knurren von sich und ehe Harry sich versah, befand er sich in den starken Armen des Schwarzhaarigen.

“Severus …” Anzügliche Freude durchzog das Wort. Schnell legte Harry seine Arme um den Hals Severus’. “Ich mag es, wenn du so drauf bist.”

“Ach ja? Nun, dann wollen wir doch mal sehen was du hierzu sagst.” Sprachs und schon im nächsten Moment befand sich Harry in einem Kuss gefangen, der den Worten 'absolut feurig' und 'animalisch gerecht wurde'.

   Zungen tanzten umeinander, Finger grube sich in bekleidete Haut und versuchten unter den Stoff zu kommen - die Erde drehte sich schneller, hielt an und lief plötzlich rückwärts. Wer, wie, wo, was man war, war unwichtig und vergessen. Alles was zählte, war der Moment und die Begierde welche beide magischen Wesen fest im Griff hatte.

Erschreckend

Jedenfalls so lange, bis eine zarte, zittrige Stimme aus Richtung Schlafzimmer erklang. “Harry …”

Augenblicklich war alle Begierde vergessen. Die Angst war deutlich aus Lunas Stimme herauszuhören.

Dennoch war er ein wenig angefressen, dass ihm dieser Moment kaputt gemacht worden war. Es war so … gut gewesen! Mit einem leisen Seufzen und entschuldigendem Blick, löste er sich von Severus und ging zu Luna herüber.

   Tränen liefen der Lovegood über das Gesicht, die Augen waren gerötet und die Haare standen wie nach einem Date mit einer Stromleitung ab. “Es … es tut mir lei … leid”, brachte das Mädchen mit zittriger Stimme hervor.

   “Schon gut, Luna. Hey, was ist denn los?” Behutsam strich Harry ihr über die Haare bis zu den Wangen - wischte die Tränenbahnen mit dem Daumen davon. “Hast du schlecht geträumt?”

Langsam nickte Luna und ließ den Kopf hängen. “So viel … viel zu viel …” Neue Tränen flossen stumm und unaufhaltsam gen Boden, tropften vom Kinn hinab.

“Schttt”, flüsterte Harry und schloss das bebende Mädchen in die Arme. Sofort klammerte sie sich an sein Oberteil. Das hier war eine Situation, welche wohl nicht deutlicher machen konnte, wie schlecht es wirklich um Lunas Seelenheil stand. Jetzt verstand er auch Hermine, welche einmal meinte, dass es ein grausamer Anblick gewesen war als sie Harry weinend vorgefunden hatte. Damals, zu Zeiten des Trimagischen Turniers. Man fühlte sich als tröstender so hilflos obwohl man helfen wollte.

“Komm, wir gehen in dein Zimmer zurück und ich bleibe bei dir bis du eingeschlafen bist.”

“Kann … kann ich bei dir schlafen?” Rot geweinte Augen sahen ihn von unten herauf auf.

Ein leichtes Lächeln umhüllte Harrys Lippen. “Aber klar. Allerdings ist mein Bett nicht voll mit Plüsch und Flausch. Es könnte dir zudem zu kalt werden neben mir.”

“Wenn ihr wollt, lege ich einen leichten Wärmezauber über Luna.”

Harry, welcher ganz verdrängt hatte, dass sie ja nicht alleine waren, blickte Severus über die Schulter an. “Danke.”  

Vorsichtig hob er Lunas Kinn an. “Hol deine Decke und geh schonmal in mein Zimmer, ich bin dann gleich bei dir, ok?”

Ein Nicken, dann tapste Luna schnellen Schrittes davon um der Anweisung zu folgen. Lag es an dem Albtraum, oder war Luna nur nicht richtig wach? Auf jeden Fall fehlte die altbekannte ‘Fedrigkeit’ in ihrem Gangbild.

   Eine warme, große Hand legte sich sanft auf Harrys Schulter und drehte ihn herum.

“Kümmere dich um die kleine Ravenclaw. Ich werde nicht nur einen Schlummertrank holen, sondern auch einen kleinen Energiekristall. Er wird dafür sorgen, dass der Wärmezauber bis sieben Uhr morgen früh hält und Lunas Körpertemperatur im Normalbereich bleibt. Das erzähle ich dir jetzt schon, da ich gleich nur noch Luna mit dem Kristall verbinden werde, was sich nach Erschöpfung dessen wieder auflöst und dann in meine Gemächer gehen.”

“Danke und …” setzte der Jungvampir an, der kurz auferlegte Zeigefinger auf den Lippen stoppte ihn jedoch effektiv.

“Entschuldige dich nicht. Es ist eine der Eigenschaften, welche ich an dir schätze. Du bist ein treuer und fürsorglicher Mensch. Wir beiden haben alle Zeit der Welt, Luna braucht dich jedoch JETZT. Vielleicht schaue ich nochmal kurz bei den Slytherins vorbei, ob dort jemand Redebedarf hat.”

Harry vermutete, dass Severus damit Draco meinte.  “In Ordnung. Nächstes Wochenende ist Hogsmead Wochenende, das heißt, das Schloss ist quasi leer …” Viel sagend wackelte Harry mit den Augenbrauen, während er den Werwolf von unten herauf ansah.

Knurrend zog Severus ihn in die Arme. “Du bist mein Verderben. Pass auf was du sagt, du könntest es bereuen.” Sprachs und verschwand urplötzlich fluchtartig aus der Schülerwohnung.
 

Lachend wand sich Harry um. Harry 1 - Severus 0.

Als er sein Schlafzimmer nach einem Besuch im Badezimme betrat, verflog die überschwängliche Laune jedoch. Baff starrte er auf das Szenario, welches sich ihm bot.

  “Was zur Hölle … was ist denn hier passiert?”

“Umdekoriert”, kam es nuschelnd unter Lunas plüschigen, voluminösen Bettdecke hervor.

Nicht dies war es, was Harry so irritierte, nein! Es waren die geschätzt zehn Kuscheltiere, welche ebenfalls Harrys Bett blockierten. Wie gut, dass er ein sehr großes Bett hatte!

Kopfschüttelnd hexte er sich Schlafkleidung an, ehe er sich unter die eigene Bettdecke kuschelte. “Was macht das Zeug hier?”, erkundigte er sich und lupfte Lunas Decke etwas.

“Damit es hier auch Plüsch und Flausch gibt und du nicht immer alleine schläfst.”

“Aha…”, war alles was Harry dieser Logik entgegen bringen konnte.

  Es klopfte an der Schlafzimmertür und Severus trat ein. Wie Harry sofort erkannte, ebenso überrascht vom Anblick. “Interessantes Design”, kam es grinsend von Seiten des Werwolfes, während er Trank und Kristall auf den Nachttisch stellte.

Die nächste Aussage Lunas, ließ den jungen Vampir jedoch nach Luft schnappen und die Kontrolle über das eigene Gesicht vergessen.

“Du kannst auch hier schlafen, Severus. Harry kann bestimmt auf ein paar Stofftiere verzichten, dann hat er ja uns beide..” Das Ding war, Luna meinte diese Aussage vollkommen ernst! So ernst, dass Harry nicht mehr als ungläubiges Starren zu Stande brachten. Und da sagte man ihm ein loses Mundwerk samt unbedachtem Reden nach …

“Trinken Sie den Trank nach dem Gespräch mit Harry, Luna. Er wird verhindern, dass Sie erneut von Albträumen geplagt werden in dieser Nacht. Ich verbinde Sie nun mit dem Wärmezauber-Kristall damit es keine Erkältung gibt. Die Energie reicht bis morgen früh.”

Harry beobachtete das Ganze schmunzelnd, denn die Vermutung lag nahe, dass Severus ebenso überrumpelt war von Lunas Aussage, wie er selbst. Nur hatte der  Mann sich einfach sehr viel besser unter Kontrolle und bekam daher nicht Schnappatmung und ein Fratzengesicht.

“Nun denn, wir sehen uns Morgen in der Halle und im Unterricht. Gute Nacht.”

Nicken, zaghaftes Lächeln und ein behutsames Streichen über Harrys Hand, dann rauschte der Mann in bester Snape Manier und ohne auf eine Antwort zu warten aus dem Raum.  

“GUTE NACHT!”, brüllte Harry noch hinterher, ehe die Wohnungstür ins Schloss fiel und er sich Luna zu wandte.

“Schade, ich hab das ernst gemeint.” Schmollend zog Luna ein Kuscheltier an sich heran und kringelte sich wieder unter ihrer Decke ein.

Lachend zog Harry erneut die Decke von Lunas Gesicht. “Ich weiß und damit hast du Severus ganz schön schockiert. Wie hast du es übrigens geschafft, in einer solch kurzer Zeit all das Zeug her zu schleppen?” Kopfschüttelnd blickte er noch mal auf all das fremde Kram. “Aber jetzt mal ernsthaft, magst du mir erzählen, was du geträumt hast oder möchtest du gleich den Trank nehmen?”

Nur sehr langsam nahm das Mädchen ihr Gesicht aus dem Kuscheltier. “Ich habe mich an die Zeit in Malfoy Manor erinnert. An die Zeit im Kerker.” Damit erzählte ihm Luna zum ersten Mal, was sie alles in diesem grausamen Gewölbe erlebt und durchgemacht hatte. Von der ewigen Angst und Sorge. Von den Wänden die gefühlt immer näher kamen. Vom Geruch des Blutes und Eiters, wenn Ollivander zurückgebracht wurde. Vom Kobold, der angedeutet hatte, bald Menschenfleisch zu essen, weil er solch einen Hunger hatte. Harry ließ sie einfach erzählen, hielt sie, wenn die Erinnerungen sie zum Weinen brachte und kurz bevor sie erschöpft in den Schlaf abdriftete, flößte er ihr behutsam den Trank ein.
 

Mit einem quäkenden Schrei, landete zur Poststunde eine Schuleule in Harrys Müsli.

“Na, das wird dauern bis du den Joghurt aus dem Gefieder hast.”

Pikiert starrte der Vogel ihn an, als wäre es Harrys Schuld da er das Essen in die Landebahn gestellt hatte. Energisch streckte das Tier ihm das Bein entgegen und schuhute ungeduldig.

“Wenn du mich nicht beim Abmachen pikst, dann zauber ich den Joghurt zwischen deinen Federn weg, damit du nicht bald wie alte Milch riechst.”

Anscheinend verstand ihn das Tier, denn es drehte demonstrativ den Kopf weg während Harry die kleine Pergamentrolle abnahm. Als auch Harry sein Versprechen einlöste, gurrte die Eule zufrieden, schnappte sich eine Rosine aus dem Joghurt sowie ein Stück Würstchen von Lunas Teller und hob wieder ab.

“Na, wer schreibt dir?”, erkundigte sich seine Schwester im Herzen, welche sich ganz automatisch neben ihn an den Gryffindortisch gesetzt hatte. Inzwischen gab es deswegen nicht oder nur noch sehr wenige irritierte oder komische Blicke. Die Schüler hatten sich daran gewöhnt, dass sie beide außerhalb des Unterrichts aneinanderklebten.

“Weiß ich noch nicht. Hellsehen kann ich nicht”, neckisch steckte Harry die Zunge heraus, wofür Luna ihm kurzerhand Obst aus dem Müsli klaute. Was bei einigen Gryffindormädchen für Kichern sorgte. Augenrollend widmete sich Harry seiner Post, Mädchen hielten eben nur allzu gerne zusammen.

“Danke.” Mehr entdeckte Harry nicht auf diesem kleinen Fitzel Pergament. Es war nicht mal eine ganze Rolle, sondern ein zusammengerollter Schnipsel, welcher wohl wirklich nur mit diesem einen Wort beschrieben war. Kein Absender - nichts.

“Luna, kannst du mit der Schrift was anfangen?” Irritiert reichte er die Nachricht an die Ravenclaw weiter.

“Potter kriegt Fanpost und gibt auch noch damit an. Wie ekelerregend”, gab Ron hetzerisch zum Besten und erntete etwas zustimmendes Gemurmel. Jedoch hatte keiner von ihnen mitbekommen, dass McGonagall gerade am Nachbartisch Fragen beantwortet und somit alles gehört hatte.

“Mr. Weasley. Ich denke Sie benötigen wieder ein wenig mehr Zeit am Boden, um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen, daher streiche ich Ihnen Quidditch. Sie und ihre kleinen Freunde werden sich sowohl bei Mr Filch, als auch Madame Pince vorstellig werden. Ich denke, ebenso freut sich die Krankenschwester über ihre Hilfe.”

“Aber…”, setzte Ron erneut an.

Ungerührt fuhr die Direktorin fort. “Dies gilt auch für alle Schüler anderer Häuser, welche Mr. Weasleys Meinung teilen. Glauben Sie nicht, dass ich es nicht mitbekommen habe. Ms. Pavatti, hören Sie auf schadenfroh zu gackern, Ihr Rührei wird kalt.” Damit war für die Lehrerin wohl genug gesagt und sie rauschte in Richtung Lehrertisch davon.

Natürlich wurde sofort wild getuschelt, sodass Harry innerhalb kürzester Zeit die Ohren dröhnten.

“Ich kenne die Schrift auch nicht, aber sie sieht nach einem Mädchen aus.” Luna schob den Zettel zurück.

“Hmm danke. Entschuldige, ich werde Seidenschnabel besuchen gehen vor dem Unterricht.”

“Ist ok. Ich schaffe es auch alleine zum Unterricht.”

Im Gegensatz zu ihm, hatte Luna keine Freistunde am Montag Morgen. “Frag Draco, er macht das bestimmt gern und er hat auch frei. Tut mir leid, Luna ich …”

“Geh einfach und gib Seidenschnabel einen Kuss von mir”, flüsterte Luna lächelnd, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und widmete sich dem erbeuteten Müsli.

  Froh über ihr Verständnis, stand er auf und eilte aus der großen Halle. Auf jeden Fall wollte er dies, denn auf Rons Höhe angekommen, hielt er kurz inne. Rons geflüstertes “Das wirst du mir büßen!” ließ ein schlechtes Gefühl bei ihm entstehen. Hatte Minerva mit ihrer Strafe irgendjemanden einen Gefallen getan? Vor allem die Wegnahme der Quidditch Privilegien, war garantiert ein harter Schlag. Wenn Harry eins wusste, dann das mit Ron nicht zu spaßen war, so der Junge einmal ernst machte und seinen Grips sowie das Taktik Geschick aus der Mottenkiste holte. Deswegen nahm Harry die Drohung auch nicht auf die leichte Schulter, egal ob Vampir oder nicht, sondern nickte und eilte nach draußen.
 

“Seidenschnabel, weißt du, wenn ich nicht inzwischen wüsste, dass ich einen guten Schulabschluss brauche um das zu erreichen was ich will, dann würde ich auf diesen Laden einfach scheißen.”

Laute Musik beschallte ihn via Ohrsteckern. Er wollte nichts von der Welt hören. “Ich weiß gar nicht, warum, aber Rons Verhalten macht mich unruhig und nervös. Ich weiß nicht wie, ich weiß nicht wann, aber irgendwann wird er seine Drohung wahr machen. Das macht mich ganz kribbelig.”

Seidenschnabel rieb den Kopf an ihm und blickte über Harry hinweg. Langsam folgte er dem Blick und zog schnell die Kopfhörer aus den Ohren, als er entdeckte, wer da an die entlegene Koppel herangetreten war.

  “Hermine! Was machst du hier? Bist du alleine?” Schnell eilte er zu den Gryffindor herüber, welche sich ebenso wie er umsah.

“Harry, Ich hab nicht viel Zeit.”

“Los komm, wir gehen an die andere Seite der Wiese. Da sieht uns keiner und Seidenschnabel passt auf.” Aufmunternd hielt Harry ihr die Hand entgegen damit sie besser über den Zaun klettern konnte.

Doch Hermine schüttelte energisch den Kopf und verschränkte die Arme. “Ich habe einen außer für dich wirkenden Verschleierungszauber aufgelegt, aber der hält nicht ewig. Tu einfach, als wenn du mit Seidenschnabel reden würdest.”

“Hermine, was …”

Die junge Hexe ließ ihn nicht ausreden. “Harry, bitte pass auf. Ron ist wirklich wütend und er macht dich für seine Strafen verantwortlich. Dass du ausgezogen bist und auch noch in der Nähe der Schlangen wohnst, hat alle Gryffindor schwer geschockt und viele enttäuscht oder wütend gemacht. Nur wenige sprechen in dem Punkt seit Anfang an für dich. Er hetzt fröhlich gegen dich und mit jedem der ebenfalls bestraft wird, bekommt er neue Unterstützung. Er nutzt die…  die Vampirgeschichte um dich als Monster darzustellen, ohne es klar auszusprechen und wer anderer Meinung ist, bekommt es voll ab. Bitte Harry, Ron ist nicht mehr Ron. Er hat sich total verändert seit wir die Horcruxe suchten. Ich… ich weiß nicht was ich tun soll.”

Harry, welcher an Seidenschnabel lehnte, würde Hermine nur zu gern in den Arm nehmen oder ihr wenigstens tröstend über den Arm streichen. Aber dafür waren sie einerseits zu weit auseinander und andererseits hatte Hermine klar gemacht, dass sie keine Berührung von ihm wünschte.

  “Warum bist du weiter an seiner Seite? Warum bittest du McGonagall nicht um Hilfe? Sie gibt dir bestimmt die Möglichkeit aus dem Turm auszuziehen. Wenn du willst, kannst du auch erst bei mir und Luna wohnen. Wir haben noch Platz.”

Erneut schüttelte Hermine energisch den Kopf.

“Warum? Was ist aus der mutigen, klugen Gryffindor geworden? Seit wann hörst du auf Ron und bist es nicht selbst, welche den Ton angibt? So wie früher, wo du dafür sorgtest, dass wir uns auf die Schule und die wesentlichen Fragen konzentrierten. Du hast verhindert, dass wir uns bei all der Gefahr komplett zum Honk machten! Warum also bist du jetzt so? Warum springst du wenn er es sagt und überhaupt …” Es gelang ihm nicht, die Wut aus seiner Stimme zu halten.
 

“Ich … ich ... ich kann nicht …” Tränen flossen ihr übers Gesicht.

Harry dirigierte Seidenschnabel an den Zaun heran und legte kurzentschlossen seine Hand auf die Hermines, mit welcher sie sich inzwischen abstützte. Sie zuckte, aber entzog die Hand nicht.

“Warum?”, bohrte Harry weiter nach.

Und endlich sprang Hermine über ihren Schatten und brach ihr Schweigen. Verzweiflung stand in ihrem Blick. “Ich bin schwanger und Ron ist der Vater.”

 

Beide Schüler sanken nach diesem Geständnis  zu Boden und lehnten sich mit dem Rücken an den Zaun. Harry hörte nach diesem Schock noch weitere Dinge, welche er wohl nicht so einfach verdauen würde.

  Er hörte davon wie Hermine es einen Tag vor Schulbeginn herausfand und Ron erzählte. Wie dieser sich anfangs freute, jedoch darum bat dass Hermine es geheim hielt. Wie er dann immer mehr darauf achtete was Hermine tat und aß. Anfangs hatte sie dies süß und liebevoll bezeichnet. Inzwischen war die Schwangerschaft Rons Druckmittel. Er nutzte es um sie von allen abzuschotten und mundtot zu machen. Er drohte ihr, sie irgendwie als unverheiratetes Flittchen darzustellen, welche es nur auf Rons Reinblüterstatus abgesehen hatte. Er drohte ihr sogar, das Kind wegzunehmen und sie wegsperren zu lassen.

Während Hermine ihr Herz ausschüttet, war Harry immer mehr dazu bereit, Ron die Kehle aufzureißen. “Dieser … dieser… ich werde ihn.”

“Nein Harry, bitte. Halt dich daraus. Ich hätte es dir niemals erzählen sollen oder dürfen. Wenn Ron es herausfindet …” Angst erstickte Hermine Stimme. “Ich wollte dich nur bitten Ron nicht zu unterschätzen und aufzupassen. Mein Problem mit ihm, bekomme ich schon irgendwie hin.”

  Zähneknirschend schwieg Harry. Gut, dass das Mädchen sein Gesicht nicht sah, denn es war verziert durch ausgefahrene Vampirzähne und rote Augen. Ja, Hermine und er hatten sich auseinander gelebt, denn schon bevor sie von ihrer Schwangerschaft wusste, war sie ihm in den Rücken gefallen. Schon vor Schulbeginn hatte sie die ach so tiefe und engverbundene Freundschaft mit Füßen getreten. Aber dennoch hatten sie genug miteinanderdurchlebt, dass Harry sie nicht einfach im Regen stehen ließ. Er würde nicht direkt auf den Weasley los gehen, aber irgendwas würde er tun um Hermine zu helfen und schützen. Das hatte die junge Frau in seinen Augen für viele Jahre Freundschaft und Unterstützung verdient.
 

 “In Ordnung. Für den Moment darf er seinen Kopf behalten.”

“Mehr kann ich wohl vorerst nicht verlangen. Danke, dass du dir meine Probleme angehört hast, obwohl ich es beim besten Willen nicht verdient habe. Ich habe mich wirklich dämlich verhalten und du hättest allen Grund dazu, mich zu hassen.”

“Ich bin enttäuscht. Richtig arg enttäuscht, auch wenn es nachvollziehbar ist, dass ihr euch von mir distanziert habt.”

Langsam rappelte Harry sich auf und klopfte den Dreck von der Kleidung. Hermine tat es ihm gleich.

  “Nein, wir hätten dir helfen und beistehen sollen, anstatt dich zu meiden und zu fürchten.”

Auflachend drehte sich der junge Vampir herum. “Wer hätte keine Angst, wenn ein hungriger Vampir in Blutrausch fällt und wie eine Harpyie angreift?” Er war hungrig, einsam, depressiv und gleichgültig gewesen. Voller Hass auf sich und die Welt.

“Selbst in deinem Wahn hast du genug Verstand gehabt, um möglichst wenig Schaden anzurichten. Im Gegensatz zu damals, ist mir dieses inzwischen bewusst, doch nun ist es zu spät.” Ein schiefes, traurig entschuldigendes Lächeln huschte über Hermines Gesicht, ehe sie abrupt ihre Tasche aufnahm und in Richtung Schule marschierte. “Beeil dich, sonst kommst du zu spät zu Zaubertränke.”

Überrumpelt blieb Harry zurück bei Seidenschnabel. Wie sollte er sich denn nach all dem auf den Schulunterricht konzentrieren? Er wusste ja nicht mal über was er als erstes nachdenken sollte. Hermine hatte die Welt mal eben auf links gedreht.
 

Gerade noch pünktlich schlitterte er in den Unterrichtsraum.

  Ohne Winkys Hilfe, wäre er zu spät gekommen. Er hatte noch einige Zeit auf der Koppel gestanden und Hermine hinterher gestarrt. Selbst als diese schon in der Schule verschwunden war. Erst als Seidenschnabel sich entfernt und damit die Stütze verloren ging, war er aus seiner Starre erwacht und hatte sich an den Unterricht erinnert. In die Wohnung zu flitzen um die Schulsachen zu holen und dann auch noch pünktlich im Unterricht zu sein, das hätte er selbst mit seinen vampirischen Fähigkeiten nicht geschafft. Also hatte er Winky um Hilfe gebeten. Diese war seiner Bitte nur zu gern nachgekommen und hatte den abgehetzten Harry am Schuleingang mit Tasche und einer Phiole Blut erwartet. Beides hatte Harry gegen ein erleichtertes Danke getauscht und war weiter gewetzt.

  Jetzt schlitterte er also gerade noch pünktlich in den Raum, ehe auch schon die Tür hinter ihm ins Schloss krachte.

“Ah, Mr. Potter beehrt uns dann doch noch mit seiner Anwesenheit. Sagen Sie nichts, Sie mussten irgendetwas hilfloses zu Hagrid schleppen.”

“Nein, Sir.”

Severus musste in seinem Blick wohl erkannt haben, das Harry etwas beschäftigte, denn er zog kurz die Augenbrauen zusammen.

“Später”, flüsterte Harry nur für den Werwolf hörbar.

“Nun denn Mr. Potter, setzten Sie sich zu Mr. Malfoy damit ich endlich mit dem Unterricht anfangen kann. Dort richten Sie wahrscheinlich am wenigstens Unheil an.” Verhaltens Kichern war zu hören. “Oh, bevor ich es vergesse: Fünf Punkte Abzug von Gryffindor und lassen Sie sich noch was zu Kosten kommen, sitzen Sie nach, Mr. Potter.”

Finster starrend nickte er, er hatte den Wink verstanden und setzte sich und unter dem Gemurre der Schulkameraden auf seinen Platz.

  Für Fehler brauchte es Severus Anmerkung gar nicht erst. Er sah nur zu, dass die Fehler nicht einem anderen angerechnet wurde oder wirklich gefährlich waren. Jedoch hatte auch Draco da ein Auge drauf, der Harry zwar immer wieder nachdenklich bis auffordernd anstarrte, aber ansonsten die Klappe hielt.

Als er den gewünschten Kräutersud links anstatt rechts herum rührte, machte Severus die Drohung wahr und brummte ihm Nachsitzen auf.

Auch wenn Harry böse Miene zum Spiel machte, freute er sich dennoch auf diese Zeit. Er musste mit Severus unbedingt darüber reden, was er eben erfahren hatte. Vielleicht bekam er dann eine Antwort auf die große Frage, was nun zu tun war und was nicht.
 

“Ok, und jetzt sagst du mir, was los ist!” Eine Forderung, keine Bitte.

Es war Abend und Harry hatte seine angebliche Nachsitzstunde bei Severus. In Wirklichkeit lümmelten die beiden in Severus’ Wohnzimmer und ließen sich ein hervorragendes, eigens von Winky zubereitetes, Essen schmecken. “Auch bei den anderen Lehrern warst du heute wohl nicht bei der Sache. Hast du kein Blut zu dir genommen?”

“Nein, das ist nicht der Grund. Das kommt nicht mehr zu kurz, denn dafür sorgt Winky.”

“Also was lässt dich dann in den geistigen Zustand eines Flubberwurms verfallen?”

“Danke für das Kompliment”, spielerisch streckte Harry die Zunge raus, ehe er wieder ernst wurde. “Hermine hat heute mit mir gesprochen.”

“Granger? Was wollte die denn von dir?” Aus Severus sprach der Unglaube.

“Genau so habe ich auch reagiert. Fangen wir vorne an. Das in der Halle hast du ja bestimmt mitbekommen. Ich bekam erst einen Zettel mit einem einfachen Danke. Kein Name oder so dabei. Dann konnte Ron mal wieder nicht den Mund halten und halste sich neuen Ärger auf. Tja, nur hat ihm McGonagall das Wichtigste genommen: Das Quidditch spielen. Ich weiß wie er sich fühlt, mir ging es damals nicht anders als Umbridge mich sperrte. Es hat meinen Hass auf die Frau angefeuert. So ist es auch bei Ron. Als ich an ihm vorbei ging, hat er gesagt, dass ich dies büßen würde. Er macht mich für all seine Probleme verantwortlich.

“Dieser kleine …”

“Nein, bitte Severus, unterbrich mich nicht. Auch wenn ich genau so denke wie du, nehme ich diese Drohung sehr wohl ernst.”

“Ihr wart beste Freunde. Seit dem ersten Schultag wart ihr zusammen unterwegs und habt eure Nasen in Dinge gesteckt, welche euch nichts angehen. Auch wenn ich zugeben muss, dass letztendlich immer half das Böse auszubremsen. Der kleine Weasley kam mir immer mehr wie ein Mitläufer vor. Du folgtest deinen wahnwitzigen Ideen und Granger überdachte das Ganze, damit ihr nicht den Kopf verliert. Was mir nicht in den Sinn will, ist dieser Wandel. Was hat es geschafft, diesen Bruch des viel beschworenen goldenen Trios herbeizuführen? Warum hat sich Weasley von einem Esel zu einem Hornochsen entwickelt und führt sich auf wie der goldene Stier im Stall? Nur um mal in der Metapher zu bleiben.”

Zum Ende hin hatte Severus mehr mit seinem Wein und damit sich selbst gesprochen, als mit Harry.

 

  Seufzend zog Harry die Knie an die Brust und blickte auf den Kamin, wo künstliche Flammen tanzten. Das Folgende sollte schon schwer genug werden, da musste er nicht auch noch in Severus Gesicht sehen, wenn er von seiner schäbigsten Zeit berichtete. Dann dürfte Severus keine Fragen mehr haben, warum sich einige der engsten Freunde von ihm distanziert hatten. Viel mehr bestand die Gefahr, dass auch Severus ihn dann mit anderen Augen sah … Aber dennoch musste er sein Schweigen brechen. Er wollte kein solch großes Geheimnis vor dem Werwolf haben, denn das zwischen ihnen fühlte sich nach mehr an, als nur der Abbau überschüssiger Energien und Hormone. Auf jeden Fall war das der Kern seiner Zukunftsträume.

“Ich denke, ich muss dir von der Zeit erzählen, als ich noch im Grimmauld Place lebte.” Er spürte Severus aufmerksamen Blick auf sich liegen. Tief holte der junge Vampir noch einmal gewohnheitsmäßig Luft, dann schloss er die Augen und erinnerte sich an diese düstere Zeit.
 

 “Nach dem ich gebissen wurde, hat es etwas gebraucht ehe ich begriff, dass es nicht nur die Erschöpfung ist, welche mir zusetzt. Ich wurde mit geschwächter Magie aber soweit in Ordnung und auf eigene Verantwortung aus dem St.Mungos entlassen. Schon das hätte mich stutzig machen müssen, denn ich hatte nach der Schlacht gefühlt nicht nur eine gebrochene Rippe. Von den anderen Knochen gar nicht erst zu sprechen. Aber ich schob es auf die Fähigkeiten der Heilerzunft und die Erklärung, dass meine starke Magie bei der Heilung die Finger im Spiel hatte. Essen, schlafen und bei Fragen melden, mit diesen Anweisungen ging ich meines Weges. Doch das Körpergefühl war anders und immer mehr hörte ich Dinge, welche ich so nie wahrgenommen hatte. Vögel im Nachbargarten, als würden sie auf meinem Kopf sitzen. Nur um mal ein Beispiel zu nennen. Der Hunger wurde auch nie gestillt, egal wie viel ich aß. Ich war auf mich gestellt und kam nicht zur Ruhe. Erst als Winky mit ihrer Tochter vorbei kam und mir ein noch recht blutiges Stück Fleisch vorsetzte, begriff ich, dass meine ‘Krankheit’ nicht normalen Ursprungs war. Sie klärte mich über mein neues Wesen auf. Das war der Moment in dem mein Selbsthass noch größer wurde und ich versuchte meinem Leben ein möglichst schmerzvolles Ende zu machen. Als Winky es mitbekam, zog sie mit ihrer Tochter in den Grimmauld Place und überwachte mich mit Argusaugen. Sie hat ihr bestes getan, aber letztendlich habe ich sie überzeugt, dass ich es alleine hinbekomme. Ich hatte all das Leid verdient. Ich hatte es verdient alleine zu sein. Remus hat mir zwar geholfen und war für mich da, aber sporadisch ist wohl die beste Beschreibung dafür. Wir haben beide mehr schlecht als recht versucht für den anderen da zu sein.”

 

  Geistesabwesend strich sich Harry über die Arme. Der schwerste Teil kam erst noch. Dies schien auch Severus zu ahnen, denn noch sparte der Mann sich die Vorwürfe.

“Jedoch gab es auch Momente, in denen ich nicht nur aufgeben und verschwinden wollte. Ich musste immer irgendwie ‘normal’ wirken um mich nicht als Vampir zu enttarnen auf den ganzen Events, denen ich mich nicht entziehen konnte. Nur manchmal kam mein Dickkopf durch und ich schlug über die Strenge … ja, das passt vielleicht ganz gut.”

“Warum grummelt mein Magen nur gerade so?”

  Mit einem zaghaften Lächeln, blickte Harry den Werwolf an. “Weil du mich kennst? Nun ja, jedenfalls tauchten nach und nach die Leute aus ihren Versenkungen auf. Die Zeit verging und die ersten Schrecken aus Beerdigungen und sowas waren überstanden. Die psychischen Folgen saßen tief, aber wir alle wollten es einfach nur vergessen. Somit saß ‘das goldene Trio' auch wieder Abends im Grimmauld Place zusammen. Nicht regelmäßig, weil die beiden ihre frische Beziehung zu zweit genießen wollten.

Ich fühlte mich durch ihren Lebenswillen motiviert und … schlug über die Strenge. Ich streifte durch den Ort oder durch das London, suchte mir naive Mädchen und Jungs und bediente mich bei ihnen. Nicht via Biss, da ich auf keinen Fall jemanden verwandeln wollte, sondern ich umgarnte und verzauberte sie und nahm ihnen Blut mit Spritzen ab.”

“Moooooment, du steckst hinter dem Serienangreifer, welcher die Opfer mit ihnen unerklärlichen Einstichen hinterließen? Die Muggel redeten von einer neuen Droge, die stark wirkt aber schnell verfliegt. Einfach deswegen weil die Leute Erinnerungslücken, sowie am ganzen Körper Einstiche aufwiesen, jedoch keine Chemikalien zu finden waren. Deine Angriffe haben es bis in die magische Welt geschafft.” Mit großen Augen starrte Severus ihn an.

“Deswegen habe ich aufgehört. Eine Zeitlang habe ich es geschafft die Auroren und Polizisten zu verwirren, aber nicht alle sind auf den Kopf gefallen. Darum änderte ich meine Strategie. Ich suchte mir Straßenteenies, checkte im Internet den Vermissten Status und wenn alles passte, setzte ich sie unter Zauber und nahm sie mit. Sie konnten eine Zeit lang im Haus leben, sich erholen und zu Kräften kommen, während ich mich bei ihnen bediente. Lange blieben sie jedoch nicht, denn wie ich heute weiß, hatten sie falschen Blutgruppen und deswegen scheuchte ich sie wieder davon. Ich wurde ‘krank', wenn man es so nennen will. Ausser vor Hermine konnte ich es gut vor allem verstecken oder mit Albträumen erklären.

Naja, lange Rede kurzer Sinn, ich fand ein Mädchen durch welches ich mich besser fühlte. Steffi aus Deutschland und eine der wenigen, welche nicht irgendeiner Droge zusprach. Durch sie kam ich wieder zu Kraft. Dann kam wieder ein …DER Abend bei dem wir alle zusammen saßen. Neville und Ginny waren auch mit dabei. Nun ja, Steffi schaffte es irgendwie aus ihrer Manipulation und platzte plötzlich ins Wohnzimmer. Vollkommen verstört und panisch, taumelte sie in den Raum. Ich hatte ihr vorher eine recht große Menge entnommen weil ich für den Abend fit sein wollte. Nun musste ich nicht nur mein ‘Essen’ wieder einfangen, sondern mich auch den Fragen meiner Freunde stellen. Es kam wie es kommen musste, Steffi wollte flüchten und verletzte sich dabei. Meine Instinkte spielten verrückt und anstatt sie einfach nur festzuhalten um mit ihr zu reden, stürzte ich mich auf sie und verbiss mich in ihrem Hals. Ich habe buchstäblich rot gesehen.”
 

  Beschämt blickte Harry auf den Boden. Er war zu dem Zeitpunkt mehr Tier als Mensch. Mehr mit dem Teppich als Severus redend, fuhr er fort. “Der Vampir in mir brach vollkommen durch und ich verteidigte ‘meine Beute’. So griff ich zum Beispiel Ginny an, welche mich, nach eine Zauber durch Hermine, von Steffi fernhalten wollte. Das Ende vom Lied war, dass ich, so außer Kontrolle, keine Chance gegen vier nicht gerade schwache Zauberer hatte. Sie legten mich in Ketten, Remus Ketten aus Werwolfszeiten im Grimmauld Place, und ließen mich ihren Hass und die Verachtung spüren. Vor allem Ron, der gar nicht gut auf den Angriff seiner Schwester reagierte. Hermine versorgte die Verletzten bestmöglich und versuchte mit mir zu reden, Ron beleidigte mich offen, Neville verachtete mich und nannte mich Monster und ich versprach sie alle bei lebendigem Leibe zu häuten, sobald ich sie in die Finger kriege. Winky kam irgendwann zu ihrem inzwischen üblichen Stippbesuch und holte umgehend Remus hinzu. Aber ehrlich gesagt, habe ich ab dem Zeitpunkt wo sich die schweren Ketten um mich wickelte, Erinnerungslücken.” Ein schnelles, verzehrtes Lächeln, dann fasste Harry wieder den Teppich ins Auge. Die Angst vor Severus’ Reaktion verknotete seine Organe.
 

Doch was Severus tat, war alles andere als erwartet oder negativ. Der Werwolf erhob sich aus seinem Sessel, ließ sich neben Harry nieder und zog ihn schweigend in die Arme. Stocksteif lehnte Harry an dem warmen Körper und wartete darauf, dass Severus das eingetretene Schweigen brach.

  “Entspann dich. Ich bin nicht begeistert davon, was du erzählt hast. Aber ich reiße dir auch nicht den Kopf ab. Geschehen ist geschehen und ich sehe, wie leid dir alles tut. Jedoch bin ich auch wütend auf Remus und deine ‘Freunde'. Sie haben dich alleine gelassen und das finde ich vor allem in Remus Fall unverzeihlich. Er weiß wie es ist, alleine dazustehen und mit Dingen zu kämpfen, die nicht oder kaum zu bändigen sind. Wäre er für dich da gewesen, dann wäre es gar nicht so weit gekommen.”

“Er hat versucht für dich, mich und sich dazusein. Das Rudel ist da ja auch noch.” Harry wollte nicht alle Schuld auf den Lupin abwälzen. Er selbst hatte ja immer eine Wahl gehabt an verschiedenen Orten um Hilfe zu bitten und es nicht getan. “Du warst in seinen Augen wohl hilfsbedürftiger als ich”, versuchte Harry die Situation aufzulockern.

“Du kleine Kröte”, murrte Severus und piekte Harry in die Seite, ehe er wieder ernst wurde. “Leider ist Remus schon mit sich selbst überfordert. Aber mal etwas anderes, weißt du, wie es dem Mädchen geht?”

“Ja, ich habe immer mal wieder nach ihr geguckt. Sie wurde von Hermine in ein Muggelkrankenhaus gebracht, nachdem sie ihr möglichstes getan und die Bisswunde geschlossen beziehungsweise versteckt hatte. Das letzte Mal als ich nach ihr gesehen habe, lebte sie mit einem jungen Mann in Deutschland und baute mit ihm ein Haus. Eine normale, lebenslustige junge Frau. Ich hätte es mir nie verziehen, hätte ich sie wirklich nachhaltig geschädigt mit meinem idiotischen Verhalten.”
 

Erneut drückte Severus ihn. “Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht von deinem Verhalten, aber ich hoffe, du hast daraus gelernt und bittest einfach mal um Hilfe. Auch du kannst, wie man gesehen hat, nicht alles alleine meistern. Es gibt zahlreiche Leute, die dir vorbehaltlos, ohne auf eigene Vorteile hoffend, helfen. Wie ich schon sagte, ist geschehenes nicht mehr rückgängig zu machen und du hast mehr Glück als Verstand gehabt, dass es noch relativ glimpflich ausgegangen ist.

Deine sogenannten Freunde … nun, immerhin scheint Ms. Granger etwas Verstand an den Tag gelegt zu haben. Auch wenn ich sie für so klug gehalten hätte, weitere - vor allem medizinische - Hilfe zu holen. Die Weasleys, entschuldige aber deren Reaktionen und Abneigung wundert mich so gar nicht. Ronald hat sich schon immer in deinem Ruhm gesonnt und hat nun wohl ‘seine Fälle davon schwimmen sehen’ und Ginerva …”

Nun entwich Harry ein kleines Kichern. “Ginny hat mich angeschrien, dass ich die Hochzeit mit ihr vergessen könnte und zusehen soll, wo ich bleibe. Da hörte ich zum ersten Mal davon, dass wohl eine Hochzeit zwischen uns geplant war.”

Auch Severus konnte ein ungläubiges Schnauben nicht verkneifen. “Dieses Mädchen ist wirklich … nicht ganz koscher im Oberstübchen.”

“Sie hat es halt immer so gesehen, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass sich ein Mädchen wie SIE für mich interessiert. Sie ist das Beste, was mir das Schicksal in den Weg legen kann.” Harry schaffte es tatsächlich, für einen kurzen Moment ernst zu bleiben. Doch ein kurzer Seitenblick zu Severus und schon hockten zwei lauthals lachende Wesen auf dem Sofa.
 

“Also revidierst du deine positive Meinung über mich von gestern nicht?”, erkundigte sich Harry vorsichtig.

Ein Brummen entwich dem Älteren. “Das schaffst du so schnell nicht, denn damals warst du nicht du selbst und in schwieriger Lage. Der Kern deines Selbst, ist jedoch ein ganz anderer. Das krasse Gegenteil quasi.”

Stumm und dankbar hauchte Harry dem Wolf einen Kuss auf die Wange. Er war Severus so unglaublich dankbar, dass er ihn nicht abwies. Aber wenn einer Verständnis für die dunkle Seite einer Seele hatte, dann wohl der Meister der Zaubertränke und ehemalige Doppelspion.

“Du wolltest mir doch ursprünglich sagen, warum genau du wegen dem Gespräch mit Granger so durcheinander warst.” Natürlich vergaß der Mann nicht das ursprüngliche Thema.

“Bist du dir sicher, dass du heute noch mehr Schocker verträgst?”

“So schlimm?”

“Schlimmer. Also hör zu und halt dich fest.”
 


 

Severus war … verwirrt. Das wurde seinem emotionalen Zustand zwar nicht ganz gerecht, aber ein besseres Wort fiel ihm spontan nicht ein. Hatte er gedacht, dass nach Harrys Geständnis nun ein halb so wildes Problem auf den Tisch kam, so hatte er sich gravierend getäuscht. Das Problem “Ronald Weasley” war größer als gedacht! Leider fehlte laut Minerva ein gravierender Grund um den Jungen aus Hogwarts auszuschließen. Selbst mit dem was Harry gerade erzählt hatte, Drohungen, psychischen Missbrauch, Unterdrückung und Formen leichter körperlicher Gewalt, konnte die Direktorin wahrscheinlich nichts tun. Die Beweise fehlten.

 

 Grangers Problem war massiv und es wollte wohl durchdacht werden, wie sie jetzt vor gingen. Dass sie sich nicht einfach heraushalten konnten, dass stand für beide fest. Grübelnd lief er Furchen in den Boden.

“Ist Granger schon bei Poppy oder so gewesen?”

“Weiß ich nicht. Sie hat mir das vor den Latz geknallt und ist letztendlich urplötzlich wieder in die Schule geeilt, nachdem sie mich ermahnt hat nicht zu spät zu kommen.”

“Hmm.”

“Es war total skurril, dass sie mich vor Ron warnt, obwohl sie so unschlüssig wirkte. Sie hat sich ja sogar irgendwie entschuldigt.”

“Hmm.”

“Ich glaube nicht, dass sie so schnell wieder auf mich zu treten wird. Ihr war es verständlicherweise sehr peinlich.”

“Hmm.”

“Severus!”

Blinzelnd blieb er stehen und hob den Kopf. “Entschuldige, ich habe nur nachgedacht. Ich finde es ebenfalls komisch, aber vielleicht war ihre Verzweiflung einfach zu groß um noch weiter zu schweigen. Aber dennoch …”

“Draco!”, rief Harry plötzlich aus, sprang auf und fuchtelte wild mit den Händen.

Irritiert legte Severus den Kopf schief. “Was hat der denn damit zu tun? Ich kann deinen Gedankengängen gerade nicht folgen.”

Doch Harry war nicht in der Lage seine Gedanken klar zu formulieren. “Warum bin ich da nicht schon eher drauf gekommen. Draco ist die Lösung. Ich Depp!”

   Kurzentschlossen ergriff er den aufgeregten Vampir bei den Schultern und brachte ihn dazu nicht mehr wie ein aufgeregtes Augurey zu wirken. “Langsam und so, dass ein alter Werwolf folgen kann.” Ob es der Körperkontakt oder der strenge Unterton war der wirkte, war egal.

“Also, du erinnerst dich garantiert an deinen und Lucius’ Vortrag bezüglich der Blutsbruderschaft? Nun ehrlich gesagt haben auch Ron, Hermine und ich während der Horcrux Suche - nach einigen Flaschen geklautem Feuerwhiskey - mit Blut einen Vertrag unterschrieben.”

“IHR HABT WAS?” Severus hoffte sich verhört zu haben. War denn die junge Generation so auf den Kopf gefallen?

“Es war Hermines Idee, damit so etwas wie Rons Abgang nicht wieder passiert. Leider kann ich mich weder an all Punkte erinnern, noch wo ich mein Exemplar habe. Ich weiß nichtmal ob ich es überhaupt noch besitze. Aber ich weiß noch, dass er letztendlich aussagt, dass wir uns gegenseitig nicht ernsthaft schaden können. Weder körperlich, noch über Dritte. Das Psychische haben wir nur wohl leider vergessen.” Schob Harry hinterher und der Blick verfinsterte sich kurz. “Aber das muss der Grund sein, warum nicht nur Hermine wirkte, als würde sie gegen ihren Willen handeln, sondern auch, dass Ron mich noch nicht wirklich angegriffen hat. Auch meine ich mich erinnern zu können, dass eine Pflicht zur Warnung vor Gefahren durch andere drin stand.”

“Merlin, ihr sorgt noch dafür, dass ich wirklich an einem Magengeschwür drauf gehe und das mit schneeweißen Haaren! Wie kann man denn auf so eine bescheuerte Idee kommen?” Frustriert strich Severus eine Strähne aus seinem Gesicht. “Nun, erstens, kann uns dies durchaus zum Vorteil werden und zweitens wirst du umgehend in den Grimmauld Place reisen und diesen vermaledeiten Vertrag suchen! Nimm Winky mit am besten. Ich werde in der Zeit hier bleiben und einige Tränke brauen, welche Ms. Granger in ihrer Schwangerschaft unterstützen. Ebenfalls werde ich Poppy darüber informieren, dass ich Kenntnis über eine Schwangerschaft habe, ohne Ms. Granger zu outen. Es ist wichtig, dass unsere Schulkrankenschwester für den Fall der Fälle Bescheid weiß.”

“Glaubst du, dass ich echt nötig alles? Kann dieser Vertrag uns wirklich helfen?”

Ernst nickte Severus. “Ja, denn er kann uns nicht nur sagen welche Verpflichtungen ihr euch auferlegt habt, sondern auch wie wir sie umgehen können. Es kann sein, dass ich manches nicht mit dir besprechen darf, da dich der Vertrag sonst zwingt Ronald zu warnen. Weiter zeigt er uns vielleicht Möglichkeiten auf, wie uns dieser dumme Junge zur Gefahr werden kann, denn auch ich glaube inzwischen, dass der Kerl es ernst meint.”

Stirnrunzelnd ließ Harry sich wieder auf die Couch fallen. “Letztendlich ist es also genauso hinderlich wie nützlich.”

“Gefährlich vor allem! Und jetzt los, wir sollten keine Zeit verlieren um euch allen helfen zu können!”

Energisch rief er nach der augenblicklich auftauchenden Winky, schnappte sich Harrys Hand um diesen vom Sofa zu ziehen und scheuchte die beiden in Richtung Kamin. “Winky, Harry wird dir alles im Grimmauld Place erklären”, bestimmte er, warf Flohpulver in den Kamin in welchem Vampir und Hauselfe nur wenige Sekunden später in den grünen Flammen verschwanden.

  Severus hoffte wirklich, dass Harry fündig wurde.

Dieser Vertrag konnte zu einem großen Problem werden, denn wurde so etwas mit Blut unterschrieben und man verhielt sich nicht wie vereinbart, konnte es sogar den Tod zur Folge haben. Bei Harry machte er sich keine großen Sorgen diesbezüglich, den anderen beiden Vertragspartnern wünschte er dieses jedoch keinesfalls. Egal wie schäbig diese sich verhalten hatten.
 

Doch leider teilte ihm Harry um drei Uhr Nachts mit, dass der Vertrag nicht aufzufinden war. Jedoch kam ein ‘Suche abbrechen’ nicht in Frage. Daher suchte Winky mit ihrer Tochter im Grimmauld Place weiter und Harry meldete sich bei Severus ab, um an den Ort zu reisen wo der Vertrag geschlossen wurde.

Große Hoffnung, Harrys Exemplar zu finden, machte er sich jedoch keineswegs.

Mücken und Elefanten

Drei Tage war es her, dass er mit der Suche nach dem Schriftstück begonnen hatte. Leider gab es bisher keinen Erfolg zu verzeichnen. Doch, wie er auch schon Severus gesagt hatte, würde er nicht so schnell aufgeben. Wenn Severus sagte, dass es wirklich wichtig war, dann musste es einfach so sein.

Daher war er jetzt auch schon vor Unterrichtsbeginn auf dem Weg in die Bibliothek. Wenn er Hermine einmal alleine abpassen wollte, dann dort. Vor allem weil er durch einen schnellen Blick auf die frühstückenden Schüler gesehen hatte, dass Ron und Konsorten dem Essen zusprachen.

 

  Leise huschte er in den großen Raum und wurde augenblicklich von dem Geruch alter Bücher empfangen. Staub suchte man hier allerdings vergeblich, dafür sorgte Hogwarts strenge Bibliothekarin. Zum Glück musste er nicht lange nach Hermine suchen, saß sie doch an ihrem Lieblingstisch am Fenster. Wahllos schnappte er sich ein Buch aus einem Regal.

  “Hey.”

Aus der Konzentration gerissen blickte Granger ihn mit großen Augen an. “Harry … was machst du hier?” Ängstlich blickte sie sich um.

“Stricken”, antwortete er sarkastisch und setzte sich einfach an Hermines Tisch. Seine Schultasche landete mit einem leisen ‘Klock’ auf dem Boden.

“Bitte geh”, bat sie flüsternd.

Madame Pince schlich um sie herum und wartete nur auf das nächste lautere Geräusch.

“Du solltest nicht hier sein. Nicht hier bei mir sitzen. Wenn Ron das heraus bekommt.” So schnell wie möglich begann Hermine ihre Sachen zusammen zu suchen.

Schnell schnappte Harry sich die Pergament Rolle auf der garantiert irgendeine Hausaufgabe stand, welche die Braunhaarige wieder einmal verfeinern wollte. “Die schlagen sich noch die Bäuche voll. Was du auch tun solltest.” Harry warf der Schwangeren einen ernsten Blick zu. Hermine musste jetzt in erster Linie an sich und das Ungeborene denken. “Ich brauche deine Hilfe.”

Einen Moment biss sich Hermine unsicher auf der Lippe herum, dann nickte sie.

  “Erinnerst du dich noch an den Schwur, welchen wir auf der Horkrux Suche geschlossen haben?”

“Natürlich, ich habe ihn schließlich verfasst.”

“Ja und dadurch ziemlichen Mist gebaut.” Schnell hob er die Hände, als Hermine ihn finster ansah. “Nicht meine Worte. Aber wie sich herausgestellt hat, könnten wir dadurch wirklich Probleme bekommen. Wie ich inzwischen weiß, ist das nicht nur ein Kinderspaß.”

“Was erzählst du hier eigentlich?”

“Hast du zufällig meinen Teil der Abmachung? Ich brauche ihn. Und deinen an uns, kannst du mir auch gleich geben.”

“Harry, jetzt sag mir was los ist!” Es war ein leises Fauchen. Dieser strenge, unerbittliche Ton welcher an früher erinnerte, wenn zwei gewisse Herren nicht lernen wollten.

“Dieses unbedachte Schreiben, über welches wir alle gelacht und uns gefreut haben, könnte dafür sorgen, dass es unser Handeln und Denken beeinflusst.”

Schockiert starrte Hermine ihn an und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken.

  Leise erzählte er dem Mädchen, was er über Blutschwüre und Blut gebundene Verträge wusste. Jedoch sah er zu, es so neutral wie möglich zu halten. Nicht, dass irgendetwas Hermine dazu veranlasste direkt zu Ron zu rennen.
 

“Du verstehst sicher, dass ich nicht mehr will, dass irgendein Ding mein Leben bestimmen soll? Ich habe immer im Schatten der Prophezeiung gelebt und jetzt soll etwas, dass wir für eine gute Idee hielten, mein Leben erneut bestimmt? Eine Sache, welche wir aus Verzweiflung, Angst und verlorener Hoffnung schlossen?”

“Ich hatte keine Ahnung … ich dachte einfach es wäre eine schöne Geste für den Augenblick.” Tränen schimmerten in den Augen der jungen Frau. “Und da sagen sie alle, ich wäre die klügste Hexe dieses Jahrzehnt.” Ein sarkastisches Lächeln verzehrte ihr Gesicht.

  Behutsam ergriff er ihre Hand. “Ich weiß, Hermine. Damals war es toll. Es gab mir die Kraft weiter zu machen. Die Angst, plötzlich alles alleine meistern zu müssen, hat mich beinahe erdrückt. Auch wenn ich oft genug kurz davor war einfach zu verschwinden, weil ich euch in den Fokus unserer Gegner brachte, konnte ich es dennoch nicht. Vor allem du warst es, die mich bei guter Laune gehalten hat. Mit deinem Einsatz und deinem Verstand hast du mich irgendwie motiviert, dass das Ganze doch nicht so unsinnig ist. Zudem bist du die klügste Hexe dieses Jahrzehnt, aber dennoch einfach nur ein menschliches Wesen.”

  Erstaunlicherweise ließ sie den Körperkontakt zu, drehte ihre Hand sogar herum sodass sie sich an Harrys festhalten konnte. “Danke. Dennoch … ich habe so oft von solchen Geschichten gelesen. Aber es waren immer nur kurze Erwähnungen oder Randnotizen. Dass es einen sogar körperlich schaden kann …”

“Davon habe ich nichts gesagt!”, beeilte sich Harry zu sagen und bekam dadurch ein “RUHE!”, durch die Bibliothekarin.

   “Nein, dies brauchst du auch nicht. Ich habe nur eins und eins zusammengezählt und mich an einen Text aus Alte Runen erinnert. Da ging es um einen solchen Blutsschwur und ein paar Kapitel weiter starb einer der Zauberer. Bisher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, denn der Mann war sehr alt …”, Gedankenverloren blickte Hermine auf den Tisch zwischen ihnen.

“Hermine, du weißt nicht zufällig, wo ich meinen Teil hin getan habe?”

“Doch, du hast ihn im Forest of Dean vergraben. Wir haben sie alle zusammen dort vergraben, als Ron wieder bei uns und das dumme Medaillon zerstört war.”

“Na, wie gut, dass der Wald so klein ist. Ist ja nicht so, dass ich da nicht schon gesucht habe.” Er konnte den Frust und Sarkasmus nicht aus der Stimme halten. “Aber immerhin habe ich einen Anhaltspunkt, wo ich nochmal hinreisen muss um den Wald auf links zu drehen. Danke.” Sanft lächelte er sie an und drückte ihre Hand.

“Lass mich mitkommen, dann musst du den schönen Wald nicht komplett sprengen.”

“Was?”

“Erstens kenne ich dich und deine Ungeduld und zweitens weiß ich noch ganz genau, wo ich es versteckt habe. Ich bin ehrlich gesagt auch die Einzige, welche die Stelle wiederfindet. Da liegen einige von mir modifizierte Schutzzauber drauf.”

   Lachend löste Harry seine Hand und strich sich durch die Haare. “Warum wundert mich das jetzt keineswegs? Ok, ich werde es mit Severus besprechen. Dann melde ich mich bei dir. Wir müssen es ja auch irgendwie vor Ron verheimlichen.”

“Lass ihn mein Problem sein. Aber … seit wann nennst du Professor Snape beim Vornamen? Ihr könnt euch doch gar nicht ausstehen!”
 

  Diese Aussage zeigte so sehr, wie wenig noch von ihrer einstigen Freundschaft über war. Wie wenig sie ihn überhaupt noch kannte durch den tiefen Bruch. Wehmut rollte durch seinen Körper.

“Ist egal. Das ergibt sich halt, wenn man da unten Tür an Tür wohnt und sich ausspricht. Wir haben eine Menge geklärt um uns das Leben nicht mehr unnötig schwer zu machen.”

“Das freut mich. Das erklärt auch warum er freiwillig in deiner Nähe stand in der großen Halle. Vielleicht wird er dann ja auch allgemein netter im Unterricht.”

Schmunzelnd stand Harry auf. “Und morgen ist die Sonne pink und scheint mir aus dem Hintern.”

Auch Hermine machte sich bereit zum Aufbruch. “Da wir jetzt Tränkestunde haben, werde ich mir vorsichtshalber eine Augenbinde parat legen.”

Wenig unsicher grinsten sich die einzigen besten Freunden an.

“Ich geh vor, ok? Wir müssen unser Glück nicht überstrapazieren.” Damit verließ Hermine die Bibliothek.

  Es war besser gelaufen als erwartet, auch wenn es ein wenig krampfig und erzwungen wirkte. Mal sehen wie es lief, wenn sie zum Forest of Dean reisten.
 

  “Heute scheinen Sie alle einen Wecker zu besitzen. Wie erfreulich”, schnarrte Severus und ließ seinen kalten Blick durch den Klassenraum wandern. “Halten Sie den Mund und hören Sie zu. Zu Ihrem eigenen Wohl.”

Augenblicklich verstummte jedes Gemurmel.

“Die Erkältungszeit ist im vollen Vormarsch. Daher werden wir nichts neues durchnehmen, sondern bereits gelerntes anwenden.” Ein lässiger Wink mit dem Zauberstab und alle Schüler erblickten ‘Aufpäppeltrank’ an der Tafel.

“Den sollten Sie alle inzwischen mit links hinbekommen. Zwei Kessel pro Person. Einen kleinen mit einer Portion für sie und ein großer mit dem für die Krankenstation. Zwei Unterrichtsstunden, ab jetzt!”

Augenblicklich war das Geräusch von aufschlagenden Büchern und Stühle rücken zu hören. Schnell, aber in Reih und Glied, sahen die Schüler zu sich die benötigten Zutaten und Utensilien an den Tisch zu holen.

Bis auf Draco, Harry und Blaise.

  “Meine Güte, so ein langweiliger Trank”, murrte Blaise bockig. “Warum nicht was spannendes?”

“Keine Ahnung, wahrscheinlich hat er nicht gut geschlafen und lässt es an uns aus.” Kam es monoton von Draco, welcher seine Finger betrachtete.

“Wahrscheinlich hat er es einfach satt, dass immer mehr Schüler dem Unterricht fern bleiben. Dabei soll er doch froh sein, wenn er von McGonagall schon gezwungen wird, selbst die Nieten wieder mit zu unterrichten.” Schulterzuckend machte sich auch Blaise auf den Weg um alles wichtige zusammenzutragen.
 

 “Mr. Potter, Mr. Malfoy, hat man Sie in Statuen verwandelt?”, erkundigte sich Severus quer durch den Raum mit nüchterner, lauernder Stimme, während er auf sie zu kam.

“Nein, Professor”, gab Draco gewohnt nasal zurück und bekam einen strengen Blick geschenkt.

Harry kniff die Lippen zusammen um sich nicht zu verraten. Er sah den, für ihn, schlecht versteckten Schalk im Blick des Lehrers.

“Nun, Sie beide tragen nicht zur Verschönerung des Raumes bei. Bewegen Sie sich oder Sie bekommen die Gelegenheiten sämtliche heute hergestellte Tränke zu testen.” Mit verschränkten Armen blieb der Professor vor ihrem Tisch stehen um auf sie hinab zu starren. Die Lippen zuckten.

“Merlin Harry, laste den Kerl mal mehr aus. Ich mache dich persönlich für seine Unausgeglichenheit verantwortlich!” Draco hatte sehr leise, aber im Bewusstsein dass ihn die beiden Wesen verstanden, gesprochen.

Diese Steilvorlage musste der junge Vampir natürlich ausnutzen und blickte Draco grüblerisch an. “Was meinst du, soll ich jetzt direkt über ihn herfallen?” Mit gerunzelter Stirn tippte er sich ans Kinn.

“Wenn wir dadurch eine Freistunde bekommen …”

“Schreibtisch oder Boden?”

“Hmm … ich denke …

Räuspernd klopfte Severus auf ihren Tisch und lehnte sich noch näher. “Ich denke ihr beiden bewegt jetzt eure Hintern oder ich garantiere für nichts mehr.” Dabei lag sein Blick auf Harry.

  Der Vampir musste Schlucken. Da war er wieder, dieser Blick, der alle seine Rezeptoren zum Summen brachte. Das Feuer, welches von heißen Küssen und mehr sprach. Nochmals schluckte Harry und begann unruhig hin und her zu rutschen.

Lachend schlug Draco ihm auf die Schulter. “Da bist du dir wohl selbst in die Falle gegangen, Bruder.” Glucksend schritt Draco zu Blaise.

“Nun, Mr. Potter”, Severus hatte die Stimme wieder erhoben. “Wie entscheiden Sie sich? Brauchen Sie eine Einladung oder fügen Sie sich?”

Für dieses Spiel war der Werwolf eindeutig der falsche Gegner. Allein diese rauchig gestellte Frage brachte Harrys Fantasie auf versaute Wege.

“WAH!”, rief er aus und nahm die Beine in die Hand.

Sollten sie ruhig alle lachen und frotzeln. Er konnte jetzt eine eiskalte Dusche gebrauchen!
 

  Harry nutzte die Mittagspause um ein wenig Zeit für sich zu haben und die Stille zu genießen. Allerdings auch nur, weil Luna ihm versichert hatte, in Nähe der Slytherins zu bleiben. Dadurch, dass Draco als inoffizieller Hausvorstand die Kleine unter seine Fittiche genommen hatte, hielt sich auch der Rest daran.

  Ja, er kam inzwischen besser damit klar, was er durch die verbesserten Sinne so mitbekam. Dennoch war er nicht so gut da drin, dass er einen ganzen Tag durchgehend so viele Geräusche und Gerüche ertrug. Er beneidete Lucius in dem Punkt, dass sein Mentor in Malfoy Manor seine Ruhe vor Menschenmassen hatte.

  Gedankenverloren drehte er die Zigarettenschachtel in der Hand. Er konnte zwar nicht körperlich davon abhängig werden, aber wahrscheinlich war er es bereits psychisch. Die Zigaretten waren seine Möglichkeit gewesen, den Eindrücken kurz zu entkommen - waren ein Hobby und Zeitvertreib. Eine Ausrede zur Flucht. Aber Severus hatte ihm gesagt, dass er den Geruch nicht mochte - geradezu verabscheute. Langsam fischte er eine Zigarette aus der Packung, steckte sie in den Mund, entzündete diese und zog den Rauch ein. Dann zerknüllte er die fast volle Schachtel, nahm noch einen tiefen Zug, ehe er auch den letzten Glimmstängel ausdrückte.

  “Ein weiterer Punkt, auf dem Weg zum vernünftigen Leben erledigt”, murmelte er und lehnte sich an den dösenden Seidenschnabel. “Sag mal mein Guter, was hältst du von einem kurzen Flug?”

Und schon lag Harry auf dem Rücken, denn der Hippogreif sprang auf und trabte gurrend um ihn herum.

Lachend rappelte sich der Vampir auf. “Na dann, auf in den Himmel!”
 

  Selbst wenn es nur kurz war, so hatte es doch unglaublich gut getan ein paar Runden mit Seidenschnabel zu drehen. Auch wenn der sich mal wieder einen Spaß erlaubt hatte und durch den See gepflügt war. Aber das war nichts, was ein Trocknungszauber nicht beheben konnte.

Gut gelaunt war Harry auf dem Weg zu Verwandlung. Ein Fach was ihm lag, nicht so wie Zaubertränke wo er viel zu schnell den Faden verlor. Gut, vielleicht lag dies auch nur am Lehrer.

  “Harry!”

Draco kam ihm mit einigen Slytherin entgegen.

“Hey ihr. Na, wie ist euer Tag bisher so?”

“Nachdem ich Babysitter für Luna gespielt habe …”, setzte Draco frotzelnd an, wurde jedoch von Blaise unterbrochen.

“Alter, du hast die Kleine doch keinen Moment aus den Augen gelassen. Tu mal nicht so!”

“Alleine kann man die Träumerin ja nicht durch Hogwarts streifen lassen”, schnappte Draco zurück.

“Die Kleine hat was, echt. Also von der Bettkante stoßen würde ich sie nicht.”

“BLAISE!”, riefen Harry wie auch Draco synchron aus und sorgten damit dafür, dass Zabini wie auch die anderen Slytherin zu lachen begannen.

“Macht euch nicht ins Hemd, Jungs. Meint ihr ich oder irgendein anderer vernünftig denkender Mensch legt sich mit euch an?”

“Ähm Blaise, muss ich dich da an die Aktion mit …”, schaltete sich Vaisey, der beste Jäger der Quidditchmannschaft von Slytherin, ein.

Doch das Auftauchen der Direktorin unterbrach sie. Ihr siebter Jahrgang hatte die Ehre von der Direktorin persönlich unterrichtet zu werden. “Beenden Sie nun Ihr Kaffeekränzchen und kommen rein. Heute dürfen Sie aus Mücken, Elefanten machen.”

“Was?”, kam es wenig sinnreich von Blaise und auch in den Gesichtern der vier anderen Slytherin sah Harry Fragezeichen.

Mit den Augen rollend folgte Harry der Professorin. Diese reinblütigen Zauberer von heute kannten nicht einmal das einfachste Sprichwort der Muggel.
 

  “Hallo Klasse, wie Sie wissen, bekommen Sie eine Mischung aus sechsten und siebten Schuljahr gelehrt. Eine erweiterte Wiederholung, wenn man so möchte. Ich möchte an dieser Stelle nochmal an mein Angebot, für individuelle Nachhilfe, erinnern. In dieser heutigen Stunde werden wir jedoch die Verwandlung, die Tierklassen übergreifend, beginnen. Für diesen Block habe ich zwei weitere Wochen eingeplant an dessen Ende Sie gemäß dem Muggel Sprichwort, die Mücke…” Die Lehrerin zeigte bedeutungsschwanger auf ein verschlossenes Glas, “in einen Elefanten verwandeln.”

Raunen ging durch den Raum.

“Wusst’ ich doch, dass es irgendwas mit den Muggeln zu tun hat”, kam es zufrieden von Draco.

“Ja, nur dass McGonagall es wörtlich nimmt. Das wird bestimmt lustig wenn hier zig Elefanten herum laufen”, gluckste Harry, welcher sich das Chaos ausmalen konnte.

“Beruhigt Euch, Schüler. Bis hier das erste Tröten zu hören ist, wird es dauern. Wir gehen erst nochmal die ganzen Grundlagen durch. Ansonsten kann eine Menge schief gehen und wir wollen doch nicht, dass irgendjemand oder etwas zu Schaden kommt!”

  Das schätzte Harry an der Frau. Auch wenn sie bei ihrer Fürsorgepflicht den Schülern gegenüber ab und an versagt oder falsche Entscheidungen getroffen hatte, in ihrem Fach war davon nichts zu merken. Jede nicht ordnungsgemäß verlaufene Verwandlung an der Tiere beteiligt waren, wurden umgehend von ihr beendet damit das Geschöpf nicht litt.

“Also, hat noch jemand Fragen, ehe wir beginnen?”
 

  Augenblicklich schoss die Hand von Ron in die Luft. Ein seltener Anblick, der ungefähr so absurd war wie ein strickender Grawp.

“Mr. Weasley, Sie wollen etwas wissen?” Es war der Lehrerin daher nicht zu verdenken, dass sie ungläubig darauf reagierte.

“Ich habe mich gefragt, warum es momentan Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht mehr gibt und ob sich das bald wieder ändert.”

Seufzend lehnte sich die Direktorin an den Schreibtisch.

“Wie Sie alle wissen, fehlt mir dafür immer noch ein Lehrer. Das Ministerium hat mir zwar einige Kandidaten geschickt, aber ich habe diese alle abgewiesen. Was sollen Sie mit abgehalfterten Auroren, welche aus dem Ruhestand gezwungen wurden, anfangen? Was wollen Sie mit Lehrern, welche nicht auf dem neuesten Wissens- und Lehrstand sind? Damit ist Ihnen definitiv nicht geholfen. Weiter denke ich, dass gerade Ihr Jahrgang darauf verzichten kann. Dass Sie sich zu verteidigen wissen, haben Sie damit bewiesen, dass Sie hier in Fleisch und Blut vor mir sitzen. Dadurch, dass Horace es sich im Ausland gut gehen lässt, kann ich ihn auch nicht wieder als Zaubertranklehrer und damit Professor Snape als Verteidigungslehrer einsetzen.”

Harry musste sagen, dass an den Worten durchaus was dran war. Aber dennoch hätte er selbst das Fach auch gerne wieder.

“Aber, Professor McGonagall, auch jetzt gibt es die dunklen Künste noch um uns herum. Vor allem die jungen Schüler müssen geschützt werden”, gab Ron zu bedenken.

“Mr. Weasley, natürlich wird es die dunklen Künste und solche die sie für Schlechtes nutzen, immer geben. Aber ich denke, momentan haben Sie alle hier einen ausreichenden Wissensstand um damit umzugehen. Zudem, Sie sind hier in Hogwarts und streifen nicht durch die Welt um entflohene Todesser zu jagen. Voldemort ist Geschichte.”

  Doch Ron schien nicht zufrieden mit dieser Aussage. Der Rothaarige ignorierte seine Freundin und einige Sitznachbarn, welche ihn baten es gut sein zu lassen. “Aber gerade hier in Hogwarts brauchen wir doch das Wissen!”, beharrte Ron und schnaubte abfällig.

“Wie meinen Sie das?”

Harry wurde schlagartig bewusst, worauf Ron anspielte und seufzte genervt.

  “Na, ganz einfach. In Verteidigung gegen die dunklen Künste lernt man auch, sich gegen gefährliche Wesen zu verteidigen. Wie zum Beispiel, Vampire.” Selbstzufrieden lehnte sich der Junge zurück und ließ seine Worte wirken.

Niemand, auch die Direktorin nicht, wusste wie man darauf korrekt reagierte. Harry vermutete dass die Frau gerade zwischen Diskussion und Strafarbeit schwankte. Oder überlegte welche Privilegien sie dem Jungen noch nehmen konnte.

“Ich werde Ihnen hier keine Bühne bieten, Mr. Weasley.” Scharf warnend blickte die Professorin den Jungen an. “Lesen Sie die Kapitel über die Vorbereitungen zur Insekten Transformation. Ich werde sofort wieder da sein.” Sprachs und verschwand eilenden Schrittes aus dem Raum.
 

  Kaum war die Direktorin weg, brach das Chaos aus.

Selbstgefällig setzte sich Ron auf den Tisch. “Pah, nicht mal die Direktorin sagt da was gegen. Sie weiß wohl, dass ich Recht habe und hat nur nicht den Mumm es durchzusetzten!.”
 

  “Halt einfach deinen Mund, Weasley!” Finsteren Blickes starrte Draco den anderen Jungen an.

  “Was willst du denn, Frettchen?” Wütend stand der Gryffindor auf. Der Blick nicht weniger verachtend.

  “Dumm und taub?”, antwortete Draco hochnäsig. “Du sollst dein dreckiges,verfluchtes Maul halten, du Haufen Riesenkotze!”

Durch die Reihen der Gryffindor ging ein Japsen. Die kannten halt nicht den privaten Draco, welcher durchaus die ‘Gossensprache’ beherrschte.

  “Ron, bitte, sei ruhig. Setz dich wieder hin.” Bittend redete Hermine auf ihren Freund ein. Versuchte ihn am Ärmel auf den Stuhl zu ziehen, doch sie wurde wie eine Fliege abgeschüttelt.

Während dessen kümmerte Harry sich um Draco, welcher gerade erst in Fahrt kam.

  “Nein Harry, lass mich. Sagt mal, was stimmt denn mit euch allen nicht? Der Kerl hetzt immer wieder gegen einen von uns. Gegen den Jungen der uns allen die Möglichkeit auf eine befreite Zukunft gegeben hat. Und ihr alle kuscht oder steht auf seiner Seite. Habe ich dafür mit diesem Scheusal in einem Haus leben müssen? Habe ich dafür den Crucio in Kauf genommen, wenn ich auch nur zu laut geatmet habe? Dafür, dass hier mit Parolen um sich geworfen wird, die denen Voldemorts ebenbürtig sind?”

Kopfschüttelnd holte der Blonde Luft und schloss kurz die Augen, ehe er sich wieder strafte und die Mitschüler ansah. Diese schienen teils erst jetzt zu begreifen, dass selbst ein Malfoy nicht gerade gut unter Voldemort gelebt hatte.

“Ihr habt Angst vor Vampiren, was zum Teil auch durchaus berechtigt ist, aber doch nicht vor Harry! Nur weil er sich jetzt lieber von Blutbeuteln als Pommes ernährt, ist er doch nicht gleich ein anderer. Er ist immer noch der Harry, welcher ein offenes Ohr für euch hat. Seit der ersten Klasse selbst für den einen oder anderen jungen Slytherin hatte. Der Harry, welcher immer wieder bewusst Umbridge Zorn auf sich zog und euren komischen Club leitete. Euch eine Menge lehrte, weswegen ihr vielleicht überhaupt noch lebt!” Aufgebracht warf Malfoy Junior die Hände in die Luft.  

Leiser fuhr er fort. “Und ihr benehmt euch so schändlich. Fragt ihr Gryffindor euch wirklich, warum er lieber in den Keller zu all den Schlangen gezogen ist?”

  “Draco, hör auf. Lass gut sein”, versuchte Harry den Aufgebrachten zu stoppen. Doch ein Malfoy mit einer Mission - den Frust von der Seele reden - ließ sich nicht, mal eben so, zum Schweigen bringen.

   “Er ist ein abscheuliches, gefährliches Wesen. Eine Kreatur welche zu allem fähig ist. Er bringt uns alle in Gefahr! Du und all deine Slytherin Freunde, ihr seid doch eh schon verdorben.” Schwer atmend stand Ron mit hochrotem Kopf vor ihnen. Dann legte sich ein angeekelter Ausdruck auf das Weasley Gesicht. “Wahrscheinlich geilt es ihn auch noch auf, bei euch dreckigen Tod…”

  Dies war zu viel. Draco brannten die Sicherung durch. Ehe Ron wusste wie ihm geschah, hatte einen vibrierenden, leuchtenden Zauberstab vor der Nase. Panisch sprangen die Schüler auseinander, positionierten sich jedoch kreisförmig drum herum.

“So, du kleines rotes Ding, was wolltest du gerade sagen? Sprich dich aus du feiges Etwas, welches sich hinter Parolen und Lügen versteckt.”

  “Jetzt braucht dieses Monster schon einen Malfoy als Beschützer. Wie erbärmlich!” Voller Abscheu spukte Ron auf den Boden.

Harry wusste, wenn er jetzt nicht ernsthaft einschritt, würde Draco etwas tun was er sein Leben lang bereute.

“SCHLUSS JETZT!”
 

  Mit gesenktem Kopf saß er auf seinem Platz. Die Fäuste geballt. Tief atmete er ein um herauszufinden, wie die Emotionen der Mitschüler waren, aber in dieser Lektion war er einfach zu schlecht. Nur bei Draco, welcher ihm vertraut war, konnte er große Wut, Abscheu und Schmerz wahrnehmen. Der Rest war ein wilder Mix.

“Schluss … hört auf. Wenn ihr euch hier duelliert, wird es nur unschuldige Beteiligte geben. Welche im besten Fall einfach nur Nachsitzen bekommen.”

Langsam hob er den Kopf.

“Ron, ich weiß du hasst mich. Du verabscheust was aus mir geworden ist und hättest es wahrscheinlich am liebsten, wenn ich mit Voldemort gestorben wäre. Aber es ist nicht so. Inzwischen bin ich sehr froh darüber und es waren unsere einstigen Feinde oder Schulerzrivalen, welche mit etwas Gewöhnung als erstes annahmen, was ich nicht akzeptieren und begreifen wollte. Was ich von dir will, Ron, ist, dass du mich einfach in Ruhe lässt. Leb dein Leben, genieße es und mach es bitte nicht noch schwerer. Weder für dich, noch mich oder irgendeiner der Mitschüler welche mit dir zusammen bestraft werden.”

“Hau ihm einfach eins aufs Maul oder hex ihn auf den Mond”, rief irgendeiner der Schüler dazwischen.

  Harry ging nicht weiter darauf ein. Lieber richtete er sich an die Gruppe neugieriger, aber auch verunsicherter Schüler.

“Erinnert sich noch irgendeiner von euch an Slughorns Weihnachtsfeier? Da war ein Vampir Namens Sanguini anwesend. Er war groß, bleich, hatte eingefallen Wangen und rötlich unterlaufene Augen. Seine Eckzähne blitzten immer wieder hervor. Warum ihr euch vor sehen solltet, wenn ihr so einen Vampir seht, nun, das könnt ihr nachlesen.”

Kurz schüttelte Harry den Kopf. Er war mal wieder vom Thema abgekommen.

  “Wie dem auch sei. Ich weiß nicht, was ihr alle von mir erwartet. Ich weiß nicht, was ihr euch von mir wünscht. Aber ehrlich gesagt ist mir das auch relativ egal. Ich werde niemanden von euch anfallen. Ich esse normales Essen auf welches ich halt zwischendurch ‘Appetit’ habe, auch wenn ich mich von Blut ernähre. Mein Ziel ist es einen vernünftigen Abschluss zu bekommen und mir währenddessen klar zu werden, was ich danach machen möchte. Vielleicht solltet ihr alle euch darüber Gedanken machen, anstatt dauernd über den nächsten Zoff zwischen Schülern oder auf das nächste Duell zu warten.”

“Genau, kehrt erstmal vor euren eigenen Türen”, steuerte Draco bei.

Seufzend strich sich Harry über das Gesicht. “Draco, lass gut sein. Bitte es reicht wirklich.”

“Pfft”, schnaubte der Blonde und kehrte auf seinen Platz neben Harry zurück. Auch einzelne Schüler nahmen wieder Platz. “Guckt euch mal an. Selbst der ach so tolle Draco Malfoy kuscht vor ihm. Und da soll mir einer sagen, dass die nicht den Arsch für einander hinhalten?”

“RON!”, rief Hermine auf, während Harry damit beschäftigt war Draco auf dem Stuhl zu halten. Was ihn zum Glück selbst davon ablenkte, dem Weasley wirklich eine runter zu hauen. Der Kerl war nicht nur ‘Wesen - Phob’ sondern auch noch Homophob.

Die anderen Slytherin begannen zu pöbeln, einzelne Gryffindor hielten dagegen. Erneut stand es kurz vor der Eskalation.
 

  “WAS IST DENN HIER LOS?” Die Direktorin kehrte mit einer neben ihr her schwebenden Kisten zurück. “Hinsetzen, Klappe halten und Bücher lesen. SOFORT oder sie putzen das Schloss mit Wattestäbchen! Glauben Sie nicht, dass ich nicht erfahre was hier geschehen ist, denn der ganze Raum ist mit Überwachungszauber ausgestattet. Schülern in ihrem Alter kann man so sehr vertrauen, wie darauf, dass ein Niffler an etwas glänzendem vorbei geht.”

“Oh” - “Scheiße”  - “Fuck” - “Unverschämtheit!” - “Das ist verboten!” - “Das sag ich meinen Eltern!” , waren einige Aussagen, welche augenblicklich zu hören waren.

“So ist es. Und tun Sie dies, wenn die dann erfahren sollen, was hier ablief … Lesen - JETZT!” Damit war für die Direktorin für den Moment alles gesagt.

Harry war jedoch - wie wohl jedem Schüler - bewusst, dass es für die Schüler ganz anders aussah.

Er setzte darauf, dass die Aussage der Direktorin ein einfacher Erpressungsversuch war, ohne das wirkliche existieren solch eines Zaubers. Das waren er die Methoden von Dumbledore … welche dennoch effektiv waren.
 

  Harry war froh, dass der Schultag für heute beinahe vorbei und das Wochenende damit einen Schritt näher war.

Wenigstens war es ein angenehmes Ausklingen des Tages, denn gerade saßen die Gryffindor die letzten Minuten Wahrsagen - welches erneut nur noch von Professor Trelawney unterrichtet wurde - ab. Im ganzen Klassenraum stank es geradezu nach Ei, da sie sich intensiv mit der Ovomantie beschäftigten. Wenn das Ganze wenigstens in der Küche stattgefunden hätte um anschließend einen Haufen Omletts zu braten … aber nein, sie stocherten hier mit den Fingern in Eiermassen herum oder zerdrückten Schalen um die Zukunft oder orgendwelche Wahrheiten zu finden.

Für mindestens den Rest der Woche, bekam wohl keiner der anwesenden Schülern Lust auf irgendetwas mit Ei.

“So liebe Schüler. Packt zusammen. Wem das Eier Orakel heute noch nichts verraten hat, der hat nächste Woche noch die Chance.”

 Die schrullige Lehrerin mit der Teilzeit Wahrsage-Begabung, hatte noch nicht mal zu Ende gesprochen, da war schon ein ganzer Teil Schüler verschwunden. Harry war leider nicht schnell genug, oder besser gesagt er war in Gedanken versunken, sodass er zum aufräumen verdonnert wurde. Magisches Aufräumen würde dabei selbstverständlich “Die Orakel Schwingungen stören”, so die Aussage der Professorin. Welche natürlich selbst lieber in Teesätzen las, anstatt mitzuhelfen.

Dennoch war er nicht alleine, denn auch Neville hatte seine sieben Sachen nicht zusammen bekommen. Stumm arbeiteten die beiden gemeinsam daran Eier Reste zu beseitigen, welche, die Geister wusste wie und warum, auch auf die Unterseite der Tische gelangt war.

Als die Professorin aus dem Raum tänzelte, fand Neville seine Stimme wieder.

   “Harry … ähm … also …”

“Hmm?”, gab Harry von sich, hörte jedoch nicht damit auf, Eimasse unter der Tischplatte hervor zu holen.

“Ähm … also … ach verdammt, es tut mir leid. Was damals passiert ist … also du weißt schon…”

Nun doch neugierig hielt Harry kurz inne, ehe er sich wieder dem Tisch widmete. Er wusste worauf Neville anspielte, war jedoch nicht so schnell bereit nachzugeben.

“Damals, da hast du mich echt erschreckt. Das Ganze einfach. Inzwischen weiß ich, dass ich mich total doof verhalten habe. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Ich war nur auch irgendwie … verletzt und beleidigt, weil du es und verheimlicht hast.” Zum Ende hin war Nevilles Stimme immer leiser geworden.

Energisch warf der Vampir seinen Schwamm in den Eimer und drehte sich zu dem Longbottom herum.

“Neville, ich danke dir, dass du dein Hirn angeschaltet hast. Es ist insgesamt scheiße gelaufen. Ich rechtfertige weder mich, noch erwarte ich es von dir. Wenn du mir versprichst, nicht mehr stumpf auf Rons Zug aufzuspringen, würde mir das vollkommen reichen.”

Damit war für ihn genug gesagt und er war mit seiner Seite des Raumes fertig. Lässig nahm er sein Tasche auf und ging zur Tür.

“Harry … sind wir noch Freunde?”, wollte Neville mit schlecht versteckter Hoffnung wissen.

Über die Schulter blickte er den jungen Mann an. “In meinen Augen, waren wir nie Feinde. Nur Bekannte und Kampfgefährten.” Damit ließ er den Anderen stehen. Für heute war es wirklich genug Theater.

Zwischenspiel

“Und du meinst wirklich, man kann ihr vertrauen?” Nachdenklich runzelte Severus die Stirn.

Unsicher zuckte Harry die Schultern. “Aber was bleibt uns anderes übrig?”

   Harry saß mit Severus und Luna am Abend in der Schülerwohnung. Er hatte von seinem Gespräch mit Granger erzählt.

“Ich glaube, Ron schafft sich gerade selbst ab. Ich habe heute einige Gespräche am Rande mitbekommen, wo sich Schüler gegen ihn ausgesprochen haben. Die Ravenclaw sind mehr auf deiner, als seiner Seite.” Steuerte Luna bei, welche mit dem Kopf auf seinen Beinen lag und sich umständlich die Haare flechtete.

“Cool”, war alles, was ihm daraufhin einfiel. “Hab ich euch eigentlich von der Eule erzählt, welche vor dem Kloraum auf mich warte? Ich komm da raus und stolpere über das Federtier.”

“Die war bestimmt alles andere als begeistert”, kommentierte Luna gut gelaunt.

Schmunzelnd stimmte Harry zu. “Du sagst es.”

Nun klinkte sich auch Severus neugierig ein. “Und was hatte sie dabei? Ich vermute einen Brief. Also, was stand drin?”

Nebensächlich winkte Harry in Richtung des kleinen Tisches in der Nähe der Eingangstür. “Nur, dass die Person keine Angst vor mir hat und ich auf ewig ihr Idol bleibe.”

“Fanpost also. Das hat dich bestimmt total gefreut”, feixte Severus und musste sich im nächsten Moment ducken, um nicht von einem Sofakissen getroffen zu werden.
 

  “Mal ganz davon ab und zurück zu unserem Ursprungsthema. So wie ich dich einschätze, wirst du mit Granger so oder so losziehen um die Schriftstücke einzusammeln. Ich weiß, wir brauchen sie, aber dennoch ist mir nicht wohl, dass du mit ihr alleine los willst. Wir können nicht sagen, in wie weit sich euer Vertrag auswirkt. Was wenn sie sich Weasley gegenüber verpflichtet sieht, ihn zu informieren?” Stirnrunzelnd tippte sich Severus gegen das Kinn.

“Und wie ich euch beiden heute schon mal gesagt habe, kann keiner von euch mitkommen. Ich brauche euch, wie auch Draco, hier. Einfach damit Ron eben nicht bemerkt, dass sowohl seine Freundin, als auch ich fehlen. Er ist zwar neben der Spur, aber nicht auf den Kopf gefallen. Hermine ist so nett zu helfen, da will ich nicht, dass sie danach wirklich Streß mit Ron bekommt. Was durchaus möglich ist.”

Ruhig warf Luna ein: “Und wenn du ihn nachsitzen lässt? Vor allem ist seine Strafe von der Direktorin ja auch noch nicht fertig.”

“Für zusätzliches Nachsitzen brauche ich einen Grund.” Langsam schüttelte Severus den Kopf.

Nun hob Luna ihre Hände und betrachtete sie. “Das kriegen wir hin.”

In Harry ging die Alarmglocke an. “Du wirst dich nicht in Gefahr begeben, klar?”

“Wo denkst du hin, lieber Bruder. Draco wird dabei sein und mir helfen.”

Lachend verstrubbelte er Lunas Haare. “Ron auf zu mischen, na, da ist er nach dem heutigen Tag bestimmt sofort dabei.”

  “Apropos, was war da heute eigentlich los? Minerva erzählte im Lehrerzimmer, dass es wieder mal Spannungen gab. Jedoch nichts genaues. Sonst ist die Frau eine solche Quatschtante.”

Luna setzte sich auf. “Also ich habe gehört, dass Ron wieder mal nicht den Mund halten konnte in dem er gegen Harry hetzte. Und dass Draco ihn verhext hat. Und auch, dass Ron Draco verhext hat sodass beide wie Hasen durch die Gegend hüpften.”

Severus lachte ironisch auf. “Es ist doch immer wieder interessant, wie der Informationsfluss unter den Schülern funktioniert. So effizient.”

“Ok, dann macht euch bereit für die Wahrheit. Also, alles begann damit, dass ich mit Hermine in der Bibliothek gesprochen habe.”

“Märchenstunde a la Potter”, feixte Luna und quietschte auf als Harry ihr in die Seite piekte.

“Freches Ding, du. Aber ok, ich komme zum Punkt.” Damit setzte sich Harry bequemer hin und stillte die Neugierde der beiden.

   Was selbstverständlich wieder einmal neues Futter für die Unverständnis und die Wut auf Ron lieferte.
 

  Kopfschüttelnd seufzte Severus. “Ich weiß ja, warum es zu eurem Bruch kam. Dennoch verstehe ich die Intensität einfach nicht. Er muss doch langsam mal begriffen haben, dass er nichts damit erreicht. Nichts, ausser mehr Problemen für sich.”

Langsam zuckte Harry mit den Schultern. “Er war schon immer so, dass wenn er sich wirklich richtig an etwas verbissen hatte, davon nur schwer los zu kriegen war. Das fängt beim Schach spielen an. Aber zum Beispiel auch damals, zur Zeit des Trimagischen Turniers, war er so absolut beleidigt und gekränkt, dass er die Wahrheit nicht hören wollte. Sie erreichte ihn nicht. Da legt sich ein Schalter um bei ihm und dann war's das. Er zieht sich an Kleinigkeiten hoch.Und Ginny ist nicht besser.”

  “Ginny meinte mal zu mir, dass sie ja nur Ron hier hätte, der ihr geblieben ist. Sie sieht ihn als Vorbild, da der Rest der Familie,vor allem die Zwillinge, sie enttäuscht hätten”, steuerte Luna bei.

“Ms. Weasley hat schon damals, als sie einfach in das Tagebuch von Riddle schrieb, nicht viel Grips gezeigt”, kommentierte Severus trocken.

“Zu ihrer Verteidigung, ich war auch schneller als gedacht im Bann des Buches. Wir waren jung und da geht sowas schnell. Über eine Gefahr die davon ausgeht, haben wir nicht nachgedacht. Auch wenn Hermine es mir zig mal gesagt hat.”

“Du solltest wirklich mal auf die Frauen um dich herum hören”, tadelte Luna spielerisch.

  Artig nickte und salutierte er. “Jawohl ‘Mam!”

Nun war er es, der sich wegen einem Sofakissen ducken musste. Was nur Sekunden später in einer Kissenschlacht ausuferte, welche jedoch von Severus unterbrochen wurde in dem dieser sich einfach neben Harry auf die Couch fallen ließ und diesen in die Arme zog.

  “Ihr seid manchmal wirklich wie die kleinen Kinder, mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Flubberwurms. Könnt nicht mal ein paar Minuten beim Thema bleiben.”

Schmunzelnd lehnte sich Harry an. “Willst du uns etwa nachsitzen lassen?”

“Nein. Aber vielleicht kommst du nicht so leicht davon, wie die kleine Lovegood”, knurrte ihm Severus ins Ohr.

  Unruhig begann der junge Vampir hin und her zu rutschen. Ein paar kleine Worte und schon war Harry im Status eines frisch pubertierenden Jungen. Dies schaffte auch nur EIN Mann. Nämlich derjenige, welcher gerade seine Finger um Harrys Taille legte.

“Und ihr seid wie Magnitole.”

“Magni ...was?”, hakte Harry nach, um sich von dem Mann hinter ihm abzulenken.

“Magnitole sind …”

Doch Luna kam nicht dazu, eine Erklärung zu liefern, platzten doch Draco und Blaise in die Wohnung.
 

  “Hey Harry, sag mal … oh … ok, das ist irgendwie …”, stotterte Draco.

“Schräg? Ist dass das Wort, welches du suchst?”, half Blaise nach.

Aber gut, Harry verstand die beiden. Es musste ein ziemlich verwirrendes Bild darstellen, wie sie hier hockten.

  Severus saß links, Harry lag angeschmiegt in dessen Armen und Luna lehnte an der rechten Armlehne, während ihre Beine mit denen von Harry verwoben waren.

“Habt ihr mit einem Oger geknutscht, oder warum sind eure Manieren abhanden gekommen? Raus und vor Eintritt klopfen sowie auf eine Erlaubnis zum Hereinkommen warten!”

Vollkommen überrumpelt zogen sich die beiden Schüler zurück und kamen Severus Aufforderung nach.

“Sollen wir uns umsetzen?”, wollte Harry wissen, doch der Werwolf verneinte.

“Es geht mir nur darum, dass sie den Anstand wahren und nicht darum, ob sie das was sie sehen wenn sie eintreten verstörend finden.”

Kichernd widmete sich Luna wieder ihren Haaren. “Böse wie eh und je, unser Severus.”

“So ist es, Luna.”

   Es klopfte zögerlich an der Tür und erst als Harry “Herein” rief, betraten Draco und Blaise erneut die Schülerwohnung

“Ich dachte, ich hätte mir das eben eingebildet …”

“Dann haben wir das Gleiche erdacht.”

“Ist das wirklich unserer Griesgram von Hauslehrer, welcher da mit dem Schlossvampir im Arm auf der Couch lümmelt?”

“Du meinst, während Luna mit eben jenem Vampir füßelt?”

“Vor allem … dieses Grinsen der Drei …”

“Vielleicht sollten wir doch lieber gehen, wir stören anscheinend bei etwas sehr intimen.”

Und zack, flüchteten die beiden Schüler hinter den Sessel, als drei Sofakissen auf sie zu flogen.

  “Ihr seid so bescheuert!”, rief Harry, konnte ein Kichern jedoch nicht unterdrücken.

“Wenn ihr uns auch so eine Steilvorlage liefert”, antwortete Blaise und spähte vorsichtig um den Sessel herum. Auch Draco blickte sie an.

“Wenn ihr eure Deckung sinken lasst …” Gehässig grinsend deutete Harry auf die Wand hinter den beiden Schülern. Kaum dass sie sich herum drehten, hörte man sie aufschreien. Denn Luna war es, die zwei Kissen verzaubert und hinter die beiden Slytherin schweben ließ.

Triumphierend klatschten sich die beiden Freunde ab.

“Ok, ich denke wir sind Quitt. Kommt schon hinter dem Möbelstück hervor”, kommentierte Harry die Situation und unterdrückte ein Stöhnen, als Severus ihm erneut die Seite hoch und runter strich.
 

  Schnell versuchte er sich wieder auf die beiden neuen Gäste zu konzentrieren. “Also, was gibts? Brennt das Schloss oder warum die Aufregung?”

“Es geht doch noch ein Quäntchen schräger”, murmelte Blaise und schüttelte den Kopf. Ohne eine Erklärung seiner Aussage zu geben, sprach Zabini weiter. “Wir sind eigentlich gekommen um zu fragen, ob du Lust auf eine Runde Quidditch hast.”

“Darf ich an die Sperrstunde erinnern? Mal ganz davon abgesehen, dass es dunkel ist?”

“Ach Onkel Severus, tu doch bitte einfach so, als wenn du nichts gehört hättest.” Mit klimpernden Wimpern blickte Draco den Professor im Raum an, ehe er sich wieder Harry zu wandte. “Also bist du dabei?”

Grinsend hob Harry seine Hand. “Accio Besen!”
 

   “Dir ist klar, dass ich dir nichts schenken werde, nur weil wir jetzt Blutsbrüder sind?” Spielerisch boxte Draco ihm auf den Oberarm.

“Und dir ist klar, dass ich es auch gar nicht anders will? Ich muss wohl eher aufpassen, dass du keinen Schaden nimmst!” Harry rempelte zurück, ehe sich Blaise von hinten zwischen sie schob und ihnen jeweils einen Arm auf die Schultern legte.

“Ach, dann pflegt Luna ihn halt gesund.”

“BLAISE!”, riefen die beiden Blutsbrüder synchron.

“Wieso ich? Dafür hat er doch dich, Blaise”, kommentierte Luna trocken. Sowohl die kleine Blonde, wie auch Severus hatten sie kurzerhand begleitet.

“LUNA!”, entkam es Draco mit einem schrillen Unterton.

Harry kniff die Lippen zusammen um nicht zu lachen und von Severus kam ein Hüsteln.

“Och, ich habe nichts dagegen, wenn du hilfst, Kleines. Oder du Harry …”

“Mr. Zabini, Sie wissen nicht wann sie den Mund halten sollten, nicht wahr?” Harry hörte das leichte Knurren in dieser  Frage.

Angesprochener anscheinend auch, denn er löste sich lachend und rannte in Richtung Quidditchfeld davon.

   Seufzend strich sich Draco durch die Haare. “Manchmal macht er mich echt fertig und ich weiß nicht, ob ich ihm nicht besser den Hals umdrehen oder ihn stumm hexen sollte.”

Harry spürte dass Draco der Moment gerade an die Nieren ging. Mitfühlend klopfte er seinem Blutsbruder auf die Schulter. “Das wird schon noch. Blaise ist manchmal ein Clown, aber ich glaube, er mag dich wirklich. Also du weißt schon, so richtig. Aber lass uns das vielleicht lieber unter vier Augen besprechen.”

Ein bitteres Lachen entwich dem Malfoy. “Ja, ist trotzdem alles scheiße.”
 

“Ich weiß …” Severus war zwar kein Schürzenjäger wie Blaise, aber dennoch zog der Mann sobald er einen Raum betrat, alle Blicke auf sich. Und das waren beim besten Willen nicht nur negative. Es gab selbst eine frühreife 12 jährige an der Harry jedes Mal Lust riechen konnte, sobald sie Severus auch nur in der Ferne erblickte.

Er glaubte wirklich felsenfest, dass der Mann ehrlich und wahrhaftig an ihm interessiert war … aber da war diese leise Stimme seines Unterbewusstseins, welche ihm Dinge zu flüsterte. Dinge, wie dass Severus irgendwann merkte wie kaputt er eigentlich war und sich dann etwas körperlich und geistig gesundes holte. Jemand, bei dem man gegenseitig nicht aufpassen musste, dass man nicht der Tod des Anderen war. Harry wollte, dass sie sich deutlich näher kamen, er wollte - ganz direkt gesagt - Sex mit Severus … nur die Gefahr dabei war wie ein Damoklesschwert. Aber vor allem wollte er sich nicht mal vorstellen, dass der Werwolf irgendwann nicht mehr an seiner Seite war.

  Ein Arm legte sich um ihn und im nächsten Moment wurde er an Severus herangezogen. “Was auch immer du schon wieder in deinem Oberstübchen ausknobelst - lass es. Zu 90% sind es Gedanken, welche dich belasten obwohl sie vollkommen unnötig sind. Streite es gar nicht erst ab, die Anspannung und die Grübel-Falten sind dir ins Gesicht geschrieben. Los jetzt, ab auf den Besen und in die Luft. Draco wartet schon ganz ungeduldig und ist wohl kurz davor etwas auf dich zu werfen. Einen Malfoy lässt man nicht warten, dies solltest du doch wohl langsam wissen.”

Seufzend und schmunzelnd drückte er sich gegen Severus, atmete dessen ganz typischen Geruch ein und legte seine Hände auf die warmen des Werwolfs. “Danke.”
 

  Am nächsten Wochenende waren es nur Draco, Blaise und für Harry wenig erstaunlich, Luna, welche nach Malfoy Manor reisten. Harry hätte zwar auch gerne Lucius besucht, aber bei der Kombi wäre er sich ein wenig wie ein fünftes Rad am Wagen vorgekommen. Dass er hier in Hogwarts geblieben war, hatte noch einen Vorteil: Er konnte Zeit mit Severus verbringen.

Eine der ganz neuen Regeln Minervas war es, dass jeder Schüler alle vier Wochen übers Wochenende nach Hause reisen konnte. Genau dieses Wochende war jetzt und somit war das Schloss so gut wie leer. Das erstaunliche, jedoch sehr erfreuliche daran: Es war nur ein kleiner Kern aus Eigenbrötler, Hermine 2.0 und einfach die Ruhe genießend übrig geblieben. Doch keiner dieser Schüler war hier geblieben, weil er Waise war und nirgends hin könnte. In dem Punkt halfen sich die Schüler interessanterweise gegenseitig und ohne Ermahnung.
 

  Gut gelaunt, frisch mit Blut aufgetankt und erholt, schlenderte Harry über die Länderreien Hogwarts. Er war auf dem Weg zu Seidenschnabel, welchen er in den letzten Tagen viel zu selten besuchen konnte.  Als er schließlich an der Weide ankam, erblickte er tatsächlich die Person, dessen Geruch er schon die ganze Zeit glaubte in der Nase zu haben, es jedoch als Wunschdenken abtat.

“Severus! Was machst du denn hier und auch noch um die Uhrzeit?”

Lässig stützte sich Severus mit einer Hand am Zaun ab, während er sich halb zu ihm herum drehte.

“Guten Morgen und ich freu mich auch dich zu sehen.” Pikiert kniff Severus die Lippen zusammen.

“Was? Wie? Hä, neeein also so war das doch gar nicht gemeint. Ich meinte doch …”

Doch weiter kam er nicht, da stand ein diabolisch-schadenfreudig grinsender Werwolf auch schon vor ihm. Doch anstatt etwas zu sagen, lagen im nächsten Augenblick auch schon die Lippen des Werwolfs entschlossen auf den seinen.

  Harry spürte wie sich Severus’ Wärme von den Lippen aus seinen ganzen Körper hinab ausbreitete. Das Gefühl des urplötzlich wieder schlagenden Herzens war so surreal und seine Fantasie schickte ihm Vorstellungen, was sie alles hier und jetzt treiben konnten. So viele Möglichkeiten … eine verruchter als die Nächste. Als jedoch nicht nur die sexuelle, sondern auch die Blutlust erwachte, zog er sich schweren Herzens zurück.

Durchatmend vergrub er sein Gesicht an der Brust des Älteren.

  “Alles gut?”

“Hmm”, gab der Jungvampir zurück und schloss die Augen, während er die Arme um Severus legte. Garantiert waren nicht nur seine Zähne erwacht, sondern auch seine Augen. Ansonsten störte ihn das nicht mehr großartig, bei Severus schämte er sich jedoch für diese Reaktion seines Körpers.

“Schau mich an!” Bestimmt, wenn auch sanft drückte Harry sein Kinn hoch, sodass Harry nichts anderes blieb als in die dunklen Augen mit dem goldenen Rand zu blicken.

“Versteck dich nicht vor mir. Ich kann damit umgehen, wenn dein Wesen hervortritt.” Sanft küsste Severus ihn auf den Mund, obwohl Harrys Eckzähne noch hervor blitzten. “Mich stören weder deine Zähne, noch deine roten Augen, denn ich weiß dass sie wegen mir hervortreten. Genau so wie dies hier durch mich geschieht.” Langsam legte Severus eine Hand auf Höhe von Harrys Herz. “Das ist so…”

“Verrückt?”, half der Jungvampir nach und lächelte schief. “Lucius kann sich das auch nicht wirklich erklären.”

“Das ist wohl zu einem Standard bei uns geworden und keine Ausnahme der Regel, sondern viel mehr Gesetz.”

“So ist es wohl”, gab Severus mit einem leichten Lächeln zurück, ehe er Harry noch einmal sanft küsste und in die Arme zog. “Eigentlich bin ich hierher gekommen, um einen Abstecher in den Wald zu machen. Einige der Kräuter sind nun so weit geerntet zu werden. Hast du Lust mich zu begleiten?”

Dankbar nickte er. “Seidenschnabel ist ja eh nicht da, also muss ich ihn auch nicht versetzen und mich danach mit einem beleidigten Hippogreif herum schlagen.” Grinsend zwinkerte er Severus zu, schnappte sich dessen Hand und zog ihn in Richtung Wald.

Vielleicht bekam er jetzt die Chance, sein Wissen über Trank relevante Kräuter zu verbessern, konnte ihm für seine Zukunftsvorstellungen nur helfen. Was das Wochenende wohl sonst noch so brachte?


Nachwort zu diesem Kapitel:
3 von 5 Vorgaben erfüllt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Alle haben sie gegen ihre Traumata ...

Und dann sind da noch unsere beiden "Haupt-Hotties" ... mit großen Schritten näheren sie sich an. xD

Urgendwie kann ich depri oder splattriges Zeug besser schreiben als romantisches oder Lemon/Lime Kram. Auf jeden Fall kommt es mir so vor xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kurz und knapp, aber vielleicht habt ihr ne Vorstellung worum sich das nächste Kapitel drehen wird.
Eine Mischung zwischen Awwwwr und Raawwwr xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Andreana
2019-04-01T05:38:40+00:00 01.04.2019 07:38
Ich bin ja begeistert das du direkt drei neue Kapitel hoch geladen hast aber warum muss das letzte so aufhören T.T ja was passiert den das Wochenende noch? Ich freu mich auf das nächste Kapitel. LG Dana
Von:  strega79
2019-02-24T19:12:40+00:00 24.02.2019 20:12
Klasse geschriben
Von:  strega79
2019-02-23T16:48:24+00:00 23.02.2019 17:48
Klasse geschriben
Von:  Andreana
2019-02-18T06:11:08+00:00 18.02.2019 07:11
Das war ein schönes Kapitel. Welche AGS hast du den gedacht gibt es auf der Schule so? Nur so interessehalber. Ich bin gespannt wie die Schule sich verändern wird. Ich mag Minerva sehr gern und sehr sie irgendwie immer gerne auf Harrys Seite. Fasst wie ein Mutter Ersatz oder Tante. Faszinierend wie du immer wieder die Spannung zwischen Harry und Serverus beschreibst. Ich freu mich aufs nächste Kapitel

LG Dana
Von:  strega79
2019-02-10T10:54:43+00:00 10.02.2019 11:54
Ooohhh da bin ich gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  Chaosbande
10.02.2019 14:38
Nächsten Donnerstag erfährst du, wie es weiter geht :)
Von:  Yusuka
2019-02-08T16:31:09+00:00 08.02.2019 17:31
Der Prolog weiß schon einmal zu gefallen ^^
Die Ausgangsposition klingt auf jeden Fall sehr interessant.
Ich muss zwar gestehen, dass das meine erste FF mit diesem Pairing wäre, die ich tatsächlich lese, aber ich lass mich ja gerne belehren und auch überraschen.

Wenn ich mehr gelesen habe, gibt es auch sicherlich einen aussagekräftigeren Kommentar XD

Antwort von:  Chaosbande
08.02.2019 18:41
Hallöleee~

Danke schon mal für deine Antwort zum Prolog :)
Jeder von uns hat mal mit irgendwas angefangen. Etwas neues ausprobiert.
Selbst wenn dir das Pairing nicht gefällt, würde ich mich über einen Kommentar, konstruktive Kritik o.ä. freuen.

LG
Chaos
Von:  Andreana
2019-02-07T20:11:05+00:00 07.02.2019 21:11
Och man schon zu Ende. Jedes mal. Ich liebe sie Story und bin gespannt (wie immer) wie es weiter geht.
Antwort von:  Chaosbande
10.02.2019 14:37
Nächsten Donnerstag erfährst du, wie es weiter geht :)
Von:  MorganMidnight
2019-01-02T00:25:28+00:00 02.01.2019 01:25
Super Geschichte! !!!!
Ich habe sie jetzt von ganz vorne nochmal gelesen, weil ich nicht mehr genau wusste worum es geht und wo ich war!!!!!!
Ich hätte nicht gedacht, dass die Blutbrüderschaft solche Auswirkungen haben wird! !!!!! Aber sie haben ja gesagt, dass sie Severus und Lucius auf Trab halten wollen!!!!!!
Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht! !!!!
Einfach an so einer Stelle aufhören!!!!!!!
Von:  emymoritz
2018-12-27T13:12:01+00:00 27.12.2018 14:12
Ohhh haaa was mag da wohl drinnen stehen weiter so
Von:  emymoritz
2018-10-05T09:19:17+00:00 05.10.2018 11:19
Weiter bitte


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