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Heartplace

Ymir x Krista
von

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Lügen {Ballerina/Biker}

„Krista, hast du heute Abend schon etwas vor?“, rief Reiner durch den Raum und Krista sah von ihrer Sporttasche auf, in der sie nach ihrer Wasserflasche kramte.

„Ja“, rief sie zurück und schenkte ihm einen entschuldigenden Blick. „Tut mir leid.“

Sie bemerkte, dass Bertholdt an Reiners Ärmel zupfte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Auch ohne es zu hören, wusste Krista genau, was es war. Die gesamte Tanzgruppe hatte es bereits bemerkt und tuschelte seit knapp zwei Wochen darüber.

„Holt dich heute wieder der Kerl mit dem Motorrad ab?“, erkundigte sich Reiner ganz offen, ohne auf Bertholds Sssh! zu achten und starrte grimmig drein.

Krista blinzelte verwirrt. „Nein.“

Reiners Gesicht hellte sich auf und er grinste breit, hatte scheinbar neue Hoffnung geschöpft. Krista verkniff sich das Seufzen und packte ihre Sachen zusammen. Sie schälte sich aus den Ballettschuhen und massierte sich die schmerzenden Füße. Das heutige Training war anstrengend gewesen, aber dafür umso befriedigender. Das Programm für die neue Saison stand noch nicht fest, aber sie war davon überzeugt, dass es ein schönes Stück werden würde. Vielleicht der Schwanensee? Ein wenig ausgelutscht, aber dennoch ein Klassiker, der Kristas Herz höher schlagen ließ. Sie fand die Idee, dass sich das verzauberte Mädchen am Ende in den Tod stürzte, unglaublich romantisch und traurig. Doch nur dadurch sicherte es sich einen Platz in der Erinnerung aller Zuschauer. Diese Rolle wäre die Erfüllung ihrer Träume, denn auch sie sehnte sich danach, von allen gemocht zu werden.

Nein. Von niemandem gehasst zu werden war die präzisere Beschreibung ihrer inneren Sehnsucht.

Krista wandte sich von Reiner und Bertholdt ab und ihr Lächeln verschwand. Sollte irgendjemand ihrer Freunde und Kollegen herausfinden, dass sie eine Reiss war, würde man sie nie wieder ernst nehmen. Jeder würde glauben, dass sie es sich einfach machte, da ihr Vater diese Ballettschule finanzierte. Krista wollte damit jedoch nichts zu tun haben, sie wollte einfach nur tanzen.

Nachdem sie ihren Durst gestillt hatte, packte Krista ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich von den anderen. Reiner beschloss, dass er sie bis nach draußen begleiten wollte – es sei Ehrensache, einer Dame Eskorte zu stellen – und sie akzeptierte mit einem passiven Lächeln.

Warme Sonnenstrahlen hießen sie draußen willkommen und eine angenehme Brise kühlte ihre noch vom Tanzen verschwitzte Haut. Der Klang eines laufenden Motors ganz in der Nähe verriet Krista, dass die Person, die sie abholen wollte, bereits da war, noch bevor sie sie erspähte. Ein schwarzes Motorrad fuhr vor. Darauf saß eine in Leder gekleidete Person, die einen Helm auf dem Kopf trug.

„Du hast doch gesagt –“, presste Reiner stutzend hervor.

Verständnislos blickte Krista zu ihm auf.

„Du hast doch gesagt, dass dich der Kerl mit dem Motorrad heute nicht abholt“, brachte er schließlich einen vollständigen Satz zustande.

„Ah“, machte Krista und kicherte. „Ymir, würdest du bitte deinen Helm abnehmen?“

Die Person auf dem Motorrad zögerte und legte den Kopf schief, tat dann aber wie ihr geheißen. Dunkles, locker zusammengebundenes Haar und ein sommersprossiges Gesicht tauchten unter dem Helm auf. Argwöhnisch funkelnde Augen und eine pikiert nach oben verzogene Augenbraue deuteten darauf hin, dass die junge Frau, die auf Kristas Wunsch hin ihren Helm ausgezogen hatte, nicht wusste, was vor sich ging.

„Ymir ist kein Mann“, erklärte Krista an Reiner gewandt, der zur Salzsäule erstarrt war. „Sie ist meine Freundin.“

Die Schultern des muskulösen Tänzers schienen nicht zu wissen, ob sie sich entspannen durften oder nicht.

„Eine Freundin“, wiederholte er, doch Krista schüttelte den Kopf.

Meine Freundin“, berichtigte sie ihn und lächelte nachsichtig. „Wir sehen uns morgen, ja?“

Sie winkte zum Abschied und hastete die Treppenstufen hinunter, um zu Ymir aufzuschließen. Dass Reiner seinen Mund nur mit Mühe wieder zubekam, sah Krista nicht mehr, da ihre Aufmerksamkeit dem zerknitterten Gesicht ihrer Freundin galt. Wenn sie weiter so dreinblickte, würde sie frühzeitig Falten bekommen.

„Hat der Typ dich belästigt?“, wollte Ymir wissen und lieferte Krista auch prompt die Antwort auf die stumme Frage, wieso sie so grimmig schaute.

„Nein. Er wollte nur wissen, wer mich seit geraumer Zeit abholt“, erklärte Krista und nahm den zweiten Helm entgegen, den Ymir ihr reichte.

Ymir nickte langsam, sah aber etwas zufriedener aus. Sie schielte noch einmal in Reiners Richtung, der sich eiligst mit Bertholdt verkrümelte und ein keckes Lächeln erschien auf ihren Lippen.

„Du hast ihm die Wahrheit gesagt“, sagte sie. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

„Ja. Das hätte ich schon viel früher getan, aber es hat sich niemand getraut, mich darauf anzusprechen“, antwortete Krista trotzdem und kletterte auf den Platz hinter Ymir. Sie legte die Hände um ihre Taille und hielt sich gut fest.

Ymirs Körperhaltung veränderte sich. Sie drückte das Kreuz durch und richtete sich stolz auf. Krista konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen, aber sie konnte sich das breite Grinsen darauf vorstellen. Es machte sie froh, dass sie Ymir mit der Wahrheit glücklich machen konnte. Es gab wenigstens einen Menschen, der sie ganz sicher nicht hasste und ihr Halt gab. Doch würde dies auch so bleiben, wenn Ymir ihren wahren Namen erfuhr? Kristas kleine Hände krallten sich ängstlich in die Lederjacke.

„Es reicht, dass ich mit einer Lüge leben muss“, murmelte sie, doch ihre Worte wurden vom laufenden Motor geschluckt und Ymir hörte sie nicht mehr.

Schwäche {Naruto}

Sie war keine starke Kunoichi. Dies war Ymir bereits am ersten Tag aufgefallen, als man sie und Krista Lenz in ein Team gesteckt hatte. Das Mädchen hatte ihre Freizeit lieber mit Tieren verbracht, als mit Reiner und ihr das Kunaiwerfen zu üben.

Krista hatte schon immer mehr auf eine Blumenwiese gepasst als auf das Schlachtfeld. Und doch stand sie nun hier, an Ymirs Seite, wischte sich das Blut aus dem Gesicht und knirschte mit den Zähnen. Noch nie hatte sie Krista in einer solchen Verfassung gesehen. Ihre blauen Augen funkelten wachsam und von dem gutmütigen, sanften Mädchen war in diesem Moment nichts übrig. Es kam Ymir vor, als hätte sie eine völlig fremde Person ersetzt.

„Hey, Krista“, wisperte sie, um die Aufmerksamkeit ihrer Teamkameradin auf sich zu ziehen. „Wenn diese Mission vorbei ist –“

Ymir schaffte es nicht, ihren Satz zu beenden, denn ein lauter Knall ertönte. Sie und Krista sprangen instinktiv in verschiedene Richtungen. Die gegnerischen Shinobi, zwei Nuke-Nin, nach denen sie schon lange Zeit fahndeten, waren ihnen endlich in die Falle gegangen. Ymir scherte sich nicht darum, ausgerechnet gegen die beiden kämpfen zu müssen, aber sie sah, dass es Krista emotional aus der Bahn warf.

„Wieso habt ihr das Dorf verraten?“, verlangte Krista zu wissen. Sie war bewundernswert. Dort, wo Ymir schon längst die Hoffnung aufgegeben hatte, Antworten zu finden, suchte Krista sie immer noch hartnäckig. Ymirs gleichgültiger Blick wanderte zu Reiner und Bertholdt, die Rücken an Rücken standen und schwer atmend überlegten, ob sie einen weiteren Angriff starten sollten.

„Lass gut sein, Krista“, winkte Ymir ab, als ihre Feinde weiterhin schwiegen. „Sie sind es nicht wert.“

In diesem Moment setzte sich Reiner in Bewegung. Ymir kannte seine Schwäche: Er hatte immer noch Hemmungen, das kleine, zierliche Mädchen anzugreifen, das ihm den Kopf verdreht hatte. Freudlos hoben sich ihre Mundwinkel, denn dies war womöglich die einzige Gemeinsamkeit, die sie hatten. Dies bedeutete aber auch, dass seine Handlung sie nicht überraschte. Er griff sie an, nicht Krista.

Ymir sah dies als Gelegenheit, um Zeit zu schinden. Reiner und Bertholdt waren talentierte Shinobi, die man nicht unterschätzen durfte. Bald würde Erens Team zu ihnen aufschließen, denn Sasha, die mit ihnen auf Mission gegangen war, war umgekehrt, um Verstärkung zu holen.

Sie sprang in die Höhe und wehrte Reiners Angriff ab. Er verwickelte sie in einen Taijutsu-Kampf, wohl wissend, dass er im Vorteil war. Ymir war stark, aber er war stärker. Außerdem behielt sie aus den Augenwinkeln Krista im Blick, die Bertholdt hinhielt, was ihre Konzentration beeinträchtigte.

„Dass du die Augen nicht von ihr nehmen kannst, Ymir, ist deine größte Schwäche“, knurrte Reiner, ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf sich ziehend. Doch es war zu spät. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht, donnerte seine Faust gegen Ymirs Schläfe. Benommen stolperte sie zur Seite und verlor das Gleichgewicht.

„Ymir!“, rief Krista erschrocken und der aberwitzige Gedanke, dass sie Ymir ebenfalls im Visier behalten hatte, schoss der älteren Kunoichi durch den unangenehm pochenden Kopf, bevor sie ächzend auf dem Boden landete.

Sie spürte Reiners Knie im Rücken, als dieser ihre Arme bewegungsunfähig machte und sie fester in den Staub drückte. Ymir hustete.

„Bleib weg!“, warnte sie ihre Partnerin, als sie sah, wie diese Reiner ein Kunai entgegenwarf. Er wich ihm problemlos aus und hievte Ymir in derselben Bewegung auf die Beine. Ihre Waffentasche fiel zu Boden, da er diese von ihrem Schenkel gelöst hatte.

„Ich denke, wir ziehen uns vorerst zurück, Bertholdt“, wandte sich Reiner an seinen Komplizen und zerrte Ymirs Kopf an den Haaren in den Nacken. Sie versuchte, ihm die Genugtuung zu verwehren, indem sie keinen Mucks von sich gab.

Ymirs Augen suchten Krista, die entsetzt dastand und nicht wusste, was sie tun sollte. Es erleichterte Ymir, dass sie sich an ihre Anweisung hielt.

„Ich hab es lieber, wenn du lächelst“, sagte Ymir und erst Reiners Tritt in ihr Bein vertrieb das kecke Schmunzeln aus ihrem Gesicht. Bertholdt hatte sich in der Zwischenzeit an die Seite Reiners begeben und setzte sich mit diesem in Bewegung. Ymir wurde gegen ihren Willen mitgeschleppt und obwohl sie sich mit aller Kraft gegen den Griff stemmte, konnte sie sich nicht befreien.

„Wenn du sie wiedersehen willst, dann sollest du ein Wörtchen mit Erwin sprechen“, sagte Reiner an Krista gewandt, die betroffen die Lippen aufeinander presste. Ihre Augen funkelten voller Tränen.

„Der Hokage wird niemals mit euch verhandeln“, schnaufte Ymir, doch ihre Worte trafen auf taube Ohren. Stattdessen wurde sie grob herumgerissen, sodass Krista und ihr besorgtes Gesicht aus ihrem Blickfeld verschwanden.

„Ich werde dich retten, Ymir!“, rief Krista ihr panisch hinterher und abermals zupfte ein kleines Lächeln an Ymirs Lippen, die vom geschluckten Staub ganz trocken waren. „Und wenn ich dich wiederfinde, dann –“

Ymir hörte den Rest des Satzes nicht mehr, da Reiner sie kurzerhand bewusstlos schlug. Der dumpfe Aufprall tat weh, aber Ymirs Mund verließ trotzdem ein raues Lachen, bevor Dunkelheit sie begrüßte.

Ja, vielleicht würde sie Krista nach dieser erfolgreichen Mission wirklich heiraten können. Bisher lief ihr Plan, sich vom Feind entführen zu lassen und mehr über ihre Motive herauszufinden, nämlich wie am Schnürchen.

Namen {Doctor Who}

Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überwältigt drehte sich Historia um ihre eigene Achse und betrachtete die merkwürdige Ausstattung der Telefonbox, die der Doctor TARDIS genannt hatte und die innen so viel größer war als außen. Sie verstand von all dem, was die hochgewachsene Frau mit den dunklen Haaren ihr nonchalant und häppchenweise – als würde sie es genießen, ihr Informationen vorzuenthalten – präsentierte, nur sehr wenig. Historia wusste nur, dass ihr Herz wie wild in ihrer Brust schlug und ihre Fingerspitzen kribbelten, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wieso. Sie hatte Angst, jedoch keine vor dem Doctor und dem, was sie ihr zeigte, sondern… vor den Möglichkeiten, die sich ihr in diesem Augenblick eröffneten und was diese für ihr trostloses Leben bedeuten.

„Du kannst wirklich in die Zukunft reisen?“, fragte sie baff, die blauen Augen aufgeregt auf den Doctor richtend.

„In die Vergangenheit auch“, kam prompt die Berichtigung und die Frau, die einen schicken, schwarzen Anzug trug, pustete sich die dunklen Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Haar war ähnlich locker zusammengebunden wie ihres, stellte Historia fest und musste ob dieser Tatsache ein wenig schmunzeln.

„Die interessiert mich nicht besonders“, gab sie zu, woraufhin der Doctor mit den Schultern zuckte.

„Besser so. An dieser herumzupfuschen kann allerlei Konsequenzen haben.“ Sie streckte die Hand aus und tätschelte Historias Kopf.

„Hey!“, beschwerte diese sich schmollend und erntete ein schiefes Grinsen, welches das sommersprossige Gesicht älter wirken ließ, als es vermutlich war.

„Ich kann also wirklich mitkommen?“

„Eine kleine Reise kann nicht schaden. Wohin möchtest du?“

Historia zog die Stirn kraus und überlegte. Es gab keinen konkreten Ort, den sie sehen wollte – ihr war alles recht, solang sie nur von hier fort konnte.

„Schlag etwas vor“, meinte sie schulterzuckend und der Doctor musterte sie kurz nachdenklich, ehe sie zu der Konsole mit den vielen Knöpfen und Hebeln hinüberging. Sie betätigte ein paar davon und sah konzentriert auf den Monitor vor sich.

Währenddessen hatte Historia Zeit, sie genauer zu mustern. Sie wirkte auf eine geheimnisvolle Art anziehend und weise. Zeitgleich schimmerte in ihren dunklen Augen der Schalk eines kleinen Jungen.

„Wie heißt du?“, fragte Historia.

„Doctor. Das habe ich dir doch schon gesagt“, kam prompt die verwirrte Erwiderung.

„Das ist doch ein Titel, kein Name.“

„Wie heißt du?“, revanchierte sich der Doctor mit einer Gegenfrage, die Historia stocken ließ.

„Krista“, nannte sie den ersten Namen, der ihr in den Sinn kam. Weshalb sie nicht die Wahrheit sagte, konnte sie sich selbst nicht erklären, aber sie hatte das Gefühl, dass der Doctor ihr auch nicht reinen Wein einschenkte.

„Krista. Ein schöner Name. Ungewöhnlich, aber nett. Es freut mich, dich kennenzulernen, Krista“, murmelte der Doctor, als würde sie Historias falschen Namen ein paar Mal aussprechen müssen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Historia bereute es beinahe, gelogen zu haben.

„Ich habe dir meinen Namen verraten, also kannst du mir deinen auch verraten“, argumentierte sie und näherte sich dem Monitor, auf dem es anscheinend etwas Interessantes zu sehen gab, denn der Doctor konnte kaum den Blick davon losreißen. Doch als Historia ihn ins Visier nahm, waren darauf nur für sie unverständliche Linien und Kurven zu sehen.

„Doctor. Das ist mein Name. So nennt man mich“, wiederholte der Doctor und Historia seufzte resigniert.

„Okay, einverstanden. Aber ich komme mir merkwürdig vor, dich Doctor zu nennen. Darf ich mir einen Namen für dich überlegen?“

Ihre Worte schafften es, dass der Doctor sich ihr verdutzt zuwandte. Es schien das erste Mal, dass jemand ihr so eine Frage stellte, denn sie wirkte aufrichtig überrascht.

„Wenn du möchtest“, antwortete der Doctor zögerlich.

Ein amüsiertes Lächeln huschte über Historias Lippen, als sie sich sofort daran machte, sich einen Namen für den Doctor zu überlegen. Sie legte den Zeigefinger an ihr Kinn und marschierte eine Weile lang ziellos in der Telefonbox herum.

„Wie wäre es mit Ymir?“, schlug Historia schließlich vor.

Der Doctor legte den Kopf schief. „Von mir aus“, stimmte sie nach kurzer Überlegung zu, was Historia sehr erfreute.

„Da wir dies geklärt haben – wohin reisen wir nun?“, wollte sie als nächstes wissen, denn sie konnte es kaum erwarten, alles, was auf der Erde mit dem Namen Reiss verbunden wurde, zurückzulassen.

„Oh, ich habe da schon eine Idee“, sagte der Doctor – Ymir – mysteriös. „Der Planet der Titanen. Schon mal davon gehört?“

Historia schüttelte den Kopf. Der Name des Planeten hörte sich aber nicht besonders verlockend und sicher an. Andererseits wollte sie das Abenteuer nicht bereits abschlagen, noch bevor es begonnen hatte.

„Auf geht’s?“ Sie schmunzelte zurückhaltend.

Der Doctor betätigte einen Hebel, der die gesamte Telefonbox ins Ruckeln brachte und Historia quietschte auf. Sie versuchte sich an etwas festzuhalten, doch das erste, was sie erwischte, war der Anzug des Doctors. Schon im nächsten Moment klammerte sie sich an sie.

„Ymir und Krista, auf dem Weg zum Planeten der Titanen“, sagte der Doctor feierlich und blickte keck grinsend auf Historia hinab. „Darüber wird man noch Geschichten schreiben.“

Fragen {Tattoo Artist}

„Hast du dich verirrt, Kleines?“, fragte Ymir stirnrunzelnd, als das zierlichste, kleinste und – zugegeben – auch niedlichste Mädchen ihren Laden betrat, das sie je gesehen hatte. Sie hatte blonde Haare, die locker im Nacken zusammengebunden waren und einen langen Pony, der ihr wirr ins Gesicht hing. Durch die Strähnen hindurch blickten Ymir große, blaue Augen an, die sie an einen unschuldigen Engel erinnerten, nicht an jemanden, der hier war, um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen.

„Ist das nicht das Koyjin?“, kam die mindestens genauso verwirrte Gegenfrage und Ymir stutzte.

Gut, nun war sie neugierig. Sie umrundete den Tresen, an dem sie bis soeben an einem ihrer Entwürfe gearbeitet hatte, weil sie gerade keine Kunden hatte und baute sich vor dem Mädchen auf, die Hände in die Hüften stemmend.

„Bist du überhaupt schon volljährig?“

Missbilligend zogen sich die Augenbrauen des Mädchens zusammen.

„Wird hier jeder Kunde mit so vielen Fragen bombardiert?“

Blinzelnd musterte Ymir das zerknautschte Gesicht, die Augen, die ihr empört entgegen funkelten – und dann prustete sie los. Sie lachte herzhaft und laut, musste sich sogar den Bauch halten, weil ihre Muskeln anfingen zu schmerzen.

„Nein“, sagte sie schließlich und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Es war die erste Antwort, die in ihrem merkwürdigen Gespräch fiel, seit das kleine Mädchen in den Raum spaziert war. „Aber wenn du eine Kundin bist“, setzte Ymir an und holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. „Dann musst du mir trotzdem deinen Personalausweis zeigen. Tut mir leid, aber du siehst wirklich jung aus.“

Das Mädchen machte einen Schmollmund, protestierte aber nicht, sondern griff in ihre Tasche und kramte ihren Geldbeutel heraus. Schon im nächsten Augenblick konnte Ymir einen Blick auf ihren Ausweis werfen. Verblüfft verzog sie die Lippen zu einem schiefen Grinsen.

„Unglaublich“, schnaufte sie amüsiert und schüttelte den Kopf. Natürlich konnte der Ausweis gefälscht sein, aber dies bezweifelte Ymir. „Gut, dann fangen wir am besten noch einmal von vorne an. Willkommen im Kyojin. Was darf es für dich sein?“

Ymir verzichtete auf das Siezen, Kundin hin oder her. Dafür war es zu spät und das Mädchen schien es ihr nicht übel zu nehmen, da sie dazu übergegangen war, sich neugierig umzusehen.

„Eine Tätowierung“, sagte sie schließlich und Ymir atmete erleichtert aus.

„Ein Glück. Ein Piercing hätte ich nicht überlebt“, kommentierte sie. „Dafür ist dein Gesicht zu hübsch.“

Es bereitete Ymir eine Freude zu beobachten, wie sich die blauen Augen weiteten und der zuckersüße Mund perplex öffnete. Als wäre nichts gewesen, wandte sie sich ab, trat zurück an den Tresen und winkte das Mädchen zu sich.

„Möchtest du, dass ich etwas Spezielles für dich zeichne oder möchtest du dir etwas aus dem Katalog aussuchen?“, war Ymirs nächste Frage. Es interessierte sie, weshalb sich jemand wie das blonde Mädchen für ein Tattoo entschied. Ihre Haut war blass und makellos und brauchte eigentlich keine Verzierungen, aber Ymir wusste, dass es auch andere Gründe dafür gab, weshalb man sie aufsuchte.

„Ähm“, machte das Mädchen unschlüssig. „Ich würde mir gern den Katalog ansehen und dann entscheiden. Geht das?“

Ymir zuckte lässig mit den Schultern und reichte ihrer Kundin das Buch. „Lass dir Zeit.“

Sie kehrte zurück zu ihrem Entwurf, konnte es aber nicht lassen, das Mädchen immer wieder heimlich zu beobachten. Sie blätterte konzentriert durch die Mappe, verzog hier und da das Gesicht, als sie ein besonders auffälliges oder ordinäres Muster fand, was Ymir grinsen ließ. Sie bot alles an, da Geschmäcker unterschiedlich waren.

„Du kannst es dir auch noch anders überlegen“, bot sie dem Mädchen diskret einen Fluchtweg an. Es kam nicht selten vor, dass sich potentielle Kunden im letzten Moment doch gegen einen so permanenten Eingriff entschieden.

Das Mädchen sah auf und wieder traf Ymir der missbilligende Blick, den sie furchtbar liebenswürdig fand.

„Ich habe mich entschieden“, sagte sie und deutete auf eins der Bilder. Ymir beugte sich vor und betrachtete es.

„Sicher, dass du nicht lieber ein titanenhaftes Monster möchtest?“, hakte sie neckend nach, stand jedoch auf, da das Mädchen tatsächlich entschlossen wirkte. Außerdem fand Ymir durchaus, dass das gewählte Motiv zu ihr passte. Es war klein und subtil.

„Wo möchtest du es haben? Das wird nicht lange dauern. Wenn du willst, zeige ich dir die Stellen, die am wenigsten wehtun.“

„Nicht nötig“, erwiderte sie. „Ich möchte es hier.“ Das Mädchen zeigte auf eine Stelle direkt über ihrem Herzen.

„Okay. Wenn ich bitten darf, Prinzessin?“ Mit einer Handgeste deutete sie auf den abgeschirmten Bereich ihres Studios, der ihren Kunden Privatsphäre garantierte.

„Nenn mich nicht so“, bat das Mädchen.

„Wieso? Du willst, dass ich dir eine Krone tätowiere. Nun, du kannst mir aber auch verraten, wie du heißt“, sagte Ymir und war stolz auf sich, einen so geschmeidigen Übergang geschafft zu haben.

„Krista“, stellte sich das Mädchen vor und setzte sich auf den für sie vorgesehenen Platz.

„Prinzessin Krista. Ich weiß nicht, ob das wirklich passt“, scherzte Ymir und ging sich die Hände waschen. „Möchtest du mir irgendwann erzählen, was es mit der Krone auf sich hat? Ich kann dir auch meine Telefonnummer dazu tätowieren, kein Problem.“

Wenn Ymir ehrlich war, dann wunderte es sie, dass das Mädchen – Krista – nicht vor ihren Flirtversuchen zurückschreckte. Sie ergriff zwar nicht selbst die Initiative, aber sie schien auch nicht abgeneigt zu sein.

„Lieber nicht“, kam die prompte Antwort, was Ymirs Lächeln flackern ließ. Also doch ein Korb? Schade.

„Du könntest sie mir aber auf einen Zettel schreiben.“

Ymir ließ überrascht die frischen Einweghandschuhe beim Anziehen zu früh los und musste noch einmal von vorne anfangen. Lachend schob sie sich auf ihrem Drehhocker in Kristas Richtung, um die Nadeln vorzubereiten.

Es war nur eine Krone, doch Ymir nahm sich vor, daraus die schönste Krone zu machen, die je einen Körper geschmückt hatte.

„In Ordnung, Prinzessin. Aber jetzt musst du erst mal die Zähne zusammenbeißen.“

Wiedersehen {Idol}

Die Menschentraube, die sich um sie herum versammelt hatte, war weder eine neue Erfahrung, noch störte sie Krista besonders. Sie bekam regelmäßig so viel Aufmerksamkeit von ihren Fans, doch dieses Mal war es anders – die Gesichter, in die sie freundlich lächelnd blickte, waren ihr alle bekannt.

„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest!“, sagte Sasha begeistert und Eren und Armin stimmten ihr nickend zu. Neben Sasha stand Reiner stocksteif da und sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Mikasa und Hanjis Reaktionen fielen subtiler aus, aber auch sie schenkten Krista ein dezentes, einladendes Lächeln, das ihr das Gefühl gab, noch immer, trotz all der Jahre und unterschiedlicher Lebenswege, dazuzugehören.

„Es ist schön, euch alle wiederzusehen“, sagte sie erfreut und zog die Sonnenbrille aus, die in den meisten Fällen aber nur bedingt half, ihre Identität zu verstecken. Selbst als sie durch die Gänge ihrer alten Schule gewandert war, hatte Krista aufgeregtes Tuscheln vernehmen können. Es wunderte sie nicht unbedingt, denn hier hatte alles anfangen – ihr größter Traum war in diesen Mauern entstanden, in dem kleinen Musiksaal im zweiten Stock.

„Wir dachten, dass du zu beschäftigt bist oder man dir erst gar nicht von diesem Klassentreffen erzählt hat“, erklärte Connie die allgemeine Überraschung und Krista kicherte.

„Ich musste mir Zeit nehmen“, erwiderte sie, als wäre dies selbstverständlich – was es für Krista auch war, egal wie voll ihr Terminkalender war. Gerührt sah sie ihre Freunde an, die sich alle aufrichtig zu freuen schienen. Unter den Gesichtern entdeckte Krista aber nicht das, auf welches sie am meisten gehofft hatte und ihr Lächeln flackerte.

„Ist sie nicht da?“, erkundigte sie sich und sah, wie kurze Blicke unter den Versammelten ausgetauscht wurden.

„Ich denke, du solltest im Musikraum nachsehen“, schlug Armin kryptisch vor und Krista runzelte die Stirn, tat aber wie ihr geheißen. Sie ließ ihre Freunde für einen Augenblick allein, um das Klassenzimmer, das speziell für dieses Treffen vorbereitet worden war, zu verlassen und in den zweiten Stock zu hasten.

Als sie die Tür zum Musikraum aufzog, entdeckte sie die gesuchte Person sofort. Sie saß am Klavier und entlockte ihm ein paar willkürliche Töne.

„Ymir!“, quietschte Krista erfreut und begann zu strahlen. Die Angesprochene hob den Kopf und schenkte ihr ein abwartendes Stirnrunzeln.

„Sieh einer an. Der Engel unter den Idolen, Historia Reiss.“

„Nenn mich nicht so. Das ist nur ein Pseudonym“, berichtigte Krista sie und schloss die Tür hinter sich.

Ymir schnaufte belustigt und hörte auf zu spielen.

„Nimmst du es mir immer noch übel?“, fragte Krista kleinlaut, doch auf Ymirs Gesicht zeigte sich keine Reaktion. Stattdessen stand sie auf und ging mit langsamen Schritten auf sie zu. Ymir legte den Kopf schief und musterte Krista von oben bis unten, als würde sie abschätzen wollen, wie sehr sie sich verändert hatte.

„Du vergisst, dass ich dich damals dazu ermutigt habe, Krista“, winkte Ymir ab. „Wieso sollte ich es dir übel nehmen, dass du deinem Traum gefolgt bist?“

„Weil –“, setzte Krista an, stockte aber. Ein trauriger Schleier legte sich über ihre Augen. „Weil wir uns deshalb aus den Augen verloren haben.“

Ymirs neutrale Mimik strauchelte, doch sie fing sich schnell und ein freudloses Grinsen erschien auf ihren Lippen. „Das war unvermeidbar. Zerbrich dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen.“

Krista wirkte nicht überzeugt, aber sie konnte es auch nicht ändern. Das Leben als Idol fraß so gut wie ihre gesamte Zeit, es blieb nicht viel für Menschen außerhalb des Musikgeschäfts übrig, weshalb ihr dieses Klassentreffen auch so wichtig gewesen war und sie sich schon monatelang darauf gefreut hatte.

„Da wir beide hier sind“, unterbrach Ymir ihre Gedanken, „wollen wir nicht gemeinsam musizieren? So wie in alten Zeiten?“

Kristas blaue Augen leuchteten voller Begeisterung auf. „Sehr gerne!“

Ymir schmunzelte über ihren Enthusiasmus und steuerte wieder das Klavier an, setzte sich und winkte Krista zu sich. Diese trat ohne zu zögern näher und ehe sie sich versah, zog Ymir sie auf ihren Schoß.

„Ymir!“, rief sie überrascht lachend.

„Ich habe doch gesagt: Wie in alten Zeiten“, erklärte Ymir frech und führte Kristas Hände an die Tasten, legte ihre direkt daneben.

„Was möchtest du spielen?“, wollte Krista wissen und drehte den Kopf, um Ymirs Profil zu mustern. Das sommersprossige Gesicht war älter, reifer, hatte sich aber ansonsten kaum verändert. Ihr Herz pochte aufgeregt in ihrer Brust, so wie damals, während ihrer Schulzeit, als sie dieses gemeinsame Spielen jeden Tag praktiziert hatten.

Ymir brummte nachdenklich, dann stimmte sie ein Lied an und zu Kristas großer Überraschung, erkannte sie es sofort. Es war eins von ihren, Historias, Liedern!

„Du bist ein Fan, Ymir?“, fragte sie belustigt und lehnte ihren Kopf etwas mehr gegen den dunklen Haarschopf.

Einen Moment lang sagte Ymir nichts, weshalb Krista leise zu singen begann und die Augen schloss. In einer kurzen Pause zwischen der ersten Strophe und dem Refrain, erreichte Ymirs leise Stimme sie: „Das war ich schon immer, Krista.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Ur
2017-09-17T10:23:00+00:00 17.09.2017 12:23
Liebe swanlady,

erst einmal freue mich sehr, dass du an meinem WB teilgenommen hast! Das hat mich vor allem gefreut, da du ja mit einer Schreibblockade zu kämpfen hast <3 Wie du dir ja denken kannst, hab ich mich über das Pairing wahnsinnig gefreut, weil ich die beiden wirklich sehr liebe – und allein dafür, dass sie canon sind, haben sie einen besonders Platz in meinem Herzen :‘D

Die AUs, die du gewählt hast, fand ich alle sehr interessant – besonders gefreut hab ich mich über den Tattoo-Laden und Biker/Ballerina. Ymir als Biker ist einfach großartig und bei dem Gedanken an sie mit Lederjacke auf einem Motorrad muss man sich ja schon erstmal ein wenig Luft zufächern :D

Die beiden waren herrlich IC geschrieben, dein Schreibstil ist wie immer eine Freude beim Lesen und ich habe keinen einzigen Fehler gefunden :) Das Geflirte in allen Kapiteln hat mich sehr zum Strahlen gebracht. Hach. Die beiden.

Ich glaube, ich habe dir das schon mal im Zuge des 50-Sätze WBs gesagt, aber ich finde es besonders schön, wie jedes Kapitel/jede kleine Geschichte eine so wunderbare pointe am Ende hat bei dir. Es ist einfach stimmig und lässt einen mit einem sehr zufriedenen Grinsen zurück!

Vielen Dank für das Lesevergnügen ^-^

LG, Ur

Von:  SakuyaGladius
2017-09-05T00:47:50+00:00 05.09.2017 02:47
Awwww wie süß! Die Story mag ich auch sehr xO schade das es doch so kurz war ^^"
Von:  SakuyaGladius
2017-09-03T19:41:00+00:00 03.09.2017 21:41
Eine sehr schöne Geschichte! Schade das der Date nicht erzählt wird xO
Von:  SakuyaGladius
2017-09-02T01:55:54+00:00 02.09.2017 03:55
Ich kann zwar nichts mit Doctor Who anfangen aber diese Story fand ich recht süß.
Von:  SakuyaGladius
2017-09-02T01:48:26+00:00 02.09.2017 03:48
Ich würde mich da um eine Fortsetzung freuen :O
Von:  SakuyaGladius
2017-09-02T01:38:32+00:00 02.09.2017 03:38
Ein sehr schöner One-Short... :3
Find es etwas lustig. Aber ich sehe überall noch etwas Humor xD ^^"

Von: abgemeldet
2017-03-13T18:54:33+00:00 13.03.2017 19:54
Gibst hiervon eine Fortsetzung? Wäre echt toll weil ich gerne wissen würde wie es hier weiter geht.

Die Idee Attack on Titan Charakter in Naruto ein zu bringen ist genial Idee muss ich sagen!
Also ich fand das Chapter echt toll!

Lg crazy
Von: abgemeldet
2017-02-13T19:55:49+00:00 13.02.2017 20:55
Schön wirklich schön.



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