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Junges Löwenherz

35 Kindheitsmomente von Dorcas Meadowes
von

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27 Wassermelone

Es war heiß. So heiß, dass sie kaum glauben konnte das es wirklich so heiß war. Gähnend reckte sich das Mädchen von etwa sieben Jahren auf der kleinen Treppe vor ihrem Haus. Es war Sommer. Einer der wärmsten Sommer den sie je erlebt hatte.

Ihr langes, erdbeerblondes Haar hatte ihre Mutter am Morgen zu einem dicken Knoten zusammengeschlungen. Trotzdem war ihr heiß.

Gelangweilt lehnte sie sich nach hinten. Ihre haselnussbraunen Augen beobachteten einige Schwalben die um das Haus herum flatterten und eifrig ihren Geschäften nachgingen.

Eigentlich, so fand sie, war jetzt für Damien, ihren besten Freund, genau der Richtige Moment um endlich mit aufzutauchen.

Von Damien, der ihr aber etwas leckeres zu Essen versprochen hatte, war weit und breit keine Sicht.

Dorcas seufzte tief. Es kam ihr so vor als würde es noch eine Ewigkeit dauern bis sie endlich in die Schule kam. Gerade jetzt bei gutem Wetter konnte sie von Hogsmeade aus die Türme und Dächer von Hogwarts sehen und sie konnte es, auch wenn es noch vier Jahre dauern sollte, kaum mehr erwarten nach Hogwarts zu gehen.

Damiens Mutter war die Besitzerin des Honigtopfes und eigentlich war der Laden nur einige Häuser weiter. Langsam fragte sie sich, ob sie nicht ihren Vater rufen sollte, damit er nach Damien sehen konnte.

Als sie Schritte hörte sprang Dorcas auf. „Damien? Bist du's?“, erkundigte sie sich und rannte auf ihren bloßen Füßen, so schnell ihre Beine sie trugen, zum Gartentor.

Von der anderen Seite war ein leises Ächzen und Stöhnen zu hören. Besorgt zog Dorcas die Augenbrauen zusammen und sie öffnete Rasch das Törchen.

Bei dem Anblick der sich ihr bot, brach sie in schallendes und unüberhörbares Gelächter aus. Obwohl sie erst sieben Jahre alt war, hatte Dorcas bereits eine ziemlich laute Stimme.

Vor ihr stand Damien, kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er atmete schwer. In seinen Armen hielt er eine dicke, runde Wassermelone, die er nur mit Schwierigkeit zu halten in der Lage schien.

„Kannst du mir vielleicht mal helfen?“, fragte schließlich Damien und sah sie leicht vorwurfsvoll an.

Als Dorcas sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, machte sie einen Schritt auf ihren Freund zu und nahm ihm die Frucht aus den Armen. Sie hatte keine Schwiergkeiten damit die Melone zu tragen. Langsam wandte sie sich zum gehen.

Sie grinste Damien schief an. „Na komm schon wir gehen zu Dad, damit er uns die Melone schneiden kann!“

28 Eiscreme

Paul Meadowes seufzte tief. Es war sein erster Sommer als Vater, einer einjährigen Tochter und er wusste nicht so recht wo ihm der Kopf stand.

Das kleine Mädchen hielt ihn Tag und Nacht auf Trab. Seine Frau hatte vor zwei Wochen ihre Arbeit im St. Mungos wieder aufgenommen und seither kümmerte er sich um ihre gemeinsame Tochter.

Nicht, dass man Paul falsch verstehen sollte. Nein. Er liebte seine kleine Tochter. Wirklich. Mehr als alles andere auf der Welt.

Trotzdem, war er manchmal wirklich genervt von ihr.

Vor allem seit sie laufen konnte. Und wie sie laufen konnte. So schnell, dass er manchmal keine Zeit hatte sie aufzufangen wenn sie wieder einmal im Begriff war aus dem Haus zu rennen und noch nicht wusste, dass da hinter der offenen Tür zwei Treppenstufen auf sie warteten.

Auch jetzt war Paul mal wieder genervt von Dorcas.

Es war Sommer. Obwohl es in Schottland selten wirklich heiß wurde, war es diesen Sommer der Fall.

Aglaia, seine Frau, hatte am vorherigen Abend Eis für ihn und Dorcas gemacht, damit sie sich während der brüllenden Hitze abkühlen konnten.

Jetzt saß er vor Dorcas auf einem Stuhl und versuchte das Schälchen Eiscreme kleinen, blondgelockten Monsters zurück zu erobern, welches Dorcas soeben an sich gerissen hatte.

Das ganze war jedoch eine größere Herausforderung als er es zunächst geahnt hatte, denn Dorcas hatte beschlossen, dass sie die Eiscreme, die vor ihr stand auch einfach mit den Händen essen konnte und anschließend ihr komplettes Gesicht, und die Kleidung ihres Vater damit einschmieren konnte.

Gerade wollte Paul erneut nach der Schüssel greifen, als er gerade noch so den Unmut seiner Tochter – sich äußernd in ihrem vor Wut knallrot angelaufenem Gesicht – erblickte bis er eine Eiseskälte in seinem Gesicht spürte und seine Augen zusammenkniff.

Erschrocken und auch ein wenig wütend zugleich schrie Paul auf. Langsam spürte er, wie eine zähflüssige Masse sein Gesicht, seine Nase und zuletzt seinen Mund mit köstlich schmeckendem Schokoladen Eis benetzte.

Leise in sich hinein fluchend griff er in seine Hosentasche und förderte ein Stofftaschentuch zu Tage mit dem er sich die Augen rieb.

Als er endlich wieder sehen konnte bot sich ihm zugleich der schönste aber auch der grässlichste Anblick seines ganzen Lebens.

Vor ihm saß Dorcas, noch immer in ihrem Stuhl, aber vollkommen erstarrt mit einer Mischung von Schuld, Wut und Sorge im Gesicht, kleine Tränen in den Augen. Die Schüssel, jetzt vollkommen entleert, schwebte vor ihm.

Verdattert starrte er seine Tochter an. Ein Schwebezauber.

Es dauerte einen Moment bis er selbst vollkommen verstanden hatte, was hier vor sich ging. Dann breitete sich auf Pauls Gesicht ein breites und stolzes Lächeln aus.

Er sprang auf, hob seine Tochter in seine Arme und wirbelte sie lachend durch die Luft.

Das kleine Mädchen war erst einen Moment lang verunsichert, doch dann fing auch sie an zu lachen.

Die Eiscreme war egal. Die Schüssel, die bei Pauls überschwänglichem aufstehen zu Boden gefallen und zerbrochen war, war egal.

Alles was zählte war, dass seine Tochter, sein kleiner Engel zaubern konnte. Das war wichtiger als die Eiscreme die nun überall an ihnen zu kleben begann.

Paul Meadowes war sich sicher. Er war, und würde immer, der stolzeste Vater der Welt sein.

31 Unordnung

Cailin stieg über einen Spielzeugbesen nur um barfuß auf einen kleinen Holzbaustein zu treten. Leise fluchend biss sie die Zähne zusammen und seufzte leise als sie die kleine zusammengerollte Figur ihrer Tochter auf dem kleinen Sofa sah.

Sie musste eingeschlafen sein, während sie in einem Buch gelesen hatte. Dorcas war gerade sieben geworden und hatte ihre erste Ausgabe von Quidditch im Wandel der Zeiten bekommen. Seit ihrem Geburtstag vergrub sie sich nun jeden Abend auf ihrem Sofa zurück um in dem Buch zu lesen bis ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kam.

Heute war sie wohl vor Erschöpfung einfach eingeschlafen. Der Baustein, auf den Cailin getreten hatte gehörte zu einem zusammensteckbaren, kleinen Quidditchfeld, dass sie ebenfalls zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

Auf dem Boden lagen die Bälle und auch die Schlaghölzer der Treiber verteilt herum. Die Torringe lagen überall verteilt und auch die Fähnchen der verschiedenen Häuser und Quidditchmannschaften Großbritanniens und Irlands flogen überall auf dem Boden herum.

Cailin musste lächeln. Dorcas war schon seit sie sich auf einem Besen halten konnte fasziniert gewesen von der Sportart und hatte vor einem Jahr zu ihrem sechsten Geburtstag einen Spielzeugbesen von ihren Großeltern geschenkt bekommen. Seither war kaum ein Tag vergangen an dem sie nicht über Haus und Hof flitzte und ihre Fähigkeiten weiter ausbaute.

Die Unordnung, die in ihrem Kinderzimmer herrschte, war mittlerweile für Cailin ein normales Bild. Hier lag ein Stapel Bilderbücher, dort lagen Bauklötze und Puppen herum. Aber sie wollte Dorcas nicht zu häufig maßregeln. Schließlich sollte sie so lange es noch ging Kind sein dürfen. Schon früh genug würden ihrem Leben Bürden und Pflichten auferlegt werden mit denen sie umgehen und aus denen sie lernen sollte.

Vorsichtig, darauf bedacht auf keine der Spielzeuge am Boden zu treten, ging sie auf Zehenspitzen zu der kleinen Gestalt herüber, die bereits in ein Nachthemd gehüllt war. Zärtlich strich sie ihr eine der wild abstehenden Haarsträhnen aus dem Gesicht, küsste ihre Tochter auf die Wange und hob sie dann sachte in ihre Arme um sie schließlich ins Bett zu legen.

Morgen würde der Abend wohl ähnlich ablaufen. Cailin verbrachte viel Zeit im St. Mungos auf ihrer Arbeit. Schließlich musste jemand dafür sorgen, dass dieser kleine Wildfang auch im nächsten Jahr mehr Utensilien für ihr Quidditch Training bekommen konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Miwakosato1412
2016-08-17T21:44:18+00:00 17.08.2016 23:44
Total süßes Kapitel - die ganze Situation kann man sich richtig gut vorstellen! Dorcas ist echt niedlich, aber Paul schlägt sie fast darin XD
Von:  Lyonesse
2016-05-08T15:07:30+00:00 08.05.2016 17:07
wirklich süß. Bin auf die gesamte Geschichte von Dorcas gespannt :)


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