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J steht für Juliregen

~In deinen Armen~
von

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Datensatz 1


 

Juliregen

Datensatz 1
 


 

Es regnete.

Mal wieder.

Eigentlich nichts Untypisches für diese Jahreszeit, dachte ich.

Aber dennoch… es kam überraschend für mich.

Ja, wir hatten Anfang Juli 2058, ich war noch 21 Jahre alt und hatte es immer noch nicht begriffen, dass man in der sogenannten japanischen Regenzeit nicht ohne Schirm aus dem Haus gehen sollte.

Sasuke hätte nun gesagt, ich sei ein Idiot, echt jetzt.

Und ich hätte dann in ein verblüfftes Gesicht gesehen wenn ich geantwortet hätte, dass er Recht hätte.

Denn ich hatte ihm nie den Moment gegönnt, wenn er mit seinen Aussagen mir gegenüber richtig lag…

Nie…

… ich Idiot!
 

Der Regen war warm.

Die Tropfen liefen mittlerweile in kleinen Rinnsalen aus meinem sonst unbändigen blonden Haaren in den Nacken und verteilten sich dort in den Kragen meiner Sweatjacke. Vermutlich auf der Suche nach ein wenig Stoff der sie aufsaugte wie einen Schwamm.

Doch ich war schon innerhalb weniger Augenblicke so aufgeweicht, dass diese Suche erfolglos bleiben dürfte.
 

Ich hastete durch die sonst überfüllte Einkaufspassage meiner Heimatstadt Konoha.

Leben und Sterben in Konoha hatte Sasuke einmal gesagt… ich hätte damals, als wir unseren Träumen nach einem spannenderen Leben draußen in der großen weiten Welt hinterher jagten niemals gedacht, wie Recht der Teme mit dieser Aussage behalten würde.

Ich war ein Idiot. Mal wieder.
 

Sasuke….
 

Ich sprintete in eine sonst doch recht unscheinbare Seitengasse.

Die Hauswände türmten sich links und rechts von mir in die Höhe und das Gefühl einer Schlucht, in der ich mich befand, überkam mich.

Früher hätte ich es auch als solche gesehen. Als Abenteuer…

Jetzt war es nur eine dunkle, schmutzige Gasse in einer großen grauen Stadt an einem äußerst verregneten Tag.

Hier lagen die kleineren Geschäfte der Einzelhändler, welche den tagtäglichen Kampf gegen die großen Einkaufszentren mehr schlecht als recht durchstanden und ich selbst musste gestehen, dass ich in meinem Leben selten einen solchen Laden betreten hatte… warum zig einzelne Geschäfte aufsuchen wenn man alles mit wenigen Schritten haben konnte?

Ja, ich gehörte dann wohl eindeutig zu den fauleren Konsumenten.
 

Mit jedem Schritt trat ich in die immer größer werdenden Pfützen.

Schmutzwasser spritzte hoch. Befleckte meine Hose.

Selbstreinigendes Material, hatte man mir gesagt.

Bisher sah ich nichts davon. Ein leicht öliger Film ließ sich gar schon am Saum ausmachen. Verdammt! Sofort selbst-trocknend wäre mir in dem Moment lieber gewesen.
 

Nicht nur für mich kam diese Wasserflut vom Himmel überraschend.

Ich lief an einigen Händlern vorbei, die immer noch hastig ihre ausgestellte Ware vor den Türen nach drinnen räumten. Vermutlich würden sie erst fertig damit werden wenn dieser Platzregen schon längst aufgehört hatte.

Vermutlich käme ich genau da auch erst nach Hause.

Ich seufzte. Das wäre zumindest typisch für mich.

Erst recht nach einem so beschissenen Tag im Büro.

Diesen 08/15-Job hatte ich nun schon genau ein Jahr und eigentlich sollte ich dankbar sein, dass ich nach meinem plötzlichen – und für alle in meinem Umfeld überraschenden – Abbruch meines Studiums so schnell einen doch recht gut bezahlten Job in einem größeren Bürokomplex mitten in der Stadt bekommen hatte, doch… ich war nicht dankbar.

Ich hasste diese Arbeit, die so komplett anders war als das, was wir hatten machen wollen… damals…
 

Ich schoss um eine schmale Ecke in eine noch engere Gasse.

Diesen Weg nahm ich eigentlich selten, aber der Wunsch möglichst schnell aus den nassen Klamotten herauszukommen und mich unter eine warme Dusche zu stellen wurde übermächtig… zudem scheuerte eine nasse Boxershorts ungemein an delikaten Stellen, echt jetzt!

Doch als ich noch gerade darüber nachdachte, welches Duschprogramm ich wählen würde – ‚Tropischer Nebel‘ oder ‚Wohlige Schaumdusche‘ standen ganz weit oben auf meiner imaginären Liste – bremste ich ab und erstarrte.
 

Konnte ein Mensch sich zum zweiten Mal im Leben auf den ersten Blick verlieben? Bestimmt! Aber… in die gleiche Person?!

Auch wenn man wusste, dass dies nicht die gleiche Person sein KONNTE?!
 

Eine Frage, die ich meinem Psychologen stellen sollte. Zumindest nahm ich mir dies vor, war mir aber dann doch schnell wieder bewusst, dass ich diesem dann endgültig den fehlenden Grund liefern würde mich einzuweisen.
 

Vor mir stand er.

Ja, ein er. Nicht viele… nein, eigentlich niemand… wusste von meiner Schwäche für das gleiche Geschlecht. Und selbst das stimmte nicht einmal… denn im letzten Jahr war mir selbst klar geworden, dass ich nur für einen Menschen eine Schwäche hatte und gerade so verregnete Tage im Juli erinnerten mich sofort an ihn…
 

Nur… der vor mir…

„Sasuke?!“, keuchte ich mehr, was aber vermutlich an meinem Sprint in den letzten zehn Minuten gelegen haben könnte.

Der Schwarzhaarige vor mir, nur wenige Schritte entfernt, hob seinen Kopf und blickte mir direkt in die Augen.

Den Wagen, den er bislang geschoben hatte und auf dem einige Waren ausgestellt waren, stoppte.

Auch ihm liefen die Tropfen über das Gesicht und zeigten mir, dass er ebenso lange im Regen sein musste wie ich.

Da stand er nun. Fast genauso, wie ich ihn in Erinnerung behalten hatte.

Ja.

Genauso ausdruckslos in der Mimik und genauso nass.

Ein absolutes Dèjá-vu von einem Ereignis so ziemlich genau 365 Tage in der Vergangenheit.

Mein Herz klopfte lauter.

Das konnte nicht sein!

Der Mann vor mir verbeugte sich leicht und senkte sein Haupt.

Erst da wurde mir klar, dass er ein Hemd mit dem Aufdruck eines Geschäftes darauf an hatte.

Vermutlich stand ich gerade genau vor dem Laden. Das hätte auch erklärt, warum er hier diesen Warenstand versuchte ins Trockene zu bringen.

„Willkommen bei Jiraiya Electronics!“

Verdammt! Selbst die Stimme… war… wie damals!

Okay… der Sasuke damals hatte mich zwar nicht willkommen geheißen, sondern zum damaligen Wetter passender verabschiedet, aber der Klang dieser Stimme…

Er ließ alles in mir vibrieren!

„Sasuke!“, huschte es daher erneut über meine Lippen und der Kopf meines Gegenübers erhob sich langsam wieder. Seine linke Hand löste sich von seiner geraden – mitunter konnte man sie sogar schon fast steif benennen - Körperhaltung und deutete auf die schmale, offen stehende Tür direkt zu meiner Rechten.

Ich löste kurz den Blick von ihm und schielte in die Richtung.

Ein kleiner Elektrofachmarkt.

Direkt neben der Tür hing ein Schild, welches in allen möglichen Neonfarben aufblinkte: ‚Verkauf und Reparatur von Androiden aller Art‘

„Du… du bist ein… Android?“, ohne dass ich weiter darüber nachgedacht hatte kamen mir diese Worte über die Lippen und mein Kopf fuhr wieder zu ihm herum.

Die Hände vor seinem Körper zusammengelegt verbeugte er sich erneut leicht und schien sich dabei nicht an dem auf ihn einprasselnden Regen zu stören: „Ja, mein Herr!“

Ich wusste nun nicht, ob ich über diese Aussage erleichtert sein sollte.

Schließlich bedeutete diese Aussage für mich, dass ich nun nicht weitere Stunden bei Doktor Kakashi absitzen dürfte weil ich etwas gesehen hatte, was es nicht geben konnte… einfach nicht gab!

Er ergriff wieder den Wagen und schob ihn an mir vorbei. Auf meiner Höhe hielt er jedoch kurz inne: „Interessieren Sie sich für Androiden, mein Herr?“

So, wie er nun direkt vor mir stand, nur eine knappe Armlänge entfernt, durchfuhr mich erneut ein Schauer, der sicherlich nicht vom Regen stammte.

Dieser… dieser Android… er sah genauso aus wie… Sasuke!

Blasse Haut. Dunkle, fast schwarz wirkende Augen. Schwarzes Haar mit diesem leichten Blauschimmer… dazu diese Stimme…

„Öhm…“, ich kratzte mich am Hinterkopf, „…keine Ahnung?“

„Ha ha!“, oh Gott! Er lächelte! Spätestens jetzt hätte ich bemerkt, dass dies hier nicht Sasuke war! Sasuke lächelte nicht! Zumindest hatte Sasuke nie einfach so gelächelt… also… es gab da so ein oder zwei Momente in all den Jahren, wo er dies mal gemacht hatte… so war es ja nicht, aber… aber das hier!

Er bugsierte den Wagen durch die schmale Tür und ohne weiter darüber nach zu denken folgte ich ihm.

Ich hätte einfach weitergehen können. Nach Hause. Ins Trockene.

Doch… es schien, als zog es mich in diesen Laden.

Der Android rollte den Aufsteller in eine Ecke und drehte sich wieder zu mir herum. Er hatte noch immer dieses leichte Lächeln auf den Lippen.

Ich sah mich etwas unbeholfen um, doch immer wieder huschte mein Blick zu dem Schwarzhaarigen.

War Sasuke auch so groß gewesen? Zumindest war dieser Android einen halben Kopf größer als ich. Aber das war ja auch nicht verwunderlich! Ich kam was das anging nach meiner Mutter und diese war auch nie die Größte gewesen!

„Bitte warten Sie einen Augenblick!“, holte mich diese samtige Stimme aus meinen Gedanken und ich blickte in tiefschwarze Augen.

Verdammt! Sie wirkten so gar nicht künstlich!

Oder war das nun eine Einbildung?

„Jiraiya-sama! Jiraiya-sama! Wir haben Kundschaft!“, rief er in Richtung einer offen stehenden Tür im hinteren Teil des Ladens und ich vernahm ein leises Poltern. Vermutlich hatte dieser Jiraiya heute nicht mehr mit irgendwem gerechnet. Na ja… ich hatte ja auch eigentlich nicht vor…

„Oh! Kundschaft!“

In eben dieser Tür erschien ein größerer Mann fortgeschrittenen Alters. Lange, zerzauste graue Haare hingen wirr über seinen Schultern und schienen farblich förmlich eins zu werden mit dem grauen übergroßen Kittel, den er trug.

Die Ölflecken, die ich auf diesem erkannte zeigten mir, dass dieser Jiraiya wohl gerade in der Werkstatt gearbeitet haben musste und auch das Handtuch in seinen Händen, womit er sich wohl notdürftig schnell reinigte während er in großen Schritten auf mich zutrat, zeigte mir, das er weniger im Verkaufsraum zu finden war.

„Willkommen in meinem kleinen Geschäft!“, er holte weit mit seinen Armen aus und ich hatte das Gefühl, dass er diesen kleinen Laden wirklich mit dieser Geste umfassen könnte.

Er war ein wahrer Riese! Zumindest hatte ich noch nicht oft einen Mann in diesem Alter von dieser Größe und Statur gesehen und irgendwie hinterließ dies doch einen leicht einschüchternden Eindruck.

Jedoch war ich noch nie der Typ gewesen, der sich von so etwas aus der Ruhe bringen lassen konnte und ich nickte daher.

„Ich wusste gar nicht, dass es hier ein Geschäft mit Androiden gibt!“, ich blickte an ihm vorbei auf ein Regal, in welchem sich wohl einige kleinere Ersatzteile oder Zusatzgimmicks befanden.

Der Alte lachte donnernd auf und schüttelte dabei seine Mähne: „Diesen Laden gibt es jetzt schon seit gut 40 Jahren!“

Ich schluckte. Ich war in dieser Stadt geboren und aufgewachsen und hatte bisher immer das Gefühl gehabt, dass ich mich hier auskannte… zudem lief ich diese Strecke seit einem Jahr mindestens zweimal am Tag wegen meiner Arbeit und dennoch… dieser Laden war mir nie aufgefallen!

„Nun“, begann der Ladenbesitzer im geschäftsmäßigen Ton, „Bist du auf der Suche nach einem Androiden?“

Ich zuckte zusammen. Natürlich musste er ja davon ausgehen, dass ich mich für solch eine… Maschine interessierte. Warum sonst ging man in ein dementsprechendes Geschäft?

„Ich… öhm… he he… weiß nicht!“, auf meine wirklich aussagekräftige Antwort schenkte er mir ein freundliches Lächeln.

„Ich… ich kam einfach an diesem Laden vorbei und…“

Ja… und WAS?!

Da fiel mir nichts mehr ein.

„Verstehe!“, er nickte mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen vor der Brust und wirkte dadurch wirklich so, als würde er mich verstehen.

„Gibt es denn irgendetwas, was dein Interesse hier erwecken könnte oder was du hier magst?“

Mein Blick ging von diesem Jiraiya rüber zu dem Androiden der aussah wie Sasuke. Dieser lächelte immer noch und hielt den Blick zu mir aufrecht.

Mein Herz wummerte deswegen wieder etwas stärker und jagte mir seltsamerweise eine leichte Röte auf die Wangen. Daher suchte ich wieder hastig den Blickkontakt zu dem älteren Ladenbesitzer: „Öhm… also… es ist… wegen ihm!“

Mit einer ruckartigen Bewegung wies ich Jiraiya auf den Schwarzhaarigen hinter ihm und er drehte sich kurz zu diesem herum: „Wegen ihm?“

Er klang leicht überrascht.

„Hm…ja… also… ich mag… ihn!“

Oh Gott! Eine Tomate wäre im Vergleich zu meinem Gesicht sicherlich blass vor Neid! Fast schon beschämt sah ich wieder auf zu dem Androiden und sein Lächeln war einer deutlichen Verwunderung gewichen, die Jiraiya auch gleich in Worte zu fassen wusste.

„Du magst ihn?“, er drehte sich wieder zum Schwarzhaarigen herum, „Z23?“

Der Android wandte seinen Blick von mir ab und dem Ladenbesitzer zu.

„Haben wir noch Modelle von dir auf Lager?“

Der Android schloss kurz die Augen ehe er antwortete und dadurch wirkte er leicht nachdenklich auf mich: „Ja, Jiraiya-sama. Wir haben noch ein Modell auf Lager!“, dann drehte er sich zu mir und lächelte wieder so… so Sasuke-untypisch aber dennoch Pulsbeschleunigend zu mir, „Wir haben noch so einen wie mich! Möchten Sie ihn sehen?“

„Öhm…“

Er beugte sich etwas in meine Richtung und irgendwie wurde mir die Luft etwas knapp. Brauchten Androiden Sauerstoff?

„Nein!“, fing ich mich wieder und von dieser Aussage überrascht zuckten Jiraiya sowie der Android etwas zurück, „Ich will keinen anderen sehen! Ich meinte… also… ich meinte, dass ich… öhm… DICH will!“

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dem Schwarzhaarigen stand der Mund auf. Auch Jiraiya neben ihm wirkte mehr als erstaunt.

Nach einiger Zeit des fast schon unangenehmen Schweigens legte sich eine riesige Hand auf meine Schulter und drückte sanft zu: „Das tut mir leid, junger Mann! Z23 ist mein persönlicher Assistent und steht eigentlich nicht zum Verkauf, weißt du?!“

Meine Schulter sackte unter seiner Hand ab. Vermutlich sah man mir die Enttäuschung auch an. Das hätte ich schließlich wissen müssen! Niemand verkaufte etwas, was er selbst benutzte und es war ja offensichtlich, dass dieser Sasuke-Android hier arbeitete!

Wieder legte sich diese Stille über uns, die plötzlich durch ein lautes Seufzen unterbrochen wurde: „Du möchtest ihn wirklich haben, hm?“

Unbewusst musste ich wohl genickt haben.

„Nun… wenn es dich nicht stört, einen gebrauchten Androiden zu kaufen, dann… dann würde ich eine Ausnahme machen und dir Z23 verkaufen!“

Ich fuhr zusammen als hätte ich gerade einen Stromschlag bekommen: „Eh! Echt jetzt?! Aber… aber dann haben Sie doch keinen Assistenten mehr!“

Die Hand löste sich von meiner Schulter und winkte stattdessen ab: „Ach… dann kaufe ich mir halt einen anderen!“

Allein für diese Aussage hätte ich den alten Mann vor mir drücken können!

Er drehte mir den Rücken zu und betrachtete den Androiden: „Sag mal, Z23! Wie viel hast du noch einmal gekostet?“

Diesmal schien der Schwarzhaarige nicht nachzudenken: „Genau 3,2 Millionen Yen, mein Herr!“ (~24.500,00 Euro)

Mir zog es gerade wortwörtlich den Boden unter den Füßen weg: „WAAAAS?!“

Verdammt! Androiden waren ja scheiße teuer! So viel… so viel…

„Moment! Moment! Jiraiya-san! So viel… so viel Geld hab ich nicht! Echt jetzt!“

3,2 Millionen Yen! Heilige Scheiße! Ich verdiente wirklich gut in meinem Job, aber das waren mal eben… öhm… locker etwas mehr als mein Jahresnettoeinkommen! Ich war erst 21! Den Großteil meiner Ersparnisse hatte ich erst vor kurzem in die Einrichtung meines kleinen Appartements gesteckt, welches mir wiederum meine Eltern geschenkt hatten damit ich endlich einmal auf eigenen Beinen stehen sollte.

Hatte bis auf die Festanstellung bisher nicht wirklich viel gebracht! Haushalt war nicht so meins und Kochen…. Na ja… es lebe Instant Ramen! Ha ha!
 

Der alte Mann lachte erneut laut auf: „Ach, Junge! Ich verkaufe doch keinen gebrauchten Androiden zum Einkaufspreis! Wo denkst du hin!“

Er zog einen Taschenrechner aus der ausgebeulten Außentasche seines Kittels und tippte eine Weile lang darauf herum.

Irgendwie machte mich das noch nervöser. In meinem Kopf ging ich meine Kontoauszüge durch sowie den Stand meines Sparbuchs und den Inhalt meines Sparfrosches. Mit viel Glück würde ich etwa ein Drittel zusammenkratzen können…

Die digitale Anzeige des Taschenrechners vor meinem Gesicht unterbrach mich bei meinen innerlichen Berechnungen… plante ich doch gerade eine längere Fastenzeit ein um noch mehr sparen zu können…

„Wie wäre es mit diesem Preis?“, fragte mich Jiraiya und ich schielte wieder auf die Anzeige. Hatte sich der alte Mann verrechnet?

Das konnte doch nicht stimmen! Ich sah zu ihm auf, dann wieder auf das Display und erneut zu ihm. Er nickte hingegen nur mit einem Lächeln. Vermutlich sah er mir meinen Unglauben deutlich an.

„Sind Sie sich sicher? Das… das ist doch viel zu…“, billig wollte ich nun in Anwesenheit dieses… meines? Sasukes nicht sagen!

„Aber natürlich!“, Jiraiya grinste, „Aber du solltest wissen, dass Z23 ein schon in die Jahre gekommenes Modell ist und daher auch dann und wann mal Reparaturen anfallen könnten! Es wäre dann wirklich entgegenkommend, wenn du diese dann bei mir machen lassen würdest!“

Das hätte ich eh! Es war ja nicht so als würde ich zig Androidengeschäfte in Konoha kennen!

Ich schnappte mir die entgegengebrachte Hand und schüttelte sie eifrig: „Aber klar doch! Aber so was von! Sicher Sicher! Und ich verspreche Ihnen…“, ich ließ seine Hand los und schnappte stattdessen nach dem Ärmel des Schwarzhaarigen, „…Ich werde mich hervorragend um ihn kümmern! Ihm wird es an nichts fehlen und ich werde für den Rest meines Lebens für ihn da sein, echt jetzt!“

Ich wusste nicht, inwieweit man bei Androiden schon so etwas wie menschliche Gemütszustände hervorrufen konnte oder ob ich es mir nur gerade durch mein Wunschdenken einbildete, doch in diesem Moment war ich mir sogar sicher, dass man einen leichten Hauch von Rot auf den Wangen des Modells Z23 sehen konnte.

„Das freut mich zu hören!“, meinte Jiraiya mit einem warmen Lächeln und nahm die ihm entgegengebrachte Electronic Cashcard von mir an.

Nun war ich 300.000 Yen (~2300,00 Euro) ärmer, doch innerlich fühlte ich mich so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr!
 

Der Juliregen hatte aufgehört.

Die Sonne schaffte es gar mit ihren Strahlen hier und da durch die sich auflösende Wolkenwand zu preschen…

Als wolle das Wetter meine Gefühle verdeutlichen.

Wir gingen nebeneinander her die Straße entlang. Mein Z23 und ich… he he!

Oh! „Ich finde Z23 ist kein passender Name für dich!“

„Das ist meine Modellbezeichnung, mein Herr!“

„Darf ich dir einen… öhm… Namen geben?“, ich wich seinem deutlich spürbaren Seitenblick aus.

„Natürlich, mein Herr! Ganz wie Ihr wünscht!“

„Sasuke!“

„Hm?“

„Du wirst von nun an Sasuke heißen, ja?“, wieso wurde ich nur so rot?

„Ja, mein Herr!“

Wir erreichten eine Kreuzung, überquerten diese und bogen in eine Straße ein die wesentlich mehr grün aufwies als es in der Innenstadt der Fall gewesen war.

Hier waren zwar ebenfalls Gebäude, die vom Boden aus gesehen den Anschein machten als wollten sie in den Himmel wachsen, doch es war deutlich erkennbar, dass es sich um eine reine Wohngegend handelte.

In einem solchen Gebäudekomplex hatte ich mein kleines Zweiraum-Appartement. Nichts Besonderes, aber mein eigenes kleines Reich.

Und trotz der geringen Größe hatte ich mich oftmals einsam hier gefühlt.

Einige Male hatte ich mir überlegt gehabt, mir ein Haustier anzuschaffen, doch der Hauswart hatte mir auf meine Anfrage hin mitgeteilt, dass Tiere im Gebäude untersagt wären und er sie dann entfernen müsste.

Ich wünschte, er hätte diese Einstellung auch den Kakerlaken gegenüber!

„Mein Herr?“

Ich zuckte zusammen. Ich war es gar nicht gewöhnt in Begleitung nach Hause zu gehen!

„Ich danke Ihnen, dass Sie mich gekauft haben! Ich muss zugeben, dass ich verdutzt darüber war, wie schnell das ging und ich war ehrlich gesagt überrascht, dass jemand so interessiert an mir ist und auch so über mich gesprochen hat. Ich möchte Ihnen dafür danken! Das hat mich sehr glücklich gemacht!“

Beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gefallen und daher blieb ich kurz stehen. Sasuke tat es mir gleich und drehte sich zu mir herum. Erneut erkannte ich dieses Lächeln auf seinen Lippen. Mein Herz schlug einige Takte schneller. Auf Dauer wäre dies sicherlich nicht gesund!

„Was ich damit sagen möchte“, fuhr er fort, „Ich werde mich auch sehr gut um Sie kümmern, mein Herr! Auch ich möchte das tun für den Rest meines Lebens!“

Oh, wow! Gott, steh mir bei… sein Lächeln war nun deutlich sichtbar und ich musste schlucken.

Nervös kratzte ich mich wieder einmal an meinem Kopf und nahm nun wieder meinen Gang auf und trat mit gesenkten Kopf an ihm vorbei: „Lass uns beide einfach unser Bestes geben, ja, Sasuke?“

„Natürlich, mein Herr!“
 

Etwa eine Stunde später saßen wir beide auf dem Fußboden mitten in meinem Wohnzimmer. Ich hatte Sasuke kurz durch all meine Räumlichkeiten geführt, was natürlich nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen hatte und danach hatten wir beschlossen, dass ich mich näher mit ihm befassen müsste.

Schließlich hatte ich noch nie einen Androiden besessen, auch wenn es die schon sehr lange gab und auch meine Eltern hatten bislang noch nie eine solche Anschaffung als Nötig erachtet.

Wir hatten es uns beide in trockener Kleidung auf dem flauschigen Teppichboden vor meiner Zweisitzer-Couch bequem gemacht und im Hintergrund lief leise Musik.

Jiraiya-san hatte mir einen ganzen Ordner mitgegeben mit allerlei Heften darin.

So fand ich auch eine Bedienungsanleitung für den ‚Erststart‘. Diese brauchte ich offensichtlich nicht mehr.

Jedoch beschloss ich, mich mit den Heften über die richtige Wartung später noch genauer auseinanderzusetzen.

Sasuke saß schweigend neben mir und beobachtete mich dabei, wie ich mir die Skizzen zu seinem Aufbau genauer ansah.

„Du musst regelmäßig zum Aufladen deiner Batterie an eine Steckdose…hm… wo…“, murmelte ich mehr vor mich selbst hin und strich dabei mit meinem rechten Zeigefinger über die Abbildung.

Ein leises Zischen ließ mich aufblicken.

Sasuke hatte die kurze Hose, die er zuvor von mir bekommen hatte, hochgekrempelt und somit seinen linken Oberschenkel freigelegt. Dort war wohl zuvor eine gut versteckte Klappe gewesen, doch lag nun diese Stelle an seinem Bein frei und bot mir die Sicht auf einige Kabel und Kästchen sowie auf eine Buchse.

Erstaunt stand mir immer noch der Mund offen während er ganz ruhig die einzelnen Kabel zu erklären schien. Erst als er mit seinen Erläuterungen zu eben dieser Buchse angekommen war schienen seine Worte wieder zu mir durchzudringen.

„…und hier wird ein herkömmliches USB 6.0 Kabel angeschlossen worüber meine Batterie dann die benötigte Energie bezieht!“

Irgendwie schaffte ich es daraufhin meinen Blick von diesem offenen Oberschenkel zu lösen und ihn anzusehen: „USB 6.0?“

„Hm!“

„Hab ich da!“, ich sprang auf und zu meinem kleinen Arbeitsplatz. Normalerweise hatte ich wirklich keine Ordnung hier und wäre dieser Android der wirkliche Sasuke gewesen hätte ich mir bestimmt schon einige Bemerkungen zum Zustand meiner Wohnung anhören dürfen, aber dieser Sasuke hier hatte bislang noch nichts dazu gesagt. Anscheinend war ihm Höflichkeit oder aber eine gewisse Ignoranz diesbezüglich einprogrammiert worden. Was hatte ich ein Glück!

Dennoch hatte ich das benötigte Kabel gefunden sowie den passenden Adapter für eine Steckdose und hielt sie ihm mit fast schon stolzem Grinsen entgegen.

„Ja, genau so ein Kabel! Noch habe ich über 80% und benötige noch keine Aufladung. Aber wir sollten vielleicht einen festen Ort hier suchen, wo ich vielleicht über Nacht aufladen kann?“

Ich nickte eifrig und überlegte zeitgleich, wo Sasuke seine Nächte verbringen würde. Spontan hätte ich ihm vorgeschlagen, dass er mit mir in meinem Bett liegen könnte, doch wusste ich nun auch nicht, ob das so…hm…normal für einen Androiden dieser Art war.

Sicherlich gab es in den Amüsiervierteln Konohas auch solche, die man all gemeinhin als ‚Lust-Androiden‘ bezeichnete, doch mein Sasuke war eindeutig nicht als ein solches Modell gebaut worden!

Ich legte daher das Kabel neben ihn und setzte mich wieder.

Irgendwie, ob es die Neugierde war oder einfach nur weil es seltsam war neben jemanden zu sitzen, dessen Oberschenkel geöffnet so dalag, beugte ich mich nun näher heran.

„Wofür…“, ich zögerte, traute mich aber dann doch auf einen Knopf in seinem Inneren zu zeigen, „Ist dieser da gut?“

Als keine direkte Antwort folgte schaute ich auf und nun konnte ich mir in diesem Moment sicherlich nicht einreden, dass ich es mir einbildete: es war ganz deutlich ein zartes Rot auf den Wangen Sasukes zu erkennen.

Natürlich würde nicht Blut dafür verantwortlich sein…aber vielleicht würde ich in eben diesen ganzen Unterlagen so etwas wie die Information finden, dass bei Androiden in beschämenden Momenten das Öl oder die Hydraulikflüssigkeit oder was auch immer schneller zirkulierte.

„Mein Herr…“, er sah an mir vorbei zu Boden, „…irgendwie fühle ich mich etwas seltsam wenn Ihr so auf mein… Innenleben starrt!“

Ich zuckte zurück und hätte ich nicht neben ihm gesessen, dann wäre ich sicherlich auch einen Schritt von ihm weggegangen. Nun war ich es, der rot anlief.

Dem echten Sasuke hätte ich sicherlich auch nicht so unverblümt ‚dahin gesehen‘!

„Und das ist der Schalter vor Überspannungsschutz. Den muss ich während des Aufladens betätigen wenn es draußen gewittert oder ich mich bei Gewitter draußen aufhalte!“, und nachdem er mir das gesagt hatte schloss er die Öffnung an seinem Oberschenkel.
 

Kurze Zeit später hatte ich nun doch etwas Hunger.

Na ja. Nicht wirklich Hunger. Eher Appetit auf eine Kleinigkeit und daher warf ich einen Blick auf den eigentlich doch recht übersichtlichen Inhalt meines Kühlschranks. Vom Vortag hatte ich noch eine Schüssel mit Mutters selbstgemachten Pudding übrig und es erstaunte mich, dass ich sie noch nicht ganz geleert hatte.

„Oi, Sasuke! Hast du ein Glück! Hier ist noch etwas Schokopudding von meiner Mum! Den teilen wir uns jetzt!“

Sasuke, der hinter mich in die Küche getreten war und mich bei meiner Suche nach etwas Essbarem schweigend beobachtet hatte, hob ganz leicht eine Augenbraue.

Irgendwie erinnerte mich gerade solches Verhalten an meinen Sasuke von damals und ich jauchzte förmlich innerlich glücklich auf.

Schnell hatte ich mir einen großen Löffel aus meiner Besteckschublade gegriffen und tunkte ihn in die tiefbraune Masse.

„Mach schön weit den Mund auf!“

Er zögerte. Seine Augen waren etwas geweitet und nun auf den Löffel fixiert, der da so kurz vor seinen Lippen in der Luft schwebte.

„Ich…“, mehr kam nicht aus ihm heraus.

Mein Sasuke damals war kein großer Freund von Süßspeisen. Sicherlich mochte er damals sehr gerne Onigiri gefüllt mit süßer Bohnenpaste oder eingelegter Pflaume essen, aber das war auch schon das höchste der Gefühle gewesen! Mit Dangos hatte er mich einmal fast erschlagen da sie ihm viel zu süß waren!

Vielleicht verhielt es sich ja mit diesem Sasuke ähnlich?!

Langsam öffneten sich seine Lippen einen größeren Spalt und mir gelang es, den Löffel dazwischen zu schieben.

„Und? Schmeckt irre gut, nicht wahr? Meine Mum kann irre gute Puddings kochen, echt jetzt!“, ich strahlte ihn förmlich an, während ich den Löffeln erneut in die Schüssel tunkte.

„Es schmeckt wirrrrrrrr…. seeeeeehrrrrrr guuuu…guuuuu….“

Sasukes Lider flackerten leicht und irgendwie schien es ihm die Pupillen nach hinten zu verdrehen, da ich plötzlich nur noch das Weiße in seinen Augen erkennen konnte.

Dazu kamen noch so seltsame Brumm- und Zischgeräusche aus seinem Bauch.

Nun machte sich doch Panik in mir breit: „Oi! Sasuke! Was ist’n? Du machst komische Geräusche!“

„Ess… Ess… Ess~en ggggg guuuut. Sah aaaaauuus. Ge~Geräussssssscheeee nega…negative!”

„Shit Sasuke!“, ich ließ vor Schreck die Schüssel fallen und Mutters guter Pudding verteilte sich nun ungeachtet von mir quer über die beigen Kacheln und meine weiße Küchenzeile, „Ich glaub du verreckst gerade!“, und schon war ich aus der Küche geeilt ins Wohnzimmer.

Bestimmt stand doch etwas in diesem Ordner und während ich hastig blätterte wurden diese seltsamen Geräusche aus meiner Küche immer lauter und unheimlicher… sicherlich dachten die Nachbarn gerade, dass ich ein Küchengerät missbrauchte…
 

Keine fünf Minuten später hockten wir wieder beisammen auf dem Küchenboden und Sasuke hatte einen Schlauch an seinem Bauchnabel befestigt. In einen Topf zwischen seinen Beinen lief eine wässrige Brühe ab, die einmal ein simpler Löffel voll Pudding und jede Menge Altöl gewesen war.

Ich beschloss nicht genauer hinzusehen, da ich sonst sicherlich nie wieder Mum’s guten Pudding würde essen können.

Dieser Ordner war wirklich meine Rettung gewesen! Hätte ich ihn vorab aufmerksamer gelesen, dann hätte ich gewusst, dass Sasuke ein älteres Androidmodell war und somit noch nicht in der Lage irgendwelche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen.

Ich schüttelte über meine eigene Dummheit den Kopf, doch wunderte ich mich auch, warum Sasuke sich nicht einfach geweigert hatte den Pudding zu essen.

„Warum hast du mir denn nichts gesagt? Du musst mir sowas doch sagen, echt jetzt!“, seufzte ich und ließ mich nach hinten gegen einen Küchenschrank fallen.

„Ich…“, er sah mich über seine Schulter direkt an, „…dachte, meinem Herrn sei meine Meinung zu den Kochkünsten seiner Mutter wichtig, da…“

„Quatsch!“, unterbrach ich ihn brummend, „Wäre doch nicht weiter schlimm gewesen! Allerdings sollten wir das meiner Mum nicht stecken wie du auf ihr Essen abgehst! Das versteht sie nur wieder falsch!“
 

Es war Freitagabend und ich hatte eine wirklich anstrengende Arbeitswoche hinter mich gebracht mit einigen Überstunden. Schließlich musste ich diese Sonderausgabe namens Sasuke, der sich nun seit einigen Wochen um meinen Haushalt kümmerte, irgendwie wieder reinholen.

Mir gegenüber saß Itachi. Ich kannte ihn schon so lang ich denken konnte und immer, wenn er in Konoha war, verabredeten wir uns für den Abend.

Er wohnte mit seiner Frau Sakura, die eine gemeinsame Kindheitsfreundin von mir und Sasuke gewesen war, seit ein paar Monaten in Kumogakure und leitete dort eine Filiale des Familienunternehmens.

„Oi, Itachi-nii-san! Reich mir doch bitte noch mal die Speisekarte?“, ich deutete auf die Menükarte neben ihm mit dem geschwungenen Aufdruck ‚Ichiraku‘.

Er lachte leise und übergab mir die Karte: „Sag mir nicht, du hast immer noch Hunger, Naruto! Du hattest doch bereits drei große Portionen Miso-Ramen!“

Ich rieb mir mit meinem Handrücken verschmitzt grinsend unter der Nase entlang: „Nein! Eigentlich wollte ich mir noch etwas zu trinken bestellen! Möchtest du auch noch was?“

Er nickte nur und legte dabei seine Essstäbchen zur Seite.

„Bier?“

„Bier!“

Ich winkte nach der Bedienung, deutete dieser das wir noch zwei Bier wünschten und legte die Karte auf den leeren Nebenplatz.

„Sag mal, Naruto, was ist dir denn Gutes widerfahren?“

Ich zuckte zusammen: „Hä?“

Er wischte sich mit einer Serviette über die Lippen. Das sah bei ihm immer so vornehm aus! Generell schienen alle Uchihas aus einem anderen Holz gemacht zu sein als normale Menschen.

„Na ja. Du grinst die ganze Zeit schon so vor dich hin. Als ich letzten Monat hier war, da…“, nachdenklich griff er sich ans Kinn und starrte kurz Richtung Deckenbeleuchtung, „…da warst du noch so…niedergeschlagen!“

Verwundert über diese Aussage legte ich den Kopf leicht schräg. Mir war zwar bewusst gewesen, dass ich nicht so ganz glücklich gewesen war wie man mich für gewöhnlich kannte, doch das man erkannt hatte, dass ich niedergeschlagen, ja, fast schon durchgehend deprimiert war, verwunderte mich doch etwas.

„Och, nichts weiter, Itachi-nii-san! Echt jetzt! Aber sag mal…!“

Nun hob er wieder diese feingeschwungene Braue an. Vermutlich bemerkte er, dass ich das Gesprächsthema absichtlich änderte.

„Wo hat Sasuke damals immer seine Klamotten gekauft?“

„Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, die Kellnerin erschien neben uns und setzte die zwei Gläser mit dem bestellten Gerstensaft ab.

„Keine Ahnung! Der Teme sah halt immer…öhm…gut aus und so. Und ich dachte gerade an einen…öhm… Imagewechsel oder so!“, ich lachte leise auf und kratzte mich am Hinterkopf. Es war doch ziemlich offensichtlich, dass ich meinem langjährigen Freund und praktischen Bruderersatz nicht alles erzählte, doch Itachi sah dies wohl nicht so eng und schmunzelte leicht über mein typisches Verhalten.

„Du und ein Imagewechsel? Es war die Herrenboutique im Kuro-Center, glaube ich!“, er nahm einen Schluck aus seinem Glas, „Hm…irgendwie schwer vorstellbar dich mal nicht immer in Orange zu sehen!“

„Oi! Was soll das denn heißen! Ich habe auch andere Farben in meinem Kleiderschrank! Zum Beispiel…“, okay, das war nun wirklich nicht leicht, „Schwarz und…“

„Schwarz ist keine Farbe, Naruto! Höchstens ein Gemütszustand!“, flötete der Uchiha.

„Ha! Das hättest mal so dem Teme sagen sollen, echt jetzt!“
 

„Saaaaasuke!“

Ich pfefferte meine Schuhe wenigstens in die Richtung in der sich der Schuhschrank befand und hüpfte nach Gleichgewicht suchend durch den wirklich winzigen Flur meiner Wohnung: „Sasss…!“

„Ich bin hier, mein Herr!“, ein schwarzer Schopf lugte um die Ecke aus dem Wohnzimmer auf den Gang, „Willkommen zu Hause! Wie war Ihr Tag?“

Es war jeden Tag irgendwie ein wahnsinnig schönes Gefühl nach Hause zu kommen und dieses nicht einsam und verlassen vorzufinden.

Sasuke trat nun vollständig in die Diele und ich musste mir ein Auflachen unterdrücken.

Er trug eine wirklich alte Rüschenschürze in zart-rosa. Diese war offensichtlich aus der Kiste mit der Aufschrift ‚Einstandsgeschenke von deiner Mutter‘.

Es war daher wirklich nicht so schlecht gewesen, dass ich an diesem Montagnachmittag, nach meiner Arbeit, in diese Boutique im Kuro-Center gewesen war.

Ich warf ihm eine prall gefüllte Tüte entgegen, die er geistesgegenwärtig auffing und dabei den Wäschekorb mit meiner Schmutzwäsche fallen ließ, den er bislang unter dem Arm geklemmt hatte.

Sein Gesichtsausdruck spiegelte deutliche Verwunderung wieder: „Was…?“

„Ein Geschenk!“, über die Wäsche hinweg hüpfend lief ich an ihm vorbei ins Wohnzimmer und ließ mich auf die kleine Couch fallen, „Los! Probier an! Probier an!“

Er linste in die übergroße Tüte: „Ein Geschenk? Für mich? Kleidung?“

„Ja! Ja!“, ich hibbelte etwas herum. Irgendwie war ich wahnsinnig aufgeregt: „Nun zieh sie schon an!“

„Jetzt?“

„Natürlich jetzt! Ich will doch sehen….öhm…ob sie passen! Ja genau!“

Lügen war noch nie etwas was ich beherrschte, aber dem Androiden schien meine zögerliche Aussage nicht aufzufallen, denn er verschwand mit eben dieser Tüte im Schlafzimmer.

Es dauerte auch nicht lange und er trat komplett umgezogen wieder heraus.

Unsicher wirkend blickte er an sich selbst herunter während er näher an mich heran trat, doch das beachtete ich gar nicht weiter, denn mir hatte es wirklich die Sprache verschlagen.

„Wie… wie sieht es aus, mein Herr?“

Die schwarze, enganliegende Hose mit locker sitzendem Nietengürtel und das dunkelgraue T-Shirt mit V-Ausschnitt und schwarzem Aufdruck… darüber ein offenes Hemd in schwarz… Scheiße… vor mir stand wahrhaftig Sasuke.

Nicht Android Sasuke! Sondern Sasuke Uchiha!

Mit diesem Gedanken setzte bei mir auch schon das heftigere Pochen meines Herzens ein.

Doch irgendetwas fehlte noch…

„Sasuke? Kannst du die Augenbraue so anheben…“, da ich das selbst nicht konnte nahm ich meinen Finger und drückte meine linke Braue nach oben, „…und dann ‚Tzz‘ sagen?“

Zunächst irritiert verschränkte der Schwarzhaarige die Arme vor der Brust, hob aber dann doch genau diese Augenbraue an und: „Tzz!“

DAS war der Moment, wo mein Herz stehen blieb und ich aufsprang.

Es waren nur zwei Schritte und schon hatte ich meine beiden Arme um seinen Hals geworfen und ihn an mich gezogen. Ich merkte die stocksteife Haltung seinerseits unter meiner Umarmung, doch hinderte mich dies nicht, mich noch mehr in meiner überschwänglichen Freude an ihn zu pressen: „Du siehst großartig aus, Sasuke! Echt jetzt! Ich liebe dich!“

Die vorher verschränkten Arme baumelten links und rechts an seinem Körper und er rührte sich weiterhin nicht.

Ich löste mich etwas von ihm, jedoch lagen meine Arme weiterhin um seinen Nacken geschlungen: „Ahm… he he…natürlich siehst du immer gut aus, Sasuke!“, und sah ihn nun direkt an.

Er hatte nun beide Augenbrauen angehoben und blickte auf mich hinunter: „Ich werde auf diese Kleidungsstücke besonders gut achtgeben, mein Herr!“, und dann spürte ich, wie er zögerlich seine Arme hob, sie um meine Taille schlang und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.
 


 

Mein Herr schlief noch. Ich würde ihn auch nicht wecken.

Das Signal, dass meine Batterien nun vollständig geladen waren, hatte mich aus meinem Standby-Modus hochfahren lassen.

Ich befand mich auf dem Sessel direkt neben dem Bett meines Herrn.

Bemüht, nicht unnötig ein Geräusch zu verursachen, blickte ich auf das Bündel auf meinem Schoß.

Dort hatte ich die Hose, das Hemd und das T-Shirt zusammengefaltet abgelegt.

Ein seltsames – nun, nenne ich es einmal ‚Gefühl‘, überkam mich.

Mein Herr hatte mir diese Kleidung gekauft, weil er sich um mich kümmerte. Ich war meinem Herrn also wichtig! Diese Kleidung ist nur für mich und ich werde gut darauf achtgeben. Mein System schaltete sich langsam wieder auf Standby.

Ich würde gut darauf achtgeben. Denn darin liebt mich mein Herr…
 


 

Einige Tage später kam ich mit äußerst guter Laune von der Arbeit nach Hause.

Das lag sicherlich nicht an meinem Job. Eher an meiner Mittagspause!

Mein alter Kumpel Kiba hatte mich besucht und wir waren zum Schnellimbiss gegenüber von dem Bürokomplex, in welchen ich arbeitete, gegangen.

Kiba war bisher auch der Einzige in meinem Bekanntenkreis, dem ich erzählt hatte, dass ich nun einen Androiden besaß.

Das hatte ich auch nur getan weil ich wusste, dass Kiba sich mit Androiden ein wenig auskannte und ich so jemanden hatte, mit dem ich mich ab und zu austauschen konnte.

Kiba arbeitete in einer Tierklinik als Tierpfleger. Viele seiner Kollegen, wenn man es denn so nennen wollte, waren Androiden. Und vor einigen Wochen hatte ich auch erfahren, dass Kibas Hund Akamaru auch ein sogenannter Andro-Dog war. Kiba hatte sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen können als ich ihn bei dieser sprichwörtlichen Offenbarung eine ganze Weile lang sprachlos angestarrt hatte. Schließlich hätte ich auch selbst darauf kommen können!

Ich kannte Kiba schon seit meiner Zeit an der Elementary School und damals hatte er uns seinen kleinen Hund Akamaru gezeigt.

Und nun, fast 18 Jahre später, hatte er immer noch diesen Hund und dieser war fit und munter gewesen wie am ersten Tag.

Manchmal war ich wirklich schwer von Begriff.

Allerdings war es bei Akamaru auch nicht so offensichtlich, denn Kiba gab ihm immer wieder Leckerli wenn er etwas gut machte.

Und so kam es, dass ich ihn darauf ansprach, wie das denn möglich war denn Akamaru war ja nun einmal auch kein neueres Modell.

Er erzählte mir, dass er den Hund hatte aufrüsten lassen und von da an war ich Feuer und Flamme für seine Erzählungen.

Nun hatte er mir heute einen Chip mitgebracht und ihn mir während meiner Mittagspause gegeben. Dieser sei bei der alljährlichen Wartung der menschlichen Androiden bei ihm in der Tierklinik übrig geblieben und enthielt einige Software-Updates und Gimmicks sowie eine neues Antivirenprogramm.

Dieses war äußerst nützlich, da sich Sasuke gerne über das Internet mit den neusten Nachrichten versorgte und mir die wichtigsten Neuigkeiten dann beim Abendessen berichtete, so dass ich stets auf dem Laufenden war.

„Sasuke?“

Nachdem ich nun Wohnzimmer und Küche erfolglos nach ihm abgesucht hatte fand ich ihn im Schlafzimmer beim beziehen des Bettes.

Er blickte mich über seine Schulter direkt an: „Ja, mein Herr?“

„Ich möchte ein Gerät in dir einsetzen also mach mal deine Beine auseinander!“

Er sah mich zunächst irritiert an, drehte sich dann herum, legte sich auf den Rücken und spreizte die Beine weit auseinander.

„Ist das so in Ihrem Sinne, mein Herr?“

Oh! Mein! Gott!

In diesem Augenblick bemerkte ich erst, WIE ich es gesagt hatte und zum Einen schoss mir das Blut aus Schamgefühl in die Wangen und zum anderen in etwas tiefere Regionen… woher konnte dieser Android diesen anzüglichen Blick?!

„Awww! Sasuke! Doch nicht so!“, wild wedelte ich mit meinen Armen vor meinem Körper und wandte das Gesicht ab, „Ich habe hier doch einen Stick mit neuer Antivirensoftware! Ich meinte deinen Schacht da am Bein!“

Schlagartig schlug der Android seine Beine wieder zusammen und setzte sich ruckartig auf: „Oh, Verzeihung, mein Herr! Das war dann wohl ein Missverständnis!“

Natürlich war es das ursprünglich gewesen, aber… warum wirkte er in meinen Augen gerade so als würde er etwas bedauern und warum klopfte mein Herz wieder so unnatürlich schnell???
 

Mittlerweile hatten wir Mitte Januar und Sasuke war fast ein halbes Jahr bei mir.

Irgendwie war die Zeit wahnsinnig schnell vergangen und gerade in der Weihnachtszeit fiel mir auf, dass ich wirklich glücklich war.

Und das obwohl meine Eltern beschlossen hatten über die Feiertage ihre dreißigsten Flitterwochen nachzuholen und gerade auf einer Kreuzfahrt um die Venus herum waren.

Das Jahr zuvor hätte mir dies sicherlich den Rest gegeben. Da hatte ich alles an menschlicher Wärme gebraucht, was ich kriegen konnte und das nur wegen einem Kerl der selbst einen Kühlschrank an manchen Tagen wie einen Heizstrahler dastehen ließ.

Doch dieses Mal war alles anders gewesen. Ich hatte im Herbst so dermaßen viele Überstunden angesammelt das mir meine Chefin Tsunade einen wirklich dicken Weihnachtsbonus ausgezahlt hatte.

Und mit diesem Geld war ich zu Jiraiya gegangen und hatte einige Modifikationen an Sasuke vornehmen lassen.

Sasuke konnte nun essen, echt jetzt!

Das gab dem Weihnachtsessen, welches er kochte – mehr als Ramen aus dem Becher hätte ich sicherlich nicht hinbekommen – eine ganz andere Stimmung.

Natürlich kam das Essen bei ihm unten meist so wieder raus wie er es runter geschluckt hatte, doch es war irgendwie angenehmer mit jemanden zusammen zu essen, als die ganze Zeit von demjenigen beim Essen beobachtet zu werden während er die vorab aus dem Internet heruntergeladenen Nachrichten des Tages zitierte.

Der Urlaub meiner Eltern hatte zudem den Vorteil, dass ich ein ganz entscheidendes Problem, welches mich schon eine geraume Zeit plagte, weiter aufschieben konnte: die Vorstellung meines Androiden.

Sicherlich hatte ich meinen Eltern und auch Kiba von ihm berichtet, aber noch nie hatte ihn jemand zu Gesicht bekommen.

Ich hatte irgendwie totalen Bammel vor ihren Reaktionen.

Irgendwie verständlich oder nicht?

Schließlich war ich wegen Sasuke Uchiha fast ein Jahr kaum ich selbst gewesen und hatte nur so vor mich hin gelebt… wobei ‚gelebt‘ eigentlich schon positiver klang als es war.

Nun hörte ich immer häufiger, dass man sich für mich freute, dass ich mich wieder gefangen hatte und wieder ‚mehr aus mir heraus kam‘.

Dass dies an meinem Androiden lag konnten sie sich sicherlich mitunter denken, aber sie wussten ja auch nicht, warum genau es an ihm lag!

Ich war mir sicher, dass meine Mutter in Ohnmacht fallen würde. Soviel stand für mich fest. Sie hatte Sasuke schließlich von klein auf gekannt und traf sich heute noch regelmäßig mit seiner Mutter Mikoto zum Kaffeeklatsch.

Ihn plötzlich wieder vor sich zu sehen, auch mit dem Wissen, dass es sich um einen Androiden handelte, würde sie sicherlich nicht so einfach wegstecken können.

Dennoch war mir auch klar, dass ich dieses unvermeidliche Treffen nicht auf ewig würde hinauszögern können.

Selbst Kiba lag mir nun immer häufiger damit in den Ohren, dass ich doch einmal meinen Androiden zu einem abendlichen Treffen mitbringen sollte und nun, wo Sasuke feste wie flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte stünde einem Kneipenbesuch eigentlich auch nichts im Wege.

Langsam gingen mir auch wirklich die Ausreden aus wenn ich dann doch alleine am Treffpunkt erschien… schließlich konnte ein Androide nicht krank werden und mittlerweile hatte ich auch jedes Haushaltsgerät schon mindestens zweimal kaputtgehen lassen um einen Grund zu liefern, weswegen mein Z23 das Haus nicht verlassen konnte.

Denn das kam noch hinzu: ich nannte niemals seinen Namen.

Sie würden mich alle wieder zu Doktor Kakashi schicken weil sie befürchteten, dass ich wieder in Depressionen und Wahnvorstellungen abdriftete.

Ich hatte daher beschlossen, Sasuke erst vorzustellen. Sie würden dann von sich aus schlussfolgern können, warum ich ihn so benannt hatte. Schließlich war dies doch bei seinem Äußeren recht offensichtlich!
 

Draußen schien die Sonne. Dennoch waren die Außentemperaturen eisig.

Zwar war mir bewusst, dass eine künstliche Lebensform, wie Sasuke eine war, sicherlich nicht frieren würde selbst wenn ich ihn in einer Boxershorts vor die Tür jagte, doch wäre es doch reichlich auffällig, wenn er bei -12°C in eben solcher durch die Stadt lief.

Daher standen wir nun vor seinem Kleiderschrankanteil in unserem Schlafzimmer, welcher mittlerweile wesentlich mehr Auswahl aufwies als noch vor einigen Wochen und vorzugsweise aus der Boutique im Kuro-Center und überlegten, was er bei seinem ersten Ausflug mit mir zusammen anziehen sollte.

Ich hatte ihm bereits einen dunkelblauen Pullover mit tiefsitzender Kapuze übergezogen und strich nun unter dieser sein fransiges Pony etwas nach hinten.

Dann trat ich einen Schritt zurück und betrachtete ihn skeptisch.

Selbst mit der Kapuze würden Sasukes und meine gemeinsamen Bekannten ihn auf der Straße erkennen und das war irgendwie nicht so gut!

Ich griff daher in die zweite Schublade von oben von der Kommode rechts des Kleiderschrankes und zog eine Brille hervor.

Ich hatte diese einmal für ein Halloween Kostüm benötigt und war somit mit Plexiglas ausgestattet.

„Hier! Setz die mal auf!“

Noch ehe er danach greifen konnte hatte ich sie bereits aufgeklappt und sie auf seinen Nasenrücken gesetzt.

Ja, so würde es gehen! Der breite schwarze Rahmen nahm doch einiges an Erkennungswert von seinem Gesicht.

„Ja! Perfekt! So können wir zusammen ausgehen!“, grinste ich ihn breit an und auch auf Sasukes Züge legte sich nun ein breiteres Lächeln.

„Wirklich?“

„Ja ja! Irgendwie hatte ich doch ein schlechtes Gewissen… schließlich bist du immer in dieser kleinen Wohnung und so! Das war doch sicherlich langweilig, oder?“

Er schüttelte heftig den Kopf: „Nein, mein Herr! Ich habe ja immer eine Aufgabe im Haushalt gefunden!“

Ertappt zuckte ich zusammen. Schließlich hatte ich stets dafür gesorgt, dass er auch genügend Aufgaben im Haushalt fand und ich war wirklich einige Male ganz froh darüber gewesen, dass Sasuke einen außerordentlichen Hang zur Ordnung hatte.

Diese Eigenschaft teilte er wohl mit dem Original.

„Also, Sasuke! Wo möchtest du denn gerne einmal hingehen! Such dir irgendetwas aus! Wir machen alles was du gerne möchtest! Egal welcher Ort!“

„Egal welcher Ort?“, wiederholte er leise meine Aussage und schien nachzudenken.

„Ja! Wir haben da so einen Freizeitpark in Konoha! Oder magst du lieber in ein Kino gehen? Oder Bowling? Oder Billard? Oder…“

„Ich möchte in den Park!“

„Du meinst bestimmt den Freizeitpark, ja?“

„Nein…eigentlich der Park am Ende der Straße mit dem Teich! Mein GPS zeigte ihn mir soeben an!“

Ich schmunzelte. Mit Sasuke an meiner Seite würde ich mich niemals verlaufen können. Er war ein wandelndes Navigationssystem. Aber warum wollte er nur in diesen Park? Es war Januar. Draußen lag vereinzelt noch ein wenig Schnee, mehr vereist und festgefahren und nicht mehr so schön locker wie noch vor einigen Tagen, als er frisch gefallen war. Selbst der Teich war so sehr zugefroren, dass nicht einmal mehr die Enten in Wassernähe zu finden waren!

„Ist… ist diese Idee nicht gut?“, unterbrach mich seine Stimme in meinen Gedanken und ich sah ihm direkt in seine fragenden Augen.

„Nein, nein! Die Idee ist schon in Ordnung! Wir können in den Park gehen! Aber bist du dir sicher, dass du nicht…ähm…mehr willst?“

Er nickte nur ganz eifrig und mit diesem Kapuzenpulli und der Brille wirkte er wie ein übergroßer Mittelschüler.

„Gut! Dann ziehe ich mir schnell auch etwas Wärmeres an und wir gehen in den Park!“

Ich war gerade dabei die Türe von meiner Kleiderschrankhälfte zu öffnen, als mir meine Armbanduhr mit lautem Piepsen mitteilte, dass gerade ein Anruf einging. Ich seufzte auf: „Einen Moment, Sasuke! Das ist Itachi-nii-san! Ich geh nur mal schnell dran!“, und schon ließ ich meinen Androiden allein im Schlafzimmer zurück.
 

Mein Herr war gerade hinausgetreten auf den Gang und ich schloss die vor meinem inneren Auge geöffnete Straßenkarte von Konoha. Nebenbei hatte ich noch das Infonetzwerk der Stadt geöffnet und erfahren, dass es zum Abend hin ein sogenanntes ‚Feuer auf Eis‘-Festival in eben diesen Park geben würde.

Mein Herr schien dies nicht zu wissen und ich würde ihn damit überraschen!

Ich hörte seine freundliche Stimme vom Gang her. Itachi-nii-san war nicht der wirkliche Bruder meines Herrn. Er hatte mir erklärt, dass er ein alter Freund der Familie sei und er ihn wie einen größeren Bruder betrachtete. Wirklich verstehen tat ich die menschlichen Beziehungen noch nicht, aber ich war fest entschlossen bei meiner nächsten Wartung bei Jiraiya-sama um ein Update diesbezüglich zu bitten. Bisher war ich seit meiner letzten Systemzurücksetzung vor einigen Jahren nur mit der Software eines Verkäufers geladen worden.

Meine Sensoren teilten mir mit das ich freudig erregt war. Diese Eigenschaft ist mit einem Update einhergegangen, welches mein Herr von diesem Kiba-san erhalten hatte. Es fühlte sich seltsam an. Als hätte man eine leicht ätzende Flüssigkeit über meine inneren Kabel im Bauchraum geschüttet. Es kribbelte.

Aber ich musste schon zugeben, dass ich mich auf diesen Ausflug zum Park sehr freute. Ich konnte Zeit mit meinem Herrn außerhalb dieser Wohnung verbringen. Ich konnte meinen Herrn noch besser kennenlernen.

Ihm noch viel näher sein und mit ihm noch mehr reden. Auch wenn ich selbst meist nicht viel zu sagen wusste. Ich mochte es, wenn er mir von sich aus aus seinem Leben berichtete, auch wenn ich mitunter das Gefühl hatte, dass er manche Dinge bewusst ausließ. Ich wusste nicht warum, aber mir stand es nicht zu, dies zu hinterfragen. Mein Herr würde schon wissen, warum. Mein Blick haftete an der Tür durch die er das Zimmer verlassen hatte. Irgendwie hoffte ich, dass dieses Telefonat bald beendet war und er zu mir zurückkehrte. Ich wollte doch Zeit mit meinem Herrn verbringen! Jetzt und für immer.
 

„Oi, Itachi-nii-san! Was gibt’s?“, ich hielt mir das altertümliche Telefon an mein Ohr. Es gehörte, ebenso wie die rosafarbene Schürze zu den Einstandsgeschenken meiner Mutter und ich musste zugeben, dass ich dieses Telefon mochte. Die neueren Modelle waren entweder irgendein Mikrochip, der einem knapp hinter das Ohr eingesetzt werden konnte und so war man praktisch dauererreichbar und vernetzt wie ein Android oder ein Armband mit Möglichkeit der Bildtelefonie. Beides fand ich persönlich weniger praktisch.

Im Büro hatten wir an jedem Arbeitsplatz ein riesiges Display zur Bildprojektion.

Dort war ich aber auch jedes Mal optisch ansprechend gekleidet. Daheim wollte ich bisher von allem Technik-Firlefanz verschont bleiben und auch mal ungepflegt in Schlabberklamotten oder mal frisch der Dusche entsprungen telefonieren können, echt jetzt!

Und so einen Chip im Kopf wie all diese dauergestressten Manager ihn meist hatten wollte ich auch nicht haben… brauchte ich ja eigentlich auch nicht! Ich hatte ja nun Sasuke!

Ich klemmte mir den Hörer zwischen Ohr und Schulter und versuchte nun umständlich, mir wenigstens die Hose anzuziehen. Ich wollte Sasuke nicht zu lange warten lassen.

„Hallo Naruto! Hast du heute Zeit?“

Das war überraschend. Ich hatte Itachi erst vor zwei Wochen gesehen und normalerweise war er nie so kurz hintereinander in Konoha.

Daher war mein: „Hä?“, auch nicht weiter verwunderlich, oder?!

„Eigentlich war ich auf einer Konferenz, die bis morgen gehen sollte, doch waren wir uns mit unseren Geschäftspartnern sehr schnell einig und die Sache schnell vom Tisch. Nun sitze ich hier in meinem Hotel alleine auf dem Zimmer und dachte, es wäre schön, wenn wir zusammen etwas trinken gehen könnten. Schließlich weiß ich nun wirklich nicht, wann ich das nächste Mal wieder Zeit habe und du weißt doch, das ich Sasuke versprochen habe, auf dich aufzupassen!“

Oh! Itachi spielte die Sasuke-Versprechen-Karte nur aus, wenn er wirklich Langeweile hatte oder irgendein Problem.

„Eigentlich…“, ich blickte auf die Schlafzimmertür. In diesem Raum wartete Sasuke auf mich und er sah wirklich glücklich aus, als ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich heute etwas außerhalb dieser Wohnung mit ihm unternehmen wollte.

„Du kannst nicht?“, Itachi’s Stimme klang wirklich enttäuscht. Verdammt!

Was sollte ich tun? Mein Blick haftete weiterhin auf der Tür.

Nun ja… der Park war ja auch noch morgen da… oder nicht? Der lief uns ja nicht weg. Itachi hingegen würde morgen wieder zurück müssen.

„Okay“, seufzte ich, „Treffen wir uns in zwei Stunden bei Ichiraku, ja?“

Ich hörte wahrlich Itachis Lächeln bei den nächsten Worten heraus: „Sehr schön! Dann bis später!“, und er legte auf.

Auch wenn ich mich irgendwo auf Itachi freute, so sackten nun meine Schultern gefühlte drei Meter nach unten, als ich mich wieder der Schlafzimmertür annäherte und diese langsam aufstieß.

Sasuke stand noch genau an der gleichen Stelle wie zuvor und strahlte mich richtig an. Dies machte es mir umso schwerer, das Ganze nun abzusagen: „Du, Sasuke…“

„Ja, mein Herr?“

„Wegen… also wegen heute…“

Seine vorfreudige Mimik erhielt plötzlich einen seltsamen Schatten. Anscheinend ahnte er es bereits schon. Er hatte in den vergangenen Monaten wirklich sehr schnell gelernt mich wie ein offenes Buch zu lesen.

„Also“, ich atmete noch einmal tief ein. Sicherlich… Sasuke war doch nur eine Maschine. Ein Roboter. Eigentlich bräuchte ich mir doch gar keinen Kopf zu machen wegen dieser Absage, aber dennoch…

„Es soll heute Abend wieder schneien, mein Herr. Bitte vergesst nicht, einen Regenschirm mitzunehmen und euch warm anzuziehen. Ich werde hier auf euch warten!“

Mein gesenkter Blick sah aufgrund dieser Aussage auf und ihn direkt an. Er wandte den Blick ab. Irgendwie wirkte er dadurch… absolut menschlich.

Langsam trat er an mich heran und dann an mir vorbei auf den Flur: „Bitte bleibt nicht zu lange aus. Ihr müsst morgen früh rechtzeitig zu einem Meeting im Büro sein!“, und dann verschwand er in der Küche.

Ich verharrte noch eine ganze Weile an der gleichen Stelle. Starrte auf den Punkt, wo er bis gerade eben die ganze Zeit auf mich gewartet hatte.

Ja, Sasuke war eine Maschine. Doch in diesen Moment wurde mir langsam bewusst, dass er auch noch so viel mehr war und ich hatte ihn enttäuscht.

Und erneut musste ich dem Sasuke aus meiner Vergangenheit Recht geben: Manchmal war ich echt ein Idiot!
 


 

Mein Herr war plötzlich krank geworden. Er hatte eine Erkältung.

Zumindest hatte das der Arzt gesagt, der am Morgen hier war nachdem mein Herr im Badezimmer zusammen gebrochen war.

Ich hatte mich sehr darüber erschrocken. Eine solche Situation war mir fremd. Ich hatte bisher immer nur in einem Laden gestanden oder hier den Haushalt geführt. Doch der Arzt sagte, dass es gerade jetzt Anfang März viele Menschen gäbe, die erkältet seien.

Mein Herr hatte hohes Fieber. Zumindest hatte mir meine Datenbank mitgeteilt, dass es für einen Menschen einen grenzwertigen Bereich erreicht hatte und ich dafür Sorge tragen müsste die Körpertemperatur zu senken. Im Netzwerk fand ich einige hilfreiche Methoden. So hatte ich eine Schüssel mit Eiswasser neben sein Bett gestellt und verharrte nun neben ihm um ihn in kurzen Abständen kalte Tücher auf Stirn und Waden zu legen.

Meine Temperatursensoren in der Hand zeigten mir nach kurzer Zeit, dass diese Methode wirklich funktionierte und seine Körpertemperatur langsam sank.

Jedoch zitterte er von da an unregelmäßig und seine Schweißdrüsen begannen übermäßig Feuchtigkeit zu produzieren.

Das irritierte mich doch sehr und ich musste erfahren, dass es sich dabei um Schüttelfrost handelte. Auch wenn diese Begleiterscheinung des hohen Fiebers normal sein sollte besorgte es mich doch etwas.

Zudem hatte mein Herr noch keine Nahrung zu sich genommen und meines Erachtens auch noch nicht ausreichend getrunken.

Meinen Recherchen zufolge hatten wir auch keine Lebensmittel im Haus die ihm zu einer raschen Genesung verhelfen würden.

Seine Lider flackerten und er erwachte langsam während ich gerade die Tücher auswechselte.

„Mein Herr… ich werde zum Konbini-Markt an der nächsten Kreuzung gehen und dort Ingwertee und Zutaten für einen Reisbrei kaufen!“

Ich war mir nicht sicher, ob er mich hören konnte, aber die Notwendigkeit für diesen Einkauf ließ mich nun doch aufstehen.

Ein leichter Zug an meiner Hand ließ mich innehalten.

Er hatte nach ihr gegriffen und seine schweißnassen Finger klammerten sich an die meinen.

„Geh… geh nicht… Sasuke!“, säuselte er fast unverständlich, „Bleib… bei mir!“

Ich setzte mich wieder auf die Bettkante: „Aber mein Herr! Ihr braucht dringend eine gesunde Mahlzeit und ausreichend Flüssigkeit! Ich muss einkaufen gehen!“

Doch er schüttelte langsam den Kopf: „Lass…mich nur noch ein wenig schlafen, Sasuke. Dann werde ich aufstehen und selbst zum Konbini gehen!“

Kaum hatte er dies gesagt schlossen sich seine Lider und sein gleichmäßiger Atem sagte mir, dass er wieder eingeschlafen war.

Die roten Wangen und das verschwitzte Gesicht wiesen auf ein erneutes Ansteigen des Fiebers hin. Wie konnte mein Herr nur glauben, dass er es schaffen könnte, selbst einzukaufen?

Ich fand in meinen Daten keine Erklärungen für sein Verhalten.

Aus irgendeinem Grund schien mein Herr nicht zu wollen, dass ich die Wohnung verließ. Ich wusste wirklich nicht warum. Ich war mir nur sicher, dass es nicht allein daran lag, dass er mich immer an seiner Seite wissen wollte… schließlich war ich ein älteres Modell und es bestünde keinerlei Gefahr, dass man mich stehlen könnte.

Er keuchte einige Male auf. Es hörte sich an, als hätte er Schmerzen.

„Es tut mir leid, mein Herr, dass ich ein so nutzloser Roboter bin und nicht weiß, wie ich Ihnen gerade helfen kann!“, murmelte ich leise und verharrte weiterhin auf der Bettkante.

Seine Finger krallten sich immer noch in meine Hand als wollte er wirklich sicher gehen, dass ich nicht von seiner Seite wich.

Und zum ersten Male in meinem bisherigen Leben spürte ich so etwas wie Selbstzweifel und Bedauern. Ich hatte meinen Herrn nicht verdient!

Er war so gut zu mir und ich konnte ihm nicht einmal helfen wo er so offensichtlich litt.

Die Stunden verstrichen und ich konnte durch die geschlossenen Vorhänge erkennen, dass die Sonne bereits dabei war unterzugehen.

Erneut legte ich meinem Herrn die Hand auf die Stirn um seine Temperatur zu kontrollieren: „39,4°. Es geht immer noch nicht wirklich runter!“

Mein System teilte mir nun zudem noch mit, dass ich dringend eine Aufladung der Batterie bräuchte, da meine Akkuleistung nur noch bei 10% lag.

Jedoch konnte ich mich doch nicht einfach zum Aufladen in den Standby Modus begeben und meinen Herrn ohne Aufsicht lassen!

Der blonde Schopf meines Herrn wälzte sich einige Male in den Kissen hin und her und steigerte meine Besorgnis um sein Wohlbefinden.

Ich griff in die Schüssel neben dem Bett und wrang einen weiteren kühlen Lappen aus. Gerade wollte ich diesen auf die glühende Stirn legen, da bemerkte ich, dass er seine Augen leicht geöffnet hatte und mich ansah.

„U…“

Was meinte er?

„Uchiha?“

Ich verstand nicht. Ich ließ das Namensverzeichnis durchlaufen und fand einige Treffer. Uchiha Corporation. Uchiha Itachi. Uchiha Fugaku. Uchiha Mikoto. Uchiha Shisui. Uchiha Ma…

„Ich wusste es! Du… du bist es wirklich, nicht wahr?“, er hob zitternd seine Hand, welche sich auf meinen Brustkorb legte und in mein Hemd griff, „Bist du… bist du gekommen, weil du dich um mich gesorgt hast? Hast… Itachi diesen Job wohl… nicht zugetraut, hm? He he… manchmal kannst du ja doch… ganz nett sein, Teme!“

Ich strich den Namen Itachi aus der Liste. Diesen Uchiha konnte er nicht meinen. Ich verstand gerade sowieso nicht, wovon er genau sprach. Eine Informationsdatei wurde geöffnet: Fieberwahn; Fiebertraum.

Litt mein Herr gerade an solch einen Fieberwahn? Wie konnte dieser geheilt werden? Was sollte ich tun?

„Mein Herr!“, ich ergriff seine Hand auf meiner Brust mit meinen beiden Händen, „Ist alles in Ordnung?“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Ja… alles ist gut jetzt! Schließlich bist… du endlich gekommen, Teme! Bleibst du…bei mir?“

Ich wusste keine Antwort auf die Frage. Einen Uchiha Teme konnte ich im Namensverzeichnis nicht ausfindig machen und falls er mit der Frage doch mich gemeint hatte, so verstand ich ihren Sinn nicht.

Schließlich würde ich nie die Seite meines Herrn verlassen!

„Ich werde für immer hier bleiben!“, ich drückte seine Hände noch ein wenig fester. Eine Reaktion meinerseits die noch nie vorgekommen war und auch nicht als Handlung in meinen Datensatz einprogrammiert worden war.

Normalerweise sollte mich diese Reaktion verwundern da sie doch eindeutig ‚zu menschlich‘ war, doch empfand ich diese gerade als angebracht und richtig.

„Wirklich? Das… das macht mich wirklich glücklich“, säuselte er und seine Lider fielen einige Male zu. Er versuchte wohl zwanghaft bei Bewusstsein zu bleiben:

„Teme…verlass mich nie…bleib bei mir…für immer.“

Seine Hand in den meinen verlor an Spannung und rutschte langsam zurück auf die Matratze.

Ich saß nur da. Versuchte, das Erfahrene zu erfassen und dennoch schien es mich zu überfordern.

Der Name Teme war nur als Begriff, als Bezeichnung, als Schimpfwort hinterlegt.

Aber mein Herr hatte es so liebevoll, so sehnsüchtig ausgesprochen.

Warum?

Warum wollte er diesen Teme bei sich haben und nicht… mich?

Warum dachte ich so?

„Reiche ich Euch denn wirklich nicht, mein Herr?“, kam es leise über meine Lippen, „Reicht Euch ein Sasuke nicht?“
 


 

Mich hatte einige Tage lang eine wirklich üble Erkältung ausgeknockt.

Eigentlich wurde ich nie wirklich krank aber wenn dann doch, dann so richtig. Es war seltsam. Ich konnte mich an nicht wirklich etwas erinnern. Tatsache war jedoch, dass ich wohl insgesamt drei Tage mit hohem Fieber im Bett gelegen hatte. Sasuke hatte nichts weiter zu meinem Totalausfall gesagt.

Er hatte sich sowohl um mich als auch um alles andere gekümmert.

Auf Arbeit hatte man mir mitgeteilt, dass jeden Morgen ein Anruf erfolgt war um meinen Kollegen mitzuteilen, dass ich noch nicht ganz gesund sei. Ebenso hatte Sasuke wohl den Arzt gebeten meine Krankmeldung an meinen Arbeitgeber direkt zu schicken.

An den Arztbesuch selbst konnte ich mich noch düster erinnern. Auch an Sasukes Reaktion nach meinem Zusammenbruch nach der morgendlichen Dusche im Badezimmer.

Ich hatte ihm wohl einen ganz schönen Schrecken eingejagt.

Wenn ich früher krank war hatte ich meist meine Mutter darüber informiert und sie war dann für einige Tage zu mir gekommen, da ich wusste, dass ich relativ schnell sehr hoch fieberte.

Doch Sasuke hatte sich wirklich hervorragend um mich gekümmert.

Daher hatte ich dieses Mal auf dem Rückweg von meiner Arbeit in Jiraiyas kleinen Laden einen Zwischenstopp eingelegt.

Der alte Mann hatte sich wie immer nach dem Befinden meines Androiden erkundigt und ich hatte ihm wohl in den höchsten Tönen von Sasuke vorgeschwärmt.

Jiraiya meinte, er freue sich, dass ich so viel Freude an diesem alten Modell hätte.

Ich berichtete ihm, dass ich Sasuke irgendetwas Gutes tun wollte für seine aufopferungsvolle Pflege und Jiraiya gab mir einen Stick mit auf dem sich ein Upgrade befinden würde.

Es würde zwar die Akkuleistung beeinträchtigen und Sasuke müsste daher vermutlich abends länger laden, aber dafür würde es einige seiner Sensoren empfindlicher werden lassen.

Zunächst hatte ich den Kauz nicht so recht verstanden und er erklärte mir, dass Sasuke mit diesem Upgrade in den Lage wäre unter anderem ‚zu schmecken‘.

Etwas, was ich als alltäglich empfand und nie darüber nachgedacht hatte, ob der Schwarzhaarige dies konnte oder nicht. Ich war einfach davon ausgegangen!

Diese Tatsache erschreckte mich etwas und zeigte mir, dass ich mich noch nicht wirklich ausreichend mit meinem Androiden beschäftigt hatte.

Das wollte ich nun ändern!

Ebenso würde dieses Upgrade die Sensoren seiner Haut sensibilisieren.

Und die Erklärung dafür fand ich wirklich erstaunlich. Jiraiya meinte, diese Eigenschaft sei eigentlich für die neueren Modelle konzipiert worden, doch da er als ehemaliger Programmierer von Androiden-Software doch ein wenig Ahnung hätte habe er das Programm so umgeschrieben, dass ich es bedenkenlos auf Sasuke aufspielen können würde.

Sasukes Hautsensoren spürten nur aufgrund eines Entschlusses seinerseits.

Derzeit konnte er schlimmstenfalls seine Hand in Feuer halten und würde es erst bemerken, wenn ihm sein System mitteilte, dass die Ummantlung seines Gehäuses beschädigt sei.

Mit diesem Programm jedoch würde er menschliche Reaktionen erhalten. Er würde augenblicklich die Hand zurück ziehen und ‚Heiß!‘ denken!

Er würde also fühlen können wie ein Mensch!

Ich war schlichtweg begeistert und dementsprechend gut gelaunt, als ich zu Hause durch die Haustür sprang und meinen Mitbewohner bei der Zubereitung des Abendessens in der Küche fand.

„Sasuke! Bin wieder da und ich habe dir etwas mitgebracht! Zieh dich aus!“

Er verharrte am Herd mit dem Kochlöffel in der Hand und drehte sich dann langsam zu mir herum: „Willkommen zurück, mein Herr! Wie meinen?“

In diesem Augenblick wurde mir wieder klar, wie ich meine Bitte geäußert hatte und wurde etwas rot um die Nase: „He he! Ich meine… ich war wieder bei Jiraiya und er hat mir da etwas für dich mitgegeben!“

Er nickte verstehend und stellte den Herd aus. Dann drehte er sich zu mir herum und öffnete seine Hose, welche auch sogleich über seine recht schmale Hüfte rutschte.

Wenn ich nicht genau wüsste, dass dieser Sasuke ein Android wäre, dann würde ich… ich schüttelte heftig den Kopf und verwirrte wohl so den Schwarzhaarigen etwas, doch er sagte nichts.

Ich krempelte den Saum seiner schwarzen, enganliegenden Boxershorts etwas nach oben und legte somit den luftdicht verschlossenen Deckel frei, der sich mit Druck an der unteren rechten Hälfte leicht zischend öffnete.

Schnell hatte ich den Stick aus meiner Jackentasche gezogen und steckte ihn in den dafür vorgesehenen USB 6.0 - Anschluss.

„Das Aufspielen benötigt 40 Minuten, mein Herr!“, teilte mir mein Android mit und begab sich daher langsam zum Hocker am Küchentresen, um sich darauf nieder zu lassen.

„Ich hab mir schon gedacht, dass es etwas Größeres ist!“, ich setzte mich neben ihn und blickte ihn erwartungsvoll an.

„Sense of Touch, Taste and Feelings“, murmelte er und schloss die Augen.

„Hm, ja! Ist doch klasse, echt jetzt!“

„Hm!“

Irgendwie wirkte er gerade weniger begeistert als ich. Aber vermutlich lag es nur daran, dass er sich darunter noch nicht so genau etwas vorstellen konnte!

Ha! Der Teme würde sich wundern!

MOMENT!

Ich… ich hatte ihn gerade wirklich… Teme genannt?

Klar, ich hatte es nur gedacht, aber dennoch!

Das… das ging nicht!

Ich griff mir in mein Haar und zog schmerzhaft daran.

Teme… Teme war Sasuke und… also Sasuke Uchiha war Teme und… ich blickte auf… Sasuke war…ähm… Sasuke… das….

Mein Griff löste sich ehe er noch mehr Schaden anrichten konnte.

Ich musste mir wieder klar werden, dass Sasuke ein Android war und nicht der Sasuke aus meiner Vergangenheit. Das war schließlich nicht möglich!

Das war nicht mehr möglich seit diesem verregneten Tag im Juli vor fast zwei Jahren!

Ich hätte mich am liebsten selbst oder wenigstens mit meinem Kopf auf die Tischplatte geschlagen, aber damit würde ich nur die Aufmerksamkeit Sasukes auf mich ziehen und das würde Fragen mit sich bringen.

Fragen, die ich bislang noch nicht beantworten konnte.

Daher blickte ich nur auf meine verkrampften Hände, die nun auf meinem Schoß lagen und versuchte mich darauf zu konzentrieren, mich wieder zu entspannen.

Dabei fiel mein Augenmerk auf die offene Stelle in Sasukes linken Bein, aus welchem ein seltsames Summen kam.

Vom Geräusch her erinnerte mich das an diese mittelalterlichen DVD-Player wie meine Mutter noch einen in ihrem Hauswirtschaftsraum hatte.

Immer, wenn sie Vaters Hemden in die Bügelmaschine warf sah sie mithilfe dieses Gerätes auf einem TV-Gerät so richtig alte Filme an und dabei summte dieser Kasten, der diese silbernen Scheiben abspielte auch immer so herum.

Und zum ersten Male fiel mir auf der Innenseite des Deckels eine längere Nummer auf: ‚ANDR-Z23-2022-07‘

„Was ist’n das?“, rutschte es mir erstaunt heraus und Sasuke öffnete augenblicklich seine Augen und sah mich direkt an.

„Was denn, mein Herr?“

„Na, diese Nummern da“, und ich zeigte direkt darauf.

Er hob eine Augenbraue, genauso, wie ich es ihm einmal gezeigt hatte und folgte meinem Fingerzeig: „Das ist meine Produktnummer. Sie beinhaltet das Modell und den Zeitpunkt meiner Herstellung!“

„Der Zeitpunkt deiner Herstellung? Wäre das etwa so… wie dein Geburtstag?“

„Ja, könnte man so sehen!“, er wischte mit dem linken Zeigefinger sachte über die eingestanzte Nummer, „Das“, er zeigte auf das ‚ANDR-Z23‘ , „steht für Androidmodell Z23 und das“, nun deutete er auf das ‚2022-07‘, „ist der Zeitpunkt meiner Herstellung!“

„Juli 2022?“

„Ja! Allerdings hatte ich ein Reboot 2028 bei Jiraiya und erinnere mich nicht genau an den einzelnen Herstellungsprozess!“

„Moment!“, ich sprang auf und erneut zeigte ich auf die Zahl. Diesmal mit deutlich zitternden Fingern: „Heißt das echt, dass du im Juli 2022 gebaut worden bist?“

Erneut nickte er und irgendwie verstand er wohl nicht so ganz, warum ich plötzlich so aufgebracht war.

„Das würde heißen, dass du… das du dieses Jahr 37 Jahre alt wirst!“

„Ja, mein Herr. Das ist korrekt!“

„Dann bist du… wow“, auch wenn ich es nicht nötig hatte…ich zählte in diesem Augenblick an meinen Fingern ab, „15 Jahre älter als ich! Echt jetzt?“

Er nickte wieder absolut unbeeindruckt.

„Wow! Das ist echt alt!“

Eine Augenbraue seinerseits schoss wieder in die Höhe.

Na ja…meiner Mutter hätte ich solch einen Spruch echt nicht bringen brauchen, aber bei Sasuke…

„Aber sag mal, Sasuke… das ist doch auch ein hohes Alter für… einen Androiden, nicht wahr?“, versuchte ich meine Aussage von zuvor nun etwas zu verallgemeinern.

„Ja. Für einen Androiden bin ich wirklich schon sehr alt. Mein alter Herr Jiraiya-sama hat sich jedoch sehr gut um mich gekümmert und daher bin ich noch brauchbar!“

„Noch?“, irgendwas störte mich gerade an diesem Wort, „Heißt das, dass du… das du bald nicht mehr brauchbar sein wirst? Das… das du mich verlassen musst?“

Meine Stimme wurde nach und nach leiser.

Sasuke schien mich nun mit seinen schwarzen Augen zu fixieren: „Zurzeit beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Androiden 40 Jahre. Daher tut es mir leid Ihnen das mitteilen zu müssen, mein Herr, aber ich werde nicht bis zu Ihrem Lebensende bei Ihnen bleiben können!“

WUMM!!!

„Aber… aber… du wirst doch erst 37! Dann… dann hast du doch noch drei Jahre, oder?“, ich hörte mich nicht nur so an, nein, ich spürte eine aufkommende Verzweiflung in mir.

„40 ist nur ein Durchschnitt, mein Herr. Es kann auch sein, dass man mich noch länger verwenden kann!“

Ich schluckte den aufkommenden Kloß in meinen Hals herunter, doch dieser war augenblicklich wieder da: „Ja, aber andererseits heißt es auch, dass es weniger als drei Jahre sein könnten, Sasuke!“

Seine nachfolgende Antwort gaben mir das Gefühl des freien Falls: „Ja, mein Herr!“

Ich spürte, wie ich in mich zusammensackte.

Das dürfte nicht sein! DAS DÜRFTE NICHT SEIN!

Sasuke dürfte mich nicht verlassen! Das DÜRFTE er nicht! Nicht schon wieder!

„Mein Herr“, eine Hand legte sich zögerlich auf meine Wange. Ein Daumen strich leicht über meine dünne Haut direkt unter meinen Augen. So sanft und so liebevoll, dass ich mein Gesicht etwas in eben diese Handfläche drückte, „Bitte schaut nicht so niedergeschlagen. Mir geht es gut! Und ich habe mit Euch einen Herrn, der sich sehr gut um mich kümmert. Welches alte Modell wie ich eines bin darf sich schon darüber freuen nun die Wärme von Euch spüren zu können oder dieses Kribbeln auf der Haut, wenn Euer Haar drüber streicht?“, seine Hand fuhr hoch und glitt federleicht durch meine Haare.

Ein Schmunzeln zierte meine Lippen wohl bewusst, dass meine Augen eindeutig zeigten, dass ich nicht ganz so glücklich war: „Das Upgrade funktioniert also?“

„Ja, mein Herr! Ich danke Euch!“, er lächelte und schien wirklich glücklich.

„Sasuke? Du sagst mir doch, wenn dir etwas fehlt, oder nicht?“

„Natürlich mein Herr!“

„Immer?“

„Ja, immer!“, er nickte und entfernte seine Hand aus meinen Haaren um sich anschließend den Stick aus dem USB 6.0 – Anschluss im Bein zu ziehen.

Ich würde Sasuke nicht verlieren! Und wenn ich mir nun noch einen Nebenjob suchen müsste um alle erforderlichen Maßnahmen finanzieren zu können!

Sasuke würde bei mir bleiben, echt jetzt!

„Und Sasuke?“

„Ja, mein Herr!“

„Du bist jetzt fast ein Jahr bei mir und… ach, verdammt! Nenn mich einfach Naruto und lass dieses Herr-Gequatsche! Irgendwie hat mich das immer schon gestört und jetzt, wo ich weiß, dass du älter bist als ich komm ich mir dabei noch blöder vor, echt jetzt!“

Auch ich stand nun auf und hüpfte zum Herd, welchen ich wieder anschaltete. Langsam hatte ich wirklich riesigen Hunger.

„Aber, mein…“

„Nichts da mit ABER! Das heißt: Naruto! Essen ist fertig!“, ich lachte auf und rührte im Kochtopf. Es gab japanisches Curry. Lecker! Und diesmal würde Sasuke das auch schmecken können!

Er trat neben mich und nun lächelte er ein Lächeln, welches ehrlich war und der wahre Sasuke viel zu selten im Leben gezeigt hatte… denn es erreichte auch seine Augen, die nun richtig funkelten: „Naruto… das Essen ist fertig!“
 


 

ERROR ERROR ERROR ERROR

Diese Fehlermeldung tauchte schon den ganzen Morgen vor meinem inneren Auge auf.

SYSTEM FAILED ~ REQUIRED SYSTEM CHECK ~ SYSTEM FAILED

Seit gut acht Wochen hatte ich sensibilisierte Sinne und jeder Tag war für mich eine neue Erfahrung gewesen. Mein Herr… Naruto… hatte mich seitdem schon mehrfach gefragt, ob bei mir alles in Ordnung war und ich hatte dies stets bestätigt. Kleinere Ausfälle waren in meinem System nicht weiter verwunderlich und ließen sich oft schnell selbst beheben, doch dieses Mal war es anders. Diese Fehlermeldung, die immer wieder aufblinkte, blieb hartnäckig.

Naruto saß neben mir auf der Couch und blätterte gerade über ein Tablett in einem digitalen Manga. Er hatte an einer älteren Serie über Ninjas Gefallen gefunden und schien nicht zu bemerken, wie das Augenlid meines linken Auges unkontrolliert zuckte.

Immer wieder verschwamm mir die Sicht auf diesem.

Ich war alt. Das wusste ich. Und ich wusste auch, dass Naruto zwar einen gut bezahlten Beruf hatte und zudem noch unnötig viele bezahlte Überstunden absolvierte, jedoch kannte ich auch den Kostenaufwand für solche Reparaturen, wie sie jetzt wohl nach und nach anstanden.

Für mich, dessen Haltbarkeit bald sein äußerstes Limit erreicht haben würde, wären das alles nur unsinnige Ausgaben und ich wollte meinem Herrn… Naruto…nicht zur Last fallen.

„Oi, Sasuke! Hast du mir zugehört?“

Auch das Ohr auf der linken Seite schien einen Fehler in der Rauschunterdrückung zu haben.

„Ja, Naruto. Heute Abend triffst du dich mit Itachi-nii-san. Ich werde warten!“

Ich würde diese Zeit nutzen und mich mit den Fehlermeldungen auseinandersetzen müssen… auch wenn mir bereits bewusst war, dass da nicht mehr viel zu machen war.
 


 

„Ein Tisch für zwei Personen, meine Herren?“

Die Bedienung im Eingangsbereich des Lokals war eindeutig ein Android. So grüne Haare hatte doch kein Mensch, echt jetzt!

Itachi neben mir hatte sich heute dieses Lokal ausgesucht. Er wollte heute mal ‚groß essen gehen‘ und da wir uns zudem fast drei Monate lang nicht mehr gesehen hatten hatte ich diesem Vorschlag zugestimmt.

Nach Itachis Bestätigung führte uns die Bedienung zu einem kleineren Abteil. Dieses Restaurant war noch nach alter japanischer Machart und in kleine Räumlichkeiten unterteilt.

Ich war das letzte Mal vor einigen Jahren mit meinen Eltern einmal hier gewesen und mochte solche Restaurants eigentlich sehr gerne.

Wir setzten uns schweigend auf die auf den Tatami-Matten ausgelegten Sitzkissen an den Washitsu mit eingelassenem, jedoch noch abgedecktem Tepanyaki-Grill und nahmen die uns gereichten Speisekarten entgegen.

„Was möchtest du denn heute essen, Naruto?“, fragte mich Itachi nach einer ganzen Weile des stillen Studierens der wirklich vielfältigen Karte.

„Öhm… das hier“, ich zeigte auf ein Bild, „und dann noch… das hier“, und direkt auf das Nächste.

Itachi schmunzelte hinter vorgehaltener Hand: „Das ist ein Familienmenü, Naruto!“

„Echt jetzt? Ich dachte, das sei die Vorspeisenkarte!“, und auch ich grinste.

Er betätigte einen kleinen Schalter am Tisch und kurz darauf erschien wieder die Bedienung. Sie hatte kleine angewärmte Sake-Fläschchen dabei. Normalerweise trank ich nichts Hochprozentiges, aber irgendwie war mir gerade danach diesmal doch zu zu greifen.

„Du solltest nicht zu viel auf einmal trinken, Naruto!“, ermahnte mich Itachi nachdem er unsere Bestellung aufgegeben hatte im fast väterlichen Ton und deutete auf das erste leere Fläschchen.

„Ach, komm schon, Itachi-nii-san! Ich habe sonst so selten Gelegenheit dazu!“

Itachi war wirklich ein klasse ‚Bruder‘. Er war zwar oft auch streng und achtete auch stets darauf, dass ich mich benahm, aber sein großer Schwachpunkt war es, wenn ich ihn mit traurigen Augen von unten herauf ansah. Da wurde er weich… he he.

„Sollten wir nicht lieber noch eine Flasche Wasser dazu bestellen?“, fragte er dennoch kurz später, doch ich winkte ab.

Warum für Wasser bezahlen wenn es den Sake zum Essen kostenlos dazu gab?

Ich musste ja Itachi nicht unbedingt erzählen, dass ich derzeit jeden Yen sparte da ich befürchtete, dass bei Sasuke in wirklich naher Zukunft extrem teure Reparaturen anstanden.

Itachi nahm nun ebenfalls einen kleinen Schluck aus seinem Sake-Schälchen und setzte dieses jedoch relativ schnell wieder mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck ab: „Sag mal, Naruto… ich habe gehört, dass du dir einen Androiden gekauft hast!“

Hä?! Woher wusste er denn das nun schon wieder?

Bis auf Jiraiya, meinen Eltern und Kiba wusste doch niemand Bescheid! Moment! Kiba!

„Sakura hat es mir erzählt!“, fuhr er jedoch fort.

„Hä?“

Woher wusste die es denn?

„Sakura hat vor Kurzem ihre Eltern hier besucht und ist im Stadtpark Kiba begegnet!“

Ha! Ich hatte es doch gewusst!

„Ähm, ja. Stimmt. Ich habe da ein gutes Angebot gemacht bekommen, echt jetzt! Und da konnte ich nicht widerstehen und so…“, druckste ich herum und Itachi bedachte mich berechtigt mit einem fragenden Blick.

„Kann es sein, dass du ihn schon etwas länger hast?“, unterbrach er mich schließlich.

Ich nickte: „Ja, warum?“

„Nun ja… weißt du, Naruto… es gab eine Zeit, da habe ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht! Ich hatte Sasuke schließlich versprochen, auf dich aufzupassen. Damals konnte ich ja noch nicht wissen, dass ich umziehen musste und jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben hast du auf mich… einen nicht wirklich…hm…glücklichen Eindruck gemacht!“

„Itachi! Nach dem, was damals geschehen ist, hätte niemand einen glücklichen Eindruck machen können“, brummte ich dazwischen, doch er ignorierte meinen Einwand und sprach ruhig weiter.

„Ich stand wirklich kurz davor, mich wieder mit Doktor Kakashi in Verbindung zu setzen aus Angst, dass du wieder einen Rückfall bekommst, doch dann… dann habe ich vor einigen Monaten eine komplette Wandlung bei dir bemerkt und das hat mich wirklich erstaunt! Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass es mir so vorkommt, dass du über das alles hinweg wärst“, innerlich musste ich Itachi da Recht geben… das war ich sicherlich nicht, „…aber…du wirkst um einiges…gefasster! Und wenn es daran liegt, dass du einen Androiden bei dir hast, dann ist das für mich vollkommen in Ordnung. Egal für was…“

„Oi! Itachi!“, unterbrach ich ihn diesmal lauter und nun stoppte er auch in seinen Ausführungen, „Ich habe den Androiden nicht DAFÜR! Er ist ein ganz normaler Haushaltsroboter der ursprünglich im Einzelhandel im Verkauf gearbeitet hat und kein…öhm… Sex-Objekt!“

Itachis Wangen verfärbten sich ebenso wie meine.

„Das ist mir eigentlich egal, Naruto! Solange dich die Anwesenheit diesen Androiden glücklich macht!“

Stille. Eine seltsame Stille lag über uns.

„Ja“, flüsterte ich leise, „Ich bin glücklich mit ihm. Ich bin nicht mehr alleine wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und er ist immer bei mir! Das Alleinsein… das Zurückgelassen werden hat mich… so fertig gemacht!“

„Ja, ich verstehe“

Die Bedienung kam erneut wieder zu uns und stellte nun einige Teller ab. Nun erkannte ich auch, dass ich ein Familien-Menü bestellt hatte und musste schlucken. Ich beschloss die Reste später einpacken zu lassen. Sasuke und ich würden davon bestimmt einen ganzen Tag gut leben können.

Ebenso stellte sie uns ein weiteres Tablett mit einigen Sake-Fläschchen dazu.

Und wie hieß es so schön? Itachis Leid ist meine Freud und so griff ich erneut beherzt zu. Itachi hingegen bestellte sich nun doch eine Flasche Wasser.

„Meine Mutter hat es geschafft und angefangen, Sasukes Zimmer zu räumen!“, warf Itachi ziemlich überraschend für mich diesen Satz in den Raum nachdem die Kellnerin ihm sein Wasser gebracht hatte und gegangen war.

Mikoto Uchiha und ich gehörten wohl zu den Menschen, die Itachi in den letzten beiden Jahren den meisten Kummer bereitet hatten.

Ich schluckte den Bissen meines Fleischspießchens in meinem Mund herunter und nickte.

„Sie lässt dich fragen, ob du… ob du Wert auf irgendetwas legst oder ob sie dir ein paar Dinge… als Andenken zusammenpacken soll?“

Den nächsten Bissen bekam ich gar nicht mehr richtig gekaut und beim Schlucken schien er sich in meiner Speiseröhre breit zu machen. Dennoch war ich in diesem Augenblick nicht einmal mehr dazu in der Lage zu husten.

„Sage ihr bitte, dass ich mich freuen würde, wenn sie mir irgendetwas aus Sasukes…Nachlass“, allein dieses Wort kostete mich eine wahnsinnige Überwindung, „überlassen würde!“

Ich starrte auf die Tischplatte, schluckte. Versuchte, tief einzuatmen und nicht all die Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, die mich so lange Zeit gequält hatten.

„Er hat dich geliebt, Naruto. So sehr, wie du ihn geliebt hast.“

Ich fuhr hoch: „Lass es, Itachi! Er hat es nie gesagt! Nie hat er was gesagt! Nicht mal als es ihm dreckig ging! Lässt mich nach meinem Geständnis im strömenden Regen stehen und verschwindet… für immer! Das… das war nicht fair, Itachi… echt jetzt!“, ich schluchzte auf, konnte meine Tränen jedoch noch zurückhalten.

„Er wollte es dir nicht noch schwerer machen als es ohnehin schon war, Naruto. Und das wäre es zweifelsohne geworden wenn er dir gesagt hätte, dass er deine Gefühle erwiderte… er wusste doch, dass er nicht mehr lange hatte!“

„Ja! ER wusste es! Aber ich nicht!“, meine flache Hand bretterte auf die Tischplatte und ließ die Sake-Fläschchen durch die Erschütterung aneinander klirren, „Er war ein Idiot! Nicht ich! Ich wäre doch für ihn da gewesen!“

„Und endgültig daran zerbrochen!“

Ich funkelte Itachi erbost an. Mir war natürlich klar, dass er für die letzten Entscheidungen, die Sasuke damals getroffen hatte, nichts konnte, aber es war das erste Mal das er deutlich geäußert hatte, dass er Sasukes Handlungsweise damals nachvollziehen konnte.

Ich wollte mich nun nicht mit Itachi-nii-san streiten. Er war in den vergangenen Monaten, gerade in der Zeit, wo es mir wirklich schlecht ging und ich mich von allen und jeden verlassen fühlte für mich da gewesen.

Auch wenn ich mir manchmal einredete, dass er dies nur tat, weil er am Sterbebett von Sasuke gesessen hatte und der Teme ihm das Versprechen abgerungen hatte für mich da zu sein.

Ich seufzte laut auf, wuschelte mit beiden Händen fahrig durch meine Haare und ließ mich auf meinen Platz zurückfallen: „Tut mir leid, Nii-san! Ich… ich…“

„Ich verstehe dich voll und ganz, Naruto!“, seine Stimme war ruhig und klang gerade nach meinem Ausbruch umso angenehmer, „Manchmal muss einfach mal alles raus… und gerade für solche Momente bin ich doch da, nicht wahr? Du würdest den armen Androiden bei dir daheim vermutlich nur verschrecken wenn du da so auf den Tisch haust!“, er lachte auf und irgendwie musste ich nun auch mit einstimmen bei den Gedanken daran, wie mein Sasuke zu Hause aussehen würde wenn ich dort einmal meine Stimme erheben würde.

Mit dem wahren Sasuke hatte ich mir oft heftige und hitzige Wortgefechte geliefert, die sogar ein paar Mal handgreiflich geworden waren. Aber niemals so, dass sich einer von uns beiden schwer verletzt hätte.

So waren wir nun einmal gewesen… wie Feuer und Wasser. Wobei… ich musste zugeben, dass ich manchmal eher der Wind war, der Sasukes Feuer erst zum Entfachen gebracht hatte.

Obwohl wir beide noch lachten spürte ich eine bleierne Schwere… der Teme fehlte mir. Er fehlte mir wirklich! Und das würde er wohl auch auf ewig tun.

Itachi betätigte wieder den kleinen Schalter und es erstaunte mich daher nicht, dass kurz darauf die Grünhaarige wieder in der kleinen Schiebetür erschien.

„Kredenzen Sie uns doch bitte einen guten Rotwein!“, er sah dann direkt in meine Richtung, „Wenn du weiterhin den Nihonshu so in dich reinkippst wirst du morgen keinen klaren Gedanken mehr fassen können!“

Ha! Klar würde ich auch den Rotwein nehmen wenn Itachi ihn spendierte! Dass Rotwein in großen Mengen mein Denkvermögen nicht weniger beeinflussen würde verschwieg ich ihm lieber.
 

„Hey, Naruto! Mach dich mal nicht so schwer, ja?“

Itachis Stimme klang irgendwie total weit weg, doch die Wärme seines Atems war deutlich auf meiner Wange zu spüren.

Irgendwie drehte sich gerade alles ganz arg und mein beinahe Schwager schien in dreifacher Ausführung neben mir zu stehen während ein Vierter mich abstützte. Irgendwie war das seltsam.

„Naruto! Ich bezweifle irgendwie, dass du es allein bis zu dir nach Hause schaffst und mein letzter Zug fährt in einer knappen Stunde!“

„Oi! Nii-saaaaaaan! Ma’ach dir keene Sorjschen! Ick bin voll fiit!“

„Das ‚voll‘ kauf ich dir sogar ab!“, seufzte die Stimme, die der meines Temes in meinen Erinnerungen so ähnlich war und anschließend spürte ich, wie mich etwas unter meinen Achseln packte und auf meine Beine zog.

Wieso zog man mich überhaupt hoch? Wo hatte ich denn bislang gestanden?

Hatte ich überhaupt gestanden? Schwer zu sagen! Denn gerade stand mindestens einer von den vier Itachis auf dem Kopf.

„Sieh~st dahaa, Itat…Itatschi…ha ha…klünngt wü Hatschiii… ha ha… d’Alte da vorn‘ is voll…net ick!!“

Hinter Itachi konnte ich trotz meiner eingeschränkten Sicht drei…öhm…acht…nee…vier Frauen auf der anderen Straßenseite ausmachen, die dort standen und sich angeregt unterhielten. Öpps! Stimmt nicht! Eine von ihnen hing gerade über einer Recycling Box und entleerte sich mit Geräuschen, die ich gerade wirklich nicht hören wollte… urgs… jetzt wurde mir schlecht!

Die vier Itachis drehten sich herum und während er die Frauen wohl weiterhin ungeniert anstarrte, seufzte er wie so oft in den vergangenen Minuten – na ja, soweit ich mich halt gerade zurückerinnern konnte – auf: „Ich hätte dich wirklich nicht so viel trinken lassen sollen!“

Diese Aussage ignorierte ich gekonnt und versuchte mich mehr an Itachi 4 zu pressen, da ich gerade das Gefühl hatte, dass meine Beine irgendwie mein Gewicht nicht mehr lange würden tragen können.

Itachi säuselte hingegen irgendetwas vor sich hin, dass sich wie ein: „Die … Androiden… abholen lassen. Wo ist dein Mobiltelefon? Ich ruf … Androiden…“, anhörte.

„Andru… WAS?“, wovon redete der jetzt schon wieder?, „Arsch…tasche“, grinste ich meine erste Frage schon wieder vergessend und schloss meine Augen, deren Lider neben den Beinen nun auch noch so irre schwer geworden waren.

Ich spürte nur noch, wie eine warme Hand meinen Rücken runterstrich und sich dann auf meinen Hintern legte: „Oi! Itachi…chan…duhuu geh~st aba ran!“, dann war’s erst einmal wieder Schwarz. Eine schöne Farbe…ups…falsch…Nii-san meinte mal das sei ein Gemütszustand… hi hi…
 

tbc

Ende ~ Datensatz 1~
 

Datensatz 2


 

Juliregen

Datensatz 2
 


 

Bzzzzz….

INCOMMING CALL INCOMMING CALL

Bzzzzz…

Mein Standby-Modus wurde unterbrochen und mein System fuhr schnell hoch.

Ein Anruf? Die Abgleichung der hinterlegten Daten mit der gesendeten Nummer des Anrufers zeigte mir das Mobiltelefon meines Herrn… Naruto an.

Es war seltsam. Normalerweise rief er mich nie an wenn er mit Itachi-san oder Kiba-san unterwegs war. Manchmal schrieb er mir Nachrichten wenn er auf Arbeit war wo er sich erkundigte, was ich gerade tat oder wissen wollte, was ich für das Abendessen geplant hatte und ob er dafür noch was besorgen müsste.

„Hier ist Sasuke!“

„Hä? Bist du…Narutos Android?“

Diese Stimme war nicht die meines Herrn… Naruto. Ich hatte sie jedoch in der Vergangenheit schon einmal über die Freisprecheinrichtung des Telefons gehört.

„Ja, das bin ich! Sind Sie ein Freund meines Herrn?“

„Hm, ja! Hör mal, dein…hm…Herr hat ein bisschen zu viel getrunken und ist nicht mehr in der Lage selbstständig nach Hause zu laufen. Ich finde hier auch kein Taxi und daher hatte ich die Hoffnung, dass du ihn abholen könntest!“

Ich sollte Naruto…abholen?! Aber…hatte mein Herr nicht immer gesagt, ich solle die Wohnung nicht verlassen?

„Ist mein Herr damit einverstanden?“

Einen kurzen Augenblick war es ruhig in der Leitung. Ich hörte ein entferntes Stöhnen und meine Stimmfrequenzabgleichung identifizierte den Verursacher eindeutig als meinen Herrn.

„Öhm, eigentlich nicht. Also, das ist schwer zu sagen, denn Naruto ist gerade… nicht bei Bewusstsein. Daher ist das eigentlich meine persönliche Bitte an dich! Ist es nicht möglich, ihn abzuholen?“

Ich fühlte mich gerade nicht ganz wohl mit dieser Situation. Mein Herr, also Naruto, hatte mir schließlich oft genug gesagt, dass ich hier bleiben sollte. Andererseits hatte er auch gesagt, dass ich ihn nicht verlassen dürfte und derzeit brauchte er offensichtlich meine Hilfe.

„Könnten Sie mir meinen Herrn ans Telefon geben?“

Ich musste sicher gehen, dass es wirklich in Narutos Interesse war, das ich das Haus verließ um ihn abzuholen.

„Oh…öhm…Moment!“, ein Knacken folgte, dann, „Hey, Naruto! Wach mal auf! … Hm…was’n Uchiha?...“, das war Narutos Stimme…jedoch hörte sie sich seltsam befremdlich an – ob es ihm nicht gut ging? Und Uchiha?

In meinem Kopf ratterte es. Ich dachte, Naruto wäre mit Itachi-nii-san unterwegs gewesen! Naruto hatte Itachi-nii-san noch nie einfach so Uchiha gerufen! War dies hier etwa nicht Itachi? War es dieser Teme Uchiha nach dem er in seinem Fieberwahn verlangt hatte? War er mit ihm unterwegs?

Wieso hatte er mir das nicht gesagt? Wieso hatte er Itachi-san vorgeschoben?

„…Oi, Naruto! Dein Android will mit dir sprechen!“, rauschte es weiterhin aus der Leitung, „…Andru…wat?.... Hey!Schlaf nicht schon wieder ein, Naruto! Naruto! Naaaruto!!!“

Ich erhob mich in der Zwischenzeit aus dem Sessel in welchen ich bisher jede Nacht verbracht hatte und griff nach einem dickeren Sweatshirt um es mir überzuziehen. Das Rauschen wurde durch ein erneutes Knacken unterbrochen.

„Sasuke? So war doch dein Name, oder?“

„Ja.“

„Also…es tut mir leid, aber vielleicht hast du es ja mitbekommen, aber er ist gerade wirklich nicht in der Lage, zu telefonieren und wenn ich nicht bald eine Möglichkeit sehe ihn nach Hause zu bekommen verpasse ich meinen letzten Zug!“

„Machen Sie sich keine Sorgen! Ich befinde mich bereits auf dem Weg zu Ihnen!“, ich schlüpfte in die Sneaker, die mir mein Herr gekauft hatte und die ich bislang noch nie wirklich getragen hatte.

„Oh! Ähm…super! Also wir sind…“

„Ich habe bereits eine ideale Route über das GPS Signal des Mobiltelefons herausgesucht. Meine voraussichtliche Ankunftszeit ist in zehn Minuten“, die Tür fiel hinter mir ins Schloss, „Dürfte ich Sie darum bitten noch ein wenig bei meinem Herrn zu bleiben? Nur so lange, bis ich bei Ihnen bin?“

„Uhm…ja, wenn es nur zehn Minuten sind, dann ist das kein Problem!“

„Vielen Dank! Ich werde gleich da sein!“, und dann beendete ich die Verbindung.

Nachdem ich den Wohnkomplex verlassen hatte zog ich mir die Kapuze der Sweatshirts über den Kopf. Ich erinnerte mich daran, als Naruto mit mir zusammen im Kleiderschrank nach Bekleidung für unseren entfallenen Ausflug in den Park gesucht hatte und es schien ihm wichtig zu sein, dass ich mich in der Öffentlichkeit bedeckt hielt. Wenn ich schon nicht ganz seinem Wunsch, zu Hause zu bleiben, Folge leisten konnte, so wollte ich wenigstens diesen Punkt zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllen. Dummerweise hatte ich nicht an diese Brille gedacht. Aber nun drängte die Zeit. Laut GPS würde ich noch fünf Minuten brauchen!
 

Das Signal führte mich zu einer Bank am Rand des großen Parks der sich in der Nähe der Wohnung befand. Darauf saßen zwei Gestalten. Die eine identifizierte ich direkt als meinen Herrn. Er saß an eine etwas größere männliche Person gelehnt und schien wirklich zu schlafen.

Der Größere trug längeres schwarzes Haar zu einem Zopf zusammen gebunden und hatte meinen Herrn an sich herangezogen und stützte ihn ab.

Die Gesichtszüge des Fremden kamen mir seltsam vertraut vor. Ein Symmetrieabgleich über Gesichtsscan zeigte ähnliche Proportionen zu mir selbst auf. War das dieser Teme?

Ich trat direkt vor die beiden: „Hallo! Ich bin Sasuke und der Android von Naruto-sama!“

Der Fremde blickte auf und sah mich direkt an. Ich bemerkte, wie er seine Augen zusammenkniff. Vermutlich versuchte er unter dem Schatten der Kapuze mehr zu erkennen.

„Schön dich kennenzulernen, Sasuke! Es tut mir sehr leid, dass ich dich habe herkommen lassen!“

Er versuchte sich zu erheben ohne das mein Herr zur Seite hin umfiel, daher beließ er eine Hand an Narutos Schulter als Stütze.

„Kein Problem. Ich werde ihn ab hier übernehmen und ihn sicher nach Hause bringen!“

ERROR ERROR ERROR

In diesem Moment erhielt ich erneut eine Fehlermeldung, doch ich dürfte mich von ihr nun nicht stören lassen. Ich musste Naruto nach Hause bringen. Ich griff nach der anderen Schulter meines Herrn, doch aus irgendeinem Grund hatte ich wohl die Entfernung falsch abgeschätzt und meine Hand fuhr ins Leere.

Anscheinend hatte ich die Fehlermeldung erhalten weil es wieder Probleme mit der Optik meines linken Auges gab. Ich erfasste daher die Umgebung verstärkt nun mit dem rechten Auge und schaffte es somit, Naruto an der Schulter zu greifen und ihn auf die Beine zu ziehen. Er stöhnte dabei etwas auf aber erwachte nicht.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte mich der langhaarige Fremde.

„Ja!“, ich versuchte Naruto an beiden Händen auf meinen Rücken zu ziehen.

Dabei grummelte er etwas und kurz darauf öffneten sich auch die blauen Augen. Verdutzt wirkend starrte er mich einen Augenblick an, ehe sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legte: „TEME! Du kommst mich holen!“, und dabei sprang er mir förmlich in die Arme und drückte sich euphorisch an mich.

Der Fremde im Hintergrund verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Eine solche Gestik hatte mir mein Herr nahegelegt zu erlernen.

Das verwirrte mich noch mehr! Und irgendwie war es mir auch etwas… unangenehm so von ihm angestarrt zu werden.

Ich strich Naruto über die Haare und dieser drückte sich noch mehr an mich und verstärkte die Umarmung.

Sein Atem wurde wieder ruhiger. Es war wohl davon auszugehen, dass er wieder weggedöst war.

Der Fremde räusperte sich und ich sah auf um besser unter dem Rand meiner Kapuze zu ihm herüber sehen zu können.

„Ich muss mich jetzt leider verabschieden, Sasuke. Schaffst du das mit Naruto?“

Er schien mich nicht wie einen Androiden behandeln zu wollen. Vielen Menschen war oft durch Gestik, Mimik oder Ansprache mir gegenüber zu erkennen, dass sie unsereins verabscheuten oder uns nicht annähernd als ihresgleichen erachteten, aber er schien sich nicht weiterhin daran zu stören, dass durch meine Adern kein Blut floss.

„Verstanden. Vielen Dank noch einmal, dass Sie so lange bei meinem Herrn geblieben sind bis ich da war!“, ich nickte ihm über den blonden Schopf hinweg zu. Dadurch, dass ich Naruto hielt konnte ich mich nicht anstandsgemäß verbeugen.

„Kein Problem!“, er drehte sich von uns ab.

„Kann ich…“, ich zögerte, „…eine seltsame Frage stellen?“

Er hielt inne, steckte beide Hände in die Jackentasche und sah mich über seine Schulter hinweg an: „Sicher!“

„Sie sind doch… Itachi Uchiha, nicht wahr?“

„Ja.“

„Wieso genau nennt mein Herr Sie immer Itachi-nii-san?“

Nun drehte er sich doch wieder zu uns herum und legte den Kopf ganz leicht schräg. Sicherlich hätte ich nun verstanden, wenn er direkt die Gegenfrage gestellt hätte, warum ich das nicht Naruto fragte, doch er schien nachzudenken.

„Naruto… war der beste Freund meines jüngeren Bruders. Dieser starb vor… beinahe zwei Jahren an Leukämie und daher… Naruto hatte mich schon von klein auf Nii-san genannt. Er hat es einfach beibehalten!“, er zuckte mit den Schultern als hätte ich ihn nicht gerade etwas sehr persönliches gefragt sondern mich nach dem Fahrplan seines Zuges erkundigt.

„Vielleicht ist es nun unverschämt von mir, weiter nach zu fragen, aber… wie war der Name Ihres Bruders?“

Ich schämte mich. Mein Programm hätte mir eine solche Dreistigkeit untersagen müssen. Hatte es aber nicht. Und das war zudem irritierend. Hing es mit der Fehlermeldung in meinem System zusammen?

„Sein Name war Sasuke. Sasuke Uchiha!“

Ich zuckte zusammen. Und als wäre diese Erkenntnis, dass ich nach dem toten besten Freund meines Herrn benannt worden war, nicht schon seltsam genug gewesen wäre, nuschelte der Blonde in meinen Armen ein: „Teme!“, an meinen Hals.

Itachi Uchiha schien mich nach seiner Aussage genauer zu beobachten, doch ich ging darauf gar nicht näher ein.

Schließlich wandte er sich zum Gehen ab: „Bis bald, Sasuke! Pass gut auf Naruto auf!“

„Ja, Itachi-san. Danke. Passen Sie auch gut auf sich auf!“, und dann verschwand er auch schon aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne in die Dunkelheit.

Ich stand noch eine ganze Weile vor dieser Bank am Parkrand und rührte mich nicht. Naruto schmatzte einige Male in meinen Armen und schien sich weder an der gehaltenen Position noch an der Umgebung zu stören.

Ich versuchte die erhaltenen Informationen zu verarbeiten und zu analysieren.

Die menschliche Psyche war etwas, was für Androiden schwer zu begreifen war und ich war mir auch nicht sicher, ob es möglich war, dieses Verstehen zu erlernen.

Wieso war ich nach Sasuke Uchiha benannt worden. Es war ziemlich offensichtlich, dass mein Herr Naruto an ihn gedacht haben musste, als er den Namen für mich wählte.

Hatte er mich nicht auch bei unserer ersten Begegnung direkt so angesprochen?

Zweimal?

Ich versuchte mir den Datensatz mit den Momentaufnahmen vor meinem inneren Auge aufzurufen. Zoomte sein Gesicht näher heran. Ich sah ihn so dicht vor mir dass ich die einzelnen Regentropfen aus seinen Haaren auf sein Gesicht abperlen sah.

Seine Augen waren deutlich geweitet. Dies war eine nicht herkömmliche menschliche Reaktion. Sie trat auf wenn jemand überrascht war, positiv wie negativ.

Naruto hatte mich danach, und zwar ausschließlich mich, unbedingt käuflich erwerben wollen. Demnach war dieser Ausdruck wohl als positiv zu werten.

Zweimal huschte ihm der Name ‚Sasuke‘ über die Lippen. Die Mimik änderte sich dabei nicht großartig. Sie blieb konstant. Deuteten somit auf Fassungslosigkeit und Unglaube.

Doch das noch nähere Heranzoomen seiner Augen irritierte mich.

Waren es wirklich nur Regentropfen gewesen, die da seine Wangen herunter gelaufen waren?
 


 

Es war Juni und Hey! Die Sonne schien und ich hatte ausgesprochen gute Laune! Tsunade konnte ein wirkliches Biest sein… also so als Vorgesetzte! Privat kannte ich sie ja weniger, doch manchmal hatte wohl auch sie einen netten Tag!

Anders konnte ich mir nämlich sonst den Umschlag in meiner Hand nicht erklären, den ich nun vor Sasukes Augen hin und herschwenkte: „Rate mal, was da drin ist?!“

Sasuke betrachtete den Umschlag näher doch schien er entweder nicht antworten zu können oder zu wollen… ach, vermutlich beides!

„Das ist eine Boni!“, erklärte ich daher schließlich mit stolzem Unterton, „Die alte Tsunade hat endlich eingesehen was sie an mir hat und hat mir einen Bonus ausgezahlt weil ich wohl zu den besten Angestellten gehöre…he he!“

Der Schwarzhaarige beachtete nun den Kuvert nicht weiter sondern wirkte mehr so, als wolle er jegliche Regung meinerseits analysieren. In letzter Zeit tat er das häufiger und ich konnte mir nicht erklären warum. Manchmal kam ich mir dadurch ein bisschen vor wie ein Studienobjekt… so ‚Verhalten eines Menschens‘ oder so, aber vermutlich kam es mir auch nur so vor.

„Und weißt du was?“

Er schüttelte auf diese eher rhetorische Frage verneinend den Kopf.

„Ich hab Jiraiya-san angerufen und uns einen Termin gemacht! Mit diesem Geld lass ich dich heute einmal so richtig durchchecken!“, ich schlug mit der rechten Faust in meine linke Handfläche, „Ha! Und sicherlich bleibt dann sogar noch was übrig für ein paar Updates! Ist doch klasse, Sasuke, echt jetzt!“

Irgendwie hatte ich mir ein wenig ein freudigeres Gesicht vorgestellt, aber Sasuke blickte mich gerade an als hätte ich ihm gestanden ihm einen Liter Brause über offene Schaltkreise gekippt zu haben!

Vielleicht freute er sich aber doch und er konnte es gerade nicht so genau zeigen! Also manchmal war der Teme wirklich schwer zu deuten, echt jetzt!

Urgs… ich hatte… NEIN! Das war nur ein gedanklicher Versprecher gewesen! Nichts weiter!

Ich schnappte mir daher meinen Schlüssel und steckte ihn in die Jackentasche: „Na, komm schon! Jiraiya-san wartet!“
 

Jiraiya-san lehnte an einer der Werkbänke und ließ den Blick mehrere Male an mir hoch und runterwandern. Es war für mich nichts Neues vor einer längeren Wartung genauer betrachtet zu werden. Gerade so erfahrene Android-Techniker wie Jiraiya-san konnten schon viel von einem äußeren Erscheinungsbild ablesen.

„Du schaust gut aus, Z23!“, meinte er schließlich entgegen meiner Annahme und trat näher an mich heran und schließlich um mich herum, „Äußerlich gibt es keinerlei offensichtlichen Mängel. Das freut mich! Ich muss schon sagen, dass ich da so meine Bedenken hatte. Schließlich ist der Bengel ja noch recht jung und hat sicherlich in seinem ganzen Leben noch nie für irgendetwas oder Jemanden Verantwortung übernehmen müssen!“

Ich nickte nur und betrachtete dabei den leicht verschmutzten Linoleumboden der Werkstatt.

Naruto-sama hatte mich in Jiraiya-sans Obhut gelassen und mir gesagt, dass er sich im kleinen Café gegenüber einen Kaffee gönnen würde.

Jiraiya-san wies mich an, mich auf eine größere Liege zu legen und so setzte ich mich auf diese.

Ich seufzte laut auf und erntete dafür einen verwunderten Blick meines ehemaligen Besitzers: „Stimmt etwas nicht, Z23?“

„Jiraiya-san…Sie brauchen sich mein Innenleben wirklich nicht anzusehen! Ich kenne meinen Zustand selbst am besten und…“

„Unsinn!“, unterbrach er mich forsch, „Der Junge hat bereits für eine große Wartung bezahlt und ich erledige meine Arbeit immer zur Zufriedenstellung meines Kunden! Das müsstest du doch wissen! Und nun zieh dich aus und lege dich hin!“

Meine Hände fuhren befehlsgerecht hoch zu meinem Hemdkragen um es mir dann über den Kopf ziehen zu können, doch hielt ich nochmals inne: „Mir…geht es wirklich gut! Bei mir ist alles in Ordnung und…“

„Was ist denn mit dir los?“, lachte er leise, „Seit wann bist du so aufmüpfig? Hat dir der Bengel etwa nur drittklassige Updates aufgespielt?“

Dass er seine Äußerung nicht ernst meinte konnte selbst ich erfassen anhand der Tatsache, dass er breit grinste. Nach über 30 Jahren im Dienst von Jiraiya-san konnte ich wirklich behaupten, dass ich ihn recht gut verstand. Daher war mir nun klar, dass ich das Unvermeidliche nicht würde hinauszögern können und entledigte mich nach und nach meiner Bekleidung um mich dann auf dieser Liege hinzulegen.

Zunächst öffnete er den Port an meinem Bein. Kontrollierte die Anschlüsse auf ihre Funktionalität und schloss mich schließlich an einen Computer an, der vergangene Fehlermeldungen auslas und analysierte.

Da dies ein längerer Vorgang war öffnete er in der Zwischenzeit meinen Bauchraum über einen Sensorschalter direkt an meinem Bauchnabel.

Das war der Moment, wo Jiraiya-san ins Stocken geriet und auch einen Schritt zurücktrat.

Es war auch der Augenblick, dass ich kurz davor stand meine zuvor gemachte Aussage, dass ich Jiraiya-san nach all den Jahren verstehen würde, revidieren wollte.

Ich drehte den Kopf weg und starrte auf die ehemals weiße Wand die dringlichst einen neuen Anstrich benötigte und zeigte wohl so dem älteren Mechaniker, dass ich bereits wusste, was er mir nun mitteilen wollen würde.

„Das…“, begann er dennoch leise.

„Ich weiß. Wir sind doch jetzt fertig hiermit, oder?“ Ich erhob mich in eine sitzende Position und ergriff das Shirt unweit neben mir auf der Liege.

„Z23! Weiß er es?“, seine Stimme klang befremdlich.

„Nein“, ich stülpte mir den Stoff über den Kopf nur um dem Blick aus dunklen Augen ausweichen zu können.

Der Computer unweit von uns gab ein piepsendes Signal von sich und teilte uns so mit, dass er mit dem Auslesen meiner Daten fertig war.

Jiraiya-san trat an das Gerät und studierte die Zahlenreihen auf dem Monitor.

Auch wenn ich hier für den Verkauf zuständig gewesen war, so reichte mir schon ein kurzer Blick aus der Entfernung um zu wissen, dass wirklich nichts Gutes bei dieser Auswertung herausgekommen war.

„Bitte sagt es nicht Naruto-sama!“, flüsterte ich leise, „Denn selbst wenn Ihr ihm etwas sagt, so wird dies nicht verhindern können, dass ich…“, ich zögerte.

Bis vor Kurzem hätte ich bei der Aussprache dieses Themas sicherlich kein Problem gehabt, doch nun… es lag schwer auf meiner Zunge und wollte meinen Mund nicht wirklich verlassen: „…bald außer Betrieb gehen werde!“

„Es ist bei Weitem noch nicht so schlimm, wie du es gerade darstellst, Z23!“, diese Aussage ließ mich nun doch zu ihm sehen und er betätigte am Computer einige Knöpfe um sich den Wartungsbericht auszudrucken.

„Bis auf die Hauptplatine sind alle Teile in irgendeiner Form noch zu beschaffen oder in einem ähnlichen Zustand, so dass ich sie passgerecht umbauen könnte und…“

„NEIN!“, brummte ich bitter, „Das bringt doch alles nichts! Die Hauptplatine wird seit über 20 Jahren nicht mehr hergestellt. Selbst ähnliche Modelle wurden vor langer Zeit vom Markt genommen! Selbst wenn wir noch irgendwo bei einem Antiquitätenhändler eine Platine bekämen, so hieße das nicht, dass es meine Lebenserwartung verlängert da diese auch schon in die Jahre gekommen ist. Zudem würde mein verändertes Wesen dann meinen Herrn irritieren und das möchte ich auch nicht! Ich koste Naruto-sama viel zu viel Geld und in diesem Sinne wäre es einfach besser, wenn er von nichts wüsste. Es wäre das Beste, wenn ich von jetzt auf gleich einfach ausgehe!“

Jiraiya-san sagte daraufhin nichts. Er verschränkte nur die Arme vor seiner breiten Brust und nickte einige Male, während er mich beim Ankleiden beobachtete.

Als ich mir schließlich die Socken anzog ging er jedoch schweigend aus der Werkstatt hinaus. Ich wusste, dass ich mit meiner Aussage Recht und dass er es eingesehen hatte. Es machte keinen Sinn mehr unnötig in mich zu investieren. Die Zahlen auf dem Monitor, die mich jetzt förmlich zu verhöhnen schienen sowie der Zustand meiner inneren Elektronik hatten eindrucksvoll bewiesen, dass ich nicht mehr wert war als ein Stück Schrott. Ich sollte einfach nur noch ausgehen… für immer.
 

Vor knapp fünf Minuten war ich in den kleinen Laden Jiraiyas‘ zurückgekehrt. Die Tür zur hinteren Werkstatt war noch geschlossen und ich war mir nicht so sicher, ob es so schlau war da nun zu stören, daher beschloss ich, mich im Laden etwas umzusehen.

Da gab es ein Rondell mit ‚hydraulischen Gelenken‘ für die verschiedensten Modelle.

Aber wer brauchte denn einen um sich selbst drehenden Kopf… es erschauderte mich allein bei der Vorstellung, dass Sasuke seinen Kopf rotieren lassen könnte wie in diesen ekligen Horrorfilmen, die ich so gar nicht mochte.

Im nächsten Regal lagen verschiedene abgepackte Chips. Nur an der daran befestigten Verpackung konnte man ablesen, wozu die einzelnen Chips gut waren und wo genau sie eingesetzt wurden.

So fand ich zum Beispiel einen Chip, der bei einem P170-Modell am Rückenfach eingesetzt werden konnte und diesen ‚schwitzen‘ ließ.

Wer brauchte denn einen ‚schwitzenden‘ Androiden? Mir war schon klar, dass es die seltsamsten Fetische gab, aber das…?

Daher interessierte mich, was P170 wohl für ein Modell war und schnell fand ich ein richtig dickes Buch in einem der Regale mit dem Titel ‚Die Enzyklopädie der Androiden‘.

Durch das wirklich gut aufgeteilte Inhaltsverzeichnis hatte ich auch schnell die richtige Seite aufgeschlagen und wurde allein bei den abgebildeten Fotos etwas rot im Gesicht.

Ein P170 war zwar ein humanoider Android, jedoch verfügte er über vier Arme. Vorzugsweise wurden weibliche Modelle für die Erotikindustrie produziert und verkauft.

„Produktionszeitraum… 2045 bis 2050. Verkaufte Anzahl… weiblich 200.000 und männlich 30.000 Stück“, las ich lauter vor und kratzte mich an der Stirn, „… Wer kauft denn so etwas?“

Darunter standen dann noch nähere Informationen zu der Entwicklerfirma und deren Hotline-Nummer.

Ob auch Sasukes Modell in diesem Buch zu finden war?

Schnell schlug ich wieder auf die Seite zurück mit dem Inhaltsverzeichnis und ließ meinen Finger über die einzelnen Zeilen gleiten. Unter Z23 fand ich nichts.

Aber Sasukes eigentliche Typbezeichnung war ja auch viel länger gewesen!

Unter ANDR-Z23 wurde ich schließlich sehr schnell fündig und ich bemerkte, dass ich beim hastigen Blättern durch dieses Buch ganz nasse Hände bekam.

Gerade bei so etwas verstand ich noch weniger, warum jemand einen schwitzenden Androiden haben wollte!

Der Absatz über das Modell ANDR-Z23 war enttäuschend klein, aber das hatte andererseits auch den Vorteil, dass ich diesen Artikel über meine Armbanduhr einscannen konnte.

Gesagt, getan! Ich ließ das Display nach wenigen Tastendrücken über die Seite des Buches gleiten und ein feiner Lichtstrahl tastete die Seite ab und speicherte die empfangenden Daten. So hatte ich wenigstens ein paar allgemeine Grundinformationen stets parat!

„Das Modell ANDR-Z23 gehört in die Anfangszeit des Androidenbaus. Produktionszeitraum Januar bis Juli 2022. Ursprünglich als Großprojekt geplant wurden letzten Endes nur 100 Exemplare gebaut. Dieses Modell ist daher keine Fließbandproduktion, sondern jeder Android für sich ein handgefertigtes Einzelstück eines Android-Designers. Diese hinterließen aufgrund der Zertifizierung jeweils ihr persönliches Kürzel, welches unter Schwarzlichteinfluss im rechten großen Zehennagel erkennbar wird. Fast alle der 50 weiblichen und 50 männlichen Modelle gingen daher in vermögende Privathaushalte und blieben so der Öffentlichkeit verborgen. Über die genaue heutige Bestandszahl ist daher nichts bekannt.“

Sasuke hatte ein sogenanntes Schwarzlicht-Tattoo von seinem Hersteller erhalten. Seinem Erbauer!

Und irgendwie fand ich es auch nicht wirklich verwunderlich das Sasuke eigentlich ein Einzelstück war. Das passte zu ihm!

Mein Sasuke früher war ja auch… so ein Einzelstück. Ich musste leicht schmunzeln bei diesem Gedanken.

Die Werkstatttüre öffnete sich und Jiraiya trat heraus. Der Alte wirkte auf mich ganz und gar nicht glücklich und eine böse Vorahnung ließ mich panisch die Luft tief einziehen.

„Da bist du ja schon wieder!“, seine fröhliche Stimme wollte so gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck passen, „Der Kaffee drüben bei Yamanaka’s Blumencafè ist wirklich gut, nicht wahr?“

„Ja, er war wirklich gut!“, ich klappte das Buch zu und stellte es zurück in das Regal, „Sagt, alter Mann, wie geht’s Sasuke?“

Er räusperte sich und schielte dabei zur Werkstatttür, die just in diesem Moment ganz Sasuke-untypisch aufgerissen wurde.

„Unglücklicherweise…“

„Jiraiya-sama…!“

„…ist Z23 schwerwiegend beschädigt!“

BUMM!

„W…WAS!?“, mir zog es gerade leicht den Boden weg. Alles begann zu schwanken. Sasuke schenkte Jiraiya einen wirklich bösen Blick und hastete an diesem vorbei an meine Seite. Ich spürte seine Hand an meinem Arm. Sie strich darüber.

Wieso strich er über meinen Arm, als wolle er… mich… trösten?!

Er… er war doch…
 

„Naruto?“ „Hallo Itachi-nii-san! Was machst du denn hier!” „Naruto…Sasuke…“ „Was ist mit Sasuke?“ “Sasuke war krank, Naruto!” “Krank?” “Er wusste es schon wesentlich länger. Das damals… wo ich im Krankenhaus war…das war eigentlich weil Sasuke im Krankenhaus lag …wegen einer Knochenmarkspende, doch…“ „Moment, Ita…was… was willst du mir eigentlich sagen?“

„Naruto…Sasuke… Sasuke ist letzte Nacht an den Folgen seiner langen Erkrankung…gestorben!“

„Sasuke…Sasuke ist…“ „Ja, Naruto! Sasuke… lebt… nicht mehr!“
 

… er war doch… derjenige, der bald…

…wieso nahm er da Rücksicht auf mich?

…wieso tröstete er mich?

…wieso wollte er offensichtlich nicht, dass ich es erfuhr?

Ich schluckte…zumindest gab ich meinem Kopf den Befehl zu schlucken, doch mein Mund war auf einmal viel zu trocken.

„Was…was heißt das nun genau, Jiraiya-san!“, krächzte ich daher leise und versuchte gefasst zu wirken.
 

Ein Dreck war ich… ich unterdrückte gerade mit aller Macht das Zittern meiner Beine und die aufkommenden Tränen.

Dieser Albtraum… es passierte schon wieder… oder etwa nicht?

Wieso konnte nicht einmal ein Sasuke bei mir bleiben?
 

„Ich nenne dir nun die akutesten Probleme… Z23 ist auf dem linken Auge blind. Auf dem rechten Auge dürfte er nur noch auf schwarz-weiß sehen. Neben der Optik ist zudem die Akustik stark beschädigt. Die Rauschunterdrückung auf beiden Ohren ist defekt. Signale empfängt er ebenfalls nur noch über die rechte Seite. Die Anschlüsse sind alle in Ordnung. Auch der künstliche Magen-Darm-Trakt, den wir letztes Jahr noch eingebaut haben, ist vollkommen intakt, nur die umliegenden Kabel im Bauchraum weisen eine starke Oxydation auf. Er benötigt daher einen komplett neuen Kabelbaum. Das Skelett sowie die Gelenke sind wie seine äußere Membran im tadellosen Zustand. Aber…“

„Du… du kannst nichts sehen?“, unterbrach ich leise Jiraiyas Aufzählungen und drehte mich leicht zum Schwarzhaarigen neben mir.

„Ja, mein… Naruto. Ich kann jedoch auf dem rechten Auge noch einiges erkennen!“

„Warum…Warum hast du mir nichts gesagt, Sasuke?“
 

„SAAASUKE!!! Sag mir WARUM!!! WARUUUM!“ „Naruto! Wir sind hier auf einer Beerdigung!“ „WARUM! Warum hast du mir nichts gesagt, Teme! Warum hast du mich dir nicht helfen lassen?“
 

Sasuke antwortete nicht. Er blickte nur auf seine Hand, die unnachlässig meinen Arm hinauf und wieder runter strich. Jiraiya zählte hingegen weiter auf, doch irgendwie drangen dessen Worte kaum zu mir durch.

„…das Hauptproblem sind die Platinen. Die drei Kleineren sind für mich nicht das Problem, sollten aber schnellstmöglich ausgetauscht werden. Die Hauptplatine eines Androiden hat eine Maximallaufzeit von höchstens 40 Jahren. Diese Angabe gilt aber eigentlich nur für die neueren Modelle. Z23 ist ein älteres Modell. Da war man technisch gesehen noch nicht so weit…“
 

„Wie…wie ist er gestorben, Nii-san? Hat er gelitten? Hatte er Schmerzen?“ „Nein, Naruto. Ich war bei ihm und er ist ganz friedlich eingeschlafen!“ „Warum?“ „Weil sein Körper es nicht mehr verkraftet hat.“ „Warum?“ „Weil die Ärzte alles versucht hatten und nichts mehr geholfen hat.“ „Verdammt noch mal, Itachi! Sag mir WARUM?!“
 

„Sag mir, Sasuke, warum hast du nichts gesagt? Ich habe dich doch darum gebeten, mir zu sagen wenn etwas nicht mit dir stimmt!“, das Brennen in meinen Augen und in meinem Hals wurde stärker.

„Ich…“, begann er zögerlich, „…dachte, es wäre nicht so schlimm. Ich bin immer noch funktionstüchtig und brauche diese ganzen Reparaturen eigentlich nicht!“

Ich griff in meine Hosentasche. Entnahm ihr den Geldbeutel und öffnete diesen.

Aus dem Blickwinkel sah ich, wie Sasuke zusammenzuckte. Ich nahm alles an Bargeld heraus, ebenso meine Electronic Cashcard sowie meine SparCard. Dies war alles was ich hatte.
 

„Er hat dich geliebt, Naruto! Er wollte es dir nur nicht sagen weil er Angst hatte, du würdest ihn dann nicht gehen lassen!“ „Da hat er verdammt noch mal richtig gedacht! Das hätte ich auch nicht!“ „Er war müde, Naruto. Er hatte es schon wesentlich länger durchgestanden als die Ärzte es vermutet hatten!“ „Und in all dieser Zeit konnte er mir nicht die Wahrheit sagen oder was? Waren all diese ‚Familienausflüge‘ erlogen?“ „Ja. Er war mit mir in verschiedensten Kliniken…“ „Ach?! Und da ist er nicht mal auf die Idee gekommen, dass ich bei ihm sein möchte? Er wusste doch, was ich für ihn empfinde!“ „Eben drum! Er… er hat mir etwas für dich mitgegeben, Naruto!“ „Ich will es nicht!“ „Naruto! Es hat ihn wahnsinnig angestrengt, das zu verfassen, also bitte…“ „Ich habe gesagt, ich will es nicht! Ich will keinen verdammten Brief! Ich will keine verdammten letzten Worte und eine fadenscheinige Entschuldigung! Verdammte Scheiße nochmal… ICH WILL SASUKE!!“
 

„Hier Jiraiya-san! Nehmen Sie dies als Anzahlung und tun sie alles Mögliche, um die beschädigten Teile auszutauschen! Ich besorge den Rest bis morgen, ja?“

Die sanften Berührungen an meinem Arm hielten inne, wurden zu einem festen Griff: „Mein Herr! Naruto! Das musst du nicht tun! Das sind all Eure… deine Ersparnisse und dein Gehalt von diesem Monat! Wovon willst du leben!“

„Zu Hause habe ich noch etwas in meiner Spardose!“, brummte ich und nahm mit meiner freien Hand seine von meinem anderen Arm.

„Das kannst du nicht tun, Naruto!...“
 

„Sie hatten einen Zusammenbruch, Uzumaki-san! Mein Name ist Doktor Kakashi Hatake. Sie befinden sich gerade im Klinikum von Konoha. Wissen Sie, was geschehen ist?“ „Sasuke! Wo ist Sasuke! Gebt mir Sasuke wieder! Ich tue alles was ihr wollt…ich bezahle jede Summe…nur gebt mir den Teme wieder! Bitte! Ich flehe euch an! TEEEEMEEEE!! Bitte…gebt ihn mir wieder! Gebt ihn mir wieder!“
 

„…Das bin ich nicht mehr wert und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe ausgedient! Es ist also nichts Falsches dabei das ich…“

„Wie kannst du so etwas sagen wenn du mich noch nicht einmal richtig ansehen kannst weil du blind bist?“, meine Hand fuhr hoch und legte sich locker über sein blindes linkes Auge, „Und, Sasuke? Kannst du mich sehen? Gib zu, dass auch das rechte Auge bei weitem weniger sieht als es diese ganzen Untersuchungen gezeigt haben!“, er zuckte etwas zurück und ich sah dies nur als Bestätigung. Sasuke war wirklich fast blind und er war nicht einmal mehr in der Lage sich auf sein Gehör zu verlassen. Vermutlich tat er jeden einzelnen Schritt nur mithilfe seines GPS-Signals… und ich hatte dies die ganze Zeit nicht bemerkt!

„Bitte, Sasuke! Bitte lass dich wieder in Stand setzen! Bitte! Tu es für mich!“

Er ließ den Kopf hängen und sagte nichts mehr weswegen ich mich zu Jiraiya herumdrehte: „Jiraiya-san?“

„Ich denke, ich werde etwas mehr als zwei Tage brauchen um das Nötigste wieder hinzukriegen. Aber einige Teile habe ich für dieses Modell nicht auf Lager und es wird auch eine Weile dauern, sie aufzutreiben…“

„Bitte…“

„Ist gut, mein Junge! Ich gebe mein bestes! Komm einfach übermorgen noch einmal vorbei!“

Ich nickte. Der Kloß in meinem Hals war zwar immer noch da, aber ich wusste nun, dass es etwas Hoffnung gab. Die Vergangenheit würde sich nicht wiederholen. Diesmal waren meine Hände nicht durch Unwissenheit gebunden! Ich würde handeln! Und Sasuke würde bei mir bleiben!
 

Mein Herr umarmte mich zum Abschied und verließ dann schnellen Schrittes den Laden von Jiraya-san.

Ich hatte deutlich Sorge und Angst in seinen Augen erkennen können. Genau diese Situation hatte ich vermeiden wollen. Er würde sicherlich nun kein Auge mehr zu machen können und dann würde er noch mehr arbeiten gehen als ohnehin schon um die künftigen Ausgaben alle finanzieren zu können. Das war nicht gut. Das war ich wirklich nicht mehr wert.

Ich bemerkte den Seitenblick Jiraiya-sans. Ein sanftes und freundliches Lächeln umspielte seine Lippen: „Z23… du wirst wirklich sehr geliebt!“

Ich sah zu ihm auf und versuchte das Lächeln zu erwidern, doch ich war mir selbst sicher, dass es mir nicht ganz gelang: „Nein. Ich bin es nicht, den er liebt. Ich nicht!“
 


 

Normalerweise müsste ich heute arbeiten gehen.

Doch ich konnte nicht. Nicht nur, weil ich müde war aufgrund der Tatsache, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, sondern auch, weil ich gedanklich total durcheinander war.

Ich verstand mich gerade selbst nicht mehr so wirklich und in diesem Zustand hätte ich auf der Arbeit vermutlich so viele Fehler gemacht, dass die alte Tsunade noch die ausgezahlte Boni zurückgefordert hätte und das wäre finanziell gerade nicht wirklich drin gewesen.

Als ich am Abend nach Hause gekommen war, klatschte mir eine Tatsache mit solcher Brutalität ins Gesicht, dass sie die unterdrückten Tränen geradezu nach oben trieb: Ich war allein.

Vollkommen allein.

Fast ein Jahr lang war Sasuke an meiner Seite gewesen. Selbst wenn ich auf der Arbeit saß war er irgendwie immer für mich erreichbar gewesen und ich hatte mich so gut wie lange nicht mehr gefühlt allein aus diesem Gefühl heraus abends nach Hause zu kommen und zu wissen, dass da jemand war, der auf mich wartete.

Und nun wartete hier niemand mehr.

Die Wohnung lag im Dunkeln. Keine leise Musik säuselte über die in der Zimmerdecke eingelassenen Lautsprecher und in der Küche brutzelte auch nichts in irgendeiner Pfanne.

Absolute Stille. Und diese Stille machte mir Angst.

Ich hatte es so gerade geschafft mir die Schuhe von den Füßen zu streifen und war in mein Schlafzimmer geschlürft. Neben meinem Bett stand der alte bordeauxrote Sessel, auch eine Mitgift meiner Mutter, und ließ mich erneut die Augen fest zusammen kneifen und die Tränenbäche unterdrücken. Dort hatte sich Sasuke jeden Abend hingesetzt. In der Steckdose an der dahinterliegenden Wand hing noch immer sein USB 6.0 Kabel. Wenn ich ein nur um wenige Zentimeter längeres Kabel besorgen würde, dann könnte Sasuke auch in meinem Bett liegen. Wenn ich Sasuke die Möglichkeit geben würde, tagsüber, während ich auf der Arbeit war, zu Laden, dann bräuchte er das nicht über Nacht zu tun… aber was sollte er denn dann nachts machen?

Ich ließ mich wie ein frisch gefällter Baum auf mein Bett fallen und rührte mich die ersten Stunden keinen einzigen Millimeter.

Dann war ich aufgefahren wie von einer Tarantel gestochen und hatte mitten in der Nacht meine Eltern angerufen.

Meine Mutter schien nicht einmal die Hälfte von dem verstanden zu haben, was ich versuchte ihr zu erklären, doch sie hörte mir geduldig zu.

Ich achtete auch nicht mehr darauf ob ich nun Z23 oder Sasuke sagte… ich redete einfach und das ohne Unterlass und mit tränenerstickter Stimme.

„Junge, brauchst du Geld?“, war schließlich ihre Frage und ich wagte es nicht zu antworten. Gewiss brauchte ich jeden Yen den ich kriegen konnte, doch hatte ich nicht mit diesem Hintergedanken bei meinen Eltern angerufen gehabt. Eigentlich hatte ich zu einer Bank gehen und dort um einen Kredit bitten wollen.

Ich schluchzte nur weiterhin in den Hörer und hörte sie besorgt seufzen: „Weißt du, Naruto… damals, als Sasuke Uchiha gestorben war, du nach deinem Zusammenbruch wieder aus dem Krankenhaus gekommen bist und gerade angefangen hattest, wieder zu leben… da habe ich zu den Göttern gebetet, dass du dich nie wieder verlieben würdest. Ich weiß, ein egoistischer Wunsch einer Mutter, die doch eigentlich nur das Beste für ihr Kind wollen sollte… aber…du hast so gelitten… es zerbrach allen, besonders mir und auch Mikoto das Herz. Und nun…“

„Mum!“, ich schnäuzte mich lautstark in ein schon ziemlich aufgeweichtes Taschentuch, „… du hast aber schon mitgekriegt, dass Sasuke…also Z23… ein Android ist, ja?!“

„Und? Wir leben doch in toleranten Zeiten!“

„Hmpf! Das ist mir klar, Mum! Aber… aber er ist eine Maschine… die kann nicht empfinden… glaube ich!“

Ich hörte ein leises Glucksen und da ich meine Mutter nur zu gut kannte, wusste ich, dass sie gerade dieses ultimativ gütige Lächeln aufgelegt hatte… ein Lächeln, dass sie mir in meiner Kindheit immer gezeigt hatte, wenn sie mir etwas offensichtliches erklärte, was ich aber noch nicht begriffen hatte.

„Naruto… dieser Sasuke jetzt… lernt jeden Tag dazu. Er hat aus dem Leben, das er führte, bevor er zu dir kam, gelernt. Nicht alles, was einem geschieht, kann man mit Daten und Zahlen und Programmen beantworten. Dieser Sasuke reagiert und handelt wie er es erlernt hat und nicht, wie es ihm einprogrammiert worden ist. Denn dafür gibt es doch kein Programm. Niemand könnte so ein Programm schreiben… außer die Götter persönlich! Und nun, Naruto, frage ich dich… bist du als der Mensch, der du heute bist, auf die Welt gekommen?“

„Natürlich nicht, Mum!“, seufzte ich und bemerkte, dass mir in den vergangenen Minuten keine weiteren Tränen mehr gekommen waren.

„Siehst du! Du hast bis zu deinem heutigen Tag jeden Tag ein bisschen mehr dazugelernt um der Mensch zu sein, der du nun bist! Genau wie Sasuke Z23! Macht es ihn da vom Charakter oder vom Sein her weniger menschlich als dich nur weil durch seine Adern kein Blut fließt sondern …öhm…Moment… SCHAAATZ???“

„Jahaaa?“

„Was hat Maddy gesagt fließt in Androiden?“

„Ach, Kushina…woher soll ich das denn jetzt noch wissen? Der redet doch ständig über Androiden und so!“, die Stimme meines Vaters wurde nach und nach lauter. Anscheinend näherte er sich ihr und dem Telefon an: „Warum willst du das denn jetzt wissen?“

„Na, weil dein Sohn sich in seinen Androiden verliebt hat und anscheinend denkt, dass das nur einseitig ablaufen kann und so!“

„Oh!“, ja, mein Vater war schon immer ein Meister der großen Worte.

„Das stimmt so doch gar nicht, Mum!“, rief ich in den Hörer in der Hoffnung, dass mein Vater es auch hören konnte, „Ich bin nicht verliebt! Ich bin besorgt! Sasuke geht es schlecht und ich will ihn nicht verlieren…!“

„Sasuke?“

„So hat er seinen Androiden genannt, Schatz! Keine Sorge! Naruto hat keinen Rückfall!“

Na super!

„Hör mal, Naruto!“, mein Vater schien zwar nicht in direkter Nähe zum Telefon zu stehen, aber dennoch konnte ich ihn gut verstehen. Die Nachbarn meiner Eltern nun sicherlich auch!

„Mach dir keinen Kopf! Maddy hat wirklich mal so was erklärt, das nach über 40 Jahren der Androidenforschung die Technik heute schon so weit ist, dass man in so gut wie allen Bereichen den Androiden den Menschen als ebenbürtig bezeichnen kann. So genau kann ich das aber nicht erklären! Sonst ruf doch mal Onkel Maddy an!“

„Aber ich habe doch nie behauptet in Sasuke verliebt zu sein… ich…ich…“

„Ja, du bist immer noch der gleiche Idiot wie damals, Naruto!“, seufzte meine Mutter, „Wie lange hast du gebraucht um zu begreifen, dass du Sasuke Uchiha liebst?“

Ups… das war jetzt fies, echt jetzt!

„Das…kann man doch nicht vergleichen!“

„Nicht? Warum? Liebe ist Liebe, mein Junge! Und wenn du nicht langsam lernst nach ihr zu schnappen wenn sie vor dir steht… und hey! Wir sind doch wirklich tolerante Eltern! Ich für meinen Teil weiß seit mindestens 10 Jahren das ich keine Enkelkinder kriegen werde… also sorg wenigstens dafür das ich einen glücklichen Sohn habe!“

Nun war ich wirklich baff. Sie wusste das seit über 10 Jahren?! Na ja…meine Mum hatte schon immer diesen beängstigenden 6. Sinn…

Und ihr nun in irgendeinem Punkt zu widersprechen wäre so wieso nicht wirklich förderlich für meine Gesundheit gewesen: „Geht klar, Mum!“

„Gut! Wir zahlen dir dann etwas Geld auf dein Electronic Cash Konto, ja?“

„Ja, Mum! Danke! Was würde ich nur ohne euch tun?“

„Das mag ich mir nicht einmal vorzustellen!“, rief mein Vater aus dem Hintergrund und meine Mutter stimmte lachend ein.

Ich bedankte mich nochmals und legte dann auf.

Nur wenige Stunden später hatte ich eine Mail von meiner Bank erhalten.

Ein Ehepaar Uzumaki hatte mir genau eine Millionen Yen (~7300 Euro) überwiesen. Woher hatten meine Eltern auf einmal so viel auf der hohen Kante? Waren sie nicht gerade erst auf Venus-Kreuzfahrt gewesen?

Aber mit dieser Finanzspritze sowie meinen eigenen Ersparnissen dürfte es doch möglich sein, meinen Sasuke zu retten… oder nicht?!

Ich hatte dann die ganze Nacht damit zugebracht, über das Telefonat nachzudenken und über die Beziehung zu mir und Sasuke.

Klar, er war ein Android. Bei mir ging er der Tätigkeit eines Haushaltsroboters nach.

Aber waren wir wirklich Mensch und Maschine gewesen in unserem Verhalten?

Eigentlich nicht. Wenn Sasuke bei mir war hatte ich weniger daran gedacht, dass ich gerade mit einer Maschine sprach oder zu Abend aß oder vorm TV saß oder… es war mehr so, als wäre er… mein bester Freund gewesen.

Sasuke Uchiha hatte bis vor zwei Jahren diese Rolle in meinem Leben gespielt. Und in diesen war ich ja wirklich verknallt gewesen! Aber liebte ich nun Sasuke Z23 oder nicht und wenn ja…liebte ich ihn oder sah ich in ihm nur Sasuke Uchiha?

Dazu noch der Kummer ob diese ganzen Reparaturen auch wirklich was brachten und ob Jiraiya an alle benötigten Teile kam. Ich hatte ja nun selbst durch dieses Enzyklopädie-Buch erfahren, dass es nicht viele Modell Z23 gegeben hatte und dementsprechend gering war dann auch die Anzahl gewesen an möglichen Ersatzteilen. Jiraiya war ein erfahrener und sehr qualifizierter Androiden-Konstrukteur gewesen bevor er sich mit seinem kleinen Laden in die Selbständigkeit begeben hatte… sicherlich konnte er einiges deichseln… aber ob dies reichte?

Dieses ungewisse Bangen und Warten machte mich wahnsinnig!

In meinem Kopf schwirrten so viele Fragen und nur so wenige Antworten waren darauf zu finden.

Vielleicht sollte ich doch einmal in Erwägung ziehen mich mit Onkel Maddy in Verbindung zu setzen.

Es war bereits der nächste Abend angebrochen, als ich mit genau diesem Gedanken nach meinem Telefon griff, als dieses erneut klingelte.

‚Nii-san‘ stand auf dem Display und ich hob überrascht eine Braue…

„Hallo, Naruto! Hast du Zeit? Wir könnten zusammen…“, kam es auch sofort nachdem ich abgehoben hatte mit freundlicher Stimme aus dem Hörer.

„Tut mir leid, Nii-san! Heute ist schlecht!“

Meine Stimme hörte sich nach all den Tränen in den vergangenen Stunden und dem absoluten Schlafmangel sicherlich nicht wirklich gut an und Itachi würde sich auch nichts vorspielen lassen.

„Was ist passiert!“, klang es auch sogleich einige Nuancen tiefer klingend.

„Sasuke geht es nicht gut!“, flüsterte ich und hörte ihn schlucken.

„Du redest von deinem Androiden, ja?“

Natürlich! Itachi war damals bei meinen unzähligen Zusammenbrüchen immer dabei gewesen und rechnete dadurch jederzeit damit, dass ich mich auf seinen Bruder bezog wenn ich von Sasuke sprach.

„Ja.“

„Was ist geschehen?“, er klang wirklich interessiert. Ich hätte eher vermutet, dass er es mir in irgendeiner Art und Weise doch krumm nehmen könnte, dass ich ihm verschwiegen hatte, das mein Android nicht nur aussah wie sein geliebter verstorbener kleiner Bruder, sondern auch noch so hieß.

Seit dem Abend wo wir ausgegangen waren hatten wir nicht wirklich darüber gesprochen und gesehen hatten wir uns seitdem auch nicht mehr.

Ich war mir eigentlich sogar ziemlich sicher, dass er ursprünglich vorgehabt hatte, sich mit mir zu treffen um genau darüber mit mir zu reden.

„Er… er ist ein älteres Modell…“, murmelte ich und strich mir dabei fahrig durch mein ungemachtes Haar, welches auch im frisch frisierten Zustand nicht wesentlich anders aussah.

„Ich weiß“, antwortete der Uchiha knapp und ließ meinen Mund aufklappen. Woher wusste er denn das? Schließlich sah man Sasuke nun wirklich nicht sein Alter an! Er wirkte wie ein junger Mann von Anfang Zwanzig!

„Er ist ein ANDR-Z23, nicht wahr?“

Nun war ich wirklich sprachlos. Daher nickte ich nur und obwohl Itachi mich nicht sehen konnte, da ich ja in meiner Wohnung ein Bildtelefon verweigerte, fuhr er fort als hätte ich es bestätigt: „Was weißt du über diese Modellreihe, Naruto?“

„Nicht wirklich viel“, ich atmete tief ein und versuchte mich an das zu erinnern, was ich am Vortag in dem Buch gelesen hatte, „Nur, dass es nicht viele von ihnen gab und die Serie relativ schnell eingestellt wurde!“

„Also weißt du auch nicht, wo dein Z23 in den ersten vier Jahren war?“

„Ähm…nein?“

Woher wusste Itachi, dass Sasuke erst 2026 zu Jiraiya gekommen war?

„Sasuke, also Z23 meinte, er hätte damals ein Reboot erhalten bevor er zu Jiraiya-san gekommen ist und daher haben wir darüber keine Informationen!“

Itachi antwortete nicht sofort, doch dann hörte auch ich, dass er tief Luft holte: „Dieser Jiraiya ist, vermute ich mal, der Besitzer des Ladens Jiraiya Electronics und der Vorbesitzer. Ist dir bekannt, dass die Z23 damals alle eine Zertifizierung erhalten haben?“

Erneut nickte ich, doch diesmal sprach ich das auch aus: „Ja. Ein Schwarzlicht-Tattoo. Ich bin aber noch nicht dazu gekommen, nach zu sehen!“

„Tu das bitte, sobald es dir möglich ist, Naruto, ja?“

„Ähm, aber sicher doch, Nii-san! Aber… aber warum… willst du das wissen?“, und ich fand meine Frage berechtigt. Zum einen fand ich es äußerst erstaunlich, dass Itachi so viel über meinen Androiden zu wissen schien denn schließlich war er nur fünf Jahre älter als ich und somit immer noch jünger als mein Sasuke und zum anderen war mir nicht ganz klar, was Itachi mit diesen Informationen wollte.

„Ich habe da einen Verdacht. Aber ich möchte mich noch nicht ganz genau dazu äußern wenn ich mir nicht sicher bin. Das verstehst du doch, Naruto, oder?“

„Sicher“, entgegnete ich zögerlich denn so sicher war ich mir da eigentlich nicht.

„Gut. Du solltest dich hinlegen und eine Runde schlafen, Naruto. Du hörst dich… gelinde gesagt Scheiße an! Ich melde mich die nächsten Tage noch einmal!“

Meine Verwirrung von den letzten 36 Stunden schien in diesem Augenblick ihren Höhepunkt gefunden zu haben. Itachi hörte sich in diesem Moment nicht mehr wie mein stets freundlicher Beinahe-Schwager an sondern irgendwie… geschäftsmäßig.

„Ist gut, Nii-san! Bis bald!“

„Ja, bis bald!“
 


 

Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages hatte ich mich auf den Weg zu Jiraiya gemacht. Mit jedem Schritt näher an den kleinen Laden wummerte mein Herz einige Takte schneller vor Nervosität.

Ich hatte bislang nichts von Jiraiya gehört und deutete dies einmal als positives Zeichen.

Ich wollte einfach nicht daran denken, dass ich Sasuke vor zwei Tagen vielleicht das letzte Mal gesehen hatte und versuchte bereits den ganzen Tag diesen optimistischen Gedanken auch auszustrahlen.

Die Ladentür schloss sich scheppernd hinter mir und ich sah mich um. Die Tür zur Werkstatt im hinteren Teil stand offen, doch irgendwie traute ich mich nicht, mich dieser anzunähern!

„Oi, Naruto! Da bist du ja!“, ich zuckte erschrocken zusammen bei der plötzlichen Ansprache und erblickte den Älteren auch gleich in der Tür. Sein Kittel sah um noch einiges verschmutzter aus als noch vor zwei Tagen und irgendwie ließ dieser Anblick meinen Magen sich panisch zusammenziehen.

Mit all dem Öl darauf wirkte er mehr wie ein Metzger auf mich, doch meine Panik wollte ich nun auch nicht so offen zeigen.

Jiraiya trat aus der Werkstatt heraus und in das Ladenlokal. Zunächst blieb mein Blick auf den Besitzer fixiert, doch ein Schatten im Hintergrund ließ mich an ihm vorbei wieder auf die Tür zur Werkstatt hin blicken.

Dort stand er. Mit erhobenem Haupt und regungsloser Mimik sah er mir direkt in die Augen und löste ein seltsames Kribbeln in mir aus.

War es die reine Freude ihn wiederzusehen und festzustellen, dass es ihm augenscheinlich gut ging oder hatte meine Mutter doch Recht und ich… war verliebt?

Ich schluckte. Ich hatte so viel über ihn und auch über ihn und mich im Speziellen nachgedacht und dennoch war ich zu keinem Ergebnis gekommen.

Wenn es Liebe war… liebte ich dann den Sasuke Uchiha, den dieser Sasuke eigentlich für mich hatte…nun ja…ersetzen sollen oder liebte ich… diesen Androiden?

Verdammt! Ich wusste es immer noch nicht!

„Wie du siehst hat alles sehr gut geklappt“, holte mich Jiraiya, der nun direkt neben mir stand und auf Sasuke wies, der sich hingegen bis jetzt noch kein Stück aus dem Türrahmen heraus bewegt hatte, aus meinen Gedanken zurück, „Es werden allerdings noch einige kleinere Sachen folgen müssen! Ich habe in der Kürze der Zeit keine neue Hauptplatine auftreiben können. Aber die drei Kleineren habe ich alle ersetzt! Ebenso alle oxidierten Kabel, die komplette Akustik und die Optik. Unser Z23 kann jetzt wieder gucken wie ein junger Adler!“, er lachte schallend auf und brachte mich dazu, meine versteifte Haltung aufzugeben und freudig zu lächeln.

Das hörte sich doch alles nahezu hervorragend an!

„Ich habe zudem bei der Formatierung einige Datensätze ausgegraben, die wohl aus der Zeit vor seinem Reboot stammten. Normalerweise werden solche Dinge mit der Zeit als sogenannte tote Datei automatisch vom System gelöscht oder mit anderen Informationen überschrieben, da Z23 von sich aus selbst keinen Zugriff mehr haben konnte“, Sasuke schien etwas rot zu werden, rührte sich aber immer noch nicht. Ob nun etwas mit seiner Motorik nicht stimmte?

„Unserem Z23 ist das aber alles noch etwas peinlich! Schließlich habe ich ihm somit Daten freigeschalten, die er noch nicht kannte!“

„Hä?“

„Nun“, Jiraiya strich sich nachdenklich über sein Kinn und schien einen Punkt an der Zimmerdecke zu suchen, „Das ist so… als würdest du dich plötzlich daran erinnern, was du als Baby angestellt hast!“

„Öhm…ich kann mich an nichts erinnern was ich als Baby angestellt habe!“, murmelte ich.

„Siehste! Er jetzt schon! Ha ha!“, er grinste breit und auch irgendwie… etwas pervers… wobei man das über einen Mann in diesem Alter sicherlich nicht denken sollte!

„Nun denn! Wenn ich etwas über eine Hauptplatine erfahren sollte werde ich mich mit euch in Verbindung setzen! Sollte noch irgendetwas anderes sein dann kommt einfach wieder vorbei! Die Rechnung habe ich bereits an deine Bank weitergereicht und dein Konto wurde dementsprechend belastet! Keine Sorge!“, er schlug mir einige Male doch recht kräftig auf den Rücken und ich stöhnte dabei etwas auf, „War nicht so schlimm! Habe gute Schnäppchen machen können!“

Klar erleichterte mich diese Aussage. Es fühlte sich um einiges besser an das eigene Konto nicht in den Miesen stehen zu haben!

Ich drehte mich mit einem rundum glücklichen Lächeln von Jiraiya weg und blickte wieder zu dem Schwarzhaarigen, der mich die ganze Zeit ohne zu zwinkern angestarrt hatte: „Sasuke?“, er versteifte sich etwas, „Komm!“, ich streckte ihm meine Hand entgegen, „Lass uns nach Hause gehen, ja?“

Endlich löste er sich von der Tür und kam mir langsam näher, hob seine Hand und legte sie in die meine.

Dieser kurze Augenblick der ersten Berührung bescherte mir ein unheimliches Kribbeln. Ausgehend von meinen Fingerspitzen breitete sich dieses wohlige Gefühl über meinen ganzen Körper aus und meine Finger umgriffen sogleich seine Hand und zogen ihn hinter mich her aus dem Laden heraus.
 

Ihn immer noch an der Hand haltend schritten wir durch die Einkaufspassagen Konohas. Es soll mal Zeiten gegeben haben, wo die Gesellschaft weniger tolerant gewesen war, doch nun störte sich niemand mehr daran, wenn zwei junge Männer Hand in Hand durch die Gegend spazierten.

Sasuke schwieg immer noch. Die Motorik schien in Ordnung. Vielleicht konnte er nun nicht mehr sprechen!

Ich betrachtete ihn nachdenklich von der Seite, doch er blickte nur stur geradeaus auf den Gehweg.

„Bist du… böse mit mir?“, fragte ich vorsichtig und bemerkte daraufhin ein leichtes Zucken eines Lides.

„Ich habe keine Berechtigung böse mit meinem Herrn… mit dir zu sein!“, antwortete er leise, doch nach zwei Tagen Stille in meiner Wohnung war es als würde die ganze Welt nur aus diesen Tönen, die seine Lippen verlassen hatten, bestehen und daher vernahm ich ihn klar und deutlich.

„Hm… schmollst du dann vielleicht?“

Er verdrehte die Augen und Hey! Ich hatte bislang nicht einmal geahnt, dass er zu solch einer Handlung fähig war!

„Herr… Naruto…“

„Oi! Schau mal! Da hinten ist der Park! Sollen wir durch den Park nach Hause spazieren?“

Nun schaute er auch noch leicht überrascht über meinen Vorschlag etwas zu mir herunter.

„Du hast doch damals gesagt, dass du gerne einmal mit mir in den Park gehen würdest, oder nicht? Okay…jetzt ist Juni und nicht mehr Januar, aber… ich würde gerne heute mit dir durch den Park gehen, echt jetzt!“

Er starrte mich immer noch etwas ungläubig an, dann lächelte er ganz leicht: „Ja, das habe ich tatsächlich mal gesagt!“

„Na super! Dann lass uns gehen!“, ich erhöhte das Tempo, zog ihn noch mehr über unsere verbundenen Hände hinter mir her und wir erreichten den Eingang des Parks.

Bald darauf ließen wir uns auch auf einer freien Parkbank direkt an dem kleinen Teich nieder und beobachteten ein wenig die Enten, die dort ihre Runden schwammen.

Obwohl die Sonne schien wehte über das Wasser eine recht frische Brise zu uns herüber und ich entdeckte nicht nur bei mir, sondern auch bei Sasuke – und das zu meinem Erstaunen – eine leichte Gänsehaut.

„Du…du frierst auch?“, rief ich erstaunt, löste unsere immer noch ineinander verflochtenen Finger voneinander und strich vorsichtig über seinen Unterarm.

„Du hast mir doch dieses Programm aufgespielt. Meine Außenmembran hat einen Temperaturfühler und danach…“

„Ja ja, Sasuke“, lachte ich und verwirrte ihn wohl mit dieser Unterbrechung, „Es hätte gereicht, wenn du einfach nur ‚Ja‘ gesagt hättest, echt jetzt!“

Ich setzte mich noch dichter an ihn heran, so dass sich unsere Körper seitlich komplett berührten.

Er wurde daraufhin tatsächlich wieder etwas rot und sah etwas beschämt in die andere Richtung, doch plötzlich spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter.

Er hatte doch tatsächlich den Arm um mich gelegt und mich näher an sich heran gezogen!

Sogleich spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Mein Kopf sank auf seine Schulter und entspannt schloss ich meine Augen.

Das Zwitschern der Vögel. Das schnattern der Enten und das Quaken der Frösche.

In der Ferne die murmelnden Stimmen von einigen alten Damen beim abendlichen Spaziergang.

Irgendwie fühlte ich mich gerade rundum wohl.

„Das Pochen aus deiner Brust hört sich an wie ein Herzschlag!“, murmelte ich leise in sein Hemd und ich bemerkte durch die plötzliche Bewegung, dass er mir wohl gerade auf meinen Kopf schaute.

„Nun ja…ich bin ein Roboter, ich…“

„Du hast einen beruhigenden Herzschlag!!“

Er rührte sich kein Stück. Vermutlich brachte ihn meine Aussage zum Nachdenken.

„Es hört sich irgendwie verrückt an, einer Maschine zu sagen, sie hätte einen Herzschlag. Schließlich ist sie kein lebendes…“

„Oh doch, Sasuke, du LEBST! Jeden Tag, an dem du gehst, stehst oder liegst… an dem du nachdenkst, fühlst und spürst… an dem du lächelst, traurig bist oder dir vor Scham die Röte in die Wangen steigt... zeigt doch deutlich, dass du am Leben bist! Ich war einige Zeit in einem Krankenhaus und ich habe dort viel gesehen. Von daher kannst du mir glauben…in dir, Sasuke Z23 steckt viel mehr Leben drin als in manch einem, der sich Mensch nennt!“

Dieses pochende Geräusch aus seiner Brust beschleunigte sich und ließ mich schmunzeln… Meine Mutter hatte Recht. Ich hatte zudem gerade einen kleinen Beweis meiner Aussage und schlang meine Arme um seine Taille, um mich noch mehr an ihn zu drücken.

„Sag mal… hat die Reparatur wehgetan?“

„Ich wurde über einen angeschlossenen Computer in einen erzwungenen Standby Modus gebracht und habe daher nicht wirklich etwas bemerkt. Das ist vergleichbar mit der Narkose vor einer Operation bei euch Menschen!“, erklärte er ruhig.

„Hm… war dann das Aufwachen nach dieser Operation seltsam oder gar schmerzhaft?“

„Nein.“

Ich seufzte erneut gegen seine Brust. Irgendwie wollte dieser sture Hund einfach nicht mit der Sprache herausrücken: „Okay, Sasuke! Sag schon! Irgendetwas bedrückt dich doch! Und man sollte nicht mit so mieser Laune an einem so schönen Tag Anfang Juni im Park hocken mit einem eigentlich ganz tollen Kerl im Arm!“, ich verdrehte den Kopf etwas um ihm direkt ins Gesicht blicken zu können und schenkte ihm ein freches Grinsen.

Nun konnte ich auch bei ihm ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln erkennen.

„Das mit dem tollen Kerl im Arm klingt zwar ein wenig arrogant, Naruto, aber kann ich nur bestätigen!“

Huh? Das waren ja…ganz neue Töne von ihm!

„Und das andere…“, wäre er auf Sauerstoff angewiesen, dann würde er nun tief einatmen… MOMENT! Seine Brust hob sich tatsächlich etwas unter meinem Kopf an!

„Es ist, weil ich dir nur Probleme verursacht habe!“

„Meinst du…wegen der Kosten für deine Reparatur?“

Er nickte.

„Das waren keine Probleme, Sasuke, echt jetzt! Ein Mensch kann auch krank werden und muss ins Krankenhaus und das kann auch sehr teuer werden! Sowas kann also immer passieren und von daher… ich bin nur gerade so wahnsinnig glücklich, dass man dir helfen konnte und das es dir besser geht! Dir geht es doch jetzt besser, oder?“

Das Nicken, welches nun folgte war um einiges intensiver als das Vorangegangene.

„Aber wegen etwas darfst du ruhig schon ein schlechtes Gewissen haben!“, schnaubte ich leise und er zog die linke Braue elegant in die Höhe. Also besser hätte es mein alter Sasuke auch nicht hinbekommen!

„Ich meine… du hattest mir versprochen, mir zu sagen wenn du merkst, dass etwas nicht mit dir stimmt und das hast du nicht getan! Das hat mich schon etwas… verletzt!“

„Das tut mir sehr leid, Naruto!“, und seine Stimme klang wirklich bedauernd.

„Wie hast du nur vor, dass wieder gut zu machen?“, feixte ich stattdessen und schaffte es somit auch noch die andere Braue in die Höhe zu jagen.

„…“, er öffnete den Mund leicht, als wollte er etwas erwidern, doch keine Silbe verließ seine im Sonnenlicht glänzenden Lippen.

Ich wusste nicht genau, was mich in diesem Augenblick gepackt hatte… ob es die allgemeine Stimmung zwischen uns war oder die Umgebung oder einfach nur die Art und Weise wie wir so beisammensaßen in dieser aneinander gekuschelten Pose…jedoch…streckte ich selbst für mich überraschend meinen Rücken durch, gewann so an Höhe und drückte vorsichtig meine Lippen auf seine.

Unerwarteter Weise fühlten sie sich warm an. Vermutlich zirkulierte das… Öl oder was auch immer – ich sollte wirklich einmal mit Onkel Maddy sprechen – wärmer durch seinen Körper als ich vermutet hätte.

Er rührte sich auch nicht und da ich meine Augen ganz instinktiv geschlossen hatte konnte ich auch nicht sagen, wie seine sonstige Reaktion ausfiel, doch ich konnte mit Bestimmtheit sagen, dass sich mein Puls bestimmt verdreifacht hatte.

Diese Lippen fühlten sich…überraschend gut an! Es fiel mir wirklich schwer, diesen Augenblick, der sicherlich nur wenige Sekunden gedauert hatte, abzubrechen und mich von ihm zu lösen.

„Was..?“, entkam es ihm als ich wenige Zentimeter zwischen uns gebracht hatte.

Ich lächelte und zuckte nur leicht mit meinen Schultern: „Weiß nicht…? Mir war…“

Weiter kam ich nicht, denn da spürte ich erneut seine Lippen auf meinen und diesmal wesentlich intensiver als bei meinem Überraschungsangriff.

Ich hätte mich eigentlich in diesem Moment fragen müssen, warum er so reagierte. Warum er in der Lage war, so auf mich einzugehen aber Scheiße nochmal… bei diesem Kuss hätte niemand auch nur irgendeinen Gedanken haben können.

Er war sprichwörtlich elektrisierend! Ich spürte seine Zunge, die sich zwischen meinen Lippen hindurchschob und in meinen Mundraum stieß.

Und diese Zunge war…feucht! Woher oder wieso… Total egal! Denn sie machte ihren Job verdammt noch mal richtig gut wie sie da so die meine umkreiste, anstupste und zum Kampf herausforderte, als hätte sie nie etwas anderes getan! Ab und an brach er dieses erregende Zungenspiel ab, leckte über meine Lippen und knabberte an ihnen nur um dann, wenn ich darauf einging, wieder mit seiner Zunge in meinen Mundraum vorzuschnellen.

Leider vergaß ich bei diesem Kampf dummerweise das Atmen und japste daher schwer auf als ich mich von ihm löste.

Doch was ich dann sah schockierte mich ein weiteres Mal an diesem doch bisher wirklich ereignisreichen späten Nachmittag: Sasuke hatte wirklich ein schiefes süffisantes Grinsen aufgelegt und fuhr mir nun mit der Hand des Armes, der nicht um meine Schulter geschlungen war, durch mein wirres Pony.

Der Kerl vor mir… strahlte puren Sexappel aus!

„Du… also… wie… WOW!“, mir fehlten gerade wirklich die passenden Wörter.

„Eine nun freigegebene Datei…“, erklärte er hingegen im ruhigen Ton.

„Datei?“, WAS bitte schön war das denn für eine Datei?! Welcher Programmierer konnte so etwas schreiben? So…öhm…pervers?! Und wieso hatte ich plötzlich das Bild von dem alten Jiraiya im Kopf?!

Noch ehe ich irgendetwas darauf erwidern oder fragen konnte erhob er sich und zog mich praktisch mit sich nach oben in den Stand: „Wir sollten nun nach Hause gehen, Naruto! Es wird frisch und ich möchte nicht, dass du dich erkältest!“

Immer noch leicht sprachlos blickte ich ihn direkt an. Irgendwie wirkte er jetzt auch etwas selbstbewusster auf mich… oder redete ich mir das nun ein?!

Ich nickte wie mechanisch, fragte mich gleichzeitig ob wir nun die Rollen getauscht hatten und ich nun der Android war und ergriff wieder seine Hand, um unsere Finger miteinander zu verschlingen.

Er lächelte und beugte sich leicht zu mir auf die Höhe meines rechten Ohres: „Ich werde dir in Zukunft ALLES sagen, Naruto-sama!“

Ein flüchtiger Kuss wie ein Windhauch berührte nochmals meine Lippen und diesmal war es der Schwarzhaarige, der mich durch den Park Richtung Ausgang und dann nach Hause zog… meine Beine wären eh noch viel zu weich für überhaupt einen einzigen eigenständigen Schritt gewesen!
 


 

Ich hatte meinen Herrn geküsst.

Nicht nur einmal oder zweimal im Park…nein. In den letzten Tagen waren es unzählige Male gewesen. Mehr jedoch auch nicht.

Von scheuen Küssen am Morgen kurz nach dem Aufstehen oder ungestüm leidenschaftlichen wenn er von der Arbeit nach Hause kam und mich stürmisch begrüßte. Die Küsse, die wir abends eng umschlungen im Bett miteinander teilten waren zärtlich und vertraut… so als hätten wir jahrelang nie etwas anderes gemacht.

Naruto hatte mich nach meiner Rückkehr gebeten von nun an bei ihm mit im Bett zu schlafen.

Er hatte schnell ein wesentlich längeres USB 6.0 – Kabel besorgt und sobald er in meinen Armen eingeschlafen war hatte ich mich in den Standby Modus begeben um aufzuladen.

Morgens mit ihm im Arm wieder zu erwachen war in den ersten Tagen ein ungewohntes Gefühl, doch fühlte es sich von Tag zu Tag nicht nur besser, sondern auch richtiger an.

Schnell hatten wir die Probleme die durch meinen Ausfall verursacht worden waren vergessen und genossen einfach das Beisammensein.

Jeden Moment, den ich mit ihm verbrachte, gab mir mehr das Gefühl an das zu glauben, was er mir im Park mit solcher Inbrunst gesagt hatte: Ja, ich lebte!

Es war der erste Donnerstag im Juli und ich war gerade dabei im Kleiderschrank für Ordnung zu sorgen. Naruto hatte leider die unschöne Angewohnheit getragene, aber dennoch saubere Kleidung einfach so in den Schrank zu werfen anstatt sie ordentlich zu falten. Da ich für den Abend Ramen geplant hatte, der nun in einem Topf auf den Herd vor sich hin köchelte, hatte ich so ausreichend Zeit mich mit diesem Chaos zu beschäftigen.

Ich faltete gerade einen Pullover zusammen und beschloss diesen in das oberste Fach zu legen, da ich ein solches Kleidungsstück für die Sommermonate als weniger nützlich ansah, als ich in eben diesem Fach einen Widerstand spürte.

Ich zog mir einen Stuhl näher heran um auf diesen zu steigen. Schließlich schien dieses Fach aus meiner bisherigen Perspektive leer zu sein.

Doch sobald ich auf den Stuhl stand erkannte ich, dass dem wohl nicht so war.

Eine schwarze Kiste, etwa in der Größe eines Schuhkartons, befand ich bis zur Rückwand durchgeschoben darin. Ohne weiter darüber nachzudenken warum sich ein solcher Karton in einem Kleiderschrank befand nahm ich diesen heraus und warf ihn vorerst auf das Bett.

Erst nachdem ich den Pullover in das Fach gelegt und ich wieder vom Stuhl gestiegen war betrachtete ich das Fundstück genauer.

Es reichte nur ein kurzer Blick um mich in ein seltsames Gefühlschaos zu stürzen.

Auf dem schwarzen Deckel dieser eigentlich unscheinbaren Kiste stand mit krakligen silbernen Buchstaben ‚TEME‘.

Es dauerte eine Weile bis ich mich dazu entschließen konnte, mir dieses Objekt doch genauer anzuschauen. Schließlich war in meinen Datensätzen hinterlegt worden, dass ich das persönliche Hab und Gut meines Herrn achten solle.

Andererseits sah ich gerade in diesem Begriff, dem Wort ‚Teme‘, einen Grund für die oft wechselnden Gemütsschwankungen meines Herrn und von daher wäre es doch nur legitim, wenn ich durch Nachforschungen herausfand, wie ich Naruto helfen konnte.

Der Deckel ließ sich relativ leicht öffnen und der Inhalt dieser Kiste verwunderte mich auch nicht wirklich. Es handelte sich um eine sogenannte Fotobox.

Sie war fast bis zum Rand mit älteren und neueren Fotografien gefüllt.

Ebenso befand sich ein weißer Briefumschlag darin, der noch fest verschlossen war und einige Datenträger wie sie normalerweise für Filmmaterial benutzt wurden.

Zunächst widmete ich mich den Bildern. Auf allen war mein Herr immer direkt auszumachen. Seine Haarfarbe hatte einen auffallend hellen Ton und wirkte warm wie das Licht der Sonne. Selbst auf den Bildern aus dem Säuglingsalter konnte ich ihn immer sofort finden.

Auffallend oft war neben ihm oder im direkten Umfeld ein kleiner schwarzhaariger Junge zu erkennen.

Egal, bei welcher Tätigkeit man Naruto abgelichtet hatte… stets war dieser Junge an seiner Seite. Viele Bilder zeigten die beiden Kinder bei allen möglichen Freizeitbeschäftigungen oder auch im Sportverein.

So erfuhr ich, dass Naruto wohl lange Zeit Fußball und Judo gemacht haben musste.

Auf einem Bild grinste er eng umschlungen mit dem Schwarzhaarigen in die Kamera. Ich wollte es gerade zurück in den Karton legen, als ich bemerkte, dass dieses Bild auf der Rückseite beschriftet war.

„Sasuke und ich nach dem erfolgreichen Turniersieg in Suna – April 2044“, las ich leise und zuckte zusammen. Schnell drehte ich das Bild in meiner Hand herum und betrachtete es noch einmal eingehend… dieser Junge… war also Sasuke Uchiha. Ich prägte mir seine noch reichlich kindlich anmutenden Gesichtszüge ein und legte das Bild beiseite.

Das anschließende Betrachten der einzelnen Fotos ging nun viel zügiger von Statten. Auf jedem Bild scannte ich sofort Sasuke Uchiha heraus und konnte so jeden einzelnen Schritt seiner körperlichen Entwicklung mit verfolgen.

Der fröhliche Junge wurde – wenn das Datum auf der Rückseite stimmte – ab dem Eintritt in die Pubertät im Jahre 2050 charakterlich wohl um einiges ruhiger. Das Lächeln von ihm auf den Bildern wurde immer weniger bis es schließlich gar nicht mehr auftauchte. Nur auf Bildern, die ihn in direkter Nähe von Naruto zeigten, wirkte er wesentlich losgelöster und entspannter.

Ein jeder konnte klar und deutlich an diesen Bildern ablesen, dass Sasuke Uchiha für Naruto wesentlich mehr empfand als ein normaler Freund sollte. Auch auf Bildern, wo die beiden mittlerweile jungen Männer nicht direkt zusammenstanden, lagen Sasukes Uchihas Augen immer genau auf dem Blonden. Die letzten Aufnahmen stammten aus dem Frühjahr 2057.

„Miesgelaunter Teme nach… „, das Wort, was ursprünglich dort geschrieben stand war durchgestrichen worden. Dennoch konnte ich es als ‚Familienurlaub‘ identifizieren. Dahinter war mit einem anderen Stift der Satz verbessert worden: „Miesgelaunter Teme nach… Chemotherapie mit Perücke“

Itachi Uchiha hatte mir gesagt gehabt, dass sein jüngerer Bruder an Leukämie verstorben war. Diese Krankheit sah man ihm auch deutlich an. Er wirkte blasser. Mitunter schien seine Haut ungewohnt blutleer. Seine schwarzen Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren umrandet von dunklen Schatten.

Dieser Mann wollte nicht mehr leben. Er war erschöpft und müde, doch lag auf seinen Lippen ein schwaches Lächeln… verursacht durch den breit in die Kamera grinsenden jungen Mann an seiner Seite, der gut gelaunt seine Finger zu einem Peace-Zeichen geformt hatte.

Es war offensichtlich, dass Sasuke Uchiha nur noch für meinen Herrn durchgehalten hatte… sie mussten einander wirklich sehr geliebt haben.

Ich legte auch dieses Bild wieder zurück in die Kiste und betrachtete noch lange nachdenklich ihren gesamten Inhalt.

Denn natürlich war mir eine ganz gravierende Tatsache bei der Sichtung all dieser Bilder aufgefallen: Sasuke Uchiha hätte ebenso ein Modell ANDR-Z23 sein können wenn ich nun anhand dieser Bilder nicht bemerkt hätte, dass er eine Kindheit gehabt hatte.

Natürlich hatte ich auch schon davon gehört, dass sich manche Menschen verstorbene Familienmitglieder als Androiden nachbauen ließen… aber Sasuke Uchiha war am Tag seines Todes kurz vor seinem 21. Geburtstag gewesen.

Demnach war er 2036 geboren. Ich wurde 2022 erbaut. Wie konnte er dann also als die Vorlage für mich dienen?

Aber das dieser Junge und ich irgendeinen gemeinsamen Nenner haben mussten war mehr als offensichtlich!

Und das Naruto mich bei unseren ersten Begegnung für Sasuke Uchiha gehalten hatte war sicherlich absolut verständlich, zumal sich Naruto wohl da noch immer in der Trauerphase um seinen Freund befunden hatte.

Zusätzlich beschäftigte mich nach den jüngsten Geschehnissen zwischen meinem Herrn und mir noch ein zusätzlicher Gedanke: Küsste Naruto mich oder glaubte er Sasuke Uchiha zu küssen?

Sehnte er sich nach meinen oder immer noch nach seinen Berührungen?

Diese Frage konnte ich selbst sicherlich nicht beantworten. Das konnte nur einer und ich war mir gerade nicht so sicher, wie ich meinen Herrn auf dieses doch recht heikle Thema ansprechen sollte.

Ich nahm den Briefumschlag und legte diesen zu den Bildern zurück. Dann griff ich nach dem Deckel und verschloss die Kiste. Nur die Datenträger ließ ich noch neben mir auf dem Bett liegen während ich den Karton diesmal vorsichtig unter das Bett schob. Ich beschloss gerade, mir einen dieser Datenträger genauer anzusehen, als unvermittelt das Telefon läutete.

Die Nummer, die angezeigt wurde, war als Itachi Uchiha hinterlegt worden und da mein Herr noch mindestens zwei Stunden auf Arbeit sein würde entschloss ich mich, den Anruf entgegen zu nehmen: „Uzumaki. Hier Sasuke!“

„Hallo Sasuke, hier spricht Itachi Uchiha!“

„Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber mein Herr befindet sich noch außer Haus!“

„Das weiß ich. Ich wollte auch mit dir sprechen!“, wieso wollte Itachi Uchiha bitte mit mir sprechen?, „Hast du einen Augenblick?“

„Ja, Itachi-san!“

„Was weißt du über deine ersten vier Jahre? Oder genauer… ist dir der Grund deiner Herstellung bekannt?“

Ich zuckte zusammen. Das waren wirklich sehr direkte Fragen! Und auch wenn ich nun auf einige der alten Daten wieder zugreifen konnte, so waren nicht alle erhalten geblieben und ich konnte daher nicht mit Bestimmtheit eine Antwort geben: „Es tut mir leid, Itachi-san. Meine Erinnerungen vor meinen Reboot 2026 sind sehr lückenhaft. Ich kann Ihnen auf Ihre Fragen keine Antwort geben!“

„Hm! Hat sich Naruto einmal dein Tattoo angesehen?“

„Mein Tattoo? Ich bin nicht tätowiert, Itachi-san!“

„Ich meinte auch keinen herkömmlichen Körperschmuck, sondern die Zertifizierung. Du weißt doch nun sicherlich, was ich meine, oder?“, irgendwie wirkte Itachi-san nun etwas gestresst auf mich. Anscheinend war ihm diese Information wirklich wichtig.

„Ja und Nein, Itachi-san! Naruto hat sich bislang noch nicht mit meiner Zertifizierung auseinandergesetzt!“

„Schade. Bestünde für dich die Möglichkeit selbst mithilfe einer Schwarzlichtlampe nachzusehen, wer für deine Herstellung zuständig war?“

„Das brauche ich nicht, Itachi-san! Das weiß ich bereits!“

„Wirklich! Hervorragend! Würdest du mir…“
 

„ICH BIN WIEDER DAHAAAA!!!“

Ha! Wer hätte gedacht, dass sich ein Android so erschrecken konnte!

Ich lachte laut auf als ich meinem Sasuke um den Hals fiel und ihm meine Lippen fest aufdrückte!

Er wirkte wahrlich immer noch etwas perplex: „Naruto! Du bist schon…“

„He he…ich habe früher Feierabend gemacht! Es soll nämlich heute Nachmittag wieder Schütten wie aus Kübeln und ich fang gerade an, dem Juli wieder etwas abzugewinnen und das muss ja dann nicht sein, echt jetzt!“

Sasuke stand immer noch etwas steif da. Also langsam übertrieb es der Gute mit dieser ‚Schockstarre‘!

„Was ist’n?“

„Ich hatte Itachi-nii-san in der Leitung!“, murmelte er leise und diesmal war ich es, der überrascht war.

Ich vergaß doch manchmal wirklich, dass Sasuke ein Android war und somit in der Lage, die eingehenden Mails oder Anrufe direkt über mein Heimnetzwerk anzunehmen, in welches er sich dann via Wlan einklinkte.

„Oi! Kannst du ihn mir auf das Handteil legen?“, und schon hüpfte ich freudig zur Ladestation meines Telefons.

„Würde ich gerne, Naruto, aber er hat eben aufgelegt!“

„Hä?!“, ich kratzte mich am Hinterkopf, „Hab ich ihn vielleicht auch erschreckt?“

Eigentlich war Itachi mit überhaupt nichts zu schocken! Sein kleiner Bruder Sasuke und ich hatten es schließlich oft genug probiert und uns war es nie gelungen auch nur ein klitzekleines, panisch klingendes ‚Ah‘ aus dem älteren Uchiha zu bekommen!

„Na ja…dann nicht!“, ich zuckte mit den Schultern, „Wenn’s wichtig war, ruft er schon wieder an!“

Meine Nase nun etwas höher haltend und schnüffelnd wurde nun mein Grinsen noch eine Spur breiter: „Sag mal, Liebling?“, so nannte ich ihn immer wenn er ziemlich offensichtlich was gemacht hatte, was mir besonders gut gefiel… he he, „Rieche ich da etwa… Ramen?“

Er legte den Kopf leicht schräg und schenkte mir einen wirklich schiefen Blick: „Du bleibst aus der Küche, Naruto! Das Schweinefleisch muss noch ziehen um seinen Geschmack besser entfalten zu können!“

Oh Mann… dieser Kerl machte mich echt fertig! Und das im positiven Sinne!

Ich trat wieder an ihn heran und schlang beide Arme um seinen Hals: „Mit jedem Tag bin ich mir mehr und mehr sicher, dass dich der Himmel geschickt hat, Sasuke!“

Nun legte sich noch ein schiefes Grinsen auf seine Lippen: „Die Firma hieß Akatsuki und nicht Himmel… aber es freut mich dennoch, dass du meine Mühen und meine Arbeit, die ich mit dir habe, zu würdigen weißt!“

„Oi, Sas! Was soll das denn heißen?“, schmollend schob ich meine Unterlippe vor, doch er umschloss meine Taille, zog mich etwas näher an sich heran und stupste mit seiner Nase an die meine, ehe er mir einen kleinen Kuss auf den vorgeschobenen Teil der Lippe hauchte: „Das heißt, dass ich wirklich glücklich bin, bei dir zu sein!“
 

Der Regen prasselte lautstark gegen die Fensterscheibe im Schlafzimmer, doch wir ließen uns davon nicht stören.

Sasuke und ich kannten uns nun etwas mehr als ein Jahr und seitdem ich ihn bei mir hatte ging es in meinem Leben wieder aufwärts.

Sasuke gab meinem Leben wieder einen Sinn und ich würde alles dafür tun, dass es so auch bleiben würde.

Unser abendlicher Gute-Nacht-Kuss war dieses Mal um einiges länger ausgefallen und irgendwie schienen wir beide nicht mehr so genau zu wissen, wie man den angeblichen Punkt namens ‚Wenn es am Schönsten ist soll man aufhören‘ fand, denn wir fanden mit jedem Augenblick nur noch mehr heraus, dass es immer noch schöner ging.

Und irgendwann war es dann soweit, dass ich nur noch keuschte, dass es mein erstes Mal wäre und er mir entgegen raunte, dass er vorsichtig sein würde.

Und Sasuke war vorsichtig. Er war zärtlich, liebevoll und einfühlsam.

Er nahm sich alle Zeit der Welt um mich auf das Kommende vorzubereiten und erst als ich ihm mehrfach bestätigt hatte, dass ich bereit sei drang er langsam in mich ein.

Ich war berauscht und verwundert zugleich, da ich noch nie so viele verschiedene Regungen in Sasukes Mimik gesehen hatte wie in dem Moment, wo wir uns unserer Lust hingaben.

Sasuke richtete sich ganz nach mir. Stieß härter zu wenn ich es einforderte und handelte auch oftmals genauso wie ich es mir im Stillen wünschte und so kam ich in dieser berauschenden Nacht mehrere Male auch ohne das einer von uns hatte zusätzlich Hand hatte anlegen müssen.

Ich wusste nicht, wie spät es war und es wäre sicherlich ein leichtes für den Schwarzhaarigen gewesen mir die Zeit augenblicklich zu nennen, wenn ich ihn danach gefragt hätte, doch es war mir gerade alles gleich.

Wir lagen eng umschlungen in meinem durchwühlten Bett und genossen einfach die Zweisamkeit.

Gerne hätte ich ihm mitgeteilt, was ich mittlerweile wirklich für ihn fühlte, doch irgendwie kam mir das doch noch…zu früh vor.

Zwar war er bereits ein Jahr bei mir, doch diese Zuneigung, die wir nun miteinander teilten, war noch relativ neu und da sollte man eigentlich noch nicht sagen, dass man den anderen über alles liebte.

Zumindest dachte ich noch so…

„Geht es dir gut?“, seine Stimme war irgendwie rauchig. Sinnlich. Und sie jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken.

Ich mochte dieses Gefühl.

„Mir geht es hervorragend! Das können wir jeden Abend machen, Sas, echt jetzt!“

Er lachte und sogleich schnellte mein Kopf in die Höhe weil ich jeden Augenblick dieses Lachens in mich aufsaugen wollte…

Sasuke lachte anders als Sasuke Uchiha und doch war es sich so unglaublich ähnlich! Denn Sasuke Uchiha hatte in seinen letzten Jahren zu gut wie gar nicht mehr aus vollem Herzen gelacht… vielleicht sehnte ich mich daher so sehr nach einem ehrlichen und wahren Lachen.

„Ich brauch nur einen gelegentlichen Stopp an einer Steckdose, Naruto! Ich denke nicht, dass du es übertreiben solltest!“

Ja…da hatte er eigentlich auch wieder Recht! Zudem sollte das hier auch irgendwie noch etwas Besonderes bleiben!

„Sasuke?“

„Hm?“

„Du bleibst doch bei mir, ja?“, ich gähnte und kuschelte mich noch mehr an ihn heran, „Du bleibst doch für immer an meiner Seite?“

Ich erhielt keine wirkliche Antwort darauf. Sasuke schwieg. Das war der Moment, wo ich bemerkte, dass wir noch nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hatten und mir Sasuke kein Versprechen geben wollte, was er nicht halten konnte. Aber ich wollte mir nun meine euphorische Stimmung nicht mit diesen Gedanken zerstören und schloss meine Augen.

Egal, was kommen würde… wir würden eine Möglichkeit finden…
 

Der nächste Morgen kam wesentlich schneller als erwartet.

Es fiel mir unglaublich schwer meine Augen zu öffnen. Das Bett war einfach viel zu warm und Sasuke neben mir, immer noch mit einem Arm um meinen Bauch geschlungen, fühlte sich einfach viel zu gut an.

Zudem hörte ich noch immer den Regen draußen… so typisch für Juli, echt jetzt!

Da hatte man doch wirklich ausreichend Gründe, liegen zu bleiben!

Ich drehte mich unter Sasukes Arm und kam so mit meinem Kopf auf seinem Brustkorb zum Liegen: „Hm…Sasuke…kannst du für mich im Büro anrufen? Ich mag jetzt noch nicht aufstehen und da raus gehen in dieses Schmuddelwetter!“

Es blieb seltsamerweise still neben mir. Normalerweise – denn es war nicht das erste Mal, dass ich versuchte, blau zu machen nur um mit ihm länger im Bett liegen bleiben zu können – hätte er mich nun schon einige Male ermahnt und mich schließlich dann mit einem liebevollen Tritt aus dem Bett befördert, doch nichts geschah.

Ich streifte daher vorsichtig seinen Arm von mir herunter und setzte mich im Bett auf.

Mein Blick fiel direkt auf sein makelloses Gesicht und den wirren schwarzen Strähnen, die ihm nicht nur ins Gesicht fielen, sondern auch seinen ganzen Kopf wie einen schwarzen Heiligenschein umrahmten. Ich hatte es ja gesagt gehabt… er war direkt aus dem Himmel zu mir gekommen! Ha!

„Oi, Sas! Bist du jetzt der Langschläfer von uns beiden?“

Ich entdeckte das Kabel, welches unter der Decke herauslugte und mit der Steckdose an der Wand verbunden war. Hatte er sich etwa noch nicht vollständig aufgeladen? Nun ja…vielleicht hatte ihn die letzte Nacht auch mehr Energie gekostet!

Ha! Nicht nur vielleicht! Ganz sicher sogar!

Also hob ich die Decke an und folgte dem Kabel mit meinen Augen zu seinem anderen Ende. Es mündete in seinem linken Oberschenkel und direkt daneben leuchtete ein grünes Lämpchen. Normalerweise hieß dies, das er vollständig geladen hatte.

„Sasuke?“, ich entfernte das Kabel aus seinem Bein und schloss die Klappe.

Er reagierte nicht. Die wunderschönen, nachtschwarzen Augen blieben geschlossen.

„Oi, Sas! Das ist jetzt nicht lustig! Also mach jetzt die Augen auf, ja!“

Immer noch nichts.

Ich ergriff ihn an seinen Schultern und rüttelte leicht.

Nichts.

„Sasuke? Lass jetzt den Scheiß! Komm schon!“

Nichts!

Ich hob ihn an. Brachte ihn in eine sitzende Position und tätschelte leicht seine Wangen… und da bemerkte ich, dass diese schrecklich kühl waren.

Auch sein ganzer Körper verlor augenblicklich an Wärme nachdem ich die Bettdecke zurückgeklappt hatte.

Was hatte das zu bedeuten?

Warum…

Was…

Warum öffnete er seine Augen nicht?

Warum?

Warum??
 

WARUM, SASUKE? WARUM? WARUM HAST DU MIR NICHT GESAGT, DASS ES DIR SCHLECHT GING? WARUUUM!!!
 


 

„SAAAAAAAAAASUKEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!! NEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIN“

Datensatz 3


 

Juliregen

Datensatz 3
 

Die darauffolgenden Stunden vergingen irgendwie wie in Zeitlupe und dennoch blieb kaum etwas an mir haften.

Ich hatte versucht, Sasuke etwas anzuziehen. Schließlich lagen wir beide noch vollkommen unbekleidet nach der vergangenen Nacht in meinem Bett.

Doch meine zitternden Hände konnten kaum die Kleidungsstücke halten und durch den tränenverschleierten Blick war ich auch nicht wirklich in der Lage etwas zu sehen.

Ich hatte drei Anläufe gebraucht die Kurzwahltaste für ein Taxi-Unternehmen zu treffen und während mir die freundliche Dame zusicherte, dass binnen von fünf Minuten ein Wagen da wäre hatte ich es auch irgendwie geschafft mich selbst in eine Schlabberhose und ein T-Shirt zu stecken.

Sasukes Klamotten schmiss ich in einen Rucksack und ihm selbst gelang es mir dann nur noch, eine Boxershorts anzuziehen und einen Bademantel überzuwerfen als es auch schon klingelte.

Ich stellte fest, dass ein Android wirklich schwer sein konnte wenn von diesem keinerlei Unterstützung kam und so hatte ich wohl wirklich Glück als mir im Hausflur mein hünenhafter Nachbar Juugo begegnete, der mir ohne zu fragen beim tragen meines Sasukes nach draußen half.

Der Regen klatschte nur so auf uns herab.

Auf die wenigen Meter zum Wagen hatte sich der Bademantel schnell mit Wasser vollgesogen und machte meinen schwarzhaarigen Freund noch schwerer. Atemlos und nun auch noch mit der Hilfe des Taxifahrers schafften wir es, ihn auf den Rücksitz zu legen und ich schwang mich mehrfach bedankend bei meinem Nachbarn auf den Beifahrersitz.

Jiraiyas Laden lag verkehrstechnisch gesehen ziemlich ungünstig.

Normalerweise dürfte man nicht mit einem Wagen in diese Zone einfahren zu Zeiten, wo die Geschäfte offen hatten.

Doch dieses verhasste Wetter hatte zum ersten Male in meinem Leben einen Vorteil: die Gassen waren leergefegt und so wagte sich der Taxifahrer in die kleine Einkaufsstraße die nur unwesentlich breiter war als sein Gefährt.

Über die laufenden Motorengeräusche direkt vor seinem Geschäft verwundert war auch Jiraiya in der Tür erschienen und seine Augen weiteten sich erschrocken, als er mich, vollkommen durchnässt und aufgelöst mit meinem bewusstlosen Androiden im Arm, dem der triefende Bademantel gerade von den Schultern rutschte, auf sich zu stolpern sah.

„Junge! Was ist passiert?“, rutschte es ihm betroffen klingend heraus, als er mir entgegenlief und mir mit meiner schweren Last half.

„Jiraiya-san…er… ich… er wacht nicht auf! Er…“, ich zog geräuschvoll die Nase hoch und kämpfte verzweifelt gegen die nächste Flut von Tränen an.

Der alte Mann umgriff Sasukes leblosen Körper und stemmte ihn sich über die Schultern.

„Kommt erst einmal rein! Ich schau mir das mal an!“, und zügigen Schrittes war er mit Sasuke wieder im Laden verschwunden.

Ich gab dem Taxifahrer die ausstehende Gebühr und stolperte hinter dem Grauhaarigen her, der ohne Umschweife direkt in seine Werkstatt gegangen war und Sasuke dort auf eine der Liegen abgelegt hatte.

„Was…was hat er?“, stotterte ich und warf mich förmlich neben ihn auf die Liege.

Jiraiya fuhr mehrere Computer hoch und entknotete einige Kabel: „Das stellen wir nun fest!“, er hob den Kopf, „Und du“, er deutete auf mich und sein Finger ging an meinem Körper rauf und runter, „Nimmst dir den Schlüssel dort vom Tresen und gehst unter die Dusche im ersten Stock! Schmeiß deine Sachen dort auch gleich in den Trockner! Es bringt nichts, wenn ich Z23 wieder hin kriege und dafür einen Grippetoten hier liegen habe!“

„Was?“, ich schaffte es kaum, meinen Kopf zu heben und meine Aufmerksamkeit dem Techniker zu schenken, wie sollte ich denn da unter eine Dusche gehen… ich konnte Sasuke doch nicht… also…

„Los! Verschwinde jetzt, Bengel!“, diese Aussage war eindeutig und ließ keinerlei Widersprüche zu.

Schwermütig löste ich mich vom Schwarzhaarigen und schlürfte zum Tresen.

„Wird’s bald!“, brummte er hinter mir und war gerade dabei, schon die ersten Kabel vom Computer her mit Sasukes Anschlüssen im Bauchraum zu verbinden.

Ich nickte fast schon apathisch, ergriff den Schlüssel und schaffte es irgendwie zu der Treppe, die sich ebenfalls in diesem Raum befand und nach oben führte.

Meine Glieder fühlten sich steif und schwach zugleich an. Meine Bewegungen waren wie mechanisch und ich nahm nicht mehr wirklich wahr, wie ich die einzelnen Stufen hinter mich gebracht hatte und nun durch einen dunklen Gang auf die nächstbeste offenstehende Tür zu torkelte.

Ich hatte auf Anhieb Glück. Es handelte sich wirklich um das Badezimmer, welches über eine große Duschkabine verfügte sowie einer Waschtrockner-Einheit im gegenüberliegenden Eck.

Der Rucksack mit dem Nötigsten, was ich auf die Schnelle einfach hineingeworfen hatte, rutschte mit einem lauten Platschen auf die kühlen Fliesen.

Ich stand nur da. Rührte mich nicht und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt noch atmete.

Nur eine Etage unter mir lag Sasuke.

Und… und… Ich wollte dieses Wort nicht aussprechen. Ich wollte dieses Wort nicht einmal denken.

Die Kälte, die es in mir verursachte machte sich unaufhaltsam in mir breit.

Nahm mir jegliche Kraft.

Das kleine, Luken artige Fenster des Badezimmers spendete etwas Licht, ließ den Raum jedoch reichlich düster wirken aufgrund der Tatsache, dass es draußen immer noch stürmte und goss.

Juli.

Regen.

Trauer.

Abschied.

Einsamkeit.

Ich wollte schreien. Ich wollte auf irgendetwas einschlagen.

Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr in mir spüren, was mir sagte, dass es mir wohl nicht vergönnt war… glücklich zu sein…

Glücklich… mit Sasuke.

Damals nicht. Heute nicht. Niemals!

„Ich höre weder den Trockner noch die Dusche! Du stellst da oben doch nichts Dummes an, Bengel, oder?“, riss mich die donnernde Stimme Jiraiyas aus meinen düsteren Gedanken.

Wie vor den Kopf gestoßen blickte ich an mir selbst herunter.

Mir war kalt. Innerlich wie äußerlich.

Langsam streifte ich mir die nassen Sachen ab und schritt auf die Dusche zu.

Ich brauchte Wärme.

Und den Glauben, dass es eine Lösung geben würde.

Damals hatte man mir jede Möglichkeit genommen, doch nun gab es noch Hoffnung!
 

Als ich wenig später wieder die Stufen der Treppe hinunter schritt herrschte bis auf das emsige Rattern des Druckers eine leicht bedrückende Stille in der kleinen Werkstatt.

Jiraiya saß auf einen alten und eigentlich schon ausgedienten Drehstuhl direkt neben dem liegenden Sasuke und studierte an einem Tablett die ihm vom Hauptrechner übermittelten Daten.

Sein Gesicht wandte sich kurz mir zu, dann seufzte er: „Jetzt schaust du wenigstens wieder menschlich aus!“

Ich nickte nur, hielt den Blick auf den Schwarzhaarigen, der immer noch regungslos und mit geschlossenen Augen da lag.

Irgendwie sah er friedlich aus. Als würde er nur schlafen…

„Gestern ging es ihm noch so gut! Da…da waren keine Anzeichen…nichts…“, wisperte ich kaum verständlich und Jiraiya schenkte mir einen kurzen Seitenblick.

„Beruhige dich, Naruto!“

„Ich zahle alles! Bitte…Jiraiya-san…bitte…“

Er fuhr sich mit abgewandtem Kopf durch die langen wirren Haare: „Hör zu, Naruto!“, begann er vorsichtig, „Er… er kann wieder repariert werden!“

Ich hatte das Gefühl als würden Tonnen einer schweren Last von meinen Schultern krachen. Ich atmete tief ein und aus: „Wirklich?“

Er nickte langsam. Jedoch irritierte es mich etwas, dass er den direkten Augenkontakt zu mir mied.

„Was…was hat er denn?“, ich trat direkt neben den alten Mann, versuchte einen Seitenblick auf seine Mimik zu erhaschen.

„Nun“, er räusperte sich und legte das Tablet aus seinen Händen und auf die Liege neben Sasuke, „Ich habe ja schon beim letzten Mal gesagt, dass Z23 eine neue Hauptplatine bräuchte.“

„Hauptplatine?“, wiederholte ich leise.

„Ja!“, er deutete auf den offenliegenden Bauchraum Sasukes aus dem sich einige Kabel nach außen wölbten, „Die Hauptplatine ist so etwas wie das Gehirn eines Androiden und auch wie sein Herz. Dort sind all seine Bewegungsabläufe abgespeichert. Aber auch Erinnerungen oder eigenständig erlernte Verhaltensmuster. Eigentlich…alles!“

Er erhob sich und schritt an den großen Monitor an der Wand. Auf der Tastatur unterhalb davon gab er einiges ein und schon erschien auf dem Bildschirm die Abbildung eines flachen Bauteils wie ich es für gewöhnlich aus dem Inneren eines herkömmlichen PCs kannte.

„Die Hauptplatine von Z23 ist irreparabel geschädigt. Er braucht eine Neue!“

„Na, dann besorgen wir ihm so eine Platine doch, echt jetzt!“, ich stemmte optimistisch die Hände in die Hüfte, „Wenn er so ein Teil hat ist er doch wieder vollkommen in Ordnung, oder nicht?“

„Hm, ja… das wäre er, allerdings…“

Er drehte sich zu mir herum und sein Blick zeigte mir sofort, dass etwas Gravierendes nicht stimmte, denn er strahlte Bedauern aus, „…die Produktion dieser Modellreihe wurde vor sehr langer Zeit komplett eingestellt. Ebenso die Herstellung von Ersatzteilen. Z23 wusste das. Er wusste, dass wenn die Platine einmal versagen würde es für ihn keine… Rettung mehr geben würde. Es gibt auch keine einzige Platine auf dem Markt die ich passend für ihn umrüsten könnte… es ist…“

„Was…was…“, ich hatte das Gefühl, dass mir etwas den Brustraum abschnürte.

„Zudem… selbst wenn wir so eine Platine irgendwie noch auftreiben könnten… hm… eigentlich … Z23 hat mir da etwas gesagt, was mich ein wenig… beunruhigt!“

Diese zusammenhangslosen Aussagen verwirrten mich.

Seufzend senkte er den Kopf: „Z23 hatte mich gebeten, dir das alles nicht zu sagen. Er bat mich darum, dass wenn es mit seiner Platine zu Ende geht, dass ich ihn…“

„NEIN!“, meine Faust bretterte auf den nebenstehenden Tisch, „NEIN!“

Ich wusste, was er sagen wollte. Ich kannte Sasuke! Er wollte nicht, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzte für eine Platine die sicherlich noch ein kleines Vermögen kosten würde.

„Naruto!“, Jiraiya hob beschwichtigend die Hände, „Die Chancen sind wirklich gering, eine bezahlbare Platine zu finden… wäre es da nicht wirklich besser, wenn du dich von ihm verabschieden…“

„NEIN! NEIN! NEIN!“, augenblicklich sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen und hastig wischte ich mir mit dem Ärmel meines Shirts darüber, „Ich werde Sasuke nicht aufgeben! Es ist mir egal, was der Idiot gesagt hat! Dieser….dieser dumme …Android! Ich schwöre, dass ich so eine dämliche Platine finden werde und dann…“

„Naruto!“, seine Stimme war trotz meines vorangegangenen Ausbruchs weiterhin ruhig, „Das war noch nicht alles!“

Was sollte denn jetzt noch kommen?! Waren dass bisher nicht genug Hiobsbotschaften für einen Tag gewesen?

„Solltest du wirklich eine solche Platine auftreiben können, dann…“, er seufzte wieder laut auf, „Es ist so, dass sich dann Veränderungen ergeben!“

„Veränderungen?“

„Wie ich bereits sagte, sind auch seine Erinnerungen und einzelne Handlungen in dieser Hauptplatine verankert und… die würden mit ihrem Ausbau… verschwinden. Es wird ein automatischer… Reboot erfolgen. Und die Daten der jetzigen Platine sind endgültig für immer verloren weil man aufgrund ihrer Beschädigung keine Sicherungsdatei anfertigen konnte… zumindest wüsste ich niemanden, der dazu in der Lage wäre, in einem solchen Fall eine solche Kopie anzufertigen! Also… Dein Z23 wird sich beim Einsetzen einer neuen Platine nicht mehr an dich erinnern können. Verstehst du?“

„Was… was heißt das?“

„Z23 wird nichts mehr über seine gesamte Vergangenheit wissen. Auch nichts mehr über dich oder sonst irgendwen. Er wird wie ein leeres Blatt Papier sein! Verstehst du? Selbst wenn du ihn mit einer neuen Platine rettest… er wird nie wieder der sein, der er mal war!“

Stille.

Ich hatte begriffen.

Und es tat weh.

Sasuke… würde mich vergessen.

Er würde leben…aber nichts mehr wissen.

Oder er würde jetzt hier… sterben.

Was… was…

„DAS IST NICHT FAIR!“, ich schlug mir die Hände ins Gesicht. Versteckte meine brennenden Augen: „Das ist einfach… nicht fair! Ich… ich will ihn nicht verlieren, aber… er würde mich nicht mehr erkennen? Das…das ist nicht möglich! Wir haben ein Jahr jeden Tag miteinander verbracht… er… er kann mich nicht vergessen!“

„Doch, Naruto…das ist leider so!“

„NEIN! Warum? WARUM? WARUM?! Du kannst mich doch nicht einfach vergessen!“, ich stampfte förmlich auf den reglosen Körper auf der Liege zu, „Du…kannst doch nicht einfach vergessen! Verdammte Scheiße! Warum bist du…warum bist du nur ein Android! Lass die Scheiße! Hörst du! Lass es! Wach jetzt sofort auf!“

Natürlich reagierte der Schwarzhaarige nicht. Er lag nur da.

„Wach auf hab ich gesagt! Sasuke!“

Jiraiya schwieg. Was sollte er auch großartig sagen? Schließlich konnte er nichts für diese Situation und er wollte mir ja eigentlich auch nur helfen.

Er hätte es ja auch verschweigen können, doch dann wäre der Schock für mich wahrscheinlich noch größer… so hatte ich wenigstens Zeit, mich irgendwie darauf vorzubereiten!

Denn aufgeben… aufgeben würde ich Sasuke natürlich nicht!

Er sollte leben! Selbst auf die Gefahr hin, dass er mich vergessen würde!

Aber er wäre dann immer noch bei mir und wir könnten doch dann wieder von vorne anfangen… oder nicht?

In meinem Kopf dröhnte es. Das war einfach alles ein bisschen viel.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Schlugen immer wieder auf das blanke Metall dieser Liege: „Wach auf!“

Rüttelten daran: „Wach auf, Sasuke!“

Doch er reagierte immer noch nicht: „Sasuke! Wach auf! Bitte! Wach auf! Lass das alles nicht wahr sein und wach auf! Bitte! BITTE!“

Mein Körper gab nach. Zitterte. Bebte. Ließ meinen Oberkörper auf die Beine des Schwarzhaarigen rutschen.

Ich klammerte mich an seine Beine, schluchzte hemmungslos!

Was sollte ich tun? Ich wünschte, ich könnte ihn wirklich fragen ob er einfach so… sterben wollte wenn er Gefahr lief sich an nichts mehr erinnern zu können.

„Na…Naruto?“

Von 0 auf 180 schoss ich hoch in den Stand… was WAR das?

„SASUKE!“

Auch Jiraiya eilte herbei an meine Seite und wir beide blickten in tiefschwarze, halbgeöffnete Augen.

Er…er war wirklich wach!

„Sieh nur, Jiraiya-san!“, jauchzte ich, „Sieh nur! Er…Sasuke ist wach!“

Doch der Alte verschränkte nur seine Arme vor der Brust und nickte schweigend.

„Also…also lebt er noch! Nicht wahr? Sasuke lebt noch!“, ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und ergriff dann mit meiner feuchten Hand die des Androiden, die sich ziemlich eisig anfühlte. Aber davon ließ ich mich nicht abschrecken! Denn er hatte immer noch die Augen geöffnet und die schwarzen Pupillen schienen mich allein zu fixieren.

„Leben? Nein“, Jiraiya‘s Stimme klang absolut emotionslos und drückte meine aufkeimende Freude gleich wieder in Grund und Boden, „Das ist nur ein kurzes Aufflackern. Die Motorik und seine anderen Funktionen sind alle… tot!“

Der Stich in mein Herz war übermächtig. Raubte mir den Atem. Doch ein erneuter Blick in Sasukes Gesicht ließ mich dennoch hoffen. Seine Lider senkten sich kurz um dann die Augen komplett zu öffnen.

„Aber er bewegt sich doch!“, ich strich ihm über die Wange, „Und er hat die Augen offen…“, ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, auch wenn dieses wirklich abgekämpft wirkte, „und da! Er… er lächelt mich an! Oi Sasuke! Du weißt doch noch, wer ich bin, nicht wahr?“

Jiraiya räusperte sich und ich fuhr herum.

„Ich werde jetzt mit ihm nach Hause gehen, alter Mann!“, ich lief zurück zur Treppe und hastete eilig die Stufen hoch, nur um wenige Augenblicke später mit meinem Rucksack in der Hand wieder herunter zu poltern, „Es tut mir leid, dass wir hier für so viel Chaos gesorgt haben!“

Ich öffnete den Rucksack und holte eine von Sasukes bequemeren Hosen heraus, die er meist für die Hausarbeit trug sowie eine Sweatjacke.

„Was hast du nun mit ihm vor, mein Junge?“, Jiraiya schien etwas überrumpelt von meiner plötzlichen Eile.

„Na, bis ich eine Platine gefunden habe werden wir so leben wie immer! Wir gehen zurück nach Hause, machen das, was wir immer getan haben und sind zusammen!“

„Was…was ihr immer getan habt?“, nuschelte er und beobachtete mich dabei, wie ich mit einigen Verrenkungen meinerseits Sasuke in die Hose wurschtelte und anschließend die Bauchklappe bei ihm zu machte um ihm die Sweatjacke überziehen zu können.

„Naruto, meinst du nicht…“

„Vielen Dank für all die Hilfe, Jiraiya-san!“, ich verbeugte mich, „Ich werde wiederkommen, wenn irgendetwas sein sollte!“

„Naruto, du…“

„Sasuke! Komm, es wird Zeit zu gehen! Kannst du aufstehen oder soll ich helfen und dich tragen?“, ich beugte mich wieder über Sasuke, doch dieses Mal waren seine Augen wieder geschlossen und das leichte Lächeln auf seinen Lippen war einen dünnen Linie gewichen, „Oh! Bist du etwa wieder eingeschlafen? So was! Ha ha! Okay! Dann warte hier und ich besorge uns draußen ein Taxi, ja?“

Ich drehte mich herum und wäre dabei beinahe in Jiraiya hineingelaufen, doch dieser ging schnell einen Schritt auf Seite: „Könntest bitte kurz auf ihn achtgeben? Nicht, dass er was anstellt! Ich geh nur schnell ein Taxi holen!“

Sein fragendes: „Naruto?“, bekam ich kaum noch mit, als ich aus dem Laden stürmte und zur breiteren Hauptstraße lief.

Ich fand relativ schnell ein Taxi und einen sehr hilfsbereiten Taxifahrer, der mit mir in den Laden zurückkehrte und half, Sasuke zum Fahrzeug zu bringen.

Ich lächelte Jiraiya nochmals dankend zu, der noch einige Male versucht hatte, auf mich einzureden, doch ich wollte das alles nicht mehr hören.

Sasuke war nicht tot! Er war eindeutig wach gewesen und hatte mich angelächelt. Trotz dieser kaputten Platine hatte er mich nicht vergessen und er würde mich sicherlich auch nicht vergessen wenn ich erst eine neue Platine für ihn besorgt hatte!

Ich würde Sasuke nicht in diesem Laden zurücklassen. Er gehörte zu mir. Und ich… ich gehörte zu ihm!
 

Als wir mein Appartement wieder erreicht hatten half mir der Taxifahrer gegen einen geringen Aufpreis Sasuke mit mir bis zum Aufzug zu tragen.

In meinem Stockwerk hatte ich es nicht so weit bis zu meiner Wohnungstür und schon bald hatte ich den Schwarzhaarigen in unser Schlafzimmer geschleppt und auf dem Bett abgelegt.

„So, da sind wir wieder! Home, sweet home!“, keuchte ich und wischte mir mit einer Hand den leichten Schweißfilm von der Stirn, „Wir setzen dich auf Diät! Ha ha! Du bist ganz schön schwer!“

Ich krabbelte neben ihn auf die weiche Matratze und betrachtete sein Gesicht.

Wenn er ein Mensch wäre, dann würde man wenigstens das leichte Heben und Senken der Brust bei jedem einzelnen seiner Atemzüge sehen, doch so… es war irgendwie schrecklich… ernüchternd.

Er sah zwar aus, als würde er schlafen, doch all dieses Leblose… wieder musste ich schlucken, doch dieses Mal ließ sich der Kloß in meinem Hals, der in den letzten Stunden gefühlte Fußballgröße erreicht hatte, nicht hinunter schlucken.

Ich legte mich neben ihn, bettete meinen Kopf auf seiner Brust und schielte von dieser Position aus hoch zu seinem Gesicht.

Im Park hatte ich damals dieses leichte Summen aus seinem Brustkorb gehört.

Jetzt war da irgendwie… nichts.

„Musst du so eigentlich auch regelmäßig deine Batterien aufladen?“, murmelte ich leise nur um diese unerträgliche Stille zu beenden, die sich wie ein zentnerschweres Tuch über uns gelegt hatte.

„Hm. Ich glaube schon. Denn wenn du aufwachst, dann brauchst du ja 100% volle Leistung, echt jetzt!“, ich krallte meine Finger in die Sweatjacke, kratzte dabei vermutlich mit meinen Fingernägeln durch den Stoff und hinterließ bestimmt kleine Striemen auf seiner Haut… ähm… er nannte es immer Außenmembran.

„Ich…ich werde dich später einfach anschließen. So wie immer! Jeden Abend vor dem Zubettgehen, ja?“

Wie nicht anders zu erwarten reagierte er nicht. Lag starr so halb unter mir da.

Keinerlei Wärme ging von ihm aus. Nur meine eigene strahlte von mir ausgehend von ihm zurück.

„Ob dir kalt ist? Bestimmt!“, ich löste den schon krampfartigen Griff und schaffte es irgendwie die Bettdecke über uns zu ziehen.

„Mach dir keine Sorgen, Sasuke! Wir schaffen das schon! Ich…“, ich drückte mich noch näher an ihn heran, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, versuchte seinen Geruch aufzunehmen auch wenn da eigentlich nichts war.

Langsam verstand ich, warum manche Menschen wollten, dass ihr Android schwitzte. Das… gab ihnen eine eigene Note. Vielleicht sollte Sasuke auch so ein Update bekommen!

„Ich schwöre… ich schwöre, dass ich dich nicht sterben lasse! Ich werde dich nicht sterben lassen, echt jetzt!“

Die immer feuchter werdende Haut seines Halses zeigte mir, dass ich erneut die Tränen nicht hatte zurückhalten können.

Doch es war mir egal. Hier waren wir allein. Hier musste niemand von uns beiden mehr stark sein…
 

Die Tage verstrichen ohne dass ich es wirklich mitbekam.

Ich hatte nicht einmal das Läuten des Telefons registriert. Erst das Blinken des Handteils meiner Telefonanlage wies mich irgendwann einmal darauf hin, dass ich wohl eine Nachricht abhören sollte.

„Naruto Uzumaki! Wo stecken Sie! Seit zwei Wochen fehlen Sie unentschuldigt im Büro! Was denken Sie sich?“, Tsunade. Meine Chefin. Ich hatte es gar nicht mitbekommen, dass die Zeit schon so weit fortgeschritten war.

Hm. Zwei Wochen bereits. Ich hatte die Zeit damit zugebracht, alle möglichen Händler von Androiden Bauteilen in Japan zu kontaktieren. Bislang waren die Ergebnisse niederschmetternd!

„Geht es Ihnen gut?“, Tsunades Stimme klang nun nach ihrem ersten Wutanfall doch reichlich besorgt nach einer kurz von ihr eingelegten Pause, in der Sie tief und deutlich hörbar durchgeatmet hatte, „Ich werde bald den Sicherheitsservice informieren! Melden Sie sich umgehend bei mir! Hören Sie! Am besten SOFORT!“

Ich hatte Sasuke auf ein Bodenkissen gesetzt und ihn mit den Rücken an das Bett gelehnt. Im Schneidersitz saß ich hinter ihm auf der Matratze und kämmte nachdenklich sein Haar.

Ja, ich sollte Tsunade anrufen. Das sollte ich wirklich! Aber zuerst musste ich Sasukes Haare kämmen. Er wäre sicherlich nicht glücklich darüber wenn er aufwachen würde und sähe dann aus wie eine Vogelscheuche. Sasuke sah schließlich immer gut aus! Aber irgendwie wollte es mir nicht so wirklich gelingen, die Haare so zu frisieren wie er es sonst immer tat.

Ich konnte kein Ersatzteil beschaffen. Ich konnte nicht arbeiten gehen. Ich konnte ihm nicht einmal vernünftig die Haare machen.

Ich war zu nichts gut. Ich war echt ein Idiot!
 

„Es tut mir Leid, Tsunade-sama! Ich… also… es gab da einen schweren Unglücksfall in meiner… Familie!“, nach ihrer ersten Schimpftirade verlangte Tsunade natürlich eine Erklärung.

Was sollte ich groß erklären. Ich wusste mit all dem nicht einmal umzugehen geschweige denn es selbst für mich begreiflich zu machen, wie sollte ich es dann unbeteiligten Dritten verständlich machen?

„Oh Gott! Das hört sich ja schrecklich an! Sie hören sich schrecklich an! Was ist geschehen?“, ihre Besorgnis war nun deutlich herauszuhören.

Hörte ich mich wirklich so schlimm an?

Schlafmangel und die Tränen, die besonders nachts ihren Weg aus mir herausfanden, hatten meine Stimme ziemlich rau werden lassen.

„Mein… bester Freund… er wacht nicht auf!“, nuschelte ich und hätte am liebsten sofort das Telefongespräch beendet.

Allein darüber mit einer anderen Person zu reden kostete mich so unglaublich viel Kraft. Kraft, die ich nicht hatte. Kraft, die ich brauchte um für Sasuke und mich stark zu bleiben!

„Oh… Wachkoma? Ist er…krank?“, schlussfolgerte sie wohl aus meiner Aussage.

Ich seufzte leise: „Ja, so… so kann man es nennen. Er hat was…“, wie hatte Jiraiya gesagt? Die Hauptplatine sei Hirn und Herz eines Androiden?

„…er hat was am Herzen und… brauch ein neues und…“

„Steht er auf der Transplantationsliste?“

Ich zuckte zusammen: „Sowas… sowas gibt es?“

Und dann hätte ich mich selbst schlagen können! Klar! Sowas gab es für Menschen, aber doch nicht für Androiden!

Ich bin ja so dumm!

„Ähm… natürlich!“, sie klang etwas verwundert.

„Ich denke schon, dass er darauf steht“, log ich um aus dieser unangenehmen Situation herauszukommen. Um eine Möglichkeit zu haben, dieses Gespräch endlich zu beenden. Um meine Ruhe wieder zu haben und um mich dann um Sasuke kümmern zu können.

„Seine Familie kümmert sich darum… glaub ich!“

„Sicherlich. Uzumaki-san, ich verstehe, dass Sie derzeit etwas durch den Wind sind, dennoch muss ich Ihnen sagen, dass ich Ihre Fehlzeiten nur als unbezahlten Sonderurlaub tolerieren könnte! Sind Sie damit einverstanden?“

„Ja…ja, natürlich! Tut mir leid, Tsunade-sama!“, irgendwie kam mir diese Entschuldigung mehr mechanisch über die Lippen, auch wenn ich wirklich dankbar war, dass sie mich nicht gleich gefeuert hatte.

„Schon gut, schon gut! Melden Sie sich einfach wieder bei mir, wenn Sie wieder in der Lage sind, zu arbeiten!“

„Na…Natürlich, Tsunade-sama!“

„Und Uzumaki-san!“, ihr sonst so ernster Tonfall wurde plötzlich weich, „Schlafen Sie sich mal aus!“

„Ja, geht klar!“, das leichte Lächeln auf meinen Lippen war ehrlich und ich unterbrach die Verbindung.
 

Die Zeit verging weiterhin rasend.

Nach weiteren zwei Wochen begann ich wieder zu arbeiten. Jedoch hatte ich mich auf Teilzeit zurückstufen lassen. Ich wollte Sasuke nicht zu lange alleine zu Hause lassen und Gefahr laufen zu versäumen das er aufwachte.

Ebenso brauchte ich die Zeit um nach einer Platine zu suchen.

Wöchentlich rief ich bei den einzelnen Werkstätten und Händlern an um mich mit meiner Suche wieder in deren Erinnerung zu bringen.

Ebenso hatte ich versucht die Firma Akatsuki zu erreichen.

Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es die Firma nicht mehr gab. Vor über zwanzig Jahren war sie von heute auf morgen geschlossen worden.

Zumindest stand dies so im Firmenverzeichnis zu welchem ich Einsicht verlangt hatte im Zentralamt Konohas.

Dennoch… ich wollte nicht aufgeben!

Denn das würde heißen Sasuke aufzugeben und das kam ohnehin nie in Frage!
 

Treffen mit Kiba und Itachi sagte ich grundsätzlich per mail ab.

Oft sprachen sie mir ebenfalls schon sehr besorgt klingend auf meinen Anrufbeantworter, doch ich vermied es grundsätzlich ans Telefon zu gehen wenn ich ihre Nummer auf dem Display entdeckte.

Ich hätte nicht gewusst, was ich ihnen sagen sollte.

Daher verbrachte ich die Abende damit mich mit Sasuke zu beschäftigen.

Ich setzte ihn zu mir auf die Couch und wir machten uns gemütliche Fernsehabende. Einmal die Woche setzte ich uns gemeinsam in die Badewanne.

Meist brauchte ich danach wieder eine Dusche, denn es war wahnsinnig anstrengend ihn jedes Mal wieder aus der Wanne zu hieven.
 

Aus dem verregneten Juli war zunächst der Herbst geworden, schließlich hatten wir Anfang Dezember.

Ich stützte meinen Kopf auf der Hand ab und betrachtete das Schneetreiben vor dem Fenster: „Es ist ganz schön kalt geworden draußen, Sasuke!“

Er saß auf dem Sessel direkt hinter mir.

„Hm…“, ich löste mich vom Fenster und trat näher an ihn heran um mich auf die Sessellehne zu setzen, „Du magst mir nichts erzählen, was Sasuke?“, flüsterte ich leise und strich ihm eine seitliche Haarsträhne hinter sein Ohr.

„Wie lange möchtest du denn noch schlafen?“

Doch Sasuke reagierte nicht. Ab und an waren mal kurz und eher flüchtig in den vergangenen Monaten mal die Augen aufgegangen, doch wieder gesprochen hatte er nicht mehr.

Irgendwie war es entmutigend so vor ihm zu sitzen, mit ihm zu sprechen und keinerlei Regungen oder Antworten zu erhalten.

Sasuke saß einfach nur da und wirkte wie eine übergroße Puppe.

Leblos. Ohne Funktion. Ohne weiteren Sinn…. Wie Schrott.

Doch… ich wollte ihn immer noch nicht aufgeben. Gerade in solchen Augenblicken stellte ich mir vor, wie er mich wieder anlächeln würde wenn es ihm wieder besser gehen würde. Wie ich seine samtige Stimme wieder vernehmen würde. Und wie er mich wieder von sich aus in den Arm nahm.

Für mich war Sasuke schon lange kein Android mehr oder der Ersatz für meinen verstorbenen besten Freund.

Sasuke Z23 war das Wertvollste, was ich hatte… er war meine Familie!

Und die ließ man nicht im Stich!
 

Das neue Jahr war vor einigen Tagen angebrochen.

Es war mitten in der Nacht und ich dachte eigentlich, dass ich tief und fest schlief und mich eigentlich nichts so leicht würde wecken können.

Nicht einmal die vom Bett gerutschte Decke und die somit deutlich spürbare Kälte auf meiner Haut hatte mich dazu bringen können, die Augen zu öffnen.

Doch eine plötzliche Regung und das Gefühl von Stoff, der über mich gezogen wurde, ließen mich aufschrecken.

„Sasuke!“, ich war noch nie so schnell in meinem Leben wach gewesen und hatte mich schwungvoll aufgesetzt. Mein Blick war sofort auf die Betthälfte gefallen auf der gewöhnlich der Schwarzhaarige schlief, doch diese… war leer!

Ich wollte schon aus dem Bett springen, als mein Blick auf die andere Seite fiel und dort neben diesem Sasuke kniend vorfand, der mich wiederum mit halb verhangenen Lidern von unten her betrachtete.

„Oh Gott, Sasuke! Du…du bist wach!“, ich schlug die Bettdecke zurück und krabbelte hastig zum Bettrand, „Kannst du mich hören? Kannst du sprechen?“

Er hob ganz langsam den Kopf etwas an und öffnete etwas seine Lippen.

Es war nicht so, dass er sie großartig bewegte, doch konnte ich das, was ihn verließ klar und deutlich verstehen: „Mein Herr hat zu dünne Kleidung an… es ist kalt… mein Herr wird sich wieder erkälten!“

Ich schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft.

Das… das waren die schönsten Worte, die ich jemals vernommen hatte, echt jetzt!

„SASUKE!!! Du…du sprichst! Und du erinnerst dich! Aww! Du…“

Er nahm meine Hand in seine: „Sehen Sie, mein Herr, sie zittern! Ihnen ist kalt!“

Oh, dieser…dieser Teme! Klar zitterte ich! Aber doch nicht vor Kälte!

Ein unglaubliches Lächeln legte sich auf meine Züge während mir dennoch unnachlässig Tränen die Wangen herunterrollten: „Sas…uke…!“

Seine Augen schlossen sich und sein Oberkörper fiel ganz langsam nach vorne. Landete sanft auf der Matratze. Meine Hand immer noch in seinen.

Er war wieder ohne Bewusstsein… ohne Funktion.

Und auch wenn ich in diesem Augenblick meinen Körper auf seinen warf, die Verbindung der Hände nicht löste und wieder hemmungslos schluchzte, so hatte mir dieser Augenblick wieder neue Kraft gegeben!

Das alles hier… das Warten, Bangen und Suchen war nicht umsonst!

Es war…nicht hoffnungslos!
 

Müde öffnete ich meine Augen. Mein Nacken schmerzte höllisch.

Es war wirklich nicht gut gewesen in einer solchen Position, über Sasuke gebeugt, wieder einzuschlafen. Das rächte sich nun wirklich.

Halb schielte ich auf die digitale Anzeige meines Weckers auf dem Nachttisch, halb auf den bimmelnden Gegenstand davor.

Noch mit Schlaf in den Augen griff ich genervt nach meinem Mobiltelefon, achtete nicht auf den dort angezeigten Namen und ging dran.

„Naruto, altes Haus! Wage es nun nicht, einfach aufzulegen noch abzusagen! Du tust das was ich dir jetzt sage!“, bretterte es mir sogleich entgegen und ich riss verwundert nun wirklich beide Augen auf.

„Ki…Kiba?“

„Aber sowas von! Liegst du etwa noch im Bett, Alter?“

„Öhm…“, ich sah nochmals auf die Digitalanzeige. Sie zeigte kurz vor 11 Uhr an.

„Ja, also nein…jetzt nicht mehr! Was… was ist denn?“

„Mann, Naruto! Heute findet im alten Flugzeughangar ein Antik-Technik-Trödelmarkt statt und ich brauch dringend ein paar Teile für Akamaru und vielleicht auch für ein oder zwei Bots auf Arbeit! Und da du mein Androiden-Bruder im Geiste und bester Bro ever bist dachte ich, du kommst mit!“

Antiker Technik-Trödelmarkt? Meinte Kiba das ernst? Was sollte ich denn…. MOMENT! Mir rutschte beinahe mein Telefon aus der Hand als mein Blick wieder auf den zusammengesunkenen Körpers Sasuke sah, der da noch so halb auf meinem Bett hing.

Antik. Technik.

Platine!

„Wann soll ich da sein?“, rief ich in den Hörer und erschrak mich selbst über die deutlich heraushörbare Euphorie in meiner Stimme.

War dies ein Wink des Schicksals… Sasukes kurzzeitiges Aufwachen in der letzten Nacht und die dadurch aufflackernde neue Hoffnung und nun dieser Trödelmarkt?

Kiba nannte mir eine relativ knapp bemessene Zeit und so sprang ich ihm zusagend aus dem Bett!

Je eher wir da wären umso besser! Schließlich wollte ich mir die Platine nicht auch noch vor der Nase wegschnappen lassen!
 

Keine drei Stunden später stand ich bibbernd neben meinem Kumpel Kiba in der wirklich riesigen und leider auch unbeheizten Halle der ehemaligen Flugzeugwerft von Konoha.

Hier reihten sich die stellenweise überladenen Stände verschiedenster Anbieter aneinander.

Die meisten Verkäufer waren Privatleute. Einige verkauften gar ausgediente, aber noch funktionstüchtige Androiden, andere boten defekte Modelle als Ersatzteillager zum sogenannten ‚ausschlachten‘ an.

Irgendwie drehte mir dieser Gedanke den Magen um. Ich mochte nicht daran denken, dass Sasuke auch so hätte enden können wenn ich ihn nicht bei mir hätte und er in den Besitz eines solchen Händlers gekommen wäre.

Andererseits sollte ich wohl auch irgendwie froh sein, dass es solche Händler gab. Schließlich gab es mir nun die Möglichkeit, hier nach der langgesuchten Hauptplatine Ausschau zu halten.

Nur wo sollte ich mit meiner Suche anfangen?

Die Stände waren durchweg unsortiert. Auf meine Frage hin wurde meist nur mit den Schultern gezuckt und darauf verwiesen, dass ich in den sogenannten ‚Wühlkisten‘ einfach mal selbst nachschauen sollte.

Bei hunderten von Ständen wäre dies eine niemals enden wollende Suche und Kiba sagte mir, dass es diesen Markt nur einmal im Jahr gäbe und er bereits um 18 Uhr schließen würde.

Panik, hervorgerufen von meiner wieder präsenter werdenden Hilflosigkeit machte sich in mir breit und ich tat es meinem Freund nach, indem ich einfach das hastige Durchsuchen der einzelnen Kisten begann.

Kiba jauchzte immer wieder freudig auf. Er fand einige Kleinigkeiten für seinen Hund Akamaru, aber wurde auch fündig für die Androiden in der Tierklinik.

Diese waren noch wesentlich neuere Modelle als mein Sasuke und daher war wohl die Wahrscheinlichkeit höher eher etwas zu finden.

Nach weiteren drei Stunden und unzähligen Ständen später hatte ich immer noch nichts finden können während Kiba schon in arge Bedrängnis kam aufgrund der hohen Anzahl an Tüten und Taschen, die er nun tragen dürfte.

„Okay… was genau suchst du denn?“, fragte er mich schließlich, als auch er meine Enttäuschung, die mit jedem weiteren Stand zugenommen hatte, nicht mehr ignorieren konnte.

„Eine Hauptplatine für das Modell ANDR-Z23!“, seufzte ich leise und sah mich nach dem nächsten Stand um.

„Dein Android ist ein Z23?“, Kiba klang erstaunt, „Wow! Ich dachte, von denen laufen keine mehr frei rum!“

Ich schnaubte: „Er läuft ja auch gerade nicht rum, er liegt auf meinem Bett. Ich brauche so eine verdammte Platine!“

„Du weißt aber schon, dass dein Android eigentlich nur noch Schrott ist wenn die Platine schon durchgebrannt ist?“

Der Blick, dem ich ihn daraufhin schenkte, ließ ihn zunächst verstummen und dann kleinlaut werden: „Ich mein ja nur, Naruto! Nicht, dass du hier umsonst alles auf den Kopf stellst und…“

„Er reagiert noch, okay?!“, fauchte ich und wandte mich ab. Ich wollte Kiba nicht anschnauzen. Er konnte schließlich nichts dafür…

„Öhm, okay! Das ist echt selten! Normalerweise dürfte da nichts mehr kommen!“, brummte er und folgte meinem Blick zu einem Stand, der wirklich nur aus solchen Kleinteilkisten zu bestehen schien.

Laut Uhr hätten wir nur noch eine gute Stunde bis hier alles dicht machte. Wirklich nicht mehr viel Zeit um…

„Geh du da mal suchen! Ich geh mal schnell…öhm…was erledigen!“, sprach mein braunhaariger Kumpel und verschwand schneller als ich antworten konnte in der Menge.

Na super! Ich hatte gehofft, dass er mir nun helfen würde. Aber wahrscheinlich musste er auf’s Klo und gegen den Ruf der Natur konnte wohl selbst der Köter nichts ausrichten.

So ging ich allein zum Stand. Eine ältere Dame dahinter lächelte mich freundlich an: „Hallo, junger Mann! Suchst du was Bestimmtes?“

„Eigentlich schon, ja!“, begann ich zögerlich. Die Erfahrungen der letzten Stunden hatte mir gezeigt, dass ich bei der Äußerung meines Anliegens meist nur ein müdes Lächeln geschenkt bekommen hatte, dennoch wollte ich die Hoffnung noch nicht ganz begraben. Sasukes Erwachen in der letzten Nacht musste ein Omen gewesen sein!

„Ich suche eine Hauptplatine für ein Modell ANDR-Z23!“

Das Erstaunen war ihr deutlich anzuerkennen: „Du hast… einen Z23? Den von Akatsuki?“

Ich zuckte zusammen. Das war das erste Mal, dass mir jemand den Hersteller Sasukes sagen konnte und ich nickte eifrig.

„Das ich das noch erlebe!“, flüsterte sie lächelnd, „Ich habe wirklich gedacht, er hätte alle funktionstüchtigen Modelle damals gefunden und vernichten lassen!“

Hä? Moment…: „Bitte WAS?“

„Oh! Du weißt es nicht? Na ja, kein Wunder! Das war schließlich vor deiner Zeit!“, sie klopfte auf die Sitzfläche von einen kleinen Holzstuhl neben sich.

Ich verstand diese Aufforderung und setzte mich neben sie.

„Weißt du, Junge, ich habe damals im Sekretariat von Akatsuki gearbeitet! Mein Enkel Sasori war dort in der Forschung tätig und war maßgebend bei der Herstellung des Z23 beteiligt!“

Jetzt klappte mir wirklich der Mund auf. Ich saß hier doch tatsächlich neben jemanden… oh… ich hatte gewusst, dass es ein Omen war! Echt jetzt!

„Wo… wo finde ich ihren Enkel?“, ich sprach schneller als ich Luft holen konnte um diesen Satz auszusprechen.

Der Blick der alten Dame wurde leicht trübe: „Sasori starb damals bei einem Unfall in der Produktionsstätte. Von da an ging es auch mit der Firma bergab und Akatsuki wurde aufgekauft!“

Scheiße! Binnen weniger Augenblicke schwand meine Hoffnung… aber das Akatsuki aufgekauft worden war hatte ich nicht gewusst!

Laut Firmenregister im Amt war Akatsuki aufgelöst worden!

„Aufgekauft?“

Sie nickte: „Ja. Du musst wissen, dass Akatsuki ursprünglich als kleiner Zeitvertreib von zwei Brüdern gegründet worden war um deren Vater zu zeigen, dass sie es auch ohne familiäre Unterstützung schaffen könnten etwas Großes auf die Beine zu stellen. Und das hatten sie wirklich geschafft! Mit dem Modell Z16 hatten sie die Androidenwelt damals revolutioniert! Niemand baute menschenähnlichere Roboter als Akatsuki. Doch gerade der jüngere der beiden Brüder schien davon besessen selbst diesen Status noch zu perfektionieren! Sasori war ihm sehr ähnlich. Gemeinsam forschten sie weiter. Sie nannten dieses Projekt ‚Kunst für die Ewigkeit‘!“, sie schmunzelte traurig, „Sasori war sich so sicher, das Z23 das Maßstab aller Dinge werden würde und dann geschah dieses Unglück!“

Sie legte ihre gefalteten Hände in den Schoß und blickte betreten auf ihre ausgestellten Waren.

„Was geschah mit dem…jüngeren Bruder?“, fragte ich schließlich doch leise und sie sah wieder auf.

„Izuna? Hm… er starb kurze Zeit später. Er war sehr krank. Vermutlich war er deswegen so davon besessen Leben für die Ewigkeit zu erschaffen! Er hatte Leukämie. Verstehst du?“, und wie ich verstand…schließlich war mein bester Freund und meine erste wirklich große Liebe auch daran…gestorben, „Für seinen älteren Bruder ging damals die Welt unter. Akatsuki stellte auf seinen Befehl hin sofort die Produktion aller Androiden ein. Schlimmer noch, er befahl die Vernichtung aller Z23 Modelle! Selbst die, die schon verkauft worden waren wurden nach und nach wieder zurückbeordert. Nur wenige blieben noch im Besitz der Familie oder nahestehender Angestellter aus hohen Positionen. Hm… mit einem habe ich heute noch ab und an Kontakt… er hat einen kleinen Laden in der Einkaufspassage aufgemacht, der auch heute noch existiert!“

„Jiraiya?“

Sie drehte überrascht ihren Kopf zu mir herum: „Ja, genau! Der alte Jiraiya!“

Jiraiya hatte für Akatsuki gearbeitet? War er so an Sasuke gekommen? War Sasuke nach seiner Produktion verkauft worden und nach vier Jahren, nach dem Tod Izunas und dem Befehl des älteren Bruders zurückbeordert worden und Jiraiya hatte ihn vor der Zerstörung bewahrt indem er ihn mitgenommen hatte? Irgendwie klang das für mich plausibel!

„Wer hat Akatsuki aufgekauft?“, vielleicht gab es hier eine Möglichkeit, noch an Ersatzteile zu kommen. Mir war zwar klar, dass auch Jiraiya genau dort als erstes nachgefragt haben müsste, doch ich wollte nichts unversucht lassen.

„Oh!“, murmelte sie und strich sich einige Male über das Kinn. Ihre Stirn legte sich noch mehr in Falten: „Der ältere Bruder hatte ursprünglich Medizin studiert. Izuna Technik. So wurde der Schwerpunkt umgelagert und das kam dem Vater der beiden wohl ziemlich gelegen. Der Hauptkonzern hat somit Akatsuki geschluckt und später ging dann die Leitung des Mutterkonzerns an den Älteren über!“

„Und wer ist der…“

„HALLO HALLO? KANN MAN MICH HÖREN?“, schallte mich unterbrechend eine mir durchaus bekannte Stimme durch die Lautsprecher der riesigen Werfthalle.

„Kiba?!“, entfuhr es mir erstaunt, aber mich das näher zu fragen konnte ich nicht, denn er redete munter weiter.

„ALSO, ICH SOLL VON DER VERANSTALTUNGSLEITUNG SAGEN, DASS DAS HIER IN 15 MINUTEN SCHLIEßT! ABER ICH HÄTTE DA VORAB NOCH EINE BITTE AN ALLE HIER ANWESENDEN VERKÄUFER!“

Was hatte der Köter denn jetzt vor?

Ich sah mich um… ein jeder in dieser Halle verharrte und schien an die Werfthallendecke zu blicken. Nun ja…Kiba hatte zumindest die Aufmerksamkeit aller… das war schon mal eine reife Leistung!

„MEIN KUMPEL IST ZIEMLICH DEPRIMIERT WEGEN SEINEM ANDROIDEN. ER BRAUCHT EIN ERSATZTEIL UND KANN ES NICHT FINDEN! WÜRDE DAHER MAL EIN JEDER HIER NACHGUCKEN, OB ER EINE HAUPTPLATINE FÜR EIN MODELL Z23 BEI SICH RUMLIEGEN HAT? DAS WÄRE ECHT SPITZE! NOCH BESSER WÄRE ES WENN DERJENIGE DANN ZUM INFO-POINT KOMMT! PREIS IST VERHANDLUNGSSACHE! ABER DENKT DRAN… WIR SIND ALLE BOT-LIEBHABER UND MEIN KUMPEL IST ECHT TRAURIG UND SO…ÄHM…HE HE…BLEIBT ALSO FAIR! HM…ALSO…ICH HOFFE AUF EURE UNTERSTÜTZUNG UND SO… ÄHM…OVER AND OUT ODER SO!“

Es kehrte Stille ein und dann eifriges Gemurmel. An manchen Ständen konnte ich sehen, wie einige Verkäufer anfingen, sich mit ihrer ausgelegten Ware näher zu beschäftigen. Platinen in die Hand nahmen um sie nach der Typbezeichnung zu untersuchen.

„Ich denke, das war ein Freund von dir, nicht wahr?“, fragte mich die nette alte Dame neben mir und ich nickte.

„Es ist schön, solch gute Freunde zu haben! Da bleibt euch nur zu wünschen, dass ihr fündig werdet!“, auch sie erhob sich nun und ich hörte ein lautes Knacken in ihrer Leistengegend, „Hach…ewiges Leben! Manchmal kann ich Sasoris und Izunas Wunsch wirklich nachvollziehen!“, und lachend schüttelte sie leicht den Kopf.

Auch ich erhob mich und reichte ihr die Hand: „Ich werde dann jetzt mal zum Info-Point gehen. Ich danke ihnen für dieses nette und interessante Gespräch!“

Sie ergriff meine Hand und nickte lächelnd: „Madara!“

„Wie meinen?“, irgendwie konnte ich mir gerade nicht vorstellen, dass sie so hieß.

„Du hast doch eben nach dem älteren Bruder gefragt, nicht wahr?“

Öhm…ja…stimmt…da war was gewesen!

„Sein Name ist Madara Uchiha. Er leitet nun den Mutterkonzern Uchiha Corporation!“

Und da knallte meine Kinnlade auch schon einige Etagen tiefer auf den asphaltierten Boden: „Onkel Maddy?!“

Sie legte den Kopf leicht schräg und lachte leise: „Das klingt jetzt wahrlich nicht so, als würdest du ihn nicht kennen!“

„Nee…öhm… doch… ja ja…. Nur gerade…“, ja, gerade hatte ich wirklich das Gefühl, ihn nicht zu kennen nachdem was ich zuvor alles erfahren hatte.

Madara Uchiha war der Großonkel von Itachi und Sasuke. Er war eine der höchstangesehenen Persönlichkeiten von Konoha und Leiter eines wahren Weltkonzerns.

Als kleiner Junge hatte ich oft mit den beiden Uchiha-Brüdern im parkähnlichen Garten des langhaarigen Uchiha-Clan-Oberhauptes gespielt und noch heute hatten meine Eltern und ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihm.

Wieso…wieso hatte ich das nicht über ihn gewusst?!

Ich hatte immer gedacht, dass er nie Geschwister gehabt hätte und nun erfuhr ich, dass er einen Bruder gehabt hatte!

Mit dem Gedanken, mich nun wirklich ganz dringend mit Onkel Maddy in Verbindung zu setzen verabschiedete ich mich nochmals dankend bei der alten Dame und quetschte mich durch die Menge zu meinem Kumpel Kiba, den ich an diesem Info-Point vermutete.
 

Diesen fand ich auch kurz drauf breit grinsend im Beisein zweier Herren und einer Frau mittleren Alters direkt neben einem größeren Stand, der als Info-Point ausgeschrieben war.

Als er mich entdeckte wedelte er wild mit beiden Armen über dem Kopf und es waren nur wenige Schritte bis ich bei ihm war.

„Naruto? Das hier ist Herr Ukyo. Er ist der Veranstalter dieses Marktes und das hier sind Yahiko-san“, er wies auf den Mann Mitte Vierzig mit orangen Haar, „und Konan-san“, und auf die wohl gleichaltrige Frau mit kurzem fliederfarbenen Haar.

Ich verbeugte mich anstandsgemäß und auch sie nickten mir freundlich zu.

„Und das hier“, Kiba wies auf eine Kiste zu ihren Füßen, „ist eine Kiste voll von ehemaligen Fundstücken aus einem kaputten Labor der Firma Akatsuki aus dem Jahre 2027! Voll mit…“, er öffnete den Deckel und griff hinein, zog etwas Abgepacktes hervor und begutachtete es, „…hydraulischen Bauteilen…“, er griff erneut herein, „Chips und Sensoren sowie“, meine Augen begannen zu brennen… das…das waren alles…, „tatatataaaaaaa!!!!“

Kiba brauchte nichts zu sagen. Er hielt eine kleine, leicht vergilbte weiße Schachtel in der Hand mit Original-Versiegelung.

Das hier war ein Traum und Kiba mein Held in schimmernder Rüstung mit abhanden gekommenen Pferd!

„JA!! JA!! JA!!“, ich sprang ihm so schwungvoll um den Hals, dass er mit dem Gleichgewicht kämpfen musste und Yahiko-san sowie Konan-san nach anfänglicher Verwunderung lächeln mussten, „Kiba! Du endlos supergeiler Superfreund!“

Irgendwie setzte nun bei mir auch noch die Schnappatmung ein…

Das in Kibas Hand… das war eine neue… eine NEUE Hauptplatine für ein Modell ANDR-Z23!!!

Die Erleichterung und die Freude konnte ich nicht unterdrücken.

Immer noch um Kibas Hals baumelnd, immer wieder dicke Schmatzer auf seine Wange drückend schienen bei mir alle Dämme gebrochen zu sein.

Doch das waren endlich keine Tränen der Verzweiflung und des Kummers mehr!

Dies waren Tränen der absoluten Freude!

„Oi! Alter! Beruhige dich mal wieder! Du hast schließlich jetzt Verhandlungen zu führen!“, und mit dieser Aussage holte mich Kiba wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Hastig drehte ich mich um und schenkte dem immer noch lächelnden Pärchen hinter mir nun meine vollste Beachtung: „Ich zahl ALLES!“

„Öhm…Naruto…so sollte man aber zu Beginn nicht das Feilschen anfangen!“, räusperte sich der Braunhaarige hinter vorgehaltener Hand neben mir und wurde dennoch gekonnt von mir ignoriert.

Dieser Yahiko-san lachte laut auf: „Das geht schon in Ordnung! Wenn ich ehrlich bin stand ich sowieso kurz davor den Inhalt zu verschrotten! Denn wer brauch schon Ersatzteile für ein Modell, was es gar nicht mehr gibt!“

Ich schluckte. Die beiden schienen die Geschichte der alten Dame von zuvor mit dieser Aussage zu bestätigen. Deswegen war es vermutlich so schwierig gewesen Ersatzteile zu finden… und Jiraiya hatte dies gewusst und mich nicht in eine falsche Hoffnung rennen lassen wollen.

Doch… es gab noch Wunder und dieses Wunder war eine Kiste in Größe eines Umzugskartons mit den vermutlich letzten Originalbauteilen…

„Du kannst sie haben!“, sagte schließlich die Frau, die mir als Konan vorgestellt worden war.

„Wie jetzt?“

„Na, wir haben gerade zwei Möglichkeiten… wegwerfen oder dir eine…“, Yahiko-san grinste breit, „… offensichtlich wahnsinnig große Freude damit bereiten! Ich denke“, er nickte seiner Partnerin zu, „wir nehmen das Zweite!“

OH – MEIN – GOTT!

„Aber bitte küss uns nun nicht auch noch so ab!“, Yahiko-san hob abwehrend aber weiterhin lachend beide Hände und wenn ich ehrlich bin… ich hätte es beinahe getan!

„Ich… ich glaub’s nicht!“, fassungslos über so viel Freundlichkeit schossen mir schon wieder die nächsten Freudentränen in die Augen.

Langsam wurde das peinlich, echt jetzt!

„Aber eine Bitte hätte ich da!“, säuselte nun die Fliederhaarige.

Ich nickte eifrig… sie dürfte mich gerade wirklich um alles bitten!

„Ich war damals in der Lehre bei Akatsuki und… wenn du deinen Z23 repariert hast… dürfte ich ihn dann mal sehen? Er war der Stolz unserer ganzen Abteilung, weißt du…“

„Ja! Jahaa! Klar! Sicher!“, ich griff in meine Jackentasche und holte das kleine Etui mit den Visitenkärtchen heraus, „Melden sie sich doch mal in vier Wochen oder so und dann gehen wir alle zusammen einen Kaffee trinken oder so! Sie sind schließlich Sasukes Lebensretter… wissen sie… Er möchte sie dann bestimmt auch kennenlernen und so!“

Konan hob irritiert eine Braue: „Aber er wird sich doch beim Wechsel der Platine an nichts mehr…“

Yahiko-sans Blick unterbrach sie und sie legte wieder ein Lächeln auf. Vermutlich hatte er erkannt, dass ich darüber wohl nicht so gerne reden wollte.

Sie nahm dankend meine Visitenkarte entgegen und beide verbeugten sich zum Abschied.

Sie waren schon eine ganze Weile wieder in der Menge verschwunden, da stand ich immer noch wie angewachsen da.

„Oi, Alter! Daheim hast 'nen Androiden hocken der noch nichts von der guten Nachricht weiß!“, brummte mein Freund schließlich neben mir und legte mir den Arm auf die Schulter.

Kiba hatte Recht! Ich musste nach Hause und Sasuke davon erzählen!

Und ich würde ihn fragen, ob er diese Operation – was anderes war es für mich nicht – auch machen wollte.

Anstandshalber wollte ich ihm da schon ein bisschen Mitspracherecht geben, wobei ich dieses auch gekonnt ignorieren würde wenn mir seine Aussage nicht passte!

Und ich müsste Madara anrufen!

Echt jetzt!
 

Keuchend schleppte ich den nicht ganz leichten Karton durch die offene Wohnungstür und setzte ihn im Eingangsbereich zum Wohnzimmer hin ab: „Ich bin wieder zu Hause, Sasuke!“, rief ich wie gewohnt während ich aus den Schuhen stieg.

Und wie nicht anders zu erwarten herrschte Stille in der Wohnung.

Aber nicht mehr lange! Ha!

Beschwingt hüpfte ich durch das Wohnzimmer in das Schlafzimmer wo ich Sasuke am Mittag auf dem Bett zurückgelassen hatte und erstarrte.

Das Bett war… leer.

Ich zog tief die Luft ein, doch diese entwich mir augenblicklich wieder erleichtert, als ich auf den Sessel neben dem Fenster blickte.

Sasuke saß darin in einer wirklich starren Haltung und sein Blick ruhte auf mir.

MOMENT!

Sasuke saß im Sessel?!

Sasuke hatte die Augen auf?!

„Sasuke! Sasuke!“, ich stürmte auf ihn zu, ließ mich praktisch im Sprung vor ihm auf die Knie fallen und umschloss seine Taille mit beiden Armen, „Du bist ja wach!“

„Mein Herr? Naruto?“, seine Stimme klang reichlich mechanisch, aber sie war es! Das war das zweite Mal das er innerhalb eines Tages bei Bewusstsein war!

„Sasuke? Geht… geht es dir gut?“

Eigentlich eine dämliche Frage, aber dennoch…

„Ja“

„Bist das…wirklich du?“

„Wer sollte ich denn sonst sein?“

„Hast du irgendwas vergessen?“

„Ich verstehe die Frage nicht, Naruto!“

Ja… das war er.

Zwar saß er immer noch starr da und rührte sich kaum, aber die schwarzen Pupillen seiner Augen waren auf mich gerichtet.

„Es ist Winter?“, fragte er plötzlich und drehte den Kopf ganz langsam zum Fenster.

Es stimmte. Als Sasuke das letzte Mal so wirklich ‚da‘ war, war es Juli gewesen und nun waren wir mitten im Januar.

„Ja, Sasuke. Du warst fast ein halbes Jahr ohne Bewusstsein“, erklärte ich im ruhigen Ton.

Eine Braue ging ganz langsam nach oben und löste in mir Freude und Trauer zugleich aus. Jiraiya hatte gesagt, er würde sein Bewegungsgedächtnis verlieren mit dieser kaputten Platine und dennoch gelang es ihm die Braue zu heben…

Er wollte wissen, was in diesem halben Jahr alles passiert war und ich erzählte es ihm.

Berichtete ihm wie ich versucht hatte, ihn an meinem täglichen Leben weiterhin teilhaben zu lassen, von der Arbeit und schließlich von der Suche…

Ich sagte ihm, dass ich endlich eine Ersatzplatine gefunden hätte und dass ich mit Madara Uchiha, wohl einem seiner Erschaffer, gesprochen hätte und ihn am Abend besuchen wolle.

„Sasuke?“, beendete ich schließlich meine Erzählungen und sah fragend zu ihm auf, „Wirst du durch den Tausch der Platine wirklich alles vergessen?“

„Ja“

„Mich… auch?“

„Ja“

Ich schluckte. Es tat weh, dass von ihm so direkt noch einmal gesagt zu bekommen.

„Es…“, begann er plötzlich und ich spürte seine Hand auf meiner Wange.

Ganz sanft strich sie liebevoll eine der Tränen weg, die sich schon wieder aus meinem Auge davongestohlen hatte: „Es tut mir… leid, Naruto!“

„Ich hab Angst… Sasuke!“, ich zog geräuschvoll die Nase hoch, „Solche Angst! Ist es egoistisch von mir zu sagen, dass ich nicht will, dass du mich vergisst?“

Seine Hand strich weiterhin über meine Wange: „Es ist alles gut, Naruto!“

„Nein…nein…es ist nichts gut! Ich bin ein schlechter Mensch! Ein schlechter, egoistischer Mensch! Ich könnte jetzt mit dir zu Jiraiya gehen! Wir haben endlich das Ersatzteil und trotzdem… trotzdem sitz ich hier und heule weil ich nicht will, dass du mich vergisst! Es tut mir leid, Sasuke!“

„Alles ist gut!“

„Nein… ich bin ein Feigling! Ich hab Angst! Angst, wieder zurückgelassen zu werden wenn du mich vergessen solltest und du wirst mich vergessen wenn wir dich… dich heilen und so und normalerweise sollte ich doch wollen, dass du geheilt wirst… und doch will ich nicht, dass du mich vergisst!“

„Naruto?“, begann er leise und ich wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke über die Augen um ihn besser erkennen zu können.

Er griff dann nach meinen beiden Händen und hielt sie in seinen an seine Brust gedrückt: „Ein Android existiert nur um seinem Herrn zu dienen und ihn zu unterstützen und zu beschützen. Daher zerbreche nun nicht an Selbstvorwürfen! Ich kann nicht zulassen, dass du zerbrichst! Ich werde dich auch weiterhin beschützen. Ich werde dich auch weiterhin unterstützen und bei dir sein. Das wird sich auch nicht ändern wenn ich meine kompletten Erinnerungen verliere. Das schwöre ich dir! Deshalb… höre bitte auf zu weinen und so ein Gesicht zu machen! Ich liebe es, wenn du lachst und fröhlich bist!“

„Also… also sollen wir die Platine austauschen lassen?“, meine Stimme war brüchig.

„Du bist mein Herr und wenn es dein Wunsch ist, dann ja.“

„Macht dich das nicht selbst traurig alles zu vergessen?“

Seine Augen weiteten sich kurz ehe er den Blick senkte und sich ein ganz leichtes Lächeln auf seine Lippen legte: „Androiden leben nur dafür ihren Herrn glücklich zu machen. Wenn ich dadurch noch viel länger bei dir bleiben kann und du dadurch glücklich bist, dann werde ich nicht traurig sein, Naruto!“

„Aber…“, sein Kopfschütteln unterbrach mich.

„Darf ich vielleicht doch eine Bitte äußern?“

Am liebsten wäre ich aufgesprungen: „Aber natürlich!“

„Ich möchte dir gerne noch etwas… mit diesem Bewusstsein, was ich jetzt habe, sagen und wünsche mir, dass du mir zuhörst! Ich weiß nicht, wie lange ich… noch reden kann, daher unterbrich mich bitte…“, er stoppte, als er sah, dass ich nickte.

„Gut. Also… ich habe es wirklich sehr genossen bei dir zu sein. An deiner Seite. Die Tatsache, dass du damals in den Laden gekommen bist und darauf bestanden hast, nur mich allein… haben zu wollen… hat mich sehr glücklich gemacht! Jeder Tag mit dir war sehr schön. Und ich liebe dein Lächeln. Dieses Lächeln…“, er stockte und ich bemerkte, wie sein Körper langsam zusammensackte, „…war das, was mich wirklich… wirklich glücklich gemacht hat, Naruto!“, schwerfällig ließ er meine Hände los, legte beide Arme auf meine Schultern und zog mich somit in eine feste Umarmung.

Eine ganze Weile saßen wir so da und hielten uns schweigend im Arm.

„Sasuke…?“

„Naruto…“, er löste sich etwas von mir und sah mich mit seinen dunklen Augen direkt an, „…verzeih mir, ich bin nur ein nutzloser Roboter, aber… ich…ich liebe dich und… ich danke dir, dass ich so etwas fühlen dürfte!“

Ich hielt die Luft an.

Sasuke… liebte mich?

Ja…schon…wir hatten miteinander geschlafen und auch ich hatte in diesem Augenblick geglaubt, dass ich ihn liebte.

Nein… nicht nur geglaubt. Ich wusste, dass ich Sasuke liebte.

Beide Sasuke. Den Sasuke damals und den…. Sasuke heute… aber niemals hätte ich gedacht, dass er diese Gefühle würde erwidern können!

„Es… tut mir…“

„Nein!“, mein Blick in seine nur noch halb geöffneten Augen intensivierte sich, „Dir muss nichts leidtun, Sasuke! Denn ich… ich liebe dich auch!“

Ein leichtes und vor allen Dingen müde wirkendes Lächeln huschte über seine Lippen, welche ich kurz mit meinen Lippen streifte und dann sein Lächeln erwiderte.

Noch immer in seinen Armen ließ er sich nach hinten in den Sessel sinken und zog mich dabei mit.

Seine Augen waren nun gänzlich geschlossen. Anscheinend hatte er sich in den Standby Modus begeben um Kräfte zu sparen.

Wer konnte denn nun schon so genau sagen, ob ich jemals wieder mit ihm würde sprechen können.

Es läutete plötzlich ziemlich überraschend an der Tür und ich schrak auf.

Ich hatte mit keinerlei Besuch mehr gerechnet und Onkel Maddy hatte mir zwar einen Chauffeur, der mich abholen sollte, zugesichert, doch dafür war es noch mindestens eine halbe Stunde zu früh!

Ob Kiba etwas vergessen hatte? Aber er war ja nicht einmal bei mir gewesen!

Ich löste mich aus der Umklammerung Sasukes und schritt zur Gegensprechanlage.

Nach der Betätigung des grünen Knopfes konnte ich auf einem kleinen Bildschirm direkt neben der Tür Itachi erkennen.

Was wollte den Nii-san so unangekündigt bei mir? Kumogakure war schließlich nicht um die nächste Ecke!

Ich betätigte den Türöffner und ließ ihn ins Haus.

Nur wenige Augenblicke später stand er in der Wohnungstür und sah mit finsterer Miene auf mich herab.

„Itachi-nii-san…was?“

„Seit Monaten sagst du jedes Treffen ab und da wunderst du dich nun?“, er trat ohne weiteres an mir vorbei in die Wohnung, stellte einen Aktenkoffer ab und entledigte sich seines Mantels an der Garderobe, „Es ist doch nur verständlich, dass ich mir da Sorgen um dich mache, Naruto! Und nicht nur ich!“, seine ausgezogenen Schuhe wurden ordentlich in das dafür vorgesehene und von mir wenig genutzte Regal gesetzt, „Deine Eltern wussten auch nichts genaues!“

„Aber ich…“

„Nichts aber! Naruto! Gerade du solltest doch wissen, dass wenn du Probleme oder so hast du jederzeit zu mir kommen kannst! Warum blockst du nur so ab! Meine Güte!“, er fuhr mit festen Druck über meine Haare, „Du bist so stur! Man könnte meinen der Kontakt mit Sasuke damals hätte dich zu einem Uchiha gemacht!“, und dann ließ er mich einfach so allein in der Diele stehen und ging ins Wohnzimmer.

Mit einem Schnauben ließ er sich auf meine kleine Couch fallen während ich schließlich aus meiner Starre heraus beschloss, ihm zu folgen.

„Ich hatte in der Stadt zu tun und muss auch erst morgen früh wieder zurück nach Kumo! Du hast also nun Zeit, mir alles zu erklären!“, er legte ein Bein über das andere und verschränkte passend dazu noch die Arme vor der Brust.

Sein Blick sagte mir, dass er nun keine weiteren Ausflüchte mehr dulden würde.

„Aber sag mal… wo ist dein Sasuke?“

Ich seufzte. Nun war es also soweit. Ich würde wirklich nicht mehr drum herum kommen ihm nun Rede und Antwort zu stehen.

Ich wies ihn mit einem Wink an sich zu erheben und mir ins Schlafzimmer zu folgen. Dort zeigte ich ihn den Androiden im Sessel.

„Nii-san… das ist eine ganz lange Geschichte und in etwa 20 Minuten werde ich abgeholt! Ich werde dir alles erzählen und ich werde auch nicht allzu lange wegbleiben! Versprochen… aber könntest du so lange bei… Sasuke bleiben?“

Ich hatte gezögert weil ich nicht wusste ob ich ihn nun in Itachis Gegenwart nicht doch besser Z23 nennen sollte, aber Itachi schien sich damit abgefunden zu haben, dass ich meinen Androiden wie seinen verstorbenen Bruder und meinen besten Freund genannt hatte.

Er nickte und folgte mir dann wieder zurück ins Wohnzimmer.

Dort erzählte ich ihm alles was ich nur kurz zuvor schon Sasuke erzählt hatte und erst das erneute Klingeln an der Haustür unterbrach mich.

Itachi sicherte mir zu, dass er mich sofort auf meinem Mobiltelefon anrufen würde wenn sich was mit Sasukes Zustand verändern würde und so verabschiedete ich mich.

Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich auf dem Weg zu seinem Großonkel war.

Das wollte ich erst bei meiner Rückkehr tun wenn ich hoffentlich um einiges schlauer war.

Auch war ich nun irgendwie froh, dass Itachi da war, denn so war jemand bei Sasuke.

Ich ließ ihn ungern alleine in der Wohnung und erst Recht nach den heutigen Ereignissen.

Doch war ich mir auch nicht so sicher wie Madara reagieren würde wenn ich denn plötzlich mit einem Z23 bei ihm in der Tür stand.

Schließlich hatte mir ja die alte Dame im Flugzeughangar gesagt gehabt, dass der ‚ältere Bruder den Befehl erteilt hatte die Z23 wieder zurück zu beordern und zu zerstören‘.

Mit einem leicht komischen Gefühl in der Magengegend verließ ich daher meine Wohnung und ließ Sasuke in Itachis Obhut zurück.
 


 

Als ich die Augen erneut aufschlug war mein Herr nicht mehr bei mir.

Ich versuchte mich in das Netzwerk der Wohnung einzuwählen und stellte darüber fest, dass ich nicht allzu lange außer Betrieb gewesen war und die Uhrzeit dafür sprach, dass sich Naruto auch nicht auf Arbeit befinden konnte.

Ich erinnerte mich daran, dass er darüber gesprochen hatte sich am Abend mit Madara Uchiha zu treffen, der einer meiner Erschaffer gewesen sein sollte.

Die Erinnerung daran fehlte mir komplett aber das war auch nicht verwunderlich. Funktionen und Handlungsweisen waren von Jiraiya-san wieder freigeschalten worden, doch über einen Großteil der Erfahrungen und die meisten meiner Erinnerungen aus den ersten vier Jahren wusste ich weiterhin immer noch nichts.

Wenn Naruto demnächst dann noch die Platine wechseln würde, dann würden diese vier Jahre noch um weitere 33 Jahre verlängert werden.

Es war verständlich, dass dies meinem Herrn Angst machte.

Die Schlafzimmertür öffnete sich und eine männliche Person trat ein. Erst auf dem zweiten Blick konnte ich diese als Itachi Uchiha identifizieren.

Ich verstand nicht so Recht, warum dieser hier war und Naruto nicht, doch ich konnte irgendwie gerade auch nicht nachfragen.

Meine Funktionen schienen sich nur auf die Optik zu beschränken.

„Oh, du bist wach!“, entgegnete er im freundlichen Ton und trat näher an den Sessel, auf dem ich immer noch saß, heran.

„Sehr gut! Ich habe da einige Fragen an dich!“

Ich fragte mich, was er wohl dachte das ich dazu berechtigt wäre ihm auf seine Fragen auch eine Antwort zu geben, doch das brauchte ich derzeit sowieso nicht. Schließlich war ich gerade nicht in der Lage zu sprechen und das dürfte er auch relativ schnell bemerken.

Erst jetzt bemerkte ich in seiner Hand einen schwarzen Aktenkoffer. Diesen stellte er neben sich auf den Boden und öffnete ihn.

Anders, als zu erwarten gewesen wäre, befanden sich in diesem Koffer jedoch keinerlei Papiere oder Unterlagen sondern erinnerte mich mit seinem Inhalt eher an die Tasche, die damals der Arzt bei sich gehabt hatte, als Naruto so krank gewesen war.

Eine menschliche Reaktion wäre es sicherlich nun gewesen zu schlucken, doch dazu war ich nicht in der Lage.

Er holte einen kleinen Zylinderförmigen Gegenstand heraus und ich identifizierte ihn sofort als eine herkömmliche Taschenlampe.

„Du brauchst keine Angst zu haben, Sasuke!“, er sprach zu mir wie zu einem kleinen Kind, „Ich möchte nur etwas nachsehen!“

Kaum hatte er das gesagt war er vor mir in die Knie gegangen und streifte mir nun an beiden Füßen die schwarzen Socken herunter.

Ich erinnerte mich daran, dass er mich einmal am Telefon nach meiner Zertifizierung gefragt hatte und vermutete nun, dass er sich diese selbst ansehen wollte.

Aus der Taschenlampe drang ein bläulich weißes Licht und er strahlte damit auf meine Zehennägel.

Ein Zischlaut verließ seine Lippen und hätte ich es gerade gekonnt, so hätte ich ihn verwundert gefragt, was denn nun los sei.

„Interessant!“, flüsterte er und erhob sich wieder. Die Taschenlampe fiel ihm dabei aus den Händen und rollte etwas zur Seite, blieb noch gut sichtbar halb unter dem Bett liegen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es den Vertrauten Izunas gelungen ist, dich da rauszuholen!“

Die allgemeine Verwunderung, die sich in mir ausbreitete, wurde nur noch größer.

„Weißt du, Sasuke… Meine Mutter hat mir vor einigen Jahren eine interessante Geschichte erzählt. Diese Geschichte ist eigentlich… nun ja… schon fast ein Familiengeheimnis! Von dir gab es 100 Stück, wobei man 50 eigentlich nicht einbeziehen sollte, da sie als weibliche Androiden konzipiert worden waren. Demnach lag die Wahrscheinlichkeit das du derjenige bist, dem alles zu Grunde liegt, bei verschwindend geringen 2% und dennoch… diese Wahrscheinlichkeit hat sich gerade zu 100% bestätigt!“

Er beugte sich wieder über seinen geöffneten Aktenkoffer und holte ein kleines Gerät heraus. Dieses schloss er relativ flink an ein Tablet an während er schließlich das andere Ende eines der Kabel nahm und sich mir annäherte.

Ich verstand immer noch nicht, was hier vor sich ging, doch ganz wohl fühlte ich mich nun nicht mehr.

Er hob mein T-Shirt an und öffnete die Klappe an meinem Bauch: „Keine Sorge! Ich weiß was ich tue. Aber du hast vermutlich gerade gar keine Ahnung, nicht wahr? Daher werde ich dir nun ein wenig auf die Sprünge helfen, Sasuke… oder sollte ich dich besser… Izuna nennen?“

Ich merkte, wie er mich an seinen Computer anschloss und augenblicklich spürte ich eine seltsame Wärme ausgehend von meinem Bauchraum im ganzen Körper.

„Naruto hatte Recht. Die Hauptplatine ist total hinüber. Ein normaler Android wäre sicherlich zu gar keiner Regung mehr in der Lage und nur noch für die Schrottpresse zu gebrauchen, doch bei dir liegt das komplett anders! Du bist ein Meisterwerk und trotz deines bereits hohen Alters selbst jetzt deiner Zeit weit voraus! Ich verstehe nicht, warum Jiraiya dies nicht genutzt hat!“

Er legte das Tablett zur Seite und setzte sich im Schneidersitz vor mich auf den Boden: „Ich werde dir nun ein paar Dinge erzählen, während ich eine Sicherheitskopie von deinen Daten anfertige, ja?“

Moment! Er fertigte eine Sicherheitskopie an?

Aber… das war nicht möglich! Selbst Jiraiya-san hatte immer gesagt, dass es keinerlei Methoden gab und nun wollte dies dieser doch noch recht junge Kerl mithilfe eines kleinen Tablett machen?

In mir lagerten Tausende an Terabyte an Daten… wie wollte er diese…?

„Zudem werde ich die verschütteten Daten der Vergangenheit entschlüsseln und wieder zugänglich machen. Du hast damals ein Reboot erfahren, doch es hatte einen Grund, warum Onkel Madara euch alle hat zurückrufen lassen!“, er beugte sich seitlich über und ergriff seine Taschenlampe, hielt aber dabei plötzlich inne.

Schließlich erhob er sich, trat näher an das Bett heran und bückte sich davor, nur um dann darunter zu greifen und die schwarze Fotobox, die ich damals darunter gestellt hatte nachdem ich sie aus dem Kleiderschrank geräumt hatte, hervor zu holen.

„Teme“, las er laut den Aufdruck darauf vor und drehte sich dann mit dem Fundstück wieder zu mir herum.

„Ich werde dir Fragen stellen und je nach Antworten deinerseits werde ich mich entscheiden! Einmal zwinkern heißt ja. Zweimal nein! Verstanden?“

Ich starrte ihn an. Was meinte er damit er würde entscheiden?

Aber was blieb mir nun für eine Möglichkeit?

Ich zwinkerte einmal und er nickte: „Gut. Erste Frage!“, er holte kurz tief Luft, „Liebst du Naruto Uzumaki?“
 

Vor mir reihten sich Unmengen der köstlichsten Speisen aneinander und obwohl die Tafel riesig war schien nicht einmal mehr ein simples Wasserglas darauf Platz finden zu können.

So deckte nicht mal meine Mutter an besonderen Festtagen auf und dennoch schien dies hier Gang und Gäbe zu sein, denn die Bediensteten, die diese ganzen Tabletts mithilfe eines Servierwagen in den übergroßen Speisesaal brachten wirkten nicht so, als wäre heute ein besonderer Anlass!

Ich starrte auf die einzelnen Gerichte und mir lief wortwörtlich das Wasser im Munde zusammen.

Ein lautes Lachen am anderen Ende des Tisches riss mich aus meiner Faszination.

„Ich wusste, dass dir das gefallen würde, Naruto-chan!“

Argh! Ich vergaß, dass er mich so nannte! Sein Lachen wurde noch lauter aufgrund meiner schmollenden Aura, die ich wohl nun verströmte.

Madara lehnte sich in seinem reichlich gepolsterten Lehnenstuhl zurück und beobachtete mich amüsiert.

„Stör ich bei irgendwas, Onkel Maddy? Erwartest du noch weitere Gäste?“

Schließlich hatte der Gute servieren lassen das es für die komplette Belegschaft meines Großraumbüros gereicht hätte!

Er stützte das Kinn auf der Hand ab: „Nein. Ich erwarte heute niemanden mehr! Du hast also einen guten Tag erwischt! Und da ich nicht mehr genau wusste, was du gerne isst, habe ich einfach einmal alles in Auftrag gegeben. Schließlich ist es ja schon eine Ehre, dass du mich mal wieder besuchen kommst!“

Ich biss gerade in eine Teriyaki-Garnele und schluckte laut, da mir klar war, dass das ein versteckter Vorwurf war, dass ich mich in der Vergangenheit zu selten gemeldet hatte.

Ja, das schlechte Gewissen meldete sich mit einem schrillen Läuten.

„Wie lange ist es jetzt her?“, er kratzte sich gespielt nachdenklich an der Stirn und strich dabei eine dieser wahnsinnig langen schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, „Es war die Beerdigung vom Kleinen, nicht wahr?“

Erneut schluckte ich, jedoch war es diesmal nicht weil ich etwas gegessen hatte!

„Ja, genau! Dein Zusammenbruch vor…hm…wie lange ist das nun her? Fast 3 Jahre, nicht?“

Ich nickte. Ich mochte dieses Thema nicht und das sah er mir wohl auch an, daher wedelte er mit der Hand ab.

„Also, kleiner Uzumaki, es hat doch einen Grund, warum du hier bist!“

Nun purzelte mir die angebissene Garnele aus der Hand zurück auf den Teller.

Madara konnte man wirklich nichts vormachen!

„Es geht um den Z23, nicht wahr? Wie nennst du ihn? Sasuke, oder?“

Okay… DAS war jetzt… öhm… ja…

Er lachte donnernd auf: „Meine Güte! Du schaust aus wie ein verschrecktes Kaninchen vor der Schlange!“

„Aber… aber… woher…?“

„Woher ich das weiß?“, mit einem undefinierbaren Blick musterte er mich schmunzelt und griff nach einem Rotweinglas, welches er langsam hin und her schwenkte.

„Glaubst du wirklich, ich hätte nie gewusst, wo sich meine Androiden der Modellreihe Z23 aufhalten? Ich gehe davon aus, du hast bereits einiges in Erfahrung bringen können, sonst wärst du nicht hier!“

Madara hatte gewusst, dass ich die ganze Zeit einen Z23 hatte?

„Dürfte ich von dir erfahren inwieweit du über die dunkelste Stunde meines Clans informiert bist?“

Vor mir türmten sich die leckersten Gerichte, doch ich schenkte ihnen keine Beachtung mehr.

Allein Madara’s nun ausdruckslose Miene schien in meinen Augen alles weitere drum herum auszublenden.

„Izuna Uchiha, dein Bruder, hat sie gebaut mit einem Sasori zusammen und dann ist was schiefgegangen und Izuna ist auch… wie Sasuke…“, ich schluckte erneut, „…an Leukämie gestorben und du hast alle Z23… vernichten lassen und…“

„Fast alle!“, summte er und starrte nun wieder ins Weinglas, „Ich hätte den Z23 bei Jiraiya schon vor vielen Jahren aus den Weg räumen können, doch von dem alten Idioten ging nie irgendeine Gefahr aus… da wollte ich ihm sein ererbtes Spielzeug lassen!“

„Ererbt?“, ich dachte, Jiraiya hätte ihn gekauft gehabt! Nun verstand ich noch weniger, warum mir der alte Ladenbesitzer Sasuke überlassen hatte denn an Erbstücken hing man doch für gewöhnlich noch mehr, oder etwa nicht?

„Nun denn“, er setzte das Glas wieder auf den Tisch ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben, „Ich kenne dich von klein auf, Naruto-chan… daher denke ich, ich kann dir da so einiges erzählen! Möchtest du noch etwas essen?“

Ich schüttelte auf diese plötzliche Frage verneinend den Kopf und Madara wies daraufhin sein Personal an wieder abzudecken.

Eigentlich schade für das viele schöne Essen!

Dann erhob er sich und deutete mir ihm zu folgen, was ich auch sogleich tat.

Wir gingen nur noch einige Räume weiter und betraten wenig später die Bibliothek.

Dort gab es eine kleine Ecke mit zwei riesigen Ohrensesseln und einem runden Tischchen dazwischen.

Dort setzte er sich, machte eine kleinere Stehlampe an und zeigte auf den anderen Sessel.

Ich setzte mich. Ich wagte es nicht irgendetwas zu sagen aus Sorge, er würde es sich noch einmal anders überlegen und die Wahrheit über meinen Z23 mit ins Grab nehmen.

„Irgendwie erinnert mich das an früher“, summte er leise, „Da habt ihr Knirpse auch immer hier mit mir gesessen und wolltet Geschichten vorgelesen haben!“

Bei dieser Erinnerung musste ich allerdings auch leicht schmunzeln: „Ja, du konntest wahnsinnig gut Geschichten erzählen!“

Er stich sich erneut die Haare nach hinten: „Aber auf den Schoß nehmen muss ich dich doch jetzt nicht mehr, oder Naruto-chan?“

„Ha! Ich glaube, davon würdest du alter Mann dich nicht mehr erholen wenn ich das täte!“

Ein jeder andere wäre nun schwer beleidigt, nicht aber Madara. Er war schon immer der Typ ‚Harte Schale – Weicher Kern‘ gewesen und daher war es für mich auch irgendwie unvorstellbar gewesen zu glauben, er ließe ohne mit der Wimper zu zucken Androiden vernichten die sein Bruder erschaffen hatte.

„Dann lehn dich mal zurück, Kleiner! Das wird eine lange Geschichte!“

Nun war ich wirklich gespannt!

„Im Jahr 2018 - ich war Student an der medizinischen Fakultät und mein ein Jahr jüngerer Bruder Izuna war an der Technischen Akademie eingeschrieben - hatte unser Vater die Idee, dass wir uns, bevor er uns den Konzern übereignen würde nach Beendigung unserer Studien, beweisen sollten. Er gab jedem von uns ein gewisses Startkapital und verlangte, dass wir es gewinnbringend anlegen sollten.

Er dachte wohl, es würde ein Konkurrenzkampf entstehen und er würde dadurch eher feststellen können, wer von seinen Söhnen der Geeignetste für sein Erbe war, doch er hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass Izuna und ich uns zusammentaten und das Geld in ein gemeinschaftliches Projekt anlegten. Nämlich in uns selbst. Wir gründeten eine Firma. Nichts Besonderes. So ein kleines Start-up Unternehmen halt. Izuna ließ all sein technisches Können einfließen und ich mein medizinisches Wissen und so gelang es uns auf den Zug aufzuspringen, der gerade neue Möglichkeiten für die Industrie von morgen bot: dem Androidenbau. Das Geschäft lief hervorragend und unser Vater war sehr beeindruckt. Doch im Jahr 2020 ereilte unsere Familie der erste Schicksalsschlag. Izuna bekam die Diagnose Blutkrebs gestellt. Es folgten einige Chemotherapien sowie eine Knochenmarkspende und zunächst schien alles wieder in Ordnung zu sein. Doch die Krankheit hatte Izuna verändert. Er hatte erkannt, wie vergänglich das Leben sein konnte und suchte nach Lösungen!“

„Izuna… suchte nach der Unsterblichkeit?“, warf ich leise ein und Madara nickte leicht.

„So könnte man es nennen. Zunächst dachte ich er handle aus einer reinen Laune heraus, die sich bald legen würde, doch leider fand er für seine wahnwitzigen Experimente einen Mitstreiter. Sasori Akasuna, ein wirklich brillanter Kopf, strebte nach der von ihm benannten ‚Kunst für die Ewigkeit‘. Ein künstliches Lebewesen, welches ewig würde leben können und was wäre da besser geeignet als ein Androide? Nach zwei Jahren der intensiven Planung und Forschung hatten die beiden die ersten Prototypen des Modell Z23 erschaffen. Zu diesem Zeitpunkt gab es auf der ganzen Welt nichts, was diesen Androiden in irgendetwas gleich kam. Es war DER Durchbruch. Wir konnten uns an Vorbestellungen kaum retten!

Doch Sasori reichte dies nicht. Er war der Meinung, dass all die Reichtümer, die wir nun anhäufen würden nichts brächten, wenn unser Leben so vergänglich sei, dass wir es gar nicht alles ausgeben könnten! Und damit traf er den wunden Punkt bei Izuna! Im Mai 2022 entdeckten die Ärzte bei einer Routineuntersuchung, das Izuna den Kampf gegen den Krebs noch nicht gewonnen hatte. Doch statt sich in die Obhut der Ärzte zu begeben schloss er sich mit Sasori Akasuna im Labor ein. Im Juni 2022 gab es in eben diesem Labor eine Explosion. Sasori hatte sich sein eigenes Z23 Modell gebaut nach seinen Wünschen und Vorstellungen und hatte versucht, seinen Geist in diesen Körper zu… transferieren!“

„Bitte was?“, das klang für mich nach einem ganz schlechten Science Fiction!

„Wir waren alle entsetzt! Sasori hatte an sich selbst Experimente durchgeführt und wirklich versucht, seinen Verstand… in diese Maschine zu bekommen… Es war nicht verwunderlich, dass dies nicht klappte und Sasori bezahlte es mit seinem Leben. Wir dachten, dass dies Izuna wachrütteln würde, doch…“, er seufzte, „…das Gegenteil war der Fall! Ich kam im Juli 2022 in das neue Labor meines Bruders und befand mich gegenüber von Modell Z23-2022-07. Ein fast exaktes Ebenbild meines Bruders! Izuna war es tatsächlich gelungen ein Computerprogramm zu entwickeln, welches aus Hirnwellen Daten formte und diese so zubereitete, dass sie als Input für diesen Körper dienten. Mein Bruder plante, diesen Körper ganz gezielt auf eine Übernahme durch seinen Geist vorzubereiten. Er markierte das Hauptmodell mit einem Blaulichttattoo mit seinen eigenen Initialen und ließ jedem Modell, welches im Juli 2022 hergestellt worden war eine Sicherheitskopie mit dem Wissen aus diesem Hauptmodell einprogrammieren. Dies geschah aus Sorge, dass seinem Prototypen etwas passieren könnte und er dann komplett von vorne anfangen müsste. Jedoch ging jedes einzelne Modell aufgrund der hohen Anfrage in den Verkauf. Nur nicht der Prototyp. Er nahm ihn mit nach Hause. Es war für alle reichlich verwirrend plötzlich zwei Izuna hier sitzen zu haben, die sich absolut identisch verhielten, sprachen und handelten. Doch Izunas Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Bald war er nicht mal mehr in der Lage, sein Bett zu verlassen und im Jahr 2025 verstarb er. Aufgrund den Wirren rund um seine Bestattung – mein Bruder hatte sich gewünscht, eingefroren zu werden - und dem damit entstandenen Presserummel ging sein ganzer persönlicher Besitz erst einmal an seinen Anwalt, bei dem Izuna auch sein Testament hinterlegt hatte. Dieser bekam so den Androiden in die Hände und erkannte schnell dessen wahren Wert.

Er wollte sich wohl eine größere Scheibe vom Ganzen abschneiden… doch hatte er seine Rechnung nicht mit mir gemacht!“, ein teuflisches Grinsen legte sich auf Madaras Lippen und ich war mir nicht zum ersten Mal in meinem Leben sicher, dass ich mich niemals mit diesem Mann freiwillig würde anlegen wollen.

„Ich wusste aufgrund der Programme dieser Modellreihe, dass sie eine potenzielle Gefahr darstellten für alle übereifrigen Möchte-Gern-Wissenschaftler, die alle nicht das Niveau oder den Verstand hatten wie mein Bruder oder ein Akasuna und beorderte alle Androiden mit der Begründung eines Baufehlers zurück. Alle, bis auf einen. Der Prototyp befand sich schließlich noch bis zur Testamentsvollstreckung bei diesem Anwalt. Es ist mir nicht bekannt, was dieser Mensch mit Z23 gemacht hat, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass dieser Kerl zuvor jahrelang in Bordellen ein und aus ging… Nun ja… die Testamentsverkündung erfolgte erst Anfang 2028 und Jiraiya, der mit meinem Bruder zusammen die Akademie besucht hatte und lange Zeit in der Firma mit gearbeitet hatte, bekam überraschend Z23 zugesprochen.“

„Heißt das, mein Z23 ist dieser… Prototyp?“, irgendwie musste ich an diesen Anwalt denken und wie er sich an meinen Sasuke wohl vergangen haben musste wenn man den Erzählungen Glauben schenken wollte.

„Ja. Wir haben einige Z23 erhalten und ihnen die schlummernde Programmierung entfernen können, aber aufgrund der vorangegangenen Rückbeorderung hatten viele Kunden das Vertrauen in dieses Modell verloren und ein anderes bestellt. Somit ist dein Z23 der letzte Z23 mit der alten Programmierung. Er ist zudem der Z23, der meinem Bruder bis zum Reboot, welches Jiraiya vornahm aufgrund der Tatsache, dass er wohl Z23 die Erinnerungen an die Geschehnisse bei diesem Anwalt nehmen wollte, zur Seite gestanden hatte und somit zu 99% in all seinen Handlungsweisen meinem Bruder am Nächsten gekommen ist!“

Ich nickte verstehend. Also war Sasuke gar nicht Sasuke, sondern eigentlich Izuna? Aber warum sah er dann so aus wie… Sasuke?

„Ich kann dir deine Fragen förmlich vom Gesicht ablesen, Naruto-chan!“, flötete der Ältere, während er sich in seinem Sessel leicht nach vorne in meine Richtung beugte, „Dir ist die Ähnlichkeit zu meinem Großneffen aufgefallen!“

„Ähnlichkeit?“, schnappte ich, „Die beiden könnten eineiige Zwillinge sein!“

Madara schüttelte lachend den Kopf: „Z23 ist das exakte Ebenbild meines Bruders. Genauso wie Sasuke Uchiha!“

Okay. Irgendwie war ich nun verwirrt. Madara hatte mir soeben nichts Neues gesagt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Satz eine tiefere Bedeutung hatte.

„Der Sohn meiner jüngeren Schwester, Fugaku und seine Frau Mikoto bekamen im Juni 2031 einen Sohn. Itachi. Doch dieser war reichlich kränklich. Du erinnerst dich?“

Und wie ich mich erinnerte! Itachi hatte oft das Bett hüten müssen und damit er sich nicht zu sehr langweilte hatten Sasuke und ich bei ihm bleiben sollen. Eigentlich hatten wir das damals reichlich doof gefunden, aber Itachi war trotz seiner manchmal schwächlichen körperlichen Verfassung ein cooler Bruder und Spielkamerad gewesen.

„Fugaku war darüber mehr als missgestimmt! Er wollte einen starken Erben und bat mich daher, ihm zu helfen. Da die Behandlung bei Itachi in Fugakus Augen nicht schnell genug anschlug wandte er sich erneut an mich. Er… war nach einem Reitunfall 2032 unfruchtbar geworden und bat mich um Unterstützung bei der künstlichen Befruchtung für seine Frau. Fugakus Spermienanzahl war absolut gering und das was wir fanden war minderwertiges Material, also schlug ich Fugaku vor, ihm einen Sohn zu schenken, der nicht nur hervorragend aussah, sondern bewiesenermaßen auch etwas im Köpfchen hatte. Ja, ich spielte Gott und jetzt… im Nachhinein, bereue ich es, weil es nur Schmerz und Leid verursacht hat!“

„Öhm…ich verstehe das nicht so ganz, Onkel Maddy… was… was meinst du damit, dass du Gott gespielt hast?“

Er bettete sein Gesicht in seine Hände und es war dadurch etwas schwierig ihn zu verstehen, doch das, was er mir sagte, erklärte so viele Ungereimtheiten und hätte ich nicht auf diesem Sessel gesessen, dann hätte es mich sicherlich umgehauen!

„Izunas Leichnam war eingefroren. Ich dachte damals ich würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und dem letzten großen Wunsch meines Bruders gerecht werden. Ich entnahm Izuna Zellen, extrahierte seine komplette DNA, leider auch den Teil, der ihn krank gemacht hatte aber darüber hatte ich damals einfach nicht nachgedacht…und befruchtete damit eine DNA-freie Spendereizelle!“, er blickte durch seine Finger hindurch direkt auf mich, „Verstehst du jetzt, Naruto-chan? Sasuke Uchiha war nichts anderes als der perfekte Klon meines jüngeren Bruders Izuna!“
 

Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich schlürfte schweren Schrittes in mein Wohnzimmer. Alles war dunkel. Nur der schwache Schein des Fernsehers erhellte ein wenig den Raum.

Itachi-nii-san saß in eine Decke gehüllt auf meiner Couch und betrachtete mich eingehend.

„Er hat dir wirklich alles erzählt!“, brummte er und ich horchte auf.

„Es war nicht schwer zu erraten, wo du warst wenn man dich so anschaut. Du wirkst, als hättest du den Glauben an die Welt verloren!“

Schnaubend ließ ich mich neben ihn auf die Couch fallen: „Ich glaube, das habe ich auch, Nii-san, das habe ich auch!“

Ich griff mir fahrig in die Haare und zog daran. Das war alles in allem ein verdammt langer Tag gewesen und ich fühlte mich unglaublich geschafft. Dennoch hatte ich Itachi ein Gespräch versprochen und daran wollte ich mich auch halten!

„Hast du… das alles gewusst?“, ich sah ihn von der Seite an.

„Ja. Ich war damals 5 Jahre alt. Da kriegt man schon so einiges mit!“

Es musste schlimm für ihn gewesen sein wenn man plötzlich das Gefühl vom Vater vermittelt bekam, dass man nicht ausreichte.

Doch dann hatte sich schließlich mit Eintritt in die Pubertät das Blatt für Itachi gewendet gehabt! Aus dem kränklichen Kind war ein sportlicher und hochintelligenter Mann geworden, der nur so vor Gesundheit strotzend nun neben mir saß. Anders als Sasuke… dieser weilte nun nicht mehr unter uns aufgrund einer Krankheit, die im Endeffekt noch nicht einmal seine eigene gewesen war.

„Hat… Sasuke es gewusst?“

„Ja. Und du hättest es auch gewusst, wenn du einmal den Brief gelesen hättest so wie ich es dir damals geraten habe!“

„Oh… das stand da drin?“

„Unter anderem, ja!“

„Was denn noch?“

Er zeigte auf meinen kleinen Tisch neben der Couch. Eine mir nur allzu bekannte schwarze Kiste stand darauf: „Lies ihn doch endlich, Naruto! Seit fast drei Jahren rennst du nun schon davor weg!“

Ich schmunzelte. Itachi hatte ja Recht. Itachi hatte eigentlich immer Recht!

„Wie geht es Sasuke… also Z23?“, mein Blick richtete sich auf die geschlossene Schlafzimmertür.

„Ihr habt doch auch darüber gesprochen, oder nicht? Dann dürftest du doch auch nun wissen, dass er eigentlich…“

„Für mich wird er immer Sasuke bleiben!“, brummte ich dazwischen, „Ich kannte keinen Izuna. Ich kannte nur Sasuke! Oder hast du deinen kleinen Bruder weniger als deinen kleinen Bruder angesehen und lieb gehabt nur weil er eine genetische Kopie von jemanden war?“

„Hmpf! Natürlich nicht!“, er wuschelte mir durch das Haar, „Manchmal gibst du richtig schlaue Sprüche von dir, Naruto!“

„Nicht nur manchmal! Also…was ist nun mit Sasuke? Hat er sich noch einmal gerührt?“

„Naruto? Kann ich dir eine Frage stellen?“

Verwundert, warum er meiner Frage ausgewichen war und stattdessen eine Gegenfrage stellte, nickte ich wie automatisiert.

„Was empfindest du für Sasuke? Und damit meine ich nun nicht meinen Bruder, sondern…“, er wies mit einer ruckartigen Bewegung seines Kinns auf die Tür, „…ihn!“

„Er… er ist mir wichtig!“

„Nur wichtig?“

„Er…er bedeutet mir viel!“

Eine Augenbraue lupfte in die Höhe und die Kopfhaltung erhielt Schräglage.

„Ach, verdammt Itachi! Guck nicht so! Das ist mir unangenehm und zudem würdest du mich für krank oder verrückt oder so erklären wenn du die Wahrheit wüsstest, also lass das…echt jetzt!“

„Würde ich das? Hey… du kennst nun meine kranke Familiengeschichte, also denkst du nicht auch, dass ich am Wenigsten Recht dazu hätte irgendwen als ‚krank‘ oder ‚verrückt‘ zu bezeichnen?“

Oh!

„Touchè!“

Er lachte: „Und?“

„Ich liebe ihn. Ja, lach ruhig! Aber das ist mir egal! Er ist und bleibt mein Sasuke…und nach allem was ich erfahren musste bin ich ja damit auch nicht so ganz verkehrt! Schließlich hatten die beiden sowas wie… denselben…ähm…Stammvater!“

Erneut lachte Itachi laut auf. Anscheinend diente ich an diesem Tage zur Erheiterung der Familie Uchiha.

„Oh Mann, Naruto! Sasuke hatte wirklich Recht! Manchmal bist du wirklich ein kleiner Idiot! Aber ein Idiot mit dem Herz am rechten Fleck!“, er schnipste mir an die Stirn. Das hatte er früher, als Sasuke und ich noch kleiner waren, häufiger getan.

„Oi! Was soll das denn…“

„Sasuke wird nicht mehr aufwachen!“

BUMM!

„Was?“

Sein Lachen war verebbt. Sein Blick so ernst wie ich ihn seit dem Tag der Beerdigung seines kleinen Bruders nicht mehr gesehen hatte und ich wusste, er scherzte nicht: „Sasuke, also Z23, wird nicht mehr aufwachen.“

Ich sprang auf und wollte sogleich in mein Schlafzimmer stürmen, doch ein fester Griff um mein Handgelenk hielt mich zurück.

„Lass mich los!“, fauchte ich, doch er blieb unbeeindruckt.

„Naruto! Hör mir zu!“

„Nein! Ich… ich muss zu ihm!“, der Griff wurde fast übermenschlich stark und mit einem heftigen Ruck saß ich auch sogleich wieder neben dem Uchiha.

„Ich lasse dich zu ihm wenn du dir angehört hast, was ich dir zu sagen habe, verstanden?“

Unsere Blicke trafen sich und man konnte förmlich die Spannung dazwischen sehen!

Mein Zug am Arm minderte sich nur gering und ich zappelte noch etwas herum, doch Itachi ließ sich davon irgendwie nicht so wirklich beeindrucken.

„Naruto!“, seine Stimme kam einem Grollen gleich und wirkte so total ungewohnt, was mich etwas erschrocken zusammenfahren ließ, doch dann wurde sie weicher, „Würdest du mir zuhören, wenn ich dir sage, dass ich dir beide Sasukes wiedergeben könnte?“

Hä?

Ich stellte meine Gegenwehr augenblicklich ein.

„Und damit meine ich wirklich beide…. Meinen Bruder UND Z23!“

„Was… was meinst du? Willst du etwa…wieder einen Sasuke… ähm… klonen?“

Er schnaubte: „Unsinn! Was würde das bringen? Du wärst 22 Jahre älter als er!“

Nun verstand ich gar nichts mehr.

„Am besten wäre es, du liest jetzt erst einmal den Brief und dann erkläre ich dir alles!“
 

Mit zitternden Gliedern stand ich im Verkaufsraum von Jiraiya’s kleinem Laden und dennoch gelang es meinem Körper nervös hin und her zu hibbeln. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen.

Ich war einfach viel zu nervös und viel zu angespannt.

Ich konnte mich aber auch mit nichts ablenken! Meine ganze Konzentration lag ganz allein auf der fest verschlossenen Tür zur hinteren Werkstatt.

„Argh!“, ich raufte mir die Haare, ließ das jedoch schnell bleiben, als ich merkte, dass dies doch ziemlich schmerzte und schob grummelnd meine Hände in die Jackentasche.

Mein Blick nach draußen durch das leicht verschmutzte Schaufenster brachte mich auch auf keine anderen Gedanken.

Der Regen der letzten Nacht war dem Sonnenschein des Tages gewichen.

Wir hatten Anfang Juli und das wirklich lange Gespräch mit Itachi lag nun fast ein halbes Jahr zurück.

Ebenso lange wusste ich die Wahrheit. Und zwar die komplette Wahrheit.

Ich spürte das leicht angeraute Papier in der Jackentasche an meinen Fingern. Bald würde es den letzten Rest an Leserlichkeit verloren haben, denn ich hatte dieses Schriftstück schon unzählige Male entfaltet und die Zeilen, die darauf geschrieben worden waren, gelesen.

So oft gelesen, dass ich jedes Wort, Silbe für Silbe, auswendig wiedergeben konnte.

Und dennoch zog ich es erneut hervor und entfaltete es.

Atmete, wie immer, tief ein und ließ meinen Blick auf die erste Zeile fallen…
 

Lieber Naruto
 

Ich schluckte. Allein dieser Satz rief so viele Erinnerungen in mir wach… dabei hatte Sasuke nie das Wort ‚lieb‘ in Verbindung mit meinem Namen genannt… dieser blöde…
 

Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich habe oft schon an einem Brief an dich gesessen und nie die richtigen Worte gefunden. Und jetzt, wo ich kaum mehr in der Lage dazu bin, einen Stift vernünftig zu halten, fällt mir noch so unendlich viel ein, was ich dir sagen möchte…

Es klingt seltsam. Ich weiß. Ich, der immer der Schweigsamere von uns beiden war.

Ich denke, dir nun zu schreiben, dass es mir Leid tut, ist nicht genug. Aber du sollst wissen, dass es mir Leid tut.

Und das was ich dir nun schreibe wirst du sicherlich niemals wieder von mir hören, also merke es dir gut!

Ich bin der Idiot von uns beiden gewesen, nicht du!
 

Ich musste schmunzeln. Allein für diesen Satz und dem dazugehörigen Eingeständnis hatte er sicherlich Stunden gebraucht!
 

Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die ich dir noch unbedingt sagen muss, bevor ich nicht einmal mehr das kann.

Ich bin nicht der, der du glaubst der ich bin.

Natürlich wurde ich als Sasuke Uchiha geboren und als solcher aufgezogen, doch habe ich oft gedacht, dass das nicht ich bin und vor einigen Jahren habe ich mehr durch Zufall die Wahrheit erfahren. Ich habe nun nicht die Kraft, dir alles bis ins kleinste Detail zu schildern, daher habe ich mit Itachi gesprochen und er hat mir versichert, dir alles zu sagen wenn du ihn darauf ansprichst.

Daher merke dir nur, dass mein früheres Ich wohl Izuna Uchiha hieß und ich nur gelebt habe aufgrund des egoistischen Wunsches eines Mannes, der sich mein Vater schimpfte, obwohl er es nie war.
 

Ich hatte Fugaku wenige Wochen nach meinem Gespräch mit Madara aufgesucht und ihn zur Rede gestellt. Mikoto war augenblicklich in Tränen ausgebrochen. Sie hatte nicht gewusst, dass Sasuke die ganze Wahrheit gewusst hatte. Sie hatte ihn wahrlich geliebt wie ihr eigen Fleisch und Blut, was vermutlich auch daran lag, dass sie ihn ausgetragen hatte.

Fugaku hingegen hatte nur mit stoischer Miene vor uns gesessen und keinerlei Gefühlsregung nach außen hin gezeigt. Das hatte ich auch nicht erwartet gehabt.

Nach Itachis Genesung hatte er Sasuke immer spüren lassen, dass er nicht wirklich sein eigenes Kind war. Sasuke war lange gut genug dafür gewesen der Ersatzmann zu sein, doch als er nicht mehr benötigt worden war, hatte er ihn abgeschoben und ihn das auch deutlich spüren lassen.

Als Kind hatte ich diese Gefühlskälte nie verstanden. Ich hatte es immer als ungerecht empfunden wie Fugaku mit meinem besten Freund umgegangen war, doch all mein Reden half nicht. Der alte Uchiha ließ sich nicht erweichen und zeigte auch keinerlei schlechtes Gewissen.
 

Viel wichtiger ist es jetzt nun für mich, dass ich meine Kraft nun nutzte dir mitzuteilen, was mir auf dem Herzen liegt. Und ja, Dobe, ich weiß, dass du nun laut ausrufst, dass ich gar kein Herz hätte…
 

Mit dieser Aussage hatte er gar nicht mal so falsch gelegen, als ich den Brief das erste Mal gelesen hatte!
 

…aber ich kann dir sagen, dass dennoch eines vorhanden ist! Schließlich hätte ich sonst niemals das Mitleid mit dir empfinden können um dir meine Freundschaft anzubieten!
 

Das war so typisch… Teme!
 

Du hast mir bei unserem letzten Treffen im Stadtpark etwas gesagt, was ich eigentlich schon länger gewusst hatte aber ich mich aufgrund der Umstände nicht dazu geäußert hatte. Auch in diesem Augenblick nicht.

Naruto… du bist so ein lebensfroher Mensch. Du hast dieses unglaubliche Talent, das man sich in deiner Nähe nur gut fühlen kann und Dobe, ich weiß hier wovon ich spreche! Als die Ärzte bei mir Leukämie feststellten gaben sie mir noch maximal ein halbes Jahr. Ich glaube, es war allein dein Verdienst, dass ich noch fünf weitere Jahre bei dir sein konnte.

Und dennoch… an diesem Tag im Park. Im strömenden Regen.

Naruto, verzeih mir, aber ich konnte nicht.

Wie gerne hätte ich dir gesagt, dass ich dich auch liebe. Das ich bei dir sein möchte auf jetzt und für ewig! Doch mein Körper war schon lange am Ende und ich war die ewigen Lügen leid.

Doch konnte ich auch nicht anders da ich wusste, dass du daran zerbrechen würdest und das darfst du nicht!

Naruto… LEBE und schenke den Menschen dein Lächeln! Denn dieses habe ich am meisten geliebt!
 

Ich schluckte. Z23 und Sasuke Uchiha waren sich wirklich viel ähnlicher, als ich es damals, als mir Z23 einen Satz mit der gleichen Aussage sagte, begriffen hatte. Ob dies der Anteil Izunas war, den beide in sich trugen?
 

Glaub an deine Träume und erreiche unser gemeinsames Ziel!

Lebe für uns beide gemeinsam. Bitte.
 

Nachdem ich diesen Brief gelesen hatte war ich wenige Tage drauf zur Studentenkanzlei der Universität Konohas gegangen und hatte mich wieder für das nächste Semester im Fach ‚Raumfahrtforschung‘ immatrikulieren lassen.
 

Ich wäre gerne länger an deiner Seite geblieben. Hätte dir gerne persönlich gesagt, dass ich dich liebe und dich dann in meine Arme genommen und geküsst. Doch ich konnte dies nicht mit meinem Gewissen vereinbaren dich dann kurz darauf zurück lassen zu müssen.

Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen.
 

Das hatte ich schon längst, Teme, echt jetzt!
 

Ich danke dir für all die schönen, chaotischen und auch nervigen Stunden, die ich mit dir verbringen dürfte. Du, Naruto, hast mein Leben lebenswert gemacht und auch wenn es nicht besonders lang war, so war es das schönste kurze Leben, was ein Mensch haben konnte.

Ich liebe dich.

Auf ewig.

Dein Sasuke
 

Ich schluckte wieder diesen riesigen Kloß in meinem Hals herunter der immer dann auftauchte, wenn ich bei den letzten Zeilen angekommen war.

„Ich liebe dich auch, Sasuke. Auf ewig!“

Ich presste das Stück Papier an meine Brust und schloss die Augen.

Erst das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ mich aufblicken.

Itachi trat mit einem sanften Lächeln auf den Lippen aus der Werkstatt zu mir heraus in den Laden.

Hastig faltete ich den Brief wieder zusammen und steckte ihn zurück in die Jackentasche um dann auf den Größeren zu zu gehen.

„Es ist alles gut verlaufen!“, beantwortete er meine unausgesprochene jedoch offensichtliche Frage.

Aber etwas anderes hatte ich auch irgendwie nicht erwartet.

Schließlich hatten sich Jiraiya und Itachi gemeinsam fast ein halbes Jahr auf diesen Tag vorbereitet gehabt. Hatten mit den Daten, die Itachi an dem Tag im Januar Z23 entnommen hatte gearbeitet und Izunas Programmierung entschlüsselt.

Hatten somit alle Erinnerungen von Z23 aus seiner Zeit als Izuna sowie seiner Zeit bei Jiraiya und erst Recht alle Daten aus der Zeit mit mir als Sasuke retten können und sie auf externen Speichermedien sichergestellt.

Aber das war noch nicht alles gewesen!

Das war der Moment, als Jiraiya sich tief vor Itachi-nii-san verbeugt hatte und mir die Tränen gekommen waren weil ich nicht glauben wollte, dass es ihm gelungen war…
 

In der schwarzen Kiste hatten sich Bilder befunden.

Bilder von Sasuke und mir. Bilder von Sasuke und seiner Familie.

Aber auch Filmdateien auf Speichermedien aus vielen Jahren gemeinsamer Familienfeste, Schulveranstaltungen und jeden weiteren Augenblick wo Mikoto Uchiha an eine Kamera gedacht hatte.

Und das hatte sie wirklich oft getan!

Itachi und ich hatten uns wochenlang die Nächte um die Ohren geschlagen und anhand dieses Materials Sasuke Uchihas Leben nachkonstruiert.

Die Lücken, die weder die eingescannten Bilder noch Filme hatten schließen können füllten wir mit unseren Erinnerungen. Was ich nicht wusste, das wusste Itachi.

Es waren Unmengen an Informationen zusammen gekommen und als dann bei mir die Uni wieder los ging und ich noch nebenbei meinen Halbtagsjob bei Tsunade im Büro hatte, hatte sich Itachi hingesetzt und all diese Informationen umgewandelt.

Umgewandelt in Erinnerungen. Erinnerungen an ein Leben. An ein noch schöneres Leben als das sich Sasuke bei mir im Brief dafür bedankt hatte, denn wir hatten all die schmerzhaften Momente, die durch die Krankheit gekommen waren oder durch das fehlgeleitete Verhalten Fugakus seinem Sohn gegenüber weggelassen.

Ende Juni hatte Itachi mir dann eine 400 TB Festplatte gezeigt und mir gesagt, dass sich darin ein komplettes Menschenleben befände.

Das Leben eines 20-jährigen Mannes namens Sasuke Uchiha.

Itachi hatte aber auch all die Erinnerungen Z23 mit hinein geflochten. Die letzten drei Jahre sollten nicht komplett verschwunden sein! Aus seiner Zeit bei Izuna und Jiraiya beließen wir es bei dem Nötigsten. Zunächst war Jiraiya deswegen etwas eingeschnappt, aber er verstand schnell, dass die Erinnerung an 32 Jahre lang in einem Laden zu stehen und Androiden zu verkaufen sicherlich nicht so spannend waren.

Und so war es nun dazu gekommen, dass ich zitternd vor Itachi stand und ihn mit großen Augen anblickte.

Denn in den frühen Morgenstunden hatte er sich mit Jiraiya zusammen sowie Sasuke und der Hauptplatine in die Werkstatt zurückgezogen und versucht, meinen Freund zu retten, der das letzte halbe Jahr, so wie es Itachi vorausgesagt hatte, nicht mehr aufgewacht war.

Als ich Itachi-nii-san einmal gefragt hatte, warum er das tat, hatte er geantwortet, dass er Z23 eine Frage gestellt hätte und dieser hätte ihm so überzeugend mit einer fast schon wahrlich menschlichen Wärme in den dunklen Augen geantwortet, dass er in diesem Augenblick beschlossen habe, den letzten Wunsch seines Bruders auf seine ganz eigene Art und Weise zu erfüllen.

Natürlich hatte ich ihn nach dem Inhalt der Frage gefragt.

„Ich fragte ihn, ob er dich liebt und er bestätigte mit ‚Ja'! Ich fragte ihn 'Mehr als dein Leben?' und da kam auch ein 'Ja'. Und in diesem Augenblick sah ich meinen Bruder in ihm und wie er mich bat, immer für dich da zu sein, auf dich aufzupassen und dir zu helfen, glücklich zu werden!“

Itachi hatte mir in diesem Augenblick an die Stirn geschnipst und gelächelt: „Nun habe ich dir den Weg zum glücklich sein ausgelegt, Naruto! Gehen musst du ihn aber allein!“

„Nein!“, war meine entschiedene Antwort darauf gewesen, „Ich werde diesen Weg zusammen mit Sasuke gehen!“
 

Die warme Hand Itachis legte sich auf meine Schulter und bugsierte mich langsam durch die Tür in die Werkstatt.

Jiraiya stand am großen Monitor und verglich wohl einige Werte von seinem Tablet in seiner Hand mit den blinkenden Zahlen auf dem großen Bildschirm.

Ein zuversichtliches Lächeln lag auf seinen Lippen als er mich in den Raum hineinstolpern sah: „Jetzt liegt es an dir! Er schläft noch!“

Meine Knie schienen noch ein wenig weicher zu werden mit jedem Schritt den ich näher an die Liege heran trat.

Da lag er.

Sie hatten bereits alle Abdeckungen an ihm geschlossen und so wirkte er wirklich einfach nur wie ein junger Mann in Boxershorts auf einer Liege der tief und fest schlief.

Sein Brustkorb senkte sich leicht und hob sich wieder.

Itachi hatte mich zwar schon vorab gewarnt, aber allein dieser Anblick ließ meinen eigenen Atem anhalten.

Sie hatten ihm eine regelmäßige Atmung einprogrammiert und Hey! Schwitzen konnte er jetzt auch!

Ich musste in mich hineingrinsen!

Ja… vor mir lag Sasuke. Eindeutig. Alles stimmte. Die Haut. Das Haar. Die leichte Röte auf den Wangen…. Einfach alles!

Noch immer mit der leicht stützenden Hand Itachis auf der Schulter trat ich noch näher heran, erreichte ihn schließlich und griff vorsichtig nach seiner Hand.

Verdammt! Sie war… sie war warm!

„Itachi! Jiraiya! Ihr seid… wahrlich Götter!“, hauchte ich und ich erntete von beiden ein leises Prusten!

„Das sagst du jetzt! Wenn er die Augen aufgemacht hat wirst du das bestimmt noch revidieren!“, flötete der Schwarzhaarige hinter mir und grinste verschmitzt.

Also manchmal sprach Itachi selbst für mich, der ihn doch nun wirklich schon ewig kannte, in Rätseln!

„Na los! Nun weck ihn schon auf, Junge!“, brummte Jiraiya und blickte mich herausfordernd an.

Ich nickte dem Grauhaarigen zu, wandte mich nochmals Itachi zu um mir auch ein Abnicken von ihm abzuholen und schenkte dann dem Schwarzhaarigen vor mir meine ganze Aufmerksamkeit.

Ein letztes Mal holte ich tief Luft: „Hey, Sasuke! Aufstehen!“

Ich wartete. Doch er regte sich nicht. Hm.

„Versuch es noch einmal!“, ermutigte mich Itachi.

„Hey, Sas! Aufstehen! Du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen!“

Immer noch nichts und langsam machte sich neben dem flauen Gefühl in meinem Magen auch ein wenig Sorge breit.

Hatte es etwa nicht funktioniert? Das… das dürfte nicht sein!

„Vielleicht ist es wie in diesen alten Märchen…“

„Meinst du Dornröschen?“, fragte Itachi gleich den Älteren.

„Na ja…bei dem Aussehen wohl eher Schneewittchen! Ich kann mich aber nicht daran erinnern ihm ein vergiftetes Apfelstück in den Hals eingesetzt zu haben!“

„Sas?“, ich versuchte die beiden herumalbernden Idioten auszublenden. Schließlich wussten sie ja auch nicht, was gerade in mir vorging: „Hey, Sasuke! Hörst du mich? Ich bin’s, Naruto! Findest du nicht, du hast mich nun lang genug warten lassen?“

„Ich könnte ein wenig Elektrizität über seine Membran in sein System…“

Jiraiya bekam nicht nur von mir einen wirklich schiefen Seitenblick geschenkt.

„Ist ja gut! Ist ja gut! War nur ein Vorschlag!“, er hob abwehrend die Hände, „Meine Güte! Nach der Zicke Izuna habe ich wirklich nicht mehr damit gerechnet nochmal einem Uchiha mit Killerblick zu begegnen!“, murmelte er jedoch noch anschließend und für uns immer noch gut hörbar!

Ich seufzte auf. Irgendwie wurde mir das nun doch alles zu blöd.

Einen weiteren Schritt nach vorne gehend und mich so endgültig von Itachis Hand auf meiner Schulter befreiend und nun halb auf die Liege kletternd packte ich etwas fester an Sasukes Arm und rüttelte daran: „Oi! Teme! Jetzt komm endlich und steh verdammt noch mal auf!“

Ein Moment der überraschten Stille über meine doch recht laute Ansprache legte sich über uns. Doch das interessierte mich nicht weiter, da der schwarzhaarige Bastard immer noch die Augen geschlossen hatte und bislang keinerlei Anstalten machte, dies zu ändern, als…
 

„Ich hoffe wirklich, du hast eine verdammt gute Entschuldigung dafür, mich einfach so zu wecken, Usuratonkachi!“
 

Oh Gott! DAS hoffte ich gerade auch!
 


 

~ENDE~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dies war nun das erste Drittel meines 'längsten OS aller Zeiten' für diesen Wettbewerb. Die Teile 2. und 3. werden noch vor dem 01.12. hier hochgeladen! Also schaut wieder mal vorbei! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Savannah_Mightyhope
2022-08-11T19:40:13+00:00 11.08.2022 21:40
So eine tolle Geschichte ich weiss nicht was ich dagr sagen soll...
Von:  kurai_hana
2018-01-09T01:39:22+00:00 09.01.2018 02:39
Oh ... mein... gott...

Ich finde einfach keine Worte, diese wären alle nur profan und könnten nicht mal ansatzweise wiedergeben, was diese geschichte in mir ausgelöst hat....

Doch ein wort muss ich einfach verwenden: ... episch ... das war es auf jeden fall!

Ich hab fast nur geheult, habe mich kaum mehr eingekriegt! Keine ahnung wie du auf so eine beeindruckende Geschichte gekommen bist und dein buchstabe inf Form des juliregens, kann kaum noch mehr bedeuten... einfach wahnsinn!

Klingt vielleicht etwas trivial, aber ich finde daraus könnte man einen film machen!

So ich versuch jetzt mal runter zu kommen und zu schlafen ;-)

Ich hoffe, du schreibst noch viele solche Geschichten! Veröffentliche bücher!

Man schreibt sich :-*
Von:  Soraleya
2017-01-21T21:06:40+00:00 21.01.2017 22:06
Ich liebe deine geschichte einfach *tränen in den augen wegwisch* einfach wahnsinn
Alles liebe Niya
Von:  Wisteria
2017-01-15T16:55:12+00:00 15.01.2017 17:55
Ganz tolle FF!
Super Idee, so liebevoll, warmherzig und auch traurig. Ein mal die ganze Gefühlsachterbahn.
Ich liebe es, bin froh das es alles so gut endet.
LG
Von:  Sayuri_Hatake
2016-03-01T22:48:31+00:00 01.03.2016 23:48
Oh mein Gott !
Eine wunderbare Geschichte, mehr kann ich dazu nicht sagen. Du bist - und das soll sich jetzt geschleimt anhören - ein Genie und ich bedanke mich wirklich, dass ich diese Story lesen konnte. Wirklich tausend dank.
Weiter so !
Lg Sayuri
Von:  BlackWolfLucy
2016-01-02T23:51:13+00:00 03.01.2016 00:51
Hallo Kamui,

vielen Dank für deinen Beitrag beim Wettbewerb The ABCs of Love!

Erst mal allgemein zur Punktevergabe:

1. Rechtschreibung und Grammatik: [10P]
Für die Rechtschreibung und die Grammatik habe ich eine Art Notentabelle erstellt, die Fehler gezählt und dann in der Tabelle abgelesen, wie viele Punkte es dafür gibt.

2. Inhalt: [40P]
Beim Inhalt habe ich darauf geachtet:
- ob das gewählte Wort vorhanden war [5P]
-wie originell das Wort ist (ist es das erste, was einem beim entsprechendem Buchstaben durch den Kopf geht oder ist es etwas, auf das ich niemals gekommen wäre?) [1-5P]
-ob das Thema Liebe vorhanden ist (und nicht nur erwähnt wird, sondern zentrales Thema ist) [1-5P]
-ob der Ort passend ist (und ob er überhaupt beschrieben wird) [1-3P]
-ob die Stimmung passend ist [1-5P]
-wie gut der Schreibstil ist (schöne flüssige Sätze oder ständige Wortwiederholungen etc.) [1-2P]
Zusätzlich dazu gab es noch einen Bonus von bis zu [10P], für besondere Leistungen (z.B. tolle Stimmung, guter Gebrauch von Metaphern, unerwartete Wendungen etc.].

3. Charaktere: [25P]
Bei den Charakteren habe ich darauf geachtet:
-ob die Charaktere OoC sind und wenn ja,
-ob sie einen Grund dazu haben und ob es sich 'natürlich' anfühlt oder ob sie ohne irgendeinen wirklichen Grund OoC sind und eigentlich komplett andere Charaktere sind [1-4P]
-ob sie perfekt (oder gut) dargestellt sind (schließt sich mit dem OoC-Punkt aus) [4P]
-ob sie stimmig mit der Geschichte sind [1-5P]
-ob sie lebendig wirken [1-5P]
Zusätzlich gab es auch hier einen Bonus von [11P] für herausragende Leistungen (z.B. klare Charakterstruktur, gute Gedankengänge, tiefere Ebenen des Charakterbewusstseins betreten etc.)

4. Kurzbeschreibung: [5P]
Bei der Kurzbeschreibung habe ich darauf geachtet:
-ob eine Beschreibung der OS vorhanden ist [1P]
-ob der Wettbewerb genannt wird [1P]
-ob der Buchstabe erwähnt wird [1P]
-ob der Titel richtig ist [1P]
-ob der Wettbewerb verlinkt ist [1P]


AUSWERTUNG:

1. Rechtschreibung und Grammatik:
Ich habe kaum Rechtschreib- oder Grammatikfehler gefunden und bei der Länge des OS ist das überhaupt kein Grund Abzüge zu geben. Also [10P/10P]

2. Inhalt:
Du hast dein Wort benutzt, dazu gibt es auch nicht mehr zu sagen. :) [5P/5P]
Juliregen ist auf jeden Fall nicht das erste, dass mir für den Buchstaben J einfällt, aber gleichzeitig ist es kein besonders abstraktes Wort, sondern etwas, was der Leser kennt und dadurch wirkt das Erscheinen des Wortes in deinem OS, trotz seiner Originalität, natürlich und nicht aufgezwungen. [5P/5P]
Das Thema Liebe spielt in deinem OS die zentrale Rolle neben deinem Wort von dem her auch hierfür volle Punktzahl :) [5P/5P]
Die Liebe zwischen Sasuke und Naruto genau so wie die Liebe zwischen Z23 und Naruto dreht sich ständig um den Juliregen und wie schon gesagt wirkt das ganze wirklich harmonisch miteinander. Auch bei der Stimmigkeit volle Punktzahl. [4P/4P]
Den Ort hast du wirklich toll beschrieben und aufgebaut. Wir hatten wirklich die ganze Zeit Kopfkino und alles wirkte vollkommen authentisch und natürlich obwohl es in einem AU stattfand, dass sich gänzlich vom Naruto-Universum unterscheidet. [3P/3P]
Die Stimmung ist wirklich bombastisch. Mehr müsste ich eigentlich dazu nicht sagen, aber ich finde, du hast das so toll hingekriegt, dass du ein richtig dickes Lob verdient hast. Also hier kommt's:
Du hast die Emotionen der Charaktere so wundervoll wiedergegeben, dass man sich vom ersten Moment an in sie verliebt hat und eine Verbindung zu ihnen aufgebaut hat, die einen hat mitfiebern und vor allem mitfühlen lassen hat. Anders gesagt, du hast so eine tolle Stimmung erschaffen, mit so ziemlich jedem Wort, jeder Metapher und jeder Beschreibung, dass wir das Gefühl hatten, Naruto und Z23 würden uns direkt ansprechen. Man hatte wirklich das Gefühl zu Hause zu sein und die verschiedenen Emotionen der Charaktere direkt mitzufühlen. Das hast du so unglaublich toll hinbekommen, dass ich gar nicht die richtigen Worte finde, für dass was ich alles erlebt habe während des Lesens. [5P/5P]
Wie schon gesagt hast du einen tollen Schreibstil und da waren wir uns mal wieder Einig bei dir: volle Punktzahl dafür [2P/2P]
Zusätzlich hast du noch den vollen Bonus von 10 Punkten erhalten, da du wirklich einen wunderschönen Schreibstil hast, du einen unglaublich schönen und süßen Plot hattest und weil du einfach ein Stimmungs- und Formulierungskünstler bist.

3. Charaktere:
All deine Charaktere sind super authentisch und natürlich. Jede Bewegung und jedes Wort haben sich beim Lesen einfach richtig angefühlt und so hat es nochmal doppelt so viel Spaß gemacht die Geschichte über sie zu lesen. Sie sind alle vollkommen lebendig und haben auch tiefgründige Gedankengänge. Du hast die Tatsache, dass ich keine Wortobergrenze gegeben habe perfekt dafür ausgenutzt nicht nur deinen Plot sondern auch deine Charaktere super zu entfalten und ich muss zugeben, dass mich die Parallelen zum Original manchmal echt umgehauen und zu Tränen gerührt haben. *melancholisch werd*
Alle Charaktere sind stimmig mit dem Plot (den wir übrigens nicht genug Loben können). [5P/5P]
Und lebendig sind sie auch, wie ich bereits erwähnt habe hast du sie wirklich vom ersten Moment an super entfaltet und man spürt wirklich die Veränderungen die während des Plotfortschritts in den Charakteren vorgehen. [5P/5P]

4. Kurzbeschreibung:
Bei der Kurzbeschreibung hast du leider einen Punkt verschenkt, da du nicht erwähnt hast, was dein Buchstabe ist.

FAZIT:
Dein OS ist wirklich genial gewesen und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ständig entweder zu Tränen gerührt war oder Tränen gelacht habe, wenn ich nicht gerade im Fan-Girl-Modus steckte (was bei dem Pairing eigentlich nie passiert... bin eigentlich kein NaruSasu-Fan aber, dass hast du geändert :)).
Dein Schreibstil ist super und ich gehen jetzt mal so weit dir zu sagen, dass du als Autor unglaublich gut wärst. Du hattest wirklich tolle Ideen mit dem Plot und die Art und Weise, wie du mit Worten umgehen kannst ist einfach nur beneidenswert.
(Kuroi und ich haben deinen OS übrigens liebevoll Monsterchen getauft :D) Und obwohl dein Beitrag ein wirklicher Brocken war, hatten wir beide nie das Gefühl, dass du irgendwelche Filler eingebracht hättest. Jedes Wort war perfekt und am Ende waren wir beide wirklich traurig darüber, dass es "schon" vorbei war. (Und das obwohl ich zwei Tage zum Lesen gebraucht habe und nur drei Stunden geschlafen habe weil ich weiterlesen wollte :))

Insgesamt: [79P/80P]

Herzlichen Glückwunsch, damit belegst du den 1. Platz

Dankeschön und ganz liebe Grüße,
Lucy

PS: Vielleicht machst du ja dieses Jahr nochmal mit ;) Würde uns auf jeden Fall riesig freuen!
Von:  Kyuubi19
2016-01-02T23:16:16+00:00 03.01.2016 00:16
OMG !!
Das war mit Abstand der beste Naruto-OS den ich JE gelesen habe...
Super ausgedachte Story die sich erst am Schluss auflöst und ein Hammer Schreibstil
Bin echt begeistert und Daumen hoch ^^
Freu mich auf weitere Geschichten dieser Art :-)
LG
Kyuubi19
Von:  Luna143
2015-12-01T22:14:08+00:00 01.12.2015 23:14
Ich muss sagen... ich muss echt sagen *schnief*
Mir sind jetzt wirklich einige Tränen runter gerollt. Natürlich Liebe zu Maschinen und auch die Experimente ... alles wirklich verwerflich.
Doch hast du es wirklich sehr gut getroffen. Die Gefühle hast du so gut rüber gebracht, dass ich selbst alles dafür getan hätte Sasuke... diesen sasuke zu retten.
Ich sehen immer noch das man einen Androiden nicht lieben sollte. Doch Er fühlt kann es also empfindet alles was ein Mensch empfindet. Nur die Organe... sind aus Leitungen. Nun kommt die frage die sich Naruto zurecht gestellt hat. Ist es wirklich liebe oder nur ein egoistisches Programm? Ach wenn ein Programm lernt ist und bleibt es ein Programm.

Aber wenn wir unseren Körper betrachten, Elektrizität lässt uns auch Fühlen oder bewegt uns. Nur brachen wir keine Steckdose, da wir unseren eigenen Kern haben. Also könnten wir uns als Organische Androiden sehen. Ein sehr kompliziertes und auch etnisches Thema.

Aber dieser FF ist wirklich gut. ich bin echt begeistert.
Von:  NiranyEmiko
2015-12-01T13:43:48+00:00 01.12.2015 14:43
*zu Tränen gerührt bin*
Sasuke is back!
*schnief*
Kami, die eigentliche Göttin bist du.
Das ist wirklich wirklich eine so was von romantische Story nach mein Geschmack. Es ist Sience Fiction, Spannung und Romantik drin. Und keinerlei vorhersehbarer Kitsch. Kurz, sie ist perfekt, Nein, sie ist Göttlich ♡
Auch wenn ich erst kritisch deinem Androiden gegenüber stand, jetzt hast mich doch überzeugt ;)
Einfach nur.... perfekt. ... *in Traumwelten abdrift*
Von:  Vampbunny
2015-11-29T15:51:15+00:00 29.11.2015 16:51
*geschockt vor dem Ende des Kapitel sitze*
meine Güte, das erste Kapitel war ja schon mitreissen~ aber das hier war ja noch viel intensiver~
Ich war so erleichtert, als es hieß das es ihm besser ging und hab gestrahlt~
Und nun sitz ich doch wirklich mit Tränen in den Augen da~
Böseee *schnief*

Aber mal von außen her das zu sagen: Es ist einfach genial geworden die Fortsetzung
und ich freue mich schon wie es weiter geht T-T (Will es unbedingt wissen)
LG Vampy
Antwort von:  KamuiMegumi
29.11.2015 16:59
Vielen lieben Dank das dir meine kleine Geschichte gefällt. Brauchst auch nicht lange warten...morgen geht es in den dritten und letzten Teil
Antwort von:  Vampbunny
29.11.2015 17:05
*die Freunde in meinem Augen aufblitzt* *-*


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