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Akai Chou - Stay with me

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung!
Das Kapitel hat Inhalte, die evtl. auf den ein oder anderen triggernd wirken können. Komplett anzeigen

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Der rote Pfad

Ich hatte wirklich keine Ahnung wie das Ganze passieren konnte aber eins musste ich ehrlich zugeben: Ich würde diese Erfahrung nicht noch einmal machen wollen.
 

Pain hatte uns auf eine Mission geschickt, wir sollten Informationen zu einem vermeintlichen Jinchuuriki einholen, welcher etwas abseits der großen bekannten Dörfer hauste.

Wir wussten es nicht genau, es waren nur wage Infos die wir hatten und demnach waren auch die Koordinaten an diesen Ort etwas schwammig.
 

Deidara und Ich machten uns schließlich am selben Tag noch auf den Weg zu diesem Ort, doch leider gab es einen kleinen Zwischenfall. Wir wollten eine Pause einlegen, wir hatten auch den perfekten Ort dafür gefunden, er lag an einem Flussufer, gut versteckt hinter Bäumen und Sträuchern.

Deidara lief schließlich vor, konnte es das Balg doch kaum abwarten endlich eine Pause zu machen, doch leider war er hektisch und unüberlegt, sowie fast immer eigentlich, denn er rutschte aus und stürzte.

Ich bekam ihn gerade so noch zu fassen, doch da war es bereits zu spät. Ich hob ihn hoch und setzte ihn auf den Rücken von Hiroku ab, während er sich über die Schmerzen beklagte die er hatte.

Dieser Blonde Idiot war nicht nur ausgerutscht, nein, zu allem Überfluss hatte er sich auch noch den Knöchel verstaucht.
 

Seufzend setzte ich ihn an einem Baum ab, stieg aus Hiroku und lehnte mich zu ihm: „Du musst wirklich mehr aufpassen, Deidara.“

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“

„Ich weiß, aber manchmal benimmst du dich wie eines.“

Er antwortete mit einem genervten Brummen und sah zur Seite, während ich sein Hosenbein hochschob und seinen Schuh auszog. Der Knöchel war bereits rot und geschwollen.

Na ganz toll.

Wir werden wohl doch etwas länger mit der Mission brauchen.

Ich beugte mich zu meiner Tasche rüber und kramte einen Verband heraus und eine Salbe, die gegen Schmerzen half. Ich drückte auf die Tube und verteilte dann die kühle Flüssigkeit auf seinen Knöchel, dann nahm ich den Verband und wickelte ihm diesen um.
 

„Du wirst vermutlich noch etwas Schmerzen haben aber das sollte sich bald legen“, sagte ich und widmete mich dann wieder meiner Tasche. So wie ich Deidara kannte, würde er eh einschlafen und in der Zeit konnte ich in Ruhe an meiner nächsten Marionette arbeiten.

Dachte ich zumindest.
 

„Sasori, das Wasser ist leer.“

Genervt sah ich auf, diese menschlichen Bedürfnisse gehen mir wirklich auf den Zeiger. Ich nahm die Flasche dennoch entgegen und würde sie ihm auffüllen gehen.

Irgendwo konnte ich es dann doch nicht verantworten ihn einfach verdursten zu lassen.

„Bin gleich wieder da“, sagte ich und erhob mich dann. Ich machte mich auf den Weg zum Fluss, hielt die Flasche hinein und sah zu wie sich diese langsam mit der klaren Flüssigkeit füllte.

Dann nahm ich die Flasche wieder vom Wasser weg und schraubte den Deckel drauf, ich stand auf und wollte gerade wieder zurück gehen, als ich ein Rascheln vernahm.

Ob uns jemand entdeckt hatte?

Misstrauisch verengte ich die Augen und schärfte meine Sinne.

Angespannt blieb ich stehen und scannte die Umgebung ab, als das Rascheln erneut ertönte, diesmal weiter weg von mir, und mit einem Mal verstummte es.

Verwundert über das Kommen und Gehen des Raschelns hob ich eine Augenbraue, ehe ich wieder zurück zu unserem Platz ging welchen ich wieder erwarten leer vorfand.
 

Wo hatte sich der Grünschnabel denn hin verzogen?
 

Missmutig über das plötzliche Verschwinden meines Partners, packte ich das Zeug zurück in die Taschen und versiegelte Hiroku in seiner Schriftrolle, dann folgte ich dem rötlichen Pfad und hoffte einfach das Deidara mit seiner Verletzung nicht allzu weit gekommen war.
 

Und ich sollte Recht behalten.
 

Nach einigen Minuten hatte ich ihn endlich. Ich rief nach ihm, doch er reagierte nicht. Er war viel zu fixiert auf den roten Schmetterling der vor ihm her flog.

Und da soll er noch einmal sagen, dass er kein kleines Kind mehr war.

Ein wenig schmunzeln musste ich dann doch bei dem Anblick, wie er dem Schmetterling hinter her humpelte.

Ich lief ihm weiter nach, als meine Sicht jedoch irgendwie verschwamm. Ich bemerkte, dass es nicht mehr Deidara war dem ich da nachlief, sondern einem blonden kleinen Mädchen in einem weißen Kimono.
 

Wer war das? Und wo war Deidara hin?

Verwirrt hielt ich kurz Inne und blinzelte ein paar Mal, als ich wieder klar auf Deidaras Rücken sah.
 

„Deidara?“

Wieder keine Reaktion.

Stattdessen vermischte sich mein Blickfeld erneut mit dem Mädchen im Kimono.

Unbeirrt jedoch ging ich ihm weiter nach als er plötzlich vor mir stehen blieb.

Ich streckte meinen Arm nach ihm aus, erneut sah ich das Mädchen im Kimono vor mir, doch ich ließ mich nicht beirren und langte ihr an die Schulter.

Bitter musste ich jedoch feststellen, dass ich ins Leere griff.
 

Meine Augen weiteten sich irritiert und ich blickte auf meine Hand.

Wie kann das sein? Da war doch eben noch jemand gestanden? Wieso jetzt nicht mehr?

Ich sah wieder auf und stellte fest, dass ich auf einem Hügel stand von welchem ich auf ein Dorf hinabsehen konnte.

Es war ein kleines Dorf, sah ziemlich alt und traditionell aus und einige Lichter brannten.

Ich legte den Kopf schief und schlenderte dann in die Richtung, in der ich vermutete dass es zum Dorf ging.
 

Wann war es eigentlich so dunkel und neblig geworden?
 

Ich kam schließlich an einer kleinen Brücke an, vor der das blonde Mädchen von eben stand.

Sie sah aus als würde sie weinen. Ihre Schultern zuckten und ihr schmaler Rücken bebte. Sie hatte die Hand vor ihren Augen und den Kopf leicht gesenkt. Der Stoff ihres weißen Kimonos raschelte unter den Bewegungen.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte ich sie und ging auf sie zu. Ich wollte nach ihr greifen, doch da war sie verschwunden, als wäre sie nie hier gewesen.

Irritiert hob ich eine Augenbraue an.

Was war nur los mit mir? Was sehe ich da die ganze Zeit? Sind das Halluzinationen? Aber warum?
 

Ich taumelte leicht zurück und hörte ein schrecklich lautes Piepen in meinen Ohren. Ich drückte mir die Handflächen gegen die Ohren und kniff die Augen zusammen. Vor meinem inneren Auge taten sich Bilder auf.

Bilder von dem Mädchen. Sie stand in einem Meer aus Leichen. Sie lachte wahnsinnig und ihr Kimono war Blut befleckt. Ich versuchte mit aller Kraft die Bilder abzuschütteln, doch es half nichts.

Das Mädchen verstummte. Sah mich aus festen Augen an und flüsterte irgendwas.

Doch ich verstand nicht genau was sie von mir wollte.
 

Dann löste sich die Vision auf und ich sah auf die Wiese vor mir. Ich ließ von meinen Ohren ab und erhob mich leicht, ich hatte gar nicht gemerkt dass ich in die Hocke gegangen war.
 

Hinter mir hörte ich Schritte und ich wirbelte herum.

Es war Deidara.

Der Blonde kam rückwärts auf mich zu getaumelt.
 

„Deidara?“

Meine Stimme war nur noch ein heißeres Flüstern, doch er schien zu reagieren. Der Iwa-Nin drehte sich zu mir um und rote Schmetterlinge flogen von seinen Handflächen empor.

Ich ging auf ihn zu und wollte gerade erneut seinen Namen sagen, als er seine blauen Augen auf mich richtete. Mir fiel auf dass sie irgendwie leer wirkten, als hätte er etwas Schreckliches gesehen, jegliches Leben war aus ihnen gewichen. Besorgt musterte ich ihn, ehe er seinen Zeigefinger hob und hinter mich zeigte, dann öffnete er seine Lippen und mit rauer monotoner Stimme sagte er: „Das verlorene Dorf.“

Vision

Irritiert sah ich meinen Partner an. Das verlorene Dorf? Wo hatte er den Schwachsinn denn mit einem Mal her? Und wieso sah er so abwesend aus?

Ich kam nicht wirklich weit darüber nachzudenken, denn ehe ich mich versah, ging er auch schon an mir vorbei und setzte einen Fuß auf die Brücke zur anderen Seite. Ich schüttelte meinen Kopf und folgte ihm schließlich. Mein ganzer Ärger von vorhin war verschwunden, ich war einfach nur froh dass er da war. Schweigend liefen wir nebeneinander her und hingen jeweils unseren Gedanken nach.

Sein Verhalten war irgendwie seltsam. Ich beäugte ihn schließlich, während er einfach neben mir her lief, oder besser gesagt humpelte.

„Tut dein Knöchel noch sehr weh?“, fragte ich ihn und er zuckte zusammen, dann sah er mich an und schüttelte langsam den Kopf.

Ich nickte als er plötzlich stehen blieb. Wir hatten den Eingang zum Dorf erreicht.

Es war leer und düster. Dichter Nebel trat auf und ließ das Dorf noch einsamer und verlassener wirken, als es ohnehin vermutlich war.
 

„Ob hier überhaupt irgendwer lebte?“, fragte ich leise und ich spürte wie sich von hinten eine Hand auf meine Schulter legte. Ich hob meine Hand an und berührte diese, als ich sah wie Deidara an mir vorbei ging. Ich zog scharf die Luft ein und drehte mich erschrocken um, doch vor mir hatte sich nur dichter Nebel und Schwärze ausgebreitet.

Ich hob eine Augenbraue an.

Was genau war das? Wer hatte sonst seine Hand auf meine Schulter gelegt, wenn nicht Deidara?

Verwirrt darüber drehte ich mich wieder zu meinem Blonden Partner, welcher mich abwartend ansah.

„Was ist?“, knurrte ich leise. Mir gefiel diese Atmosphäre hier kein Stück und auch das seltsame Verhalten von Deidara bereitete mir irgendwo Sorgen.

„In dem Haus hier brennt Licht, wollen wir eintreten?“, stellte Deidara als Gegenfrage.

Skeptisch sah ich an ihm vorbei zu dem Haus. Er hatte Recht. In dem Haus brannte Licht, doch es wirkte auf mich alles andere als einladend.

Das Holz war dunkel und wirkte ziemlich morsch, die Vorhänge waren eingerissen und das Fenster war bereits eingeschlagen.

Ich weiß ja ehrlich nicht was sich mein Partner dachte, was uns da empfangen würde, wenn wir eintraten aber es wird jedenfalls nichts nettes sein.
 

Ich seufzte und nickte aber.

Er Schritt weiter auf die Tür zu und legte dann seine Hand auf den Türgriff, ehe er diesen rumdrehte und die Tür öffnete. Das Holz fing an unter der Bewegung zu knarzen und ein muffiger Geruch empfing uns.

Deidara ging in das Haus hinein und blieb dann im Flur stehen, ich trat hinter ihn und wollte soeben auch eintreten, als mich ein klammes Gefühl überkam.

Es war, als würde mich etwas zurückhalten.

Als würde sich etwas Kaltes um meinen Körper schlängeln und mich an Ort und Stelle halten.

Ich blickte gerade aus, wollte Deidara ansehen, doch es war als würde ich durch ihn hin durchsehen.

Meine Augen weiteten sich geschockt und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
 

Was um alles in der Welt geschieht hier gerade?
 

Meine Sicht verschwamm, ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit und dumpf hörte ich wie Deidara zu mir sprach: „Danna, was ist los? Rede mit mir. Bitte?“

Er klang verzweifelt, Angst schwang in seiner Stimme mit.

Ich wollte etwas erwidern, doch ich konnte nicht, es war als hätte man mir meine Stimmbänder zusammengedrückt.

Schmerzen machten sich in meinem Hals breit und ich versuchte zu schlucken um dieses eklige Gefühl wegzukriegen während ich versuchte Deidara zu fixieren.

Mein Partner schien auf mich zu zukommen, er flüsterte meinen Namen und berührte mich dann sanft am Arm…
 

Zwillinge.

Blonde kinnlange Haare.

Augen so blau wie die Meere.

Sie spielten im Wald, als eine der Zwillinge weglief.

Sie landeten ebenfalls in diesem Dorf, gingen zu diesem Haus hin.

Beide traten sie ein.
 

Eine junge Frau.

Schwarze lange Haare.

Bleiches Gesicht.

Sie wurde ermordet.

Wirres Flüstern.

Wieso?

Ein Name.

Wo bist du?

Ich habe dich gesucht.

Wo bist du?

Ein Lachen ertönte.

Es war ein blondes Mädchen, vermutlich eines der Zwillinge, sie hatte einen weißen Kimono an, welcher Blut befleckt war. Sie lachte wahnsinnig auf und verzerrte ihr Gesicht dabei zu einer entstellten Fratze…
 

Dann klärte sich meine Sicht mit einem Mal.

Deidara hatte erschrocken von mir abgelassen, er sah mich aus weit aufgerissenen blauen Augen an.

Sein Gesicht war kreidebleich und er zitterte am ganzen Leib.

Deidaras Atem ging Stoßweise.

Eine Schweißperle rann ihm von der Schläfe über seine Wange.

Ich hatte den Jungen noch nie so Ängstlich erlebt.
 

„Was war das?“, flüsterte er schließlich.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was das war.“
 

Ich schüttelte meinen Kopf, die Panik war immer noch da, doch ich spürte wie sie langsam von mir abließ und es war als würde man mich loslassen.

Ich war wieder Herr meiner Sinne und über meinen Körper.

Deidara jedoch hing mit seinem Blick immer noch bei mir, er sah mittlerweile nicht mehr ganz so panisch aus wie vorher, sondern eher besorgt.

„Du musst dir keine Sorgen um mich machen“, sagte ich leise und Deidara nickte.

Er wandte sich von mir ab und wir sahen in den dunklen Flur der vor uns lag.
 

Ich war mir wirklich nicht sicher ob wir weiter in diesem Haus bleiben sollten.

Doch ehe ich auch nur irgendwas tun konnte, hatte sich Deidara schon verselbstständig und war vorgegangen.

Was war denn nur in ihn gefahren?

Ich ging ihm nach, als er in einen Raum links von uns einbog. Der Raum war groß, spärlich beleuchtet und in mitten von der Fläche lag ein umgestoßenes Regal. Ich kniete mich neben das Regal, ich wusste nicht so ganz wieso ich das tat, aber es war als würde mir irgendetwas sagen, dass hier etwas lag, was wichtig werden könnte.

Aufmerksam ließ ich meinen Blick über das Regal huschen als mir ein länglicher silberner Gegenstand auffiel.

Eine Taschenlampe.

Ich nahm sie an mich und stand wieder auf, wobei mir Deidara aufgeregt auf die Schulter tippte. Ich drehte mich zu ihm: „Was ist denn los, Deidara?“
 

Ich war nicht verärgert über dieses seltsame Verhalten meines Partners. Keines Wegs. Ich machte mir ehrlich gesagt ein wenig Sorgen um ihn. Seit wir hier sind, verhielt er sich wahnsinnig seltsam.

Ich hatte ihn noch nie so gesehen.

Statt mir zu antworten, zeigte Deidara jedoch mit zittrigem Fingern in den gegenüberliegenden Raum, in welchen nur das fahle Mondlicht von draußen hineinschien und den Raum milchig erhellte.

Dann hörte ich Schritte.

Laute Schritte.

Und dann wurden sie immer schwächer, es war als wären diese Schritte von unserer Position aus losgegangen und zu dem Raum übergegangen.

Ich hielt die Taschenlampe hoch und der Lichtkegel fiel in den Raum, dann wurde es still. Ich ging langsam vor und schlich in den Raum hinein. Leuchtete sämtliche Ecken an. Mein Körper spannte sich an und ich hatte wirklich Angst, vor dem was mich eventuell erwarten könnte.

Wenn mich denn überhaupt etwas erwartete.

Angst war manchmal so irrelevant.

Und ich hasste es dieses Gefühl zu verspüren.

Ich hasste es so sehr.
 

Schließlich kam ich vor einer kleinen Trennwand zum stehen, man konnte sie aufschieben und dahinter vermutete ich entweder noch einen Raum oder ein kleines Regal.

Zögerlich streckte ich meinen Arm danach aus und berührte mit meinen Fingerspitzen die Trennwand, als meine Sicht erneut verschwamm und ein schrecklich lautes Piepen in meine Ohren drang.

Roter und Schwarzer Schmetterling

Blonde Zwillinge.

Sie befanden sich ebenfalls in diesem Haus.

Ein umgefallenes Regal.

Eine Taschenlampe.

Eine alte Kamera.

Die Kamera Obscura.

Eine der Zwillinge hatte eine Vision.

Von einem alten Mann, er hielt die Kamera in der Hand und versuchte etwas zu fotografieren, was hinter einem Käfig lag.

Doch er wurde von Astralkräften aufgehalten.

Das Mädchen erwachte aus der Vision.

Ging in die Richtung der Trennwand.

Sie öffnete diese und entdeckte den Geist eines Mädchens.

Der Geist kam auf sie zu.

Das Mädchen wandte die Kamera an.

Die Kamera Obscura - Eine mächtige Waffe gegen das Paranormale.

Sie hatte die Macht, Geister zu exorzieren.

Dann stiegen die Zwillinge die Treppe hinauf.
 

Ich sah wieder ein klares Bild vor mir, meine Hand ruhte immer noch an der Trennwand. Deidara war hinter mich getreten und hatte gefragt, was ich gesehen habe.

Ich winkte jedoch ab, hielt es für besser nicht darüber zu sprechen. Ich hatte das Gefühl uns würde die Zeit davon laufen.

„Wir müssen nach oben“, sagte ich stattdessen und schob Deidara sanft beiseite um an ihm vorbeizugehen.
 

Gib acht auf ihn.
 

Ich stockte, hielt in meiner Bewegung inne.

Was war das für ein flüstern? Wer sprach da zu mir?

Doch die Stimme war weg.

Ich schüttelte den Kopf und ging weiter die Treppe hoch.

Deidara folgte mir still schweigend.
 

Oben angekommen, tat sich ein großer Raum vor uns auf.

Er war verwüstet und wirkte so, als hätte sich hier ein Kampf zugetragen.

Ich leuchtete mit der Taschenlampe sämtliche Ecken des Raumes ab, als mir mehrere Papierfetzen auffielen, die aus etwas raushingen.

Es war ein Notizbuch.

Ich bückte mich und hob es hoch, beäugte es skeptisch und blätterte dann darin rum.

Irgendjemand wollte dass wir es finden.

Ich glaube nicht dass dies hier ein Zufall war.
 

„Was steht da drinnen?“, fragte Deidara welcher sich im Raum umsah.

„Es ist ein Tagebuch. Die Seiten sind ordentlich beschrieben worden.“

Ich blätterte weiter und blieb bei einer Seite hängen.
 

Freitag, 22.07.2005 – 23.55 Uhr
 

Yasuo, ich gebe nicht auf. Ich werde dich finden!

Wo bist du nur? Du wirst seit drei Jahren vermisst.

Von mir.

Ich habe mich auf den Weg gemacht dich zu suchen, doch du bist nirgend aufzufinden.

Wieso?

Wieso bist du gegangen?

Wo wolltest du nur hin?

Warum hast du mir damals nicht verraten, wo du hin wolltest?

Yasuo, wo bist du?

Yasuo…

I….
 

Der letzte Abschnitt war nicht zu entziffern, da dort das Papier abgerissen wurde. Nicht irgendwie ordentlich abgerissen, sondern als hätte man die Person die das geschrieben hat überrascht und sie hatte verzweifelt versucht sich an etwas festzuhalten.

Ich erzählte Deidara von dem Inhalt, dieses Eintrages, doch dieser schien mir gar nicht richtig zuzuhören.
 

„Was ist los Deidara?“, fragte ich besorgt und sah ihn an.

Er wirkte, als hätte er ein Gespenst gesehen.

Bleich geworden und mit aufgerissenen Augen sah er mich an, er versuchte etwas zu sagen, doch die Worte wollten nicht über seine Lippen.

Er hob seinen Arm an und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich.

Ich verstand nicht was er wollte.
 

„Sasori… Deine“, er stockte und stammelte dann: „Auf deiner Schulter.“

Ich blickte mich um und sah auf einen roten Schmetterling, der auf meiner Schulter hockte.

Verwirrt hob ich eine Augenbraue an, wo kam der denn jetzt her?

Und wieso erschreckte sich Deidara so sehr darüber?

Ehe ich etwas dazu sagen konnte, verwandelte sich der Schmetterling kurzzeitig in die Silhouette einer Frau mit langen schwarzen Haaren. Ihre dunklen Augen waren weit aufgerissen und ihre Augäpfel traten gequält hervor, ihr Mund war weit aufgerissen und ihr Nacken seltsam verdreht.

Auf ihrem Hals hatte sich eine rote Stelle gebildet.
 

Ein leiser Schrei entfuhr meinen Lippen und ich fiel nach hinten.

Ich wollte zu Deidara, doch ich kam nicht wirklich weit, denn die Frau hatte sich auf meine Beine gestürzt.

Bei der Berührung wurde mir erneut die Sicht genommen und ich nahm Stimmen wahr und Bilder die aufflackerten.
 

Die Frau.

Sie war hier um ihren Freund zu suchen.

Sie hatte nicht aufgegeben.

All die Jahre hatte sie daran festgehalten ihn wieder zu finden.

Und für was? Für nichts.

Sie saß hier in diesem Raum.

Schrieb in ihr Tagebuch, als sie jemand von hinten umarmte.

Sie drehte sich um und sah ihren Freund.

Doch er hatte sich verändert.

Sie schrie.

Er stürzte sich auf sie.

Streckte sie zu Boden.

Setzte sich auf ihr Becken. Er umfasste ihren zarten Hals mit seinen Händen.

Und erwürgte sie.

Bis sie leblos unter ihm zusammensackte.
 

Wieder die blonden Zwillinge.

Sie befanden sich in dem Raum.

Hatten das Tagebuch gefunden, einer der Beiden hatte die Andere auf den Geist der Frau aufmerksam gemacht, welche über die Schulter des Zwillings lugte.

Sie schrien auf.

Hatten die Kamera erneut an sich genommen und versuchten den Geist auszutricksen.

Doch dies machte ihn nur wütend.

Dann schoss das eine Mädchen ein Bild von dem Geist und schaffte es, diesen zu erlösen.

Die Geisterfrau verwandelte sich in einen roten Schmetterling.
 

Danke.
 

Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir den Kopf.

Was war passiert?

Diese Bilder. Sie ergaben nicht wirklich Sinn aber waren miteinander verknüpft.

Die Frau, die ich gesehen hatte, sie starb hier und diese Zwillinge hatten sie erlöst.

Doch was war mit ihrem Freund?

Er musste doch immer noch Ruhelos hier umherwandern und auf seine Erlösung warten?

Oder etwa nicht?
 

„Deidara?“

Stille. Keine Antwort.

Alarmiert sah ich mich um.

Wo war er hin? Von ihm fehlte jede Spur.

Verdammte Scheiße!
 

Ich sprang auf, dabei überkam mich ein leichtes Schwindelgefühl, doch ich ließ mich nicht davon beirren und stolperte aus dem Raum hinaus.

Ich kam bei der Treppe an und tatsächlich, da war der Blonde.
 

„Deidara!“
 

Doch er reagierte nicht. Ich stieg die Stufen hinab, er war schon fast bei der Tür. Wo wollte er hin?

Erneut überkam mich ein Gefühl des Schwindels und ich hielt mich am Geländer fest.
 

„Deidara, wo willst du hin?“
 

Der Blonde hatte die Hand auf den Türknopf gelegt und hielt kurz Inne. Er sah mich nicht an. Er stand einfach nur da, dann sagte er: „Es tut mir leid, aber ich muss gehen.“
 

Mit diesen Worten öffnete er die Tür und schloss sie hinter sich.

Verdammt, was war nur in ihn gefahren? Seit wir hier sind verhält er sich furchtbar merkwürdig.

Ich lief die Treppenstufen weiter hinab und rannte zur Tür.

Sie war abgeschlossen.

Wie konnte das sein?

Panik ergriff mich und ich klopfte gegen die Tür.

„Deidara, wenn du mich hörst, dann öffne die Tür!“
 

Keine Reaktion.
 

„Verdammt“, entfloh es mir harsch und ich trat gegen die Tür.

Was mach ich denn jetzt?

Ich fuhr mir durch meine Haare und sah mich um.

Mein Stresspegel stieg immer mehr an.

Mit seiner Fußverletzung wird Deidara nicht weit kommen und wir haben keine Ahnung mit was wir es hier zu tun hatten.

Und Deidara, dieser unüberlegte Idiot, machte einen auf Alleingang.

Ich schnaubte verärgert und versuchte mich zu beruhigen.
 

Hier muss es irgendwas geben um diese Tür aufzubekommen.
 

Ich trat in den Raum, in dem wir die Taschenlampe gefunden hatten, und sah mich um. Hier lag irgendwie nichts Brauchbares.

Frustriert seufzte ich und fuhr mir erneut mit einer Hand durch meine Haare, während ich die andere in meine Hüfte stemmte.

Das war doch wirklich alles mehr als nur Unglaublich.

Mein Blick huschte unruhig durch den Raum, vielleicht hatte ich auch einfach nur etwas übersehen und siehe da, hatte ich.

Ich ging zu dem Vorhang, der den Raum in der Mitte teilte und beschloss die Gardinenstange als Brechstange umzufunktionieren, damit diese dämliche Tür aufging.
 

Ich musste Deidara finden.
 

Ich stellte mich auf die Zehenspitze und versuchte die Stange aus ihrer Halterung zu bekommen.

Mit einem lauten Klirren, fiel diese auch auf den Boden. Ich ging zur anderen Seite rüber um diese aus der Halterung zu heben, als mir etwas dahinter auffiel.

Ich entfernte die Stange komplett und legte sie auf den Boden, und beinahe stockte mir der Atem.

Hinter dem Vorhang lag ein Skelett. Es lehnte an der Wand und ich konnte anhand der Kleidung erkennen, dass dieser Geselle vorher mal Männlich gewesen war.

In der Skeletthand hielt er etwas.

Ich kniete mich neben ihn und beobachtete misstrauisch das Skelett, während ich den zerknüllten Zettel aus der Hand fischte.
 

Nanami… Geliebte Nanami… Es tut mir so leid. Ich, verzeih mir, ich weiß nicht was in mich gefahren ist.

Ich wollte das nicht.

Ich habe dich immer geliebt. Ich weiß wirklich nicht wie das passieren konnte.

Nanami.

Ich kann so nicht leben.

Ich habe den Spiegel zerschlagen, die Scherbe genommen und mir die Pulsadern aufgeschnitten.

Nun sitze ich hier, warte bis ich endlich sterbe.

Ich habe Angst.

Es tut so weh.

Das einzige was mich tröstet ist der Gedanke, dass wenn ich tot bin, der Schmerz aufhören wird.

Nanami… Ich…
 

Der letzte Abschnitt ist nur noch ein einziger roter Fleck.

Er hatte es bereut.

Und sich dazu entschieden zu sterben.

Ich ließ den Kopf hängen.

Sie hatten Beide daran festgehalten sich wieder zu sehen, sie hatten Beide auf den jeweils anderen gewartet.

Lange gewartet.

Ich schüttelte meinen Kopf, bevor sich noch ein ganz gewisser Gedanke manifestieren konnte.

Seufzend erhob ich mich. Ich sah auf den Zettel, welcher anfing zu leuchten. Erschrocken sah ich ihn an. Plötzlich stieg ein schwarzer Schmetterling empor.
 

Der Schmerz hatte nie aufgehört…
 

Ich schluckte und sah dem Schmetterling nach, welcher sich in feine Staubpartikel auflöste.

Er hatte die Schmerzen also nach seinem Tod noch verspürt.

Ich ließ meinen Kopf erneut hängen und sah auf die Stange vor mir.

Dann fiel mir wieder ein, was ich eigentlich wollte. Ich nahm die Gardinenstange hoch und ging zur Tür, ich klemmte die Stange zwischen Tür und Türrahmen und versuchte sie aufzubrechen, was mir auch gelang.

Die Tür bewegte sich endlich.

Ich riss sie auf und trat nach draußen.
 

Doch von Deidara fehlte jede Spur…

Die Villa

Frustriert fuhr ich mir durch die Haare.

Wo war dieser Grünschnabel hin gehumpelt? Genervt seufzte ich und lief dann den Weg entlang, der vermutlich tiefer in das Dorf zu führen schien.

Ich musste ihn finden.

Schnell.

Ein roter Schmetterling flog über meinen Kopf hinweg und flatterte in mein Sichtfeld, es war als würde er mir sagen dass ich ihm folgen sollte, und dies tat ich auch.

Nach einiger Zeit des Laufens kam ich schließlich an einem Waldstück an, ich durchquerte dieses und kam vor einer langen Brücke zum stehen.

Keuchend stützte ich meine Hände an meinen Knien ab, der Schmetterling war verschwunden.
 

Wo hatte er mich hingeführt?
 

Ein Schmerz durchfuhr meinen Kopf und ich fasste mir an die Stirn, kniff die Augen zusammen und sah eines der Zwillinge. Sie kam an der Stelle zum stehen wo ich stand und lief dann über die Brücke, sie begegnete dem Geist einer Frau, exorzierte ihn, doch irgendwas ließ er hier zurück.
 

Ich sah auf.

Eine lange dunkle Brücke die sich vor mir erstreckte und zur anderen Seite führte.

Ich konnte durch den dichten Nebel nur schwer erkennen was sich dort befand und dennoch, ich setzte einen Fuß auf die Brücke und tastete mich langsam voran.

Als mir etwas auf dem Brückenboden auffiel.

Etwas war in das dunkle Holz geritzt.

Ich kniete mich hin und fuhr mit meinen Fingern über die Stelle, dann leuchtete ich mit der Taschenlampe dahin.
 

Schwester… Es ist kalt. So furchtbar kalt. Mein Körper, er fühlt sich so an, als wäre er festgefroren.

Er ist schwer und droht mich hinab zu ziehen. Ich halte mich mit letzter Kraft an den Stäben der Brücke fest, doch zum hochziehen fehlt mir einfach die Kraft. Ich hoffe du schaffst es hier raus Schwester, wenn du das hier liest, dann bitte, leb für uns Beide weiter. Ich wünschte mir, dich noch einmal sehen zu können. Es ist kalt. Ich zittere und habe Angst. Das Atmen tut weh.

Es schmerzt so fürchterlich, ich will das es vorbei geht… Schwester, ich hab dich lieb.

Ich….
 

Ab da schien sie die Kraft endgültig verlassen zu haben, ein Nagel steckte im Holz und Spuren von Fingernägeln welche am Holz entlang kratzten waren zu sehen.

Das arme Mädchen.

Mitfühlend strich ich über das Holz und murmelte: „Ich weiß, dass der Schmerz nie aufhörte, doch du wurdest erlöst, hab ich Recht?“
 

Ich kam mir albern vor so mit verstorbenen zu reden aber irgendwie taten mir diese Seelen leid.

Sie hatten selbst nach ihrem Tod die Schmerzen verspürt und hatten weiß Gott wie lange darauf warten müssen, bis man sie erlöste.

Ich erhob mich schließlich wieder und setzte meinen Weg zur anderen Seite fort.

Es war eine kleine Insel, gut bepflanzt, einzelne Hütten standen an den Rändern, die Türen waren allesamt weit aufgerissen. Ich ging weiter gerade aus, kam an einem Steinbrunnen zum stehen und blickte prüfend hinein.

Hier konnte man schließlich nicht wissen, was einen wo überall anfallen konnte.

Ich richtete meinen Blick wieder auf und ging auf das große Haus vor mir zu.

Eine dunkle Villa. Die Fassade war schwarz und grau gehalten, das Dach hatte eine leicht dunkle rote Farbe und die Villa wirkte von der Architektur her sehr alt.
 

Ich stieß die Tür auf, wobei Staub aufgewirbelt wurde und mich husten ließ. Ich betrat die Villa schließlich und leuchtete mir den Weg voran.

Ich muss zugeben, es wirkt nicht sonderlich einladend.

Eigentlich wirkte es überhaupt gar nicht einladend.

Ich trat tiefer in den Flur und wirbelte herum als sich die Tür mit einem lauten Knall schloss, ich lief zurück und rüttelte am Türknopf, doch sie ließ sich nicht öffnen.
 

Verdammte Scheiße, wieso klemmen hier immer alle Türen, sobald man ein Haus betrat?
 

Ich schnaubte verächtlich und wandte mich dem dunklen Flur vor mir zu, richtete den Lichtkegel der Taschenlampe auf diesen und ging dann tiefer hinein.

Vielleicht würde ich hier ja auch Deidara finden.

Ich hoffte es zumindest inständig.

Vorsichtig leuchtete ich die großräumige Fläche vor mir ab, ich bemerkte weiße neblige Schwaden die sich in Silhouetten von Menschen auftaten, doch ich schenkten ihnen keine Beachtung, als mein Blick nach oben auf ein Fenster fiel, in dem Runden Fenster ausschnitt saß ein Mädchen, sie sah zu mir runter und verschwand im selben Augenblick wieder.

Verwirrt starrte ich das Fenster weiter an als ich ein stöhnendes Geräusch vernahm, ich sah wieder gerade aus und die Taschenlampe begann zu flackern.
 

Nein, das darf doch nicht wahr sein!

Bitte nicht.

Nicht jetzt.
 

Ich klopfte hektisch gegen die Taschenlampe, doch sie flackerte weiter unregelmäßig auf, der Raum wurde zunehmend kühler und die Nebelschwaden begannen sich zu manifestieren.

Panisch schlug ich weiter gegen die Taschenlampe doch sie gab schließlich den Geist auf.

Frustriert stöhnte ich auf und ließ den Kopf hängen. Ich atmete tief ein und aus, dann sah ich der Dunkelheit fest entgegen.

Ich musste Deidara finden.

Da wird mir die Dunkelheit nicht im Weg stehen, irgendwann würden sich meine Augen schon dran gewöhnen und es gab ja eine kleine Lichtquelle, der Vollmond der durchs Fenster schien und den Raum in ein milchiges schwaches Licht tauchte.

Mutig ging ich voran, stieß die Tür zu meiner rechten auf und betrat den Raum.
 

Der Raum war groß und karg. Der Boden war steinig und in der Mitte stand ein Sockel, vermutlich ebenfalls aus Stein.

Kalte Luft empfing mich und ein muffiger Geruch stieg mir in die Nase, was auch immer das hier mal für ein Raum war, er war für nichts Nettes bestimmt gewesen. Ich hielt mir die Hand vor Mund und Nase und bahnte mir meinen Weg zur Raummitte, als ich gegen etwas lief.

Ich sah auf den Boden und da lag ein Körper, er war blutbesudelt und hatte sich unter meiner Berührung zu mir gedreht. Ein Mann, mittleren Alters, sah mich aus aufgerissenen Blutunterlaufenen Augen an, sein Mund war verzerrt und sein Nacken wurde stark nach hinten gedrückt. Mir stockte der Atem, es ist nicht so dass ich nie tote Menschen gesehen hatte, das hatte ich, viel zu viele sogar, aber hier war es irgendwie was anderes und es bereitete mir ein unwohles Gefühl.

Ich schritt langsam rückwärts, als ich erneut an etwas stieß, ich drehte mich um und entdeckte eine weitere Leiche.
 

Was war das hier für ein Raum?
 

Ich sah zu meiner Linken und bemerkte dass der komplette Boden mit Leichen bepflastert wurde.

Sie alle hatten denselben Ausdruck in den Augen und denselben verdrehten Hals.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit und erschrocken keuchte ich auf, dann vernahm ich hinter mir ein Lachen.

Ich wirbelte herum und sah auf ein Mädchen. Sie war blond, ich vermute es war eines der Zwillinge die ich sonst immer sah. Sie trug einen weißen Kimono, welcher Blutbefleckt war, an ihrem Obi hing ein rotes Seil herunter. Ihr Körper zuckte unkontrolliert und sie lachte. Lachte wie eine wahnsinnige. Ich taumelte erschrocken zurück und die Tatsache, dass ich mich frei bewegen konnte, zeigte mir, dass dies hier keine einfache Vision war, sonder Realität.

Angst kroch in mir hoch und jede Muskelfaser in meinem Körper spannte sich an. Wachsam blickte ich sie an, doch sie stand einfach nur da, inmitten der Leichen und lachte.
 

„Was soll das?“, fragte ich mit bemüht fester Stimme.

Das Mädchen verstummte, sie konnte mich also hören.

Sie sah mich aus festen blauen Augen an, aus Wahnsinn wurde ein Hasserfüllter ernster Blick, dann schlich sich ein grinsen auf die Lippen und sie hob ihren Arm an, zeigte mit dem Zeigefinger auf mich.

Ich verstand nicht so recht was sie wollte, doch ich kam auch nicht dazu nachzufragen, denn ich spürte wie mich etwas Kaltes an meinem Bein berührte. Ich sah an mir runter und blickte auf einen der Leichname, welcher sie auf mich zu bewegt hatte und nun seine kalkweiße Hand um mein Bein gelegt hatte und dieses festhielt.
 

Ein Schmerz durchfuhr mich und ich riss meine Augen auf, ich hörte wie das Mädchen wieder auflachte und dann verschwamm meine Sicht.
 

Zwei Männer.

Sie standen auf einem Hügel, welches zu dem Dorf zeigte.

Einer von ihnen war etwas älter, graue Haare, Falten im Gesicht aber ein freundliches erscheinen.

Der andere war etwas jünger, dunkelblondes Haar, braune schmale Auge und feine Gesichtszüge.

Die Männer wandten sich vom Dorf ab.
 

Ein Mädchen, weißer Kimono, blonde kurze Haare; Sie war gefesselt und wurde in eine Grube geworfen.
 

Das Ritual… Nein, wir reden nicht mehr darüber.

Nicht seit diesem einen Vorfall.
 

Ein bitteres weinen von einem Mädchen.

Dann erneut die Zwillinge.

Eines der Zwillinge war auch hier im Haus, sie ging den Flur entlang, die Treppe hoch und kam zu einem Raum, in welchem sich kleine Puppen befanden und eine Trennwand.
 

Verzeih mir…
 

Ich schreckte auf. Ich fühlte die Kälte unter mir und setzte mich auf, ich saß auf dem Steinboden in dem Raum.

Die Leichen und das Mädchen waren verschwunden.

Hatte ich mir das etwa doch nur eingebildet?

Mein Kopf dröhnte bei dem Gedanken daran und meine Augen schmerzten.
 

Warum passiert das alles?

Von was für einem Ritual war die Rede?
 

Diese Visionen warfen irgendwie nur noch mehr Fragen auf, als dass sie mir welche beantworten würden.

Ich hievte mich hoch und klopfte mir den Staub von der Kleidung, dann sah ich in die Richtung von einer Treppe. In meiner Vision war das Mädchen diese auch hochgelaufen, also vielleicht sollte ich es ihr gleichtun?

Ich setzte mich in Bewegung und stieg die Stufen hinauf, hinter mir vernahm ich ein leises Flüstern.
 

Er darf sich nicht verleiten lassen.

Opferritual

Ich stieß die Türe auf und ging in den Raum hinein, widererwarten fiel die Tür nicht mal zu, als ich im Raum war.

Ein Wunder.

Dennoch misstrauisch schritt ich vorsichtig auf den Altar zu, der direkt gegenüber von der Tür stand. Der Raum wurde durch das gelbe Licht der Kerzen erhellt und erhielt so eine gewisse Wärme.

Kleine Porzellanpuppen waren auf dem Altar aufgestellt, sie trugen alle Kimonos in verschiedenen Farben. Ich hob eine Puppe hoch, sie wurden mit viel Liebe zum Detail hergestellt und dienten nur rein der Dekoration.

Sie waren hübsch.

Verträumt strich ich mit meinen Fingern über das Gesicht der Puppe, die kleinen braunen Augen sahen mir entgegen, die roten Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen.

Sie waren wirklich hübsch.
 

Ich stellte sie zurück und ein Flüstern drang langsam zu mir durch. Ich schärfte meine Sinne und konnte hören, dass es schräg hinter mir ertönte.
 

Wir haben uns versprochen zusammen zu bleiben. Für immer. Doch alle verstarben…
 

Das Flüstern hatte irgendwas Gruseliges.

Die Stimme klang traurig aber einerseits auch so erleichtert.

Es hatte etwas Dämonisches.

Fast als würde sich die Person darüber freuen, das alle starben

Ich drehte mich schließlich in die Richtung, aus der das Flüstern zu mir vordrang und ich sah hinter einer Trennwand eine Silhouette.

Vermutlich von einem Mädchen.

Der Schatten kniete und hielt etwas in der Hand, bei genauem hinsehen, fiel mir auf, dass es sich hierbei um einen Kopf handelte.

Ich setzte mich in Bewegung und schlich auf die Trennwand zu, ich schloss kurz meine Augen, bereitete mich innerlich auf alles vor, was ich dahinter finden könnte und sah dann um die Ecke.
 

„Deidara“, entfuhr es mir erleichtert.

Und tatsächlich, der blonde Iwa-Nin lag auf dem Holzboden hinter der Trennwand.

Er zitterte leicht und ich kniete mich neben ihn, sanft berührte ich seine Schulter und rüttelte leicht an dieser: „Deidara? Wach auf. Bitte.“

Nach drei Versuchen reagierte der Blonde endlich, er schlug die Augen auf und blinzelte mir leer entgegen. Seine blauen Augen wirkten fahl und sein Ausdruck mehr als verwirrt.

„Was war passiert Deidara? Du warst plötzlich einfach weg“, sagte ich und sah ihn fragend an.

„Jemand hat mich gerufen. Gesagt, ich solle zurückkommen und ein Ritual durchführen“, erklärte er mir. Seine Stimme klang brüchig und schwach. Er war ausgelaugt.

Aber Moment, hatte er da gerade Ritual gesagt? Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, da fiel er mir auch schon um den Hals.

Seine Arme schlangen sich eng um meinen Nacken und er zog mich näher zu sich.

Perplex riss ich meine Augen auf und wusste in dem Moment wirklich nicht was ich tun sollte.

„Können wir bitte zusammen bleiben? Ich möchte nicht mehr von dir getrennt werden“, flehte er und ich spürte wie seine Schultern leicht zuckten und sein Rücken zu beben begann.

Er weinte.

Das alles musste wohl zu viel für ihn gewesen sein.

Ich senkte meinen Blick, fühlte mit ihm mit und mit einem Mal wurde mir klar, dass Deidara auch nur ein Mensch ist. Ein sehr junger noch dazu.

Ich legte meine Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn enger an mich: „Ich verspreche es dir Deidara, uns wird nichts mehr trennen.“
 

Wir blieben eine Zeitlang so sitzen, niemand vermochte es auch nur ein Wort zu sprechen bis Deidara sich langsam wieder beruhigte. Er löste sich aus meinem Griff und wischte sich mit seinem Handrücken über seine Augen.

Ich setzte mich auf und sah ihn prüfend an: „Geht es wieder?“

Deidara nickte schwach und zwang sich zu einem Lächeln, ich erwiderte sein Lächeln und erhob mich dann. Ich reichte ihm meine Hand, er ergriff sie und ich zog ihn auf seine Beine.

„Wie geht’s deinem Knöchel eigentlich?“

„Besser, es tut nicht mehr weh und ich kann mittlerweile wieder besser auftreten.“

„Das ist gut. Dann lass uns mal von hier verschwinden.“

„Ich bitte drum.“
 

Ich vertraute Deidara zwar aber dennoch beschloss ich ihn zu stützen, zumindest bis wir den Flur erreichten. Schweigend liefen wir nebeneinander her und durchquerten den Raum, in welchem ich die die Leichen und das Mädchen gesehen hatte. Mit einem Kopfschütteln versuchte ich die Bilder aus meinem Gedächtnis zu vertreiben. Wir kamen an der Tür in die Richtung zum großen Flur an, als Deidara plötzlich an mir vorbei lief und zur Eingangstür humpelte.

Verwirrt sah ich ihm nach. Es hatte doch so gut geklappt, dass er nicht mehr abhaute und nun?

Ich lief ihm nach, als sich wieder das Mädchen im Kimono und den blonden Haaren in mein Sichtfeld schob. Ich ignorierte es gekonnt, doch langsam merkte ich, dass sich das Mädchen mit Deidara vermischte.

Warum? Was will sie mir damit sagen? Was sollte das Ganze?

Ich ließ mich nicht weiter beirren und streckte meinen Arm nach Deidara aus, dann fasste ich an seine Schultern und er drehte sich um. Er lächelte mich an.

„Was war das eben?“, fragte ich und musste dabei wohl ziemlich schroff geklungen haben, denn er zuckte kurz zusammen.

„Wovon redest du? Es war nichts.“

Ich ließ von seiner Schulter ab und er wandte sich von mir ab, öffnete die Tür und wir erinnern uns, die Eingangstür wurde bei meinem Eintreten verschlossen.

Mir kam das alles mehr als nur seltsam vor.

Unbehagen machte sich in mir breit und ich folgte Deidara nach draußen.

Kühle Luft empfing uns und ein leichter Wind wehte uns entgegen.

Es tat gut wieder draußen zu sein, hier roch es nicht nach Tot, Angst und Verderben.
 

„Ich weiß wie man von hier wieder zurück ins Dorf kommt“, sagte ich und nahm Deidara an der Hand, fragend sah er mich an: „Sicherheitshalber, Kleiner.“

Er beschloss scheinbar nicht weiter nachzufragen und gemeinsam gingen wir über die Brücke, in das Waldstück hinein und zurück in das Dorf.
 

Es war nachwievor leer. Was hatten wir auch anderes erwartet?

Ich lotste uns instinktiv in die Richtung einer kleinen weißen Hütte, wo wir uns im Schutz der Bäume und Sträucher an der Wand niederließen.

Eine kleine Verschnaufpause würde uns Beiden guttun, vielleicht würde dann Deidara auch aufhören sich so seltsam zu verhalten.

Zumindest hoffte ich, dass es was brachte.
 

„Sasori?“

„Ja?“

Er seufzte. Seine Beine hatte er dicht an seinen Körper angezogen und die Arme um seine Knie geschlungen, er ließ den Kopf hängen und stützte sein Kinn auf seinen Knien ab.

Er wirkte auf mich wie ein kleiner verletzlicher Junge.

Und er tat mir verdammt nochmal leid.

Ich wusste nicht so recht, wie man in solchen Situationen miteinander umging, daher beschloss ich einfach dass es richtig wäre abzuwarten was er zu sagen hatte.

Und so schwiegen wir.

Bis er wieder das Wort ergriff: „Sasori, dieses Dorf, ich weiß nicht warum aber es macht etwas mit mir. Ich habe Angst. Panik. Ich weiß nicht, ob wir hier jemals wieder rauskommen. Lebend. Es gibt noch so vieles, was ich erleben wollte. Ich vermisse die anderen Mitglieder. Die Geborgenheit. Ich vermisse dich.“
 

Ich verstand nicht so recht. Wieso vermisste er mich? Ich war doch hier? Und manchmal eben auch nicht, weil er dauernd weglief, warum auch immer.

Ich schwieg, sah gerade aus vor mich hin und legte mir eine passende Antwort zurecht, dann begann ich: „Weißt du, das Dorf macht nicht nur mit dir etwas, sondern auch mit mir. Ich will auch viel lieber in das Quartier zurück zu den Anderen, auch wenn sie mich nerven, irgendwie fehlt es mir. Es macht auch mir Angst und ich hasse dieses Gefühl eigentlich.“

Ich machte eine kleine Pause und sagte dann: „Und du musst mich nicht vermissen, ich bin bei dir, werde immer bei dir bleiben. Ich lass dich nicht allein, wir schaffen es Beide hier raus. Ich Verspreche es dir!“

Deidara sah zu mir auf: „Für immer?“

„Für immer.“
 

Ich beugte mich zu Deidara rüber und zog ihn in eine Umarmung. Dieser Junge, er gab mir so viel in meinem Leben wieder zurück. Er hatte mir zum Teil Gefühle wieder gegeben, nach denen ich mich immer schon gesehnt hatte, doch ich war eine viel zu lange Zeit zu blind um es zu erkennen.

Und es ist erschreckend, dass es immer erst solche Situationen brauchte, damit man erkennt, was man am anderen hat.

Er erwiderte die Umarmung und eine Zeitlang saßen wir einfach eng umschlungen da und waren für den jeweils anderen da.

Ich streichelte sanft durch sein blondes Haar, als meine Sicht sich veränderte.
 

Die blonden Zwillinge.

Sie saßen an einer weißen Hütte.

Sie unterhielten sich über das was sie erlebt hatten.

Eine Stimme.

Von einem Jungen, schätzungsweise 15 Jahre jung.

Er klärte sie über etwas auf.

Über ein Ritual.

Zwillinge werden dafür benötigt, es wurde vor zehn Jahren das letzte Mal praktiziert. Er hatte dem Zwillingspaar geholfen zu fliehen, doch die eine Schwester stürzte und wurde von den Dorfleuten gefunden.

Doch ohne den anderen Teil des Zwillingspaares konnten sie das Ritual nicht durchführen.

Sie wagten es trotzdem, doch es war dem Waldgeist nicht genug.

Er belegte das Dorf mit einem Fluch.

Die Zwillinge, die hier ebenso gefangen waren, sollten fliehen.

Der Junge half ihnen dabei, sowie er damals versucht hatte zu helfen.
 

Ein Opferritual.

Zwillinge waren Seelen, die auf zwei Personen aufgeteilt wurden.

Das Ritual würde sie zu einer Person zusammenführen und den Waldgeist besänftigen.

Rote Schnur.

Roter Schmetterling.
 

Ich erwachte wieder und Deidara hatte mich von sich weggedrückt, hielt meine Schultern fest und er sah mich aus weit aufgerissenen blauen Augen an.
 

„Was hast du gesehen?“

Geflüster

Ich erzählte Deidara von dem was ich gesehen hatte. Von dem Ritual. Dem Waldgeist. Den Zwillingen und dem Jungen der ihnen helfen wollte.

Dabei beobachtete ich seine Mimik und ich konnte erkennen, dass es bei dem Wort Zwillinge in ihm etwas auslöste. Als würde ihm etwas dämmern.

Ich beendete die Erzählung schließlich und sah ihn an, er schwieg betreten.

Ob er irgendetwas darüber wusste?

Oder gab es irgendetwas was ich nicht über ihn wusste?

Ich dachte nach und da fiel mir auf, dass ich eigentlich tatsächlich eine ganze Menge nicht über ihn wusste.

Weder wo er genau herkam, was ihn dazu bewegte das verbotene Jutsu zu stehlen. Ich wusste nicht mal etwas über seine Familie.

Und warum? Weil ich zu egoistisch war auch nur mal nachzufragen, geschweige denn mich um ihn zu kümmern, was sowas anbelangte.
 

„Deidara“, begann ich meinen Satz, doch ich wurde unterbrochen. Zwei rote Schmetterlinge flogen über unsere Köpfe hinweg, ich bemerkte wie Deidara sich mit einem Mal erhob und ihnen nachlief. Ich sprang auf und lief ihm ebenfalls hinterher.

Die Schmetterlinge führten uns den Weg im Dorf entlang an den alten Häusern, bis hin zu einem kleinen Abstieg. Wir gingen den Pfad nach unten und in der Mitte der großen Fläche die in einer Art Grube lag, befand sich ein schwarzes altes Haus. Die Schmetterlinge flogen auf dieses zu und verschwanden dann in diesem. Wir gingen ihnen nach, öffneten die verschlossene Türe und traten in das Haus.

Es war zugegebenermaßen einladender als die vorigen Häuser, das Foyer wurde von Kerzen beleuchtet und die Schatten der Dekoration tanzten an den Wänden im Kerzenschein. Eine warme Atmosphäre breitete sich aus.

Dieses Haus war anders wie all die anderen, in denen wir bis jetzt waren.

Fragend sah Deidara mich an, ich hatte auch keine Ahnung was wir hier verloren hatten und sah ihn zur Antwort nur ratlos an.

Ich beschloss erst mal erneut seine Hand zu nehmen, wir verschränkten unsere Finger ineinander und ein warmes Gefühl durchfuhr meinen Körper, als meine Sicht sich änderte.
 

Die blonden Zwillinge.

Diesmal waren es Beide.

Sie waren auch in diesem Haus.

Gemeinsam gingen sie in einen Raum am Ende der Eingangshalle.

Eine von ihnen suchte was.
 

Ich erwachte wieder und sah zu Deidara, welcher mir fest in die Augen sah und nur nickte.

„Du hast es auch gesehen nicht wahr?“

„Ja.“

„Dann weißt du ja wo wir hin müssen.“
 

Gemeinsam durchquerten wir den Eingangsbereich. Ich fragte mich warum diese Vision nur so kurz gewesen war.

Oder waren sie schon immer so kurz und es war mir nie wirklich aufgefallen?

Seufzend kam ich an der Tür zum stehen.

„Danna? Ist alles in Ordnung?“

Ich sah auf: „Ja, alles bestens, wieso?“

„Nur so, du siehst so bedrückt aus.“

Ich lächelte schwach: „Mach dir nur keine Sorgen um mich.“
 

Ich wandte mich von ihm ab und ließ seine Hand los, dann taste ich mich am kühlen Holz der Tür ab und drückte leicht dagegen. Es tat sich nichts. Was erwartete ich eigentlich auch.

Ich stemmte mich gegen das Holz und drückte mich so lange dagegen, bis sie endlich nachgab.

Mit einem lauten Krachen öffnete sich die Tür und ich stolperte in das Innere.

Deidara hatte es anscheinend komplett verträumt, dass ich die Tür aufbekommen hatte, denn er schaffte es nicht mehr in den Raum hinein.

So schnell wie die Türe offen war, so schnell war sie auch wieder zu.

Was hatte es nur mit diesen fehlerhaften Türen hier auf sich? Das war doch echt zum verrückt werden!
 

„Danna“, hörte ich Deidara von draußen sagen und zaghaft klopfte er gegen die Tür.

Ich drückte erneut mit aller Kraft gegen die Tür, doch sie ließ sich einfach nicht öffnen.

Verflucht.

„Deidara, keine Panik, hier muss ein Schlüssel sein.“

Ich drehte mich suchend um und entdeckte ein mittelgroßes Loch in der Wand, ich ging auf dieses zu und sah in den Flur in welchem Deidara steht.

„Komm her“, sagte ich und er gehorchte. Er kam vor dem Loch zum stehen und ich konnte sehen wie er vor Angst zitterte.

„Nimm meine Hand“, sagte ich und streckte sie ihm entgegen, er ergriff sie und umklammerte sie. Seine Knöchel traten weiß hervor und seine Hände waren kalt und verschwitzt.

„Bleib ruhig, okay? Ich geh einen Schlüssel suchen“, sagte ich ruhig und wollte mich wieder lösen, doch er hielt mich eisern fest: „Nein, bitte geh nicht, ich will nicht alleine sein.“

„Ich lass dich nicht allein, versprochen, es dauert bestimmt nicht lange“, redete ich auf ihn ein und sah mich im Raum um: „Der Raum ist sehr klein und nicht gerade vollgestellt, es wird ein leichtes sein hier den Schlüssel zu finden.“
 

Diese dämlichen Türen!
 

„Sasori, bitte“, flehte er.

Warum hatte er nur so eine Angst? Ich war doch trotzdem noch da, nur eben auf der Suche nach einem Schlüssel und ich hatte das Gefühl, dass ihm hier nichts passieren konnte.

„Deidara“, seufzte ich und sah ihm dann in die Augen: „Bitte, wenn ich den Schlüssel habe, bin ich wieder ganz bei dir. Es dauert auch wirklich nicht lange.“

Deidara hörte schließlich auf mich und ließ von meinen Händen ab, ich zog sie zurück und wandte mich dann von ihm ab um den Raum nach einem Schlüssel abzusuchen, als ich ihn flüstern hörte: „Lässt du mich also wieder allein?“

Ich schreckte auf und drehte mich zu ihm, skeptisch hob ich eine Augenbraue an: „Bitte?“

Doch es kam keine Antwort von ihm.

Das war doch alles wirklich mehr als nur seltsam. Ich kramte weiter in den Kisten herum die hier herum standen und befreite die Gegenstände von ihren Decken.

Der Raum war gefüllt mit allerlei Zeug. Holz, Kerzenständern, Marionettenteilen, Schaukelpferden.

Fast wie eine Abstellkammer.

Zwischen einem Schaukelpferd und einer fast fertigen Puppe hatte ich dann endlich das gefunden was ich gesucht hatte.

Einen Schlüssel.

Triumphieren hob ich das kleine silberne Ding hoch und ging zur Tür rüber. Ich steckte den Schlüssel in das Loch und drehte diesen dann um.

Mit einem klicken öffnete sich die Tür und ich zog sie auf, ich konnte nicht mal einen Fuß auf den Flur setzen, da fiel mir Deidara auch schon erneut um den Hals.

Perplex schlang ich meine Arme um den blonden Attentäter und drückte ihn an mich.

„Es ist okay, ich bin ja wieder bei dir“, sagte ich ruhig und streichel ihm sanft über den Rücken.

„Ich will nicht alleine sein. Ich habe Angst. Es ist“, er brach mitten im Satz ab.

„Ist gut Deidara, wirklich, du musst es nicht erklären, ich verstehe dich nur zu gut.“
 

Wir lösten uns schließlich wieder voneinander und ich lächelte ihn aufmunternd an.

Ich glaubte langsam, dass ihm gar nicht bewusst war, was er da manchmal von sich gab.

Ich hoffte es zumindest irgendwo, denn um ehrlich zu sein, machten mir diese Sinneswandel und diese ständigen Alleingänge echt Sorgen.

„Wir sollten dann mal weiter suchen“, sagte ich und sah Deidara auffordernd an.

„Nach was suchen wir eigentlich?“

„Ich weiß es ehrlich nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas ist, was wichtig ist“, gab ich ehrlich zu und Deidara nickte zur Antwort.

Gemeinsam gingen wir zurück in die Halle und ich fragte mich, was es eigentlich für einen Sinn gab, dass wir in diesen Raum gegangen waren.

War es etwa nur um zu sehen was für gruselige Sachen Deidara von sich gab?

Darauf konnte ich echt herzlich verzichten.
 

Im Hausflur angekommen sah ich mich nochmal prüfend um, ehe ich ein vertrautes Geräusch war nahm.

Ich spitzte die Ohren und sah mich um, um herauszufinden woher es kam.

„Ich glaub ich weiß wo wir lang müssen“, meinte ich und ging dann zur Tür rechts von uns rein und stieg die Treppe hinab.
 

Es war das Kellergeschoss.

Mit jedem Schritt den wir tiefer in den Keller kamen, desto lauter wurden die Geräusche.

Es roch nach Holz. Hochwertigem Holz.

Das Geräusch von hölzernen Gelenken, die sich bewegten trat in meine Ohren und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit.

Ich weiß wofür der Keller mal da war.

Es war eine Werkstatt.

Das Geräusch der bewegenden Holzgelenke kam immer näher, dann ertönte ein leises Kichern.

Ich sah nach links und bemerkte wie ein kleines schwarzhaariges Mädchen aus der Tür guckte, sie kicherte vor sich hin und lief dann in den Raum zurück.
 

Instinktiv folgte ich ihr, ohne dabei zu bemerken, dass Deidara schon längst nicht mehr hinter mir war.

Puppenmeister

Als ich durch den Türrahmen ging, bemerkte ich ein kleines Buch welches auf dem Dielenboden lag. Ich bückte mich und nahm es in die Hand, ich beäugte es neugierig und blätterte es auf.

Es war ein Tagebuch. Anhand der Schrift konnte ich erkennen, dass es von einem Kind stammen musste.

Vielleicht von dem kleinen Mädchen?

Ich blätterte weiter und blieb bei einer ziemlich interessanten Seite hängen, an der unteren Ecke wurde ein Schmetterling hin gemalt.
 

Ich vermisse meine Schwester so sehr. Es war so einsam ohne sie, doch Papa meinte dass sie für immer bei mir sei.

Aber wieso sagt er so etwas? Ich konnte sie weder sehen, noch mit ihr spielen. Ich verstehe also nicht, wie sie immer bei mir sein konnte.
 

Eines Tages aber hat Papa eine neue Puppe angefertigt. Die Puppe war das Ebenbild meiner Schwester. Ich konnte mit ihr spielen und mit ihr reden, als wäre sie noch immer da. Ich war ja so glücklich!
 

Eines Nachts, da hörte ich wie etwas in den Fluren umherlief, als ich aus meinem Zimmer schaute, sah ich meine Puppenschwester. Sie konnte sich von ganz allein bewegen. Papa hatte einfach großartig Arbeit geleistet. Er war der Beste. Endlich war unsere Familie wieder vereint.
 

Auf meine Lippen zog sich ein leichtes schmunzeln.

Der Text war süß.

Und er erinnerte mich ein wenig an mich und an sie, wie sie mir damals das Puppenspiel beibrachte.

Auch erinnerte es mich an eine ganz bestimmt Situation.

Verkrampft schloss ich das Tagebuch und sah weg, blinzelte ein paar Mal und schüttelte dann meinen Kopf.

Nicht daran denken.

Nicht daran zurückdenken.

Du kannst es eh nicht mehr ändern.
 

Eisern kämpfte ich die Gedanken wieder dahin zurück wo sie herkamen, als ich erneut auf das Tagebuch sah. Ein Schmetterling kam aus diesem geflogen.

So langsam fragte ich mich, was es mit den kleinen Tieren wohl auf sich hatte.

Ich sah den Schmetterling an und bekam erneut eine Vision.
 

Die Zwillinge.

Besser gesagt eine der Zwillinge.

Sie ging den langen Flur entlang.

Zu einem Tunneleingang.

Doch davor war sie dem Puppenmeister begegnet.

Sie erlöste seine Seele und die seiner beiden Töchter.
 

Damit endete die Vision auch schon wieder. Ich konnte mich irren, aber ich glaubte, dass die Visionen wirklich immer kürzer wurden.

Meine Gedanken schweiften zu dem Puppenmeister. Er hatte irgendwann auch die andere Tochter verloren und diese zu einer Puppe gemacht.

Dieser Mann musste tiefe Trauer und Verzweiflung gespürt haben um sowas zu tun.

Und nun war er endlich erlöst worden.
 

„Wieso passieren hier so viele tragische Dinge?“, fragte ich in den Raum hinein, in der Hoffnung man würde mir auf meine Frage antworten.

Doch es blieb still.

Ich sah auf und schaute mich um. Wo war denn Deidara schon wieder hin? Er war doch eben noch hier? Oder etwa nicht?

War er schon die ganze Zeit nicht mehr da?

Und ich habe es nicht bemerkt?

Verflucht!

Ich spürte wie Panik in mir aufkam und ich am liebsten hier raus rennen würde in der Hoffnung ihn zu finden.

Doch ehe ich meine Gedanken in die Tat umsetzen konnte, schob sich der Schmetterling in mein Sichtfeld. Er landete auf meiner Nasenspitze, irritiert schielte ich zu ihm, dann flog er über meinen Kopf hinweg nach draußen.

Instinktiv folgte ich ihm.
 

„Warum hast du mich hierher geführt?“

Ich betrat einen anderen Raum und der Schmetterling löste sich schließlich auf.

Danke für die ausführliche Antwort.

Der Raum war gut zugestellt, einige Kerzen brannten und tunkten den Raum in ein warmes Licht. Links von mir standen zwei Werkbänke auf denen Marionetten lagen, gegenüber von mir waren mehrere Kisten und Rechts von mir waren allerlei Werkzeuge an die Wand gehängt.

Neugierig ging ich auf die Werkbänke zu und begutachtete die Marionetten.

Sie waren hochwertig angefertigt.

Fasziniert strich ich über das Holz, fuhr die Konturen des Detailreichen Gesichts mit meinem Finger nach.

Selbst die Kleidung die sie trugen war aus hochwertigem Stoff.

Der Mann hatte Ahnung von seinem Handwerk.

Und ich hätte diesen Menschen nur zu gerne kennen gelernt.
 

Gedankenverloren setzte ich mich hin und sah die Marionetten vor mir einfach nur an. Sie alle sahen so unterschiedlich aus, die Gesichtszüge waren fein ausgearbeitet, sie alle trugen individuelle Kleidung und hatten auch sonst ihren ganz eigenen Charme.

Plötzlich vernahm ich ein leises Kichern hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und sah zur Tür hin.

Das kleine Mädchen stand im Türrahmen, sie trat vorsichtig ein und an der Hand hielt sie Deidara, welcher sichtlich fertig und erschöpft aussah.

Egal was er erlebt oder gesehen hatte in der kurzen Zeit, es musste schrecklich gewesen sein.

Ich stand auf und ging auf ihn zu, nahm ihn in meine Arme und drückte ihn sanft an mich.
 

„Warum läufst du immer weg? Wir wissen doch gar nicht was hier vor sich geht, wir müssen zusammenbleiben.“

„Es tut mir so leid. Ich weiß nicht wieso das dauernd passiert.“
 

Ich sah über seine Schulter auf das kleine Mädchen welches gerade im Begriff war uns allein zu lassen und formte mit meinen Lippen einen stummen Dank. Sie nickte und lächelte sanft.
 

Ihr könnt hier bleiben, hier seid ihr sicher.
 

Dann verschwand sie auch schon wieder.

Ich löste mich von Deidara und hielt ihn an seinen Schultern fest. Ich sah ihm fest in die Augen und fragte: „Du siehst so aufgelöst aus, was ist passiert?“

„Ich erinner mich nicht mehr wirklich dran. Nur das mich irgendwer gerufen hat und plötzlich war ich einem Tunnel und wusste nicht mehr zurück. Dieses kleine Mädchen hat mich dann wieder zurückgebracht. Ich verstehe nicht, was hier passiert. Sasori, was passiert mit mir?“
 

Darum hat mich der Schmetterling hier hingeführt. Aber woher konnte der Schmetterling das wissen?

Mitfühlend sah ich Deidara an: „Komm, wir lassen uns hier nieder, dann kannst du dich ein bisschen ausruhen.“

Mit diesen Worten zog ich Deidara in den Raum hinein und schloss die Tür, dann führte ich ihn zu den Werkbänken, ich ließ mich auf dem Boden nieder und lehnte mich an der Wand an. Deidara setzte sich schließlich auch auf den Boden und ich forderte ihn auf, sich zu mir zu legen.

Er nickte dankend und legte sich hin, seinen Kopf bettete er auf meinen Schoß ein.

„Ich bin froh um die Verschnaufpause“, murmelte er und auch ich spürte wie meine Lider immer schwerer wurden.

„Das glaube ich dir, nach allem was wir schon erlebt haben“, sagte ich. Sanft strich ich ihm durch seine langen blonden Haare. Wie ein kleines Kätzchen schmiegte er sich dabei näher an meinen Oberschenkel, ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Auch wenn er mich bislang immer wahnsinnig auf Trab hielt, genoss ich jede Sekunde die ich mit ihm verbringen durfte und ich wünschte mir, dass es noch einige mehr wurden.

Inständig hoffte ich auch, dass wenn wir hier rauskommen sollten, sich an unserem derzeitigen Verhältnis nichts ändern würde. Und ich hoffte auch, dass Deidara es genau so sah.
 

„Danna“, nuschelte er nach einiger Zeit des Schweigens.

„Ja?“, fragte ich und hielt in meiner Bewegung inne. Deidara setzte sich auf, ich winkelte meine Beine an und er setzte sich vor mich hin.

Irgendwas bedrückte ihn, definitiv.

Seine blauen Augen waren auf den Boden gerichtet, er wirkte unnatürlich blass und kraftlos.

Besorgt musterte ich ihn: „Ist alles in Ordnung Deidara?“

Er nickte nur und lächelte leicht: „Irgendwie ja, schätze ich.“

„Nein ist es nicht, ich sehe dir doch an, dass nichts in Ordnung ist. Was bedrückt dich?“

Seine Mimik wechselte zu einem gequälten Gesichtsausdruck. Flehend sah er mich an. Es war ihm wohl sichtlich unangenehm, doch er konnte nicht länger den Starken markieren.

Nicht hier.

Nicht jetzt.

Nicht in diesem Zustand.
 

„Sasori, ich muss dir was erzählen. Es ist wichtig und ich glaube, es hat etwas mit diesem Dorf zu tun.“

Familienunglück

Statt zu antworten, nickte ich einfach nur stumm und beobachtete seine Bewegungen. Nervös knibbelte er an seinen Fingernägeln und weichte meinen Blicken aus.

Das machte er immer wenn er nervös war oder ihm etwas unangenehm wurde und er sich unwohl fühlte.

Ich kannte Deidara zwar nicht so gut, was seine Hintergrundgeschichte anbelangte, aber in den fünf Jahren in denen wir als Teampartner zusammenarbeiteten, hatte ich seine Verhaltensweisen gut studieren können.

Einige von ihnen verstand ich zwar nicht so wirklich, aber das hatte auch mehr mit meiner Gefühlskenntnis als mit meinem Menschenkenntnissen zu tun.
 

Er seufzte und begann dann zu erzählen: „Weißt du Sasori, du weißt nichts über mich und meine Familie und das war bislang auch ganz gut so, da ich selber nicht gerne daran zurückdenke. Aber ich habe das Gefühl, dass mir all das hier bekannt vorkommt. Als hätte ich ein Déjà-Vu oder sowas in der Art, aber ich glaube einfach, dass ich mich damit irre.“
 

Deidara legte eine kleine Paus ein, knibbelte weiter an seinen Fingernägeln, als ich merkte das er zu bluten begann. Er hatte sich die Haut am Daumennagel ein wenig aufgekratzt und das lose Hautstück weggerissen.

Sanft legte ich meine Hände auf seine um ihn davon abzuhalten, leise murmelte ich: „Nicht Deidara, bleib ruhig. Erzähl in aller Ruhe, was los ist und nimm dir die Zeit die du dafür brauchst.“

Er atmete hörbar aus und nickte dann: „Okay, danke Danna.“

Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, welches er sanft erwiderte.
 

„Also gut, ich komme aus einer Fünfköpfigen Familie, meine Eltern, meine zwei Zwillingsschwestern und Ich. Meine Schwestern spielten immer im Wald in der Nähe unseres Dorfes, bis sie eines Tages verschwanden. Wir hatten absolut gar keine Ahnung wo die Beiden hingegangen sein könnten oder ob sie entführt wurden, du musst wissen, sie Beide waren zu dem Zeitpunkt 15 und ich war Zehn, ergo noch viel zu jung um zu verstehen, was es bedeutet wenn jemand so vermisst wird. Meine Eltern hatten das gesamte Dorf mobilisiert, alle hatten nach ihnen gesucht, die Wochen verstrichen und es war nicht ein Lebenszeichen der Beiden gekommen. Bis zu dem Tag, an dem Hina wieder aufgetaucht war.“
 

Er atmete noch einmal tief ein und dann wieder aus. Ich schwieg, wagte es nicht zwischen den Pausen etwas zu sagen. Verständnisvoll sah ich ihn an.

Ich verstand wie schwer es für ihn sein muss offen darüber zu reden.

Vor allem auch noch mit jemandem wie mir, der sich selbst seinen Gefühlen abgeschworen hatte und alles dafür getan hatte, dass es auch so blieb.
 

„Jedenfalls, war Hina wieder aufgetaucht, sie kam zu uns zurück nach Hause, doch sie war verändert. Stark verändert. Und sie war alleine. Sie konnte uns nicht mal sagen wo Suki war, sie erlitt einen Nervenzusammenbruch als sie ankam. Sie aß nichts, sie schlief nicht, sie redete nicht. Sie isolierte sich selbst und wir mussten mit ansehen, wie sie vereinsamte. Ich war natürlich überaus traurig darüber, hatte mich Anfangs gefreut, dass meine Schwester nach so langer Zeit wieder da war, doch ich verstand nicht, wieso sie sich nicht freute und warum sie so wurde, wie sie eben wurde. Verletzt darüber und in meiner kindlichen Naivität dachte ich natürlich, dass sie uns nicht mehr lieb haben würde, doch so recht glauben wollte ich das dann auch wieder nicht. Ein Jahr später circa“, er hielt Inne. Seine blaue Irden hatten unsere Hände fixiert, Schweißperlen hatten sich auf seiner blassen Haut gebildet und ich spürte, wie kalt seine Hände wurden und sich auf seinem Handrücken leicht die Äderchen abzeichneten.

An was auch immer er sich gerade erinnerte, es muss etwas schreckliches sein. Instinktiv streichelte ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken, in der Hoffnung dass ihn der sanfte Druck etwas beruhigen würde und scheinbar half es.
 

„Lass dir ruhig Zeit mit dem erzählen“, wisperte ich und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, er fing sich wieder und setzte seine Erzählung fort: „Ein Jahr später nahm sich Hina das Leben.“
 

Betretenes Schweigen folgte.
 

„Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten, meine Eltern hatten sie in der Badewanne gefunden, sie hatte mit Blut einen Schmetterling an die Wand gemalt. Ich hatte gehört wie meine Mutter zu weinen und zu schreien begann und das sie ihr Mädchen wieder haben will, also kam ich aus meinem Zimmer raus und ging zum Bad rüber. Ich werde diesen Anblick nie in meinem Leben vergessen können. Mein Dad hatte mich schließlich von dort weggetragen und mir versucht die Situation zu erklären. Ich verstehe bis heute nicht, was sie dazu bewegt hatte diesen Schritt zu gehen und auch meine Eltern verstanden es nicht. Sie gaben sich bis zu ihrem letzten Atemzug die Schuld an Hinas Suizid und an dem Verlust von Suki.“
 

Seine Stimme zitterte, als er das erzählte. Fassungslos starrte ich ihn an, wusste nicht so recht was ich dazu sagen sollte. Er tat mir leid, furchtbar leid, dieser Verlust muss schlimm gewesen sein, vor allem wenn man bedenkt, wie jung er zu diesem Zeitpunkt war.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. Er fühlte sich so trocken an, dann hörte ich Deidara leise schluchzen. Ich zog ihn näher zu mir und nahm ihn in meine Arme, beruhigend streichelte ich über seinen Rücken. Das alles hier war wohl einfach viel zu viel für ihn.

Und dann waren hier dauernd diese Schmetterlinge.

Rote Schmetterlinge.

Wie einer aus Blut.
 

„Deidara?“

„Ja?“

„Kannst du mir deine Schwestern beschreiben?“

„Ähm, natürlich.“
 

Er richtete sich ein bisschen auf und sah mir in die Augen, dann sagte er: „Hina und Suki waren Beide Blondhaarig. Sie hatten in etwa Kinnlanges Haar, große blaue Augen und feine Gesichtszüge. Sie waren etwas größer wie ich und schmaler in der Statur. Hina war eher die starke von den Beiden, währen Suki etwas sensibler war.“
 

Ich nickte seine Worte ab und versuchte das Puzzle in meinem Kopf zusammen zu führen.

Irgendwie ergab das alles hier doch langsam Sinn.
 

„Deidara, ich glaube die Mädchen die ich in meinen Visionen sehe, sind deine Schwestern“, konfrontierte ich ihn gerade heraus mit meiner Vermutung.

Schockiert weiteten sich seine Augen: „Bitte? Das kann unmöglich sein.“

„Doch, ich denke es kann so sein, denn denk mal nach, sie waren mehrere Wochen einfach verschwunden, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben, ich vermute, dass das eher untypisch für sie war. Sie sind Zwillinge gewesen, deine Beschreibung passt genau auf die Beiden Mädchen aus meinen Visionen und dann auch noch das Ritual von dem ich dir erzählt habe. Das Opferritual der Zwillinge. Es muss irgendwie zusammenhängen“, schilderte ich meine Vermutung schließlich und sah ihn abwartend an.

Er dachte über meine Worte nach, betrübt blickte er auf und nickte dann schließlich: „Es macht Sinn, da hast du Recht.“

„Verdammt“, entwich es mir zischend. Ich raufte mir die Haare und sah dann zur Decke hoch.
 

Wenn du hier raus willst, musst du die Zeichen erkennen und auf die Nachrichten achten, welche von den bereits Verstorbenen zurückgelassen wurden.
 

Die Zeichen und Nachrichten. Das umfassten also die Schmetterlinge, die Visionen und die Tagebücher, sowie die Notizen.

Und all das müssten wir irgendwie sinnvoll zusammenführen können, doch irgendwas fehlte. Irgendwas entscheidendes.

Wenn Hina und Suki wirklich in diesem Dorf gefangen waren, dann musste es irgendwas mit dem Ritual zu tun gehabt haben und da war ich mir sicher, doch damit wollte ich Deidara nicht auch noch konfrontieren.

Seufzend massierte ich mir meine Schläfen.

Wir hatten zwar jetzt einen Anhaltspunkt und es hatten sich einige Fragen geklärt, aber es taten sich auch immer wieder neue auf.

Es war zum verrückt werden.
 

„Danna“, hauchte Deidara plötzlich und sah zur Tür hin.

„Was ist da?“, fragte ich und folgte seinem Blick, im Türrahmen stand das kleine Mädchen, welches Deidara zu mir zurückgebracht hatte. Sie hob einen Arm an und zeigte nach draußen, dann flüsterte sie: „Ihr müsst gehen. Sie weiß dass ihr hier seid und sie ist sauer. Lauft aus dem Haus, den Hügel hoch zum Friedhof.“
 

Ich erhob mich leicht, wollte nachfragen, was das zu bedeuten hatte, doch da war sie auch schon wieder weg.

Wer war sauer?

Wer wusste dass wir hier sind?

Warum sollten wir zum Friedhof laufen?
 

Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, sprang schließlich auf die Beine und zog Deidara auf die Füße. Ich nahm seine Hand, nickte ihm aufmunternd zu und rannte mit ihm nach draußen in den Flur, wir folgten dem langen Gang und liefen die Treppen hoch. Im Foyer angekommen spürte ich, wie sich die Atmosphäre verändert hatte.

Die Kerzen waren erloschen.

Einzig der Rauch hing in der Luft und bildete kleine Nebelschwaden.

Die Zimmertemperatur war um einige Grad gesunken und unser Atem hinterließ eine kleine Wolke vor unseren Lippen.

Es war eiskalt geworden.

Eine bedrückte und lähmende Stimmung trat auf.

Mein Körper spannte sich an und vorsichtig gingen wir zur Eingangstür. Ich zog am Türknopf, rüttelte ihn, doch die Tür blieb verschlossen.
 

Ich warf Deidara einen bedeutsamen Blick zu und nickte wieder in Richtung Keller, dann flüsterte ich: „Ich lass dich nicht los, wir werden gemeinsam hinunterrennen, in den Tunnel und hoffen das wir so einen Ausweg finden werden, verstanden? Wir bleiben zusammen, wir finden hier raus, ich versprech es dir.“

Deidara nickte, sein Körper zitterte und er wurde nur noch blasser als ohnehin schon.

Besorgt strich ich ihm mit meinem Daumen über seinen Wangenknochen und ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
 

Dann rannten wir gemeinsam hinab in den Keller, in der Hoffnung mein Plan würde aufgehen.

Flucht

Ich lief zusammen mit Deidara den langen Gang des Kellergewölbes entlang, als ich vor mir einen roten Schmetterling sah. Er flatterte vor uns her und wies uns scheinbar den Weg, zumindest hoffte ich das irgendwie.

Nach einiger Zeit erreichten wir das Ende des Flures und liefen in die große Felsenhalle einer Höhle, die mit verschiedenen Tunneln verbunden war. Die Luft war feucht und stickig, es war kühl und irgendwie roch es muffig.

Wir liefen weiter, der Schmetterling war bereits verschwunden, vorsichtig bahnten wir uns unseren Weg voran, als ich seltsame Gestalten bemerkte, die nicht sonderlich freundlich aussahen.

Ich drückte Deidara schnell gegen die Felswand und legte meine Hand auf seinen Mund, dann zischte ich leise: „Wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben, okay?“

Er nickte und ich ließ von ihm ab, stellte mich neben ihn und presste mich mit dem Rücken an die Wand. Ich schaute um die Ecke und beobachtete die Gestalten, die wie paralysiert den Gang entlang gingen und irgendwelche Sätze vor sich hin murmelten.

Die Gestalten waren abgemagert, die Rippen stachen deutlich hervor, sowie die Hüftknochen und die Wirbelsäule. Mit gesenktem Kopf schlurften sie den Weg entlang, schlaff hingen die dürren Arme vom Körper. Bei genauem hinsehen konnte ich erkennen, dass die Augen verbunden waren und der Mund stöhnend geweitet war, von den Lippen hingen irgendwelche roten Fäden runter.
 

Das Ritual beginnt bald.

Sie ist zurückgekehrt und nimmt sich das, was ihr zusteht.

Das Ritual wird beendet werden.

Dann sind wir frei.
 

Die Worte hallten in meinem Kopf wieder.

Das Ritual beginnt bald?

Wer ist zurückgekehrt?

Wer wird es beenden?
 

Ein Klirren riss mich zurück in die Realität und ich sah zu der Quelle des Geräusches. Einem dieser Gestalten war etwas runtergefallen.

Es war ein goldener kleiner Gegenstand, bei genauem hinsehen konnte ich erkennen, dass es sich um einen Schlüssel handelte. Vielleicht ja der Schlüssel für die Eingangstür oben.

Ich konzentrierte mich und ließ Chakrafäden aus meinen Fingern kommen, steuerte diese auf den Schlüssel zu und versuchte ihn mit dem Chakra zu verbinden. Es klappte und ich konnte den Schlüssel zurück zu mir ziehen.

Ich bückte mich, hob den kleinen Gegenstand hoch und drehte mich zu Deidara, dann flüsterte ich: „Wir laufen jetzt schnurstracks wieder den Weg zurück, den wir gekommen sind. Sieh nicht nach hinten, lauf einfach weiter, okay?“

„Okay.“

Rückwärts schlichen wir zum Eingang des Gewölbes und drehten uns dann um, dann rannten wir los.

Wir rannten als wäre der Teufel persönlich hinter uns her.

Keiner von uns wagte es einen Blick über die Schulter zu werfen und zu schauen, ob wir verfolgt wurden. Unser Ziel war die Eingangshalle, raus an die frische Luft und dann den Hügel hoch zu diesem Friedhof.
 

Oben im Foyer angekommen stoppten wir. Ich stützte meine Hände auf meinen Knien ab und versuchte meinen Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Ich sah aus dem Augenwinkel zu Deidara, welcher sich an die Wand gelehnt hatte und schwer damit zu kämpfen hatte auf den Beinen zu bleiben.

„Gleich haben wir es geschafft Deidara“, sagte ich zu ihm und raffte mich dann auf.

Mir fiel auf, dass sich der Raum wieder in einem warmen Licht befand, es war auch nicht mehr so kalt wie vorhin und die Kerzen brannten wieder.

Ich ging auf die Tür zu, steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch und drehte diesen dann um. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür nach draußen. Ich winkte Deidara zu mir und hielt ihm die Tür auf, er schwankte an mir vorbei nach draußen und blieb dann stehen.

„Ich bin so fertig, Danna, mein Knöchel schmerzt immer noch und ich fühle mich als hätte ich seit Monaten nicht mehr geschlafen“, flüsterte er mit brüchiger Stimme.

Mitfühlend sah ich ihn an, nahm seinen Arm und legte diesen um meine Schultern, während ich meinen Arm um seine Hüfte legte.

„Ich stütze dich auf dem Weg zum Hügel, okay? Versuch dich ein wenig zu entspannen.“

„Danke.“

„Schon in Ordnung.“
 

Schweigend gingen wir den Weg zum Hügel entlang.

Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt.

Ich dachte zurück an den kurzen Kuss dem ich ihm gegen habe, ob er das überhaupt realisiert hatte?

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

„Was lächelst du denn so, Danna?“

„Nichts.“

Er fragte auch nicht weiter nach, sondern beließ es dabei, erneut schwiegen wir uns an, als wir auf dem Hügel oben ankamen.

Ich ging mit ihm zu einem Baum hin, ließ ihn los und er rutschte an dem Stamm herunter. Er zog die Beine an seinen Körper und vergrub erschöpft das Gesicht in seinen Händen. Ich beschloss ihn für einen Moment allein mit sich zu lassen und ihn nicht weiter zu stören, derweil sah ich mir die Umgebung des Hügels genauer an. Von hier konnte man wunderbar auf das Haus des Puppenmeisters sehen. Ich senkte meinen Blick und sah auf die Wiese vor mir. Hier waren überall Grabsteine, verwelkte Blumen lagen vor diesen und die Natur hatte sich zum Großteil das zurückgeholt, was mal ihr gehörte.

Und dennoch empfand ich es hier als idyllisch und schön.
 

Ich drehte mich wieder zu Deidara um und ging vorsichtig auf ihn zu, ich kniete mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Schulter, wobei sich eine Vision auftat.
 

Es war erneut das blonde Mädchen in dem Kimono.

Der weiße Stoff war blutbefleckt.

Sie lachte auf.

Hob ihren Arm an und zeigte dann auf etwas, was auf dem Boden lag.

Oder besser gesagt: Auf jemanden.

Blonde lange Haare.

Die Augen geschlossen.

Als würde er schlafen.

Auf dem Hals ein roter Abdruck, der einem Schmetterling ähnelte.

Deidara…
 

„Deidara!“, schrie ich und erwachte aus der Vision. Geschockt sah mich der Angesprochene an: „Was ist passiert? Was hast du gesehen?“

„Ich hab diesmal gesehen wie du…“, ich brach ab, ich wollte es nicht über meine Lippen bringen. Ich schüttelte den Kopf und spürte wie Deidara seine Arme um mich legte und mich sanft zu sich zog. Er streichelte mir über den Kopf und wisperte: „Es ist alles okay, ich bin hier und du auch. Es ist alles in Ordnung.“

„Ich weiß“, sagte ich und drückte ihn an mich, ehe ich meine Worte von eben noch einmal wiederholte.
 

Wir lösten uns von einander und ich erhob mich schließlich, fragend sah Deidara mich an und ich meinte nur: „Bleib ruhig noch hier sitzen, ich möchte mir ein wenig die Beine vertreten aber ich bleib in der Nähe, keine Sorge.“

Deidara nickte nur erschöpft.

Lächelnd drehte ich mich um und ging auf einen der Grabsteine zu, vor diesem lag ein kleines Notizbuch. Ich nahm es an mich und schlug es auf.
 

Ich bin erledigt Schwester, die Sehnen an meinen Knöcheln wurden mir bei meiner Flucht durchgeschnitten. Das Bluten will nicht stoppen. Bitte gebe nicht auf, du kannst es hier raus schaffen und weiterleben.

Es schmerzt immer noch, der Schmerz wird immer unerträglicher.

Sie hatten mich einfach zurückgelassen. Es wird ein qualvoller Tod sein. Ich wünschte mir, meine Füße würden mir einfach abfallen. Das einzige was mich tröstet, ist die Tatsache dass der Schmerz aufhören wird, sobald ich sterbe…

Ich will dich sehen. Dich umarmen. Ich habe Angst. Ich will nicht alleine sterben. Schwester… Bitte.
 

Gebannt sah ich auf das Geschriebene vor mir. Ich spürte wie meine Augen nass wurden und ich blinzelte die Tränen fort.

Ich verstehe nicht, wieso mir all das hier so Nahe ging, hatte ich die Leute doch nie persönlich gekannt oder sowas, aber dennoch, bewegte es mich irgendwie.

Vielleicht war es die Tatsache, dass die meisten einen tragischen Tod erleiden mussten und die Opfer allesamt in einem sehr jungen Alter waren.

Eine Träne hatte sich aus meinem Auge geschlichen und tropfte auf die Seite des Tagebuches, ein Schmetterling stieg schließlich empor.
 

Der Schmerz hatte nie nachgelassen…
 

„Ich weiß. Aber nun wird er es“, flüsterte ich zur Antwort und sah zu, wie der Schmetterling sich in schwarze Staubpartikel auflöste und ich vernahm ein leises Danke.
 

Was auch immer dieses Dorf hier mit uns machte, es brachte mich dazu wieder zu fühlen.

Das Dorf konfrontierte mich mit Gefühlen, denen ich vor 20 Jahren abgeschworen hatte.

Trauer.

Sorge.

Liebe.

Empathie.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, ich ließ das Buch sinken und richtete meinen Blick auf den Boden. Versuchte mich wieder zu sammeln und die Gedanken und Gefühle wieder wegzuschließen, doch es gelang mir nicht so recht.

Ich spürte wie sich sanft zwei Arme um meinen Oberkörper legten und ich an einen warmen Körper gedrückt wurde.

Deidara…

Er streichelte mir beruhigend über meinen Rücken und ich spürte wie er sein Kinn auf meinem Kopf abstützte. Kraftlos ließ ich mich gegen ihn sinken und genoss einfach nur seine Nähe.
 

„Danke“, flüsterte ich leise.

„Nichts zu danken“, sagte er und schob mich dann sanft von sich, er hob mein Kinn an und sah mir in die Augen.

Er wirkte zwar immer noch erschöpft aber nicht mehr so extrem wie vorhin.

Schließlich war ich es, der die letzten Zentimeter überwand, ich legte meine Lippen auf seine und küsste ihn.

Ich legte all meine Empfindungen für ihn in diesen Kuss.

Liebe.

Leidenschaft.

Sorge.

Zuneigung.

Er erwiderte den Kuss zaghaft und ich spürte wie mein Herz zwei Schläge aussetzte, ich lächelte in den Kuss hinein und genoss es Deidara so zu spüren.
 

Wir lösten uns wieder voneinander und grinsend sah Deidara mich an: „Ich verspreche dir, wenn wir hier draußen sind, wirst du nie mehr so viel Leid erfahren müssen.“

Ich lächelte ihn dankbar an und lehnte mich gegen ihn, vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und nahm seine Hand in meine.
 

So sehr ich es auch hasste, wieder die Gefühle so intensiv zu empfinden, so sehr liebte ich es aber auch.

Es war einfach ein Teufelskreis.

Gefühle brachten Positives und Negatives mit sich.

Aber man kann auch nicht ganz ohne sie Leben, und das musste ich auch erst mal lernen und zulassen.

Wir standen noch eine ganze Weile so da, als mein Blick auf einen kaputten Grabstein, welcher sich abseits von den Anderen befand, fiel.
 

„Deidara, sieh mal“, sagte ich und löste mich von ihm, ich ging vor und kniete mich vor den Grabstein hin.

Er war rissig, eine Ecke wurde eingeschlagen und Sträucher wuchsen willkürlich über die Fläche.

Ich hob meine Hand an und zupfte diese leicht beiseite. Zum Vorschein kam eine eingemeißelte Schrift, welche zum Teil zerkratzt wurde.
 

Suki Masaki.

Ruhet in Frieden

Deidara sog hörbar die Luft ein, er hielt inne und schwieg, dann kniete er sich vor dem Grabstein nieder und strich vorsichtig mit der Hand darüber. Ich kniete mich neben ihn und beobachtete die Szenerie stillschweigend.

„Suki“, flüsterte er leise und strich über die eingemeißelten Buchstaben: „Wir haben dich all die Jahre gesucht und nie gefunden.“

Ich beobachtete ihn und folgte seinen Bewegungen, dann blieb ich mit meinem Blick an einem Schmetterling hängen. Er war ebenfalls eingemeißelt, doch unterschied er sich klar und deutlich von der Inschrift des Steines. Der Schmetterling wirkte amateurhaft, fast als hätte man ihn erst nachträglich Hineingehauen.

Mitfühlend sah ich zu Deidara, der komplett damit beschäftigt war sich in irgendeiner Form zusammen zu reißen, ich konnte es ihm nicht verübeln.

Mein Blick schweifte schließlich ab und blieb bei etwas hängen, was aus der Erde schaute. Ich streckte meinen Arm aus und zog es sachte hervor.
 

Es war ein Notizbuch.

Ich schlug es auf und blätterte dann darin rum, die Seiten waren fein säuberlich beschrieben.

Die Schrift wirkte angespannt aber filigran.
 

„Was ist das Danna?“

„Ein Tagebuch schätze ich, vielleicht hat es deiner Schwester gehört.“

„Les es bitte vor.“
 

Ich nickte, setzte mich in einen Schneidersitz auf den Boden, das ganze Knien wurde auf Dauer echt unangenehm, und begann dann die wichtigsten Texte vorzulesen.
 

Ich spielte wie jeden Tag mit Suki im Wald, doch irgendwas war passiert. Suki lief weg. Ich war ihr nachgerannt und irgendwie sind wir dann hier gelandet.

Ich weiß selber nicht genau wie es dazu kommen konnte, aber wir waren nun in diesem Dorf. Es war augenscheinlich verlassen, doch eine bedrohliche Präsenz machte sich breit und ließ mir keine Ruhe. Auch Suki schien es zu bemerken, jedoch in einer etwas anderen Form.

Ich machte mir Sorgen. Sorgen um Suki. Sorgen darum, ob wir je wieder nachhause kommen würden.

Und dann waren da noch diese Visionen die mich jedes Mal einholten.

Visionen von Zwillingen.

Visionen von Leichen.

Visionen von Geistern, die hier verstorben sind.

Visionen von… grausamen Dingen…
 

„So wie du sie hast“, stellte Deidara neben mir fest und sah grübelnd auf das Geschriebene.

Ich nickte nur.

Es waren genau solche Visionen wie ich sie hatte, nur mit dem Unterschied, dass meine eventuell etwas freundlicher waren und ich die beiden Zwillinge bei ihren Handlungen verfolgen konnte, während sie andere Dinge sah. Schrecklichere Dinge. Und das ganz allein ohne Beistand.
 

Hier sind Gestalten. Ich weiß nicht ob sie gut oder böse waren, aber ich tippe mal auf letzteres.

Und dann war da noch die Kamera die ich fand, sie hatte die Gabe Geister zu exorzieren.
 

Es ist unheimlich… Ich habe Angst. Und Suki ist schon wieder verschwunden…
 

„Das wiederum erinnert mich an dich Deidara“, murmelte ich vor mich hin als ich den letzten Satz sah und Deidara schaute auf. Fing meinen Blick mit seinen Augen ein: „Ich verstehe nur nicht, wieso ich dauernd weggehe. Es ist als würde mich irgendwas bewegen und mich derzeit ausknocken. Ich habe gar keine Kontrolle mehr darüber.“

„Und dasselbe wird Suki vielleicht auch wiederfahren sein.“

Deidara nickte bestätigend und sah erneut auf das Geschriebene vor uns.
 

In der Vision die ich heute hatte, sah ich ein Ritual.

Es war ein Zwillingsritual.

Und dieses Ritual war an Grausamkeit nicht zu überbieten.

Aber das Dorf. Die Dorfbewohner wollen es so. Müssen es, denn die bedrohliche Präsenz, ich schätze es ist ein Geist der über dieses Dorf wacht, wird nur so besänftigt und gibt dem Dorf dafür unwiderruflichen Schutz.

Doch dafür müssen Zwillinge leiden.

Zwillinge im Alter von 15 Jahren.

Sie werden zu einer Zeremonie in die Höhle gebracht, einer legt sich auf den Felsen vor dem Abgrund, während der andere Part sich über diesen lehnt und den Hals des unten Liegenden umfasst.

Man muss seinen Zwilling strangulieren.

Es ist schmerzlich, wenn ich daran denke, dass uns dasselbe Schicksal wiederfahren würde.
 

Ich bin einfach nur fertig mit den Nerven. Diese Visionen werden immer schlimmer. Die Geistererscheinungen zerren an meinen Nerven und das dauerhafte Verschwinden von Suki ebenso.

Noch dazu hat sie sich verändert, sie redet manchmal wirres Zeug, dass jemand sie riefe, dass sie das Ritual zu Ende bringen soll.
 

Ich kann das nicht…
 

Ich schluckte. Das Ganze klingt ganz nach dem was Deidara auch durchlebt.

Er verändert sich.

Nicht Physisch aber Psychisch.

Ich weiß das er dagegen ankämpft aber dennoch, es ist als würde irgendetwas allmählich Besitz von ihm ergreifen wollen.

Nachdenklich sah ich Deidara an, welcher meinen Blick erwidert und mich fragend mustert: „Ist irgendwas?“

„Nein, es ist nichts. Nur, du durchlebst dasselbe wie Suki, doch bei dir ist es noch etwas schleppender, weil du dagegen ankämpfst.“

Er senkte beschämt seinen Blick: „Ich möchte das nicht. Ich will nicht auch so Enden. Ich.“

„Alles ist gut, versprochen, du wirst nicht so Enden, das weißt du doch, ich bin bei dir“, unterbrach ich ihn schließlich und schenkte ihm ein warmes Lächeln.
 

Suki verändert sich immer mehr.

Ein Junge hatte mir erzählt, dass er vor Jahren mal einem Zwillingspärchen helfen wollte, es jedoch nicht ganz geschafft hat. Die eine Schwester konnte fliehen, doch die Andere wurde zurückgeschleift und alleine an den Geist geopfert.

Sie trachtete nach ihrem Seelenfrieden, nach der verdienten Erlösung und hoffte einfach darauf, dass sie diese irgendwann auch finden würde.
 

Und nun sind wir hier in diesem Dorf.

Die perfekte Gelegenheit, nicht wahr?

Sie nimmt Besitz von der mental schwächeren Person. In unserem Fall leider Suki.

Doch ich gebe nicht auf, ich werde sie zur Besinnung kriegen und wenn es das letzte ist was ich tun werde.
 

„Seltsam hier wurde nicht weiter geschrieben“, sagte ich nachdenklich und blätterte die Seiten um, als wir wieder auf etwas geschriebenes stießen.

Es unterschied sich deutlich von den vorigen Seiten.

Die Schrift war unkontrolliert, die Linien unsauber und sie wirkte mehr als nur angespannt.
 

Es war ein Versehen.

Es war ein Versehen…

Es war ein verdammtes Versehen!

Ich wollte sie retten. Ich wollte ihr helfen. Ich wollte sie nicht töten.

Ich hatte sie geliebt.

Ich habe dich immer geliebt, Suki…

Deshalb habe ich einen Schmetterling in deinen Grabstein gemeißelt.

Ich bin jede Nacht hier.

Ich schlafe nicht.

Ich esse nicht.

Ich rede nicht.
 

Ich vermisse dich… Ich wünschte mir du wärst mit mir nachhause gekommen…
 

Die letzten Abschnitte waren unleserlich, die Schrift war verschwommen, offenbar hatte sie geweint. Ich klappte das Notizbuch zu und sah zu Deidara, welcher mit weit geöffneten Augen auf die Stelle starrte, an der ich bis eben noch das Notizbuch offen hielt.
 

„Ist alles in Ordnung?“

Er nickte schwach.

Demnach war nicht alles in Ordnung. Ich legte das Buch beiseite und rückte näher an ihn heran, ich schlang meine Arme um seinen schmalen Oberkörper und zog ihn sachte zu mir.

Mechanisch streichelte ich ihm beruhigend über den Rücken und wisperte: „Es ist alles gut.“

„Suki, sie hat nie die Chance bekommen ihren Frieden zu finden. Ich verstehe nun auch wieso Hina Suizid begann, sie konnte mit dieser Schuld nicht leben aber sie hätte doch mit uns reden können“, sagte Deidara leise, seine Stimme klang frustriert und kraftlos ließ er sich gegen mich sinken.
 

„Ich glaube ich weiß wofür die Schmetterlinge stehen“, murmelte ich vor mich hin und Deidara gab ein leises: „Hm?“ von sich.

„Die Schmetterlinge sind die Seelen der Verstorbenen, die Roten sind die, die ihren Frieden gefunden haben. Ich glaube Hina ist einer der roten Schmetterlinge der uns hier durchgelotst hat.“

„Und wieso Schmetterlinge?“

„Wenn du einen Menschen strangulierst, dann legst du ihm seine Hände so an den Hals dass es eine V-Form ergibt und diese Form erinnert an einen Schmetterling.“

„Das macht Sinn. Tatsache.“
 

„Ich glaube auch, dass Suki die Person ist, die das kleine Mädchen vorhin ansprach. Dass sie diejenige ist, die weiß dass wir hier sind, dass sie wütend ist. Wütend, frustriert und verbittert“, murmelte ich weiter vor mich hin. Nachdem wir das Tagebuch gelesen hatten, wurde mir so vieles klar und langsam ergab das Puzzle einen Sinn.

Doch eines verstand ich immer noch nicht so recht.

Wieso ausgerechnet wir beide?
 

„Ich weiß aber nicht wie ich Suki ihren Frieden geben soll. Ich würde gerne aber ich weiß nicht wie, wenn es Hina ist nach der sie vermutlich trachtet, dann wird es erstrecht nicht gehen. Hina ist tot“, sagte Deidara.

Verständnisvoll sah ich ihn an: „Da hast du Recht, es macht absolut keinen Sinn. Das ist das einzige was hier noch keinen Sinn ergibt. Wieso wir hier sind und wieso man uns hierher geführt hatte.“
 

Erneut breitete sich ein nachdenkliches Schweigen über uns aus und ich musste nochmal über Deidaras Satz nachdenken.

Das stimmt was er sagte.

Wie sollen sie Suki ihren Frieden wieder geben, wenn Hina, auf die sie augenscheinlich sauer ist, nicht mehr am Leben war?

Wie soll das Ritual vollständig beendet werden, wenn der eine Part nicht mehr lebte?

Ich warf einen Blick auf den Jüngeren.

Ich kannte ihn und ich konnte erahnen was in seinem Kopf aktuell vor sich ging.

Er würde sich auf keinen Fall dafür Opfern, das würde ich zu verhindern wissen.

Ich brauche ihn an meiner Seite.

Im Hier und Jetzt.
 

Stoffrascheln zog plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah auf, Deidara noch immer in meinen Armen haltend und meine Augen weiteten sich.

Hinter ihm stand Suki.

Und sie sah nicht gerade glücklich aus.

Was will sie hier?

War das hier eine dieser Visionen?

Aber ich hörte weder ein Piepen in meinem Ohr, noch irgendwas anderes was bisher immer typisch darauf hinwies.

Sie hob ihren schmalen Arm an, ein leises klingeln, von einem Glöckchen ertönte und sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Deidara.
 

Sie wollte nicht Hina.

Sie wusste das Hina tot war.

Sie wollte Deidara haben.

Deshalb waren wir hier.

Wenn sie das Ritual nicht mit Hina beenden konnte, dann wenigstens mit Deidara.
 

Schlagartig wurde mir bewusst, was sich hier abspielte und weswegen sie hier war, doch ehe ich groß reagieren konnte verschwamm meine Sicht und eine Vision holte mich ein.
 

Die letzte Vision von Suki und Hina.

Das Ableben von Suki…

Die Zeit läuft

Suki und Hina.

Suki war nun vollends von dem Geist des Zwillings besetzt.

Es war nichts von ihrer Persönlichkeit über.

Sukis Physisches Erscheinungsbild verschwamm immer mehr mit dem des Geistes.

Hina hatte aufgegeben und gab sich ihrem Schicksal hin, als sie sich in der Höhle vor dem Abgrund trafen.

Hina lag auf dem Stein und Suki lehnte sich über sie.

Sie legte ihre Hände um Hinas Hals und drückte zu, verstärkte den Druck.

Doch Hina bekam Panik.

Sie reagierte ohne groß darüber nachzudenken und befreite sich aus Sukis Griff, dann stieß sie ihre Schwester in den Abgrund.
 

Hina konnte hören wie Suki weinte und kreischte.

Sie verfluchte und ihr nachrief, dass sie dafür büßen würde.

Dann verstummte sie, die Höllengeister des Abgrundes hatten sie verschlungen.

Hina brach zusammen, weinte, schrie und bereute ihre Tat.

Sie entschuldigte sich auch wenn sie wusste, dass es ihre Schwester nicht wieder zurückbrachte.
 

Sie vernahm ein lautes Grollen, aufgescheucht lief sie aus der Höhle.

Ihre Beine trugen sie zu dem Eingang des Dorfes, sie lief tiefer in den Wald hinein und fand schließlich wieder zurück nach Hause.
 

Auf ihrem Hals prangte ein Abdruck eines Schmetterlings.

Er würde sie auf ewig an ihre Tat erinnern.
 

Ich will ihn…
 

Ich schreckte auf und sah mich panisch um.

„Deidara?“, fragte ich in die Nacht hinein und es antwortete niemand.

Der Wind pfeift zwischen den Blättern durch und wirbelte die verwelkten Blätter des Friedhofes auf.

Ich sprang auf die Beine, wobei ich leicht ins Wanken geriet und sich meine Sicht etwas verschlechterte. Energisch schüttelte ich meinen Kopf und dachte an Deidara.

Ich musste ihn finden.

Sie wollte ihn und sie hatte ihn vermutlich längst in ihrer Gewalt.

Ich sah zu dem Haus des Puppenmeisters.

Ich wusste genau wo ich hin musste.
 

Ich rannte los und bemerkte einen roten Schmetterling der mir den Weg wies.

Hina. All die Zeit, die wir hier waren hat sie versucht uns den Weg zu zeigen.

Sie wollte dass wir Suki erlösen, doch Deidara dafür opfern war für mich einfach keine Option.

„Hättest du uns nicht einfach wieder den Weg hier raus zeigen können“, murmelte ich und lief verbissen weiter in die Richtung des Hauses. Ich öffnete die Tür und lief in den Keller.

Ich durfte keine Zeit verlieren.
 

Ab hier musst du alleine den Weg gehen.
 

Ich sah auf als ich das zarte Flüstern vernahm und der rote Schmetterling flatterte auf der Stelle, wartete bis ich an ihm vorbei in den Tunnel lief und wiedererwarten löste sich der Schmetterling nicht auf oder sowas. Er flatterte weiter vor dem Eingang rum.

Vielleicht würde er warten oder er war zur Sicherheit da falls was schief ging.

Ob Hina glaubte Deidara würde das Ritual seinen Schwestern zu liebe durchführen, nur damit Suki erlöst werden konnte?

Ich hoffte inständig, dass dieser Grünschnabel es nicht auch noch in Erwägung zog.
 

Tiefer in der Höhle angekommen, schritt ich auf den Schrein zu. Deidara kniete am Abgrund, mit dem Rücken zu mir.

Suki hatte die ganze Zeit die Möglichkeit gehabt das Ritual zu beenden, wieso um alles in der Welt tat sie es nicht?

Nicht, dass ich es irgendwie groß befürworten würde, ich war nachwievor strikt dagegen aber misstrauisch ließ mich das Handeln von ihr dennoch werden.

Ich verlangsamte meine Schritte und ging vorsichtig auf ihn zu.

Meine Sicht vermischte sich mit dem Abbild von Suki, wie sie hier mit Hina stand.
 

„Deidara? Kannst du mich hören?“
 

Deidara stand auf und drehte sich zu mir um.

Er lächelte mich schwach an. In seinen blauen Augen lag der Ausdruck von Trauer und Verzweiflung und einerseits mischte sich auch Hass und Wut mit in den Blick.

Ich war mir sicher, dass Suki mittlerweile Besitz von ihm erlangte und ihn irgendwie steuerte.

Ich musste etwas tun. Ich musste Deidara helfen, sonst würde ich ihn verlieren.

Für immer.
 

Langsam ging ich weiter auf ihn zu, als er seine Lippen öffnete um was zu sagen, doch es war nicht er selbst der sprach, sondern jemand anderes: „Ich hab nun endlich, dass was ich brauche um Frieden zu finden. Ich möchte doch nur erlöst werden!“

Mitfühlend blickte ich zu ihm und sagte ruhig: „Ich weiß Suki, ich weiß, aber das ist nicht der richtige Weg. Ich verstehe wie du dich fühlst aber du kannst nicht einfach Deidara aus seinem Leben reißen. Du weißt doch gar nicht in wie weit es überhaupt klappen wird. Ihr seid keine Zwillinge. Geschwister, ja, aber das Ritual verlangt explizit nach Zwillingen.“
 

Der Blick veränderte sich. Die blonden Augenbrauen zogen sich wütend zusammen und sie schrie: „Was weißt du denn schon! Es ist verflucht einsam hier, ich habe es satt ewig auf etwas zu warten was nicht kommen wird und Hina ist tot, wer sonst soll mich erlösen wenn nicht wenigstens mein Bruder?“
 

Das versetzte mir einen Stich ins Herz.

Ich weiß wie es ist auf etwas zu warten was nicht kommen wird.

Und ich weiß wie frustrierend es sein kann und was es mit einem macht.

Vor allem Gefühlstechnisch.

Ich verstehe auch, dass sie auf Erlösung wartet aber das hier ist der falsche Weg.

Eindeutig der falsche Weg.
 

„Suki ich bitte dich, das ist der falsche Weg, ich weiß wie es ist, wenn man ewig wartet und nichts passiert. Man frustriert. Man baut Hass auf, wahlweise aber tötet man seine Gefühle auch ab. Ich verstehe es nur zu gut, aber dennoch, dass hier ist nicht richtig.“
 

Ich machte einen weiteren Schritt auf sie zu.

Sie war unberechenbar ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleiben würde.

Schweigend jedoch blieb sie stehen. Sie reagierte nicht.

Das war meine Chance, jetzt oder nie.
 

„Verzeih mir“, flüsterte ich und schnellte dann vor, ich gab Deidara einen kräftigen Schubs und Suki löste sich von seinem Körper, ließ ihn frei und stürzte hinab in die Tiefe.
 

Was ich jedoch nicht mit einberechnet hatte in meine Kurzschlussreaktion war die Tatsache, dass Deidara dadurch ebenfalls ins Taumeln geriet und nach hinten kippte. Ich griff nach ihm, doch es war bereits zu spät.
 

Er krallte sich an meinem Handgelenk fest und sah flehend zu mir auf: „Danna lass mich bitte nicht los. Ich will nicht sterben.“

„Ich zieh doch Deidara, versprochen“, sagte ich aufgebracht und murmelte dann: „Oh Gott, es tut mir so leid. Ich wollte das nicht.“

Ich griff nach seinem Arm und zog ihn vorsichtig hoch, so dass er sich an der Wand mit dem Fuß abstützen konnte um etwas nachzuhelfen, da ich allein definitiv zu geschwächt war um ihn ganz hochzuziehen.
 

Du darfst nicht in den Abgrund blicken…
 

Es war ein schwaches flüstern als der Schmetterling über mich hinweg flog. Doch die Warnung kam zu spät, ich hatte bereits in den Abgrund hineingeblickt. Meine Hand verkrampfte sich um Deidaras Unterarm.

Entstellte Höllenfratzen sahen mir entgegen.

Es war als würden sie mir in meine Seele hineinschauen.

Sie schrien.

Sie hatten Schmerzen.

Sie litten.

Sie flehten.

Sie waren verzweifelt.
 

Ihre Schreie klingelten in meinen Ohren und irgendwas in mir veränderte sich.

Es stimmte wohl wirklich, wenn du in den Abgrund blickst, dann blickt der Abgrund auch in dich.

Mit einem Ruck hatte ich Deidara hochgezogen. Ich ließ mich nach hinten fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schrie.

Mit einem Mal verspürte ich unerträgliche Schmerzen.

Es fühlte sich an als würde man mir von innen heraus die Augen ausbrennen.

Das Klingeln in meinen Ohren klang langsam ab, doch der brennende Schmerz fraß sich weiter durch meine Augen.

Ich verkrampfte und spürte wie ich mich mit meinen Fingernägeln in meine Haut verkrallte.
 

„Sasori, was ist los?“ hörte ich Deidara fragen, seine Stimme war brüchig und Schock schwang in ihr mit.

Ich ließ die Hände sinken und drehte mich in die Richtung aus der ich Deidaras Stimme vernahm, hatte eigentlich erwartet in die blauen Seelenspiegel zu blicken, doch stattdessen… Nichts.

Das einzige was ich „sah“ war ein verschwommenes Feld in dunkelgrau mit schwarzen sprenkeln.
 

„Meine Augenlicht. Was“, sagte ich hektisch und versuche mich an irgendwas heranzutasten. Ich fühlte Stoff, wärme die durch diesen hindurch drang und dann zwei Hände die meine Unterarme umklammerten und mich festhielten.

„Deidara, ich kann nichts sehen, was passiert mit mir?“, fragte ich panisch und blinzelte stark, in der Hoffnung meine Sehkraft so wieder zu erlangen, doch es half nichts.

Panik kroch in mir hoch.

Mein Herz raste aufgeregt.
 

Wie konnte das passieren?
 

Mein Atem ging stoßweise und ich spürte wie mir kalter Schweiß die Stirn hinab lief.

Ich hatte noch nie so eine entsetzliche Angst verspürt.
 

„Deidara, warum? Mein Augenlicht. Ich werde nie mehr sehen können“, ich brach ab, meine Stimme war einzig ein brüchiges Trümmerfeld aus Wörtern, die mir geradewegs über die Lippen kamen. Ich sammelte mich und schmerzlich wurde mir bewusst, dass dies wohl er Preis war, den man zahlte wenn man einen geliebten Menschen retten möchte.

Stay with me

„Danna“, flüsterte Deidara beruhigend und ich spürte wie er

mich in seine Arme schloss. Ich lehnte mich erschöpft an seinen Brustkorb und lauschte seinem Herzschlag.

Ich seufzte als ich spürte wie er mir behutsam über den Kopf streichelte.

In diesem Moment fühlte ich mich wie ein kleiner Junge, der getröstet werden musste weil er ein Monster in seinem Schrank vermutete oder von einem bösen Albtraum erwachte.

Nur mit dem Unterschied, das diese Monster real waren und das hier kein Albtraum war.

„Ich bring uns hier raus“, flüsterte Deidara und ich musste über die Ironie lächeln.

Anfangs war ich es noch, der die Versprechungen gab uns hier raus zu bringen und Deidara in den Armen hielt und ihn beruhigte.

Und nun? Nun war ich es, der die Streicheleinheiten brauchte.

Ich brauchte diese Geborgenheit und Nähe mehr denn je zu vor.

Instinktiv kuschelte ich mich näher an den schweren Stoff des Mantels und krallte meine Finger in diesen.
 

Schweigen breitete sich über uns auf.

Es war kein unangenehmes Schweigen. Es war eigentlich ziemlich angenehm.

Keiner von uns musste irgendwas sagen, weil wir genau wussten, dass es nichts zu sagen gab.

Zumindest im Moment nicht.

Meine Gedanken schweiften jedoch recht schnell ab, ich dachte an das was eventuell noch kommen würde.

Wenn ich nichts sehen kann, habe ich theoretisch auch keinen Nutzen mehr für Akatsuki.

Außer ich trainiere, dass ich meine Puppen blind lenken kann aber das würde ein steiniger und harter langer Weg werden.

Doch für Deidara würde ich ihn gehen.

Schmerzlich rief ich mir ins Gedächtnis was es bedeutet nichts sehen zu können und erneut bereute ich mein Verhalten dem

Blonden gegenüber.

Ich habe ihm nie wirklich Beachtung geschenkt, mein Umgang war

schroff aber dennoch wich er mir nie von der Seite.

Ich konnte auch mit Sicherheit sagen, dass er mich nicht für

meine Art hasste geschweige denn mich verachtete.

Aber ich tat es.

Und in diesem Moment mehr als davor.
 

Ich hatte Chancen verpasst, ich hatte Momente nicht genutzt

und nun? Würde ich sie nie wieder bekommen.

Frustriert ließ ich meinen Kopf sinken.

„Danna wir kriegen das hin“, hauchte Deidara und ich spürte wie er einen Finger unter mein Kinn schob und meinen Kopf leicht anhob, dann fühlte ich wie er seine Lippen auf meine legte und sie sanft gegen meine bewegte. Ich erwiderte den Kuss.

Er schmeckte salzig, doch ich kann nicht genau sagen von wem

die Tränen kamen.

Wir lösten uns nach einiger Zeit wieder und ich wurde leicht von ihm geschoben.

Ich wusste wirklich nicht wie wir es geschafft hatten hier raus zu kommen aber wir schafften es.

Deidara hatte mich aus dem Dorf dirigiert, er ließ meine Hand nicht los und ich folgte ihm eisern auf wackeligen Beinen.

Bewusst kam ich an sich nicht wirklich viel mit.

Meine Gedanken drifteten jedes Mal aufs Neue ab und irgendwann gab ich es auf, mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

Ich vertraute Deidara und ließ mich einfach von ihm leiten.

Doch irgendwann musste ich wohl das Bewusstsein verloren

haben, denn ich wachte auf einem heimischen Untergrund auf.
 

Die schwarzen Sprenkel waren weg und ich nahm um herum eine Schwärze war. Misstrauisch tastete ich mich an meinem Körper hoch bis zu meinem Gesicht. Ich fühlte einen Stoff, welcher um meine Augen gebunden war.

Vermutlich ein Verband.
 

Wie waren wir überhaupt ins Quartier gekommen?
 

Ich versuchte mich leicht aufzusetzen, wobei mich ein

Schwindelgefühl überkam und ich mich instinktiv in die

Matratze krallte um nichtumzukippen.

Ich schärfte meine übrig gebliebenen Sinne und wünschte mir ich könnte mich im Zimmer umgucken.

Dieses Vertraute zu schätzen wissen.

Meine Werkbank mit den Marionettenteilen an denen ich bis vor

kurzem noch gearbeitet hatte.

Genervt seufzte ich auf.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto frustrierender wurde die Tatsache.
 

Ich horchte allerdings auf, als ich hörte wie sich die Tür mit einem leisen Knarzen öffnete.

Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und wartete ab, vielleicht würde die Person die reinkam was sagen.

„Du bist wieder wach“, es war die warme Stimme von Deidara welcher die Feststellung tätigte. Erleichterung klang in seiner Stimme mit.

„Ja, ich bin wieder wach“, antwortete ich ihm bestätigend und

meine Stimme klang noch etwas rau und brüchig.

„Wie geht es dir?“, fragte er und die Matratze gab leicht

nach.

„Den Umständen entsprechend“, flüsterte ich wehmütig und

lächelte gequält.

Ich spürte wie Deidara meine Hand in seine nahm und unsere Finger ineinander verschränkte.

Seine Hand war warm und ein wohliges Kribbeln durchfuhr meinen Körper.

Wie gerne ich ihn doch ansehen würde, mich in seinen Augen

verlieren würde und ihm sagen könnte wie schön er doch war.

Mein Herz zog sich schmerzhaft bei dem Gedanken zusammen.
 

„Wie sind wir eigentlich ins Quartier gekommen?“, fragte ich

schließlich und Deidara lachte leise: „Du bist auf halber Strecke ohnmächtig geworden. Ich habe dich dann zu unserem Platz getragen, wo wir unsere erste Rast gemacht hatten. Ich war jedoch ebenfalls so erschöpft, dass ich dort einschlief. Kisame und Itachi haben uns dann schließlich dort gefunden und zurück ins Quartier gebracht.“

Ich nickte. Das erklärte einiges.

„Pain habe ich bereits berichtet was passiert war und er weiß auch weger deinem Augenlicht Bescheid. Kakuzu war ebenfalls bei dir, konnte aber auch nicht wirklich mehr machen als das fest zu stellen, was wir bereits wussten“, erklärte er mir und ich nickte erneut.

„Pain, was sagt er dazu? Muss ich Akatsuki verlassen? Oder was passiert mit mir?“

„Musst du nicht, keine Sorge, Pain meinte das wir dich erst

mal ruhen lassen, bis du dich von den Ereignissen erholt hast. Genauso wie mich eben auch. Zwangsurlaub quasi. Ich kriege einen neuen Partner, mit dem ich Missionen ausführe und gleichzeitig wirst du bei Itachi untergebracht, der dich

trainieren soll, dich auf deine anderen Sinne zu verlassen.“

„Das klingt schon mal gut. Damit kann ich was anfangen“, sagte ich und lächelte leicht.

Ich weiß nicht ob er es erwiderte aber es fühlte sich so an, als würde er mich auch anlächeln.

Wir schwiegen für eine kurze Zeit und Deidara umfasste mit seinen warmen schlanken Fingern mein Kinn, er hob meinen Kopf leicht an und im nächsten Moment spürte ich seine warmen Lippen auf meinen.

Ein Kribbeln kam in meiner Magengegend auf und mein Herz

klopfte wie wild.

Dadurch dass ich ihn nicht sehen konnte, konzentrierte ich mich auf viele kleine andere Faktoren, welche meine Gefühle wohl nur noch mehr verstärkten.

Ich lächelte in den Kuss hinein und wir vertieften ihn.

Doch es blieb bei einem einfachen Kuss.

Ich ließ kurz von seinen Lippen ab und verteilte sanfte Schmetterlingsküsse auf seinen Wangen, ich schmeckte Salz auf

meinen Lippen und ich war mir sicher dass er weinte.
 

Aber warum?
 

„Deidara, du musst nicht weinen. Ich bin doch bei dir“, wisperte ich hauchzart gegen seine Lippen und ergänzte: „Ich habe dir doch versprochen.“

„Das wir für immer zusammen bleiben werden“, vervollständigte

er meinen Satz schließlich.

Ich lächelte: „Genau, für immer.“
 

[style type="italic"]Doch wie ich bitter feststellen musste, kann ein „Für immer“ genau so lange anhalten, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings…[/style]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was machte eine Taschenlampe im Geisterhaus :) ? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lies mich :D !

Mich würde mal interessieren ob schon irgendwer von euch eine Ahnung oder eine Theorie hat, was so passieren wird und wie das Ganze so miteinander verknüpft ist :3 ?
Lasst mir eure Gedanken dazu gerne da <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Fortsetzung folgt ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -AkatsukiHime
2018-02-07T20:07:46+00:00 07.02.2018 21:07
Sasori: "Stay with me, Dei-Chan."

Deidara:Noooo :D ... no i won't. *runs away*
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
08.02.2018 07:38
Wtf xDDDD
Von: abgemeldet
2018-01-11T21:44:21+00:00 11.01.2018 22:44
Na, das sind doch schon mal beste Voraussetzungen, um eine Mission erfolgreich abzuschließen. xD
Wer trifft denn nicht bei Missionen auf gruselige Mädchen und und von Nebel umhüllten Dörfern?
Aber vielleicht haben die ja noch die Chance, dass sie nicht dort hin müssen (zumindest hoffe ich das für beide).
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
11.01.2018 22:52
Beste Vorraussetzungen überhaupt :D !!
Hatten wir nicht alle die Hoffnung u.û ~ Hehehe
Lieben Dank fürs Kommentieren ;3
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-09T22:10:11+00:00 09.01.2018 23:10
Hallo, I bims und i hab 1 Theorie.

Ich würde sagen Deidara ist einer dieser Zwillinge, idk, alles Andere würde keinen Sinn machen. - Was das ganze jetzt mit dieser Puppen-Holz-Werkstatt zu tun hat, kann ich nicht genau sagen, möglicherweise sind sich Sasori und Deidara bereits einmal begegnet und haben es nur Beide vergessen. (Wozu ich im Übrigen mal einen One-Shot schreiben wollte, lel)
Und ja... ich würde noch mehr schreiben, aber mein Hase frisst gerade meine Tapete :)

Tschö mit Öh.

Antwort von:  Jestrum_Cosplay
09.01.2018 23:31
Die Spur geht in eine gute Richtung ;) ~
Das is ne schöne OS Idee°^° Würd ich lesen! :D Eindeutig!
Oh dann halt mal dein Hasi davon ab :'D haha
Danke für die Theorie ;)

Ciao Ciao :3
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-06T21:16:02+00:00 06.01.2018 22:16
Warum stelle ich mir bei dieser "Frau" die ganze Zeit eine Mischung aus der Trulla bei "The Grudge" und dieser Frau aus dem Bild aus "It" vor? - Can anyone explain?!
Mal wieder sehr, sehr gut, ma cherie.
Nur, wo ist Deidara hingegangen? Du lässt Dara doch nichts passieren, oder ;___; ? * fiept* ... oder?
Ich muss btw. irgendwie die ganze Zeit an Hell Girl denken, wenn ich den Titel lesen und an dieses Lied "Sakasama no chou" - Kindheit! *-*
Ich hab das immer mit 11 geguckt. Genau so wie Elfenlied und Higurashi. - Tja, jetzt wissen wir auch, warum ich bin, wie ich bin :')


Freu mich wenn es weiter geht <3

Dei-Chan
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
06.01.2018 22:43
Das war auch mein Kopfkino :D hahaha
Uh Ja <3 Hell Girl war schon echt klasse*_* Liebe den Manga/Anime immernoch (ebenso damals mit 11 geguckt :D)
Und keine Sorge, Deidara wird nichts passieren! :D <3

Dankeee fürs Kommi >∆< <3
Danna <3
Antwort von:  -AkatsukiHime
07.01.2018 02:59
Diese Frau hat mich richtig gekickt als ich im Kino saß. Wir müssen auf dem Flug oder wenn wir in Rom umsteigrn den Orginal-Film schauen, den kenn ich nämlich gar nicht. Geschweige denn, dass ich das Buch gelesen hätte, ich lese ka grundsätzlich nicht, nicht mal
mehr Mangas haha 😅

Bis daaaaaann 🤓
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
07.01.2018 12:05
Der Originalfilm ist ziemlich gut :D Aber die Deutsche Synchro ein Graus ><" Können wir aber gern gucken :3
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-06T12:51:51+00:00 06.01.2018 13:51
Schreib weiter :D
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-04T12:09:54+00:00 04.01.2018 13:09
<3 <3 <3
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
04.01.2018 14:24
<3


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